Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014 - 2020 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020

Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014 - 2020

Eingereicht durch: Zweckverband Knüllgebiet Raiffeisenstraße 8 36286 Neuenstein - Obergeis Telefon: 0 66 77 / 91 90 30 Telefax: 0 66 77 / 91 30 31 [email protected] www.knuell.de

Bearbeitung in Zusammenarbeit mit:

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Sonja Kunze, Dipl.-Ing. Landschaftsplanung Elena Hansjürgens, B.A. Stadt- und Regionalplanung Isabell Becker, Dipl.-Ing. Stadtplanung

Bearbeitungszeitraum: März bis August 2014

Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form ver- wendet wird.

Fotonachweis Titel: Florian Emberger (Radfahrer); TAG Rotkäppchenland

Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020

Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020

Inhaltsverzeichnis

0 Kurzfassung ...... I 1 Gebietsabgrenzung ...... 1 2 Vorerfahrungen ...... 3 3 Verfahren zur REK-Erstellung ...... 9 4 Gebietsanalyse mit SWOT - und Bedarfsanalyse ...... 10 4.1 Bevölkerungsstruktur und demografischer Wandel ...... 10 4.2 Wirtschaftliche Leistungskraft ...... 12 4.3 Bildung und Qualifikation ...... 14 4.4 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft ...... 16 4.5 Tourismus und Naherholung ...... 18 4.6 Energiewirtschaft ...... 21 4.7 Verkehr und Mobilität ...... 22 4.8 Infrastrukturausstattung ...... 23 4.9 Regionalität, Kultur, Brauchtum...... 26 4.10 Bürgerschaftliches Engagement ...... 27 4.11 Regionale Entwicklungsprozesse ...... 27 4.12 Zusammenfassende SWOT-Analyse ...... 29 4.12.1 Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung ...... 29 4.12.2 Wirtschaftliche Situation ...... 30 4.12.3 Bildung und Qualifikation ...... 30 4.12.4 Land- und Forstwirtschaft, Landnutzung ...... 31 4.12.5 Tourismus und Naherholung ...... 33 4.12.6 Energiewirtschaft ...... 34 4.12.7 Verkehr und Mobilität ...... 35 4.12.8 Infrastruktur ...... 35 4.12.9 Regionalität, Kultur, Brauchtum ...... 36 4.12.10 Bürgerschaftliches Engagement ...... 37 5 Regionale Strategie ...... 39 5.1 Leitbild ...... 39 5.2 Entwicklungsstrategie ...... 39 5.3 Handlungsfelder ...... 42 5.4 Kooperation mit anderen Programmen und Gebieten ...... 48 6 Aktionsplan ...... 50 7 Umsetzung ...... 58 7.1 Lokale Aktionsgruppe ...... 58

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7.2 LEADER-Entscheidungsgremium ...... 59 7.3 Projektauswahl ...... 60 7.4 Regionalmanagement ...... 61 7.5 Binnenmarketing ...... 62 8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren ...... 63 9 Prozessmonitoring und Evaluierung ...... 643

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0 Kurzfassung 1 Gebietsabgrenzung Das Knüllgebirge (kurz: der Knüll) liegt in Nordhessen im und damit zentral in der Mitte Deutschlands und Europas. Großräumig gesehen befindet sich der Knüll zwischen den Wirtschafts- und Verdichtungsräumen Kassel im Norden, dem Rhein-Main-Gebiet im Süden sowie dem Ruhrgebiet im Westen. Er erstreckt sich über Verwaltungsgrenzen hinweg und umfasst Teile der Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder. Das Antragsgebiet für den Schwerpunkt LEADER umfasst 11 Städte und Gemeinden, die alle Mitglied im Zweckverband Knüllgebiet sind. 2 Vorerfahrungen Das Knüllgebiet wurde erstmals 1995 als LEADER-Region anerkannt und hat seither an allen LEADER-Förderphasen teilgenommen. Zur Erreichung der Ziele des REK 2007- 2013 wurde ein integrierter Ansatz gewählt. Es wurden sieben Handlungsfelder identifi- ziert, denen übergreifend vier Leitprojekte zugeordnet waren. Die gewählte Strategie erwies sich als gut geeignet, um die Ziele zu erreichen. Inhaltlich sind für die kommende Förderperiode Anpassungen an die sich verändernden Rahmenbedingungen (Demogra- fie, technischer Fortschritt, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, politische und rechtli- che Vorgaben) vorzunehmen.

3 Verfahren zur REK-Erstellung Das REK Knüll 20014-2020 wurde in einem offenen, nicht diskriminierenden Beteiligungsprozess erstellt. Nach einer Auftaktveranstaltung im März 2014, fanden von April bis Juni sechs öffentliche Arbeitsgruppensitzungen zu Schwerpunktthemen statt. Diese erarbeiteten Vorschläge für den Entwicklungsprozess der Region Knüll, die als Entwurf der regionalen Entwicklungsstrategie und des Konzeptes in einer ebenfalls öf- fentlichen Abschlussveranstaltung im Juli 2014 einstimmig beschlossen wurden.

4 Gebietsanalyse mit SWOT - und Bedarfsanalyse Bevölkerungsstruktur und demografischer Wandel Zum Jahresende 2012 lebten im Gebiet des Knüll 53.604 Menschen auf einer Fläche von 694 km². Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 77 Einwohnern pro km². Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig, der Altersdurchschnitt steigend. Die Region hat Handlungsbedarf bei dem Ausbau von Dienstleistungs- und Versorgungsangeboten sowie der Schaffung von attraktiven Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen. Interkom- munale Strukturen zur Erhaltung der Daseinsvorsorge und Konzepte zur Sicherung von Grundversorgung und Infrastruktur sind notwendig, ebenso die Attraktivierung der Re- gion für junge Menschen.

Wirtschaft und Bildung Die Wirtschaftsstruktur im Knüll ist vorwiegend durch Kleinst- und kleine Unternehmen geprägt. Diese Strukturen bedürfen einer Stärkung, Existenzgründungen der Förderung. Ältere Unternehmer haben Probleme, Betriebsnachfolger zu finden, hier ist Unterstüt- zung notwendig. Weiche Standortfaktoren müssen besser genutzt werden. Es besteht Handlungsbedarf mit Blick auf eine integrierte Bildungsberatung, da die Vielzahl an Angeboten und Trägern die Bildungssuchenden in der Regel deutlich überfordert.

Land- und Forstwirtschaft Die Land- und Forstwirtschaft ist die Grundlage für den Erhalt der Kulturlandschaft und daher von hoher Bedeutung im Knüll. Durch die verstärkte Nutzung von Biomasse für die Energiegewinnung konnte zum einen die regionale Wertschöpfung gesteigert werden, zum anderen steigt aber auch der Druck auf die vorhandenen Grünlandflächen. Die regi-

Seite I Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 onalen Potenziale von Holz als Energielieferant sind nahezu ausgereizt. Traditionelle Bewirtschaftungsformen sind häufig in Vergessenheit geraten. Handlungsbedarf be- steht bei der gezielten Förderung der Vermarktung regionaler forst- und landwirtschaftli- cher Produkte, bei der Diversifizierung der Produktpalette an regionalen Produkten sowie bei der Wiedereinführung traditioneller, wertschöpfender Landnutzungsformen wie z.B. der Beweidung von Bachtälern und Restflächen.

Tourismus und Naherholung Der Knüll hat eine hohe Tourismusintensität und verfügt über eine umfangreiche und vielfältige Infrastruktur für den Freizeit- und Beherbergungsbereich, die für Aktivurlaub und für Natur- und Kulturerlebnis prädestiniert ist. Qualitativ hochwertige gastronomische Betriebe und Unterkünfte fehlen. Der Zusammenschluss zur TAG Rotkäppchenland hat einen positiven Impuls für den Tourismus im Knüll gegeben, Handlungsbedarf besteht jedoch bei der weiteren thematische Ausgestaltung des Themenfeldes „Rotkäppchen“. Der Aktivtourismus soll mit thematischen Akzenten weiterentwickelt und ein Angebot für E-Bikes ausgebaut werden. Die qualitative Aufwertung der touristischen Leistungen durch Weiterbildung der Akteure ist dringend erforderlich.

Energiewirtschaft Die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere aus Biomasse, ist in der Region deutlich gestiegen. Aufgrund des hohen Holzbedarfs in der Region sowie in Nachbarre- gionen ergeben sich hier die ersten Versorgungsengpässe. Von Vorteil ist die wach- sende Kompetenz in der Region, die zukünftig eine noch stärkere Vernetzung erfahren kann. Hohe Potentiale der Energieeinsparung sind durch Dämmmaßnahmen bei Wohn- gebäuden gegeben. Handlungsbedarf besteht bei den Beratungsaktivitäten zur Ver- stärkung der Nutzung regenerativer Energien und Durchführung von Energieeinspar- maßnahmen im privaten Bereich und bei der gezielten Motivation zu quartiersbezogenen oder dorfübergreifenden Energiekonzepten. Positive Beispiele des naturkraft-netzes können verstärkt beworben und die Infrastruktur für E-Mobilität soll ausgebaut werden.

Verkehr und Mobilität Der Knüll ist eine zentral gelegene Mittelgebirgsregion, die von der guten überregionalen Anbindung an die Autobahnen profitieren kann. Die interne Erschließung über den ÖPNV ist jedoch lückenhaft und korrespondiert nicht mit den demographischen Ent- wicklungen. In einzelnen Kommunen werden die vorhandenen Lücken bereits über ein ehrenamtliches Bürgerbusangebot aufgefangen. Erste Ansätze zum Ausbau der E-Mobi- lität sind durch die Errichtung von Ladesäulen vorhanden. Handlungsbedarf gibt es bei der Nutzung elektronischer Lösungen für Mitfahrangebote zur Verbesserung der Mobili- tät für junge Zielgruppen, dem flächendeckender Ausbau der ehrenamtlichen Bürger- busangebote zur Verbesserung der Mobilität für ältere Zielgruppen und bei der Abstim- mung und Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsarten.

Infrastrukturausstattung Zunehmender Leerstand in den Dörfern beeinträchtigt die Lebensqualität und gefährdet die Infrastruktur. Gerade in den kleineren Dörfern sind heute kaum noch Angebote zur Nahversorgung und sozialen Infrastruktur vorhanden. Die Zahl der Hausärzte ist, insbe- sondere da Praxen häufig keine Nachfolger finden, rückläufig. Die Breitbandversorgung ist zum jetzigen Zeitpunkt nur mäßig ausgebaut, soll jedoch auf Ebene von Nordhessen bis 2020 flächendeckend zur Verfügung stehen. Es besteht Handlungsbedarf bei der Aufwertung der Bausubstanz und beengter Grundstückszuschnitte in den Dörfern. Inno- vative Konzepte zur Sicherung der Infrastruktur und der ärztlichen Versorgung müssen erprobt und die Erreichbarkeit der Kernstädte und –orte muss verbessert werden. Es gilt, Pilotprojekte zur Nahversorgung durchzuführen und Anwendungen für das Breit- bandangebot zu entwickeln.

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Regionalität, Kultur, Brauchtum Die regionale Identität des Knüll ist durch handwerkliche und kulturelle Traditionen sowie durch zahlreiche kulturelle Initiativen geprägt. Traditionen wie z.B. das Backen, die auch für jüngere städtische Generationen von Interesse sind, werden hier bewahrt und gelebt und können für einen Austausch genutzt werden. Eine Reihe kultureller Initiativen hat sich untereinander vernetzt und erzielt mit gemeinsamen Aktivitäten Aufmerksamkeit. Handlungsbedarf gibt es bei der Nutzung des Interesses am „Landleben“ für positive Werbung für die Region und dem Austausch zwischen Jung und Alt, Stadt und Land. Die handwerklichen und kulturellen Traditionen sollen bewahrt und die Kulturinitiativen und deren Vernetzung sollen unterstützt werden.

Bürgerschaftliches Engagement Im Knüll gibt es ein reges Vereinsleben, das jedoch durch den demographischen Wandel gefährdet ist, da weniger Akteure mit einem höheren Durchschnittsalter aktiv sind. Pa- rallel hierzu etablieren sich neue Formen des Ehrenamtes: Jüngere Menschen haben eher Interesse an projektbezogenen Aktivitäten, durch die Vielzahl älterer Menschen und sich ändernder Familienstrukturen entsteht die Aufgabe, soziale Bedürfnisse über Nach- barschaftshilfe aufzufangen. Handlungsbedarf entsteht bei dem flächendeckenden Auf- bau von Nachbarschaftshilfen bzw. Generationenhilfen, bei der Flexibilisierung der Ver- einsstrukturen und bei der Stärkung des Miteinanders durch Orte der Begegnung.

Regionale Entwicklungsprozesse Die Regionalentwicklung im Knüll wird noch durch weitere Förderkulissen und interkom- munale Entwicklungsansätze vorangetrieben: Hierzu zählen u.a. das Dorfentwicklungs- programm mit dem derzeitigen IKEK-Schwerpunkt und das Städtebauförder- programm „Stadtumbau in Hessen“ für den Zweckverband Schwalm-Eder-Mitte (Hom- berg, Knüllwald und Schwarzenborn). Ebenso konnte der Knüll in den letzten Jahren von der Förderung über die Europäischen Fonds EFRE und ESF profitieren. Als eine von einundzwanzig Modellregionen des Bundeswettbewerbs „Bioenergie-Regionen“ kann zudem die naturkraft-region Hersfeld-Rotenburg/Schwalm-Eder seit 2009 bis 2015 durch Bundesfördermittel ihr regionales Entwicklungskonzept für diesen Bereich umsetzen.

5 Regionale Strategie 5.1 Leitbild Das Leitbild der Region Knüll trägt zur Stärkung der regionalen Identität bei und dient allen an der Entwicklung der Region beteiligten Akteuren aus Politik, Verwaltung und Privatwirtschaft sowie den Vereinen und Privatpersonen zur gemeinsamen strategischen Positionierung. Es ist Grundlage des kooperativen Handelns im Knüll.

Der Knüll ist für Jung und Alt eine attraktive Region zum Leben und Arbeiten, bietet eine gute Infrastruktur und Nahversorgung sowie Generationen übergreifende Netzwerke, die den Folgen des demographischen Wandels entgegenwirken. Die Mobilität im Knüll ist für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und ökologisch verträglich. Die Kulturlandschaft des Knüll ist Grundlage für eine nachhaltige regionale Wertschöp- fung, die regionaltypischen Dörfer zeigen ihre Zukunftsfähigkeit durch energieeffiziente Gebäude und Netze zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die abwechslungsreichen Naturräume und die vielfältigen kulturellen Initiativen sind Ausgangspunkt für einen qualitativ hochwertigen Tourismus. Betriebe und Unternehmen in der Region können auf qualifizierte Arbeitnehmer zurückgreifen und arbeiten aktiv an ihrer eigenen Zukunftsfähigkeit.

Der Knüll ist eine zukunftsfähige, wettbewerbsfähige und nachhaltige Region!

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5.2 Entwicklungsstrategie Aus dem Leitbild lassen sich drei Entwicklungsziele ableiten: Entwicklungsziel 1: Zukunftsfähigkeit Erhalt und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Knüll durch soziales, kultu- relles und bürgerschaftliches Engagement sowie innovative Konzepte für Versorgung, Infrastruktur und Mobilität Entwicklungsziel 2: Wettbewerbsfähigkeit Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Knüll durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und Qualifizierung von Unternehmen und Arbeitskräften Entwicklungsziel 3: Nachhaltigkeit Nachhaltige Entwicklung des Knüll durch zielgerichtete Energiekonzepte für Siedlungen sowie Nutzung und Inwertsetzung der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft

5.3 Handlungsfelder Aus der SWOT- und Bedarfsanalyse, dem Leitbild und der Entwicklungsstrategie und unter Berücksichtigung der Verflechtungen der Handlungsbedarfe untereinander wurden fünf Handlungsfelder abgeleitet, für die Handlungsfeldziele, Teilziele und Projekte in Projektbündeln formuliert wurden: 1. Miteinander von Jung und Alt mit sozialen Angeboten für alle Generationen 2. Mobilität, Versorgung und Infrastruktur in der Fläche 3. Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung (in Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft) 4. Erlebnis- und Tourismusregion Knüll mit den Schwerpunkten Kultur und Natur 5. Regionale Wertschöpfung durch nachhaltige Siedlungsentwicklung und Landnut- zung für Energie und Vermarktung

5.4 Kooperation mit anderen Programmen und Gebieten Das vorliegende Entwicklungskonzept lässt sich nicht in einer Region lediglich aus Mit- teln des LEADER-Programmes realisieren. Vielmehr ist es notwendig, bei übergreifen- den Themen (insbesondere Wirtschaft, Tourismus, Energie, Mobilität) mit den angren- zenden Regionen zu kooperieren, um eine wirkungsvolle Projektumsetzung zu ermögli- chen. Der Knüll hat bereits konkrete Kooperationsprojekte mit anderen hessischen Regi- onen entwickelt. Ebenso ist es sinnvoll, bei einigen Maßnahmen andere Förderprogramme für die Projekt- umsetzung einzusetzen. Dies betrifft u.a. den Radwegebau (Finanzierung über GVFG) oder Strukturprojekte, die EFRE oder soziale Projekte, die nach ESF förderfähig sind. Darüber hinaus wird in den kommenden Jahren in einzelnen Kommunen eine Förderung von Projekten über die Dorfentwicklung möglich sein.

6 Aktionsplan Im Aktionsplan sind die bereits bekannten Projekte und Projektideen aufgeführt, die in den kommenden Jahren vorgesehen sind. Die Projekte wurden Projektbündeln zugeord- net, um die inhaltlichen Schwerpunkte der Handlungsfelder zu verdeutlichen. Es wurden 22 Startprojekte identifiziert, bei denen Trägerschaft und Finanzierung ge- klärt sind. Eine Realisierung ist in 2015 vorgesehen. Zwei Leuchtturmprojekte haben eine hohe Bedeutung für die Entwicklung der Region und gleichzeitig einen Pilotcharak- ter für weitere Maßnahmen. Die Umsetzung der Handlungsfelder misst sich an fünf Meilensteinprojekten, die beispielhaften Charakter für die jeweiligen Maßnahmen ha- ben. Weitere Projekte sollen im Verlauf des Entwicklungsprozesses ausgearbeitet wer- den.

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7 Umsetzung Die Trägerschaft der Lokalen Aktionsgruppe geht vom Zweckverband Knüllgebiet auf den Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e.V. über. Die LAG hat das vorlie- gende Entwicklungskonzept im Rahmen der regionalen Partnerschaft erarbeitet und wird die darin aufgeführten Maßnahmen umsetzen und den Entwicklungsprozess koordinie- ren. Der Förderausschuss ist das Entscheidungsgremium der LAG Knüll, der in der Förderperiode 2014-2020 das Auswahlverfahren für LEADER-Projekte durchführt. Er ist gemäß Satzung ein Organ des Vereins zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e. V. und trifft seine Entscheidungen unabhängig von anderen Gremien des Vereins. Die Förderwürdigkeit eines Projektes wird vom Förderausschuss anhand von Basiskriterien und Projektauswahlkriterien geprüft. Für die Steuerung des Entwicklungsprozesses, beauftragt der Verein zur Regionalent- wicklung im Knüllgebiet e. V. den Zweckverband Knüllgebiet. Dieser stellt 1,5 AK für das Regionalmanagement zur Verfügung. Gemäß Beschluss des Vorstandes soll dieses die gesamte Förderperiode aufrechterhalten und bis 2022 fortgeführt werden. Die kontinuierliche und offene Einbindung und Information der Öffentlichkeit und von Interessenvertretern ist gegeben. Dazu ist vorgesehen, Arbeitsgruppen zu den identifizierten Handlungsfeldern und wenn erforderlich, Projektgruppen zu einzelnen Projekten bzw. Projektbündeln einzurichten.

8 Finanzierungsplan Der Finanzierungsplan gibt einen Überblick über den geplanten Mitteleinsatz für die Handlungsfelder und sieht einen Mitteleinsatz aus LEADER bis 2020 in Höhe von 2,0 Mio. € vor, davon sollen rd. 125.000 € in Kooperationsprojekte fließen.

LEADER-Förder- mitteleinsatz in EUR Laufende Kosten der LAG 485.270 € HF 1 Miteinander von Jung und Alt 288.750 € HF 2 Mobilität, Versorgung und Infrastruktur 266.640 € HF 3 Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung 278.470 € HF 4 Erlebnis- und Tourismusregion Knüll 589.350 € HF 5 Regionale Wertschöpfung 92.220 € Summe 2.000.700 €

9 Prozessmonitoring und Evaluierung Zur Evaluierung von Ablauf und Fortschritt des Entwicklungsprozesses sind zwei Ter- mine vorgesehen: Die erste Selbstevaluierung soll Anfang 2017 stattfinden, Mitte 2020 erfolgt eine abschließende Bilanzierung des Gesamtprozesses. Die Selbstevaluierung und die Bilanzierung werden vom Regionalmanagement vorbereitet und durch den För- derausschuss durchgeführt. Im Rahmen der Selbstevaluierung liegen die beiden Bereiche „Inhalte und Strategie“ und „Prozess, Struktur und Regionalmanagement“ im Focus. Inhalte und Strategie werden anhand der Ziele, Indikatoren und Zielgrößen aus den Handlungsfeldern überprüft. Im Rahmen der Evaluierung von Prozess und Struktur werden die Organisationsstruktur, die Beteiligung, die Kommunikationsprozesse und die Vernetzung der beteiligten Gremien und der Öffentlichkeit überprüft. Für das Regionalmanagement stehen u.a. die Arbeitsor- ganisation, die Kapazitäten und die Kompetenzen im Focus.

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1 Gebietsabgrenzung

Das Knüllgebirge (kurz: der Knüll) liegt in Nordhessen im Regierungsbezirk Kassel und damit zentral in der Mitte Deutschlands und Europas. Großräumig gesehen liegt der Knüll zwischen den Wirtschafts- und Verdichtungsräumen Kassel im Norden, dem Rhein-Main-Gebiet im Süden sowie dem Ruhrgebiet im Westen. Er erstreckt sich über Verwaltungsgrenzen hinweg und umfasst Teile der Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder. Das Antragsgebiet für den Schwerpunkt LEADER umfasst somit 11 Städte und Gemeinden, die alle Mitglied im Zweckverband Knüllgebiet sind, mit insge- samt 694 qkm Fläche und etwa 53.600 Einwohner/innen.

Karte der Region Knüll (Quelle: Hessisches Landesamt für Bodenmanagement, Top 50 (digital); eigene Bearbeitung) Der Region gehören die Städte und Gemeinden , Kirchheim, Neuenstein und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie Frielendorf, Hom- berg/E., Knüllwald, Neukirchen, Oberaula, und Schwarzenborn im Schwalm-Eder- Kreis an. Damit hat sich das Gebiet der Region Knüll gegenüber der Förderperiode 2007 – 2014 verändert. Gegenüber dem Regionalen Entwicklungskonzept Knüll 2007-2013 liegt die Kreisstadt / Efze ab dem 01.01.2015 mit ihrem vollständigen Gemein- degebiet in der Region Knüll (die Aufnahme der bisher nicht im Zweckverband Knüllge- biet vertretenen Ortsteile und der Kernstadt wurde am 31.03.2014 von der Verbandsver- sammlung beschlossen und in der Satzung verankert).

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Der Knüll ist eine mitteleuropäische Mittelgebirgslandschaft vulkanischen Ursprungs auf einem Sockel aus Buntsandstein. Die höchste Erhebung ist der 636 m hohe Eisenberg. Die Herkunft des Namens „Knüll“ wird einerseits aus der Herleitung vom althochdeut- schen Wort Knol = Spitze, Scheitel, Hügel gedeutet, während ihn andere Darstellungen als einen alten Flurnamen eines ausgedehnten, umhegten Platzes einer großzügigen Viehweide unserer germanischen Vorfahren bezeichnen. Die naturräumliche Abgrenzung der Region durch die Mittelgebirgslage mit den daraus resultierenden schwierigen natürlichen Bedingungen, insbesondere für die Land- und Forstwirtschaft sowie die relative Marktferne zu den Ballungszentren, bedingt einheitliche Wirtschaftsstrukturen und kulturgeschichtliche Gemeinsamkeiten. Die Region ist dem ländlichen Raum mit dörflichen Siedlungsstrukturen, geringen Siedlungsdichten, großen Entfernungen zwischen den zentralen Orten und einer geringen und wenig differenzier- ten Ausstattung mit Einrichtungen und Angeboten der Infrastruktur zuzuordnen. Durch den Schnittpunkt der Autobahnen A4, A5 und A7 (Kirchheimer und Hattenbacher Dreieck) im Knüll, ist die Erreichbarkeit mit dem Auto oder Lastwagen aus allen Him- melsrichtungen hervorragend. Die Anbindung an den Schienenverkehr erfolgt über die außerhalb der Region liegenden Bahnhöfe , Wabern und . Die ICE-Trasse Hannover – Würzburg durchläuft das Gebiet von Nord nach Süd. Nächste Haltebahnhöfe sind Kassel und Fulda. Im Regenschatten des in der Hauptwind- richtung (West/Südwest) vorgelagerten höheren Rothaargebirges gelegen, liegen die Jahresniederschläge im Knüllgebirge zwischen 550 mm (Basaltkuppenlandschaft) und 850 mm (Hochknüll). Die Jahresdurchschnittstemperaturen bewegen sich je nach Hö- henlage zwischen 6,5 °C und 8,5 °C. Die landwirtschaftliche Nutzung des Knüll geht zurück auf die Jungsteinzeit, in der in den Niederungs- und Tallandschaften des Knüllgebirges an lößbedeckten Hängen Ackerbau betrieben wurde. Im Bergland war die Waldweide wichtigste Nutzungsform, die noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Bedeutung für die Region hatte. Mit sei- nen mittelalterlichen Waldschmieden zählt das Knüllgebirge zu den ältesten hessischen „Industrielandschaften“. Ausgehend von diesen geschichtlichen Nutzungsformen hat sich der Knüll zu einer historisch und landschaftlich gewachsenen Region entwickelt, die in der gesamten Fläche sehr ähnliche Probleme und Chancen aufweist. Diese Situation haben vor 45 Jahren die damaligen Landkreise -Homberg, Ziegenhain, Hersfeld und Rotenburg sowie 116 selbstständige Orte erkannt. Über Verwaltungsgrenzen hin- weg sollten in der gewachsenen Region Knüll neue Potentiale eröffnet, Kräfte gebündelt und zukunftsweisende Entwicklungen ermöglicht werden. Daraus resultierte 1969 die Gründung des Zweckverbandes Knüllgebiet und die Aufstellung eines Knüllentwick- lungsprogramms, das die Stärkung der Wirtschaftskraft zum Ziel hatte. Seit Beginn der 90er Jahre hat sich das Aufgabenfeld des Zweckverbandes erweitert. In einer umfas- senden Regionalentwicklungskonzeption wird die Vernetzung der Bereiche Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur verfolgt. Heute ist die Identifizierung der Bewohnerinnen und Bewohner mit der Region Knüll in den Kernbereichen groß, nimmt jedoch zu den Randbereichen hin stark ab. Die Zugehö- rigkeit zur Region Knüll wird hier teilweise anderen Naturräumen ('Schwalm', Fuldatal') und der Orientierung zu den umliegenden Mittelzentren gegenübergestellt. Dazu kommt die Zersplitterung des Knüll in unterschiedliche Verwaltungsregionen, die neben einem höheren Koordinationsaufwand auch erhebliche Probleme in der Öffentlichkeitsarbeit mit sich bringt. Die regionale Zeitung bedient beispielsweise den Knüll mit vier unterschiedli- chen Lokalteilen, die jeweils über die Abgrenzungen des Knüll hinausgehen. Ein wichti- ger Ansatzpunkt wird daher weiterhin die Stärkung der regionalen Identität des Knüll sein.

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2 Vorerfahrungen Das Knüllgebiet wurde erstmals 1995 als LEADER-Region anerkannt und hat seither an allen LEADER-Förderphasen teilgenommen. Die Bewerbung für den Zeitraum 2007- 2013 erfolgte mit dem Entwicklungskonzept Knüll 2007-2013. Hier wurden drei Entwick- lungsziele benannt: • Erhalt der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft des Knüll durch Nutzung und Inwertsetzung • Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Knüll durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und regionaler Kompetenzentwicklung • Erhalt und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Knüll durch innovative Konzepte, soziales und bürgerschaftliches Engagement und Bildung

Die aus der SWOT-Analyse entwickelten Potenziale zeigten die notwendigen Hand- lungsfelder für die weitere Entwicklung des Knüll auf: • Entwicklung des Knüll zu einer einzigartigen Erlebnisregion mit den Schwerpunk- ten Kultur und Natur • Aufbau ökonomischer und sozialer Perspektiven in Land- und Forstwirtschaft • Schaffung neuer Impulse für Freizeit und Tourismus • Förderung von betrieblichen Vorhaben zur Schaffung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen • Entwicklung innovativer Konzepte zum Erhalt des Versorgungsangebotes in der Fläche • Schaffung von Identifikationsmöglichkeiten in der Region durch die Verbesserung des generationenübergreifenden sozialen Angebots und der Schaffung von zu- sätzlichen Bildungsmöglichkeiten • Förderung der Verwendung von Biorohstoffen für die stoffliche und energetische Nutzung mit einem Schwerpunkt der Nutzung von Holz

Die Entwicklungsstrategie für den Knüll umfasste vier Leitprojekte, die aus der Ge- bietsanalyse und der SWOT-Analyse abgeleitet waren und die zur Erreichung der strate- gischen Entwicklungsziele dienten: Leitprojekt 1: BIOREGO Holz Knüll Leitprojekt 2: Qualitätsoffensive Tourismus Leitprojekt 3: Arbeiten und Lernen im Knüll Leitprojekt 4: Generationenübergreifendes interkommunales Knüllnetzwerk zur Sicherung der dörflichen Strukturen und der Lebensqualität

Zielerreichung Zur Erreichung der Ziele des REK 2007-2013 wurde ein integrierter Ansatz gewählt. Es wurden sieben Handlungsfelder identifiziert, denen übergreifend vier Leitprojekte zuge- ordnet waren. Die gewählte Strategie erwies sich als gut geeignet, um die Ziele zu errei- chen. Alle durchgeführten Maßnahmen und geförderten Projekte wurden mittels des Bewertungsschemas der Region bei der Auswahl auf ihren Beitrag zur Zielerreichung überprüft, so dass sicher gestellt war, dass die Ziele und ihre Erreichung nicht aus den Augen verloren wurden. Deshalb konnten trotz der unten beschriebenen Änderungen bei der Finanzierung und der Schwerpunktsetzung bei den Leitprojekten die Ziele erreicht werden.

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Umsetzung Leitprojekte Alle vier im REK 2007-2013 angestrebten Leitprojekte wurden von der Region umge- setzt. Allerdings war der Umsetzungsstand der Leitprojekte am Ende der Förderperiode unterschiedlich, bedingt durch die vom Land vorgenommene Ausgliederung von Mitteln für die Biorohstoffförderung, die Kürzung des Planungsbudgets der Region Knüll und eine veränderte Schwerpunktsetzung der Region.

Leitprojekt 1: BIOREGIO Holz Knüll

Das Leitprojekt „BIOREGIO Holz Knüll“ wurde durch die Teilnahme der Landkreise Her- sfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder am Wettbewerb „Bioenergie-Regionen“ des Bun- desministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und die Anerken- nung als Modellregion intensiv bearbeitet und weiter entwickelt. Das Modellprojekt hat eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit zur Energieeffizienz und zum Einsatz von Bio- energie durchgeführt, Maßnahmen zum Auf- und Ausbau eines Netzwerkes eingeleitet und verschiedene Bildungsmaßnahmen organisiert. Hiervon hat das Leitprojekt im Knüll profitiert. Die Region Knüll hat im Bereich der Biorohstoffförderung ihre im REK gesetzten Ziele und den geplanten Mitteleinsatz zu 100 Prozent erreicht. Aus LEADER wurden drei Bio- gasanlagen und ein an eine Biogasanlage angeschlossenes Nahwärmenetz mit einem Gesamtzuschuss von 307.800 € gefördert. Im REK 2007-2013 waren für die Nutzung von Biorohstoffen 316.000 € eingeplant. Es hat lediglich eine Verschiebung von den au- ßerlandwirtschaftlichen Projektträgern hin zu den landwirtschaftlichen Betrieben stattge- funden. Ein weiteres Nahwärmenetz an einer Biogasanlage konnte mit Mitteln des Lan- des Hessen gefördert werden und eine vierte Biogasanlage wurde ohne Förderung des Landes errichtet.

Leitprojekt 2: Qualitätsoffensive Tourismus

Mit der Gründung des Tourismusservice Rotkäppchenland e.V. in 2008 wurde ein wichti- ger Schritt zum Aufbau einer tragfähigen Organisation und Marketingkooperation in der touristischen Arbeitsgemeinschaft Rotkäppchenland getan. Mit Mitteln aus dem Pro- gramm zur Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit wird aktuell an einer weiteren Zusammenführung der Strukturen gearbeitet. Die touristische Infrastruktur konnte insbesondere im Bereich des Radfahrens durch den Ausbau der ehemaligen Bahnstrecke -Oberaula zum Bahnradweg Rotkäppchenland mit Bundesmitteln und die Beschilderung und die Einrichtung von Rastplätzen mit LEADER-Mitteln verbes- sert werden. Zur Verbesserung der Qualität der privaten und öffentlichen touristischen Angebote im Knüll trugen der Umbau des Märchenhauses in Neukirchen und eine pri- vate Maßnahme am Bahnradweg bei. Durch den zweiten wichtigen Baustein des Leitprojekts, die Kampagne „Wandern im Rotkäppchenland“, die Ende 2008 gestartet wurde, sollte ein qualitativ hochwertiges Wanderangebot geschaffen werden. Nach einer erfolgreichen Konzeptphase ist das Projekt an der Finanzierung durch die Kommunen gescheitert. Im Verlauf der Förderpe- riode zeigte sich, dass die Planungen im REK 2007-2013 für dieses Leitprojekt auch in weiteren Bereichen nicht umgesetzt werden konnten und der geplante Finanzmittelein- satz viel zu hoch angesetzt war. Aufgrund fehlender Eigenmittel haben Kommunen von geplanten Projekten Abstand genommen oder geplante Projekte konnten aus anderen Programmen gefördert werden. Durch Förderungen aus anderen Programmen und un- geförderten Weiterentwicklungen hat das Projekt, trotz des geringen Mitteleinsatzes aus LEADER, einen Umsetzungsstand von etwa 80% erreicht.

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Leitprojekt 3: Arbeiten und Lernen im Knüll

Im Leitprojekt „Arbeiten und Lernen im Knüll“ lag der Schwerpunkt der Maßnahmen auf der Förderung von Existenzgründungen, Teilexistenzgründungen und Betriebserweite- rungen. In der Förderperiode 2007 -2013 konnten insgesamt vier Existenzgründungen und zwei Zusatzeinkommen gefördert werden. Sowohl die Anzahl der Projekte als auch der geplante Mitteleinsatz wurden nicht erreicht. Hier war die Anzahl der Förderanfragen und Beratungen wesentlich höher als die letztendlich bewilligten Projekte. Gründe für die Differenz liegen sicherlich in der langen Zeitspanne von der Antragstellung bis zur Bewil- ligung und dem hohen Aufwand des Projektträgers. Das Projekt konnte nur zu rd. 50% umgesetzt werden.

Leitprojekt 4: Generationenübergreifendes interkommunales Knüllnetzwerk zur Sicherung der dörflichen Strukturen und der Lebensqualität

Das Leitprojekt 4 hat sich durch veränderte Rahmenbedingungen im Laufe der Förderpe- riode zu einem Schwerpunkt der Aktivitäten entwickelt. Als Folge der demografischen Entwicklung mit rückläufigen Einwohnerzahlen und steigendem Altersdurchschnitt der verbleibenden Bevölkerung veränderten sich die dörflichen Strukturen im Knüll stärker als erwartet. Gleichzeitig ging die Finanzmittelausstattung der Kommunen zurück. Dies hatte nicht nur Auswirkungen auf die Nutzung bzw. den Leerstand privater Wohnge- bäude, sondern ebenso auf die Infrastrukturangebote. Zur Sicherung des Versorgungs- angebotes wurden neue Strategien im Knüll entwickelt. Es wurden folgende Maßnahmen und Teilprojekte des Leitprojekts umgesetzt:

Maßnahme Teilprojekt Versorgung mit Eröffnung eines Lebensmittelladens in Niederbeisheim Waren und Errichtung eines Nahversorgungsmarktes mit Begegnungs- Dienstleistungen stätte in Schwarzenborn des täglichen Be- Maßnahmen zur Verbesserung des Angebots des Knüll- darfs Camps Umbau des Märchenhauses zur Touristinfo in Neukirchen Bewahrung des Umbau der Dreschhalle zur Kulturscheune in Gittersdorf kulturellen Erbes Sanierung des Gemeinschaftsbackofens in Immichenhain und Schaffung Sanierung des Backhauses in Oberbeisheim neuer kultureller Angebote Dachsanierung Theater-Gaststätte Breitenbacher Hof Anlage eines Rosengartens auf Schloss Neuenstein Ausbau des Informationspfades Beisetal Neubau einer Voliere für Uhus und Waldkäuze im Wildpark Knüll Konzepte zum behindertengerechter Umbau des Mehrgenerationenhauses Umgang mit dem in Remsfeld demografischen Erweiterung und Umbau des Gemeindehauses zur Krippe mit Wandel Kita in Rengshausen Umbau der ehemaligen Grundschule in Oberaula zum Sozial- zentrum

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Das Leitprojekt 4 ist der LAG im Verlauf der Förderperiode so wichtig geworden, dass die dort angesiedelten Maßnahmen und Projekte immer mit höchster Priorität zur Förde- rung beschlossen wurden und letztendlich gut 60% des gesamten LEADER-Budgets (einschließlich Biomasseprojekte) für das Leitprojekt 4 zur Verfügung gestellt wurden. Der Umsetzungsstand am Ende der Förderperiode war annähernd doppelt so hoch wie geplant.

Innovation und Übertragbarkeit Alle Projekte, die im Knüll in der Förderperiode 2007-2013 gefördert wurden, sind sowohl innerhalb der Region als auch auf andere Regionen übertragbar. Die Übertragbarkeit ist ein Kriterium des Bewertungsschemas für die Projektauswahl. Durch die geförderten LEADER-Projekte wurden neue und innovative Ansätze zur Entwicklung des Knüll ge- wagt. Es wurden neue Angebote und Dienstleistungen (z.B. Sozialzentrum in Oberaula), Organisationsformen (z.B. Nahversorgungszentrum mit Begegnungsstätte in Schwar- zenborn) und Prozesse (z.B. Verbesserung des Klimaschutzes durch die Nutzung von Biorohstoffen) etabliert. Der Innovationsgrad eines Projektes ist ebenfalls Kriterium des Bewertungsschemas für die Projektauswahl der LAG Knüll.

Zusammensetzung Entscheidungsgremium Das seit 1999 als Kommission im Sinne der Hessischen Gemeindeordnung bestehende Regionalforum des Zweckverbandes Knüllgebiet war zu Beginn der vorangegangenen Förderperiode die Ebene, auf der der strukturpolitische Diskussionsprozess in der Re- gion zwischen den für die strukturelle Entwicklung relevanten Akteuren geführt wurde. Es war das Entscheidungsgremium für die Erarbeitung und Umsetzung der Entwicklungs- ziele und -strategien, es hat die prioritären Maßnahmen identifiziert und Entscheidungen zur Förderung von Projekten getroffen. Die Zusammensetzung des Regionalforums ge- währleistete, dass die geplante Entwicklungsstrategie und Aktivitäten in den Handlungs- feldern umgesetzt werden konnten. Durch die Besetzung mit 33 Personen war ein brei- tes Themenspektrum und vielfältiges Wissen in der Lokalen Aktionsgruppe vertreten sowie die räumliche Verteilung in der Region Knüll gesichert. Der Vorteil dieses großen, umfassenden Gremiums geriet mit den zentralen Forderun- gen des neuen Art. 37 Abs. 5 der VO Nr.1974/2006 hinsichtlich Transparenz der Pro- jektauswahl, der Sicherstellung der mindestens 50%-Beteiligung der Wirtschafts- und Sozialpartner sowie anderer Vertreter der Zivilgesellschaft an jeder einzelnen Auswahl- entscheidung und der Vermeidung von Interessenkonflikten im Auswahlverfahren wegen seiner geringen Flexibilität jedoch zum Nachteil. Deshalb wurde im Jahr 2011 ein För- derausschuss für die Projektauswahl gebildet, der sich aus vier öffentlichen Vertretern (zwei Bürgermeister, zwei Landräte) und fünf Vertretern der Wirtschafts- und Sozialpart- ner (Wirtschaft, Banken, Kreisbauernverband, Kreishandwerkerschaft, Gewerkschaft) zusammensetzte. Er spiegelte damit die Schwerpunkte der Entwicklungsstrategie wider.

Beteiligungsprozess Bereits das Entwicklungskonzept „Knüll 2007-2013“ wurde unter breiter Beteiligung der regionalen Akteure erarbeitet. Auch während der gesamten Förderperiode war die LAG Knüll offen für die Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit und von Interessengrup- pen. Sie informierte über ihre Arbeit im Internet auf der Seite www.knuell.de, die ständig aktualisiert wurde, die regionale Presse und ein Faltblatt. Sie war auf Veranstaltungen von Kommunen, Vereinen, Unternehmen, etc. mit ihrem Informationsangebot vertreten und führte eine große Anzahl von eigenen Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen der Region durch. Diese reichten von Arbeits- und Projektgruppensitzungen über Vorträge bis zu umfangreichen Informationsveranstaltungen. Alle Veranstaltungen waren für jedermann zugänglich und wurden öffentlich in den o. g. Medien angekündigt.

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Finanzierung Die LEADER-Förderperiode 2007-2013 war zu Beginn im Knüll durch erhebliche Schwie- rigkeiten bei der Umsetzung des Entwicklungskonzeptes geprägt. Diese resultierten z. T. aus Faktoren, die nicht von der Region zu verantworten waren: Ausgliederung von Mit- teln, Mittelkürzungen, Richtlinienänderungen, Konjunkturprogramme, Haushaltslage der Kommunen, etc. Die anfänglichen Schwierigkeiten waren jedoch zum Ende der Förder- periode behoben. Zum Ende der Förderperiode waren nach Auskunft der WI Bank im Bereich der Regionalentwicklung 988.179 € und im Biorohstoffbereich 307.800 € des Planungskontingents belegt. In der Summe hat die Region Knüll somit 1.295.979 € für die Förderung von 36 Projekten erhalten. An der Finanztabelle für den geplanten Mitteleinsatz, wie sie im Entwicklungskonzept Knüll 2007 – 2013 dargestellt ist, mussten zwangsläufig Änderungen vorgenommen werden. Bereits im Jahr 2010 wurde das regionale Planungsbudget der Region Knüll von ursprünglich 1,7 Mio. € durch die Ausgliederung der Biomasseprojekte um 25 % (425.000 €) auf 1,275 Mio. € gekürzt. Weitere Kürzungen des Planungsbudgets erfolgten um 340.000 € in 2011 und um 132.032 € in 2012, da die vorgegebenen Belegungsquo- ten des Kontingents zu den festgesetzten Zeitpunkten nicht erreicht wurden. Dieses Verfahren hat sich negativ auf die Motivation der Akteure und einige Projektentwicklun- gen ausgewirkt. Innerhalb des Budgets haben sich wie oben beschrieben Verschiebungen zwischen den Leitprojekten und Schwerpunkten ergeben. So wurden weniger Mittel für landtouristische Maßnahmen eingesetzt als vorgesehen. Hier haben die Kommunen aufgrund fehlender Eigenmittel von geplanten Projekten Abstand genommen. Dafür lag aber ein eindeutiger Schwerpunkt auf Investitionen in Versorgungseinrichtungen. Das zeigt, dass gerade in den Kommunen ein Umdenken stattgefunden hat, indem die wenigen noch zur Verfü- gung stehenden Mittel für Infrastrukturangebote und Einrichtungen zur Grundversorgung eingesetzt wurden. Damit sollen die dörflichen Strukturen im Knüll erhalten und die Fol- gen der demografischen Entwicklung mit rückläufigen Einwohnerzahlen und steigendem Altersdurchschnitt der verbleibenden Bevölkerung abgemildert werden.

Ausgaben des Regionalmanagements Die Region Knüll hat in LEADER II eine Anschubförderung für das Regionalmanagement erhalten. Diese ist bereits im Jahr 2000 ausgelaufen. Seither wurden die Ausgaben des Regionalmanagements zu einhundert Prozent durch die Lokale Aktionsgruppe (=Mitglieder des Zweckverbandes Knüllgebiet) und die Einwerbung von Projektmitteln aus anderen Förderprogrammen finanziert. Es wurden mindestens 1,5 Stellen für das Regionalmanagement vorgehalten.

Selbstevaluierung Unter Einbindung der regionalen Akteure wurde eine fortlaufende Beobachtung des Ent- wicklungsprozesses durchgeführt. Grundlage der Erfolgskontrolle war die enge Abstim- mung mit dem Regionalforum und dem Förderausschuss, dem in jeder Sitzung und bei Bedarf dazwischen auch in schriftlicher Form der Stand der Umsetzung und die bisheri- gen Fortschritte bei der Erfüllung der operationellen und strategischen Ziele vorgestellt wurden. Berücksichtigt wurden auch die Ergebnisse der externen Ergebnisse der Evalu- ierung des vom Land Hessen beauftragten von-Thünen-Instituts. Ergänzend zur Über- prüfung der strategischen und operationellen Ziele galt es, den internen Prozess zu len- ken und somit die Ausgangsvoraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung des Regio- nalentwicklungskonzeptes in der Region zu schaffen. Zum Ende der Förderperiode wurde eine Gesamtbetrachtung der Prozesse, der Projekte und der Entwicklungsstrategie im Rahmen einer Selbstevaluierung durchgeführt. Evalu- iert wurden die Arbeit der LAG, die Projektentwicklung und die Qualität der Projekte so-

Seite 7 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 wie der erreichte Umsetzungsstand des Regionalen Entwicklungskonzeptes. Die Selbst- bewertung erfolgte durch die Mitglieder des Regionalforums.

Weitere Projekte und Aktivitäten Stadtumbau in Hessen: Einbindung der LAG Knüll über die Regionalmanagerin im För- derverein des Zweckverbandes „Interkommunale Kooperation Schwalm-Eder-Mitte“ (Schwarzenborn, Knüllwald, Homberg) und die Mitgliedschaft in der dortigen Lenkungs- gruppe, Programmdauer 2005-2014, im Entwicklungskonzept geplante Investitionen: 10,9 Mio. € TAG Rotkäppchenland: Einbindung der LAG Knüll über das Regionalmanagement in die Arbeit der TAG (stellv. Geschäftsführung 2008-2013, Funktionalpartner im Vorstand, Marketingausschuss, Durchführung der Wanderkampagne 2008-2013), Förderung der Zusammenführung der Organisationsstrukturen über das Programm „Interkommunale Zusammenarbeit“ in Hessen BIOREGIO Holz Knüll: Der Zweckverband Knüllgebiet hatte von 2003 – 2009 das Pro- jektmanagement dieses Projektes des Landes Hessen für die Landkreise Hersfeld-Ro- tenburg und Schwalm-Eder inne. Von den Aktivitäten hat die Region Knüll profitiert, da hier Wertschöpfung aus der Ressource Holz, über die der Knüll in hohem Maß verfügt, geschaffen und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wurde. Wettbewerb Bioenergie-Regionen: Teilnahme der Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder am Wettbewerb Bioenergieregionen des Bundesministeriums für Ernäh- rung und Landwirtschaft, Region wird mit 24 anderen Regionen aus ganz Deutschland aus 210 Bewerbern als Modellregion ausgewählt, Projektmanagement durch den Zweckverband Knüllgebiet, Förderung von 2009-2015 in Höhe von 726.000 €. Die Re- gion Knüll profitiert von dem Projekt. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung: über EFRE sind von 2007-2013 ins- gesamt rd. 5,9 Mio. € an die Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder und kreisweite Einrichtungen geflossen. Von besonderer Bedeutung für den Knüll sind die Erschließung des interkommunalen Gewerbegebietes Schwalm-Eder Mitte in Knüllwald- Remsfeld mit einem Zuschuss von rd. 2,1 Mio. € sowie die Errichtung eines Badeteichs im Feriendorf am Eisenberg mit einem Zuschuss von rd.125.000 € (Projekt wurde von der LAG Knüll akquiriert). Gemeinschaftsaufgabe der regionalen Wirtschaftsstruktur: Hiervon haben 10 Be- triebe im Knüll im Rahmen von Betriebserweiterungen und –übernahmen bzw. für Diver- sifizierungsmaßnahmen mit einem Gesamtzuschuss von rd. 1,8 Mio. € profitiert. Einige der Betriebe sind im Vorfeld von der LAG Knüll beraten worden. ESF-Mittel wurden im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit einem Gesamtbetrag in Höhe von rd. 8,5 Mio. € in kreisweit agierenden Beschäftigungs-, Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiativen eingesetzt. Davon haben auch die Menschen im Knüll profitiert.

Schlussfolgerungen Die LAG Knüll hat die Ergebnisse und Erfahrungen der Förderperiode 2007-2013 analy- siert und folgende Schlussfolgerungen für die nachfolgende Förderperiode gezogen: • Die Organisation der LAG, der Entwicklungsprozess und die gewählten Handlungsfelder waren gut geeignet, um den LEADER-Ansatz in der Region um- zusetzen • Inhaltlich sind Anpassungen an die sich verändernden Rahmenbedingungen (De- mografie, technischer Fortschritt, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, politi- sche und rechtliche Vorgaben) vorzunehmen

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3 Verfahren zur REK-Erstellung Das regionale Entwicklungskonzept Knüll 2014 bis 2020 entstand in folgenden Bearbei- tungsschritten: Am 31. März 2014 fand die Auftaktveranstaltung zur Fortschreibung des Entwicklungs- konzeptes der Region Knüll statt. Dazu waren insgesamt mehr als 120 Mitglieder der verschiedenen Gremien des Zweckverbandes Knüllgebiet, des Vereins zur Regional- entwicklung im Knüllgebiet e. V. und zahlreiche weitere Akteure und Multiplikatoren per- sönlich eingeladen – mit vielen dieser regionalen Schlüsselpersonen wurden bereits im Vorfeld Gespräche geführt. Die Öffentlichkeit wurde über die Presse und die Internet- seite der Region Knüll informiert und eingeladen. Es wurde darauf geachtet, dass allen Interessierten eine diskriminierungsfreie Teilnahme an der Auftaktveranstaltung und dem folgenden Beteiligungsprozess möglich war. In der Auftaktveranstaltung wurden drei inhaltliche Schwerpunkte für die weitere Arbeit identifiziert und für diese in Kleingruppen erste Visionen, Zielsetzungen und potentielle Maßnahmen diskutiert: • Gemeinschaftsleben und Soziales • Tourismus, Kultur und Wirtschaft • Energie und Landnutzung

Es wurden drei Arbeitsgruppen zu den Schwerpunktthemen gebildet, von denen jede zweimal zusammengekommen ist, um ihre Vorschläge für den Entwicklungsprozess der Region Knüll zu erarbeiten. Die Einladung zu den Arbeitsgruppensitzungen, die öffentlich waren, erfolgte durch direkte Einladung derjenigen, die sich zur Mitarbeit bereit erklärt hatten und weiterer Multiplikatoren sowie durch die Ankündigung im Internet auf www.knuell.de und in der Presse. Im Internet wurden auch die Protokolle aller Sitzungen und der Auftaktveranstaltung eingestellt, so dass diese für die breite Öffentlichkeit zu- gänglich waren. Durch das gewählte Beteiligungsverfahren ist es der Region Knüll ge- lungen, Gruppen, die bisher wenig Interesse an einer Mitarbeit hatten, wie z. B. Jugend- pfleger oder Vertreter des Naturschutzes, für die Teilnahme an den Arbeitskreissitzun- gen zu gewinnen. Parallel zu den öffentlichen Veranstaltungen fanden gemeinsam mit den Nachbarregio- nen „Schwalm-Aue“ und „Mittleres Fuldatal“ zwei inhaltliche Arbeitsgespräche mit Inte- ressenvertretern und Multiplikatoren aus dem Schwalm-Eder-Kreis statt: Zum einen zum Schwerpunkt „Arbeit und Qualifizierung“, zum anderen zum Thema „Tourismus“. Ziel war es, für diese für alle Regionen wichtigen Schwerpunkte auch überregionale, kreisweite Projektansätze zu identifizieren, die als Kooperationsprojekte umgesetzt werden sollen. Weitere Kooperationsgespräche fanden mit der Region Hersfeld-Rotenburg statt. Am 16. Juli 2014 wurde der Entwurf der regionalen Entwicklungsstrategie für das Ent- wicklungskonzept „Knüll 2014 – 2020“ in einer Abschlussveranstaltung dem durch alle an der Erarbeitung des Konzepts beteiligten Personen und der eingeladenen Öffentlich- keit erweiterten Regionalforum vorgestellt. Der Entwurf wurde einstimmig beschlossen.

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4 Gebietsanalyse mit SWOT - und Bedarfsanalyse 4.1 Bevölkerungsstruktur und demografischer Wandel Zum Jahresende 2012 lebten im Gebiet des Knüll 53.604 Menschen auf einer Fläche von 694 km². Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 77 Einwohnern pro km². Von den Einwohnern gehören 39.621 dem Schwalm-Eder-Kreis (das entspricht 22% der Ge- samtbevölkerung des Schwalm-Eder-Kreises) und 13.983 dem Landkreis Hersfeld-Ro- tenburg (12% der Bevölkerung des Landkreises Hersfeld-Rotenburg) an. Die Fläche des Knüll liegt mit 472 km² im Schwalm-Eder-Kreis (31% der Kreisfläche) und mit 222 km² im Landkreis Hersfeld-Rotenburg (20% der Kreisfläche).1

Bevölkerungs- dichte Einwohner am Einwohner / Gemeinde Landkreis 31.12.2012 Fläche km² km² Frielendorf SEK 7.504 85,83 87 Homberg SEK 13.934 99,99 139 Knüllwald SEK 4.449 100,68 44 Neukirchen SEK 7.175 66,26 108 Oberaula SEK 3.199 43,95 73 Ottrau SEK 2.294 48,49 47 Schwarzenborn SEK 1.066 26,90 40 Breitenbach HEF-ROF 1.736 42,14 41 Kirchheim HEF-ROF 3.760 50,65 74 Neuenstein HEF-ROF 3.030 64,83 47 Niederaula HEF-ROF 5.457 64,17 85

Knüllgebiet 53.604 693,89 77

Schwalm-Eder- Kreis 180.279 1.538,49 117 Hersfeld-Roten- burg 120.165 1.097,13 110 Reg. Bezirk Kassel 1.201.823 8.288,86 145 Hessen 6.016.481 21.114,92 285

Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1996-2013, eigene Darstellung

Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung ist in den Kommunen des Knüll in den letzten zwei Jahr- zehnten insgesamt negativ verlaufen, der Bevölkerungsrückgang von 2003 bis 2012 beträgt für die Region Knüll 7,4 %. Im Gegensatz dazu war der Rückgang im Land Hessen in diesem Zeitraum noch deutlich geringer (-1,2 %). Die durchschnittliche Entwicklung der jeweiligen Landkreise verlief ebenfalls negativ, im Landkreis Hersfeld- Rotenburg mit -6,5 % annähernd gleich stark wie im Schalm-Eder-Kreis mit -6,2 %. Der Bevölkerungsrückgang im Knüll war damit stärker als im Rest der Landkreise.2 Bis 2030 ist laut Prognose der Hessenagentur ein weiterer Rückgang der Bevölkerung zu erwarten, der im Schwalm-Eder-Kreis ausgehend von 2012 bei ca. 12 % liegen wird,

1 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1996-2013 2 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1996-2013

Seite 10 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bei ca. 14 %. Laut den Prognosen werden einige Gemeinden im Knüll noch deutlicher vom Bevölkerungsrückgang betroffen sein, dies sind insbesondere Ottrau (24 %), Breitenbach (23 %), Schwarzenborn und Knüllwald (jeweils 22 %) und Oberaula (20 %).3

102 Frielendorf 100 Homberg 98 Knüllwald

96 Neukirchen Oberaula 94 Ottrau Prozent 92 Schwarzenborn 90 Breitenbach Kirchheim 88 Neuenstein 86 Niederaula 84 Knüll 2003 2005 2007 2009 2011

102

100 Schwalm-Eder-Kreis 98 Hersfeld-Rotenburg Knüll Prozent 96 Reg. Bezirk Kassel Hessen 94

92 2003 2005 2007 2009 2011

Bevölkerungsentwicklung im Knüll im Vergleich Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1996-2013; eigene Darstellung

Zusätzlich zur natürlichen Bevölkerungsentwicklung, die sich aus den Geburten- und Sterberaten zusammensetzt und in den letzten Jahren zunehmend negativer ausfällt, spielt auch das Verhältnis von Zu- und Fortzügen („Wanderungssaldo“) eine Rolle. Die- ses liegt im Betrachtungszeitraum von 2001 bis 2012 ebenfalls größtenteils im negativen Bereich und schwankt zwischen einem Verlust von 85 bis hin zu 480 Einwohnern pro Jahr. Eine positive Ausnahme bildet das Jahr 2011, in dem rund 295 Menschen durch die Differenz von Zu- und Fortgezogenen zur Bevölkerungszahl hinzugekommen sind.4

3 Quelle: Gemeindedatenblätter der HessenAgentur, Stand: 2012 4 Vgl. Hessische Gemeindestatistik 2002-2013

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Die demografische Entwicklung wird im sehr ländlich geprägten Knüllgebiet in Zukunft noch deutlicher spürbar sein als durchschnittlich im Land Hessen. Bereits seit dem Jahr 2000, in dem der Altersdurchschnitt der Region mit 41,2 Jahren noch in etwa dem des gesamten Bundeslandes mit 41,1 Jahren entsprach, ist die Alterung der Bevölkerung im Knüll deutlich stärker vorangeschritten. Im Jahr 2011 betrug das Durchschnittsalter der Region bereits 45,0 Jahre, während der hessische Durchschnitt mit 43,6 Jahren deutlich geringer ausfiel. Die Bevölkerungsvorausschätzungen der HessenAgentur kündigen zu- dem eine noch weitere Verschärfung dieser Entwicklung an. Für das Jahr 2030 wird für Hessen ein Altersdurchschnitt von 46,8 Jahren prognostiziert, während der des Knülls dann bereits rund vier Jahre höher liegen soll.5 Diese Statistik zeigt, dass ein hoher Handlungsbedarf in der Anpassung der Infrastruktur und der gesamten Gestaltung des Lebensumfelds im Knüllgebiet an die veränderten Rahmenbedingungen in der Bevölke- rung besteht, beispielsweise bei Themen wie altersgerechter Mobilität und Nahversor- gung, der Sicherung von bürgerschaftlichem Engagement oder zeitgemäßen Wohnfor- men.

Altersstruktur Diese Entwicklung ist gleichzeitig auch an der Verteilung der Altersstruktur innerhalb der Bevölkerung ersichtlich. Die tendenzielle Entwicklung der Altersgruppen von 2011 bis 2030 wird für das Knüllgebiet ähnlich prognostiziert wie für das Land Hessen. Demnach sinken die Anteile der Altersgruppen bis 50 Jahre an der Gesamtbevölkerung deutlich, die Altersgruppe der 50- bis unter 65jährigen schrumpft geringfügig und der Anteil der 65jährigen und älter wird merklich größer. Dabei fallen die Anteile der Kinder und Ju- gendlichen, der jungen Erwachsenen im Ausbildungs- und Studienalter sowie der Er- wachsenen im erwerbsfähigen Alter bis 50 Jahren im Knüllgebiet bereits im Jahr 2011 geringer und die der in absehbarer Zeit aus dem Beruf scheidenden Erwachsenen von 50 bis 65 Jahren sowie der Rentner und Senioren höher aus als im hessischen Durch- schnitt. In der Prognose für das Jahr 2030 ist der jeweilige Unterschied zwischen dem Knüll und dem gesamten Bundesland noch größer.6 Die starke Alterung der Bevölkerung im Knüll hat Auswirkungen auf die Tragfähigkeit der Bildungs- und Betreuungsinfra- struktur und auch auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Zudem ist letzterer sowie auch die Strukturen bürgerschaftlichen Engagements von der Entwicklung der Altersgruppe der 25- bis 50jährigen betroffen. Aus dem wachsenden Anteil der älteren Menschen re- sultiert besonders der Bedarf an angepassten Pflege- und Betreuungsstrukturen, aber auch verstärken Hilfesystemen im Alltag.

4.2 Wirtschaftliche Leistungskraft Die Wirtschaftskraft einer Region wird anhand des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bzw. des BIP pro Kopf gemessen. Diese Daten liegen allerdings nur für größere räumliche Einheiten als den Knüll vor und müssen daher verallgemeinert werden. Mit einem BIP pro Kopf von 28.500 € und einer Wachstumsrate von 1,9 % (2000-2009) liegt der Regie- rungsbezirk Kassel im hessischen Mittelfeld zwischen den Regierungsbezirken Gießen (26.900 € / 2,1 %) und Darmstadt (39.600 € / 1,6 %). Damit befindet sich das BIP pro Kopf in Nordhessen unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 29.000 €, allerdings liegt die nordhessische Wachstumsrate über der der gesamten Bundesrepublik (1,7 %).7

5 Quelle: Gemeindedatenblätter der HessenAgentur, Stand: 2012 6 Quelle: ebenda 7 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 2014, S. 11ff.

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Arbeitslosigkeit Im Bereich der Arbeitslosigkeit kann Nordhessen – und damit auch die Region Knüll – eine positive Entwicklung vorweisen. Der Indikator der Erwerbslosenquote8 ist im Regie- rungsbezirk Kassel von 2005 bis 2011 um 4,9 Prozentpunkte auf 4,4 % gesunken, womit Nordhessen sowohl unter dem hessischen (4,7 %) als auch unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt (5,9 %) liegt. Die Arbeitslosenquote ist sowohl im Schwalm-Eder-Kreis mit 4,6 % (Stand: 2012) als auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 5,3 % niedriger als der Durchschnitt des Landes Hessen (5,6 %) bzw. der Bundesrepublik Deutschland (6,6 %).9

Arbeitnehmer Bei den rund 14.200 Arbeitsplätzen in der Region Knüll pendeln etwa zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer von einem außerhalb liegenden Wohnort in die Region ein. Rund 4.900 Arbeitnehmer haben innerhalb der Region so- wohl ihren Wohn- als auch ihren Arbeitsort, das entspricht nur etwa 25 % der vor Ort lebenden Arbeitnehmer. Dabei spielt die Kreisstadt Homberg eine besondere Rolle als Arbeitsort, da dort rund ein Drittel der Arbeitsplätze des gesamten Knüllgebiets angesie- delt sind, was u. a. durch die dort ansässige Kreisverwaltung bedingt ist.10 Hier zeigt sich einerseits die eher geringe Ausprägung der Region als Wirtschaftsstandort, andererseits aber auch die sehr deutliche innerregionale Ausdifferenzierung. Die Gesamtzahl der Beschäftigten ist in der Region Knüll zwischen 2005 und 2012 um 4,2 % gestiegen. Im Vergleich zu den Gesamtwerten der beiden Landkreise (SEK: + 10,1 %; HEF-ROF: + 10,3 %) sowie des Kassel (+ 12,2 %) und des Landes Hessen (+ 8,7 %) ist diese positive Entwicklung jedoch relativ gering ausgefal- len. Rund ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Gebiet der Region Knüll sind im Handel, Verkehr und Gastgewerbe tätig (33,1 %), an zweiter Stelle folgt der Sektor der öffentlichen und privaten Dienstleistungen mit 27,7 % und rund ein Viertel der Beschäftigten zählen zum produzierenden Gewerbe (24,8 %). Der am ge- ringsten vertretene Sektor ist die Land- und Forstwirtschaft, die nur einen Anteil von 1 % an der Zahl der Beschäftigten ausmachen. Die Anteile dieser vier Bereiche sind seit 2005 jeweils zwischen 0,4 und 1,9 Prozentpunkte gesunken. Die einzige Branche, deren Anteil an der Zahl der Beschäftigten deutlich gestiegen ist, sind die Unternehmens- dienstleistungen (2005: 7,7 %; 2012: 12,3 %).11 Aus dieser Entwicklung zeichnet sich die steigende Bedeutung des Dienstleistungssektors im Knüll ab sowie ein Bedeutungsver- lust aller anderen Sektoren, insbesondere der Land- und Forstwirtschaft.

Wirtschaftsstruktur Die Wirtschaftsstruktur im Knüll ist vorwiegend durch Kleinst- und kleine Unternehmen gemäß der EU-Definition für Betriebsgrößenklassen geprägt.12 Der Anteil der Kleinst- unternehmen mit bis zu 9 Beschäftigen an der Gesamtzahl der Betriebe beträgt im Schwalm-Eder-Kreis 88,7 % und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 90,0 %. Die kleinen Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten machen 8,6 % (SEK) bzw. 8,2 % (HEF-ROF) aus, mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten 2,3 % (SEK) bzw. 1,6 % (HEF- ROF) sowie Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten 0,4 % (SEK) bzw. 0,2 %

8 Anm.: Zur Unterscheidung der beiden Indikatoren siehe Anmerkungen zu den Erhebungsmethoden in: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 2014, S. 161ff. 9 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 2014, S. 161ff. 10 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 11 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2006 und 2013 12 Vgl. Hessischer Mittelstandsbericht der HessenAgentur 2010, S. 3; Hessische Kreiszahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes 2013, S. 30

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(HEF-ROF).13 Zahlen zum Alter der Betriebsinhaber kleinerer Unternehmen liegen nicht vor, jedoch wird seitens der Kreishandwerkerschaft darauf hingewiesen, dass ältere Unternehmer durchaus Probleme haben, Betriebsnachfolger zu finden, gleichzeitig die bisher (defensiv) angebotenen Beratungsmöglichkeiten wenig nachgefragt werden. Seit dem Jahr 2010 sind in der Region Knüll zehn Betriebe mit Fördermitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaft“ (GRW) in Höhe von insgesamt rund 1,8 Mio. € bezuschusst worden, um beispielsweise in eine Erweiterung des bestehenden Standortes oder den Ankauf einer zusätzlichen Betriebsstätte zu in- vestieren.14 Zudem konnte durch die Unterstützung mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) die Ausweisung und Erschließung des inter- kommunalen Gewerbegebietes in der Gemarkung Knüllwald-Remsfeld in unmittelbarer Nähe zur BAB 7 an der Ausfahrt Homberg (Efze) mit einer Fläche von 43 ha realisiert werden.15

4.3 Bildung und Qualifikation Die Bildungs- und Qualifikationslandschaft im Knüllgebiet wird außerhalb der staatlichen und privaten Schulen von zahlreichen Initiativen in Kooperation verschiedener Akteure getragen. In die hessische „OloV-Strategie“ („Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“) sind sowohl der Schwalm-Eder-Kreis als auch der Land- kreis Hersfeld-Rotenburg beispielsweise mit den Kreishandwerkerschaften und den staatlichen Schulämtern eingebunden. Im Schwalm-Eder-Kreis ist dabei u. a. in Zusam- menarbeit mit weiteren regionalen Kooperationspartnern die Internetplattform „Ausbil- dungskompass Schwalm-Eder“ entstanden, durch die Jugendliche mit umfangreichen Informationen über regionale Möglichkeiten und Angebote in der Berufswahl unterstützt werden sollen. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurde u.a. das Projekt "Partnerschaft Schule und Betrieb" der Lernenden Region Hersfeld-Rotenburg / Werra-Meißner initiiert, durch das die Kooperation zwischen Betrieben und Schulen verbessert werden soll. 16

Schulabgänger Zahlen zu Schulabgängern und Ausbildungssituationen liegen nicht regionsbezogen, sondern nur auf Kreisebene vor. Im Jahr 2010 / 2011 haben in den beiden Landkreisen von den insgesamt 3.500 Schulabgängern jeweils ca. 1/3 der Schüler und Schülerinnen die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife verlassen (SEK: 33,5 % bzw. HEF-ROF: 27,7 %) – bei diesen Schulabgängern ist davon auszugehen, dass viele in der Regel einen Ausbildungsweg außerhalb der Region, z.B. im Rahmen eines Studiums suchen. Jeweils ca. 20 % beendeten ihre Schullaufbahn mit einem Hauptschulabschluss, ca. 40 % mit einem Realschulabschluss. Besonderen Förderbedarf dürften insbesondere die Schulabgänger ohne Abschluss haben, deren Anteil im Schwalm-Eder-Kreis höher als im Landkreis Hersfeld-Rotenburg liegt (SEK: 6,3 % bzw. HEF-ROF: 3,8 %). 17

Bildungs- und Qualifikationsmaßnahmen Im Bereich der Ausbildung leistet auch der „Arbeitskreis Berufliche Bildung“ Netzwerkar- beit, der förderregionenübergreifend für den Landkreis Kassel, den Schwalm-Eder-Kreis

13 Quelle: Hessische Kreiszahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes 2013, S. 30 14 Vgl. Transparenzliste GRW (Stand: 31.12.2012), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de) 15 Vgl. Transparenzliste EFRE (Stand: 09.05.2014), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de); 16 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 17 Quelle: Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik INBAS GmbH, 2014 (www.olov-hessen.de)

Seite 14 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 und den Landkreis Waldeck-Frankenberg zuständig ist.18 Das Jobcenter Schwalm-Eder bietet zudem als Pilotprojekt seit 2013 den Service von „Aufstiegscoaches“ an, die Hartz IV-Bezieher und Beschäftigte in Minijobs begleiten und unterstützen. Ziel ist die Auf- nahme in ein Arbeitsverhältnis, die langfristige Stabilisierung des Beschäftigungsverhält- nisses oder die Verbesserung der beruflichen Position durch berufsbegleitende Qualifi- zierung.19 Als weiterer Förderungsansatz im Bereich Bildung und Qualifikation hat sich u. a. vor dem Hintergrund der schrumpfenden und alternden Bevölkerung im Frühjahr 2014 auf Initiative der Agentur für Arbeit in Korbach im Schwalm-Eder-Kreis eine kreisweite „Alli- anz gegen Fachkräftemangel“ gegründet.20 Der Verein für Sozialpolitik, Bildung und Be- rufsförderung e.V. im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat demgegenüber eine Qualifizie- rungsoffensive gestartet, die ebenfalls den Fachkräftemangel – u.a. in den pflegenden Berufen – reduzieren möchte.21 Durch die Förderung des Europäischen Sozialfonds (ESF) wurden in den letzten Jahren einige Bildungs- und Qualifikationsinitiativen verschiedener Akteure wie z. B. der „Start- hilfe – Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e. V.“, der Kreishandwerkerschaft Schwalm- Eder, der Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg, der Berufs- und Jugendhilfe Bad Hersfeld gGmbH, der Jugendwerkstatt Hersfeld-Rotenburg gGmbH sowie der Stiftung Beiserhaus in der Gemeinde Knüllwald unterstützt. Ebenso haben diverse Aktivitäten der jeweiligen Kreisausschüsse der beiden Landkreise (Passgenau in Arbeit (PiA); Verbes- serung des Ausbildungsumfeldes) von ESF-Mitteln profitiert.22

Bildungsträger Der Starthilfe – Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e. V. mit Sitz in Homberg bietet Be- ratung und Orientierung, berufsvorbereitende Maßnahmen, Berufsausbildung sowie Qualifizierung und Beschäftigung u.a. für schulisch und sozial benachteiligte junge Er- wachsene und Schüler mit und ohne Schulabschluss, Arbeitslose, Auszubildende und Umschüler. In der Homberger Altstadt betreibt die Starthilfe ein Ausbildungsrestaurant, im Homberger Stadtteil Mühlhausen Gemüseanbau verbunden mit Maßnahmen zur Be- rufsorientierung.23 Die Diakonie Hephata mit Stammsitz in Schwalmstadt-Treysa ist sowohl im Schwalm- Eder-Kreis als auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg aktiv und engagiert sich in vielfälti- ger Weise für hilfsbedürftige Menschen. Hierzu zählen neben der Behindertenhilfe und der Jugend-, Familien- und Berufshilfe u.a. auch die Bereiche Qualifizierung und Weiter- bildung: Im Knüll betreibt Hephata drei Standorte: Die Batzenmühle in Homberg-Werns- wig und das Herzberghaus bei Breitenbach, beide Wohneinrichtungen für Menschen, die chronisch abhängigkeitskrank sind und der Biogeflügelhof in Frielendorf-Leuderode mit der Produktion von Bio-Eiern.24 Seitens der Akteure im Bereich Bildung wird trotz der zahlreichen vorhandenen Ange- bote festgestellt, dass dennoch zusätzlicher Handlungsbedarf zu erkennen ist. Dies be- trifft insbesondere die integrierte Bildungsberatung, da die Vielzahl an Angeboten und Trägern die Bildungssuchenden in der Regel deutlich überfordert.

18 Quelle: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e. V., 2014 (www.netzwerkservicestelle.de) 19 Quelle: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e. V., 2014 (www.bwhw.de) 20 Quelle: Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises, Gespräch vom 03.07.2014; vgl. auch HNA vom 17.01.2014 (www.hna.de) 21 Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg (www.hef-rof.de) 22 vgl. Transparenzliste ESF (Stand: 28.02.2014), Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, 2014 (www.esf-hessen.de) 23 vgl. Starthilfe Ausbildungsverbund Schwalm-Eder e.V. (www.starthilfe-abv.de) 24 vgl. Diakonie Hephata (www.hephata.de)

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4.4 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft Wie bereits in Kap. 4.2 dargestellt, wird die geringe Bedeutung der Landwirtschaft im Knüll bereits am Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Gesamtzahl (2012: 1,0 %) deutlich. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen spiegelt dabei die Ent- wicklung im gesamten Bundesland wider.25 Die geringe Bedeutung der Landwirtschaft für die Wirtschaft bzw. den Arbeitsmarkt im Knüll ist u. a. auf die für den landwirtschaftli- chen Betrieb schwierigen natürlichen Bedingungen der Mittelgebirgslandschaft zurück- zuführen.26

Landnutzung In 2012 wurden 43,2 % aller Flächen des Knüll landwirtschaftlich genutzt, der Anteil der Waldflächen lag bei 42,1 % und somit deutlich über dem hessischen Schnitt (40,1 %). Im Vergleich zum gesamten Schwalm-Eder-Kreis (49,3% Landwirtschaftsfläche; 35,3 % Waldfläche) ist der Anteil der Waldflächen im Knüll deutlich höher, im Vergleich zum Landkreis Hersfeld-Rotenburg (40,7% Landwirtschaftsfläche; 45,6 % Waldfläche) deut- lich niedriger.

Anteil Gesamt- Landwirtschafts- Anteil

fläche fläche Waldfläche ha ha % ha % Breitenbach 4.214 1.546 36,7 2.261 53,7 Frielendorf 8.583 4.578 53,3 2.990 34,8 Homberg 9.999 5.789 57,9 2.567 25,7 Kirchheim 5.065 2.110 41,7 2.262 44,7 Knüllwald 10.068 3.171 31,5 5.875 58,4 Neuenstein 6.483 2.363 36,4 3.401 52,5 Neukirchen 6.626 2.906 43,9 2.782 42,0 Niederaula 6.417 2.904 45,3 2.522 39,3 Oberaula 4.395 1.674 38,1 1.759 40,0 Ottrau 4.849 2.125 43,8 2.242 46,2 Schwarzenborn 2.690 801 29,8 555 20,6

Knüll 69.389 29.967 43,2 29.216 42,1

Hessen 2.111.492 887.854 42,0 847.200 40,1 Regierungsbezirk Kassel 828.886 369.186 44,5 334.857 40,4 Schwalm-Eder-Kreis 153.849 75.847 49,3 54.285 35,3 Landkreis Hef-Rof 109.713 44.623 40,7 50.066 45,6 Anteil Landwirtschaftsfläche und Waldfläche an der Landnutzung 2012 Quelle: hessische Gemeindestatistik 2013 (eigene Darstellung)

25 Vgl. Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2014, S. 28f. 26 Vgl. auch Regionales Entwicklungskonzept für die Region Knüll 2007-2013, S. 1f.

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Den geringsten Waldanteil hat die Stadt Schwarzenborn auf der Hochfläche des Knüll mit 20,6%, während die Gemeinde Knüllwald mit 58,4% den höchsten Waldanteil hat. Der Anteil des Dauergrünlandes an der landwirtschaftlichen Fläche lag 2012 bei 35%.27 Auf den Truppenübungsplätzen Schwarzenborn und Homberg sowie in weiteren zu- sammenhängenden Grünlandbereichen findet eine großflächige Beweidung mit Schafen statt. Insgesamt sind vier größere Schafhaltungsbetriebe im Knüll aktiv, bei den meisten liegt der Betriebsstandort außerhalb des Knüllgebietes. Eine Beweidung ist derzeit nur bei größeren zusammenhängenden Flächen rentabel, eine Nutzung kleinerer Einzelflä- chen findet in der Regel nicht statt. Daten zu weiteren traditionellen Landnutzungsformen im Knüll liegen nicht vor, jedoch wurde für die Gemeinde Frielendorf im Rahmen des IKEKs eine Bestandsaufnahme der Streuobstbestände erstellt. Allein in der Gemeinde Frielendorf befinden sich nach dieser Einschätzung über 500 Streuobstbäume, die je- doch häufig ungenutzt und ungepflegt sind. Aussagen für weitere Gemeinden im Knüll liegen bisher nicht vor.

Landwirtschaftliche Betriebe Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region Knüll ist im Zeitraum von 2001 bis 2010 um rund 40 % gesunken. Dabei blieb die genutzte Gesamtfläche der Betriebe nahezu gleich (-0,3 %), woraus sich eine deutliche Entwicklung hin zu immer größeren landwirtschaftlichen Betrieben erkennen lässt.28

Haupt- Neben-

erwerb erwerb Ökologisch Breitenbach 10 19 4 14% Frielendorf 30 54 5 6% Homberg 33 60 3 3% Kirchheim 9 41 1 2% Knüllwald 12 54 4 6% Neuenstein 3 48 0 0% Neukirchen 19 52 3 4% Niederaula 15 43 2 3% Oberaula 7 31 3 8% Ottrau 14 24 5 13% Schwarzenborn 3 9 0 0%

Knüll 145 416 30 5%

Hessen 5227 11287 1527 9% Regierungsbezirk Kassel 2200 4978 644 9% Schwalm-Eder-Kreis 429 908 58 4% Landkreis Hef-Rof 207 641 57 7% Ausgewählte Merkmale der Landwirtschaftlichen Betriebe 2010 Quelle: hessische Gemeindestatistik 2013 (eigene Darstellung)

27 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 28 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2002 und 2013

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Dieser Trend bringt zunehmend Nachteile für die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität von kleineren Betrieben mit sich und verstärkt sich dadurch noch selbst. Auch das Ver- hältnis von Betrieben, die im Haupterwerb bewirtschaftet werden (26,3 %), und Neben- erwerbsbetrieben (73,7 %) bestätigt diesen Eindruck.29 Hiermit einher geht auch die Be- triebsgrößenstruktur im Knüll. Rund 75 % der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaf- ten eine Fläche von jeweils bis zu 50 ha, etwa 23 % der Betriebe verfügen über 50 bis zu 200 ha und nur 2 % fallen in die Größenklasse mit mehr als 200 ha.30 Im Jahr 2010 betrieben 30 Landwirtschaftsbetriebe im Knüll ökologischen Landbau. Das entspricht einem Anteil von etwa 20 % an den Haupterwerbsbetrieben bzw. 5 % an der Gesamtzahl der Betriebe.31

Forstwirtschaft In den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder steht eine Produktionswald- fläche von rd. 106.000 ha zur Verfügung. Gemäß einer Potenzialanalyse des Deutschen Biomasseforschungszentrums (dbfz) fällt hieraus ein jährliches technisches Bioenergie- potenzial von 5,3 Mio. GJ an. Damit können rechnerisch 33.000 Haushalte ihren durch- schnittlichen Wärmebedarf von 20.000 kWh decken. Dies entspricht einem knappen Viertel aller Haushalte. Die forstlichen Biomassepotenziale in den beiden Landkreisen werden bereits heute, stark genutzt, ein zusätzliches Potenzial durch bisher ungenutzten Zuwachs sieht das dbfz nicht. Es ist davon auszugehen, dass die Daten der Landkreise entsprechend für den Knüll gelten.32

4.5 Tourismus und Naherholung Tourismusangebote Die Mittelgebirgslandschaft der Region Knüll bietet vielfältige Möglichkeiten für Touris- mus und Freizeitangebote in der Natur. Durch die Gemeinde Niederaula verläuft die Streckenführung des Fulda-Radwegs (hess. Fernradweg R1), abzweigend davon be- ginnt im Gemeindegebiet der Bahnradweg Rotkäppchenland, der im Weiteren durch die Gemeinden Kirchheim, Oberaula, Ottrau und die Stadt Neukirchen verläuft. Weitere überregionale Radwege in der Region sind der R5, R14, R16 und R17. Zudem wurden in den letzten Jahren in der Region verschiedene Premiumwanderwege ausgewiesen, wie z. B. der Hutewaldweg in der Gemeinde Knüllwald, der Lochbachpfad auf dem Gebiet der Stadt Homberg und der Gemeinde Knüllwald oder der Eisenberg-Siegelweg in den Gemeinden Neuenstein und Kirchheim.33 Die Einrichtung eines Streckenabschnitts des „Ars Natura“ mit Kunstwerken am Wanderweg innerhalb der Region Knüll befindet sich in der Planung. Darüber hinaus bietet der Knüll für Aktivtouristen auch Wintersportange- bote, bei ausreichendem Schneeangebot befinden sich am Eisenberg und in Neukirchen Angebote für Abfahrtski, Loipen sind am Eisenberg, am Knüllköpfchen, sowie in Oberaula vorhanden. Eher thematisch geprägt sind die Pilgerwege, wie z.B. der Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg, der gleichzeitig auf der Streckenführung des Jakobswegs verläuft und in der Region Knüll durch Teile Hombergs und Frielendorfs führt.34 Im Hinblick auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 befindet sich derzeit die Ausweisung eines Luther- weges im Aufbau, dessen Strecke Martin Luthers Weg von der Wartburg bis zum

29 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 30 Quelle: ebenda 31 Quelle: ebd. 32Quelle: dbfz 2014 33 Vgl. Tourismusservice Rotkäppchenland e. V., 2014 (www.rotkaeppchenland.nordhessen.de) 34 Vgl. ebenda

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Reichstag in Worms im April 1521 nachzeichnen soll und in der Region Knüll durch die Gemeinden Breitenbach am Herzberg und Niederaula führen wird.35 Als touristische Anlaufpunkte sind u. a. die Altstadt und der Burgberg in Homberg be- kannt sowie der „Wildpark Knüll“ im Süden des Homberger Stadtgebiets oder die Burg- ruine Wallenstein in der Gemeinde Knüllwald. Besondere Anziehungspunkte für Urlauber finden sich durch das Wellness-, Sport- und Freizeitangebot rund um den Silbersee in der Gemeinde Frielendorf, den Seepark als Campingplatz mit umfangreichem (Wasser-) Sportangebot in der Gemeinde Kirchheim, sowie den Ferienpark in Oberaula. In den letzten Jahren wurden Angebote für Motorradtouristen entwickelt, die nach Einschätzung der Touristiker intensiv angenommen werden. Die elf Kommunen des Knüllgebiets zählen gemeinsam mit den Städten Neustadt (Hes- sen) und Schwalmstadt sowie den Gemeinden , und Willings- hausen zur Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) „Rotkäppchenland“, unter deren Marke alle Angebote vermarktet werden.36 Das Rotkäppchenland arbeitet eng mit der übergeordneten Destination „GrimmHeimat Nordhessen“ zusammen.

Tourismus in Zahlen In 2011 gab es im Knüll 58 statistisch erfasste touristische Beherbergungsbetriebe mit gut 4.000 Betten. Für dieses Jahr wurden gut 160.000 Gästeankünfte und insgesamt 400.000 Übernachtungen erfasst. Eine Erfassung der Zahl der Tagesgäste liegt für die Region nicht vor. Übernachtungen Ankünfte Aufenthaltsdauer Frielendorf 63.585 15.970 4,0 Homberg 24.781 10.835 2,3 Knüllwald 35.473 19.047 1,9 Neukirchen 26.728 9.430 2,8 Oberaula 40.201 10.965 3,7 Ottrau k.A. k.A. k.A. Schwarzenborn k.A. k.A. k.A. Breitenbach k.A. k.A. k.A. Kirchheim 177.871 76.721 2,3 Neuenstein 23.458 17.522 1,3 Niederaula 6.313 2.520 2,5

Knüll 398.410 163.010 2,4

Schwalm-Eder-Kreis 640.370 193621 3,3 Hersfeld-Rotenburg 1.219.286 411140 3,0 Reg. Bezirk Kassel 8.866.125 2958429 3,0 Ankünfte und Übernachtungen 2011 Quelle: hessische Gemeindestatistik 2013 (eigene Darstellung)

35 Quelle: Lutherweg in Hessen e. V., 2014 (www.lutherweg-in-hessen.de) 36 Quelle: Tourismusservice Rotkäppchenland e.V., 2014, www.rotkaeppchenland.nordhessen.de

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Laut Zahlen des HMWVL von 2011 liegen die Ausgaben je Gast und Übernachtung bei ca. 149 Euro in gewerblichen Betrieben, bei 74 Euro in Privatquartieren und 41 Euro auf Campingplätzen, ohne dass hierbei die Ausgaben für Transport berücksichtigt werden. Bei einem – gering angesetzten - Wert von 70 € / Übernachtung ergibt sich durch den Übernachtungstourismus für den gesamten Knüll ein Bruttoumsatz von 28 Mio. € im Jahr, die zu großen Teilen als Wertschöpfung in der Region verbleiben.37 Die Bedeutung des Tourismussektors innerhalb der Region lässt sich mit dem Indikator Tourismusintensität messen, da dieser die statistischen Werte wie Übernachtungszahlen in Relation setzt zur Einwohnerzahl. Die Tourismusintensität der Region Knüll liegt mit rund 7.700 Übernachtungen je 1.000 Einwohner im Jahr 2011 über dem Wert des ge- samten Regierungsbezirks Kassel (7.300 ÜN/1.000 EW) und ist deutlich höher als der hessische und der gesamtdeutsche Durchschnitt (jeweils 4.800 ÜN/1.000 EW).38 Jedoch hat der Knüll im Zeitraum von 2001 bis 2011 einen Rückgang der Tourismusintensität von rund 16 % zu verzeichnen. Diesem Trend entsprechend sind im gleichen Zeitraum die Zahl der Ankünfte in der Region um ca. 18,5% und die Gesamtzahl der Übernach- tungen um rund ein Viertel gesunken.39 Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristen bzw. Besucher hat sich in den letzten Jahren kaum verändert und liegt im Durchschnitt der Region Knüll bei 2,4 Tagen.40 Das höchste Tourismusaufkommen kann dabei eindeutig die Gemeinde Kirchheim auf- weisen, deren Tourismusintensität im Jahr 2011 bei über 46.000 Übernachtungen je 1.000 Einwohner lag, gefolgt von Oberaula mit rund 12.700 ÜN/1.000 EW und Frielen- dorf mit 8.250 ÜN/1.000 EW.41 Wie oben beschrieben sind diese Konzentrationen auf die hervorstechenden touristischen Angebote in diesen drei Kommunen zurückzuführen, wie den Silbersee mit dazugehörigem Angebot in Frielendorf, den Seepark in Kirchheim und den Ferienpark in Oberaula.42

E-Mobilität Innerhalb der Tourismusregion Rotkäppchenland werden aktuell zunehmend alternative Mobilitätsangebote ausgebaut. Innerhalb des Knüll gibt es 13 Ladesäulen für alle E- Fahrzeuge, die von Touristen wie von Einheimischen genutzt werden können. Direkt am Bahnradweg Rotkäppchenland stehen zudem seit Mai 2014 an zwei Verleihstation in Neukirchen und Schwalmstadt-Treysa hochwertige E-Bikes bereit. Zudem bietet die Tou- rismusdestination GrimmHeimat Nordhessen zwei weitere Leih- und Ladestationen für E- Bikes, in Oberaula sowie Oberaula-Hausen. Das mittel- bis langfristige Ziel ist es, ein umfangreiches Netz an E-Bike-Leih- und Ladestationen in der gesamten Region zu schaffen.

37 Quelle: HMWVL - Tourismus in Hessen - Zahlen und Fakten, 2011 38 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2012; Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 2014, S. 120ff. 39 Anm.: In der Tourismusstatistik werden Betriebe mit weniger als neun Betten nicht erfasst. 40 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2002 bis 2012 41 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2012 42 Quelle: Tourismusservice Rotkäppchenland e. V., 2014, www.rotkaeppchenland.nordhessen.de

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4.6 Energiewirtschaft

Anteil EE- Die Umsetzung der Energiewende, der Klimaschutz Strom am und die Förderung von Bioenergie spielt in der Re- Gemeinde Strom- gion Knüll eine große Rolle. Der Anteil der regio- verbrauch nalen erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ist im Zeitraum von 2011 bis 2013 sowohl im Oberaula 8% Schwalm-Eder-Kreis als auch im Landkreis Hers- Neukirchen 11% feld-Rotenburg über die Ein-Viertel-Marke gestie- gen und liegt bei 27,5 % bzw. 29,8 %. Dabei macht Frielendorf 15% der Bereich Solarenergie jeweils den größten Anteil Homberg 18% aus mit 54,5 % bzw. 43,1 %. An zweiter Stelle der regionalen erneuerbaren Energien steht in beiden Knüllwald 23% Landkreisen die Bioenergie mit einem Anteil von je- Niederaula 25% weils rund einem Viertel am jährlichen Stromver- brauch. An dritter Stelle folgt die Windenergie, der Ottrau 26% Bereich der Energiegewinnung aus Wasserkraft ist 43 Neuenstein 40% in beiden Landkreisen eher gering ausgeprägt. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strom- Breitenbach 46% verbrauch in den Knüllgemeinden ist sehr unter- Kirchheim 76% schiedlich und reicht von unterdurchschnittlichen 8% in Oberaula bis zur annähernd 100prozentigen Schwarzenborn 97% Stromautarkie in Schwarzenborn. 44 Quelle: www.energymap.info, Stand 14.07.2014

Biogasanlagen Im Knüll gibt es insgesamt 7 Biogasanlagen. Davon befinden sich zwei in Neuenstein und je eine Knüllwald, Niederaula, Schwarzenborn, Ottrau und Homberg. Die Anlage in Homberg speist das aufbereitete Biogas in das Erdgasnetz ein. Sie ist seit 2010 in Betrieb und wurde unter Beteiligung zahlreicher Gesellschafter, darunter u.a. der Städtischen Werke Aktiengesellschaft Kassel, dem Kreisbauernverband Schwalm-Eder und dem Maschinenring Schwalm-Eder in Betrieb genommen. Über 50 Substratlieferanten in der Region versorgen die Anlage, hiervon sind wiederum 30 Landwirte an der Biogasanlage beteiligt. Das erzeugte Gas - insgesamt ca. 30 Mio. kWh im Jahr - wird in das öffentliche Gasnetz eingespeist. Die anderen Biogasanlagen erzeugen Strom in angeschlossenen Blockheizkraftwerken und speisen diesen in das Stromnetz ein. Die dabei entstehende Wärme wird vielfach in kleinen Nahwärmenetzen genutzt. In Neuenstein steht außerdem eine Holzvergaseranlage zur Stromgewinnung.

Windkraftanlagen Aktuell gibt es nur 9 Windkraftanlagen im Knüll. Es handelt sich dabei um kleinere Alt- anlagen in Schwarzenborn und Homberg und um zwei 2 MW-Anlagen in Kirchheim aus dem Jahr 2009. Nach dem Reaktorunglück in Japan, dem Beschluss der Bundesregie- rung zum Atomausstieg, der Absicht der hessischen Landesregierung, zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraft vorzuhalten und der immer noch in Bearbeitung befindli- chen (Neu)-Aufstellung des Teilplans "Windenergienutzung" im Regionalplan Nordhes- sen hat die Windenergie im Knüll einen neuen Stellenwert bekommen. Zahlreiche Unter- nehmen arbeiten aktuell an der Projektierung von Windparks. Dabei reicht die Akzeptanz

43 vgl. cdw Stiftungsverbund gGmbH, 2014 (www.energiewende-nordhessen.de) 44 Quelle: www.energymap.info, Stand 14.07.2014

Seite 21 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 der Bürger im Knüll von völliger Ablehnung in Bürgerinitiativen bis zu hoher Befürwortung und Engagement in Energiegenossenschaften.

Als Auswirkung der Energiewende ist die Region Knüll in Homberg, Knüllwald, Neuen- stein, Kirchheim und Niederaula durch die Planungen des Übertragungsnetzbetreibers zur Stromtrasse SuedLink betroffen. Aktuell formiert sich dagegen ein breiter Wider- stand. naturkraft-region Die Region Knüll ist Teil des Netzwerkes der naturkraft-region und hat durch den Zweck- verband Knüllgebiet auch das Projektmanagement inne. Die naturkraft-region ist das seit 2009 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder (und seit 2012 auch in Waldeck-Frankenberg) geförderte Modellprojekt „Bioenergie-Region Hersfeld-Rotenburg/Schwalm-Eder“ (www.bioenergie-regionen.de). Die von der naturkraft-region durchgeführten Maßnah- men dienen der Stärkung der dezentralen Nutzung der Bioenergie sowie der konse- quenten und nachhaltigen Erschließung weiterer Biomassepotenziale. Dabei geht es darum die einzelnen Stufen der bearbeiteten Wertschöpfungsketten „Holz“ und „Biogas“ in der Region zu etablieren und zu verankern.

Schon der Vorreiter der „naturkraft-region“, das Projekt „BIOREGIO Holz Knüll“, das aus Mitteln des Landes Hessen gefördert wurde, hat bis Ende 2009 mit seinen Aktivitäten zur Förderung des Heizens mit der Ressource Holz zu dieser Entwicklung beigetragen, so- dass zahlreiche öffentliche und private Pellets- und Holzhackschnitzelfeuerungsanlagen errichtet worden sind.45 Schwerpunkt der naturkraft-region sind breite Bildungs- und Informationskampagnen zu den Themen erneuerbare Energien bzw. Bioenergieerzeugung und -nutzung. So wird beispielsweise im Rahmen des “naturkraft-netzes“ als Informationsplattform zu erneuer- baren Energien und Energieeffizienz mit guten Beispielen aus der Region, ein nachhalti- ges System von beteiligten Akteuren und Institutionen aufgebaut, wodurch die Informati- onsdichte und der Erfahrungsaustausch sowie die Zahl spezialisierter Ansprechpartner erhöht wird. Die Initiative „Energiefüchse“ hat ergänzend hierzu ehrenamtliche Experten zur niedrigschwelligen Beratung in Energiefragen im Bezug auf Sanierungsmaßnahmen ausgebildet und bildet so die Verbindungsstelle zu professionellen Energieberatern. Mit dem Projekt „Energiedetektive“ werden bereits Grundschulkinder mit Energieeinsparung und Klimaschutz vertraut gemacht. Zudem hat die naturkraft-region gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Licherode Seniorinnen und Senioren als „Seniortrainer“ ausge- bildet, um ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung zur Förderung einer nachhaltigen Ent- wicklung an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.46

4.7 Verkehr und Mobilität Im Knüllgebiet bilden die Bundesautobahnen 4, 5 und 7 mit dem Kirchheimer und dem Hattenbacher Dreieck einen überregionalen Verkehrsknotenpunkt, der der Region eine hervorragende Anbindung in alle vier Himmelsrichtungen bietet. Zudem wird die Region durch die Bundesstraßen 62, 254, 323, 324 und 454 überregional erschlossen. Außer- halb der Region werden die Bahnhöfe Bad Hersfeld, Wabern und Schwalmstadt-Treysa als nächste Anschlussmöglichkeiten an den Schienenverkehr genutzt.

45 vgl. BIOREGIO Holz Knüll, 2014 (www.bioregio-holz-knuell.de) 46 Quelle: naturkraft-region, 2014 (www.naturkraft-region.de)

Seite 22 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020

ÖPNV Das ÖPNV-Angebot deckt die Hauptlinien in der Region ab, wird aber als lückenhaft eingeschätzt. Insbesondere an Wochenenden, in den Abendstunden und in den hessi- schen Schulferien fehlen geeignete Verbindungen. Zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Versorgungsstandorten haben sich in einigen sehr ländlich geprägten Kommunen bereits ehrenamtlich organisierte Bürgerbusse etabliert. In der Gemeinde Knüllwald ge- hört der Bürgerbus, der erst vor wenigen Jahren für ergänzende Verbindungen innerhalb des Gemeindegebietes eingeführt worden ist, bereits fest zum örtlichen Mobilitätsange- bot.47 Der Bürgerbus der Gemeinde Kirchheim war der erste in der Region und ist vor fast 30 Jahren aus einem Modellversuch des Landes Hessen heraus entstanden. Heute bildet er nicht nur eine Verbindung der Ortsteile untereinander, sondern schafft über die Kommunalgrenzen hinaus auch eine Anbindung an die Nachbargemeinde Oberaula.48 Das Angebot von Bürgerbussen wird insbesondere von der älteren Bevölkerung gerne genutzt und trägt zur Sicherung der Versorgungssituation in allen Ortsteilen bei.

E-Mobilität Wie in Kapitel 4.1.5. beschrieben, gibt es im Knüll erste Ansätze, die Elektromobilität im Bereich des Fahrradtourismus auszubauen. Parallel hierzu wurden von der TAG Rot- käppchenland im Bereich des Knüll 13 Ladesäulen für E-Fahrzeuge aufgestellt, die von Einheimischen wie Touristen gleichermaßen genutzt werden können. Eine weitere pri- vate Ladesäule sowie eine Ladesäule der Stadtwerke Union Nordhessen in Homberg kommen hinzu.49 Die Standorte der Ladesäulen wurden jeweils so gewählt, dass wäh- rend des Ladevorgangs Freizeit- oder Einkaufsmöglichkeiten in direkter Nähe genutzt werden können. Zusätzliche Schnellladesäulen für Durchreisende gibt es bisher nicht, sind jedoch im Bereich der Abfahrten der BAB 7 in Projektierung.

4.8 Infrastrukturausstattung Nahversorgung Die ländliche Prägung der Region Knüll mit teils sehr kleinen Kommunen trägt dazu bei, dass die Verwaltungsstrukturen kleinteilig und bürgernah ausgerichtet sind. Mit der Kreisverwaltung des Schwalm-Eder-Kreises in Homberg sind zudem alle kreisweiten Dienstleistungen und Behörden für die sieben betroffenen Kommunen in der Region erreichbar. Die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen ist vor allem durch die Stadt Homberg abgedeckt, die als Kreisstadt gleichzeitig die Funktionen eines Mittelzentrums übernimmt. Die Grundversorgung für den täglichen Bedarf – beispielsweise mit Lebens- mitteln – findet überwiegend in den zentralen Kernbereichen der einzelnen Kommunen statt, die im Regionalplan als Grundzentren klassifiziert sind.50 Wie bereits im Rahmen des letzten Regionalen Entwicklungskonzepts der Region Knüll festgestellt wurde, hat die Versorgungslage besonders in den peripher gelegenen Orts- teilen im letzten Jahrzehnt drastisch abgenommen, sodass in den kleineren Dörfern heute kaum noch Angebote zur Nahversorgung und sozialen Infrastruktur vorhanden sind.51 Nur vereinzelt wurden in den letzten Jahren Läden zur Nahversorgung neu einge- richtet, so z.B. in Knüllwald-Oberbeisheim oder in Schwarzenborn, wo das geschaffene Angebot über die kommunalen Grenzen hinaus genutzt wird. Es gibt zahlreiche mobile Bäcker und Lebensmittelanbieter, die ein- oder mehrmals in der Woche die Dörfer im Knüll ansteuern. Eine Erfassung dieser Angebote wurde bisher nicht durchgeführt. Um weiterhin die Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen in den Grundzentren beson-

47 Quelle: Gemeinde Knüllwald, 2014 (www.knuellwald.de) 48 Quelle: Gemeinde Kirchheim, 2014 (www.kirchheim.de) 49 Quelle: http://www.rotkaeppchenland.nordhessen.de/de/e-mobilitaet 50 Quelle: Regionalplan Nordhessen, 2009 (www.rp-kassel.hessen.de) 51 vgl. Regionales Entwicklungskonzept für die Region Knüll 2007-2013, S. 39ff.

Seite 23 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 ders für ältere Menschen und auch nicht-mobile Menschen anderer Altersstufen sicherzustellen, nimmt das Angebot von flexiblen und altersgerechten Mobilitätsmöglich- keiten eine zunehmende Bedeutung in der Region ein.

Medizinische Versorgung

Nach Schließung der Homberger Klinik 2010 ist für die medizinische Versorgung im Knüllgebiet kein Krankenhaus mehr vorhanden. Die nächsten Kliniken im Schwalm-Eder- Kreis befinden sich in Schwalmstadt und und im Kreis Hersfeld-Rotenburg in Bad Hersfeld und Rotenburg. Im ehemaligen Krankenhaus in Homberg unterhält die Asklepios Kliniken Schwalm-Eder GmbH noch ein Gesundheitszentrum mit ambulanter Fachärzteversorgung.

Hausärzte Erreichbarkeit Breitenbach 0 > 9km Frielendorf 3 5-7 Km Homberg 4 5-7 Km Kirchheim 2 5-7 Km Knüllwald 3 7-9 km Neuenstein 1 > 9 km Neukirchen 2 5-7 Km Niederaula 2 7-9 km Oberaula 1 7-9 km Ottrau 0 > 9 km Schwarzenborn 1 7-9 km Knüll 19 Zahl der Hausärzte und deren Erreichbarkeit Quelle: Quelle: Regionaler Gesundheitsreport 2014 (eigene Darstellung)

Insgesamt praktizieren im Knüll derzeit 19 Hausärzte, von denen 10 in den nördlichen Kommunen Homberg (4), Knüllwald (3) und Frielendorf (3) ansässig sind. Jeweils zwei Allgemeinmediziner gibt es in Kirchheim, Neukirchen und Niederaula. In Neuenstein, Oberaula und Schwarzenborn existiert noch jeweils eine Praxis und in Breitenbach a. Herzberg und Ottrau gibt es keine praktizierenden Hausärzte mehr. Die Verteilung macht sich auch in der Erreichbarkeit der Praxen bemerkbar. Sind es in den meisten Kommu- nen 5-9 km Entfernung bis zur nächsten Praxis, so liegen Breitenbach, Ottrau und Neuenstein mit mehr als 9 km darüber. Betrachtet man die Altersstruktur der Hausärzte im Schwalm-Eder-Kreis und Landkreis Hersfeld-Rotenburg, so wird deutlich, dass sich die Problematik noch verschlimmern wird, da gut ein Drittel innerhalb der nächsten 5 Jahre 65 Jahre und älter ist und das Finden von Nachfolgern zunehmend problematisch wird. In den nächsten 15 Jahren betrifft dies sogar etwa drei Viertel der heutigen Allgemeinmediziner.52 Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt es erste Ansätze, um dem Hausärztemangel ent- gegenzuwirken. Die Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg wurde durch eine Koopera- tion vom Landkreis Hersfeld-Rotenburg, dem Klinikum Bad Hersfeld, dem Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg, dem KKH Rotenburg und niedergelassenen Ärzten in Zu-

52 Quelle: Regionaler Gesundheitsreport 2014 des Landkreis Hersfeld-Rotenburg und des Schwalm-Eder-Kreises

Seite 24 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 sammenarbeit mit dem hessischen Hausärzteverband gegründet, um junge Ärztinnen und Ärzte auf ihrem Weg zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu begleiten und zu fördern und gleichzeitig dadurch die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern. Eine entsprechende Initiative ist im Schwalm-Eder-Kreis bisher nicht vorhanden.

Gemeinschaftsräume Die gemeinschaftlich nutzbaren Einrichtungen wie z. B. Dorfgemeinschaftshäuser tragen in großem Maß zum Dorfleben und zum Erhalt der lebendigen Gemeinschaft in den Ortsteilen bei. Um diese Einrichtungen langfristig erhalten zu können, stellen sich sowohl Fragen des baulichen Zustands und der zeitgemäßen Ausstattung als auch der Nut- zungsauslastung und Tragfähigkeit. Projekte und Diskussionen wie die in der Gemeinde Frielendorf, die derzeit im Rahmen der Dorfentwicklung laufen, zeigen, dass die Bemü- hungen sowohl der Kommunen als auch der Bürger vor Ort den Erhalt dieser Einrichtun- gen zum Ziel haben. Dabei kann beispielsweise eine stärkere Einbeziehung der Dorfge- meinschaft bis hin zu einer Übergabe der Trägerschaft in die Hände selbstorganisierter Bürgergruppen oder die örtlichen Vereinsgemeinschaften ein Weg zur Sicherung der Gemeinschaftsräume sein.53

Jugend Die kommunalen Angebote für Jugendliche sind innerhalb des Knüll unterschiedlich verteilt: Fünf der Kommunen hatten im Juli 2014 einen Jugendpfleger (Frielendorf, Hom- berg, Knüllwald, Neukirchen, Niederaula), vier haben keine hauptamtliche Ansprechper- son (Breitenbach, Oberaula, Ottrau, Schwarzenborn). In Kirchheim und Neuenstein sind die Stellen derzeit nicht besetzt, hier soll aber, gemeinsam mit der Gemeinde Niederaula ab dem 01. Januar 2015 eine gemeinsame, interkommunale Stelle geschaffen werden. Die Verteilung der Jugendräume ist in den Kommunen sehr unterschiedlich und auch sehr stark durch wechselnde Nutzungsintensitäten der Jugendlichen geprägt. Neben den kommunalen Angeboten gibt es zahlreiche Angebote von Vereinen, der Kirche, den frei- willigen Feuerwehren, die ebenfalls unterschiedlich stark genutzt werden. In der Regel wird hier von den Akteuren jedoch festgestellt, dass die Jugendlichen in den letzten Jah- ren aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und dem zunehmenden Leistungsdruck in den Schulen schwieriger anzusprechen und einzubinden sind.

Dorfentwicklung Derzeit befinden sich sechs Ortsteile im Knüllgebiet als Förderschwerpunkte in der Dorf- erneuerung. Diese läuft noch in Oberaula-Wahlshausen (2007-2015), Ottrau-Schorbach (2008-2016), Kirchheim-Goßmannsrode (2010-2018), Neuenstein-Gittersdorf (2007- 2015), Niederaula-Niederjossa und Niederaula-Solms (jeweils 2009-2017). Die Ge- meinde Frielendorf ist als erste Kommune in der Region Knüll im neuen Dorferneue- rungsverfahren als Förderschwerpunkt mit allen Ortsteilen aufgenommen worden, der Förderzeitraum erstreckt sich von 2012 bis 2021. Derzeit strebt auch die Gemeinde Knüllwald eine Anerkennung als Förderschwerpunkt an. Im Rahmen der Erstellung der Dorfentwicklungskonzepte und darüber hinaus werden Strategien zur Reduzierung von Leerstand und Förderung der Innenentwicklung sowie auch zur Stärkung der sozialen und medizinischen Infrastruktur und der Versorgungsstruktur erarbeitet, sodass diese innerhalb der Ortsteile bzw. auf kommunaler Ebene zur Entwicklung der Infrastrukturaus- stattung und Daseinsvorsorge beitragen.

53 vgl. Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept der Gemeinde Frielendorf 2013; Dorferneuerung in der Gemeinde Frielendorf (www.frielendorf.de, Menüpunkt „IKEK“)

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Breitband Als wichtiger Standortfaktor für Kommunen und Regionen als Wohn- und Arbeitsort gilt mittlerweile die Versorgung mit Breitbandanschlüssen und einem gewissen Leistungsni- veau. Aus der regionalen Kooperation der nordhessischen Landkreise ist eine Studie zum Breitbandausbau auf Glasfaserbasis veröffentlicht worden. Das weiterführende Ziel ist es, ein flächendeckendes Konzept zu erstellen, um die Infrastrukturversorgung zu- kunftsfähig zu machen und langfristig zu sichern und so die Wettbewerbsfähigkeit insbe- sondere des ländlichen Raums zu stärken.54 Die Zielformulierung des hessischen Wirt- schaftsministeriums lautet, bis Ende des Jahres 2014 mindestens 75 % der Haushalte mit NGA-Anschlüssen („Next Generation Access“) mit mindestens 50 Mbit/s versorgen zu können. Eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit NGA-Anschlüssen soll bis Ende 2018 erreicht werden.55 Anhand der Angaben der Telekom kann für die Sied- lungsbereiche im Knüllgebiet flächendeckend eine Versorgung mit bis zu 16 Mbit/s fest- gestellt werden, einzelne Siedlungsbereiche der zentralen Orts- bzw. Stadtkerne sind mit einer Anbindung an VDSL mit bis zu 50 Mbit/s gekennzeichnet.56 Aus diesem aktuellen Ausbaustand lässt sich schließen, dass die Landesziele bis Ende 2014 in der Region Knüll nicht erreicht werden können.

4.9 Regionalität, Kultur, Brauchtum Die touristische Vermarktung der Region als „Rotkäppchenland“ hat ihren Ursprung in der Schwälmer Tracht mit ihrer auffallend roten Kopfbedeckung, auf die man die Über- lieferung des Märchens vom Rotkäppchen zurückführt.57 Die regionale Kultur in Form der historischen Trachten, die sich innerhalb der Region auch unterscheiden, ist auch heute noch allgegenwärtig. In vielen Dörfern gibt es Heimat- und Trachtenvereine, die das Brauchtum und alte Handwerkstechniken pflegen. Eine Besonderheit der Region sind die in fast allen Orten vorhandenen Backhäuser, die noch regelmäßig in Betrieb sind. Viele davon wurden, z. T. auch mit LEADER-Mitteln, saniert und sind Mittelpunkte des dörfli- chen Lebens. Zum kulturellen Angebot in der Region trägt auch das Kulturnetzwerk „Landrosinen“ bei, in dem seit 2002 zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, Kulturinitiativen, Theater- und Musikgruppen aus dem Raum Schwalm-Knüll zusammengeschlossen sind. Durch die Vernetzung der Akteure ist eine gemeinsame Vermarktung sowie der Aufbau einer mo- dularen Veranstaltungsreihe realisiert worden.58 In Ottrau-Immichenhain ist das „theater 3 hasen oben“ ansässig, dessen Repertoire Stü- cke für Kinder und Erwachsene aus der dramatischen Literatur und Eigenproduktionen umfasst. Das Tourneetheater ist ganzjährig im gesamten deutschsprachigen Raum un- terwegs und tritt auch in der Region auf. Überregional bekannt ist auch die Theater- gruppe „Klarteckst“, die in Breitenbach a. H. auftritt und sich dort in 2011-auch mit LEA- DER-Mitteln- eine ehemalige Gaststätte zum Theatersaal ausgebaut hat. Überregionale Bekanntheit genießt auch das Burg-Herzberg-Festival in Breitenbach a. H. als „Hippie-Festival“, zu dem in diesem Jahr mehr als 10.000 Besucher aus aller Welt angereist sind. Im Bereich der musikalischen Angebote haben sich zudem in der Kreis- stadt Homberg mit dem „Burgbergfestival“ und dem „Musikschutzgebiet“ zwei mehrtä- gige Großveranstaltungen etabliert, die jährlich rund 1.200 bzw. 1.500 Besucher anlo- cken. Das Burgbergfestival findet bereits seit 1981 statt und wird im September 2014 erstmalig von seinem ursprünglichen Veranstaltungsort auf dem Burgberg aus Platz- und

54 Quelle: Regionalmanagement Nordhessen GmbH, 2014 (www.regionnordhessen.de) 55 Quelle: Projekt „Mehr Breitband in Hessen“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.breitband-in-hessen.de) 56 Quelle: Ausbaustatus der Telekom Deutschland GmbH, 2014 (www.telekom.de) 57 Quelle: Tourismusservice Rotkäppchenland e. V., 2014 (www.rotkaeppchenland.nordhessen.de) 58 Quelle: Die Landrosinen, Kulturnetzwerk Schwalm-Knüll, 2014 (www.landrosinen.de)

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Sicherheitsgründen auf ein neues Veranstaltungsgelände am Stellberg verlegt.59 Das Musikschutzgebiet findet seit 2004 jährlich im Juni auf dem Grundstück des Grünhofs außerhalb des Stadtkerns statt.60

4.10 Bürgerschaftliches Engagement Durch zahlreiche Initiativen u. a. in den Bereichen Soziales/Nachbarschaftshilfe, Nahver- sorgung und Mobilität zeigt sich die hohe Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement in den Kommunen des Knüllgebiets. In Kirchheim und Neuenstein haben sich jeweils be- reits Nachbarschafts- bzw. Generationenhilfen gegründet, die die ehrenamtliche Unter- stützung von Hilfsbedürftigen zum Ziel haben. Sowohl im Schwalm-Eder-Kreis als auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt es zudem kreisweite Koordinierungsstellen für Nachbarschafts- und Generationenhilfe, die interessierte Kommunen und Gruppen bei dem Aufbau der ehrenamtlichen Angebote unterstützen. Parallel zu dieser Entwicklung ergeben sich aber auch zunehmend strukturelle Defizite und ein Rückgang der Mitgliederzahlen in Vereinen und weiteren ehrenamtlich gepräg- ten Strukturen. Hierbei spielt sowohl die Überalterung der Mitglieder eine Rolle, als auch das veränderte Freizeitverhalten vieler junger Menschen, das die Übernahme von dau- erhaften Ämtern in den Vereinen unattraktiv macht. Betroffen sind hiervon auch Kirchen- vorstände und Freiwillige Feuerwehren, die derzeit noch einen wesentlichen ehrenamtli- chen Beitrag zur Infrastruktur in den Dörfern leisten. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurde 1999 eine Bürgerstiftung für den gesamten Landkreis gegründet, die sich der Förderung und Unterstützung u.a. von Jugend- und Altenhilfe und bürgerschaftliches Engagement widmet. Innerhalb des Knüll wurden durch die Stiftung u.a. die Aktivitäten an der Burg Herzberg gefördert.

4.11 Regionale Entwicklungsprozesse Neben der Formulierung einer regionalen Entwicklungsstrategie im Rahmen der LEA- DER-Förderung wird die Regionalentwicklung im Knüll noch durch weitere Förderkulis- sen und interkommunale Entwicklungsansätze vorangetrieben. Wie in Kap. 4.8 erläutert, werden verschiedene Orte in der gesamten Region durch das hessische Dorfentwicklungsprogramm gefördert, darunter eine gesamte Kommune im neuen IKEK-Verfahren. Weitere Gemeinden streben aktuell die Anerkennung als Förder- schwerpunkt an. Die Fördermöglichkeiten im Bereich der Dorfentwicklung tragen sowohl zur Infrastrukturverbesserung bzw. -stabilisierung im öffentlichen Bereich als auch zur Sicherung der Bausubstanz und Förderung der Sanierungs- und Modernisierungsbereit- schaft durch finanzielle Anreize für Private bei. Ähnliche Prozesse in der Entwicklung der Region unterstützt auch das Städtebauförder- programm „Stadtumbau in Hessen“, aus dem der interkommunale Zusammenschluss der Gemeinde Knüllwald und der Städte Schwarzenborn und Homberg als Zweckver- band Schwalm-Eder-Mitte seit 2005 zahlreiche Projekte, wie z. B. verschiedene Gestal- tungsmaßnahmen öffentlicher Räume oder Instandsetzungen ortsbildprägender Ge- bäude in Homberg, fördern konnte. Der Förderzeitraum endet mit Ende des Jahres 2014, sodass während der neuen LEADER-Förderperiode die zusätzliche Unterstützung der Entwicklungsprozesse in diesen drei Kommunen durch den Stadtumbau nicht mehr zur Verfügung steht.61

59 Quelle: Stadtjugendring Homberg (Efze) e. V. und Stadtjugendpflege der Kreisstadt Homberg (Efze) e. V., 2014 (www.burgbergfestival.de) 60 Quelle: Musikschutzgebiet e. V., 2014 (www.musikschutzgebiet.de) 61 Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2014 (www.stadtumbau-in-hessen.de)

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Neben dem Zweckverband Schwalm-Eder-Mitte hat von den Kommunen im Knüllgebiet zudem die Gemeinde Frielendorf als Mitglied des Zweckverbands Schwalm gemeinsam mit der Stadt Schwalmstadt und den Gemeinden Gilserberg, Schrecksbach und Wil- lingshausen von den Fördermöglichkeiten im Stadtumbau profitiert. Aufgrund der Auf- nahme in das Dorfentwicklungsprogramm wurden die Fördergebiete im Zentrum des Kernortes sowie im Zentrum des Ortsteils Verna im Jahr 2012 in dieses Programm überführt. Innerhalb der Stadtumbau-Förderung konnte u. a. die Ortsmitte in Verna grundlegend umgestaltet werden. In der Kreisstadt Homberg kamen in den letzten Jahren zudem noch das Städtebauför- derprogramm „Soziale Stadt“ sowie der Förderschwerpunkt „Lokale Ökonomie“ aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zum Tragen. Durch das Bunde- sprogramm „Soziale Stadt“ konnten seit 2004 im Bahnhofsviertel zahlreiche soziale An- gebote z. B. zur Integration fremdsprachiger Bewohner geschaffen, erhalten und weiter- entwickelt werden.62 Mit dem Programm „Lokale Ökonomie“ unterstützt die Stadt Hom- berg durch EU-Fördermittel kleine und mittelständische Unternehmen, um die lokale Wirtschaft zu stärken.63 Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung wurde neben der Ausweisung und Erschließung des interkommunalen Gewerbegebietes an der BAB 7, Ausfahrt Hom- berg (Efze), in der Gemarkung Knüllwald-Remsfeld u. a. auch verschiedene Konversi- ons- und Revitalisierungsprojekte in Homberg gefördert. Weitere Projektvorhaben in den letzten Jahren waren beispielsweise die Errichtung eines Badeteichs im Feriendorf „Am Eisenberg“ in der Gemeinde Kirchheim und das Pilotvorhaben „Gewerksspezifische und -übergreifende Berufsbildung / Lernort für regenerative Energien“ im Schwalm-Eder- Kreis.64 Die Kommunen des Knüllgebiets sind zudem innerhalb des Landkreises Hersfeld-Roten- burg sowie des Schwalm-Eder-Kreises Mitglieder des Netzwerks „naturkraft-region“, das sich zur Aufgabe setzt, die nachhaltige Nutzung von Bioenergie zu fördern und auszu- bauen. Dabei soll bei den vorhandenen land- und forstwirtschaftlichen Potenzialen die größtmögliche regionale Wertschöpfung erzielt werden. Als eine von einundzwanzig Mo- dellregionen des Bundeswettbewerbs „Bioenergie-Regionen“ kann die naturkraft-region Hersfeld-Rotenburg/Schwalm-Eder seit 2009 bis 2015 durch Bundesfördermittel ihr regi- onales Entwicklungskonzept für diesen Bereich umsetzen (vgl. auch Kap. 4.6).65 In vielen weiteren alltäglichen Bereichen wird innerhalb des Knüllgebiets in verschiede- nen Zusammensetzungen interkommunale Zusammenarbeit praktiziert. Ein Beispiel hierfür ist das oben erläuterte interkommunale Gewerbegebiet in Remsfeld oder die Zu- sammenarbeit der Stadt Neukirchen mit den Gemeinden Oberaula und Ottrau im „Ge- meindeverwaltungsverband Südlicher Knüll“, der in 2010 gegründet wurde und der in 2014 einen gemeinsamen Bauverwaltungsamtsleiter für alle drei Kommunen einstellte. Im Zweckverband Schwalm betreiben die Gemeinde Frielendorf und die Stadt Schwalmstadt ein virtuelles Gründerzentrum. Aber auch in kleineren Ansätzen werden die kommunalen Verwaltungsgrenzen überwunden, wie das Beispiel des Kirchheimer Bürgerbusses zeigt, der auch Stationen in der Nachbarkommune Oberaula mit einbe- zieht und eine Verbindung zum Mittelzentrum Bad Hersfeld herstellt.66

62 Quelle: Stadt Homberg (Efze), 2014 (www.homberg-efze.de -> Familie & Leben -> Soziale Stadt) 63 Quelle: Stadt Homberg (Efze), 2014 (www.homberg-efze.de -> Stadtmarketing -> Lokale Ökonomie) 64 vgl. Transparenzliste EFRE (Stand: 09.05.2014), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de) 65 Quelle: naturkraft-region, 2014 (www.naturkraft-region.de) 66 Quelle: Gemeinde Kirchheim, 2014 (www.kirchheim.de)

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4.12 Zusammenfassende SWOT-Analyse Die SWOT (SWOT: Strengths – Weaknesses – Opportunities – Threats) – Analyse fasst die wesentlichen Ergebnisse der Analyse der internen Fähigkeiten der Region Knüll und der Analyse der externen Einflussfaktoren zusammen. Die internen Faktoren (Stärken / Schwächen) sind die Fähigkeiten und Ressourcen, über die die Region verfügt bzw. die sie unter Kontrolle hat. Die externen Faktoren (Chancen / Risiken) hingegen ergeben sich aus Trends und Veränderungen außerhalb der Region, diese können in der Region nicht gesteuert werden.

4.12.1 Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung Die bereits geringe Bevölkerungsdichte im Knüll droht durch die demografische Ent- wicklung noch verschärft zu werden: Mit der Überalterung verschiebt sich das Verhältnis zwischen Alten und Jungen, die Infrastruktur zieht sich aus den Dörfern zurück. Senioren haben jedoch zahlreiche Potentiale zu bieten: Sie haben sowohl als Arbeitskräfte als auch als ehrenamtliche Akteure eine große Bedeutung für die Region.

Stärken Schwächen Chancen Risiken viel Freiraum für den geringe Bevölke- Nachfrage der Wirt- Einzelnen rungsdichte schaft nach Fachkräften niedrige Immobilien- abnehmende Ein- Entspannung des Schließung von preise wohnerzahlen Arbeitsmarkts Schulen und Kinder- gärten zunehmende Über- Mobilität der älteren Rückzug von Grund- alterung der Generation versorgungseinrich- Bevölkerung tungen aus der Flä- che Verhältnis von er- Entwicklung neuer geänderte Anforde- werbsfähigen Perso- Wohnformen für rungen an Ver- und nen zu Rentnern ältere Menschen Entsorgungsstruktu- verschlechtert sich ren Zuwanderung von Abwanderung von Nachfrage älterer Gebäudeleerstand älteren Menschen jungen Menschen Menschen nach Dienstleistungen und Versorgungs- angeboten

Im Rahmen der Diskussion im Beteiligungsprozess wurden folgen Handlungsbedarfe priorisiert: Priorisierte Handlungsbedarfe:  Ausbau von Dienstleistungs- und Versorgungsangeboten für ältere Menschen  Attraktivierung der Region für junge Menschen  Schaffung von attraktiven Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen  Ausbau interkommunaler Strukturen zur Erhaltung der Daseinsvorsorge  Konzeptentwicklung zur Sicherung von Grundversorgung und Infrastruktur

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4.12.2 Wirtschaftliche Situation Die wirtschaftliche Situation ist geprägt durch eine Vielzahl an leistungsfähigen, kleinen Betrieben, die flexibel agieren können, jedoch häufig an einzelne Personen gebunden sind. Dies führt jedoch zu Engpässen bei der Unternehmensnachfolge –für ältere Be- triebsinhaber ist es schwierig, geeignete Betriebsnachfolger zu finden. U.a. durch die Standorte der Logistikbranche entlang der Autobahnen können Arbeitsplätze für unter- schiedliche Qualifizierungen angeboten werden. Die Zahl der Beschäftigten ohne Quali- fikation ist jedoch hoch.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Viele Arbeitsplätze Hohe Anzahl an Wachsende Unab- im Bereich Handel, Auspendlern / hängigkeit von Gastronomie, Mangel an harten Standort- Verkehr wohnortnahen Ar- faktoren in beitsplätzen einzelnen Branchen: Bedeutungszu- nahme weicher Standortfaktoren Interkommunale Ko- Interkommunale Ge- Standortkonkurrenz operation, u.a. bei werbegebiete (Flächenpotenziale Gewerbegebieten ermöglichen auch in anderen Gemeinden mit Regionen) Standortnachteilen marktfähige Gewerbeflächenent- wicklungen Leistungsfähige Fehlende Betriebs- Kleinstunternehmen nachfolger bei klei- und kleine nen Unternehmen Unternehmen in der und Handwerksbe- Region trieben Unternehmen sind geringe Gründungs- Logistikunter- Logistikunter- vorrangig mittelstän- bereitschaft nehmen im Knüll nehmen im Knüll disch/ und in unmittelbarer und in unmittelbarer inhabergeführt; es Nachbarschaft Nachbarschaft mit besteht kaum Kon- bieten Arbeitsplätze hoher Konzernab- zernabhängigkeit hängigkeit

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Nutzung der weichen Standortfaktoren im Wettbewerb mit Konkurrenzstandorten  Stärkung/ Beibehaltung der mittelständischen Struktur  Förderung von Existenzgründungen  Unterstützung von Betriebsinhabern bei der Suche nach potentiellen Betriebsnachfolgern zur Sicherung der Betriebsstandorte

4.12.3 Bildung und Qualifikation Im Schwalm-Eder-Kreis wurden in den letzten Jahren einige Projekte gestartet, die den Übergang von Schule in das Berufsleben erleichtern. Dennoch zeigt sich, dass die Re- gion als Arbeitsort für junge Menschen nur bedingt attraktiv ist, die Entwicklung von Ar- beits- und Ausbildungsangeboten für Jugendliche und deren Vermittlung eine wichtige

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Aufgabe bleibt. Ebenso sind in einigen Branchen - und insbesondere im Tourismus - Arbeitskräfte für ihre Tätigkeiten unter- oder unqualifiziert, von Maßnahmen können hier alle Beteiligten profitieren.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Ausbildungspro- Angebote für Ausbil- Fachkräftemangel gramme auf dung und Qualifizie- kommunaler und rung sind unüber- Kreisebene sichtlich und lokal vorhanden begrenzt Private Träger zur hoher Anteil an Ar- Hohe Bereitschaft Berufsvorbereitung / beitslosen unter 25 zum Qualifizierung / Jahren und über 55 Wohnortwechsel bei Ausbildung Jahren Jugendlichen vorhanden Sowohl Hoher Anteil von Arbeitsplätze für Beschäftigten ohne Hochqualifizierte als oder mit auch für Hilfsar- unzureichender beiter (Logistikbran- Qualifizierung che, Tourismus) vor- handen Hohe Bedeutung Geringe Regions- Gestiegene des Tourismus als kenntnis bei Be- Anforderungen an Arbeitgeber schäftigten im Tou- touristische rismus Dienstleistungen

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Schaffung einer zentralen Stelle für Bildungsberatung  Stärkung des Austausches zwischen Schulen und Betrieben zur gezielten Vermittlung von Ausbildungsplätzen  Steigerung der Attraktivität der Region für junge Menschen  Nach- und Teilqualifizierung von Arbeitskräften  Fachliche Qualifizierung im Tourismus mit Weiterbildung zur Region verknüpfen

4.12.4 Land- und Forstwirtschaft, Landnutzung Der Knüll ist geprägt durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit zahlreichen Schutz- gebieten, ein Großteil der Fläche ist ein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet mit einer hohen Bedeutung für Zugvögel. Die Land- und Forstwirtschaft ist die Grundlage für den Erhalt der Kulturlandschaft und daher von hoher Bedeutung im Knüll. Jedoch sind die äußeren Produktionsbedingungen nicht überall einfach, die Nachfolge von Betrieben häufig ungeklärt. Durch die verstärkte Nutzung von Biomasse für die Energiegewinnung konnte zum einen die regionale Wertschöpfung gesteigert werden, zum anderen steigt aber auch der Druck auf die vorhandenen Grünlandflächen. Die regionalen Potenziale von Holz als Energielieferant sind nahezu ausgereizt. Traditionelle Bewirtschaftungsfor- men sind häufig in Vergessenheit geraten.

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Stärken Schwächen Chancen Risiken Hoher Waldanteil Die Nachfrage nach Demographische mit Schutz- und land- und forstwirt- Entwicklung und Erholungsfunktion schaftlichen Strukturwandel ge- Produkten auf dem fährden Bewirtschaf- Markt steigt tung landwirtschaftli- cher Flächen Holz wird als Regionale Holzpo- Effizienz- Nachfrage nach Energielieferant tenziale sind nahezu maßnahmen Energie-Holz wird genutzt ausgereizt weiterhin steigen Hohe Akzeptanz der Betriebsnachfolge in Ökoaktionsplan der Äußere Produktions- bäuerlichen der Landwirtschaft Hessischen bedingungen (z.B. Landwirtschaft in oft unklar; Über- Landesregierung Topographie) der Bevölkerung nahme der Flächen schränken Wettbe- von Betrieben werbsfähigkeit ein außerhalb der Region Organisation der Di- Nur wenige Ansätze Verbraucher haben rektvermarkter in regionaler Vermark- zunehmend Vermarktungs- tung mit begrenzter Interesse an verbünden Produktpalette regionalen Pro- dukten Abwechslungsreiche Verbuschung von Kenntnis über Landschaft mit offenen Bachtälern traditionelle zahlreichen und Restflächen Landnutzungs- Schutzgebieten; droht wegen der formen vorhanden Hohe Bedeutung als aufwändigen Bewirt- Vogelschutzgebiet schaftung Biomassenutzung in Umbruch von Grün- Greening Wachsender Bedarf der Landwirtschaft landflächen für die an Biomasse zur ist mit der Zahl der Biomassenutzung Energiegewinnung Biogasanlagen gestiegen Ausführliche Natur- rauminformation im Wildpark Knüll vorhanden

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Gezielte Förderung der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte  Stärkere Orientierung auf die eigene Region bei der Vermarktung land- und forstwirtschaftlicher Produkte  Diversifizierung der Produktpalette an regionalen Produkten zur Steigerung der Attraktivität  Beweidung von Bachtälern und Restflächen, z.B. durch Großsäuger oder Schafe und Ziegen  Wiedereinführung traditioneller, wertschöpfender Landnutzungsformen (z.B. Streuobst, Niederwald)

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4.12.5 Tourismus und Naherholung Der Knüll verfügt über eine umfangreiche und vielfältige Infrastruktur für den Freizeit- und Beherbergungsbereich, die in erster Linie für den Bereich Aktivurlaub (Wandern und Radfahren) aber auch für Natur- und Kulturerlebnis prädestiniert ist. Qualitativ hochwertige gastronomische Betriebe und Unterkünfte sind unterrepräsentiert. Der Zusammenschluss zur TAG Rotkäppchenland und die Kooperation mit der GrimmHeimatNordhessen hat einen positiven Impuls für den Tourismus im Knüll gegeben, die thematische Ausgestaltung des Angebotes kann jedoch noch intensiviert werden.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Interkommunaler Alleinstellungsmerk- Wachsende Bedeu- Stark wachsende touristischer mal „Rotkäppchen“ tung des Inlandstou- Konkurrenz Zusammenschluss bisher gering ausge- rismus (insbes. bei innerhalb und mit inhaltlicher prägt Kurzreisen) außerhalb Deutsch- Positionierung „Rot- lands (in allen käppchenland“ Marktsegmenten) Abwechslungsreiche Beeinträchtigungen Wachsende Bedeu- viele vergleichbare Mittelgebirgsland- der Landschaft tung des naturnahen Mittelgebirgsland- schaft(Wald, durch Autobahnen, Tourismus schaften in Deutsch- Wiesentäler, Berge, Schnellbahntrasse (Wandern, land Dörfer) und geplante Radfahren, Reiten Stromleitung etc.) SuedLink Vielfältige Angebote stark wet- Entwicklung der E- Starke Saisonalität Infrastruktur zum terabhängig, kein Mobilität im der Nachfrage Wandern, Rad- zertifizierter Stre- Freizeitbereich (E- fahren, Reiten ckenwanderweg Bike) Kulturhistorische Fehlende Regional- Trend zu Kaum noch Chan- Sehenswürdigkeiten kenntnisse bei Mehrfachreisen cen, neue Marken und Museen touristischen (Destinationen) zu Akteuren etablieren Vielfältiges Qualitativ hochwer- Positive Marktent- Trend zu Beherbergungs- tige Unterkünfte und wicklung bei Luxusurlaub angebot vorhanden Gastronomie fehlen, Tagungs- und eingeschränkte Öff- Kongresstourismus nungszeiten Überdurch- Vernetzung Sehr gute Erreich- schnittliche Hotellerie und barkeit über die Tourismusintensität Gastronomie fehlt Autobahnen, zentrale Lage in Deutschland

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Etablierung des Alleinstellungsmerkmals ‚Rotkäppchenland’  Weitere Verankerung des Themenfeldes Rotkäppchen/Märchen  Weiterer Ausbau des Segments „Naturerlebnis“ im Bereich der Themenwander- und Radwege  Nutzung der Chancen der E-Mobilität in der hügeligen Mittelgebirgsregion  Passende Natur- und Ortskulisse für Aktivthemen nutzen  Qualitative Aufwertung der touristischen Leistungen durch regionale Weiterbil- dung der Akteure

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4.12.6 Energiewirtschaft Die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere aus Biomasse, ist seit Beginn des Projektes BIOREGIO Holz Knüll und durch die Begleitung der naturkraft-region in der Region deutlich gestiegen. Hier ergeben sich die ersten Versorgungsengpässe, da neben dem Bedarf der regionalen Holzfeuerungsanlagen auch eine starke Nachfrage von großen Holzheizkraftwerken aus benachbarten Regionen Druck auf den Energieholzmarkt ausübt. Von Vorteil ist die wachsende Kompetenz in der Region, die zukünftig eine noch stärkere Vernetzung erfahren kann. Hohe Potentiale der Energieeinsparung sind durch Dämmmaßnahmen bei Wohngebäuden gegeben, diese müssen jedoch den Eigentümern vermittelt werden.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Bereits intensive Hoher politische Änderungen des Er- Nutzung Nachholbedarf bei Beschlüsse zum neuerbare Energien regenerativer der Energieeffizienz Atomausstieg und Gesetzes Energien in der im Altbaubestand zur Nutzung der Region (öffentlich/privat) Windenergie im Bund und in Hessen Klare Positionierung Begrenzte Ständige Weiterent- Kaum Planungssi- des Knüll im Bereich Außenwirkung von wicklung des Know- cherheit bei Holz- Holz; positive Angeboten des How bei lieferverträgen, Ver- Wirkung der Info- naturkraft-region regenerativen sorgungssicherheit und Weiterbildungs- Energien bei Abhängigkeit Angebote der vom Weltmarkt naturkraft-region fraglich Kompetenzen bei Wenig Interesse an Akzeptanz der Beratung quartiersbezogenen regenerativer vorhanden, oder Energien in der Netzwerkbildung in dorfübergreifenden Bevölkerung ist der Region Energiekonzepten hoch Regionale Wert- Lokal hoher Druck Weiterentwicklung schöpfung durch auf landwirtschaftli- des Anbaus von Nutzung von che Flächen alternativen Biomasse für Energiepflanzen Biogasanlagen Intensive Nutzung Preise für fossile Preise für Energie regenerativer Energien steigen aus Biomasse stei- Energien im gen, Rentabilität von öffentlichen wie im Anlagen ist privaten Bereich gefährdet Koordinierende Weiterentwicklung Demografische Ent- Energieberater in von Dämmtechniken wicklung wirkt sich der Landkreisen eröffnet hohe hemmend auf Ge- vorhanden Potentiale der bäudesanierungs- Energieeinsparung rate aus Erste Infrastruktur Flächendeckende Stetige Geringe Akzeptanz für E-Mobilität Infrastruktur E-Mobi- Verbesserung der der Technik und vorhanden lität fehlt technischen Mög- Fahrzeuge lichkeiten

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Priorisierte Handlungsbedarfe:  Weiterführung der Beratungsaktivitäten zur Verstärkung der Nutzung regenerati- ver Energien und Durchführung von Energieeinsparmaßnahmen im privaten Be- reich  Gezielte Motivation zur Prüfung und Realisierung von quartiersbezogenen oder dorfübergreifenden Energiekonzepten  Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die positiven Beispiele des naturkraft-netzes  Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität, Anstoß der Nutzung von E-Mobilen von Betrieben und Kommunen

4.12.7 Verkehr und Mobilität Der Knüll präsentiert sich als zentral gelegene Mittelgebirgsregion, die auch zukünftig von der guten überregionalen Anbindung an die Autobahnen profitieren kann. Gleich- zeitig führt die gute Anbindung jedoch auch zu Belastungen, die interne Erschließung über den ÖPNV ist lückenhaft und korrespondiert nicht mit den demographischen Ent- wicklungen. In einzelnen Kommunen werden die vorhandenen Lücken bereits über ein ehrenamtliches Bürgerbusangebot aufgefangen.

Stärken Schwächen Chancen Risiken zentrale Lage in der relative Ferne zu zunehmende Konkurrenz zu Mitte Deutschlands den Wirtschafts- und Mobilität der anderen Regionen und Europas Verdichtungsräumen Gesellschaft hervorragende Er- fehlende Anbindung Fernbusangebote Lärm- und Schad- reichbarkeit über die an den Schienen- stoffbelastung durch Bundesautobahnen verkehr hohes Verkehrsauf- kommen Funktionierende eh- Lücken im ÖPNV- Elektronische Abhängigkeit der renamtliche Bürger- Angebot Lösungen für Senioren von PKW bus-Angebote Mitfahrangebote zur Sicherung ihrer Versorgung

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Nutzung der elektronischen Lösungen für Mitfahrangebote zur Verbesserung der Mobilität für junge Zielgruppen  Flächendeckender Ausbau der ehrenamtlichen Bürgerbus-Angebote zur Verbesserung der Mobilität für ältere Zielgruppen  Abstimmung und Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsarten

4.12.8 Infrastruktur Die Wohnqualität im Knüll ist vom Grundsatz gut, leidet jedoch an dem Rückgang der Infrastruktur aus der Fläche. Insbesondere die ärztliche Versorgung ist zunehmend ge- fährdet, da für ländliche Hausarztpraxen fast keine Nachfolger gefunden werden kön- nen. Die ortsgebundenen Nahversorgungsangebote haben sich weiter aus der Fläche und den Dörfern zurückgezogen, dafür gibt es ein breites, jedoch häufig wenig bekann- tes Angebot an rollenden Läden. Die Breitbandversorgung ist zum jetzigen Zeitpunkt nur mäßig ausgebaut, wird jedoch auf Ebene von Nordhessen unter Beteiligung der öffentli- chen Träger bis 2020 flächendeckend ausgebaut.

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Stärken Schwächen Chancen Risiken Initiativen und Zunehmender Leer- Gesellschaftliches Wertverfall der Im- Projekte zur Ver- stand in den Dörfern Interesse am mobilien in den Dör- mittlung leer- beeinträchtigt die „Landleben“ und fern stehender Bausub- Lebensqualität und Wohnen auf dem stanz vorhanden gefährdet Infrastruk- Land tur hohe Wohnqualität Dorfkerne bieten Dorferneuerungs- Unterauslastung von z.T. keine programm Infrastrukturen (z.B. attraktiven Wasserver- und - Grundstückszu- entsorgung) führt zu schnitte höheren Betriebs- kosten und steigen- den Gebühren MORO-Studie im Nachfolger für Neue Konzepte für Ansprüche junger Landkreis Hersfeld- Hausarztpraxen sind ärztliche Versorgung Ärzte an Lebens- Rotenburg zeigt Lö- kaum zu sind bundesweit im und Arbeitsumfeld sungsansätze für finden,kritische Aufbau die ärztliche Ver- Masse an Patienten sorgung fehlt Breites Kaum noch Läden Integrations- Kein Interesse der Warenangebot in für den täglichen Konzepte für Handelsunter- den Kernstädten Bedarf in den kleinere Laden- nehmen an der und -orten Dörfern standorte Versorgung kleiner Orte , Online-Shopping Rollende Läden ver- Angebote der rollen- sorgen die Dörfer in den Läden sind häu- der Fläche fig nur wenig bekannt Schlechte regionale Ausbau der Breitband- Breitband- versorgung versorgung auf Nordhessenebene

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Aufwertung der Bausubstanz und beengter Grundstückszuschnitte in den Dörfern  Erprobung innovativer Konzepte zur Sicherung der Infrastruktur und insbeson- dere der ärztlichen Versorgung  Verbesserung der Erreichbarkeit der Kernstädte und –orte durch Bürgerbuskon- zepte und Mitfahrangebote  Durchführung von Pilotprojekten zur Nahversorgung; Einbindung rollender Läden  Entwicklung von Anwendungen für das Breitbandangebot

4.12.9 Regionalität, Kultur, Brauchtum Die regionale Identität des Knüll ist zum einen durch die handwerklichen und kulturellen Traditionen, zum anderen durch die zahlreichen kulturellen Initiativen geprägt. Traditio- nen wie z.B. das Backen im Backhaus haben sich über Jahrhunderte gehalten und wer- den derzeit von einer jungen Generation wiederentdeckt und neu belebt – bis hin zur Wiederherstellung alter Backhausstandorte. Damit werden hier Kenntnisse bewahrt und

Seite 36 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 gelebt, die auch für jüngere städtische Generationen von Interesse sind und die für einen Austausch genutzt werden können. Parallel hierzu gibt es eine Reihe aktiver kultureller Initiativen, die sich untereinander vernetzt haben und mit gemeinsamen Aktivitäten eine Breitenwirkung erzielen wollen.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Gelebte Traditionen Weitergabe der Großes gesell- in den Dörfern, z.B. Kenntnisse von alt schaftliches Backhaustradition, an jung Interesse am Trachten „Landleben“ Zahlreiche private Aufmerksamkeit für Verknüpfung von Sparmaßnahmen und öffentliche einzelne Angebote Kultur und der öffentlichen kulturelle Initiativen teilweise nur gering Tourismus Hand bedrohen vorhanden kulturelle Angebote Vernetzung der Kultur im Rahmen der „Landrosinen“

Priorisierte Handlungsbedarfe:  Nutzung des Interesses am „Landleben“ für positive Werbung für die Region  Anstoß eines Austausches zwischen Jung und Alt, Stadt und Land  Bewahrung der handwerklichen und kulturellen Traditionen und der dazugehöri- gen Infrastruktur  Unterstützung vorhandener und neuer Kulturinitiativen bei Aufbau und Weiterent- wicklung des Angebotes

4.12.10 Bürgerschaftliches Engagement Im Knüll gibt es ein reges Vereinsleben, das durch eine ausgeprägte Vereinsinfrastruktur gestützt wird. Durch den demographischen Wandel besteht jedoch die Gefahr, dass das vorhandene Angebot in den nächsten Jahren nicht aufrechterhalten werden kann, da weniger Akteure mit einem höheren Durchschnittsalter aktiv sind. Parallel hierzu etablie- ren sich neue Formen des Ehrenamtes: Jüngere Menschen haben eher Interesse an projektbezogenen Aktivitäten, gleichzeitig entstehen durch die Vielzahl älterer Menschen und sich ändernder Familienstrukturen die Aufgabe, soziale Bedürfnisse über Nachbar- schaftshilfe aufzufangen.

Stärken Schwächen Chancen Risiken Ausgeprägtes, Vereinsstrukturen Die Anzahl der Durch den demo- aktives sind kaum noch at- aktiven Senioren graphischen Wandel Vereinsleben traktiv nimmt zu ist eine weitere Aus- dünnung der Ange- bote zu erwarten In fast allen Dörfern Hohe Betriebs- Bereitschaft von Finanzieller Druck Gemeinschafts- kosten aufgrund des Vereinen/Vereins- auf die Kommunen räume vorhanden schlechten Ausbau- gemeinschaften zur stellt Gemein- standards bei Ge- Übernahme von schaftsangebote in meinschaftsräumen Gemeinschafts- Frage einrichtungen

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Erste Starke Hohe Bereitschaft Der Anteil der pfle- Nachbarschafts- Konzentration des zum sozialen genden hilfen / Ehrenamtes auf Ehrenamt Angehörigen wird Generationenhilfen einzelne Personen vorhanden perspektivisch vorhanden zurückgehen Koordinatoren für Nachbarschaft- / Generationenhilfe in beiden Landkreisen

Priorisierte Handlungsbedarfe:

 Flächendeckender Aufbau von Angeboten von Nachbarschaftshilfen / Generatio- nenhilfen, Kooperation der Angebote untereinander  Überprüfung der Handlungsbedarfe bei Vereinen, Flexibilisierung der Vereinsstrukturen  Stärkung des Miteinanders durch Orte der Begegnung

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5 Regionale Strategie

5.1 Leitbild Das Leitbild der Region Knüll trägt zur Stärkung der regionalen Identität bei und dient allen an der Entwicklung der Region beteiligten Akteuren aus Politik, Verwaltung und Privatwirtschaft sowie den Vereinen und Privatpersonen zur gemeinsamen strategischen Positionierung. Es ist Grundlage des kooperativen Handelns im Knüll.

Der Knüll ist für Jung und Alt eine attraktive Region zum Leben und Arbeiten, bietet eine gute Infrastruktur und Nahversorgung sowie Generationen übergreifende Netzwerke, die den Folgen des demographischen Wandels entgegenwirken. Die Mobilität im Knüll ist für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und ökologisch verträglich. Die Kulturlandschaft des Knüll ist Grundlage für eine nachhaltige regionale Wertschöp- fung, die regionaltypischen Dörfer zeigen ihre Zukunftsfähigkeit durch energieeffiziente Gebäude und Netze zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die abwechslungsreichen Naturräume und die vielfältigen kulturellen Initiativen sind Ausgangspunkt für einen qualitativ hochwertigen Tourismus. Betriebe und Unternehmen in der Region können auf qualifizierte Arbeitnehmer zurückgreifen und arbeiten aktiv an ihrer eigenen Zukunftsfähigkeit.

Der Knüll ist eine zukunftsfähige, wettbewerbsfähige und nachhaltige Region!

5.2 Entwicklungsstrategie Bereits im Entwicklungskonzept der Region Knüll aus dem Jahr 2007 wurden drei Ent- wicklungsziele zu den wichtigsten Handlungsbedarfen im Knüll formuliert. In der vorlie- genden Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes sind die Entwicklungsziele weiterhin gültig. Sie werden jedoch konkretisiert und mit den Erfordernissen der regionalen Ent- wicklung in Einklang gebracht.

Entwicklungsziel 1: Zukunftsfähigkeit Erhalt und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Knüll durch soziales, kultu- relles und bürgerschaftliches Engagement sowie innovative Konzepte für Versorgung, Infrastruktur und Mobilität Entwicklungsziel 2: Wettbewerbsfähigkeit Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Knüll durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und Qualifizierung von Unternehmen und Arbeitskräften Entwicklungsziel 3: Nachhaltigkeit Nachhaltige Entwicklung des Knüll durch zielgerichtete Energiekonzepte für Siedlungen sowie Nutzung und Inwertsetzung der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft

Die benannten Entwicklungsziele stehen gleichberechtigt nebeneinander und greifen hierbei die Schwerpunkte und ermittelten Handlungsbedarfe aus der Bedarfs- und SWOT-Analyse auf. Der integrierte Ansatz aus der letzten Förderperiode soll an dieser Stelle weitergeführt werden, damit die angemessene Entwicklung der Region vorange- trieben werden kann. Durch die enge Verknüpfung der in 5.3 beschriebenen Hand-

Seite 39 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 lungsfelder stellt sich der Knüll breit auf und ermöglicht eine positive Entwicklung gemäß den Zielen der ländlichen Entwicklung.

Entwicklungsziel 1: Erhalt und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Knüll durch soziales, kulturelles und bürgerschaftliches Engagement sowie inno- vative Konzepte für Versorgung, Infrastruktur und Mobilität Der demographische Wandel bleibt die größte Herausforderung für die zukünftige Ent- wicklung des Knüll: auch wenn die Region durchaus attraktiv für junge Menschen ist, ergeben sich die Handlungsbedarfe zunächst mit der Situation der Älteren. Hier gilt es, auf verschiedensten Ebenen neue Konzepte zu erarbeiten, um die Zukunfsfähigkeit des Knüll als Wohn- und Lebensstandort zu erhalten: Lebensqualität entsteht insbesondere durch das Miteinander in den Dörfern, das derzeit neu ausgerichtet wird. Die Entwicklung von Versorgung, Infrastruktur und Mobilität sind eng miteinander verwoben und können durch technische Entwicklungen neue Impulse bekommen.

Entwicklungsziel 2: Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Knüll durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und Qualifizierung von Unter- nehmen und Arbeitskräften Den Knüll als Wirtschaftsstandort zu erhalten und weiterzuentwickeln, ist ein wesentli- cher Ansatz für die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren. Die kleinteilige Wirtschaftsstruktur ist dabei Chance und Hürde zugleich: Die gezielte Ansprache von kleinen Unternehmen für Maßnahmen gestaltet sich einerseits aufwändi- ger, andererseits sind in unabhängigen Betrieben eher Gestaltungsmöglichkeiten vor- handen. Existenzgründungen sollen gezielt gefördert werden, um die vielfältige Betriebs- struktur im Knüll zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der Tourismus ist dabei ein wichti- ger Wirtschaftsfaktor, der über Ausbaupotentiale verfügt. Gerade im wirtschaftlichen Sektor lassen sich die anstehenden Aufgaben nicht auf die Region beschränkt umset- zen: Durch die Kooperation mit den Nachbarregionen können Strukturen gezielter und effektiver ausgebaut werden.

Entwicklungsziel 3: Nachhaltige Entwicklung des Knüll durch zielgerichtete Ener- giekonzepte für Siedlungen sowie Nutzung und Inwertsetzung der vielfältigen Na- tur- und Kulturlandschaft Die nachhaltige Entwicklung des Knüll ist weiterhin ein zentrales Anliegen, wenngleich sich hier in den letzten Jahren die regionale Wertschöpfung insbesondere durch die Nut- zung von Biomasse für die Energiegewinnung deutlich positiv entwickelt hat. Gerade im Bereich der Siedlungen und bei der Bausubstanz zeigen sich jedoch noch umfangreiche Potentiale für Energieeinsparungen und innovative Konzepte der Energienutzung und – erzeugung, die gemeinsam mit den Nachbarregionen angestoßen werden können. Die Natur- und Kulturlandschaft ist eine wesentliche Grundlage für alle Aktivitäten im Knüll: Identitätsstiftend für die Einwohner, Ausgangspunkt für touristische Angebote, Basis für land- und forstwirtschaftlichen Erwerbsarbeit. Daher muss hier ein besonderes Augen- merk auf eine behutsame Nutzung gelegt werden. Die Entwicklungsstrategie der Region Knüll mit ihren Entwicklungszielen unterstützt die übergeordneten Ziele der ländlichen Entwicklung in Hessen und die hessischen Quer- schnittsthemen. Die Entwicklungsziele im Knüll, die mit Zukunftsfähigkeit, Wettbewerbs- fähigkeit und Nachhaltigkeit zusammengefasst werden, leisten folgenden Beitrag:

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1 Bevölkerungs- und demografische Entwicklung 1.1 Den demografischen Wandel aktiv gestalten und Zukunftsfähigkeit soziale Innovationen fördern 1.2 Bildungsbedarfe ermitteln und befriedigen Zukunftsfähigkeit; Wettbewerbsfähigkeit 2 Infrastruktur, Nahversorgung und Daseinsvorsorge 2.1 Angepasste Modelle der Grundversorgung Zukunftsfähigkeit 2.2 Erhalt und Entwicklung einer bedarfsgerechten Zukunftsfähigkeit Versorgungsinfrastruktur 3 Siedlungsentwicklung 3.1 Anpassung und Weiterentwicklung der Bau- und Zukunftsfähigkeit Siedlungsstruktur zur Stärkung der Innenentwicklung 4 Klimaschutz 4.1 Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien Nachhaltigkeit fördern 5 Ländliche Wirtschaft und Beschäftigung 5.1 Potenziale für die heimische Wirtschaft nutzen – Wettbewerbsfähigkeit Arbeitsplätze für Frauen und Männer schaffen und sichern 5.2 Intensivierung und Erweiterung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit Zusammenarbeit in Handel, Handwerk und Gewerbe 6 Erschließung neuer Einkommensquellen für die Land- und Forstwirtschaft 6.1 neue Produkte, Vermarktungswege und Wettbewerbsfähigkeit; Dienstleistungen Nachhaltigkeit 7 Tourismus 7.1 Touristische Infrastruktur und Angebote Wettbewerbsfähigkeit weiterentwickeln 7.2 Regionale Kooperationen der touristischen Wettbewerbsfähigkeit Arbeitsgemeinschaften und Destinationen stärken 7 Kultur und regionale Identität 7.1 Erhalt und Inwertsetzung des kulturellen und Zukunftsfähigkeit; landschaftlichen Erbes Nachhaltigkeit 7.2 Stärkung der gemeinsamen Identität und des Wir- Zukunftsfähigkeit Gefühls 8 Netzwerke, Entwicklungsinitiativen und bürgerschaftliches Engagement 8.1 Stärkung der regionalen und örtlichen Ebenen Zukunftsfähigkeit 8.2 Stärkung der bürgerschaftlichen Aktivitäten Zukunftsfähigkeit 9 Querschnittziele Innovation ermöglichen Wettbewerbsfähigkeit; Nachhaltigkeit Umweltschutz Nachhaltigkeit Eindämmung des Klimawandels Nachhaltigkeit Stärkung der Stadt-Land-Beziehung Zukunftsfähigkeit Qualität steigern, z. B. durch Zertifizierungen Wettbewerbsfähigkeit

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Die vorliegende Entwickicklungsstrategie mit den Entwicklungszieleelen knüpft an die vorhandenen inhaltlichenn Schwerpunkte der Dorfentwicklung in den ini Kap. 4.11 aufge- führten Dörfern und Gemmeinden und des Stadtumbaus in Hessen im Rahmen des Inte- grierten Handlungskonzepeptes des Zweckverbandes Schwalm-Eder-MMitte an. Sie steht in Kohärenz zur touristischehen Destination GrimmHeimat Nordhessen. AAnknüpfungspunkte zu den Förderkulissen deses EFRE und des ESF sind gegeben.

Aus der SWOT- und Bededarfsanalyse, dem Leitbild und der Entwickcklungsstrategie und unter Berücksichtigung derde Verflechtungen der Handlungsbedarfe untereinanderun lassen sich fünf Handlungsfelderer (HF) ableiten:

1. Miteinander von JungJu und Alt mit sozialen Angeboten für alle GGenerationen 2. Mobilität, Versorgugung und Infrastruktur in der Fläche 3. Arbeit, Ausbildungg und Qualifizierung (in Wirtschaft, Tourismusus, Landwirtschaft) 4. Erlebnis- und Toururismusregion Knüll mit den Schwerpunkten KulturK und Natur 5. Regionale Wertschchöpfung durch nachhaltige Siedlungsentwickcklung und Landnutzung für EnergieE und Vermarktung

5.3 Handlungsfelderr

HF 1: Miteinander von JungJu und Alt mit sozialen Angeboten für alalle Generationen Der Zusammenhalt zwiscschen Jung und Alt spielt eine entscheidendnde Rolle, wenn zu- künftig die Anforderungenen der demographischen Entwicklung gemeieistert werden müs- sen. Mit der Einrichtung vonv Generationen- bzw. Nachbarschaftshilfeilfen wurde in einzel- nen Kommunen Wege auufgezeigt, trotz sich ändernder Familienstruktkturen ein funktionie- rendes Gemeinschaftsgefefüge zu erhalten. Neben ganz konkreten HilfenH für Senioren, z.B. bei Schaffung von gegeeigneten Wohnformen und der Beratung vonvo Senioren, soll im

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Knüll der Focus aber weiterhin auf allen Generationen liegen: Sei es durch Angebote, die sich speziell an Jugendliche richten oder durch die Stärkung und Einrichtung von Orten der Begegnung – wie z.B. durch die strukturelle und energetische Weiterentwicklung der Gemeinschaftshäuser, die mittlerweile in vielen Dörfern als einzige öffentliche Infra- struktur verblieben sind. Folgende priorisierten Handlungsbedarfe aus der SWOT-Analyse sind für das Hand- lungsfeld von Bedeutung:

 Ausbau von Dienstleistungs- und Versorgungsangeboten für ältere Menschen  Attraktivierung der Region für junge Menschen  Schaffung von attraktiven Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen  Nutzung des Interesses am „Landleben“ für positive Werbung für die Region  Anstoß eines Austausches zwischen Jung und Alt, Stadt und Land  Flächendeckender Aufbau von Angeboten von Nachbarschaftshilfen  Überprüfung der Handlungsbedarfe bei Vereinen, Flexibilisierung der Vereinsstrukturen  Stärkung des Miteinanders durch Orte der Begegnung

Handlungsfeldziel/ Indikatoren Ziel- Ziel- Teilziel größe Termin Angebote für junge Menschen schaffen und sichern Sicherung und Schaffung von Zahl der Jugendräume und 2 2016 Räumen für Jugendliche -Häuser 2 2018 Etablierung neuer Formen der Zahl der Workshops 1 2017 „Regionserkundung“ mit jungen Aufbau eines dauerhaften 1 2018 Menschen Angebotes Ehrenamt stärken Einrichtung und Etablierung von Zahl der unterstützten 3 2018 Nachbarschafts- und Hilfen Generationenhilfen Durchführung von Konzepten zur Durchgeführte Konzepte 1 2017 Weiterentwicklung von Vereinen Anlässe zur Begegnung schaffen Schaffung und Unterstützung von Zahl der Angebote 2 2015 Orten der Begegnung (Häuser und 5 2018 Freiräume) Schaffung und Sicherung von Zahl der Angebote 2 2018 Freizeitangeboten Sicherung und Neuaufbau der Zahl der Standorte 4 2018 Backhäuser als Orte der Begegnung Wohnangebote für verschiedene Zielgruppen etablieren Schaffung und Sicherung von Zahl der unterstützten 2 2018 Angeboten für Seniorenwohnen Angebote Gezielte Beratung zum „Wohnen im Zahl der Konzepte 1 2019 Alter“ etablieren HF 2: Mobilität, Versorgung und Infrastruktur in der Fläche

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Mit dem Anstieg des Altersdurchschnitts in der Bevölkerung steigt auch die Bedeutung eines ausreichenden Infrastrukturangebotes in den Dörfern, das neben der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen auch soziale Funktionen übernimmt (HF 1). Eine hohe Priorität hat hierbei die medizinische Versorgung für die es mittlerweile innovative An- sätze zur Angebotssicherung gibt, die auch im Knüll zum Tragen kommen sollen. Da das Versorgungsangebot an vielen Stellen schon stark ausgedünnt ist und eine flächende- ckende Versorgung nicht realistisch erscheint, kommt dem Erhalt der Mobilität auf Grundlage von innovativen, partnerschaftlichen Konzepten eine ebenso große Bedeu- tung zu. Parallel hierzu sollen punktuell stationäre Nahversorgungsangebote mit innova- tiven Konzepten geschaffen und mobile Versorgungsangebote unterstützt werden. Folgende priorisierten Handlungsbedarfe aus der SWOT-Analyse sind für das Hand- lungsfeld von Bedeutung:

 Ausbau interkommunaler Strukturen zur Erhaltung der Daseinsvorsorge  Konzeptentwicklung zur Sicherung von Grundversorgung und Infrastruktur  Nutzung der elektronischen Lösungen für Mitfahrangebote  Flächendeckender Ausbau der ehrenamtlichen Bürgerbus-Angebote  Abstimmung und Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsarten  Innovative Konzepte zur Sicherung der Infrastruktur / der ärztlichen Versorgung  Erreichbarkeit der Kernstädte und –orte durch Bürgerbuskonzepte und Mitfahrangebote  Durchführung von Pilotprojekten zur Nahversorgung; Einbindung der rollenden Läden  Entwicklung von Anwendungen für das Breitbandangebot

Handlungsfeldziel/ Indikatoren Ziel- Ziel- Teilziel größe Termin Innovative Projekte für Versorgung und Infrastruktur anstoßen Durchführung eines interkommunalen Zahl der Pilotprojekte 1 2015 Pilotprojektes zur ärztlichen Zahl weiterer Angebote 3 2018 Versorgung Innovative Nahversorgungsangebote / Zahl der Läden 3 2019 Läden realisieren Unterstützung von rollenden Läden Zahl der Konzepte 1 2016 Aufbau von Breitbandanwendungen Zahl der Anwendungen 2 2020 in unterschiedlichen Anwendungsbereichen Nachhaltige Mobilität fördern Unterstützung des Aufbaus eines Durchführung 1 2015 Mitfahrsystems Werbeaktion Aufbau von Bürgerbusangeboten zur Regionales Konzept 1 2015 Ergänzung des ÖPNV Zahl der 4 2017 Bürgerbusangebote Ausbau der Infrastruktur für E- Zahl der zusätzlichen 2 2016 Mobilität Schnelladesäulen Weitere Projekte 2 2016 Infrastruktur E-Mobilität

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HF 3: Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung (in Wirtschaft, Tourismus, Landwirt- schaft) Ein Großteil der Arbeitsplätze im Knüll wird - in Wirtschaft, Tourismus (HF 4), Landwirt- schaft (HF 5) - durch kleine Unternehmen und Betriebe bereitgestellt, die einerseits fle- xibel und unabhängig agieren können, andererseits zunächst aufwändig für Maßnahmen gewonnen werden müssen. Gleichzeitig ist ein großer Bedarf an Beratung, Qualifizierung und Qualitätsmanagement - sowohl bei den Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern – festzustellen. Der Aufbau von Beratungsangeboten und das Angebot von Qualifizie- rungsmaßnahmen dienen letztlich nicht nur der Weiterentwicklung der Betriebe und Ak- teure, sondern darüber hinaus auch einer stärkeren Abstimmung und Vernetzung inner- halb der Region und mit den Nachbarregionen. Durch Existenzgründungen und die Un- terstützung kleiner Betriebe sollen Arbeitsplätze erhalten und neu geschaffen werden. Folgende priorisierten Handlungsbedarfe aus der SWOT-Analyse sind für das Hand- lungsfeld von Bedeutung:

 Nutzung der weichen Standortfaktoren im Wettbewerb mit Konkurrenzstandorten  Stärkung/ Beibehaltung der mittelständischen Struktur  Förderung von Existenzgründungen  Unterstützung von Betriebsinhabern bei der Suche nach Betriebsnachfolgern  Schaffung einer zentralen Stelle für Bildungsberatung  Stärkung des Austausches zwischen Schulen und Betrieben  Nach- und Teilqualifizierung von Arbeitskräften  Fachliche Qualifizierung im Tourismus mit Weiterbildung zur Region verknüpfen

Handlungsfeldziel/ Indikatoren Ziel- Ziel- Teilziel größe Termin Qualifizierung für die Region ermöglichen Verbesserung der Beratung von Aufbau Bildungsberatung 1 2015 Bildungssuchenden Qualifizierte Berater 3 2016 Qualifizierung der Akteure im Zahl der Workshops 3 2015 Tourismus Betriebe und Unternehmen zukunftsfähig machen Förderung von Kleinstbetrieben Geförderte Betriebe 10 Ab 2015 und Existenzgründungen Sicherung der Arbeitsqualität in Zahl der beratenen Betriebe 8 2016 vorhandenen Betrieben durch Kompetenzmanagement Durchführung von Beratungen Aufbau einer 1 2015 zur Betriebsnachfolge Beratungsstelle Zahl der beratenen Betriebe 6 2016

HF 4:Erlebnis- und Tourismusregion Knüll mit den Schwerpunkten Kultur und Natur Der Knüll bietet Einheimischen und Besuchern zahlreiche Erlebnisangebote, die zwi- schen Kultur und Natur angesiedelt sind: Ob im Wildpark Knüll, bei thematischen Wan- derwegen oder Aktivitäten zu Märchen und Kultur. Diese Angebote gilt es durch Investi- tionen und Weiterbildung (HF3) qualitativ aufzuwerten und weiter auszubauen, um mit einem dichten Netz an Angeboten eine offensive Vermarktung zu ermöglichen und sich

Seite 45 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 als Region thematisch zu positionieren. Mit der technischen Entwicklung der E-Mobilität ergibt sich zudem die Möglichkeit, das Mittelgebirge u.a. auch für Freizeit-Radler ver- stärkt – z.B. durch inhaltliche Routen - zu erschließen und gleichzeitig eine neue Mobili- tätsform zu etablieren (HF 2+ 5). Intensiver Handlungsbedarf besteht bei der qualitativen Weiterentwicklung von Gastronomie und Beherbergung – auch in den Bereichen Wohn- mobil- und Camping-Tourismus, damit von den touristischen Angeboten die regionale Wertschöpfung profitiert. Durch die innovative Nutzung leerstehender Bausubstanz für den Ausbau von Ferienwohnungen kann zumindest punktuell dem drohenden Leerstand begegnet werden (HF 5). Folgende priorisierten Handlungsbedarfe aus der SWOT-Analyse sind für das Hand- lungsfeld von Bedeutung:

 Fachliche Qualifizierung im Tourismus mit Weiterbildung zur Region verknüpfen  Etablierung des Alleinstellungsmerkmals ‚Rotkäppchenland’  Weitere Verankerung des Themenfeldes Rotkäppchen  Weiterer Ausbau des Segments „Wandern / Naturerlebnis“  Nutzung der Chancen der E-Mobilität in der hügeligen Mittelgebirgsregion  Passende Natur- und Ortskulisse für Aktivthemen nutzen  Qualitative Aufwertung der touristischen Leistungen durch Weiterbildung der Ak- teure  Nutzung des Interesses am „Landleben“ für positive Werbung für die Region  Anstoß eines Austausches zwischen Jung und Alt, Stadt und Land  Bewahrung der handwerklichen und kulturellen Traditionen  Unterstützung vorhandener und neuer Kulturinitiativen

Handlungsfeldziel/ Indikatoren Ziel- Ziel- Teilziel größe Termin Angebote für Radfahren und E-Biken ausbauen Aufbau einer E-Bike-Region im Knüll Erarbeitung Gesamtkonzept 1 2015

Ausweisung Pilot-Route 1 2016 Ausweisung weiterer Routen 4 2018 Einrichtung zusätzlicher

Infrastruktur-Standorte 4 2017 Aufwertung der Qualität und Zahl der durchgeführten 5 2017 Infrastruktur vorhandener Radwege Maßnahmen Qualität der Wanderangebote ausbauen Verbesserung der Wegemarkierung Erarbeitung Gesamtkonzept 1 2016

Markierte Strecken- oder Rundwege 15 2018 Schaffung von Anlaufpunkten für Zahl der Attraktionen 3 2016 Wanderer Aufwertung der Wanderparkplätze Zahl der Parkplätze 8 2017 Realisierung thematischer Zahl der Wege 3 2018 Streckenwege Realisierung thematischer Zahl der Wege 5 2019 Rundwanderwege Angebote für Natur- und Kulturerleben ausbauen

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Ausbau kultureller Angebote in der Zahl der unterstützten 5 2020 Region Angebote Entwicklung märchenspezifischer Zahl der entwickelten 5 2018 Aktivitäten und Angebote Angebote Qualifizierung von Naturführern für Zahl der ausgebildeten 10 2016 die Region Führer Vermarktung des historisch- Zahl der Aktivitäten 3 2017 kulturellen Angebotes Weiterentwicklung des Wildpark Zahl der Maßnahmen 3 2015- Knüll 2019 Aufbau außerschulischer Lernorte Zahl der Standorte 2 2017 Ausbau von Gastronomie- und Beherbergungsangeboten fördern Förderung des Ausbaus von Geförderte Betriebe 5 2015- Übernachtungs- und 2020 Gastronomieangeboten Förderung der Einrichtung von Geförderte Standorte 3 2017 Anlagen von Wohnmobilisten und Campern Nutzung leerstehender Bausubstanz Geförderte Standorte 5 2019 für Ferienwohnungen

HF 5: Regionale Wertschöpfung durch nachhaltige Siedlungsentwicklung und Landnutzung für Energie und Vermarktung Im Knüll sind weiterhin Potentiale für regionale Wertschöpfung, z.B. im Energiesektor vorhanden: in den letzten Jahren konnte die Nutzung von Bioenergie deutlich erhöht werden, dafür besteht im Bereich der Siedlungen noch deutlicher Handlungsbedarf – sei es bei der gemeinsamen Nutzung von regenerativen Energien, dem Aufbau von Nahwärmnetzen oder der energetischen Sanierung von Gebäuden. Für die Weiterentwicklung der Nutzung regenerativer Energien und Maßnahmen der Energieeinsparung ist die Region offen und fördert diese bei Kommunen, Privaten und Betrieben auch und nicht zuletzt unter dem Aspekt des Klimaschutzes. Mit Blick auf den wachsenden Leerstand gilt es, diesem durch die Restrukturierung und Aufwertung der Ortskerne, z.B. im Rahmen von innerörtlichen „Flurbereinigungen“, entgegenzuwirken. Mit der Weiterentwicklung der E-Mobilität (HF 2) sollen nachhaltige Mobilitätsformen und deren Nutzung u.a. von kommunaler und gewerblicher Seite angestoßen werden. Zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft bietet sich der Ausbau der Vermarktung regionaler Produkte an, die bestenfalls auf traditionelle Bewirtschaftungsformen zurückgehen. Ebenso soll geprüft werden, wie verstärkt traditionelle Nutzungsformen aufgegriffen wer- den können um neue Perspektiven in der energetischen Nutzung und der energetischen Sanierung zu eröffnen und gleichzeitig das traditionelle Landschaftsbild der Kulturland- schaft zu erhalten. Folgende priorisierten Handlungsbedarfe aus der SWOT-Analyse sind für das Handlungsfeld von Bedeutung:

 Gezielte Förderung der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte  Stärkere Orientierung auf die eigene Region bei der Vermarktung land- und forstwirtschaftlicher Produkte  Diversifizierung der Produktpalette an regionalen Produkten  Beweidung von Bachtälern und Restflächen

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 Wiedereinführung traditioneller, wertschöpfender Landnutzungsformen  Beratungsaktivitäten zur Verstärkung der Nutzung regenerativer Energien und Durchführung von Energieeinsparmaßnahmen im privaten Bereich  Prüfung und Realisierung von dorfübergreifenden Energiekonzepten  Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die positiven Beispiele des naturkraft-netzes  Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität  Aufwertung der Bausubstanz und beengter Grundstückszuschnitte in den Dörfern

Handlungsfeldziel/ Indikatoren Ziel- Ziel- Teilziel größe Termin Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz fördern Motivation der Dörfer zur Nutzung Zahl der durchgeführten 2 2015 erneuerbarer Energien und zum Veranstaltungen Ausbau der Energieeffizienz Unterstützung von Anzahl 3 2018 Projektentwicklungen erneuerbare Projektentwicklungen Energien/ Energieeffizienz Durchführung von Aktivitäten am Zahl der Veranstaltungen 1x jähr- Ab 2015 naturkraft-netz lich Unterstützung der energetischen Zahl der sanierten 5 2019 Sanierung öffentlicher Gebäude als Gebäude Modellvorhaben Leerstand beseitigen Ortskernentwicklung zur Beseitigung Zahl der Konzepte 5 2018 des Leerstands Traditionelle Landnutzung und landwirtschaftliche Direktvermarktung fördern Realisierung der Kartierung, Pflege Realisierung 1 2015 und Nutzung der Streuobstbestände Gesamtkonzept Vermarktung traditioneller Zahl der realisierten 2 2016 landwirtschaftlicher und regional Projekte hergestellter Produkte Traditionelle Nutzung Entwicklung Konzepte 2 2017 landwirtschaftlicher Flächen im Knüll Veranstaltungen zur 2 2017 Information Realisierungen von Nut- 3 2019 zungen

5.4 Kooperation mit anderen Programmen und Gebieten Das vorliegende Entwicklungskonzept lässt sich nicht in einer Region lediglich aus Mit- teln des LEADER-Programmes realisieren. Vielmehr ist es notwendig, bei übergreifen- den Themen (insbesondere Wirtschaft, Tourismus, Energie, Mobilität) mit den angren- zenden Regionen zu kooperieren, um eine wirkungsvolle Projektumsetzung zu ermögli- chen. Ebenso ist es sinnvoll, bei einigen Maßnahmen andere Förderprogramme für die Projekt- umsetzung einzusetzen. Dies betrifft u.a. den Radwegebau (Finanzierung über GVFG) oder Strukturprojekte, die durch EFRE oder soziale Projekte, die durch ESF förderfähig sind. Darüber hinaus wird in den kommenden Jahren in einzelnen Kommunen eine För-

Seite 48 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 derung von Projekten über die Dorfentwicklung möglich sein: Aktuell in der Gemeinde Frielendorf und, falls eine Anerkennung als Dorfentwicklungsschwerpunkt erfolgt, zu- künftig auch in der Gemeinde Knüllwald. Bei folgenden Projekten ist eine Kooperation mit den LEADER-Nachbarregionen vorgesehen, Einzelheiten zu den Projekten sind im nachfolgenden Aktionsplan beschrie- ben:

Projekte Kooperierende LEADER-Regionen Nachqualifizierung Tourismus Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal Bildungsberatungs-Netzwerk- und Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal Qualifizierungsstelle zugehende Beratung Betriebsnachfolge Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal Lutherweg Hersfeld-Rotenburg Ars Natura Hersfeld-Rotenburg Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal, Fortbildung EEE-Dörfer Hersfeld-Rotenburg Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal, Fortführung Naturkraftnetz Hersfeld-Rotenburg Äpfelplan Schwalm-Eder Schwalm-Aue Streuobstinitiative Schwalm-Eder Schwalm-Aue Werbekampagne Flinc (EFRE) Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal Ausbau der Schnellladetechnik (EFRE) Schwalm-Aue, Mittleres Fuldatal

Die hessischen Regionalforen beabsichtigen in der Förderphase 2014 – 2020 zwei gebietsübergreifende LEADER-Kooperationsprojekte in der Trägerschaft des HRF e. V. durchzuführen:

Projekte Kooperierende LEADER-Regionen Qualifizierung des Regionalmanage- Hessische Regionalforen ments: Phase I: Wissenstransfer/Fortbildung Qualifizierung des Regionalmanage- Hessische Regionalforen ments: Phase II: Öffentlichkeitsarbeit

Zu allen Kooperationsprojekten liegen Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit vor.

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6 Aktionsplan Im vorliegenden Aktionsplan sind die bereits bekannten Projekte und Projektideen aufge- führt, die in den kommenden Jahren vorgesehen sind. Die Projekte wurden Projektbün- deln zugeordnet, um die inhaltlichen Schwerpunkte der Handlungsfelder zu verdeutli- chen. Die beschriebenen Startprojekte sind umsetzungsreif, hier sind Trägerschaft und Finan- zierung geklärt, eine Realisierung ist in 2015 vorgesehen. Bei weiteren Projekten sind Trägerschaft und/oder Realisierungszeitraum noch offen. Leuchtturmprojekte haben eine hohe Bedeutung für die Entwicklung der Region und gleichzeitig einen Pilotcharak- ter für weitere Maßnahmen. An den Meilensteinen misst sich die Umsetzung der jeweili- gen Handlungsfelder aufgrund des beispielhaften Charakters der jeweiligen Maßnah- men. Neben den Projekten im Rahmen der Handlungsfelder gilt es auch die Maßnahmen für die Begleitung des LEADER-Netzwerkes zu berücksichtigen, diese sind im Anschluss an die inhaltlichen Projekte dargestellt.

Handlungsfeld 1: Miteinander von Jung und Alt mit sozialen Angeboten für alle Generationen

Projektbündel: Junge Menschen im Austausch

Start- Villa Kunterbunt Knüllwald- Ausbau des ehemaligen Kindergartens zu projekt: Rengshausen (Meilenstein) einem Begegnungsort für Kinder und Jugendliche aus der Region, Realisierung Träger: Gemeinde Knüllwald von Freizeit- und Beratungsangeboten und generationenübergreifenden Projekten

Start- Bei Landtalenten leben Begeisterung von jungen Menschen für das projekt: Landleben durch die Möglichkeit, bei „Landtalenten“ auf ländlichen Höfen o.ä. mit Forst- und Umweltdienst zu leben und zu arbeiten. Aufbau einer Träger: Schwalm-Eder gemeinnützige Webseite zur Vermittlung zwischen Jung und GmbH Alt

Start- Jugendraum Knüllwald- Einrichtung eines neuen Jugendraumes projekt: Niederbeisheim durch das Aufstellen eines Holzhauses

Träger: Gemeinde Knüllwald

Weitere Jugendraum Knüllwald-Remsfeld Projekte: Jugendclub Homberg-Allmuthshausen Künstlerisches Forschungszentrum auf dem Land, Ottrau-Immichenhain Urbanes Landleben rund um den Mosenberg

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Projektbündel: Gemeinsam Leben und Helfen

Start- Umgestaltung des Dorfmittelpunktes Dorfmittelpunkt Holzhausen projekt: Holzhausen zu einem multifunktionalen Treffpunkt u.a. mit einem Bühnen- und Träger: Stadt Homberg /Efze einem Spielbereich

Weitere Vernetzung der Generationenhilfen im Knüll Projekte: Aufbau Nachbarschaftshilfe Oberaula Vereinsentwicklungskonzept Schwarzenborn DGH Homberg-Allmuthshausen Aufwertung Dorfgemeinschaftshäuser Seniorenwohnen Ottrau

Projektbündel: Freizeit und Begegnung

Weitere Haus der Reformation, Homberg Projekte: Backhaus Oberaula-Friedigerode Backhaus Knüllwald-Berndshausen Backhaus Frielendorf-Obergrenzebach Teichanlage Knüllwald-Ellingshausen Attraktivität Schwimmbäder Knüllwald

Handlungsfeld 2: Mobilität, Versorgung und Infrastruktur in der Fläche

Projektbündel: Innovative Projekte für Versorgung und Infrastruktur

Leucht- Medizinisches Sicherstellung der ärztlichen turm- Versorgungszentrum (MVZ) Versorgung von Schwarzenborn und projekt: Schwarzenborn - Knüllwald Knüllwald durch die Bereitstellung von Räumen und die Zusammenarbeit mit Stadt Schwarzenborn / Kliniken – das MVZ wird durch Träger: Gemeinde Knüllwald verschiedene Fachärzte und Allgemeinmediziner wechselnd besetzt

Weitere Breitbandanwendungen (Kooperation) Projekte:

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Projektbündel: Nachhaltige Mobilität

Start- Werbekampagne Flinc Verbesserung des Mobilitätsangebotes projekt: (Kooperation) durch die Unterstützung der internet- gestützten Mitfahrplattform „flinc“ im Kooperationsprojekt Schwalm- Knüll und im gesamten Schwalm-Eder- Träger: Aue, Knüll, Mittleres Fuldatal Kreis im Rahmen einer abgestimmten Werbekampagne

Start- Pilotprojekt Bürgerbus / AST Schaffung eines zusätzlichen projekt: (Meilenstein) Mobilitätsangebots in der Region zur Sicherung der Erreichbarkeit von Infrastruktur und Versorgungs- Nahverkehr Schwalm- Eder angeboten. 1. Phase: Abstimmung der Träger: Kommunale Organisations- Bedarfe mit den Kommunen, 2. Phase: gesellschaft mbH (NSE) Realisierung von Angeboten, unter Koordination der NSE

Weitere Ausbau der Schnellladetechnik (Kooperation) Projekte: Weiterentwicklung Bürgerbus Oberaula Weiterentwicklung Bürgerbusse Knüllwald Anstoß Bürgerbus Frielendorf

Handlungsfeld 3: Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung (in Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft)

Projektbündel: Qualifizierung für die Region

Start- Nachqualifizierung Tourismus Verbesserung der Servicequalität in projekt: (Kooperation) (Meilenstein) den touristischen Einrichtungen durch die Fort- und Weiterbildung des Starthilfe / DEHOGA / Personals in der touristischen Träger: TAG Rotkäppchenland Gästebetreuung und in der Gastronomie

Bildungsberatungs-Netzwerk- Schaffung einer zentralen Bildungs- Start- und Qualifizierungsstelle beratungs-Netzwerk- und projekt: (Kooperation) Qualifizierungsstelle im Schwalm-Eder- Kreis mit Aufbau einer Online- Bildungsberatungsstelle, die Aufgaben der Beratung und Vernetzung von Träger: VHS Schwalm-Eder Bildungsangeboten übernimmt.

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Projektbündel: Zukunftsfähige Betriebe und Unternehmen

Start- Zugehende Beratung Betriebs- Gezielte Beratung von Unternehmern projekt: nachfolge (Kooperation) und potentiellen Betriebsnachfolgern, um eine betriebliche Nachfolge frühzeitig und be-darfsgerecht zu Kreishandwerkerschaft planen, zu vereinbaren und erfolgreich Träger: Schwalm-Eder umzusetzen.

Weitere Förderungen von Existenzgründungen und Kleinstbetrieben Projekte: Kompetenzmanagement

Handlungsfeld 4: Erlebnis- und Tourismusregion Knüll mit den Schwerpunkten Kultur und Natur Projektbündel: Radfahren und E-Biken

Leucht- Schaffung eines Netzes von turm- E-Bike-Routen im Knüll thematischen E-Bike-Routen im Knüll: projekt: 1. Phase: Erarbeitung eines Grobkonzeptes für E-Bike-Routen im Knüll; 2. Phase: Ausbau einer 1. Route Träger: Knüll Touristik e.V. zum Thema Kirche / Reformation; 3. Phase: Realisierung weiterer E-Bike- Routen

Start- Ausbau eines Radweges im Bereich Radweg Frielendorf projekt: der Ferienwohnanlage Silbersee in Frielendorf zur Arrondierung der Träger: Gemeinde Frielendorf Routenführung und besseren Anbindung der Infrastruktur

Weitere Parkplatz Bahnradweg in Ottrau-Bahnhof Projekte:

Projektbündel: Wanderinfrastruktur und thematische Wege

Start- Errichtung eines Aussichtsturms als Rotkäppchenturm projekt: Ausflugsziel für Wanderer und Radfahrer und zur Information über Träger: Gemeinde Ottrau und Identifikation mit der Region

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Projekte: Wegemarkierung durch den Knüllgebirgsverein (KGV) Aufwertung Wanderparkplätze Rotkäppchensteig Ars Natura (Kooperation) Lutherweg (Kooperation)

Projektbündel: Natur und Kultur lernen und erleben

Start- Ausbau eines Burgbergmuseums auf Burgbergmuseum Homberg projekt: der Burg in Homberg zur Information über die Burganlage und die Stadtgeschichte; Steigerung der Träger: Stadt Homberg /Efze touristischen Attraktivität der Burganlage

Ausbildung Wanderführer / Ausbildungsmaßnahme für zertifizierte Start- Landschaftsführer Wanderführer / Landschaftsführer, die projekt: (Meilenstein) Teilnehmern auf den Wanderungen Zusammenhänge von Natur, Kultur Träger: Knüllgebirgsverein e.V. und Geschichte vermitteln können

Start- Außerschulischer Lernort Translozierung eines projekt: Kirchheim denkmalgeschützten Fachwerkhauses, Schul- und Kindergartenkinder erlernen dort im historischen Ambiente Träger: Museumsverein Kirchheim e.V. Tätigkeiten, die früher im Haushalt, in Werkstätten und in der Landwirtschaft ausgeübt wurden

Start- Wildpark Knüll: Waschbär- Verbesserung der Präsentation projekt: Gehege einheimischer Tiere im Wildpark, Ergänzung eines Waschbär-Geheges Träger: Naturzentrum Wildpark Knüll

Start- Vermarktung Inhaltliche Erarbeitung und Gestaltung projekt: Reformationsstadt Homberg einer Broschüre zur Reformations- Geschichte der Stadt Homberg mit Träger: Stadt Homberg / Efze dem Ziel der touristischen Bewerbung der Standorte der Reformation

Weitere Wildpark Knüll: Ergänzung (Eulen, Marder-Gehege) Projekte: Skulpturengarten Werkhof Großropperhausen

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Projektbündel: Gastronomie und Übernachtung

Start- Erweiterung Fahrradpension, Erweiterung der in 2004 errichteten projekt: Niederaula-Kerspenhausen Fahrradpension an der Fulda und am Fuldaradweg um eine Ferienwohnung Träger: Privat

Weitere Förderung von Ferienwohnungen, Gastronomie- und Projekte: Übernachtungsangeboten nach Bedarf Pension Fuldatal, 4 Ferienwohnungen, Niederaula Freizeitanlage Knüllwald-Appenfeld mit Wohnmobil-Platz Tour. Begegnungsstätte Knüllwald-Hausen Kultur- und Freizeitbauernhof Homberg-Hombergshausen Feriendorf GrimmHeimat

Handlungsfeld 5: Regionale Wertschöpfung durch nachhaltige Siedlungsentwicklung und Landnutzung für Energie und Vermarktung Projektbündel: Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Ortskernentwicklung

Start- Fortbildung EEE-Dörfer Information über die Möglichkeiten der projekt: (Kooperation) (Meilenstein) Nutzung von Erneuerbaren Energien und Effizienzmaßnahmen; Unterstützung und Motivation von Kooperationsprojekt Schwalm- Dorfinitiativen bei der Realisierung von Träger: Aue, Knüll, Mittleres Fuldatal, dorf- oder quartiersbezogenen Hersfeld-Rotenburg Konzepten zur Energieeinsparung und regenerativen Energieerzeugung

Start- Fortführung naturkraftnetz Durchführung von Veranstaltungen am projekt: (Kooperation) naturkraft-netz, dem Informationsnetzwerk für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der Kooperationsprojekt Schwalm- naturkraft-region, zur Information über Träger: Aue, Knüll, Mittleres Fuldatal, EE-Erzeugungsarten und Hersfeld-Rotenburg Effizienzmaßnahmen

Weitere Energ. Sanierung öffentlicher Gebäude (z.B. in Knüllwald) Projekte: Revitalisierung Ortskern Frielendorf-Spieskappel

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Projektbündel: Traditionelle Landnutzung

Start- Äpfelplan Schwalm-Eder Bestandserfassung und laufende projekt: (Kooperation) Zustandsbeschreibung der Streuobstbestände im Schwalm-Eder- Forst- und Umweltdienst Träger: Kreis durch den Aufbau einer Schwalm-Eder gGmbH interaktiven Internetplattform

Start- Streuobstinitiative Schwalm- Pflege und Ernte vorhandener projekt: Eder (Kooperation) Streuobstwiesen, Aufbau einer Verarbeitungs- und Vermarktungsstruktur für das Obst, Forst- und Umweltdienst Träger: insbesondere durch die Versaftung von Schwalm-Eder gGmbH Äpfeln, Entwicklung einer regionalen Produktmarke

Weitere Niederwald - Randholz für den Knüll Projekte: Machbarkeitsstudie Knüllweide-Projekt

Begleitung des LEADER-Prozesses

Projekt: Binnenmarketing Durchgehende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Domainkosten, Pflege und Aktualisierung des Träger: LAG Knüll Internetauftritts, Erstellung von Printmedien

Projekt: Qualifizierung der Regionalen handlungsfeld- und/ oder themen- Partnerschaft spezifische Fortbildungen z.B. Veranstaltungen „Tourismuswirtschaft“ Träger: LAG Knüll oder „Klimaschutz“

Projekt: Qualifizierung des Weiterbildung Regionalmanagement in Regionalmanagements Kooperation der hessischen (Kooperation) Regionalforen: Träger: Phase I: Wissenstransfer/Fortbildung LAG Knüll Phase II: Öffentlichkeitsarbeit

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7 Umsetzung 7.1 Lokale Aktionsgruppe Der Zweckverband Knüllgebiet war von 1995-2013 die lokale Aktionsgruppe im Knüll. Bereits seit seiner Gründung im Jahr 1969 kümmert er sich um die ökologische, ökono- mische, soziale und kulturelle Entwicklung des Knüll. Zunächst nur auf der kommunalen Ebene verankert, hat er sich mit zunehmender Erweiterung seines Aufgabenspektrums für nicht-öffentliche regionale Mitglieder geöffnet. Bereits 1994 wurde der Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e. V. („Fanclub der Region“) als gleichberechtig- tes Mitglied neben den Landkreisen, Städten und Gemeinden aufgenommen. Der Verein hat rund 100 Mitglieder, wovon die Hälfte aus Vereinen, Verbänden, Unternehmen, Or- ganisationen und die andere Hälfte aus Privatpersonen besteht. Die Mitgliedschaft von Ausbildungsverbünden, Behinderteneinrichtungen und Frauenbeauftragten fördert die soziale und zwischengeschlechtliche Chancengleichheit in der Region. Durch veränderte Anforderungen und Vorgaben seitens der Europäischen Union und des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz wird die Region Knüll in der Förderperiode 2014-2020 die Trägerschaft der Loka- len Aktionsgruppe ändern.

Die Organisation des Entwicklungsprozesses ist wie folgt vorgesehen (Beschluss des Vorstandes des Zweckverbandes Knüllgebiet vom 11.11.2014): • Die Trägerschaft der Lokalen Aktionsgruppe geht vom Zweckverband Knüllgebiet auf den Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e.V. über. Die Mitglieder des Vereins rekrutieren sich aktuell nur aus Privaten und Vertretern der Zivilgesellschaft. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte ist der öffentliche Sektor bisher nicht vertre- ten. Um die Anforderungen an eine öffentlich rechtliche Partnerschaft zu erfüllen, tritt der Zweckverband Knüllgebiet dem Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet bei. Hiermit sind durch die Mitglieder des Vereins die Handlungsfelder des REK um- fassend vertreten. Der öffentliche Sektor darf nicht mehr als 49 % der Stimmrechte auf der Entscheidungsebene haben. • Die Satzung des Vereins wurde überprüft, der Entwurf einer geänderten Satzung liegt vor (s. Anhang 10.1). Die Mitgliederversammlung wird im ersten Quartal 2015 die Satzungsänderung beraten und beschließen. • In der geänderten Satzung ist vorgesehen, dass ein Förderausschuss als Organ des Vereins eingerichtet wird. Der Förderausschuss ist das Entscheidungsgremium der Region Knüll, der das Auswahlverfahren für LEADER-Projekte durchführt. Er gewährleistet eine transparente Projektauswahl. Die Vermeidung von Interessenkon- flikten wird sichergestellt. Der Vereinsvorstand setzt den Förderausschuss zur Um- setzung des LEADER-Prinzips ein, dabei können dem Förderausschuss auch Nicht- mitglieder angehören. Die Zusammensetzung und Arbeitsweise des Förderaus- schusses wird durch eine Geschäftsordnung geregelt. Der Förderausschuss arbeitet unbeeinflusst von der Mitgliederversammlung und dem Vorstand. • Da der Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e.V. nicht über eigenes Perso- nal verfügt, wird er den Zweckverband Knüllgebiet, der Personal mit guter Qualifika- tion und umfassender Erfahrung in der Regionalentwicklung vorhält, mit der Abwick- lung des Regionalmanagements beauftragen. Der Zweckverband Knüllgebiet stellt Personal in einem Umfang von 1,5 Stellen zur Verfügung.

Folgende Strukturen und Abläufe sind dabei vorgesehen: In der Förderperiode 2014-2020 ist vorgesehen, den Förderausschuss der LAG Knüll mit allen Angelegenheiten der Umsetzung des Entwicklungsprozesses und der Auswahl der zur Umsetzung der Strategie dienenden Projekte zu beauftragen. Dem Förderausschuss kommt eine zentrale Funktion im Hinblick auf den Erfolg des LEADER-Prozesses, die Transparenz und die Nachhaltigkeit der Strategie zu.

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Die kontinuierliche und offene Einbindung der Öffentlichkeit und von Interessenvertretern ist gegeben. Dazu ist vorgesehen, Arbeitsgruppen zu den identifizierten Handlungsfel- dern und wenn erforderlich, Projektgruppen zu einzelnen Projekten bzw. Projektbündeln einzurichten. Arbeits- und Projektgruppen sind offen für alle Interessierten. Die Zusam- mensetzung dieser Gremien soll gemäß der LEADER-Anforderungen im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaft erfolgen. Der Förderausschuss informiert die Öffentlich- keit vor und nach seinen Sitzungen auf der Internetseite www.knuell.de und über die regionale Presse. Das Regionalmanagement ist der „Motor“ für den Entwicklungsprozess und die Einbindung der Akteure (vgl. Kap. 7.4).

Um die Akteure im Umsetzungsprozess, wie z.B. Projektträger, Teilnehmer von Arbeits- und Projektgruppen, Mitglieder des Förderausschusses zu qualifizieren, werden hand- lungsfeld- und/oder themenspezifische Fortbildungen angeboten. Dies können bei- spielsweise Veranstaltungen für die Tourismuswirtschaft oder zu Fragen des Klima- schutzes sein. Die Information der Akteure über den Umsetzungsstand des REK und die Rückkopplung zur Evaluation werden gewährleistet.

7.2 LEADER-Entscheidungsgremium Der Förderausschuss ist das Entscheidungsgremium der LAG Knüll, der das Auswahl- verfahren für LEADER-Projekte durchführt. Er stellt die Anforderungen der Durchfüh- rungsverordnung zur VO (EG) Nr. 1974/2006 sicher. Der Förderausschuss gewährleistet insbesondere die • Transparenz bei der Projektauswahl, • Sicherstellung der mindestens 51 %-Beteiligung der Wirtschafts- und Sozialpart- ner sowie anderer Vertreter der Zivilgesellschaft an jeder einzelnen Auswahlent- scheidung, • Vermeidung von Interessenskonflikten im Auswahlverfahren. Der Förderausschuss ist gemäß Satzung ein Organ des Vereins zur Regionalentwick- lung im Knüllgebiet e. V.. Die Zusammensetzung und Arbeitsweise des Förderausschus- ses wird durch eine Geschäftsordnung (s. Anhang 10.2) geregelt. Der Förderausschuss arbeitet unbeeinflusst von der Mitgliederversammlung und dem Vorstand. Für die Um- setzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes Knüll 2014-2020 wird der Förderaus- schuss neu aufgestellt. Seine Zusammensetzung wird an die Handlungsfelder der Ent- wicklungsstrategie angepasst, so dass für jedes der fünf Handlungsfelder mindestens zwei kompetente Ansprechpartner vertreten sind. Die zu beteiligenden Sektoren öffent- lich, privat und Zivilgesellschaft sind im Förderausschuss jeweils angemessen vertreten eine transparente, nicht-diskriminierende Arbeitsweise ist gewährleistet. Der Förderausschuss besteht aus elf Personen, von denen vier dem öffentlichen Sektor, drei dem privaten Sektor und vier der Zivilgesellschaft angehören. Die sieben Vertrete- rinnen und Vertreter der Wirtschafts- und Sozialpartner bzw. der Zivilgesellschaft werden aus den Bereichen Handwerkskammer/Kreishandwerkerschaft, Industrie- und Handels- kammer, Zentrum der Wirtschaft, Deutscher Gewerkschaftsbund, Touristische Arbeits- gemeinschaft, der in der Region tätigen Banken und Sparkassen sowie der Unterneh- men in den Bereichen Tourismus und gewerbliche Wirtschaft benannt. Der öffentliche Sektor wird durch zwei Bürgermeister von Gemeinden, die in der LEADER-Region Knüll liegen und durch zwei Vertreter der Landkreise, die nicht in die Prozesse der Bewilli- gungsstellen „Dorf- und Regionalentwicklung“ eingebunden sind, besetzt. Alle Akteure sind hochqualifiziert. Die LAG Knüll lehnt jede Form der Diskriminierung ab. Deshalb arbeitet sie nach dem Prinzip der Inklusion. Sie strebt insbesondere die Erhöhung des Anteils von Frauen im Förderausschuss und den weiteren Gremien an. Die Zusammensetzung des Förderausschusses nach Handlungsfeldern und Sektoren ist nachfolgend abgebildet:

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Der Vorstand des Vereins zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e. V. setzt den Förder- ausschuss unter Beachtung der Geschäftsordnung des Förderausschusses ein. Es kön- nen qualifizierte Mitglieder des Vorstands oder andere Vereinsmitglieder entsendet, aber auch kompetente Nichtmitglieder berufen werden. Die Vertreter des öffentlichen Sektors werden durch die Mitglieder aus den Reihen der Landkreise, Kommunen und deren Zu- sammenschlüsse benannt.

7.3 Projektauswahl Anfragen zur Förderung von Projekten werden zunächst vom Regionalmanagement be- arbeitet. Dieses berät den potenziellen Projektträger und klärt zunächst ab, ob die Pro- jektidee in die Entwicklungsstrategie der Region passt und ob eine generelle Förderfä- higkeit aus dem LEADER-Programm gegeben ist. Falls dies nicht der Fall ist, werden Hinweise zu anderen Förderprogrammen und Beratungsstellen gegeben. Wenn das Projekt in den LEADER-Ansatz passt, erstellt der Projektträger (ggf. mit Hilfe des Regionalmanagements) eine aussagefähige Projektbeschreibung, die neben Inhal- ten und Zielen des Projekts auch die Kosten und die geplante Finanzierung sowie den Zeitrahmen der Umsetzung enthält. Die fördertechnischen Belange werden mit den Ab- teilungen „Dorf- und Regionalentwicklung“ der jeweils zuständigen Kreisverwaltung ab- gestimmt. Die Mitglieder des Förderausschusses erhalten die Projektbeschreibungen und den Projektbewertungsbogen der Region Knüll zusammen mit der Einladung zu den Sitzun- gen. Die Projektauswahl liegt allein beim Förderausschuss der LAG Knüll. Das Verfahren ist transparent, die Beteiligung der Wirtschafts- und Sozialpartner sowie anderer Vertre- ter der Zivilgesellschaft an jeder einzelnen Auswahlentscheidung ist gegeben und Interessenskonflikte werden vermieden. Die Förderwürdigkeit eines Projektes wird vom Förderausschuss anhand von Basiskrite- rien und Projektauswahlkriterien geprüft. Folgende Basiskriterien müssen erfüllt sein: • Beitrag zur Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes Knüll 2014-2020 (Beitrag zur Erreichung der Entwicklungsziele, Beitrag zur Umsetzung der Hand- lungsfelder, Zugehörigkeit zu Projektbündeln und Konformität mit dem Finanzie- rungsplan des REK) • Diskriminierungsfreiheit

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Projektauswahlkriterien, deren eingeschätzte Wirkung mit maximal 6 Punkten (1=niedrig, 6=hoch) pro Kriterium bepunktet wird: • Das Projekt leistet einen Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels im Knüll. • Das Projekt dient der Schaffung bzw. dem Erhalt von Arbeitsplätzen. • Das Projekt ist sozial und ökologisch verträglich. • Das Projekt hat auch nach Ende der Förderung Bestand. • Das Projekt schafft Synergieeffekte. • Das Projekt ist übertragbar und mustergültig. • Das Projekt ist innovativ. Die Parameter sind in einem Projektbewertungsbogen (s. Anhang 10.3) zusammenge- fasst, den die Mitglieder des Förderausschusses im Vorfeld der Entscheidungen zu- sammen mit den Unterlagen zu den Projekten (siehe oben) erhalten. Die Projektbewer- tungen der einzelnen Mitglieder werden in den Sitzungen des Förderausschusses zu- sammengeführt und ermöglichen so anhand der erreichten Punkte eine Auswahl und Priorisierung der Projekte. Das Ergebnis der Projektauswahl und die erforderliche Beteiligung der Wirtschafts- und Sozialpartner werden im Protokoll der Sitzung festgehalten. Die Information der Öffentlichkeit wird gewährleistet, indem die Sitzungen des Förder- ausschusses auf der Internetseite www.knuell.de angekündigt werden. Die zur Beratung und Beschlussfassung anstehenden Projekte werden dort vor und nach der Projektaus- wahl in datenschutzrechtlich zulässiger Weise bekannt gemacht. Das Bewertungs- schema der Region Knüll, das der Projektauswahl zugrunde liegt, ist auf www.knuell.de ebenfalls öffentlich einsehbar.

7.4 Regionalmanagement Das Regionalmanagement ist die zentrale Steuereinheit der Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes Knüll 2014-2020. Seine Aufgaben umfassen folgende Bereiche: • Vernetzung von Akteuren in der Region, Schaffung von Möglichkeiten zum Aus- tausch, Generierung von Synergieeffekten, • Öffentlichkeitsarbeit unter Nutzung aller verfügbaren Medien, • Projektmanagement einschließlich Beratung von Projektträgern, Unterstützung von Projektträgern bei der Antragstellung, • Konzeptentwicklung für Projekte und Strategien einschließlich Akquise von mögli- chen Projektträgern, • vorbereitende Überprüfung und Steuerung der Entwicklungsstrategie, Sicherstel- lung der Evaluierung, • Multiplikator für Informationen, • Akquise von Fördermitteln aus anderen Programmen, • Austausch mit anderen LAGen und Regionen, • Ansprechpartner für Bewilligungsstellen, WI Bank, HMUKLV, • Unterstützung von Förderausschuss, Arbeits- und Projektgruppen durch die Organisation und Vor- und Nachbereitung von Sitzungen, Vorbereitung der Pro- jektauswahl, Moderation, • fördertechnische und haushälterische Beantragung und Abrechnung des Regionalmanagements, • Sicherstellung des Berichtswesens. Der Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e. V. hat kein eigenes Personal für das Regionalmanagement. Dieses ist jedoch beim Zweckverband Knüllgebiet vorhan- den. Der Verein beauftragt deshalb den Zweckverband mit der Durchführung des Regio- nalmanagements. Für die Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes und die Steuerung des Entwicklungsprozesses stellt der Zweckverband Knüllgebiet 1,5 AK für

Seite 61 Regionales Entwicklungskonzept Knüll 2014-2020 das Regionalmanagement zur Verfügung. Gemäß Beschluss des Vorstandes soll dieses die gesamte Förderperiode aufrechterhalten und bis 2022 fortgeführt werden. Die Steue- rung der Aufgaben des Personals erfolgt ausschließlich über die LAG Knüll. Für das Regionalmanagement sind Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle des Zweckver- bandes Knüllgebiet vorgesehen. Diese verfügen über bis zu 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Regionalentwicklung und des Regionalmanagements. Durch die Teilnahme am bundesweiten Modellprojekt „Bioenergie-Regionen“, das noch bis 31.07.2015 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird, ist folgende Rege- lung geplant: bis 31.07.2015: ab 01.08.2015: 0,5 AK Geschäftsführerin, 1,0 AK Geschäftsführerin, Regionalmanagerin Regionalmanagerin 0,5 AK Assistentin der Geschäftsführerin 0,5AK Assistentin der Geschäftsführerin 0,5 AK Verwaltungsfachangestellte Die Geschäftsführerin verfügt über einen Hochschulabschluss in Agrarwissenschaften mit Promotion und ist seit 1995 in der Regionalentwicklung im Knüll tätig. Die Assistentin der Geschäftsführerin hat einen Berufsakademieabschluss in Tourismusbetriebswirt- schaft. Die Verwaltungsfachangestellte ist bereits seit mehreren Jahren für den Zweck- verband Knüllgebiet tätig, verfügt über umfassende Erfahrungen im Finanz- und Rech- nungswesen und ist mit allen Verwaltungsabläufen vertraut. Für das Personal gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst Bund und Kommunen (TVöD). Nebenabreden und zusätzliche Gratifikationen gibt es nicht. Inwieweit der TVöD hinsichtlich einer Bes- serstellung gegenüber den Bediensteten des Landes Hessen zu bewerten ist, muss durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz entschieden werden. Die Aufgaben des Regionalmanagements erfordern eine ständige Weiterbildung und Qualifizierung der MitarbeiterInnen. Dies wird durch die Teilnahme der LAG Knüll am Kooperationsprojekt der hessischen Regionalforen zur ländlichen Entwicklung, der Teil- nahme des Regionalmanagements an Veranstaltungen der Deutschen Vernetzungs- stelle Ländliche Räume und anderen Veranstaltungen zu den Themen der Handlungs- felder des REK gewährleistet.

7.5 Binnenmarketing Um die regionale Identität zu fördern und die Bevölkerung des Knüll verstärkt in die Um- setzung des Entwicklungskonzeptes einzubinden, werden umfassende Maßnahmen zum Binnenmarketing eingeleitet. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen wird die LAG Knüll nach ihrer Anerkennung das LEADER-Programm in der Öffentlichkeit noch besser bekannt machen und umfassend über ihre Tätigkeiten berichten. Ergänzend dazu wer- den themenspezifische Workshops und/oder Fachexkursionen durchgeführt. Kontinuier- lichen Informationen, wie beispielsweise die Ankündigung von Veranstaltungen, Berichte über Projekte und Entwicklungen in der Region, werden über die Internetseite www.knuell.de bereit gestellt. Weiterhin werden klassische Mittel der Öffentlichkeitsarbeit wie Pressearbeit, Faltblätter, Regionsbroschüren, ggf. der regionale Hörfunk und das Fernsehen eingesetzt. Die Zielgruppen des Binnenmarketings reichen von den Netzwerkpartnern der LAG Knüll über die regionalen Multiplikatoren und Interessengruppen aus Politik und Verwaltung, Verbänden, Institutionen und Vereinen bis zur breiten Öffentlichkeit.

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8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren

Im folgenden Finanzierungsplan wurde für die Ermittlung der Förderung der einzelnen Projekte eine vorläufige Förderquote je nach Trägerschaft angenommen, ebenso wurde davon ausgegangen, dass es sich bei den bisher angegebenen Kosten um Brutto-Kos- ten handelt. Für alle Projekte, die bisher noch nicht konkretisiert wurden, wurde ein vo- raussichtlicher Fördermitteleinsatz kalkuliert, bei dem jedoch noch keine Aussagen zu der Verteilung der Fördermittel getroffen werden können. Der Umfang des Fördermitteleinsatzes teilt sich wie folgt über den Förderzeitraum auf:

2015 450.000 € 2016 400.000 € 2017 350.000 € 2018 350.000 € 2019 300.000 € 2020 150.000 €

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9 Prozessmonitoring und Evaluierung Zur Evaluierung von Ablauf und Fortschritt des Entwicklungsprozesses sind zwei Ter- mine vorgesehen: Die erste Selbstevaluierung soll Mitte 2017 stattfinden, Mitte 2020 erfolgt eine abschließende Bilanzierung des Gesamtprozesses. Die Selbstevaluierung und die Bilanzierung werden vom Regionalmanagement vorbereitet und durch den För- derausschuss durchgeführt. Im Rahmen der Selbstevaluierung liegen folgende beide Bereiche im Focus: 1. Inhalte und Strategie 2. Prozess, Struktur und Regionalmanagement

Inhalte und Strategie Der Fortschritt des Entwicklungsprozesses wird anhand der vorliegenden Ziele, Indikato- ren und Zielgrößen aus den Handlungsfeldern (vgl. Kap. 5.3) überprüft. Grundlage für die Überprüfung ist die Methode der Zielfortschrittsanalyse, die vierteljährlich durch das Regionalmanagement auf Grundlage des Regionalen Entwicklungskonzeptes durchge- führt wird und die Methode der Zielüberprüfung, die zu den jeweiligen Zeitpunkten der Selbstevaluierung gemeinsam mit dem Förderausschuss durchgeführt wird. 67 Mit den Methoden soll festgestellt werden, ob die gewählten Projekte hinreichend zur Realisierung der Strategie dienen (Strategiekonformität), ob Handlungsfeldziele und Teilziele erreicht werden können (Effektivität) und ob durch die Projekte eine positive Entwicklung in der Region angestoßen werden kann (Effizienz). Konnten Ziele nicht oder nicht in ausreichendem Umfang erreicht werden, wird zunächst überprüft, welche Gründe für den Rückstand vorliegen und unter welchen Voraussetzungen das Erreichen der Ziele noch realisiert werden kann. Sollten sich die Rahmenbedingungen in einzelnen Handlungsfeldern oder für das gesamte Entwicklungskonzept grundlegend geändert haben, wird eine Fortschreibung des Konzeptes erfolgen, in deren Rahmen eine Über- prüfung aller Ziele erfolgt und ggf. Ziele korrigiert, gestrichen aber auch ergänzt werden können.

Prozess, Struktur und Regionalmanagement Im Rahmen der Evaluierung von Prozess und Struktur werden die Organisationsstruktur, die Beteiligung, die Kommunikationsprozesse und die Vernetzung der beteiligten Gre- mien und der Öffentlichkeit überprüft. Für das Regionalmanagement stehen u.a. die Ar- beitsorganisation, die Kapazitäten und die Kompetenzen im Focus. Ziel ist es, mit der Methode der Zusammenarbeitsanalyse und unter Beteiligung des Förderausschusses mögliche Hemmnisse in der Zusammenarbeit zu identifizieren und eine bestmögliche Verankerung des Prozesses in der Region sicherzustellen.68 Für sich ergebende Defizite werden zunächst in der Runde des Förderausschusses mögliche Ansätze zur Verbesse- rung der Situation erarbeitet, falls notwendig, wird resultierend aus der Analyse externe Beratung hinzugezogen.

Die Evaluierungsverfahren werden dokumentiert und sind Teil der Jahresberichte der LAG.

67 Vgl. dvs, Selbstevaluierung in der Regionalentwicklung, S. 133ff und 138 ff 68 Vgl. dvs, Selbstevaluierung in der Regionalentwicklung, S. 143f

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