Archivnachrichten 45 (2012)
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LANDESARCHIV BADEN-WÜRTTEMBERG Nr. 45 / September 2012 ARCHIVNACHRICHTEN Architektenträume Ein kleines Versailles Baudenkmale im Bild Schätze aus der württembergischen Kunstkammer Architektenträume unter dem Skalpell Inhalt Regina Keyler Elke Koch Christine Axer 3 || Editorial 25 || Wie man Traumschlösser 38 || Heimerziehung in Baden-Würt- praktisch baut. Die Überlieferung der temberg 1949 – 1975. Archivrecherchen ARCHITEKTENTRÄUME Baugewerkeschule in Stuttgart und historische Aufarbeitung Konrad Krimm Stephan Molitor QUELLEN GRIFFBEREIT 4 || Architektenträume 27 || Baudenkmale im Bild. Die Glasplattensammlung des Landes- Sibylle Brühl Erwin Frauenknecht amts für Denkmalpflege 40 || An Bord der SMS Elisabeth. 7 || Gotische Baurisse im deutschen Tagebuchaufzeichnungen 1884–1886 Südwesten Birgit Meyenberg eines Marineoffiziers 28 || Avantgarde in Hohenzollern. Kurt Andermann Entwürfe des Architekten Martin Elsaes- Niklas Konzen 9 || Fürst – Achse – Planstadt. ser für den Fürsten von Hohenzollern 42 || Schätze aus der württembergischen Rastatt, Karlsruhe und Mannheim 1948 Kunstkammer. Ein Erschließungsprojekt zu den Ursprüngen des Landesmuseums Peter Müller Jürgen Treffeisen 10 || Kampf ums Rathaus. 29 || Die Post im Dorf. Die Plan- KULTURGUT GESICHERT Balthasar Neumanns Tätigkeit für den sammlung der Deutschen Bundespost Fürstpropst von Ellwangen im Generallandesarchiv Karlsruhe Cornelia Bandow 44 || Architektenträume unter dem Martina Heine Claudia Wieland Skalpell. Risse und Planzeichnungen als 12 || Ein kleines Versailles in Wertheim. 30 || „Ein Landkreis baut auf“. restauratorische Herausforderung Die Umbaupläne des fürstlichen Bau- Baumaßnahmen im Landkreis Tauber- meisters Tilman Ruland bischofsheim in den 1950er Jahren ARCHIVE GEÖFFNET Ute Bitz Thomas Kreutzer Franz-Josef Ziwes 14 || Ein Traum von einem Schloss 32 || Masse und Klasse. 45 || Plakate und Karikaturen zur Süd- Bauakten in Kommunalarchiven weststaatsbildung Julia Riedel 16 || „2 Erkerthürmchen von Stein Martin Häußermann Wolfgang Mährle angebracht“. Das fürstliche Marstall- 34 || Staatliches Bauen nach dem Krieg 46 || Armee im Untergang. gebäude in Sigmaringen in Württemberg. Die Überlieferung der Württemberg und der Feldzug Napoleons Oberfinanzdirektion gegen Russland 1812. Die 200. Wiederkehr Gerhard Kabierske des französisch-russischen Krieges 18 || Curjel & Moser. Ein Karlsruher Joachim Kleinmanns Architekturbüro der Jahrhundertwende 35 || Das saai. Südwestdeutsches Archiv HÄUSER MIT GESCHICHTE für Architektur und Ingenieurbau am Joachim Brüser Karlsruher Institut für Technologie KIT Volker Trugenberger 20 || Historistischer Architektentraum 47 || Palais für drei. Die Anfänge des mit wissenschaftlicher Grundlage. ARCHIV AKTUELL Sigmaringer Prinzenbaus Der Umbau des Schlosses Neuenstein Daniel Fähle GESCHICHTE ORIGINAL: Peter Bohl 36 || Löwenstark! Die Beiträge des QUELLEN FÜR DEN UNTERRICHT 44 22 || Einkaufstempel. Die Anfänge des Landesarchivs für LEO-BW Warenhauses Hermann Tietz in Stuttgart Markus Fiederer Michael Aumüller 48 || Baden-Württemberg und seine Martin Laiblin 37 || Epochaler Schritt. Grundbuch- „Wutbürger“. Zur Aktualität der politi- 24 || „Was Ihr wollt II“. zentralarchiv Baden-Württemberg ein- schen Debatte um die Gründung des 100 Jahre Littmann-Bau in Stuttgart geweiht Südweststaats vor 60 Jahren 2 Archivnachrichten 45 / 2012 Editorial Was ist das Faszinierende an Plänen im konnten nicht mehr genutzt werden Archiv? Zunächst einmal unterscheiden oder waren baufällig geworden und sie sich rein formal vom üblichen Akten- wurden abgerissen. Manche wurden schriftgut. Sie sind oft großformatig, durch Kriegseinwirkungen zerstört, wie manchmal farbig – und für Schriftun- das Kleine Haus des württembergischen kundige sind sie über Sprach- und Zeit- Staatstheaters. Häufig lässt sich der ur- grenzen hinweg verständlich. Gerne sprüngliche Zustand der Traumobjekte werden sie daher für Ausstellungen und wegen der vielen baulichen Veränderun- Präsentationen herangezogen. Ihr beson- gen gar nicht mehr feststellen, z.B. beim deres Format birgt aber auch Risiken: ehemaligen Kaufhaus Hertie in Stuttgart. Entweder sie sind in die Akten integriert – Wenn sie aber heute noch vorhanden dann oftmals gefaltet und an den Knick- sind, können wir Vergleiche anstellen: stellen eingerissen. Oder sie sind geson- zwischen den Vorstellungen des Archi- dert als Großformat gelagert: Bevor es tekten, wie sie in den Bauplänen Gestalt in den Archiven großformatige Karten- angenommen haben, und der Realisie- und Planschränke gab, wurden sie oft rung aus Holz, Stein oder Beton, wie wir gerollt aufbewahrt – dadurch kann aber sie heute noch sehen. den Farbauftrag abblättern. Oder sie Viele der Beiträge zu den Architekten- lagerten offen, waren dadurch eine ideale träumen, hätten auch in die Rubrik Ablagerungsfläche für Staub und Dreck Quellen griffbereit aufgenommen werden und bleichten aus. Selbst das Material, können, denn häufig stellen sie bislang auf dem die Pläne gezeichnet sind, kann kaum bekannte Quellen in neu erschlos- Risiken bergen: Das bei Architekten senen Beständen vor. In der Quellenbei- beliebte Pergaminpapier zersetzt sich lage steht nochmals das Landesjubiläum chemisch sehr stark. Das Material kann im Mittelpunkt – das Jahr ist ja noch jedoch auch ausschlaggebend für die Über- nicht zu Ende – zieht jedoch mit dem lieferung sein: Die Pläne gotischer Kathe- Thema Bürgerbeteiligung Verbindungen dralen, die im Hauptstaatsarchiv Stuttgart zu den aktuellen Geschehnissen um lagern, blieben erhalten, weil das Perga- das Projekt Stuttgart 21. ment als Bucheinband recycelt wurde. Auch beim Landesarchiv bestehen Bauvorhaben können aus verschiedenen Notwendigkeiten, die noch mit einem Gründen initiiert werden: Notwendige Architektentraum verbunden sind. Gebäude für das Alltagsleben müssen Schon seit Jahrzehnten sind die räum- erstellt werden, wie z.B. Rathäuser oder lichen Verhältnisse im Staatsarchiv Postgebäude, oder es sollen durch Bau- Freiburg untragbar. Zuletzt hat der ten markante Zeichen der Repräsen- Rechnungshof auf die Realisierung des tation gesetzt werden. Über den dafür geplanten Archivverbunds mit dem notwendigen Aufwand wurde zu allen Stadtarchiv und dem Universitätsarchiv Zeiten diskutiert. Daher war vielfach Freiburg gedrängt, die einen Neubau offen, was aus den Träumen der Archi- verlangt. Hier muss der Traum zur tekten, den geplanten Bauobjekten wer- Wirklichkeit werden. den würde. Möglicherweise sind sie nicht Es grüßt Sie aus der sommerlichen realisiert worden – Beispiele für solche Redaktion, Luftschlösser finden Sie in diesem Heft. In manchen Fällen wurden sie umgesetzt, Ihre sind aber heute nicht mehr vorhanden: Sie waren in die Jahre gekommen, Dr. Regina Keyler Archivnachrichten 45 / 2012 3 1 | C[arl?] Wilhelm Paret, Entwuf eines idealen Festungswerks, 1738. Architektenträume Vorlage: Landesarchiv GLAK Hfk Planbände XXIV Nr. 53 2 | Ausschnitt aus dem Projekt einer Londoner „Nationalgalerie“, wohl nach Entwurf des Grafen Joseph Franz von Waldburg-Zeil, um 1802. Vorlage: Landesarchiv GLAK N Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach Nr. 93 1 4 Archivnachrichten 45 / 2012 2 Kleine Utopien nennt das Frankfurter herzoglichen Guidencorps im Haupt- den Technische Hochschulen mit Architekturmuseum die Architekturmo- staatsarchiv Stuttgart entsprechen die Lehrern, die ihrerseits Schule machen. delle in seiner Sommerausstellung 2012. markgräflichen Plansammlungen, in die Die Stile wechseln rasch, das Selbst- Sind Architekten also Utopisten? Künst- nicht zufällig dann auch Entwürfe des bewusstsein ist gewaltig. Fragt Heinrich ler sind sie auf jeden Fall und ihre Ent- Artilleriehauptmanns Balthasar Neu- Hübsch noch, in welchem Style wir würfe schaffen eigene Welten. Als Zaube- mann geraten sind. Wie sehr der Wunsch bauen sollen, ist bald jeder historische rer der Imagination führen sie ihre Ware nach perfekter Fortifikation alle Überle- Stil verfügbar. Die Stuttgarter Oper, das vor. Ob Heinrich Schickhardt auf dem gungen zum Wohnen von Menschen Große Haus, deren grandiose Entwürfe Reißbrett eine strenge Gottesstadt ent- übertrumpfen kann, zeigt der Idealent- im Staatsarchiv Ludwigsburg wir vorstel- wirft oder Augusto Burelli in der Com- wurf des badischen Ingenieurs C. W. len, verstrahlt den letzten, schon etwas putersimulation das Heidelberger Paret zu einer Festungssiedlung: Hier schweren Glanz der Epoche. Das Karls- Schloss in ein stilles Waldtal bettet (um bleibt nur noch Platz für Kasernen und ruher Gegenstück wurde nach 1945 Zubauten im Schlossgarten zu legiti- Übervater Vauban, der Schöpfer von nicht mehr aufgebaut, erhalten haben mieren), ob barocke Schlossanlagen sich Neubreisach, wird noch überboten. sich aber die Wettbewerbsentwürfe zum zeichnerisch ins Unendliche dehnen Visionen entstehen auch, wenn der Nachfolgebau von 1974 in der Original- oder ob der Neubau des Generallandes- Adel selber träumt, ob gleich ganze fassung der Präsentation – seltene Bei- archivs Karlsruhe im Modell eine zart- Städte gegründet werden, wie in Karls- spiele kollektiver Kubusverehrung. samtige Hülle erhält: Immer sind es ruhe oder Ludwigsburg, Straßenzüge Bezeichnenderweise hat sich in den Kunstwerke, die in der Vision des Archi- oder Vorstädte, wie in Friedrichshafen Archiven der Technischen Hochschulen tekten gestaltbare Zukunft zeigen. und Öhringen, Huldigungen an Ver- eher wenig aus der planerischen Leis- In unserem Heft geht es um die Über- sailles, wie in Wertheim. Ein fast tragi- tung der Lehrer und Schüler erhalten; lieferung solcher Architekturentwürfe in sches