MITTEILUNGEN aus dem Stadt- und Stiftsarchiv

ISSN 0174-5328 Bd. 2, Heft 2 September 1987

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- -:· ,,,.,,,,,i!i Haupteingang Schönborner Hof ...... , .. ,, �;:: (Zeichnung: R�iner Erzgraber, Aschaffenburg) Inhalt Arno Störkel, Die Aschaffenburger Bürgerwehr 1806/9 ...... 41 Werner Krämer, Die Landwirtschaftsfeste in Aschaffenburg . . . . 47 Hans-Bernd Spies, Die Unterstützung der Stadt Wunsiedel nach dem Brand von 1834 durch das bayerische Untermaingebiet . . . . 55 Garsten Pollnick, Die Aschaffenburger Protestanten oder eine Minder- heit plant ihren Kirchenbau. 1837 - vor 150 Jahren erfolgte die Grundsteinlegung für ein eigenes Gotteshaus ...... 60 Hans-Bernd Spies, Eine Eichendorff-Parodie - erstmals 1960 auf der Tagung der Gruppe 47 in Aschaffenburg vorgetragen . . . . . 69 Renate Welsch und Helmut Reiserth, Das erste Halbjahr 1987 im Pres- sespiegel ...... 76

Mitarbeiterverzeichnis Werner Krämer, Deutsche Str. 59, 8750 Aschaffenburg Garsten Pollnick, Eichelwiese 10, 8751 Haibach Helmut Reiserth, Dalbergstr. 66, 8750 Aschaffenburg Dr. phil. Hans-Bernd Spies, M. A., Wermbachstr. 15, 8750 Aschaffenburg Arno Störkel, Ebertsklinge 31a, 8700 Würzburg Renate Welsch, Schränksweg 2, 8752 Kleinostheim

Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg im Auftrag der Stadt Aschaffenburg - Stadt- und Stiftsarchiv - herausgegeben von Hans-Bernd Spies

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg Wermbachstr. 15, D-8750 Aschaffenburg Druck: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, 8530 Neustadt an der Aisch Lithos: Thomaier und Ullrich, 8750 Aschaffenburg Tage der offenenTür im Stadt- und Stiftsarchiv

Das Stadt- und Stiftearchiv lädt alle geschichtsinteressierten Bürger ein, an den Tagen der offenen Tür, die von der Stadt Aschaffenburg im Turnus von zwei Jahren veranstaltet werden, am 17. und 18. Oktober 1987 in den Schönborner Hof· zu kommen.

PR OGRAMM An beiden Tagen 10.00 - 16,oo Uhr Aschaffenburger Raritätenbörse - Bücher, Postkarten, Briefpapier. Angeboten werden neben den Vereinspublikationen noch weitere heimatbe­ zogsne Bücher, Briefpapier undBriefkarten, Postkartenserien, Repro­ duktionen, Plakate sowie kostenloses Informationsmaterial. 10.00 - 16.00 Uhr Foto-Ausstellung "M enschen in Aschaffenburg", veranstaltet vom Stadt­ und Stiftsarchiv undGeschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V. 16.30 Uhr "Ein lustig Pfeifferey" Konzerte desAschaffenburger Musizierkreisee für Alte Musik mit Tänzen und Spielstücken vom Mittelalter bis Frühbarock. Zu den Renaiesance­ flöten, Krummhörnern und Kortholten des Eneemblea...kommen diesmal Gems­ hörner mit "gar lieblichem Thon" hinzu. Ausführende: AnneBeckmann, Ursula Hartleitner, Wilhelm Schießer, Werner Schuck. Gabi Fliegel, Meinhard Gerlach, Gitarre Besuch nur mit Eintrittskartei Reservierungen im Stadt- und Stifts- archiv, Tel.-Nr. 306213 Eintritt frei!

Sa111stag1 17. 10. 1987 10.00 Uhr Tonbildschau "Das Mainviereck" (Otto Köseler} 11.00 und 15.00 Uhr Führungen durch das Stadt- und Stiftearchiv (Dr. Hans-Bernd Spiee und Careten Pollnick} 12.30 Uhr Das Archiv wärmt auf: Kartoffelsupp' und Quetechekuche. Nach einem alten Ascheberscher Rezept und einem Serviervorschlag von Irmes Eberth. Gereicht vom Technischen Hilfswerk. 14.00 Uhr Filmvorführung mit Filmen der Stadtbildstelle

Sonntag. 18. 10. 1987 10.00 Uhr Tonbildschau "DasMainviereck" (Otto Kössler} · 11.00 und 15.00 Uhr Führungen durch das Stadt- und Stiftsarchiv (Dr. Hans-Bernd Spiee und Carsten Pollnick} 14.00 Uhr Filmvorführung mit Filmen der Stadtbildstelle

Die Aschaffenburger Bürgerwehr 1806/9

von Arno Störkel

Als durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 die geistlichen Staaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aufgelöst wurden, entging nur einer von ihnen diesem Schicksal, nämlich der des KurfQrsten von Mainz. Er lebte als Staat des Kurfürsten-Erzkanzlers Dalberg bis zur Auflösung des Reiches (1806) fort, wurde dann zum Fürstprimatischen Staat und 1810 zum Großherzogtum Frankfurt, jeweils als Bestandteil des Rheinbundes, umge­ wandelt1. Wie alle Mitglieder des Rheinbundes hatte auch Dalberg dem Kaiser der Fran­ zosen und Protektor des Bundes, Napoleon 1., seine Truppen für dessen Expansionskriege zur Verfügung zu stellen. 968 Mann sollten es laut Vertrag sein; 1204 wurden dann tatsächlich verlangt2. Das war, gemessen an der Stärke der alten kurmainzischen Truppen3, nicht einmal viel, und doch stellte es die fürstprimatische Regierung offenbar vor größere Probleme: Weder quantitativ noch qualitativ konnte das Militär den Ansprüchen genügen, Re­ kruten mußten in aller Eile die Lücken füllen und Ausrüstungsgegenstände beschafft werden. Kein Wunder also, daß der kaiserliche Abmarschbefehl zum 4. Oktober 1806 nicht eingehalten werden konnte4 und die Primatischen zur Doppelschlacht von Jena und Auerstedt (14. Oktober) zu spät kamen. Mit dem Abmarsch des regulären Militärs ergab sich für die Residenzstadt die Notwendigkeit, die städtischen Wachen durch die Bürger stellen zu lassen. Das hatte nicht nur mit Repräsentationsbedürfnis zu tun, sondern vor allem mit der Tatsache, daß es die moderne Einrichtung einer Polizei ja noch nicht gab: In den Garnisonsstädten sorgte das Militär für die öffentliche Sicherheit, auf dem lande die „junge Mannschaft", die in den völlig unbeleuchteten Ort­ schaften nächtliche Wachen zu halten hatten5 und sich gerade in Kriegszeiten von den wenigen Dutzend Husaren kaum Hilfe versprechen durften.

1 Vgl. Konrad Maria Färber, Aschaffenburg - heimliche Hauptstadt des Großherzogtums Frankfurt. Zum 175jährigen Jubiläum der Gründung des Departements Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 10 (1986), S. 213-235, dies S. 216 f. u. 226-231. Das Großherzogtum Frankfurt wurde am 23. Dezember 1813 aufgelöst, vgl. ebd., S. 234. 2 Vgl. Philipp Grimm, Das Bataillon Frankfurt 1806 und Aschaffenburgs Beziehung zu ihm, in: Aschaf­ fenburger Geschichtsblätter 24 (1932), S. 12. 3 Das kurfürstliche Militär hatte aus rund 3000 Mann bestanden. 4 Vgl. Grimm (wie Anm. 2), S. 12. Noch Anfang November waren die Truppen in Aschaffenburg, vgl. Protokollauszug Stadtamt Aschaffenburg vom 8. November 1806, Bayerisches Staatsarchiv Würz­ burg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2547. s Vgl. Protokollauszug Stadtamt Aschaffenburg vom 28. November 1806, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4).

41 Die Bürgerwehren der Städte konnten meist auf eine uralte Tradition zurück­ blicken, nur entsprach die überkommene Organisation eben den Anforde­ rungen einer neuen Zeit schon lange nicht mehr6. Bereits eine Generation früher, im Jahr 1766, hatte der kurfürstliche Stadtkommandant böse Erfah­ rungen mit der Bürgerwehr machen müssen, als er sie instruktionsgemäß exerzieren wollte. Man hatte ihm klar gemacht, daß man sich das nicht gefallen lassen wollte; seine Instruktion sei „nur ein leeres geschwätz, so schon (bei seinem Vorgänger) zwar befohlen, aber nie befolget worden wäre"7. Einmal im Jahr wurde die in zwei Kompanien organisierte Bürgerwehr Aschaffenburgs für einen halben Tag zusammengezogen, um zu exerzieren, und das fiel, wenn es überhaupt gemacht wurde, meist höchst armselig aus. Der „Hohn und das Gelächter der Kinder, welches durch die Mischung von Karrikatur, Willkühr und Unordnung entstehen mußte", waren die Reaktion der Öffentlichkeit auf diese Paraden, so daß sich, wer immer konnte, von diesen Veranstaltungen fernhielt, und das war bei der herkömmlichen Strafe von gerade 30 Kreuzern nur den ärmsten der 958 organisierten Bürger nicht mög­ lich8. Auch war bei der tatsächlichen Ableistung des Wachdienstes die Stell­ vertretung erlaubt9 (es durfte nur kein fremder Handwerksgeselle sein), so daß die einst stolze Bürgerwehr jedes Sozialprestige verloren hatte. Die Privile­ gierten der Bürgerschaft, der Handelsstand, machte auch sogleich eine tradi­ tionelle Befreiung von solchen Lasten geltend10, was natürlich zu Reibereien führen mußte. Aller Auseinandersetzungen ungeachtet mußte nun, bei „gänzlicher Abwesen­ heit des Militärs"11,· der Wachdienst organisiert werden, um „die Höchste Person, dann die Fürstliche Kasse sowohl als jedes Privat Eigenthum [ ... ] beschützen zu können"12. Da war zunächst das Schloß zu bewachen, und dafür waren die 43 (später 60) Mitglieder der Schützenkompanie ausersehen,

e Vgl. Jürgen Kraus, Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg 1548-1806. Vergleichende Untersu­ chungen über städtische Militäreinrichtungen in Deutschland vom 16.-18. Jahrhundert, Augsburg 1980. 7 Beilage zum Bericht des Stadtkommandanten Radler vom 13. Februar 1766, Bayerisches Staats­ archiv Würzburg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2573. e Bericht von Hofkammerrat Pelletier und Stadtschultheiß Leo vom 25. Mai 1808, ebd., L 2548. Das Wort „Gelächter" erscheint bezeichnenderweise schon im Bericht des Stadtkommandanten Radler von 1766 (wie Anm. 7) im Zusammenhang mit den militärischen Bemühungen der Aschaffenburger Bürgerschaft. Auch anderswo nahm man die Übungen der Bürgerwehr nicht viel ernster, die Augs­ burger z. B. exerzierten im Sommer alle zwei Monate, also vielleicht drei- bis viermal jährlich, vgl. Kraus (wie Anm. 6), S. 149. s Auch dies war ein weitverbreiteter Mißstand, vgl. Kraus (wie Anm. 6), S. 155. 10 Vgl. Protokollauszug (wie Anm. 5). 11 Beschwerde der Stadtoffiziere beim Vizedomamt Aschaffenburg, Ende November 1806, Bayeri­ sches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4). 12 Bericht (wie Anm. 8).

42 weil sie als einzige eine „anständige und egale Kleidung" vorzuweisen hatten13. Das Rathaus und die sechs Torposten blieben dem Gros der Bürger­ wehr, nur dreimal im Monat hatte der „Handelsstand" die Wache am Rathaus zu übernehmen14, wodurch seine Privilegien aber schon deutlich aufgeweicht wurden. Diese Situation rief natürlich unüberhörbar nach einer Reform, die im nächsten Jahr auch in Angriff genommen wurde. Die acht Wachen in der Stadt wurden acht „Wachkommandos" von je vier Mann anvertraut, die ·24 Stunden auf ihrem Posten aushalten sollten, was besonders in der schlechten Jahreszeit wohl nicht allzu scharfen Wachtdienst bedeutete. Auch die Frage der Ausrü­ stung wurde angegangen, um „möglichst billigen Preis" sollte jeder Gewehr und Bajonett erwerben, die er ja eines Tages bei seinem Ausscheiden aus der Bürgerwehr wieder veräußern könnte! Was die Uniformierung anging, die ja auch von den Bürgern selbst bezahlt werden mußte, glaubte man, noch etwas Geduld haben zu müssen, denn „dieser ins lächerliche fallende Misstand laßt sich nun freylich auf der Stelle nicht beheben"15. Es dauerte in der Tat noch Monate, bis auch nur dieser Entwurf bewilligt war16. Eine echte Neuorganisation „nach französischem Fuß"17 wurde im Mai 1808 angeregt und von den vorher so dienstunwilligen Honoratioren der Stadt unter­ stützt, wobei ihre Argumente „der öffentliche Credit bey dem Auslande" und die Möglichkeit des Erwerbs von Chargen für verdiente Bürger (also für sie) waren1a. Die Bürgerwehr sollte als ein Bataillon mit Grenadierkompanie und Schützenkompanie, eben „nach französischem Fuß", organisiert werden, und dazu eine Eskadron Kavallerie, die der Handelsstand bilden wollte19. Diese Vorschläge fand indessen die hohe Obrigkeit, die sich offenbar über­ gangen fühlte, glattweg „beleidigend". Besonders die Errichtung der Eskadron wurde abgelehnt, da es sich nur um eine Initiative von Leuten handle, die „figuriren", also renommieren, wollten: ,,Der Cavallerist will sich über alle andere erheben, der Schütz und Grenadier streben nach gleichem Ziel" und schon jetzt müsse man vernehmen, daß die zukünftigen Grenadiere „des Aus­ drucks Ruß gegen die angeblichen Füsilier bedienen"20.

1a Protokollauszug (wie Anm. 5). 14 Entwurf einer Wachordnung, Beilage zum Schreiben des Vizedomamts Aschaffenburg vom 31. Oktober 1807 an die Landesdirektion, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4). 1s Ebd. ,e Protokollauszug vom 10. März 1808, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4). 17 Zitat aus dem Titel der Akte Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 8). 1e Bericht (wie Anm. 8). 19 Eine solche „berittene Kaufmannschaft" existierte z. B. auch in Würzburg; vgl. Walter Kopp, Würz­ burger Wehr. Eine Chronik zur Wehrgeschichte Würzburgs (Mainfränkische Studien, Bd. 22), Würz­ burg 1979, S. 124. 20 Schreiben des Vizedomamts Aschaffenburg vom 4. Juni 1808 an die Landesdirektion, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 8).

43 Der von Frankreich geprägte Geist der Zeit indes und wohl auch die Überle­ gung der Landesregierung, sich auf diese Weise eine militärische Reserve zu schaffen, ließ den Einwänden der Beamten keine Chance. Im Juli 1808 erging ein Dekret, das die Aschaffenburger Bürgerwehr nach den gemachten Vor­ schlägen organisierte und auch gleich eine Uniform vorschrieb: einreihiger

44 blauer Rock, Weste und Hose, gelbe Knöpfe, rot-weiße Kokarde am Hut; für die Offiziere ein goldenes Portepee und Epauletten nach Dienstgrad. Für die Grenadiere waren, erneut nach französischem Muster, rote Epauletten und „Hutbüsche" vorgeschrieben, die Schützen sollten bei ihrer traditionellen grünen Montierung bleiben21. Flinte und Patronentasche sollten schwarze Riemen erhalten22, Seitengewehr war nur für die Grenadiere vorgesehen23. ,,Unvermögende Bürger" konnten ihre Ausrüstung, nicht jedoch die Uniform, im Zeughaus bekommen24. Auch mit Fahnen (einer roten urid einer blauen, Muster ist nicht bekannt), Trommeln und einer eindrucksvollen „Türkischen Musik" wurde die Bürgerwehr ausgestattet - Instrumente für 21 Musiker werden erwähnt -, nur ist leider keine Information über deren Uniform erhalten2s und keine darüber, wer die ganze Pracht dann bezahlte. Diese Anweisungen wurden ergänzt um die Angaben für die Reiteruniform26. Auch hier sind Rock und Hose blau, die Weste hingegen weiß. Am Hut ist ein rot-weißer Federbusch zu tragen und um den Leib eine „Glanzkuppel" mit einem Messingschloß, das das „Stadtzeichen" A aufweist. Auch Stulpenstiefel und Lederhandschuhe werden erwähnt, aber leider keine Farbangabe der ,,Satteldeck", die auch nach gleichförmigem Muster gestaltet war27. Problema­ tisch wurde nur die Ausstattung mit Feuerwaffen, die ja nötig waren, wenn die Herren demnächst Wachdienst leisten mußten. In den herrschenden Kriegs­ zeiten waren die Karabiner schwer käuflich zu erwerben, und so sollten sie aus den Zeughausbeständen abgegeben werden. Dort lagerten noch die Karabiner der aufgelösten kurfürstlichen Garde zu Pferd; dazu erhielten die mittlerweile 36 Kavalleristen der Kaufmannschaft auch deren Karabinerhaken. Die mußte man allerdings nicht aus dem Zeughaus, sondern aus der fürst­ lichen Silberkammer kommen lassen, so aufwendig waren die Gardisten aus­ gestattet gewesen, die einst die deutschen Kaiser bei ihrer Krönung geleitet hatten. Aber, sie transit gloria mundi, selbst von den Karabinerhaken war in den mageren Jahren seit der Revolution bereits „alles Silber abgenommen worden"28, und man konnte den Freizeitkriegern gerade noch einen Gulden und zwölf Kreuzer dafür abnehmen. So ausgestattet standen sie dann sonn-

21 Entsprechendes Dekret vom 11. Juli 1808, ebd. 22 Vgl. Protokoll vom 25. Juli 1808, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2680. 23 Vgl. Protokoll vom 18. Februar 1809, ebd. 24 Vgl. Schreiben des Stadtamts Aschaffenburg vom 20. Juli 1808 an das Vizedomamt, ebd. 25 Vgl. Schreiben des Stadtamts Aschaffenburg vom 16. Juli 1808 an das Vizedomamt, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2688. 211 Beilage B zum Schreiben des Stadtamtes Aschaffenburg vom 20. Juli 1808 an das Vizedomamt, ebd., L 2565. 21 Nota, o. D., ebd. 2e Rapport vom 8. August 1809, ebd., L 2564. 29 Vgl. Entwurf (wie Anm. 14).

45 tags Wache vor dem Rathaus29 ; viel kriegerischer ist es für sie nicht geworden, bis sie dann in den Befreiungskriegen unter bayerischen Fahnen gegen Napoleon ziehen mußten.

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Die Abbildungen wurden der in Anm. 8 genannten Akte entnommen

46 Die Landwirtschaftsfeste in Aschaffenburg

von Werner Krämer

Mit dem Übergang des Fürstentums Aschaffenburg an die bayerische Krone im Jahre 1814 bildete sich auch in Aschaffenburg ein Bezirkskomitee des seit 181 O bestehenden „Landwirthschaftlichen Vereins in Baiern"1, Der von König Maximilian 1. Joseph von Bayern gegründete Verein sollte „die Landwirth­ schaft, dieses Fundament der allgemeinen Staatswohlfahrt, auf jene Stufe der Vervollkommnung emporheben, welche einem Staate, wie Bayern, eine uner­ schöpfliche Quelle des Reichthums sichert"2. Die Errungenschaften der Land­ wirtschaft sollten auf einem jährlich in München abzuhaltenden landwirtschaft­ lichen Nationalfest dargestellt und ausgezeichnet werden. Dieses Fest fand erstmals im Oktober 1810 statt; 1815 wurde der erste Oktobersonntag als jähr­ licher Festtag bestimmt. Um den regionalen Besonderheiten der bayerischen Landwirtschaft besser gerecht werden zu können, sollte auch in jedem Kreis ein eigenes Kreisfest stattfinden3. Das erste Kreis-Landwirtschaftsfest in Aschaffenburg fand am 28. September 1815 statt. In der Bekanntmachung des hiesigen Bezirkskomitees des land­ wirtschaftlichen Vereins hieß es4: „Durch die Vereinigung des Fürstenthums Aschaffenburg mit der Krone Baiern, sind die Bewohner jener Provinz in den glücklichen Fall gekommen, an den Wohlthaten eines in dem Königreiche unter dem

1 Diesem ersten Aschaffenburger Bezirkskomitee gehörten an: königlicher Kämmerer und geheimer Staatsrat Freiherr von Gruben, Präfekt Ritter von Will, Hofrat Ritter von Nau, Forstmeister Behlen sowie Kämmerer und Obrist Graf von Hrzan als ordentliche Mitglieder, Freiherr von Mergenbaum und geheimer Rat Pauli als Stellvertreter. Vgl. Bezirks-Comite in Aschaffenburg, in: Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern 1815, Nr. 49 (5. September), S. 773-774. 2 Johann Eusebius Eller, Das Würzburger September-Fest von 1842, Würzburg o. J. (1842), S. 3. 3 Vgl. Pferde-Rennen bey dem Central-Landwirthschafts-Feste in München am ersten Sonntag im Oktober 1815, in: Königlich Baierisches Intelligenz-Blatt für das Fürstenthum Aschaffenburg 1815, Nr. 75 (20. September), Sp. 770-775; ebd., Sp. 771 f.: ,,Die königliche Großmuth begünstigte indessen, und unterstützte alljährlich die Begehung der Landwirthschafts-Feste durch namhafte Beyträge zur Aussezzung zahlreicherer und bedeutenderer Ermunterungs-Preise, und zulezt, in diesem Jahre, auch durch die Bestimmung, daß das Central-Landwirthschafts-Fest hier in München auf der Theresens-Wiese am ersten Sonntag im Oktober Statt haben sollte. Das königl. General­ Commissariat des Isar-Kreises erließ eine Bekanntmachung, daß zugleich am ersten Sonntag im Oktober alljährlich ein Viehmarkt auf der besagten Theresens-Wiese gehalten werden würde; wodurch denn jene Central-Feste, und diese Jahrmärkte einen ständigen Normal-Tag erhielten, den die Zeit erst befruchten wird". 4 Das Bezirks-Comite des Landwirthschaftlichen Vereins. (Das Landwirthschaftsfest betr.), in: ebd. 1815, Nr. 69 (30. August), Sp. 715-719; Bekanntmachung des Bezirks-Comite des landwirthschaft­ lichen Vereins - das Landwirthschaftsfest betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1815, Nr. 204 (26. August), S. (2-4), danach, S. (2 f.), oben zitiert.

47 besonderen Schutze Sr. Majestät des Königs bestehenden gemeinüt­ zigen Instituts, dem landwirthschaftlichen Verein, Theil zu nehmen. Der Zweck dieser wichtigen Anstalt ist nicht nur Beförderung des Guten durch vereintes Entgegenstreben aller Mitglieder dem Ziele möglichster Vervollkommnung und Verbesserung der Landwirthschaft, Mittheilung und Verbreitung nützlicher Erfahrungen und Berichtigung durch die Zeit geheiligter lrrthümer, sonder dieselbe hat zugleich die Belebung der all­ gemeinen National-Thätigkeit durch öffentliches Anerkenntniß des Ver­ dienstes in der ehrenvollen Auszeichnung des denkenden und fleißigen Landwirths zur vorzüglichen Tendenz ihres Wirkens gemacht. In dieser Beziehung sind auch dem Fürstenthum Aschaffenburg jene Beloh­ nungen verdienter Landwirthe zugedacht worden, durch deren feierliche Vertheilung die diesjährigen Landwirthschaftsfeste begangen werden, welche Feierlichkeit dahier am 12. 0,kt., als dem allerhöchsten Namens­ feste Sr. Majestät des Königs, statt haben wird." Der vorgesehene Termin mußte jedoch wegen des im Oktober zu erwartenden Durchmarsches großer Kontingente russischer Truppen auf den 28. Sep­ tember vorverlegt werden5. Bei dem ersten Landwirtschaftsfest in Aschaffenburg wurden Preise für die Pferdezucht, für Zuchtstiere, für Schweinezucht, für die Bienenzucht, für Obst­ baumanpflanzungen - hier waren unter den Preisträgern auch der Besitzer des Hofgutes Nilkheim, Karl Freiherr von Mergenbaum, und der Stadtschult­ heiß von Aschaffenburg, Jakob Leo -, für das Anlegen von Baumschulen, für den Kleeanbau, den Anbau sonstiger Futterkräuter, für die Wiesenverbesse­ rung sowie für die Einführung der Stallfütterung im Spessart vergeben. Auch vier Dienstboten, ,,welche sich durch Treue, Fleiß, Sittlichkeit, Verträglichkeit und Häußlichkeit" auszeichneten und über 20 Jahre, davon mindestens zehn Jahre in einem Haus, arbeiteten, erhielten Geldpreise und Gedenkmünzen. An ihrer Spitze stand Sophia Wallinger aus Laufach, die seit 60 Jahren Dienst­ magd war6.

5 Vgl. Bekanntmachung des Bezirks Comite des Landwirthschaftlichen Vereins, das Landwirth­ schaftsfest betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1815, Nr. 219 (13. September), S. [4]; ebd., Nr. 255 (25. Oktober), S. [3]: ,,Aschaffenburg, vom 23. Okt. Der seit dem 1 ten d. hier angefangene Durchmarsch des 50 bis 56 000 Mann starken rußisch-kais. Armeekorps, unter dem Obergeneral Grafen v. Doctorow, hat sich gestern geendigt." 6 Vgl. Bekanntmachung. (Des Bezirks-Comite des Landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, die Feier des Landwirtschafts-Festes betreffend.), in: Königlich Baierisches Intelligenz-Blatt für das Fürsten­ thum Aschaffenburg 1815, Nr. 83 (18. Oktober), Sp. 839-846, Zitat Sp. 845. Weiterer Druck (in drei Teilen): Bekanntmachung des Bezirks-Comite des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, die Feier des Landwirthschafts-Festes betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1815, Nr. 244 (12. Oktober), S. [4], Nr. 245 (13. Oktober), S. [3-4] u. Nr. 246 (14. Oktober), S. [3-4].

48 In dem „Programm zu den Kreis-Landwirthschafts-Festen im Jahr 1816" 7 wurde angekündigt, daß der Verein „auch für das gegenwärtige Jahr in seinem Operations-Plane eine nicht unbedeutende Summe" zur Verfügung stellte, um die Verdienste von Landwirten und ihren Dienstboten „auf eine ehrenvolle Weise zu belohnen". „Die hierfür bestimmten Summen machen es möglich, daß im nächsten Herbste 1) in dem Isar- 2) lller- 3) Oberdonau- 4) �em Rezat- 5) dem - 6) dem Regen- und 7) in dem Unterdonau-Kreise; dann 8) in dem Großherzogthume Würzburg und 9) Fürstenthume Aschaf­ fenburg (in folgenden Jahren wahrscheinlich auch in den Provinzen jenseits des Rheins) Landwirthschafts-Feste gefeiert werden können." Das Fest zu Aschaffenburg, verbunden mit einem Viehmarkt in der Weidenan­ lage jenseits des Mains8, fand am 1. Oktober 1816 statt; wie im Vorjahr bestand es im wesentlichen aus der Preisverteilung9. Auch in den Jahren 1817 und 1818 wurden in Aschaffenburg Landwirtschafts­ feste abgehalten. Am 22. September 1817 konnte bei heiterem Wetter und in Anwesenheit des Kronprinzen Ludwig von Bayern, der auch die Preisvertei­ lung vornahm, das „Landwirthschaftsfest für das Fürstenthum Aschaffenburg" gefeiert werden. Es endete mit einem vom Bezirkskomitee veranstalteten Ball, an dem das Kronprinzenpaar teilnahm10. Das nächste Landwirtschaftsfest in Aschaffenburg war für den 21. September 1818 geplant, wurde jedoch auf Veranlassung des Generalkomitees des land­ wirtschaftlichen Vereins in Bayern auf den 28. September 1818 festgesetzt11. Gleichzeitig hatte das Generalkomitee beschlossen, daß in den Kreisen, in denen mehrere Bezirksausschüsse des Vereines bestehen, das jährliche Landwirtschaftsfest abwechselnd am Sitz dieser Ausschüsse durchgeführt

7 (Das Landwirthschafts-Fest im Fürstenthume Aschaffenburg vom Jahre 1816. betr.), in: Königlich Baierisches Intelligenz-Blatt für das Fürstenthum Aschaffenburg 1816, Nr. 69 (28. August), Sp. 582-587, Zitate Sp. 582 f. 8 Die Weidenanlage befand sich dort, wo heute der Volksfestplatz ist. 9 Bekanntmachung des Bezirks-Comite Aschaffenburg des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, die Feier des Landwirthschaftsfestes betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1816, Nr. 248 (15. Oktober), S. (2), Nr. 249 (16. Oktober), S. (3-4), Nr. 250 (17. Oktober), S. (2), Nr. 251 (18. Oktober), S. (3-4), u. Nr. 252 (19. Oktober), S. (2). 10 Vgl. den entsprechenden Artikel (ohne Überschrift), in: ebd. 1817, Nr. 230 (25. September), S. (1-2). 11 Vgl. Bekanntmachung des Bezirks-Comitee Aschaffenburg des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. Die Feier des Landwirthschaftsfestes im Unter-Mainkreise betreff., in: ebd. 1818, Nr. 210 (2. September), S. (3-4), sowie Bekanntmachung des Bezirks Comitee Aschaffenburg des land­ wirthschaftlichen Vereins in Baiern. (Das Landwirthschaftsfest für den Unter-Mainkreis betr.), in: ebd. 1818, Nr. 224 (18. September), S. [4].

49 werden soll12. Das „Landwirthschaftsfest für den Untermainkreis", wie das Aschaffenburger Landwirtschaftsfest 1818 genannt wurde, fand wie bisher in der Weidenanlage statt. Wie schon 1817 wurden die Preise, die sich zwischen drei und 50 Gulden für den einzelnen·bewegten, von Kronprinz Ludwig verteilt. Die Preisträger wurden in der Aschaffenburger Zeitung bekanntgegeben14. Trotz des Beschlusses von 1818, im Wechsel jährlich am Sitz eines Bezirks­ komitees ein Kreis-Landwirtschaftsfest durchzuführen, fand in Aschaffenburg erst 1839 ein solches wieder statt15. Die mit der Festausrichtung verbundenen Kosten zwangen zu größeren Zeiträumen zwischen den Veranstaltungen. Das „Landwirthschaftliche Kreisfest zu Aschaffenburg" vom 14. bis zum 17. September 1839 zählte zu den prunkvollsten seiner Art. Neben dem Vieh­ markt und einer Ausstellung von Landwirtschaftsgeräten und -maschinen, Sämereien und Pflanzen auf dem als Festplatz dienenden städtischen Schieß­ platz16 trugen ein Schützenzug - dabei waren Kostüme und Bewaffnungen aus vier Jahrhunderten zu sehen -, ein Ball im Theatersaal und ein abend­ liches Feuerwerk dazu bei, daß man noch lange von diesem Landwirtschafts­ fest sprach17. Für den Ball hatte der Musikmeister des in Aschaffenburg statio­ nierten 14. Linien-Infanterie-Regimentes, Ludwig Müller, eigens einen ,,Aschaffenburger Landwirtschafts Fest Ball Walzer für das Piano Forte" kom­ poniert1a. Als weiteres kulturelles Beiprogramm bot man Führungen an, und zwar durch die Bildergalerie und die Bibliothek im Schloß Johannisburg, durch die Sammlungen der Landwirtschafts- und Gewerbsschule und durch das

12 Vgl. Verfügung der königlichen höchsten Kreisstelle. (Das Jahrfest des landwirtschaftlichen Vereins betr.), in: Aschaffenburger Wochen-Blatt 1818, Nr. 70 (2. September), S. [1]; Bekanntmachung des Bezirks-Comitee Aschaffenburg des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. (Die Feyer des Land­ wirthschaftsfestes im Untermainkreise betr.), in: ebd., S. [1-2) u. 1818, Nr. 71 (5. September), S. [1-2). 13 Bekanntmachung (wie Anm. 12), S. [1 ). 14 Vgl. Bekanntmachung des Bezirks-Comite Aschaffenburg des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. Die Feier des Landwirthschaftsfestes betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1818, Nr. 246 (14. Oktober), S. [3-4), 248 (16. Oktober), S. [2-3), Nr. 250 (19. Oktober), S. [4), u. Nr. 252 (21. Oktober), S. [3-4). 1s Vgl. Programm zu dem landwirthschaftlichen Kreisfeste zu Aschaffenburg im Jahre 1839. Bekannt gemacht durch das Kreis-Comite des landwirthschaftlichen Vereins, in: Intelligenzblatt der König!. Bayer. Stadt Aschaffenburg 1839, Nr. 27 (6. Juli), S. 106-107, Nr. 28 (13. Juli), S. 110-112, u. Nr. 29 (20. Juli), S. 114-115. 16 Der städtische Schießplatz befand sich stadtauswärts rechts der Ludwigsallee. 17 Vgl. Programm zu dem landwirthschaftlichen Kreisfeste zu Aschaffenburg im Jahre 1839, in: Intelli­ genzblatt der König!. Bayer. Stadt Aschaffenburg 1839, Nr. 34 (24. August), S. 133-134; dgl. in: Aschaffenburger Zeitung 1839, Nr. 201 (22. August), S. [1]; entsprechender Artikel (ohne Über­ schrift), in: ebd., Nr. 223 (17. September), S. [1-2). 16 Vgl. Garsten Pol/nick, Aschaffenburger Porträts (XV). Ludwig Müller (1794 bis 1858). Komposition für Landwirtschaftsfest huldigte dem König, in: Aschaffenburger Volksblatt. Tageszeitung für Unter­ franken, 1986, Nr. 251 (31. Oktober), S. 18; dort auch Abbildung des Titelblattes der Komposition.

50 Gemäldekabinett des Freiherrn von Mergenbaum auf dem Nilkheimer Hof19_ Den Festvortrag in der offiziellen Versammlung hielt das Mitglied des hiesigen Komitees, Forstmeister Dr. Daniel Ernst Müller, über die Bedeutung der freien Benutzung von Grund und Boden im Hinblick auf den Zweck des landwirt­ schaftlichen Vereins20. 1845 war Aschaffenburg erneut Austragungsort des landwirtschaftlichen Kreisfestes, und zwar vom 13. bis zum 15. September21., Der städtische Schießplatz diente wiederum als Festgelände, auf dem die Vorführung der Zuchttiere, die Ausstellung landwirtschaftlicher Produkte und Geräte sowie die Preisverteilung stattfanden. An der Ausstellung beteiligte sich auch die 1833 gegründete Aschaffenburger Landwirtschafts- und Gewerbsschule, indem sie die Nutzung der Seidenraupenzucht als zusätzliche Erwerbsmöglichkeit dar­ stellte22. Die Besonderheit dieses Landwirtschaftsfestes bestand darin, daß die Preisverteilung in Anwesenheit des bayerischen Königs, Ludwig 1., und seiner Kinder, der 1826 in Aschaffenburg geborenen Prinzessin Alexandra, der Erbherzogin Mathilde und des Prinzen Adalbert, erfolgte. Die Begrüßung der königlichen Hoheiten auf dem Festplatz nahm der damalige Vorstand des Aschaffenburger Bezirkskomitees des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, Rektor und Professor Dr. Martin Balduin Kittel, vor23. König Ludwig 1. und sein Anhang nahmen auch an dem im Theatergebäude vom Stadtmagistrat arran­ gierten „Fest- und Volksball" teil, wobei der König mit der Gattin des Bürger­ meister Adalbert von Herrlein die Polonaise anführte. Das Aschaffenburger Stadtoberhaupt erhielt auf diesem Fest vom Regierungspräsidenten Graf von Fugger-Glött die Goldene Medaille für ausgezeichnete Leistungen als Polizei­ vorstand. Novum dieses Landwirtschaftsfestes war ein erstmals in Bayern angesetztes Preis- und Wettpflügen, bei dem auch neu erfundene Pflüge aus­ probiert wurden. Bei diesem Wettbewerb zeichnete sich der Poststallmeister von Hessenthal, Heinrich Scherf, besonders aus.

19 Vgl. Von dem landwirtschaftlichen Bezirks-Comite. Bekanntmachung, das landwirthschaftliche Kreisfest betreffend, in: Aschaffenburger Zeitung 1839, Nr. 216 (9. September), S. (4]. 20 Vgl. Ueber die Bedeutsamkeit der freien Benutzung des Grund. und Bodens mit Bezugnahme auf den Zweck und den Beruf des landwirthschaftlichen Vereins. Vortrag, gehalten während des land­ wirthschaftlichen Festes zu Aschaffenburg in der Vereinsversammlung vom 15ten September 1839, von dem Mitgliede des landwirthschaftlichen Vereins, k. Forstmeister Dr. Daniel Ernst Müller, in: Aschaffenburger Zeitung 1839, Nr. 232 (27. September), S. (5-8). 21 Vgl. Anm. 23. Die Landwirtschaftsfeste waren 1838 nach längerer Pause - vgl. oben Text bei Anm. 15 - wiederaufgenommen worden: 1838 Würzburg, 1839 Aschaffenburg, 1840 , 1842 Würzburg und 1845 Aschaffenburg, vgl. Eller (wie Anm. 2), S. 4 u. 6. 22 Es war das Verdienst Prof. Dr. Martin Balduin Kittels, des Rektors der Landwirtschafts- und Gewerbsschule, daß sich diese mit der Seidenraupenzucht befaßte: vgl. u. a. Statistik und Chronik des technischen Gymnasiums, in: Jahres-Bericht über die K. Landwirthschafts- und Gewerbs­ Schule 1. Cl. zu Aschaffenburg im Untermainkreis für das Schuljahr 1836 in 1837, Aschaffenburg o. J. (1837), S. 16-20, dies S. 18 f. 23 Vgl. den Bericht über das Fest (ohne Überschrift), in: Aschaffenburger Zeitung 1845, Nr. 231 (26. September), S. (5-8).

51 Das nächste "Landwirthschaftliche Bezirksfest zu Aschaffenburg" ist im Jahre 1853 verzeichnet und wurde vom 17. bis zum 19. September auf dem städti­ schen Schießplatz abgehalten. Der rein landwirtschaftliche Teil umfaßte die Vorführung der Zuchttiere und die Darstellung von landwirtschaftlichen Er­ zeugnissen und Geräten, die Besichtigung der Sammlungen der Forstlehran­ stalt und die Preisverteilung für besondere Leistungen in den Jahren 1850 bis 1853. Nach dem „Preiseprogramm"24 waren Auszeichnungen, bestehend aus Medaillen oder Geschichtstalern mit Etui und Diplom sowie z. T. zusätzlich noch mit Fahnen, vorgesehen für: 1 . allgemeine und besondere Leistungen auf dem Gesamtgebiet der praktischen Landwirtschaft; 2. erfolgreiche und verdienstliche Bestrebungen der Beamten, Seel­ sorger, Schullehrer, Bezirksgeometer und Gemeindevorsteher zur Emporbringung und Beförderung der Landwirtschaft; 3. die zum Betriebe der Landwirtschaft verwendeten Dienstboten; 4. Leistungen der Gemeinden; 5. besondere Leistungen bei selbstgezogenen Feld- und Garten­ früchten und für Leinbau und Flachszubereitung; 6. Pferde-, Rindvieh-, Schaf-, Schweine-, Mastvieh- und Bienenzucht. Den Eigentümern der mit einem Preis bedachten Tiere war, wenn sie weiter als drei Stunden von Aschaffenburg entfernt wohnten, eine Vergütung von acht Kreuzern je Stunde Wegs zugesagt worden, und den Führern der Tiere wurde bei der Preisverteilung je ein Gulden als „Aufmunterung" ausgezahlt. Zum festlichen Rahmen des Bezirksfestes gehörte ein Festzug, in dem fast alle umliegenden Gemeinden landwirtschaftliches Tun und Geräte zeigten. Im Utzuberischen Gartenlokal25 fanden das Mittagsmahl und abends „Harmonie­ Musik" statt, und die Aschaffenburger Landwehr bot ein Preisschießen. Der festliche Höhepunkt aber war die Abendveranstaltung am Sonntag2s. Laut Theateranzeige27 kam „Marie oder die Regimentstochter. Oper in 2 Akten, Musik von Donizetti" zu Aufführung. Den Abend beschloß ein Ball im Theater­ saal. Die vergebenden Auszeichnungen umfaßten 59 Preise, 28 besondere

24 Preiseprogramm für das landwirthschaftliche Bezirksfest zu Aschaffenburg, Beilage im kleineren Format zu: Aschaffenburger Zeitung 1853, Nr. 184 ( 4. August); mit dem gleichen Titel erschienen in: Intelligenz-Blatt für die Königl. Bayer. Stadt Aschaffenburg und Umgebung 1853, Nr. 126 (9. August), S. 501-504. 2s Das Utzuberische Gartenlokal befand sich dort, wo heute die Grünewaldschule steht. 26 Vgl. Programm für das Kreis-Landwirthschafts-Fest zu Aschaffenburg im Jahre 1853, in: Intelligenz­ Blatt für die Königl. Bayer. Stadt Aschaffenburg und Umgebung 1853, Nr. 145 (10. September), S. 577-578; dgl. in: Aschaffenburger Zeitung 1853, Nr. 219 (13. September), S. [4]. 27 Theater-Anzeige, in: Aschaffenburger Zeitung 1853, Nr. 223 (18. September), S. (4).

52 Belobungen sowie zwei Ehrendiplome an Gemeinden, außerdem wurde 18mal Personen und Institutionen, darunter die Aschaffenburger Landwirt­ schafts- und Gewerbsschule, der Dank für gezeigte landwirtschaftliche Pro­ dukte ausgesprochen28. Der Stadtmagistrat von Aschaffenburg zeichnete zusätzlich die Gemeinden aus, die sich mit besonders schmucken Wagen an dem Festzug beteiligt hatten. So erhielten , Oettingen, Dörrmorsbach, Goldbach, Großwelzheim, Hösbach, Stockstadt, Unterafferbach sowie das Hofgut Weiberhof als Erinnerungsgabe je eine eigens angefertigte Fahne29. Nach 1853 fand in Aschaffenburg kein Kreis-Landwirtschaftsfest mehr statt. Im Regierungsbezirk wurden in größeren Zeitabständen Landwirtschaftsaus­ stellungen in Würzburg vorgenommen30, in Aschaffenburg hielt man nur noch sogenannte Plenarversammlungen, jeweils im Rathaus, ab31. Als Landwirt­ schaftsfeste wurden ab 1857 die Wanderversammlungen, nunmehr aber für ganz Bayern und jeweils in einer anderen Stadt, durchgeführt32. Aschaffen­ burg war am 21. und 22. Mai 1867 Austragungsort der „X. Wanderversamm­ lung bayerischer Landwirthe"33. Die Versammlung beschränkte sich auf Vor­ träge und Diskussionen, bei denen sich besonders der Besitzer des Hofgutes Nilkheim, Dr. Friedrich Franz Varrentrapp, hervortat34. Ohne Festlichkeiten war zwei Jahre vorher, am 17. Juni 1865, auch die „VIII. Wanderversammlung unterfränkischer Landwirthe" in Aschaffenburg verlaufen35. Erst von der vom 24. bis 28. Mai 1913 in Aschaffenburg abgehaltenen „47. Wanderversamm­ lung bayerischer Landwirte" konnte man wieder von einem Fest sprechen36.

28 Vgl. den Bericht über das Fest (ohne Überschrift), in: ebd., Nr. 227 (23. September), S. [1-2], u. Nr. 228 (24. September), S. (1 ]. 29 Vgl. Meldung (ohne Überschrift) unter „Vermischte Nachrichten", in: Aschaffenburger Zeitung 1853, Nr. 226 (22. September), S. [3]. 30 Vgl. Meldung (ohne Überschrift) über die bevorstehende Ausstellung, in: ebd. 1856, Nr. 250 (18. Oktober), S. [5]. 31 Vgl. IV. Jahresbericht des landwirthschaftlichen Bezirksvereins Aschaffenburg für das Jahr 1872, in: ebd. 1873, Nr. 33 (4. Februar), S. [6]; Landwirthschaftlicher Verein. XIII. Plenarversammlung Dienstag den 25. November 1873, Nachmittags 2 Uhr, im Rathhaussaale zu Aschaffenburg, in: Intelligenz-Blatt. Beiblatt zur „Aschaffenburger Zeitung", zugleich „Amtlicher Anzeiger" für die k. Bezirksämter Aschaffenburg, Alzenau und 1873, Nr. 266 (18. November), S. (3-4]. 32 Die erste Wanderversammlung bayerischer Landwirte fand am 4. und 5. Juni 1857 in Donauwörth statt; vgl. Meldung (ohne Überschrift), in: Aschaffenburger Zeitung 1857, Nr. 111 (9. Mai), S. [5]. 33 Vgl. Bekanntmachung, in: ebd. 1867, Nr. 105 (2. Mai), S. [4]. 34 Vgl. die Berichte über die Versammlung (ohne Überschrift), in: ebd., Nr. 122 (22. Mai), S. (1 ], Nr. 123 (23. Mai), S. [1], u. Nr. 128 (29. Mai), S. (1]. 35 Vgl. den Bericht über die Versammlung (ohne Überschrift) unter „Handels- und volkswirthschaftliche Berichte", in: ebd. 1865, Nr. 144 (19. Juni), S. [3], u. Nr. 146 (21. Juni), S. [3]. 38 Vgl. Festprogramm und Bekanntmachungen für das bevorstehende Landwirtschaftsfest - 24. bis 28. Mai, in: Beobachter am Main. Aschaffenburger Anzeiger 1913, Nr. 134 (18. Mai), S. (4]; Große Landwirtschafts-Ausstellung zu Aschaffenburg 24. bis 28. Mai 1913 aus Anlaß der 47. Wanderver­ sammlung der bayerischen Landwirte, in: ebd., Nr. 137 (21. Mai), S. (1]; landwirtschaftliche Kreis­ ausstellung in Aschaffenburg, in: ebd., Nr. 139 (23. Mai), S. [1]; Willkommen bayerische Landwirte

53 Neben einer neun Hektar umfassenden Landwirtschaftsausstellung, Stand­ konzerten, einer Abendtafel im Park Schönbusch, einem Ausflug mit Post-Om­ nibussen in den Spessart und einer Schloßbeleuchtung war dieses Landwirt­ schaftsfest, das letzte, das in Aschaffenburg abgehalten wurde, durch die Anwesenheit des Kronprinzen Rupprecht von Bayern gekennzeichnet. Ein Sonderstempel der bayerischen Postverwaltung, der zweiten in der Aschaf­ fenburger Postgeschichte, und Sonderpostkarten erinnern heute noch an diese festlich begangene Wanderversammlung.

in Aschaffenburg!, in: ebd., Nr. 140 (24. Mai), S. [1]; Eröffnung der landwirtschaftlichen Kreis[aus]­ stellung, in: ebd., Nr. 141 (25. Mai), S. [2-3]; landwirtschaftliche Kreisausstellung in Aschaffenburg, in: ebd., Nr. 142 (26. Mai), S. [2-3]; Die forstliche Sonderausstellung in Aschaffenburg vom 24.-28. Mai, ebd., S. [5-6]; landwirtschaftliche Kreisausstellung in Aschaffenburg, ebd., S. [6]; landwirt­ schaftliche Kreisausstellung, in: ebd., Nr. 143 (27. Mai), S. [2-3]; 47. Wanderversammlung bayeri­ scher Landwirte, in: ebd. Nr. 144 (28. Mai), S. [2]; dgl., in: ebd., Nr. 145 (29. Mai), S. [2]; landwirt­ schaftliche Kreisausstellung in Aschaffenburg. 47. Wanderversammlung bayerischer Landwirte, in: Aschaffenburger Zeitung 1913, Nr. 256 (23. Mai, Abendausgabe), S. 1-2; dgl., in: ebd., Nr. 257 (24. Mai, Mittagsausgabe), S. 1-2; dgl., in: ebd., Nr. 259 (25. Mai, einzige Tagesausgabe), S. 1-2; 47. Wanderversammlung bayerischer Landwirte in Aschaffenburg, in: ebd., Nr. 260 (26. Mai, Mittags­ ausgabe), S. 1-3; dgl., in: ebd., Nr. 261 (26. Mai, Abendausgabe), S. 1-2; dgl., in: ebd., Nr. 262 (27. Mai, Mittagsausgabe), S. 1-3; dgl., in: ebd., Nr. 263 (27. Mai, Abendausgabe), S. 2; dgl., in: ebd. Nr. 264 (28. Mai, Mittagsausgabe), S. 1-2; dgl., in: ebd., Nr. 265 (28. Mai, Abendausgabe), S. 1; dgl., in: ebd., Nr. 266 (29. Mai, Mittagsausgabe), S. 1-2.

54 Die Unterstützung der Stadt Wunsiedel nach dem Brand von 1834 durch das bayerische Untermaingebiet

von Hans-Bernd Spies

Am späten Abend des 20. Oktober 1834 brach in der oberfränkischen' Stadt Wunsiedel ein Feuer aus, das rasch um sich griff und erst nach etwa acht Stunden am Morgen des nächsten Tages gelöscht werden konnte1 . Das ver­ mutlich durch Brandstiftung entstandene Feuer2 machte 520 Familien mit 1928 Personen obdachlos; insgesamt waren 205 Häuser3, 58 Scheunen und 15 Nebengebäude abgebrannt. Alle Kirchen mit drei Türmen, 155 Wohn­ häuser mit Pfarr-, Schul-, Hospital- und Landgerichtsgebäude sowie rund 80

1 Vgl. Christoph Friedrich Landgraf, Das Brandunglück der Stadt Wunsiedel im Jahre 1834 -und der Wiederaufbau derselben in den Jahren 1835 bis 1843. Ein Beitrag zur Stadtchronik mit 2 Situations­ plänen. Gewidmet den Wohlthätern der Stadt Wunsiedel nach dem Brande von 1834, Bayreuth 1848, S. 5 ff.; ebd., S.5 f.: .,In der Nacht vom 20. auf den 21. October 1834 (Montag auf Dienstag) zwischen½ und¼ nach 10 Uhr wurden die Einwohner der Stadt Wunsiedel von den Tönen der Feuerglocke aufgeschreckt, durch die hell auflodernden Flammen sofort benachrichtiget, daß der äußerste Stadel in der nördlichen Scheunenreihe an der Kemnather Straße in Feuer stehe.[ ...] Da, wo man die Gebäude niederzureißen und dadurch dem Fortschreiten der Flammen Einhalt zu thun versuchte, wurde letzteres wieder vereitelt, weil das Feuer schon eine zu große Gewalt gewonnen hatte, und die frei da liegenden Getreide-Garben, von den einfallenden Feuerfunken entzündet, sofort aufloderten und die Gluth weiter verbreiteten. Anfangs wehte der Wind aus Süden, und man hoffte des Feuers Meister zu werden, weil die auf dem eingetrockneten Stadtweiher gelegenen, neu erbauten Häuser nicht leicht angefeuert werden konnten, allein bald drehte sich der Wind und wehte von Abend, so daß der Brand gegen das Kemnather Thor fort wüthete und die hölzernen Gesimse nebst der Laterne des mit Schiefer bedeckten Koppetethurms, obgleich von den brennenden Gebäuden noch ziemlich weit entfernt, durch die Hitze und anfliegenden Feuerflocken entzündete, worauf bald das ganze Thurmdach im Feuer stand und dadurch der Feuersbrunst der Weg in die innere Stadt gebahnt wurde, während die vor dem Thurme links angebauten massiven Häuser von ihr verschont blieben. Zu gleicher Zeit wurde in die Stadt selbst durch den vom Feuermeere aufge­ regten Sturm eine solche Masse von angebranntem Getreide, Stroh und Heu gejagt, daß die Luft ganz damit angefüllt war und ein beständiger Feuerregen auf die großentheils mit Schindeln bedeckten, dann mit hölzernen Hohlkehlen, Walmen und Rinnen, sowie mit andern leicht entzünd­ lichen Gegenständen versehenen Gebäude herabfiel. Hierdurch brach schon da, als der Brand noch bei dem Kemnather Thor wüthete, an verschiedenen Orten in der Stadt Feuer aus, und wäh­ rend man es hier löschte, kam es an andern Stellen wieder zum Vorschein. " 2 Vgl. ebd., S. 8: .,Vergebens waren alle Nachforschungen, auf welche Art und durch wessen Schuld das Feuer entstanden war, doch blieb die Vermuthung, daß es eingelegt worden sey, die wahr­ scheinlichste, weil der Brand an der Rückseite der letzten Scheune, wo man von dem dazu gehö­ rigen Grasgarten aus unbemerkt beikommen konnte, ausgebrochen und nicht auszumitteln war, daß Jemand von den Besitzern der aus 6 Theilen bestehenden Scheune am Unglückstage darin beschäftigt gewesen sey. Die Generaluntersuchungsacten enthalten auch starke Andeutungen, daß ein früher von hier ausgewiesenes Individuum, das während der Untersuchung eines gewalt­ samen Todes verstarb, der Brandstifter gewesen seyn möge." 3 Ebd.: .,Da die meisten Häuser nach der frühem Bauordnung im untern Stock massiv errichtet und gewölbt waren, so gewährten die vom Brande verschont gebliebenen Behältnisse, nachdem sie mit Nothdächern versehen worden waren, vielen Abgebrannten nothdürftige Wohnung während des

55 Scheunen und Nebengebäude waren von den Flammen verschont geblie­ ben4. Über dieses Unglück wurden die Einwohner Aschaffenburgs am 25. Oktober 1834 erstmals durch eine kurze Zeitungsmeldung in der Rubrik „Manch­ faltiges" informierts: „Nach Berichten aus Baireuth vom 22. October ist die betriebsame Stadt Wunsiedel zum größten Theil in Schutt und Asche gelegt. Vorläufigen Anzeigen zufolge sind mehr als 150 Gebäude, worunter das k. Rentamt, das Rathhaus, das Schulgebäude, das brandenburgische Haus, die Apotheke u.s.w., ein Raub der Flammen geworden." Ein ausführlicher Bericht folgte in der übernächsten Ausgabe der Aschaffen­ burger Zeitung6: „Ueber den Brand in Wunsiedel theilt ein Privatschreiben folgendes Nähere mit: Das Feuer entstand um halb 11 Uhr nachts in den, außer­ halb der Stadt, gegen Westen, an der Kemnather Straße gelegenen Scheunen, und warf sich von da aus, bei einem anhaltenden Sturm­ winde, mit solcher Wuth gegen die Stadt, daß alle Anstrengungen, es davon abzuhalten, vergeblich waren. Sobald der auf dem Thore befind­ liche Thurm in Flammen stand, verbreitete sich die Gluth nach allen Seiten in die Stadt, und bis am Morgen lagen 21 O Häuser, 90 Nebenge­ bäude und 60 Scheunen in Asche, darunter das Rathhaus nebst Thurm, das Rentamtsgebäude, die Apotheke und die brandenburgische Zeug­ fabrik. Außer den seit einigen Jahren auf dem ehemaligen Stadtweiher erbauten Häusern, durch welche sich die bayreuther Straße zieht, und einigen wenigen anderen, ist nur derjenige nördliche Theil der Stadt, wel­ chen der Weeg von der bayreuther Straße an über den Marktplatz bis zum oberen Thore einschließt, worunter das Hospital, stehen geblieben;

Winters, die übrigen wurden in den stehengebliebenen Wohnhäusern dahier, dann in den Nachbar­ orten aufgenommen." Aufgrund der Erfahrungen bei dem Stadtbrand wurde 1835 eine neue Baupo­ lizeiordnung für die Stadt Wunsiedel erlassen, Druck: ebd., S. 44-48. 4 Vgl. ebd., S. 7. s Aschaffenburger Zeitung 1834, Nr. 256 (25. Oktober), S. 1102. 6 Ebd., Nr. 258 (28. Oktober), S. 1109. Auch diese und die weiteren Meldungen über Wunsiedel erschienen unter „Manchfaltiges"; ebd., Nr. 262 (1. November), S. 1126: ,,Die bayer. Feuerassecu­ ranz-Casse hat durch den Brand von Wunsiedel einen tüchtigen Stoß erlitten; denn so viel man ver­ nimmt, wird diese Gasse den armen Wunsiedlern 111,000 fl. ausbezahlen." - Diese Feuerver­ sicherung zahlte schließlich insgesamt 377 429 fl. 15 kr.; Mobiliarversichemngsanstalten zu Gotha, Paris, Leipzig und Elberfeld zahlten zusammen außerdem 164 684 fl. 36 kr.; vgl. Landgraf (wie Anm. 1), S. 11. - Aschaffenburger Zeitung 1834, Nr. 266 (6. November), S. 1142: ,,Kaum wurde zu Bayreuth bekannt, daß Wunsiedel durch Brand heimgesucht worden, so brachten die Unterofficiere und Gemeinen des 13ten Linien-Infanterie-Regiments 422 Laib Brod zusammen, und sandten es auf Wägen den Hungrigen zu, welche, von Hunger getrieben, auf 4-5 Stunden entgegen kamen."

56 ferner der Stadtthurm und die Stadtkirche, das Schulgebäude, das Decanat und die dahinter liegenden Häuser. Mit großer Anstrengung wurden auch sämmtliche Gebäude der Zuckerraffinerie von Th. Schmidt gerettet. Da bei der Schnelligkeit, womit sich die Flamme verbreitete, Niemand von dem Seinigen viel in Sicherheit bringen konnte, so sind die Vorräthe für den Winter größtentheils verbrannt; und dadurch drei Vier­ theile der Einwohner in die tiefste Noth versetzt." Nachrichten über Feuerbrände waren gerade in jenen Tagen immer wieder in der Aschaffenburger Zeitung zu lesen7. Da aber der Brand Wunsiedels von größerem Ausmaß gewesen war, erlaubte König Ludwig 1.8 in ganz Bayern eine Sammlung zugunsten der von der Katastrophe betroffenen Bevölkerung9. Dementsprechend wurde von der Regierung in Würzburg unter dem 14. Ja­ nuar 1835 bekanntgegeben1D : ,,Im Namen Seiner Majestät des Königs. Seine Majestät der König haben die Veranstaltung einer Kollekte in sämmtlichen Kreisen der Monarchie für die durch Brand verunglückten Einwohner der Stadt Wunsiedel im Ober-Mainkreise zu bewilligen geruht, deren Unglück um so größer ist, als die Zahl der abgebrannten Gebäude sich auf 26311, jene der verunglückten Familien sich auf 52512 beläuft, die rasch um sich greifende Flamme alle Habe mit aufgezehrt, und die sonst so blühende gewerbsame Stadt nun in einen Schutthaufen verwandelt hat. Sämmtliche Polizei-Behörden werden sonach angewiesen, zu diesem Behufe unverweilt, und zwar eine Hauskollekte zu veranstalten, die hie­ durch erzielten Beträge längstens binnen 6 Wochen unmittelbar an das Expeditions-Amt der k. Regierung des Ober-Mainkreises einzusenden,

7 Allein die Zeitungsausgaben vom 22. Oktober bis zum 6. November 1834 enthalten Nachrichten über zehn weitere Brände: Aschaffenburger Zeitung 1834, Nr. 253 (22. Oktober), S. 1090; Nr. 254 (23. Oktober), S. 1094; Nr. 258 (28. Oktober), S. 1109; Nr. 259 (29. Oktober), S.1113 f.; Nr. 261 (31. Oktober), S. 1121; Nr.262 (1. November), S. 1126; Nr.263 (3. November), S. 1129 f.; Nr.265 (5. November), S. 1142. 8 Zu Ludwig 1. (1786-1868), 1825-1848 König von Bayern, vgl. Heinz Gollwitzer, Ludwig 1. von Bayern. Königtum im Vormärz. Eine politische Biographie, München 1986. 9 Vgl. Landgraf (wie Anm. 1), S.8 f.: ,,Auf die an Seine Majestät, den König Ludwig von Bayern, von Seiten der Stadtgemeinde gerichtete Bitte, erlaubte allerhöchst Derselbe auch, daß in den drei fränkischen Kreisen Haus- und in den übrigen Kreisen Kirchen-Collekten für die hiesigen Abgebrannten veranstaltet werden durften, die Behörden der letztem Kreise ließen jedoch ebenfalls großentheils von Haus zu Haus sammeln, und so übertraf das Ergebniß der Collekte [ ... ] alle Erwartungen." 10 Intelligenz-Blatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern 1835, Nr. 7 (20. Januar), S. 29-30. 11 Diese Zahl ist offensichtlich die Addition - vgl. oben Text bei Anm. 4 - von Häusern (205) und Scheunen (58), wohingegen die Nebengebäude (15) nicht berücksichtigt wurden. 12 Nach dem amtlichen Bericht - Landgraf (wie Anm. 1 ), S.7 - waren nur 520 Familien obdachlos geworden.

57 und von dem Resultate der unterfertigten Stelle gleichzeitig Anzeige zu erstatten. Würzburg den 14. Jänner 1835. Königliche Regierung des Unter-Mainkreises, Kammer des Innern." Die Sammlungen und sonstigen Spenden - ,,ohne die sehr bedeutenden und werthvollen Sendungen von Kleidungsstücken, Nahrungsmitteln, Futter und anderen Hausbedürfnissen, dann die an Privatpersonen bisher gesandten und von denselben im besonderen Auftrag vertheilten Gaben zu umfassen"13 - erbrachten insgesamt 46548 fl. 20 ½ kr., davon 6618 fl. 59 ½ kr. von außer­ halb Bayerns14. Aus dem Untermainkreis, dem heutigen Regierungsbezirk Unterfranken, wurden die Sammlungsgelder zunächst von den jeweiligen Behörden einzeln nach Bayreuth, Sitz des damaligen Obermainkreises und heutigen Regierungsbezirks Oberfranken, geschickt, dort am 19. Juni 1835 zusammengefaßt und nach Wunsiedel gesandt; zu diesem Zeitpunkt hatte der Untermainkreis 1820 fl. 38 ½ xr. aufgebracht1s. Aus dem bayerischen Untermaingebiet schickten folgende Behörden die unten aufgeführten Spendengelder über Bayreuth nach Wunsiedel1 6: Herrschaftsgericht Kleinheubach 11 fl. 48 kr. Herrschaftsgericht 30 fl. 52 ¼ kr. Herrschaftsgericht 13 fl. 6 kr. Landgericht Obernburg 17 fl. 5 kr. Landgericht Alzenau 4 fl. 9 kr. Landgericht Aschaffenburg 1O fl. 28 ¼ kr. Stadtmagistrat Aschaffenburg17 49 fl. 52 kr. 1s Landgericht Klingenberg 18 fl. 34 ¼ kr. 155 fl. 54 ¾ kr.

1a Landgraf (wie Anm. 1 ), S. 8 f. 14 Vgl. ebd., S. 9, 15 f.·u. 42. 15 Vgl. das Verzeichnis über die von den Behörden des Untermainkreises nach Wunsiedel gesandten Gelder (Bayreuth, 19. Juni 1835; Kopie mit Vermerk über Portovergütung an das Landgericht Wun­ siedel vom 25. Juni 1835), Stadtarchiv Wunsiedel, XXVl/174. Dieser Betrag wurde später noch erhöht, da nach diesem Stichtag weitere Gelder von einigen Behörden des Untermainkreises ein­ trafen; vgl. die Zahlen in obigem Verzeichnis mit denen bei Landgraf(wie Anm. 1), S.16-41. 16 Laut Verzeichnis (wie Anm. 15); Nennung erfolgt in der Reihenfolge der dortigen Auflistung. Diese Beträge entsprechen dem endgültigen Ergebnis, da von den genannten Behörden keine späteren Geldsendungen erfolgten; vgl. die Zahlen bei Landgraf (wie Anm. 1 ), S. 16 f., 26, 28 u. 32. 17 Dieser Vorgang ist in den Sitzungsprotokollen des Magistrats der Stadt Aschaffenburg nicht erwähnt; vgl. Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Magistratsprotokolle 1834/35. 16 Betrag „nach Abzug des Portos", Verzeichnis (wie Anm. 15); Landgraf (wie Anm. 1), S. 17 in der Spalte Bemerkungen: ,.Nach Abzug des Porto."

58 Macht der Betrag von 155 fl. 54 ¾ kr. auch nur etwa 1/3 % des gesamten Spendenaufkommens zugunsten Wunsiedels aus, so handelt es sich dennoch um eine Summe, die, unter dem Gesichtspunkt der damaligen Nahrungsmit­ telpreise betrachtet, nicht unerheblich ist: Von diesem Geld konnten immerhin 850 Brote a 5 Pfund1 9 oder zwischen 1039 und 1336 Pfund Fleisch gekauft werden20; allein die 49 fl. 52 kr., die der Magistrat von Aschaffenburg - die Stadt hatte 1834 7094 Einwohner21 - nach Wunsiedel schickte, reichten für 267 Brote oder für 326 bis 420 Pfund Fleisch. Daraus läßt sich wenigstens ansatzweise ermessen, inwieweit diese Spenden für die Bewohner des bayerischen Untermaingebietes ein Opfer waren. Mit Sicherheit darf davon ausgegangen werden, daß der durch die Hauskollekte erzielte Betrag höher war, als wenn es sich um eine Sammlung in der Kirche oder auf der Straße gehandelt hätte22.

rn Das damals noch gebräuchliche bayerische Pfund entspricht in dem am 1 . Januar 1872 einge­ führten metrischen System 560 g; vgl. Gart Adolf Müller, Reductions-Tabellen zur Vergleichung der bayerischen Maße und Gewichte mit den metrischen Maßen und Gewichten nebst Darstellung gegenseitiger Preis-Umrechnungen, Würzburg 1871, S. VII u. 69. 20 Ein Brot a 5 Pfund kostete 11 kr.; vgl. Brottaxe für den Monat Januar 1835, in: Intelligenzblatt der Königl. Bayer. Stadt Aschaffenburg 1835, Nr. 1 (3. Januar), S. 1; die Fleischpreise schwankten je Pfund zwischen 7 und 9 kr.: Rindfleisch 7-8 ½ kr., Ochsenfleisch 9 kr., Kalbfleisch 7-8 kr., Schaf­ fleisch 7-8 kr. und Schweinefleisch 9 kr.; vgl. Fleischtaxe für den Monat Januar 1835, in: ebd., S. 2. 21 Vgl. Willi Köhl, Aschaffenburg. Urgeschichte, Geschichte, Wirtschaft, Aschaffenburg 1935, S. 186. 22 Vgl. dazu auch das Zitat in Anm. 9.

59 Die Aschaffenburger Protestanten oder eine Minderheit plant ihren Kirchenbau

1837 - vor 150 Jahren erfolgte die Grundsteinlegung für ein eigenes Gotteshaus

von Garsten Pollnick

Der Katholizismus als herrschende Religion ließ während der Frühen Neuzeit in Stadt und Stift Aschaffenburg zunächst kaum Spielraum für praktizierende Protestanten zu. Im Gegenteil, wer der Glaubensform des jeweiligen Landes­ herrn nicht folgte, mußte auswandern oder sich vor dem Vicedomamt „wegen seines religiösen Verhaltens" verantworten1. Während des Dreißigjährigen Krieges, als die Stadt Aschaffenburg und ihr Umland von 1631 bis 1634 von schwedischen Soldaten besetzt war, lockerte sich der Status qua vorübergehend: Als Gegenleistung für die Unantastbarkeit des katholischen Kultus und der katholischen Seelsorge errichteten die Besat­ zungstruppen eine bescheidene evangelische Superintendantur (Dekanat) für Aschaffenburg, Klingenberg und Lohr, die von Dr. Daniel Rücker als Dekan und von Johann Christoph Vulpius als Diakon (für Aschaffenburg) geleitet wurde. Im Sommer 1634, nach der Niederlage Schwedens und des Heilbronner Bundes (König Gustav II. Adolf war bereits 1632 bei Lützen gefallen), endete das protestantische Intermezzo; Aschaffenburg wurde von spanischen Truppen besetzt. Fazit für die fast dreijährige evangelische Freizügigkeit am Untermain: ,,Durch Gustav Adolf war in Aschaffenburg ein Predigtamt errichtet worden, die Gemeinde im eigentlichen Sinn fehlte noch, und zu schnell wandelten sich die äußeren Verhältnisse, als daß durch die Tätigkeit jener ersten evangeli­ schen Geistlichen eine solche hätte entstehen können"2. So spontan wie diese Freizügigkeit künstlich geschaffen worden war, so rasch verschwand sie auch wieder in den kriegerischen Auseinandersetzungen um Macht und Expansion. Für eine stabile, integrierte evangelische Gemeinde wäre aber ein organisches Wachstum an der Seite der übermächtigen katholi-

1 Vgl. Josef Baierlein, Aschaffenburger Kultur• und Geschichtsbilder aus dem 16. und 17. Jahrhun­ dert, Abt. 1, Aschaffenburg 1891, S. 8 f. 2 Rudolf Fürst, Kurze Geschichte der evangelischen Gemeinde Aschaffenburg 1830-1930. Fest­ schrift zum hundertjährigen Bestehen der evangelischen Gemeinde Aschaffenburg, Aschaffenburg 1930, s. 7.

60 sehen Kirche notwendig gewesen, was unter den gegebenen Vorausset­ zungen jedoch unmöglich war. Daniel Rücker floh nach Straßburg und wurde später Feldprediger, Johann Christoph Vulpius ließ sich als Pfarrer in Stadt­ schwarzach nieder. Der Protestantismus in Aschaffenburg hatte aufgehört zu existieren. Der allmähliche Neubeginn fällt in das Jahr 1796, ein Verdienst' der Aufklärung und der Toleranz des vorletzten Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Erthal (regierte 1774-1802), denn er erlaubte die Ansässig­ machung von Bürgern in Aschaffenburg, die sich zum evangelischen Glauben bekannten. Der behutsamen Erweiterung der Toleranzsphäre gegenüber dem protestanti­ schen Glauben waren gravierende politische Veränderungen vorausge­ gangen. Die Einführung eines freieren Schul- und Bildungswesens unter Erz­ bischof Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (regierte 1763-1774) setzte sein Nachfolger Erthal fort; zusätzlich akzeptierte, ja förderte er die gei­ stige Beweglichkeit und die öffentliche Arbeit von Andersgläubigen, zum Bei­ spiel 1796 die Bürgerannahme und Anstellung des Handwerkers Johann Andreas Kleber aus Hanau zum Hofzimmermeister (die Stadt Aschaffenburg benannte 1871 nach ihm eine Straße). Kleber war neben dem Silberarbeiter und Magistratsrat Friedrich Johann Lisner, dem Tabakfabrikanten Johann Georg Christ, dem Ökonomiehofbesitzer Karl Freiherr von Mergenbaum (Nilk­ heim), dem Hammerwerksbesitzer Friedrich Heinrich Gemeiner (Laufach), dem Nadelfabrikanten Friedrich Altenburger und dem Rentbeamten Heinrich Helfreich maßgeblich an der Gründung der evangelischen Gemeinde Aschaf­ fenburg-Stadt und des nahen Umlandes beteiligt. Neben der Bestallung bedeutender evangelischer Geisteswissenschaftler, wie Geschichtsschreiber und Staatsmann Johannes von Müller, Dichter Wilhelm Heinse, Mediziner Samuel Thomas Sömmering sowie Natur- und Völker­ kundler Georg Forster, begünstigte Erthal gleichfalls die Ansässigmachungen von anderen Personen, die sich als Handwerker und Kaufleute für die Hofhal­ tung dienlich erwiesen. Bei ihrer Bürgerannahme mußten sie jedoch das Ver­ sprechen ablegen, ,,sich der catholischen Religion gemäß" aufzuführen3; ein eigenes Gotteshaus blieb ihnen vorerst allerdings verwehrt. Diese Form einer toleranten Auffassung in Religionsangelegenheiten setzte sich unter dem letzten Mainzer Kurfürsten, ab 1806 Fürstprimas des rheini­ schen Bundes, ab 181 0 Großherzog von Frankfurt, Carl Theodor von Dalberg (regierte 1802-1813), noch intensiver fort. Bei Dalbergs Freizügigkeit gegen-

3 Gurt Schadewitz, Aus der Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 4 (1957), S. 995-1022, dies S. 1002.

61 über den Protestanten, ,,der sich um die Verwirklichung der Gleichberechti­ gung aller Staatsbürger bemühte, ist es durchaus möglich, daß er an die Über­ lassung eines Gotteshauses an die Aschaffenburger Protestanten gedacht hatte.Abgesehen von der Kurzlebigkeit der dalbergischen Ära scheint die Zahl der evangelischen Bewohner Aschaffenburgs für Gründung einer eigenen Gemeinde doch noch zu gering gewesen zu sein"4. Verhandlungen mit Behörden und kirchlichen Ämtern, Korrespondenzen mit auswärtigen protestantischen Instanzen und Privatpersonen - stets im Wechsel zwischen Hoffnung und Resignation - bestimmten die kommenden Jahre der kleinen Religionsgemeinschaft um Kleber, ohne jedoch Aussicht auf Erfolg (Gottesdienst und Religionsunterricht waren am vordringlichsten erwünscht) zu haben. Deshalb entschlossen sich „neun der angesehensten Glieder" schließlich zu einer Bittschrift an König Ludwig 1. (regierte 1825-1848), der gerade erst den Thron bestiegen hatte. Unter anderem heißt es in dem Brief vom 13. Juni 18255: „Unter den Bewohnern der hiesigen Stadt von ungefähr 6000 Seelen befinden sich beiläufig 100, welche zur evangelisch protestantischen Kirche sich bekennen. Diese bestehen aus königlichen Offizieren, Staatsdienern, Bürgern, Privatdienern und Dienstboten. Außer diesen zählt das dahier garnisonierende königl. 14. Linieninfanterieregiment an 500 Soldaten protestantischer Konfession und die Zahl der Protestanten unter den Zöglingen der Forstlehranstalt, des Lyzeums und Gymna­ siums kann beiläufig auf 40 angegeben werden. Nebstdem wohnen mehrere protestantische Familien auf den Besitzungen des Freiherrn von Mergenbaum zu Nilkheim und auf dem Gemeinerischen Eisenwerke zu Laufach. Diese Glieder der evangelischen Kirchen befinden sich in einem Zustande religiöser Verwaisung, indem sie in der heiligsten Angelegen­ heit ihres Lebens ohne öffentliche Religionslehrer und Trost gelassen sind. Von einem protestantischen Pfarrorte des Inlands weit entfernt, müssen sie ihren Gottesdienst im Auslande, in dem 3 Stunden von hier entfernten hessischen Dorfe Schaafheim suchen ( ...]. Nichtminder nachteilig für die Protestanten müssen sich diese Folgen selbst bei der hiesigen katholischen Gemeinde insofern äußern, als den erstem an Sonn- und Feiertagen kein entsprechender Unterricht zuteil wird, ihnen sonach von Unaufgeklärten der Vorwurf der Ermangelung religiöser Erziehung überhaupt gemacht werden kann. [...]

4 Ebd., S. 1003. 5 1830-1980. 150 Jahre evangelischer Gottesdienst in Stadt- und Landkreis Aschaffenburg. Aschaf­ fenburg 1980, S. (11 f.).

62 Um so sehnlicher muß daher das Verlangen[ ...] sein, daß die Religion [ ... ] durch zweckmäßige erbauende Vorträge in einer eigenen Kirche fortwährend belebt und daß sie nach dem Tode vor öffentlichen Beschimpfungen gesichert werden." Diese Eingabe wurde nur zur Kenntnis genommen und zuständigkeitshalber an das Oberkonsistorium in München, von dort an das Konsistorium in Bay­ reuth weitergeleitet; aber alles war umsonst, denn 1827 ließ die Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg bezüglich der Benutzung der

Jesuitenkirche (Hauptanliegen der Protestanten) wissen6 : „Die Erfüllung dieser Bitte ist mit nicht zu beseitigenden Schwierigkeiten verbunden." Im Klartext hieß diese Negativ-Antwort, daß das Interesse der Behörden ein­ schließlich des Königs nicht sonderlich groß war. Aber Enttäuschung und Mut­ losigkeit wichen rasch, denn die kleine Gemeinschaft erhielt unerwartete Hilfe aus der Nachbarschaft, die sich auszahlen sollte: Christian Ernst Graf von Bentzel-Sternau aus Emmerichshofen bei Alzenau, eben erst konvertiert, setzte sich mit bislang unüblichen Methoden für seine Glaubensbrüder ein, als er die Presse aktivierte und somit den Weg über die Öffentlichkeit beschritt. Erstmals im März 1829 publizierte Bentzel-Sternau in der Zeitschrift „Der Pro­ testant" einen Situationsbericht über die untragbaren Zustände der evangeli­ schen Bürger der Stadt. Die Resonanz war beachtlich, denn die oberste Kir­ chenbehörde bewilligte ein Jahr später zwar noch keine eigene Pfarrei, dafür aber eine Vikarstelle. Am 8. April 1830 traf er dann ein, der erste Geistliche und Gründer der evangelischen Gemeinde zu Aschaffenburg: Vikar Dr. Johann Georg Hoffmann7• Das Anwesen in der Pfaffengasse 17 (ehemals Stiftskurie „Zum Schelmen") wurde Zentrum von Arbeit und Schule, Geburtsort für den Plan einer eigenen Kirche. Erneut waren für den geplanten Kirchenbau zahlreiche Korrespondenzen und Behördengänge notwendig; auch kompetente Baumeister wurden gesucht und gefunden: Neben dem Bayreuther Kreisbaurat Karl Christian Riedel konnte Karl Ludwig Louis gewonnen werden, später berühmt geworden durch die Errichtung des Pompejanums. Aber Uneinigkeiten über die Bauform - mit oder ohne Turm - sowie Finanzierungsprobleme - erst Zuschüsse und lan­ desweite Kollekten sicherten den Kirchenbau ab - verzögerten die Grund­ steinlegung noch einige Jahre. Als 1834/35 endlich die Baugenehmigung erfolgte, durfte die inzwischen auf rund 400 Mitglieder angewachsene

e Ebd., S. [13). 1 Ebd., S. [14 f.].

63 Gemeinschaft endlich und zu Recht jubeln. Zwei Jahre darauf, am 8. Juli 1837, erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, der geschäftige und aufregende Vor­ bereitungen vorausgingen. Einern Mann war es jedoch nicht vergönnt, diesem historischen Ereignis beizuwohnen: Vikar Dr. Johann Georg Hoffmann hatte 1836 Aschaffenburg verlassen, um sich in Münchberg als Pfarrer niederzu­ lassen. Über seine Seelsorge in Aschaffenburg heißt es im Lebenslauf unter anderem8: „Im Jahre 1830 wurde ich nach Aschaffenburg berufen, damit ic� dort den unter Katholiken lebenden evangelischen Christen das alleinige Heil, das in Jesus Christus ruht, predigen sollte. 6 Jahre lang weilte ich in Aschaffenburg, nicht nur durch wunderbare Hilfe des Herrn unterstützt, sondern auch durch die Ränke meiner Gegnerschaft heimgesucht."

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Die projektierte evangelische Kirche in Aschaffenburg (nicht verwirklichter Entwurf)

64 Eine aufrichtige Aussage, die sicherlich einigen Mitbürgern nicht gerade zur Ehre gereicht. „Man möge einen schicklichen Termin sobald als möglich benennen", da es „hohe Zeit sei, diese Einweihung zu veranlassen", lautete das Resultat einer Sitzung des Kirchenvorstandes vom 6. März 1837, an der neben Hoffmanns Nachfolger, Pfarrvikar Christian Wilhelm Stobäus (ab 1839 ·erster evangeli­ scher Stadtpfarrer), Heinrich Helfreich, Hauptmann Mädler, Karl Ludwig Louis und Friedrich Altenburg teilnahmen9. Eine Woche danach bewilligte der Aschaffenburger Stadtrat unter Leitung von Bürgermeister Adalbert von Herr­ lein sogar, daß „der protestantischen Kirchengemeinde die Errichtung einer Küche in dem Hofe des protestantischen Pfarr- und Schulhauses nach dem übergebenem Risse gestattet wird"10. Seitens der lokalen Ämter und Behörden standen der Grundsteinlegung nun keine Hindernisse mehr im Wege. Parallel zu den örtlichen Verhandlungen hatte der Kirchenvorstand auch das Distriktsdekanat in Würzburg unterrichtet, um von dieser übergeordneten Institution die definitive Grundsteinlegung genehmigt zu bekommen. Der dortige Dekan, Dr. Ernst Fabri, ließ daraufhin am 20. Mai das hiesige Vikariat wissen, daß man „die Anordnung der Feyer bey der Grundsteinlegung zur neuen prot. Kirche in Aschaffenburg billige und daß der K. Dekan selbst entschlossen sey, dieser Feyerlichkeit beyzuwohnen und die Weyhe Rede zu halten, in welchem Falle der K. stabile Vikar ein Gebet nach der Rede zu halten hat"11. Eine Woche vor diesem Ereignis erinnerte Fabri noch daran, daß auch die Regierung von Unterfranken und Aschaffen­ burg - Kammer des Innern - Bescheid wissen müsse, gegebenenfalls mit einer Einladung. Die Kammer reagierte rasch und wies am 5. Juli Landgericht und Stadtkommissariat Aschaffenburg an, diesen Feierlichkeiten beizuwoh­ nen12: „Der k. Landrichter u. Stadtkomissär Raiser wird beauftragt, dem am 8ten d. Mts. zu vollziehenden GrundsteinlegungsActe zu dem von Seiner Majestaet dem König genehmigten neuen protestantischen Kirchenbau in Aschaffenburg als RegierungsKommissär vorschriftsmässig beizu-

e Ebd., S. [17). 9 Arnim Reinert, Der Bau der Christuskirche Aschaffenburg 1837-1839. Dokumentation aus alten Akten (Evangelisch am Untermain. Schriftenreihe des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Aschaf­ fenburg, H. 1 ), Aschaffenburg 1987, S. 13. 10 Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Sitzungsprotokoll des Magistrats 1836/37: 13. Mai 1837. 11 Schreiben des Dekanats Würzburg an das Vikariat in Aschaffenburg vom 20. Mai 1837; Faksimile bei Reinert (wie Anm. 9), S. 18. 12 Schreiben der Regierung des Untermainkreises-Kammer des Innern - vom 5. Juli 1837 an Land­ richter und Stadtkommissär Ludwig Raiser; Faksimile ebd., S. 22.

65 wohnen. Zu dem Ende hat sich derselbe mit k. protestantischen Dekane u. Pfarrer Dr. Fabri dahier, welcher Morgen nach Aschaffenburg abreisen wird, vorher ins Benehmen zu setzen, ein Program zu ent­ werfen, u. dieses nebst dem Protokolle über den Vollzug anher, einzu­ senden. Zugleich wird bemerkt, daß der Act der Grundsteinlegung erst nach beendigtem feierlichen Gottesdienste für Ihre Königl. Majestaet beginnen dürfe". Klare Richtlinien für dieses Fest aus berufenem Munde, nach denen sich alle Beteiligten zu orientieren hatten.

Die geplante evangelische Kirche mit Gemeindehaus

Unabhängig davon lud auch Pfarrer Ernst Titscher, neben Adam Gottlieb Lieb als Vikar zu dieser Zeit in Aschaffenburg angestellt (kurz darauf verließen beide Geistliche die Stadt wieder), am 6. Juli das Landgericht ein, wobei er gleichzeitig auf den Geburtstag der Königin hinwies13: ,,Künftigen Samstag[ ... ] findet die h.Orts angeordnete feierliche Grund­ steinlegung zu der evangelisch protestantischen Kirche dahier Statt. Man giebt sich die Ehre, das k. Landgericht hieven in Kenntniß zu setzen mit der ergebensten Einladung zur gefälligen Theilnahme, sowohl an

tJ Schreiben der protestantischen Kirchenverwaltung Aschaffenburg vom 6. Juli 1837 an das kgl. Landgericht; Faksimile ebd., S. 21.

66 dem um 1 O Uhr zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes Ihrer Maje­ staet der Königin seinen Anfang nehmenden Gottesdienst, als an der darauf um 11 Uhr erfolgenden feierlichen Grundsteinlegung. Zugleich erlaubt man sich zu bemerken, daß im Falle man an dem vorherge­ henden Gottesdienste nicht Theil zu nehmen gesonnen ist, der Confe­ renz-Saal im k. GymnasiumsGebäude zum Zusammentritt für die Feier der Grundsteinlegung um ½ 11 Uhr geöffnet wird." Zur Grundsteinlegung am 8. Juli 1837, die gleichzeitig mit dem 45. Geburtstag von Königin Therese von Bayern begangen werden konnte, hatte Heinrich von Homboldt sogar ein Gedicht verfaßt, das der Feier einen poetischen Rahmen gab, wobei sowohl der zukünftigen „Arbeit reger Hände" als auch „Ihrer Maje­ stät" in schwülstig-wohlwollenden Worten gedacht werden sollte14. Der Zufall wollte es, daß an diesem Tage sich Kronprinz Maximilian ebenfalls in der Stadt aufhielt, worüber die lokale Presse unter anderem berichtete: ,,Die Einwohner desjenigen Theiles der Stadt, welchen Se. k. Hoheit pas­ sirten, hatten ihre Häuser beleuchtet, und das Gedränge und Verweilen des Volkes in den Straßen bis zur Stunde der Ankunft des durchlauchtig­ sten Prinzen, den wir in früheren Jahren so oft in unserer Mitte verweilen zu sehen das ausgezeichnete Glück hatten, bezeugte neuerlich die treue und herzliche Liebe, mit welcher die Aschaffenburger dem gesammten königlichen Hause zugethan sind, und die sich auch in dem lautesten Lebehochrufe ausdrückte" 1s. Nun ergab es sich, daß der Kronprinz sogar der Grundsteinlegung beiwohnte und zur Freude und Ehre der protestantischen Gemeinde selbst die Urkunde einlegte und die ersten Hammerschläge ausführte; in der eingemauerten Kapsel soll sich eine Flasche Aschaffenburger Wein befinden. Diesem Zere­ moniell widmete die Aschaffenburger Zeitung ihre erste Seite; dort steht u. a. geschrieben: ,,Um halb 12 Uhr an der in der Mitte der Stadt gelegenen Baustätte ange­ langt, wurden Se. k. Hoheit von der anwesenden Geistlichkeit, dem k. Stadtcommissär als delegirten Regierungscommissär, der protestanti­ schen Kirchenverwaltung u. den Kirchenvorständen ehrfurchtsvoll emp­ fangen und in das, für die Handlung aufgerichtete und würdig ausge­ schmückte Zelt, in Gegenwart des k. Appellations-Collegiums, aller Civil­ und Militärbeamten, der versammelten Kirchen-Gemeinde, der Schulju­ gend, des Stadtmagistrats, der Gemeindebevollmächtigten, der Honora-

14 Faksimile des Drucks ebd., S. 23. 15 Aschaffenburger Zeitung 1837, Nr. 163 (10. Juli), S. 1. 16 Ebd.

67 tioren der Stadt u. Umgebung und einer zahlreichen Einwohnerschaft eingeführt. Nach Eröffnung des feierlichen Actes und Kirchengesang, gab der von Würzburg hiezu eigens abgeordnete k. Districts-Decan und Kreisscholarch Dr. Fabri in einer dem Feste entsprechenden gehalt­ vollen Rede, demselben die kirchliche Weihe, indem er hiebei Gott dem Allmächtigen, welcher diese junge Gemeinde bisher so sichtbarlich geführt, Sr. Maj. dem Könige für den derselben gnädigst gewährten Schutz den innigstgefühlten Dank darbrachte, der huldvollsten Verherrli­ chung des Festes durch den anwesenden erhabenen Königssohn mit freudigem Herzen dankbar gedachte, die Gemeinde zur Erkräftigung im Glauben und zur Bewährung eines ächt evangelischen Sinnes im Leben und Wandel aufforderte, und mit der Ermahnung zu gegenseitiger Liebe und Eintracht schloß"16. Der Kronprinz schloß sich in einer kurzen Ansprache den Wünschen des Di­ striktdekans an und drückte die Hoffnung aus, daß alle Konfessionen in Ein­ tracht und Frieden verbunden sein mögen. Danach nahm Maximilian die Grundsteinlegung persönlich vor und „versenkte [... ] die von Zeugen unter- fertigte [... ] Geschichts-Urkunde [ ...] durch den herkömmlichen Hammer- schlag [ ...], worauf der Grundstein durch den Decan Fabri eingesegnet ward und die festliche Handlung mit Gesang schloß"17. Verständlich, daß die junge und kleine evangelische Gemeinde stolz gewesen ist, während dieses „überwältigenden Festaktes" einen so hohen Gast als Schirmherrn in ihrer Mitte zu haben. Nun lag es an den Gemeindemitgliedern und Handwerkern, Kirchenvorstand und Planern, Bauinspektionen und ... Finanzen, das Gotteshaus umgehend zu errichten. Nur knapp zwei Jahre nach der feierlichen Grundsteinlegung war das Ziel endlich erreicht: Am 14. April 1839 konnte die Christuskirche in der Aschaffenburger Pfaffengasse ein­ geweiht werden.

17 Ebd.

68 Eine Eichendorff-Parodie - erstmals 1960 auf der Tagung der Gruppe 47 in Aschaffenburg vorgetragen

von Hans-Bernd Spies

Eines der bekanntesten deutschen Gedichte ist die gleichsam zu einem Volks­ lied gewordene Romanze1 „Das zerbrochene Ringlein" von Eichendorff. Dieses Gedicht erschien zuerst in dem 1815 veröffentlichten Roman „Ahnung und Gegenwart"2, den der schlesische Adlige 23jährig 1811 vollendet hatte. 1837 nahm Joseph Freiherr von Eichendorff3 es in seine erste selbständige Gedichtsammlung unter die Romanzen auf und gab ihm die oben zitierte Überschrift4. In „Ahnung und Gegenwart" - ein Roman, der über 50 Gedicht- bzw. Liedein­ lagen enthälts - wird das Gedicht von einem Mädchen gesungen, das Graf Friedrich, die Hauptperson des Romans, an einer Mühle sieht6: „Auf der einen Seite der Mühle war ein schöner, lichtgrüner Grund, über welchem frische Eichen ihre kühlen Hallen woben. Dort sah Friedrich ein Mädchen mit einem reinlichen, weißen Kleide am Boden sitzen, halb mit

1 Die Romanze ist das romanische Gegenstück zur germanischen Ballade und hat zum Inhalt u. a. ,,Liebesgeschichten als kurze Verserzählung in gedrängter, sprunghafter, doch volksliedmäßig ein­ facher und unmittelbar gemüt- und phantasieerregender Darstellung"; vgl. Gero von Wilpert, Sach­ wörterbuch der Literatur, Stuttgart 51969, S. 662 f., Zitat S. 662; zur Ballade ebd., S. 63-66, zum Volkslied ebd., S. 835 ff. 2 Druck des Romans: Joseph von Eichendorff, Werke, hrsg. v. Wolfdietrich Rasch, München 31966, S. 537-834; zu diesem Werk Eichendorffs vgl. Cordelia Gundolf u. Paul W. Wühr/, Ahnung und Gegenwart, in: Kindlers Literatur-Lexikon im div, Bd. 3, München 1974, S. 848-849. 3 Joseph Carl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde 1788 auf dem väterlichen Schloß Lubowitz bei Ratibor (poln. Racib6rz) in Oberschlesien geboren; von 1817 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1844 war er, der Rechtswissenschaften studiert hatte, im preußischen Staatsdienst; er starb 1857 in Neisse (poln. Nysa). Zu Eichendorff und seinem dichterischen Werk vgl. neben Wo/fdietrich Rasch, Nachwort, in: Eichendorff (wie Anm. 2), S. 1549-1573, u. ders., Zeittafel, ebd., S. 1585-1589, u. a. Hermann Kunisch, Joseph Carl Benedikt Freiherr von Eichendorff, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, S. 369-373; Deutsches Literatur-Lexikon, begr. v. Wilhelm Kosch, fortgef. v. Bruno Berger, Bd. 3, Bern/München 31971, Sp. 1019-1047; Günter Albrecht, Kurt Böttcher, Herbert Greiner-Mai u. Paul Günter Krohn, Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 1-2, Leipzig 1972-197 4, dies Bd. 1, S. 184 f.; Horst Heidtmann, Joseph Freiherr von Eichendorff, in: Metzler Autoren-Lexikon. Deutschsprachige Dichter und Schriftsteller vom Mit­ telalter bis zur Gegenwart, hrsg. v. Bernd Lutz, Stuttgart 1986, S. 136-137. • In Eichendorffs Gedichtsammlung bildeten die Romanzen die siebte Gruppe: Eichendorff (wie Anm. 2), S. 284-384; ebd., S. 309: Das zerbrochene Ringlein. s U. a. auch im 1. Buch, 1 0. Kapitel „0 Täler weit, o Höhen", das in der Gedichtsammlung den Titel ,,Abendlied" erhielt, Eichendorff (wie Anm. 2), S. 640 f. bzw. 31. e Ebd., S. 757 ff. (3. Buch, 20. Kapitel).

69 dem Rücken nach ihm gekehrt. Er hörte das Mädchen singen und konnte deutlich folgende Worte verstehen: In einem kühlen Grunde, Da geht ein Mühlenrad, Mein Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein'n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei. Ich möcht als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus, Und singen meine Weisen Und gehn von Haus zu Haus. Ich möcht als Reiter fliegen, Wohl in die blutge Schlacht, Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Hör ich das Mühlrad gehen, Ich weiß nicht, was ich will - Ich möcht am liebsten sterben, Da wärs auf einmal still. Diese Worte, so aus tiefster Seele herausgesungen, kamen Friedrich in dem Munde eines Mädchens sehr seltsam vor. Wie erstaunt, ja wun­ derbar erschüttert aber war er, als sich das Mädchen während des Gesanges, ohne ihn zu bemerken, einmal flüchtig umwandte, und er bei dem Sonnenstreif, der durch die Zweige gerade auf ihr Gesicht fiel, nicht nur eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Mädchen, das ihm damals in der Mühle hinaufgeleuchtet, bemerkte, sondern in dieser Kleidung und Umgebung vielmehr jenes wunderschöne Kind aus längstverklungener Zeit wiederzusehen glaubte, mit der er als kleiner Knabe oft zu Hause im Garten gespielt, und die er seitdem nie wiedergesehen hatte. Jetzt fiel es ihm auch plötzlich wie Schuppen von den Augen, daß dies dieselben Züge seien, die ihm in dem verlassenen Gebirgsschlosse auf dem Bilde der heiligen Anna in dem Gesichte des Kindes Maria so sehr aufgefallen waren. - Verwirrt durch so viele sich durchkreuzende, uralte Erinnerungen, ritt er auf das Mädchen zu, da sie eben ihr Lied geendigt hatte. Sie aber, von dem Geräusche aufgeschreckt, sprang, ohne sich weiter umzusehen, fort, und war bald in dem Walde verschwunden."

70 Auf dieses in eine romantisch-geheimnisvolle Schilderung eingebettete Gedicht schrieb der Schriftsteller Peter Rühmkorf7 rund 150 Jahre danach eine Parodie, die in der später etwas überarbeiteten Fassung folgendermaßen lautete: „Auf eine Weise des Joseph von Eichendorff In meinem Knochenkopfe

da geht ein Kollergang9, der mahlet meine Gedanken ganz außer Zusammenhang. Mein Kopf ist voller Romantik, meine Liebste nicht treu - Ich treib in den Himmelsatlantik und lasse Stirnenspreu. Ach, wär ich der stolze Effendi1 0, Der Gei- und Tiger hetzt, wenn der Mond, in statu nascendi, seine Klinge am Himmel wetzt! - Ein Jahoo11 , möcht ich lallen lieber als intra-vertiert mit meinen Sütterlin12-Krallen im Kopf herumgerührt.

7 Zu dem 1929 in Dortmund geborenen und in Hamburg lebenden Schriftsteller und Lyriker Peter Rühmkorf vgl. u. a. Frank Trommler, Peter Rühmkorf, in: Hermann Kunisch (Hrsg.), Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur, Bd. 2, München 21970, S. 170; Albrecht, Böttcher, Greiner-Mai u. Krohn (wie Anm. 3), Bd. 2, S. 236 f.; Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1984, hrsg. v. Werner Schuder, Berlin/New York 1984, S. 1015-1016. a Druck: Theodor Verweyen u. Gunther Witting (Hrsg.), Deutsche Lyrik-Parodien aus drei Jahrhun­ derten, Stuttgart 1983, S. 139; Erläuterungen ebd., S. 247 ff., die für die fünf folgenden Anmer­ kungen benutzt. - Die ursprüngliche Fassung - Erstdruck: konkret, Heft 6, 20. März 1961, unpagi­ nierte Rückseite - weicht an folgenden beiden Stellen ab: 2. Strophe, Zeile 3: ,,Himmels-Atlantik" (,,Himmelsatlantik"); 4. Strophe, Zeile 1: ,,Ich möcht, ein Jahoo, lallen" (,,Ein Jahoo, möcht ich lallen"); vgl. den Druck der in Aschaffenburg gelesenen Gedichte Rühmkorfs: Hans-Werner Richter (Hrsg.), Almanach der Gruppe 47. 1947-1962, Reinbek 1962, S. 359-364, dies S. 361 f. - Der Zeit­ punkt, wann die Parodie entstand, läßt sich nicht mehr genau ermitteln; vgl. Peter Rühmkorf (Ham­ burg, 16. Juni 1986) an Vf. 9 Mahlwerk zum Zerkleinern von Feststoffen. 10 Ef(f)endi = Herr; frühere türkische Anrede für höhere Beamte und Gebildete. 11 Jahoo = Yahoo; Yahoos sind affenähnliche Wesen in Jonathan Swifts (1667-1745) satirischem Roman „Gulliver's Travels" (1726). 12 Der Grafiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) schuf eine nach ihm benannte deutsche Schreibschrift, die ab 1915 an preußischen und von 1935 bis 1941 an allen deutschen Schulen als Grundschrift (Deutsche Schreibschrift) gelehrt wurde.

71 Ich möchte am liebsten sterben im Schimmelmonat August - Was klirren so muntere Scherben in meiner Bessemer1 3-ßrust?!" Dieses Gedicht wurde erstmals 1960 auf der 22. Tagung (4.-6. November) der Gruppe 47 in Aschaffenburg vorgetragen1 4. Die 1947 als lose Vereinigung von Schriftstellern gegründete Gruppe 4715 tagte auf Einladung von Oberbürger­ meister Dr. Schwind16 im Großen Sitzungssaal des Aschaffenburger Rat­ hauses17. Nach ihrem Abschluß wurde diese Tagung, die „des sonst gewohnten Elans und einer inneren Spannung entbehrte" 18, von der Kritik ver­ halten bis negativ aufgenommen: „So recht zufrieden war diesmal niemand. Es war eine Tagung ohne Höhepunkte, und, was schlimmer ist, ohne kräftige Konturen. ,Sie blieb schemenhaft; es ist, als habe sie gar nicht stattgefunden.' So wenig sich dieser Ausspruch einer Teilnehmerin rational begründen läßt, so sehr trifft er ins Schwarze, sofern man die Übertreibung abzieht, die ihm inne­ wohnt."

13 Der britische Ingenieur Sir Henry Bessemer (1813-1898) erfand 1855 ein Verfahren zur Erzeugung von Stahl, für das ein birnenförmiges Gefäß (Bessemerbirne) verwendet wurde. 14 Vgl. Richter (wie Anm. 8), S. 364; dort - danach auch Verweyen/Witting (wie Anm. 8), S. 247 - und ebd., S. 448 (,,Tagungen der Gruppe 47"), die Tagung fälschlich mit „im Oktober 1960" datiert. Die richtige Datierung - Begrüßung der ersten Teilnehmer am 3. November im Ratskeller durch Ober­ bürgermeister Dr. Schwind, Beginn der dreitägigen Tagung am 4. November - ergibt sich aus den entsprechenden Pressemeldungen; vgl. u. a.: An drei Tagen lesen 25 Schriftsteller. Heute beginnt die Arbeitstagung der „Gruppe 47" im Rathaussaal, in: Main-Echo 1960, Nr. 255 (4. November), s. 4. 15 Zur Gruppe 47 vgl. u. a. Hans WernerRichter, Fünfzehn Jahre, in: ders. (wie Anm. 8), S. 8-14; Heinz Friedrich, Das Jahr 47, ebd., S. 15-21; Hans Magnus Enzensberger, Die Clique, ebd., S. 22-27; Hans Mayer, In Raum und Zeit, ebd., S. 28-36; Joachim Kaiser, Physiognomie einer Gruppe, ebd., s. 44-49. 16 Zu Dr. rer. nat. Vinzenz Schwind (1910-1974), 1945-1970 Oberbürgermeister der Stadt Aschaffen­ burg, vgl. Garsten Pol/nick, Aschaffenburger Stadtoberhäupter von 1818 bis 1983, Würzburg 1983, s. 80-86. 17 Vgl. ,Gruppe 47' wird in Aschaffenburg tagen. Über 100 namhafte deutsche Autoren und Kritiker urteilen über neue Literatur, in: Aschaffenburger Volksblatt 1960, Nr. 195 (25. August), S. [3]; Avant­ gardistische Autoren tagen Anfang November in Aschaffenburg. 120 Schriftsteller und Kritiker, auch aus dem Ausland, werden hierzu erwartet, in: Main-Echo 1960, Nr. 195 (25. August), S. 5. 18 Hans Schwab-Felisch, Stimmungswald mit künstlichen Vögeln. Die Tagung der „Gruppe 47" in Aschaffenburg blieb ohne Höhepunkte - Experimente im Vordergrund, in: Der Tagesspiegel. Unab­ hängige Berliner Morgenzeitung 1960, Nr. 4613 (10. November), S. 4; daraus auch das folgende Zitat.

72 Ein Kritiker begann seinen Bericht sogar direkt mit der Feststellung19: „Nein, eine gute Tagung war es nicht. Man mußte im Aschaffenburger Rathaussaal, in dem sich am vergangenen Wochenende die Mitglieder der ,Gruppe 47' getroffen hatten, sogar viele langweilige und qualvolle Stunden ertragen." Doch daran schloß er die Bemerkung an: ,,So paradox es auch klingen mag: eben diese Tagung, die für alle ent­ täuschend war, hat stärker denn je die Bedeutung einer literarischen Gruppe bewiesen, die von ihren Feinden als Gesellschaft gegenseitiger Bewunderung und Reklame, als raffiniert getarnte Werbeorganisation beschimpft oder gar als Mythos abgetan wird." Aber letztendlich kam er zu dem Ergebnis: ,,Wie gut, daß es in diesem Land, in dem man heute ein wirkliches litera­ risches Leben kaum kennt, wenigstens die ,Gruppe 47' gibt. Die Tagung war enttäuschend, gewiß, aber wieder hat es sich erwiesen, daß diese Gruppe kein Mythos ist." Äußerst skeptisch hinsichtlich der deutschen Literatur war aufgrund dieser Tagung ein anderer Kritiker20: ,,Vielleicht liegt der deprimierende Eindruck, den diese Tagung hinter­ ließ, in der Tatsache begründet, daß die Koryphäen der Gruppe 47 stumm (oder nur kritisch akzentuierend) im Publikum saßen [ ...). Aber die junge Avantgarde [ ...] läßt - sofern sie symptomatisch ist, düstere Prognosen auf die deutsche Literatur zu." Im Gegensatz zu diesen Äußerungen über den Ertrag der Tagung erhielt Rühmkorf anerkennende bis lobende Stimmen; dazu einige Beispiele21 :

19 Marcel Reich-Ranicki, Sollte man jeden aufs Sprungbrett lassen? Wen die „Gruppe 47" diesmal präsentierte - Zu ihrer Jahrestagung in Aschaffenburg, in: Die Welt 1960, Nr. 263 (9. November), s. 11. 20 Heinz Friedrich, Die Avantgarde tritt kurz. Zur Herbsttagung der Gruppe 47, in: Rheinische Post 1960, Nr. 261 (8. November), S. 2. Diese Kritik beginnt mit den Worten: ,,Die Vehemenz, mit der die Gruppe 47, Stamm-Mannschaft und Gäste, das vorn Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg arrangierte kalte Büfett verschlang, stand im umgekehrten Verhältnis zur vitalen Abstinenz, die sich die meisten Autoren in ihren auf der Herbsttagung vorgetragenen Arbeiten auferlegten." 21 Außer den folgenden Zitaten vgl. u. a. auch Schwab-Felisch (wie Anm. 18): ,,Manches Interessante war dabei gewesen, andere Variationen dessen, was man von ihnen schon kennt; so Peter Rühm­ kort mit seiner ,Schlupfwespen'-Lyrik"; Walter Widmer, Die Gruppe 47 tagte in Aschaffenburg, in: National-Zeitung Basel 1960, Nr. 528 (12./13. November), S. 2-3, Zitat S. 3: ,,Ein paar Höhepunkte gab es allerdings ( ... ] . ( ...] Dann Peter Rührnkorf mit einer Handvoll seiner witzigen und spin­ nerten Gedichte".

73 „Unter den Unbekannten zeichneten sich Talente ab wie der Lyriker Peter Rühmkorf"22. „Allgemein gefielen die kecken und witzigen Verse des jungen Peter Rühmkorf, dessen stilistische und formale Virtuosität erstaunlich ist"23. „Peter Rühmkorfs Gedichte, virtuos, sentimental, manchmal ein wenig ,abgeleitet', sekundär, zwischen Studentenscherz und literarischem Fest errangen sogar einen Triumph"24. Auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem öffentlichen Erstvortrag in Aschaffenburg findet Rühmkorfs Eichendorff-Parodie positive Resonanz25: ,,Über den Grundriß dieser [Eichendorffs] Weise improvisiert nun Rühm­ korf das Thema weiter. Aber dies ist nicht mehr das poetisierende, die spröde Volksliedsprache schmiegsam und den Ton noch inniger machende Variationsmuster, dem Eichendorff folgte. Der Autor des zwanzigsten Jahrhunderts, der Nachkriegszeit, unterkühlt das alte Thema. Rühmkorf [... ] läßt die Weisen der lyrischen Tradition auf dem Resonanzboden neuer Erfah­ rungen gebrochen widerhallen. Ist dies Parodie, so doch keine, deren Sinn im komischen Effekt aufgeht. Es werden ja auch Wendungen - die von der Untreue der Liebsten oder vom Todeswunsch - wörtlich übernommen [... ]. Aber es überwiegen doch die Verfremdungen, die das Empfinden und das Wünschen des Eichendorffschen Gedichts umpolen." Über die Gründe, die ihn dazu bewogen hatten, gerade auch die Eichendorff­ Parodie auf der Tagung der Gruppe 47 Anfang November 1960 in Aschaffen­ burg vorzutragen, äußerte sich der Autor fast zur gleichen Zeit26: „Warum ich u.a. auch die Eichendorff-Variation vorlas: vielleicht, weil ich glaubte, auf hinreichend vorgebildete Resonanzböden zu treffen; viel­ leicht, um diesem von mir entwickelten Typus der literarischen Variation Gehör zu verschaffen; vielleicht, um den Kollegen darzutun, was kri­ tische Tradition und Beherrschung der Mittel in einem waren."

22 -pp-, Die literarische Ernte des Jahres. Arbeitstagung der „Gruppe 47" ging zu Ende - Am Samstag Empfang der Stadt Aschaffenburg im Rathaus, in: Main-Echo 1960, Nr. 257 (7. November), S. 3. 23 Reich-Ranicki (wie Anm. 19). 24 Joachim Kaiser, Der Klimmzug des Zaunkönigs. Die Jahrestagun.9 der „Gruppe 47" in Aschaffen­ burg, in: Süddeutsche Zeitung. Münchner Neueste Nachrichten 1960, Nr. 268 (8. November), S. 10. 2s Walter Hinck, Des Mühlrads Idylle in Moll (Frankfurter Anthologie), in: Frankfurter Allgemeine Zei­ tung 1986, Nr. 113 (17. Mai), Beilage „Bilder und Zeiten", S. (4]. 26 Rühmkorf an Vf. (wie Anm. 8). - Zu den Gedanken, die ihn zu dieser Parodie veranlaßten, vgl. Peter Rühmkorf, Auf eine Weise des Joseph Freiherrn von Eichendorff, in: ders., Strömungslehre 1. Po­ esie (das neue buch, Bd. 107), Reinbek 1978, S. 252-258.

74 Zum Abschluß sei noch ein Stimmungsbild von der Aschaffenburger Tagung der Gruppe 47 zitiert, das der Kritiker einer Schweizer Zeitung zeichnete27: „Die Stadt Aschaffenburg, wohlhabend durch ihre Textilindustrie, hatte ihr neues Rathaus zur Verfügung gestellt, der Oberbürgermeister Dr. Schwind28 war oft bei den Lesungen zugegen, und der letzte Abend ver­ sammelte die Teilnehmer zu einem wilden Fest, bei qem es hoch her­ ging. Am Sonntag früh waren die Reihen gelichtet, die Köpfe blässlich und unausgeschlafen, das Wetter dementsprechend. Aber die Arbeit ging weiter, trotz allen Anfechtungen physischer und psychischer Art. Eine unvergessliche Tagung, zu der sich viele der besten Köpfe Deutschlands zusammengefunden hatten." Dieser Kritiker hatte - wie andere auch - die von Peter Rühmkorf vorgetra­ genen Gedichte zu den wenigen Höhepunkten der Tagung gezählt29. Nach mehr als 25 Jahren kann man sagen, daß er zumindest in diesem Punkt recht hatte.

7 2 Widmer (wie Anm. 21 ). 2a Vorlage: Schmidt. 29 Vgl. Anm. 21.

75 Das erste Halbjahr 1987 im Pressespiegel

von Renate Welsch und Helmut Reiserth

3. 1. ,,Land unter" beschert das neue Jahr den Aschaffenburgern. Die Hoch­ wasserwelle ist im Anrollen. Der Fährbetrieb zwischen Sulzbach und Niedernberg wurde bereits seit Tagen eingestellt, und auch die Schiff­ fahrt auf dem Main mußte teilweise eingestellt werden. 14. 1. Der Suppenschulball steht 1987 ganz im Zeichen des Jubiläums: 150 Jahre Suppenschule. Die Geschichte eines der ersten privaten Kinder­ gärten im Deutschland des 19. Jahrhunderts zeichnete Peter Körner in einer Dokumentation auf; gleichzeitig wird mit einem Kochbuch den Aschaffenburger Köchinnen „in die Töpfe geguckt". 14. 1. Die Zeit der „Tante-Emma-Läden" geht auch im Aschaffenburger Stadtteil Obernau zu Ende. Als vorletzter Familienbetrieb schließt nach 82 Jahren das Lebensmittelgeschäft Weigand in der Hauptstraße 89. 16. 1. Künftig sollen 20 Wappenschilder die Autofahrer auf den Bundes- und Staatsstraßen auf die Grenze zum Landkreis Aschaffenburg auf­ merksam machen. Die Befürchtung allerdings besteht, daß die Land­ kreiswappen als begehrte Sammelobjekte ganz woanders aufgestellt werden. 16. 1. Das erste Aschaffenburger Programmkino wird am 29. 1. seine Pforten öffnen. Die Hofgarten-Lichtspiele wollen künftig - auch in neuem Rahmen und mit veränderten Preisen - Filmkultur pflegen. Der Spiel­ plan soll den Anspruch der Leinwandunterhaltung vor den Kommerz stellen. Kinderfilme werden ebenso angeboten wie „Doppelnächte" mit gleich zwei nacheinanderlaufenden Streifen. 20. 1. Dipl.-Kaufmann Horst Michaels löste den langjährigen Präsidenten und nunmehrigen Ehrenpräsidenten der IHK, Fritz Eder, in seinem Amt ab. Horst Michaels, geschäftsführender Gesellschafter der Heinrich Kopp GmbH & Co. KG in Kahl, war bisher stellvertretender Kammerpräsi­ dent. 21. 1. Durch einen Knopfdruck läßt sich seit 19. 1. der Schwefeldioxyd-Aus­ stoß des Aschaffenburger Bayernwerkes auf e1n Zehntel reduzieren. Schon vor der offiziellen Inbetriebnahme durch Bayerns Finanzminister Max Streibl am 20. 1. wurde so in Aschaffenburg die kritische Smog-Si­ tuation durch den Minderausstoß von 50 Tonnen nicht weiter ver­ schärft.

76 23. 1. 30 Kisten mit dem wissenschaftlichen Nachlaß des Lohrer Naturfor­ schers und Heimatkundlers Dr. Hans Stadler (1875-1962) kehrten aus dem Aschaffenburger Naturwissenschaftlichen Museum nach Lohr zurück. Nach der Aufarbeitung des umfangreichen Materials will die Stadt Lohr diese Quelle für Heimatstudien - vor allem auf dem Gebiet der Biologie und Ökologie - allen Interessierten zugänglich machen. 24. 1. Die staatliche Berufsschule III im Aschaffenburger Scnulzentrum ist fer­ tiggestellt. Schüler und Lehrer bezogen den Neubau bereits Mitte Januar. Hier wird für sieben Berufsfelder - u. a. Textiltechnik und Bekleidung, Körperpflege, Gastgewerbe, Hauswirtschaft - Teilzeit­ und Vollzeitunterricht angeboten. In diesem modernen und repräsenta­ tiven Haus sind auch die Berufsfachschule für Hauswirtschaft, die Berufsfachschule für Kinderpflege und die zur mittleren Reife führende Berufsaufbauschule untergebracht. 27. 1. Damit die Erinnerung an das für eine längere Umbauzeit geschlossene Stiftsmuseum nicht verblaßt, wurde am 24. 1. im Schloß Johannisburg eine Dauerausstellung „Stift im Schloß" eröffnet. Präsentiert werden in vier zusätzlich von der Schloßverwaltung angemieteten Räumen kost­ bare Exponate aus verschiedenen Epochen. 3. 2. Am vergangenen Wochenende wurde Pfarrer Werner Drenkard in sein neues Amt als Seelsorger in der St.-Laurentius-Gemeinde im Stadtteil Leider durch Dekan Edgar Röhrig eingeführt. In seiner ersten Predigt stellte Pfarrer Drenkard „Christ und Gottesdienst" sowie ein lebendiges Gemeindewesen in den Mittelpunkt. 5. 2. Der Landkreis Aschaffenburg steht in der Statistik der Verkehrsunfälle für 1986 im Bereich Untermain an der Spitze: Bei 4948 Unfällen starben 25 Menschen, 1139 wurden verletzt. Die Gesamtzahl der von der Poli­ zeidirektion Aschaffenburg aufgenommenen Unfälle stieg gegenüber 1985 um fast 6 % . Zu den Ursachen gehören immer wieder auch über­ höhte Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer. 14. 2. Praktizierte Partnerschaft im wahrsten Sinne des Wortes ist die im Dezember 1986 geschlossene Ehe zwischen einem Aschaffenburger und einer jungen Französin aus der Partnerstadt St. Germain-en-laye. Anne Laqua, geb. Rimbaud, und Ehemann Peter wurden vom Schirm­ herrn der deutsch-französischen Partnerschaft, Oberbürgermeister Dr. Reiland, im Rathaus empfangen. 26. 2. Am 25. 2. beantragte das Aschaffenburger Druckhaus Gesele Konkurs beim Amtsgericht. Die Belegschaft des seit 1931 bestehenden Betriebes, die Anfang der 80er Jahre noch 35 Personen betrug, war zuletzt auf 15 Mitarbeiter geschrumpft. Georg Gesele, Sohn des Fir­ mengründers, hatte 1985 die Druckerei übernommen.

77 5. 3. Die kälteste Märznacht seit 24 Jahren brachte der Faschingsausklang. In der Nacht zum Aschermittwoch sank die Quecksilbersäule auch am Untermain weit unter Null. Der plötzliche Kälteeinbruch brachte der Forstwirtschaft große Schäden. Durch die Hochwaserwelle mußte oberhalb Aschaffenburgs die Schiffahrt eingestellt werden; der Main trat an vielen Stellen über die Ufer. 19. 3. Genau vor 125 Jahren wurde die Aschaffenburger Freiwillige Feuer­ wehr gegründet. Im Juli wird die Aschaffenburger Wehr (300 Mann) ein Festwochenende veranstalten; Kurt Drutzel, seit 1967 Stadtbrandrat, schreibt an einer Chronik, die im Sommer erscheinen wird. 28. 3. Im Bayerischen Landessportverband (BLSV) - Kreis Aschaffenburg - nimmt die Stadt auch 1987 die Spitzenstellung in Bayern ein. Anläßlich der jährlichen Tagung der Sportabzeichenprüfer der Vereine des BLSV und der Schulen des Stadt- und Landkreises in Aschaffenburg konnte stolze Bilanz gezogen werden: 4681 Sportabzeichen; die ältesten Erwerber waren dabei Hildegard Schröder (Vital SG Goldbach) und Karl Tauscheck (TV Aschaffenburg), beide 76 Jahre. 28. 3. Die Aschaffenburger Presse beginnt mit ihrer Berichterstattung über die bevorstehenden Veranstaltungen anläßlich des 100. Gebrutstages des Aschaffenburger Dichters Julius Maria Becker am 29. 3. Am 2. 4. wird eine Ausstellung „Julius Maria Becker (1887-1949) - Leben und Werk", ausgerichtet vom Stadt- und Stiftsarchiv, im Schönborner Hof eröffnet. Ein Gedächtnisabend mit Festvortrag und Liedern (Texte J. M. Becker, Vertonung Willi Keilmann) im Zunftsaal des Schtosses Johannisburg schließt sich am 4. 4. an. 11. 4. Als 20. von insgesamt 22 in Bayern geplanten Zentren des Berufsge­ nossenschaftlichen Arbeitsmedizinischen Dienstes (BAD) wurde in der Frohsinnstr. 15 die neue Institution offiziell ihrer Bestimmung über­ geben. Aufgabe des BAD ist die Verhütung von Unfällen am Arbeits­ platz und die Vorbeugung gegen berufsbedingte Krankheiten. Seit 1974 werden inzwischen 1, 13 Millionen Arbeitnehmer betreut. 13. 4. Mit einem Festakt im Zunftsaal des Schlosses wurde am 10. 4. das Jubiläum „40 Jahre Volkshochschule" gefeiert. Neben zahlreichen Ver­ tretern der Stadt und des Bezirks nahmen auch Mitarbeiter der ersten Stunde - Altbürgermeister Kurt Frenzel, das Ehepaar lrma und Dr. Eduard Herz, Bettina Schad - an der Feierstunde teil. Den Festvortrag hielt Prof. Dieter Sauberzweig, Präsident des Deutschen Volkshoch­ schulverbandes. 27. 4. Die 1 0. Aschaffenburger Gespräche, die am 25. und 26. 4. im Stadt­ theater unter Leitung des ZDF-Redakteurs Dr. Guido Knopp statt­ fanden, hatten das Thema „Sind wir souverän?" zum Inhalt. Zu den

78 sechs geladenen Referenten gehörte auch der Liedermacher Wolf Biermann, der einen musikalischen Beitrag leistete. 5. 5. Am ersten Wochenende im Mai feierte die Feldgeschworenenvereini­ gung Aschaffenburg Stadt und Land in Haibach ihren 75. Jahrestag. Die „Steinsetzer" und „Vierrichter", seit dem 16. Jahrhundert im Amt, mußten stets besonders integre Personen sein, die ih_r Leben lang das „Siebenergeheimnis" hüteten. Die Aschaffenburger Vereinigung zählt im Jubiläumsjahr 204 Mitglieder (im Altlandkreis 180, in Aschaffenburg 20). 11. 5. Mit einer Feierstunde im Anschluß an den Festgottesdienst in der Ober­ nauer Kirche St. Peter und Paul endete am Sonntag, 10. 5., die Fest­ woche im Stadtteil Obernau. Anlaß war das 25jährige Weihejubiläum des Gotteshauses. Unter den zahlreichen Ehrengästen waren auch der Erbauer, Pfarrer Johannes Tschoepe, und der Architekt, Willi Goldham­ mer. 11. 5. Am Haus Sandgasse 42 wurde eine Erinnerungstafel an Johann Desch, den Begründer der Aschaffenburger Herrenkonfektion, ange­ bracht. Der 1848 in Glattbach geborene Schneider verlegte 1873 seinen Heimschneiderbetrieb nach Aschaffenburg. 1874 gründete Desch eine Firma, die als der Beginn konfektionierter Herrenkleidung anzusehen ist. 12. 5. Anfang Mai stand Aschaffenburg immer noch an der Spitze hinsichtlich der Arbeitslosenquote im nordbayerischen Raum. Das Arbeitsamt mel­ dete mit 5,9 Prozent eine Quote, die nur noch von Coburg erreicht wurde. 14. 5. Die Presse informiert die Aschaffenburger Bürger über die am Montag (15. 5.) beginnende und bei vielen umstrittene Volkszählung. Bernd Schrogl, Leiter der Erhebungssstelle Volkszählung, meldete, daß sich rund ein Drittel der 700 ehrenamtlichen Zähler freiwillig gemeldet hätten. Alle Zähler wurden entsprechend geschult und gut auf ihre Auf­ gabe vorbereitet. 15. 5. Seit 6 Uhr morgens können die vier lokalen Rundfunkanbieter bzw. ihre Programme auf der UKW-Frequenz 91,6 MHz empfangen werden. Der lokale Hörfunk sendet aus seinen Studios - der UKW-Sender ist in der Funkübertragungsstelle auf dem Stengerts bei Gailbach installiert - rund um die Uhr Musik, Unterhaltung und Werbung. 16. 5. Im Schöntal wurde ein neuer Mini-See geflutet. Der kleine Teich schließt das neue Musikpodium zur Wiesenfläche hin ab und ist Teil des Bachlaufes, der den oberen und den unteren See verbindet. Eine reizvolle Gestaltung der Wasserfläche gehört zum Neuerungs-Pro­ gramm im traditionsreichen Park Schönbusch.

79 19. 5. Im Schöntal können die jüngsten Bürger Aschaffenburgs künftig auf dem neugestalteten Spielplatz kreatives Spielen praktizieren. Neben einem Kletterkaktus, einer Spielgerätekombination und einer Kletter­ burg aus Steinen und Palisaden wird vor allem die „Matschanlage" Anziehungspunkt werden. Mit Sand und Wasser zu bauen, zu plan­ schen wird die Attraktion dieses 53. Spielplatzes im Stadtgebiet - noch dazu im Zentrum - werden. 29. 5. Ohne großes Aufheben wurde am 27. 5. das letzte Teilstück der Nörd­ lichen Ringstraße zwischen Ebertbrücke und Schillerstraße vorzeitig für den Verkehr freigegeben. Eine Baumaßnahme der DBB, die mit der Sanierung der Müllerstraße begann, war Grund, eine leistungsfähige Umleitung in Richtung des Stadtteiles Damm anzubieten. 5. 6. Die Bebauung des ehemaligen Mälzereigeländes an der Treibgasse ist abgeschlossen. Es entstand mitten in der Stadt eine Wohnanlage für ältere Menschen, die gleichzeitig ruhiges Wohnen und citygerechtes Leben bietet. Innenhöfe werden von den Baulichkeiten - 18 Ein- und 1 O Zwei-Zimmer-Wohnungen sowie eine Geschäftspassage mit sieben Fachgeschäften - abgeschirmt. Architektur und Farbgestaltung wurden auf die Bedürfnisse und Vorstellungen moderner älterer Men­ schen abgestimmt. 6. 6. Ein spektakulärer Fund wurde bei den Umbauarbeiten des ehemaligen Stiftskapitelhauses (Stiftsmuseum) gemacht. In einem Fehlboden ent­ deckte man ein um 1240 auf eine Eichentafel aufgebrachtes Bild, das einen Christus Pantokrator zeigt. Der Fund ist für Fachleute deshalb interessant, weil sich das - zwar schlecht_ erhaltene - Bild in seiner ursprünglichen Maitechnik unverändert zeigt. 22. 6. Das dritte Benefiz-Konzert Iwan Rebroffs in der Stiftskirche zugunsten der Weltkinderhilfe erbrachte 23 100 Mark für die UNICEF. Landrat Roland Eller überreichte als Schirmherr der UNICEF-Bundesvorsit­ zenden Marie-Elisabeth Klee, Bonn, einen überdimensionalen Scheck. Zum musikalischen Programm gehörten Chorwerke, dargeboten vom Jugendchor unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Dr. Walter Gleißner, sowie Orgelstücke, gespielt vom Wuppertaler Organisten Joachim Dorfmüller. 27. 6. Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland übergab im Rahmen eines Fest­ programmes den Bürgern der Stadt einen Erweiterungsteil des Fried­ hofs Leider sowie die umgebaute Aussegnungshalle.

80 Öffnungszeiten kultureller Einrichtungen in Aschaffenburg

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Stadt- und Stiftsarchiv Schönborner Hof - Wermbachstr. 15

Mo-Mi 8.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr Do 8.00-12.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 8.00-12.00 Uhr 1. Sonnabend im Monat 10.00-15.00 Uhr

Bibliotheken

Hof- und Stiftsbibliothek Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4 .30 Uhr und Mo-Mi 10.00-12 14.00-17.00 Uhr Do 10.00-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 10.00-15.00 Uhr

Landeskundliche Bibliothek für Spessart und Untermain des Stadt- und Stiftsarchivs Schönborner Hof - Wermbachstr. 15 8.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr Mo-Mi Do 8.00-12.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 8.00-12.00 Uhr 1. Sonnabend im Monat 10.00-15.00 Uhr

Stadtbibliothek Herstallstr. 17 Mo 13.30-18.00 Uhr Di 10.00-12.00 Uhr Mi 13.30-18.00 Uhr Do 13.30-19.00 Uhr Fr 10.00-17.00 Uhr Museen

Gedenk- und Informationsraum der Graslitzer Schönborner Hof - Wermbachstr. 15 Sonn- und feiertags 10.00-12.00 Uhr

Naturwissenschaftliches Museum der Stadt Aschaffenburg Schönborner Hof - Wermbachstr. 15 So-Di 9.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr Do-Sa 9.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Schloßmuseum der Stadt Aschaffenburg Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4 April-September: Di-So 9.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr Oktober-März: Di-So 10.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Staatsgemäldesammlung (und fürstliche Wohnräume) Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4 April-September: Di-So 9.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr Oktober-März: Di-So 10.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Städtische Dauerausstellung zur Geschichte der Aschaffenburger Juden Treibgasse 20 Mi 10.00-12.00 Uhr Do 16.00-18.00 Uhr 1. Sonntag im Monat 10.00-12.00 Uhr

Stiftsmuseum der Stadt Aschaffenburg Stiftsgasse 1a Wegen Umbaus z. Zt. geschlossen. Bis zur Wiedereröffnung zeigt das Schloß­ museum in einer Sonderausstellung „Stift im Schloß" eine Auswahl aus den Beständen des Stiftsmuseums.