„Die Nationalsozialistische Propaganda in Sachsen 1921-1945“
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„Die nationalsozialistische Propaganda in Sachsen 1921-1945“ Von der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig angenommene D I S S E R T A T I O N zur Erlangung des akademischen Grades DOCTOR PHILOSOPHIAE (Dr. phil.) vorgelegt von Stephan Dehn geboren am 14. Juni 1986 in Grimma Gutachter: Prof. Dr. Günther Heydemann PD. Dr. Thomas Schaarschmidt Tag der Verteidigung: 7. Juni 2016 I. Einleitung S. 5 II. Einführung in die Problematik 1. Forschungsstand 1.1 Studien zum Nationalsozialismus in Sachsen S. 10 1.2 Propaganda – Begriff und Funktion 1.2.1 Definitionen und Theorien S. 17 1.2.2 Forschungsüberblick zur nationalsozialistischen Propaganda S. 23 1.3 Quellenlage 1.3.1 Gedruckte Quellen und Literatur bis 1945 S. 30 1.3.2 Spezifische Archivbestände S. 34 1.3.3 Datenbank S. 36 2. Sachsen zwischen 1918 und 1945 2.1 Der „gespaltene Freistaat“ in der Weimarer Republik S. 39 2.2 Entwicklung der sächsischen NSDAP bis 1933 S. 44 2.3 Die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur S. 57 III. Die Propaganda der sächsischen NSDAP zwischen 1921 und 1933 1. Organisationsstrukturen 1.1 Propaganda der Ortsgruppen bis zum Verbot 1921-1922 S. 63 1.2 Verbotszeit und Völkisch-Sozialer Block 1923-1925 S. 66 1.3 Wiederaufbau der Propagandaorganisation und Etablierung 1925-1929 S. 68 1.4 Propaganda einer Massenpartei 1929-1933 S. 74 2. Propagandapraxis der NSDAP in Sachsen 2.1 Versammlungspropaganda 2.1.1 Definitionen der Versammlungspropaganda S. 78 2.1.2 Nationalsozialistische Versammlungen in Sachsen S. 83 2.1.3 Aufmärsche im Propagandakanon der NSDAP S. 104 2.1.4 Nationalsozialistische Demonstrationen in der Praxis S. 106 2.2 Reden 2.2.1 Definitionen S. 113 2.2.2 Kritische Analyse nationalsozialistischer Reden S. 117 2.2.3 Quantitative Untersuchung S. 124 2.3 Gedruckte Propaganda 2.3.1 Bedeutung der regionalen NSDAP-Presse bis 1933 S. 131 2.3.2 Entwicklung der nationalsozialistischen Zeitungen S. 138 2.3.3 Singuläre Massenpublikationen der NSDAP S. 152 2.3.3.1 Flugblätter bis 1933 S. 157 2.3.3.2 Nationalsozialistische Plakate bis 1933 S. 167 2.4 Propagandakampagnen der NSDAP in Sachsen S. 170 2.4.1 Aktionen gegen Adolf Hitlers Redeverbot S. 171 2.4.2 Kampagne zur sächsischen Landtagswahl 1929 S. 175 2.4.3 Volksbegehren gegen den Young-Plan 1929 S. 179 2.4.4 Die Kampagne zur Reichstagswahl 1930 in Sachsen S. 181 2.4.5 Das „Propagandajahr“ 1932 S. 190 3. Zwischenresümee 3.1 Wirkung und Reaktionen der nationalsozialistischen Propaganda in Sachsen S. 210 3.2 Exkurs: Gewalt als Reaktion auf Propaganda S. 214 3.3 Merkmale der sächsischen NSDAP-Propaganda bis 1933 S. 218 IV. Propaganda im „Dritten Reich“ 1. Organisation der Propaganda 1933-1945 1.1 Aufbau der Propaganda S. 224 1.2 Etablierung der Propagandaapparate in Sachsen S. 228 1.3 Ziele und Aufgaben der nationalsozialistischen Propaganda S. 231 2. Propagandapraxis 1933-1945 2.1 Versammlungspropaganda 2.1.1 Organisation und Aufgabe S. 236 2.1.2 Versammlungspraxis in Sachsen 1933-1945 S. 241 2.1.3 Die sächsischen Gautage als Massenaufmärsche S. 247 2.2 Rede 2.2.1 Rede als Propagandainstrument S. 252 2.2.2 Analyse ausgewählter Propagandareden S. 255 2.3 Gedruckte Propaganda 2.3.1 Lenkung und Kontrolle der Presse in Sachsen 1933-1945 S. 260 2.3.2 Sächsische Parteipresse im „Dritten Reich“ S. 267 2.3.3 Gedruckte Propaganda und die Ortsgruppen S. 275 2.4 Propagandakampagnen der NSDAP in Sachsen nach 1933 2.4.1 Ideologie 2.4.1.1 Antisemitismus S. 280 2.4.1.2 Antibolschewismus S. 284 2.4.2 „Volksaufklärung“ und „Volksgemeinschaft“ 2.4.2.1 Luftschutz S. 290 2.4.2.2 Winterhilfswerk S. 296 2.4.3 Legitimation 2.4.3.1 Gründungsjubiläen sächsischer Ortsgruppen S. 299 2.4.3.2 Führerkult um Martin Mutschmann S. 304 3. Zwischenresümee 3.1 Annäherung an Wirkung und Reaktion S. 309 3.2 Merkmale der Propaganda bis 1945 S. 313 V. Resümee S. 318 VI. Anhang 1. Rednertermine (23 Propagandaredner) S. 325 2. Quellenverzeichnis 2.1 Archivbestände S. 376 2.2 Gedruckte Quellen bis 1945 S. 378 2.3 Zeitungen bis 1945 S. 388 3. Literaturverzeichnis S. 389 I. Einleitung In der deutschen Erinnerungskultur nimmt das Jahr 1923 einen bedeutenden Platz ein: Die junge Republik musste damals ihre bis dato schwerste Krise überstehen. Auf die Besetzung des Ruhrgebietes folgte ein Generalstreik, der die bereits grassierende Inflation des Geldes in unvorstellbare Höhen trieb. Im Rheinland erschütterten Sezessionsversuche, in München, Thüringen und Sachsen Aufstände von Rechts- und Linksextremen das Fundament der Demokratie. Nach dem Befehl zur Reichsexekution gegen die mitteldeutschen Freistaaten und der gewaltsamen Niederschlagung des sogenannten „Hitler-Ludendorff-Putsches“ schien sich die innenpolitische Lage am Ende des Jahres etwas zu beruhigen. Umso alarmierender wirken die Schilderungen des Schriftstellers Joseph Roth vom Dezember 1923 aus Sachsen: Er sah, wie bei Meißen 25 Jugendliche „in Zivil mit langen Stöcken exerzierten […], alle trugen Hakenkreuzbinden, die Anführer hatten auch ein Hakenkreuz an der Sportkappe. Sie skandierten: Der Verräter zahlt mit Blut; Schlagt sie tot, die Judenbrut! Schlagt sie tot, die Judenknechte! In einer nahegelegen Dorfschänke sangen die Gäste – vor einer großen Hakenkreuzflagge sitzend – das Lied „Nieder, nieder, nieder mit der Judenrepublik. Pfui, Judenrepublik!“.1 Roth schloss seine Reportage mit den Worten: „Wenn sie ihre Lieder wahr machen, werden die Leichenbestatter mit ihren Zweirädern nicht rasch genug zur Stelle sein können.“2 Diese Momentaufnahme aus der sächsischen Provinz macht deutlich, dass auch nach dem missglückten Putsch in München die nationalsozialistische Bewegung weiterhin umtriebig agierte. Das ist umso mehr eine Aufforderung an den Historiker, lokale Sonderentwicklungen der NSDAP genauer zu untersuchen. Obwohl seit den 1970er Jahren fortlaufend Studien zur regionalen Entwicklung des Nationalsozialismus vorgelegt werden3, gibt es in Sachsen diesbezüglich weiterhin „weiße Flecken“.4 Dies gilt insbesondere für die Erforschung der NS-Propaganda. Zwar sind allgemeine Studien dazu Legion, geographische Eingrenzungen des Themas auf einen bestimmten Parteigau aber weiterhin ein Desiderat, so auch für Sachsen. Der mitteldeutsche Freistaat eignet sich dabei in mehrfacher Hinsicht für eine Studie über die regionale Entwicklung des Nationalsozialismus: In Sachsen lernte die Bewegung Adolf Hitlers beide Pole politischer Arbeit kennen. Auf der einen Seite expandierte die NSDAP mit Gründung der _________________________________________________ 1 Joseph Roth, Wir versaufen unsern Ebert sein Zylinder. In: Prager Tageblatt vom 20.12.1923. 2 Ebd. 3 Vgl. Broszat, Bayern in der NS-Zeit; Hambrecht, Aufstieg der NSDAP; Rietzler, Kampf in der Nordmark; Bein, Im deutschen Land. 4 Vollnhals, Freistaat, S. 7. 5 Ortsgruppe Zwickau im Oktober 1921 erstmals außerhalb ihres Kernlandes Bayern und konnte in der darauffolgenden Zeit in Südwestsachsen eine ihrer stärksten organisatorischen Bastionen aufbauen.5 Auf der anderen Seite scheiterte die NSDAP mit ihrer Expansion in die Arbeiterhochburgen Leipzig, Dresden und beispielsweise auch Freital zum Teil sogar bis nach 1933. Sachsen ist auch aus diesem Grund für den Historiker interessant, weil Hitler hier – entgegen der eigenen Richtlinien und Verfahrensweisen – die Kongruenz der topographischen Grenzen eines NSDAP-Parteigaues und einem Reichsland zuließ. Diese regionale Konformität führte hier zu erheblichen Machtauswüchsen innerhalb von NSDAP und staatlicher Verwaltung. An der Spitze dieser Entwicklung stand Martin Mutschmann, der die höchsten Ämter von Partei und Staat in Personalunion ausübte. Andreas Wagner bezeichnet ihn richtigerweise als „Landesfürsten“.6 Diese Machtanmaßung legte den Grundstein für die Kontinuität von Herrschaft und Verwaltung in Sachsen.7 Auf Basis dieser Ausgangslage geht es in der vorliegenden Dissertation darum, die organisatorischen Strukturen nationalsozialistischer Propaganda in Sachsen zu rekonstruieren und zu analysieren. Dafür sollen deren allgemeine Genese sowie ihre Einbettung in die Apparate von Partei und Staat untersucht werden. Darüber hinaus interessieren die Propagandainhalte, das heißt, nach welchen Modalitäten und in welchen gesellschaftlichen Bereichen NS-Ideologie verbreitet wurde. Die Studie ist in zwei strukturell-inhaltliche Teile gegliedert: einen organisatorischen und einen kommunikativen Rahmen. Grundannahme ist, dass die NSDAP eine Propagandabewegung war, also jegliches Handeln unter dem Primat der öffentlichen Wirkung stand. Die nationalsozialistische Bewegung ordnete ihrem Ziel, der alleinigen Machteroberung, sämtliche öffentliche Aktionen unter. Jegliches Agieren diente dazu, Mitglieder und Sympathien für die Machtübernahme zu gewinnen. Medienwissenschaftler gehen davon aus, dass die NSDAP ihre öffentlichen Aktivitäten grundsätzlich als Propaganda verstand. Dazu zählten nicht nur Reden, Plakate, Flugblätter, Aufmärsche und Terroraktionen, sondern auch Sozialpolitik. Bernd Sösemann versteht Propaganda als Oberbegriff von Themen, Aktivitäten, Techniken, Formen, Motiven und Intentionen sowie Zielen und Wirkungen.8 Propaganda sollte demnach, das gesamte Leben der Deutschen erfassen und wurde selbst zu einem Machtinstrument der NS-Diktatur.9 Für die vorliegende Studie wird diese Definition erheblich eingeschränkt. Die _________________________________________________ 5 Vgl. Dehn, Sachsens Südwesten, S. 49 f. 6 Vgl. Wagner, Partei und Staat, S. 50. 7 Martin Mutschmann verhinderte nach 1933 jegliche Änderung der regionalen Gliederung des NS-Parteiapparates und verbat