Bayerischer Landtag
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Bayerischer Landtag 17. Wahlperiode 08.06.2018 Drucksache 17/20920 Schriftliche Anfrage Antwort der Abgeordneten Markus Ganserer, Ludwig Hartmann des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 22.02.2018 vom 06.09.2017 Vorbemerkung Streckenelektrifizierungen in Oberbayern Nach Art. 87e Grundgesetz (GG) ist der Bund verantwort- lich für die Finanzierung der bundeseigenen Schieneninfra- Wir fragen die Staatsregierung: struktur. Die konkrete Planung und der Bau der Infrastruktur ist Aufgabe der Eisenbahninfrastrukturunternehmen des 1. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern sind noch Bundes. nicht elektrifiziert? Deshalb setzt sich Bayern seit Jahren bundesweit für eine Elektrifizierungsoffensive des Bundes ein. Auf Initiative 2. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern müssten der Staatsregierung haben die Länder daher schon in der nach Ansicht der Staatsregierung elektrifiziert werden? Verkehrsministerkonferenz im Herbst 2016 eine Steigerung der Elektrifizierungsquote in Deutschland auf mindestens 3. Mit welchen Kosten rechnet die Staatsregierung? 70 Prozent bis zum Jahr 2030 gefordert. Damit bei anderen, das Schienennetz kreuzenden Infrastrukturmaßnahmen die 4. Welche Strategie verfolgt die Staatsregierung bei künftige Elektrifizierung von Bahnstrecken bereits berück- der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken in Ober- sichtigt werden kann, hat Staatsminister des Innern Joachim bayern? Herrmann vom Bund aktuell eine Leitentscheidung einge- fordert, welche Strecken perspektivisch für eine Elektrifizie- 5. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern, bei de- rung berücksichtigt werden müssen. nen sich die Elektrifizierung nicht rechnet, eignen sich aus Sicht der Staatsregierung für lokal emissionsfreie 1. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern sind Antriebstechnologien wie etwa Brennstoffzellen- oder noch nicht elektrifiziert? Batterieantrieb? Die noch nicht elektrifizierten Strecken in Oberbayern las- sen sich aus der als Anlage übermittelten Netzkarte der 6. Welche nichtelektrifizierten Strecken in Oberbayern, Deutschen Bahn AG (DB AG) ersehen. die elektrifiziert werden sollten und im Bundesver- kehrswegeplan 2003 nicht zur Elektrifizierung vorge- 2. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern müss- sehen waren, hat die Staatsregierung zur Bewertung ten nach Ansicht der Staatsregierung elektrifiziert für den Bundesverkehrswegeplan 2030 angemeldet? werden? Im Grundsatz sollten möglichst alle Strecken in Oberbayern 7. Warum hat die Staatsregierung nur die Strecken ange- elektrifiziert werden. In bestimmten Fällen kann es aber meldet? sinnvoll sein, die Dekarbonisierung des Schienenverkehrs auch fahrzeugseitig voranzutreiben. Darunter fallen bei- spielweise Strecken, für deren Elektrifizierung es auf lange Zeit keine Finanzierungsperspektive gibt, für die aufgrund topographischer Gegebenheiten die Investitionskosten un- verhältnismäßig hoch wären oder für die aufgrund geringer Zugzahlen eine Elektrifizierung nicht verhältnismäßig wäre. 3. Mit welchen Kosten rechnet die Staatsregierung? Aufgrund von Erfahrungswerten jüngster Elektrifizierungs- projekte in Deutschland hat die Technische Universität (TU) Dresden im Rahmen eines von der Bayerischen Eisen- bahngesellschaft beauftragten Gutachtens pro Kilometer Bahnstrecke einen Investitionsbedarf von bis zu 2 Mio. Euro ermittelt. Eine weitere Konkretisierung der Elektrifizierungs- kosten für die jeweiligen Projekte muss im Rahmen von projektspezifischen Vorentwurfsplanungen geleistet werden. Starke Abweichungen von durchschnittlichen Kostensätzen können dann auftreten, wenn beispielsweise Straßenüber- führungen wegen nicht ausreichender lichter Durchfahrtshö- he neu gebaut oder wegen betrieblicher Anforderungen der Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de–Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/20920 DB AG Stellwerke erneuert und Bahnstromeinspeisungen den, auf welchen Strecken der Einsatz welcher Technologie gebaut werden müssen. sinnvoll erscheint. Dabei ist auch zu beachten, wann jeweils Für die von der Bundesregierung bereits bewerteten und im die nächste Neuausschreibung der SPNV-Verkehre durch neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) vordringlich die Bayerische Eisenbahngesellschaft ansteht, da dies so- eingestuften Elektrifizierungsmaßnahmen in Oberbayern wohl für den Streckenzuschnitt als auch die Art und Anzahl lassen sich die von den Gutachtern des Bundes geschätz- der benötigen Fahrzeuge relevant ist. ten Kosten den jeweiligen Projektdossiers des Internet-Auf- Die Staatsregierung möchte auf der Strecke von Mün- tritts www.bvwp-projekte.de entnehmen. chen nach Mühldorf zusammen mit der Südostbayernbahn mit dem sogenannten Eco DeMe Train einen neuen diesel- 4. Welche Strategie verfolgt die Staatsregierung elektrischen Hybridzug entwickeln lassen und als Pilotpro- bei der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken in jekt testen. Diese Strecke hat zwar bereits eine konkrete Oberbayern? Elektrifizierungsperspektive, jedoch überwiegt aus Sicht der Die Staatsregierung setzt sich gegenüber dem für die Finan- Staatsregierung der Effekt, dass damit mittelfristig rund ein zierung zuständigen Bund seit Jahren für eine verstärkte Drittel aller ins Stadtgebiet München einfahrenden Dieselzü- Streckenelektrifizierung im ganzen Freistaat ein. Die wich- ge im Personenverkehr wegfallen und damit positive Effekte tigsten Strecken in Bayern sind im aktuellen Bedarfsplan für für die Luftreinhaltung entstehen. Deswegen ist das Projekt die Bundesschienenwege enthalten. Bezogen auf Oberbay- auch Bestandteil der Maßnahmen der Staatsregierung zur ern sind dies die Elektrifizierung von Markt Schwaben über Verbesserung der Luftqualität im Raum München. Mühldorf nach Burghausen und Freilassing (ABS 38) und Auf den Strecken des Bayerischen Oberlandnetzes soll die Elektrifizierung von Geltendorf nach Lindau (ABS 48). als Übergangskonzept ein Oberleitungs-/Batterie-Hybrid er- Bei letzterer soll der Bau Ende März 2018 beginnen. probt werden, falls sich keine zeitnahe Elektrifizierung der In diesem Sinne hat die Staatsregierung für ganz Bay- Strecken ergibt und sich die Speicherbatterie des Triebfahr- ern in der Ministerratssitzung am 23.01.2018 ein Konzept für zeugs als hinreichend leistungsfähig erweist. Bei generell mehr Elektromobilität auf der Schiene in Bayern – die „Ba- positiven Erkenntnissen mit dieser Antriebstechnik erscheint yerische Elektromobilitäts-Strategie Schiene zur Reduzie- perspektivisch auch denkbar, mit solchen Triebwagen bei- rung des Dieselverkehrs im Bahnnetz in Bayern“ (BESS) – spielsweise die Dieselzüge auf der Linie nach Waging erset- beschlossen. zen zu können. Nähere Informationen dazu sind unter dem nachfol- Ob die aktuell kurz vor der Zulassung stehenden Brenn- genden Link zu finden: http://www.stmi.bayern.de/med/ak stoffzellenzüge künftig für bayerische SPNV-Strecken eine tuell/archiv/2018/180122elektromobliltat/. Oberbayern ist in Alternative sind, will die Staatsregierung nach den Erkennt- diesem Konzept mit der prioritären Elektrifizierung der Stre- nissen der bevorstehenden Pilotprojekte in vier Bundeslän- cken dern und der weiteren Marktentwicklung beurteilen. Vorerst – Ebersberg – Wasserburg am Inn, ist diese Technologie nach den Resultaten des Gutachtens – Holzkirchen – Bayrischzell, der TU Dresden noch für alle Streckentypen die wirtschaft- – Holzkirchen – Lenggries, lich unrentabelste. Ob letztendlich der Einsatz der wasser- – Schaftlach – Tegernsee und stoffbasierten LOHC-Technologie (LOHC = Liquid Organic – Kaufering – Landsberg am Lech Hydrogen Carriers) eine Option sein wird, lässt die Staatsre- berücksichtigt. Durch die Elektrifizierung dieser Strecken gierung derzeit durch das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürn- würden dann im Zusammenhang mit den beiden Bedarfs- berg untersuchen. Nach der Prototyp-Entwicklung soll mit planprojekten künftig im Regelverkehr nur noch emissions- einem Pilotprojekt, für das auch die oberbayerische Stich- freie Personenzüge im Raum München fahren. strecke Eichstätt Stadt – Eichstätt Bahnhof eine Option ist, herausgefunden werden, ob auch in Oberbayern perspek- 5. Welche Eisenbahnstrecken in Oberbayern, bei de- tivisch diese emissionsfreie Antriebstechnologie für SPNV- nen sich die Elektrifizierung nicht rechnet, eignen Strecken eine Lösung ist. sich aus Sicht der Staatsregierung für lokal emis- Auch oberbayerische Strecken, die ausschließlich für den sionsfreie Antriebstechnologien wie etwa Brenn- Schienengüterverkehr oder für touristische Zwecke genutzt stoffzellen- oder Batterieantrieb? werden, wären aus Sicht der Staatsregierung perspektivisch Grundsätzlich ist laut dem unter der Antwort zu Frage 3 für den Einsatz von Lokomotiven mit innovativen Antriebs- erwähnten Gutachten der TU Dresden auf allen Strecken, techniken geeignet, ebenso Rangierlokomotiven in Bahn- auf denen Schienenpersonennahverkehr (SPNV) mit einem höfen. höheren Takt als einmal pro Stunde stattfindet, eine Elektri- fizierung der Strecke und die Bedienung mit Elektrozügen 6. Welche nichtelektrifizierten Strecken in Oberbay- unter den aktuellen Rahmenbedingungen stets die wirt- ern, die elektrifiziert werden sollten und im Bun- schaftlichste Lösung. Bei höherer Betriebsdauer und Mehr- desverkehrswegeplan 2003 nicht zur Elektrifizie- fachtraktion, also dem Fahren mit mehreren zusammenge- rung