Vor 20 Jahren: Das Ende Der „Einrichtung Standbild Geschalteten MAZ, Schwarzbild, Nach Artikel 36 Des Einigungsvertrags“ Aus
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Rückblick programm zum Silvesterabend, dessen Pro- grammansagen („... mich wollten sie schon nicht mehr reinlassen, es geht nur noch mit Sondergenehmigung“) nochmals eine tech- nische Brücke zu den Olympischen Spielen von 1972 schlugen: Aufgenommen wurden sie mit einer jener Bosch-Studiokameras KCU 40, die nach ihrem Einsatz in Mün- chen als kostengünstige Gebrauchtgeräte in die DDR gelangt waren und das Adlershofer Fernsehen in die Lage versetzten, seine Schwarzweißtechnik einzumotten und zur durchgängigen Farbproduktion überzuge- hen. Letzter Akt unter DFF-Flagge war schließlich eine allerletzte Ausgabe der tra- ditionellen, wie stets vorab im einstigen Chemnitzer Kulturpalast aufgezeichneten Silvestersendung, die mit der bekannten, aus Tänzerinnen des „Fernsehballetts“ ge- bildeten Uhr endete, auf der die letzte Minu- te heruntertickte. Stillstand, Zeilensprung- flimmern der noch von einem Techniker auf Vor 20 Jahren: Das Ende der „Einrichtung Standbild geschalteten MAZ, Schwarzbild, nach Artikel 36 des Einigungsvertrags“ Aus. Hüpfendes Bild der harten Umschal- tung der Sendeleitung. Aufblende des Ost- In diesen Tagen jährt sich zum 20. Mal schen Rundfunk (NDR), der die bestehenden deutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) der Abschluss eines Vorgangs, der in Euro- Regionalstudios übernahm und ansonsten mit seinem Intendanten Hansjürgen Rosen- pa seinesgleichen sucht: Die vollständige seine Hamburger Programme durchschalte- bauer, der sich mit einem Gang in die Sen- Auflösung von Rundfunk und Fernsehen der te, die bis heute keine rechte Akzeptanz in destudios vorstellt, die in aller Eile in Bara- DDR, die zuletzt ab dem 3. Oktober 1990 diesem vierten NDR-Land fanden. cken der DEFA in Potsdam-Babelsberg ein- unter einer Bezeichnung liefen, deren tech- gerichtet wurden. Wenn es keine Legende nokratischen Stil man in so ausgeprägter Nachdem sich ursprüngliche, unter dem ist, dann kommentierte anschließend eine Form ebenfalls nicht allzu häufig findet: Arbeitstitel „NORA“ verfolgte Pläne für Reinigungskraft diese erste Sendung als „Einrichtung nach Artikel 36 des Eini- eine gemeinsame Rundfunkanstalt im „peinlich und provinziell“, worauf der In- gungsvertrags“, geleitet durch Rudolf Nordosten Deutschlands damit zerschlagen tendant „Frau B., seien Sie doch nicht so Mühlfenzl als von der Bundesregierung ein- hatten (wären sie zum Tragen gekommen, streng mit uns“ entgegnet habe. gesetzter „Rundfunkbeauftragter“, dessen hätte der Hessische Rundfunk aller Wahr- Rolle der Journalist Lutz Herden als die des scheinlichkeit nach sein Sendegebiet auf Glatt geht es auch in Mecklenburg-Vor- „zu spät gekommenen Maulhelden“ be- Thüringen ausdehnen können, während es pommern, wo sich die Fernsehzuschauer schrieb. in Sachsen eine eigene Landesrundfunkan- damit konfrontiert sehen, umstandslos in stalt geben würde), mochte Brandenburg eine laufende Sendung des NDR-Fernse- An die Stelle der „Einrichtung“ trat zum seine Rundfunkgebührenzahler nicht ein- hens hineingeschaltet zu werden. Schief 1. Januar 1992 in Sachsen, Sachsen-Anhalt fach dem Sender Freies Berlin überlassen geht die Auseinanderschaltung hingegen und Thüringen der Mitteldeutsche Rundfunk und gründete einen eigenen Rundfunk. Al- bei den Sendern, die fortan das zunächst aus (MDR), jene in letzter Zeit ins Gerede ge- len Kassandrarufen zum Trotz erwies sich Dresden gesendete MDR-Fernsehen über- kommene Anstalt, für die der sachsen-an- dieser als lebensfähig genug, um maßgeb- tragen: Zum Bild des MDR ist für einige haltinische Oppositionspolitiker Stefan lich zur Medienlandschaft in der deutschen Zeit noch immer der jetzt vom ORB aus Gebhardt, selbst Mitglied des MDR-Rund- Hauptstadtregion beizutragen. Potsdam-Babelsberg kommende Ton zu hö- funkrates, in den aktuellen Diskussionen ren. das Wort prägte, es handele sich um eine Was geschah an jenem 31. Gründung „von westdeutschen CDU-Politi- So ganz vorbei war es am 31. Dezember kern und der DDR-Unterhaltungsmafia.“ Dezember 1991? 1991 mit dem Livebetrieb aus Berlin-Ad- Mecklenburg-Vorpommern seinerseits ent- lershof dann aber doch noch nicht. Aus dem schied sich für einen Beitritt zum Norddeut- Dem Deutschen Fernsehfunk (DFF)in im September 1989 mit beträchtlichen Auf- Berlin-Adlershof, der von 1972 bis März wendungen, auch für neue technische Aus- Bild oben: Mischpultanlage des Rundfunk- 1990 als „Fernsehen der DDR“ aufgetreten rüstungen, gestarteten Jugendmagazin und Fernsehtechnischen Zentralamts der war, brachte dieser Tag die Einstellung des „Elf99“ (der Name leitete sich von der alten Deutschen Post, die noch bis ca. 2009 im Sendebetriebs um 24 Uhr. Der letzten Aus- Postleitzahl des Adlershofer Fernsehens ab) Studio H 2 für Hörspiele und andere hoch- gabe der Nachrichtensendung „Aktuell“ war eine Produktionsfirma hervorgegangen, wertige Wortproduktionen eingesetzt wur- (vom traditionellen Titel „Aktuelle Kame- die das bestehende Liveformat für einige de. Dieses in den siebziger Jahren entwi- ra“ hatte man sich bei der Einstellung des Zeit auf RTLplus und schließlich bei Vox ckelte System war wegen des Zahlenbe- ersten DFF-Programms im Dezember 1990 fortsetzte. Die Sendung lief wie gehabt wei- reichs der Typbezeichnungen für die einzel- getrennt) folgte eine Ansprache von Rudolf ter aus der sogenannten Hauptregie II (die nen Module als '700er Technik' bekannt. Mühlfenzl und das übliche Unterhaltungs- Bezeichnung rührte von deren früherer Ver- 16 Radio-Kurier – weltweit hören® 1/2012 Rückblick wendung für das zweite Programm) und wurde mit den aus der Sowjetunion stam- menden Studiokameras KT-132 aufgenom- men, deren Einsatz für das kommerzielle Fernsehen in Deutschland auch etwas war, das zwei Jahre zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Von alldem ist inzwischen nichts mehr übrig. Wohl hat der Technikdienstleister Studio Hamburg eine Filiale in Berlin-Ad- lershof etabliert, die nicht nur die großen Produktionsstudios des DFF weiternutzt, sondern auch noch durch Neubauten er- gänzte. Wer aber auf die Suche nach den al- ten Sendestudios geht, wird nicht mehr viel finden, waren die betreffenden Gebäude doch schon in den achtziger Jahren eigent- lich baupolizeilich gesperrt und konnten nur noch mit Sondergenehmigungen genutzt werden. Ein neuer Sendekomplex, der die baufälligen Häuser ablösen sollte, hatte es bis zum Herbst 1989 zum Rohbau gebracht, der dann gleich wieder mit abgerissen wur- de. Verblieben sind nur die denkmalge- Redaktionsgebäude E-R, wie es sich bis vor einigen Jahren mit 'bereinigter' und schützten Gebäude an der Rudower Chaus- wohl schon vor 1994 stillgelegter Leuchtreklame präsentierte. see mit dem Uhrenturm und dem Studio 1, tung betreibt und u.a. Bundestagspolitike- führung der heutigen, NDR- bzw. MDR- dem ursprünglichen Fernsehtheater, das rinnen und Bundestagspolitiker berät“. Der spezifischen Programmnamen passierte nach 1970 die „Aktuelle Kamera“ dann als Urheber der Frage bemerkte dazu: Hat man letztlich nichts. Dahingestellt bleiben muss Teil ihrer überdurchschnittlich gut ausge- sonst nochmal etwas von ihr gehört? Was an dieser Stelle allerdings die nicht unwe- statteten und abgeschirmten Räumlichkei- im gemeinten Sinne in der Tat nur mit sentliche Frage, welche Konsequenzen die ten für sich allein beanspruchte. „nein“ beantwortet werden kann. neue Trägerschaft dieser Funkhäuser im personellen Bereich hatte, wer von den bis- Was für die Gebäude gilt, gilt in einigen Zurück zum 31. Januar 1991, jetzt zum herigen Mitarbeitern dort also auch 1992 Fällen allerdings auch für die Inhalte, die Hörfunk und dort zunächst zu dessen Lan- noch mit dabei war. den DFF ab dem Herbst 1989 ausmachten. desprogrammen, die im Frühjahr 1990 aus So erwies es sich als ausgesprochen ernüch- den Regionalsendern von Radio DDR her- Deutlich einschneidender waren demge- ternd, der Frage nachzugehen, was aus jener vorgegangen waren. Hier geschah vorder- genüber die Ereignisse im Funkhaus in der Journalistin geworden ist, die sich nach ih- gründig fast nichts, der Sendebetrieb lief in Berliner Nalepastraße. Radio Aktuell, das rer letzten DFF-Sendung in der abschlie- allen Fällen nahtlos weiter. Im Funkhaus ßenden Studiototalen die Hände vor das Ge- einstige Radio DDR 1, beendete wie der Potsdam kam es bei Antenne Brandenburg DFF am 31. Dezember 1991 um 24 Uhr sei- sicht schlug. Hier führte die Suche zur Vor- nicht einmal zu einer Umbenennung; der stellung der Mitglieder des Medienrates der ne Sendungen, die bis zu diesem Zeitpunkt ORB führte das Programm unter dieser eta- noch auf den bisherigen UKW-Frequenzen Rundfunkanstalt Berlin-Brandenburg,wo blierten Marke fort und suchte gleich zu Be- man dann zur Kenntnis zu nehmen hat, dass zu hören waren, in Sachsen auch dies schon ginn ein Zeichen zu setzen, indem er Anten- nicht mehr ganztags. Die letzten beiden jene frühere DFF-Mitarbeiterin heute „eine ne Brandenburg für die ersten sechs Stun- PR-Agentur für Medien- und Politikbera- Stunden bestanden dabei nur noch aus einer den des Jahres 1992 auf alle aufgezeichneten, nicht weiter erwähnens- seine Frequenzen aufschal- werten Silvestersendung. Seinen eigentli- tete, auch die von DT64, chen Abschied nahm der Sender bereits um wo die Potsdamer Kollegen 22 Uhr mit einer Ansprache seines Chefre- dafür mit dem Kommentar dakteurs Alfred Eichhorn, die hier im Wort- „sicher ein nettes Unterhal- laut dokumentiert ist, auch wenn die vorlie- tungsprogramm, sollte man gende Aufnahme eine kleine Lücke auf- sich auch mal kommen las- weist. Die Studiokapazitäten des einstigen sen, sowas“ bedacht wur- Radio DDR, mit den Sendekomplexen K 11 den.