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abschließende Fuge der ersten Suite den Meister am Werk. Gewandhausorchesters und seit 1881 Professor am Ulrich Horn Gerade die Komposition von Präludien und Fugen für Leipziger Konveratorium, wo er zum legendären »euro- German cellist Ulrich Horn studied with Peter Vogler at the Solostreicher hatte Reger mit den Violinwerken Opus 117 päischen Cellistenmacher« wurde, zu dessen Schülern Hanns Eisler Music College in as well as with REGER und 131a intensiv erkundet. , Guilhermina Suggia, Rudolf Metz- Ludwig Quandt and Georg Faust as a member of the Das Präludium der zweiten Suite d-Moll – diesmal ein macher und Emanuel Feuermann gehörten. Er brachte Karajan Academy of the . He has won Largo-Satz – ist formal ähnlich strukturiert wie der drei große Kammermusikwerke Regers zur Uraufführung several awards including first prize in the Competition for Three Suites for Kopfsatz der ersten Suite. Noch weitaus stärker als dort und war außerdem Widmungsträger der Cellosonate a-Moll Young Talent in Rostock and the Johann Sebastian Bach erkundet Reger hier aber die Grenzen der Tonalität; auch op. 116. Hugo Becker (1863-1941), Lehrer u.a. von Beat- Competition in Leipzig. Ulrich Horn has performed as die mehrfache Anweisung »espressivo« und die differ- rice Harrison und Enrico Mainardi, erwarb sich auch als soloist with orchestras in Asia and Europe such as the Solo , Op. 131c enzierte Dynamik, die von pp bis ff reicht (mit einem Exponent kammermusikalischer Novitäten große Neubrandenburg Philharmonic and the Leipzig Radio Ende in ppp), weist auf den expressiven Gestus der Verdienste; ihm hatte Reger schon 1898 seine Cellosonate Symphony for a live TV broadcast. He has also performed Komposition. Das an dritter Stelle stehende Largo greift g-Moll op. 28 gewidmet. Paul Grümmer (1879-1965) in festivals in Korea as well as in including the diese Stimmung wieder auf (und gerade hier beweist schließlich war ein Schüler Klengels und Beckers, der ab Schleswig-Holstein and Rheingau Music Festivals and in Ulrich Horn Reger, wie man »spinnen können« muss, wie er einmal 1912 als Mitglied des Concertvereins-Quartetts, des such halls as the Gewandhaus Leipzig and the Art Center sagte – »Melodie nämlich«), und geradezu zwangsläufig späteren legendären Busch-Quartetts, Maßstäbe des Concert Hall in Seoul, Korea. He has been soloist in Richard als etwas leichtere Gegenpole erforderlich sind zwei Kammermusikspiels setzte und im selben Jahr auch Strauss’s Don Quixote under Zubin Mehta and has Tanzsätze, Gavotte und Gigue. Mit beiden Tanzformen persönlich mit Reger bekannt wurde. Hätte Reger länger performed as principal cellist with the Sydney Symphony hat sich Reger seit den späten 1890er-Jahren mehrfach gelebt, so scheint es wahrscheinlich, dass er auch diesem Orchestra and the Bavarian State Opera Munich. He has auseinandergesetzt, besonders in Kompositionen für herausragenden Musiker eine Cellosonate gewidmet hätte. played with the Berlin Philharmonic under the baton of such Klavier oder Orgel. Die Uraufführungsdaten der Cellosuiten sind nicht conductors as Sir , Lorin Maazel, Paavo Järvi, Auch die dritte Suite a-Moll beginnt Reger mit einem überliefert; allerdings ist bekannt, dass sowohl Grümmer , Daniel Harding, and Präludium (diesmal ein harmonisch komplexes, aus- als auch Klengel die ihnen gewidmeten Werke nach . Since 2001, Ulrich Horn has been a drucksvolles Sostenuto), dieses Mal mit einer noch stärker Regers Tod im Konzert spielten, Klengel etwa das Adagio member of the Radio Symphony Orchestra. He beschnittenen Reprise. Als Mittelsatz schreibt Reger hier, aus der ersten Suite in einem Reger-Gedächtniskonzert plays a cello of Giovanni Gagliano, Naples 1800. Photo: Yong-In Photo: Yong-In Myoung wie in der Violinsonate fis-Moll op. 84, ein fast walzerartig in der Leipziger Thomaskirche. Der in eine deutsche Musikerfamilie geborene Cellist Ulrich ausgelassenes Scherzo (mit kantablerem, expressiverem Seit Ende der 1960er-Jahre haben sich Regers Horn studierte an der Hochschule für Musik 'Hanns Eisler' bei Prof. Peter Vogler sowie im Rahmen der Karajan Trio), ehe ein umfangreicher Satz mit fünf Variationen Cellosuiten als Standardwerke jedes ambitionierten Akademie der Berliner Philharmoniker bei Ludwig Quandt und Georg Faust. Er war Mitglied des Gustav Mahler über ein eigenes Thema das musikalisch äußerst reiche Solisten etabliert, sie bereichern sein Repertoire durch Jugendorchesters und gewann mehrere Preise, darunter 1. Preise bei dem Wettbewerb der Jungen Talente in Rostock Werk beschließt. drei expressive Kompositionen von hohem Rang und und dem Johann-Sebastian Bach Wettbewerb in Leipzig. Horn trat als Solist mit Orchestern in Asien und Europa auf, Reger widmete seine Suiten drei Koryphäen des ebensolchem Schwierigkeitsgrad. inklusive den Neubrandenburger Philharmonikern und dem Rundfunkorchester Leipzig in einer Fernseh- Instruments, mit denen er freundschaftlich verbunden war. Liveübertragung. Als Solist und Kammermusiker spielte er in zahlreichen Auftritten in Festivals in Korea und Der wohl engste Freund unter den dreien war Julius Jürgen Schaarwächter Deutschland, unter anderem beim Schleswig-Holstein und Rheingau Musikfestival in bedeutenden Musikzentren wie Klengel (1859-1933), schon seit 1876 Solocellist des Max-Reger-Institut Karlsruhe der Berliner Philharmonie, dem Gewandhaus Leipzig und dem Art Center Seoul. Ulrich Horn war Solist in Richard Strauss' Don Quichotte unter Zubin Mehta und spielte als Solocellist im Sydney Symphony Orchester und der C Bayerischen Staatsoper. Er hat mit den Berliner Philharmonikern, den Bamberger Sinfonikern und dem Gewandhaus Leipzig unter Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Lorin Maazel, Paavo Järvi, Bernard Haitink, Daniel Harding, Daniel M Barenboim und Claudio Abbadio gespielt. Seit 2001 ist Horn Mitglied im HR-Sinfonieorchester Frankfurt. Er spielt auf einem Cello von Giovanni Gagliano, Neapel um 1800. Y K 5 9.70149 6 9.70149 9.70149bk Horn Reger:557541bk Kelemen 3+3 15/8/11 9:38 PM Page 2

Max Reger (1873–1916) particular to explore in depth the composition of preludes Cellist Maker”, his students including Gregor Piatigorsky, Max Reger (1873–1916) Three Suites for Solo Cello, Op. 131c and fugues for solo stringed instruments. Guilhermina Suggia, Rudolf Metzmacher and Emanuel Drei Suiten, op. 131c für Violoncello allein The Prelude of Suite No. 2 in D minor, this time a Largo Feuermann. Klengel premièred the three large chamber By the time Max Reger began to compose for solo cello priate than to return to the “beginning and end of all movement, is formally similar in structure to the first music works by Reger and was moreover the dedicatee of Als Max Reger sich Ende September 1914 der Kom- nachdem ein groß besetztes chorsymphonisches Werk at the end of September 1914 he had already distinguished music”, as Reger never tired of pointing out throughout his movement of the First Suite. Reger explores the limits of the Cello Sonata in A minor, Op. 116. Hugo Becker (1863- position für Solocello zuwandte, hatte er sich bereits aufgegeben worden ist. Und was lag da auch näher, als himself in the field of composing for solo (1899, life – to BACH? “It is precisely those relatively limited tonality here with far more intensity than in the First Suite, 1941), whose students included Beatrice Harrison and umfassend im Bereich der Komposition für Solovioline zu »Anfang und Ende aller Musik«, wie Reger zeitlebens 1905 and after 1909). His severe breakdown on 28th resources that stir him to try out his imagination on limited however; the multiple “espressivo” instructions and the Enrico Mainardi, also earned high praise as an exponent profiliert (1899, 1905 sowie seit 1909). Sein schwerer betonte, zurückzukehren, zu BACH? »Gerade die relativ February 1914 during a concert in Hagen (Westphalia) technical material,” noted Fritz Stein, Reger’s close friend differentiated dynamics, ranging from pp to ff (ending in of new chamber music works; it was to him that Reger Zusammenbruch am 28. Februar 1914 während eines beschränkten Mittel reizen ihn, seine Phantasie an dem necessitated a prolonged period of rest and recovery, and and biographer, in his diary. In mid-January 1915 Reger ppp), also point towards the expressive gestus of the dedicated his Cello Sonata in G minor, Op. 28, in 1898. Konzerts in Hagen (Westfalen) zog einen längeren Kur- spröden techn. Material zu versuchen«, notierte Fritz it came as no surprise that his doctors completely forbade submitted the manuscripts for print and, in spite of the composition. The Largo of the third movement picks up on Finally, Paul Grümmer (1879-1965) was a student of und Erholungsaufenthalt nach sich, und es war nicht Stein, enger Freund und Biograf Regers, in seinem Tage- him to perform or to write. Of course his musical spirit World War, the Suites were issued relatively soon there- this ambience again (and it is precisely in this context that Klengel and Becker who, beginning in 1912 as a member überraschend, dass ihm seine Ärzte vollständiges Auftritts- buch. Mitte Januar 1915 reichte Reger die Manuskripte could not lie still for long, and even during his conva- after, in July 1915. Reger proves how one must “be capable of invention”, as of the Concert Society Quartet (which went on to become und Schreibverbot erteilten. Natürlich stand sein zum Druck ein und trotz des Weltkrieges erschienen die lescent stay at Martinsbrunn Clinic near Merano in Italy, Particularly through Reger, the genre of composition he once said, “namely for melody”), and almost inevitably the legendary Busch Quartet), set new standards for musikalischer Geist aber nicht lange still und schon Suiten schon relativ bald danach im Juli 1915. Reger developed drafts for his next great orchestral for solo cello experienced a renaissance which, beginning this calls, in somewhat lighter, complete contrast, for two chamber music playing and was also personally introduced während der Kur in Martinsbrunn bei Meran entstanden Besonders mit Reger erlebte die Gattung der Kom- composition, with which he intended to retire from his with composers such as Ysaÿe, Kodály and Hindemith, dance movements, Gavotte and Gigue. Reger had dealt to Reger the same year. If Reger had lived longer, it seems Entwürfe für die nächste große Orchesterkomposition, position für Solocello eine Renaissance, die, von Ysaÿe, post as Music Director of the Meiningen Court Orchestra, still has its effect today. Though Bach is clearly the with these two dance forms several times since the late probable he would have dedicated a cello sonata to this mit der sich Reger von seinem Posten als Generalmusik- Kodály, Hindemith u.a. ausgehend, bis in die heutige Zeit his Variations and Fugue on a Theme of Mozart, Op. 132. starting-point, he is not the model Reger uses for the 1890s, especially in compositions for piano or organ. outstanding musician as well. direktor der Meininger Hofkapelle verabschieden wollte fortwirkt. Dabei ist Bach zwar eindeutig der Ausgangs- At the same time he returned to composing music for solo general structure. Reger does not define “suite” as a In Suite No. 3 in A minor Reger also begins with a The first performance dates of the Cello Suites are not – Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. punkt, aber nicht das Modell, auf dem Reger aufbaut. stringed instruments, first with the Six Preludes and sequence of dances – rather, he gives the genre a new, Prelude, this time a harmonically complex, expressive known. It is established, however, that after the composer’s 132. Gleichzeitig kehrte er zu der Komposition von Musik Reger versteht unter Suite keine Folge von Tanzsätzen – Fugues, Op. 131a, for solo violin and then the Three Duos carefully crafted gravity. Even the Prelude opening the sostenuto, but with an even more heavily reduced death, both Grümmer and Klengel performed in concert für Solostreicher zurück, zunächst mit den Sechs im Gegenteil füllt er die Gattung mit neuem, auch formal in Old Style for Two , Op. 131b (both in April 1914). Suite No. 1 in G major, while originating in Bach, soon recapitulation. As a middle movement Reger writes, as in the works Reger had dedicated to them. Klengel, for Präludien und Fugen op. 131a für Violine allein und den sorgsam ausgearbeitetem Gewicht. Schon das die erste Though his letter to Karl Straube, written at the end of transcends him. The movement proves to be a construct in the Violin Sonata in F sharp minor, Op. 84,a Scherzo example, played the Adagio from the First Suite in a Reger Drei Duos (Canons und Fugen im alten Stil) op. 131b für Suite G-Dur eröffnende Präludium geht, trotz des September 1914, closed with the words “Your old Reger, free sonata-form, with a recapitulation and a compacting with an almost waltz-like exuberance (and a more memorial concert in the Church of St Thomas in Leipzig. zwei Violinen (beides im April 1914). Ausgangspunkts Bach, schon bald über diesen hinaus. who writes solo sonatas for cello! Crazy idea – but an of motifs which, despite its apparent simplicity (double cantabile, more expressive trio), before an extended Since the end of the 1960s Reger’s Cello Suites have Auch wenn Reger schon Ende September 1914 einen Der Satz erweist sich als in freier Sonatensatzform immensely educational experience in terms of ‘musical stops are only seldom necessary), is all Reger, not only in movement with five variations on a theme of the com- established themselves as standard works for every Brief an Karl Straube mit den Worten schloss »Dein alter konstruiertes Gebilde, mit Reprise und motivischer chastity’”, he would go on to discontinue this project for terms of modulation but also in the structuring of melody. poser’s closes the piece, musically a particularly rich work. ambitious soloist; they enhance the performer’s repertoire Reger, der Solosonaten [sic] für Violoncello schreibt! Verdichtung, das trotz seiner scheinbaren Schlichtheit (nur a while, as he intended, having been pronounced unfit for Ekkehart Kroher has pointed out that, in the midst of all Reger dedicated his Suites to three cello luminaries with three expressive compositions which are of high Verrückte Idee – aber erzieherisch ungemein wertvoll betr. selten sind Doppelgriffe erforderlich) nicht nur military service and thus exempted from duty, referring to the chromatic movement, a “manifestly simple harmony with whom he was bound in friendship. Probably his quality and of a similarly high degree of difficulty. „musikalischer Keuschheit“«, sollte er dieses Projekt doch modulatorisch, sondern auch von der Melodiegestaltung himself as a “cripple, utterly useless to the fatherland”, to and those rhythmical and dynamic subtleties” stand out, closest friend among the three was Julius Klengel (1859- erst einmal zurückstellen, weil er, als dienstuntauglich ganz Reger ist. Ekkehart Kroher hat darauf hingewiesen, make his contribution to the events of the times with the which he understands to be a kind of “pre-echo” of the 1933), solo cellist for the Leipzig Gewandhaus Orchestra Jürgen Schaarwächter ausgemustert und sich selbst als »totaler Vaterlands- dass bei aller Chromatik doch »sinnfällig einfache Patriotic Overture, Op. 140, and the Requiem, WoO V/9. “free Jena-esque style” of Reger’s later works: “From the since 1876 and professor at Leipzig Conservatory since Max-Reger-Institut Karlsruhe krüppel« bezeichnend, mit der Vaterländischen Ouvertüre Harmonik sowie jene rhythmischen und dynamischen It was not until December of that year that he resumed first measure on, the spirituality of the music forces the 1881, where he had become the legendary “European Translated by Laurel Thies op. 140 sowie dem Requiem WoO V/9 seinen Beitrag zu Feinheiten« auffallen, die er als »Vorhall« des »freien, work on the project that musically helped him out of the listener to concentrate on the essential.” The intimate, den Ereignissen der Zeit leisten wollte. Erst im Dezember jenaischen Stils« von Regers Spätschaffen versteht. »Die creative crisis caused by his abandoning the Requiem. A deeply earnest Adagio (distantly related to a sarabande) kam er auf das Projekt zurück, das ihm musikalisch aus Spiritualität der Musik zwingt vom ersten Takt an zur decisive factor at this point was probably the “cleansing” resembles in its form the first movement; accordingly, der durch den Abbruch des Requiems verursachten Konzentration auf das Wesentliche.« Das innige, tiefernste of his musically overabundant possibilities by limiting strong cyclical elements are at work here as well. Schaffenskrise half. Zentral war zu diesem Zeitpunkt Adagio (aus der Ferne noch einer Sarabande verwandt) himself to one solo instrument (thus the “musical “Musically I cannot but think polyphonically”, Reger is wahrscheinlich die »Reinigung« seiner musikalisch ähnelt von der Form her dem Kopfsatz – auch hier sind chastity”). It is in this limitation that the master reveals said to have once remarked, and thus the rousing final überreichen Möglichkeiten durch die Reduktion auf ein also starke zyklische Elemente am Werk. »Ich kann himself, directly after having given up a large-scale choral- fugue of the First Suite shows the master at work. Reger Soloinstrument (deshalb »musikalische Keuschheit«) – musikalisch nicht anders als polyphon denken«, soll Reger symphonic work. And what could have been more appro- had used the violin works Op. 117 and Op. 131a in in der Beschränkung zeigt sich der Meister, gerade einmal geäußert haben, und so zeigt die mitreißende 2 9.70149 3 9.70149 4 9.70149