Braune Karrieren Braune

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Braune Karrieren Braune Braune Karrieren Braune Braune Karrieren Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus Herausgegeben von C H ristine Pie P e r · M i k e s C H M e i t z n e r · g e r H a r d n a s e r Braune Karrieren Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus Herausgegeben von CH ristine PieP er · M i k e s C H Mei tz n er · ger Ha r d nas er San dStein Verlag Inhalt Vorwort und Einleitung SA, SS, Gestapo Justiz Fachleute der Vernichtung 9 Dirk Hilbert 60 CH ristine PiePer 106 Wolfgang HoWald 154 Bor is böhm Grußwort Georg von Detten und Hans Hayn Otto Georg Thierack Alfred Fernholz Die sächsischen SA-Gruppenführer Hitlers willfähriger Justizminister Ein Schreibtischtäter im Dienste 10 CH ristine PiePer und der »Röhm-Putsch« der »Volksgesundheit« Mi ke Schmeitzn er 115 Bi rgit saCk ger Har d naser 66 Si egfr i ed gru n dMan n Heinrich von Zeschau 162 Bi rgit töPolt Vorwort Arno Weser Ankläger beim Volksgerichtshof Heinrich Eufinger Der »Spucker«, aber auch Schläger Chefarzt der Frauenklinik 13 CH ristine PiePer 120 Gerald HaCke Dresden-Friedrichstadt und Mitver- Mi ke Schmeitzn er 72 I r i na suttn er Heinz Jung antwortlicher an der Zwangs- Täter und Akteure im Nationalsozialismus gu n da u lbr icht Sachsens Generalstaatsanwalt sterilisierung Dresdner Frauen Ein forschungsgeschichtlicher Überblick Henry Schmidt Leiter des Judendezernats 128 Clau dia bade 168 J u li us Schar n etzky der Dresdner Gestapo Alfred Häbler, Günther Jahn Horst Schumann und Rudolf Fehrmann Ein aktiver Anhänger der 78 Carsten Sch r ei ber Partei und Verwaltung Heeresrichter und national sozialistischen Rassen- Die Führer des Sicherheitsdienstes (SD) die »Kriegsnotwendigkeiten« und Vernichtungspolitik 22 Mi ke Schmeitzn er in Dresden Martin Mutschmann und 172 J u li us Schar n etzky Manfred von Killinger Paul Rost und Helmut Fischer Die »Führer der Provinz« Rassenhygiene Von den Krankenmorden auf dem Verräter, Denunzianten, Sonnen­­stein zur Shoah in Polen und Italien 32 CH ristine PiePer Überläufer 136 Caris-Petra Heidel Mi ke Schmeitzn er MattH ias li en ert Karl Fritsch 86 Mi ke Schmeitzn er Ernst Philalethes Kuhn Stellvertretender Gauleiter und Arthur Kunze Die Etablierung der Rassenhygiene als Wirtschaft sächsischer Innenminister Die (un)freiwillige »Karriere« akademisches Lehrfach an der TH Dresden des SPD-Überläufers 180 ThoMas grosch e 41 CH r istel H erMan n 144 Mar i na li en ert Georg Lenk Ernst Zörner, Hans Nieland und Caris-Petra Heidel 94 Carsten voigt Wirtschaftsminister Sachsens Eduard Bührer, Rudolf Kluge Hermann Jensen und Alois Boehm Kurt Sindermann Oberbürgermeister und ihre Stellvertreter Personelle Vorhut zur Umsetzung der Als kommunistischer V-Mann 187 Hagen Mar kWar dt »Neuen Deutschen Heilkunde« 51 Annekatrin JaH n in den Fängen der Dresdner Gestapo Georg Bellmann am Johannstädter Stadtkrankenhaus Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden Cuno Meyer und Hellmut Walter 99 Gerald HaCke Dresden Dresdens NSDAP-Kreisleiter Hans Müller 193 ThoMas grosch e Der Dresdner Bibelforscher Arthur Dressler als Spitzel in höchsten Funktionen Die Firma Sturm – Zigaretten für die SA Inhalt Evangelische Kirche Kultur und Kunst Angehörige berichten 202 Ger Har d li n deMan n 248 ThoMas Schaarschmi dt 298 Hella Holsten Friedrich Coch Arthur Graefe Irma Händel Ein aktiver Parteigenosse »Der Sachsenmacher« und das Regimetreue zwischen Begeisterung als sächsischer Landesbischof »Heimatwerk Sachsen« und Besessenheit 208 Ger Har d li n deMan n 255 Norbert Haase Johannes Klotsche Will Vesper Ein Vertrauensmann Mutschmanns Der Schriftsteller und die national- Nachworte an der Spitze der Landeskirche sozialistische Bücher­­­verbrennung in Dresden 306 Peter grohman n 214 Ger Har d li n deMan n An Morgen erinnern Walter Grundmann 262 CH ristine PiePer »Chefideologe« der sächsischen Hans Posse 308 Hans-Peter lü H r Deutschen Christen Museumsdirektor und Kunsträuber Was nicht aufhört weh zu tun… Hitlers 270 KatH r i n iselt Wissenschaft und Schule Hermann Voss Direktor der Staatlichen Gemäldegalerie Anhang 222 Konstantin HerMan n Dresden und Hitlers »Sonderbeauftragter 312 Personenregister Arthur Göpfert für Linz« 316 Abkürzungen Zehn Jahre kommissarischer Leiter 317 Dank des Volksbildungsministeriums 318 Autoren 228 Ku rt r ei nsch ke Architektur 319 Bildnachweis MattH ias li en ert 320 Impressum Mi ke Schmeitzn er 280 CH ristine PiePer Wilhelm Jost Wilhelm Kreis »Führer-Rektor« der TH Dresden Hitlers »Generalbaurat für die Gestaltung der deutschen Kriegerfriedhöfe« 238 Han ka blesse Die Anstaltsleiter der sächsischen Napola 288 CH ristine PiePer Dresden-Klotzsche Martin Hammitzsch und Angela Raubal Die Halbschwester Hitlers und ihr Ehemann Partei und Verwaltung Killinger machte Mutschmann persönlich verantwortlich für die dort erfolgte Folterung des vormaligen sozialdemokratischen Innenministers Hermann Liebmann, der seine früheren NS- kritischen Landtagsreden in Gegenwart Mutschmanns und »zum allgemeinem Gaudium« hatte verlesen müssen. Killingers Fazit war düster: »Der Nationalsozialismus wird nicht getragen von dem Vertrauen des Volkes, sondern stützt sich in Sachsen auf Furcht vor dem [Reichs-]Statthal- ter [Mutschmann].«4 Die Reaktion des Angegriffenen war bezeichnend genug: Zwar versuchten er und sein »Gau- beauftragter« viele Vorwürfe zu relativieren. Doch ließ er immer wieder durchblicken, dass er tatsächlich der Mann für die »härtere Gangart« war. Wie selbstverständlich ließ Mutschmann wissen, dass sogar Killingers Telefonanschlüsse durch die Gestapo überwacht worden waren, dass sich derselbe »schützend vor die gemaßregelten Juden stellte« und die von ihm (Mutsch- Martin Mutschmann und Manfred von Killinger mann) geforderten »harten, notwendigen Maßnahmen« hintertrieb oder nur teilweise durch- führte. Seine Besuche im KZ Hohnstein bestätigte Mutschmann ebenso wie die Folterung des Die »Führer der Provinz« »SPD-Bonzen Liebmann«, wobei er davon abgeraten habe, »ihn weiter [!] zu misshandeln«. Seine Rechtfertigungsversuche machten nicht einmal vor dem Vorwurf des Lynchmordes halt. Wenn Mi ke Schmeitzn er ein Renegat in der »Kampfzeit« der Bewegung in den Rücken falle, »dann ist er ein Todfeind der Bewegung und muss erwarten, dass die Bewegung ihn bei der Machtübernahme so behandelt, wie er es nach gesundem Volksempfinden verdient hat«. Killingers »Verleumdungen« erinner- Von »Lumpen« und »Ehrabschneidern« ten ihn folgerichtig an das »Gehirn eines jüdisch-bolschewistischen Intellektuellen«.5 oder: NS-Führer vor dem Obersten NS-Parteigericht Wenn man einmal vom »Niveau« dieser OPG-»Verhandlungen« absieht, bleiben vor allem Es war wohl eines der bemerkenswertesten Verfahren der nationalsozialistischen Parteige- zwei Dinge erwähnenswert: einerseits die brutale Offenherzigkeit, mit der besonders Mutsch- schichte, das da 1936/37 verhandelt wurde: Vor dem Obersten Parteigericht (OPG) der NSDAP mann seine Herrschaftspraxis zu legitimieren versuchte, andererseits die vorgebliche Milde, die standen sich gleich zwei maßgebliche »Führer der Provinz«1 als Kläger und Beklagter gegenüber. sein Gegenspieler Killinger zu verströmen schien. Es wird im Folgenden zu klären sein, inwie- Es handelte sich bei ihnen um keine Geringeren als den inzwischen mächtigsten Mann Sach- weit sich beide Protagonisten bei der Durchsetzung der Diktatur in den Vorgehensweisen und sens, Martin Mutschmann, der seit 1935 alle entscheidenden Partei- und Staatsfunktionen in Methoden tatsächlich unterschieden. Das Verfahren, von dem bereits die Rede war, verlief indes Händen hielt (NS-Gauleiter, Reichsstatthalter, Ministerpräsident), und Manfred von Killinger, im Sande, obwohl eine Klärung »im Interesse der Stellung der beiden Beteiligten und des Anse- der im innerparteilichen Machtkampf mit Mutschmann sein Amt als Ministerpräsident verlo- hens der Partei« beim OPG erwünscht schien. Hitler selbst hatte jedoch mit der beruflichen ren hatte, aber als hoher SA-Führer und Reichstagsabgeordneter noch keineswegs als »Unper- Weglobung Killingers in den Auswärtigen Dienst des »Dritten Reiches« für eine ganz praktische son« bezeichnet werden konnte. Klärung der Fronten gesorgt. Wegen der nunmehrigen »räumlichen Entfernung« Killingers (er Den Stein ins Rollen gebracht hatte im Sommer 1936 der sächsische »Gaufürst«, der in sei- wurde Generalkonsul in San Francisco) musste das Verfahren Ende 1937 ausgesetzt werden.6 nem Antrag darum bat, »gegen Herrn von Killinger das Ausschlussverfahren aus der Partei einzuleiten«. Killinger habe Dritten gegenüber ihn – Mutschmann – als »Lump« und »Ehrab- Karrierewege zweier Rechtsextremisten schneider« bezeichnet und so seine »Ehre verletzt«.2 Was hier als bizarrer Streit um Worte be­­ Die Karrierewege der beiden Protagonisten sind inzwischen weitgehend bekannt.7 Beide ent- gann, wuchs sich im Laufe des Parteiverfahrens zu handfesten Vorwürfen aus, die ein bezeich- stammen derselben Alterskohorte und wurden spätestens während der Nachkriegskrise (1919 – nendes Licht auf den Charakter des Regimes und dessen Führer warf. Denn – anders als von 1923) politisch entscheidend geprägt. Von der sozialen Herkunft her unterschieden sie sich Mutschmann vielleicht erwartet – begnügte sich Killinger nicht mit der Relativierung der von jedoch gravierend, wobei sie auch in dieser Hinsicht zwei verschiedene Rekrutierungsfelder des ihm erhobenen Vorwürfe. Er stellte beim OPG selbst den Antrag »auf Eröffnung eines Verfahrens späteren NS-Führungskorps personifizierten. Während der 1879 geborene Mutschmann aus […] gegen den Pg. Mutschmann mit dem Ziele denselben seiner Ämter zu entheben und ihn
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