MITTEILUNGEN Aus Dem Stadt- Und Stiftsarchiv Aschaffenburg

MITTEILUNGEN Aus Dem Stadt- Und Stiftsarchiv Aschaffenburg

MITTEILUNGEN aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg ISSN 0174-5328 Bd. 2, Heft 2 September 1987 ::=-- --- - -·-· ·- 1 .L • ·_;:;!.. -iii'C'"..:,:.._- -=:::,-_ - - .:. _-,._·-:..... ( -�::--� -· __ ;:--·--::.----- 1 - -:· ,,,.,,,,,i!i Haupteingang Schönborner Hof ......., .. ,, �;:: (Zeichnung: R�iner Erzgraber, Aschaffenburg) Inhalt Arno Störkel, Die Aschaffenburger Bürgerwehr 1806/9 . 41 Werner Krämer, Die Landwirtschaftsfeste in Aschaffenburg . 47 Hans-Bernd Spies, Die Unterstützung der Stadt Wunsiedel nach dem Brand von 1834 durch das bayerische Untermaingebiet . 55 Garsten Pollnick, Die Aschaffenburger Protestanten oder eine Minder- heit plant ihren Kirchenbau. 1837 - vor 150 Jahren erfolgte die Grundsteinlegung für ein eigenes Gotteshaus . 60 Hans-Bernd Spies, Eine Eichendorff-Parodie - erstmals 1960 auf der Tagung der Gruppe 47 in Aschaffenburg vorgetragen . 69 Renate Welsch und Helmut Reiserth, Das erste Halbjahr 1987 im Pres- sespiegel . 76 Mitarbeiterverzeichnis Werner Krämer, Deutsche Str. 59, 8750 Aschaffenburg Garsten Pollnick, Eichelwiese 10, 8751 Haibach Helmut Reiserth, Dalbergstr. 66, 8750 Aschaffenburg Dr. phil. Hans-Bernd Spies, M. A., Wermbachstr. 15, 8750 Aschaffenburg Arno Störkel, Ebertsklinge 31a, 8700 Würzburg Renate Welsch, Schränksweg 2, 8752 Kleinostheim Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg im Auftrag der Stadt Aschaffenburg - Stadt- und Stiftsarchiv - herausgegeben von Hans-Bernd Spies Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg Wermbachstr. 15, D-8750 Aschaffenburg Druck: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, 8530 Neustadt an der Aisch Lithos: Thomaier und Ullrich, 8750 Aschaffenburg Tage der offenenTür im Stadt- und Stiftsarchiv Das Stadt- und Stiftearchiv lädt alle geschichtsinteressierten Bürger ein, an den Tagen der offenen Tür, die von der Stadt Aschaffenburg im Turnus von zwei Jahren veranstaltet werden, am 17. und 18. Oktober 1987 in den Schönborner Hof· zu kommen. PR OGRAMM An beiden Tagen 10.00 - 16,oo Uhr Aschaffenburger Raritätenbörse - Bücher, Postkarten, Briefpapier. Angeboten werden neben den Vereinspublikationen noch weitere heimatbe­ zogsne Bücher, Briefpapier undBriefkarten, Postkartenserien, Repro­ duktionen, Plakate sowie kostenloses Informationsmaterial. 10.00 - 16.00 Uhr Foto-Ausstellung "M enschen in Aschaffenburg", veranstaltet vom Stadt­ und Stiftsarchiv undGeschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V. 16.30 Uhr "Ein lustig Pfeifferey" Konzerte desAschaffenburger Musizierkreisee für Alte Musik mit Tänzen und Spielstücken vom Mittelalter bis Frühbarock. Zu den Renaiesance­ flöten, Krummhörnern und Kortholten des Eneemblea...kommen diesmal Gems­ hörner mit "gar lieblichem Thon" hinzu. Ausführende: AnneBeckmann, Ursula Hartleitner, Wilhelm Schießer, Werner Schuck. Gabi Fliegel, Meinhard Gerlach, Gitarre Besuch nur mit Eintrittskartei Reservierungen im Stadt- und Stifts- archiv, Tel.-Nr. 306213 Eintritt frei! Sa111stag1 17. 10. 1987 10.00 Uhr Tonbildschau "Das Mainviereck" (Otto Köseler} 11.00 und 15.00 Uhr Führungen durch das Stadt- und Stiftearchiv (Dr. Hans-Bernd Spiee und Careten Pollnick} 12.30 Uhr Das Archiv wärmt auf: Kartoffelsupp' und Quetechekuche. Nach einem alten Ascheberscher Rezept und einem Serviervorschlag von Irmes Eberth. Gereicht vom Technischen Hilfswerk. 14.00 Uhr Filmvorführung mit Filmen der Stadtbildstelle Sonntag. 18. 10. 1987 10.00 Uhr Tonbildschau "DasMainviereck" (Otto Kössler} · 11.00 und 15.00 Uhr Führungen durch das Stadt- und Stiftsarchiv (Dr. Hans-Bernd Spiee und Carsten Pollnick} 14.00 Uhr Filmvorführung mit Filmen der Stadtbildstelle Die Aschaffenburger Bürgerwehr 1806/9 von Arno Störkel Als durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 die geistlichen Staaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aufgelöst wurden, entging nur einer von ihnen diesem Schicksal, nämlich der des KurfQrsten von Mainz. Er lebte als Staat des Kurfürsten-Erzkanzlers Dalberg bis zur Auflösung des Reiches (1806) fort, wurde dann zum Fürstprimatischen Staat und 1810 zum Großherzogtum Frankfurt, jeweils als Bestandteil des Rheinbundes, umge­ wandelt1. Wie alle Mitglieder des Rheinbundes hatte auch Dalberg dem Kaiser der Fran­ zosen und Protektor des Bundes, Napoleon 1., seine Truppen für dessen Expansionskriege zur Verfügung zu stellen. 968 Mann sollten es laut Vertrag sein; 1204 wurden dann tatsächlich verlangt2. Das war, gemessen an der Stärke der alten kurmainzischen Truppen3, nicht einmal viel, und doch stellte es die fürstprimatische Regierung offenbar vor größere Probleme: Weder quantitativ noch qualitativ konnte das Militär den Ansprüchen genügen, Re­ kruten mußten in aller Eile die Lücken füllen und Ausrüstungsgegenstände beschafft werden. Kein Wunder also, daß der kaiserliche Abmarschbefehl zum 4. Oktober 1806 nicht eingehalten werden konnte4 und die Primatischen zur Doppelschlacht von Jena und Auerstedt (14. Oktober) zu spät kamen. Mit dem Abmarsch des regulären Militärs ergab sich für die Residenzstadt die Notwendigkeit, die städtischen Wachen durch die Bürger stellen zu lassen. Das hatte nicht nur mit Repräsentationsbedürfnis zu tun, sondern vor allem mit der Tatsache, daß es die moderne Einrichtung einer Polizei ja noch nicht gab: In den Garnisonsstädten sorgte das Militär für die öffentliche Sicherheit, auf dem lande die „junge Mannschaft", die in den völlig unbeleuchteten Ort­ schaften nächtliche Wachen zu halten hatten5 und sich gerade in Kriegszeiten von den wenigen Dutzend Husaren kaum Hilfe versprechen durften. 1 Vgl. Konrad Maria Färber, Aschaffenburg - heimliche Hauptstadt des Großherzogtums Frankfurt. Zum 175jährigen Jubiläum der Gründung des Departements Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 10 (1986), S. 213-235, dies S. 216 f. u. 226-231. Das Großherzogtum Frankfurt wurde am 23. Dezember 1813 aufgelöst, vgl. ebd., S. 234. 2 Vgl. Philipp Grimm, Das Bataillon Frankfurt 1806 und Aschaffenburgs Beziehung zu ihm, in: Aschaf­ fenburger Geschichtsblätter 24 (1932), S. 12. 3 Das kurfürstliche Militär hatte aus rund 3000 Mann bestanden. 4 Vgl. Grimm (wie Anm. 2), S. 12. Noch Anfang November waren die Truppen in Aschaffenburg, vgl. Protokollauszug Stadtamt Aschaffenburg vom 8. November 1806, Bayerisches Staatsarchiv Würz­ burg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2547. s Vgl. Protokollauszug Stadtamt Aschaffenburg vom 28. November 1806, Bayerisches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4). 41 Die Bürgerwehren der Städte konnten meist auf eine uralte Tradition zurück­ blicken, nur entsprach die überkommene Organisation eben den Anforde­ rungen einer neuen Zeit schon lange nicht mehr6. Bereits eine Generation früher, im Jahr 1766, hatte der kurfürstliche Stadtkommandant böse Erfah­ rungen mit der Bürgerwehr machen müssen, als er sie instruktionsgemäß exerzieren wollte. Man hatte ihm klar gemacht, daß man sich das nicht gefallen lassen wollte; seine Instruktion sei „nur ein leeres geschwätz, so schon (bei seinem Vorgänger) zwar befohlen, aber nie befolget worden wäre"7. Einmal im Jahr wurde die in zwei Kompanien organisierte Bürgerwehr Aschaffenburgs für einen halben Tag zusammengezogen, um zu exerzieren, und das fiel, wenn es überhaupt gemacht wurde, meist höchst armselig aus. Der „Hohn und das Gelächter der Kinder, welches durch die Mischung von Karrikatur, Willkühr und Unordnung entstehen mußte", waren die Reaktion der Öffentlichkeit auf diese Paraden, so daß sich, wer immer konnte, von diesen Veranstaltungen fernhielt, und das war bei der herkömmlichen Strafe von gerade 30 Kreuzern nur den ärmsten der 958 organisierten Bürger nicht mög­ lich8. Auch war bei der tatsächlichen Ableistung des Wachdienstes die Stell­ vertretung erlaubt9 (es durfte nur kein fremder Handwerksgeselle sein), so daß die einst stolze Bürgerwehr jedes Sozialprestige verloren hatte. Die Privile­ gierten der Bürgerschaft, der Handelsstand, machte auch sogleich eine tradi­ tionelle Befreiung von solchen Lasten geltend10, was natürlich zu Reibereien führen mußte. Aller Auseinandersetzungen ungeachtet mußte nun, bei „gänzlicher Abwesen­ heit des Militärs"11,· der Wachdienst organisiert werden, um „die Höchste Person, dann die Fürstliche Kasse sowohl als jedes Privat Eigenthum [ ... ] beschützen zu können"12. Da war zunächst das Schloß zu bewachen, und dafür waren die 43 (später 60) Mitglieder der Schützenkompanie ausersehen, e Vgl. Jürgen Kraus, Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg 1548-1806. Vergleichende Untersu­ chungen über städtische Militäreinrichtungen in Deutschland vom 16.-18. Jahrhundert, Augsburg 1980. 7 Beilage zum Bericht des Stadtkommandanten Radler vom 13. Februar 1766, Bayerisches Staats­ archiv Würzburg, Mainzer Regierungsarchiv, L 2573. e Bericht von Hofkammerrat Pelletier und Stadtschultheiß Leo vom 25. Mai 1808, ebd., L 2548. Das Wort „Gelächter" erscheint bezeichnenderweise schon im Bericht des Stadtkommandanten Radler von 1766 (wie Anm. 7) im Zusammenhang mit den militärischen Bemühungen der Aschaffenburger Bürgerschaft. Auch anderswo nahm man die Übungen der Bürgerwehr nicht viel ernster, die Augs­ burger z. B. exerzierten im Sommer alle zwei Monate, also vielleicht drei- bis viermal jährlich, vgl. Kraus (wie Anm. 6), S. 149. s Auch dies war ein weitverbreiteter Mißstand, vgl. Kraus (wie Anm. 6), S. 155. 10 Vgl. Protokollauszug (wie Anm. 5). 11 Beschwerde der Stadtoffiziere beim Vizedomamt Aschaffenburg, Ende November 1806, Bayeri­ sches Staatsarchiv Würzburg (wie Anm. 4). 12 Bericht (wie Anm. 8). 42 weil sie als einzige eine „anständige und egale Kleidung" vorzuweisen hatten13.

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