1998, 24. Jahrgang

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1998, 24. Jahrgang Rundfunk und Geschichte Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv 24. Jahrgang Nr. 2 I 3- April I Juli 1998 Buch und Rundfunk im Dritten Reich Rezeptionsforschung in Ostdeutschland (1945 - 1965) Gespräch mit SR-Intendanten a.D. Franz Mai Reportage aus dem KZ Oranienburg (1933) Rezensionen Bibliographie Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv Zitierweise: RuG -ISSN 0175-4351 Redaktion: Ansgar Diller Edgar Lersch Redaktionsanschrift Dr. Ansgar Diller, Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main - Berlin, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main, Tel. 069-15687212, Fax 069-15687200 Dr. Edgar Lersch, Süddeutscher Rundfunk, Historisches Archiv, Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart, Tel. 0711-9293233, Fax 0711-9292698 Redaktionsassistenz: Dr. Stefan Niessen Herstellung: Michael Friebel Redaktionsschluß: 10. Juli 1998 Das Inhaltsverzeichnis von »Rundfunk und Geschichte« wird ab Jg. 19 (1993), H. 1, im INTERNET (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/zeitschr/RuGe/rugindex.htm) angeboten. Inhalt 24. Jahrgang Nr. 2 I 3- April I Juli 1998 Aufsätze Annegret Bischof Zwischen Medienverbund und Medienkonkurrenz Buch und Rundfunk im Dritten Reich 105 Konrad Dussel Der DDR-Rundfunk und seine Hörer Ans~tze zur Rezeptionsforschung in Ostdeutschland (1945-1965) 122 Dokumentation »Am Ende des Jahrtausends eine multikulturelle Großfamilie« Gespr~ch mit dem Gründungsintendanten des SR Franz Mai (Wolfgang Becker) 137 Miszellen Helmut Hammerschmidt (1920 - 1998) (Stephan Rechlin) 160 Clemens Münster (1906 -1998) (Bettina Hasselbring) 161 »Wir können vielleicht die Schlafr~ume besichtigen« Originalton einer Reportage aus dem KZ Oranienburg (1933) (Muriel Favre) 164 Das Historische Archiv des Südwestfunks in Baden-Baden (Jana Berendt) 170 Rezensionen lnge Marßolek I Adelheid von Saldern (Hrsg.) Zuhören und Gehört werden. Zwischen Lenkung und Ablenkung (Konrad Dussel) 174 Hörspiel 1945 - 1949 (Wolfram Wessels) 176 Monika Estermann I Edgar Lersch (Hrsg.) Buch, Buchhandel und Rundfunk (Sabine Schiller-Lerg) 177 Walter Klingler u.a. (Hrsg.) Medienrezeption seit 1945 (Ralf Hohlfeld) 178 Westdeutscher Rundfunk Köln, Offentlichkeitssarbeit (Hrsg.) Geschichte und Geschichtchen (Edgar Lersch) 180 Ulrike Rödling »Hallo, hier Freiburg, Welle 577 «. Freiburger Rundfunkgeschichte 1926 - 1946 (Edgar Lersch) 181 102 Rundfunk und Geschichte 24 (1998) Wolfgang Krüger Geschichte des deutschen Fernsehens (Edgar Lersch) 182 Jo Reichertz I Themas Unterberg (Hrsg.) Tele-Kulturen. Fernsehen und Gesellschaft (Oliver Zöllner) 182 Joan Kristin Bleicher (Hrsg.) Fernsehprogramme in Deutschland. Konzeptionen, Diskussionen, Kritik (1935-1993) (Edgar Lersch) 184 Dirk Ziegert Jugendfernsehen auf dem Weg vom Infotainment zum lnfomercial. Die Magazine »Eif99« und »Saturday« zwischen Wende und Wiedervereinigung (Anja Kreutz) 185 Arnulf Kutsch I Horst Pöttker (Hrsg.) Kommunikationswissenschaft- autobiographisch (Christian Filk) 186 Adolf-Grimme-lnstitut (Hrsg.) Medienpaket »Rechtsradikalismus und Fernsehen« (Christian Filk) 187 Joachim Paech Medien-Macht und interaktive Medien (Christian Filk) 188 Lutz M. Hagen (Hrsg.) Online-Medien als Quellen politischer Information (Christian Filk) 189 Petra Gansen Wirkung nach Plan Sozialistische Medienwirkungsforschung in der DDR (Konrad Dussel) 190 Robert von Zahn Jazz in Köln seit 1945. Konzertkultur und Kellerkunst (Petra Witting) 191 Helmut Karte Der Spielfilm und das Ende der Weimarer Republik. Ein rezeptionsgeschichtlicher Versuch (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 192 David King Stalins Retuschen. Foto- und Kunstmanipulation in der Sowjetunion (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 194 Hannes Siegrist u.a. (Hrsg.) Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (Simone Tippach Schneider) 195 Inhalt 103 Siegtried Hermann u.a. Der deutsche Rundfunk. Faszination einer technischen Entwicklung Gerd Klawitter (Hrsg.) 100 Jahre Funktechnik in Deutschland. Funksendestellen rund um Berlin Kurt Adamy u.a. (Hrsg.) Königs Wusterhausen. Eine illustrierte Stadtgeschichte Wilhelm Herbst Mittelwelle Band 1: Grundlagen Friedrich Weichart (1893 bis 1979) Erinnerungen eines verdienten Funkpioniers aus seinem Leben und Wirken (Ansgar Diller) 196 Hajo Goertz 150 Jahre Deutsche Katholikentage 1848-1998 198 Bibliographie Zeitschriftenlese (76) (1.1. - 31 .3.1998) (Rudolf Lang) 199 Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Jahrestagung des Studienkreises in Leipzig (Edgar Lersch) 201 Doktorandenkolloquium des Studienkreises in Baden-Baden (Marianne Ravenstein) 202 Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv Neu in der Buchreihe des Deutschen Rundfunkarchivs 203 Tondokumente zur Kultur- und Zeitgeschichte (1888- 1932) Christoph Schneider: Das Thema Nationalsozialismus im NWDR-Programm (1945- 1948) Steffen Jenter: Altred Braun. Radiopionier und Reporter in Berlin CD: Nationalhymnen 204 104 Rundfunk und Geschichte 24 (1998) Autoren der längeren Beiträge Prof. Dr. Wolfgang Becker, Universitat Osnabrück, FB Sprach- und Literaturwissenschaft, Arbeitsstelle Medienforschung, Postfach 4969, 49069 Osnabrück Annegret Bischof, Bleichstraße 9, 55130 Mainz Dr. Konrad Dussel, Deutsches Rundfunkarchiv, Historisches Archiv der ARD, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main Muriel Favre, Deutsches Rundfunkarchiv, Historisches Archiv der ARD, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main Annegret Bischof Zwischen Medienverbund und Medienkonkurrenz Buch und Rundfunk im Dritten Reich* Medienkonkurrenz oder Medienverbund sich zunächst mit einer »gut gemeinte[n], aber Diskurs in der Fachpresse »philologistisch anmutende[n] Bildungshuberei im Wege«, 5 bis aus dem Rundfunkprogramm ein Sendungen, die auf literarischen Quellen basie­ »lebendiges Werkstattprogramm mit nicht so ren, sich mit Literatur befassen und diese dem sehr didaktischer Maßgabe als eher lebendiger Hörer nahebringen wollen, bildeten seit der Meinungsbildung«6 wurde. Von den ideenlosen Weimarer Republik die Basis für den kulturellen Originaladaptationen kam man bei der Berliner Auftrag des Rundfunks.1 Zur Zeit der Macht­ Funkstunde, dem progressiven Sender der Obernahme durch die Nationalsozialisten gab es Hauptstadt, als erstes ab und konzentrierte sich ein breites Angebot literarischer Sendungen. Aus auf die Gestaltung eines vielseitigen zeitgenös• den, wie es schien, unbegrenzten Möglichkeiten sischen Literaturprogramms. Das Konzept des der Gestaltung von Radiosendungen schöpften Senders fand Zuspruch in Kreisen literarisch in­ viele Autoren, Publizisten und Funktionare der teressierter Hörer, auch bei dem sich zunächst literarischen und buchhändlerischen Verbande reserviert verhaltenden Bildungsb0rgertum.7 Hoffnungen. Andererseits gab es auch Verdrän• »Um ein ahnlieh weitgefächertes Angebot an gungsängste in der Weise, daß man befürchtete, Informationen Ober das aktuelle literarische Le­ der Rundfunk sei eine ernste Gefahr für das ben der Republik zu verwerten, hatte ein inter­ Buch. Diese Divergenz der Meinungen löste zeit­ essierter Literaturfreund etwa 15 bis 20 Tages­ weise eine rege Diskussion in der Fachpresse zeitungen, Kultur- und Literaturzeitschriften re­ aus, die auch unter den veränderten Bedingun­ gelmäßig halten und nur mehr als oberflachlieh gen der nationalsozialistischen Medienlenkung lesen mossen.«s bzw. Meinungsdiktatur fortgesetzt wurde. ln Gegen Ende der Weimarer Republik hatte Fachorganen wie dem >Börsenblatt für den deut­ sich das Programm des Berliner Senders und schen Buchhandel<, >Der deutsche Schriftstel­ anderer Sendeanstalten »ZU einem literarischen 9 ler<, Literaturzeitschriften wie >Die Literatur<, >Die Forum« entwickelt und blieb es bis zur Macht­ Weltliteratur< und die >Nationalsozialistischen ergreifung.10 Monatshefte< und den Rundfunkzeitschriften ln einem Rundfunk dieses Niveaus sahen >Rufer und Hörer<, >Der Rundfunk<, >National­ Schriftsteller und Vertreter des Buchgewerbes sozialistische Rundfunkkorrespondenz<, >Rund­ zu Beginn der nationalsozialistischen Ära 1933, funkarchiv<, >Rundfunk und Fernsehen< und in also auch noch zehn Jahre nach Beginn der den >Süddeutschen Monatsheften< traten Per­ Radiosendungen, Gefahren für das wesentlich sönlichkeiten aus dem Umfeld des Buchhandels traditionsreichere Medium. Sie fürchteten sich und des Rundfunks für eine Zusammenarbeit besonders davor, das Buch könne wegen einer zwischen den beiden Medien ein. Sie sprachen langfristigen Veränderung des Rezipientenver­ sich für eine Gestaltung attraktiver Programmin­ haltens durch das Radiohören an Akzeptanz halte aus, die Literatur als Grundlage haben und verlieren.11 Der Rundfunk dränge »das Buch das Buch ins Radio bringen sollten. und die stille Lektüre« in den Hintergrund, vor Bis zum Beginn der nationalsozialistischen allem weil er die Zeit einschränke, die einem Le­ Diktatur hatte das Radioprogramm in der Sparte ser für »das stille Nachdenken«12 zur Verfügung »Literarische Sendungen« ein hohes Niveau stehe. Für zwei Mark im Monat sei sein Bezug entwickelt. Den Vorstellung der Programmver­ wesentlich billiger als der Kauf von Lektore und antwortlichen vom Radio als Kulturträger stand Ersatz für Bücher, Zeitschriften und Zeitungen.13 jedoch das Bedürfnis der Mehrzahl der Zuhörer Man sah jetzt jedoch auch Vorteile in der ande­ nach entspannender Unterhaltung entgegen.2 ln ren Vermittlungsform. Der Rundfunk bedrohe nur den ersten drei Jahren seit Beginn des .Pro­ »eine bestimmte Art von Buchkultur und - abgöt• grammbetriebs reproduzierte der Rundfunk
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