Herzlich Willkommen Zur Ausgabe 61 Des Schlangengesangs
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Rundbrief für Göttinnen- Spiritualität Herzlich Willkommen zur Ausgabe 61 des Schlangengesangs Wir sind zurückgekehrt nach Europa – den letzten Kontinent unserer Weltreise. Für die nächste Ausgabe bleiben wir auch gleich hier und sehen uns ein Volk näher an, das lange Zeit in weiten Teilen Europas lebte. Es geht um die Kelten. Wer etwas zur nächsten Ausgabe beitragen möchte, schickt bitte Texte, Bilder, Zeichnungen oder was immer euch einfällt an [email protected] . An diese Adresse kann sich auch wenden, wer beim Schlangengesang mitarbeiten möchte. Aber nun erst mal Viel Spaß beim Lesen Euer Schlangengesang-Team artemisathene, Marion, Morag Inhaltsverzeichnis Göttin: - Europa Thema: - D as Europa der Kelten und Römer Aufgelesen: - Musikalische Windbeutel - Das große Los - Tan zen in Europa Verlosung: Pflanze: - Wohnungen der Geister - Eiche Kalender: Stein: - Der Schlangengesang-Göttinnenkalender: - Rauchquarz - Feiertage im September - Feiertage im Oktober Tier: - Feiertage im November - Rinder Veranstaltungen Praktisches: Impressum / Schlangengesanginfos / Kontakt / Abmelden - L ederarmband Schlangengesang Ausgabe 61 – September 2013 Europa – Mythos eines Kontinents Die Namensgeberin unseres Kontinents ist nicht leicht zu fassen. Göttin, Nymphe oder Prinzessin? Phönikierin, Kreterin oder Festlandgriechin? Wer sich auf die Suche nach Europa macht, muss sich auf ein Labyrinth aus Wegen einlassen, die nicht immer zu einem eindeutigen Ziel führen. Beginnen wir unsere Reise. Für die Herkunft des Namens gibt es mehrere Erklärungen. Das griechische Wort Europa heißt soviel wie „die weithin Blickende“. Nach Ansicht einiger Forscher kommt Europas Name jedoch wohl eher aus dem Semitischen von „ereb“, das „dunkel“ bedeutet. Robert von Ranke-Graves gibt zwei Möglichkeiten für die Übersetzung des Namens: entweder von „eur-ope“, das er als „die Breitgesichtige“ auslegt und mit dem Vollmond gleichsetzt oder von „eu-rope“ „gut für die Weiden“. Hier bringt er die Verbindung von der Weide als beliebtem Baum für die Zauberkunst und für Fruchtbarkeitsriten ins Gespräch. Von Ranke-Graves gibt den kretischen und korinthischen Namen der Göttin als „Hellotis“ wieder und bezieht das auf die Herkunft von „helike“ (Weide). Hesiod erwähnt Europa in seiner Theogonie im so genannten Okeanidenkatalog. Sie zählt nach seiner Sichtweise zu den Nymphen und bildet mit Asia gemeinsam die Wurzel der Benennung der in der Frühzeit bekannten Erdteile. Für Homer ist der Kontinent Europa das griechische Festland und er unterscheidet es von der Peloponnes und den griechischen Inseln. Seit Mitte des 7. Jh.v.u.Z. wurde das mittlere Hellas als Europa bezeichnet. Hier wird das semitische Wort für Abend „erebos“ als Namen stiftend betrachtet – das „Abendland“. Später sind in Makedonien und Thrakien Orts- und Gebietsbezeichnungen überliefert, außerdem gab es unter dem Namen „Europos“ eine Stadt und einen Fluss in Thessalien und zwei Städte in Makedonien. Bis zum 6. Jh.v.u.Z. benannte man nur zwei Erdteile: Asia und Europa. Erst Herodot nennt dann einen dritten Erdteil: Libya. Fest steht, in Boiotien, auf dem griechischen Festland, war Europa eine Erdgöttin. Homer und Pausanias erzählen von einer Höhle bei Teumessos, in der die Göttin von Zeus verborgen und bewacht worden sei. Auch bei Pindar verschlägt es die Okeanide Europa als Gattin des Zeus Boiotos in diese Region. Er nennt sie die Tochter des Tityos und, mit Poseidon als Liebhaber, die Mutter des Euphemos. Das „Lexikon alte Kulturen“ hingegen gibt Europa als Kind des Phönix und der Perimede und Schwester der Astypalaia aus. In Lebadeia, einer Stadt in Mittelgriechenland wurde die Erdgöttin Demeter mit dem Beinamen Demeter-Europas verehrt, im nordafrikanischen Libanon gab es die Europa-Astarte. 2 Schlangengesang Ausgabe 61 – September 2013 Schon sehr früh verband man den Kult der boiotischen Erdmutter Europa mit dem Mythos der von Zeus entführten phönikischen Prinzessin. Bei Homer und auch bei Moschos ist Europa die Tochter des Agenor. Manche bezeichnen ihn als König von Sidon oder von Tyros (beides im heutigen Libanon), doch anderen Quellen nach verließ er Ägypten, um sich in Kanaan niederzulassen. Er heiratete Telephassa, eine Tochter des Poseidon und der Libye. Gemeinsam bekamen sie sechs Kinder: Kadmos, Phönix, Kilix, Thasos, Phineus und Europa. Während die einen Quellen behaupten, dass sich Zeus aus Angst vor seiner eifersüchtigen Gattin Hera in einen Stier verwandelte, um Europa zu erobern, trägt nach Hesychios Hera selbst den Titel „Europia“. Die wohl berühmteste Überlieferung eines Europa-Mythos stammt von Ovid. In seinen Metamorphosen erzählt er die allgemein bekannte Legende vom Raub der Europa. Danach verliebte sich Zeus (Jupiter) in die phönikische Prinzessin und beauftragte Hermes (Merkur), Agenors Herden zur Küste bei Tyros zu treiben. Dort hielt sich Europa gerne mit ihren Freundinnen auf. Zeus mischte sich als schneeweißer Stier mit kleinen, edelstein- ähnlichen Hörnern, unter die Rinder des Agenor. Europa war begeistert, weil sich der schöne Stier sanft wie ein Lamm benahm. Sie überwand ihre Scheu und spielte mit ihm. Europa legte ihm Blumen ins Maul und flocht Blumengirlanden zwischen seine Hörner. Sie kraulte seine Brust, als er sich neben ihr im Sand ausstreckte. Schließlich wurde Europa übermütig und kletterte auf den Rücken des Stieres. Zeus trabte los und sprang mit ihr ins Meer. Er schwamm, während sich Europa an seinem rechten Horn festhielt und sich mit der Linken auf seinem Rücken abstützte. Auf Kreta, in der Nähe von Gortynas ging der göttliche Stier an Land, verwandelte sich zurück in einen Gott (andere Quellen sagen: in einen Adler) und vergewaltigte Europa in einem Weidendickicht an einer Quelle. Wieder andere behaupten es sei unter einer immergrünen Platane gewesen. Wie dem auch sei, Europa gebar Zeus drei Kinder: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Als Agenor die Entführung seiner Tochter gemeldet wurde, entsandte er seine Söhne (bei einem Autor heißt es: auch seine Frau Telephassa), um Europa zu suchen. Er verbot ihnen ohne die Schwester wiederzukehren. Jeder Bruder Europas segelte mit einem anderen Kurs davon. Zu Kadmos gibt es noch eine eigene Geschichte: Er fragte das Delphische Orakel und die Pythia beschied ihm, nicht mehr weiterzusuchen und stattdessen eine Stadt zu gründen: Theben. Natürlich verließ Zeus Europa wieder und so heiratete sie den kretischen König Asterion. Die Ehe blieb kinderlos. Asterion adoptierte Europas Söhne und machte sie zu seinen Erben. Wie wir wissen wurde schließlich Minos König und erbaute das Labyrinth für den Minotauros, den Bastard seiner Frau Pasiphae, den sie mit einem Stier gezeugt hatte. Deutungen Nun kommen wir zum schwierigen und umstrittenen Teil des Göttinnenportraits. Zunächst die historische Deutung: Viele Forscher sehen in der Entführung Europas von Nordafrika nach Kreta die Mythologisierung einer frühen Besatzung Kretas durch die Phönikier. Andere umgekehrt einen Überfall kretischer Hellenen auf Phönikien. Die Historikerin Annette Kuhn bezieht den Mythos auf eine ursprünglich matriarchale Gesellschaft 3 Schlangengesang Ausgabe 61 – September 2013 in Nordafrika. Sie sieht in der Verwandlung des Zeus eine Strafmaßnahme der Telephassa, der Königin des Landes Kanaan, die sie dem Gott auferlegte, damit er sich der Erdgöttin Europa, der Verkörperung des Wachstums der Natur, überhaupt nähern darf. (Quelle: s.u.) Eine weitere Deutung des Mythos geht zurück auf den Stierkult in der minoischen Kultur und den berühmten Stiersprung. Wandgemälde, Gefäße und Stierschädel zeigen den Stellenwert, den der Stier in der Mythologie Kretas hatte. Der „Himmelsstier“, der als Sinnbild für den Himmel mit seinen Gestirnen steht, wurde dort in waghalsigen Akrobatikvorführung kultisch verehrt. Dieser Stiersprung konnte von Männern und Frauen durchgeführt werden. Er war Teil der Opferfeste zu Ehren des Himmelsstiers. Die Entführung der Europa nach Kreta könnte die Einführung eines orientalischen Kultes in der minoischen Gesellschaft thematisieren. Denn, wie aus dem Alten Testament bekannt ist, gab es auch im „gelobten Land“, in Nordafrika, einen Stierkult. Womöglich erzählt der Europamythos vom Export des „Tanzes ums goldene Kalb“ nach Griechenland. Eine Darstellung der Vereinigung von Zeus und Europa in Gortyn zeigt den „hieros gamos“, die heilige Hochzeit des Götterpaares. Das Relief wurde zwischen dem 5. Jh.v.u.Z. und dem 3. Jahrhundert n.u.Z. Geschaffen. Interessant ist auch der Import einer phönikischen Erfindung nach Europa: das Alphabet. Das A heißt phönikisch Aleph und zeigt in seinem Schriftbild einen stilisierten Stierkopf. In der griechischen Schrift mutierte der Stier dann zum Alpha. Wieder eine andere Deutung lässt Zeus gänzlich aus dem Spiel. Sie sieht in der auf dem Stier reitenden Europa eine Kuhgöttin, ähnlich der ägyptischen Hathor oder Nut. In der Regel stehen die Hörner der Kuh symbolisch für die Mondsichel und so ist es kein Wunder, dass gerade die Mondgöttinnen mit Kuhhörnern oder in Begleitung von Stieren und Kühen dargestellt werden. Nun könnte der Mythos ein Relikt der Zeit sein, als die Mondgöttin des Orients nach Europa auswanderte und dort zu Selene oder Diana wurde. Robert von Ranke-Graves erklärt die reitende Europa als Mondgöttin, die auf ihrem Opfertier, dem Sonnenstier reitet. Schließlich fand man auch in der mykenischen Stadt Medea Bilder einer auf dem Stier reitenden Göttin. Von Ranke-Graves sieht in Libya, Telephassa und Astarte Beinamen der Mondgöttin. Aussehen und Darstellung der Göttin Der Raub der Europa war schon