NP 1 Schlern Rosengarten 2009.Indd 1 26.06.2009 11:44:28 Uhr Naturpark Schlern-Rosengarten (1) Fläche: 6796 Hektar, Gegründet Im Jahr 1974, Erweitert Im Jahr 2003
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Umschlagbild Alte Kulturen und neue Aussichten ten über einen hohen Tongehalt und vermögen daher das Wasser ten „Schlernplateau-Schichten“. Sie sind Ablagerungen der Schlern zu speichern. Deshalb gibt es auf der Seiser Alm auch besonders ehemaligen Lagune des oberen Schlernri s und nehmen den Foto: Archiv Amt für Naturparke Der Schlern ist eines der Wahrzeichen Südtirols. Ursprüng- viele Ouellen, Bäche und Moore. größten Teil der Schlernhoch äche ein. Erst darüber folgen in Abteilung liche Täler und Schluchten, das bereits in prähistorischer Zeit vom Natur Menschen besuchte Schlernplateau und die nahe Seiser Alm Die Gestalt des Schlerns ist in seinem geologischen Aufbau einzelnen Aufschlüssen schwarze, tonige Sedimente, die den und Landschaft kennzeichnen dieses Gebiet. Im Jahr 2003 wurde auch der begründet. Der nach ihm benannte Schlerndolomit ist ein Algen- Raibler Schichten zuzuordnen sind. Rosengarten Teil des Naturparks. Korallen-Ri gestein, das die großen, durch Kamine und Klüfte Als letzte Schicht mesozoischer Ablagerungen (aus dem gegliederten Wand uchten der westlichen Dolomiten bildet. An Erdmittelalter stammend) ist der Hauptdolomit bis auf vier Geologie den Hängen der Rosszähne sind – wie in den Dolomiten sonst Stellen abgetragen worden. Dieses nahezu weiße, horizontal Nur an wenigen Stellen der Dolomiten ist die Geschichte kaum mehr – die Spuren vulkanischen Geschehens im Ri bereich gegliederte Gestein baut unter anderem den Pez (2563 Meter) ihrer Entstehung so deutlich sichtbar wie im Schlerngebiet. sichtbar. Die nach der Tschapit-Alm benannten Kalklagen- und und den Kranzer (2465 Meter) auf. Verstei nerte Korallenri e und gewaltige Vulkanausbrüche unter blöcke (Tschapit-Kalke beziehungsweise „Cipit-Blöcke“) sind der Ober äche des einstigen Urmittelmeeres Tethys ließen Ausläufer von Ri zungen ins tiefe Meeresbecken. Neben den Lebensräume, Tiere und P anzen vielfältige Landschaften entstehen. Jenen, die nach den Spuren Ri schuttkalken wurde auch von Flüssen gerundetes, vulkani- Betrachtet man den Schlern vom Bozner Talbecken oder vom geologischer Vorgänge suchen, sind einige Wanderungen sches Material dorthin verfrachtet. Diese Sedimente enthalten Ritten aus, wirkt er mit seinen mächtigen Felswänden, dem besonders zu empfehlen: der Geologensteig von Bad Ratzes bei örtlich fossilreiche Partien (Pachycardien-Tu e, benannt nach der ausgedehnten Hochplateau und den vorgelagerten Spitzen von Seis den Frötschbach entlang zur Prossliner Schwaige (1742 Muschel Pachycardia). Euringer und Santner wie ein schro es, unzugängliches Bergmas- Meter), der Touristensteig von der Seiser Alm zu den Hängen der Das vulkanische Geschehen am Meeresboden und die kon- siv. Er beherbergt jedoch viele abwechslungsreiche Lebensräume Rosszähne oder eine Wanderung aufs Schlernplateau (und zum taktmetamorphen Erscheinungen (Umbildung des Nachbarge- und eine reichhaltige botanische Artenvielfalt. Im Naturpark Schlernhaus, 2457 Meter). steins durch aufsteigendes Magma) haben auf dem Gebiet der Schlern-Rosengarten nden sich auf engem Raum verschiedenste Seiser Alm zahlreiche Mineralien entstehen lassen, so beispiels- P anzenarten, mehr als in anderen Bereichen der Dolomiten. Das Die erste Höhenstufe – vom Eisacktal bis zur Mittelgebirgs- weise die Analcime der Frommerlahn sowie die Apophyllite und liegt an der Mannigfaltigkeit der Böden und daran, dass sich hier äche von Völs, Seis und Kastelruth – besteht aus den meist Natrolithe der Lafreider Höhle, welche bedeutende Sammlungen die Verbreitungsgrenzen ost- und westalpiner P anzenarten dunkelroten Gesteinen der Bozner Ouarzporphyrplatte. Ihnen bereichern. überschneiden. liegt der Grödner Sandstein auf, dessen Eisengehalt den Boden Über dem Schlerndolomit folgen zunächst die teils rötlich Beim Aufstieg durchquert man ausgedehnte Waldgürtel, die oft leuchtend rot erscheinen lässt. Es folgen die Schichten der gefärbten Kalke, Dolomite, Mergel und Sandsteine der so genann- sich von der Naturparkgrenze etwas oberhalb der Dörfer bis direkt Permzeit (Bellerophon Schichten) vor circa 256 bis 252 Millionen zum Fuß der Felswände erstrecken. Die Wälder setzen sich längs Jahren und der unteren Trias (Werfener Schichten) vor circa der südwestlichen Naturparkgrenze vorwiegend aus Föhren 252 bis 248 Millionen Jahren. zusam men, während in den anderen Bereichen montane und Auf der Seiser Alm nden die Wengener und Cassianer Schich- subalpine Fichtenformationen überwiegen. Föhrenwälder ten ihre größte Ausbreitung. Da vulkanische Tu e und Laven stocken auf kargen, nicht sehr tiefen und oft bewegten Böden. leicht verwittern, sind die Wiesen und Matten des Gebiets sehr Da auf diesen Standorten andere Baumarten nur schwer ge- fruchtbar. Zudem verfügen die Wengener und Cassianer Schich- deihen, erfüllen die Föhrenwälder hier wichtige Aufgaben: sie sta- [1] Naturparks Südtirol Schlern-Rosengarten bilisieren die Böden, bewahren sie somit vor Erosion und fördern die Humus bildung. Typische Arten des Unterwuchses sind Heide- Abb. 1 kraut, Wacholder, Felsenbirne und au ällige Blumenarten wie Weiß im Winter, braun Naturpark im Sommer – das die Schwarzviolette Akelei, der Gelbe Frauenschuh, die Gewöhn- Schlern-Rosengarten Alte Kulturen und neue Aussichten Hermelin ist immer liche Goldrute und der Gestreifte Seidelbast. Föhrenwälder sind perfekt getarnt. Lebens raum für eine reichhaltige Fauna. Aufmerk same Beobach- Foto: Maurizio Bedin ter können in der Rinde der Bäume eine außergewöhnliche Käfer- Abb. 2 art – den Zimmermannsbock aus der Familie der Bockkäfer – Der Gämse kommen entdecken oder auf den Ästen der Baumkronen die weißen die steilen Wände des Seiden kokons des Kiefernprozessionsspinners beobachten. Die Tschamintales © 2009 besonders gelegen. Raupen dieses Nachtschmetterlings verursachen große Fraß- Abteilung Natur und Landschaft Foto: Maurizio Bedin schäden an den Wäldern. Aber auch für den Menschen ist eine Amt für Naturparke Begegnung mit den Raupen unter Umständen alles andere Naturpark Abb. 3 Rittner Straße 4 Vom Schlernplateau als angenehm, denn die giftigen Raupenhaare können allergische 39100 Bozen aus öffnet sich ein Reaktionen hervorrufen. Typische Vogelarten der Föhrenwälder Tel. +39 0471 417 770 einmaliger Blick in sind die Haubenmeise mit ihrer charakteristischen Federhaube Fax +39 0471 417 789 Richtung der Rosen- und der Ziegenmelker, ein nachtaktiver, durch sein Federkleid gut AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE [email protected] gartengruppe. NATURA 2000 www.provinz.bz.it/naturparke Foto: Archiv Amt für Naturparke getarnter Bodenbrüter. 1 2 In feuchteren Gebietsanteilen mit tieferen Böden überwiegen hingegen Fichtenformationen, die sich von der montanen bis hinauf in die subalpine Vegetationsstufe erstrecken. Die Bestände werden mit zunehmender Meereshöhe immer lichter und o ener. Dadurch wird auch der strauchige Unterwuchs abwechslungsrei- cher; häu g anzutre en sind hier Rostblättrige und Bewimperte Alpenrose, Preiselbeere und Heidelbeere. Bei genügend großen Totholzmengen stellen sich in diesen Waldformationen auch verschiedene Spechtarten ein: der Grauspecht, der sich außer von xylophagen – das heißt holzfressenden – Insekten auch von Ameisen ernährt, die er auf dem Waldboden erbeutet, der Bunt- specht, der sich durch sein schwarz-weiß-rotgefärbtes Ge eder auszeichnet und der eher seltene Dreizehenspecht, der – wie schon sein Name besagt – im Gegensatz zu den anderen Spechtar- ten nur drei anstatt vier Zehen besitzt. Neben den Waldformationen sind auch die steilen Felswände des Naturparks bemerkenswert. Hier gedeiht eine seltene und au ällige Felsspalten ora mit Arten wie der Dolomiten-Glocken- blume und der Kleinblütigen Akelei, hier nisten Vögel wie der Turmfalke, der auf den alpinen Rasen Insekten, kleine Reptilien und Mäuse jagt, und der Alpensegler, der durch seinen sehr wendigen und schnellen Flug beeindruckt. Für ihre abwechslungsreiche Flora berühmt ist auch die Seiser Alm, die größte Hochalm Europas, deren südlichster Abschnitt Teil 3 4 5 6 des Naturparks ist. Die wertvolle Vielfalt ist stellenweise aber schon ziemlich von der zunehmenden touristischen und der intensiven Schlernhaus tri t man während der Rast nach einer langen Wande- Abb. 4 Abb. 8 landwirtschaftlichen Nutzung (Düngung und Entwässerung) in rung oft auf Schwärme dieser Vögel, die sich über die Essensreste Die Santner und Das Hauensteiner Euringer Spitze umhüllt Schwert – ein wert- Mitleidenschaft gezogen worden. In abgelegenen Gebieten der der Wanderer hermachen. von Wolken. volles Relikt der Seiser Alm und in anderen Bereichen des Naturparks ist diese Foto: Renato Sascor Bronzezeit. Mannigfaltigkeit noch vorhanden. Hier blühen im Frühjahr Alpen- Mensch und Natur Foto: Archiv Amt für Naturparke Abb. 5 Soldanelle, Windröschen, Krokusse, Enziane, Orchideen, Seidelbast Das dem Schlern westlich vorgelagerte Mittelgebirge mit Völs, Der Lebensraum der Abb. 9 und Primeln. Tierarten dieser Lebensräume sind die an ihrem Seis und Kastelruth ist reich an vorgeschichtlichen Siedlungen. Das Schopfigen Teufelskralle Die Alpendohle hält wohltönenden Gesang erkennbare Feldlerche und das boden- wertvollste Dokument des Gebietes ist das „Hauensteiner Schwert“, sind Kalk- und sich gern im Bereich Dolomitfelsspalten. der Schutzhütten auf. brütende Braunkehlchen, dessen Bestände aber sehr unter das zu Füßen des Schlern im Naturparkgebiet gefunden wurde. Es Foto: Archiv Amt für Naturparke Foto: Josef Hackhofer der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung leiden. Zahlreiche stammt