Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB, Landkreis Weilheim-Schongau

- Begründung zum Flächennutzungsplan einschließlich Umweltbericht - - Stand 29.02.2012 - Stadt Weilheim i. OB Planungsbüro U-Plan Admiral-Hipper-Straße 20 Mooseurach 16 82362 Weilheim i. OB 82549 Königsdorf Tel. 0881/682-0 Tel. 08179/925540 Fax 0881/682-123 Fax 08179/925545 Email: [email protected] Email: [email protected] Internet: www.weilheim.de Internet: www.buero-u-plan.de A. ANLASS UND ERFORDERNIS DER PLANUNG 6

1. Einleitung 6 1.1 Planungsanlass 6 1.2 Rechtliche Grundlagen, Aufgaben und Ziele 6 1.2.1 Flächennutzungsplan 6 1.2.2 Landschaftsplan 7 1.2.3 Umweltbericht 8 1.3 Planwerk und Plangrundlage 8 1.4 Planungszeitraum 8

B. RAHMENBEDINGUNGEN UND PLANUNGSVORGABEN 9

1. Übergeordnete Planungen 9 1.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 (LEP) 9 1.2 Regionalplan Oberland 10 1.3 Arten- und Biotopschutzprogramm, Artenschutzkartierung 12 1.4 Waldfunktionsplan 12 1.5 Agrarleitplan (ALP) / Landwirtschaftliche Standortkartierung (LSK) 13

2. Kommunale Planungen 15 2.1 Leitbild der Stadt Weilheim i. OB 15 2.2 Sanierungsgebiete 15 2.3 Dorferneuerung 16 2.4 Planungen zum Hochwasserschutz 16 2.5 Pflege- und Entwicklungsplanungen 18

C. BESCHREIBUNG DES GEMEINDEGEBIETES 19

1. Lage im Raum 19

2. Geschichtliche Entwicklung 20

3. Flächennutzung, Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur 21

4. Bevölkerung 22 4.1 Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Weilheim i. OB 22 4.1.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 23 4.1.2 Bevölkerungsentwicklung aufgrund von Zu- und Wegzug 23 4.2 Bevölkerung in Weilheim und in den Teilgemeinden 24 4.3 Bevölkerungsentwicklung im Vergleich mit dem Landkreis Weilheim- Schongau 24 4.4 Die Altersstruktur im Plangebiet 25

5. Arbeitsmarkt 26 5.1 Wirtschaftsbereiche (Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen) 26 5.2 Pendlerstatistiken 26

6. Bauflächen 27 6.1 Rechtskräftige Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen 27 6.2 Baulücken und Nachverdichtungspotential 30

7. Land- und Forstwirtschaft 30 7.1 Landwirtschaftliche Betriebsstruktur 30 7.2 Bodennutzung 31 7.3 Viehhaltung 32 7.4 Bedeutung der Landwirtschaft 32 7.5 Forstwirtschaft 33

8. Infrastruktur 33 8.1 Versorgungseinrichtungen 33 8.1.1 Wasserversorgung 33 8.1.2 Stromversorgung 34 8.1.3 Gasversorgung 35 8.2 Entsorgungseinrichtungen 35 8.2.1 Abfallbeseitigung 35 8.2.2 Altlasten und Altlastenverdachtsflächen 36 8.2.3 Abwasser / Kläranlagen 36 8.3 Verkehr 37 8.3.1 Straße 37 8.3.2 Bahn 38 8.3.3 Sonstiger Öffentlicher Personennahverkehr 39 8.3.4 Radwege 39 8.3.5 Ruhender Verkehr 40 8.4 Bildungseinrichtungen 40 8.4.1 Kindergärten 40 8.4.2 Schulen 41 8.4.3 Weitere Bildungseinrichtungen 42 8.5 Sportstätten/Freizeiteinrichtungen 42 8.6 Kirchengemeinden / Religionsgemeinschaften 43 8.7 Friedhöfe 44 8.8 Freizeit- und Erholungsflächen 44 8.9 Kulturelle Einrichtungen 44 8.10 Gesundheitswesen 44 8.11 Sonstige Einrichtungen 45

9. Schutzgebiete 45 9.1 Naturschutzgebiet laut Art. 7 BayNatSchG 45 9.2 Landschaftsschutzgebiet laut Art. 10 BayNatSchG 45 9.3 Naturdenkmale laut Art. 9 BayNatSchG 46 9.4 Landschaftsbestandteile laut Art. 12 BayNatSchG 46 9.5 Natura 2000-Gebiete laut Art. 13 b BayNatSchG 47 9.6 Wasserschutzgebiete (WSG) 47 9.7 Überschwemmungsgebiete 48

10. Denkmalpflege 48 10.1 Baudenkmäler 48 10.2 Bodendenkmäler 49 D. KONZEPTIONEN UND ZIELE AUS STÄDTEBAULICHER UND LANDSCHAFTSPLANERISCHER SICHT 50

1. Bauflächen 50 1.1 Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2020 50 1.2 Flächenbedarf 51 1.3 Entwicklung von Wohn- und gemischten Bauflächen 52 1.4 Entwicklung von Gewerbeflächen 53 1.5 Entwicklung von Sondergebietsflächen 54 1.6 Entwicklung von Gemeindbedarfsflächen 54 1.7 Belange des Immissionsschutzes 56 1.7.1 Immissionswertermittlung aufgrund von Straßenlärm 56 1.7.2 Immissionswertermittlung aufgrund von Schienenlärm 57

2. Verkehrsflächen 59

3. Landschaftsplanerische Leitbilder, Ziele, Maßnahmen 60 3.1 Maßnahmen in Siedlungen und im direkten Umfeld der Siedlungsbereiche 60 3.1.1 Eingrünung der Siedlungsbereiche sowie der Ortsein- und -ausfahrten 60 3.1.2 Öffentliche Grünflächen / Flächen für Erholung 61 3.1.3 Innerstädtische Grünzüge 67 3.1.4 Fuß- und Radwegesystem, Grünzüge als Verbindungselemente zur offenen Landschaft 67 3.1.5 Siedlungsentwicklung / von Bebauung freizuhaltende Bereiche 69 3.2 Maßnahmen in der freien Landschaft (Naturhaushalt und Landschaftsbild / Erholungsnutzung) 70 3.2.1 Wälder / Forstwirtschaft (Sicherung naturschutzfachlich wertvoller Wälder, Umbau von Nadelforsten zu Laub- bzw. Laubmischwäldern, Entwicklung von gestuften Waldrändern) 71 3.2.2 Gehölze (Hecken, Feldgehölze, Einzelbäume und Streuobstbestände) 74 3.2.3 Gewässer (Quellen, Fließgewässer, Gräben, Stillgewässer) / Wasserwirtschaft 75 3.2.4 Feucht-/Nasslebensräume 82 3.2.5 Magerrasen und Trockenlebensräume 85 3.2.6 Landwirtschaftlich genutzte Flächen 85 3.2.7 Landschaftsbildqualität / Erholung 86 3.2.8 Maßnahmen zum Schutz des Wassers sowie Maßnahmen zum Schutz des lokalen Klimas 87 3.2.9 Vorschläge für die Ausweisung neuer Schutzgebiete 88 3.2.10 Biotopstrukturen mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung 89 3.3 Gebietsbezogene Darstellung der landschaftsplanerischen Ziele für die Gebiete „Weilheimer Moos“, „Gögerl“ und „Hardtlandschaft“ 89 3.3.1 Landschaftsplanerische Ziele für das Weilheimer Moos 89 3.3.2 Landschaftsplanerische Ziele für das Gögerl 91 3.3.3 Landschaftsplanerische Ziele für die Hardtlandschaft 93 3.4 Umsetzungshinweise 95 E. UMWELTBERICHT 97

1. Einleitung 97 1.1 Kurzdarstellung der wichtigsten Ziele des Flächennutzungsplanes 97 1.2 Darstellung der in Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten umweltrelevanten Ziele und ihre Begründung 99 1.2.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern 99 1.2.2 Regionalplan Oberland 102

2. Bestandsaufnahme und Bewertung 103 2.1 Naturräumliche Gliederung 103 2.2 Relief, Geologie, Boden 105 2.3 Wasserhaushalt 105 2.3.1 Grundwasser 105 2.3.2 Oberflächengewässer 106 2.4 Klima 106 2.4.1 Großklima 106 2.4.2 Lokalklima 107 2.5 Siedlungs- und Landschaftsbild 109 2.5.1 Einzelelemente mit „Natur“- Charakter 110 2.5.2 Einzelelemente mit „Kultur“- Charakter 111 2.5.3 Ensembles, Komplexe, Teillandschaften - Kulturlandschaft 113 2.5.4 Erlebbarkeit - Beeinträchtigungen/Störungen 114 2.6 Pflanzen- und Tierwelt 115 2.6.1 Potentielle natürliche Vegetation 115 2.6.2 Bestandsbeschreibung und Bewertung der Lebensräume und Fauna 118

3. Bewertung der Umweltauswirkungen einschließlich Prognose bei Durchführung der Planung 129

4. Prognose bei Nichtdurchführung der Planung 131

5. Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich 131 5.1 Schutzgutbezogene Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung 131 5.2 Ausgleich 132

6. Alternative Planungsmöglichkeiten 138

7. Methodisches Vorgehen und Schwierigkeiten 139

8. Maßnahmen zur Überwachung (Monitoring) 139

9. Allgemeinverständliche Zusammenfassung des Umweltberichts 139 Abbildungen

Abbildung 1 Einstufung von Weilheim i. OB als Mittelzentrum; Lage auf einer Entwicklungsachse 9 Abbildung 2 Vorrangflächen, Vorranggebiete und Vorbehaltsgebiete im Gemeindegebiet 12 Weilheim i. OB 12 Abbildung 3 Landwirtschaftliche Standortkartierung, Gemeindegebiet Weilheim i. OB 14 Abbildung 4 Sanierungsgebiete der Stadt Weilheim 16 Abbildung 5 Das Gemeindegebiet Weilheim i. OB und seine Nachbargemeinden 19 Abbildung 6 Aufteilung des Gemeindegebietes Weilheim i. OB in seine Gemarkungen 20 Abbildung 7 Verteilung der Flächennutzungen in der Stadt Weilheim i. OB 21 Abbildung 8 Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Weilheim 1840 bis 2008 22 Abbildung 9 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 23 Abbildung 10 Natürliche Bevölkerungsbewegung/Wanderungen 23 Abbildung 11 Verteilung der Bevölkerung im Gemeindegebiet Weilheim 24 Abbildung 12 Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Stadt Weilheim i. OB und im Landkreis Weilheim-Schongau in den Jahren 1997 bis 2008 25 Abbildung 13 Bevölkerung nach Altersgruppen 25 Abbildung 14 Sozialversicherungspflichtig Beschäftige in Weilheim i. OB, getrennt nach Wirtschaftsbereichen Produzierendes Gewerbe (inkl. Landwirtschaft) und Dienstleistungsgewerbe 26 Abbildung 15 Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsstruktur in der Stadt Weilheim i. OB 31 Abbildung 16 Viehbestand in der Stadt Weilheim i. OB 32 Abbildung 17 Altlasten bzw. Altlastenverdachtsflächen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 36 Abbildung 18 Buslinien im Gemeindegebiet 39 Abbildung 19 Maßnahmen zur Verbesserung der Radwegeverbindungen in der Altstadt 39 Abbildung 20 Ermittlung des Siedlungsflächenanspruchs 51 Abbildung 21 Idealzustand eines gestuften Waldrandes 73 Abbildung 22 Umgewidmete Bauflächenreserven aus dem FNP 1989 99 Abbildung 23 Jahresmitteltemperatur Hohenpeißenberg 1781-2005 107 Abbildung 24 Potentiell natürliche Vegetation im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 117 Abbildung 25 Im Planungsprozess diskutierte alternative Planungsmöglichkeiten für die Ausweisung von Bauflächen für die Bereiche Weilheim, Unterhausen, Deutenhausen und Marnbach 138

Tabellen

Tabelle 1 Das Leitbild der Stadt Weilheim i. OB, differenziert in 8 Handlungsfelder 15 Tabelle 2 Geplante Hochwasserschutzmaßnahmen 17 Tabelle 3 Weilheim i. OB und seine Gemarkungen 19 Tabelle 4 Rechtskräftige Bebauungspläne im Gemeindegebiet Weilheim 30 Tabelle 5 Kinderkrippen, Kindergärten und Kinderhorte im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 41 Tabelle 6 Schulen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 42 Tabelle 7 Kirchen und Religionsgemeinschaften im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 44 Tabelle 8 Friedhöfe im Gemeindegebiet Weilheim 44 Tabelle 9 Geplante Siedlungsflächen 52 Tabelle 10 Belange des Immissionsschutzes aufgrund von Straßenlärm 58 Tabelle 11 Grünflächenbestand im Gemeindegebiet Weilheim 63 Tabelle 12 Grünflächenbilanz für den Hauptort Weilheim und die Ortsteile Unterhausen und Deutenhausen/Marnbach 65 Tabelle 13 Bauflächenausweisungen im Flächennutzungsplan 2020 98 Tabelle 14 Potentiell natürliche Vegetation im Gemeindegebiet Weilheim i. OB 116 Tabelle 15 Abschätzung des Ausgleichbedarfs für die im FNP dargestellten Bauflächen 135 Tabelle 16 Erstinstandsetzungs- und Pflegemaßnamen für im Landschaftsplan dargestellte Maßnahmen; Eignung zum ökologischen Ausgleich, Verfügbarkeit von Fördermitteln 137 Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 6

A. ANLASS UND ERFORDERNIS DER PLANUNG

1. Einleitung

1.1 Planungsanlass Die Stadt Weilheim verfügt über einen rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989, welcher bereits 30 rechtswirksame Änderungen erfuhr. Aus diesem Grund fassten der Bauausschuss am 22.05.2007 und der Stadtrat am 22.01.2009 den Beschluss, einen neuen Flächennutzungsplan sowie einen neuen Landschaftsplan aufstellen zu lassen. Am 26.10.2006 erging der Auftrag zur Erstellung des Flächennutzungsplanes nach § 1 ff. BauGB sowie zur Erarbeitung des Landschaftsplanes für das Gemeindegebiet Weilheim i. OB an das Planungsbüro U-Plan, Königsdorf.

1.2 Rechtliche Grundlagen, Aufgaben und Ziele

1.2.1 Flächennutzungsplan Gesetzliche Grundlage für die Aufstellung des Flächennutzungsplans ist das BauGB. Dem- zufolge dient der von der Gemeinde aufgestellte Plan dazu, für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennut- zung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustel- len. Der Flächennutzungsplan soll eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung und eine dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten und dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebens- grundlagen zu schützen und zu entwickeln. Sobald es Änderungen der Rahmenbedingungen oder die künftige Entwicklung der Stadt erfordern, ist der Flächennutzungsplan durch Ände- rung fortzuschreiben.

Der Flächennutzungsplan, als so genannter vorbereitender Bauleitplan, bindet die Stadt und die öffentlichen Planungsträger, sofern sie der Planaufstellung nicht widersprochen haben. Bebauungspläne, als so genannte verbindliche Bauleitpläne, sind aus dem Flächennut- zungsplan zu entwickeln und haben allgemeine Rechtsverbindlichkeit. So kann auch erst der Bebauungsplan das Recht zur Bebauung eines Grundstückes festsetzen.

Neben der Art der baulichen Nutzung werden im Flächennutzungsplan u. a. Aussagen zu gemeindliche Einrichtungen (z. B. Schule, Kindergarten, Sport- und Spielplätze) und Versor- gungsanlagen (z. B. Wasser, Abwasser, Energie), zum Erhalt, zur Erneuerung und zur Fort- entwicklung vorhandener Ortsteile, zur Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes, zu land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen sowie zu Verkehrserschließungen getroffen. Zur Dar- stellung der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege, sowie der Erholung wird dem Flächennutzungsplan der Landschaftsplan zur Seite gestellt. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 7

1.2.2 Landschaftsplan Der Landschaftsplan soll die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Gemeindegebiet darstellen. Die Ziele sind im Bayerischen Naturschutzgesetz (Art. 1 BayNatSchG) sowie im Bundesnatur- schutzgesetz (§ 1 BNatSchG) verankert:

„Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlagen des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbe- siedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln und, soweit erforderlich, wieder- herzustellen, dass 1. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, 2. die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, 3. die Tier- und Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensstätten und Lebensräume sowie 4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind.“ (§ 1 BNatSchG)

Im Hinblick auf die Umsetzung dieser Ziele ist es Aufgabe des Landschaftsplans, zunächst den vorhandenen Zustand von Natur und Landschaft darzustellen und nach den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu bewerten. Darauf aufbauend ist der ange- strebte Zustand von Natur und Landschaft im Sinne eines naturschutzfachlichen Leitbildes für das Gemeindegebiet zu beschreiben. Ferner sind Maßnahmen abzuleiten, die zur Um- setzung des Leitbildes erforderlich sind. Die Maßnahmen beziehen: • allgemeine Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, • Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich oder zum Ersatz zu erwartender Eingriffe in Natur und Landschaft, • Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von gesetzlich geschützten Flä- chen (z. B. von geschützten Biotopen), • Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege wildwachsender Pflanzen und wildlebender Tiere sowie Maßnahmen zum Verbund ihrer Lebensräume, • Maßnahmen zur Erholung in der freien Natur und • Maßnahmen zur Unterhaltung der Gewässer ein.

Die Beschreibung, Bewertung und Maßnahmenfindung erfolgt flächendeckend für das Ge- meindegebiet. Sie bezieht sich auf die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Kli- ma/Luft, auf die Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie auf das Landschaftsbild. Der Landschaftsplan stellt damit eine naturschutzfachliche Informationsquelle für die Ge- meinde dar und bietet für alle flächenbezogenen gemeindlichen Entscheidungen (z. B. bei der Aufstellung eines Bebauungsplans) sowie für Planungen Dritter (z. B. Leitungs-/ Stra- ßenplanungen) eine geeignete Beurteilungsgrundlage. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 8

Zugleich kommt dem Landschaftsplan eine querschnittsorientierte Aufgabe zu. So gibt er konkrete Hinweise für die räumliche Entwicklung, setzt sich mit den Ansprüchen anderer Fachplanungen (z. B. Siedlungsentwicklung, Land- und Forstwirtschaft, Erholung) auseinan- der und zeigt auf, wie die verschiedenen Flächennutzungen mit den natürlichen Gegeben- heiten optimiert in Einklang gebracht werden können.

Der Gemeinde steht durch einen aktuellen Landschaftsplan somit ein Planungsinstrument zur Seite, welches • einen Überblick über die natürliche Ausstattung der Gemeinde vermittelt und diese in Wert setzt, • für unverträglichere Nutzungen sensibilisiert und somit vorsorgende Steuerungsmöglich- keiten der Gemeinde stützt, • aktive Umwelt- und Lebensraumgestaltung ermöglicht und somit einen Beitrag leistet, die Lebensqualität der Bürger nachhaltig zu sichern und zu verbessern.

1.2.3 Umweltbericht In der Änderung des Baugesetzbuches vom Juli 2004 wurden die europarechtlichen Vorga- ben zur Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme vom Juni 2001 im Bereich der Bauleitplanung umgesetzt. So ist nun auch bei der Aufstellung oder Änderung eines Flächennutzungsplanes gemäß § 2 Abs. 4 BauGB eine Umweltprüfung durchzuführen, welche in einem Umweltbericht gemäß § 2a BauGB mündet. Die Umweltprüfung schließt die Behandlung der Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein.

1.3 Planwerk und Plangrundlage Flächennutzungsplan und Landschaftsplan bestehen aufgrund der Größe des Plangebietes jeweils aus einem Kartenteil mit Legende im Maßstab 1:15.000, sowie Detaildarstellungen im Maßstab 1:5.000. Als Kartengrundlage dienen die Daten der digitalen Flurkarte des Bayeri- schen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation. Flächennutzungsplan und Land- schaftsplan wurden mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) erstellt und liegen somit auch in digitaler Form vor.

Dem Flächennutzungsplan ist entsprechend § 2a BauGB die vorliegende Begründung bei- gefügt. Die Begründung dient insbesondere der Unterrichtung der an der Aufstellung betei- ligten Öffentlichkeit und der Behörden. Die Ergebnisse der Landschaftsplanung sind in die Begründung integriert. Im Umweltbericht, welcher einen Teil der Begründung bildet, sind die auf Grund der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes dargestellt.

1.4 Planungszeitraum Um eine zukunftsorientierte Flächennutzungsplanung und Landschaftsplanung zu garantie- ren, wurde der Planungszeitraum des vorliegenden Flächennutzungsplanes auf 15 Jahre (Zieljahr 2020) festgelegt. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 9

B. RAHMENBEDINGUNGEN UND PLANUNGSVORGABEN

1. Übergeordnete Planungen

Nach § 1 (4) BauGB ist der Flächennutzungsplan den Zielen der Raumordnung und Landes- planung anzupassen. Für das Planungsgebiet sind die übergeordneten Ziele im Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) sowie im Regionalplan Oberland fixiert.

1.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 (LEP) Das Gemeindegebiet Weilheim i. OB ist der Gebietskategorie allgemeiner ländlicher Raum zugeordnet. „Es ist anzustreben, den ländlichen Raum als eigenständigen gleichwertigen Lebens- und Arbeitsraum zu bewahren und im Sinne der nachhaltigen Raumentwicklung weiter zu entwickeln. Die für die Versorgung der Bevölkerung notwendigen Infrastrukturein- richtungen sollen unter Beachtung der sich abzeichnenden Änderungen bei Bevölkerungs- entwicklung, Altersstruktur und Konsumverhalten insbesondere in den Zentralen Orten vor- gehalten und soweit erforderlich, ausgebaut werden.“ (LEP 2006)

Im Landesentwicklungsprogramm 2006 ist die Stadt Weilheim i. OB als Mittelzentrum einge- stuft.

Abbildung 1 Einstufung von Weilheim i. OB als Mittelzentrum; Lage auf einer Entwicklungsachse (Quelle: LEP 2006)

Gemäß LEP sollen die zentralen Orte im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung als Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens und unter Beachtung der ökologischen Tragfä- higkeit des Raumes entwickelt und gesichert werden. Dabei soll der qualitativen Weiterent- wicklung der Vorzug vor einer ressourcenbeanspruchenden quantitativen Entwicklung einge- Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 10 räumt werden. Die zentralen Orte sollen so entwickelt werden, dass sie ihre überörtlichen Versorgungsaufgaben innerhalb ihres Verflechtungsbereiches dauerhaft erfüllen.

„Mittelzentren sollen die Bevölkerung ihrer Mittelbereiche mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs versorgen. Sie sollen über vielseitige Einkaufsmöglichkeiten des gehobenen Bedarfs sowie über ein vielfältiges und attraktives Arbeitsplatzangebot verfügen.“ (LEP 2006).

Weilheim i. OB liegt auf einer durch das LEP festgelegten Entwicklungsachse.

Entwicklungsachsen sollen insbesondere im Hinblick auf die Siedlungsentwicklung, die Frei- raumsicherung und den Infrastrukturausbau zu einer geordneten und nachhaltigen raum- strukturellen Entwicklung Bayerns und seiner Teilräume beitragen sowie deren Einbindung in die Bandinfrastruktur anderer Länder der Bundesrepublik Deutschland und Nachbarstaaten gewährleisten.

Hinsichtlich der Ausweisung von Siedlungsbereichen sind folgende Zielsetzungen des Lan- desentwicklungsprogramms 2006 von Bedeutung: • Die gewachsene Siedlungsstruktur soll erhalten und unter Wahrung der natürlichen Le- bensgrundlagen entsprechend den Bedürfnissen von Bevölkerung und Wirtschaft nach- haltig weiterentwickelt werden. Dabei soll die bayerische Kulturlandschaft bewahrt und die Baukultur gefördert werden. Auf das charakteristische Orts- und Landschaftsbild soll ge- achtet werden. • Die Zersiedelung der Landschaft soll verhindert werden. Neubauflächen sollen möglichst in Anbindung an geeignete Siedlungseinheiten ausgewiesen werden. • Zur Verringerung der Inanspruchnahme von Grund und Boden soll bzw. sollen vorrangig - die vorhandenen Potentiale (Baulandreserven, Nachverdichtung, Brachflächen und leerstehende Bausubstanz) in den Siedlungsgebieten genutzt und - flächensparende Siedlungs- und Erschließungsformen angewendet werden. • Es ist anzustreben, die Versiegelung von Freiflächen möglichst gering zu halten.

Besonders schützenswerte Landschaftsteile sollen grundsätzlich von einer Bebauung frei- gehalten werden. Eine ungegliederte, insbesondere bandartige Siedlungsentwicklung soll vermieden werden.

1.2 Regionalplan Oberland Die Stadt Weilheim liegt in Bayern in der Planungsregion 17 (Oberland) und gehört zum Re- gierungsbezirk Oberbayern.

Das Gemeindegebiet Weilheim ist im Regionalplan Oberland dem ländlichen Teilraum im Umfeld der großen Verdichtungsräume zugeordnet. Für den ländlichen Teilraum im Umfeld des großen Verdichtungsraumes München formuliert Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 11 der Regionalplan folgende Ziele: • Zur eigenständigen Entwicklung und räumlichen Ordnung sollen die Mittelzentren insbe- sondere durch Ansiedlung von Gewerbe und Dienstleistungen gestärkt werden. • Einem siedlungsstrukturellen Zusammenwachsen mit dem großen Verdichtungsraum München soll entgegengewirkt werden.

Grundsätzlich soll die Siedlungsentwicklung dem Leitbild einer nachhaltigen Raumentwick- lung entsprechen. Zur Verringerung der Inanspruchnahme von Grund und Boden sollen vor allem die Innenentwicklung gestärkt, Baulandreserven mobilisiert und bereits ausgewiesene Baugebiete genutzt werden.

Eine verstärkte Wohnsiedlungstätigkeit soll mit einem entsprechenden Arbeitsplatzangebot abgestimmt werden.

Großflächige Gewerbegebiete und Erweiterungen des Branchenspektrums für den überörtli- chen Bedarf sollen vorrangig auf die regionalen gewerblichen Schwerpunkte …, Weilheim i. OB, … gelenkt werden.

Der Nachfrage nach Wohnbauland und gewerblichem Bauland soll durch vorausschauende kommunale Flächensicherung nachgekommen werden, um vor allem den örtlichen Bedarf decken zu können.

Dabei soll zur Schonung der freien Landschaft die notwendige Bautätigkeit im Wesentlichen auf vorhandene Siedlungsbereiche beschränkt werden.

Gliedernde innerörtliche Grünbereiche sollen erhalten werden. Nach Möglichkeit soll eine Verbindung zur freien Landschaft durch Grünzüge hergestellt werden.

Im Gemeindegebiet Weilheim liegen ferner Vorrangflächen für Bodenschätze, Vorrangge- biete für Wasserversorgung und für Hochwasserschutz sowie landschaftliche Vorbehaltsge- biete.

Die Grundsätze und Ziele von Landesentwicklungsprogramm und Regionalplan sowie die Vorrangflächen, Vorranggebiete und Vorbehaltsgebiete wurden im Rahmen der Bearbeitung der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung berücksichtigt. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 12

Abbildung 2 Vorrangflächen, Vorranggebiete und Vorbehaltsgebiete im Gemeindegebiet Weilheim i. OB (Quelle: Regionalplan Oberland 1988 einschließlich Fortschreibungen, Stand 2008)

1.3 Arten- und Biotopschutzprogramm, Artenschutzkartierung Das Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern (ABSP) des Landkreises Weilheim-Schongau wurde 1997 erarbeitet, es liegt als analoge Fassung vor.

Nach naturräumlichen Einheiten getrennt stellt das ABSP übergeordnete Ziele und Maß- nahmen für den Arten- und Biotopschutz auf und benennt Schwerpunktgebiete des Natur- schutzes im Landkreis, in denen vorrangig naturschutzfachliche Belange und Ziele zu ver- wirklichen sind. Als Schwerpunktgebiete des Naturschutzes werden im Gemeindegebiet Weilheim die Hardtlandschaft und die Eberfinger Drumlinfelder, das Weilheimer Moos sowie die Ammer herausgestellt, welchen auch im Hinblick auf ihre Funktion für den Biotopverbund eine herausgehobene Bedeutung beizumessen ist.

Die im ABSP für den Planungsraum enthaltenen Informationen zum Bestand sowie zu den Zielen und Maßnahmen wurden im Rahmen der Bestandserfassung zum Flächennutzungs- und Landschaftsplan berücksichtigt und in die Planung einbezogen.

1.4 Waldfunktionsplan Für den Teilabschnitt Region Oberland (17), Landkreis Weilheim-Schongau liegt ein Wald- funktionsplan aus dem Jahre 1999 im Maßstab 1:50.000 vor. Der Waldfunktionsplan unter- scheidet Wälder mit besonderer Bedeutung und kennzeichnet Flächen mit besonderen Funktionen, die nachrichtlich aus bereits bestehenden rechtsverbindlichen Planungen über- nommen werden. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 13

Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB sind die Waldbereiche um Hechenberg, südlich von Dietlhofen sowie die Weilheimer Au-Anlagen als Waldbereiche mit Bedeutung für die Erho- lung der Intensitätsstufe I eingestuft, Waldbereiche mit Bedeutung für die Erholung der In- tensitätsstufe II liegen im Bereich der Weilheimer Hardtlandschaft sowie um Hirschberg, Haarsee und Rothsee. Eine Bedeutung für den Biotopschutz und für die Gesamtökologie kommt den Wäldern im Bereich der Weilheimer Hardtlandschaft, im Weilheimer Moos und entlang der Ammer westlich von Unterhausen zu. Einigen Waldflächen im Bereich der Weil- heimer Hardtlandschaft ist zudem eine Bedeutung für das Landschaftsbild zugesprochen. Die den Wäldern zugeordneten Waldfunktionen sind im Landschaftsplan dargestellt.

1.5 Agrarleitplan (ALP) / Landwirtschaftliche Standortkartierung (LSK) Als Bestandsaufnahme für die Agrarleitplanung erfolgte in den Jahren 1974 bis 1981 eine Kartierung der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Grundlage bildeten die topographischen Karten im Maßstab 1:25.000 sowie Luftbilder und Bodenschätzungskarten. Durchgeführt wurde die flächendeckende Kartierung von den Ämtern für Landwirtschaft mit Unterstützung von Projektgruppen unter Federführung der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP). Die Auswertung der Kartierung sowie die EDV-Aufbereitung der Ergeb- nisse zur Erstellung von Karten und Flächenstatistiken waren eine gemeinsame Arbeit der LBP und der Bayerischen Landesanstalt für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur (LBA). Auf der Basis von Nutzungseignung, Ertragsklasse und Gefällestufe erfolgte eine zusammenfas- sende Bewertung der einzelnen Flächen. Die Ergebnisse der Bewertung sind im Bayeri- schen Landwirtschaftlichen Informationssystem (BALIS) gespeichert und nachfolgend für Weilheim i. OB dargestellt.

Gemäß landwirtschaftlicher Standortkartierung finden sich um das engere Stadtgebiet Weil- heim sowie um die Orte Deutenhausen und Marnbach und um Unterhausen landwirtschaftli- che Flächen mit günstigen Erzeugungsbedingungen sowie Grünland mit durchschnittlichen Erzeugungsbedingungen. Ungünstige Erzeugungsbedingungen liegen in weiten Bereichen des Weilheimer Mooses, des Schwattach-Filzes, des Hahnenbühels und in der Magnetsrie- der Hardt vor. Entsprechend der Erzeugungsbedingungen werden die Flächen im direkten Umfeld von Weilheim, Unterhausen, Deutenhausen und Marnbach als Ackerflächen, die Be- reiche mit ungünstigen Erzeugungsbedingungen als Grünland genutzt. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 14

*

* Die „Entnahmestellen von Kies, Lehm etc.“ stellen die Bereiche dar, bei denen während der Bestandsaufnah- me für die Agrarleitplanung (1974 bis 1981) Torf abgebaut wurde. Z. T. werden diese inzwischen renaturiert.

Abbildung 3 Landwirtschaftliche Standortkartierung, Gemeindegebiet Weilheim i. OB Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 15

2. Kommunale Planungen

2.1 Leitbild der Stadt Weilheim i. OB Die Stadt Weilheim hat Anfang 2001 beschlossen, ein Leitbild in einem moderierten und bür- geroffenem Planungsverfahren mit dem Ziel zu erstellen, eine konsensfähige Plattform für alle künftigen Entscheidungen und für das Verwaltungshandeln der Stadt Weilheim zu er- halten. Das Leitbild wurde vom Weilheimer Stadtrat im November 2002 einstimmig be- schlossen. Das Leitbild beschreibt die Vision eines auf dem Prinzip einer dauerhaft tragfähi- gen Entwicklung entstandenen Lebensraums in einem Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren. Grundlage hierfür sind die auf der internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio im Jahre 1992 formulierten Gedanken der Nachhaltigkeit: Die Ver- knüpfung wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit mit dem dauerhaften Schutz unserer Lebensgrundlagen. So darf menschliches Handeln die Regenerationskraft der Natur nicht gefährden, die natürlichen Lebensgrundlagen sind auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Das Leitbild für Weilheim war ursprünglich in 8 Handlungsfelder untergliedert, die von jeweils einem Arbeitskreis in einem moderierten Arbeitsprozess bearbeitet wurden. Die Leitbilder für die einzelnen Handlungsfelder sind folgende:

AK 1 Natur und Landschaft in und um Weilheim Die Stadt Weilheim ist ein städtischer Naturer- lebnisraum mit einem Gesamtbild von Stadt, Land und Natur AK 2 Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Weilheim, das lebenswerte Mittelzentrum im Pfaffenwinkel AK 3 Unsere Altstadt Unsere Altstadt - ein Ort zum Wohlfühlen AK 4 Gesundes und soziales Leben , ein Ort zum guten Zusammenleben AK 5 Wirtschaften und Arbeiten in Weilheim Weilheim in Oberbayern ist ein attraktiver und innovativer Wirtschaftsstandort AK 6 Kulturelles Leben in Weilheim / Stätten der Weilheim als Ort kultureller Begegnungen Begegnung AK 7 Mobilität / Verkehr Mobilität für alle in einem gesunden Lebensraum AK 8 Energie Energie für Weilheim: 50% weniger, der Rest 100% sauber

Tabelle 1 Das Leitbild der Stadt Weilheim i. OB, differenziert in 8 Handlungsfelder (Quelle: Leitbild Weilheim 2002, ergänzt 2005) Zwischenzeitlich haben sich die Arbeitskreise geändert, so dass derzeit folgende 9 Arbeits- kreise bestehen: „Eine Welt“, „Energie und Klimaschutz“, „Kulturelles Leben/Stätten der Be- gegnung“, „Mobilität und Verkehr“, „Natur in und um Weilheim“, „Senioren“, „Sozialer Arbeits- und Lebensraum“, „Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen“, „Wirtschaften und Arbeiten“.

2.2 Sanierungsgebiete Um das Stadtbild von Weilheim i. OB zu erhalten, sind und werden Sanierungsmaßnahmen notwendig. Mit der Sanierungssatzung vom 02.06.1977 wurde ein Teil des Stadtkerns von Weilheim Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 16 i. OB mit einer Fläche von ca. 5,05 ha als Sanierungsgebiet Altstadt I festgesetzt. Das Sanie- rungsgebiet Obere Stadt I wurde mit einem Flächenumgriff von ca. 7,63 ha am 13.06.1979 festgesetzt. Satzungen zu dem ca. 4,47 ha großen Sanierungsgebiet Altstadt II und zu dem ca. 0,84 ha großen Sanierungsgebiet Altstadt V wurden am 26.01.2007 sowie am 02.11.1995 erlassen.

Die Sanierungsgebiete sind im Flächennutzungsplan durch symbolische Darstellung aufge- nommen.

Sanierungsgebiet Altstadt I, 1977

Sanierungsgebiet Obere Stadt I, 1979 Sanierungsgebiet Altstadt V, 1995 Sanierungsgebiet Altstadt II, 2007

N

Abbildung 4 Sanierungsgebiete der Stadt Weilheim

2.3 Dorferneuerung Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB laufen derzeit keine Maßnahmen der Dorferneuerung.

2.4 Planungen zum Hochwasserschutz Zur Zeit laufen am Waitzackerbach und am Angerbach kommunale Planungen zum Hoch- wasserschutz. Angerbach: Das Lösungskonzept für den Hochwasserschutz am Angerbach sieht eine Kom- bination von technischen Maßnahmen und einem Hochwasserrückhalt in der Fläche vor. Im einzelnen sind folgende Maßnahmen geplant: Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 17

Technische Maßnahmen Hochwasserrückhaltebecken Gewässerausbau in : Hochwasserrückhaltebecken Weilheim: - Profilierung Flutmulde - Rückhaltedamm - Brücken- bzw. Durchlasserneuerung am Wei- - Betriebsauslass denbach - Rücklaufdamm an der St 2064 - Ausbau Weidenbach - evtl. Anpassung von Stromleitungen - Deich am Angerbach zwischen Untereberfing und Gandershofen, wobei die Deichlinie ge- Dammhöhe: max. 2,75 m wässerbegleitend angelegt ist, da durch das Rückhaltevolumen: 170.000 m³ (kombiniertes Rückhaltebecken Ramseer Bach oberstrom Betriebs- und Überlaufwerk) Retentionsraum geschaffen wird Gewässerausbau in Weilheim: Hochwasserrückhaltebecken Marnbach: - Kastengerinne im Gewerbegebiet „Weiden- - Rückhaltedamm bach“ - Betriebsauslass - Auflassen des Absturzes im Gewerbegebiet - Anpassung von Stromleitungen „Weidenbach“ - Objektschutz in Gossenhofen für Extremereig- - Gewässeraufweitung am Anger- und Sim- nis BHQ2 metsbach - lokale Schutzmaßnahmen mit Mauern und Dammhöhe: max. 6,0 m Dämmen Rückhaltevolumen: 295.000 m³ - Auflassen des Wehres an der Seemühle Hochwasserrückhaltebecken Ramseer Bach: - Ausbau oberhalb der Bärenmühle - Rückhaltedamm - Sanierung der verrohrten Bachläufe (Anger- - Betriebsauslass bach und Simmetsbach) im Stadtgebiet mit - Verlegung der Staatsstraße teilweisem Ausbau der Verrohrung zu einer Druckrohrableitung und Einbau von zwei klei- Dammhöhe: max. 8,5 m neren Hebewerken für Regenüberläufe Rückhaltevolumen: 205.000 m³ Tabelle 2 Geplante Hochwasserschutzmaßnahmen (Quelle: Dr. Blasy, Dr. Overland: Präsentation vom März 2009 u. November 2009: Zusammenfassung des Planungskonzepts)

Waitzackerbach: Der Sachstand bezüglich der Hochwasserschutzmaßnahmen am Waitz- ackerbach stellt sich aktuell folgendermaßen dar: Die Grundlagenermittlung (Leistungsfähig- keit, Bemessungsabflüsse, Gefährdung, Rückhaltung) ist abgeschlossen. Ein auf dieser Ba- sis erarbeitetes Hochwasserschutzkonzept sieht folgende Maßnahmen vor: Schwachstellen- beseitigung, Gewässeraufweitung und -ausbau, Hochwasserrückhalt in der Fläche mit Ab- leitung ins Moos. Eine erste Abstimmung mit den Fachbehörden hinsichtlich des anzuwen- denden Verfahrens und der benötigten Unterlagen ist erfolgt. Die Planung wird aktuell weiter ausgearbeitet, die Unterlagen für die Plangenehmigung bzw. die Planfeststellung zusam- mengestellt. Der darauf aufbauenden politischen Entscheidungsfindung folgt die Beantra- gung und Umsetzung der Maßnahmen.

Im Flächennutzungsplan sind die geplanten Hochwasserrückhaltebecken als Flächen, die im Interesse des Hochwasserschutzes und der Regelung des Wasserabflusses freizuhalten sind, markiert.

Neben den kommunalen Planungen werden z. Zt. vom Freistaat Bayern, Wasserwirt- schaftsamt Weilheim verschiedene Varianten für einen Hochwasserschutz Weilheim-Süd (Ammer) untersucht. Aktuell stehen folgende Varianten zur Diskussion: Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 18

• Variante 1: Deich unmittelbar im Anschluss an Bebauung • Variante 2: Deich entlang des Trifthofanbinders • Variante 3: Deich entlang der Bahnlinie München-Garmisch

2.5 Pflege- und Entwicklungsplanungen Für den Flächennutzungsplan/Landschaftsplan Weilheim i. OB sind folgende Pflege- und Entwicklungsplanungen von Bedeutung: • Pflege- und Entwicklungsplan Schwattachfilz (Wurm 1999), • Flurbereinigung Deutenhausen II - Pflege- und Entwicklungskonzept (Schober und Part- ner 1991), • Rahmenplan zur Pflege und Entwicklung des Gögerlparks (Vogl + Kloyer 2007), • des Weiteren stellt die Gemeinde Weilheim i. OB derzeit für die Gewässer III. Ordnung ein Gewässerentwicklungskonzept (GEK) auf (Büro U-Plan 2010), in welchem die Qualität von 68 Gewässern III. Ordnung auf dem Gebiet der Stadt Weilheim i. OB ermittelt wird und Maßnahmen abgeleitet werden, die der Umsetzung der Verpflichtung der Wasser- rahmenrichtlinie dienen sollen, die Gewässer bis zum Jahr 2015 in einen guten Zustand zu bringen. Für die Gewässer Waitzackerbach, Langersteggraben, Angerbach und Hardt- bach wurde zudem eine Gewässerstrukturkartierung (GSK) durchgeführt. Der GSK zufol- ge sind die meisten Gewässerabschnitte des Waitzackerbaches deutlich verändert, bei Angerbach und Langersteggraben überwiegen die mäßig veränderten Abschnitte. Dage- gen sind die meisten Abschnitte des Hardtbaches in ihrer Gewässerstruktur nur gering verändert. Gemäß der Erhebungen zum GEK ergeben sich die Beeinträchtigungen an den Gewässern v. a. durch technische Bauwerke wie Sohl- oder Uferverbau, Verrohrun- gen und Querbauwerke. Besonderer Handlungsbedarf besteht im Bereich der Ortslagen, in denen die Gewässer meist stark verbaut oder verrohrt sind, wenngleich aufgrund der Sachzwänge oft nur ein geringer Handlungsspielraum gegeben ist. Dennoch sind Renatu- rierungsmaßnahmen an diesen Abschnitten sowie an weiteren stark veränderten Gewäs- serstrecken erforderlich. Im Sinne der Hochwasservorsorge gilt es, bestehende Retenti- onsräume von Bebauung und sonstigen Veränderungen freizuhalten und verloren gegan- gene Retentionsräume wiederherzustellen, so z. B. durch Bachaufweitungen und die An- lage von Flutgräben. Den Bächen soll wieder mehr Raum gegeben werden, um die Auen- und Gewässerbettdynamik zu verbessern und die natürliche Wasserrückhaltung in der Fläche zu erhöhen. Daneben ist die Reduzierung der intensiven Nutzung bis an die Ge- wässer, die Entwicklung von Ufergehölzsäumen sowie die Umwandlung nicht- standortgerechter Auennutzungen in gewässerverträglichere Nutzungsformen von beson- derer Bedeutung. Hierdurch wird nicht nur die Qualität der betroffenen Gewässer erhöht, gleichzeitig kann das Landschaftsbild verbessert und der Erholungswert der Landschaft für Anwohner und Besucher gesteigert werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die Wie- derherstellung der Durchgängigkeit der Fließgewässer z. B. durch Abbau und Umbau von Querbauwerken und die Beseitigung von Verrohrungen (Gewässerfreilegung). Dadurch können vielfach stark gefährdete Tierarten (z. B. Fische wie Bachneunauge und Groppe) die Gewässerläufe wieder besiedeln. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 19

C. BESCHREIBUNG DES GEMEINDEGEBIETES

1. Lage im Raum

Das Planungsgebiet umfasst das gesamte Gemeindegebiet Weilheim i. OB. An das Ge- meindegebiet Weilheim grenzen die Gemeinden , , , Eberfing, Polling und an. Die Grenze zu der Gemeinde Seeshaupt markiert zugleich die Grenze zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die nächste größere Stadt mit einer Ent- fernung von etwa 35 km ist Landsberg a. Lech. Die Landeshauptstadt München ist ca. 50 km von Weilheim entfernt.

Raisting

Wielenbach

Wessobrunn

Weilheim i. OB

Seeshaupt

Polling

Eberfing

Gemeindegrenzen Abbildung 5 Das Gemeindegebiet Weilheim i. OB und seine Nachbargemeinden

Das Gemeindegebiet weist eine Flächengröße von ca. 55,5 km² auf, gliedert sich in nachste- hend aufgeführte Gemarkungen und umfasst neben dem Hauptort die Ortsteile Marnbach, Deutenhausen, Unterhausen und Tankenrain. Im Dezember 2008 betrug der Bevölkerungs- stand 21.574 Einwohner, im Dezember 2009 betrug er 21.652 Einwohner.

Gemarkung Fläche in km² Weilheim 35,90 Deutenhausen 15,81 Unterhausen 3,77 Gesamtfläche 55,48 km²

Tabelle 3 Weilheim i. OB und seine Gemarkungen Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 20

Abbildung 6 Aufteilung des Gemeindegebietes Weilheim i. OB in seine Gemarkungen

Verkehrstechnisch ist Weilheim an die Bahnstrecke München-Innsbruck angebunden. Ferner ist Weilheim Ausgangspunkt für die Nebenstrecke Weilheim-Schongau (Pfaffenwinkelbahn) und für die Ammerseebahn nach .

Durch Weilheim i. OB verlaufen die B2 (München-Mittenwald) sowie die Staatsstraßen St 2057 (Rott - Polling) und St 2064 (B2 - Seeshaupt).

2. Geschichtliche Entwicklung

Das Gebiet um Weilheim war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 15 vor Christus kamen die Römer in das Gebiet des heutigen Oberbayern und bauten die römische Straße vom Brenner über Partenkirchen nach Augsburg über die heutige Weilheimer Flur. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ortsname „Wilhaim“ in einer Urkunde des Königs und späteren Kaisers Heinrich II von Bamberg aus dem Jahre 1010, in der er den Besitz eines Gutshofes im Dorf Wilhaim dem nahe gelegenen Kloster Polling zuspricht. Bereits 1176 besaß der Ort das Marktrecht. Als Stadt wird Weilheim erstmals 1238 in einer Klosterurkunde von Steinga- den bezeichnet. Die älteste schriftliche Erwähnung eines Rates der Stadt stammt von 1368. Über Jahrhunderte hinweg zählte Weilheim kaum mehr als 2000 Einwohner. Die Stadtmau- ern umschlossen in der Altstadt etwa 190 Gebäude und außerhalb der Ringmauer rund 120 in der Oberen Vorstadt und ca. 20 Gebäude in der Vorstadt St. Pölten. Der Kernbereich in- nerhalb der Altstadt hat sich in seinen Grundrissen bis heute kaum verändert, viele Häuser Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 21 aus dem Spätmittelalter und der Barockzeit verleihen der Innenstadt noch heute ihren be- sonderen Charakter. Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Oberland und die engen Beziehungen zu den umliegenden Klöstern machten Weilheim zu einem wichtigen Markt- und Umschlagplatz und in Verbindung mit den handwerklichen Fähigkeiten und dem Kunst- sinn seiner kreativen Meister entwickelte sich Weilheim schließlich zu der Künstlerstadt im Pfaffenwinkel. Die Wirren der Napoleonischen Kriege und die Säkularisation mit Aufhebung der Klöster und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen zu Beginn des 19. Jahrhun- derts bedeuteten für Weilheim eine einschneidende Zäsur. Ab 1862 entwickelte sich Weil- heim zunehmend zu einer Behördenstadt. Insbesondere durch den Anschluss an die Eisen- bahnstrecke München-Weilheim 1866 setzte ein nachhaltiger Aufschwung ein, der erst durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges zum Erliegen kam. Dieser und noch stärker der zweite Weltkrieg führten zu einer starken Dezimierung der Bevölkerung, nach seinem Ende wohn- ten in Weilheim eine große Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen. Der Wiederaufbau führt zu einer erheblichen Ausdehnung von Weilheim, viele neue Wohnviertel, Siedlungen und Gewerbegebiete entstehen. 1976 wird die Fußgängerzone eingeweiht, 1978 werden durch die kommunale Gebietsreform in Bayern die Nachbarorte Marnbach-Deutenhausen und Unterhausen in die Stadt Weilheim eingemeindet, 1996 überschreitet die Einwohnerzahl erstmals die 20.000 (Quelle: Stadtarchiv Weilheim i. OB).

3. Flächennutzung, Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur

Die 5.549 ha große Fläche des Gemeindegebietes Weilheim i. OB verteilt sich auf folgende Flächennutzungen:

Flächennutzungen 2008 Gebäude- und Freifläche 9,4% 1,8% 1,5% 1,3% Betriebsfläche

0,7% Erholungsfläche 22,1% 4,6% Verkehrsfläche

Landwirtschaftsfläche

Waldfläche

Wasserfläche

Flächen anderer Nutzung

58,7%

Abbildung 7 Verteilung der Flächennutzungen in der Stadt Weilheim i. OB (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010) Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 22

Land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen nehmen ca. 81% des Gemeindegebietes von Weilheim i. OB ein. Ihnen gegenüberzustellen sind die Gebäude- und Frei-, Betriebs- und Verkehrsflächen. Diese beanspruchen ca. 15 % des Gemeindegebietes. Die verbleibenden ca. 4 % verteilen sich auf Wasserflächen, Erholungsflächen und sonstige Nutzungen.

Die zusammenfassende Darstellung der Flächennutzungen verdeutlicht die Bedeutung von Weilheim als Mittelzentrum in einem ländlich geprägten Umfeld. Diese Funktion soll im Rah- men der Flächennutzungsplanung weiter herausgearbeitet und gestärkt werden.

4. Bevölkerung

4.1 Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Weilheim i. OB

Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Weilheim von 1840 bis 2008

25000 20000 15000 10000 5000 Einwohnerzahl 0 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 Jahre

Abbildung 8 Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Weilheim 1840 bis 2008 (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010, Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weilheim i. OB 2009)

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahl im Verlauf von 1840 bis 2008. Dabei fällt der enorme Bevölkerungszuwachs nach dem zweiten Weltkrieg sowie die Wanderungs- gewinne nach der innerdeutschen Grenzöffnung auf. Die Bevölkerungsentwicklung von Weilheim i. OB war in den letzten 90er Jahren bei im Mittel rückläufiger natürlicher Bevölke- rungsentwicklung durch Zuwanderung geprägt, wobei im Dezember 2006 die Gesamtbevöl- kerungszahl um 54 Einwohner niedriger lag als im Dezember 2005, in den Jahren 2007, 2008 und 2009 jedoch wieder eine Bevölkerungszunahme zu verzeichnen war. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 23

4.1.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Natürliche Entwicklung

250

200

150 Geburten 100 Sterbefälle

50

0 1960 1970 1980 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Abbildung 9 Natürliche Bevölkerungsentwicklung (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010, Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weilheim i. OB 2009)

Abbildung 9 zeigt die Geburten- und Sterberaten im Plangebiet. Aus der Differenz kann die natürliche Bevölkerungsentwicklung abgelesen werden.

4.1.2 Bevölkerungsentwicklung aufgrund von Zu- und Wegzug Für den Zeitraum 1960-2006 wurden in Abbildung 10 dem Einwohnerzuwachs aus der natürlichen Entwicklung, der Einwohnerzuwachs aus dem Delta der Zu- und Wegzüge gegenübergestellt.

650

550

450 Geburten abzügl. 350 Sterbefälle 250 Zuzüge abzügl. Wegzüge 150

50

-50 1960 1970 1980 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Abbildung 10 Natürliche Bevölkerungsbewegung/Wanderungen (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010, Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weilheim i. OB, 2009) Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 24

Die Gegenüberstellung “Natürliche Bevölkerungsbewegung” zu “Wanderungen” verdeutlicht, dass der Einwohnerzuwachs in Weilheim im Wesentlichen auf die Zuzüge zurückzuführen ist, wobei sich die Wanderungsgewinne in den letzten Jahren abschwächten, im Jahr 2006 war gegenüber 2005 eine Abnahme der Bevölkerungszahl, in den Jahren 2007, 2008 und 2009 wiederum ein Anstieg zu verzeichnen. Im Rahmen der Flächennutzungsplanung ist zum einen dem Rückgang der natürlichen Bevölkerungsentwicklung Rechnung zu tragen, zum anderen durch entsprechende Maßnahmen die Bedeutung von Weilheim i. OB als Mittelzentrum und seine Lage auf einer Entwicklungsachse von überregionaler Bedeutung zu würdigen.

4.2 Bevölkerung in Weilheim und in den Teilgemeinden Nachstehende Abbildungen zeigen die Verteilung der Bevölkerung auf die im FNP dargestellten Ortsteile.

Einwohnerzahlen im Hauptort Weilheim und den Ortsteilen Unterhausen, Marnbach, Deutenhausen im Jahr 2009

19836 Einwohnerzahlen in den Ortsteilen im Jahr 2009 20000 17500 1200 962 15000 1000 12500 800 10000 573 600 7500 400 280 5000 1815 2500 200 0 0 Weilheim Ortsteile Unterhausen Marnbach Deutenhausen

Abbildung 11 Verteilung der Bevölkerung im Gemeindegebiet Weilheim (Quelle: Angaben der Stadt Weilheim, 2009)

Die Einwohnerzahlen zeigen die Konzentration auf den Hauptort Weilheim i. OB. Insbeson- dere die Wanderungsgewinne prägen sich auf den Hauptort durch. Die Einwohnerzahlen der übrigen Ortsteile verdeutlichen die ländlichen Struktur des Gemeindegebietes.

4.3 Bevölkerungsentwicklung im Vergleich mit dem Landkreis Weilheim- Schongau In Abbildung 12 ist die Einwohnerzahl von Weilheim i. OB der Einwohnerzahl des Landkreises Weilheim-Schongau gegenübergestellt. Dabei wird deutlich, dass die Bevöl- kerungsentwicklung in der Stadt Weilheim i. OB weitgehend parallel zur Bevölkerungs- entwicklung im Landkreis Weilheim-Schongau verläuft, wobei sich in den letzten Jahren die grundsätzlich positive Entwicklung in der Stadt etwas stärker abschwächte als im Landkreis. Sowohl die Deutschlandstudie der Bertelsmannstiftung als auch die Landkreisstudie der Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 25

SAGS gehen in ihren Bevölkerungsprognosen von einer Fortführung dieses Trends aus. Der Flächennutzungsplan Weilheim i. OB soll einen Beitrag leisten, die Bedeutung von Weilheim i. OB als Mittelzentrum zu stärken.

21800 132000 Weilheim-Schongau Landkreis

21600 130000 21400 128000 21200 21000 126000

20800 124000 20600 122000 20400 20200 120000 Stadt Weilheim i. OB 20000 118000 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Abbildung 12 Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Stadt Weilheim i. OB und im Landkreis Weil- heim-Schongau in den Jahren 1997 bis 2008 (Quelle: Angaben der Stadt Weilheim i. OB und des Landkreises Weilheim-Schongau, 2009)

4.4 Die Altersstruktur im Plangebiet Die folgenden Zahlen geben die Altersstruktur des Plangebietes im Jahr 2009 getrennt in 5 Altersklassen wieder. Die Verteilung der Bevölkerung auf einzelne Altersgruppen kann als ausgewogen bezeichnet werden. Über 60 % der Einwohner sind im erwerbsfähigen Alter. Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) sowie die über 65-jährigen haben in etwa den glei- chen Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Bevölkerung nach Altersgruppen im Jahr 2009

Lebensalter 6% 21% 12% bis 6 Jahre

7 bis 17

18 bis 45 27% 34% 46 bis 65

Über 65

Abbildung 13 Bevölkerung nach Altersgruppen (Quelle: Jahresbericht Weilheim i. OB, 2009) Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 26

5. Arbeitsmarkt

5.1 Wirtschaftsbereiche (Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen) In Abbildung 14 werden die versicherungspflichtigen Beschäftigten im Planungsgebiet Weil- heim i. OB nach Dienstleistungsgewerbe und produzierendem Gewerbe (inkl. Landwirt- schaft) getrennt gegenübergestellt.

Die Abbildung zeigt einen deutlichen Rückgang im Bereich des produzierenden Gewerbes, wohingegen sich der Dienstleistungsbereich in etwa auf gleichem Niveau hält. Demzufolge sollte der Sicherung und Förderung von Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich im Rahmen der im Flächennutzungsplan vorhandenen Möglichkeiten entsprechendes Gewicht eingeräumt werden.

7000

6000

5000 Produzierendes 4000 Gewerbe 3000 Dienstleistungen

2000

1000

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Abbildung 14 Sozialversicherungspflichtig Beschäftige in Weilheim i. OB, getrennt nach Wirtschafts- bereichen Produzierendes Gewerbe (inkl. Landwirtschaft) und Dienstleistungsgewerbe (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2007, BLSD 2009)

5.2 Pendlerstatistiken Gemäß dem Jahrbuch des statistischen Landesamtes aus dem Jahr 2009 waren am 30. Juni 2008 in Weilheim i. OB 8.793 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort zu ver- zeichnen. Zum gleichen Zeitpunkt wurden 7.150 Beschäftigte am Wohnort verzeichnet. Das Pendlersaldo betrug demzufolge 1.643 Einwohner. Im Jahr 2006 lag es noch bei 1.925 Ein- wohnern.

Die Flächennutzungsplanung soll die Bedeutung von Weilheim als Mittelzentrum stärken und somit auch einen Beitrag leisten, die Auspendlerquote weiter zu senken. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 27

6. Bauflächen

6.1 Rechtskräftige Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB besitzen derzeit die nachfolgend aufgeführten Bebau- ungspläne und städtebaulichen Satzungen Rechtskraft.

Nr. Bezeichnung Bereich Weilheim 1 „Nördlich der Stadtsäge“ 2 „Pollinger Straße /Zugspitzstraße/Prälatenweg“ 3 „Weilheim Süd-Ost“ 3a „Weilheim Süd-Ost“, Änderung 3b „Weilheim Süd-Ost“, Änderung Kirche 4 „Moosstraße/Frühlingsstraße/ Sommerstraße“ 5 „Südendstraße/Trifthofstraße und Bahnlinie München – Garmisch“ (Nördl.Teil) 5 „Südendstraße/ Trifthofstraße und Bahnlinie München – Garmisch“ (Südl. Teil) 5a „Südendstraße/ Trifthofstraße und Bahnlinie München – Garmisch“ (Seemüller II) 8 „Zugspitzstr./Pollinger Str./ Prälatenweg/ südlicher Feldweg“ (Vollmanngarten) 13 „Deutenhausener Str./Zotzenmühlweg“ 14 „Sonnwendstraße/Steinstraße“ 17 „Spitzbreiten“ 17a „Spitzbreiten“, Änderung 18 „Ecke Zugspitzstraße/Prälatenweg“ 19 „Wessobrunner Str./Parchetstr./Ziegelstadel“ 21 „Schießstattweg/Zimmermannstr./Paradeisstraße und Schmutzerstraße“ 23 „Münchener Str./Schützenstr./Bahnhofstr.“ 27 „Südlich der Geistbühelstraße“ 30 „Im Paradeis“ 31 „Am Schwattachweg“ 32 „Lohgasse/Färbergasse“ 33 „Südlich der Hochlandhalle – Abschnitt I“ 34 „Südlich der Hochlandhalle – Abschnitt II“ 35 „Schachenmayr“ 37 „Nördlich der Stadtsäge“ 38 „Nördl. Rastanger“ 39 „Östlich der Römerstraße – Teil A“ 40 „Parchetwiesen Süd“ 43 „Südlich der Deutenhausener Straße“ 47 „Südlich der Trifthofstraße II“ 51 „Färbergasse II“ 53 „Oderdinger Str./Franziskusweg“ 57 „Ziegelgrube“ 58 „Östlich der Halderstraße I“ 59 „Östlich der Halderstraße II“ 60 „Kreiswehrersatzamt“ 64 „Moosstraße/Eichtweide“ 66 „Obere Stadt I“ 67 „Südendstraße“ Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 28

Nr. Bezeichnung 67 „Südendstraße“ Ergänzung 67 „Südendstraße – Neu“ 68 „Branca-Grundstück“ 72 „Nördlich der Hardtstraße Teil I“ siehe auch Nr. 102! 73 „Torfabbaugebiet WM Moos u. Schwattachfilz“ 74 „Am Eselsberg“ – siehe auch Nr. 100! 75 Schachenmayr – Änderung 76 „Östlich der Römerstraße Teil A“ 77 „Altstadt Ia“ 77 „Altstadt Ia“ Änderung und Erweiterung 79 „Franziskusweg/Trifthofstr./Oderdinger Str.“ 80 „Östlich der Römerstraße Teil A“ 81 „In der Au“ 82 „Östlich der Römerstraße Teil B“ Siehe auch Nr. 97 83 „Obere Stadt – Stadtbach“ 86 „Gottesackerfeld“ 87 „Obere Stadt IVa“ 87 „Obere Stadt IVb“ 89 „Südlich der Greitherstraße“ 92 „In der Au – West“ 93 „Süd – Ost“, Änderung Arbeitsamt 94 „Herzogstandstraße – Nord“ 95 „Geisenhofer“ 96 „Änderung Schachenmayr“ 97 „Östlich der Römerstr. Teil B“, Änderungen siehe auch Nr. 82 99 „Parchetwiesen“ 100 „Am Eselsberg“, Änderung 101a Kaltenmoserstr./Friedhofweg/Andreas.-Schmidner-Str“ 102 „Nördl. der Hardtstraße Teil I“, Änderung 103 „Freizeitzentrum Narbonner Ring“ 104 „Adlhochstraße“ 108 „Bärenmühle“ 109 „Obere Stadt IIIa“ 110 „Nördlich der Deutenhausener Str.“ 111 „Am Öferl“ 112 „In der Au – Nord“ 113 „Kleingartenanlage Schwattach“ 114 „Pollinger Str./Trifthofstr.“ 115 „Ammerstr./Wessobrunner Str.“ 117 Ortsabrundung „Huosiring/Parchetwiesen“ 118 „Oderdinger Str./Böbinger Str.“ 119 „Entlastungsstraße Trifthof“ 119a „Fortsetzung der Entlastungsstraße“ 120 „Hardtkapellenstr./Narbonner Ring/Ulmenstr.“ 122 „Trifthofstraße“ 124 „Trifthof II“ 125 „Leprosenweg“ 126 Außenbereichssatzung „Moosstr./Säureweg“ Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 29

Nr. Bezeichnung 127 „Pütrichstr./Krumpperstr./Karl-Böhaimb-Straße / Andreas-Schmidtner-Straße“ 128 „Westl. der Paradeisstraße./nördlich Merckstraße.“ 129 „Johann-Baur-Str./Engelhartstraße./ Fasserstr./Deglergasse 130 „Westl. der Bahnlinie WM-Peißenberg und südlich Badeweg“ 133 „Angerkapellenstr./Pistlgasse und Am Meisteranger“ 134 „Altstadt IV“ 136 Ortsabrundung „Zotzenmühlweg“ 138 „Nördlich der Greitherstraße“ 139 „Westlich der Parchetstraße I“ 139 „Westlich der Parchetstraße II“ 140 „Obere Stadt IIIc“ 140 „Obere Stadt IIId“ 140 „Obere Stadt IIIe“ 141 „Andreas-Schmidtner-Str. u. Str. Am Betberg“ 142 „Fischerried /Paradeisstraße“ 144 „Gewerbepark Neidhart“ 145 „Altstadt V“ 146 „Münchener Straße – Ost“ 147 „Südlich der Pöltner Kirche“ 148 „Schießstattweg /Schützenstraße /Am Öferl/ Bahnlinie München-GAP“ 150 „Südlich der Waisenhausstraße“ 151 „Gewerbegebiet Zarges“ 152 „Östlich des Prälatenweges“ 153 „Narbonner Ring/Zotzenmühlweg“ 154 „Westlich der Herzog-Christoph-Straße“ 155 „Tankenrain Süd-West“ (Einbeziehungssatzung) 156 „Kinderbetreuungszentrum Hardtkapellenstraße“ 157 Einbeziehungssatzung „Hangstraße“ 158 Photovoltaikanlage“ Weilheimer Moos / Lichtenau“ 159 Außenbereichssatzung „Angermaierstraße“ Außenbereichssatzung „Tankenrainer Str.“ 160 „Karl-Böhaimb-Str./Andreas-Schmidtner-Str.“ 161 „Mittlerer Graben /Schöffelhuberstraße /Krumpperstraße /Pütrichstraße“ 162 „Fischerried-Ost“ 163 „Südlich des Eichenweges 164 „Ledererstraße/ Herzog-Albrecht-Platz/ Pöltnerstraße 165 „Pöltnerstraße/Augsburger Straße“ 166 „Kanalstraße/Singerstraße“ 167 „Östlich der Hauptschule“ 168 „Marienplatz/Kirchplatz/Ledererstraße/Kipfingergasse“ 169 Sondergebiet „Gmünder Anwesen“ 170 Sondergebiet „Gut Waitzacker“ Bereich Unterhausen 2 „Gebiet zwischen Alter Münchener Straße und Bahnlinie München Garmisch-Partenkirchen 4 „Kohlwinklstraße“ 6 Südlich des Lechhanslweges“ 7 „Dietlhofer See“ 8 „Dorfgebiet Unterhausen“ Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 30

Nr. Bezeichnung 9 „Leprosenweg II“ 10 Unterhausen Süd-Ost Bereich Deutenhausen 2 „Marnbacher Feld II 4 „Dorfgebiet Deutenhausen“ Bereich Deutenhausen-Marnbach 8 „Südlich der Kirchstraße“ 8 Südl. der Oberen Bachstraße 8 Kirchstraße Nord-Ost 9 „Dorfgebiet Marnbach“

Tabelle 4 Rechtskräftige Bebauungspläne im Gemeindegebiet Weilheim

6.2 Baulücken und Nachverdichtungspotential Die Ermittlung vorhandener Baulücken sowie die Abschätzung des Nachverdichtungspoten- tials sind neben der Bevölkerungsprognose (s. D.1.1) eine weitere Größe für die Diskussion der zukünftigen Flächenentwicklung von Weilheim. Als Informationsgrundlagen für die Er- mittlung der vorhandenen Baulücken dienten die Darstellungen des rechtskräftigen Flächen- nutzungsplanes der Stadt Weilheim i. OB vom 02.10.1989, digitale Luftbilder aus dem Jahr 2007 sowie Auskünfte der Stadtverwaltung Weilheim. Zugleich wurde gemäß der Arbeitshilfe „Kommunales Flächenressourcen-Management“ (Bayerisches Staatsministerium für Lan- desentwicklung und Umweltfragen & Oberste Baubehörde im Staatsministerium des Innern 2003) sowie dem gleichnamigen Anhang zur Arbeitshilfe ein digitales Flächenressourcen- Management für die Stadt Weilheim i. OB erstellt. In diesem sind die Baulücken und die Flä- chen mit Nachverdichtungspotential in ihrem Bestand erfasst sowie die jeweilige planungs- rechtliche Situation dargestellt. So sind bei Fortschreibung des kommunalen Flächenres- sourcen-Managements jederzeit aktuelle Dokumentationen zu den einzelnen Flächen sowie Gesamtbilanzen zu den Baulücken und dem Nachverdichtungspotential für das Gesamtge- biet möglich.

In die Bilanzierung des Bauflächenbedarfs (s. D.1.2) wurden die Baulücken, d. h. die Flä- chen, welche aufgrund des Vorhandenseins eines rechtskräftigen Bebauungsplanes bzw. aufgrund der Lage in einem Gebiet, welches nach § 34 BauGB bebaubar wäre, eingestellt. Insgesamt sind im Gemeindegebiet Weilheim i. OB ca. 22,93 ha Baulücken an Wohnbau- und gemischten Bauflächen und 14,1 ha Baulücken an Gewerbebauflächen vorhanden. Das Nachverdichtungspotential liegt bei ca. 6,25 ha. Ferner sind bereits 16,4 ha öffentliche Grün- flächen (Sportzentrum) über einen Bebauungsplan rechtlich fixiert, aber noch nicht realisiert.

7. Land- und Forstwirtschaft

7.1 Landwirtschaftliche Betriebsstruktur Aufgrund der günstigen Erzeugungsbedingungen kommt der Landwirtschaft im Gemeinde- gebiet Weilheim i. OB eine hohe Bedeutung zu. Dennoch spiegelt sich auch in Weilheim der Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 31 landesweite Trend eines Rückgangs der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe wieder. So reduzierte sich die Betriebsanzahl in den letzten 28 Jahren um ca. 40 % von 141 auf 85 Be- triebe. Demgegenüber steht der allgemeine Trend des Anstieges der landwirtschaftlichen Großbetriebe, die über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von über 30 ha verfügen. Die- se Größenkategorie konnte seit 1979 einen Zuwachs von über 40 % auf 30 Betriebe ver- zeichnen. Der Rückgang der Betriebszahl ist mit ca. 17 % von 1999 bis 2007 in Weilheim i. OB weniger deutlich ausgeprägt als im Landesdurchschnitt (1999 bis 2007: ca. 21 % in Bayern). Die landwirtschaftlichen Betriebe verfügen im Durchschnitt über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) von 29 ha, was geringfügig über dem Landesdurchschnitt liegt: Im Jahr 2007 wurden in Bayern im Durchschnitt 26 ha LF von den einzelnen Betrieben bewirtschaftet (Quelle: BLDS, Genesis-Online 2010).

Entwicklung der Betriebsstruktur

160 140 120 100 80 60 Anzahl 40 20 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Jahr

Gesamtzahl Betriebe mit > 30 ha

Abbildung 15 Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsstruktur in der Stadt Weilheim i. OB (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010)

7.2 Bodennutzung hier weiter Im Jahr 2007 betrug die landwirtschaftlich genutzte Fläche 2.497 ha. Dabei dominierte mit ca. 70 % (1749 ha) Wiesen und Mähweiden. Das Ackerland (492 ha) wird hauptsächlich zum Anbau von Futterpflanzen (284 ha), davon hauptsächlich Silomais (154 ha) genutzt. Ein Ver- gleich mit den Daten von 1987 zeigt einen leichten Rückgang (um ca. 4 %) der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2.589 ha (1987) auf 2.497 ha (2007). Die Verluste sind insbesondere bei Dauergrünland (um ca. 5 %) zu verzeichnen. Bei den Futterpflanzen konnte sogar ein Flächenzuwachs um ca. 26 % verzeichnet werden. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 32

7.3 Viehhaltung Die im Jahr 2007 gehaltenen ca. 6.700 Tiere setzten sich wie folgt zusammen:

Viehbestand - Stadt Weilheim i. OB

4000 3500

3000 Rinder 2500 Schweine 2000 3674 Schafe 1500 Hühner 1000 1783 Pferde 500 997 238 0 25 Rinder Schweine Schafe Hühner Pferde

Abbildung 16 Viehbestand in der Stadt Weilheim i. OB (Quelle: Statistik kommunal, BLSD 2010)

Hervorzuheben ist die Entwicklung der Anzahl der Tiere je Halter, welche bei nahezu allen Tierarten kontinuierlich zunahm (Vergleichende Betrachtung der Daten aus den Jahren 1980, 1999, 2003 und 2007). Besonders auffällig ist die Zunahme der Tiere je Halter bei den Rindern und Schafen. Diese stieg bei den Rindern von 35 Tieren je Halter im Jahr 1980 auf 62 Tiere je Halter im Jahr 2007, die der Schafe von 14 Tieren je Halter im Jahr 1980 auf 125 Tiere je Halter im Jahr 2007 an. Die Gesamtzahl der rinderhaltenden Betriebe reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 119 auf 59 Betriebe.

7.4 Bedeutung der Landwirtschaft Neben der ursprünglichen Bedeutung der Landwirtschaft für die Nahrungsmittelerzeugung ist ihr insbesondere im Hinblick auf die Regionalentwicklung und Kulturlandschaftspflege eine herausgehobene Stellung beizumessen. Eine durch die Landwirtschaft geprägte Kulturland- schaft bestimmt das Landschaftsbild und hat darüber Bedeutung für das Landschaftserleben und die Erholungsfunktion einer Landschaft. Zugleich kommt der Landwirtschaft und der durch sie erzielten Landschaftsgestaltung eine identitätsstiftende Funktion zu. Verstärkt wird diese, wenn die in der Landwirtschaft erzeugten Produkte regional vermarktet werden. Zu erwähnen ist ferner die Bedeutung landwirtschaftlich genutzter Flächen für das Lokalkli- ma. Offene Acker- und Grünlandflächen sind Voraussetzung für die Kaltluftentstehung, wel- che in Zusammenschau mit an die landwirtschaftlich genutzten Flächen anschließenden Frischluftschneisen gerade im städtischen Umfeld für die Durchlüftung des Gebietes wichtig sind. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 33

7.5 Forstwirtschaft Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB befinden sich 1.067 ha Wald. Darunter nimmt der von ca. 330 Eigentümern bewirtschaftete Privatwald eine Fläche von 829 ha, der Stadt- und Spital- wald eine Fläche von 238 ha ein. Der Stadt- und Spitalwald setzt sich aus folgenden Baum- artenanteilen zusammen: • 54 % Fichte • 1,1 % Kiefer • 0,7 % Tanne • 18,0 % Buche • 7,7 % Edellaubhölzer • 18% sonstige Laubhölzer

Die meisten Wälder außerhalb von Feuchtstandorten sind hochproduktive Standorte mit Wuchsleistungen bis über 10fm/ha,a. Aufgrund der Klimaveränderung werden künftige Fichtenreinbestände auf vielen Standorten ein hohes Risiko bedeuten.

Vielerorts wird die Verjüngung der Wälder durch den hohen Wildverbiss noch stark ent- mischt, die meisten Baumarten können nur mit Zaunschutz gepflanzt werden.

Die Ausprägung der verschiedenen Waldgesellschaften sowie ihre lokale Differenzierung sind unter dem Kap. E.2.6 „Pflanzen und Tiere“ beschrieben.

Mit einem Flächenanteil von ca. 19% an der Gesamtfläche ist der Waldanteil im Vergleich zu dem Waldanteil an den Nutzungen im Landkreis (ca. 30%) und im Vergleich zum Freistaat Bayern (ca. 35-36%) unterrepräsentiert.

8. Infrastruktur

8.1 Versorgungseinrichtungen

8.1.1 Wasserversorgung Das Trinkwasser für das Gemeindegebiet Weilheim wird im Gewinnungsgebiet Deutenhau- sen/Etting aus 2 Brunnen gewonnen. Die größte Fördermenge von Brunnen V beträgt 60 l/s, die größte Fördermenge von Brunnen VI 100 l/s. Das geförderte Wasser gelangt in das Rohrnetz bzw. wird in die Hochbehälter Weilheim mit 4.000 m³ Fassungsvermögen und Marnbach mit 180 m³ Fassungsvermögen gedrückt, von wo es in freiem Gefälle zum größten Teil der Endverbraucher im Versorgungsgebiet fließt. Für die Versorgung des höhergelege- nen Ortsteils Marnbach wird ein Druckerhöhungspumpwerk eingesetzt.

Das zugehörige Wasserschutzgebiet besteht aus dem Fassungsbereich (Zone I), einer en- geren (Zone II) und einer weiteren (Zone III) Schutzzone. Ferner ragt in den Gemeindebereich Weilheim im Bereich um den Dietlhofer See die weitere Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 34

Schutzzone (Zone III) des Wasserschutzgebietes Wielenbach hinein.

Nahezu das gesamte Gemeindegebiet ist an die öffentliche Wasserversorgung der Stadt- werke Weilheim angeschlossen. Ausgenommen ist der Bereich Lichtenau, welcher vom Wasserversorgungsverband Lichtenau versorgt wird und der Bereich Hahnenbühel, welcher an die Wasserversorgung der Stadtwerke Peißenberg angeschlossen ist.

Die Hauptwasserleitungen sowie die Zonen der Wasserschutzgebiete sind im Flächennut- zungsplan dargestellt.

8.1.2 Stromversorgung Im Gemeindegebiet Weilheim verlaufen folgende 110-kV-Leitungen des E.ON Netzes: • 110-kV-Leitung Murnau-Karlsfeld/West, Ltg. Nr. B81, Mast Nr. 56-79; • 110-kV-Leitung Anschluss Weilheim/Ost, Ltg. Nr. J212, Mast Nr. 68 der Ltg. Nr. B81 - Umspannwerk Weilheim/Ost;

Weiterhin ist das von der E.ON Netz GmbH betriebene Umspannwerk Weilheim/Ost pla- nungsrelevant.

Die E.ON Netz GmbH macht mit Schreiben vom 28.07.2008 auf Bau- und Bepflanzungsbe- schränkungen in den Schutzzonen aufmerksam:

110-kV-Leitungen Die Schutzzonen betragen bei der Leitung B81 35,0 m und bei den Leitungen Nr. J212 und J263 jeweils 22,50 m beiderseits der Leitungsachsen. Im Bereich der Freileitungen sind bei allen Bau- und Bepflanzungsmaßnahmen, die gemäß einschlägiger Vorschriften, in der je- weils gültigen Fassung, erforderlichen Mindestabstände zu den Leiterseilen einzuhalten.

An Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen können durch die Wirkung des elektrischen Feldes bei bestimmten Witterungsverhältnissen, insbesondere bei Regen, Nebel oder Rau- reif Geräusche entstehen. Zur Vermeidung einer übermäßigen Lärmbelästigungen wird der Mindestabstand zwischen bestehenden Freileitungen und neuen Wohn- bzw. Industrie-/ Ge- werbegebieten so bestimmt, dass die Grenzwerte nach der „Sechsten Allgemeinen Verwal- tungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz“ (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Lärm) eingehalten werden.

Umspannwerk Beim Betrieb von Hochspannungsanlagen entstehen in den Umspannwerken Geräusche. Zur Vermeidung einer übermäßigen Lärmbelästigung wird der Mindestabstand zwischen dem bestehenden Umspannwerk und neuen Wohn- bzw. Industrie-/Gewerbegebieten so bestimmt, dass die Grenzwerte nach der „Sechsten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz“ (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 35

Lärm) eingehalten werden.

Im Bereich des Planungsgebietes verläuft ferner die • 110-kV-Bahnstromfernleitung Nr. 401 Kochel-Pasing.10, Rosenheim-Landshut; Mast Nr. 161 bis 185. Um die Stromleitung ist im Bereich eines 2x30 m breiten Schutzstreifens mit Nutzungsein- schränkungen bzgl. Bebauungen sowie Bepflanzungen zu rechnen. Bei Bepflanzungen darf die Aufwuchshöhe unter der Stromleitung in der Regel 3,50 m über der bewachsenen Bo- denfläche nicht überschreiten, die konkreten Beschränkungen für Bebauungen werden im Einzelfall benannt (Telefonische Auskunft von der DB Energie GmbH, Herr Bauer, 08.09.2008).

Die 110-kV-Leitungen der E.ON Netz GmbH sowie der DB Energie GmbH sowie das Um- spannwerk der E.ON Netz GmbH sind im Flächennutzungsplan dargestellt.

Den Anforderungen, die aufgrund der festgesetzten Schutzzonen an die Planung von Be- bauung und Bepflanzung gestellt werden, wurde im Rahmen der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung Rechnung getragen.

Des Weiteren sind die im Gemeindegebiet Weilheim zu verzeichnenden 20-kV-Freileitungen und Transformatorenstationen der E.ON Bayern AG zu erwähnen. Diese sind im Flächen- nutzungsplan, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten, nicht dargestellt. Die Baube- schränkungszone der 20-kV-Freileitungen beträgt je 8,0 m beiderseits der Leitungsachse. Pläne für Bau- und Bepflanzungsvorhaben jeder Art sind für diese Bereiche aufgrund beste- hender Bau- und Bepflanzungsbeschränkungen der E.ON Bayern AG zur Stellungnahme vorzulegen.

8.1.3 Gasversorgung Die Gasversorgung erfolgt durch das Unternehmen Erdgas Südbayern. Die Gasleitung ist im Flächennutzungsplan dargestellt.

8.2 Entsorgungseinrichtungen

8.2.1 Abfallbeseitigung Die Stadt Weilheim i. OB ist an das Abfall- und Wertstoffsystems des Landkreises Weilheim- Schongau angeschlossen.

Für folgende Müllarten ist ein Holsystem eingerichtet: • Restmüll • Biomüll • Gelber Sack • Grauer Sack für Altpapier Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 36

Über das Stadtgebiet verteilt gibt es ferner Containerstandorte für Altglas, Dosen, Geräte- batterien, Altkleider und -schuhe.

Gartenabfälle, Altglas, Dosen, Batterien sowie Sperrmüll können auch zum Recyclinghof im Leprosenweg gebracht werden. Zusätzlich wird einmal im Herbst eine kostenlose Abholung der Gartenabfälle angeboten.

8.2.2 Altlasten und Altlastenverdachtsflächen Sowohl beim Landratsamt Weilheim-Schongau als auch in der Stadt Weilheim und beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim sind verschiedene Flächen als Altlasten und Altlastver- dachtsflächen erfasst. Es handelt sich dabei um industrielle Altstandorte, stillgelegte Depo- nien, ehemalige Tankstellenstandorte und sonstige stoffliche schädliche Bodenveränderun- gen. In nachstehender Kartenübersicht sind die betroffenen Bereiche markiert, detaillierte Informationen sind im Landratsamt Weilheim-Schongau und bei der Stadt Weilheim erhält- lich.

Abbildung 17 Altlasten bzw. Altlastenverdachtsflächen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB (Quelle: LRA Weilheim-Schongau 2008, Stadt Weilheim i. OB 2008)

8.2.3 Abwasser / Kläranlagen Die Kläranlage Weilheim wurde 1969 mit ursprünglich 25.000 Einwohnergleichwerten (EGW) in Betrieb genommen. Die rechnerische Ausbaugröße beträgt für die Belebungsbecken und Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 37 das Nachklärbecken 30.000 Einwohnergleichwerte (EGW), für alle anderen Anlagenteile 40.000 Einwohnergleichwerte (EGW). Das Abwasser wird mechanisch und biologisch gerei- nigt. Darüber hinaus erfolgt eine chemische Phosphatfällung. Von der Kläranlage gelangt das Wasser in den Vorfluter Ammer.

Von der Bevölkerung Weilheims sind rd. 97 % an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen, einzelne Gehöfte verfügen über eine eigene Kleinkläranlage.

Die Stadt Weilheim i. OB wird sowohl im Misch- als auch im Trennsystem entwässert. Im Mischsystem fließen Schmutz - und Regenwasser in einer gemeinsamen Leitung ab - im Trennsystem in zwei voneinander getrennten Leitungen. Im Trennsystem wird nur das Schmutzwasser der Kläranlage zugeführt, das Regenwasser versickert vor Ort oder wird über gesonderte Kanäle in die Fließgewässer geleitet.

Die Kanäle nehmen die Abwässer der Stadt Weilheim i. OB sowie der Gemeinden Polling und Wessobrunn auf. In Kürze wird auch die Gemeinde Eberfing mit einer neuen Leitung an die Kläranlage Weilheim angeschlossen. Das Kanalnetz der Stadt Weilheim i. OB hat eine Gesamtlänge von rd. 96 km. Die Quer- schnittsabmessungen der Kanäle bewegen sich bei Kreisrohren von 200 mm bis 1.800 mm Durchmesser.

Die Kläranlage sowie die Hauptabwasserleitungen sind im Flächennutzungsplan dargestellt.

8.3 Verkehr

8.3.1 Straße Durch Weilheim i. OB verlaufen die B2 (München-Mittenwald) sowie die Staatsstraßen St 2057 (Rott - Polling) und St 2064 (B2 - Seeshaupt). Ferner verbindet die Kreisstraße WM1 den Ortsteil Marnbach mit Eberfing. Von ihr zweigt noch im Gemeindegebiet Weilheim die Kreisstraße WM 11 nach Untereberfing ab.

Die straßenrechtlichen Ortsdurchfahrtsgrenzen gemäß § 5 Abs. 4 FStrG bzw. Art. 4 BayStrWG (OD-E, OD-V) für die Bundes-, Staats- und Kreisstraßen sind im Flächennut- zungsplan dargestellt.

Entlang der freien Strecke von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen besteht für bauliche Anla- gen bei Bundes- und Staatsstraßen bis 20 m, bei Kreisstraßen bis 15 m Abstand gemessen vom äußeren Rand der Fahrbahndecke Bauverbot. Folgende Gesetze bilden die Grundlage für die Anbauverbotszonen: • für Bundesstraßen 20 m (§ 9 FStrG) • für Staatsstraßen 20 m (Art. 23 BayStrWG) • für Kreisstraßen 15 m (Art. 23 BayStrWG) Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 38

Die gesetzlichen Anbauverbotszonen genügen voraussichtlich nicht zum Schutz der Anlieger vor Lärm-, Staub- und Abgasimmissionen. Eventuell erforderliche Lärmschutzmaßnahmen werden vom Straßenbaulastträger nicht übernommen (Verkehrslärmschutzverordnung - 16. BImSchV).

Für Gebiete, die an einer Bundes-, Staats- und Kreisstraße im Verlauf der straßenrechtlichen festgelegten freien Strecke oder im Verknüpfungsbereich liegen, ist die Erschließung der Grundstücke ausschließlich über das untergeordnete Straßennetz vorzusehen (§ 1 Abs. 5 Nr. 8 BauGB i. V. m § 8 und § 8a Abs. 1 FStrG bzw. Art. 18 Abs. 1 und Art. 19 Abs. 1 BayStrWG)

8.3.2 Bahn Weilheim ist an die Bahnstrecke München-Innsbruck angebunden. Ferner ist Weilheim Aus- gangspunkt für die Nebenstrecke Weilheim-Schongau (Pfaffenwinkelbahn) und für die Am- merseebahn nach Augsburg. Züge auf der Bahnstrecke München-Innsbruck fahren werktags in 24 Verbindungen von Weilheim nach München. Am Wochenende sind die Verbindungen auf 20 reduziert. Der erste morgendliche Zug fährt werktags um 4.49 Uhr in Weilheim ab, die letzte Verbindung besteht um 23.48 Uhr. Die Fahrt zum Hauptbahnhof München dauert zwischen 36 und 46 Minuten. Von München in Richtung Weilheim existieren täglich ebenfalls 24 Verbindungen. Werktags ab 5.37 Uhr bis 0.32 Uhr. Der Abstand zwischen den einzelnen Verbindungen beträgt zwischen einer knappen halben Stunde und einer Stunde.

Die Pfaffenwinkel-Bahn, welche Weilheim über Peißenberg mit Schongau verbindet, bietet werktags 19 Verbindungen, am Wochenende 18 Verbindungen nach Schongau. Der erste morgendliche Zug fährt um 6.42 Uhr von Weilheim, der letzte um 0.17 Uhr. Die Strecke Schongau-Weilheim wird werktags in 19 Verbindungen bedient, am Wochenende sind 17 Verbindungen zu verzeichnen. Die erste Verbindung existiert werktags um 5.29 Uhr, die letzte um 22.03 Uhr. Die Züge fahren in einem Abstand von in der Regel einer Stunde, in den Morgenstunden ist der Takt auf unter eine halbe Stunde reduziert.

Die Ammersee-Bahn bedient die Strecke Augsburg-Weilheim. Sie verfügt werktags und am Wochenende über 17 Verbindungen von Augsburg nach Weilheim. Der erste Zug fährt um 5.13 Uhr ab Augsburg, die letzte Verbindung ist um 22.28 Uhr zu verzeichnen. In Richtung Augsburg existieren werktags 19, am Wochenende 17 Verbindungen. Die erste Verbindung ist um 4.50 Uhr zu verzeichnen, die letzte um 22.15 Uhr. Der Takt variiert zwischen unter 20 Minuten bis zu 1 h 45 min. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 39

8.3.3 Sonstiger Öffentlicher Personennahverkehr Nachstehend sind die Buslinien aufgeführt, die Weilheim mit benachbarten Orten verbinden, sowie der Stadtbus Weilheim. Dem Gesamtverkehrskonzept Weilheim (SEIB Ingenieur- Consult GmbH & Co. KG, Würzburg, 2007) sind detaillierte Informationen zum öffentlichen Personennachverkehr zu entnehmen. 9600 - Weilheim - Wielenbach - Wilzhofen - Tutzing und zurück 9601 - Weilheim - - Uffing - Murnau und zurück 9602 - Weilheim - Eberfing - Weilheim 9619 - Nachtbus Weilheim - Schongau / Weilheim - 9630 - Stadtbus Weilheim 9650 - Weilheim - Raisting - Dießen und zurück 9651 - Weilheim - Peißenberg - - Füssen und zurück 9652 - Weilheim - Forst - Rott - Landsberg und zurück 9653 - Weilheim - Wielenbach - Pähl - Herrsching und zurück 9654 - Weilheim - Obersöchering - Penzberg und zurück 9655 - Weilheim - Seeshaupt - Penzberg und zurück 9656 - Weilheim - Peißenberg - Hohenpeißenberg - - Schongau und zurück Abbildung 18 Buslinien im Gemeindegebiet

8.3.4 Radwege Als überörtlicher Radweg ist der Ammer--Radweg zu nennen. Dieser führt bislang als viel genutzter überregionaler Radweg entlang der Ammer, ohne die Altstadt direkt anzubin- den. Unter touristischen und auch ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet wäre die Ein- beziehung von Weilheim sinnvoll. Gemäß Gesamtverkehrskonzept der Stadt Weilheim sollen die Radfahrer durch die Au-Anlagen und weiter über den Badeweg und die Fischergasse in Richtung Altstadt geführt werden. Des Weiteren mahnt das Gesamtverkehrskonzept eine Verbesserung der Beschilderung der Radwege an.

Abbildung 19 Maßnahmen zur Verbesserung der Radwegeverbindungen in der Altstadt (Quelle: SEIB Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Würzburg, 08. Februar 2007) Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 40

8.3.5 Ruhender Verkehr Die Stadt Weilheim besitzt ein Parkleitsystem mit über 2000 zentrumsnahen Parkplätzen. Es wird unterschieden zwischen gebührenpflichtigen Parkplätzen mit Angabe der noch zur Ver- fügung stehenden freien Plätze, gebührenpflichtigen Parkplätzen mit einer Höchstparkdauer von 2 Stunden, gebührenfreien Parkplätzen sowie einigen Behördenparkplätzen, die außer- halb der Dienstzeiten kostenfrei genutzt werden können. Im Bereich der Altstadt stehen in der Ledererstraße, der Pöltnerstraße, am Kirchplatz, in der Hofstraße, Admiral-Hipper-Straße und am Oberen Graben zusätzlich Kurzparkplätze mit einer Höchstparkdauer von 1 Stunde zur Verfügung. Neben den Außenparkplätzen verfügt die Stadt Weilheim über zwei Parkhäu- ser (Altstadt-Center und Sparkasse).

8.4 Bildungseinrichtungen

8.4.1 Kindergärten

Im Gemeindegebiet bzw. für Weilheimer Kinder gibt es derzeit folgende in nachstehender Tabelle aufgeführte Kinderkrippen, Kindergärten und Kinderhorte.

Plätze gemäß Name des Kindergartens Lage Träger festgestelltem Bedarf Kinderkrippen: Kinderhaus „Pfiffikus", Andreas-Schmidtner- Stadt Weilheim 15 Plätze Kinderkrippe Straße 21 Waldorf Kinderhaus, Johann-Dürr-Straße 4 Verein zur Förderung der 15 Plätze Kinderkrippe Waldorfpädagogik e. V. Kinderkrippe „Zwergerltreff“ Obere Stadt 106 Mütter- und Familien- 15 Plätze zentrum Weilheim e. V. AWO-Kinderhaus Villa Hardtkapellenstraße 16 Arbeiterwohlfahrt 15 Plätze Kunterbunt, Kinderkrippe Kindergärten: AWO-Kinderhaus Villa Hardtkapellenstraße 16 Arbeiterwohlfahrt 65 Plätze für Kunterbunt, Kindergarten Regelkinder, 5 integrative Kindergarten- plätze, 25 Plätze für eine altersge- mischte Kin- dergarten-/ Hortgruppe Evangelisch-Lutherisches Am Wehr 2 Evangelisch-Lutherische 78 Plätze für Haus für Kinder Kirche Regelkinder, 25 Plätze für eine altersge- mischte Kin- dergarten-/ Hortgruppe Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 41

Plätze gemäß Name des Kindergartens Lage Träger festgestelltem Bedarf Katholischer Kindergarten Schwaigerstraße 5 Katholische Kirche 90 Plätze für Mariae Himmelfahrt Regelkinder, 5 integrative Kindergarten- plätze Katholischer Kindergarten Prälatenweg 5a Katholische Kirche 100 Plätze Sankt Anna Katholischer Kindergarten Antdorfer Straße 5 Katholische Kirche 27 Plätze Sankt Michael in Marnbach Kindernest am Rosengarten Augsburger Straße 4 Mütter- und Familien- 17 Plätze zentrum Weilheim e. V. Montessori-Kinderhaus Am Öferl 23 Montessori-Förderverein 55 Plätze Weilheim-Schongau e.V Städtischer Kindergarten Westendstraße 32 Stadt Weilheim 80 Plätze „Nepomuk“ Kinderhaus „Pfiffikus", Andreas-Schmidtner- Stadt Weilheim 55 Plätze Kindergarten Straße 21 Städtischer Kindergarten Raistinger Straße 2 Stadt Weilheim 52 Plätze Unterhausen Weilheimer Kindernest im Waisenhausstraße 1 Mütter- und Familien- 17 Plätze Regionalzentrum des Mütter zentrum Weilheim e.V. und Familienzentrum Weil- heim e.V. Waldorf Kinderhaus, Johann-Dürr-Straße 4 Verein zur Förderung der 27 Plätze Kindergarten Waldorfpädagogik e. V. Waldkindergarten Weilheim, Schrallenwald bei Pa- Waldkindergarten Weil- 15 Plätze „Die Wurzelkinder" e.V. terzell, Waisenhaus- heim e.V. straße 1 Integrativer Kindergarten nicht im Gemeindege- 24 Plätze für Polling biet Weilheim i. OB, Regelkinder, jedoch für Weilheimer 12 integrative Kinder Kindergarten- plätze Horte: Katholischer Kinderhort Waisenhausstraße 1 Katholische Kirche 64 Plätze für Franziskus Regelkinder, 5 integrative Hortplätze, 25 Hortplätze für Kinder über 12 Jahre AWO-Kinderhaus Hardtkapellenstraße 16 Arbeiterwohlfahrt 52 Plätze Villa Kunterbunt

Tabelle 5 Kinderkrippen, Kindergärten und Kinderhorte im Gemeindegebiet Weilheim i. OB

8.4.2 Schulen Im Gemeindegebiet sind alle Schularten repräsentiert. Das öffentliche Schulangebot wird von den privaten Oberlandschulen Weilheim e.V. ergänzt. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 42

Schüler Name der Schule Lage 2007/2008 Grundschule am Hardt Hardtkapellenstraße 2 509 Grundschule an der Ammer Lohgasse 17 295 Wilhelm-Conrad-Röntgen-Hauptschule Röntgenstraße 3 591 Realschule Prälatenweg 5 860 Berufsschule Kerschensteinerstraße 2 1.548 Fachober- und Berufsoberschule Kerschensteinerstraße 2 461 Gymnasium Weilheim i. OB Murnauer Straße 12 1.692 Private Oberlandschulen Weilheim e.V. Leprosenweg 14 387 Landwirtschaftsschule Krumpperstraße 18-20 50 Schule für Sprachförderung und Sonderpädago- Johann-Baur-Straße 10 221 gisches Förderzentrum

Tabelle 6 Schulen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB

8.4.3 Weitere Bildungseinrichtungen Weilheim verfügt über eine Volkshochschule, eine städtische Musikschule sowie über eine Stadtbücherei mit rund 37.000 Medien. Im alten Rathaus am Marienplatz befindet sich ein Stadtmuseum, des Weiteren besitzt Weilheim ein Stadtarchiv.

8.5 Sportstätten/Freizeiteinrichtungen • Freibad/Hallenbad/Bademöglichkeiten Im Gemeindegebiet Weilheim befinden sich Bademöglichkeiten am Dietlhofer See und am Haarsee. Ferner befindet sich in der Jahnstraße ein Hallenbad des Landkreises Weilheim- Schongau.

• Sporthallen Neben den Turnhallen der Grund-, Haupt-, Real- und Berufsschulen gibt es in Weilheim eine Turnhalle an der Jahnstraße, diverse Schießsport- sowie eine Kegelsportanlage.

• Freizeiträume Räume für Jugendliche stehen in Weilheim in der Pütrichstraße (Jugendtreff „Come In“) so- wie im Leprosenweg („Jugendforum Weilheim“) und in Marnbach im alten Schulhaus („Ju- gendtreff Marnbach-Deutenhausen“) zur Verfügung.

• Sportplätze/Spielplätze Nachstehend sind die im Gemeindegebiet Weilheim vorhandenen Sportplätze aufgeführt: - Bolzplatz bei der Grundschule an der Ammer - Bolzplatz neben dem städtischen Kindergarten an der Andreas-Schmidtner Straße - Kinderspielplätze in folgenden Straßen: Ammerstraße, Bärenmühlweg, Böbinger Straße, Dorfanger Unterhausen, Huosiring, Kanalstraße, Murnauer Straße, Oderdinger Straße, Simbeckstraße, Veilchenstraße, Zirbelstraße - Sportplatz des TSV 1847 Weilheim e.V., Pollinger Straße - Sportplatz des SVL Weilheim und des TSV 1847 Zotzenmühlweg Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 43

- Sportplatz am Gögerl - Sportplatz des SSV Marnbach-Deutenhausen in Marnbach - Sportplatz des SV Unterhausen in Unterhausen - Tennisplatz des TC Weilheim am Narbonner Ring - Skaterplatz am Narbonner Ring - Skateboard-Bahn und Halfpipe bei der Grundschule an der Ammer - BMX-Bahn des Motorclubs Weilheim am Badeweg an der Ammer - Asphaltbahnen für Stockschützen des ESV Weilheim am Dietlhofer See - Beach-Volleyball am Dietlhofer See - Streetball am Dietlhofer See, an der Ammerschule und am Narbonner Ring - Tischtennisplätze im Freizeitgelände Paradeis und auf dem Spielplatz an der Andreas- Schmidtner-Straße - Frisbeekörbe des Frisbee-Clubs Weilheim, Am Gögerl - Modellflieger im Weilheimer Moos

In der Grünflächenbilanz (vgl. Kap. D.1.3.2) sind die vorhandenen Spiel- und Bolzplätze dem ermittelten Bedarf gegenübergestellt, was in entsprechenden Vorschlägen zur Neuanlage von Spiel- und Bolzplätzen mündet.

8.6 Kirchengemeinden / Religionsgemeinschaften Nachstehend sind die im Gemeindegebiet Weilheim vorhandenen Kirchen und Religionsge- meinschaften aufgeführt: Jahr der Er- Kirche Lage Träger bauung Stadtpfarrkirche Mariae Marienplatz Katholische Pfarreienge- 1624-1628 Himmelfahrt meinschaft Weilheim Stadtpfarrkirche Hippo- Unterer Graben 44 Katholische Kirchenstiftung 8. Jahrhundert lyth - Sankt Pölten St. Hippolyt Weilheim - St. Pölten Stiftskirche Heilig Geist Münchener Straße Katholische Pfarreienge- 1826 meinschaft Weilheim Sankt Johannes der Deutenhausen Katholische Pfarreienge- um 1710 Täufer, Deutenhausen meinschaft Weilheim Katholische Pfarrkirche Antdorfer Straße 5, Marn- Katholische Pfarreienge- 1686 Sankt Michael Marn- bach meinschaft Weilheim bach Katholische Pfarrkirche Im Kirchwinkel, Unterhausen Katholische Pfarreienge- wahrschein- Mariä Heimsuchung meinschaft Weilheim lich1497 Unterhausen umgestaltet 1773 St. Sebastian und Sal- Friedhofweg Katholische Pfarreienge- 1449, Chor vator meinschaft Weilheim 1481, Vorhalle und Turmun- terbau 1526, Oberteil 1583 Kirche Haus Emmaus Römerstraße 20 Katholische Pfarreienge- 1969 meinschaft Weilheim Evangelische Apostel- Münchener Straße Evangelisch-Lutherische 1898 kirche Weilheim Kirche Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 44

Jahr der Er- Kirche Lage Träger bauung Freie evangelische Ge- Schützenstraße 17 1965 meinde Freikirche der Sieben- Schützenstraße 22 1978 ten-Tags-Adventisten Jehovas Zeugen Leprosenweg 18 Jehovas Zeugen e. V. Weil- 1985 heim Neuapostolische Kirche Lohgasse 14 Neuapostolische Kirche 1983 Süddeutschland, Körper- schaft öffentlichen Rechts Türkische Islamische Am Meisteranger 39 Türkische Islamische Union 1997 Union der Anstalt für Religion

Tabelle 7 Kirchen und Religionsgemeinschaften im Gemeindegebiet Weilheim i. OB

8.7 Friedhöfe Im Gemeindegebiet Weilheim gibt es derzeit vier Friedhöfe. Neben dem zentralen Friedhof in Weilheim existieren Friedhöfe in den Ortsteilen Unterhausen, Marnbach und Deutenhausen. Name/Lage Träger Friedhof am Friedhofweg/Krumperplatz Stadt Weilheim/Katholische Pfarrgemeinschaft Friedhof Unterhausen Katholische Pfarrgemeinschaft Friedhof Marnbach Katholische Pfarrgemeinschaft Friedhof Deutenhausen Katholische Pfarrgemeinschaft

Tabelle 8 Friedhöfe im Gemeindegebiet Weilheim

In der Grünflächenbilanz (vgl. Kap. D.1.3.2) sind die vorhandenen Friedhöfe dem ermittelten Bedarf gegenübergestellt.

8.8 Freizeit- und Erholungsflächen Als Flächen für Freizeit und Erholung dienen im Gemeindegebiet insbesondere die Au- Anlagen an der Ammer, der Dietlhofer See, sowie das Gögerl.

In der Grünflächenbilanz (vgl. Kap. D.1.3.2) ist der vorhandene Bestand an Spiel- und Bolz- plätzen, Sportanlagen, Friedhöfen, Parkanlagen und Kleingartenanlagen dem ermittelten Bedarf gegenübergestellt.

8.9 Kulturelle Einrichtungen Die Stadt Weilheim verfügt über ein Stadttheater sowie eine Stadthalle.

8.10 Gesundheitswesen In Weilheim befindet sich eines der vier Kreiskrankenhäuser der Krankenhaus GmbH Weil- heim-Schongau. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 45

8.11 Sonstige Einrichtungen Weilheim ist aufgrund seiner Funktion als Kreisstadt Ziel zahlreicher Ämter, wie Amtsgericht, Arbeitsamt, Arbeitsgericht, Finanzamt, Landratsamt, Landwirtschaftsamt, Polizei, Schulamt, Staatliches Hochbauamt, Vermessungsamt, Wasserwirtschaftsamt, Zollamt.

9. Schutzgebiete

Folgende Schutzgebiete sind im Plangebiet vorhanden und im Flächennutzungsplan nach- richtlich dargestellt.

9.1 Naturschutzgebiet laut Art. 7 BayNatSchG Der landschaftlich stark gegliederte Hardt inmitten des Eberfinger Drumlinfeldes wurde 1982 im Bereich der Stadt Weilheim und der Gemeinden Seeshaupt und Wielenbach unter der Bezeichnung „Magnetsrieder Hardt“ als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Von dem insge- samt 88 ha großen Schutzgebiet liegen im Gemeindegebiet Weilheim ca. 2,7 ha. Zweck des Naturschutzgebietes „Magnetsrieder Hardt“ ist es, 1. einen typischen und besonders vielfältigen Ausschnitt der würmeiszeitlichen Jungmorä- nenlandschaft des Ammer-Loisach-Hügellandes samt den vielfältigen Lebensgemein- schaften zu schützen, 2. den für den Bestand der vorhandenen Pflanzengesellschaften und für die Artenvielfalt notwendigen Lebensraum, insbesondere die gegebenen Standortverhältnisse zu erhal- ten, 3. das gegenwärtige Beziehungsgefüge der Lebensgemeinschaften und die typische floris- tische und faunistische Artenvielfalt zu gewährleisten, 4. die durch die Landschaftsstruktur und durch die Pflanzen und Tiere bestimmte Eigenart des Gebietes zu bewahren.“

9.2 Landschaftsschutzgebiet laut Art. 10 BayNatSchG Der östliche Bereich von Weilheim i. OB ist Teil des Landschaftsschutzgebietes „Hardtland- schaft und Eberfinger Drumlinfelder“, welches 1985 ausgewiesen wurde. Das Landschafts- schutzgebiet hat eine Flächengröße von ca. 5.814 ha (Gesamtgröße einschließlich Flächen außerhalb des Gemeindegebietes Weilheim i. OB).

Schutzzweck Zweck des Landschaftsschutzgebietes „Hardtlandschaft und Eberfinger Drumlinfelder“ ist es, 1. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts zu erhalten, insbesondere den Lebensraum seltener und gefährdeter Tierarten zu sichern, 2. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes zu bewahren, insbesondere die eiszeitliche Charakterlandschaft mit ihrer reichen Vegetationsgliederung und der schützenswerten Pflanzenwelt auf Halbtrockenrasen, Flach- und Hochmooren sicherzu- stellen und 3. die besondere Bedeutung für die Erholung zu gewährleisten. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 46

Ferner ragt an der westlichen Gemeindegebietsgrenze eine Teilfläche des Landschafts- schutzgebietes „Raistinger Lichtenau und Tal der Rott zwischen Stillern und Zellsee“, wel- ches 1998 ausgewiesen wurde und eine Fläche von insgesamt ca. 516 ha aufweist, in das Gemeindegebiet Weilheim i. OB.

Schutzzweck Zweck des Landschaftsschutzgebietes Raistinger Lichtenau und Tal der Rott zwischen Zell- see und Stillern ist es, 1. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter im Schutzgebiet zu erhalten und dabei den Lebensraum der heimischen Tier- und Pflan- zenwelt, insbesondere die Streuwiesen, Laubwälder, Lichtungen und naturnahen Bach- läufe zu sichern,

2. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes zu bewahren, insbesondere den charakteristischen Wechsel von Wäldern und Lichtungen, die freistehenden Einzel- baumbestände, den vorhandenen Flusslauf der Rott, sowie die anderen Bachläufe in ih- rer jetzigen Form auf Dauer zu erhalten,

3. die besondere Bedeutung dieser Landschaft für die Erholung, insbesondere als Wander- gebiet zu bewahren und dabei den Erholungsverkehr naturverträglich zu gestalten, zu ordnen und zu lenken.

9.3 Naturdenkmale laut Art. 9 BayNatSchG Eine westlich von Tankenrain gelegene Streuwiese wurde 1982 als flächenhaftes Natur- denkmal unter der Bezeichnung „Streuwiese zwischen Hahnenbühel und Oderdinger Filz“ unter Schutz gestellt. Das flächenhafte Naturdenkmal hat eine Größe von ca. 4,9 ha und umfasst Teilflächen von drei Flurstücken in den Gemeinden Polling und Weilheim.

Schutzzweck Die Streuwiese zwischen „Hahnenbühel“ und „Oderdinger Filz“ ist als flächenhaftes Natur- denkmal zu schützen, da ihre Erhaltung wegen ihrer besonderen Pflanzenvorkommen im öffentlichen Interesse liegt.

9.4 Landschaftsbestandteile laut Art. 12 BayNatSchG Im Planungsgebiet sind zwei geschützte Landschaftsbestandteile erfasst:

• Landschaftsbestandteil „Schwattachfilz“; Verordnung von 1997, geändert 2007 Der Landschaftsbestandteil umfasst die ehemaligen Torfabbaugebiete und deren Umgebung im Gemeindebereich Weilheim.

Schutzzweck Zweck der Festlegung des Landschaftsbestandteils ist es, Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 47

1. den aus Kleingewässern, Hochstaudenfluren, Moor- und Bruchwäldern sowie Nass- und Streuwiesen zusammengesetzten Biotopkomplex im ehemaligen Torfabbaugebiet „Schwattachfilz“ als Rückzugslebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Verlandungsniedermoore zu sichern und zu entwickeln, 2. den Bestand an teilweise stark bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu schützen, zu för- dern, insbesondere im Hinblick auf die Eignung als Lebensraum wiesenbrütender Vogel- arten im Vorfeld der Vogelfreistätte Ammersee-Süd, 3. die landschaftliche Eigenart und Schönheit zu erhalten, zu pflegen und zu entwickeln.

• Landschaftsbestandteil „Gögerl“; Verordnung von 1989, geändert 2007 Das „Gögerl“ mit seinen Halbtrockenrasen und Gehölzbeständen ist als Landschaftsbe- standteil zu schützen, da es im Interesse des Naturschutzes erhalten werden muss.

Schutzzweck Zweck der Festlegung des Landschaftsbestandteils ist es: 1. die Lebensgemeinschaften der Wiesen und Magerrasen, insbesondere der Halbtrocken- rasen und wärmeliebenden Gehölzbestände zu erhalten, 2. die typische Eigenart des landschaftsprägenden Moränenrückens zu bewahren und 3. den für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenwelt bedeutsamen, ökologisch hochwer- tigen Trockenstandort zu sichern.

9.5 Natura 2000-Gebiete laut Art. 13 b BayNatSchG Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB liegen Teilflächen dreier FFH-Gebiete sowie eines SPA- Gebietes.

Im einzelnen handelt es sich um die FFH-Gebiete: • Nr. 8032-372, „Moore und Wälder westlich Dießen“. Das Gebiet überschneidet sich teil- weise mit dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Ammerseegebiet“ (s. u.), • Nr. 8133-302, Eberfinger Drumlinfeld mit Magnetsrieder Hardt und Bernrieder Filz. Das Gebiet hat keine Verbindung zu anderen Natura 2000-Gebieten und • Nr. 8331-302 Ammer vom Alpenrand bis zum NSG „Vogelfreistätte Ammersee-Südufer“, sowie um das SPA-Gebiet: • Nr. 7932-471 Ammerseegebiet

Die Abgrenzungen sind im Flächennutzungsplan dargestellt. Die beim Landesamt für Umwelt erhältlichen Standarddatenbögen enthalten die jeweils geschützten Lebensraumtypen und Arten sowie eine gebietsbezogene Konkretisierung der Erhaltungsziele.

9.6 Wasserschutzgebiete (WSG) Zur Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung für die Stadt Weilheim i. OB wurde für die Trinkwasserversorgungsbrunnen ein Schutzgebiet festgesetzt. Es besteht aus dem Fas- Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 48 sungsbereich (Zone I), einer engeren (Zone II) und einer weiteren (Zone III) Schutzzone. Genaue Nutzungsauflagen für das WSG sind der entsprechenden Verordnung zu entneh- men. Im Wesentlichen sind alle Handlungen untersagt, die eine Verunreinigung des für die öffentliche Wasserversorgung gedachten Wassers bewirken könnten. Dazu zählen das Ver- wenden, Lagern, Einleiten und Durchleiten von wassergefährdenden Stoffen allgemein und im Rahmen von landwirtschaftlichen und sonstigen Bodennutzungen. Des Weiteren ragt in das Gemeindegebiet Weilheim die Zone III des Wasserschutzgebietes der Gemeinde Wielenbach hinein. Auch diesem Schutzgebiet liegt eine Verordnung zugrun- de, in welcher die Nutzungsauflagen geregelt sind.

Die Grenzen der Zonen der Wasserschutzgebiete sind im Flächennutzungsplan dargestellt.

9.7 Überschwemmungsgebiete Im Flächennutzungsplan sind die Überschwemmungsgebiete von Ammer, Angerbach und Waitzackerbach dargestellt. Die Überschwemmungsgebiete basieren für die Ammer auf ei- nem hydraulischen Modell des Wasserwirtschaftsamte Weilheim und für den Angerbach und Waitzackerbach auf Berechnungen der Dr. Blasy - Dr. Øverland Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG. Die Überschwemmungsbereiche sind jeweils für ein 100-jähriges Hoch- wasser ermittelt. Bislang sind die Überschwemmungsbereiche amtlich noch nicht festgesetzt, es handelt sich demzufolge um so genannte faktische Überschwemmungsgebiete, für die der Bundesgesetzgeber in § 31b Abs. 6 WHG festgelegt hat, dass sie in ihrer Funktion als Rückhalteflächen erhalten werden müssen. Alle Maßnahmen, die die Rückhaltefähigkeiten dort beeinträchtigen sind grundsätzlich verboten. Ausnahmen sind nur möglich für Maßnah- men, die dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Die durch solche Maßnahmen entstehenden Verluste an Rückhaltevolumen müssen dann jedoch ausgeglichen werden.

10. Denkmalpflege

Nach § 1 BauGB sind die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege bereits in der Bauleitplanung zur berücksichtigen. Aus diesem Grund werden die beim Landesamt für Denkmalpflege verzeichneten Bau- und Bodendenkmäler im Rahmen des Flächennutzungs- plans dargestellt.

10.1 Baudenkmäler In der beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geführten Liste ist der zentrale Be- reich von Weilheim als folgende 9 denkmalgeschützte Ensembles erfasst: • Ensemble Admiral-Hipper-Straße • Ensemble Hofstraße • Ensemble Kirchplatz • Ensemble Kreuzgasse • Ensemble Ledererstraße • Ensemble Marienplatz Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 49

• Ensemble Obere Stadt • Ensemble Pöltner Straße • Ensemble Stadtbefestigung

Des Weiteren sind 146 Einzeldenkmäler in der Liste der Baudenkmäler eingetragen. Zählen im Stadtgebiet Weilheim hierzu v. a. die Stadtmauer, Wohn- und Geschäftshäuser, Mühlen, Mariensäule, Stadtbrunnen sowie zahlreiche kirchliche Gebäude, sind es in den ländlich ge- prägten Ortsteilen bäuerliche und kirchliche Gebäude, Steinkreuze, Kapellen und Hofanla- gen, die denkmalgeschützt sind.

Im Flächennutzungsplan sind die denkmalgeschützten Ensembles und Einzeldenkmäler markiert. Die vollständige Liste ist beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erhält- lich.

10.2 Bodendenkmäler Für den Bereich Weilheim und die Ortsteile sind derzeit 35 verschiedene, z. T. großflächige Bodendenkmäler erfasst. Es handelt sich dabei u. a. um Grabhügel, Siedlungsspuren, Kör- pergräber, einen Burgstall, Abschnittsbefestigungen, römische Straßen, Brunnen und Vor- gängerbauten heutiger Kirchen. Die Bodendenkmäler sind im Flächennutzungsplan in Lage und Ausdehnung gekennzeichnet. Genaue Angaben zu den einzelnen Denkmälern sind der Inventarliste der Bodendenkmäler Bayerns, welche beim Bayerischen Landesamt für Denk- malpflege geführt wird, zu entnehmen. Die Denkmäler sind auch im sog. Bayernviewer- denkmal ersichtlich (http://www.geodaten.bayern.de/tomcat_files/denkmal_start.html). Ferner können sich im Bereich von historischen Altorten im Boden auch ältere Reste von Vorgän- geranlagen oder Bodendenkmälern aus vor- und frühgeschichtlicher oder früh- bis hochmit- telalterlicher Zeit erhalten haben, die meist noch nicht erschlossen, aber von großer Bedeu- tung für die frühe Ortsgeschichte sind. Die Altortbereiche sind derzeit in vielen Fällen noch nicht kartiert. Darüber hinaus ist im Umgriff der vorläufig nur schematisch (kreisförmig) dar- gestellten Bodendenkmäler mit deren weiterer Ausdehnung zu rechnen. Dort, wie auch im Bereich der Altorte, bedürfen Bodeneingriffe daher einer denkmalrechtlichen Erlaubnis ge- mäß Art. 7.1 DSchG. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 50

D. KONZEPTIONEN UND ZIELE AUS STÄDTEBAULICHER UND LANDSCHAFTS- PLANERISCHER SICHT Das folgende Kapitel enthält die Konzeptionen, Ziele und Maßnahmen sowohl aus städte- baulicher als auch aus landschaftsplanerischer Sicht. Diese basieren auf den Ergebnisse der Bestandsaufnahmen und Bewertungen unter Berücksichtigung der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Zielsetzungen und Leitbilder übergeordneter Planungen. Um Wie- derholungen zu vermeiden, sind für den Bereich der Landschaftsplanung die Ergebnisse der Bestandserfassung und Bewertung sowie die übergeordneten Rahmenbedingungen im Umweltbericht (Kap. E.1.2 und E.2) dargestellt.

1. Bauflächen

1.1 Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2020 Grundlage für die Bedarfsabschätzung an Bau-, Gemeinbedarfs-, Grün- und sonstigen im Rahmen der Flächennutzungsplanung festzulegenden Flächenkategorien ist eine Auseinan- dersetzung mit der Bevölkerungsprognose für die Stadt Weilheim i. OB bis zum Jahr 2020. Diese wird im Wesentlichen von den drei Faktoren generatives Verhalten (Fruchtbarkeit, Zahl der Geburten), Sterblichkeit und Wanderungen beeinflusst, wobei letztere aufgrund ei- nes immer geringer werdenden Geburtenüberschusses die Bevölkerungsentwicklung we- sentlich bestimmen werden.

Im Rahmen der Diskussion der Bevölkerungsprognose für die Stadt Weilheim i. OB wurden folgende Daten/Unterlagen ausgewertet: • Statistische Daten des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weilheim i. OB (Daten 1990 - 2006) • Das Leitbild der Stadt Weilheim i. OB vom 05. November 2002, ergänzt am 12. August 2005 • Die Bevölkerungsprognose für den Landkreis Weilheim-Schongau unter besonderer Be- rücksichtigung jugend- und altenhilferelevanter Fragestellungen, SAGS, Juni 2004 • Wegweiser Demographischer Wandel der Bertelsmann Stiftung, 2006

In Abhängigkeit des Betrachtungszeitraumes schwanken die Prognosen zwischen einem durchschnittlichen jährlichen mittleren Wachstum von 0,21% (Wegweiser Demographischer Wandel der Bertelsmann Stiftung 2006) und 1,18% (Status-Quo-Szenario auf der Basis der Einwohnerzahlen von 1990 bis 2005). Die auf der Basis von Daten des Einwohnermelde- amtes Weilheim i. OB vorgenommenen Bevölkerungsprognosen (Status Quo Szenario 1 und 2 sowie Leitbild Weilheim) setzen voraus, dass die Bevölkerungsentwicklung in den nächs- ten 15 Jahren die gleichen Wachstumsraten aufweisen wird, wie in der Vergangenheit (von 1990 bis 2005 bzw. von 2000 bis 2005). Im Gegensatz dazu berücksichtigen die Landkreis- studie der SAGS sowie die Deutschlandstudie der Bertelsmann-Stiftung Veränderungen im generativen Verhalten, in den Sterblichkeitsraten sowie in den Wanderungsbewegungen. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 51

Um die Bedeutung der regionalplanerischen Einstufung von Weilheim i. OB als Mittelzentrum zu stärken und seiner Lage auf einer Entwicklungsachse von überregionaler Bedeutung Rechnung zu tragen, wird unter Berücksichtigung der dargestellten Bevölkerungsprognosen der Flächennutzungsplanung ein durchschnittliches jährliches Bevölkerungswachstum von 0,5% (108 Einwohner) zugrunde gelegt, was einer Bevölkerungszunahme von 1.615 Ein- wohner von 2005 bis 2020 entspricht, so dass Weilheim i. OB im Jahr 2020, 23.151 Einwohner zählen würde.

1.2 Flächenbedarf Für die demzufolge im Zieljahr 2020 zu erwartende Einwohnerzahl von 23.151 Einwohner errechnet sich unter Zugrundelegen einer GFZ von 0,4 ein Bruttobaulandbedarf von 19 ha, bei einer GFZ von 0,6 ein Bruttobaulandbedarf von 13 ha. Um Bodenpreisspekulationen zu vermeiden, wird im Rahmen der Flächennutzungsplanung für Wohn- und gemischte Bauflä- che ein Flächenumfang von 32 ha angestrebt.

Der Zielgröße von 32 ha für Wohn- und gemischte Bauflächen sind die im rechtskräftigen Flächennutzungsplan dargestellten Wohn- und gemischten Bauflächen gegenüberzustellen, welche bislang zwar noch nicht bebaut, jedoch aufgrund eines rechtskräftigen Bebauungs- planes bzw. der Einstufung als Innenbereich gemäß § 34 BauGB bebaubar wären. Dabei handelt es sich um 22,93 ha Wohn- und gemischte Bauflächen.

Die zu bilanzierende Größe der neuen Siedlungsflächen ergibt sich aus der vorgenommenen Berechnung des Flächenbedarfs abzüglich der in rechtskräftigen Bebauungsplänen und im Innenbereich noch vorhandenen Baureserven, so dass ein Flächenbedarf von ca. 9,1 ha verbleibt, welcher durch im Flächennutzungsplan 2020 darzustellende Wohn- und gemisch- ten Bauflächen zu decken ist.

Faktor 0,5 => 23.151 Einwohner im Jahr 2020

Mittlerer Bruttobaulandbedarf: 16 ha (GFZ 0,5)

Vermeidung von Bodenpreisspekulationen

Ziel Flächenbevorratung (W, M): 32 ha

abzüglich Baulücken (B-Pläne, § 34-Gebiete): 22,93 ha

Verbleibender Flächenbedarf: 9,07 ha

Abbildung 20 Ermittlung des Siedlungsflächenanspruchs

Der Stadtrat der Stadt Weilheim hat in seiner Sitzung am 30.07.2008 auf dieser Grundlage Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 52 beschlossen, im Flächennutzungsplan ca. 10 ha Wohnbauflächen und 10 ha gewerbliche Bauflächen zu bevorraten.

1.3 Entwicklung von Wohn- und gemischten Bauflächen Aufbauend auf den grundsätzlichen Festlegungen des Stadtrates Weilheim wurde unter Be- rücksichtigung städtebaulicher, landschaftsplanerischer, erschließungstechnischer und was- serschutzrechtlicher Aspekte ein Gesamtkonzept erarbeitet, welches in konkreten Vorschlä- gen zur städtebaulichen Entwicklung von Weilheim mündet:

Für eine Ausweisung von Wohnbauflächen sind dabei grundsätzlich Standorte im Süden und Osten von Weilheim prädestiniert.

Dagegen ist der Westen und Norden von Weilheim durch landschaftlich und naturschutz- fachlich hochwertige Flächen charakterisiert (Weilheimer Moos, Auenböden, höhere Grund- wasserstände), weshalb hier keine weitere Siedlungsentwicklung erfolgen sollte.

Zugleich lässt die rechtliche Lage für Flächen, welche in bekannten oder berechneten Über- schwemmungsgebieten (faktische Überschwemmungsgebiete) liegen, eine Ausweisung als Wohn- oder Gewerbefläche im Flächennutzungsplan nicht zu (vgl. Schreiben des Wasser- wirtschaftsamtes Weilheim vom 22.06.2007 und 26.02.2008). Aus diesem Grund scheiden Standorte in den Überschwemmungsgebieten der Ammer, des Angerbaches und des Waitz- ackerbaches für eine wohn- oder gewerbebauliche Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt aus.

Unter Berücksichtigung der skizzierten Rahmenbedingungen beschloss der Stadtrat Weil- heim Wohn- und gemischte Bauflächen in den in nachstehender Tabelle aufgeführten Berei- chen zu bevorraten. Dabei wurden teilweise auch die Flächenreserven, welche bereits im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 1989 dargestellt sind, bislang aber nicht realisiert wurden, berücksichtigt.

Bereiche für eine wohnbauliche Entwicklung Flächengröße Flächentyp WM Süd (südl. Zugspitzstraße) 4 ha Neuausweisung WM Süd-Ost (südl. Weinhartstraße) 2,1 ha Flächenreserve 1,1 ha Neuausweisung WM Ost (östlich Narbonner Ring) 3,0 ha Neuausweisung WM Unterhausen Süd 2 ha Neuausweisung WM Nord-West (Eichtweide) 1,0 ha Flächenreserve Marnbach 0,7 ha Neuausweisung Bereiche für eine Entwicklung von gemischten Bauflächen Flächengröße Flächentyp WM Nord-Ost (westl. B 2) 0,3 ha Neuausweisung WM Unterhausen Mitte 0,4 ha Neuausweisung

Tabelle 9 Geplante Siedlungsflächen Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 53

Jede in der Tabelle aufgeführte Fläche, welche im FNP 2020 als Wohnbaufläche bzw. als gemischte Baufläche dargestellt wird, wird z. Zt. intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Flä- chen liegen außerhalb von Überschwemmungsgebieten und mit Ausnahme der Fläche „WM Nord-West (Eichtweide)“ und einer Teilfläche des Bereichs „WM Süd“ auch außerhalb von wassersensiblen Gebieten. Bis auf die Fläche „WM Nord-West“ weisen die Flächen keine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild und die Erholungsnutzung auf. Alle geplanten Wohnbauflächen verfügen über eine hohe wohnbauliche Attraktivität, so dass davon auszu- gehen ist, dass die Flächen angenommen werden (Anträge zur wohnbaulichen Entwicklung wurden im Rahmen des Flächennutzungsplanverfahrens für die Bereiche „WM Süd“, „WM Süd-Ost“, und „WM Ost“, Marnbach, für die Entwicklung von Mischbauflächen für die Bereich WM Nord-Ost und Unterhausen Mitte vorgelegt). Die Erschließung der Flächen kann ge- währleistet werden.

Im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 1989 waren weitere Flächen für eine wohnbauliche Entwicklung bevorratet, die jedoch aufgrund wasserrechtlicher Rahmen- bedingungen, aufgrund einer problematischen Erschließungssituation, aus Immissions- schutzgründen und aus Gründen des Landschaftsschutzes im Flächennutzungsplan 2020 nicht mehr als Wohnbauflächen sondern als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt wer- den. Im einzelnen handelt es sich dabei um: • den östlichen Bereich einer Wohnbaufläche in WM Nord-West (Eichtweide) - Erschlie- ßung, Grundwasser, Landschaftsschutz, • eine Wohnbaufläche in WM Süd-West (südl. der Oberammergauer Straße) - Über- schwemmungsgebiet, • den östlichen Bereich einer Wohnbaufläche in WM Süd-Ost (südl. der Weinhartstraße) - Immissionsschutz, • eine Wohn- und eine gemischte Baufläche in WM Ost (südl. der St. 2064) - Über- schwemmungsgebiet.

1.4 Entwicklung von Gewerbeflächen Die Stadt Weilheim verfügt über ca. 14 ha gewerblichen Baulücken, die im Geltungsbereich von rechtskräftigen Bebauungsplänen liegen bzw. nach § 34 BauGB bebaubar wären.

Diese setzen sich zusammen aus: 2,9 ha WM Ost (südl. der St 2064) 3,7 ha WM Ost (nördl. der St 2064) 3,1 ha WM Paradeis 0,2 ha WM Fischerried 4,1 ha WM Trifthof

Ferner sind im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 folgende gewerb- liche Bauflächen bevorratet, welche bislang jedoch noch nicht im Rahmen einer verbindli- Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 54 chen Bauleitplanung konkretisiert wurden: 6,6 ha WM Nord-West (Eichtweide) 3,9 ha WM Nord (Leprosenweg Nord)

Aufgrund der Nachfrage nach gewerblichen Bauflächen, welche an leicht einsehbaren Standorten liegen, hat der Stadtrat beschlossen, im Zuge des Flächennutzungsplans 2020 ca. 10 ha an gewerblichen Bauflächen zu bevorraten.

Im einzelnen werden im Vergleich zum Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 folgende Änderungen vorgenommen:

• Die noch nicht bebauten gewerblichen Flächenreserven im Bereich WM Ost (südl. der St 2064) werden im Flächennutzungsplan 2020 als Flächen für die Landwirtschaft darge- stellt, da zum einen eine Bebaubarkeit der südwestlichen Flächen aufgrund der Lage im Überschwemmungsbereich des Angerbachs derzeit nicht möglich ist und zum anderen die Flächen aktuell nicht verfügbar sind. Die gewerblichen Bauflächen nördlich der St 2064 werden um 0,8 ha im Westen reduziert. Die Fläche wird als Fläche für die Landwirt- schaft dargestellt, um in diesem Bereich einen angemessenen Freiraum zwischen ge- werblicher und wohnbaulicher Nutzung zu erhalten. Die für den Bereich vorliegenden Be- bauungspläne werden entsprechend geändert.

• Die gewerbliche Flächenreserve WM Nord (Leprosenweg Nord) wir um den nördlichen Bereich (1,3 ha) aus Gründen des Landschaftsschutzes (biotopkartierte Flächen, Nähe zum Ammer-Altwasser) reduziert.

1.5 Entwicklung von Sondergebietsflächen Im Bereich östlich von Gut Waitzacker plant die private Firma Geothermie Weilheim für Herbst 2009 die Durchführung von geothermischen Probebohrungen. Falls die Bohrungen erfolgreich sind, soll in der Folge beim Gut Waitzacker ein geothermisches Kraftwerk gebaut werden. Die Stadt Weilheim wäre in diesem Fall an einem Bezug von Erdwärme interessiert. Etwa die Hälfte der Gebäude im Stadtgebiet könnten wirtschaftlich sinnvoll in ein Fernwär- menetz einbezogen werden, darunter viele Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude, so dass damit 80 Prozent des Wärmebedarfs in Weilheim gedeckt werden könnten. In diesem Fall würde der Bereich, in welchem das Kraftwerk errichtet wird, im Flächennutzungsplan als „Sonderbaufläche regenerative Energienutzung“ dargestellt.

1.6 Entwicklung von Gemeindbedarfsflächen Entsprechend der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2020 und der an- gestrebten Mehrung von Siedlungsflächen, resultiert ein Bedarf an Gemeinbedarfsflächen wie Schulen, Kindergärten und Sporthallen sowie Grünflächen, wie Spiel- und Bolzplätzen, Kleingartenanlagen und Friedhöfe. Sind die Grünflächenbilanz sowie die planerischen Aus- sagen zur Entwicklung der Grünflächen in Kap. D.3.1.2 verankert, sind im Rahmen der Flä- Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 55 chennutzungsplanung 2020 hinsichtlich der Bevorratung von Gemeinbedarfsflächen folgen- de Entwicklungen von Bedeutung:

Schulen Neben der Entwicklung der Bevölkerung bis zum Jahr 2020 sind für die Prognose des Flä- chenbedarfs für Schulen insbesondere die aktuellen Umstrukturierungen im Schulablauf von Bedeutung. So ist von einer weiter steigenden Nachfrage nach Ganztagsbetreuungseinrich- tungen auszugehen, verbunden mit einem erhöhten Flächenbedarf aufgrund von neu zu er- richtenden Mensen, Aufenthaltsräumen etc. Diesem steigenden Bedarf steht der aktuelle Rückgang der natürlichen Bevölkerungsentwicklung gegenüber, welchem jedoch im Rahmen der Flächennutzungsplanung durch Stärkung der Zuwanderung entgegengewirkt werden soll. Folgende Flächen werden im Rahmen der Flächennutzungsplanung 2020 für Schuler- weiterungen vorgehalten:

• Erweiterungsfläche für die Hauptschule an der Röntgenstraße • Erweiterungsfläche für die Grundschule an der Ammer am Badeweg Diese Fläche liegt allerdings im aktuellen Überschwemmungsgebiet der Ammer, so dass eine bauliche Nutzung erst nach Abschluss der Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ammer umgesetzt werden kann. Gemäß Jahresbericht 2008 der Stadt Weilheim, welcher sich auf die aktuellen Schulstatistiken bezieht, werden die bestehenden Klassenräume je- doch noch für längere Zeit ausreichen. • Grundschule an der Hardtkapellenstraße Auch für den Bereich der Grundschule an der Hardtkapellenstraße ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit keine Erweiterungen erforderlich werden. Dennoch wird an der bereits im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 enthaltenen Flä- chenreserve für Gemeinbedarfsflächen an der Hardtkapellenstraße festgehalten. Da der bislang noch durch großzügige Freiflächen gekennzeichnete Bereich Teil eines von der Hardtlandschaft in den besiedelten Bereich führenden Grünzuges ist, sollte eine Bebau- ung der Fläche, wenn nicht gänzlich vermeidbar, dann allenfalls sehr maßvoll und durch- setzt mit qualitativ hochwertigen Grünbereichen erfolgen.

Sporthallen Aufgrund der aktuellen Auslastung der vorhandenen Sportanlagen ist mittelfristig der Bau einer Zweifach- bzw. Dreifachturnhalle geplant. Ein entsprechender Standort ist noch zu su- chen. Kurzfristig soll das vorhandene Vereinsheim des TSV Weilheim an der Pollinger Stra- ße einen Anbau erhalten.

Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhort Um die Voraussetzungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu schaffen, werden auch im Rahmen des Planungshorizontes des Flächennutzungsplanes bis zum Jahr 2020 vermehrt Kinderkrippen- und Kinderhortplätze zur Verfügung zu stellen sein. Die Gemeinbedarfsfläche an der Hardtkappellenstraße bietet für das dort bereits bestehende Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 56

AWO-Kinderhaus entsprechende Erweiterungsmöglichkeiten, wobei bei der Bebauung auf eine qualitativ hochwertige Durchgrünung das Augenmerk zu richten ist (s. auch Ausführun- gen zur Grundschule an der Hardtkapellenstraße). Im Kindergarten Unterhausen und im Kindergarten Nepomuk wird derzeit die Erweiterung für jeweils eine Kinderkrippen-Gruppe geplant. Aktuell rückläufig ist aufgrund sinkender Geburtenzahlen, welche nicht durch Zuzüge kom- pensiert wurden, die Nachfrage nach Kindergartenplätzen, so dass diese als Kinderkrippen- plätze umgenutzt werden konnten. Wird die Zielsetzung des Flächennutzungsplanes, eine Bevölkerungszunahme, insbesondere durch Zuwanderung zu erreichen, verwirklicht, sind ggf. weitere Flächen für Kinderkrippen, Kindergärten und Kinderhorte zu finden. Aufgrund der Konzentration der wohnbauliche Entwicklung im Süden und Osten von Weilheim, sollten die entsprechenden Einrichtungen auch in diesen Quartieren geschaffen werden.

1.7 Belange des Immissionsschutzes

1.7.1 Immissionswertermittlung aufgrund von Straßenlärm Tabelle 10 gibt einen Überblick über die Schallimmissionswerte des Straßenlärms an den geplanten Siedlungsflächen.

Die Werte können zur Beurteilung der Verträglichkeit des prognostizierten Straßenlärms mit den Siedlungsentwicklungen herangezogen werden. Die Berechung basiert auf den Orientie- rungswerten der DIN 18005. Die DTV-Werte zu den übergeordneten Straßen stammen aus der Verkehrsmengenkarte 2005 des Landkreises Weilheim-Schongau und wurden vom Staatlichen Bauamt Weilheim zur Verfügung gestellt. Die Werte zum Narbonner Ring resul- tieren aus einer im Jahr 2005 durchgeführten Mengen- und Geschwindigkeitsmessung der Stadt Weilheim.

Bei der Bewertung der in der Tabelle dargelegten Werte ist zu berücksichtigen, dass die tat- sächlichen Werte höher liegen werden. So ist gemäß der Richtlinie für die Anlage von Stra- ßen RAS-Q Ausgabe 1996 bei einem Planungshorizont 2020 von einem Zunahmefaktor des Verkehrsaufkommens von 10 % auszugehen. Des Weiteren ist die konkrete Tag- und Nacht- verteilung sowie der prozentuale LKW-Anteil an den jeweiligen relevanten Straßen zu be- rücksichtigen. Bei der verbindlichen Bauleitplanung ist für die Beurteilung der Schallimmissi- onen die DIN 18005 mit Beiblatt 1 zugrunde zu legen. Die dort niedergelegten Orientie- rungswerte sind um 4 dB(A) niedriger als die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV. Es ist im jeweiligen Einzelfall zu entscheiden, ob im Rahmen der städtebaulichen Abwägung eine Überschreitung der Orientierungswerte aus Beiblatt 1 für Verkehrsgeräusche toleriert werden kann. Die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV - Verkehrslärmschutzverordnung -, die für den Bau von Straßen gilt, definieren im Rahmen der Bauleitplanung i. d. R. die Obergrenze des Abwägungsspielraums.

Gemäß der in Tabelle 10 dargelegten Berechnung ist in der verbindlichen Bauleitplanung vor Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 57 allem bei der Neuausweisung der Wohnbauflächen Weilheim Ost zum Narbonner Ring, der gemischten Baufläche Weilheim Nord-Ost zur B 2 und bei den Neuausweisungen der Wohn- baufläche Weilheim Süd-Ost und der Wohnbaufläche Unterhausen-Süd zur B 2 durch ent- sprechende Maßnahmen oder Abstände der Baufenster vom Immissionsschwerpunkt den Beeinträchtigungen durch Lärm entgegen zu wirken. Die gemischte Baufläche Weilheim Nord-Ost zur B 2 darf aufgrund der durch ihre Lage zu erwartenden hohen Lärmimmissionen nur mit mischgebietsverträglichen „sonstigen Gewerbebetrieben“ (keine Wohnnutzung, Bü- rogebäude, Beherbergungsbetrieb) bebaut werden.

1.7.2 Immissionswertermittlung aufgrund von Schienenlärm Hinsichtlich der durch Schienenlärm ausgelösten Immissionen ist die Neuausweisung im Bereich Unterhausen Süd zu beleuchten. Aufgrund der Nähe der Bahnlinie München- Mittenwald ist von einer Überschreitung der Grenz- und Orientierungswerte auszugehen, weshalb analog zu den im Rahmen der 28. Änderung des Flächennutzungsplanes Weilheim für den Bereich Unterhausen Süd-Ost getroffenen Maßnahmen eine Fläche für Lärmschutz- maßnahmen im Flächennutzungsplan freizuhalten ist. Die Maßnahmen sind im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu konkretisieren. Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 58

Orientierungs- Höchstge- Abstand zur Mittelungspegel Differenz Lage der Neuaus- werte DIN 18005 Gemarkung Straße Baufläche DTV Straßengattung schwin- Mitte des weisungen dB(A)- dB(A)- dB(A)- dB(A)- digkeit Fahrstreifens Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Weilheim Süd ST 2057 W 15911 Staatsstraße 60 180 55,9 45,0 55,0 45,0 0,9 0 Weilheim Süd B 2 W 12759 Bundesstraße 100 300 54,2 46,8 55,0 45,0 - 0,8 1,8 Weilheim Weilheim Süd-Ost B 2 W 12759 Bundesstraße 100 200 56,7 49,4 55,0 45,0 1,7 4,4 Narbonner Weilheim Ost W 4305 Gemeindestraße 50 25 60,3 50,1 55,0 45,0 5,3 5,1 Ring Unterhausen Süd ST 2064 W 9532 Staatsstraße 50 130 54,5 43,5 55,0 45,0 - 0,5 - 1,5 Unterhausen Unterhausen Süd B 2 W 17386 Bundesstraße 80 180 58,1 50,7 55,0 45,0 3,1 5,7 Weilheim Nord-Ost B2 M 17386 Bundesstraße 80 25 69,8 62,4 60,0 50,0 9,8 12,4 Weilheim Nord-Ost ST 2064 M 9532 Staatstraße 50 50 59,9 48,9 60,0 50,0 - 0,1 - 1,1

Tabelle 10 Belange des Immissionsschutzes aufgrund von Straßenlärm Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 59

2. Verkehrsflächen

Aufgrund der großen innerstädtischen Verkehrsbelastung gab die Stadt Weilheim i. OB ein Gesamtverkehrskonzept an die SEIB Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Würzburg in Auf- trag. Das Gesamtverkehrskonzept umfasste die verkehrliche Betrachtung von Umgehungs- straßenvarianten, ein Mobilitätsmanagement für die Stadt Weilheim, das Radwegenetz sowie die Betrachtung von ausgewählten Einzelmaßnahmen im Stadtgebiet. Gemäß der erzielten Ergebnisse zog die SEIB Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Würzburg folgende Schlüsse: Das Gesamtverkehrskonzept basiert auf drei Säulen, die gleichberechtigt weiterverfolgt wer- den sollten: • Bau einer Umgehungsstraße vor allem als Lösung für den Durchgangsverkehr, • Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der innerörtlichen Verkehrsverhältnisse: Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes sowie innerörtlicher Straßen, Plätze und Kreuzungen, • Mobilitätsmanagement einschließlich Optimierung des ÖPNV.

Folgende noch nicht realisierte Maßnahmen sollen besonders dringend umgesetzt werden: • Aufbau eines wirkungsvollen Mobilitätsmanagement, um die auf Seite der Bürger vorhan- denen Potentiale zielgerichtet einzusetzen. Zunächst soll mit einer Mobilitätsberatung be- gonnen werden, • Langfristige Sicherung des Stadtbusverkehrs, Optimierung ggf. unter Verwendung alter- nativer Betriebsformen (Anruf-Sammeltaxi, Bürgerbus) prüfen, • Umgestaltung des Bahnhofes, einschließlich Verbesserung der Erreichbarkeit für Fuß- gänger, Radfahrer und den ÖPNV (bessere Anordnung der Haltestellen), • Bau der Radachse Nord-Süd einschl. einer besseren Anbindung des Bahnhofes, • Ausbau der Fischergasse, um die Erreichbarkeit der Altstadt für die Fahrradfahrer zu verbessern, • Meldung der Umgehungsstraßen Ost und West zur dringlichen Aufnahme in das Bun- desfernstraßenprogramm. Freihalten beider Trassen in den Bauleitplanungen (Flächen- nutzungs-/Landschaftsplan/Bebauungspläne). Zügiges Vorantreiben bis zur Realisierung einer Variante, um die Anlieger der Hauptverkehrsstraßen vom Durchgangsverkehr zu entlasten. (Auszug aus dem Erläuterungsbericht vom 8. Februar 2007, SEIB Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG).

Im Rahmen der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes legte sich der Stadtrat in seiner Sitzung am 28.05.2009 gemäß Gesamtverkehrsgutachten des Büros SEIB Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Würzburg, vom 29.06.2005 auf die Osttrasse fest.

Die Westtrasse bleibt im neuen Flächennutzungsplan weiterhin frei gehalten.

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3. Landschaftsplanerische Leitbilder, Ziele, Maßnahmen

In Bezug auf die übergeordneten Ziele und das landschaftsplanerische Leitbild wird auf die Ausführungen unter Kapitel B.1 und E.1.2 verwiesen. Dort sind die Vorgaben des Landes- entwicklungsprogramms und des Regionalplanes dargelegt. Diese werden nachfolgend im Rahmen der Maßnahmenplanung detailliert und konkretisiert. Es wird unterschieden zwi- schen Maßnahmen in Siedlungen und im direkten Umfeld der Siedlungsbereiche sowie in Maßnahmen in der freien Landschaft. Neben dem landschaftsplanerischen Leitbild ist für die Ableitung der Maßnahmen die Bestandserfassung und Bewertung des aktuellen Zustandes von Natur und Landschaft maßgeblich. Diese ist in Kap. E.2 im Rahmen des Umweltberichts dargestellt.

3.1 Maßnahmen in Siedlungen und im direkten Umfeld der Siedlungsbereiche Funktionale, ästhetische und ökologische Gesichtspunkte fließen in der Betrachtung der fol- genden Themenschwerpunkte zusammen. Ziel ist es, Ansätze zur Erhaltung und Förderung gesunder Umweltbedingungen im städtischen und im ländlichen Lebensraum aufzuzeigen und die Möglichkeiten zur Erholung im engeren und weiteren Wohnumfeld anzubieten.

3.1.1 Eingrünung der Siedlungsbereiche sowie der Ortsein- und -ausfahrten Im Gemeindegebiet von Weilheim ist es Ziel, die charakteristische Siedlungsstruktur im länd- lichen Raum zu erhalten, eine Zersiedlung der Landschaft zu verhindern, einen hohen Aus- lastungsgrad der vorhandenen Infrastruktur zu erreichen, Konflikte zwischen Gewerbe-/ Wohnbebauung und der angrenzenden Landwirtschaft durch Erhalt, Erweiterung bzw. Neu- gestaltung der Ortsrandeingrünungen zu vermeiden, Ortseinfahrten besonders in den für die Erholung bedeutsamen Bereichen (z. B. im Bereich der Fuß- und Radwege) attraktiver zu gestalten.

Im einzelnen sind folgende Maßnahmen vorgesehen und im Landschaftsplan dargestellt:

Baumpflanzungen zur Markierung der Ortsein- und -ausfahrten: • Entlang der St 2064 im Bereich der Ortsein- und - ausfahrten von Marnbach und Deutenhausen und entlang der Wohnbaufläche „Marnbacher Feld“ • Entlang der Kreisstraße WM 1 im Bereich der Ortseinfahrt Marnbach • Entlang der St 2064 im Bereich der Ortseinfahrt von Weilheim entlang des Gewerbegebietes „Am Weidenbach“ • Entlang der B 2 im südlichen Ortseingangsbereich von Weilheim • Entlang der St 2057 im südlichen Ortseingangsbereich von Weilheim

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Baumpflanzungen zur Markierung der Straßen und Wege, die zu den Erholungsgebieten Gögerl und Eberfinger Drumlinfelder führen: • Ergänzende Baumpflanzungen an den zum Gögerl hinführenden Straßen (Weinhart-, Krottenkopf-, Karwendel-, Sonnwendstraße) • Anlage einer Allee entlang der Verlängerung der Hardtkapellenstraße, östlich des Nar- bonner Ringes

Eingrünung der Ortsränder, um einen landschaftsverträglichen Übergang zwischen Bebau- ung und freier Landschaft zu schaffen. Insbesondere in den Bereichen, in denen die beste- hende oder zukünftige Bebauung direkt an die landwirtschaftliche Flur angrenzt, ist eine Ein- grünung der Bebauung von besonderer Bedeutung. Im Landschaftsplan sind die Bereiche durch Schraffur gekennzeichnet. Im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung sind die Orträn- der durch Erhalt und Pflanzung von standortgerechten und heimischen Bäumen und Sträu- chern landschaftsgerecht zu gestalten.

3.1.2 Öffentliche Grünflächen / Flächen für Erholung Freiflächen für Freizeit und Erholung im Siedlungsraum und der umliegenden freien Land- schaft müssen ein breites Spektrum unterschiedlicher Freiraumansprüche abdecken. Dabei ist vorrangig der Bedarf der eigenen Bevölkerung mit den je nach Alterszugehörigkeit und Interessenslage unterschiedlichen Nutzergruppen zu decken.

Folgende Kriterien sind für eine qualitative und quantitative Einschätzung des Grün- und Freiflächenangebotes für Freizeit und Erholung zu betrachten:

Nutzergruppe Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren Ausstattung Multifunktion oder Monofunktion, Ausstattungselemente und deren Güte Erreichbarkeit Zeitdauer, Distanztoleranz, per Rad oder fußläufig erreichbar, Kin- derwagen- und Rollstuhlgängigkeit, Wohnungsnähe, Siedlungsnähe Nutzungseinschränkung, jahreszeitlich, tageszeitlich, an Vereinszugehörigkeit gebunden, Zeitbezug Feierabend-, Wochenend-Erholung Räumliche Verteilung und An- Vernetzung der Flächen untereinander durch zusammenhängende bindung Grünzüge und Verzahnung mit dem Umland

Die folgende Zusammenstellung enthält die im Stadtgebiet Weilheim sowie in den Ortsteilen Unterhausen, Deutenhausen und Marnbach erfassten Grünflächen, die einer bestimmten Funktion gewidmet sind. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Freiflächen, die im Flächennutzungsplan und Landschaftsplan als Grünflächen dargestellt sind, wie z. B. Grün- streifen entlang größerer Straßenzüge und der Bahn, größere private Grünflächen innerhalb der bebauten Grundstücke sowie bislang noch unbebaute Freiflächen im Siedlungsbereich.

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Ortsteil Art der Grünfläche Fläche Spielplätze (Kinderspielplätze, Bolzplätze etc.) Kinderspielplatz an der Ammerstraße 184 m² Kinderspielplatz an der Andreas-Schmidtner-Straße 2.369 m² Kinderspielplatz am Bärenmühlweg 237 m² Kinderspielplatz im Freizeitgelände Paradeis 2.253 m² Kinderspielplatz am Huosiring 1.970 m² Kinderspielplatz an der Kanalstraße 5.117 m² Kinderspielplatz an der Murnauer Straße 1.617 m² Kinderspielplatz an der Simbeckstraße 183 m² Kinderspielplatz südlich des Sportplatzes am Gögerl 753 m² Kinderspielplatz am Veilchenweg 633 m² Weilheim Kinderspielplatz im Wohngebiet südlich der Böbinger Straße 229 m² Kinderspielplatz im Wohngebiet östlich der Oderdinger Straße 170 m² Kinderspielplatz im Wohngebiet östlich der Oderdinger Straße 250 m² Kinderspielplatz an der Zirbelstraße 426 m² Bolzplatz an der Andreas-Schmidtner-Straße 4.487 m² Bolzplatz in der Au 2.862 m² Bolzplatz westlich der Grundschule an der Ammer 2.154 m² Bolzplatz südlich der Hardtkapellenstraße 11.429 m² Bolzplatz nördlich des Narbonner Rings 4.719 m² Skaterpark nördlich des Narbonner Rings 1.546 m² Unterhausen Spielplatz beim SV Unterhausen am Sportplatzweg 1.148 m² Sportplätze Sportplatz am Gögerl (Hartplatz, Leichtathletik, Fußballplatz) 10.624 m² Sportplatz an der Grundschule an der Ammer (Fußballplatz) 3.118 m² Sportplatz an der Grundschule an der Ammer (Leichtathletik, Verkehrser- ziehung) 4.208 m² Sportplatz an der Hauptschule an der Engelhardtstraße (Basketballfeld) 298 m² Weilheim Sportplatz an der Volksschule am Hardt (Leichtathletik, Fußballplatz) 5.537 m² Sportplatz des SVL Weilheim am Zotzenmühlweg (Fußballplätze) 44.474 m² Sportplatz des TSV 1847 Weilheim e.V. an der Pollinger Straße (Fußball- platz, Hartplatz, Leichtathletik) 22.975 m² Tennisplätze des TC Weilheim nördlich des Narbonner Rings 19.931 m² BMX-Bahn des Motorclubs Weilheim am Badeweg an der Ammer 6.490 m² Sportplatz des SV Unterhausen am Sportplatzweg (Fußballplätze, Stock- Unterhausen schießen) 17.350 m² Asphaltbahn für Stockschützen des ESV Weilheim am Dietlhofer See 1.550 m² Deutenhausen / Marnbach Sportplatz des SSV Marnbach-Deutenhausen in Marnbach (Fußballplätze) 16.316 m² Kleingartenanlagen Weilheim Kleingartenanlage an der Angermaierstraße 52.063 m² Kleingartenanlage in der Au 11.574 m² Kleingartenanlage nördlich der Tankenrainer Straße 17.459 m² Kleingartenanlage an der Ziegelgrube 9.941 m² Friedhöfe Weilheim Friedhof an der Andreas-Schmidtner-Straße 37.399 m² Unterhausen Bestehender Friedhof an der Kirche Mariä Heimsuchung in Unterhausen 1.286 m² Bestehender Friedhof an der Kirche St. Johann in Deutenhausen 904 m² Bestehender Friedhof an der Kirche in Marnbach 590 m² Erweiterungsfläche für Friedhof an der Kirche in Marnbach (bereits teilweise Deutenhausen / belegt) Marnbach

890 m²

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Parkanlagen Freizeitgelände Paradeis 10.313 m² Grünfläche mit Baumbestand in der Au 7.691 m² Weilheim Öffentliche Grünfläche an der Alpenstraße (zwischen Waisenhausstraße und Heimgartenstraße) 4.614 m² Unterhausen Badegelände am Dietlhofer See mit Beachvolleyball 21.443 m²

Tabelle 11 Grünflächenbestand im Gemeindegebiet Weilheim

In der Grünflächenbilanz sind die im Stadtgebiet Weilheim vorhandenen Grünflächen und der nach den einschlägigen Normen und Richtlinien ermittelte Bedarf für die einzelnen Grünflä- chentypen gegenübergestellt.

Grünflächenbilanz für den Hauptort Weilheim (ohne Ortsteile)

Art der öffentlichen Bestand/Bedarf Weilheim ohne Anmerkungen Freifläche Ortsteile (19.837 EW*) Spielplätze Bestand 43.589 qm Die Richtwerte für Spielplätze weisen eine relativ hohe Spannweite auf, da (Kinderspielplätze, Bedarf gemäß ARGE- 53.560 - 105.136 qm Bolzplätze und Ska- BAU (1): der Bedarf in Abhängigkeit von der terpark) 2,7 - 5,3 qm/EW Brut- Bebauungsdichte stark variiert. Zudem tofläche ist auch die Versorgung der einzelnen (Nettospielfläche gem. Wohnquartiere sowie die Erreichbar- ARGEBAU: 2 - 4 keit der einzelnen Flächen in die Be- qm/EW, entspricht trachtung mit einzubeziehen. Im Be- 75% der Bruttofläche) reich des geplanten Sportparks an Narbonner Ring ist auch die Anlage eines neuen Spielplatzes vorgesehen. Sportplätze Bestand 117.656 qm In der Kategorie „Sportplätze“ wurden die Schulsportanlagen und weitere Bedarf nach Richtli- 119.022 qm nien der DOG (2) u. öffentliche bzw. durch Vereine ge- Nohl (3): nutzte Sportplätze sowie die Tennis- 6 qm/EW (davon 2qm anlagen (ohne Tennishalle) und die Nebenflächen) BMX-Bahn erfasst. Die geplanten Sportflächen mit Parkanlage und Spielplatz nördlich des Narbonner Rings umfassen 153.826 m². Kleingartenanlage Bestand 91.037 qm Für die Ermittlung des Bedarfes an Kleingärten werden Wohngebäude mit 3 oder mehr Wohnungen betrachtet (Kategorie gem. Statistik kommunal 2006). Im Jahr 2005 gab es in Weil- Bedarf nach Müller (4): 157.920 qm heim insgesamt 5.264 Wohnungen in 1 Kleingarten / 10 Ge- dieser Kategorie. Zur Ermittlung des schosswohnungen Flächenbedarfes wird eine Bruttogröße von 300 qm/Kleingarten angesetzt. [Bedarf nach DOG (2): [108.005 qm] 5 qm/EW] Nach Angaben der Stadtverwaltung ist in Weilheim keine Nachfrage nach zusätzlichen Kleingartenanlagen vor- handen.

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Grünflächenbilanz für den Hauptort Weilheim (ohne Ortsteile)

Art der öffentlichen Bestand/Bedarf Weilheim ohne Anmerkungen Freifläche Ortsteile (19.837 EW*) Friedhof Bestand 37.399 qm Aufgrund neuer Bestattungsformen (z. B. anonyme Urnenbeisetzung) kann Bedarf ca. 3 - 3,5 qm/ 59.511 - 69.430 qm der tatsächliche Bedarf erheblich von EW nach Nohl (3) bzw. den bisherigen Richtwerten abwei- Richter (5) chen. Im Flächennutzungsplan der Stadt Weilheim sind zusätzlich zum Bestand 48.272 qm für einen neuen Friedhof an der Geistbühelstraße dar- gestellt. Parkanlage Bestand 22.618 qm Erfasst wurden nur die innerhalb des Siedlungsgebietes gelegenen Grünflä- Bedarf nach Jantzen 119.022 qm (6): 6qm/EW chen, die auch parkartig gestaltet sind. Jedoch können auch andere Freiräu- me, wie z. B. Waldflächen und land- wirtschaftlich genutzte Bereiche im Siedlungsumfeld die Funktion von Parks übernehmen. Zudem kann auch das parkartig gestaltete Badegelände am Dietlhofer See (Fläche: 21.443 m²) von den Weilheimern genutzt werden. Darüber hinaus ist im Bereich des geplanten Sportzentrums nördlich des Narbonner Rings auch die Neuanlage einer Parkanlage vorgesehen.

Grünflächenbilanz für den Ortsteil Unterhausen

Art der öffentlichen Bestand/Bedarf Unterhausen Anmerkungen Freifläche (921 EW*) Spielplätze Bestand 1.148 qm Es ist davon auszugehen, dass in dem ländlich geprägten Ortsteil Unterhau- (Kinderspielplätze) Bedarf gemäß ARGE- 2.487 - 4.881 qm BAU (1): sen ein deutlich reduzierter Bedarf an 2,7 - 5,3 qm/EW Brut- Spielplätzen besteht. tofläche (Nettospielfläche gem. ARGEBAU: 2 - 4 qm/EW, entspricht 75% der Bruttofläche) Sportplätze Bestand 18.900 qm In der Kategorie „Sportplätze“ wurden in Unterhausen der Sportplatz des SV Bedarf nach Richtli- 5.526 qm nien der DOG (2) u. Unterhausen und die Asphaltbahn für Nohl (3): Stockschützen am Dietlhofer See 6 qm/EW (davon 2qm erfasst. Nebenflächen)

Friedhof Bestand 1.286 qm Aufgrund neuer Bestattungsformen (z. B. anonyme Urnenbeisetzung) kann Bedarf ca. 3 - 3,5 qm/ 2.763 - 3.224 qm der tatsächliche Bedarf erheblich von EW nach Nohl (3) bzw. den bisherigen Richtwerten abwei- Richter (5) chen. Im Flächennutzungsplan der Stadt Weilheim sind zusätzlich zum Bestand 2.773 qm für einen neuen Friedhof an der Kapellenstraße darge- stellt.

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Grünflächenbilanz für den Ortsteil Unterhausen

Art der öffentlichen Bestand/Bedarf Unterhausen Anmerkungen Freifläche (921 EW*) Parkanlage Bestand 21.443 qm Als Parkanlage wurde in Unterhausen nur das Badegelände am Dietlhofer Bedarf nach Jantzen 5.526 qm (6): 6qm/EW See erfasst. Diese wird aber auch von den Bewohnern der übrigen Ortsteile genutzt. Zudem können auch andere Freiräume, wie z. B. Waldflächen und landwirtschaftlich genutzte Bereiche im Siedlungsumfeld die Funktion von Parks übernehmen.

Grünflächenbilanz für die Ortsteile Deutenhausen und Marnbach

Art der öffentlichen Bestand/Bedarf Marnbach und Deu- Anmerkungen Freifläche tenhausen (843 EW*) Spielplätze Bestand 0 qm Es ist davon auszugehen, dass in den ländlich geprägten Ortsteilen Marn- Bedarf gemäß ARGE- 1.686 - 3.372 qm bach und Deutenhausen ein deutlich BAU (1): reduzierter Bedarf an Spielplätzen 2 - 4 qm/EW besteht. (incl. abschirmender Grünflächen) Sportplätze Bestand 16.316 qm In der Kategorie „Sportplätze“ wurde der in Marnbach gelegene Sportplatz Bedarf nach Richtli- 5.058 qm des SSV Marnbach-Deutenhausen nien der DOG (2) u. erfasst. Nohl (3): 6 qm/EW (davon 2qm Nebenflächen) Friedhof Bestand 2.383 qm Aufgrund neuer Bestattungsformen (z. B. anonyme Urnenbeisetzung) kann Bedarf ca. 3 - 3,5 qm/ 2.529 - 2.951 qm der tatsächliche Bedarf erheblich von EW nach Nohl (3) bzw. den bisherigen Richtwerten abwei- Richter (5) chen. Der Friedhof an der Kirche in Marnbach wurde bereits erweitert (erst teilweise belegt).

*Zahlen gemäß „Jahresbericht 2007“, Stadt Weilheim i. OB

(1) ARGEBAU (1987): Mustererlass der Arbeitsgemeinschaft der Minister für Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen vom 03.06.1987. (2) Deutsche Olympische Gesellschaft (1976): Richtlinien für die Schaffung von Erholungs-, Spiel- und Sportanlagen, Frankfurt /M. (3) Nohl, W. (1993): Kommunales Grün in der ökologisch orientierten Stadterneuerung, München (4) Müller, W. (1974): Städtebau, Stuttgart (5) Richter, G. (2002): Vortrag ‚Friedhof der Zukunft’ (6) Jantzen, F. (1973): Freiflächenbedarf Parkanlagen, Schriftenreihe Konferenz der Gartenbauamtsleiter beim Deutschen Städtetag, Hamburg

Tabelle 12 Grünflächenbilanz für den Hauptort Weilheim und die Ortsteile Unterhausen und Deu- tenhausen/Marnbach

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Zusammenfassend lassen sich folgende Ergebnisse der Grünflächenbilanz festhalten.

In allen Ortsteilen besteht ein Defizit an Spiel- und Bolzplätzen, wobei in den Ortsteilen Un- terhausen, Deutenhausen und Marnbach dieses aufgrund großzügiger innerörtlicher Freiflä- chen, einer lockeren Bebauung mit großen Gartenflächen sowie der naturnahen Umgebung weitgehend kompensiert werden kann. Insbesondere in den im Flächennutzungsplan gekennzeichneten Quartieren sollten nach Möglichkeit neue, gut erreichbare Spiel- und Bolzplätze geschaffen werden.

Dagegen überschreitet bezogen auf das gesamte Gemeindegebiet der Bestand an Sport- plätzen den vorhandenen Bedarf. Zudem verfügt die Stadt Weilheim über den rechtskräftigen Bebauungsplan mit integriertem Grünordnungsplan Nr. 103 „Freizeitzentrum Narbonner Ring“, welcher am 14.01.1991 genehmigt wurde. Die Planung sieht für den Bereich südlich des Dietlhofer Sees und nördlich des Narbonner Rings ein Gesamtkonzept an Sportstätten und Sportplätzen vor. Die Tennisplätze sowie ein Skaterpark existieren bereits.

Bei den Kleingartenanlagen wurde die Bilanz nur für das Stadtgebiet Weilheim vorgenom- men, da nur hier ein entsprechender Bedarf unterstellt werden kann. Der Bilanz zufolge liegt der aktuelle Bestand unter dem errechneten Bedarf, jedoch ist die Ermittlung der tatsächli- chen Anzahl an Wohnungen ohne Gärten im Rahmen des Flächennutzungs- und Land- schaftsplanes nicht möglich. Zudem bietet der angenommene Wert von einem Kleingarten auf 10 Geschosswohnungen nur einen groben Anhaltspunkt. Der Stadt Weilheim liegen kei- ne Anfragen für Kleingärten vor, im Bereich der im Jahr 2008 neu errichteten Kleingartenan- lage an der Ziegelgrube sind noch Kleingärten zu verpachten.

Die in dem Stadtgebiet und den Ortsteilen bestehenden Friedhofsflächen reichen gemäß der einschlägigen Richtwerte nicht aus. Jedoch sind für den tatsächlichen Bedarf noch weitere Faktoren, wie der Anteil an Feuerbestattungen und die Ruhezeiten der einzelnen Grabstät- ten von Bedeutung. Der Bedarf an Friedhofsflächen ist in den letzten Jahren allgemein rück- läufig (geringere Sterblichkeit, Zunahme von Urnenbestattungen). Ferner besitzt die Stadt Weilheim mit dem geplanten Friedhof westlich der Stadtpfarrkiche St. Pölten eine ausrei- chend große Vorbehaltsfläche. Ein weiterer Friedhof ist zudem in Unterhausen geplant.

Bei den Parkanlagen wurde im Rahmen der Grünflächenbilanz eine deutliche Unterversor- gung ermittelt. Jedoch können die Funktionen von klassischen Parkanlagen in dem ländlich geprägten Gebiet durch andere Freiräume, wie z. B. Waldflächen, Wasserflächen und land- wirtschaftlich genutzten Flächen sowie sonstige öffentliche Grünanlagen übernommen wer- den.

So sollen insbesondere landschaftlich hochwertigen Grünbereiche in Weilheim (Au-Anlagen, Grünzüge entlang der Ammer, Gögerl, Dietlhofer See) erhalten und im Sinne einer land- schaftsverträglichen Erholungsnutzung fortgesetzt werden. Der vorhandene Rahmenplan zur

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Pflege und Entwicklung des Gögerlparks (Vogl + Kloyer 2007) soll umgesetzt und weiter fortgeschrieben werden. Besondere morphologische Strukturen (Toteislöcher der Töllern- Senke) sowie besondere Biotopstrukturen (Wäldchen an der ehemaligen Ziegelgrube im Bereich Parchetwiesen, Eichengruppe östlich des Narbonner Rings, Feuchtgebiet nördlich des Narbonner Rings, Gehölzstrukturen des Branca-Parks) sollen erhalten und, sofern noch nicht erfolgt, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

3.1.3 Innerstädtische Grünzüge Die innerstädtischen Grünzüge, welche im Stadtgebiet Weilheim in Ansätzen bereits existie- ren, werden im Rahmen der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung aufgegriffen und gestärkt. Das System von einem inneren und einem äußeren Grünring, welche zueinander und mit der offenen Landschaft über Grünzüge in Verbindung stehen, soll durch entspre- chend gestaltete Grünflächen sowie durch Baum- und Gehölzpflanzungen sowie Fassaden- begrünungen ablesbar werden. Dafür sind beispielsweise entlang der Pütrichstraße Bäume zu pflanzen. Im Rahmen der detaillierten Planungsebenen wäre durch die Festschreibung einer Fassadenbegrünung die Ablesbarkeit des inneren Grünrings insbesondere an den Stellen, an welchen die Bebauung an die Straßenzüge angrenzt, zu stärken. Der äußerer Grünring greift die vorhandenen Grünstrukturen (entlang des Narbonner Rings - Branca-Park - Altarme der Ammer - Ammer - Moos bzw. Ammerdamm - Gögerl - Angerbach) auf und wird durch weitere Baum- und Gehölzpflanzungen, Feldraine und Landschaftsparkelemente ge- stärkt. Zwischen äußerem Grüngürtel und innerem Grüngürtel werden Verbindungszüge ge- schaffen. Zugleich markieren Grünzüge entlang bestehender Verbindungswege den Über- gang zwischen äußerem Grünring und offener Landschaft (vgl. 3.1.4).

3.1.4 Fuß- und Radwegesystem, Grünzüge als Verbindungselemente zur offenen Landschaft Auf ein gut funktionierendes, attraktives innerstädtisches Fuß- und Radwegesystem ist im Hinblick auf Verkehrsvermeidung besonderer Wert zu legen. Dabei sind nach Möglichkeit Trassen abseits der Verkehrsstraßen zu suchen, die wesentlich weniger gefahrenträchtig sind und zugleich einen Erholungswert besitzen. Im Landschaftsplan sind die Hauptverbin- dungen für Radwege dargestellt. Zugleich sind die Vorschläge, welche Geo-Ökologie Con- sulting im Rahmen des Vorhabens „Integrierendes Wegekonzept zur Steigerung des Erho- lungspotentials in der Umgebung von Weilheim - Neues auf alten Wegen entdecken“ (2008) erarbeitet hat, in den Landschaftsplan eingegangen. So werden die von Geo-Ökologie Con- sulting vorgeschlagenen neu zu schaffenden Hauptwegeverbindungen auch aus land- schaftsplanerischer Sicht befürwortet und sind im Landschaftsplan dargestellt.

Ferner ist im Gemeindegebiet Weilheim eine große Zahl an Wegeverbindungen für den nicht motorisierten Verkehr vorhanden. Allerdings ist die Qualität der bestehenden Fuß- und Rad- wege sehr unterschiedlich. Einzelne Abschnitte entlang der Ammer sind von hoher land- schaftlicher Attraktivität. Andere Wegeverbindungen, wie z. B. im Bereich bestehender Wohnstraßen oder in der intensiv genutzten Agrarlandschaft, weisen keine oder nur unzurei-

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Neben dem Ausbau des Wegenetzes liegt die Priorität im Gemeindegebiet Weilheim v. a. in der Verbesserung der Qualität der bestehenden Wegeverbindungen, sowohl im besiedelten Bereich als auch in der freien Landschaft.

Bestehende Fuß- und Radwegeverbindungen innerhalb der Siedlungsbereiche können über folgende Maßnahmen im Sinne von Grünzügen weiterentwickelt werden1 : • Pflanzung von straßenparallelen Baumreihen und Alleen mit der Funktion als optische Leitlinie sowie zur Verbesserung der Grünstruktur, • Zusammenlegung zweier zum Bepflanzen zu schmaler Gehwege zu einem breiteren bepflanzbaren Weg, • Ausweisung von reinen Fuß- und Radwegen, die durch einen bepflanzten Grünstreifen von den Straßenverkehrsflächen getrennt sind, • Bei stark frequentierten Wegeverbindungen: Trennung der Verkehrswege für Fußgänger und Radfahrer, • Verkehrsberuhigung in Wohnstraßen mit Grünzugsfunktion durch Verschwenkung der Straßenachse und Reduzierung der Straßenbreite (Anlage von Pflanzflächen und Baum- reihen, ggf. in Verbindung mit Parkplätzen), • Optische Führung des Fußgängers entlang schwach befahrener Ortsstraßen durch Art des Wegebelages (z. B. Pflasterbelag), • Betonung der Vorrangfunktion für Fußgänger und Radfahrer in verkehrsberuhigten Wohn- und Spielstraßen mittels durchgehendem Wegebelag (z. B. Plattenbelag/ Pflaster), • Aufweitung des Straßenraumes in Wohngebieten zur Gestaltung attraktiver Platzsituatio- nen mit Aufenthaltsqualität und Nutzfunktion (z. B. Sitzbänke, Kinderspielplatz), • Miteinbeziehung der privaten Vorgärten in den Straßenraum durch offene Gestaltung (Verzicht auf hohe Hecken und Mauern an der Grundstücksgrenze).

1 Abbildungen zur Gestaltung von Straßenräumen aus: Forschungsgesellschaft für Straßen- und Ver- kehrswesen - Arbeitsgruppe Straßenentwurf (1996): Empfehlungen für die Anlage von Erschlie- ßungsstraßen EAE 85/95, Ausgabe 1985, Ergänzte Fassung 1995, Köln.

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In der freien Landschaft können folgende Maßnahmen zur Aufwertung bestehender Wege- verbindungen beitragen: • Trennung der Fußgänger und Radfahrer vom Straßenverkehr auf stark befahrenen Stra- ßen durch Anlage eigenständiger, straßenparalleler Fuß- und Radwege, • Pflanzung von Hecken und Baumreihen entlang von Wegen und schwach befahrenden Straßen zur optischen Führung und räumlichen Gliederung (zusätzliche Windschutz- und Lebensraumfunktion), • Aufstellen von Sitzbänken an Aussichtspunkten und geeigneten Rastplätzen, • Ausbau / Befestigung landwirtschaftlicher Wege nur mit wassergebundenem Belag.

Ein weiterer Ausbau des Wegenetzes im Bereich des Weilheimer Mooses und der Eberfinger Drumlinfelder ist aufgrund der Empfindlichkeit dieser ökologisch wertvollen Landschaftsteile abzulehnen. Im Bereich der sonstigen landwirtschaftlich genutzten Flächen erscheint dage- gen eine Ergänzung der bestehenden Wegeverbindungen sinnvoll.

3.1.5 Siedlungsentwicklung / von Bebauung freizuhaltende Bereiche Aus landschaftsplanerischen Gründen sollte im Hinblick auf Baugebietsneuausweisungen / -erweiterungen auf folgende Aspekte das Augenmerk gerichtet werden: • Berücksichtigung natürlicher Landschaftselemente, wie topographische Elemente, z. B. Hangkanten, landschaftsbildprägende Gehölze und Einzelbäume, • Freihaltung ökologischer bedeutsamer Flächen, z. B. Auen- und Niedermoorstandorte, Flächen mit hoher Bedeutung für den Biotopverbund und Artenschutz, Flächen mit hoher Bedeutung für die Belüftung der Siedlungsgebiete, • Sicherung eines typischen Orts- und Landschaftsbildes, z. B. dörfliche Ortssilhouetten, Ortsränder, kleinstruktureller Formenwechsel.

Demzufolge bietet sich für eine bauliche Entwicklung die ökologische Raumeinheit Niederter- rasse an, welche sich durch versickerungsfähige Schotterböden, hohe Grundwasserflurab- stände und das Fehlen naturschutzfachlich wertvoller Vegetationsbestände auszeichnet. Aus landschaftsplanerischer Sicht ist eine moderate bauliche Entwicklung in südlicher oder östli- cher Richtung denkbar, wobei im Süden die Überschwemmungsbereiche und wassersen- siblen Bereiche zu meiden, im Osten ein ausreichender Abstand von mindestens 200 m zum

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Landschaftsschutzgebiet „Hardtlandschaft und Eberfinger Drumlinfelder“ aus gestalterischen und kleinklimatischen Gründen einzuhalten ist.

Dagegen sollen aus landschaftsplanerischer Sicht folgende Bereiche nicht für eine Bebau- ung in Anspruch genommen werden: • Bereiche, welche in den vom Wasserwirtschaftsamt berechneten Überschwemmungsge- bieten und wassersensiblen Bereichen liegen, • Bereiche, welche gemäß sonstiger hydraulischer Modelle in Überschwemmungsgebieten liegen (z. B. Angerbach, Waitzackerbach), • bislang unbebaute Bereiche westlich der Ammer, da es sich hier im Übergangsbereich zum Weilheimer Moos um naturschutzfachliche hochwertige Flächen handelt (Auen- und Niedermoorböden, hohe Grundwasserstände, bedeutsam für das Landschaftsbild), • Bereiche südlich des Trifthofes und westlich der Bahnlinie Weilheim-Murnau, da diese Flächen für Zugvögel von Bedeutung sind und zudem im Überschwemmungsbereich der Ammer liegen, • Bereiche östl. des Narbonner Ringes, nördlich der Hardtstraße sowie südlich der Hardt- kapellenstraße und östlich des Sportplatzes, aufgrund der Nähe zum Landschaftsschutz- gebiet „Hardtlandschaft und Eberfinger Drumlinfelder“, • nach Möglichkeit die noch unverbauten Bereiche südlich der Hardtkapellenstraße, da die- se Bedeutung als Grünverbindung zwischen freier Landschaft und besiedeltem Bereich erfüllen, • unverbauter Bereich westlich der Kirche St. Pölten, da diese von lokalklimatischer Rele- vanz für den besiedelten Bereich ist, • Bereiche nördlich des Narbonner Ringes, aufgrund der Nähe zur Erholungslandschaft Dietlhofer See, • Bereich zwischen St 2064 und B2, aufgrund von Toteislöchern als Zeugen der eiszeitli- chen Zerfallslandschaft, sowie im Bereich des Branca-Parkes aufgrund des Vorhanden- seins von wertvollen Gehölzstrukturen, • Bereiche um die Zotzenmühle aus Gründen des Hochwasserschutzes, • Anger in Unterhausen sowie Flächen nördlich und westlich von Unterhausen, • Ortsteile Deutenhausen und Marnbach (mit Ausnahme von Schließung vorhandener Lü- cken und der Ausweisung einer Fläche in Marnbach für den Einheimischenbedarf).

3.2 Maßnahmen in der freien Landschaft (Naturhaushalt und Landschaftsbild / Erholungsnutzung) Die Maßnahmen, welche für die verschiedenen Biotop- und Nutzungsformen in der freien Landschaft formuliert werden, leiten sich aus den Darstellungen des Arten- und Bio- topschutzprogrammes Weilheim-Schongau ab und konkretisieren die dort genannten Ziel- setzungen für das Gemeindegebiet Weilheim. Zugleich waren für die Maßnahmenherleitung die Ergebnisse der Bestandserfassung und Bewertung der Schutzgüter des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes von Relevanz. Diese sind im Umweltbericht (vgl. Kap. E.2) dar- gestellt.

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3.2.1 Wälder / Forstwirtschaft (Sicherung naturschutzfachlich wertvoller Wälder, Umbau von Nadelforsten zu Laub- bzw. Laubmischwäldern, Entwicklung von gestuften Waldrändern) Sicherung naturschutzfachlich wertvoller Bestände Im Gemeindegebiet Weilheim sind noch großflächig naturschutzfachlich wertvolle Wälder vorhanden, welche in ihrem Bestand gesichert und im Sinne des für die Bayerischen Staatsforsten aufgelegten Naturschutzkonzeptes (Bayerische Staatsforsten AöR, 2009) be- handelt werden sollen. Im einzelnen handelt es sich dabei um: • Die Auwaldreste an der Ammer: Diese weisen noch weitgehend einen naturnahen Aufbau auf, in den nördlichen Abschnitten sind sie teilweise mit Nadelhölzern durchsetzt, im Be- reich der Au-Anlagen besteht ein hoher Erholungsdruck. Die nadelholzdominierten Berei- che sollten zu Auwäldern umgebaut, die Auwälder im Bereich der Au-Anlagen nicht weiter ausgebaut werden. Durch Erhalt und Sicherung der Auwaldbestände an der Ammer soll zugleich ein Beitrag zur Entwicklung eines zusammenhängenden Auwaldbandes geleistet werden. • Die Laubmischwälder und Laubwälder im Bereich des Landschaftsschutzgebietes „Hardtlandschaft und Eberfinger Drumlinfelder“, im Bereich des Hechenbergs und Eich- bergs, des Weilheimer Waldes sowie kleinere Flächen der Hangleitenwälder der Rott, und im Bereich des in das Gemeindegebiet hineinreichenden Oderdinger Filzes. • Die Moorwälder im Bereich der Hardtwiesen, des Weilheimer Mooses, des Schwattachfil- zes und des Hahnenbühels. Im Bereich der Moorwälder sollte, sofern diese noch nicht naturnah sind, ein Umbau zu naturnahen Beständen erfolgen. Es ist ein intakter Wasser- haushalt zu gewährleisten. • Die Moorwälder, welche sich auf entwässerten Standorten sekundär entwickelt haben. • Lichte Hutewälder innerhalb größerer Offenland-Lebensraumkomplexe im engen räumli- chen Kontakt zu Magerrasen, Feuchtflächen und Weidegrünland am Gögerl.

Umbau von Nadelforsten zu Laub- bzw. Laubmischwäldern Laub- bzw. Laubmischwälder mit standortgerechter Baumartenzusammensetzung erfüllen wichtige ökologische Funktionen und sind auch für das Landschaftserleben (Erholungsnut- zung) aufgrund ihrer Vielfalt von hohem Wert. Auch wenn die Forderung nach mittel- bis langfristiger Entwicklung stabiler Mischwaldbestände mit einer standortgerechten Baumar- tenzusammensetzung grundsätzlich für alle Misch- und Nadelwälder im Gemeindegebiet Weilheim gilt, ist aufgrund der herausgehobenen Bedeutung der Fließgewässer und ihrer Uferwälder im Naturhaushalt der dortige Waldumbau vorrangig. Damit soll das besondere ökologische Potential der fließgewässernahen Standorte als wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als durchgängige Biotopverbundachse innerhalb der Landschaft ausge- schöpft werden. Zudem wird ein standortgerechter Laub- bzw. Laubmischwald entlang von Gewässern auch der Nutzungsfunktion des Waldes am besten gerecht. Weiterhin kommt dem Waldumbau im Bereich des Landschaftsschutzgebietes eine herausgehobene Bedeu- tung zu.

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Ferner wird der Klimawandel im Raum Weilheim besonders für Fichten auf geringeren, mitt- leren und sogar auf guten Waldstandorten bis zum Jahr 2100 zu teils sehr hohen Anbaurisi- ken führen. Die Notwendigkeit, Fichtenbestände in Mischwaldbestände umzubauen, wird bei zunehmenden Klimawandel auf fast allen Waldstandorten im Raum Weilheim immer bedeu- tender werden.

Über die ökologisch sensiblen und potentiell wertvollen Flächen hinaus sind aus Sicht des Naturschutzes für die Waldflächen generell folgende Entwicklungsziele zu formulieren: • Naturschutzfachlich hochwertige Waldwiesen sollen durch entsprechende Nutzungen (Mahd, Beweidung) erhalten werden. • Totholz ist stellenweise im Wald zu belassen und, wo aus Verkehrssicherungsgründen möglich, zu fördern. Neben der ökologischen Bedeutung solcher Lebensräume wird da- durch auch die Vielfalt der Wälder für die Erholungsfunktion aufgewertet. • Die Erschließung mit Waldwegen soll auf ein sinnvolles Mindestmaß beschränkt werden, wobei die gleichzeitige Nutzung für die Erholung zu beachten ist. • Im Bereich steilerer Hanglagen sind größere unbestockte Flächen durch eine angepasste plenterwaldartige Nutzung zu vermeiden (Verhinderung von Erosion). Falls steilere Hanglagen als Bodenschutzwald nach Art. 15 Abs. 1 BayWaldG festgelegt sind, sind die damit verbundenen Bewirtschaftungsauflagen zu beachten.

Entwicklung von gestuften Waldrändern Für den Arten- und Biotopschutz sind naturnahe Waldränder von großer Bedeutung. Diese Übergangszonen zwischen Wald und Freiland bieten einer Vielzahl von Tieren Nahrungs- und Brutbiotope und sind Rückzugsraum für gefährdete Tierarten. Intakte Waldränder sind wichtige Vernetzungslinien für den Biotopverbund. Darüber hinaus übernehmen sie gewis- sermaßen Schutzfunktion für den angrenzenden Wald vor Wind und Sonne und bereichern nicht zuletzt das Landschaftsbild (erhöhte Pflanzen- und Tierartenvielfalt). Der Aufbau sollte gestuft sein: Krautsaum - Strauchzone - Baum; Strauchzone mit vorwiegend Bäumen II. Ordnung - Wirtschaftsholzart. Optimal ist ein ca. 20 m breiter Rand (vgl. Abb. 21). Waldrän- der gehören nach dem Bayerischen Waldgesetz zum Wald. Auch wenn Waldränder grundsätzlich allen Wäldern im Übergangsbereich zur landwirt- schaftlichen Nutzung vorgelagert sein sollten, stellt sich die Forderung nach ihrer Anlage insbesondere für die Bereiche, in denen Waldränder landschaftsbildwirksam werden. Dies ist z. B. in Nachbarschaft zu größeren bebauten Ortsteilen, im Umfeld der Erholungswege so- wie in Wäldern, die im Waldfunktionsplan mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild ausgewiesen sind, der Fall. Zudem sollte bei der Auswahl der Wälder, entlang derer Wald- ränder entwickelt werden sollten auch ihre Bedeutung im Hinblick auf einen verstärkten Schutz gegen Windbruch in westexponierten Lagen als Auswahlkriterium berücksichtigt wer- den. Sofern Waldränder bereits in Ansätzen vorhandenen sind (z. B. Strauchunterwuchs am Waldrand) sollen diese erweitert werden; andernfalls ist ein neuer Aufbau erforderlich. Bzgl. der Pflanzenauswahl ist zu beachten, ob auf der Schatten- oder der Sonnenseite ein Waldrand aufgebaut werden soll. Der Waldrand ist sonn- und schattseitig durch entspre-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 73 chende Vorpflanzungen (Initialpflanzung) zu entwickeln. Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung in Weilheim ist der Waldrand mit ther- mophilem Saum am Gögerl. Dieser ist zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Die angesprochenen Maßnahmen können durch Fördermöglichkeiten des BayStMELF un- terstützt werden.

Abbildung 21 Idealzustand eines gestuften Waldrandes (Quelle: Landschaftspflegeverband Mittelfranken, 1993)

Forstwirtschaft Da der Waldanteil in Weilheim im Vergleich zum Landkreis und zum Freistaat Bayern mit 19 % an den Flächennutzungen unterrepräsentiert ist, ist der Erhalt und - sofern keine natur- schutzfachlichen Gründe entgegen stehen - die Neubegründung von Waldflächen im Ge- meindegebiet Weilheim Ziel der Forstwirtschaft. Insbesondere sind für eine Waldneubegrün- dung Flächen im Ammertal, auf welchen Auwälder zu entwickeln sind, geeignet. Von einer Waldneubegründung regelmäßig auszuschließen sind die Feucht- und Nasslebensräume sowie trockene Magerstandorte, welche einen hohen naturschutzfachlichen Wert aufweisen, wie die Bereiche im Landschaftsschutzgebiet „Hardtlandschaft und Eberfinger Drumlinfel- der“, die Bereiche im Weilheimer Moos und im Hahnenbühel.

Grundsätzlich sind für die Neubegründung standortgerechte Arten zu verwenden, ebenso sollten nicht standortgerechte Fichtenforste in heimische Laubwälder umgebaut werden.

Bei der Anlage von Kurzumtriebsplantagen ist eine Inanspruchnahme von naturschutzfachli-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 74 che wertvollen Standorten (z. B. Moorbereiche, Feuchtwiesen, Bachauen, Brachflächen, Magerrasen, Wiesenbrütergebiete) zu vermeiden, ebenso sollte zu wertvollen Biotoptypen ein ausreichender Mindestabstand eingehalten werden. Die Energieholzflächen sollten auf Ackerland errichtet werden, klein und strukturiert sein und vielfältige Alters- und Randstruktu- ren aufweisen. Bevorzugt sollten unterschiedliche Baumarten Verwendung finden. Die Standortanforderungen gelten neben den Kurzumtriebsplantagen grundsätzlich für alle nachwachsenden Rohstoffe.

3.2.2 Gehölze (Hecken, Feldgehölze, Einzelbäume und Streuobstbestände) Gehölzbestände übernehmen im Naturhaushalt vielfältige Funktionen. Sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, tragen zur Strukturvielfalt der Landschaft bei, stellen Orientierungs- punkte dar und besitzen Bedeutung für die Erholungsnutzung. Darüber hinaus dienen sie zur Sicherung des Bodens in erosionsgefährdeten Steillagen und entlang von Gewässern. Ent- lang von Gewässern dienen sie zudem zur Erhöhung der Selbstreinigungskraft, zur Be- schattung der Wasserläufe und zur Verbesserung der Kleinstrukturen und leisten als Tritt- stein einen Beitrag zum Biotopverbundsystem.

Viele der im Gemeindegebiet Weilheim vorkommenden Gehölze sind in der Biotopkartierung bzw. im Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) erfasst. Diese sollen dauerhaft erhalten und durch weitere Gehölze ergänzt werden.

Zur Planung und Entwicklung von Hecken und Feldgehölzen innerhalb der landwirtschaftli- chen Flur sind folgende Leitlinien zu beachten: • Um einen möglichst hohen ökologischen Nutzen der Pflanzungen zu gewährleisten, soll- ten Heckenpflanzungen und die Anlage von Feldgehölzen bevorzugt im Verbund mit den im Raum noch vorhandenen Gehölzlebensräumen stehen. • Vor allem Wegränder (Feldwege, Wanderwege) und Gewässer sind mit Gehölzsäumen und Heckenpflanzungen zu versehen, hier ist der Landverbrauch privater Flächen gerin- ger.

Die Hecken sollten folgendermaßen aufgebaut werden: • Es sollte eine unruhige Firstlinie angestrebt werden (Überhälter überragen in Abständen die mittlere Höhe des Heckenstreifens). Sie sollten mindestens als 3-reihige Pflanzung angelegt werden und das Artenspektrum der natürlich vorkommenden Waldgesellschaften bzw. ihrer Ersatzgesellschaften als Ausgangspunkt für die Artenauswahl berücksichtigen (vgl. Kap. E.2.6.1), • die „Vogelgehölze“ Weißdorn, Schlehe, Wildrose sollen in größerer Zahl vorkommen, • alle Altersklassen der Gehölze sollen vorhanden sein, • bei einer mittleren Flächendichte von Hecken (z. B. 80m Hecke/ha) führen zahlreiche Kleinhecken von 10 bis 15 m Länge in möglichst geringem Abstand zu einer besseren ökologischen Wirksamkeit als wenige lang gezogene Hecken.

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Im Gemeindegebiet Weilheim sollen Hecken/Gehölzsäume insbesondere in den landwirt- schaftlich genutzten Bereichen und entlang der Bäche entwickelt werden. Angestrebt wird ein Netzwerk von Gehölzen in Zusammenhang mit bereits bestehenden Gehölzstrukturen. Neben ökologischen sollen dabei auch landschaftsästhetische Aspekte Berücksichtigung finden, indem sich die Neuanlage der Gehölze auch an den Hauptwander- und Radwegen orientiert.

Neben Feldgehölzen und Hecken bereichern Einzelbäume, Baumreihen und Alleen den Na- turhaushalt und das Landschaftsbild. Solitärbäume finden sich oftmals an markanten (Aus- sichts-) Punkten und stellen für den Menschen erhaltenswerte Identifikationspunkte dar. Ein wirkungsvoller Schutz des gesamten Baumbestandes in Weilheim erfordert die Einrichtung eines Baumkatasters.

Alleen und Baumreihen besitzen raumgliedernde Funktion und dienen gleichfalls als lineare Vernetzungselemente. Straßen können durch Alleen optisch geführt und bereichert werden. Baumreihen und Alleen stellen dabei typische Elemente für den Übergang von den bebauten Bereichen in die freie Landschaft dar.

In Gemeindegebiet von Weilheim sollen Einzelbäume, Baumreihen bzw. Alleen insbesonde- re in folgenden Bereichen gepflanzt werden: • Im Bereich der Ortsränder, • an den Ortsein- und -ausfahrten im Bereich der Hauptverkehrswege (vgl. D.3.1.1, D.3.1.3 und D.3.1.4).

Streuobstbestände finden sich insbesondere in den Privatgärten der ländlich geprägten Ortsteile. Sowohl für das Landschaftsbild als auch für den Artenschutz sind die häufig histo- rischen Streuobstbestände von hoher Bedeutung und sollen erhalten werden.

3.2.3 Gewässer (Quellen, Fließgewässer, Gräben, Stillgewässer) / Wasserwirtschaft Quellen Quellen stellen seltene Lebensräume für hoch spezialisierte Arten dar (vgl. E.2.6.2). Quellen reagieren äußert sensibel auf Störungen. Obwohl sie nach den Wasserschutzbestimmungen und dem BayNatSchG ein hohes Gut darstellen, offenbaren aktuelle Bilanzen (vgl. Arten- und Biotopschutzprogramm), dass Quellen zu einem hohen Prozentsatz verloren gegangen sind oder naturschutzfachlich entwertet wurden. Häufigste Ursachen für die Gefährdung na- turnaher, unbelasteter Quellen sind: • Trockenlegung von Quellen, • Fassung von Quellen zur Trink- und Brauchwassergewinnung, • Qualitätsverschlechterung durch Grundwasserverschmutzung, • Versiegelung von Oberflächen, • Verfüllung und Überdeckung durch Ablagerungen, • Aufforstungen.

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Im Gemeindegebiet Weilheim sind nur wenige Quellen vorhanden. Von überregionaler Be- deutung sind jedoch die Quellmoore im Bereich des Landschaftsschutzgebietes „Hardtland- schaft und Eberfinger Drumlinfelder“ (vgl. D.3.2.4). Für alle sonstigen im Gemeindegebiet zu verzeichnenden Quellen sind folgende Maßnahmen vorzusehen: • Erhalt und Sicherung der Quellbereiche: Untersagung der Anlage von Quellfassungen, der Aufforstung mit nicht standortgerechten Baumarten sowie der Verfüllung, • Schaffung von ausreichend großen Pufferstreifen zur Verhinderung von Nährstoffeinträ- gen. Die Mindestgröße der Pufferstreifen ist in Abhängigkeit der Intensität der umliegen- den Bewirtschaftung sowie des Reliefs zu wählen. In der Regel werden 50 m um den Quellstandort empfohlen. In diesem Bereich sollte auf Düngung verzichtet und eine standortgerechte Bestockung mit Gehölzen oder Grünlandnutzung angestrebt werden, • Umbau von nicht standortgerechten Nadelholzaufforstungen in Quellbereichen zu natur- nahen Feuchtwäldern (mit Esche und Erle), • Schutz der trittempfindlichen Quellbereiche vor Weidevieh (Zäunung), • Renaturierung verbauter und beeinträchtigter Quellen z. B. durch Rückbau der Fassung.

Die Vegetation der Quellen bzw. der Quellbereiche ist heute nach Art. 13d BayNatSchG vor direkten Eingriffen geschützt.

Fließgewässer Fließgewässer stellen natürliche Verbindungslinien für den Biotopverbund dar. In diesem Sinne kommt den im Gemeindegebiet vorhandenen Flüssen, Bächen und Gräben eine hohe Bedeutung als Ausbreitungsbahn für Tiere und Pflanzen zu. Neben den im Gewässer leben- den Organismen (Fischfauna, Muscheln, Fließgewässerlibellen etc.) sind Fluss- und Bach- auen auch Lebensraum und Nahrungshabitat für zahlreiche andere Tiergruppen (z. B. Vö- gel), die an naturnahe Gewässersysteme gebunden sind.

Als bedeutende Verbindungslinien gelten im Gemeindegebiet Weilheim insbesondere die Ammer, die Rott, der Hardtbach, der Angerbach, der Waitzackerbach, sowie der Salzgraben und der Ochsenbach. Die jeweiligen Zuflüsse schaffen netzartige Verästelungen in die an- schließende Landschaft. Die Fließgewässer bilden somit das Grundgerüst eines großräumig angelegten Biotopverbunds, welcher erhalten und ausgebaut werden sollte.

Spezielle Fachplanungen zu Fließgewässern und deren Bezug zum Landschaftsplan Für die Ammer und den Hardtbach wurden umfassende Maßnahmenkonzepte erarbeitet. So existiert für die Ammer der Gewässerentwicklungsplan Ammer, für den Hardtbach ein in Zu- sammenhang mit dem Flurneuordnungsverfahren Deutenhausen II erarbeiteter Pflege- und Entwicklungsplan. Ferner wird derzeit von der Stadt Weilheim i. OB ein Gewässerentwick- lungskonzept (GEK) für die Gewässer III. Ordnung erarbeitet. Grundlage für die Ableitung der Ziele und Maßnahmenvorschläge für die u. a. im Rahmen des Gewässerentwicklungs- konzeptes behandelten Gewässer Waitzackerbach, Langersteggraben, Angerbach und Hardtbach waren die Ergebnisse einer Gewässerstrukturkartierung (GSK), welche auf Basis eines Leitfadens des Landesamtes für Wasserwirtschaft durchgeführt wurde (BayLfW, 2002).

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Als Detailziele und Maßnahmen für die Gewässer lassen sich formulieren: Für die Ammer (vgl. GEP Ammer 2006): • Hochwasserretention verbessern und Retentionsräume aktivieren durch Verlegen oder Absenken von Deichen, Einbau von Durchlässen in Deiche, Vorlandabtrag, Gewässer- bettaufweitungen und -anbindung von Altwässern, • Ausuferung fördern durch Verlegen oder Absenken von Deichen, Einbau von Durchlässen in Deiche, Vorlandabtrag, Gewässerbettaufweitungen, Anbindung von Altwässern, Sohl- anhebung durch Einbau von Sohlrampen, -gleiten, • Strömungsvielfalt verbessern durch Entfernen von Längs- und Querbauwerken, Gewäs- serbettaufweitungen, Remobilisierung von Kiesbänken, Belassen und Einbringen von Totholz in das Gewässer, • Hochwasserschutz gewährleisten durch Erhalt, Verbesserung und Neuentwicklung des Objektschutzes, Erhalt der Deich-Standsicherheit, Erhalt der hydraulischen Leistungsfä- higkeit des Gewässers durch Unterhaltungsmaßnahmen (Bewuchspflege, Räumung), • Gewässerbettentwicklung zulassen/fördern durch Entfernen von Längsbauwerken, Auf- weitung des Gewässerbettes, Remobilisierung von Kiesbänken, • Gewässerbettstruktur verbessern durch Entfernung von Längsbauwerken, Aufweitung des Gewässerbettes, Remobilisierung von Kiesbänken, Belassen und Einbringen von Totholz im Gewässer, • Auestandorte/-lebensräume (Reliefstrukturen) entwickeln, durch Gestaltung bzw. Reakti- vierung von Fließrinnen und Mulden, Entwicklung von Auegewässer, Belassen und Ein- bringen von Totholz in der Aue, Entlanden, Anschließen und Neugestaltung von Altwäs- ser, • extensive (gewässerverträgliche) Auenutzung fördern durch Umwandlung von Acker in Grünland und extensive Nutzung, • biologische Durchgängigkeit herstellen durch Bau von Fischwanderhilfen (Fischpass, Fischtreppe, Umgehungsgerinne), Umbau von Sohlabstürzen in Sohlrampen, • gewässer-/auetypische Biozönosen oder Ersatzbiozönosen entwickeln durch Belassen von Sukzession, Pflanzung von Gehölzen, Umwandlung nicht standortgerechter Wälder in Auwald, Pflegemaßnahmen (Mahd, Beweidung), Artenschutzmaßnahmen, Biotopgestal- tung, • Sohle anheben, Flussbett aufweiten.

Für den Hardtbach als landesweit bedeutsamen Bach und den Waitzackerbach als Teil einer regionalen Vernetzungsstruktur: • Erhalt der naturnahen Abschnitte des Hardtbaches, welche weitgehend unbeeinträchtigt und unverbaut durch Wald-, Streuwiesen- und Grünlandgebiete laufen und dort wichtige Komponenten komplexer Lebensraumsysteme bilden, • vorrangige Renaturierung des Waitzackerbachs in seiner gesamten Länge als Teil einer regionalen Vernetzungsstruktur für Fließgewässerorganismen.

Für alle Fließgewässer:

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• Weitere Verbesserung der Gewässergüte und Reduktion des Nährstoffeintrages in allen Fließgewässern, • Sicherung und Entwicklung von durchgängigen, natürlichen Vegetationsbeständen von mindestens 10 m Breite im Ufer- und Niederungsbereich, v. a. im Bereich der Siedlungen, • Schaffung durchgehender Uferstreifen (ab 100 m Länge ökologisch bedeutsam) mit deut- lich herabgesetzter Nutzungsintensität (v. a. keine ackerbauliche Nutzung). Die Breite derartiger Pufferzonen kann je nach Gewässergröße und örtlicher Situation zwischen 5 und 50 m je Uferseite schwanken. Die Einrichtung derartiger Pufferzonen ist von aus- schlaggebender Bedeutung für die Reinhaltung der Gewässer. Die Gestaltung der Ufer- streifen soll den Lebensraumansprüchen der dort im und am Bach vorkommenden Arten angepasst sein. So sollen arten- und strukturreiche Gehölz- und Hochstaudenufersäume von mindestens 5 m Breite je Uferseite an Teilstrecken der Bäche geschaffen werden, in anderen Bereichen ist eine extensive Grünlandnutzung zu betreiben, • schrittweise Unterbindung jeglicher Einleitung ungeklärter Abwässer aus Haushalten, In- dustrie und Landwirtschaft, • Rückentwicklung verrohrter und technisch verbauter Bachabschnitte in der Feldflur und im Wald. Eine Beseitigung aller Verrohrungen außerhalb des Siedlungsbereiches ist als langfristiges Ziel anzustreben. Gegebenenfalls kommen hierfür in Konfliktfällen auch Bachverlegungen in Frage. Dabei ist besonderer Wert auf die Erhöhung der Nischenviel- falt im Bach zu legen. • Beachtung folgender Grundsätze im Rahmen anstehender wasserbaulicher Maßnahmen: - Verzicht auf technisch orientierte Sohlen- oder Uferverbauung. - Erhalt der Fließgewässerdynamik einschließlich der Beibehaltung bzw. Ausweisung von Hochwasserfluträumen zumindest im unmittelbaren Uferbereich. - Verzicht auf und Rückbau von Begradigungen. Es sollen zumindest Teilabschnitte ge- schaffen werden, in denen ein freies Mäandrieren des Baches ermöglicht wird (ggf. mit Hilfe von Leitdämmen als Grenze zur anschließenden Feldflur). - Verzicht auf Stau- und Rückhalteeinrichtungen u. a. in Quell- und Oberlaufbereichen. Bestehende Hindernisse müssen z. B. durch Fischtreppen für Wasserorganismen überwindbar gemacht werden Soweit Bäche bereits aufgestaut sind, muss ein Graben um die Teiche herumgeführt werden, der durch Belassen einer ausreichenden Rest- wassermenge als Fließgewässer erhalten bleibt. Außerdem müssen negative Auswir- kungen auf die Gewässergüte ausgeschlossen sein. • Anlage von Wurzelraumkläranlagen im Anschluss an bestehende herkömmliche Kläranla- gen und im Bereich von Streusiedlungen zur Verbesserung der Abwasserqualität. • Entfernung standortfremder Gehölzpflanzungen im Bereich der Bachoberläufe (Beein- trächtigung von Uferbewuchs, Boden- und Wasserchemismus). Entweder Ersatz durch extensiv genutztes Grünland (evtl. Rodungserlaubnis erforderlich) oder Förderung bzw. Begründung naturnaher Waldgesellschaften. Gewährleistung eines durchgängigen Luft- raumes über dem Bach, da viele Wasserinsekten als Imagines bachaufwärts gerichtete Schwärmflüge unternehmen. • Einschränkung bzw. Verbot von Besatzmaßnahmen in Gewässern mit „natürlichen" Fisch-

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und Krebsbeständen der Forellen- und Äschenregion. Besatzmaßnahmen sollen aus- schließlich auf ursprünglich heimische bzw. nachrangig auch alteingebürgerte, biotopge- mäße Arten und Rassen beschränkt werden. Besatz mit Aalen, Hechten und Signalkrebs soll keinesfalls zugelassen werden. Übermäßige Besatzdichten sind durch Mengenbe- schränkungen auszuschließen.

Ferner konnte im Rahmen der Bestandsaufnahme für das Gewässerentwicklungskonzept Weilheim i. OB, welches die Qualität von 68 Gewässern III. Ordnung auf dem Gebiet der Stadt Weilheim i. OB ermittelte, ein besonderer Handlungsbedarf im Bereich der Ortslagen festgestellt werden, in denen die Gewässer meist stark verbaut oder verrohrt sind, wenn- gleich aufgrund der Sachzwänge oft nur ein geringer Handlungsspielraum gegeben ist. Den- noch sind Renaturierungsmaßnahmen an diesen Abschnitten sowie an weiteren stark verän- derten Gewässerstrecken erforderlich. Im Sinne der Hochwasservorsorge und aufgrund der Umsetzungsverpflichtung der Wasserrahmenrichtlinie gilt es, bestehende Retentionsräume von Bebauung und sonstigen Veränderungen freizuhalten und verloren gegangene Retenti- onsräume wiederherzustellen, so z. B. durch Bachaufweitungen und die Anlage von Flutgrä- ben. Den Bächen soll wieder mehr Raum gegeben werden, um die Auen- und Gewässer- bettdynamik zu verbessern und die natürliche Wasserrückhaltung in der Fläche zu erhöhen. Daneben ist die Reduzierung der intensiven Nutzung bis an die Gewässer, die Entwicklung von Ufergehölzsäumen sowie die Umwandlung nicht-standortgerechter Auennutzungen (v. a. Äcker, Forste aus nicht standortheimischen Baumarten) in gewässerverträglichere Nut- zungsformen von besonderer Bedeutung. Hierdurch wird nicht nur die Qualität der be- troffenen Gewässer erhöht, gleichzeitig kann das Landschaftsbild verbessert und der Erho- lungswert der Landschaft für Anwohner und Besucher gesteigert werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Fließgewäs- ser z. B. durch Abbau und Umbau von Querbauwerken und die Beseitigung von Verrohrun- gen (Gewässerfreilegung). Dadurch können vielfach stark gefährdete Tierarten (z. B. Fische wie Bachneunauge und Groppe) die Gewässerläufe wieder besiedeln (vgl. Büro U-Plan 2010).

Speziell für die Gräben: Schutz- und Entwicklungsziele für Gräben sind auf jeden Fall mit der Zielsetzung der Erhal- tung von Feuchtlebensräumen abzustimmen (Moore, Feuchtwiesen, -wälder). So wird es in vielen Fällen wünschenswert sein, Gräben aufzulassen (z. B. bei Entwässerung wertvoller Streuwiesen). Insbesondere im Bereich des Weilheimer Mooses sollen die Gräben nicht er- weitert, vertieft oder neue Gräben gezogen werden. Zugleich ist dort eine Sanierung der Moorböden anzustreben. An allen sonstigen Gräben ist auf folgende Ziele und Maßnahmen hinzuwirken: • Schaffung bzw. Erhaltung einer möglichst strukturreichen Sohlen- und Ufergestalt zur Verbesserung der Lebensbedingungen für alle Arten der Feuchtlebensräume. Anlage bzw. Ausformung flacher Uferausprägungen und Wassertiefen unter 50 cm in Teilbe- reichen bzw. in ausreichend großen Abschnitten von Grabensystemen.

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• Bei Unterhaltungsmaßnahmen sind folgende Grundsätze zu beachten: - In Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden sind für die Gewässerunterhaltung, v. a. der ökologisch wertvollsten Abschnitte, Pflegepläne auf der Grundlage ökologi- scher Bestandserhebungen zu erstellen. - Keine Veränderung der Gewässercharakteristik durch die Unterhaltung (verändernde Maßnahmen bedürfen der Planfeststellung). - Keine Eintiefung der Gewässersohle, lediglich Entfernen von Auflandungen und Was- serpflanzen. - Erhalt des unregelmäßigen Verlaufs des Gewässers und der Gewässerböschung. - Erhalt des Stauden-, Schilf- und Gehölzbewuchses am Gewässerufer zur Uferbe- festigung und als wesentliches Qualitätsmerkmal des Lebensraumes. - Bei notwendigen Verbaumaßnahmen vorzugsweise Verwendung biologischer Bau- stoffe wie Jutegeflecht, Kokosmatten, Weiden- und Erlensteckhölzer und Faschinen. Steinverbauungen sollen nur zur Sicherung von Bauwerken eingesetzt werden. - Besondere Sorgfalt in Gewässern, die Lebensraum geschützter bzw. gefährdeter Pflanzen- und Tierarten sind. Unter Umständen sollen solche Abschnitte von Unter- haltungsmaßnahmen ganz ausgenommen werden. Es gibt jedoch Gewäs- serabschnitte, wo eine regelmäßige Mahd der Bestände zu ihrer Erhaltung erforderlich ist. - Räumungs- und Entlandungsmaßnahmen sollen außerhalb der Fischlaichzeit und der Amphibienvermehrung stattfinden. Geeignet ist der Zeitraum zwischen 15.08.-30.09. jeden Jahres. - Räumungsmaßnahmen dürfen aufgrund der großen Schäden am Naturhaushalt nicht mit der Grabenfräse erfolgen. - Räumungs- und Entlandungsmaßnahmen sollen immer nur abschnittsweise erfolgen, damit sich die Tier- und Pflanzenwelt wieder regenerieren kann. - Die Arbeitsrichtung bei der Räumung soll der Fließrichtung des Gewässers ent- sprechen. - Aushubmaterial, das bei Räumungen anfällt, darf keinesfalls auf benachbarte ökolo- gisch bedeutsame Flächen aufgetragen werden. Empfohlen wird eine konzentrierte Ablagerung an einzelnen zentralen Sammelstellen im Gebiet. - Grabenräumungen sind in möglichst langen Zeitintervallen durchzuführen; zwischen zwei Grabenräumungen sollen Zeiträume von mind. 7 - 10 Jahren verstreichen.

• Sofern im Zuge landwirtschaftlicher Meliorationsmaßnahmen Entwässerungen un- umgänglich sind, ist die Anlage offener Gräben einer Entwässerung mit Drainageröhren vorzuziehen.

• Ausweisung und Entwicklung von ungenutzten oder nur extensiv genutzten Pufferstreifen entlang der Gräben (insbesondere in ackerbaulich genutzten Gebieten) mit einer Min- destbreite von 5 m, um oberflächige Einschwemmungen von Düngemitteln oder anderen Chemikalien in Gräben und von dort aus in die größeren Fließgewässer zu verhindern,

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ggf. unter Einsatz des Vertragsnaturschutzprogramms. Ein Ankauf von Uferrandstreifen wird vom Freistaat Bayern gefördert.

• Durchführung von Maßnahmen zur Minderung der Unterhaltsaufwendungen und zur Ver- besserung des Gewässerstandes, z. B. durch abschnittsweise Bepflanzung der Gewäs- serufer mit Erlen und Weiden zur Beschattung (verminderte Verkrautung) und zur Ufer- befestigung.

Anschluss von Wege- und Straßenentwässerungen an Gräben - insbesondere bei stark be- lasteten Straßen - nur über Rückhalteeinrichtungen, um die Belastungen zu minimieren.

Stillgewässer Folgende Zielsetzungen sind für die im Gemeindegebiet Weilheim zu verzeichnenden Still- gewässer aus Sicht der Landschaftsplanung zu verfolgen:

Dietlhofer See: • Verbesserung der Wasserqualität, insbesondere durch Einschränkung von Belastungen durch häusliche und landwirtschaftliche Einleitungen, • Sicherung der natürlichen Uferbereiche insbesondere am Süd- und Ostufer, • Beschränkung der Freizeitnutzung auf den nördlichen Bereich des Sees.

Haarsee: • Erhalt des Röhrichtgürtels, • Beschränkung der Freizeitnutzung auf den östlichen Bereich des Sees.

Rothsee: • Erhalt des Röhrichtgürtels, • Vermeidung von Freizeitnutzung und Badebetrieb.

Mitterlache: • Erhalt des Röhrichtgürtels, • Vermeidung von Freizeitnutzung und Badebetrieb.

Gumpenau: • Erhalt des Röhrichtgürtels und Niedermoorwaldes, • Umbau des Nadelwaldes zu Mischwald, • Vermeidung von Freizeitnutzung und Badebetrieb.

Blaslweiher: • Erhalt des Röhrichtgürtels, • Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, • Umbau des Nadelwaldes zu Mischwald,

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• Beschränkung des Badebetriebes auf das Ostufer.

Des Weiteren gilt für alle Stillgewässer im Gemeindegebiet Weilheim: • Erhalt mit naturnahen Verlandungszonen in der bestehenden Biotopstruktur unter Beibe- haltung und Förderung einer extensiven Nutzung, • Extensivierung der fischereilichen Nutzung, Verzicht auf Besatz mit Graskarpfen, • Anlage von mindestens 10 m breiten Pufferstreifen ohne Nutzung um extensiv genutzte oder ungenutzte Teiche und Weiher zur Minderung des Nährstoff- und Pestizideintrags aus landwirtschaftlichen Flächen, • Zulassen einer natürlichen Vegetationsentwicklung der Ufer- und Verlandungsvegetation.

3.2.4 Feucht-/Nasslebensräume Bei den im Gemeindegebiet Weilheim vorhandenen Feuchtstandorten handelt es sich um Hochmoore, Niedermoore, Quellmoore, Streuwiesen, Feucht- und Nasswiesen, Röhrichte sowie um Großseggenrieder und Mädesüß-Hochstaudenfluren.

Aus landschaftsplanerischer Sicht sind folgende Ziele und Maßnahmen für die genannten Feuchtstandorte zu beachten:

Für die Hochmoore und Übergangsmoore im Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes und des Hahnenbühels: • Zulassen einer natürlichen Entwicklung in Hoch- und Übergangsmooren als natürliche, von menschlicher Nutzung und Pflege unabhängige Ökosysteme, • Verzicht auf die Nutzung der naturnahen und wenig gestörten Moor- und Bruchwald- randzonen. Auch für die bewaldeten Randbereiche der Hoch- und Übergangsmoore gilt das Vorrangziel „Natürliche Entwicklung", • Verzicht auf „gestaltende Pflegemaßnahmen", • Sanierung des Wasserhaushaltes in hydrologisch angeschlagenen Hoch- und Über- gangsmooren, um der ansonsten weiter fortwirkenden Entwässerung und somit einer weiteren schleichenden Entwertung entgegenzuwirken. Alte Entwässerungssysteme sol- len unwirksam gemacht werden. Dies gilt vordringlich für Hochmoore, in deren Wasser- haushalt bisher lediglich durch Ringgräben in der Moorwaldzone eingegriffen wurde und deren Hochflächen noch nicht gestört erscheinen. Hier sollen die Ringgräben unwirksam gemacht und eventuelle Ableitungen des Ringsystems blockiert werden, • Anlage von mind. 100 - 200 m breiten Pufferzonen um Hoch- und Übergangsmoore zur Vermeidung von Nährstoffeinträgen, • Erhalt und Entwicklung abgestufter Übergangsbereiche für Hoch- und Übergangsmoor- Gebiete, die in Niedermoorlandschaften eingebettet sind. Vordringlich sind Maßnahmen insbesondere dort, wo die Niedermoore als Streuwiesen gepflegt, die Hoch- und Über- gangsmoore aber der natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen, • Entwicklung einer naturnahen Bestockung an Stelle naturferner Randbewaldungen (z. B. angepflanzte Fichtenforste statt ehemals dort verbreiteter Spirkenbestände),

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• Verzicht auf Erschließungsmaßnahmen für den Erholungsbetrieb in empfindlichen Hoch- und Übergangsmooren, • Verzicht auf Wegebauten (z. B. forstliche Wirtschaftswege) in der näheren Umgebung der Moore, • Auflassung von Wildfutterstellen.

Für Niedermoore, Streuwiesen im Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes, des Weilheimer Mooses und des Hahnenbühels: • Vermeidung weiterer Streuwiesenverluste, • Integration der Streuwiesenpflege in Nutzungsabläufe, • Erhalt der Strukturvielfalt in Streuwiesen- Lebensräumen, • Pflege und Entwicklung von Streuwiesen im Verbund mit anderen Lebensraumtypen, • Pufferung bzw. Erweiterung kleiner Streuwiesen-Restflächen, Schaffung von Kontaktzo- nen zu weiteren gleichartigen Beständen und Ergänzungslebensräumen, z. B. Gewäs- sern, Magerrasen, Bruchwäldern, Torfstichen, Übergangs- und Hochmooren, • besondere Berücksichtigung von Übergangszonen (Ökotonen) bei der Pflege, • vordringliche Sanierung eines gestörten Wasserhaushalts, • Verzicht auf zusätzliche Entwässerungen zur Erleichterung von Pflegemaßnahmen, • Prüfung der Beweidung als Alternative zu Brache in streuwiesenreichen Gebieten auf tragfähigem Untergrund, • Verzicht auf Aufforstungen in intakten Streuwiesengebieten, • Prüfung der Möglichkeiten zur Rücknahme bestehender Aufforstungen innerhalb wertvol- ler Lebensraumkomplexe, • Verzicht auf Torfstechen oder Abplaggen auf Streuwiesenflächen, • Einstellung des gewerblichen Torfabbaues im Weilheimer Moos, • Vermeidung von Störungen während der Vogelbrutzeit.

Für Quellmoore (national bedeutsames Hangquellmoor „Maffeibuckel“ bei Hardtwiese im westlichen Eberfinger Drumlinfeld): • Förderung geeigneter Vegetationsstrukturen zum Erhalt der charakteristischen Lebens- gemeinschaften, • in den breit ausgebildeten und nur in Abständen von mehreren Jahren gemähten Rand- zonen der Quellmoore sollen Spätblüher Ansamungsmöglichkeiten erhalten sowie die Ansprüche von Streuwiesen-Insektenarten erfüllt werden, deren Larven auf Bracheinseln angewiesen sind. Einzelne Brachestreifen und Bracheinseln sollten auch im Innern des Quellmoorareals zu diesem Zweck erhalten bleiben, • Erhalt der morphologischen Eigenstrukturen, • weitestgehender Verzicht auf maschinelle Mahd oder Beweidung der Quellschlenkenbe- reiche, der Quellrinnsale und Quellaustrittbereiche, • regelmäßige Mahd der Kleinseggen- und Kopfbinsenrieder, • besondere Berücksichtigung seltener Arten bei der Quellmoor-Pflege,

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• Weiterführung der Beweidung in traditionell weidegenutzten Quellmooren, • Entwicklung einer Schutzzone um unerwünschte Nährstoffeinträge von diesen Quellmoo- ren fernzuhalten und einen intakten Wasserhaushalt zu gewährleisten.

Für Nass- und Feuchtwiesen (entlang der Rott): • Mahd der verbliebenen Feuchtwiesen-Reste alljährlich in der Zeit zwischen Juni bis An- fang August, • weitestgehender Verzicht auf Zudüngung. Auf natürlich gut mit Nährstoffen versorgten Feuchtwiesen in Bachauen soll Zudüngung unterbleiben, um keine Eutrophierungser- scheinungen (z. B. Kälberkropffluren!) hervorzurufen, • Regeneration von Feuchtgrünland, das noch Feuchtwiesenarten wie Kuckucks-Lichtnelke, Sumpf-Vergissmeinnicht und Wiesen-Schaumkraut enthält, • Anlage von Pufferzonen um hochwertige Feuchtwiesen mit Magerzeigerarten im Kontakt zu intensiv genutzten Wirtschaftsgrünland, • Schaffung von Verbundsystemen der Feuchtwiesen-Reste mit verwandten Wiesentypen wie Streuwiesen aller Art, • Sanierung von nährstoffbelasteten Bachläufen, die hydrologisch mit Feuchtwiesen kor- respondieren, • Anhebung des Grundwasserstandes in Feuchtwiesengebieten mit Entwässerungs- schäden, z. B. durch Maßnahmen wie Grabenanstau.

Für Röhrichte, Großseggenrieder und Hochstaudenfluren: • Erhalt der Verlandungszonen der Stillgewässer, z. B. an Gumpenau, Blaslweiher; Ver- meidung bzw. Verringerung von Störungen und Beeinträchtigungen, • Entflechtung von Nutzungskonflikten, u. a. durch Erstellung und Umsetzung von Pufferzo- nen- und Nutzungskonzepten mit Besucherlenkung, • Verhinderung von Stoffeinträgen aus angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, • Erhalt und Entwicklung von Staudenfluren und Röhrichten als ergänzende Habitatstruk- turen und Pufferzonen in größeren Feuchtgebietskomplexen, • bei Pflegemaßnahmen in aufgelassenen Nass- oder Streuwiesen soll ein Teil dieser Be- stände erhalten bleiben und nicht oder nur in größeren zeitlichen Abständen (ca. alle 2-5 Jahre) und dann nur abschnittsweise gemäht werden, • Entwicklung und Ergänzung von Hochstaudenfluren und Röhrichten als Verbund- und Rückzugsstrukturen und als Pufferzonen an Fließ- oder Stillgewässern, v. a. im Kontakt zu landwirtschaftlichen Nutzflächen, • Vermeidung von Störungen in Röhrichten und Großseggenriedern während der Brutzeit (Anfang März bis Mitte August), • Verzicht auf landwirtschaftliche Nutzung und Düngung an Grabenrändern, Uferbereichen, im Umfeld von Tümpeln, Quellen, • Verbund isolierter Feuchtstandorte, z. B. durch ungenutzte Uferstreifen entlang von Fließ- gewässern oder Gräben als Verbund- und Trittsteinbiotope,

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• als Mindestbreite der Pufferstreifen sind an Gewässern 3. Ordnung 5 - 10 m, an Gewäs- sern 2. Ordnung 20 m anzustreben.

3.2.5 Magerrasen und Trockenlebensräume Für den Erhalt und die Pflege der im Gemeindegebiet Weilheim vorhandenen Mager- und Trockenstandorte gelten folgende Ziele und Maßnahmen:

Bei den Kalkmagerrasen sind über die Pflege hinaus ergänzende Pufferungs- und Wieder- herstellungsmaßnahmen erforderlich. Dies gilt nicht nur für isolierte Kalkmagerrasen-Reste, sondern ganz besonders auch für die Gebiete, die noch mehrere Kalkmagerrasenflächen in enger Benachbarung aufzuweisen haben wie die Hardtlandschaft östlich des Hartschimmel- hofes oder die Magnetsrieder Hardt östlich von Weilheim.

Pufferung und Wiederherstellung sind in Gebieten, in denen sich Kalkmagerrasen-Restvor- kommen noch häufen, unentbehrliche Instrumente für die Verbesserung des Verbundes zwi- schen diesen Kalkmagerrasen-Resten. In derartige Verbundsysteme sind Pfeifengraswie- sen und Kalkflachmoore immer miteinzubeziehen.

Auf folgende Ziele und Maßnahmen ist hinzuwirken: • Vermeidung weiterer Kalkmagerrasen-Verluste, • Vermeidung bzw. Beendigung einer Eutrophierung von Kalkmagerrasen, • Erhalt von Landschaftsbildern in Kalkmagerrasen-Lebensräumen, die auf ehemalige, heute nicht mehr oder nur noch ausnahmsweise betriebene Nutzungsformen zurückge- hen (Hardtlandschaft, Gögerl), • Orientierung der Pflege der Kalkmagerrasen an der traditionellen Nutzung, • besondere Berücksichtigung von Übergangszonen zu anderen wertvollen Biotop-Typen bei der Pflege und Entwicklung, • Förderung von Verbundsituationen mit anderen Lebensraumtypen, • Pflege bzw. Wiederherstellung traditioneller Biotop-Anbindungen und Verbundsysteme .

3.2.6 Landwirtschaftlich genutzte Flächen Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen, welche in weiten Bereichen das Bild der Kul- turlandschaft um Weilheim prägen sind im Hinblick auf den Boden-, Wasser-, und Natur- schutz sowie für das Landschaftsbild insbesondere folgende Zielsetzungen und Maßnahmen von Bedeutung: • Bodenschutz: Stark geneigte Flächen mit hoher Erosionsgefährdung sind in Dauergrün- land umzuwandeln bzw. ganz aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen (z. B. Bra- che, Aufforstung). Bei der Bewirtschaftung schwach bis mäßig geneigter Flächen gelten die folgenden Vorgaben zum Schutz vor Bodenerosion: Auswahl von Fruchtfolgen, die den Boden möglichst ganzjährig bedecken (z. B. Einbeziehung von Winterbegrünung in die Fruchtfolge), hangparalleles Pflügen, Verringerung der Hanglängen, z. B. durch Anla- ge von dauerhaft bepflanzten Gras- oder Gehölzstreifen quer zum Hang.

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• Gewässerschutz: Die Talauen von Fließgewässern sind von Natur aus mit Auwald be- standen. Die traditionelle landwirtschaftliche Nutzung der Fluss- und Bachauen bildete über viele Jahrhunderte hinweg die extensive Grünlandnutzung (einschürige Mähwiesen, Weiden). Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft wurden viele dieser Standorte entwässert und in Intensivgrünland und Äcker umgewandelt. Bei Hochwasserereignissen besteht nun die Gefahr von Bodenabschwemmung und Nährstoffeintrag in das Gewäs- sersystem. Im Landschaftsplan sind daher diejenigen Flächen entlang der Fließgewässer, die aktuell landwirtschaftlich genutzt werden, mit der Signatur „Förderung extensiver Grünlandnutzung“ belegt. Ziel ist es, über die Umwandlung von Ackerflächen in Dauer- grünland und die Extensivierung der bislang intensiv genutzten Grünlandflächen naturna- he, standortgerechte Nutzungsformen wieder aufzunehmen, negative Auswirkungen auf die Gewässer zu beseitigen und die für den Arten- und Biotopschutz bedeutsamen Talau- en naturschutzfachlich aufzuwerten. • Naturschutz: Schaffung von Pufferstreifen um naturschutzfachlich hochwertige Bereiche, Entwicklung extensiver, artenreicher Kraut- und Staudensäume, Pflege durch gelegentli- che Mahd (max. 1 Mahd / Jahr), Anlage von Trittsteinbiotopen innerhalb der landwirt- schaftlichen Flur. • Landschaftsbild: Die Anreicherung der landwirtschaftlichen Flur mit Einzelbäumen, Ge- hölzgruppen und Hecken wirkt sich neben den positiven Wirkungen für den Artenschutz auch positiv auf das Landschaftsbild aus.

3.2.7 Landschaftsbildqualität / Erholung Neben den unmittelbar notwendigen Grunderfordernissen für gesunde Lebensbedingungen wie reines Wasser und saubere Luft stellt der Mensch auch Anforderungen an das Erschei- nungsbild und die Erreichbarkeit der Landschaft als wichtige Voraussetzung für Lebensqua- lität und Erholung. Das Schutzgut Landschaftsbild und die Erholungsvorsorge ist mehr als alle anderen Schutz- güter auf den Menschen ausgerichtet. Gleichzeitig bestehen vielfältige Wechselwirkungen zu anderen auf den Naturhaushalt ausgerichteten Schutzgütern, weshalb eine ökologisch orien- tierte Landschaftsplanung auch eine Ästhetik besitzt, die dem Bedürfnis des Menschen ent- spricht (LfU 1988).

Die Charakteristika der Landschaftsbildeinheiten im Gemeindegebiet Weilheim werden in Kapitel E. 2.5 erläutert. Mit dem Ziel, das Landschaftsbild in seinen Komponenten Vielfalt, Eigenart und Schönheit aufzuwerten, ergeben sich folgende Leitvorstellungen und Zielset- zungen (vgl. auch D.3.1): • Einbindung der Siedlungsbereiche in die Landschaft (Anlage von Ortsrandeingrünungen, Pflanzung von Baumreihen und Alleen an den Ortseingängen), • Durchgrünung der Siedlungsbereiche zur Steigerung der Lebensqualität und für die Er- holung (ausreichendes Angebot an innerstädtischen Grünflächen, Verbindung über Grün- züge etc.), • Erhalt markanter Geländestrukturen und naturbetonter Landschaftseinheiten (Einschrän-

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kung der Siedlungsentwicklung in Fluss- und Bachauen, im Bereich von Hangkanten), • Erhalt der noch vorhandenen, naturnahen Laub- und Laubmischwälder in der Ammeraue und im Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes (hohe Bedeutung für die Erholungsnutzung), • Umbau von Fichtenreinbeständen in standortgerechte Laub- und Mischwälder, • Anlage gestufter Waldränder und extensiver, blütenreicher Säume zur Aufwertung der für das Landschaftsbild bedeutsamen Übergangszone Wald - Offenland, • Anreicherung der weiterhin landwirtschaftlich genutzten Bereiche durch punktuelle und lineare Strukturen (Ackerrandstreifen, Grassäume, Einzelbäume, Hecken, Feldgehölze, etc.), Verknüpfung mit bestehenden Gehölz- und Biotopstrukturen (Biotopverbund), • Erhalt und Entwicklung blütenreicher Halbtrockenrasen und Altgrasfluren, z. B. an Relief- kanten, Talhängen, Böschungen und Wegrändern, • Erhalt und Neuanlage von Feuchtbiotopen und Stillgewässern mit naturnahen Verlan- dungs- und Röhrichtzonen als attraktives Landschaftselement, • Renaturierung naturferner Fließgewässer (z. B. Öffnung verrohrter Bachabschnitte), Wie- derherstellung der natürlichen Gewässerdynamik, Erlebbarmachung der Gewässerläufe in der Landschaft durch Ufergehölze und naturnahe Uferrandstreifen (Röhrichte, Großseg- genriede und Hochstaudenfluren), • Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung innerhalb der Bachauen, Entwicklung blütenreicher Feucht- und Mähwiesen.

Die genannten Ziele und Maßnahmen zur Aufwertung des Landschaftsbildes sind zugleich auch naturschutzfachlich orientiert und wurden in den vorstehenden Kapiteln zu den einzel- nen Lebensraumtypen näher erläutert.

3.2.8 Maßnahmen zum Schutz des Wassers sowie Maßnahmen zum Schutz des lokalen Klimas Die Ziele und Maßnahmen zum Schutz des Wassers wurden in Kapitel D.3.2.3 in Zusam- menhang mit den Gewässerlebensräumen angeführt. Die Maßnahmen zum Schutz des lo- kalen Klimas in Kapitel D.3.1.5 „Von Bebauung freizuhaltende Bereiche“ bzw. in Kapitel E.2.4.2 „Lokalklima“. Grundsätzlich sollen an Bächen und Flüssen an geeigneter Stelle Retentionsräume für eventuelle Hochwässer vorgesehen werden, die den Abfluss des Wassers verzögern und so zur Dämpfung von Hochwasserspitzen beitragen. Gleichfalls reduziert ein mäandrierender Fließgewässerverlauf die Abflussgeschwindigkeit und trägt auf diese Weise zur Wasserrück- haltung bei.

So sind die noch unbebauten Überschwemmungsgebiete zu schützen und zu erhalten. Es dürfen keine Auffüllungen oder Einengungen vorgenommen werden. Bei Baumaßnahmen in Gewässernähe beziehungsweise im Auenbereich der Gewässer ist das Wasserwirt- schaftsamt als Sachverständiger und Unterhaltspflichtiger für diese Gewässer heranzuzie- hen.

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3.2.9 Vorschläge für die Ausweisung neuer Schutzgebiete Folgende Landschaftsbestandteile werden u. a. gemäß ABSP für eine Unterschutzstellung nach Art. 12 BayNatSchG vorgeschlagen:

Gewässer und Gewässerbegleitvegetation: • Ammer, ca. 100 m unterhalb der Brücke von Unterhausen, • Auwaldsaum der Ammer im Süden von Weilheim, • Hardtbach, • unverbautes Fließgewässer mit begleitender Gehölzvegetation und kleinem Anteil Groß- seggenried südlich „Am Hardt“, • kleiner Bach mit Resten von naturnahem Gewässerbegleitgehölz und angrenzendem Feuchtwald in größerem Waldkomplex südöstlich von Dietlhofen, • Verlandungsbereich des Dietlhofer Sees, • Verlandungszone des Blasweihers mit Streuwiese, Röhricht, Großseggenried und Schwimmblattgesellschaft.

Feuchtgebiete und Moorflächen: • Feuchtgebiet bei Tankenrain, • Feuchtgebiet in einer Senke südöstlich des Blaselweihers, • Feuchtgebiet bei Rauchen, • Nass- und Streuwiesenkomplex im vernässten Rott-Tal nördlich Zellsee, • Nasswiesen und Streuwiesen mit Großseggenried und randl. Magerrasenanteilen in nas- sen Talmulden südöstlich Arnried, • Größerer Streuwiesenkomplex bei Hardtwiese, • Streuwiese bei Tankenrain, • Streuwiesen in den südlichen „Seeleiten“, • Streuwiesen südwestlich Lichtenau, • Streuwiesen mit kleinen Anteilen Magerrasen und Feuchtgebüsch nördl. von Marnbach, • Röhricht und Großseggenried in der Gumpenau, • Röhricht und Großseggenried mit Schwimmblattgesellschaft an Rothsee und Mitterlache, • Übergangsmoor südl. Rauchen, • Moorflächen bei Farchenbichl, • Moorwaldflächen im „Oderdinger Filz“ südwestlich Tankenrain.

Weiterhin sollten die noch verstreut liegenden Teilflächen des geschützten Landschaftsbe- standteiles „Schwattachfilz“ zu einem zusammenhängenden geschützten Landschaftsbe- standteil arrondiert werden. Der geschützte Landschaftsbestandteil „Gögerl“ sollte weiter ausgeweitet werden, um die umliegenden Magerrasen, welche bereits in der amtlichen Biotopkartierung erfasst sind, in den geschützten Landschaftsbestandteil zu integrieren.

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Trockenrasen: • Trockenrasen im Wald westl. Magnetsried.

Ferner sollten der Hardtbach mit dem ihn säumenden Streuwiesenverbund sowie die 4 Tot- eislöcher (Gumpenau, Haarsee, Mitterlache und Rothsee) als Naturschutzgebiet gemäß Art. 7 BayNatSchG ausgewiesen werden, um die naturschutzfachlich wertvollen Bereiche dauerhaft zu sichern.

3.2.10 Biotopstrukturen mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung Im Landschaftsplan wurden Biotopstrukturen gekennzeichnet, welche von besonderer natur- schutzfachlicher Bedeutung sind und erhalten bzw. im Sinne des Naturschutzes weiterentwi- ckelt werden sollen. Dazu zählen die großflächigen Moorlandschaften, einzelne Gewässer, Feuchtbiotope, Wälder, Gehölze und Magerrasen. Im einzelnen sind dies: • Weilheimer Moos, • Schwattachfilz, • Hahnenbühel, • Hardtbach und Hardtlandschaft, • Waldbereich „An der Ziegelgrube“, • Waldbereich an der Münchner Straße, nördlich der Töllernallee, • Waldbereich am Ammeraltwasser, für welchen als Entwicklungsziel eine Naturwaldzelle angestrebt wird, • Eichengehölzgruppe östlich des Narbonner Rings, • Magerrasen am Schellhang, • Ammeraltwasser, • Feuchtbiotop mit Laubfroschvorkommen nördlich des Narbonner Rings.

3.3 Gebietsbezogene Darstellung der landschaftsplanerischen Ziele für die Gebiete „Weilheimer Moos“, „Gögerl“ und „Hardtlandschaft“ Nachstehend werden für die Bereiche „Weilheimer Moos“, „Hardtlandschaft“ und „Gögerl“ auf der Basis der Darstellung des derzeitigen Bestandes und vorherrschender Konflikte die land- schaftsplanerischen Ziele zusammenfassend dargestellt:

3.3.1 Landschaftsplanerische Ziele für das Weilheimer Moos Bestand: Das Weilheimer Moos und das nördlich davon gelegene Schwattach-Filz liegen im lang ge- streckten Zungenbecken des Ammersees. Beide Bereiche gehören zu den Ammerseemoo- ren, einem ehemals großflächigen Niedermoorgebiet, das in Zusammenhang mit der Verlan- dung des ursprünglich viel größeren Ammersees entstanden ist. Geologisch ist die Einheit durch Seetone geprägt. Die potentiell natürliche Vegetation bildet der Schwarzerlen- Bruchwald. Erhöhte Nebelhäufigkeit und Spätfrostgefahr sowie eine ausgleichende Wirkung zu den umliegenden Gebieten kennzeichnen klimatisch diesen Bereich. Vegetationskundlich ist das Weilheimer Moos durch ein Mosaik von Niedermoorbereichen, Streuwiesen, Hoch-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 90 staudenfluren, Röhrichten, offenen Wasserflächen und Feuchtwäldern geprägt, die einen hochwertigen Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten bieten. Zugleich prägt das Weilheimer Moos das Landschaftsbild von Weilheim und ist teilweise durch Wan- der- und Spazierwege für die Erholungsnutzung erschlossen.

Planaussagen von übergeordneter Planungen und von Fachplanungen: Das Weilheimer Moos ist gemäß Landesentwicklungsprogramm und Regionalplan Teil eines landschaftlichen Vorbehaltsgebietes, so dass bei allen überörtlich und raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen dem Naturschutz und der Landschaftspflege ein besonderes Gewicht beizumessen ist. Im Arten- und Biotopschutzprogramm des Landkreises Weilheim-Schongau ist das Weilhei- mer Moos als eines der Schwerpunktgebiete des Naturschutzes im Gemeindegebiet Weil- heim genannt, welchem auch im Hinblick auf seine Funktion für den Biotopverbund eine he- rausgehobene Bedeutung beizumessen ist. Der Waldfunktionsplan weist den Wäldern im Bereich des Weilheimer Mooses Bedeutung für den Biotopschutz und die Gesamtökologie zu. Gemäß landwirtschaftlicher Standortkartierung und Agrarleitplan herrschen im Weilheimer Moos ungünstige Erzeugungsbedingungen vor.

Konflikte: Konflikte mit den Belangen des Naturschutzes ergeben sich insbesondere durch den Torfab- bau, die Erholungsnutzung (Wegeausbau, Modellflieger), die landwirtschaftliche Nutzung (Gefahr der Eutrophierung) und durch Maßnahmen des Hochwasserschutzes.

Landschaftsplanerische Ziele: Um die hohe Bedeutung des Weilheimer Mooses für den Naturschutz, den Klimaschutz und den Wasserschutz weiter zu stärken und auszubauen, verfolgt der Landschaftsplan der Stadt Weilheim i. OB folgende Ziele für das Weilheimer Moos: • Beendigung des Torfabbaus, • Sanierung des gestörten Wasserhaushaltes, • Vermeidung weiterer Streuwiesenverluste, • Integration der Streuwiesenpflege in Nutzungsabläufe, • Erhalt der Strukturvielfalt der Lebensräume und Schaffung von Kontaktzonen zwischen Streuwiesen-Beständen und Ergänzungslebensräumen, wie z. B. Gewässer, Torfstiche, Übergangsmoore, Bruchwälder, • Im Bereich der Moorwälder ggf. waldbauliche Optimierung zu naturnahen Waldbeständen, • keine Waldneubegründung im Bereich der Feucht- und Nasslebensräume, • kein weiterer Wegeausbau, • Konzentration von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen im Bereich des Weilheimer Moo- ses und der Hardtlandschaft, • Renaturierung des gesamten Weilheimer Mooses unter Berücksichtigung der Belange des Natur-, Klima- und Wasserschutzes.

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3.3.2 Landschaftsplanerische Ziele für das Gögerl Für den Bereich des Gögerl wurde im Jahr 2007 ein Rahmenplan mit dem Ziel erarbeitet, die Besonderheiten der einzigartigen Kulturlandschaft herauszuarbeiten und zu stärken. Die nachfolgenden Ausführungen sind im Wesentlichen dem Rahmenplan (Vogl+Kloyer 2007) entnommen, dessen weitere Beachtung und Umsetzung durch den Landschaftsplan gestützt wird.

Bestand: Das „Gögerl“ benennt die Landschaft im Bereich einer spornartigen langgezogenen Erhe- bung (Moränenwall) im Weilheimer Südosten, die den östlichen Abschluss des vom Glet- scher ausgeschürften Ammersee-Beckens bildet und im Norden an die eiszeitliche Schmelzwasserrinne Deutenhausen-Weilheim angrenzt. Am südwestlichen Hangfuß finden sich mehrere relativ regelmäßig geformte Hügel (Tumuli), die als Eiszerfallsformen erklärt werden. Durch die exponierte Lage bedingt, hat der Hügelzug sowohl geschichtlich besondere Be- deutung als auch herausragende Qualitäten aus Sicht des Landschaftsbildes. Der Südwest- hang ist geprägt durch einen parkartigen Baumbestand, der sich in Teilbereichen zu ge- schlossenen Waldbeständen verdichtet. Die offenen Wiesenflächen mit einzelnen Bäumen und Baumgruppen waren früher wohl beweidet. Der Baumbestand lässt verschiedene ge- stalterisch motivierte Interventionen aus der Vergangenheit erkennen. Im Jahr 1999 waren Teilbereiche, die aufgrund ausbleibender Pflege und Nutzung verwaldet sind oder aufge- forstet worden waren, aus naturschutzfachlichen Gründen freigestellt worden. Heute weist der Hang überwiegend magere Wiesen und Saumgesellschaften auf, die aufgrund ihres Blütenreichtums äußerst attraktiv sind. Der Nordosthang ist mit einem geschlossenen Wald- bestand bestockt. Insgesamt ist das Gögerl durch fließende Übergänge von der offenen landwirtschaftlichen Flur über eine parkartige Landschaft bis hin zu Wald charakterisiert. Ge- nerell waren die geschlossenen Gehölzbestände lange Zeit deutlich weniger umfangreich als sich dies heute präsentiert. Vom Südwesthang und dem Höhenrücken aus ist der Blickbezug zur Landschaft nach Süden und Westen sehr ausgeprägt und außerordentlich attraktiv. Nach Norden hin ergeben sich aufgrund des Waldbewuchses kaum bedeutsame Ausblicke. Histo- risch betrachtet lag das nördliche Spornende lange relativ offen, so dass auch eine frühere Blickbeziehung nach Andechs überliefert ist. Die nach Südwesten orientierten Hangbereiche stellen aufgrund ihrer geologisch- morphologischen Voraussetzungen in Verbindung mit der über langeZeit weitgehend exten- siven Nutzung äußerst wertvolle Magerrasenstandorte dar. So sind größere Bereiche entlang des Hanges in der amtlichen Biotopkartierung erfasst. Es finden sich unterschiedliche Le- bensräume von extensivem Grünland über Magerrasen hin zu Waldsaumgesellschaften und Gehölzformationen. Die Pflege der Flächen, die im Wesentlichen durch die Stadt Weilheim erfolgt, richtet sich nach den Erfordernissen des Naturschutzes. Nach Westen hin grenzen an den Hangbereich intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen an. Die Wälder am Höhen- rücken und Nordosthang sind teilweise mit standorttypischen Baumarten bestockt. Größere Bereiche weisen allerdings standortfremde Fichtenbestockungen auf. Partiell ist Naturver-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 92 jüngung vorhanden, die aber aufgrund starken Wildverbisses kaum Wachstum aufweist. Die derzeitige Bewirtschaftung durch die Forstdienststelle Seeshaupt verfolgt das Ziel einer langfristigen Etablierung standortgerechter Mischwaldbestände. Hinsichtlich der vorkom- menden Baumarten im Wald und am Südwesthang ist festzustellen, dass etliche Bäume wohl aus überwiegend gestalterischer Absicht gepflanzt worden sind. Dies ist an der stan- dortuntypischen Baumart (Schwarzkiefer, Pappel, Blutbuche, Lärche u. a.) oder an reihenar- tigen/ gruppenweisen Anordnungen erkennbar. Am nordöstlichen Hangfuß befindet sich eine Feuchtwiese, die in der amtlichen Biotopkartierung erfasst ist und nach den Erfordernissen des Naturschutzes gepflegt wird. Geschichtlich von Bedeutung sind zwei Wallanlagen, welche aus dem frühen Mittelalter stammen. Im Bereich des Gögerl sind derzeit drei dominierende Nutzungsbereiche festzustellen, die dem Hangverlauf folgen: Die Landwirtschaft am westlichen Hangfuß, der Naturschutz am Südwesthang und auf der Fläche nordöstlich des Höhenzugs, sowie die Forstwirtschaft am Nordosthang. Daneben ist die wasserwirtschaftliche Nutzung im Bereich eines Trinkwasser- Hochbehälters und die Gaststätte mit Biergarten sowie ein entsprechendes Wegenetz als erholungsrelevante Nutzung zu nennen. Weiterhin sind am sog. Katzenbuckel und am West- hang Schlittenberge vorhanden. Ein Frisbee-Parcour zieht sich entlang von Westhang und Höhenweg, er wird auch für Turnierveranstaltungen genutzt.

Planaussagen von übergeordneter Planungen und von Fachplanungen: Ein großer Teil des Gögerl wurde mit Schutzverordnung von 1989, geändert 2007, als Land- schaftsbestandteil gemäß BayNatSchG geschützt. Zweck der Festlegung des Landschafts- bestandteils ist es, die Lebensgemeinschaften der Wiesen und Magerrasen, insbesondere der Halbtrockenrasen und wärmeliebenden Gehölzbestände zu erhalten, die typische Eigen- art des landschaftsprägenden Moränenrückens zu bewahren und den für seltene und be- drohte Tier- und Pflanzenwelt bedeutsamen, ökologisch hochwertigen Trockenstandort zu sichern. Wertvolle magere oder feuchte Lebensräume unterliegen zudem dem gesetzlichen Schutz gemäß Bayerischem Naturschutzgesetz (Art. 13d), dies betrifft auch die Biotopflä- chen außerhalb des Schutzgebietes. Ferner liegt im Bereich des Gögerl ein Trinkwasserhochbehälter mit entsprechender Schutz- zone. Weiterhin sind die beiden Wallanlagen als Bodendenkmäler geschützt.

Konflikte: Insbesondere durch das Nebeneinander der verschiedenen Nutzungen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz, Freizeit) ergeben sich verschiedenen Konfliktpunkte, welche im Detail im Rahmenplan (Vogl+Kloyer 2007) beschrieben sind. Zusammenfassend sind dies: • unzureichende Einbindung der Freiflächen, Zufahrt/Zuwege und Stellplätze der Gastro- nomie in die umgebende Landschaft, • unzureichende Integration des Hochbehälters in die Landschaft, • nicht standortgerechte, zu dichte Bewaldung am Westhang, wodurch der parkartige Cha-

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rakter beeinträchtigt wird, • teilweise abrupter Übergang von Wald zu Offenland, • für die Erholung unattraktive Waldbewirtschaftung am Nordhang, • schwierige Auffindbarkeit der Wallanlagen, • teilweise schlechte Begehbarkeit bzw. schwierige Auffindbarkeit der Wege, • stellenweise Beeinträchtigung gesetzlich geschützter Flächen durch den Frisbeesport.

Landschaftsplanerische Ziele: Zusammenfassend stützt der Landschaftsplan Weilheim, folgende im Rahmenplan Gögerl (Vogl+Kloyer 2007) näher beschriebenen Ziele: • Stärken des vorhandenen parkartigen Charakters des Westhanges mit lockerem Baum- bestand und den blütenreichen Magerrasen, • Entwicklung attraktiver Erholungswälder auf der Kuppe und am Osthang, • Verbesserung der Erlebnisqualität durch Förderung von Ausblicken, • Herausarbeiten/ Verbesserung räumlicher Qualitäten und Beseitigung störender Einflüsse • Ergänzen des Wegenetzes, Verbesserung mangelhafter Wegeabschnitte, Verbesserung der Anbindung von den Wohngebieten aus, • Attraktivitätssteigerung der Gaststätte durch bessere Einbindung in das landschaftliche Umfeld, • Aktives Einbeziehen der beiden archäologischen Denkmäler in das Erholungsgelände durch Information, Verbesserung der Erlebbarkeit und bessere Erschließung

3.3.3 Landschaftsplanerische Ziele für die Hardtlandschaft Bestand: Die Hardtlandschaft mit den Eberfinger Drumlinfelder umfasst das im Ostteil des Stadtge- bietes liegende Moränengebiet. Geologisches Ausgangsmaterial sind die Grundmoränen mit Drumlins, dazwischen haben sich alluviale Ablagerungen angesammelt. Entsprechend dem geologischen Ausgangsmaterial und einer differenzierten Bodenbildung können als potentiell natürliche Vegetation verschiedene Buchenwaldgesellschaften im Wechsel mit dem Schwarzerlenbruchwald und Kalkflachmooren angegeben werden. Die teilweise noch naturnahen Buchenwälder, welche die Moränenrücken der Hardtlandschaft bedecken, gehören neben den Wäldern im Weilheimer Moos zu den bedeutsamen Wäldern im Gemeindegebiet Weilheim. Zwischen den Drumlins sind im Bereich der alluvialen Ablage- rungen teilweise landesweit bedeutsame Niedermoor- und Streuwiesengebiete im Komplex- zusammenhang mit Kalkmagerrasen und Bodensaueren Magerrasen sowie Quell- und Ü- bergangsmooren zu finden. Neben den naturschutzfachlich bedeutsamen Wald- und Offen- landbereichen kommt dem das Gebiet durchziehenden Hardtbach mit seinem naturnahen Verlauf und den ihn begleitenden Gehölzsäumen eine herausgehobene naturschutzfachliche Bedeutung zu. Klimatisch kommt den Wäldern in der Magnetsrieder Hardt Bedeutung für die Frischluftpro- duktion, den Moorbereichen Bedeutung für die Kaltluftentstehung zu. Zugleich sind die Moorbereiche durch erhöhte Nebelbildung gekennzeichnet.

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Der kleinräumige Wechsel zwischen Wald- und Offenlandbereichen trägt im Weiteren zu der hohen Bedeutung der Hardtlandschaft für die Erholungsnutzung bei.

Planaussagen von übergeordneter Planungen und von Fachplanungen: Die Weilheimer Hardtlandschaft ist als Landschaftsschutzgebiet „Hardtlandschaft und Eber- finger Drumlinfelder“ laut Art. 10 BayNatSchG seit 1985 geschützt. Zweck des Landschafts- schutzgebietes ist es, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts zu erhalten, insbesondere den Lebensraum seltener und gefährdeter Tierarten zu sichern, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes zu bewahren, insbesondere die eiszeitliche Charakterland- schaft mit ihrer reichen Vegetationsgliederung und der schützenswerten Pflanzenwelt auf Halbtrockenrasen, Flach- und Hochmooren sicherzustellen und die besondere Bedeutung für die Erholung zu gewährleisten. Zugleich ist eine Teilfläche im Osten der Hardtlandschaft im Gemeindegebiet Weilheim als Naturschutzgebiet laut Art. 7 BayNatSchG seit 1982 geschützt. Ziel ist es, einen typischen und besonders vielfältigen Ausschnitt der würmeiszeitlichen Jungmoränenlandschaft des Ammer-Loisach-Hügellandes samt den vielfältigen Lebensgemeinschaften zu schützen, den für den Bestand der vorhandenen Pflanzengesellschaften und für die Artenvielfalt notwendi- gen Lebensraum, insbesondere die gegebenen Standortverhältnisse zu erhalten, das ge- genwärtige Beziehungsgefüge der Lebensgemeinschaften und die typische floristische und faunistische Artenvielfalt zu gewährleisten und die durch die Landschaftsstruktur und durch die Pflanzen und Tiere bestimmte Eigenart des Gebietes zu bewahren. Im Arten- und Biotopschutzprogramm des Landkreises Weilheim-Schongau ist die Hardt- landschaft und die Eberfinger Drumlinfelder als eines der Schwerpunktgebiete des Natur- schutzes im Gemeindegebiet Weilheim genannt, welchem auch im Hinblick auf seine Funkti- on für den Biotopverbund eine herausgehobene Bedeutung beizumessen ist. Der Waldfunktionsplan weist den Wäldern im Bereich der Weilheimer Hardtlandschaft Be- deutung für die Erholung der Intensitätsstufe II bei. Zugleich kommt den Wäldern im Bereich der Weilheimer Hardtlandschaft eine Bedeutung für den Biotopschutz und für die Gesamt- ökologie zu. Einigen Waldflächen im Bereich der Weilheimer Hardtlandschaft ist zudem eine Bedeutung für das Landschaftsbild zugesprochen. Gemäß landwirtschaftlicher Standortkartierung und Agrarleitplan herrschen in der Magnets- rieder Hardtlandschaft ungünstige Erzeugungsbedingungen vor.

Konflikte: Zu den heutigen Gefährdungspotentialen zählen insbesondere Flächenverluste bei den Moor-, Streuwiesen- und Magerrasenbereichen durch Brachfallen sowie durch randliche Eutrophierung aufgrund von Kleinteiligkeit und Nährstoffeinträgen aus benachbarten land- wirtschaftlich intensiv genutzten Bereichen. Ferner lösen Waldneubegründungen einen Kon- flikt aus, wenn sie auf für Offenlandarten interessanten Grenzertragsstandorten durchgeführt werden und/oder zu einer Unterbrechung des Biotopverbundes für Offenlandarten führen. Ein weiterer Konflikt ergibt sich mit der Erholungsnutzung, welche aufgrund der hohen land- schaftlichen Attraktivität der Hardtlandschaft stark ausgeprägt ist.

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Ziele: Der Landschaftsplan stützt die in einschlägigen Schutzgebietsverordnungen und Fachpla- nungen (vgl. auch Schober + Partner 1991) dargelegten Zielsetzungen, welche sich wie folgt zusammenfassen lassen: • Erhalt und Weiterentwicklung der die Drumlins bedeckenden bedeutsamen Buchenwälder • Erhalt und Weiterentwicklung der Kalkmagerrasen durch Vermeidung bzw. Beendigung einer Eutrophierung, • Erhalt von Landschaftsbildern in Kalkmagerrasen-Lebensräumen, die auf ehemalige, heute nicht mehr oder nur noch ausnahmsweise betriebene Nutzungsformen zurückge- hen, • Zulassen einer natürlichen Entwicklung in Hoch- und Übergangsmooren als natürliche, von menschlicher Nutzung und Pflege unabhängige Ökosysteme, Verzicht auf gestalten- de Pflegemaßnahmen, • Sanierung des Wasserhaushaltes in hydrologisch angeschlagenen Hoch- und Über- gangsmooren, • Vermeidung der Eutrophierung von Hoch- und Übergangsmooren, • Erhalt und Entwicklung abgestufter Übergangsbereiche für Hoch- und Übergangsmoor- Gebiete, die in Niedermoorlandschaften eingebettet sind. Vordringlich sind Maßnahmen insbesondere dort, wo die Niedermoore als Streuwiesen gepflegt, die Hoch- und Über- gangsmoore aber der natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen, • Verzicht auf Erschließungsmaßnahmen für den Erholungsbetrieb in empfindlichen Hoch- und Übergangsmooren sowie Verzicht auf Wegebauten in der näheren Umgebung der Moore, • Förderung von Verbundsituationen mit anderen Lebensraumtypen, • Vermeidung weiterer Streuwiesenverluste, • Integration der Streuwiesenpflege in Nutzungsabläufe, • Erhalt der Strukturvielfalt in Streuwiesen- Lebensräumen, • Verzicht auf Aufforstungen in intakten Streuwiesengebieten, • Pflege bzw. Wiederherstellung traditioneller Biotop-Anbindungen und Verbundsysteme, • Erhalt der naturnahen Abschnitte des Hardtbaches, welche weitgehend unbeeinträchtigt und unverbaut durch Wald-, Streuwiesen- und Grünlandgebiete laufen und dort wichtige Komponenten komplexer Lebensraumsysteme bilden, • Konzentration der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen im Bereich der Hardtlandschaft sowie im Weilheimer Moos.

3.4 Umsetzungshinweise Für die im Vorentwurf vorgeschlagenen Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Ent- wicklung von Natur und Landschaft gibt es Fördermöglichkeiten, welche die Umsetzung von Maßnahmen gemäß dem Landschaftsplan erleichtern. Förderungen gewährt die Forstver- waltung für Aufforstungen, den Umbau von standortfremden Forsten, die Neubegründung standortgerechten Waldes oder die Anlage von Waldrändern, die Landwirtschaftsverwaltung für Nutzungsextensivierungen, Einschränkung von Dünger- und Pestizideinsatz, Anpflanzen

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 96 von Hecken und Feldgehölzen, Entwicklung von Säumen oder die Anlage von Streuobstwie- sen, die Naturschutzverwaltung für Entwicklung und Pflege von Feucht- und Trockenstand- orten, sowie die Wasserwirtschaftsverwaltung für Maßnahmen zur Aufwertung von Gewäs- sern (Hochwasserfreilegung, Anlegung von Retentionsräumen etc.). Die Förderrichtlinien sind bei den entsprechenden Ämtern erhältlich. Ergänzend ist in Tabelle 16 in Zusammen- hang mit den Hinweisen zur Umsetzung und Konzeption von Ausgleichsmaßnahmen für die einzelne Maßnahme aufgeführt, ob diese gefördert werden kann und ob sie grundsätzlich als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme geeignet ist.

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E. UMWELTBERICHT

1. Einleitung

Die Gliederung des vorliegenden Umweltberichts orientiert sich an der Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB. Derer zufolge werden zunächst die wichtigsten Ziele des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes skizziert sowie die in Landesentwicklungsprogramm und Regional- plan festgelegten umweltrelevanten Ziele dargestellt. Daran anschließend werden die Er- gebnisse der Bestandsaufnahme, welche zugleich die Grundlage für die Herleitung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Gesamtkonzeptes bildeten (vgl. Kap. D), be- schrieben. Darauf aufbauend erfolgt die Prognose der Umweltauswirkungen bei Umsetzung der im Flächennutzungs- und Landschaftsplan verankerten Nutzungen und Maßnahmen. Für die prognostizierten erheblichen Umweltauswirkungen werden Maßnahmen zur Vermeidung, zur Verringerung und zum Ausgleich abgeleitet. Zugleich werden die Ergebnisse einer im Planungsprozess zu den zukünftigen Bauflächen geführten Alternativendiskussion skizziert. Der Umweltbericht endet mit einer Beschreibung der verwendeten Methodik, Hinweisen auf Schwierigkeiten und Kenntnislücken, Maßnahmen zur Überwachung (Monitoring) sowie ei- ner allgemein verständlichen Zusammenfassung.

1.1 Kurzdarstellung der wichtigsten Ziele des Flächennutzungsplanes Der Flächennutzungsplan stellt die zukünftigen Nutzungen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB dar. Dazu gehören Bauflächen (Wohnbauflächen, gemischte Bauflächen, gewerbliche Bauflächen, Sonderbauflächen), Flächen für Gemeinbedarf, Grünflächen, Verkehrsflächen, Flächen für Ver- und Entsorgung, Flächen für die Land- und Forstwirtschaft sowie Flächen mit Bedeutung für den Naturschutz. Ferner sind die Schutzgebiete (Denkmalschutz, Wasser- schutz, Naturschutz) nachrichtlich übernommen und es sind Planungen, Flächen und Maß- nahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft dar- gestellt. Für die Prognose der Umweltauswirkungen des Flächennutzungsplanes sind insbesondere die in den Flächennutzungsplan aufgenommen Bauflächen sowie die im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989 enthaltenen Flächenreserven, welche weiterver- folgt werden sollen, von Bedeutung. Diese sind folgende:

Bereiche für eine Entwicklung von Wohnbauflächen Flächengröße Flächentyp WM Süd (südl. Zugspitzstraße) 4 ha Neuausweisung WM Süd-Ost (südl. Weinhartstraße) 2,1 ha Flächenreserve 1,1 ha Neuausweisung WM Ost (östlich Narbonner Ring) 3,0 ha Neuausweisung WM Unterhausen Süd 2 ha Neuausweisung WM Unterhausen Mitte 0,4 ha Neuausweisung WM Nord-West (Eichtweide) 1,0 ha Flächenreserve

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Marnbach 0,7 ha Neuausweisung Bereiche für eine Entwicklung von gemischten Bauflächen Flächengröße Flächentyp WM Nord-Ost (westl. B 2) 0,3 ha Neuausweisung Bereiche für eine Entwicklung von Gewerbebauflächen Flächengröße Flächentyp WM Nord-West (Eichtweide) 6,6 ha Flächenreserve WM Nord (Leprosenweg Nord) 3,9 ha Flächenreserve Bereiche für eine Entwicklung von Gemeinbedarfsflächen Flächengröße Flächentyp WM Brancapark 1,6 ha Flächenreserve WM Hardtkapellenstraße 2,6 ha Flächenreserve WM Badeweg 1,4 ha Flächenreserve

Tabelle 13 Bauflächenausweisungen im Flächennutzungsplan 2020

Zugleich wurden Bauflächen, welche im rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Weilheim aus dem Jahr 1989 enthalten waren, aufgrund ihrer Lage in Überschwemmungs- gebieten, aufgrund von Schwierigkeiten bei der Erschließung und aus Gründen des Land- schaftsschutzes im Flächennutzungsplan 2020 nicht mehr als Bauflächen, sondern als Flä- chen für die Landwirtschaft bzw. als Grünflächen dargestellt.

Im einzelnen handelt es sich dabei um: • den östlichen Bereich einer Wohnbaufläche in WM Nord-West (Eichtweide) - Erschlie- ßung, Grundwasser, Landschaftsschutz, • eine Wohnbaufläche in WM Süd-West (südl. der Oberammergauer Straße) - Über- schwemmungsgebiet, • den östlichen Bereich einer Wohnbaufläche in WM Süd-Ost (südl. der Weinhartstraße) - Immissionsschutz, • eine Wohn- und eine Gemischte Baufläche in WM Ost (südl. der St. 2064) - Über- schwemmungsgebiet, • eine Gewerbebaufläche in WM Ost (südl. der St 2064) - teilweise Überschwemmungsge- biet, mangelnde Flächenverfügbarkeit, • den westlichen Bereich einer Gewerbebaufläche in WM Ost (nördl. der St 2064) - Schaf- fung eines angemessenen Freiraums zwischen Gewerbe- und Wohnbaufläche, • den nördlichen Bereich der Gewerbebaufläche WM Nord (Leprosenweg Nord) - Land- schaftsschutz.

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Wohnbauflächen Gewerbebauflächen

Mischbaufläche

Abbildung 22 Umgewidmete Bauflächenreserven aus dem FNP 1989

1.2 Darstellung der in Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten umweltrelevan- ten Ziele und ihre Begründung Im Folgenden werden die im Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) und im Regional- plan Oberland benannten Ziele, die für die Beurteilung der Umweltauswirkungen sowie für die Ableitung des landschaftsplanerischen Konzeptes von Bedeutung sind, zusammenfas- send dargestellt. Die Zielsetzungen von LEP und Regionalplan, welche für die Ableitung des städtebaulichen Konzeptes maßgeblich waren, sind in Kap. B.1.1 und B.1.2 beschrieben.

1.2.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern Von den im LEP genannten Zielen und Grundsätzen der raumstrukturellen Entwicklung sind, bezogen auf die im Rahmen der Landschaftsplanung und in der Umweltprüfung zu behan- delnden Themen, insbesondere die Zielsetzungen zur Nachhaltigkeit von Bedeutung: • Die Belange der Ökologie, der Ökonomie sowie des Sozialwesens und der Kultur sollen miteinander vernetzt sowie bei Entscheidungen zur Raumnutzung gleichrangig eingestellt und ihre Wechselwirkungen beachtet werden. Bei Konflikten zwischen Raumnutzungsan- sprüchen und ökologischer Belastbarkeit ist den ökologischen Belangen der Vorrang ein- zuräumen, wenn eine wesentliche und langfristige Beeinträchtigung der natürlichen Le- bensgrundlagen droht (A I Z 2.1).

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Zur nachhaltigen Sicherung und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen und nach- haltigen Wasserwirtschaft nennt das Landesentwicklungsprogramm Bayern folgende Ziele:

Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen Um die biologische Vielfalt in Natur und Landschaft zu erhalten und zu entwickeln, ist es von besonderer Bedeutung, dass die Naturgüter Boden, Wasser, Luft/Klima, Pflanzen- und Tier- welt in ihrer Funktion und ihrem dynamischen Zusammenwirken als natürliche Lebens- grundlagen dauerhaft gesichert und - wo möglich - wieder hergestellt werden (B I G 1.1).

Der Intakthaltung und der Entwicklung des Wasserhaushalts für Menschen, Tiere und Pflan- zen kommt besondere Bedeutung zu. Gleiches gilt für den Schutz und - wo möglich - für die Verbesserung der aquatischen und amphibischen Ökosysteme einschließlich der Feuchtge- biete und der vielfältigen Gewässerlandschaften mit ihren Auen (B I G 1.2.1).

Als Träger der natürlichen Bodenfunktionen sowie als Archive der Natur- und Kulturge- schichte (Geotope) sollen die Böden gesichert und - wo erforderlich - wieder hergestellt wer- den. Verluste an Substanz und Funktionsfähigkeit des Bodens, insbesondere durch Versie- gelung, Erosion, Verdichtung, Auswaschung und Schadstoffanreicherung, sollen bei allen Maßnahmen und Nutzungen minimiert werden. Soweit möglich und zumutbar soll der Boden entsiegelt und regeneriert werden (B I Z 1.2.2).

Es ist anzustreben, Altlastverdacht zu klären sowie Altlasten entsprechend ihrer Dringlichkeit zu sanieren und damit wieder nutzbar zu machen. Der Reinigung kontaminierter Böden und der Wiederverwendung des gereinigten Materials vorrangig vor der Ablagerung auf Depo- nien kommt besondere Bedeutung zu (B 1 G 1.2.3).

Es ist von besonderer Bedeutung, die Lebens- bzw. Teillebensräume der wild lebenden Ar- ten sowie deren Lebensgemeinschaften so zu sichern, dass das genetische Potential der Arten erhalten wird. Der vorrangigen Sicherung und Weiterentwicklung der Lebensräume für gefährdete Arten kommt besondere Bedeutung zu (B I G 1.3.1)

Für Pflanzen und Tiere, die auf nicht oder nur extensiv genutzte Landschaftsteile angewie- sen sind, sollen Lebensräume in ausreichender Größe erhalten, gesichert und zu einem Bi- otopverbundsystem bei Unterstützung der ökologischen Kohärenz der Natura-2000-Gebiete weiter entwickelt werden (B I Z 1.3.2).

Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Vielfalt der Naturausstattung und die lebens- raumtypischen Standortverhältnisse gesichert, gepflegt und entwickelt werden. Dabei ist die langfristige Erhaltung der für Pflanzen und Tiere lebensraumtypischen Standortverhältnisse und des charakteristischen Erscheinungsbildes anzustreben (B I G 2.2.2).

Es ist von besonderer Bedeutung, die Landschaften Bayerns in ihrer Vielfalt, Eigenart und

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Schönheit zu erhalten. Der Erhaltung und/oder Fortentwicklung der charakteristischen Ges- talt, der typischen Landschaftsgliederung, der landschaftsprägenden Gewässer, der stand- ort- und nutzungsbedingten Vegetations- und Bewirtschaftungsformen sowie der land- schaftstypischen Bauweisen kommt besondere Bedeutung zu (B I G 2.2.3).

Es ist anzustreben, dass naturnahe Gewässer einschließlich ihrer Auen in ihrer Biotopver- bundfunktion erhalten und zu naturnahen Landschaftsräumen weiter entwickelt werden. Bei Nutzungen, wie der Wasserkraft, ist möglichst zu gewährleisten, dass die Fließgewässerle- bensgemeinschaften dauerhaft aufrechterhalten werden. Es ist von besonderer Bedeutung, naturraumtypische, weitgehend naturnahe Fließgewässer insgesamt zu naturnahen Fließ- gewässersystemen zu entwickeln. Es ist anzustreben, in Ausleitungsstrecken das verbleibende Restwasser so zu bemessen, dass sich naturraumtypische Fließgewässerlandschaften und -lebensgemeinschaften entwi- ckeln können (B I G 2.2.4.1).

Es ist anzustreben, dass Gräben möglichst naturnah gestaltet und unterhalten sowie ihre Uferbereiche nicht oder nur extensiv genutzt werden (B I G 2.2.4.3).

Der Erhaltung naturnaher Waldbestände vor allem im Bergwald, im Auwald und auf Sonder- standorten sowie naturnaher Waldränder kommt besondere Bedeutung zu. Gleiches gilt für die Gewährleistung der natürlichen Waldverjüngung. Es ist anzustreben, das Standortpoten- zial und das natürliche Artengefüge nicht nachteilig zu verändern (B I G 2.2.6.1). Die Erhaltung kulturhistorisch und ökologisch wertvoller Formen der Waldbewirtschaftung, wie Mittel- und Niederwälder, ist anzustreben (B I G 2.2.6.2). Die Erfordernisse des Arten- und Biotopschutzes in Wäldern sind möglichst zu berücksichti- gen. In geeigneten Bereichen ist die natürliche Entwicklung neuer Lebensräume anzustreben (B I G 2.2.6.3). Der Erhaltung und Entwicklung großer zusammenhängender Waldflächen als geschlossene Lebensräume kommt besondere Bedeutung zu. Es ist anzustreben, dass bei unvermeidba- ren Eingriffen in Wälder neu zu schaffende Waldflächen möglichst zur Entwicklung geschlos- sener Wälder beitragen (B I G 2.2.6.4).

In standortbedingten Grünlandbereichen ist die Erhaltung und Vermehrung des Grünlands anzustreben (B I G 2.2.7.1).

Eine extensive Landbewirtschaftung der Magerrasen, Heiden und sonstigen Trockenstand- orte sowie ihrer Pufferzonen und etwaiger Verbundflächen ist anzustreben (B I G 2.2.7.2).

Die Erhaltung und Vermehrung von Streuobstbeständen und Hutungen, insbesondere im Randbereich ländlicher Siedlungen und an Einzelgehöften, ist anzustreben (B I G 2.2.7.3).

Im Umfeld von Biotopen und Biotopverbundsystemen sind schonende Bewirtschaftungsfor- men anzustreben (B I G 2.2.7.4).

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Es ist von besonderer Bedeutung, dass in den Siedlungsgebieten für die Erholung bedeut- same Grünflächen und naturnahe Landschaftselemente erhalten und durch ergänzende Flä- chen zu einem System von Grünzügen mit Verbindung zur freien Landschaft weiter entwi- ckelt werden (B I G 2.2.8.1).

Es ist anzustreben, überdeckte Gewässer und versiegelte Flächen, soweit diese besondere ökologische Bedeutung erlangen können, möglichst zu renaturieren (B I G 2.2.8.2).

Es ist von besonderer Bedeutung, die für das Klima von Siedlungsgebieten bedeutsamen Flächen, wie Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen, in ihrer Funktionsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern (B I G 2.2.8.3).

In den Siedlungsgebieten sind die Erhaltung und Entwicklung wohnungsnaher, vielfältig nutzbarer und ökologisch wirksamer Gärten sowie ein entsprechend gestaltetes Wohnumfeld anzustreben (B I G 2.2.8.4).

1.2.2 Regionalplan Oberland In Kap. B.1.2 wurden die für den Flächennutzungsplan Weilheim relevanten Grundsätze und Ziele des Regionalplans Oberland dargestellt. Für den Landschaftsplan von besonderer Re- levanz und über ihn auch für den Flächennutzungsplan von Bedeutung sind die Ziele und Grundsätze Natur und Landschaft. So formuliert der Regionalplan Oberland für die Region folgendes landschaftliches Leitbild: „Es ist anzustreben, die Natur- und Kulturlandschaften der Region Oberland und ihre natürli- chen Lebensgrundlagen als Lebensraum und Existenzgrundlage der ansässigen Bevölke- rung sowie der Tier- und Pflanzenwelt in ihrer einzigartigen Vielfalt, Eigenart und Schönheit zu erhalten und - wo nötig - wiederherzustellen. Es ist von besonderer Bedeutung, die weitgehend unbeeinträchtigten Naturlandschaften des Alpenraums in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren. Bei der weiteren Entwicklung der Region Oberland ist anzustreben, der herausragenden Bedeutung als attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum der ansässigen Bevölkerung und als Erholungsraum für die Besucher aus Nah und Fern ebenso Rechnung zu tragen wie dem Schutz von Natur und Landschaft vor daraus erwachsenden Belastungen. Es ist anzustreben, • „die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Land- schaftsbildes sowie den Erhalt der historisch gewachsenen Natur- und Kulturlandschaft durch eine pflegliche und angemessene Landnutzung zu sichern, • Überbeanspruchungen von Natur und Landschaft zu vermeiden, • bereits aufgetretene Schäden, soweit möglich, zu beseitigen oder durch geeignete Pflege- und Rekultivierungsmaßnahmen auszugleichen“.

Des Weiteren formuliert der Regionalplan zur Sicherung und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen Grundsätze und Ziele für die Bereiche Boden und Geologie, Wasser, Luft und Klima, wildlebende Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume, landwirtschaftliche Erzeu-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 103 gungsgebiete, Berggebiete und Wälder, Siedlungsgebiete und Einrichtungen der Infrastruk- tur.

Zur Sicherung der Landschaft weist der Regionalplan landschaftliche Vorbehaltsgebiete aus und stellt das Schutzgebietssystem (Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Natur- denkmäler) nachrichtlich dar.

Folgende landschaftliche Vorbehaltsgebiete erstrecken sich in den Gemeindebereich von Weilheim: • Feuchtgebietskomplex Ammersee-Südufer mit Ammer und Weilheimer Moos, • Moore und Wälder zwischen Peißenberg und Raisting. In den landschaftlichen Vorbehaltsgebieten ist den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei allen überörtlich raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen ein besonderes Gewicht beizumessen.

Die Grundsätze und Ziele des Regionalplans wurden im Rahmen der Landschaftsplanung und Flächennutzungsplanung berücksichtigt und für den Maßstab einer kommunalen Pla- nung konkretisiert.

2. Bestandsaufnahme und Bewertung

2.1 Naturräumliche Gliederung Das Gemeindegebiet Weilheim i. OB ist nach Meynen/Schmithüsen (1953) der Naturraum- einheit Nr. 037 Ammer-Loisach-Hügelland zugeordnet. Auf der Basis der natürlichen Grund- lagen lässt sich die Haupteinheit in ökologische Raumeinheiten weiter differenzieren (vgl. Blendermann 1988). • Jungmoräne • Niedermoorbereiche • Ammerniederung • Eingedeichter Ammerlauf • Niederterrasse • Magnetsrieder Hardt (Eberfinger Drumlinfeld) • Bachtäler

Jungmoräne Die Einheit „Jungmoräne“ umfasst die Jungmoräne von der Rott bis zur westlichen Ausdeh- nung des Weilheimer Mooses. Der geologische Untergrund ist Kies und Lehm über Kies. Auf den Moränenhängen bildet der Orchideen-Buchenwald und der Hainsimsen-Buchenwald die potentiell natürliche Vegetation. Die aktuelle Vegetation ist an den Hanglagen durch Wald geprägt, wobei Fichtenforste dominieren, kleinflächig sind Laubholzbereiche zu verzeichnen. Der ebene Bereich der Jungmoräne ist landwirtschaftlich genutzt. In die landwirtschaftlichen Flächen sind Feldgehölze, Baumgruppen und Einzelbäume eingestreut. Die landwirtschaftli-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 104 chen Gehöfte sind in der Regel gut eingegrünt.

Niedermoorbereiche Die Einheit umfasst das Weilheimer Moos und das Schwattach-Filz sowie den Bereich der Hardtwiesen. Geologisch ist die Einheit durch Seetone geprägt. Die potentiell natürliche Ve- getation bildet der Schwarzerlen-Bruchwald. Erhöhte Nebelhäufigkeit und Spätfrostgefahr kennzeichnen klimatisch diesen Bereich. Die heutige Nutzung wird durch größere Streuwie- senbestände und Niedermoorwälder geprägt.

Ammerniederung Die Einheit umfasst den früheren Überschwemmungsbereich der Ammer, der geologisch durch die fluviatilen Sedimente und durch die Seetone abgegrenzt ist. Im Westen schließt sich das Weilheimer Moos, im Osten die Niederterrasse an. Die potentiell natürliche Vegeta- tion bildet der Erlen-Eschen-Auwald, der auf Aueböden stockt. Die Ammerniederung wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei Grünlandnutzung dominiert. Die z. T. noch vorhandenen Auwälder werden extensiv forstwirtschaftlich genutzt. Durch die Hochwasser- freilegung und die Eindeichung der Ammer entfallen im Niederungsbereich die Über- schwemmungen. Dies hat ein Absinken des Grundwasserspiegels zur Folge, was langfristig zu einer Veränderung des Bodentyps und der Auwaldvegetation führen wird.

Eingedeichter Ammerlauf Die Einheit umfasst die Ammer mit den sie begrenzenden Deichflächen.

Niederterrasse Die Einheit umfasst die Flächen von der Ammerniederung bis zum Anstieg des Eberfinger Drumlinfeldes. Geologisches Ausgangsmaterial sind Niederterrassenschotter. Die potentiell natürliche Vegetation bildet der Hainsimsen-Buchenwald, der auf Braunerden bzw. Rendzi- nen stockt.

Eberfinger Drumlinfeld Die Einheit umfasst das im Ostteil des Stadtgebietes liegende Moränengebiet, das durch die Drumlins geprägt wird. Die innerhalb des Eberfinger Drumlinfeldes liegenden Hardtwiesen sind als Niedermoorbereiche ausgegrenzt. Geologisches Ausgangsmaterial sind die Grund- moränen mit Drumlins, dazwischen haben sich alluviale Ablagerungen angesammelt. Ent- sprechend dem geologischen Ausgangsmaterial und einer differenzierten Bodenbildung können als potentiell natürliche Vegetation verschiedene Buchenwaldgesellschaften im Wechsel mit dem Schwarzerlenbruchwald und Kalkflachmooren angegeben werden.

Bachtäler Die Einheit umfasst die durch den Weilheimer Wald verlaufenden Bachtäler, sowie im Osten des Plangebietes den Angerbach und den Hardtbach.

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2.2 Relief, Geologie, Boden Für das Relief, die geologischen Verhältnisse sowie für die im Gemeindegebiet Weilheim i. OB vorkommenden Bodenarten war die Würmeiszeit das prägende Ereignis. So ist der östliche und westliche Teil des Gemeindegebietes durch eine wellige Grundmoränenland- schaft (Jungmoränen) gekennzeichnet. Besonders typisch und landschaftsprägend sind die- se im Eberfinger Drumlinfeld ausgeprägt. Zwischen den stromlinienförmigen Moränenrücken (Drumlins), die hier in größeren Gruppen auftreten, konnte sich das Wasser sammeln. So trifft man in diesem Bereichen alluviale Böden und Moorböden an (s. Themenkarte Boden).

Das Weilheimer Moos (westlich der Ammer) und das nördlich davon gelegene Schwattach- Filz liegen im lang gestreckten Zungenbecken des Ammersees. Beide Bereiche gehören zu den Ammerseemooren, einem ehemals großflächigen Niedermoorgebiet, das in Zusammen- hang mit der Verlandung des ursprünglich viel größeren Ammersees entstanden ist.

Die Talaue der Ammer wird vom Weilheimer Moos und den Niederterrassenschottern, auf denen die Stadt Weilheim liegt, begrenzt. Im Überschwemmungsbereich findet man auch Seetone, die von der ursprünglichen Ausdehnung des Ammersees zeugen.

Die Bodentypen haben sich entsprechend der Ausgangsmaterialien entwickelt. Auf den hö- hergelegenen Moränenflächen und Drumlins herrschen Parabraunerden und Braunerden vor. Zwischen den Drumlins sind häufig alluviale Böden und Moorböden anzutreffen. Auf den jungeiszeitlichen Schotterfluren (Niederterrassenschotter) sind mittel- bis flachgründige Braunerden anzutreffen. Die Niedermoorflächen werden von anmoorigen Böden (meist kalk- reichen organisch-mineralischen Nassböden) eingenommen. Im Bereich der Ammeraue trifft man fruchtbare Schwemmlandböden (Aueböden aus meist stark sandigem Lehm bis Ton) an.

2.3 Wasserhaushalt

2.3.1 Grundwasser Zu den Grundwasserständen können aufgrund weniger vorliegender Daten nur einige grundlegende Angaben gemacht werden. Diese Angaben beruhen auf Aussagen des Was- serwirtschaftsamtes Weilheim. In das Gemeindegebiet Weilheim i. OB erstrecken sich im wesentlichen zwei grundwasserführende Schotterzungen. Von einer Gefährdung durch Grundwasser kann in folgenden Bereichen ausgegangen werden: • Gebiet westlich der Ammer bis Höhenanstieg bei Tankenrain, • Gebiet im östlichen und südöstlichen Ammerumfeld bis zum westlichen Bereich der bis- lang noch landwirtschaftlich genutzten Flächen südlich der Zugspitzstraße, • westlicher Bereich von Unterhausen am Ammeraltarm.

Im Bereich der Moränenlandschaft im Osten des Gemeindegebietes Weilheim sind große Reliefunterschiede zu verzeichnen, was sehr differenzierte Grundwasserverhältnisse be-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 106 dingt. Die Bereiche Deutenhausen und Marnbach waren bislang nicht durch hohe Grund- wasserstände gefährdet.

2.3.2 Oberflächengewässer Die Ammer ist der Hauptvorfluter des Planungsraumes. Die Ammer wurde in den letzten Jahren hochwasserfrei ausgebaut. Im Flächennutzungsplan ist das Überschwemmungsge- biet der Ammer (HQ 100) nachrichtlich dargestellt.

Weiterhin sind im Gemeindegebiet mehrere Bäche und Gräben erfasst (Tiefenbach, Salz- graben, Hardtbach, Angerbach, Waitzackerbach).

Ammer, Rott, Tiefenbach, Angerbach und Hardtbach weisen eine Gewässergüteklasse von II, mäßig belastet, auf, Waitzackerbach, Rottgraben sowie der Gewässerauslauf des Haar- sees eine Gewässergüteklasse von II-III, mäßig belastet. Ab einer Belastung des Gewässers von II - III muss mit Fischsterben gerechnet werden, bei Klasse III kommt es zu örtlichen Faulschlammablagerungen und bei Klasse III - IV herrschen weitgehend eingeschränkte Lebensbedingungen.

Die kartierten Stillgewässer im Gemeindegebiet (Dietlhofer See und Haarsee) sind me- sotroph und weisen Tendenzen einer weiteren Eutrophierung auf.

Die Überschwemmungsbereiche eines 100-jährigen Hochwasserereignisses sind im Land- schaftsplan für die Ammer, den Angerbach und den Waitzackerbach dargestellt.

2.4 Klima

2.4.1 Großklima Das Gemeindegebiet gehört großräumig zum Klimabezirk des Oberbayerischen Alpenvor- landes. Charakteristisch für diesen Klimabezirk sind die Stau- und Föhneffekte, die aufgrund der Beeinflussung der Luftströmungen durch die Alpen entstehen. Die mittlere Nieder- schlagsmenge beträgt 1.001 mm, die mittlere Lufttemperatur 8,8 °C (Angaben des Deut- schen Wetterdienstes, Station Wielenbach, Zeitraum 1999-2007). Es dominieren Süd- und Westwinde. Das Klima von Weilheim ist durch einen gleichlaufenden Jahresgang von Nie- derschlag und Temperatur, durch ein Temperatur- und Niederschlagsmaximum im Juli sowie durch ein Temperatur- und Niederschlagsminimum im Januar gekennzeichnet (Angaben des Deutschen Wetterdiensten, Station Wielenbach, Zeitraum 1999-2007). Weilheim gehört in- nerhalb der Region zu einer Gemeinde mit häufigen Hagelschäden. Die Niedermoorbereiche des Weilheimer Mooses sowie der Hardtlandschaft als auch der Talraum der Ammer stellen zudem Bereiche mit erhöhter Nebelbildung dar.

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Klimawandel Auf dem Hohenpeißenberg befindet sich eine von drei deutschen klimatologischen Refe- renzstationen. Bei den klimatologischen Referenzstationen handelt es sich um spezielle Kli- mastationen, deren Beobachtungen und Messungen die Grundlage für den Nachweis von Klimaveränderungen liefern. Die Beobachtungen am Hohenpeißenberg begannen bereits 1781. Ab 1879 liegen die Tageswerte auf Datenträger vor. Für die Aufzeichnung der mittle- ren Jahrestemperatur ist ein Minimum um 1890 zu erkennen. Daher lassen sich zwei unter- schiedliche Trends berechnen. Während vor 1890 ein Temperaturrückgang beobachtet wur- de, ist seitdem eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur zu erkennen. Inzwischen hat die Jahresmitteltemperatur wieder einen Wert erreicht, wie er bereits Ausgangs des 18. Jahr- hunderts beobachtet wurde (DWD 2009, Internetpräsentation: www.dwd.de).

Abbildung 23 Jahresmitteltemperatur Hohenpeißenberg 1781-2005 (Quelle: DWD 2009, Internetpräsentation: www.dwd.de)

2.4.2 Lokalklima Für die Aussagen eines Landschaftsplans und seiner Bedeutung im Hinblick auf die Bauleit- planung ist neben der großklimatischen Situation insbesondere das Lokalklima von Interes- se. In Abhängigkeit von Geländeform, Bodenverhältnissen, Exposition und der jeweiligen Flächennutzung ist dieses kleinräumig differenziert ausgeprägt:

Kaltluftentstehungsgebiete Auf größeren, landwirtschaftlich genutzten Flächen mit niedrigen Pflanzendecken (Acker und Grünland), schlecht wärmeleitenden Böden (z. B. Moorböden) und auf Flächen mit ausge-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 108 trockneten Böden kühlt sich in klaren (nicht bewölkten), windarmen Strahlungsnächten die Luft in Bodennähe stark ab (Kaltluftproduktion). Verstärkt wird die Entstehung von Kaltluft zusätzlich durch feuchte Oberflächen bei Tau oder Reif. In der bodennahen Schicht bildet sich dann Kaltluft (bis ca. 2 m Höhe), die schwerer als die umgebenden Luftmassen dem Relief folgend abfließt. Solche Flächen sind damit aus klimatischer Sicht für ein Stadtgebiet von Bedeutung, wenn sie etwas höher gelegen sind und so die schwerere, kalte Luft in die Siedlungsbereiche einströmen kann. In den Bereichen, in die die Kaltluft einfließt, sorgt sie einerseits für einen Temperaturausgleich (Kühlung der im Sommer tagsüber aufgeheizten Versiegelungsflächen), andererseits für eine Durchmischung bzw. Verdünnung von schad- stoffbelasteten innerstädtischen Luftmassen. Im Gemeindegebiet Weilheim kommt grundsätzlich allen landwirtschaftlichen Flächen eine Bedeutung für die Kaltluftentstehung zu. Herausgehoben ist diese, wenn die Flächen auf erhöhten Lagen im direkten Anschluss an besiedelte Bereiche liegen und nicht durch z. B. geschlossene Waldflächen, die einen Kaltluftabfluss verhindern, von diesen getrennt sind.

Flächiger Kaltluftabfluss bzw. Abfluss in Kaltluftbahnen (Taleinschnitten) Die abgekühlte Luft ist spezifisch schwerer und fließt daher grundsätzlich von höheren Lagen dem Relief folgend ab. Je nach geomorphologischer Situation sammelt sich die Kaltluft in Taleinschnitten und fließt konzentriert in so genannten Kaltluftabflussbahnen ab. Sofern kei- ne Abflussbahnen vorhanden sind, strömt die Kaltluft flächig entsprechend der Flächennei- gung ab. Dem auf bestimmte Taleinschnitte konzentrierten Kaltluftabfluss kommt, da hier die Kaltluftentstehung von großen Flächen gebündelt ist, eine größere Bedeutung zu als dem flächigen Abfluss.

Kaltluftbarrieren/Kaltluftseen Barrieren, zu welchen vor allem quer zum Kaltluftstrom verlaufende Gebäude, Straßen- oder Bahndämme sowie Hecken und Waldflächen gehören, behindern den Kaltluftabfluss. Das kann zu Staueffekten führen, die hinter den Barrieren die Frostgefahr erhöhen, unterhalb derselben diese vermindern können. Mit dem Kaltluftanstau können insbesondere durch die erhöhte Frostgefahr folgende negative Auswirkungen verbunden sein: • Ertragsminderung oder Ertragsausfall auf landwirtschaftlich genutzten Flächen (v. a. auf Äckern), • Beeinträchtigung von Flächen, die für den Arten- und Biotopschutz von Bedeutung sind, • Erhöhung der Glatteisgefahr auf Straßen. Im Siedlungsbereich bzw. am Siedlungsrand behindern die Barrieren den Luftaustausch, eine notwendige Frischluftzufuhr wird abgeriegelt.

Frischluftproduktionsgebiete Von der Kaltluftproduktion ist die Frischluftproduktion zu trennen. Letztere bezeichnet die Funktion der Wälder als Produzenten von Sauerstoff und als Filter für Schadstoffe und Staub. Zugleich üben die Wälder eine puffernde und ausgleichende Wirkung auf das Lokal-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 109 klima aus: So verhindert Wald eine nächtliche Abkühlung und Kaltluftbildung und bietet Schutz vor Wind und starker Verdunstung. Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Wald weisen nur geringe Schwankungen auf. Klimaextreme bei Temperatur und Feuchte werden durch Wälder abgemildert, was sich auf angrenzende bebaute oder landwirtschaftlich genutzte Flächen positiv auswirkt. Die Bedeutung von Wäldern kommt besonders zum Tragen, wenn die Frischluft aus den Wäldern mit anderen Luftströmungen in Siedlungsbereiche transpor- tiert werden kann.

Im Gemeindegebiet Weilheim sind für den Luftaustausch insbesondere die das Offenland und den Siedlungsbereich verbindenden Grünzüge von Bedeutung und sollten von einer Bebauung freigehalten werden. Diese sind im Landschaftsplan eingetragen, konkret zu nen- nen sind der Bereich an der Hardtkapellenstraße sowie der Bereich westlich der Kirche St. Pölten.

Gebiete erhöhter Wärmeproduktion Dicht bebaute Gebiete mit einem hohen Versiegelungsgrad des Bodens (Baukörper, asphal- tierte Straßen und Plätze sowie weitgehend vegetationslose oder -arme Flächen) bewirken eine starke Aufheizung der umgebenden Luft. Die Minimaltemperaturen sind höher als im umgebenden Umland. Ein Luftaustausch zwischen dieser wärmeren, z. T. durch Industrietä- tigkeit verunreinigten Luft der Siedlungsflächen und frischer, sauerstoffreicher Luft aus der Umgebung ist notwendig.

Immissionsgebiete Zu den Immissionsgebieten zählen die engeren Korridore an stark befahrenen Straßen, die im Stadtgebiet vorhandene Industriestandorte sowie einzelne landwirtschaftliche Betriebe. Im Bereich von Weilheim sind insbesondere die Bundesstraße B 2 sowie die Staatsstraßen St 2064 und St 2057 als Immissionsgebiete anzusehen.

In der Themenkarte Klima sind die einzelnen für das Klima relevanten Flächenkategorien verzeichnet.

2.5 Siedlungs- und Landschaftsbild Die Siedlungsentwicklung im Spätmittelalter und in der Barockzeit prägen mit ihren Gebäu- den und der in Teilen noch erhaltenen Stadtmauer noch heute das Bild der Altstadt von Weilheim. Als Wahrzeichen der Stadt wirkt der 45 m hohe Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.

Neben den kulturellen Besonderheiten ist die Lage der Stadt am Fluss von besonderem Wert für ein attraktives Stadtbild. Der Flusslauf mit seinen Uferbereichen sowie der in Teilberei- chen noch vorhandene Auwald sind prägende Merkmale für die städtische Siedlung und die umgebende Landschaft und müssen in ihrer Erlebbarkeit geschützt und gestärkt werden.

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Im Weiteren sind es die Moore, Seen, Moränenzüge und Wälder, die das Landschaftsbild im Gemeindegebiet Weilheim prägen und teilweise für die Erholungsnutzung durch Wander- und Spazierwege erschlossen sind (Gögerl, Ammeraue, Hardtlandschaft, Weilheimer Moos).

Gerade die stark bewegte Topographie im Bereich der Moränenzüge bietet dem Betrachter immer wieder neue Perspektiven.

Als strukturierende Elemente in der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flur wirken Ge- hölze und Einzelbäume, welche jedoch aufgrund von Nutzungsansprüchen (Landwirtschaft, Verkehr, Siedlung) in Teilbereichen unterrepräsentiert sind.

Landschaftsbildprägende Waldflächen im Umfeld des Stadtgebietes befinden sich in der Ammeraue, bedecken das Gögerl und gliedern das Weilheimer Moos und die Weilheimer Hardtlandschaft.

Die in die Landschaft eingestreuten Gehöfte und Weiler sowie Seen tragen des weiteren zur Vielgestalt der Weilheimer Landschaft bei.

Die im Gemeindegebiet Weilheim i. OB vorhandenen landschafts- und ortsbildprägenden Elemente lassen sich in Einzelelemente mit „Natur"- und Einzelelemente mit „Kultur“- Cha- rakter systematisieren. Ergänzt werden die Einzelelemente durch Ensembles, Komplexe und als Teillandschaften in Erscheinung tretende Einheiten der Kulturlandschaft. Entsprechend dieser Systematik sind nachfolgend einige Beispiele der im Gemeindegebiet Weilheim i. OB zu verzeichnenden Einheiten beschrieben und illustriert.

2.5.1 Einzelelemente mit „Natur“- Charakter

Gewässer Natürlich wirkendes Gewässer, mit geringem erkennbaren menschlichen Einfluss

Ausdruck für die Dynamik und Naturgewalt des Wassers in der Landschaft; Symbol für das lebensnotwendige Element Wasser; Anziehungskraft für Erholungssuchende

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Vegetationselemente Vegetation, die vom Menschen weitgehend unbeeinflusst wirkt

Kontrast zur nutzungsüberprägten Landschaft; Zeugnis für die Dynamik natürlicher Vegeta- tionsentwicklung; Bedeutung durch Seltenheit in der heutigen Kulturlandschaft; Ablesbar- keit unterschiedlicher Standortbedingungen

Geländestrukturen Markante Geländestrukturen, wie Kuppe, Terrassenkante, Moräne

Markante Zeichen in der Landschaft; Ablesbarkeit landschaftlicher/erdgeschichtlicher Ent- wicklungsprozesse (hier insbesondere glaziale und hydrogeologische Prägung)

2.5.2 Einzelelemente mit „Kultur“- Charakter Gewässer und wasserbauliche Elemente Wasserbauliche Anlagen

Sinnbild für Landschaftselemente, die unsere Vorfahren geschaffen haben; technische Leistungen früherer Zeiten; „Umweltfreundliche“ Technik; Mythologische Bedeutung, z. B. Brunnen; herausragende Bedeutung als gewachsener bzw. reizvoller Teil der Kulturland- schaft

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Gehölzstrukturen Von Nutzung geprägte Gehölzstrukturen, oft geordnetes, gepflegtes Aussehen, markante Einzelerscheinungen

Betonung besonderer Punkte in der Landschaft; Bereicherung des Landschaftsbilds; Sym- bol für Nutzungen und Funktionen in früheren Zeiten, für landschaftsgerechte Nutzung in heutiger Zeit (Streuobstwiese, Krautgärten)

Elemente mit Ortsbezug Markante Plätze, historische Bauwerke

Bedeutung für gesellschaftliches Leben und Erholung; Identität durch Verwendung land- schaftstypischer Materialien und Farbgebung

Agrarische/forstliche Nutzungsformen Zeugnis landschaftsgerechter Nutzungsformen

Typische, eigenartprägende Strukturen; Hinweis auf besondere Landnutzungsgeschichte; Eindruck landschaftsangepasster Landwirtschaft; Erholung; Stille

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Wege, Verkehrsanlagen Historische Verbindungen

Zeugnis für frühere wirtschaftliche Beziehungen; Erkennbarkeit des Alters einer Wegever- bindung (Hohlweg)

Weitere kulturhistorisch wertvolle Elemente aus Religion, Militär, Gewerbe

Zeugnis früherer Nutzungsformen; Verwendung landschaftstypischer Materialien; markante Zeichen der Landschaft; Ablesbarkeit landeskultureller Entwicklungsprozesse; Kirchweg: frühere Verbindung/Beziehung zwischen Gemeindeteilen

2.5.3 Ensembles, Komplexe, Teillandschaften - Kulturlandschaft Regionaltypische Landschaftsbilder landschaftstypische Strukturierung von Nutzungen und Landschaftselementen

Unverwechselbarkeit; Identifikation; Zusammenhang von natürlichen Gegebenheiten und Erscheinungsbild; ausgeprägte Eigenart; Ausdruck herkömmlicher standortangepasster und landschaftstypischer Nutzungsweisen

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Historische Ensemblelandschaften typische historische Landschaftselemente und Strukturierung noch vorhanden; Einheit von Dorf- und Flurstruktur bzw. von baulicher Anlage und landschaftlicher Umgebung

historische Ensembles zeigen die Gesamtheit früherer Lebensformen; aufgrund ihrer Sel- tenheit sind sie von sehr großer Bedeutung

Leitstrukturen/Gliederungselemente Strukturen mit optischer Gliederungs- und Verbindungsfunktion, z. B. Bach- und Flusslauf, Waldrand, Hangbereich

landschaftliche Orientierung; optische Grenze; Verbindungsstrukturen in der Landschaft; visuelle Leitung/Führung; räumliche Trennung und Ordnung

2.5.4 Erlebbarkeit - Beeinträchtigungen/Störungen Ablesbarkeit/Sichtbarkeit Die visuelle Wahrnehmbarkeit ist bei den meisten Elementen die Grundvoraussetzung für die Erlebbarkeit. Das reine Vorhandensein reicht nicht aus. So wird beispielsweise der Bachlauf innerhalb der Feldflur erst durch die ihn begleitenden Gehölze deutlich und ein gut ausgeprägter typischer Ortsrand kann seine Wirkung auf das Landschaftsbild nur entfalten, wenn er von weitem sichtbar und nicht verbaut ist. Gleiches gilt für wesentliche Sichtbeziehungen, beispielsweise auf den als Ensemble in Erscheinung tretenden Altstadtbereich von Weilheim.

Hören, Riechen, Spüren, Schmecken Die visuellen Wahrnehmungsmöglichkeiten werden durch weitere sinnliche Wahrnehmungen ergänzt, zu welchen u. a. das Rauschen

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 115 eines Baches oder das Riechen einer frisch gemähten Wiese gehört. Beeinträchtigt werden diese „natürlichen“ Sinneseindrücke teilweise durch Verkehrslärm, durch industrielle Gerü- che (z. B. Emissionen von Industriebetrieben, Pestizide in der landwirtschaftlichen Flur), bzw. durch Elemente, die mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht wer- den.

Erreichbarkeit Bei vielen Elementen ist die Wahrnehmung aus der Ferne nicht ausreichend, sondern für die optimale Erlebbarkeit ist eine direkte Erreichbarkeit erforderlich. Entsprechend sollten z. B. natürliche Bachläufe leicht erreichbar und nicht durch Straßen getrennt sein. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob die Förderung der Erreichbarkeit mit den Belangen des Naturschutzes bzw. bei Denkmälern mit dem Denkmal- schutz vereinbar ist.

2.6 Pflanzen- und Tierwelt

2.6.1 Potentielle natürliche Vegetation Die potentiell natürliche Vegetation (PNV) stellt die Vegetation dar, die sich ohne menschli- chen Einfluss an einem Ort aufgrund der standörtlichen Gegebenheiten und des dort herr- schenden Klimas einstellen würde. Die PNV gibt damit Hinweise für die Bewertung der aktu- ell vorkommenden Vegetation, in dem an ihr gemessen werden kann, was an einem be- stimmten Ort standortgerecht ist. Damit ist sie auch Grundlage für die standortgerechte Pflanzenauswahl bei Neuaufforstungen, Rekultivierungen, Straßen- und Grundstücksbe- pflanzungen.

In der Regel handelt es sich in Mitteleuropa bei der potentiell natürlichen Vegetation eines Standortes um Wälder. Im Gemeindegebiet Weilheim finden sich die nachfolgend genannten PNV-Einheiten2. Tabelle 14 gibt die wesentlichen Informationen zu den einzelnen Einheiten wieder.

Die in der Tabelle den einzelnen Einheiten zugeordneten Baum- und Straucharten stellen wichtige Hinweise für die Auswahl der standortgerechter Gehölzarten für Pflanzungen in den jeweiligen Gebieten dar.

2 Die Darstellung berücksichtigt die wesentlichen Einheiten auf der Basis des geologischen Untergrundes. Klein- räumige Besonderheiten wurden daher nicht berücksichtigt.

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Potentielle natürliche Vegetation Schwarzerlenbruchwald Tannen-Buchenwald-Gebiete Auwald- und auwaldartige Gebiete (Alpen-Vorland-Rasse mit Orchideen- (Erlen-Eschen-Auwald mit Fichten-Erlen-Auwald) Buchenwald) Anmoorige und durch Niedermoortorfe geprägte Bereiche Talniederungen der Ammer, des Angerbaches der Rott Würmeiszeitliche Moränen Vorkommen im im Bereich des Weilheimer Mooses, des Hahnenbühels und der Seitenbäche Gemeindegebiet und der Magnetsrieder Hardtwiesen Alnus glutinosa (Schwarzerle) Fraxinus excelsior (Esche) Fagus silvatica (Rotbuche) Betula pubescens (Moorbirke) Alnus incana (Grauerle) Abies alba (Weißtanne) Picea abies (Fichte) Alnus glutinosa (Schwarzerle) Quercus robur (Stieleiche) Sorbus aucuparia (Eberesche) Prunus padus (Traubenkirsche) Acer pseudoplatanus (Feldahorn) Pinus sylvestris (Waldkiefer) Ulmus laevis (Flatterulme) Fraxinus excelsior (Gemeine Esche) Charakteristische Quercus robur (Stieleiche) Ulmus glabra (Bergulme) Bäume Salix spec. (Weide) Sorbus aucuparia (Eberesche) Salix caprea (Sal-Weide) Pinus sylvestris (Waldkiefer) Picea abies (Gemeinde Fichte) Taxus baccata (Europäische Eibe) Rhamnus frangula (Kreuzdorn) Cornus sanguinea (Roter Hartriegel) Crataegus monogyna (Eingr. Weißdorn) Salix cinerea (Asch-Weide) Viburnum opulus (Gem. Schneeball) Corylus avellana (Hasel) Salix aurita (Ohrweide) Crataegus monogyna (Eingr. Weißdorn) Lonicera xylosteum (Rote Heckenkirsche) Ribes nigrum (Schwarze Johannisbeere) Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) Euonymus europaeus (Pfaffenhütchen) Lonicera xylosteum (Rote Heckenkirsche) Cornus sanguinea (Roter Hartriegel) Charakteristische Ribes nigrum (Schwarze Johannisbeere) Daphne mezereum (Seidelbast) Sträucher Euonymus europaeus (Pfaffenhütchen) Viburnum lantana (Wolliger Schneeball) Prunus spinosa (Schlehe) Rhamnus cathartica (Purgier-Kreuzdorn) Ligustrum vulgare (Liguster) Euonymus latifolius (Breitblättriges Pfaffenhüt- Corylus avellana (Hasel) chen) Salix spec. (Weide) Charakteristische Nutzungen Wälder und Forste: Erlenwald Laubmischwald als Mittel-/Niederwald Fichtenforst, Buchenwald Grünland: Mähwiese, Streuwiese Mähwiese Mähwiese, Weide Acker: Getreide Getreide, Kartoffel, Leguminosen Ersatzgesell- schaften Salicetum auritae (Ohrweidengebüsch) Ligustro-Prunetum (Schlehen-Liguster-Gebüsch) Ligustro-Prunetum (Schlehen-Liguster-Gebüsch), Hecken und Gebü- Frangulo-Salicetum cinereae (Weiden-Faulbaumgebüsch) Carpino-Prunetum (Weißdorn-Schlehen- sche: Gebüsch) Ersatzgesellschaften, Streuwiesen: Junco-Molinietum (Pfeifengraswiese) Pfeifengras-Streuwiesen: Galio-Molinetum, Gentiano- Halbtrockenrasen (Onobrychido-Brometum, die sich unter exten- Juncetum filiformis (Fadenbinsenried) Molinetum Kalkflachmoor: Primulo-Schoenetum, Orchio- Gentiano vernae-Brometum, Carlino-Caricetum siver Nutzung entwi- Magnocaricion (Großseggenried) Schoenetum nigricantis sempervirentis) und Borstgrasrasen (Nardion) ckeln:

Tabelle 14 Potentiell natürliche Vegetation im Gemeindegebiet Weilheim i. OB (Quellen: Übersichtskarte natürlicher Vegetationsgebiete in Bayern, Seibert 1968, Blendermann, 1988)

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Abbildung 24 Potentiell natürliche Vegetation im Gemeindegebiet Weilheim i. OB (Datenquelle: Seibert, 1968)

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2.6.2 Bestandsbeschreibung und Bewertung der Lebensräume und Fauna Im Gemeindegebiet Weilheim i. OB sind nur noch vereinzelt Relikte der potentiell natürlichen Vegetation anzutreffen, z. B. die Auwaldrestbestände entlang der Ammer und einzelne Bu- chenwälder auf den würmeiszeitlichen Moränen und Drumlins. Die durch menschliche Nut- zung entstandenen Sekundärgesellschaften (z. B. orchideenreiche Streuwiesen, Halbtro- ckenrasen) können im Falle einer hohen Biotop- und Artenvielfalt von gleicher oder höherer naturschutzfachlicher Bedeutung als die Primärgesellschaften sein. Daneben kommen im Plangebiet auch Vegetationstypen vor, die dadurch entstanden sind, dass sie nicht mehr genutzt und bewirtschaftet werden. Hierzu zählen z. B. Sukzessionsstadien nicht mehr ge- nutzter Streu- und Nasswiesen sowie Ruderalfluren. Ferner haben die vom Menschen durch Nutzung geschaffenen Vegetationseinheiten (Wirtschaftswälder, landwirtschaftliche Flächen, Hecken etc.) einen großen Flächenanteil an der Gesamtnutzung.

Im folgenden werden die verschiedenen Einheiten charakterisiert:

Waldflächen Die Waldflächen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB konzentrieren sich im Osten des Ge- meindegebietes auf den Bereich um die Seen Haarsee und Rothsee (Seeholz, Gogelholz, Stückelholz, Kalkofenholz), um den Eichberg (Feichtet), auf den Bereich des Gögerl und den Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes (Hardt). Im Westen von Weilheim stellt der Weilheimer Wald, welcher westlich an das Weilheimer Moos angrenzt, die größte zusammenhängende Waldfläche dar. Bedeutsam für die Erholung ist im Stadtbereich von Weilheim der Waldbe- reich der Au-Anlagen. Die meisten Wälder sind als Wirtschaftswälder anzusprechen. Im Flä- chennutzungsplan und Landschaftsplan Weilheim sind die Waldflächen in Laubwald, Misch- wald, Auwald, Niedermoorwald und sonstiger Feuchtwald/Feuchtgebüsch, Nadelwald und Jungwald/Aufforstung differenziert. Die einzelnen Einheiten werden nachfolgend beschrie- ben:

Laubwald, Mischwald, Nadelwald, Jungwald/Aufforstung Reste der natürlichen Buchenwälder sind noch vereinzelt im Bereich des Landschafts- schutzgebietes „Magnetsrieder Hardt“ und Eberfinger Drumlinfeld anzutreffen. Häufig ist je- doch eine starke Durchmischung mit Fichte gegeben, so dass die Buche in den Hintergrund gedrängt wird. Neben der Buche kommen weitere Laubholzarten vor. In Bereichen, in denen der Wald wirtschaftlich genutzt wird, überwiegen Fichten, mit z. T. geringer Beimischung von Buche und Kiefer. Junge Aufforstungen bzw. Kahlschlagflächen werden im Landschaftsplan unter Jungwald gefasst. Hierbei handelt es sich in der Regel um forstwirtschaftliche Flächen, die im Rahmen ihrer Nutzung noch nicht bestockt sind bzw. gerade aufgeforstet wurden.

Auwaldbestände, gewässerbegleitende Gehölzbestände Entlang der Ammer sind einige Restflächen des Erlen-Eschen-Auwaldes vorhanden, die von Altarmen der Ammer durchzogen werden. Im Erlen-Eschen-Auwald sind neben Erle und Esche auch Eiche, Ulme, Bergahorn und Fichte natürlich beigemischt. Durch die Hochwas-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 119 serfreilegung der Ammer entfallen Überschwemmungsflächen, so dass sich langfristig die Vegetation in Richtung Eichen-Ulmen-Auwald entwickeln wird. Des Weiteren ist die Ammer im gesamten Plangebiet von einem intakten Gehölzsaum umgeben, der auf den Dämmen stockt. Ein naturnaher Bachsaum ist an den Bächen Waitzackerbach, Salzgraben, Ochsen- bach und Hardtbach anzutreffen.

Niedermoorwald, sonstiger Feuchtwald/Feuchtgebüsch Im Bereich der Niedermoore stocken teilweise Wälder, die in Struktur, Artenzusammenset- zung und Aufbau unterschiedlich sind. Im Wesentlichen sind Moorbirken, Weiden, Faulbaum, Fichte und Kiefer bestandsbildend. Die Strauch- und Krautschicht ist meist nur mäßig aus- gebildet. Teilweise ist dieser Waldtyp auch durch Sukzession aus aufgelassenen Streuwie- sen hervorgegangen.

Bewertung Wälder Grundsätzlich sind Waldflächen als bedeutsam für den Naturschutz und die Landschaftspfle- ge zu werten. Wälder erfüllen eine besondere ökologische Funktion im Naturhaushalt, indem sie den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen Wasser, Boden und Luft im Vergleich zu anderen Landnutzungsformen am besten gewährleisten. Darüberhinaus kommt dem Wald als Produktionsstätte für den nachwachsenden Rohstoff Holz (Nutzungsfunktion) und für die Erholungsnutzung eine herausgehobene Bedeutung zu. Auch die für den privaten Waldbe- sitzer wichtige Nutzungsfunktion des Waldes kann am besten durch einen naturnahen Mischwald aus standortgerechten Laub- und Nadelhölzern erfüllt werden. Zugleich ist der Anteil der Tanne in allen Waldgesellschaften mit Ausnahme des Schwarzerlenbruchwaldes zu stärken. Im Raum Weilheim ist die Tanne eine fast aussterbende Baumart, da die Alt- bäume verschwinden und der starke Wildverbiss die Verjüngung massiv behindert.

Gleichfalls bieten Wälder, und hier besonders die naturnah ausgeprägten Laubwälder, wert- vollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Als Kennzeichen naturnah ausgeprägter Wälder können folgende gelten: • hoher Tannenanteil entsprechend den Standortverhältnissen, • hoher Laubholzanteil entsprechend den Standortverhältnissen, • erhöhter Tot- und Altholzanteil durch Anhebung der Alterklassen (erhöhte Umtriebszei- ten), • Beteiligung von Pionierbaumarten (Aspe, Birke, Weide) als Tot- und Altholz, • plenterartiger Bestandsaufbau durch ein kleinräumiges Nebeneinander von Bäumen ver- schiedener Alters- und Stärkeklassen.

Als für den Arten- und Biotopschutz besonders bedeutsame Wälder im Stadtgebiet von Weilheim i. OB sind zu nennen: • die Waldbereiche im Weilheimer Moos, • die Waldbereiche im Landschaftsschutzgebiet Magnetsrieder Hardt.

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Gehölzstrukturen (Hecken, Gebüsche, Feldgehölze, Initialgebüsche, Einzelbäume) Im Gemeindegebiet Weilheim zählen Hecken, Gebüsche und Feldgehölze zu den selteneren Lebensraumtypen. Hervorzuheben sind die Einzelgehölze und Einzelbäume im Eberfinger Drumlinfeld sowie die Hecken entlang der Bahnlinien südlich und südwestlich Weilheim.

Bewertung Gehölze Gehölze übernehmen im Funktionsgefüge des Naturhaushaltes vielfältige Funktionen: Sie bieten Tieren und Pflanzen vielfältige Lebensräume. Sie sind innerhalb der oftmals ausge- räumten landwirtschaftlichen Flur Standorte für seltene Pflanzen und stellen bedeutsame Teillebensräume (Nistplatz, Deckung und Schutz, Nahrungsangebot, Ansitz) für Tiere dar. Typische Besiedler von Hecken und Gebüschen sind Vögel (z. B. Neuntöter, Dorngrasmü- cke, Rebhuhn). Neben den Vögeln finden u. a. Tagfalterarten im Bereich der Gehölze und der Saumgesellschaften wertvolle Lebensräume. Gehölze tragen in der Landschaft zur Er- höhung der Strukturvielfalt bei und besitzen damit eine Bedeutung für die Erholungsnutzung. Ferner kommt ihnen eine Funktion als Verbindungselement von Waldbereichen, als Leit- struktur bei Ausbreitungs- bzw. Besiedlungsvorgängen (Nahrungsrevier, Rendezvous- Bereich, Überwinterungsort usw.) und als Pufferstruktur gegen Einflüsse aus intensiv ge- nutzten Bereichen (Agrarflächen und Industrieanlagen) zu.

Gewässer Quellen Ausgeprägte Quellstandorte sind im Gemeindegebiet Weilheim i. OB nicht häufig. Die ver- schiedenen Nutzungsansprüche (Trinkwassergewinnung, Weidenutzung, Forstwirtschaftliche Nutzung, Fischzucht) stellen eine Gefährdung für die noch vorhandenen Quellen dar.

Bewertung Quellen Aufgrund ihrer Seltenheit, ihrer Bedeutung als Lebensraum für bestimmte Tierarten (z. B. Libellen) und der Tatsache, dass der Lebensraumtyp der typischen Quellfluren nicht wieder- hergestellt werden kann, sind alle im Plangebiet noch vorhandenen Quellen von hoher Schutzbedürftigkeit und hohem naturschutzfachlichem Wert.

Flüsse Prägend für das Plangebiet ist das Gewässersystem der Ammer. Allerdings ist die natürliche Dynamik des Fließgeschehens der Ammer durch hochwasserbauliche Maßnahmen in weiten Teilen eingeschränkt.

Bewertung Flüsse Insbesondere dort, wo die Ammer noch ihr naturnahes Erscheinungsbild hat, ist sie von ho- hem naturschutzfachlichen Wert, insbesondere als Lebensraum für Arten der Äschenregion, als überregional bis landesweit bedeutsames Verknüpfungselement des Gewässersystems (Funktion als Ausbreitungsweg für gewässergebundene Organismen), als Nahrungsrevier (z. B. für an Gewässer gebundene Vogelarten, Libellen), als prägender Faktor für die begleiten-

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 121 den Talauen bzw. deren spezifische Lebensräume durch Überschwemmungen, durch Stabi- lisierung der Grundwasserstände und dadurch bedingte Förderung bzw. Sicherung von Feuchtgebieten. Die naturnahen Abschnitte der Ammer sind jedoch durch Hochwasser- schutzmaßnahmen und durch einen hohen Erholungsdruck stark zurückgegangen, so dass den verbleibenden Abschnitten eine herausgehobenen naturschutzfachliche Stellung beizu- messen ist.

Bäche Das Gemeindegebiet Weilheim ist von folgenden Bächen geprägt: Tiefenbach, Salzgraben, Hardtbach, Angerbach, Waitzackerbach.

Was die Bachstruktur betrifft, so sind die Verhältnisse lokal sehr unterschiedlich. Einige Bä- che (z. B. der Hardtbach) fließen weitgehend unbeeinträchtigt und unverbaut durch Wald-, Streuwiesen- und Grünlandgebiete und bilden dort wichtige Komponenten komplexer Le- bensraumsysteme. Außerhalb der Wälder ist ein Großteil der Bachläufe als weniger natur- nah einzustufen. Hier grenzt meist intensive landwirtschaftliche Nutzung bis an den Gewäs- serrand. Als Folge der Düngereinschwemmung dominieren auf den Bachböschungen nitrophile Staudenfluren mit Nährstoffzeigern wie Brennnessel (Urtica dioica), Mädesüß (Fili- pendula ulmaria), Kohldistel (Cirsium oleraceum) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum).

Bewertung Bäche Unbeeinflusst stellen Bäche arten- und strukturreiche Komplexlebensräume dar, die auf engstem Raum eine Vielzahl unterschiedlichster Standorte bieten können. Bäche beherber- gen in naturnahem Zustand besonders artenreiche Lebensgemeinschaften mit einem sehr hohen Anteil eng biotopgebundener (stenotoper) Arten. Neben ihrer Bedeutung für eine spe- zielle Flora und Fauna ist besonders die hohe Bedeutung der Bäche als Vernetzungselement hervorzuheben. Bäche sind durch verschiedene Faktoren gefährdet. Dazu gehören Eutrophierung durch Siedlungsabwässer, Düngermitteleintrag von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Begradigung bzw. Abflussbeschleunigung, Wasserableitung für Fischteiche und zur Abwasserverdünnung und damit verbunden eine Beeinflussung von Wasserchemismus und Wassertemperatur, Bachverbauung und teilweise Verrohrung besonders im Siedlungsbereich, wasserbauliche Maßnahmen wie Stauanlagen, übermäßige Besatzmaßnahmen mit stark räuberischen Fischarten.

Gräben Die im Plangebiet vorhandenen Gräben wurden meist zur Entwässerung von Feuchtgebieten angelegt (z. B. Weilheimer Moos) und stellen somit typische Elemente der Kulturlandschaft dar.

Bewertung Gräben Grundsätzlich können Gräben Ersatzlebensräume darstellen und eine naturschutzfachliche

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Funktion als Vernetzungselemente einnehmen. Da die Gräben im Weilheimer Moos jedoch weitgehend von naturschutzfachlich hochwertigen Bereichen umgeben sind, spielt eine Funktion als Ersatzlebensraum keine Rolle. Ebenso hat im Weilheimer Moos der Klima- schutz und die Wiederherstellung eines intakten Wasserhaushaltes größere Priorität als die potentielle Vernetzungsfunktion der Gräben.

Stillgewässer Der Dietlhofer See als größter See im Gemeindegebiet Weilheim gehört zu den flacheren Seen, die eine Disposition zu meso- bis eutrophen Verhältnissen aufweisen, da das Hypo- limnion aufgrund nicht ausreichenden Sauerstoffs im Sommer nicht in der Lage ist, die orga- nischen Substanzen vollständig abzubauen und es deshalb zu ausgeprägten Verlandungs- erscheinungen kommt. Gefährdet ist die seentypische Flora und Fauna durch die starke Erholungsnutzung sowie durch den Eintrag von häuslichen und landwirtschaftlichen Abwässer.

Neben dem Dietlhofer See sind im Gemeindegebiet die Weiher im Eberfinger Drumlinfeld (Haarsee, Rothsee, Mitterlache, Gumpenau und der Blaslweiher) zu nennen. Ferner sind unbenannte Stillgewässer im Bereich des Weilheimer Mooses zu verzeichnen.

Die Pflanzen- und Tierwelt der Teiche und Weiher ist weniger durch den Verlust des Lebens- raumes bedroht, als vielmehr durch Beeinträchtigungen wie Eutrophierung durch einge- schwemmte Düngemittel bzw. Abwässer, Trittbelastungen und Zerstörung der Ufervegetati- on sowie Störungen durch Freizeitnutzung und Sportangler, hoher Fischbesatz, Intensivie- rung der Fischzucht und infolgedessen verstärkte Eutrophierung durch Zufütterung über Futterautomaten, Verkürzung der Räumungsintervalle, sowie umfassende Beseitigung der Ufervegetation, Kalkung des Gewässerbodens, Düngung und Trockenfallenlassen oftmals bis in die Vegetationsperiode hinein.

Bewertung Stillgewässer Die Seen und Weiher stellen Lebensräume seltener Sumpf- und Wasservögel dar. Sie bieten Rast- und Überwinterungsplätze für viele Zugvögel. Sie sind Laichgewässer stark gefährde- ter Amphibienarten, Lebensraum von Ringelnatter, verschiedenen Kleinfischarten, vieler Li- bellenarten, Wasserkäfer-, Wasserwanzen. Auch die Muscheln und Wasserschnecken sind bei entsprechender Ausprägung in beachtlichem Individuen- bzw. Artenreichtum vertreten. Als Weiher des Eberfinger Drumlinfeldes zählt der Haarsee zu den überregional bedeutsa- men Weihern.

Feuchtlebensräume Die meisten der nachfolgend beschriebenen Feuchtlebensräume sind im Landschaftsplan und Flächennutzungsplan auch als amtlich kartierte Biotope gekennzeichnet. Es wird unter- schieden in Hochmoor/Übergangsmoor, Streuwiesen, Nass- und Feuchtwiesen sowie Röh- richte, Großseggenriede, Hochstauden und artenreiches Extensivgrünland.

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Hochmoore/Übergangsmoore Einzelne Vorkommen von Hochmooren/Übergangsmooren sind im östlichen Gemeindege- biet im Bereich der Hardtwiesen, um den Bereich Farchenbichl, eingelagert im Kalkofenholz und östlich des Gutes Rothsee sowie im Bereich des Hahnenbühels festzustellen.

Bewertung Hochmoore/Übergangsmoore Den Hoch- und Übergangsmooren kommt eine herausgehobene naturschutzfachliche Be- deutung zu. Zum einen bieten sie Lebensraum für eine sehr spezialisierte Flora und Fauna, zum anderen wirken sie sich positiv auf den gesamten Naturhaushalt aus: Sie stellen durch die spezifischen Eigenschaften der Torfmoose einen natürliche Wasserspeicher dar und wir- ken sich als Kohlenstoffsenke positiv auf das Klima aus. Nicht zuletzt sind sie aufgrund der konservierenden Eigenschaft der Torfe von allgemein naturkundlicher, aber auch kulturge- schichtlicher Bedeutung. So können die in Hochmooren enthaltenen Pflanzenreste, Baum- pollen und kulturellen Artefakte Hinweise zur nacheiszeitlichen Vegetationsgeschichte und zur frühen Kulturgeschichte des Raumes liefern.

Für den Rückgang der ursprünglich auch im Bereich des Weilheimer Mooses vorhandenen Hochmoore sind neben dem Torfabbau vor allem die in der Vergangenheit stattgefundenen Kultivierungsbemühungen verantwortlich.

Niedermoore3, Streuwiesen und Quellmoore4 Niedermoore, Streuwiesen und Quellmoore kommen im Gemeindegebiet Weilheim vor allem im Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes (z. B. Hardtwiesen), im Bereich des Weilheimer Mooses und im Bereich Hahnenbühel vor.

Bewertung Niedermoore, Streuwiesen und Quellmoore Den Niedermooren, Streuwiesen und Quellmooren im Gemeindegebiet Weilheim kommt aufgrund ihrer hohen Artenvielfalt eine herausgehobene Bedeutung zu. Zu den Pflanzenar- ten der Niedermoore und Streuwiesen, die im Landkreis Weilheim-Schongau aufgrund der hohen Individuenzahlen bundesweit bedeutsame Bestände besitzen, gehören insbesondere die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris) mit dem bundesweit zweitgrößten Vorkommen in der Magnetsrieder Hardt, das Preußische Laserkraut (Laserpitium prutenicum), das Traun- steiners Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri), das Blassgelbe Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca), das Kleine Knabenkraut (Orchis morio), die Einknolle (Herminium monorchis), der Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa), der Stengellose Enzian (Gentiana clusii; gilt für voralpine Vorkommen), der Duft-Lauch (Allium suaveolens), die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) und der Moor-Tarant (Swertia perennis). Darüber hinaus kommen einige bundesweit

3 Mit dem Begriff „Niedermoor“ wird ein Vegetations- und Standorttyp beschrieben, während mit dem Begriff „Streuwiese“ ein Nutzungstyp beschrieben wird, der durch eine Mahd im Spätsommer/Herbst zur Streugewin- nung charakterisiert ist. Unter dem Begriff „Niedermoorvegetation/Streuwiese“ werden hier Kleinseggenriede, Kopf- und Haarbinsenriede, Großseggenriede und vor allem die zur Streugewinnung genutzten Pfeifengraswie- sen zusammengefasst. 4 Quellmoore sind Vermoorungen an sickerfeuchten Quellhorizonten. An kalkhaltigen, vermoorten Quellen wird die Vegetation von Davallseggenrieden gebildet.

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 124 sehr selten gewordene Pflanzenarten wie das Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora), das Glanzkraut (Liparis loeselii) und die Buxbaum Segge (Carex buxbaumii) in den Streuwiesen vor.

Faunistisch sind die Streuwiesen- und Niedermoorgebiete ebenfalls bedeutsam. So sind einige der letzten Brachvogel-Brutvorkommen des Voralpinen Hügel- und Moorlands ange- siedelt. Weitere gefährdete Vogelarten der Streuwiesen- und Niedermoorgebiete stellen Be- kassine, Braunkehlchen und Wiesenpieper dar. Vor allem die tief gelegenen Riedlandschaf- ten der Seebecken sind darüber hinaus bedeutsam als Überwinterungsgebiete für verschie- dene Vogelarten wie Kornweihe, Raubwürger und den seltenen Merlin. Zur Zugzeit halten sich in den Niedermoor- und Streuwiesen-Landschaften der Seebecken regelmäßig größere Trupps von Limikolen-Arten wie Kiebitz, Kampfläufer, Brachvogel auf.

Mehrere Streuwiesen-Gebiete, die mit Hochmooren in enger räumlicher Verbindung stehen, stellen Teillebensräume von Kreuzotterpopulationen dar.

Die Insektenfauna der Streuwiesen ist (neben der der Kalkmagerrasen) die mannigfaltigste aller Nutzökosysteme.

Bedingt durch die überdurchschnittliche Ausstattung sind typische Arten, wie etwa der Lun- genenzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon) oder der Abbiß-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) in ungewöhnlich zahlreichen Vorkommen vertreten. Unter den Heuschrecken trifft dies z. B. für Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) und Sumpfschrecke (Mecostethus gros- sus) zu, aber auch für die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar), die insgesamt noch gut repräsentiert ist.

Neben ihrer Bedeutung für den Artenschutz kommt den Niedermooren, Streuwiesen und Quellmooren eine Bedeutung für den gesamten Naturhaushalt und für das Landschaftsbild zu.

Aufgrund ihrer hohen Bedeutung sind viele der Niedermoor- und Streuwiesenkomplexe im Gemeindegebiet Weilheim von landesweiter Bedeutung. Zu ihnen zählen gemäß ABSP die folgenden: • (Teil-)Kultivierte Seebecken-Moorlandschaft des südlichen Ammerseebeckens mit Streu- wiesen-Resten im Raum zwischen Raisting im Norden und der Verbindungsstraße Weil- heim-Tankenrain im Süden (TK 8132) Groß-Niedermoorgebiet, jedoch stark in mehrere Teilgebiete aufgesplittert und durchgehend gestört. Größere Regenerati- onsbezirke v. a. im Weilheimer Moos. Wegen seiner Degradation nicht mehr als national bedeutsam eingestuft. Als Über- winterungsgebiet für Kornweihen bedeutsam.

• Hardtlandschaft - zentrales Eberfinger Drumlinfeld (TK 8133) Das Gebiet umfasst Niedermoor- und Streuwiesengebiete südlich und südwestlich der Hardtkapelle im Kom- plexzusammenhang mit Kalkmagerrasen und Bodensauren Magerrasen sowie Hoch- und Übergangsmooren. Die lang ge- zogenen Magerrasen-Niedermoor-Zonationskomplexe an den Randzonen mehrerer Drumlins sowie die Ökotone Magerra-

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sen-Niedermoor-Hochmoor sind bundesweit möglicherweise einzigartig. Bei den Niedermooren handelt es sich fast aus- schließlich um Versumpfungs- und Quellhangmoore.

• Quellmoor „Maffeibuckel" bei Hardtwiese im westlichen Eberfinger Drumlinfeld (TK 8133), National bedeutsam wegen der Gebietsgröße und des Erhaltungszustandes des Gebietes (Quellmoormorphologie)

Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (Technisierung, Umstellung von Mist- auf Güllewirtschaft, moderne Stallbauten auf streugenutzten Niedermoor- und Nasswiesenberei- chen, Flurbereinigung) aber auch Aufforstungen führten insbesondere in der Vergangenheit zu einem starken Rückgang der Streuwiesen und Niedermoore. Zudem wurden Streuwiesen häufig in Wirtschaftsgrünland umgewandelt. Heute fallen die Flächenverluste durch landwirt- schaftliche Nutzungsintensivierung nicht mehr ins Gewicht. Auch die Flurneuordnung hat heute eine differenziertere Zielsetzung, so dass beispielsweise die Flurneuordnung im Ge- biet Marnbach-Deutenhausen zur Schaffung günstigerer Eigentumsstrukturen genutzt wer- den konnte, so dass sich danach für die Streuwiesengebiete die Biotop-Pflege- und Biotop- Verbund-Maßnahmen leichter organisieren und umsetzen ließen.

Zu den heutigen Gefährdungspotentialen zählen insbesondere Flächenverluste durch stra- ßenbauliche Maßnahmen, Brachfallen, randliche Eutrophierung aufgrund von Kleinteiligkeit und Nährstoffeinträgen aus benachbarten landwirtschaftlich intensiv genutzten Bereichen, schleichende Entwässerung aufgrund von Grabenräumungen und dadurch ausgelöster Tie- ferlegungen der Grabensohlen sowie Überschwemmungen mit nährstoffbelastetem Wasser.

Nass- und Feuchtwiesen Nass- und Feuchtwiesen sind im Gemeindegebiet Weilheim selten, sie kommen kleinflächig entlang der Rott vor. Feuchtwiesen stellen Ersatzgesellschaften von Erlen-Bachauwäldern, stellenweise auch von Erlen-Eschen-Quellnischenwäldern dar. Aufgrund der Niedermoor- standorte im Gemeindegebiet Weilheim dominiert hier jedoch die Streuwiesennutzung. Von den Streuwiesen unterscheiden sich die Feuchtwiesen hinsichtlich ihrer Nutzung dadurch, dass das Mähgut als Futter und nicht als Einstreu verwendet wird. Feuchtwiesen sind im Alpenvorland vor allem für häufig überschwemmte, natürlich nährstoffreiche Bachtäler typisch.

Bewertung Nass- und Feuchtwiesen Heute gehören nicht aufgedüngte und nicht entwässerte Feuchtwiesen zu den ausgespro- chen seltenen und zugleich hochgefährdeten Wiesengemeinschaften, die nur noch in be- scheidenen Restflächen vorgefunden werden können. Der ehemalige Flächenzusam- menhang entlang der Bachläufe ist längst verloren gegangen, die ehemalige Verbundsituati- on in der Landschaft unterbrochen. Die Feuchtwiesen-Restflächen sind heute vielfach stark durch schleichende Eutrophierung gefährdet, zum Beispiel durch Nährstoffeinträge aus an- grenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, aber auch durch Überschwemmungen von mit Nährstoffen belasteten Bachläufen.

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Röhrichte, Großseggenriede und feuchte Hochstaudenfluren Röhrichte, Großseggenriede und feuchte Hochstaudenfluren kommen häufig miteinander vergesellschaftet vor.

Röhrichte treten im Plangebiet in Überflutungsbereichen der Flüsse und Bäche sowie in den Verlandungsbereichen von Stillgewässern auf. Daneben zeigen ungenutzte Streuwiesen sowie Abtorfungsbereiche die Tendenz vom Schilf (Phragmites australis) überwachsen zu werden und wandeln sich so zu Schilfröhrichten um. Auch die pflanzensoziologisch oft eintö- nigen Rohrglanzgrasbestände (Phalaris arundinacea) gehören zu den Röhrichten, die an nährstoffreichen Standorten an Gewässern mit stärker wechselnden Wasserständen auftre- ten. Hochstaudenfluren sind meist kleinflächig entwickelte Vegetationsstrukturen entlang der Gewässer, Gräben oder in Teilbereichen der Moose.

Bewertung Röhrichte, Großseggenriede und feuchte Hochstaudenfluren Großseggenriede und Röhrichtbestände stellen ein wichtiges Glied in Verlandungsserien meso- bis eutropher Gewässer dar und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Selbstreini- gungskraft der Gewässer; außerdem tragen sie zum Hochwasserschutz (Verminderung der Bodenerosion, Verlangsamung des Wasserstroms) und zur Grundwasserneubildung bei und schützen die Gewässer vor Einschwemmungen.

Von hoher Bedeutung für den Naturschutz sind Hochstaudenfluren und Großseggenriede als Pufferzonen für Moorgebiete oder Streuwiesen gegenüber intensiv bewirtschafteten Berei- chen. Auch als Säume entlang von Bächen und Flüssen können begleitende Uferstreifen eine Beeinträchtigung der Fließgewässer vermeiden oder zumindest verringern.

Röhrichtgürtel und Großseggenbestände bieten Lebensraum für zahlreiche gefährdete Pflan- zen- und Tierarten. Sie sind Lebensraum von Röhrichtbewohnern, z. B. Teichrohrsänger, Rohrammer, Bekassine. Die Bestände sind auch als Schlafplatz (z. B. für Stare, Mehl-, Rauch- und Uferschwalben), Nahrungshabitat für überwinternde Kleinvögel, Ruhe- oder De- ckungsraum für Jungvögel und mausernde Altvögel von hoher naturschutzfachlicher Bedeu- tung. Ferner sind sie Nahrungs- und Laichhabitat für Amphibien, Lebensraum für Reptilien (Ringelnatter) und Kleinsäuger (Wasser- und Sumpfspitzmaus), Fortpflanzungs- und Nah- rungshabitat vieler Libellenarten, Nahrungs-, Brut- und Lebensraum für verschiedene schilfphytophage Insekten. In Großseggenriedern sind u. a. stark gefährdete Heuschrecken- arten wie die Sumpfschrecke (Mecostethus grossus) und die Langflügelige Schwertschrecke (Conocephalus discolor) vertreten. Sie stellen ein Winterquartier für Spinnen und Asseln und bieten die Grundlage für die Wasserfauna.

Hochstaudenfluren können bei vielschichtigem Aufbau (vertikale Vegetationsschichtung) relativ artenreiche Tiergesellschaften beherbergen. Hervorzuheben sind Raupen verschie- dener Tagfalter, Blattkäfer, Wanzen und kleine bis mittelgroße Räuber, z. B. verschiedene

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Radnetzspinnen und Raubwanzen. Manche Vogelarten wie das Braunkehlchen finden am Rande solcher Bestände ihr Optimalhabitat.

Durch ihren Blütenreichtum sind Hochstaudenfluren in größeren Moorgebieten, z. B. entlang von Gräben, von hohem Wert. Viele Tagfalter wie der Hochmoorgelbling (Colias palaeno) sind auf diese Bestände als Nahrungshabitat angewiesen.

Von hoher Bedeutung sind vor allem die großflächigen Großseggen- und Röhrichtbestände im Verlandungsbereich der Stillgewässer.

Einer der wesentlichen Nutzungskonflikte für diese Vegetationstypen entsteht durch die Er- holungsnutzung, v. a. den Badebetrieb und Angler, an den größeren Stillgewässern. An Fließgewässern und Gräben oder im Umfeld von Mooren und Streuwiesen bilden Ent- wässerung und intensive Nutzung die bedeutendste Beeinträchtigung und Gefährdung.

Durch die Mahd derartiger Randstrukturen, Saumbereiche und Grabenränder gehen wichtige Habitatstrukturen, z. B. für röhrichtbewohnende Vogelarten oder Insekten, verloren.

Magerrasen und Trockenstandorte Magerrasen und Trockenstandorte kommen im Gemeindegebiet Weilheim als kleine Teilflä- chen im Bereich des Eberfinger Drumlinfeldes, meist in unmittelbaren Komplexzusammen- hang mit kalkreichen Streuwiesen und Niedermooren sowie an den Westhängen des Gögerl vor.

Bewertung Magerrasen und Trockenstandorte Die Kalkmagerrasen mitsamt der angrenzenden Saum- und Waldrandbereiche gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Bayerns. Fast noch höher ist die relative Bedeutung der Kalkmagerrasen für die Erhaltung einiger Insektengruppen. Magerrasen und Trockenlebens- räume zeichnen sich durch ihre extremen Standorteigenschaften (starke Sonnenein- strahlung, Trockenheit und Nährstoffarmut) aus. Eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflan- zenarten ist auf derartige Standorte angewiesen, wie beispielsweise verschiedene Spinnen-, Schnecken-, Käfer- und Heuschreckenarten. Auch Wildbienen und Schmetterlinge, Vögel und Reptilien finden hier einen geeigneten Lebensraum vor.

Dem Kalkmagerrasen an den Westhängen des Gögerl kommt eine überregionale Bedeutung zu. Als Relikte einer ehemals parkartigen Hutungslandschaft sind die Trockenhänge durch Kalkmagerrasen und Pfeifengraswiesen mit Tumulusbildungen geprägt.

Gefährdet sind Trocken- und Halbtrockenrasen insbesondere durch Nährstoffeintrag (z. B. aus intensiver landwirtschaftlicher Nutzung), durch Verbuschungstendenzen auf nicht mehr gemähten oder beweideten Flächen oder durch Aufforstungen. Der Erhalt des Artenbestandes dieser zumeist isoliert liegenden Restbestände wird darüber

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 128 hinaus durch die Kleinflächigkeit und den zumeist schlechten Pflegezustand erschwert.

Landwirtschaftliche Nutzflächen (Acker, Grünland, Gartenland) Der größte Teil des Plangebietes wird landwirtschaftlich genutzt. Unter den intensiver ge- nutzten Flächen lassen sich • Fettwiesen und Fettweiden/Mähweiden (Grünland) und • Ackerflächen unterscheiden.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche wird weitgehend als Grünland genutzt, großflächigere Ausnahmen stellen die Auenniederung sowie die Niederterrasse da, diese werden aufgrund der günstigen Bodenbedingungen meist ackerbaulich genutzt.

Fettwiesen wachsen auf entwässerten oder auf Standorten, bei denen der Grundwasser- stand nicht in den Wurzelraum reicht. Sie werden regelmäßig gedüngt und häufig gemäht. Pflanzensoziologisch sind Fettwiesen der Gesellschaft der Glatthaferwiesen (Dauco- Arrhenateretum) zuzuordnen, wobei je nach Intensität der Bewirtschaftung das vorkommen- de Artenspektrum verarmt. Während auf trockeneren Standorten Arten der Salbei- Glatthaferwiese vorkommen, finden sich auf feuchteren Standorten Kohldisteln eingemischt. Bei starker Düngung mit Gülle und Jauche kommen die weißblühenden Doldengewächse Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) zur Do- minanz und prägen vor dem 1. und 2. Schnitt das Landschaftsbild.

Fettweiden nehmen die gleichen Standorte wie Fettwiesen ein. Bedingt durch die Beweidung werden hier tritt- und verbissempfindliche Arten zu Gunsten der „Weideunkräuter“ zurückge- drängt. Kennzeichnend ist die Gesellschaft der Weißklee-Weidelgrasweiden mit dem Vor- kommen von Weißklee (Trifolium pratense) und dem deutschen Weidelgras (Lolium peren- ne). Reine Weiden sind selten; häufiger sind Mähweiden, die nach der Beweidung noch ge- schnitten werden und deren Artenspektrum zwischen den Wiesen und Weiden liegt, anzu- treffen.

Bewertung Landwirtschaftliche Nutzflächen Äcker und Grünland prägen aufgrund ihrer flächenhaften Verbreitung als Kulturlandschaft im Gemeindegebiet Weilheim entscheidend das Landschaftsbild. Zusammen mit anderen Ve- getations- und Nutzungsstrukturen bereichern sie die Landschaft und besitzen eine Bedeu- tung für die Naherholungsnutzung.

In Bezug auf den Arten- und Biotopschutz kommt den intensiv genutzten, artenarmen Flä- chen nur geringe Bedeutung zu, bisweilen wirken sie sich nachteilig aus, indem sie Verbin- dungen und Austauschbeziehungen zwischen Biotopflächen unterbrechen und für weniger mobile Arten unüberwindbare Ausbreitungsbarrieren darstellen.

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3. Bewertung der Umweltauswirkungen einschließlich Prognose bei Durchfüh- rung der Planung

Sowohl bei der Erarbeitung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Gesamtkon- zeptes für das Gemeindegebiet Weilheim als auch im Planungsprozess zum Flächennut- zungsplan wurde den Umweltbelangen und der Prognose etwaiger Umweltauswirkungen potentieller Bauflächenneuausweisungen großes Gewicht eingeräumt. Dies führte dazu, dass die im FNP 2020 schlussendlich neu dargestellten Bauflächen mit geringen Umwelt- auswirkungen verbunden sein werden. Nachstehend sind zusammenfassend für diese Ge- biete deren Darstellung im rechtswirksamen Flächennutzungsplan, die aktuelle Bestandssi- tuation sowie die durch die Planung ausgelösten Umweltauswirkungen, differenziert in die Schutzgüter Pflanzen und Tiere, Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaftsbild, Kultur- und Sachgüter sowie Mensch dargestellt:

Darstellung der Flächen im rechtswirksamen Flächennutzungsplan Die Flächen, welche im Rahmen des Flächennutzungsplanes 2020 neu als Wohnbau- und gemischte Bauflächen bevorratet werden, sind im rechtswirksamen Flächennutzungsplan mit Ausnahme der Wohnbaufläche „WM Nord-West (Eichtweide)“, welche bereits als Wohnbau- fläche dargestellt war, als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt.

Schutzgutbezogene Bedeutung der Flächen sowie Umweltauswirkungen Pflanzen, Tiere: Sowohl die Flächenreserven als auch die Neuausweisungen von Wohn-, Misch-, Gewerbe- bau- und Gemeinbedarfsflächen werden aktuell weitgehend intensiv landwirtschaftlich ge- nutzt. Demzufolge kommt ihnen im Hinblick auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere gemäß der Einstufung im Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft" in der ergänzten Fassung vom Januar 2003 (BayStMLU 2003) eine geringe Bedeutung zu (Kategorie I). Eine Ausnahme stellen die gehölzbestandenen Teilbereiche der gewerbebaulichen Flächenreser- ve WM Nord-West (Eichtweide) sowie der Flächenreserve Gemeinbedarf öffentliche Ver- waltung (Branca-Park) dar. Den gehölzbestandenen Bereichen, welche im Bereich Branca- Park zudem in der amtlichen Biotopkartierung erfasst und Teil eines innerstädtischen Grün- zuges sind, kommt eine mittlere Bedeutung für Pflanzen und Tiere (Kategorie II) zu. Für alle Flächenreserven und Neuausweisungen gilt, dass durch Darstellung der Flächen als Bauflä- chen im Flächennutzungsplan eine zukünftige Bebauung planerisch vorbereitet wird. Damit verbunden ist der Verlust der Vegetationsdecke in den bebauten Bereichen. Zugleich wird durch Ein- und Durchgrünungsmaßnahmen innerhalb der Baugebiete, im Bereich der derzeit intensiv genutzten Flächen deren naturschutzfachliche Bedeutung für Pflanzen und Tiere aufgewertet.

Boden, Wasser, Klima/Luft: Die Böden in den Plangebieten sind aufgrund langjähriger Nutzung als landwirtschaftliche Flächen, als Kiesabbauflächen und als Grünflächen anthropogen überprägt (Kategorie II).

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Hinsichtlich der Grundwasserstände ist davon auszugehen, dass diese in der Regel nicht oberflächennah anstehen (Kategorie II). Eine Ausnahme kann der Bereich „WM Nord West (Eichtweide)“ darstellen, welcher in den Kartierungen des Wasserwirtschaftsamtes im was- sersensiblen Bereich liegt, wo mit hohen Grundwasserständen zu rechnen ist (Kategorie III). Gleiches gilt für eine kleine Teilfläche im südöstlichen Bereich der Fläche „WM Süd-Ost“. Mit Ausnahme der Flächenreserve Gemeinbedarf am Badeweg, welcher hinsichtlich des Schutzgutes Wasser von hoher Bedeutung ist (Kategorie III), ist allen Flächen ihre Lage au- ßerhalb von Überschwemmungsgebieten gemeinsam. Klimatisch kommt den Flächen auf- grund der landwirtschaftlichen Nutzung ohne bemerkenswerte Reliefstrukturen eine allge- meine Bedeutung für die Kaltluftentstehung zu. Mit Ausnahme der Flächenreserve Gemein- bedarf an der Hardtkapellenstraße, welcher hinsichtlich des Schutzgutes Klima eine mittlere Bedeutung beizumessen ist (Kategorie II), liegen sie nicht im Bereich von Frischluftbahnen mit Siedlungsanschluss (Kategorie I). Im Zuge einer Bebauung der Gebiete wird Boden ver- siegelt bzw. in seiner derzeitigen Ausprägung verändert, versickerungsaktive Fläche und Kaltluftentstehungsfläche geht verloren.

Landschaftsbild Für das Landschaftsbild und die Erholungseignung haben die Flächen aufgrund fehlender strukturierender Elemente, wie Einzelbäume und Gehölze weitgehend eine geringe Bedeu- tung (Kategorie I). Bemerkenswert ist die Bedeutung der gehölzbestandenen Gemeinbe- darfsfläche öffentliche Verwaltung (Branca-Park) sowie der teilweise gehölzbestandenen gewerbebaulichen Flächenreserve WM Nord-West (Eichtweide). Beide Flächen erfüllen eine mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild (Kategorie II). Entsprechend hätte eine Bebau- ung der gehölzbestandenen Flächen mittlere Auswirkungen auf das Landschaftsbild.

Kultur- und Sachgüter Innerhalb der geplanten Bauflächen liegen keine Bau- und Bodendenkmäler. Somit werden im Falle einer Realisierung der Bebauung keine negativen Auswirkungen ausgelöst.

Mensch Die Wohnbauflächen werden aktuell landwirtschaftlich genutzt und liegen im Anschluss an bestehende Wohngebiete. Durch die Darstellung der Flächen als Wohnbebauung wird die Schaffung von Wohnraum für die nachwachsende und zuziehende Bevölkerung planerisch vorbereitet. Eine gewisse Beeinträchtigung wird durch die Bebauung für die Bewohner der aktuell im Übergang zur freien Landschaft liegenden Gebäude ausgelöst, indem deren Sichtbeziehun- gen in die freie Landschaft beeinträchtigt werden. Da diese Auswirkung jedoch zum einen nur eine geringe Zahl von Bewohnern betrifft, und die Auswirkung im Falle einer Neuauswei- sung von Baugebieten im Anschluss an die bestehende Bebauung zum anderen regelmäßig unvermeidbar ist, ist die Auswirkung nicht entscheidungserheblich. Im Falle einer wohnbaulichen Bebauung des Bereiches WM Nord West (Eichtweide) ist auf- grund der Lage im wassersensiblen Bereich mit hohen Grundwasserständen zur rechnen, so

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 131 dass hier etwaige Schutzmaßnahmen in den nachfolgenden Bebauungs- und Genehmi- gungsplänen festzusetzen sind.

Im Vorfeld einer Realisierung der gewerbebaulichen Flächenreserve WM Nord West (Eicht- weide) ist ein schlüssiges Erschließungskonzept zu erarbeiten.

Im Hinblick auf die Gesundheit des Menschen sind ferner die Schallimmissionswerte an den geplanten Siedlungsflächen zu beurteilen. In Kap. D.1.7 sind die Schallimissionen an den geplanten Siedlungsflächen prognostiziert. Der Prognose zufolge sind im Rahmen der ver- bindlichen Bauleitplanung vor allem bei der Neuausweisung der Wohnbauflächen Weilheim Ost zum Narbonner Ring, der gemischten Baufläche Weilheim Nord-Ost zur B 2 und bei den Neuausweisungen der Wohnbaufläche Weilheim Süd-Ost und der Wohnbaufläche Unter- hausen-Süd zur B 2 durch entsprechende Maßnahmen oder Abstände der Baufenster vom Immissionsschwerpunkt den Beeinträchtigungen durch Lärm entgegen zu wirken. Ferner werden im Bereich Weilheim Süd-Ost Schallschutzmaßnahmen aufgrund des benachbarten Spiel- und Sportplatzes zu treffen sein. Die gemischte Baufläche Weilheim Nord-Ost zur B 2 darf aufgrund der hohen Lärmimmissionen nur mit mischgebietsverträglichen „sonstigen Gewerbebetrieben“ (keine Wohnnutzung, Bürogebäude, Beherbergungsbetrieb) bebaut wer- den. Hinsichtlich der durch Schienenlärm ausgelösten Immissionen ist die Neuausweisung im Bereich Unterhausen Süd zu beleuchten. Im Flächennutzungsplan sind die Bereiche, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Lärm- schutzmaßnahmen erforderlich werden, markiert, die konkreten Maßnahmen sind aufgrund von Schallgutachten, welche im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung durchgeführt wer- den, festzulegen.

4. Prognose bei Nichtdurchführung der Planung

Im Falle einer Nichtbebauung der im Flächennutzungsplan 2020 dargestellten Bauflächen würden diese in ihrem derzeitigen Zustand als landwirtschaftliche bzw. gehölzbestandene Flächen erhalten bleiben. Ein besonderes Biotopentwicklungspotential ist für die Flächen nicht festzustellen.

5. Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich

Nachfolgend sind die für die Ebene des Flächennutzungsplanes relevanten Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung des Eingriffs genannt, zugleich ist der Ausgleichsbedarf ab- geschätzt und sind geeignete Ausgleichsmaßnahmen aufgeführt.

5.1 Schutzgutbezogene Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung Auf der Ebene der Flächennutzungsplanung besteht die wesentliche Maßnahme zur Ver- meidung/Minderung nachteiliger Umweltauswirkungen in der Standortwahl. In der Tatsache,

Planungsbüro U-Plan Begründung Flächennutzungsplan Stadt Weilheim i. OB 132 dass die geplanten Bebauungen mit Ausnahme der gewerbebaulichen Flächenreserve WM Nord-West (Eichtweide) an bestehende Bauflächen angrenzen und weitgehend außerhalb von Flächen liegen, die für Natur und Landschaft und das Landschaftsbild bzw. die Erho- lungseignung von besonderer Bedeutung sind, ist eine wesentlicher Beitrag für die Vermei- dung von Beeinträchtigungen geleistet. Ferner tragen die im Landschaftsplan fixierten Maß- nahmen zur Ortsrandeingrünung zur weiteren Verringerung der Umweltauswirkungen bei. Eine Konkretisierung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen ist in der verbindlichen Bauleitplanung durch entsprechende grünordnerische Gesamtkonzepte zu vollziehen.

5.2 Ausgleich Nach § 21 Abs. 1 BNatSchG und § 1 a Abs. 3 BauGB sind Städte und Gemeinden ver- pflichtet, Eingriffe in Natur und Landschaft - sofern sie nicht vermieden werden können - durch Aufwertung anderweitiger Flächen auszugleichen (Naturschutzrechtliche Eingriffsre- gelung). Die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung ist im Bauleitplanverfahren in der Abwä- gung nach § 1 Abs. 7 BauGB zu berücksichtigen.

Um die abwägungsrelevanten Informationen zu ermitteln, wird der Leitfaden „Bauen im Ein- klang mit Natur und Landschaft“ (BayStMLU 2003) auf die im Flächennutzungsplan geplan- ten Neuausweisungen angewendet.

In Tabelle 15 ist für die im Flächennutzungsplan 2020 weiterverfolgten Flächenreserven des Flächennutzungsplanes aus dem Jahr 1989 sowie für die Neuausweisungen der Ausgleichs- flächenbedarf dargestellt. Gemäß der Maßstäblichkeit der Planungsebene des Flächennut- zungsplans kann der Bedarf an Ausgleichsflächen im Rahmen der vorbereitenden Bauleit- planung jedoch nur überschlägig benannt werden. Erst die nachfolgende Bebauungsplanung und die darin fixierten Vermeidungsmaßnahmen entscheiden darüber, welcher Ausgleichs- faktor angemessen ist. Zudem können erst in der verbindlichen Bauleitplanung die eingriffs- neutralen Bereiche (versiegelte Flächen, Grünflächen, die in ihrem Bestand erhalten werden, etc.), für die kein Ausgleichsbedarf entsteht, ausdifferenziert werden. Ein Teil des in nach- stehender Tabelle dargestellten Bedarfs wird zudem innerhalb des jeweiligen Geltungsbe- reichs des Bebauungsplans umgesetzt werden können.

Bereits zu konkreten Eingriffsvorhaben festgesetzte naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen sind dem Ökoflächenkataster, welches beim Bayerischen Landesamt für Umwelt geführt wird, zu entnehmen (http://www.lfu.bayern.de/natur/oekoflaechenkataster/index.htm).

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Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Bezeichnung/Lage Größe [ha] Bestand Eingriffs- Erforderlicher Ausgleichsbedarf [Kategorie] schwere Minimal [ha] Maximal [ha] Zwischen- [Typ] summe [ha] Wohnbau- und Gemischte Bauflächen WM Süd (südl. Zugspitzstraße, 4,0 ha intensiv genutzte lw. Fläche; ausgeräumte Flur; keine Typ B 0,80 2,00 0,80 - 2,00 östl. Prälatenweg) - W Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5) [Zusammenschau: Kategorie I] WM Süd-Ost (südl. Weinhart- 3,3 ha intensiv genutzte lw. Fläche; ausgeräumte Flur; keine Typ B 0,66 1,65 0,66 - 1,65 straße) - W Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima; (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5) Ausnahme: wassersensibler Bereich im Südosten des Gebietes [Zusammenschau: Kategorie I] WM Ost (östl. Narbonner Ring) - 3,0 ha intensiv genutzte lw. Fläche; ausgeräumte Flur; keine Typ A 0,90 1,80 0,90 - 1,80 W Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima (GRZ > 0,35) (Faktor 0,3) (Faktor 0,6) [Zusammenschau: Kategorie I] WM Unterhausen Süd - W 2,0 ha intensiv genutzte lw. Fläche; ausgeräumte Flur; keine Typ B 0,40 1,00 0,40 - 1,00 Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5) [Zusammenschau: Kategorie I] WM Unterhausen Mitte - W 0,4 ha intensiv genutzte lw. Fläche; einzelne Bäume; keine Be- Typ B 0,08 0,40 0,08 - 0,40 sonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5) [Zusammenschau: Kategorie I, Einzelbäume: Kategorie II] WMNord-West(Eichtweide) - W 1,0 ha intensiv genutzte lw. Fläche, Siedlungsumfeld; einzelne Typ B 0,50 0,80 0,50 - 0,80 Gehölzstrukturen; wassersensibler Bereich; keine Be- (GRZ # 0,35) (Faktor 0,5) (Faktor 0,8) sonderheiten der Schutzgüter Boden und Klima [Zusammenschau: Kategorie II] WMNord-Ost(westl.B2)-M 0,3ha intensivgenutztelw.Fläche;VorbelastungdurchB2und Typ A 0,09 0,18 0,09 - 0,18 Siedlungsumfeld; keine Besonderheiten der Schutzgüter (GRZ > 0,35) (Faktor 0,3) (Faktor 0,6) Boden, Wasser, Klima [Zusammenschau: Kategorie I] Marnbach - W 0,7 ha intensiv genutzte lw. Fläche; ausgeräumte Flur; keine Typ B 0,14 0,35 0,14 - 0,35 Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5)

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Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Bezeichnung/Lage Größe [ha] Bestand Eingriffs- Erforderlicher Ausgleichsbedarf [Kategorie] schwere Minimal [ha] Maximal [ha] Zwischen- [Typ] summe [ha] [Zusammenschau: Kategorie I] Summe: Geplante Wohnbau- 14,7 ha Summe: Ausgleichsbedarf Wohn- und Gemischte Bauflächen 4,29 - 8,18 ha flächen

Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Bezeichnung/Lage Größe [ha] Bestand Eingriffs- Erforderlicher Ausgleichsbedarf [Kategorie] schwere Minimal [ha] Maximal [ha] Zwischen- [Typ] summe [ha] Gewerbeflächen WMNord(LeprosenwegNord) 2,6 gewerblichgenutzte,ehemaligeKiesgrubeu.intensiv Typ A 0,78 1,56 0,78 - 1,56 genutzte lw. Fläche; anthropogene Überprägung des (Faktor 0,3) (Faktor 0,6) Landschaftsbildes sowie der Schutzgüter des Naturhaus- haltes [Zusammenschau: Kategorie I] WM Nord-West (Eichtweide) 6,6 Komplex aus Gehölzstrukturen, Feuchtbereichen, Gra- Typ A 5,28 6,60 5,28 - 6,60 ben, intensiv genutzter lw. Fläche, Gebäude; wassersen- (Faktor 0,8) (Faktor 1,0) sibler Bereich; vielfältig strukturiertes Landschaftsbild [Zusammenschau: Kategorie II] Summe: 9,2 ha Summe: Ausgleichsbedarf Gewerbeflächen 6,06 - 8,16 Geplante Gewerbeflächen

Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Bezeichnung/Lage Größe [ha] Bestand Eingriffs- Erforderlicher Ausgleichsbedarf [Kategorie] schwere Minimal [ha] Maximal [ha] Zwischen- [Typ] summe [ha] Gemeinbedarfsflächen WM Brancapark 1,6 Fläche ist von Gehölzen, welche in der amtlichen Biotop- Typ B 0,80 1,28 0,80 - 1,28 kartierung erfasst sind und Teile eines innerstädtischen (GRZ # 0,35) (Faktor 0,5) (Faktor 0,8) Grünzuges sind, geprägt; angrenzend Toteislöcher der Töllernsenke; Fläche mit mittlerer Bedeutung für die

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Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 Spalte 7 Bezeichnung/Lage Größe [ha] Bestand Eingriffs- Erforderlicher Ausgleichsbedarf [Kategorie] schwere Minimal [ha] Maximal [ha] Zwischen- [Typ] summe [ha] Schutzgüter Boden, Wasser, Klima und Landschaftsbild [Zusammenschau: Kategorie II] WM Hardtkapellenstraße 2,6 intensiv genutzte Grünfläche; Bedeutung als Teil einer Typ B 1,30 2,08 1,30 - 2,08 Frischluftschneise von der Hardtlandschaft in den besie- (GRZ # 0,35) (Faktor 0,5) (Faktor 0,8) delten Bereich, keine Besonderheiten der Schutzgüter Boden, Wasser, Landschaftsbild [Zusammenschau: Kategorie II] WM Badeweg 1,4 intensiv genutzte lw. Fläche; anthropogene Überprägung Typ B 0,28 0,70 0,28 - 0,70 der Schutzgüter Boden, Klima, Landschaftsbild; Lage im (GRZ # 0,35) (Faktor 0,2) (Faktor 0,5) aktuellen Überschwemmungsgebiet der Ammer [Zusammenschau: Kategorie I] (nach Abschluss der Hochwasserschutzmaßnahmen; vorher: keine Bebauung möglich!) Summe: 5,6 ha Summe:Ausgleichsbedarf Gemeinbedarfsflächen 2,38 - 4,06 Geplante Gemeinbedarfsflächen

Gesamtsumme: 29,5 ha Gesamtsumme: Ausgleichsbedarf ca. 13 - 20 ha Bauflächen

Tabelle 15 Abschätzung des Ausgleichbedarfs für die im FNP dargestellten Bauflächen

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Für die im FNP dargestellten Wohn- und gemischten Bauflächen (14,7 ha) wird ein Aus- gleichsbedarf zwischen 4,29 ha und 8,18 ha Fläche erforderlich. Die geplanten gewerblichen Bauflächen (9,2 ha) führen zu einem Ausgleichsbedarf zwischen 6,06 ha und 8,16 ha. Für die Gemeinbedarfsflächen (5,6 ha) werden zwischen 2,38 und 4,06 ha Ausgleichsflächen erforderlich. Insgesamt ergibt sich somit für die Summe an geplanten Siedlungsflächen ein Ausgleichsbedarf zwischen ca. 13 ha und 20 ha. Der genaue Flächenbedarf ist im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu ermitteln. Grundsätzlich gilt, dass umfassend durchge- führte Vermeidungsmaßnahmen den Bedarf an Ausgleichsflächen reduzieren. Geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigungen sind im Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ (BayStMLU 2003) zusammenge- stellt. Unter anderem gehört dazu die Summe an grünordnerischen Maßnahmen sowie Maß- nahmen, die die Auswirkung der Versiegelung reduzieren, wie beispielsweise Festsetzungen von versickerungsfähigen Belägen, Dach- und Fassadenbegrünungen in Gewerbegebieten.

Hinweise zur Umsetzung und Konzeption von Ausgleichsmaßnahmen Das Bayerische Naturschutzgesetz verpflichtet Verursacher von Eingriffen in Natur und Landschaft, welche die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes oder das Landschaftsbild er- heblich oder nachhaltig beeinträchtigen, Ausgleich oder Ersatz für nicht vermeidbare Beein- trächtigungen zu schaffen (Art. 6 BayNatSchG).

Dies gilt für Vorhaben, die einer Planfeststellung, Genehmigung oder einer sonstigen be- hördlichen Gestattung unterliegen. Gleichfalls ist die Eingriffsregelung bei der Aufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen anzuwenden und in der Abwägung nach § 1a Abs. 3 BauGB zu berücksichtigen.

Konzeption für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Vor diesem rechtlichen Hintergrund werden die Kommunen im Rahmen ihrer bauleitplaneri- schen und sonstigen Entwicklungsvorhaben immer wieder konkret mit der Problematik von Eingriff und Ausgleich konfrontiert. Die im Landschaftsplan genannten Maßnahmen, welche dem landschaftsplanerischen Leitbild entsprechen und eine naturschutzfachliche Aufwertung von Flächen bedingen, sind regelmäßig zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Land- schaft geeignet. Dennoch sollte aus naturschutzfachlicher Sicht eine Konzentration der Aus- gleichsflächen im Weilheimer Moos sowie im Bereich der Hardtlandschaft stattfinden, da dort die ökologische Aufwertung von Flächen mit aktuell noch geringer Bedeutung für Natur und Landschaft aufgrund benachbarter hochwertiger Flächen im Besonderen den Belangen von Natur und Landschaft gerecht wird. Die Stadt Weilheim hat zudem im Rahmen der Errichtung ihres gemeindlichen Ökokontos das Aufwertungspotential von gemeindeeigenen Flächen geprüft und für jede Fläche geeig- nete Ausgleichsmaßnahmen abgeleitet. Die Flächen und Maßnahmen wurden mit der Unte- ren Naturschutzbehörde abgestimmt und sollten sukzessive umgesetzt werden. Nachste- hend ist für einzelne aus landschaftsplanerischer Sicht sinnvolle Maßnahmen dargestellt, ob diese zum Ausgleich geeignet sind und ob zu deren Umsetzung Fördermittel zur Verfügung stehen.

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Maßnahmen des als ökologischer Aus- Fördermittel5 für die Erstinstandsetzungsmaßnahmen Pflegemaßnahmen Landschaftsplans gleich geeignet Umsetzung verfügbar Aufforstung mit standortgerechten Fertigstellungspflege und Aufforstung Laubbäumen, ggf. Wildschutzmaßnah- Entwicklungspflege (Ausmä- teilweise ja men hen, Wässern) Ernten der Fichten, Aufforstung mit standortgerechten Laubbaumarten; Fertigstellungspflege und Waldumbau alternativ auch Waldumbau durch För- Entwicklungspflege (Ausmä- ja ja derung des entsprechenden Unter- hen, Wässern) wuchses, Naturverjüngung Anpflanzen von Saumgehölzen, Ent- Mahd des Saumes 1x je 2-3 wicklung eines Krautsaumes durch Entwicklung von Waldrändern Jahre, Auslichten von rand- ja ja Aushagerung bisher intensiv landwirt- ständigen Überhältern schaftlich genutzter Flächen Anpflanzen von Gehölzen (Baumgrup- ja Ortsrandeingrünung Gehölzpflege nein pen, Hecken, Obstwiesen) (ab einer Breite > 5 m) Anpflanzen von Gehölzen als Hecken Mahd der Grassäume1x je 2- Entwicklung von Trittsteinbio- oder Gebüsche, Anpflanzen von Ein- 3 Jahre, Verjüngung der Ge- topen in der landwirtschaftlich ja ja zelbäumen, Entwicklung von Grassäu- hölze in langen Zeitabständen genutzten Flur men und Ackerrandstreifen („auf den Stock setzen") Entwicklung eines Krautstreifens durch Entwicklung von Pufferstreifen Aushagerung von landwirtschaftlichen Mahd 1x je 2-3 Jahre ja ja um Gewässer Flächen im direkten Umfeld von Ge- wässern Aushagerung bislang intensiv landwirt- Extensive Grünlandnutzung in schaftlich genutzter Flächen durch potentiellen Überschwem- mehrmalige jährliche Mahd über einen 1 - 2 jährige Mahd ja ja mungsgebieten Zeitraum von ca. 5 Jahren, Verzicht auf Düngung

Tabelle 16 Erstinstandsetzungs- und Pflegemaßnamen für im Landschaftsplan dargestellte Maßnahmen; Eignung zum ökologischen Ausgleich, Verfügbarkeit von Fördermitteln

5 Die Anerkennung als ökologische Ausgleichsmaßnahme bei gleichzeitiger Inanspruchnahme von Fördermitteln schließt sich aus.

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6. Alternative Planungsmöglichkeiten

Die im Flächennutzungsplan 2020 neu dargestellten Bauflächen stellen eine unter Umwelt- gesichtspunkten optimierte Standortwahl dar: Sie schließen an bestehende Bauflächen an, liegen außerhalb von Bereichen, welche für den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und den Wasserschutz von besonderer Bedeutung sind und können effizient erschlossen werden. Zugleich wurden Bauflächen, welche im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 1989 dargestellt waren, bislang jedoch nicht realisiert wurden, aufgrund ihrer Lage in Überschwemmungsgebieten im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes nicht mehr als Bauflächen, sondern als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt. Nachstehend sind alle Flächen skizziert, welche im Zuge der Diskussionen zum Flächennut- zungsplan als potentielle Bauflächen diskutiert wurden. Insbesondere die Flächen im Westen und Südwesten von Weilheim wurden aus Gründen des Landschafts-, Natur- und Wasser- schutzes im fortgeschrittenen Planungsverlauf nicht weiterverfolgt.

Diskutierte Standorte für die Ausweisung von Wohnbauflächen

Diskutierte Standorte für die Ausweisung von gemischten Bauflächen

Diskutierte Standorte für die Ausweisung von gewerblichen Bauflächen

Abbildung 25 Im Planungsprozess diskutierte alternative Planungsmöglichkeiten für die Ausweisung von Bauflächen für die Bereiche Weilheim, Unterhausen, Deutenhausen und Marnbach

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7. Methodisches Vorgehen und Schwierigkeiten

Im Rahmen der Umweltprüfung kam in Bezug auf die Ermittlung der Eingriffe in Natur und Landschaft der Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ in der ergänzten Fassung vom Januar 2003 (BayStMLU 2003) sowie die Planungshilfe „Die Eingriffsregelung auf der Ebene der Flächennutzungs- und Landschaftsplanung“ (LfU 2001) zur Anwendung.

Im Weiteren wurde die Gliederung des Umweltberichtes gemäß des Leitfadens „Der Um- weltbericht in der Praxis“ in der ergänzten Fassung vom Januar 2007 (Oberste Baubehörde 2007) vollzogen.

8. Maßnahmen zur Überwachung (Monitoring)

Auf der Ebene der Flächennutzungsplanung sind keine Überwachungsmaßnahmen erforder- lich, die über die allgemeine Umweltbeobachtung hinausgehen. Im Rahmen der allgemeinen Umweltbeobachtung ist insbesondere der Entwicklung in den gewässersensiblen Bereichen Aufmerksamkeit zu schenken. Von dieser Entwicklung sind im besonderen die Wohn- und gewerbliche Baufläche WM Nord-West (Eichtweide) sowie die südöstliche Teilfläche der Wohnbaufläche WM Süd-Ost betroffen.

9. Allgemeinverständliche Zusammenfassung des Umweltberichts

Der Flächennutzungsplan 2020 stellt die zukünftigen Flächennutzungen im Gemeindegebiet Weilheim i. OB dar. Dabei sind es die Neudarstellungen von Siedlungsflächen, welche bei Realisierung mit erheblichen, nachteiligen Umweltauswirkungen verbunden sein werden. So geht durch die ermöglichte Versiegelung ein Verlust von versickerungsfähiger Boden- und Vegetationsfläche sowie der Verlust von Kaltluftentstehungsfläche einher. Zugleich führt die Bebauung zu einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Auch wenn die Standortwahl für die Bauflächen unter Umweltgesichtspunkten optimiert wurde (vgl. E.3 und E.6) und durch diese sowie durch die geplanten Ortsrandeingrünungen ein wesentlicher Beitrag zur Vermei- dung negativer Umweltauswirkungen geleistet wurde, verbleiben erhebliche, nachteilige Umweltauswirkungen, die im Zuge der nachfolgenden Planungen weiter zu mindern und auszugleichen sind. Im Landschaftsplan wurden Maßnahmen zur naturschutzfachlichen Aufwertung von Flächen hergeleitet, die teilweise zugleich Ausgleichsfunktion für die durch die Bebauung ausgelösten Beeinträchtigungen erfüllen können. Beispielsweise handelt es sich dabei um Baum- und Gehölzpflanzungen, Extensivierung der Nutzung in naturschutz- fachlich bedeutsamen oder empfindlichen Bereichen, wie Überschwemmungsgebieten und Gewässerrandstreifen sowie um die Anlage von Grünzügen. Letztlich verbleibt es Aufgabe der nachfolgenden Planungsebenen, die im Flächennutzungsplan und Landschaftsplan dar- gestellten Maßnahmen im Rahmen von grünordnerischen Konzepten und Ausgleichskon- zepten zu konkretisieren und in verbindliches Recht zu überführen.

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