Magazin Des Schweizerischen Nationalmuseums 1 | 2019

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Magazin Des Schweizerischen Nationalmuseums 1 | 2019 Nr. 1 / 2019 2019 / Nr. Nr. 1 Magazin.SCHWE ZER SCHES N TI NAL MUSEUM. MUSÉE NATI NAL SU SSE. MUS E NAZ ON LE SV ZZER . MUSEUM N Z UN L SV ZZER. Sündenbock Drucken seit 1519 Bodenschätze Schuldprojektionen Von der Bibel bis zur Wintergemüse Magazin Schweizerisches Nationalmuseum Magazin Schweizerisches und Rituale Banknote in Prangins FINDEN SIE UNSERE PRODUKTE IM EXKLUSIVEN FACHHANDEL UND ONLINE AUF SWAROVSKIOPTIK.COM CL COMPANION DIE FREIHEIT, MEHR ZU ERLEBEN Ein Griff – und Sie sind mitten im Augenblick. Das neue CL Companion garantiert mit seiner beeindruckenden Optik Seherlebnisse, die Sie nicht mehr loslassen. Kompakt und intuitiv bedienbar ist dieses formschöne Fernglas Ihr ständiger Begleiter für neue Entdeckungen. Wählen Sie aus drei Zubehörpaketen und unterstreichen Sie Ihren ganz persönlichen Style. SEE THE UNSEEN Auftakt Inhalt 04 Best of Blog Landesmuseum Zürich 06 Glanzlichter der Gottfried-Keller-Stiftung 10 Sündenbock 12 Von der Bibel bis zur Banknote Drucken seit 1519 14 Kinderseite Buchdruck 16 Einfach Zürich Château de Prangins 20 Swiss Press Photo 18 23 Winterliche Bodenschätze Liebe Leserin, Forum Schweizer lieber Leser Geschichte Schwyz 25 Die Schweiz anderswo Die 5. Schweiz Sind Sie schon mal mit einem Löwen durch die Stadt spaziert? Ich 26 Historische Figuren auch nicht. Aber Bildhauer Urs Eggenschwyler schon. Anfang des 3 20. Jahrhunderts war’s und meist mitten in der Nacht, weil die Zür- Der Schweizer Geschichte cher Stadtbevölkerung das nicht so toll fand. Das ist nur eine von auf der Spur vielen Geschichten in unserer neuen Ausstellung «Einfach Zürich» (mehr ab Seite 16). Aus der Museumswelt Apropos einfach: Einen Garten zu pflegen, ist nicht ganz so ein- 28 Gastmuseum fach, wie man meinen könnte. Insbesondere, wenn es sich um einen Museum für Kunst historischen Garten handelt. Dass man sich auch im Winter um die und Geschichte Fribourg Pflanzen kümmern muss, wissen unsere Mitarbeitenden in Prangins ganz genau. Seit Jahren stehen sie jeden Tag zwischen den Gemüse- 31 Museumstipps beeten und schauen dort zum Rechten (mehr auf Seite 23). Ob Löwenhalter oder Gärtner, die Gesellschaft braucht ab und zu Rubriken einen Sündenbock. Einen Menschen, dem man die Verantwortung 18 Jahresrückblick in Zahlen für alles Schlechte geben kann. So fällt es leichter, Schicksalsschläge und Katastrophen zu ertragen. Dieser psychologische Mechanismus 32 Momente funktioniert – seit die Menschheit existiert – immer gleich. Nur die 35 Wettbewerb Art der Ächtung hat sich mit den Jahrhunderten verändert (mehr ab Seite 10). 48 Boutique Nun aber genug geplaudert. Ich will Sie nicht von der Lektüre 50 Interview abhalten und wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei. RTS-Korrespondentin Anne Fournier Andreas Spillmann Direktor Schweizerisches Nationalmuseum Termine 37 Veranstaltungen 40 Agenda Cover: Setzkasten der Schrift Grandjean, einer Schrift entstanden unter König Ludwig XIV. von Frankreich (1643–1715). Best of Blog Fussball für alle – erst seit 51 Jahren 4 Foto einer Reportage über den Damen-Fussball-Club Zürich, März 1968. 968 markierte einen Wendepunkt in der hentlich einen Spielerpass ausgestellt bekam und Geschichte des Schweizer Fussballs. Es mit den Knaben mitspielen durfte, bis der Verband 1 war das Jahr, in dem Fussball für alle zu- den Fehler bemerkte und ihr die Lizenz entzog. gänglich wurde: Am 28. Februar wurde mit 1966 wehrte sich der nationale Fussballverband dem «Damen-Fussball-Club Zürich» der erste gegen die Aufnahme des FC Goitschel, bot den Spie- Frauenfussballverein der Schweiz gegründet. lerinnen aber die Schiedsrichter-Ausbildung an. Stück für Stück eroberten die jungen Kickerinnen In den 1950er-Jahren hatte sich in Basel noch hef- so die Männerbastion Fussball. Das erste Spiel mit tiger Widerstand geregt gegen ein geplantes «Da- je 11 statt wie an Turnieren mit 6 Spielerinnen fand men-Fussball-Länderspiel» Holland gegen Deutsch- im Frühling 1967 in Wohlen statt: Goitschel gewann land. Der Schweizerische Fussball- und Athletik- gegen ein gemischtes Zürcher Team mit 6:0. verband distanzierte sich und liess verlauten, der Aus diesem Zürcher Team formierte sich im Fe- Anlass sei «eher in die Kategorie einer Schaustel- bruar 1968 der Damen-Fussball-Club Zürich DFCZ lung oder Zirkusdarbietung» einzureihen und dürfe als erster Klub im Sinne eines Vereins (nach Arti- nicht in Basel stattfinden (Sport, 28. 8. 1957). kel 60 ZGB). Als Gründerinnen und Gründer gel- Das Spiel im Fussballklub war Mädchen und ten die beiden Schwestern Ursula und Trudy Mo- Frauen in den 1960er-Jahren verboten, aber ser, sowie deren Vater Franz. Nach der offiziellen schweizweit entstanden erste informelle Teams, Gründungsversammlung fand am 11. April 1968 die die sich an lokalen «Grümpelturnieren» massen. konstituierende Generalversammlung des DFC Zü- Das bekannteste Team war der FC Goitschel, der rich statt. Die Dokumente aus der Frühzeit lagern im Kanton Aargau viele erfolgreiche Turniere be- heute im Archiv des FC Zürich. Weiterlesen: blog. stritt. In Sitten kam es 1965 zu einem spektaku- nationalmuseum.ch/2018/09/frauenfussball- lären Fall, als die 12-jährige Madeleine Boll verse- erst-seit-50-jahren/ Die älteste Schrift der Schweiz Obwohl sie kein eigenes Alphabet entwickelt hat- ten, kamen die am Alpensüdrand lebenden Kelten durch den Kontakt mit den Etruskern früh in Be- rührung mit der schriftlichen Kommunikations- form. Sie übernahmen das etruskische Alphabet und passten es ihrer Sprache an, woraus das Alpha- bet «von Lugano» – oder «lepontisches» Alphabet – entstand. Im ehemals lepontischen Gebiet zählt man rund 140 Inschriften; die ältesten gehen auf die Zeit um 550 v. Chr. zurück. Es sind die ältesten Zeugnisse einer keltischen Sprache in Europa. Mehr dazu: blog.nationalmuseum.ch/2018/10/ die-aelteste-schrift-der-schweiz/ SAFIR – ein Auto aus Zürich-West Wo heute das Zürcher Tonhalle-Orchester spielt, wurden von 1907 bis 1910 Automobile produziert. Deren Firmenname, SAFIR, steht für «Schweizer Automobil Fabrik in Rheineck». Dort wurde die Fabrik von den St. Gallern Anton Dufour und Jakob 5 Schmidheiny 1906 gegründet, bevor sie 1907 nach Zürich verlegt wurde. Übrigens: Bei SAFIR entwi- ckelte Rudolf Diesel, der Erfinder des Dieselmo- tors, 1908 den ersten schnell laufenden Fahrzeug- Selbstzünder und machte damit einen ent­­schei- denden Schritt im Antrieb von Nutzkraftfahrzeu- gen. Mehr dazu: blog.nationalmuseum.ch/2018/ 10/safir-ein-auto-aus-zuerich-west/ Von der Sklavin zur Gesellschaftsdame Ihre Geschichte klingt wie ein Märchen: Die aus der Kaukasusregion stammende Aïssé (1693/4– 1733) wurde als Kind auf dem Sklavenmarkt ver- kauft und wuchs dann in Pariser Adelskreisen auf. Sie faszinierte Zeitzeugen und verewigte sich mit ihren Briefen als Literatin der Aufklärung. Aïssés Biografie bildete die Inspiration für die Figur der Haydée in Alexandre Dumas’ «Der Graf von Monte Christo», der zwischen 1844 und 1846 als Fort setzungsgeschichte erschien und heute als Klas siker der Weltliteratur gilt. Mehr dazu: blog. nationalmuseum.ch/2018/10/aisse-von-der- sklavin-zur-gesellschaftsdame/ blog.nationalmuseum.ch Porträt von Lydia Welti-Escher, der Begründerin der Gottfried-Keller- Stiftung, gemalt von Karl Stauffer, Kunsthaus Zürich. 6 Landesmuseum Zürich Glanzlichter der Gottfried- Keller-Stiftung ie Schweiz hat keine Welti ebenfalls nach Italien in die der beiden in der italienischen Nationalgalerie, da- toskanische Stadt. Dort begannen Hauptstadt. Lydia Welti-Escher D für hat sie die Gott- Maler und Modell angeblich eine wurde in eine psychiatrische Kli- fried-Keller-Stiftung. Hinter Affäre. Die Situation eskalierte nik eingewiesen, Karl Stauffer ins diesem Namen verbirgt sich und die beiden flohen nach Rom. Gefängnis gesteckt. Ihm wurde nicht nur hochkarätige Kunst, Mit seinem politischen Einfluss vorgeworfen, er habe die angeb- sondern auch ein tragisches erwirkte der Schwiegervater, Bun- lich geisteskranke Lydia verge- Schicksal. desrat Emil Welti, die Verhaftung waltigt. Die Diagnose «systema- Gegründet wurde die Gottfried- Keller-Stiftung 1890 von Lydia Wel ti-Escher. Escher? Genau, Ly- dia war die Tochter des berühm- 7 ten Schweizer Eisenbahnpioniers Al fred Escher. Nach dessen Tod 1882 erbte sie als einziges Kind sein ganzes Vermögen. Doch glü c k- lich wurde sie damit nicht. Ver- heiratet mit Friedrich Emil Welti, dem Sohn von Bundesrat Emil Welti, fühlte sie sich in ihrer Ehe einsam. Als ihr Mann seinen ehe- maligen Schulkollegen, den be- gabten Maler Karl Stauffer, bat, Lydia zu porträtieren, verwan- delte sich ihre Einsamkeit in eine Tragödie. Missglückte Flucht Die Beziehung zwischen dem Ber- ner Künstler und der Escher-Er- bin wurde bald mehr als eine g e- schäftliche Verbindung. Als Karl Stauffer 1888 mit finanzieller Un- terstützung des Ehepaars Welti nach Florenz ging, um die Bild- hauerei zu studieren, schien das Techtelmechtel ein Ende zu ha- ben. Doch schon ein Jahr später zogen Friedrich Emil und Lydia Selbstporträt des Malers Karl Stauffer, Datum unbekannt. Herbert Fritsch Studio Geissbühler Totart Tatort Schauspielhaus Zürich Studio Geissbühler Studio Geissbühler Landesmuseum Zürich Herbert Fritsch tischer Wahnsinn» erwies sich al lerdings bald als unhaltbar. L y- Totart Tatort dia Welti-Escher konnte die Kli- nik verlassen. Damit war auch die Anschuldigung gegen Karl Stauf- fer vom Tisch. Obwohl in Freiheit, Schauspielhaus fanden die beiden nicht mehr zu einander. Karl Stauffer starb kurz darauf an einer Überdosis Zürich Schlafmittel. Lydias Lebenswille war gebrochen. Stiftungsgründung und Selbstmord Zurück
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