Ganztages-Ausflüge: ne auf individuelle Wünsche ein.

Weinkulturselige Weinerlebnistouren Da die Römer den Wein ins Moselland gebracht haben: was liegt da näher als die Geschichte der Römer durch das Weinglas zu betrachten? Weinkulturlandschaft wie Denkmäler kann man unter Führung geschulter Weinerlebnisbegleiter auf Schusters Rappen oder aber auf leichtläufigen Drahteseln erkundet. Wer es nicht so sportlich mag, nimmt einfach den Bus.

WEINRADELTOUREN

Von an die Mittelmosel: Ebenerdig am Ufer entlang und auf den Spuren der Römer an antiken Villen und Landgütern vorbei bis nach Neumagen-Dhron. Oder von Trier an die Obermosel: Geführte Radtour von Trier zur Tempelanlage Tawern und zu den Grabdenkmälern in Igel (UNESCO-Weltkulturerbe)

Matronen und antike Technik in der Nordeifel Das Naturzentrum Nettersheim bietet ein geführtes Ganztagesprogramm an mit Empfang im Naturzentrum Eifel und Führung durch die Ausstellung, einer Wanderung zum Matronentempel „Görresburg“ oder zur Quellfassung der Römischen Wasser- leitung „Grüner Pütz“, einer Fahrt nach Nettersheim-Roderath mit Besichtigung der „Villa Rustica“ und Stärkung mit einem Glas Mulsum (röm. Würzwein), dann einer Fahrt zur röm. Tempelanlage „Heidentempel“ bei Bad Münstereifel-Nöthen mit Besichtigung und Führung und zur röm. Kalkbrennerei in Bad Münstereifel-Iversheim; Abschluss ist in Bad Münstereifel. Tel.: (+49) 02486/1246

S EITE 31 EIFEL

Heilige Natur und frisches die Römer in der Eifel

DAS BERGLAND ZWISCHEN TRIER UND KÖLN WAR TRANSITSTRECKE, LEBENSELIXIER UND SIEDLUNGSRAUM

ie Eifel war zur Epoche gehört zum Unesco-Weltkulturerbe, das Dder Römer lange Zeit ein Paradebeispiel einstige Brandgrab mit monumentalem dafür, wie „Multikulti“ gut funktioniert Aufbau „Grutenhäuschen“ thront nicht und wie dabei Mensch und Natur wun- weit entfernt in den Weinbergen als Ort derbar in Einklang kommen können. voller Romantik. Der Reichtum der rö- Wer diese teils vulkanische Landschaft mischen Siedler in der Eifel wurde wie- nördlich der Mosel auf der „Straße der der ans Licht der Welt befördert: Die Römer“ entdeckt, der spürt viel von die- Funde aus den römischen Herrenhäu- ser ursprünglichen Harmonie, die zwi- sern etwa bei Fließem (Villa Otrang), schen den beiden wichtigen Groß- bei Gerolstein (Villa Sarabodis) städten der Antike – Köln und Trier und bei Bollendorf an der Sauer – den Alltag der Menschen be- bezeugen neben einer kunstvollen stimmte. Gleich am Eifelufer der Bauart, einer luxuriösen Bäderkultur Mosel beweisen sich römischer Wohl- und einer Neigung zur Prachtent- stand und Einbettung in die faltung etwa in Mosaiken vor al- Geschenke der Natur: Das impo- lem, wie eng Kelten und Römer sante Grabmonument einer lange Zeit neben- und mit- Tuchhändlerfamilie der Se- einander existierten. Die cundinier, die Igeler Säule, fruchtbaren Böden des

Mosaik in der Villa Otrang, Römerwarte „Katzenberg“ UNESCO-Welterbe: Die Igeler Säule

S EITE 32 Wasser:

Aquädukt am Römerkanalwanderweg, Blick auf den Urftsee

S EITE 33 EIFEL

Bitburger Gutlandes und der vulkani- schen Eifel begründeten diesen Lebens- stil, aber auch ein anderes Geschenk Dauner Maar der Erdgeschichte, das den Menschen heute wie damals buchstäblich zu Füßen liegt: das mineralreiche Wasser, Resultat einer einzigartigen geologi- schen Entwicklung über Jahrmillionen. Maare mit glasklarem Wasser und Kraterrändern aus Lava, bewaldete Felsschluchten aus Basalt, urzeitliche Jacques Berndorf, Eifel-Krimi-Autor Korallenriffe eines Devonmeeres und immer wieder die typische Kegelform der Vulkane waren Heimat für die römi- schen Eifeler, die hier auch die

Sie formten und bestimmten die Eifel und Heißwasser und dazu die Kanalisation. über Jahrhunderte, ohne sie wäre alles nicht Eine technische Errungenschaft von überaus denkbar, sie sind unsere Geschichte: Die Rö- großer Bedeutung ist die Wasserleitung in der mer. Wenn ich an sie erinnert werde, denke ich Eifel bis nach Köln, die die Stadt alltäglich mit zunächst an Obst und Gemüse, dann an mei- etwa 20 Millionen Liter klarem Eifelwasser nen alten Lateinlehrer, der sich immer ganz versorgt hat. aufgeregt darum mühte, eine furchtbar tote Und dann die schnurgeraden Straßen! Die Sprache in unsere jungen Köpfe hineinzukriegen. Römer bauten das Wegenetz aus, richteten Es war der große Julius Cäsar, mit dem alles alle 22 bis 25 Kilometer feste Stationen und begann, der um das Jahr 55 vor unserer Zeit- Ställe ein, in denen Pferde für den Wechsel rechnung die Kelten mit dem riesigen römi- standen, militärisch abgesichert inklusive schen Reich zu besiegen und zu verschmelzen Möglichkeit, dort zu schlafen. Und um diese versuchte. Bis an die Elbe wollte Cäsar herr- Stationen herum lassen sich Handwerker nie- schen, er schaffte es nie. Kaiser Tiberius legte der, werden Kneipen gegründet. Schmiede, die Grenze an den Rhein zurück, die berühmte Stellmacher, Sattler werden zu Gründungs- Rheinfront wird geboren, Trier, die älteste mitgliedern der Eifelgemeinden. Man baut deutsche Stadt wird Etappe. Schnellstraßen nach Trier, Bingen, und Um auf Obst und Gemüse zurück zu kommen: , quert die Eifel nach Köln zwischen Kyll Offiziere und hohe Verwaltungsbeamten, die und der Prüm entlang, auch die Straße Reims – ihr Leben jetzt in der Eifel leben mussten, nah- Köln schneidet die Eifel, eine weitere verbindet men aus dem geliebten Rom alles mit, was Koblenz über Mayen, Hillesheim, Jünkerath transportierbar war. Vor allem Wein und Früch- mit Tongern. te, wie Dattel, Walnüsse oder Feigen. Und die- Um 400 nach Christi Geburt ist die römische se Römer bauten auch mit Stein, und also sind Periode zu Ende, das Gros der Römer verlässt die Worte Kalk, Ziegel, Mauer, Pfeil, Fenster, die Eifel, die Truppen ziehen ab. Aber, verges- Pforte, Keller, Kammer und Turm auch Lehn- sen wir nicht: Obst und Gemüse und eine worte aus dem Lateinischen. Neu und ein wah- wunderbare Pflanze namens Wein bleiben den rer Luxus waren die Fußbodenheizung und na- Eiflern. Ja, und die Straßen, von denen nie- türlich die Bäder mit Kaltwasser, Warmwasser mand weiß, wer genau sie baute.

Heidentempel in Nöthen, Villa Sarabodis in Gerolstein, Sammelbecken und Aufschluss am Römerkanalwanderweg

S EITE 34 Zeugnisse ihres Glaubens in die Natur Iversheim, die „Pützlöcher“ als Reste Vussem oder die Einstiegsschächte im setzten. So ist der im Volksmund antiker Kupferbergwerke im Meulen- Krebsbachtal bei Breitenbenden. Die „Juddekirchhof“ genannte gallo-römi- wald bei Butzweiler und Kordel oder römischen Thermen der einstigen sche Tempelbezirk für die Göttin Caiva die aus hochwertigem Ton gefertigten Kleinstadt „tolbiacum“ (heute Zülpich) in das senkrecht aufragende Dolomit- antiken Keramiken im Heimatmuseum gehören zu den besterhaltenen nörd- gestein hoch über Gerolstein geschla- Speicher zeigen noch heute die Vielfalt lich der Alpen und sind nun Teil des se- gen, bei Nettersheim kündet eine be- der Bodenschätze, die Römer und henswerten Museums der Badekultur. eindruckende teilrekonstruierte Tem- Kelten überall in der Eifel nutzten. Der Von Angelika Koch pelanlage für die Aufanischen Matro- kostbarste Schatz, das Lebenselixier nen von der lebensbejahenden Wasser, gelangte über eine Fernwas- BESONDERER TIPP Frömmigkeit der Kelten und Römer. serleitung nach Köln. Der Römerkanal Die antiken Völker hatten allen Grund, kann ab Nettersheim auf 110 Kilo- Archäologietour Nordeifel ihrer Mutter Erde dankbar zu sein und metern erwandert werden, allein hier Die alljährlich am ersten Oktobersonntag veranstaltete „Archäologietour Nordeifel“ sie zu verehren: Römische Kalkbrenne- sind 75 antike Denkmäler zu bewun- lädt ein zu einer kulturgeschichtlichen reien wie die bei Bad Münstereifel- dern, so das Aquädukt bei Mechernich- Reise durch die Menschheitsgeschichte. Vom Neandertaler bis in die Neuzeit haben viele Kulturen in der Nordeifel ihre Spuren hinterlassen. Von den zahlreichen Fundplätzen aus römischer Zeit ist als ein- zigartiges Zeugnis die Wasserleitung aus der Nordeifel nach Köln zu nennen. Reste dieses größten antiken Technikbaus nörd- lich der Alpen sind auch heute noch vieler- orts für Besucher zugänglich und werden im Rahmen der Tour angesteuert. Vor Ort werden Archäologen des Rheinische Amtes für Bodendenkmalpflege die Besucher um- fassend informieren. Ein abwechslungsrei- ches Rahmenprogramm mit spannenden Mitmachaktionen für Erwachsene und Kinder wird durch die beteiligten Gemeinden gestaltet. Tel.: (+49) 0228/9834175 und (+49) 02486/7812

siehe auch www.strasse-der-roemer.eu

S EITE 35 ANTIKE SCHMECKEN

Restaurant St. Nicolas in Remich (Lux) Tel: (+352)26663 Römische Villa Otrang in Fließem bei Bitburg Tel.: (+49) 06569/807 Hotel Auberge Altringer in Sinspelt/Sauertal Tel.: (+49) 06522/712 Zum Domstein in Trier Tel: (+49) 0651/74490 Weinhaus Neuerburg in Kasel/Ruwertal Tel.: (+49) 0651/52123 Restaurant Wein im Turm in Longuich Tel.: (+49) 06502/5595 Brauneberger Hof in Brauneberg Tel: (+49) 06534/1400 „Älteste Weinstube" in Bernkastel-Kues RÖMISCH À LA CARTE Tel.: (+49) 06531/96550

Villa Borg in Perl-Borg Hiotel Christoffel in Ediger-Eller Tel.: (+49) 06865/911712 Tel.: (+49) 02675/255 Restaurant Joel Schaëfer in Mertert (Lux) Alte Thorschenke in Cochem Tel.: (+352) 26714080 Tel.: (+49) 02671/7059 und 3931

siehe auch www.strasse-der-roemer.eu

S EITE 36 Essen wir u diesem besonderen Erlebnis haben mich an diesem Som- doch einmal römisch! merabend Buchautorin Annette Köwerich aus Leiwen und Verleger Rob Kieffer aus Luxemburg ein- Lea Linster, Zgeladen. Unser Ziel: die Villa Borg. Römische Funde bildeten die Grundlage für Spitzenköchin eine originalgetreue Rekonstruktion einer Römervilla. Dort kann man nicht nur Luxemburg besichtigen, sondern auch speisen. „Römisch speisen“ versteht sich! „Liegen oder sitzen?“ frage ich mit einem Zwinkern in die Runde. Die Frage beantwortet sich von selbst: Im überdachten Laubengang finden sich nur Sitzgelegenheiten. Annette Köwerich ist sichtlich erleichtert. Aquädukt, Die Pächterin der Taverne, Ruth Heisel, begrüßt uns stilecht in römischer Kleidung Architektur und und reicht uns frisch gebackenes Brot mit Moretum, einen mit Schafskäse, Kräu- Apicius… tern und Olivenöl verfeinerten Aufstrich. Brot und vor allem Getreidebrei waren neben Hülsenfrüchten wie Bohnen und Linsen ein wichtiges Grundnahrungsmittel im „alten Rom“. Dazu serviert Ruth Heisel ein Glas Mulsum als Aperitif. „Die Grenzüberschreitend, war das römische Zeiten sind bei uns lange vorbei, dass dem Wein wie bei Mulsum durch Honig Imperium. Grenzüberschreitend, ist auch die und Gewürze ´nachgeholfen´ werden müsste“ betont unsere Gastgeberin. Und „Straße der Römer“, welches ein wichtiges Annette Köwerich ergänzt: „Unsere weltberühmten Weine passen hervorragend Projekt für uns alle sein wird. Mir gefällt besonders gut die Idee, die besagt, dass die zu den römischen Leckereien“. „Römisch kochen hat viel mit Kunst zu tun“, sagt Regionen Mosel-, Eifel, Hunsrück, Saar- Rob Kieffer. „Auch heute noch! Obwohl wir es viel leichter haben als früher, auf land und Luxemburg durch eine gemeinsame Gewürze aus aller Herren Länder zurückzugreifen. Besonders interessant sind in Altkultur, die noch heute in uns allen lebt, fester verbunden werden sollen. der römischen Küche die geschmacklichen Gegensätze: zum Beispiel scharf Ob Architektur, Kunst, Politik oder Gastrono- und süß oder süß und salzig“. mie, die Römer haben unser aller Leben stark Für uns unvorstellbar: Bei den Römern gilt es als hohe Kunst, Fleisch nicht wie geprägt. Sie zu verstehen, sie zu erkundschaf- ten, sie zu entdecken bedeutet schlussendlich Fleisch und Fisch nicht wie Fisch schmecken zu lassen. Ein beliebtes Hilfsmittel uns selbst näher zu kommen. Jeder einzelne dafür ist in römischer Zeit „Liquamen“, das römische Maggi. Ausgerechnet nach sich selbst, aber auch grenzüberschreitend, Rom verschleppte griechische Sklaven waren wichtige Entwicklungshelfer für die jeder einzelne dem andern. Wie wir alle an ei- nem Faden hängen sieht man auch in meiner bis dahin eher fade römische Küche. Sie bringen neue Zutaten, Gewürze und Domaine, der Gastronomie. Marcus Gavius Rezepte in die Küchen der Villen und in die Garküchen der Mietskasernen. Apicius war der Paul Bocuse der Römer, „der Wer nach einem römischen Essen auf den römischen Geschmack gekommen ist Papst des Genusses“ und der Innbegriff des Feinschmeckers. Als Erfinder extravaganter, und sich als Hobby-Apicius versuchen will, kein Problem. Denn ausgewählte sensationeller Gerichte, können wir noch Gastronomen und Erzeuger regionaler Produkte entlang der „Straße der Römer“ heute in seinen Kochbüchern lesen wie stark haben ihre Tipps und Erfahrungen Rob Kieffer und Annette Köwerich für ihr sich die altrömische Küche in der italienischen, spanischen oder ostmediterranen Küche wie- neues Kochbuch gerne verraten. „Und was ist mit Pfauenzungen, Flamingofleisch derspiegelt. Insofern liegt der altrömische in Dattelsauce oder in Olivenöl ausgebackenen Haselmäusen?“ merke ich an. Grundgedanke des Kochens, des Geniessens, Die beiden „Buchmacher“ schmunzeln: „Das gab es schon zu Apicius´ Zeiten des Lebens, des Miteinanderlebens, uns sehr nahe. Ich hoffe dass die „Straße der Römer“ nur bei den ganz ganz Reichen ...“ unser aller Straße wird, Luxemburger und Von Hanns-Wilhelm Grobe Deutsche. Auf dass wir sie genießen! Avec Amour

S EITE 37 LUXEMBURGER MOSEL Adlerdenkmal und Theater in Dalheim Luxemburg: Die Straße der Römer von Dalheim nach Echternach

ur Zeit der Römer war –kammern vom Reichtum der Gegend, Echternach gelegenen Stätten finden Sie dasZ Moseltal „grenzenlos“. Heute übt von Weinhändlern und stolzen Män- in der Broschüre „Die Strasse der Römer die Mosel streckenweise die Funktion nern, die sich schon zu Lebzeiten ein ei- - von Dalheim nach Echternach“, der als Grenzfluss aus, allerdings mit genes Denkmal an die Knotenpunkte auch eine Karte mit Kurzbeschreibun- Brücken, die verbinden. Dank des der Strassen stellten. gen beiliegt. „Schengener Vertrages“ aus dem Jahr Dabei werden die römischen Funde auf Radeln Sie auf den Spuren der Römer 1985 sind diese Grenzen glücklicherwei- der Luxemburger Seite des Moseltals in auf der „Velo Romanum“, einer Velo- se offener geworden. Luxemburg, eines einer eigenen Philosophie aufgearbeitet, route, die von Bech-Kleinmacher über der Zentren der europäischen Union, zum Sprechen und zum Miterleben ge- Schwebsingen, Remerschen und Bad gibt sich heute dynamisch, weltoffen, bracht. Zu ihnen führen heute eher Mondorf auf einem Rundkurs mit herrli- multikulturell, mit dem Charakter eines schmale Pfade als ausgetretene Wege. chen Aussichtspunkten zu verschiede- Vielvölkerstaates. In Luxemburg lebt Das fördert eigene Entdeckerfreude. nen Fundorten führt. und erlebt man Europa! Besondere Beachtung finden dabei das Führungen für Gruppen werden von Wie war das damals in der Antike, als Adlerdenkmal, das römische Theater den „Ricciacus Frënn“ sowie von den sich Römer und Kelten in unserer und der Vicus Ricciacus in der „Miseler Tours & More“ angeboten. Region begegneten? In der von Ortschaft Dalheim sowie die www.strasse-der-roemer.eu Weinbergen beherrschten Land- Palastvilla am Rande des Städtchens schaft des Moseltals zeugen zahl- Echternach. Alle Informationen reiche Spuren, ob einzelne Villen zu den im Moseltal und in oder Siedlungen, Grabbezirke, - denkmäler und BESONDERE TIPPS Römer im Schulprogramm: Infos bei „Ricciacus Frënn Dalheim“ Tel.: (+352) 23 66 85 57 Villa in Echternach Reisen Sie mit Ihrer Familie auf den Spuren der Römer und schmecken Sie Antike: Infos bei der touristischen Vereinigung der Luxemburger Mosel, Tel.: (+352) 75 84 12 Geführte Besichtigungen: (max. 25 Personen) mit den „Miseler Tours & More“. Infos bei der touristischen Vereinigung der Luxemburger Mosel. Tel.: (+352) 75 84 12 „in vino veritas“ (mit Weinprobe) S EITE 38 „Götter, Keller und ein Zeigefinger“ (in und um Dalheim) Jean-Claude Juncker, Premierminister Luxemburg

Römer sind wir alle

Sollten die Mendelschen Vererbungs- Diese immer noch gültige Lebenseinstellung, fähig wie möglich zu gestalten, damit uns der theorien ihre Richtigkeit haben, so muss auch mit der wir versuchen umzugehen, ist römisch. Spagat zwischen natürlicher Schönheit und nach 2000 Jahren oder 60 Generationen noch In Raum und Zeit hat so das Nützliche und das praxisnaher Funktionalität gelingt. etwas römisches Blut durch unsere Adern Schöne unsere europäische Zivilisation grund- Wenn es stimmt, dass die Politik die Kunst des strömen. legend geprägt. Möglichen ist, dann ist Kulturpolitik die Kunst, Ethnologen gehen noch weiter und wagen zu Ein dichtes Netz von Römerwegen hat damals das Vakuum zwischen möglicher Wirklichkeit behaupten, die Mosel entlang gäbe es noch unsere Wälder- und Felderlandschaften durch- und wirklicher Möglichkeit zu schließen und den kurzstämmigen und dunkelhaarigen kreuzt. Heute sind viele davon mit einem den Bürgern Kulturprogramme anzubieten, die Menschentyp, dessen Gene physische Merk- Schwarzbelag überzogen, auf dem man flott in ihrer Vielfältigkeit zum öffentlichen Nach- male bis in unsere Zeit herüber gebracht hät- dahinfährt, nicht ahnend, dass Menschen über denken anregen. ten. Immerhin ist bis heute richtig, dass die dieses Netz Kulturgüter austauschten. Die Politiker tragen bekanntlich die Verantwortung von den Römern importierten Reben die 1987 vom Europarat gestartete Kampagne der für dieses reiche Erbe. Das muss schon im al- Moselaner weinseliger trimmen als die Bauern Kulturwege greift die Idee der Kommunikation ten Rom so gewesen sein. Der römische Kaiser aus Ösling und Hunsrück. über Nationalgrenzen hinaus wieder auf und Marcus Aurelius bringt es auf den Punkt, wenn Jedenfalls haben Römer am Anfang der abend- arbeitet Programme aus, die eine gemeinsame er sagt: „Ich fühle mich verantwortlich für das ländischen Zeitrechnung in unserer moselfrän- Kulturpolitik anstreben. Aber hier ist Vorsicht Schöne in dieser Welt.“ kischen Ecke eine Schmelztiegelfunktion in geboten. Es geht den Straßburger Gremien einem räumlichen Umfang ausgeübt, der der nämlich nicht darum, eine gemeinsame heutigen Großregion fast gleichkommt. Kultursuppe auslöffeln zu lassen, in der wert- Vor allem importierten sie das hochtrabende, volle Eigenständigkeiten aufgelöst und für im- heute vielfach überfrachtete Wort Kultur, das mer verloren gehen könnten. Vielmehr soll in dem lateinischen Vokabel „colere“ wurzelt versucht werden, ein grenzüberschreitendes und soviel heißt wie: 1. das Land bebauen, um Mitmenschlichkeitsgefühl und eine handfeste es fruchtbar zu machen, und 2. den Geist Solidarität zu entwickeln, die uns den Weg zu üben, um ihn rege zu halten. einem regionalen Wir-Bewusstsein öffnen. Die Römer verstanden also unter „agri-cultura“, Vorsichtiger Pluralismus muss das Gebot der die Pflege der Felder und unter „animi-cultura“ Stunde werden. die Pflege des Geistes. Physischer Kräfteein- Im Rahmen des Kulturjahres 2007 der Groß- satz und geistige Anstrengung finden sich in region gilt es auch Mauerreste aus ihrer ver- einem Begriff vereint, der uns erlaubt Hand ewigten Unbeweglichkeit zu befreien und für und Kopf, im erweiterten Sinne, Erfahrung und die Nachwelt ablesbar zu machen, sie didak- Beschaulichkeit, einfacher noch, das Können tisch aufzuwerten und in pädagogische Pro- und das Wissen in einem Arbeits- und Denk- gramme einzubinden. Wir sollten versuchen, prozess zusammenzuführen. die angesprochenen Programme so europa-

Antike trifft Moderne: Das Theater in Dalheim und die Philharmonie auf dem Kirchberg, Stadt Luxemburg

S EITE 39 MOSEL-SAAR

Genusskultur seit 2000

RÖMER UND WEIN SIND EINS AN MOSEL, SAAR UND RUWER

ie Spuren der antiken DWeinliebhaber sind noch immer beein- druckend und bieten Stoff genug, span- nende Geschichten zu erzählen. Auf der „Straße der Römer“ können die Genießer von heute vielfach nacherle- ben, wie eng das Leben entlang der Flüsse Mosel, Saar und Ruwer mit der mediterranen Kunst der Weinherstel-

S EITE 40 Jahren

lung und einer genießerischen Lebens- rund um den Rebsaft – den leckeren Blick über das Grutenhäuschen art verbunden war. Uralte Weinkelter- Käseaufstrich Moretum und den Kel- bei Igel, Kelteranlage in Brauneberg anlagen zeugen davon, zum Beispiel in terwein Vinum Pigonti zu verkosten Brauneberg, Erden, Piesport und gibt. Zudem steigt hier im Oktober ein Maring-Noviand. Die Anlage in Piesport zünftiges Kelterfest. Es wird noch heu- ist Station einer delikaten geführten te so rauschend und ausgelassen gefei- Wanderung, bei der es – neben wun- ert, wie es die Römer liebten, in Pies- derbaren Ausblicken in die Moselland- port und in anderen romantischen schaft und faszinierenden Anekdoten Städtchen. Nicht nur die samtig lauen

S EITE 41 MOSEL-SAAR

Stuart Pigott, Wein-Autor

Die römischen Riesling-Fundamente

Vielerorts in und um Trier fallen die Römer mächtig ins Auge. Porta Nigra, Kaiserthermen, Basilika und, und, und... Dieser archäologische „Der Schiffe trägt, schon längst mich ruft: Schatz wächst ständig. Viele Baustellen müs- der Flussgott Saar sen einen Baustopp erdulden, weil man knapp durch seiner Wogenmasse Lärm, unter der Oberfläche auf römische Reste ge- stoßen ist. Wo gibt es hier keine Spuren von mit ganzem Kleide winkend, der den Strom Konstantins Reich ? geführt hat lange hin und her, Auch in der Umgebung ihrer einstigen Haupt- damit erschöpft er seine Mündung wälzen kann stadt deuten Funde auf das bedeutende Erbe, das die Römer uns hinterlassen haben. 1989 nah an der Kaiser-Mauern Bau.“ habe ich beobachtet, wie die Grundmauern Mosella eines kleinen Gebäudes am Ufer der Mosel eine halbe Autostunde flussabwärts von Trier ausgegraben wurden: ein römisches Kelter- haus. Es steht am Fuss der mächtigen rebbe- Abende des Mosellandes eignen sich je- deckten Steilhänge der Brauneberger Wein- doch gut für ein anschauliches bergslagen Juffer und Juffer-Sonnenuhr. Sie werden heute von zahlreichen Experten zu den Nacherleben des römischen Savoir-viv- besten Lagen für die Riesling-Rebe gezählt. re. Zu Fuß wie die meisten Reisenden Diese Situation ist kein Einzelfall, sondern jener Zeit lässt es sich ebenfalls entdek- wiederholt sich mehrmals im Moseltal. Zu Konstantins Zeiten erlebte der Weinbau an ken, nämlich auf geführten Weinerleb- der Mosel seine erste Blütezeit. Heute leben nistouren. Die geheimnisvolle spirituel- wir in einer weiteren solchen Blütezeit; rund le Dimension der Antike etwa kommt um den Erdball werden die feinherben und edelsüßen Riesling-Weine von Mosel, Saar und in den Weinbergen bei Pommern auf Ruwer bejubelt. Die Weitsicht der Römer hat antiken Pilgerpfaden zum Ausdruck: dafür die Grundslage geschaffen; sie haben mit immensem Aufwand die südlich ausge- richteten bewaldeten Steilhänge im engen Moseltal in Weinberge umgewandelt. Erst gut tausend Jahre später kreuzte die Riesling-Rebe auf, und mit ihr trat eine würdige „Hauptdar- stellerin“ auf die „Bühne“. Heute wird darauf eines der spannendsten „Stücke“ der gesam- ten Weinwelt gespielt. Das Erbe der Römer ma- nifestiert sich nicht nur in Steinform, sondern ist förmlich in aller Munde.

Ausschnitte aus Kelteranlagen in Piesport und Maring- Noviand, Weinschiff in Neumagen-Dhron

S EITE 42 Kastel Staadt, Wiltinger Gottesfuß Keltisches Heiligtum auf dem Martberg über Pommern, Villa in Longuich

Hoch über den rebbewachsenen Südlagen liegt ein gallo-römisches Bergheiligtum, zu dem ein aussichtsrei- cher Wanderweg führt. Unter dem Motto „Römer, Wein und Stein“ rund um die Igeler Säule geht es beim Weinort Igel gegenüber der Saarmün- dung um das Alltagsleben der Menschen vor 2000 Jahren, um die Jahrmillionen alte Erdgeschichte, die hier im Sandstein offen lesbar ist, und um eine besondere Weinspezialität, den TIPPS Elbling, der genau diesen verwitterten urzeitlichen Meeresboden für ein idea- Die Kelteranlagen in Piesport, Brauneberg und Erden sind frei zugänglich, in Maring- les Wachstum braucht. "Klettersteig- Noviand zur Zeit nur auf Voranmeldung un- Wein-Wanderung Mehring/Riol" heißt ter Tel.: (+49) 06535/944200. Führungen es auf einem weinseligen Spaziergang sind natürlich für alle buchbar. In den Kel- teranlagen in Erden werden römische an der Roemischen Weinstrasse. Und wurde originalgetreu rekonstruiert, da- Aktionen angeboten. Infos unter Tel.: (+49) der große Kaiser Konstantin, einst mit auf genussvollen Flussfahrten die 06532/933912. mächtigster Mann der Welt, hinterließ Landschaft sanft an den Bootsgästen Wein- und Genusswandern auf dem erwanderbare Spuren auf dem Römer- vorbeigleiten kann. Allerdings überneh- Moselhöhenweg und der Mosel.Erlebnis. steig von Trittenheim über den Kron- men nicht bedauernswerte Sklaven die Route mit vielen Themenwanderwegen. Infos unter Tel.: (+49) 0651/97330 berg bis nach Neumagen-Dhron. Teils Arbeit des Ruderns, sondern ein moder- ist auf dieser abwechslungsreichen ner Motor lässt zuverlässig seine Kräfte Weinerlebnistouren: „Schiefer schmek- ken“ ganzjährig, Tel.: (+49) 06507/2027; Route ausgesprochen sportliches Ge- spielen. Das behagliche Tempo sorgt „Klettersteig Weinwanderung Mehring/ schick gefragt. In Neumagen-Dhron fin- für ein echtes römisches Reisegefühl, Riol“ , WeinKulturErlebnis Kenn, Tel.: (+49) det sich ein ganz besonders kostbarer mit Bacchus und Lukullus als 06502/5493; „Mit allen Sinnen“, „Butzerbachtal“, „Ausoniusweg“, „Rioler Erinnerungsschatz: die steinerne Nach- „Schirmherren“ und einem der weltweit Klettersteig“, Tel.: (+49) 06502/3241; „Auf bildung eines Weinschiffes, mit dem die schönsten Wein- und Flusstäler. den Spuren von Kaiser Konstantin“, Tel.: Römer ihr Reich zu Wasser bereisten. Es Von Angelika Koch (+49) 06507/6231; „Weinerlebnistour auf dem Martberg“, Tel.: (+49) 02672/910606; „Römer, Wein und Stein“, Tel.: (+49) 06588/7994 Römisches Festmahl in Ediger-Eller mit folkloristischem Spectaculum der örtli- chen Römergruppe, Tel.: (+49) 02675/255 Infos zum fahrtüchtigen Römerschiff in Neumagen-Dhron auf Seite ?

siehe auch www.strasse-der-roemer.eu

S EITE 43

Coole Römer

TIPPS

Lust auf Führungen? Keltischer Ringwall von Otzenhausen: von Mai bis Oktober an jedem 1. Samstag im Monat, Treffpunkt: um 14 Uhr am Waldparkplatz Otzenhausen, Tel.: (+49) 06873/6600 Grabungsprojekt Wareswald: Von Juni bis September an jedem 1. Sonntag im Monat (kostenlose Führung!), Treffpunkt: um 11.00 Uhr direkt am Grabungsprojekt (Zufahrt über L135 zwi- schen Theley und Tholey), Tel.: (+49) 06853/50 13 51 oder 06853/508-0 Fürstinnengrab von Bliesbruck-Reinheim, Viele weitere Führungen unter www.strasse-der-roemer.eu Schwarzenacker

S EITE 44 live im Saarland

BESONDERS FAMILIENTAUGLICH UND ERLEBNISREICH – VILLEN, WÄLDER UND WÄLLE

der Taverne römisch essen, ein original nen lassen, bezeugen die Kraft der rö- römisches Bad genießen und in einer mischen Kultur. Historische Gemälde stilechten Tunika die Jahrtausende alten aus dem 18. Jahrhundert lassen erah- Fundstücke bewundern... das und noch nen, wie sehnsüchtig vor wenigen viel mehr begeistert Lateinfans sowieso Generationen die Menschen zurück und lässt selbst die Herzen von weniger blickten in diese intensive Welt. Latein-Begeisterten höher schlagen. Der Europäische Kulturpark Blies- Zu Besuch bei reichen Römern ist man bruck-Reinheim, eingebunden in ein auch im Wareswald: aufwändige Bäder weitläufiges Netz attraktiver Wander- und komfortable Fußbodenheizungen routen, ist mit zahlreichen Veranstal- gehörten zur gallo-römischen Siedlung tungen eines der weiteren saarländi- bei Tholey, die an einem der wichtig- schen Highlights mit Erlebnischarakter. sten antiken Reisewege lag, der die Martialische Gladiatorenkämpfe, an- Achsen Mainz-Metz und Straßburg-Trier schauliche Zeitreisen, glamouröse miteinander verband. Hier gibt es Shows mit Tanz oder wissenschaftlich Archäologie zum Anfassen auch für begleitete Grabungscamps finden hier on wegen „tote“ Sprache! Kids – und die Resonanz im Internet das ganze Jahr über statt und wenden DerV saarländische Teil der Straße der auf das Angebot, wie die großen Aben- sich an ein Publikum, das so bunt und Römer bringt selbst Kinder auf Trab, die teurer und Entdecker in die Geheim- vielfältig ist wie vor 2000 Jahren das an- ihren Lateinunterricht als langweilig nisse einer versunkenen Kultur vorzu- tike Leben, das immer zwischen den empfinden. Hier zeigt sich, wie viel dringen, ist eindeutig: „Echt cool“ findet es Polen Pracht und Armut, Macht und Sinn für Spaß, Spiel und Spannung die- zum Beispiel die Tamara aus einer siebten Sklaverei wechselte. Spannende und be- ses antike Volk mit in die zuvor kelti- Klasse, die Jungs mal in urigen „Schaff- rührende Geschichten bietet es in Hülle sche Welt brachte. Zum Beispiel in der Klamotten“ bei der Arbeit zu sehen. und Fülle, die von der „Straße der Villa Borg bei Perl, ein originalgetreu Bereits offen zutage liegen Gebäude, Römer“ im Saarland neu erzählt werden. rekonstruiertes herrschaftliches Anwe- Straßen, Gärten und Kanäle einer römi- Von Angelika Koch sen. Hier gibt es ausgefeilte Programme schen Etappenstadt im Römermuseum für Kinder mit Schatzsuchen, Piraten- Schwarzenacker bei Homburg, einem Essen oder Hexen-Nacht mit Schauer- spektakulären Freilichtmuseum, das geschichten – alles, was wohlig gruselt unter anderem in einem barocken und auf wagemutige kleine Entdecker Edelhaus originale Funde aus Kunst, wartet. Kinder und Erwachsene mit ei- Handwerk und häuslichem Alltag der ner kindlich wach gebliebenen Neugier Römer zeigt. Wertvolle Münzen, tech- können bei einer archäologischen nisch ausgefeilte Werkzeuge oder Grabung selbst in den Tiefen der Skulpturen, die Figuren aus der so Vergangenheit wühlen. Oder etwas grausamen wie wunderschönen Götter- ganz anderes und vornehmes tun: In welt der Antike wie lebensecht erschei-

S EITE 45 HUNSRÜCK

Wandern auf der Ausoniusstraße

ühsam erklomm löslich mit der Dichtkunst des Ausonius einM schwerer, luxuriös ausgestatteter verbunden ist. und von Pferden gezogener Er legte damals eine Reisestrecke zu- Reisewagen die Hunsrückhöhen bei rück, deren Verlauf sich auch heute - Bingen. Im Inneren des auf hohen nach weit mehr als 1.500 Jahren - recht Rädern schwankenden Gefährts saß ein genau rekonstruieren lässt. Die inzwi- etwa 60-jähriger Rhetorik-Professor: schen nach ihm benannte „Ausonius- Decimus Magnus Ausonius. Kein Gerin- straße“ hat sich in der Trasse moderner gerer als der Kaiser in Trier hatte ihn Bundes- und Landesstraßen, aber auch zum Erzieher seines Sohnes Gratian er- in den Fundamenten einfacher Feld- nannt. Später sollte er bis zum und Wirtschaftswege erhalten. Die ein- Statthalter Galliens und Italiens aufstei- stige Streckenführung, die über Bingen, gen. Die Reise vom Rhein an die Mosel Rheinböllen, Simmern, Kirchberg, Dill, hatte er schon häufiger unternommen, Hochscheid und Belginum bis Trier unter anderem im Gefolge des Kaisers reichte, konnte so als malerischer und auf dem Rückweg vom erfolgreichen oft schnurgerader Wanderweg erschlos- Feldzug gegen die Alemannen im Jahr sen werden. Am Waldesrand oberhalb 368. von Dill rekonstruierte man zudem ein Die Landschaften von Hunsrück und Stück Römerstraße, errichtete als Mosel beeindruckte Ausonius tief. Er Aussichtspunkt einen Limeswachtturm hielt die ihn bewegenden Eindrücke (der freilich hier nie stand) und eine sehr anschaulich in einem fast 500 Schutzhütte mit Römerspielen. Aber Verse umfassenden „Mosella“-Gedicht auch einige der von Ausonius passier- fest, das seinerzeit für einige Furore ten Straßenstationen lassen sich genau sorgte. Es stellt ein kaum übertroffenes lokalisieren. Neben Kirchberg (Dumnis- Archäologiepark Belginum Loblied auf die gesegnete Landschaft sus) gilt dies insbesondere für das be- und den fischreichen Fluss dar. Keine reits auf einer spätantiken Straßenkarte Römerstraße der Region genießt bis – der sogenannten „Tabula Peutinge- heute die Popularität der einst über den riana“ – verzeichneten Straßendorf Bel- Hunsrück von Mainz nach Trier führen- ginum bei Morbach-Wederath. Neben den Fernverbindung, deren Name un- zahlreichen Wohn- und Wirtschaftsge-

S EITE 46 TIPPS bäuden, die offensichtlich der Versor- Der Ausoniusweg führt von Bingen am gung der Reisenden dienten, wurden Rhein fast diagonal über den Höhenrücken mehrere Tempelbezirke und auch ein des Hunsrück nach Trier an der Mosel. Die frührömisches Militärlager entdeckt. Strecke quert zahlreiche breit geformte Bachtäler des Hunsrück und bietet auf Fundstücke und Forschungsergebnisse 125 Kilometern ein abwechslungsreiches sind unter dem Thema „Leben an einer Wandererlebnis. Eine passende Wander- Fernstraße“ im Museum des seit 2001 pauschale kann man bei der Hunsrück- Touristik GmbH buchen, auf Wunsch auch eingerichteten Archäologieparks ausge- mit Gepäcktransfer. stellt. Anhand ausgewählter Gräber der Kontakt siehe Rückseite keltisch-römischen Nekropole der Sied- WORKSHOP FÜR KINDER lung erhalten die Besucher dort Römisches Theater im Archäologiepark einen ebenso informativen wie an- Belginum: Es werden kleine Szenen römi- schaulichen Einblick in das Alltagsleben schen Lebens gemeinsam erarbeitet und einstudiert. Der letzte Tag schließt mit einer der früheren Hunsrückbewohner. Präsentation vor Eltern/Freunden. Und zumindest einige von ihnen wer- Dauer: 3 Tage; Alter: 8-12 Jahre; Tel.: (+49) 06533/957630 den zweifellos dem berühmten Reisen- den begegnet sein, bevor dieser mit sei- nem holprigen Gefährt in das später in überschwänglichen Versen gepriesene Moseltal hinabfuhr...

Von Christof Krieger

S EITE 47 S EITE 48 DIE ÜBERSICHT

DIE STRASSE DER RÖMER AUF EINEN BLICK

ALLE REGIONEN, ALLE STATIONEN UND KARTEN

ie Straße der Römer um- Köln Zülpich fasstD über 110 antike Sehenswürdig- Koblenz keiten in den Ferienregionen Mosel- Mosel- Saar, Eifel, Hunsrück, Saarland und Saar Eifel Rhein Luxemburger Mosel. Damit Sie Ihren Sauer Urlaub, Ihren Wochenend-Trip oder Ihren Mosel Ausflug in eines der großartigsten Archäologie-Gebiete in Europa besser TRIER Bingen Hunsrück planen können, haben wir auf den fol- Luxemburg Ruwer genden sechs Seiten Detailkarten zusam- Remerschen mengestellt, die neben den Stationen Saar auch die Römer-Wanderrouten kenn- Saarland Mosel zeichnen. Schwarzenacker Frankreich Bliesbruck-Reinheim Metz

Geobasisinformationen (ÜK250) © Wissenschaftliche Betreuung: Landesmuseum Trier/Th. Zühmer, Stiftung Landesamt für Vermessung und Dr. Rosemarie Cordie Saarländischer Kulturbesitz Geobasisinformation Rheinland- Pfalz vom Grafik-Design: LutzDesign, Mülheim Herstellung: Limburger Offsetdruck GmbH 27.10.2006, Az.: 26 722-1.401 Fotos: Günter Dixius, Philippe Eschenauer, alle Rechte vorbehalten © Markus Fries, Guy Hoffmann, Bettina Keller, Mosellandtouristik GmbH; printed in Christian Krawczyk, Burk-hardt Kullik, Germany IMPRESSUM Helmut Thewalt, Andreas Weinand, Alle Informationen beruhen auf gründlicher Herausgeber und Konzeption: Fotoarchive der Tourismus- Recherche. Eine Haftung oder Garantie für Mosellandtouristik GmbH in partner, Tourist Informationen und die Aktualität, Richtigkeit und Zusammenarbeit mit Eifel Tourismus GmbH, Sehenswürdigkeiten, darunter Bischöf- Vollständigkeit der Angaben kann allerdings Hunsrück-Touristik GmbH, Tourismus liches Dom- und Diözesanmuseum Trier, nicht übernommen werden. Zentrale Saarland GmbH mit Projektkreis Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland- Kelten und Römer und Entente Touristique Pfalz/Axel Brachat, Musée national Wir danken allen, die uns bei der Umsetzung de la d’histoire et d’art Luxemburg, Rheini-sches dieser Broschüre geholfen haben. Landesmuseum Koblenz, Rheini-sches

Wir danken den Lokalen Aktionsgruppen tungs- und Garantiefond für die Landwirt- Weinbau, sowie des Großherzogtums Mosel, Mosel-franken, Lëtzebuerger Musel, schaft, Abteilung Ausrichtung. Gefördert Luxemburg, vertreten durch das Hunsrück und Vulkaneifel für Ihre wird sie im Rahmen der EU-Gemeinschafts- Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau Unterstützung. initiative LEADER+ unter Beteiligung der und Ländliche Entwicklung. Europäischen Union, des Landes Rheinland- Die Publikation wird durch die Europäische Pfalz, vertreten durch das Ministerium für Union kofinanziert. Europäischer Ausrich- Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und

S EITE 49 DENKMÄLER IN DER EIFEL

Römische Straße quentiert, zur Römerzeit dann als Steinbruch Aquädukt am Römerkanal, Trier-Köln und genutzt. Bei Ausgrabungen zutage gekomme- Mechernich-Vussem Meilenstein, Zülpich ne Tierknochen, Obstkerne und Nüsse zeigen Zu den kühnsten Bauwerken uns, dass die Steinbrecher damals wahrlich Ein Hauptmerkmal der römischer Ingenieurkunst nicht schlecht lebten. Romanisierung war zählten Aquädukte. Eine der oft schnurgerade Ausbau des Fernstraßen- solche Brücke überquerte einst bei Vussem ein Kanalmeisterei am Römerkanal, netzes. Waren, Menschen und nicht zuletzt Seitental des Veybachs (Altbachs). Die Mechernich-Breitenbenden Ideen erreichten so die entlegensten Regionen Ausgrabungen von 1959 ergaben einen Befund des römischen Imperiums. Vielerorts blieben Ein technisches Meisterwerk von etwa 80 m Länge mit 10 bis 12 freitragen- Reste antiker Trassenführungen erhalten, auch der Römerzeit ist die Eifel- den Pfeilern; das Wasser wurde 10 m über der bei Zülpich, damals ein wichtiger Verkehrskno- wasserleitung von Netters- Talsohle durch eine Kanalrinne geleitet. Zwei tenpunkt. Davon kündet ein monumentaler heim nach Köln. Ruinen ei- rekonstruierte Bogenstellungen des Aquä- Meilenstein aus der Zeit Konstantins des nes Bauensembles bei dukts vermitteln einen Eindruck von der Großen. Mechernich-Breitenbenden Gewaltigkeit des ursprünglichen Bauwerks. unweit dieser Fernwasserleitung legen den Thermenanlage und Schluss nahe, dass es sich hierbei nicht um ei- Sammelbecken am Römerkanal, Museum für Badekultur, nes der üblichen Landgüter, sondern um eine Mechernich-Eiserfey Zülpich Kanalmeisterei gehandelt haben dürfte. Das wohlerhaltene Unterstützt wird diese Vermutung durch vier Rom besaß eine hoch ent- Sammelbecken bei Eiserfey Kontrollschächte in der Umgebung, über die wickelte Bade- und wurde bereits 1959 ergra- für Wartungsarbeiten in das Kanalinnere einge- Körperkultur – die moderne Wellness-Bewe- ben, dann zugeschüttet, um stiegen werden konnte. gung ist hiervon nur ein schwacher Abglanz. 2004 wieder freigelegt zu Nicht nur in den großen Zentren, sondern qua- werden. Nun ist die beeindruckende Anlage Zahlreiche Aufschlüsse im si in jeder Kleinstadt existierten öffentliche unter einem Schutzbau zu besichtigen: ein Verlauf des Römerkanals, Bäder, die nicht nur die Reichen und Schönen, mächtiges rundes Becken (3,05 m Mechernich sondern jedermann besuchte. Innendurchmesser), sein Boden mit Zülpich, das antike Tolbiacum, überrascht mit Immer wieder wurden und Ziegelplatten belegt; die Ringmauer aus außergewöhnlich gut erhaltenen, heute unter- werden im Zuge moderner Grauwackesteinen und rot verputzte Wände; irdisch gelegenen Thermen und einem neuen Straßen- und Wegebaumaßnahmen antike der breite Abfluss in Richtung Köln und die bei- Museum für Badekultur. Öffnungszeiten Di-So Befunde angeschnitten und häufig auch zer- den Zuleitungen. Denn hier in Eiserfey verei- 9.30h-17h und nach Vereinbarung, Tel.: (+49) stört. So geschehen auch bei Mechernich, wo nigten sich zwei Leitungsstränge der römi- 02252/52212 nicht zu vermeiden war, die römische schen Eifelwasserleitung – die eine aus Eifelwasserleitung zu durchschneiden. Eine Dreimühlen, die andere aus Kallmuth/ Urfey Pfarrkirche St. Kunibert, solch notwendige Maßnahme kann für den kommend – und bildeten den Beginn der Zülpich-Sinzenich Römerfreund aber auch zum Gewinn werden: Hauptleitung nach Köln. Ein ganzer Abschnitt der Wasserleitung wurde Als wahres Kleinod stellt säuberlich in Teilstücke zerlegt und an ver- Brunnenstube am Römerkanal, sich dem Besucher die schiedenen Orten des Rheinlandes wiederauf- Mechernich-Kallmuth Pfarrkirche St. Kunibert dar. gebaut. Bei Breitenbenden erlauben diverse Teile des römischen Vorgängerbaus – es han- Die Brunnenstube bei Aufschlüsse im Gelände hervorragende delte sich wohl um eine villa rustica – wurden Kallmuth an der Einblicke in das Kanalinnere und zeugen von in die mittelalterliche Kirche miteinbezogen Fernwasserleitung nach der hochentwickelten Ingenieurbaukunst der und stehen heute noch bis zu 10 m Höhe an. Köln wurde 1957 rekonstru- Römer. Die antike Bausubstanz lässt sich besonders iert und für den Besucher beeindruckend im Chor- und Kirchturmbereich zugänglich gemacht. Gespeist wird sie von der Kalkbrennerei, beobachten. Quelle „Klausbrunnen“, die unterhalb von Bad Münstereifel- Kallmuth entspringt. Das große Becken (5,8 x Iversheim Katzensteine, 3,5 m) reicht mit fast 3 m Tiefe in die einst was- Mechernich-Katzvey Die Anlage von Iversheim, in serführende Schicht, so dass das Quellwasser der Soldaten der legio XXX durch die torartigen Öffnungen und die mörtel- Die malerischen Ulpia victrix aus Xanten schufteten, ist die am los gesetzten Steinlagen des Mauerwerks ein- Katzensteine entstanden vollständigsten ergrabene römische dringen konnte. Stürze und Bögen dienten da- vor über 200 Millionen Jahren, als in der Kalkbrennerei Europas. Zu ihr gehörten ein zu, den Druck des Aufgehenden abzufangen. Region klimatische Bedingungen wie in der Arbeitslager und eine Werkhalle mit Wüste herrschten. Brennöfen. Das Rohmaterial kam aus direkt Die verwitterten Buntsandsteinformationen oberhalb gelegenen Steinbrüchen, und das wurden bereits von Menschen der Steinzeit fre- Endprodukt wurde bis an den Niederrhein ver- schifft.

S EITE 50 Römischer Steinbruch, Kall Brunnenstube „Grüner Pütz“ Römische Ausstellung mit Sickerleitung und im Naturzentrum Eifel, Die Römer brachten die Wasserkanal, Nettersheim Nettersheim Steinbauweise auch in unsere Regionen, wo Die Brunnenstube „Grüner Das Naturzentrum Eifel ist Häuser zuvor nur aus ver- Pütz“ im Urft-Tal bei ein einzigartiger Besucher- gänglichen Materialien be- Nettersheim ist quasi das magnet, nicht nur für Römerfreunde: Museen standen. Bei Kall bauten sie an einer getrepp- Tor zum Römerkanal, denn und Ausstellungen, Werkhäuser und Gärten, ten Felswand Buntsandstein ab, wie charakte- hier beginnt die römische Exkursionen, Veranstaltungen und themenbe- ristische Bear-beitungsspuren eindeutig bele- Fernwasserleitung nach zogene Wander- und Radwege laden ein, Natur gen. Köln. und Geschichte dieser Region zu erkunden. Die Quellfassung wurde 1952 ausgegraben Öffnungszeiten: Aufschluss der und präsentiert sich dem Besucher – 1975 re- römischen Wasserleitung, stauriert – als quadratische Sammel- und Römerkanal-Wanderweg Kall-Urft Kläranlage, die mit unheilabwehrenden Gor- von Nettersheim bis Köln gonenhäuptern verziert ist. Das am Hang aus- Wieder einmal beim 110 km Römerkanal-Wanderweg zeichnen die tretende Quellwasser nahm eine ursprünglich Wegebau wurde bei Kall- Trasse der römischen Eifelwasserleitung nach, 80 m lange steinerne Sickergalerie auf, die Urft ein etwa 80 m langes Teilstück der Eifel- die von Nettersheim nach Köln verlief und zu ebenso wie der Leitungskanal in Richtung Köln wasserleitung freigelegt. Stellen, an denen das den bedeutendsten antiken Technikbauten teilweise wiederhergestellt wurde. Gewölbe zusammenbrach, geben den Blick auf nördlich der Alpen zählt. 75 Denkmäler säu- das Leitungsinnere frei. Ein Aufschluss bei Urft men den Weg und erlauben einzigartige Matronenheiligtum lässt heute eindrücklich die U-förmige Einblicke in das ausgeklügelte System römi- „Görresburg“, Nettersheim Wasserrinne und die Wände mit ihrem wasser- scher Wasserversorgung. dichten rötlichen Verputz erkennen. Über die- Auf der Bergzunge sem Konstrukt erhob sich ein Gewölbe, das mit „Görresburg“ bei Netters- Villa Rustica, Erdreich überdeckt war. Dem Römer dagegen heim wurden die Matronae Nettersheim-Roderath begegnete die Leitung, die eine ganze Aufaniae verehrt. Stammort Unter den zahlreichen römischen Villen be- Großstadt mit qualitätvollem Trinkwasser ver- der Matronen mit diesem sticht Roderath durch seine ungewöhnliche sorgte, als kaum merkliche, eher schwache Beinamen war Bonn, und sie Teilrekonstruktion: Hecken und Wege ergänzen Bodenwelle. bildeten die stärkste Gruppe im Gebiet der die antiken Mauerbefunde und vermitteln so Ubier. Mit ihrer einheimischen Festtracht sind den Eindruck der vollständigen antiken Tempelbezirk, sie auf zahlreichen, in der Tempelanlage Gehöftanlage. Eine Obstwiese mit alten Sorten Bad Münstereifel-Nöthen „Görresburg“ zutage gekommenen und ein Gemüse- und Kräutergarten vervoll- Weihesteinen abgebildet. Stifter waren gläubi- Nicht nur jenes bei Nöthen, ständigen das Bild. ge Soldaten der legio I Minervia, die in Bonn sondern gleich drei span- ihr Hauptlager hatten und hier irgendwo in der nende Heiligtümer, male- Römischer Fundplatz Umgebung als Straßenpolizisten ihren Dienst risch auf Anhöhen gelegen, „Steinrütsch“ mit taten. gilt es um Nettersheim und Meilenstein, Nettersheim Der teilrekonstruierte, für Publikum zugängli- Bad Münstereifel zu entdecken. Hier wurden che Tempelbezirk umfasst einen Umgangstem- Der Fundplatz „Steinrütsch“, unmittelbar an die Matres/ Matronae verehrt, Mutter- und pel und zwei kleinere Kultbauten, die innerhalb der Römerstraße gelegen, erfuhr unterschiedli- Fruchtbarkeitsgöttinnen mit weitreichenden einer Umfriedung lagen. Ein Hohlweg führte in che Interpretationen: Sollte hier – dafür sprä- Segens- und Schutzfunktionen. Ihr Kult ist kel- der Antike den Hang empor zum Haupteingang chen halbrunde Abdecksteine – eine Wasser- tischen Ursprungs, aber erst seit dem 1. Jh. n. der Anlage. versorgungsanlage errichtet werden? Oder be- Chr. im gallorömisch-germanischen Kontext fand sich hier – behauene Steine und fassbar und wurde von römischen Soldaten Zweig der römischen Schlacken als Indiz – ein Werkplatz von Stein- weit verbreitet. Hunderte von Bildwerken und Straße Trier-Köln, Nettersheim und Metallhandwerkern? Oder handelt es sich Weihungen zeugen vom Kult jener Allmütter, eher doch um eine Station der römischen die in der Regel in Dreizahl dargestellt wurden Drei Straßentrassen verliefen in römischer Zeit Straßenpolizei? Diese Deutung stützt sich auf und eine Fülle lateinischer, keltischer und ger- von Trier nach Köln, die sich bei Nettersheim, gewisse Baureste und einen Meilenstein mit manischer Beinamen trugen. Marmagen und Schmidtheim vereinigten. Eher dem Namen des Kaisers Traianus Decius. Das Heiligtum auf dem Addig bei Nöthen war selten jedoch ist die Streckenführung heute Vielleicht haben wir sogar die Straßenstation den Matronae Vacallinehae geweiht und ent- noch im Gelände nachzuvollziehen. Anders bei jener Soldaten vor uns, die auf „Görresburg“ wickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte von Nettersheim, wo unweit des „Grünen Pütz“ ein die Matronen so innig verehrten. einem bescheidenen Kultort zu einer ausge- Straßenabschnitt freigelegt wurde: Deutlich dehnten Anlage. Die konservierten Mauer- und geben sich die tief in den Felsen eingegrabe- Gebäudereste lassen den Besucher die einsti- nen Fahrspuren einer Abzweigung der Reichs- ge Bedeutung der Tempelanlage noch erah- straße Köln-Trier zu erkennen, die von Bonn nen. nach Marmagen, der antiken Straßenstation Marcomagus, verlief. S EITE 51 DENKMÄLER IN DER EIFEL

Matronenheiligtum Kastell Icorigium, Römischer Steinbruch „Vor Hirschberg“, Jünkerath „Grubenfeld“, Mayen Nettersheim-Zingsheim An der wichtigen Fernstraße Die Gegend rund um Mayen Der kleine Kultbau zu Ehren Köln-Trier entstand bereits bis zum Laacher See ist von der Fachinehi-schen im 1. Jh. n. Chr. die Siedlung einer bizarren Vulkanland- Matronen bei Zingsheim wurde 1960 entdeckt Icorigium. Ihre beidseits der Straße aufgereih- schaft geprägt. Im Grubenfeld wurde seit vor- und 1963 ausgegraben. Ein zweites Gebäude ten Häuser mit Läden, Herbergen und geschichtlicher Zeit Basaltlava abgebaut, und ist zwar erfasst, jedoch nicht archäologisch un- Werkstätten boten dem Durchreisenden alles, auch die Römer wussten den porösen Stein vor tersucht worden. Zahlreiche Funde von Nägeln was er benötigte. Von Germanenhorden zer- allem für Getreidereiben und Mühlsteine zu lassen auf einen von hölzernen Säulen umge- stört, erstand der Ort in konstantinischer Zeit nutzen. Ein Rundgang hinab in einen erkalte- benen Umgangstempel schließen, dessen neu als beeindruckendes Kastell mit mächti- ten Lavastrom, der Skulpturenpark LAPIDEA, Aufgehendes aus Holz bestand. Seine steiner- gem kreisrundem Mauerring, 13 Rundtürmen Veranstaltungen und das neue Infozentrum nen Fundamente wurden für den Besucher re- von 10 m Durchmesser und zwei Toranlagen. bieten dem Besucher ein reiches Programm. stauriert. Im Eisenmuseum von Jünkerath erhält der Öffnungszeiten: Eine ganze Reihe von Funden kam hier zutage, Besucher Informationen zu Eisenvorkommen unter anderem der Torso eines Genius sowie und -verarbeitung in der Eifel; zahlreiche inter- „Juddekirchhof“, Pelm Weihesteine für jene Matronae Fachinehae, de- essante Objekte vermitteln die jahrtausendeal- Juden im Römertempel? ren Kult ansonsten nur noch in Euskirchen te Geschichte des Eisens von den Kelten und Nein, sicherlich nicht! nachgewiesen ist. Römern bis in die Neuzeit. „Juddekirchhof“ hieß dieser Platz erst viel später, als nie- Römerstraße, Olbrück/ Kapelle St. Hubertus mit römischem Kopf, mand mehr von der römischen Kultstätte Blankenheimerdorf Niederkyll wusste. Auch heute, trotz wissenschaftlicher Im Olbrückwald bei In dem winziger Ort Niederkyll steht das Kirch- Ausgrabungen, bleibt vieles um diesen Ort im Blankenheimerdorf blieb ein lein St. Hubertus, um das sich Sagen und Dunkeln, denn zahllose Schatz-gräber trieben Trassenabschnitt der Geschichten ranken: Pfarrkirche von Stadtkyll ihr Unwesen. Fernstraße Köln-Trier außergewöhnlich gut er- soll es gewesen, auf römischen Resten errich- Was wissen wir? In einem heiligen Bezirk la- halten: 6 m Straßen-breite, dreischichtiger tet und von römischen Soldaten als Opfer- gen Tempel, vielleicht ein Priesterhaus, dane- Aufbau (ganz ähnlich wie heute!). Teilweise stätte für den Kriegsgott Mars genutzt worden ben ein halbrundes Kulttheater. Neben römi- entspricht sie der heutigen B 51 – ein recht sein. schen Göttern wurde die keltische Caiva ver- häufiges Phänomen, denn die Moderne über- Als „Beweis“ dafür werden römische Münzfun- ehrt. Und der Stifter eines Tempels – 100.000 nahm oft Bewährtes aus der Antike. Ganzjährig de im Umfeld und insbesondere jener steiner- Sesterze war ihm dies wert – verewigte sich in Führungen, Tel.: (+49) 02449/87222 ne Kopf angeführt, eingemauert im Ostgiebel einer Bauinschrift. der Kapelle, der früher von manchem – fälsch- Römerstraße, Esch/ lich im Übrigen – als Mars oder Iupiter inter- Villa Sarabodis, Dahlem/Schmidtheim pretiert wurde. Die Herkunft der römischen Gerolstein Büste, die heute noch den Giebel der um 1600 Die Trasse der römischen Das Museum in Gerolstein erbauten Kirche ziert, ist in Wahrheit jedoch Fernstraße Köln-Trier bei beherbergt Funde der sog. ebenso unbekannt wie die Person, die sie dar- Blankenheimerdorf, die in Villa Sarabodis, die 1908 stellt. die heutige B 51 übergeht, vereinigt sich zwi- beim Kir-chenbau zutage kam. Vom luxuriösen schen Schmidtheim und Dahlem mit einer von Leben der einstigen Villenbewohner zeugen Römerwarte auf dem Marmagen herkommenden Abzweigung. Wohn-räume mit Fußbodenheizung, ein üppi- Katzenberg, Mayen Danach verläuft die Fernstraße fast schnurge- ges Bad und das überwältigend reiche rade in Richtung Trier. Der Mayener Katzenberg, Fundgut. Eine Germanenhorde – die 1 m dicke Im Waldgebiet zwischen Esch und Dahlem/ schon in der Jung-steinzeit Brandschutt-schicht zeigt das Ausmaß der Schmidtheim ist der Verlauf der Römerstraße besiedelt, wurde in spätrömi- Verwüstungen – beendete dies Wohlleben. im Gelände als 1–1,5 m hoher Damm gut zu scher Zeit zur Höhenbefestigung. Grausig: 27 Gräber junger Frankenkrieger mit beobachten. Neuere Untersuchungen bei Eindrucksvoll: gespaltenen Schädeln und schwersten Schmidtheim zeigten, dass die Trasse vielfach 70 m rekonstruierte Mauer mit begehbarem Knochenverletzun-gen, hünenhafte Gestalten ausgebessert und folglich über eine lange Wehrgang und zwei Türmen und das jährliche von über 2 m Länge, bestattet mit ihren Dauer intensiv genutzt wurde. Sommerspektakel mit Römerkohorte. Schwertern. Öffnungszeiten: nur mit Führung Öffnungszeiten: Apr-Okt Mi und Sa 10h und 15h, Tel: (+49) 06591/949910

S EITE 52 Befestigungsanlage, Archäologischer Plewa-Museum, Speicher Schutz Rundweg, Bitburg Speicher war – mindestens seit der Römerzeit Auf dem Burberg, einem stei- Der Marktort Beda, heute – und ist heute noch ein bedeutender Töpfer- len Vulkankegel, wurde im 4. Bitburg, entwickelte sich mit ort. Über die jahrtausendealte Geschichte des Jh. n. Chr. eine Streifenhäusern, Tempeln, Töpferhandwerks unterrichtet das private Befestigungsanlage errichtet. Die Lage war Kolonnaden und Theater an der hier schnurge- Keramikmuseum der Plewa-Töpferei in Spei- ideal, ein Angriff nur von Norden möglich, wo rade verlaufenden Fernstraße Köln-Trier. Eine cher. Hier kann nicht nur besichtigt, sondern ein mächtiger doppelter Abschnittswall die Inschrift besagt, dass es auch einen auch Außergewöhnliches gekauft werden: Zugangsseite schützte. Signalturm gab, mit dem durch Leucht- und Spezialität der Firma Plewa sind neben der tra- Hier suchte die umwohnende Bevölkerung Rauchzeichen Nachrichten übermittelt wurden. ditionellen Salzglasur-Keramik originalgetreue Zuflucht und entkam so längere Zeit den maro- Im 4. Jh. entstand ein Kastell, das sich dem Nachbildungen römischer Gefäße. dierenden Germanen. Man hauste, von einer Besucher in einem informationsreichen ar- Berühmtheit erlangte die geflammte Speiche- Umwehrung umgeben, in 13 offenbar mehrge- chäologischen Rundweg erschließt. rer Ware, besonders die kuriosen, bunt bemal- schossigen Felskammern, hatte auch Geschirr ten Krüge mit menschen- und tierköpfigen und Geld dabei und schöpfte Wasser aus einer Kreismuseum, Bitburg Ausgüssen. Aber auch ein großes Sortiment großen Zisterne. üblicher Gebrauchskeramik – Schüsseln, Das altehrwürdige Kreismuseum von Bitburg Viel später wurden Sagen um den Berg gewo- Töpfe, Krüge, Reibschalen – sowie Amphoren fand 1998 seinen neuen Standort in der ehe- ben – von Räubern und Tempelherren, von und Ziegel wurden in Speicher produziert. In maligen Landwirtschaftsschule und erzählt in Gespenstern und verborgenen Schätzen. den feuchten Ton aufgebrachte Namensstem- 20 Ausstellungsräume von der 2000jährigen pel der Töpfer galten als Qualitätssiegel für die Geschichte der Region. Alltags- und Grabhügel, Strotzbüsch weithin geschätzten Tonwaren. Mo-Do 8h-17h, Kulturgeschichte vom ländlichen Leben bis zu Fr 8h-12h; Tel: (+49) 06562/630 Bei Strotzbüsch liegt ein Handwerk und Industrie finden hier ebensol- mächtiger Grabhügel mit be- che Beachtung wie die Archäologie des „Römische Meile“ eindruckenden Ausmaßen, Raumes mit ihren vielfältigen – nicht nur römi- im Heimatmuseum, 24 m Durch-messer, bis zu schen – Schätzen. Sonderausstellungen, Speicher 6 m Höhe und eine kuppelförmige Grabkam- Konzerte, Vorträge und Museumspädagogik mer aus Sandsteinquadern, in die man hinein- ergänzen das Programm. Apr-Sept: Mo, Mi, Do, Das Heimatmuseum von schauen kann. Eine Besonderheit und archäo- Fr 10h-13h und 14h-17h, Sa/So 14-17; Okt-Dez: Speicher präsentiert mithilfe logisch selten belegt in unseren Regionen ist Mo-So 14h-17h, Di geschl. Jan/Feb: nur Sa/So von insgesamt 7.000 Exponaten gleich eine der Grabgang. 14h-17.00h; März: Mo-So 14h-17h, Di geschl., ganze Reihe von Ausstellungsbereichen, so die Starb ein Familienmitglied, öffnete man jeweils Tel: (+49) 06561/683888 Themen „Not macht erfinderisch“, „Nie wieder den ansonsten unter der Erdaufschüttung ver- Krieg“ oder die erst 1998 eröffnete „Römische borgenen Zugang. Doch das nützte nichts: Als Langmauer und Meile“, die den antiken Keramik-funden und der Grabhügel 1821 untersucht wurde, war er Töpfersiedlungen, der uralten Töpfertradition von Speicher, aber längst beraubt. Herforst auch jüngeren Töpferwaren gewidmet ist. Darüber hinaus ist dies Museum ein Forum für Im Gebiet um Speicher und Villa Otrang, Fließem regionale Dichter und Künstler und kann mit Herforst mit seinen ausge- Kuriosa wie dem alten Amtsgefängnis aufwar- Direkt an die Fernstraße stößt dehnten Tonvorkommen wurde vermutlich ten. So 14h-16h , Mo 10h-12.30h , das Grundstück dieses ausge- schon in vorrömischer Zeit Keramik hergestellt. Mi 10h-12.30h, Tel: (+49) 06562/2023 dehnten römischen Land- Einen quasi-industriellen Charakter nahm die sitzes. An einem Hang errich- Produktion in römischer Zeit an, wie die zahl- Reste der Langmauer, tet, erlaubte er eine phantastische Sicht auf reichen Töpfersiedlungen mit ausgedehnten Zemmer und Butzweiler das gesamte Anwesen, den gegenüberliegen- Werkstätten und teilweise wohlerhaltenen den Tempelbezirk, auf Gärten und Terrassen. Töpferöfen bezeugen. In der 2. Hälfte des 4. Die römische Langmauer zog im Osten an Die Villa mit den zierlichen Pavillonen besaß Jhs. lag diese „Industriezone“ im Bereich der Herforst und Zemmer vorbei; auch bei Butz- 66 Räume, prächtige Mosaike, schön wie fein- sogenannten Langmauer, einer merkwürdigen, weiler wurde ein 25 m langes Teilstück origi- ste Teppiche. Bäder, Kamine, Fußbodenhei- 72 km langen und etwa 2 m hohen nalgetreu rekonstruiert. Da bei der höchstens zung, Innenhöfe und Säulendekor lassen den Konstruktion aus Sandstein, die eine riesige 2 m hohen Mauer keinerlei fortifikatorische einstigen Luxus erahnen. Fläche von rund 220 kmÇ umgab. Elemente (Türme oder Gräben) beobachtet Nicht nur die römische Anlage, einst dem Am Ortseingang von Herforst wurde ein wurden, vermutet man darin die Schutzmauer Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. geschenkt, Teilstück der Mauer aus Originalmaterial re- eines spätantiken kaiserlichen Domänenbe- sondern auch die Schutzhäuser der Bieder- konstruiert. zirks. Das umschlossene Gebiet zeichnet sich meierzeit stehen unter Denkmalschutz. Öff- durch besonders fruchtbare Böden aus und nungszeiten: Apr-Sep: tgl. 9h-18h, Okt-März dürfte somit Landwirtschaft und Viehzucht, die tgl.10h-17h, 1. Werktag der Wo und Dez + Jan Befestigung wiederum als Schutz gegen Wild geschl., Tel: (+49) 06569/807 gedient haben.

S EITE 53 DENKMÄLER IN DER EIFEL DENKMÄLER AN MOSEL-SAAR

Römische Villa, Holsthum Kupferbergwerk Keltisches Oppidum „Pützlöcher“, Butzweiler und römisches Theater, (Zur Drucklegung noch nicht Kastel-Staadt zugänglich) Eine Fundstelle Die „Pützlöcher“ (= Wasserlöcher) bei Butz- bei Holsthum, in den 1990er weiler sind Zeugnisse römischen Kupferberg- Ein heute noch über 7 m ho- Jahren planmäßig ergraben, baus, runde oder ovale Schächte mit einem her Wall riegelt den einzigen erbrachte eine römische Villa, in der auch Durchmesser bis zu 1,25 m. Offenbar war die natürlichen Zugang zu dem steil aufragenden Münzen geprägt wurden. War das erlaubt oder Ausbeute wenig ergiebig, denn recht bald wur- Felsplateau von Kastel-Staadt ab. Einst ein be- beging man hier Geldfälscherei? de das Bergwerk zugunsten eines Steinbruchs deutendes keltisches Oppidum im Treverer- aufgegeben. Wie Steinmetzzeichen bezeugen, gebiet, bleibt dieser Ort auch in römischer Zeit Villa Rustica, stammt das Material für den Bau der Porta ein wichtiger Standort. Bollendorf Nigra aus diesem Steinbruch. Jüngste Ausgrabungen eines großen Heilig- tums und sogar eines Kulttheaters bestätigen Über dem Sauertal befinden Hermenweiher, dies eindringlich. sich die seit 1907 konservier- Welschbillig ten Fundamente einer Villa, Grabmal „Widdertshäuschen“, deren Frontseite durch zwei Ecktürme und ei- Der Ende des 19. Jhs. ent- Serrig nen dazwischenliegenden Säulengang charak- deckte Hermenweiher von terisiert ist. Dahinter gruppieren sich um eine Welschbillig, ein großes (60 Ein höchst ungewöhnlicher zentrale Halle Wohn-, Wirtschafts- und x 18 m) Wasserbecken, das mit einer Ballu- Grabbau, das sog. Widderts- Baderäume. strade umgeben war, gehörte zu einer luxuriös häuschen, findet sich bei Der „Villentyp Bollendorf“ wurde in Archäolo- ausgestatteten Villa, die leider nur sehr frag- Serrig. In einen mächtigen genkreisen zum Prototyp und namengebend mentarisch erfasst werden konnte. Es wird ver- Sandsteinfindling hatte man für eine ganze Reihe entsprechender Klein- mutet, dass hier einst ein hoher kaiserlicher eine sarkophagartige Eintiefung eingebracht, gehöfte. Verwalter residierte, der die von der 72 km lan- die mit einem kreuzdachförmigen Steinblock gen Lang-mauer umschlossene Domäne (siehe abgedeckt worden war. Weihedenkmal, Herforst, Zemmer und Butzweiler) kontrollier- Laut Inschrift war die Grabkammer für drei Ernzen te. Personen bestimmt, so dass der tonnenschwe- Die insgesamt 112 Pfeiler des Beckengeländers re Deckel also mehrfach geöffnet werden Bei Ernzen kamen im Jahre zierten – einer Skulpturengalerie gleich – musste. 1964 bei Wegearbeiten zahl- Köpfe von Göttern, Feldherren und Darstellun- reiche Fundamentblöcke und gen der im römischen Imperium geeinten Völ- Tempelanlage Architekturteile zutage. Sie gehören zu einem ker. Das Becken dürfte nicht nur für Wasser- und Vicus, Tawern römischen Weihedenkmal, bestehend aus ei- spiele, zum Baden und Angeln, sondern auch nem Altar mit Inschrift und einer Ädikula. In Ausgrabungen in Tawern für Bootswettkämpfe gedient haben. dem Kapellchen stand einst wohl das lebens- brachten eine Händler- und große Götterbild des einheimisch-treverischen Handwerkersiedlung zutage. Intarabus. Ein wohlhabender Stifter hatte dies Für die Durchreisenden standen Gaststätten kostspielige Denkmal im 2. Jh. n. Chr. geweiht. und Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Der teilweise rekonstruierte Tempelbezirk ver- mittelt dem Besucher die Vision einer römi- schen Kultstätte. Herausragend: die Wieder- erstehung eines Kultbildes des Gottes Merkur. Er ist in der Tempelcella aufgestellt und in ein- zigartiger Weise in seiner gesamten Farbigkeit rekonstruiert.

Kaiservilla, Konz () Oberhalb der Saarmündung in Konz, dem römischen Contionacum, stand einst die prachtvolle Sommerresidenz Kaiser Valentinians I. (364–375). Als bemer- kenswerte Ruinen noch im 17. Jh. zu sehen, fiel die Anlage in der Folge dem Vergessen anheim. Wiederentdeckt wurde sie, als 1959 die neue Pfarrkirche St. Nikolaus gebaut wurde. Leider

S EITE 54 konnten nur Teile des Palastes (84 x 38 m) er- Eindruck vom ursprünglichen Zustand. Neben Römerbrücke fasst werden: 30 Räume und ein Apsidensaal. den Mitgliedern der Familie sind mythologi- Die heute noch sichtbare Außergewöhnliche Funde (Diatretglas und ein sche und ganz alltägliche Szenen dargestellt. Römerbrücke ersetzte um die Gold-schatz) sowie edle Ausstattungsreste Ob es sich tatsächlich um reiche Tuchmacher Mitte des 2. Jhs. eine ältere (Wandmalereien und Marmorbeläge) zeugen und -händler handelte, die sich dieses kost- Flussquerung. Mit sieben vom einstigen Luxus. spielige Grabmal leisteten, bleibt mit einem Flusspfeilern, zwei Pfeilern im Uferbereich so- Hier soll Valentinian I. mehrere Gesetze erlas- Fragezeichen behaftet. wie den Anfahrtsrampen erstreckte sich die sen und hier soll auch Ausonius, der Verfasser Konstruktion ursprünglich über eine Länge von der berühmten Mosella, geweilt haben, der an Trier – UNESCO-Weltkulturerbe ca. 400 m. den Hof von Trier berufen worden war, um den In seltener Dichte reihen sich die Monumente Kaisersohn Gratian zu erziehen. dieser antiken Stadt aneinander, die nicht nur Basilika Wenngleich heute nur noch letzte Spuren jener zentraler Verwaltungssitz, sondern auch kultu- kaiserlicher Sommerfrische zu besichtigen Die sogenannte Basilika, eine reller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der sind, atmet dieser Ort eine ganz besondere rechteckige Halle, der im Region und in der Spätantike Kaiserresidenz Geschichte. Norden eine Apsis vorgelagert war. ist, diente in konstantinischer „Via Caliga“, Zeit als Palastaula. Immer noch prägt dieser Porta Nigra Palzem-Wincheringen mächtige Bau (Länge innen 67 m, Höhe 33 m) Die Porta Nigra, das besterhal- das Stadtbild. Gaius (37–41), der Exzentriker tene Stadttor der Antike, ver- unter den römischen Kaisern, körpert wie kaum ein anderes Rheinisches behielt auch als Erwachsener Denkmal die geschichtliche Landesmuseum seinen Spitznamen Caligula (Soldatenstiefel- Kontinuität von der Römerzeit bis in heu- chen), den ihm die Soldaten seines Vaters lie- Das 1877 gegründete tige Tage. bevoll verliehen hatten. Rheinische Landesmuseum Rund um Palzem und Wincheringen lotst denn beherbergt eine der wichtig- Kaiserthermen auch die caliga, der Riemenstiefel, den sten Sammlungen vorgeschichtlicher und römi- Wanderer durch die reizvolle Landschaft der Die Errichtung einer der größ- scher Altertümer Deutschlands. Öffnungszei- Obermosel („Via Caliga“, insgesamt 34 km). ten Thermenanlagen des römi- ten: Di- Fr 9.30h-17h; Sa/So/Feiertage 10.30h- Unterwegs werden ihm auf 24 Tafeln alle nur schen Imperiums steht in 17h, Mai-Okt auch Mo 9.30h-17h; von 2.06- denkbaren Informationen, natürlich auch zu Zusammenhang mit der 4.11.07 siehe Seite 20; Tel.: (+49) 0651-97740 den Römern, geboten. Erhebung Triers zur Kaiserresidenz im Jahre 293 n. Chr. Doch niemals wurde dieser giganti- Thermen Grutenhäuschen“, Igel sche Bau, der als Palastbad konzipiert und da- am Viehmarkt mit nicht der Öffentlichkeit zugänglich war, Inmitten malerischer Beim Bau einer Tiefgarage vollendet. Weinberge westlich von Igel stieß man 1987 überraschen- liegt das „Grutenhäuschen“, derweise auf die dritte Barbarathermen ein über einer Grabkammer Thermenanlage Triers. Ein Großteil der Ruinen errichtetes zweigeschossiges Die Barbarathermen mit ihren konnte erhalten werden und ist unter einem Gebäude. Es wurde vollstän- 42.500 mÇ Grundfläche wur- von dem Architekten O. M. Ungers entworfe- dig rekonstruiert und die Grabkammer für den im 2. Jh. errichtet und nen gläsernen Schutzbau zu besichtigen. Publikum zugänglich gemacht. Der Giebel des dienten – anders als die Tempelchens ruht auf sechs Säulen, den Kaiserthermen – als öffentliche Badeanlage. Museum am Dom Unterbau bilden ein Gruftgewölbe und eine Der prachtvolle Bau, dessen Fassade reich mit Das Bischöfliche Dom- und tonnengewölbte Vorhalle. Skulpturen geschmückt war, stand im 17. Jh. Diözesanmuseum besitzt un- Seit 2003 sind an diesem romantischen Ort teilweise noch über drei Etagen hoch an. ter anderem eine umfangrei- standesamtliche Trauungen möglich. che archäologische Amphitheater Sammlung. Zu den Glanzstücken zählen die Igeler Säule, Igel Das Amphitheater zählt zu den einzigartigen spätantiken Deckengemälde aus Verschont von mittelalterli- ältesten Großbauten des römi- dem Kernbau des Doms. Öffnungszeiten Mo-Sa chen Bilderstürmern hat sich schen Triers. In der städtebau- 9h-17h, So/Feiertag 13h-17h, 1.11.-31.03. Mo in Igel das 23 m hohe Pfeiler- lichen Konzeption war es an geschl. grabmal der Secundinier er- den äußersten Rand des antiken Stadtgebietes halten; eine farbenprächtige Kopie im gerückt. Heute wiederbelebt, finden hier unter- Rheinischen Landesmuseum vermittelt einen haltsame Veranstaltungen statt.

S EITE 55 DENKMÄLER AN MOSEL-SAAR

Dom legten Kellerräume besichtigt werden, der sich in direkter Nähe des örtlichen Heimatmuseums Der heutige Dom St. Peter und die benachbar- befindet. te Liebfrauen-kirche nehmen lediglich den Die Statue einer im Jahre 1844 im Badetrakt Ostteil einer ehemals gigantischen der Villa entdeckten Quellgöttin kann in Kopie Doppelbasilika ein, die sich ursprünglich bis auf dem Dorfplatz bestaunt werden. zum Hauptmarkt erstreckte. Der unter Konstantin dem Großen errichtete und in der Villa Urbana, Longuich Folgezeit mehrfach umgestaltete, zerstörte und wiederaufgebaute Sakralbau zählt zu den Die Villa urbana von baugeschichtlich interessantesten Denkmälern Longuich, 1984 vom Triers. Rheinischen Landesmuseum Trier teilergraben, besaß ge- Palast in Pfalzel radezu palastartige Ausmaße (110 x 28 m). Sie entstand im 2. Jh. am Platz eines älteren, eher Auf einer Terrasse über der bescheidenen Gutshofs vom Typ Bollendorf. Mosel befand sich in Pfalzel Unter einem Schutzbau wird dem Besucher ein ein befestigungsartig ausge- Teil des einstigen Seitentrakts mit Badeanlage bauter Palast, dessen präsentiert: das Kaltbad mit seiner Wanne, die Außenseiten mit turmartigen Risaliten verse- beheizbare Badewanne des Heißbades, die hen waren. Große Teile des Mauerwerks haben Latrine sowie Reste der alten Fußboden- und sich im Bereich der heutigen Pfarrkirche und Wandheizung. Die Prachtliebe des einstigen umliegenden Gebäuden erhalten. Villenbesitzers bezeugen kostbare Glasmosaiken, Marmorbeläge und Wasserleitung Wandmalereien. Ruwertal, Waldrach () Nahe der Villa kann ein spätrömischer Die Wasserversorgung gro- Sarkophag besichtigt werden, in dem das ßer Städte zählte im gesam- Skelett eines Mädchens entdeckt wurde. ten Imperium zu den dring- lichsten Aufgaben. Neben Villa Rustica, den oberirdischen Aquädukten gab es unterir- Mehring () dische, teilweise in regelrechter Tunneltechnik Wie uns die Ausgrabungen angelegte Bauwerke. Das römische Trier wurde der Jahre 1983 bis 1985 leh- mit Wasser aus dem Ruwertal gespeist (teil- ren, handelte es sich bei der weise heute noch!). Bei Waldrach entdeckte Villenanlage von Mehring um einen Gutshof, man 1974 einen gemauerten begehbaren der im 2. Jh. als einfacher „Typ Bollendorf“ an- Kanal, an den hier ein Nachbau erinnert. Noch gelegt und in den folgenden beiden weitaus bessere Befunde wurden hier in zwei Jahrhunderten dann intensiv um- und ausge- Bereichen vor wenigen Jahren im Zuge der baut wurde. Mit 34 Räumen entwickelte sich Bahnbauarbeiten angeschnitten; diese wurden der Bau so zu einem der größten Herrenhäuser konserviert und sind zu besichtigen. des Trierer Landes. Die Anlage wurde konserviert und teilrekon- Kellerräume einer struiert (Hauptfront, Eckrisalite, Portikus, Villa, Kenn Wohnraum mit Mosaik, Teile des Kenn, das „Tor zur römischen Badebereichs); die einzelnen Bauphasen sind Weinstraße“, beherbergt die für den Besucher instruktiv durch unterschied- Überreste einer römischen liche Füllmaterialien gekennzeichnet. Luxusvilla aus dem 2. Jh., von der um 1700 noch Wasserleitung Ruinen aufragten. Immer wieder im Verlauf der einer Villa, Pölich Zeit stieß man auf Befunde der Anlage – 1987/88 stieß man bei Gänge, Gewölbe, Mauerzüge, Abwasserkanäle, Pölich auf einen 50 m lan- Säulen, Marmorverkleidungen, Mosaiksteine gen, in den Schieferfels ge- und sogar figürliche Wandmalereien. Heute hauenen Kanal, einen außergewöhnlich gut er- kann noch einer von drei in einer Reihe ange- haltenen Befund. Er diente der Wasserversor- gung einer größeren römischen Villenanlage mit opulent ausgestattetem Badebereich. Der durchschnittlich 1,20 m hohe und 0,50 m

S EITE 56 Im berühmten hier nicht nur Unterkünfte für Kurgäste, eine Weinanbaugebiet „Piesporter beheizbare Badeanlage, diverse Brunnen für Bergheiligtum auf dem Goldtröpfchen“ stieß man Trinkkuren und eine Heiltherme, sondern auch „Beinter Kopf“, Zell 1985 und 1991 auf gleich zwei einen heiligen Bezirk mit Tempeln und Unweit der römischen römische Kelteranlagen (2. Pilgerhäusern. Siedlung Zell und des und 4. Jh.). Moselufers krönt den Jene des 4. Jhs. mit einer Kapazität von fast Kelteranlage, Schieferfelsen „Beinter Kopf“ 30.000 Litern wurde als ganz besondere Maring-Noviand eine keltische Attraktion originalgetreu rekonstruiert. Sie be- Im Bereich der Reblage Höhenbefestigung, die in rö- steht aus einer Baumkelter, sieben Becken und „Maringer Kirchberg“ wurde mischer Zeit als Bergheiligtum genutzt wurde. einer Reihe von Kellerräumen zum Einlagern 1977 ein römisches Kelterhaus Die von Wällen und Gräben umgebene Anlage des Weins. Berechnungen zufolge entsprach freigelegt. Der Bau stand nicht isoliert, son- erbrachte vielfältige, zum Teil außergewöhnli- diese Anlage etwa 60 Hektar Anbaufläche in dern war Teil eines größeren Gutshofes aus che Funde: neben Keramik und Münzen näm- römischer Zeit, eine Größenordnung, die für ei- dem 2. bis 4. Jh. Die Kelter mit ihren drei lich auch Schmuck, Statuetten und sogar einen nen staatlichen Betrieb spricht. Becken (Maische-, Press- und Mostbecken) Werkzeughort, deponiert in einer Felskammer. Anlässlich einer Festivität wird die Kelter all- kann heute unter einem Schutzbau besichtigt jährlich wieder in Betrieb genommen. werden. Wein- und Heimatmuseum sowie Aschenkiste, Zell Kelteranlage, Kelteranlagen, Erden Brauneberg Das Wein- und Mit welcher Intensität vor 2000 Heimatmuseum im 1882 er- Waren spätkeltische Adlige Jahren Weinbau an der Mosel bauten historischen Rathaus noch darauf angewiesen, dass betrieben wurde, zeigen zwei von Zell zeigt neben Stadt-, der begehrte Rebensaft aus mittelmeerischen Kelteranlagen bei Erden, Weinbau-, Handwerks- und Regionen importiert wurde, so liegen für die 1992/98 entdeckt. Das aus Schiefersteinen er- Industriegeschichte auch zahl- Römerzeit gerade an der Mittelmosel etliche richtete Mauerwerk ist teilweise erstaunlich reiche archäologische Kostbarkeiten der Belege für einheimischen Weinbau vor. gut erhalten. Um dem Wein zu frühzeitiger Kelten- und Römerzeit. An Exponaten hervor- Einen vorzüglichen Tropfen erbringt die Reife zu verhelfen, hatte man Fumarien zuheben sind der partielle Wiederaufbau einer Mosellage Brauneberg, die bereits die Römer (Räucherkammern) eingerichtet, was dem römischen Badeanlage sowie die steinerne zu schätzen wussten, wie der antike Name dul- Tropfen einen ungewöhnlich rauchigen Aschenkiste eines Brandgrabes aus der 2. cis mons („süßer Berg“) bezeugt. Geschmack verlieh. Hälfte des 3. Jhs., die drei Urnen, zwei Teller Am Fuße des Weinbergs kann der Besucher die und Glasfläschchen enthielt. Eine weitere 1990 ausgegrabene und nachgebaute römi- Römische Villa, Wittlich Aschenkiste kann an der Zeller sche Kelteranlage aus dem 3. Jh. besichtigen. Moselpromenade besichtigt werden. Welch pompöse Kulisse dieses Villa Romana, Veldenz 140 m lange, zwei- bis dreige- Steinkammergrab, schossige Baugefüge einst Im Ortskern von Veldenz wur- St. Aldegund bot, das mit seiner bogenför- de 1990/91 bei Sanierungs- mig gestalteten Säulenhalle elegant den Aus St. Aldegund stammt ein sensationeller und Erweiterungsarbeiten un- Verlauf der Lieser nachzeichnete, ist heute Grabfund: In einer aus großen ter dem bis dahin nicht unter- kaum mehr zu erahnen. Sandsteinplatten errichteten Kammer lag eine kellerten „Haus des Gastes“ Diese wie viele andere repräsentative wohlhabende Dame in einem Holzsarg bestat- eine römische Badeanlage Villenanlagen zeugen von Freude an tet; nach dem Silber- und Golddrahtgeflecht entdeckt. Selbstinszenierung, von Feinsinn und Ästhetik, trug sie ein kostbares Brokatgewand. Sechs Dieser kuriose Befund, nun „Villa Romana“ von der Kunst, Naturräume in die Architektur Glasgefäße, darunter eine wundervolle blaue genannt, konnte einschließlich der Hypokaust- einzubeziehen. Schale in Schiffsform, waren ihr beigegeben anlage des Heißbades konserviert und zu- worden. gänglich gemacht werden. „Alte Burg“, Zell Rätsel gibt ein Walrosszahn auf. Ein sechs- Öffnungszeiten: strahliger Stern auf dem Deckstein am Die spätrömische Kopfende könnte als Christogramm gedeutet Quellheiligtum und Höhenbefestigung „Alte Burg“ werden. Handelt es sich demnach um eine antikes Sanatorium, bei Zell diente offenkundig frühchristliche Bestattung aus der Mitte des 4. Heckenmünster () Verteidi-gungszwecken. Noch Jhs.? heute ist der Verlauf einer über 100 m langen Heckenmünster beherbergt Mauer auf dem Berg-sporn zu erkennen. die Kohlensäure-quelle „Victoria“ und die Außerdem wurde die Anlage an der Schwefelquelle „Wallen-born“, bereits von den Zugangsseite im Süden durch doppelte Römern innerhalb eines großzügigen Heil- und Abschnittsgräben und Wälle geschützt. Kurbetriebs genutzt. Da Heilwesen und das Heilige in der Antike un- trennbar miteinander verknüpft waren, gab es S EITE 57 DENKMÄLER AN MOSEL-SAAR

Befestigung auf dem Archäologischer Tumulusgrab, Ochtendung Petersberg, Neef Lehrpfad, Bruttig-Fankel Wohl bedeutendste der zahl- Auf der schmalen Landzunge, die hier in einem Vorbei an Grabhügeln der aus- reichen römischen Fundstellen markanten Bogen von der Mosel umflossen gehenden Spätbronze- und um Ochtendung ist der erst wird, erhebt sich der Petersberg, der in spätrö- frühen Eisenzeit und an vor- 1978 entdeckte mächtige mischer Zeit befestigt war und zu einer Serie und frühgeschichtlichen Siedlungsplätzen Grabtumulus mit dem vollständig erhaltenen von militärischen Stützpunkten im Moseltal führt der „Archäologische Lehrpfad“ von Steinkranzfundament aus Tuffstein. Eine ganze zählte. Im Gelände sind in den Fels gehauene Bruttig-Fankel; die dortige Römerstraße ist kel- Reihe von Gräbern kam innerhalb und außer- Kammern, ein niedriger Steinwall und künstli- tischen Ursprungs. halb des Berings zutage, Brand- neben che Absätze sichtbar, die von der ursprüngli- Nicht nur Kelten und Römer wecken das Körperbestattungen, die ausweislich der chen Umwehrung herrühren. Interesse des Wanderers, sondern auch mittel- Grabbeigaben über Jahrhunderte (1. bis 4. Jh.) Am Fuße der Landzunge, gegenüber von alterliche Bodendenkmale, z. B. Hohlweg- hier eingebracht wurden. Bremm, befindet sich die eindrucksvolle Ruine systeme am „Kehrwiesenrech“. Infotafeln bie- War dies der traditionsreiche Bestattungsplatz des mittelalterlichen Klosters „Stuben“, das in ten umfassende Erläuterungen. der Besitzer des nahegelegenen römischen den letzten Jahren ebenfalls eingehend archäo- Gutshofs? logisch untersucht wurde. Tempelanlage Martberg, Pommern Villa Rustica, Winningen Bergheiligtum Der Martberg zwischen Im Zuge des Autobahnbaus auf dem Calmont, Pommern und Karden spielte Ludwigshafen-Köln wurde eine Bremm/Ediger-Eller * bereits in spätkeltischer Zeit römische Villa ausgegraben, Zwischen Bremm und Ediger- als Kultzentrum eine herausragende Rolle, die die im Grundsatz keine Eller ragt auf der linken er über 500 Jahre hinweg bis in die Spätantike Besonderheiten aufweist und Moselseite der steilste Weinberg Deutschlands beibehielt. Zahlreiche Gaben – Münzen, in das übliche Schema mittlerer Gutshöfe empor, der Calmont. Auf dem Bergplateau Schmuck und Miniaturgefäße – opferten hier passt. konnten 2005 Überreste eines gallorömischen die Pilger. Ein Grieche namens Tychikos dankte Außergewöhnlich ist aber, dass sie in den Umgangstempels freigelegt werden. Zahlreiche dem Heilgott Lenus Mars nach seiner Autobahnrastplatz bei Winningen integriert Kleinfunde – darunter Münzen und tönerne Genesung mit einem Inschriftenstein. Der Gott wurde und dem Reisenden damit eine durch Votivfiguren – sind die letzten Zeugnisse kulti- gab auch dem Berg seinen Namen und stand und durch überraschende Station bietet. scher Verehrung. Hinweise auf die hier verehr- Pate für den heutigen Wanderweg, der zum ten Gottheiten konnten allerdings – nicht zu- teilrekonstruierten Heiligtum führt. Landesmuseum auf der Festung letzt wegen Raubgräbertätigkeit – nicht identi- Ehrenbreistein, Koblenz fiziert werden. Stiftsmuseum, Die preußische Festung Die Sehenswürdigkeiten sind durch einen Treis-Karden Ehrenbreitstein, in der das Kulturweg erschlossen, der dem wagemutigen (Ortsteil Karden) Koblenzer Landesmuseum un- Kletterer, aber auch dem gemütlichen Eine Vielzahl archäologischer tergebracht ist, ist an sich Wanderer prächtige Panoramablicke bietet. Pretiosen findet der Besucher schon eine Reise wert: Die auf im Stiftsmuseum von Treis-Karden. Dabei ist einem markanten Felsen am Rhein errichtete Doppelgrabkammer der Museumsbau im renovierten Zehnthaus Anlage gehört nämlich zu den bedeutendsten und Kelterstein, hinter der Stiftskirche für sich selbst genom- Festungswerken Europas. „Geborgene Nehren men schon eine Sehenswürdigkeit. Schätze. Archäologie an Mittelrhein und Beginnend in Nehren, führt Die Ausstellung präsentiert mit Funden aus Mosel“, in dieser großartigen der „Kulturweg keltischer, römischer und fränkischer Zeit so- Dauerausstellung werden Funde nicht nur aus Römergräber“ hinauf in die Weinberge. Ein rö- wie Schätzen des ehemaligen Stiftes St. Castor der Römerzeit präsentiert. mischer Kelterstein bezeugt auch hier 2000- 2000 Jahre Ortsgeschichte. Bemerkenswert Koblenz, Confluentes, mit seiner günstigen jährige Weintradition. Zwei mit sind die Relikte gallorömischer Kultpraxis vom Verkehrslage an gleich zwei schiffbaren Tonnengewölben ausgestattete Grabkammern, Martberg bei Pommern. 1.Mai - 31. Okt: Fr 14h- Flüssen besaß einen Vicus, ein frührömisches die von rekonstruierten Grabtempeln überragt 17h; Sa/So 10h-12h und 14h-17h; Mo-Do Militärlager und ein spätrömisches Kastell, im werden, dominieren die Landschaft. geschl., Tel.: (+49) 02672/6137 Stadtbild heute noch zu erkennen, Brücken Eine Rarität: In Grab 1 haben sich über Rhein und Mosel, eine Tempelanlage und Wandmalereien erhalten, ein florales Muster vieles mehr. aus Blattwerk, Früchten und Blumen.

S EITE 58 DENKMÄLER AN DER LUXEMBURGER MOSEL

Villa und Grabdenkmal, Grabhügel, Flaxweiler Römische Villa, Echternach Remerschen Der heute mit Bäumen und Schon vor 2000 Jahren spielte Büschen bewachsene Welch elitären Pomp die der Weinbau eine große Rolle Grabhügel „Tonn“ bei Villenarchitektur wohlhaben- in dieser Region: Ein Winzer Flaxweiler ist als imposante der und einflussreicher Römer bei der Traubenlese ist auf dem Grabmal bei Geländemarke schon von weitem gut zu sehen. gar in den Provinzen entwickelte, kann der Remerschen dargestellt. Das über 6 m hohe Bei Grabungen Anfang des 19. Jhs. wurde unter Besucher in Echternach bestaunen: Das Monument war rundum mit diversen Szenen der mächtigen Erdaufschüttung (Dm. 30 m, Hauptgebäude (124 x 72 m) wies allein im aus dem Alltagsleben des Großwinzers und Höhe 7 m) eine achteckige, aus Sandsteinen Erdgeschoss bis zu 80 Räume auf, und dem Weinhändlers verziert. Die zugehörige errichtete Grabkammer freigelegt, die über ei- riesigen Wirtschaftshof waren etliche, teils äu- Villenanlage ist größtenteils dem Kiesabbau nen langen Gang von außen zugänglich war. ßerst stattliche Nebengebäude angegliedert. zum Opfer gefallen. Die in ihren Ausmaßen, ihrer Gestaltung und Grabdenkmal, Ausstattung höchst beeindruckende Residenz Grabkammer und Grevenmacher-Potaschberg eines römischen Großgrundbesitzers ging spä- Kelterstein, ter möglicherweise in den Besitz einer fränki- Bech-Kleinmacher schen Adelsfamilie über. So könnte man ver- Innerhalb eines ummauerten muten, dass die Echternacher Klostergründung Hoch oben in den Weinbergen Grabbezirks werden in den durch Willibrord (gest. 739) letztlich auf römi- über Bech-Kleinmacher befin- 1970er Jahren die noch über 2 m hoch erhalte- sche Latifundientradition zurückgeht. Öff- det sich eine imposante zweigeschossige nen Fundamente eines riesigen Grabdenkmals nungszeiten: Jul-Aug: Di-So 11h-18h, Sep-2. Grabkammer, die mit bunten Fresken ausge- (13,75 x 5,5 m) entdeckt. Aus den unzähligen Nov: Di-So 11h-13h und 14h-17h, Mo und Nov- malt war. Von dem Oberbau in Form eines Kalksteinfragmenten, die geborgen wurden, Jun geschl., Tel.: 00352/26720974 Grabtempelchens genießt man einen wunder- konnte ein mehrgeschossiges Monument von baren Blick über das Moseltal. Unter einem mindestens 12 m Höhe rekonstruiert werden Musée National modernen Schutzbau neben dem Friedhof des (im Gelände nur teilrekonstruiert). Der reiche d’Histoire et d’Art, Ortes findet sich der imposante Gewichtsstein Bilderschmuck zeigt sowohl mythologische Luxemburg-Stadt einer römischen Kelter. Szenen als auch Darstellungen aus dem Alltagsleben einer wohlsituierten In neuem Gewand präsentiert Vicus Ricciacus mit Theater und Winzerfamilie. sich seit 2002 das Musée Meilenstein, Dalheim National d'Histoire et d'Art in Luxemburg- Gräberstraße im Wald Stadt. Bei seinem Rundgang durch die Auf der Höhe südlich von „Weiler“ zwischen Geschichte kann der Besucher auch eine Dalheim befand sich an der Wasserbillig und Lellig höchst beeindruckende Sammlung römischer Fernstraße Metz–Trier ein Altertümer bewundern, die Alltagsleben, wichtiger Etappenort: der Entlang der römischen Trasse, Totenbrauchtum, Kunsthandwerk, Wirtschaft, Vicus Ricciacus, wovon auch die von Trier in die Ardennen Handel und viele Aspekte mehr illustriert. Meilensteine zeugen. Reste der städtischen führte, säumt auf dem Hochplateau zwischen Öffnungszeiten Di-So 10h-17h, Mo geschl. Bebauung sind im Gelände erhalten. Wasserbillig und Lellig eine ganze Reihe von Tel.:00352/26028129 Besonders beeindruckend ist ein gallorömi- römischen Grabanlagen den Straßenverlauf. sches Theater, das unmittelbar am Ortsrand in Die sehr unterschiedlich gestalteten den Felshang hineingebaut wurde und einst Bestattungsplätze – ummauerte „Grabgärten“, über 3.500 Zuschauern Platz bot. größere und kleinere Pfeilergrabdenkmäler so- wie Grabstelen – sollten das Andenken an die Verstorbenen stets wach halten. Und das tun sie, versunken in einer mystisch anmutenden Waldlandschaft, noch heute.

S EITE 59 DENKMÄLER IM SAARLAND

Europäischer Kulturpark, Quellheiligtum „Sudelfels“, Besucher eine Vision der damaligen Anlage. Bliesbruck-Reinheim *** * Etwa 500 m von der Villa entfernt liegt ein mächtiger steingefasster Grabhügel, vermut- Der Europäische Kulturpark Noch immer sprudelt die lich das Grab eines herrschaftlichen Bliesbruck-Reinheim, unmit- Quelle, an der Apollo und Villenbesitzers. telbar auf der deutsch-fran- Sirona bei Ihn verehrt wurden. Öffnungszeiten: März, Okt, Nov: Di-So 9h-12h zösischen Grenze gelegen, zählt zu den größ- Ein kleiner Tempelbezirk mit Pilgerherberge und 13h-16.30h, Apr- Sep: tgl. 8.30h-12h und ten archäologischen Attraktionen der Region: lädt zum Verweilen an diesem idyllischen Ort 13h-18h, Mo, Dez-Feb geschl., Tel: (+49) rekonstruierter und begehbarer Grabhügel ei- ein. Wer weiß, vielleicht sind die Heilkräfte des 06866/1329 ner keltischen Fürstin; Großvilla mit ausge- Wassers heute noch wirksam? dehntem, von Nebengebäuden flankierten Römermuseum, Homburg- Hofareal; Vicus mit reihenhausartiger Museum Pachten, Schwarzenacker ** Bebauung, Brunnen und vielfältigen Spuren Dillingen-Pachten ** Eingezwängt von moderner der Handwerker und Händler, die dieser Unweit der Primsmündung Bebauung öffnet sich in Kleinstadt zur wirtschaftlichen Blüte verhalfen. überquerte eine römische Schwarzenacker ein Hiervon zeugen auch ausgedehnte Thermen, Brücke die Saar. Auf ihrem Schaufenster in die Vergangenheit: Ein römi- die heute noch den Luxus von einst erahnen rechten Ufer lag der Vicus scher Vicus, teilweise rekonstruiert, erinnert lassen. Öffnungszeiten: 15. März-31. Okt: Contiomagus, in spätrömischer Zeit ein turm- an den alten Verkehrs-weg, der von Süden tgl.10.00h-18.00h, So/Feiertags 15.00h kosten- bewehrtes Kastell. Doch wo ist all das geblie- nach Norden dem Bliestal folgte. lose Führung ben? Unter neuzeitlicher Bebauung! Und so Im barocken Edelhaus mit seiner Parkanlage müssen wir uns mit dem liebevoll eingerichte- und rekonstruiertem Tempelbau sind die Museum für Vor- ten Museum Pachten begnügen und dort die schönsten Funde der Region zu besichtigen. und Frühgeschichte, Funde der Umgebung bewundern, darunter rei- Öffnungszeiten März - Okt., tgl. 9h-17h, Saarbrücken *** che Beigaben aus einer Nekropole mit über Gästeführung im Sommer So 15h; Nov -Feb: Vom römischen 500 Gräbern. ÖffnungszeitenSo 15h-18h , Tel.: Sa/So/Feiertag 10h-16.30h, Weihnachten - Saarbrücken, einem ausge- (+49) 06831/73844 Neujahr geschl. Tel: (+49) 06848/730777 dehnten Vicus, sind nur noch wenige Überreste im Gelände zu sehen. Allerdings bietet sich im Römische Villa Borg, Historischer Wanderweg Kasbruchtal, Museum für Vor- und Frühgeschichte die Perl-Borg *** Neunkirchen * Gelegenheit, die Antike dieses Raumes zu erle- Seit 20 Jahren wird in Borg ge- Nicht immer lassen sich die Rätsel der Antike ben. Zu den Glanzlichtern zählen die graben und rekonstruiert. entziffern. Im idyllischen Kasbruchtal, südlich Grabfunde der „Fürstin von Reinheim“, einer Entstanden ist der Nachbau ei- von Wellesweiler, führt eine in den Fels ge- frühkeltischen Adligen, der auch weissagende ner römischen Villa mit modern nutzbaren hauene Treppe auf ein Podium, wo eine Kräfte nachgesagt werden. Infrastrukturen: Hier kann getagt, geheiratet Kultstätte vermutet wird, vielleicht auch Öffnungszeiten Di-So 10h-18h ; Mi 10h-22h, und im römischen Stil gebadet werden. Man Felsengräber. Auch Münzen, Säulenreste und Tel: (+49) 0681/954050 kann aber auch die prächtigen Baulichkeiten Fragmente einer bronzenen Statue lüfteten das und Gartenanlagen einfach nur besichtigen Geheimnis bisher nicht. Mithras-Heiligtum, Saarbrücken (Halberg) * und sich in der Taverne mit Gerichten à la Auf dem „Historischen Wanderweg“ kann das Am Halberg, abseits vom Lärm der Stadt, wur- Apicius verwöhnen lassen. Öffnungszeiten: ausgedehnte Gelände erkundet werden. de in einer von Menschenhand geschaffenen Feb-März, Nov- Dez: Di.-So/Feiertag 11h-16h, Grotte der persisch-römische Lichtgott Mithras Apr-Okt 11h-18h, Mo, 24. Dez- 31. Jan. geschl., Grabungsprojekt Wareswald, verehrt. Im Mittelalter wird die Tel: (+49) 06865/91170, Badeabende ab 4 Tholey ** „Heidenkapelle“ dann christliche Pilgerstätte. Pers. von Feb.-März Di und Do nach Varus im Saarland? – Natürlich Voranmeldung hat der berühmte römische Bergwerk St. Barbara, Feldherr keine Spuren bei Saarlouis ** Villa mit Fußbodenmosaik Tholey hinterlassen! Im Wareswald, an einem und Tumulus, Nennig *** An den „Nonen des März“ er- Kreuzungspunkt des antiken Fernstraßen- öffnete ein gewisser Eines der berühmtesten netzes, befindet sich jedoch eine ausgedehnte Emilianus ein Bergwerk zum Mosaike nördlich der Alpen Siedlung mit Wohnhäusern, Tempeln, Monu- Kupfererzabbau. Imposante, mühevoll in den befindet sich in Nennig: ein menten und Gräbern. Fels gehauene Stollen zeugen von der gefährli- buntes, recht blutiges Szenario aus dem Der besondere Reiz dieses Fundortes liegt in chen, sich aber offenbar lohnenden Arbeit un- Amphitheater. Ein dekorierter Rundbau mit der Aktualität: Die seit 2001 laufenden ter Tage im „Blauloch“ von St. Barbara, so be- langer Sandbahn gibt Rätsel auf: Wurden hier Ausgrabungen, an denen auch interessierte nannt nach der blaugrünen Farbe des Erzes. Gladiatoren für die Trierer Arena ausgebildet? – Laien teilnehmen können, fördern ständig Öffnungszeiten: Eine Multimediaschau im Museum gibt dem neue Überraschungen zutage.

S EITE 60