Verfassung Und Recht in Burgdorf (16. Bis 18. Jh.)
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Verfassung und Recht in Burgdorf (16. bis 18. Jh.) Von der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie - Dr. phil. - genehmigte Dissertation von Dr.agr. Reinhard Scheelje, geboren am 23. August 1926 in Bramsche. 2 Referent: Professor Dr. Carl-Hans Hauptmeyer Korreferent: Privatdozent Dr. Karl H. Schneider Tag der mündlichen Prüfung: 7. September 1999 3 ZUSAMMENFASSUNG In Form einer strukturanalytischen Untersuchung wurden am Beispiel der Stadt Burg- dorf die Entwicklungen und Wandlungen der Verfassung und der Rechte einer Klein- stadt im mittleren Niedersachsen (jetziger Landkreis Hannover) während der Zeit zwi- schen 1500 und 1800 anhand eines umfangreich vorhandenen Archivmaterials unter- sucht. Unter Verfassung wurde dabei nicht die Verfassung im Rechtssinne verstanden sondern die politische Ordnung insgesamt ausgedrückt in der Realstuktur des Gemein- wesens, die die Rechte und Gerechtigkeiten einschließt. Ausgangspunkt waren die Ver- hältnisse und Strukturen, die sich nach der vermutlichen Stadtgründung Ende des 13. Jahrhunderts entwickelt hatten und Ende des 15. Jahrhundert bestanden: eine Stadt mit Ratsverfassung (zwei Bürgermeister und acht Ratsherren), Gerichtsbarkeit und städti- scher Autonomie in Form von Selbstverwaltung innerhalb des Fürstentums Lüneburg. Dieser Status wurde im Zuge des Auf- und Ausbaus einer Landesverwaltung im Für- stentum Lüneburg und insbesondere mit ihrer Straffung seit dem Ausgang des 17. Jahr- hundert abgebaut zu einer Stadt, die unter „Amtsjurisdiktion“ stand, d. h. der die Ge- richtsbarkeit entzogen war und die die Selbstverwaltung verloren hatte, allerdings unter formeller Beibehaltung der überkommenen städtischen Ratsverfassung. Bürgermeister und Rat waren nachgeordnete und ausführende Organe der Landesverwaltung, in die- sem Fall des Amtes Burgdorf. Von diesen Entwicklungen und Wandlungen blieben die Rechte und Gerechtigkeiten, städtische Institutionen wie Gilden und Ämter sowie die innerstädtische Ordnung unberührt. Erhalten bis ins 19. Jahrhundert blieb auch das Bürgergericht als rechtsbildende und ordnende Institution, das als Restsubstanz des Mitte des Anfang des 16. Jahrhunderts bestehenden Stadtgerichtes (Vogtding) der Stadt verblieb, nachdem die Zivilgerichtsbarkeit mit dem Goding für den Bereich des Amtes Burgdorf im Landgericht aufgegangen war. Der Stadt blieben ferner die erste Instanz der Zivilgerichtsbarkeit, die freiwillige Gerichtsbarkeit, das Exekutionsrecht und das innerstädtische Ge- und Verbotsrecht, die jedoch sämtlich Ende des 17. Jahrhunderts zugunsten des Amtsjurisdiktion entzogen wurden. 4 5 ABSTRACT In the form of a structural analytical investigation and by means of an extensively avail- able archive material were examined at the example of Burgdorf the evolution and transformations of the constitution and the rights of a small town in the middle of Nied- ersachsen, present administrative district Hannover (Landkreis Hannover), during time between 1500 and 1800. The word constitution is not to be understood here as a con- stitution in the legal sense but the political order on the whole, that is expressed ex- pressed in the real structure of the community including the rights and privileges. The circumstances and structures, that had developed the presumable city foundation at the end of the 13th century until the end of the 15th century were starting point of investi- gation. That was: a town with Council constitution (two mayors and eight councillors), jurisdiction and urban autonomy in the form of self-administration within the principal- ity Lueneburg. In the course of building-up and expansion of a country administration in the principality of Lueneburg and especially by the systematical classification of the towns into the princely administration-state in the 18th century, this status was re- moved. At the end of the 17th century Burgdorf was subordinated to "county jurisdic- tion" i.e. the jurisdiction had been withdrawn, it had lost its self-administration, but formerly kept the handed down urban council constitution. Mayor and councillors be- came subordinate and carrying out organs of the country administration, however, in this case of the county of Burgdorf. The rights and privileges, urban institutions and guilds as well as the intra-urban order remained unchanged by this evolution and these transformations. Until the 19th century, the citizen court (Bürgergericht oder Burding) survived as a right forming and arranging institution, that as a remaining substance of the town court (Vogtgericht) still existed in Burgdorf. In the beginning of the 16th cen- tury the other part, civil law jurisdiction, had been united with the Goding (responsible for the district of the county of Burgdorf) to the regional court (Landgericht). The town kept furthermore the first instance of civil law jurisdiction, the voluntary jurisdiction, the execution right and that intra-urban commanding and prohibitive rights, which how- ever were all withdrawn in favour of the county jurisdiction at the end of the 17th cen- tury. 6 7 SCHLAGWORTE Verfassung und Recht – Kleinstädte – Frühe Neuzeit Constitution and Rights – Small Towns – Early Modern Times 8 9 VORWORT Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung von Verfassung und Recht der Stadt Burgdorf zwischen 1500 und 1800. Burgdorf ist eine Kleinstadt im mittleren Niedersachsen in einer kleinstädtisch geprägten Stadtlandschaft im weiteren Umkreis von Hannover, die heute weitgehend vom Landkreis Hannover umfaßt wird. Die Anregung und Förderung der Arbeit verdanke ich Herrn Professor Dr. Carl-Hans Hauptmeyer, der mich während meines zweiten, späten Studiums, diesmal der Ge- schichte, wohlwollend und hilfreich betreute. Angeregt wurde ich aber auch durch meine langjährige politische Tätigkeit als Ratsherr, Beigeordneter und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Burgdorf. Meiner Tochter, Dorothee Rischmüller MA, danke ich für die Durchsicht und Korrek- turlesung der Arbeit. Für die Bereitstellung der Archivalien des Stadtarchivs bin ich der Stadt Burgdorf dankbar. 10 11 INHALT ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................................................3 ABSTRACT .........................................................................................................................................5 STICHWORTE.....................................................................................................................................7 VORWORT ..........................................................................................................................................9 INHALT ............................................................................................................................................. 11 1. EINLEITUNG ................................................................................................................................15 1.1 Begriffsbestimmung.................................................................................................................................. 15 1.1.1 Verfassung und Recht ......................................................................................................................... 15 1.1.2 Kleinstadt............................................................................................................................................ 16 1.1.3 Untersuchungszeitraum und Untersuchungsgebiet............................................................................ 17 1.1.4 Beispiel Burgdorf ................................................................................................................................18 1.2 Ziel der Arbeit........................................................................................................................................... 19 1.3 Stand der Forschung ................................................................................................................................20 1.3.1 Allgemeine und übergreifende Darstellungen.................................................................................... 20 1.3.2 Forschungsstand im Bezugsgebiet..................................................................................................... 27 1.3.2.1 Forschungsstand im mittleren Niedersachsen............................................................................. 27 1.3.2.2 Forschungstand in Burgdorf ........................................................................................................ 29 1.4 Quellenlage ................................................................................................................................................ 30 1.5 Topographie – Demographie................................................................................................................... 30 1.6 Städtische Entwicklung Burgdorfs bis zum Beginn der frühen Neuzeit........................................... 34 2. VERFASSUNG UND RECHT DER STADT BURGDORF......................................................... 39 2.1 Stellung der Stadt ..................................................................................................................................... 39 2.1.1 Landstand – Landtag ........................................................................................................................... 39 2.1.2 Stellung der Stadt innerhalb der Landesstruktur...............................................................................