Allein Gegen Die Mafia Die Geschichte Des Peppino Impastato
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen - Manuskriptdienst Allein gegen die Mafia Die Geschichte des Peppino Impastato Autorin: Aureliana Sorrento Redaktion: Udo Zindel Regie: Andrea Leclerque Sendung: Dienstag, 15. Januar 2013, 8.30 Uhr, SWR2 Wissen ___________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen/Aula (Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr) sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für 12,50 € erhältlich. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030 SWR2 Wissen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml Manuskripte für E-Book-Reader E-Books, digitale Bücher, sind derzeit voll im Trend. Ab sofort gibt es auch die Manuskripte von SWR2 Wissen als E-Books für mobile Endgeräte im so genannten EPUB-Format. Sie benötigen ein geeignetes Endgerät und eine entsprechende "App" oder Software zum Lesen der Dokumente. Für das iPhone oder das iPad gibt es z.B. die kostenlose App "iBooks", für die Android-Plattform den in der Basisversion kostenlosen Moon-Reader. Für Webbrowser wie z.B. Firefox gibt es auch so genannte Addons oder Plugins zum Betrachten von E-Books. http://www1.swr.de/epub/swr2/wissen.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2- Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de ___________________________________________________________ ATMO Palermo Autorin Sein Konterfei kam mir vor sechs Jahren auf der Piazza Magione in Palermo entgegen. Peppino Impastatos Gesichtszüge prangten, schwarz konturiert, auf dem T-Shirts eines jungen Antimafia- Aktivisten. Er trug das Abbild auf der Brust, wie andere das von Che Guevara. Giuseppe Impastato, Spitzname Peppino, wurde in der Nacht auf den 9. Mai 1978 von Mafia-Killern ermordet. Wie Che Guevara hat der Tod auch ihn zur Ikone gemacht – zur Ikone eines noch immer andauernden Kampfes. Musik Cento passi, der Modena City Ramblers Ansage: Allein gegen die Mafia. Die Geschichte des Peppino Impastato. Eine Sendung von Aureliana Sorrento. Autorin „Cento passi“, „Hundert Schritte“ – ein romantisierender Film über das Leben von Peppino Impastato ist eine Anspielung auf die kurze Entfernung zwischen seinem Elternhaus und dem Haus des Mafia- Bosses, der seine Ermordung anordnete. Die Band Modena City Ramblers komponierte ein Lied mit dem gleichen Titel. In ihrem Song stehen die hundert Schritte für die Fähigkeit, trotz aller Widrigkeiten seinen Weg zu gehen. Autorin „Du kannst dein Leben ändern, wenn Du bloß bereit bist zu gehen“, singt der Lead-Sänger der Band, „einen Schritt nach dem anderen.“ Peppino Impastato hat allen ein Beispiel gegeben, indem er gegen die Mafia aufbegehrte, obwohl er Sohn eines Mafioso war. Aber wer hat den Mut, ihm nachzueifern? OT Umberto Santino Questi sono atti giudiziari, tutto il maxiprocesso, il processo Andreotti, questo e un dono di Giovanni Falcone, questa è la sentenza del 1983 sul riciclaggio del denaro sporco...noi abbiamo problemi di spazio, 7.000 volumi, non e una grande biblioteca. Autorin Umberto Santino, ein kleiner Mann, der auf die Siebzig zugeht, mit stechenden, argwöhnischen Augen, schreitet die Regale des „Sizilianischen Dokumentationszentrums Giuseppe Impastato“ ab. Sie quellen über vor Prozess- und Ermittlungsakten, Zeitschriften, Konvoluten von Zeitungsartikeln und Büchern. Alles über die Mafia. Autorin Mit 7.000 Bänden verfügt das Zentrum über die vermutlich umfangreichste Bibliothek über die italienische Mafia und die Organisierte Kriminalität weltweit. Doch öffentliche Gelder erhält das Dokumentationszentrum nicht. Umberto Santino und Anna Puglisi, selbst Autoren und Herausgeber etlicher Bücher über die sizilianische Mafia-Organisation Cosa Nostra, haben es in ihrer Wohnung untergebracht. 1977 gründeten sie Zentrum, 1980 widmeten sie es Peppino Impastato. OT Umberto Santino Gli abbiamo dedicato il centro perchè Peppino Impastato nella storia delle lotte sociali contro la mafia...questa sua sfida a se stesso. Übersetzer 2 Wir haben das getan, weil Peppino ein Sonderfall ist. Kein anderer Antimafia-Kämpfer stammte aus einer Mafia-Familie und nahm den Kampf gegen die Mafia zuallererst bei sich selbst, seinem Onkel, und seinem Vater auf. Seine Radikalität erklärt sich auch dadurch: Er wollte mit sich selbst, mit seiner Familie und seiner Verwandtschaft abrechnen. Autorin Soziale Bewegungen gegen die Mafia hatte es bereits im 19. Jahrhundert gegeben. Die sizilianischen Bauern, meist Landlose, kämpften gegen die Mafia, weil die mit brutaler Gewalt die Interessen der Großgrundbesitzer schützte. Peppino Impastato setzte ihren Kampf fort – als Vertreter der sozialen Bewegungen der 70er Jahre. Damals war die Mafia gerade in den globalen Drogenhandel eingestiegen. ATMO Straßenverkehr in Cinisi Autorin Giuseppe, oder Peppino Impastato, wie ihn alle nennen, wurde am 5. Januar 1948 in Cinisi geboren. Bis in die späten 60er Jahren war die Gemeinde der Provinz Palermo von Gemüsegärten und Zitronenplantagen umgeben – und eine unangefochtene Domäne der Cosa Nostra . Peppinos Vater Luigi Impastato scheint ein Mafioso zweiten Ranges gewesen zu sein, aber Peppinos Onkel Cesare Manzella war der Mafia-Boss von Cinisi. Auf seinem Landgut verbrachten Peppino und sein Bruder Giovanni ihre Kindertage. Giovanni schwärmt heute noch davon. OT Giovanni Impastato Il periodo piu bello della nostra vita e stato il periodo dell infanzia. Perche la famiglia era unitae per noi erano figure protettive Übersetzer Die Kindheit war die schönste Zeit unseres Lebens. Weil unsere Familie damals einig war. Mittags aßen wir mit den Landarbeitern, die auf dem Gut unseres Onkels Obst pflückten. Über die Mafia machten wir uns keine Gedanken. Wir waren Kinder und hatten keine Ahnung, was die Cosa Nostra war. Die Mafia waren für uns die patriarchalischen Figuren, die uns umgaben, vor denen wir großen Respekt hatten, die uns beschützten und es uns an nichts fehlen ließen. Autorin Ein Trugbild, das 1963, als Peppino Impastato 15 Jahre alt war, jäh in die Brüche ging. OT Giovanni Impastato Il 26 aprile 1963...che e il tritolo. Übersetzer Am 26. April 1963 wurde Onkel Cesare auf seinem Landgut durch eine Autobombe getötet. Vor der Auffahrt des Gutshofs stand ein Auto quer, das ihm den Weg versperrte. Es war bis obenhin voll mit TNT. Zehn Tage später gingen wir mit anderen Jungen zum Ort des Anschlags. Wir sahen den Krater in der Erde, die verbrannten Bäume, die Verwüstung, die die Explosion hinterlassen hatte. Ich erinnere mich, dass Peppino sagte: Wenn „das“ Mafia ist, dann werde ich sie lebenslang bekämpfen. 15 Jahre später wurde er auf die gleiche Art, durch TNT, getötet. Autorin Zwei Jahre nach dem Tod seines Onkels trat Peppino Impastato der Sozialistischen Partei für die Proletarische Einheit, kurz PSIUP, bei und gründete mit anderen jungen Parteigenossen die Zeitung „Die sozialistische Idee“, ein Jugendblatt, in dem er Politiker attackierte, die mit der Mafia im Bunde waren, und einen Artikel unter dem Titel veröffentlichte: „Die Mafia ist ein Berg Scheiße“. 3 „Die sozialistische Idee“ wurde zwei Jahre später auf Druck von Cinisis Bürgermeister von den Carabinieri, einem militärischen Polizeikorps, geschlossen. Aber sie war eine Kampfansage an die Mafia und eine Ohrfeige Peppinos an den eigenen Vater. OT Giovanni Impastato Mio padre non ci ha mai imposto di diventare mafiosi,...rispetto nei confronti della mafia Übersetzer Unser Vater hat von uns nie verlangt, dass wir Mafiosi würden, aber er hat von uns verlangt, dass wir die Mafia respektieren. Autorin sagt Peppinos jüngerer Bruder Giovanni Impastato. Ihr Vater Luigi war mit dem Boss Gaetano Badalamenti eng befreundet und mit etlichen Mafiosi verwandt. Einer von ihnen sagte ihm: „Wenn er mein Sohn wäre, würde ich ein Grab schaufeln und ihn lebendig begraben.“ Das hätte dem Verhaltenskodex der Cosa Nostra durchaus entsprochen, denn Mangel an Respekt ist in diesen Kreisen ein unverzeihliches Vergehen. Dass Luigi Impastato sich damit begnügte, seinen aufsässigen Sohn aus dem Haus zu werfen, könnte man unter diesen Umständen als Beweis väterlicher Liebe bewerten. ATMO Straße + Flughafen Autorin Ein holpriges Sträßchen verläuft entlang des Flughafens von Palermo, der in „Flughafen Falcone und Borsellino“ umbenannt wurde – zwei Richtern zu Ehren, die 1992 von der Mafia in die Luft gesprengt wurden. Ein Weggefährte Peppino Impastatos, Salvo Vitale erzählt: OT Salvo Vitale L’aeroporto di Punta Raisi era stato costruito con l’intrigo, con la mafia...nel secondo 110. Übersetzer Der Flughafen wurde in den 50-er Jahren dank einer Intrige gebaut, in der die Mafia die Hauptrolle spielte. Der Boss von Cinisi, Cesare Manzella, Peppinos Onkel, hatte den Flughafen gewollt. So wurde er an einem Ort gebaut, an dem man eigentlich keinen Flughafen bauen sollte: auf einem Streifen Flachland zwischen einem Berg und dem Meer. An diesem Flughafen ist 1968 das erste Flugzeug abgestürzt, 1978 das zweite. Autorin 1968 bereits sollte eine dritte Landebahn gebaut werden. Zu dem