www.ssoar.info

Budapester Altbauquartiere im Revitalisierungsprozess Kovács, Zoltán; Wiessner, Reinhard; Zischner, Romy

Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Kovács, Z., Wiessner, R., & Zischner, R. (2007). Budapester Altbauquartiere im Revitalisierungsprozess. Europa Regional, 15.2007(3), 153-165. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-48056-8

Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine This document is made available under Deposit Licence (No Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, non- Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, transferable, individual and limited right to using this document. persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses This document is solely intended for your personal, non- Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für commercial use. All of the copies of this documents must retain den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. all copyright information and other information regarding legal Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle protection. You are not allowed to alter this document in any Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument document in public, to perform, distribute or otherwise use the nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie document in public. dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke By using this particular document, you accept the above-stated vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder conditions of use. anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Budapester Altbauquartiere im Revitalisierungsprozess

Zoltán Kovács, Reinhard Wiessner und Romy Zischner

Zusammenfassung Die Altbauwohnquartiere in den Städten Ostmitteleuropas erfuhren nach der Vernachlässigung in sozialistischer Zeit im Zuge der Transfor- mation einen weiteren Substanzverlust. Aus westlichen Ländern bekannte Aufwertungsprozesse (Gentrification) fanden praktisch nicht statt. Die desolate Situation der Altbauviertel stellt eine der wichtigsten Herausforderungen für die Stadtentwicklung dar. In jüngster Zeit mehren sich allerdings Ansätze zu einer Revitalisierung der Wohnquartiere, insbesondere in Budapest. Anliegen dieses Beitrags ist die Analyse solcher Revitalisierungsprozesse in Altbauwohnquartieren von Budapest. Im Vordergrund der Analyse stehen eine räumlich differenzierte Bestandsaufnahme der Prozesse, Aktivitäten der für die bauliche Revitalisierung verantwortlichen Akteure (kommunale Akteure, Investoren, Bewohner) sowie in sozialer Dimension die (neuen) Bewohner revitalisierter Quartiere.

Revitalisierung, Gentrification, Reurbanisierung, Lebensstile, Ungarn, Budapest

Abstract Historical quarters of Budapest in the process of revitalisation After the long neglect during state socialism the historical quarters of the of East Central Europe experienced a further decline in the 1990s as a consequence of transformation. An upgrading process (gentrification) well-known from the western cities remained isolated. The miserable condition of historical is one of the greatest challenges of urban development in the . However, recently there have been more and more signs of revitalisation of residential quarters, especially in the inner-part of Budapest. The main aim of this paper is to analyse the outcome of the revitalisation activities having taken place in the inner quarters of Budapest through empirical investigations. Our analysis is based on a detailed mapping which registered the actual revitalisation process of the building stock, as well as qualitative research carried out among actors (municipal organisations, investors etc.) responsible for such activities and (new) residents of recently revitalised neighbourhoods. revitalisation, gentrification, reurbanization, lifestyles, Hungary, Budapest

Einleitung 1997; Kampschulte 2000; Kovács 1994, Enyedi 1998; Fassmann 1997; Grime u. In den Jahren nach der politisch-ökono- 1998; Kovács u. Wiessner 1999; Sailer- Kovács 2001; Izsák u. Probáld 2001; mischen Wende wurde die Frage, welchen Fliege 1997). Korcelli 1995; Maier 2001; Sailer-Flie- Weg die postsozialistische Entwicklung Tatsächlich konnten seither vielfältige ge 1999a). der Städte in Transformationsländern konvergent zur westlichen Entwicklung In der Bevölkerung vollzog sich als nehmen würde, kontrovers diskutiert. Ei- verlaufende Stadtentwicklungsprozesse Folge der wirtschaftlichen Veränderun- nerseits wurde die These vertreten, dass identifiziert werden, vor allem in Berei- gen und der rückläufigen staatlichen sich angesichts des Übergangs in ein de- chen, in denen internationale Investiti- Fürsorge eine erhebliche soziale Polari- mokratisches und marktwirtschaftliches onen und neue internationale Konkur- sierung, die sich in einem sinkenden Le- System westeuropäischer Prägung eine renzverhältnisse wirksam wurden. Es bensstandard für große Bevölkerungs- weitgehende Konvergenz zur Stadtent- kam zu gravierenden wirtschaftlichen gruppen auf der einen Seite und in For- wicklung im Westen einstellen würde. Umstrukturierungen, einerseits zu Dein- men neuen Wohlstands und Reichtums Andererseits wurde dem entgegen ge- dustrialisierungsprozessen, andererseits, auf der anderen Seite ausdrückt. Die halten, dass eigenständige Traditionen, vor allem in den sich dynamisch entwi- sozialen Disparitäten wurden noch grö- die aus sozialistischer Zeit ererbten ckelnden Metropolen, zu einer wesent- ßer als in den westeuropäischen Wohl- Stadtstrukturen, die vorhandenen wirt- lich von internationalen Unternehmen fahrtsstaaten. Stadträumlich führte dies schaftlichen Probleme sowie spezifische getragenen gewerblichen Investitions-, zu einer erkennbaren sozialräumlichen in der postsozialistischen Zeit verfolgte Bau- und Sanierungstätigkeit, die sich Segregation und Fragmentierung (vgl. Entwicklungspfade auch eine vom west- zunächst auf die Stadtzentren konzent- Ladányi 1997, 2002; Węcławowicz 1997, lichen Muster abweichende Entwicklung rierte, in späteren Jahren aber auch auf 2002). In wachsendem Maße entstanden wahrscheinlich werden lassen (vgl. u.a. die suburbane Zone im Umland auswei- – konvergent zu westlichen Mustern – Friedrichs u. Kahl 1991; Enyedi 1998, tete (vgl. u.a. Andrusz, Harloe u. Sze- Neubauwohngebiete am Stadtrand und 1999; Fassmann 1997; Häussermann lényi 1996; Burdack u. Rudolph 2001; in jüngerer Zeit im suburbanen Umland,

153 begleitet von neuen Einkaufszentren Im vorliegenden Beitrag wird über erste des Wohnungsmarkts sowie schließlich westlichen Typs und einer wachsenden zentrale Ergebnisse eines Forschungs- auch Aktivitäten der öffentlichen Hand Motorisierung (vgl. u.a. Burdack, Dövé- projekts berichtet, das sich mit solchen angesehen: nyi u. Kovács 2004; Ladányi u. Szelényi Revitalisierungsprozessen in Budapes- Die Rent-gap-Theorie (Smith 1979) 1999; Welch Guerra 2001). ter Altbauquartieren auseinandersetzt. und deren europäische Weiterentwick- Divergent zur Stadtentwicklung in Im Kern geht es um die Identifizierung lung in Form der Value-gap-Theorie Westeuropa stellt sich dagegen die Ent- und Beschreibung baulicher und sozia- (Hamnett u. Randolph 1986) stellen wicklung der innerstädtischen Altbau- ler Aufwertungsprozesse und die Frage ökonomische Kalküle von Investoren in wohnquartiere dar. Eine bauliche und nach den entscheidenden einflussneh- den Vordergrund ihrer Begründungen soziale Aufwertung („Gentrification“), menden Kräften auf diese Prozesse.1 von Gentrification: Auf angespannten die in den vergangenen Jahrzehnten die Wohnungsmärkten mit Flächeneng- Entwicklung innerstädtischer Quartiere Zum Begriff der Revitalisierung pässen und stark steigenden Miet- und im Westen im Übergang zu einer post- und seiner theoretischen Einbin- Immobilienpreisen wird die Investition fordistischen Dienstleistungs- und Infor- dung in die Sanierung von Altbauten ökono- mationsgesellschaft prägte, blieb in Ost- Unter dem Begriff „Revitalisierung“ soll misch wieder rentabel. mitteleuropa praktisch aus. Gebäude und die bauliche und soziale Aufwertung Andere Theorien sehen Entwicklun- Wohnungen in den Altbauquartieren der benachteiligter Wohnviertel verstanden gen auf der Nachfrageseite als ursächlich Städte Ostmitteleuropas erfuhren durch werden, die zumeist begleitet wird von für Gentrification-Prozesse an: Im Zuge die Vernachlässigung in sozialistischer einem Imagewandel und einer funk- des wirtschaftlichen und gesellschaft- Zeit sowohl einen erheblicheren bauli- tionalen Aufwertung in der Einzelhan- lichen Wandels sind eine Zunahme von chen Substanzverlust als im Westen als dels- und Dienstleistungsausstattung der Haushalten mit neuen innenstadtorien- auch eine mehr oder weniger stark aus- Quartiere. Diese neutrale Begriffsbil- tierten Lebensstilen und Wohnpräferen- geprägte soziale Abwertung. Im Zuge dung „Revitalisierung“ wird dem Begriff zen (vgl. Hermann u. Leuthold 2002; der Transformation verschärften sich der „Gentrification“ vorgezogen, der in Wiest 1997) sowie ein Wertewandel in die filtering-down-Prozesse häufig noch. gängigen Definitionen ebenfalls für bau- Richtung einer wieder positiven Wert- Der bauliche Verfall schritt fort, Sanie- liche und soziale Erneuerungsprozesse schätzung historischen und urbanen rungsmaßnahmen fanden praktisch nicht verwendet wird (vgl. z.B. Hamnett 1984, Wohnambientes zu erkennen (vgl. Ley statt, die soziale Erosion wurde durch 1991; Kerstein 1990; Glatter 2007), 1980, 1981). Idealtypisch wird zwischen den Wegzug besser gestellter Haushalte jedoch stark mit Aufwertungsprozessen zwei beteiligten, sozialstrukturell und sowie den Zuzug von benachteiligten unter „westlichen“ Rahmenbedingun- soziokulturell verschiedenartigen Grup- Gruppen in aller Regel verstärkt (vgl. gen assoziiert ist. Grundsätzlich bilden pen unterschieden: den Pionieren und u.a. Dingsdale 1997; Enyedi 1999; La- theoretische Ansätze und empirische den „echten“ Gentrifiern (vgl. u.a. Häu­ dányi 1993, 1997; Lichtenberger, Csé- Erkenntnisse, die in der Gentrification- ssermann und Siebel 1987; Hermann u. falvay u. Paal 1994; Sailer-Fliege 1997, Debatte vor allem seit den 1980er Jahren Leuthold 2002). Der Verlauf von Gen- 1999a, 1999b). Innerstädtische Altbau- entwickelt worden sind (vgl. u.a. Alisch trification-Prozessen wird dabei häufig wohnquartiere stellen damit bis heute ei- 1993; Blasius 1993; Blasius u. Dang- als doppelter Invasions-Sukzessions- nen der gravierendsten Problembereiche schat 1990; Dangschat 1988; Dangschat Zyklus beschrieben (vgl. Blasius 1993; der Stadtentwicklung in ostmitteleuro- u. Friedrichs 1988; Wiessner 1987), na- Clay 1979; Dangschat 1988), bei dem päischen Ländern dar. türlich wichtige konzeptionelle Bezugs- die Gentrifier den Pionieren folgen. Die In jüngster Zeit mehren sich jedoch punkte. Gleichermaßen gilt das auch für ursprüngliche Bevölkerung wird von Hinweise auf Ansätze und Anstrengun- Erfahrungen, die zwischen­zeitlich über den Investoren bzw. den eindringen- gen zu einer Revitalisierung solcher innerstädtische Aufwertungsprozesse den Bevölkerungsgruppen verdrängt, Quartiere in größeren Städten – vgl. u.a. unter den Bedingungen eines Trans- mit teilweise bedenklichen Methoden. Standl und Krupickaitë 2004 für Vil- formationsprozesses vor allem in Ost- Spezifische Wohnquartiere, vor allem nius (Litauen), Sýkora 1996, 1999 und deutschland gewonnen worden sind und großbürgerliche gründerzeitliche Vier- 2006 für Prag, Steinführer 2001 und in denen der Gentrication-Begriff doch tel, werden von solchen Aufwertungen 2004 für Brünn und Klopot 2002 für stark relativiert worden ist (siehe unten). bevorzugt. Wrocław. Systematische und empirisch Gentrification wird in den klassischen Im Gegensatz zu diesen von exogenen fundierte Ergebnisse fehlen aber noch theoretischen Konzepten unterschiedlich Investoren bzw. Nachfragern getragenen weitgehend. Die Frage, ob sich dadurch und kontro­vers begründet. Beauregard Prozessen sind aber auch Aufwertungs- mit entsprechendem Zeitverzug Ent- (1986) spricht von einem „chaotic con- prozesse bekannt, die endogen von den wicklungsmuster absehen lassen, die cept“. Als maßgebliche Kräfte werden Bewohnerhaushalten und Hausbesitzern den Aufwertungsprozessen im Westen in den unterschiedlichen Theorien ein- initiiert werden. Clay (1979) verwendet hi- vergleichbar sind, ist derzeit noch völ- erseits private Investoren, andererseits erfür den Begriff „incumbent upgrading“. lig offen. Auch in Budapest lassen sich Entwicklungen auf der Nachfrageseite Vor allem in wohlfahrtsstaatlich deutliche Anzeichen einer beginnenden geprägten Ländern ist häufig auch die Revitalisierung bestimmter innerstäd- öffentliche Hand als wichtiger Initiator tischer Altbauwohngebiete identifizie- von baulichen und sozialen Upgrading- ren (vgl. Kovács u. Wiessner 2004), die 1 Die Autoren danken der Deutschen Forschungs- Prozessen zu sehen (z.B. durch öffentli- gemeinschaft und der Ungarischen Akademie der bislang ebenfalls noch wenig untersucht Wissenschaften für die großzügige Unterstützung des che Sanierungsprogramme und andere worden sind. Forschungsprojektes. finanzielle Fördermaßnahmen).

154 Europa Regional 15(2007)3 Diese knappen theoretischen Bezüge Friedrichs 1995; Zischner 2003). Un- längerfristig denkbare Prozesse in Buda- lassen erkennen, dass Gentrification tersuchungen, die sich Anfang und pest und anderen ostmitteleuropäischen oder – allgemeiner – die Revitalisierung Mitte der 1990er Jahre mit dem Thema Städten. von benachteiligten Stadtquartieren befassten (vgl. z.B. Harth, Herlyn u. Jenseits aller Diskussionen um Theo- sehr vielgestaltig verlaufen kann und als Scheller 1996), stellten fest, dass zwar rien und Begrifflichkeiten wird deutlich, mehrdimensionales Problem zu betrach- physische Aufwertungsmerkmale, maß- dass die beteiligten Akteure (Investoren, ten ist, in Abhängigkeit von den jeweils geblich durch staatliche und kommunale Bewohner, neue Nachfrager, Kommunen maßgeblichen Entwicklungsbedingun- Programme hervorgerufen, vorzufinden usw.) einen wichtigen empirischen Zu- gen. waren. Eine soziale Aufwertung konnte gang für die Analyse von Revitalisi­ Die Frage, ob ein Revitalisierungs­ hingegen nur bedingt Bestätigung fin­ erungsprozessen bieten. prozess als „Gentrification“ bezeichnet den. Die zu beobachtenden Prozesse be- werden kann, wird zumeist in Abhän- zogen sich „(noch) weitestgehend auf das Die innerstädtischen Altbauquar- gigkeit von den sozialen Veränderun- materielle Substrat, weniger auf die so- tiere im Kontext der Stadtentwick- gen entschieden. In einer Reihe von zialen Umschichtungsprozesse“ (Harth, lung von Budapest empirischen Arbeiten werden allein Herlyn u. Scheller 1996, S. 190). Die Rahmenbedingungen der Revitali- sozialstatistische Merkmale (Einkom- Autoren sprechen deshalb von einer „ge- sierung von innerstädtischen Alt- men, Bildung, Haushaltstyp) heran­ spaltenen Gentrification“ (1996, S. 191). bauquartieren gezogen, um Pioniere und Gentrifier Jüngere Untersuchungen in repräsentati- Als Rahmbedingungen der Revitalisie- als Akteure im Gentrification-Prozess ven großbürgerlichen gründerzeitlichen rung von innerstädtischen Altbaugebieten zu identifizieren. Solche eher formalen Altbauquartieren ostdeutscher Großstäd- in Budapest sind neben der Ausgangssi- Kriterien sagen aber nur bedingt etwas te (vgl. u.a. Bernt u. Holm 2002; Fried- tuation der Quartiere zum Zeitpunkt der darüber aus, inwiefern damit tatsäch- rich 2000; Hill u. Wiest 2004; Glatter Wende verschiedene Reformmaßnahmen lich auch soziokulturelle Veränderung 2007; Glatter u. Killisch 2004) zeigen sowie übergreifende Prozesse der Stadt- im Sinne der theoretischen Annahmen dagegen, dass die soziale Komponente entwicklung im Transformationsprozess (neue innenstadtorientierte Lebensstile, zunehmend zur physischen hinzu tritt. zu betrachten. Die wichtigsten Faktoren bewusste Präferenzen für das Milieu Den Prozess beschreibende Begriff- sind folgende: und Ambiente der Altbauwohnquartiere) lichkeiten wie „sanfte Gentrifizierung“ einher gehen. Für Aussagen über den (Hill u. Wiest 2004, S. 29) oder „ge- Sozialräumliche Disparitäten als qualitativen Charakter und über die mit- bremste Gentrification“ Z( ischner 2003, Ausgangssituation tel- und langfristigen Perspektiven eines S. 129) verdeutlichen jedoch, dass von Wie in allen ostmitteleuropäischen Revitalisierungsprozesses erscheint die einer idealtypischen Gentrification – Ländern wurden die innerstädtischen Analyse soziokultureller Veränderun- analog dem westdeutschen oder nord- Altbaugebiete in sozialistischer Zeit gen bedeutsamer als die Analyse bloßer amerikanischen Vorbild und den ent- weitgehend vernachlässigt. In Budapest sozialstruktureller Indikatoren (vgl. auch sprechenden Theorien – in ostdeutschen entwickelten sich in dieser Zone dar- Klee 2003). Städten nicht gesprochen werden kann. über hinaus deutliche sozialräumliche Umfangreicher als in den ostmittel- Als grundsätzliche Unterschiede sind Disparitäten, die in vorsozialistischer europäischen Ländern vorzufinden und u.a. moderate Miet- und Immobilienprei­ Zeit angelegt wurden und die sozialis- intensiver empirisch untersucht sind se (im Gegensatz zu den Annahmen der tische Phase überdauert hatten. In den Revitalisierungsprozesse in Ostdeutsch- rent-gap-Theorie) und eine vielschichti- ursprünglich gehobenen bürgerlichen land nach der Wende (vgl. u.a. Bernt u. gere Sozialstruktur (also keine exklusive Quartieren mit repräsentativer Bausub­ Holm 2002, 2005; Denzer u. Heyden- Gentrifier-Schicht) in den Aufwertungs- stanz und größeren Wohnungen, die sich reich 2002; Friedrich 2000; Glatter gebieten herauszustellen (vgl. Friedrich auf der vornehmeren Budaer Seite der 2007; Glatter u. Killisch 2004; Harth, 2000; Wiessner 2004) Stadt (westlich der Donau) sowie auf der Herlyn u. Scheller 1996; Hill u. Wiest Im Bezug zur Entwicklung in Buda- Pester Seite (östlich der Donau) vor allem 2004; Kapphan 2004; Marschner 2000; pest ist allerdings festzuhalten, dass in im Bereich nördlich der befinden, Stark 1997; Weiske 1996; Wiest 1997, Ostdeutschland ein starker Einfluss der war der Substanzverlust weniger stark. 2001; Wiest u. Zischner 2006; Zischner öffentlichen Hand durch städtebauliche Demgegenüber zeigten vor allem die 2003). Die Entwicklungen dürften als Sanierungsmaßnahmen, steuerliche Ab- alten Pester Arbeiterquartiere im Osten Ergebnisse im Zuge eines Transforma- schreibungsmöglichkeiten und vielfäl- und Südosten der inneren Stadt erhebli- tionsprozesses den einsetzenden Prozes- tige Förderprogramme wirksam wurde, che Probleme des baulichen Verfalls und sen in Ostmitteleuropa möglicherweise die so in Ungarn nicht annähernd zu re- der sozialen Erosion. Diese sozialräumli- ähnlicher sein als die klassischen Gen- alisieren sind. Dennoch belegt die Ent- chen Disparitäten kommen in Abbildung trification-Prozesse im Westen. wicklung in Ostdeutschland, dass aus 1 deutlich zum Ausdruck, in der der An- Auch in Ostdeutschland wurde die bescheidenen Anfängen heraus und mit teil der Hochschulabsolventen an der Be- Frage analysiert und kontrovers disku- anfänglich intensiver öffentlicher Unter- völkerung im Jahr 1990 dargestellt wird tiert, ob in den zunächst recht desolaten stützung eine in vielen Gebieten mittler- (vgl. Kovács u. Wiessner 1999). innerstädtischen Altbauwohnquartieren weile selbsttragende Revitalisierung ent- Die Probleme in den Budapester Alt- Gentrification nach westlichem Mus- standen ist, die von relativ breiten Grup- bauquartieren wurden in sozialistischer ter vorzufinden sei (vgl. u.a. Denzer u. pen der Bevölkerung angenommen wird. Zeit noch dadurch verschärft, dass pri- Heydenreich 2002; Friedrichs u. Kahl Möglicherweise zeigen solche Entwick- vater Wohnungsneubau (Eigentumswoh- 1991; Grundmann 1992; Herlyn 1994; lungen Perspektiven auf für zukünftige, nungen und Eigenheime) zunehmend er-

155 unterschiedlicher Strategien und Maß- Budapest – Sozialräumliche Disparitäten nahmen. Bevölkerung mit Hochschulabschluss 1990 Transformation des Wohnungsmarktes Altbaumietshäuser wurden in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg verstaat- nau licht. Nach der Wende fand eine umfang-

Do Stadtbezirksgrenze reiche Privatisierung der Altbauwohnun- Stadtteilgrenze gen in der Verantwortlichkeit der Bezirke statt, bei der in der Regel die Mieter ihre Wohnungen sehr kostengünstig erwor- ben haben. Der Großteil des Budapester Altbauwohnungsbestands liegt deshalb heute im Eigentum von Eigentümerge- meinschaften der Bewohner. Von ehe- mals 175.000 Sozialmietwohnungen in der inneren Stadt verblieben nur 30.000 als Sozialwohnungen im Eigentum der Bezirke (nach Daten der Volkszählung 2001). Bei diesen Restbeständen handelt es sich vor allem um die schlechtesten Wohnungsbestände, die sich in den be- Anteil der Bevöl- nachteiligten Quartieren der Stadt kon- kerung mit Hoch- zentrieren (siehe Abb. 2). schulabschluss Angesichts der notwendigen Einstim- Prozent nau migkeit bei Entscheidungen von Eigen- Do >_ 25 20 - 25 tümergemeinschaften sowie der materi- 15 - 20 ellen Notlagen vieler Haushalte sind Re- < 15 vitalisierungsvorhaben häufig schwer zu realisieren. Ein besonderes Problem be- 0 5 10 km IfL 2007 Entwurf: Z. Kovács, R. Wießner steht bei den oft vorhandenen gemisch- 0D‰VWDE Kartografie: A. Müller ten Eigentumsverhältnissen, in denen Abb. 1: Budapest: Sozialräumliche Disparitäten – Anteil der Bevölkerung mit Hochschul­ nur ein Teil der Wohnungen im Gebäu- abschluss 1990 de privatisiert wurde. Wo Bereitschaft Quelle: Daten der Volkszählung 1990 und Geld seitens der Privateigentümer vorhanden sind, fehlt oft das Interesse möglicht wurde, was zu einer verstärk- ken obliegt ferner eine umfangreiche des Bezirks und umgekehrt. Durch die ten sozialen Segregation in Budapest zu Planungskompetenz, darunter auch die Privatisierung wurde also eine revitali- Lasten der Altbauwohnquartiere beitrug Aufgabe der Sanierung der Quartiere. sierungshemmende Eigentumsstruktur (vgl. Hegedűs u. Tosics 1983; Ladányi Da sich die innerstädtischen Quartie- geschaffen (vgl. auch Douglas 1997; 1989). re von Budapest auf 10 verschiedene Hegedűs u. Tosics 1994; Székely 1999). Bezirke verteilten, zog dieses System Gerade in den ärmeren Bezirken der Umgestaltung des Verwaltungs- und eine Zersplitterung von Interessen und Stadt mit den größten städtebaulichen Planungssystems politischen Zuständigkeiten nach sich. und sozialen Problemen, wo der drin- Im Zuge der Dezentralisierung von Grundlegende Probleme enstanden, weil gendste Revitalisierungsbedarf besteht, Verwaltung und Planung wurde nach die Verteilung der Kompetenzen zwi- sind die Handlungsmöglichkeiten so- der Wende in Budapest ein neues zwei- schen der Gesamtstadt und den Stadtbe- wohl der Bezirke als auch der Bewohner stufiges Verwaltungssystem eingeführt. zirken vielfach nicht eindeutig geregelt besonders begrenzt. Ein grundlegendes Element der neuen war. Die hauptstädtische Selbstverwal- Regelung besteht darin, dass nicht nur tung konnte in die Entscheidungen der Suburbanisierung und die Hauptstadt Budapest selbst, son- Stadtbezirke nicht direkt eingreifen, sie soziodemographische Prozesse dern auch alle 22 Bezirke der Stadt die hatte allenfalls indirekte Möglichkeiten, Ein bedeutendes Element der stadtregio- kommunale Selbstverwaltung erhalten mit allgemeinen Regelungen die Stadt- nalen Entwicklung in der post-sozialisti- haben. Die Bezirke bekamen umfang- bezirke zur Abstimmung ihrer Maß- schen Transformation von Budapest be- reiche Kompetenzen übertragen. Die nahmen zu bewegen. Die Durchsetzung stand in einem dynamischen Wachstum Stadtbezirke erhielten die Verantwor- übergeordneter Strategien in der Stadt- der städtischen Peripherie in einem Sub- tung für die Grundversorgung (darun- entwicklung wurde so durch das neue urbanisierungsprozess nach westlichem ter auch für die Wohnungspolitik), und Verwaltungs- und Planungssystem in Muster (vgl. Dövényi u. Kovács 2005). die Hauptstadt hatte die Kompetenz für vieler Hinsicht behindert. Insbesondere Zum einen fand eine intensive Abwan- überbezirkliche und gesamtstädtische in der Wohnungs- und Sanierungspoli- derung der Bevölkerung aus Budapest in Aufgaben zu übernehmen. Den Bezir- tik entwickelte sich ein Nebeneinander die Peripherie statt. Ab Mitte der 1990er

156 Europa Regional 15(2007)3 Jahren trat in der Budapester Stadtregion Budapest – innere Stadt allmählich auch eine Suburbanisierung Sozialmietwohnungen 2001 wirtschaftlicher Funktionen (Industrie und verschiedene Dienstleistungen) mit neu errichteten Einkaufszentren, Büro- parks und Logistikzentren auf der „Grü- nen Wiese“ hinzu (vgl. Burdack, Dövé- nyi u. Kovács 2004). Der Prozess der Bevölkerungssubur- banisierung war bereits vor der Wende zu bemerken. Schon 1987 nahm der Wande- rungssaldo von Budapest mit dem umge- benden Komitat Pest negative Werte an. Dieser Wanderungsverlust wurde aber noch durch Gewinne aus der Zuwande- rung aus anderen Regionen überlagert. Ab 1991 wurde dann der Gesamtwande- rungssaldo Budapests negativ; zwischen 1994 und 2004 verlor die Stadt jährlich mehr als 10.000 Einwohner durch Ab-

u wanderung in die Peripherie. Infolge a n o der intensiven Suburbanisierung und der D negativen natürlichen Bevölkerungsent- wicklung sank die Einwohnerzahl Buda- Anteil der Sozialmietwohnungen pests zwischen 1990 und 2007 von 2,016 Prozent Stadtbezirksgrenze Millionen auf 1,696 Millionen. Dieser >_ 40 Stadtteilgrenze Verlust von 321.000 Personen entspricht 25 - 40 16 % der Gesamtbevölkerung. Erst in 10 - 25 den jüngsten Jahren belegen die Daten < 10 0 2 4 km IfL 2007 eine rückläufige Suburbanisierung (siehe keine Angabe Entwurf: Z. Kovács 0D‰VWDE Kartografie: A. Müller Abb. 3). Die umfangreiche Wohnsuburbani- Abb. 2: Budapest – innere Stadt: Anteil der Sozialmietwohnungen (2001) sierung hat natürlich soziale und demo- Quelle: Daten der Volkszählung 2001 graphische Veränderungen in den inne- ren Stadtvierteln ausgelöst. Durch den Wegzug jüngerer, besser ausgebildeter Ungarn und einkommenstärkerer Haushalte ver- Wanderungsbilanz 1981- 2006 schärften sich der Überalterungsprozess nach Siedlungskategorien und die soziale Erosion in den innerstäd- 1000 Einw. tischen Gebieten. Hinzu trat vor allem in 30 den benachteiligten Quartieren eine Zu- wanderung sozialer Randgruppen (ins- 20 besondere aus der Gruppe der Roma). In jenen Wohnvierteln, wo die sozialen und ethnischen Konflikte nach der Wen- 10 de am stärksten auftraten, kam es zu ei- ner Abwärtsspirale in der baulichen und 0 sozialen Entwicklung und im Image der Quartiere. Insgesamt können wir fest- stellen, dass die nach der Wende abge- -10 laufenen sozialen und demographischen Prozesse eine schnelle Revitalisierung -20 innerstädtischer Quartiere keinesfalls begünstigten.

-30

-40 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Abb. 3: Wanderungsbilanz in Ungarn nach IfL 2007 Jahr Entwurf: Z. Kovács Siedlungskategorien (1981-2006) Grafik: A. Müller Budapest Städte Dörfer Quelle: Daten des Ungarischen Statistischen Zentral- amtes

157 Aufwertung der Innenstadt durch einer eindeutigen Wohnpräferenz für das in Ferencváros sind erkennbar großzügi- internationale Einflüsse „Wohnen im Grünen“. Die Revitalisie- ger dimensioniert als die frühen Neubau- Auf der anderen Seite drängten nach der rung der inneren Stadtquartiere schien und Sanierungsobjekte. Anzunehmen Wende internationale Unternehmen auf damals eine mehr oder weniger unlösba- ist, dass in diesem Quartier – wie auch die Märkte in den ehemaligen Ostblock- re Aufgabe zu sein. in anderen jüngeren Rehabilitationsge- staaten. In Budapest resultierte daraus Erst seit der wirtschaftlichen Konso- bieten – mittlerweile auch einkommens- eine wachsende Nachfrage nach Gewer- lidierung und dem Aufschwung Ungarns stärkere Haushalte mit ausgeprägteren begrundstücken und -gebäuden in zen­ am Ende der 1990er Jahre und dem Bei- innenstadtorientierten Lebensstilen (im tralen innerstädtischen Lagen. Investiti- tritt Ungarns zur EU verbesserten sich Sinne der klassischen Gentrifier) vorzu- onen der internationalen Akteure gene- die Aussichten auf eine Revitalisierung. finden sind, dass also nicht nur ein sozi- rierten eine tiefgreifende wirtschaftliche Im Zuge der ökonomischen Konsoli- alstruktureller, sondern auch ein sozio- Restrukturierung und eine gewerbliche dierung Ungarns haben sich die Hand­ kultureller Wandel stattfindet. Aufwertung innerstädtischer Quartiere. lungsspielräume von Staat und Kom- Es ist offensichtlich, dass sich in Bu- Branchen des tertiären Sektors wie Ban- munen erweitert. In Budapest wurde dapest mit den jüngeren Rehabilitations- ken und Finanzdienstleistungen, Einzel- 1997 von der Gesamtstadt ein sog. Reha- projekten eine gewisse Trendwende in handel, Tourismus und die „cultural eco- bilitationsprogramm als Teilprogramm Richtung der Revitalisierung innerstäd- nomy“ haben einen enormen Zuwachs des Stadtentwicklungsplans beschlos- tischer Altbauwohngebiete abzeichnet. erfahren. Das Prestige der Innenstadt hat sen, mit dem die Revitalisierung von Wie ausgeprägt diese Trends aber sind, dadurch zugenommen. Wohnquartieren finanziell unterstützt bedarf noch einer näheren Analyse. In jüngeren Jahren, vor allem nach werden kann. Viele Bezirke haben zwi- dem EU-Beitritt Ungarns ist zu beobach- schenzeitlich Rehabilitationsgebiete Baulicher und sozialer Wandel in ten, dass ausländische Investoren (haupt- ausgewiesen, in denen teilweise schon Revitalisierungsgebieten sächlich Briten, Iren, Israeli und Nord- bauliche Aufwertungsprozesse (in Form Forschungsdesign amerikaner) zunehmend auch auf dem von Neubebauung und Sanierung) und Die nachfolgend dargestellten Ergeb- Wohnungsmarkt aktiv werden, nachdem soziale Veränderungen zu erkennen sind nisse basieren auf empirischen Untersu- nun ohne Hindernisse Wohnungen und (vgl. Egedy u. Kovács 2003). chungen über Revitalisierungsprozesse andere Immobilien auf dem freien Markt Nach dem Beitritt Ungarns zur EU in Budapest, die an den oben aufge- erworben werden können. Viele Auslän- können in verstärktem Umfang Mittel worfenen Fragen und Forschungsdefi­ der haben in den letzten Jahren Woh- aus europäischen Programmen für die ziten ansetzen. Zentrales Anliegen ist nungen als Zweitwohnsitz in Budapest Revitalisierung benachteiligter Stadt- eine grundlegende räumlich differenzi- gekauft, die Mehrzahl solcher Transak- quartiere erhalten werden. Auch die oben erte Bestandsaufnahme von baulichen tionen konzentriert sich auf innerstäd- erwähnte Zunahme ausländischer Woh- und sozialen Veränderungen in inner- tische Stadtviertel mit einem intensiven nungsinvestoren bringt neue Impulse. städtischen Altbaugebieten. Hinsichtlich Kulturangebot und Nachtleben. Über neue Lebensstile und Änderun- der Analyse der Einflussfaktoren wird gen in den Wohnpräferenzen als weitere – anknüpfend an die Theorieansätze der Zur Entwicklung der innerstäd- Elemente einer Revitalisierung ist aus Gentrification-Debatte – ein akteurszen- tischen Altbauwohnquartiere von der wissenschaftlichen Literatur noch trierter Ansatz verfolgt, der einerseits Budapest wenig bekannt. Es ist aber durchaus die Strategien und Maßnahmen der für In unserer Untersuchung zur Stadt- und plausibel (und in Übereinstimmung mit die bauliche Revitalisierung verantwort- Wohnungsmarktentwicklung in den in- alltagsweltlichen Erfahrungen), dass lichen Akteure (Bezirksverwaltungen, nerstädtischen Altbauwohngebiete von sich Teile der jüngeren Generation, ins- Wohnungseigentümer, private Investo- Budapest in der ersten Hälfte der 1990er besondere Studenten sowie Personen, ren) verfolgt und sich andererseits mit Jahre (vgl. u.a. Kovács u. Wiessner die in der „new economy“ einen Platz Wohnstandortentscheidungen, die auf 1995a, 1995b, 1999; Wiessner u. Ko- gefunden haben, zunehmend an „inter- die revitalisierten Bestände gerichtet vács 1995; Wiessner 1997, 1999) konnte nationalen“ Entwicklungen, Vorbildern sind, und der Frage nach spezifischen deutlich herausgearbeitet werden, dass und Lebensstilen orientieren. Präferenzsystemen und Lebensstilen der sich bauliche Verfalls- und soziale Ero- Im Sanierungsgebiet Mittel-Ferenc­ Bewohner auseinandersetzt. sionsprozesse vor allem in traditionellen város, in dem schon in den ersten Jahren Methodisch erfolgt entsprechend den Arbeitervierteln bedenklich fortsetzten nach der Wende eine Revitalisierung in- differenzierten Erkenntnisinteressen eine und sich ausgesprochene „Ghettos“ be- itiiert wurde, fand schon frühzeitig ne- Abfolge quantitativer und qualitativer nachteiligter Bevölkerungsgruppen ent- ben der baulichen Aufwertung ein sozi- Erhebungsschritte. Grundlegend ist eine wickelten. Revitalisierungsmaßnahmen ales Upgrading durch den Zuzug junger flächendeckende Gebäudekartierung in waren hier mit Ausnahme eines klein- Haushalte mit relativ gutem Einkommen den innerstädtischen gründerzeitlichen räumigen Gebiets im Ferencváros statt. Die zumeist kleinen Wohnungen Altbauquartieren von Budapest, die im praktisch nicht zu beobachten. Lediglich wurden – nach den Ergebnissen unserer Sommer 2005 durchgeführt wurde. Fest- in ehemals großbürgerlichen Wohnvier- früheren Untersuchung – jedoch häufig gehalten wurden dabei Informationen teln kam es häufiger zur Instandsetzung nur als „Durchgangsstation“ betrach- über den Zustand der Gebäude, äußere der Gebäude (in einer Art „incumbent tet, bis sich die Haushalte die eigentlich Sanierungs- und Neubaumaßnahmen, upgrading“). Bestätigt wurde eine hohe präferierte Wohnung im Grünen leisten Leerstände, Nutzungen, Umnutzungen Tendenz und Bereitschaft der Bewohner konnten (vgl. Kovács u. Wiessner 1999). sowie Baulücken im Stadtgebiet. Insge- zum Wegzug aus den Altbauvierteln bei Manche der jüngeren Sanierungsprojekte samt wurden 10.534 Gebäude erfasst.

158 Europa Regional 15(2007)3 Das Untersuchungsgebiet umfasst mit Budapest – innerstädtische 22 km² zwar nur 4 % der Gesamtfläche Altbauquartiere von Budapest. Hier leben aber 21 % der Sanierung, Neubau und äußerer Bewohner der Stadt. Zustand der Gebäude 2005 Auf der Grundlage der Gebäudekar- absolut Anteil tierung, sekundärstatistischer Daten, Neubau seit 1990 479 5,6 % intensiver Begehungen und explorati- äußerliche Sanierung 2340 27,2 % ver Expertengespräche konnten dann seit 1990 keine Sanierung, 2186 25,4 % sieben Teilgebiete ausgewählt werden, aber guter Zustand in denen überproportional hohe Sanie- keine Sanierung, 3474 40,4 % sanierungsbedürftig rungs- und Neubauaktivitäten existieren sonstige Gebäude 119 1,4 % bzw. Prägungen in der infrastrukturel- (überwiegend: in Sanierung befindlich) len Ausstattung zu erkennen sind, die 8598 100,0 % eine Aufwertung des Gebietes vermu- ten lassen. Diese Teilräume werden im Tab. 1: Budapest – innerstädtische Altbau­ Folgenden kurz als „Revitalisierungs- quartiere: Sanierung, Neubau und äußerer gebiete“ bezeichnet. In diesen Gebieten Zustand der Gebäude wurden 2006 mündliche standardisierte Quelle: eigene Erhebung (Gebäudekartierung 2005) Bewohnerbefragungen durchgeführt. Ziele der Befragungen bestehen neben Fenster. 5,6 % der Wohngebäude wurden der Erfassung von Sanierungsaktivitäten im Betrachtungszeitraum neu errichtet, im Inneren der Gebäude insbesondere so dass insgesamt rund ein Drittel der in Erkenntnissen über sozialstrukturelle Wohngebäudesubstanz eine bauliche und soziokulturelle Aspekte der Revita- Aufwertung erfahren hat. Weiterhin be- lisierungsprozesse. An jedes Interview findet sich rund ein Viertel (25,4 %) der Abb. 4 : Budapest – Innenstadt: Wohngebäu­ schloss sich eine strukturierte Beobach- Wohngebäude in einem gut gepflegten, de in sanierungsbedürftigem Zustand 2005 tung durch den Interviewer an, in der er- aber nicht sanierten Zustand. Darüber Quelle: eigene Erhebung (Gebäudekartierung 2005) ste qualitative Einschätzungen über die hinaus besteht allerdings nach wie vor Gestaltungsqualitäten in den Wohnun- ein erheblicher Erneuerungsbedarf. Bei gen und Gebäuden sowie die Wohn- und immerhin 40,4 % der Wohngebäude ist eher individuell von den Privateigen- Lebensstile der befragten Haushalte ge- ein zum Teil erheblicher Sanierungsbe- tümern in der Art eines „incumbent wonnen werden konnten. Auf der Grund- darf festzustellen, hinzu kommt noch upgrading“ in den Wohnungen selbst lage einer Stichprobe von 1.244 Haushal- etwa jedes zehnte sanierte Gebäude, bei durchgeführt worden sind (vgl. Kovács ten konnten 503 erfolgreiche Interviews dem weitere Erneuerungsmaßnahmen (40,4 %) durchgeführt werden. erforderlich sind. Budapest – Innenstadt Betrachtet man die räumliche Diffe- Sanierte Wohngebäude Bauliche Aufwertung renzierung der Erneuerungsaktivitäten 1990-2005 Als Indikator der Revitalisierung spielt bzw. der sanierungsbedürftigen Bestän- die äußerliche bauliche Aufwertung des de (siehe Abb. 4, 5 und 6), so lässt sich ei- Gebäudebestands eine entscheidende nerseits das bekannte Muster der sozial- Rolle. Waren in der ersten Hälfte der räumlichen Unterschiede im Budapester 1990er Jahre noch die Sanierung und der Stadtgebiet nachvollziehen. Andererseits Neubau von gewerblich genutzten Ge- kommen deutliche Konzentrationen der bäuden dominant in der Erneuerung der baulichen Erneuerung zum Ausdruck. D

o Gebäudesubstanz, so zeigen die nachfol- • Ein relativ geringer Sanierungsbedarf n a genden Ergebnisse, dass in den Budapes- (Abb. 4) besteht in den Innenstadt- u ter Altbauquartieren mittlerweile auch randgebieten auf der Budaer Seite der Sanierungen und Neubau von Wohnge- Stadt, den traditionell bevorzugteren bäuden eine signifikante Größenordnung Wohnlagen, sowie im traditionell erreicht haben. ebenfalls gehobeneren Wohngebiet Die Ergebnisse beziehen sich auf von Újlipótváros auf der Pester Seite 8.598 Wohngebäude (mindestens 50 % im Norden der City. Auf den ersten Anteil an allen Stadtbezirks- Wohnnutzung im Gebäude). Ausgeblen- Blick erstaunlich ist, dass in diesen Wohngebäuden grenze det bleiben Erneuerungen bei Gewerbe- Quartieren auch der Anteil der äußer- Prozent Stadtteilgrenze >_ 60 gebäuden. Insgesamt wurden nach den lich sanierten Wohngebäude nur im 40 - 60 0 1 km 20 - 40 Ergebnissen unserer Gebäudekartierung unteren bzw. mittleren Bereich liegt < 20 IfL 2007 Gebiet mit weniger Entwurf: Z. Kovács, in den Jahren 1990 bis 2005 rund 27,2 % (Abb. 5). Zu begründen ist das damit, R. Wießner, R. Zischner aller Wohngebäude saniert (siehe Tab. dass sich ein Großteil der Gebäude in als 15 Wohngebäuden Kartografie: A. Müller 1). Unter Sanierung zu verstehen sind einem guten Erhaltungszustand be- Abb. 5: Budapest – Innenstadt: Sanierte dabei äußerlich sichtbare Erneuerungen findet und Sanierungen weniger im Wohngebäude 1990-2005 im Bereich der Fassade und/oder der äußerlich sichtbaren Bereich, sondern Quelle: eigene Erhebung (Gebäudekartierung 2005)

159 und Botschaften einen starken ter- Die Entwicklung ist mittlerweile durch tiären Besatz aufweist. Jeweils ist in eine beachtliche Eigendynamik geprägt. diesen Quartieren die bauliche Sub- Durch die vorherrschende Neubebauung stanz quali­tätsvoller als in den an- enstand ein mehr oder weniger neuge- grenzenden alten Arbeiterquartieren. staltetes Stadtquartier, das mit dem ehe- Schwerpunktmäßig findet bauliche maligen Arbeiterquartier nur noch wenig Erneuerung durch Sanierung statt. gemein hat. Maßgeblich beteiligt sind ausländische Ein anderes Beispiel ist die Aufwer- Investoren, deren Aktivitäten auf die- tung der Ráday utca, ebenfalls, aber zen- se Stadtviertel ausgerichtet sind. trumsnäher im Bezirk Ferencváros gele- • Weitaus überraschender sind Erneu- gen. Hier entstand entlang einer Straße erungsaktivitäten in den cityferneren eine ausgedehnte attraktive „Kneipen- traditionellen Arbeiterquartieren. In meile“, die den Ausgangspunkt für die den südöstlichen Bezirken Józsefváros Sanierung der Gebäude bildete. und Ferencváros heben sich Teilgebi- Auch die Sanierungsaktivitäten im ete mit umfangreichen Neubauaktiv- Bezirk Józsefváros haben in jüngeren itäten ab, aber auch die Sanierung- Jahren dank der neuen Rehabilitations- santeile erreichen für derartige Quar- programme und der Unterstützung durch tiere unerwartet hohe Werte. Diese EU-Programme erkennbar an Dynamik Erneuerungs­aktivitäten sind in erster gewonnen. Neben dem Neubau wird Linie auf engagierte Stadtentwick- hier im Rahmen des Magdolna-Viertel- lungsmaßnahmen der Bezirke zurück- Programms durchaus bewusst auf die zuführen. Erhaltung und Sanierung stadtbildprä- • Darüber hinaus finden sich weitere gender Gebäude gesetzt. Weiterhin wird Sanierungsinseln und punktuelle Neu- angestrebt, die einheimische, häufig so- Abb. 6: Budapest – Innenstadt: Neu errich­ bauprojekte in anderen Stadtvierteln. zialen Randgruppen zugehörige Bevöl- tete Wohngebäude 1990-2005 Deutlich wird, dass sich in Abhängigkeit kerung über Selbsthilfeprogramme in Quelle: eigene Erhebung (Gebäudekartierung 2005) von der räumlichen Ausgangssituation Sanierungsaktivitäten einzubinden. Da- unterschiedlich geartete Revitalisie- mit wird zumindest teilweise versucht zu u. Wiessner 1999). Außerdem rechnen rungsprozesse herausbilden. Während verhindern, dass die Revitalisierung der diese bevorzugten Stadtteile auch zu in den eher gehobenen Stadtquartieren Quartiere zu einem Bevölkerungsaus- den Gebieten mit überproportionalen marktgängige Sanierungen und das En- tausch zu Lasten der sozial schwachen Neubauaktivitäten im innerstädtischen gagement professioneller Investoren im Gruppen führt. Bereich (Abb. 6). Vor allem auf noch Vordergrund stehen, sind in den stärker Insgesamt verdeutlichen die Ergeb- vorhandenen Freiflächen oder Gewer- problembelasteten Quartieren stadtpla- nisse, dass bauliche Revitalisierungs- bebrachen entsteht diese aufwertende nerische Aktivitäten der Bezirksverwal- prozesse mittlerweile einen beachtlichen Neubauaktivität. tungen besonders gefordert. Die desola- Stellenwert in der inneren Stadt von Bu- • Auf der östlichen Seite der Donau, im tere alte Bausubstanz im Wohnungsbe- dapest aufweisen, der durchaus manche Stadtteil Pest, belegt Abbildung 6 vor stand sowie aufgelassene Industrie- und Hoffnungen für die traditionell benach- allem in weiten Teilen der östlichen Gewerbeflächen begründen hier die Ten- teiligten Quartiere der Stadt erkennen und südöstlichen Innenstadtrandge- denz zum Neubau nach dem Abriss der lässt. Aus den unterschiedlichen, maß- biete, also den traditionellen Arbeiter- alten Substanz. geblich von den Bezirken getragenen quartieren der Stadt, einen noch aus- Das Vorzeigeprojekt der Stadtsanie- Strategien können sich durchaus „best- gesprochen hohen Sanierungsbedarf. rung in Budapest ist das bereits erwähnte practice“-Lösungen herausbilden. Dieser übersteigt in vielen Quartieren Sanierungsgebiet in Mittel-Ferencváros, mehr als 60 % der Wohngebäude und in dem schon frühzeitig nach der Wen- Sozialer Wandel liegt teilweise sogar deutlich über die- de in Kooperation zwischen dem Bezirk Dass Sanierungs- und insbesondere Neu- sem Schwellenwert. Sanierungs- und und einem ungarisch-französischen Ban- baumaßnahmen neue Bewohner anzie- Neubauaktivitäten fallen in diesen kenkonsortium Erneuerungsaktivitäten hen und zur Veränderung der Bevölke- Quartieren zumeist gering aus. initiiert wurden (vgl. Kovács u. Wiess- rungsstruktur beitragen, ist naheliegend. Allerdings heben sich auf der Pester Seite ner 1999, 2004). Die für die Sanierung In der Tat zeigt Abbildung 7 als Ergebnis der Innenstadt auch Bereiche hervor, in zuständige Firma SEM IX wurde 1992 unserer Befragung in den sieben ausge- denen Sanierungs- und Neubauaktivitä- als Jointventure gegründet. Mit 51 % wählten Revitalisierungsgebieten, dass ten beachtliche Dimensionen erreichen. liegt die Aktienmehrheit in den Händen mehr als 30 % der Bewohner in den • Dies betrifft einerseits den Citybez- des Bezirks, die restlichen 49 % werden Jahren 2002 bis 2006 zugezogen sind irk entlang der Donau mit einer Fort- von privaten Investoren gehalten, dar- und damit einen beachtlichen Wandel setzung nach Süden sowie Quartiere unter die ungarische OTP-Bank und die ausgelöst haben. Zu größeren Teilen (gut im nordöstlichen Stadtbezirk Teréz- französische Caisse des Depôts Consig- 40 %) rechnen die Bewohner allerdings város in der Nähe des Großen Rings nations. Das ursprünglich kleinräumige noch zu jenen Haushalten, die bereits und zentrumsferner in einem Gebiet, Sanierungsgebiet wurde bis heute deut- vor der Wende dort gewohnt haben und das mit öffentlichen Einrichtungen lich in benachbarte Gebiete ausgeweitet. mehrheitlich ihre früheren Mietwohnun-

160 Europa Regional 15(2007)3 durch einen Dualismus zwischen zug- Budapester Revitalisierungsgebiete ezogenen jungen und alteingesessenen Budapester Revitalisierungsgebiete Zeitraum des Zuzugs der Soziale Milieus älteren Bewohnern gekennzeichnet. Bewohner Prozent Im Kontext von Revitalisierungspro­ n = 421 n = 135 Anteil der Haushalte in % 100 zessen und im Zusammenhang mit The- 8 50 11 orien zur Gentrification stellt sich jedoch 90 weniger die Frage nach einem bloßen 40 altersstrukturellen Wandel. Vielmehr ist 80 interessant, ob mit der baulichen Auf- 26 70 30 wertung der Quartiere auch ein soziokul- 49 Sonstige tureller Wandel in Richtung auf innen- 60 5 n = 503 jugendliches stadtaffine Bewohnergruppen einher- Milieu 20 geht, die sich in ihren Wohnpräferenzen 50 Yuppie-Milieu und Lebensstilen bewusst auf derartige bürgerliches 40 Milieu 40 10 Stadtquartiere orientieren und – anders 13 Arbeitermilieu als in den Ergebnissen unserer früheren 30 Untersuchung – die Wohnungen in den 0 20 20 bis 1988 1989 1993 1997 2002 Sanierungsgebieten nicht nur als Über- bis bis bis bis 1992 1996 2001 2006 gangswohnstandorte akzeptieren. 10 18 Jahr IfL 2007 Hinsichtlich der soziokulturellen Ein­ 10 Entwurf: Z. Kovács, R. Wießner, R. Zischner Grafik: A. Müller ordnung wurde in der Bewohnerbefra- 0 alle Haushalte 2002-2006 gung in unterschiedlicher Richtung eine Zugezogene Abb. 7: Budapester Revitalisierungsgebiete: Annäherung verfolgt. Mit Hilfe einer IfL 2007 Entwurf: Z. Kovács, R. Wießner, R. Zischner Zeitraum des Zuzugs strukturierten Beobachtung konnte bei Grafik: A. Müller Quelle: eigene Erhebung (Bewohnerbefragung 2006) allen Interviews, die in den Wohnräu- Abb. 8: Budapester Revitalisierungsgebiete: men der Haushalte stattfanden, eine ad- Soziale Milieus gen nach der Wende kostengünstig als hoc-Klassifizierung des „Milieus“ der Quelle: eigene Erhebung (Bewohnerbefragung 2006) Eigentumswohnungen erworben haben. Bewohner durchgeführt werden. Den Die neuen Bewohner gehören weit traditionell für die Wohnquartiere typis- überwiegend der jüngeren Generation chen Milieus (Arbeitermilieu, bürger- Revitalisierungsgebieten noch in Gren- an. Zwei Drittel rechnen zu den Alters- liches Milieu) wurden in dieser Zuord- zen hält und eher mit der „sanften Gen- jahrgängen 1971 bis 1990 (siehe Tab. 2). nung Milieus gegenüber gestellt, die für trification“ nach ostdeutschem Muster Damit verjüngt sich insgesamt die Bev- Prozesse der Revitalisierung und ggf. zu vergleichen ist als mit den klassischen Gentrification charakteristisch erschein- Gentrification-Prozessen im Westen. en: das „Yuppie-Milieu“ als Ausdruck Zu beachten ist auch, dass bei den tra- Budapest – Revitalisierungsgebiete für dynamische einkommensstärkere ditionellen Milieus das Arbeitermilieu Altersstruktur der Bewohner 2006 Bewohner, die sich potenziell auch an- gegenüber dem bürgerlichen Milieu zu- Bewohner dere Wohnstandorte leisten könnten, rücktritt, selbst in den alten Arbeiter- 2002-06 und das jugend­liche (studentische, alter- quartieren Budapests. Auch hierin deutet Geburtsjahr alle zugezogene native) Milieu, das auf eine Art Pionier- sich ein sozialer Wandel an, der gleich- (n=1063) (n=332) bevölkerung hindeutet. Jeweils handelt zeitig Hinweise auf das Herausdrängen 1911-1950 29,2 % 29,2 % es sich um Milieus, die generell in Bu- der ehemaligen Bevölkerung aus den Re- 1951-1970 20,1 % 20,1 % dapest als relativ neuartig zu bezeichnen vitalisierungsgebieten gibt. 1971-1990 39,3 % 66,7 % 1991-2006 10,0 % 11,7 % sind. Ein Wertewandel, der sich in Rich- keine Angaben 1,4 % 1,2 % Auch wenn die Einstufung sicherlich tung bewusster Präferenzen für inner- 100,0 % 100,0 % propädeutisch ist, wird in Abbildung 8 städtisches Wohnen ausdrückt, ist in deutlich, dass die innovativen Milieus offenen Antworten auf eine Frage nach Tab. 2: Budapester Revitalisierungsgebiete: bei den neu zugezogenen Haushalten präferierten Wohnstandorten nachzu- Altersstruktur der Bewohner mit über 60 % die Mehrheit stellen und vollziehen. Abbildung 9 zeigt, dass unter Quelle: eigene Erhebung (Bewohnerbefragung 2006) damit die traditionellen Milieus zuneh- allen befragten Haushalten die knappe mend zurückdrängen. Dominant ist da- Hälfte eindeutig einen Wohnstandort im ölkerung in den ehemals von Überalter- bei das jugendliche Milieu, also eher innerstädtischen Bereich präferiert (Ant- ung geprägten Revitalisierungsgebieten. eine Pionierbevölkerung. Darunter be- worten „im Wohngebiet/Bezirk bleiben“, Bezogen auf alle Bewohner ist zum Un- finden sich zu rund einem Viertel Wohn- Buda: innenstadtnah, Pest: City und Ci- tersuchungszeitpunkt rund die Hälfte 35 gemeinschaften – eine Lebensform, die tyrandgebiete). Dabei unterscheiden sich Jahre und jünger. Beachtlich fällt daneben in Budapest noch weitgehend unbekannt die Antworten der jungen Neuzuzügler aber noch mit knapp 30 % die Zahl der ist. Der Anteil derjenigen, die der Kate- nicht grundsätzlich von den Antworten Bewohner aus, die älter als 55 Jahre sind gorie der „Yuppies“ zugeordnet wurden, der älteren Einwohner. Die innerstädti- und mehrheitlich zu den Alteingesesse- ist mit rund 13 % an den Neuzuzüglern schen Wohnstandorte werden in diesen nen rechnen. Die Wohnbevölkerung der relativ gering. Hierdurch wird deutlich, Fällen offensichtlich nicht nur notge- Revitalisierungsgebiete ist damit derzeit dass sich die soziale Aufwertung in den drungen mangels besserer Alternativen

161 worunter eine junge Pionierbevölkerung, Budapester Revitalisierungsgebiete aber auch alteingessene ältere Bewoh- Präferierte Wohnstandorte nerhaushalte eine wichtige Rolle spielen. Bewohnerbefragung 2006 Typische einkommensstarke „Gentrifier“ sind dagegen relativ selten vorzufinden. Deutlich erkennbar ist die Zunahme von Umland von Budapest 11,6 Lebensstilen, die auf innerstädtisches

Buda: Grüngürtel 4,6 Wohnen und urbane Qualitäten orientiert sind. Die Entwicklungen ähneln in vieler Buda ohne nähere Angaben 20,5 Hinsicht den moderaten Aufwertungs- und Reurbanisierungsprozessen, die in Buda: innenstadtnah 5,0 Ostdeutschland zu beobachten sind. Pest: City und Cityrand- gebiete 20,8 Insgesamt zeichnet sich in Budapest im Wohngebiet/ mit den dargestellten Prozessen der Re- Bezirk bleiben 20,7 vitalisierung innerstädtische Quartiere

sonstige Stadtrandbezirke 8,2 eine Annäherung an internationale Ten- denzen der Reurbanisierung ab. Haben 0 5 10 15 20 sich die zwischen Gesamtstadt und den n=503 Nennungen in % IfL 2007 einzelnen Stadtbezirken zersplitterten Entwurf: Z. Kovács, R. Wießner, R. Zischner sonstige Nennungen: 19 Grafik: A. Müller keine Angaben: 24 Zuständigkeiten in der Vergangenheit häufig als hemmender Faktor der Stadt- Abb. 9: Budapester Revitalisierungsgebiete: Präferierte Wohnstandorte Quelle: eigene Erhebung (Bewohnerbefragung 2006) entwicklung erwiesen, so kann man die unterschiedlichen Revitalisierungsstra- tegien in den einzelnen Bezirken heute gewählt oder beibehalten, sondern aus • schön, angenehm, gemütlich, ruhig, hoffnungsvoller als Experimentierfeld der bewussten Orientierung auf derarti- sauber, im Ringen um „best-practice“-Lösungen ge Quartiere heraus. Eine nach wie vor • Zunahme der Sicherheit. begreifen. Die erkennbare Dynamik der wichtige Bedeutung kommt daneben den Immerhin 36 % der Antworten der Neu- Prozesse lässt ein rasches Fortschreiten in der Vergangenheit dominanten Wohn- zugezogenen bzw. 30 % der Antworten der Revitalisierung in vielen Budapester standortpräferenzen im Grüngürtel der aller befragten Haushalte entfallen auf Altbauquartieren vorhersehen. Dennoch Stadt zu (Antworten „Umland von Bu- diese Antwortkategorien, die ein verbes- besteht vor allem in den Problemquartie- dapest“, „Buda: Grüngürtel“). Nicht sertes Lebensgefühl und eine Identifika- ren der Stadt nach wie vor ein erheblicher eindeutig zuordenbar ist die Antwort tion mit dem Quartier bedeuten – nicht Handlungsbedarf an Anstrengungen zur „Buda“, die sowohl auf innerstädtische nur für junge, sondern auch für viele alt- baulichen und sozialen Stabilisierung. als auch auf den Grüngürtel orientierte eingesessene Bewohner. Noch mehr als Die Lösung städtebaulicher und sozialer Präferenzen hindeuten kann. durch die Ergebnisse zur baulichen Re- Probleme und die Revitalisierung sol- Die auf eine innerstädtische Wohn- vitalisierung drücken sich in diesen so- cher Quartiere werden deshalb noch auf standortwahl gerichteten Präferenzen ziokulturellen Orientierungen auf neue lange Sicht wichtige Aufgaben der Stadt- stehen offenbar nicht nur mit neuartigen urbane Qualitäten Tendenzen aus, die entwicklung bleiben. urbanen Lebensstilen in Verbindung, dem internationalen Trend zur Reurba- sondern können auch als Ergebnis der nisierung entsprechen. baulichen und sozialen Veränderungen Literatur und der neuen urbanen Qualitäten in den Fazit Alisch, M. (1993): Frauen und Gentrifi- Revitalisierungsgebieten selbst interpre- Die dargestellten Ergebnisse zur bauli- cation. Der Einfluß von Frauen auf die tiert werden. Auf eine offene Frage nach chen Erneuerung in den innerstädtischen Konkurrenz um den innerstädtischen den positiven Aspekten des Wohnviertels Altbauquartieren von Budapest sowie Wohnraum. Wiesbaden. entfielen neben den zumeist gegebenen zum sozialstrukturellen und soziokultu- Andrusz, G., M. Harloe u. I. Szelényi Antworten „zentrale Lage“ bzw. „Nähe rellen Wandel in den näher untersuchten (Hrsg.) (1996): Cities after Socialism. zur City“ bemerkenswert viele Ant- Revitalisierungsgebieten verdeutlichen Urban and Regional Change and Con- worten auf Aspekte, die den positiven einen in Gang gekommenen Revitali- flict in Post-Socialist Societies. - Ox Wandel des Wohnquartiers, die beson- sierungsprozess, der mittlerweile, maß- ford. dere Atmosphäre und neu gewonnene geblich unterstützt durch Initiativen der Beauregard, R.A. (1986): The Cha- Lebensqualität betonen, wie z.B.: öffentlichen Hand, auch benachteiligte os and Complexity of Gentrification. • positive Entwicklung des Wohnquar- Stadtviertel erreicht hat. Die Revitali- In: Smith, N. u. P. Williams (Hrsg.): tiers, sierungsprozesse laufen derzeit noch Gentrification of the city. Boston, S. • Atmosphäre, Flair des Wohnquartiers, relativ verhalten ab. Im Unterschied zu 35-55. • besonderer architektonischer Charak- den ungestümen Aufwertungsprozes- Bernt, M. u. A. Holm (2002): Gentrifica- ter, sen der Gentrification nach westlichem tion in Ostdeutschland: der Fall Prenz- • Kulturangebote, kulturelles Leben, Muster entwickeln sich die revitalisier- lauer Berg. In: Deutsche Zeitschrift Kneipen, ten Quartiere zu Wohnquartieren relativ für Kommunalwissenschaften 42 (2), • junge Bevölkerung, unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, S. 125-150.

162 Europa Regional 15(2007)3 Bernt, M. u. A. Holm (2005): Exploring Faktor der Stadtentwicklung im Trans- Union. Environment and Society. Lon- the substance and style of gentrifica- formationsprozess. In: Kovács, Z. u. don, S. 130-139. tion: Berlin’s ‘Prenzlberg’. In: Atkin- R. Wiessner (Hrsg.): Stadtentwicklung Grundmann, S. (1992): Soziale Probleme son, R. u. G. Bridge (Hrsg.): Gentri- in der Transformation: Vergleichende der Stadtentwicklung in der DDR. In: fication in a Global Context. The new Untersuchung zum Strukturwandel in Glaessner, G.-J. (Hrsg.): Eine deut- urban colonialism. London/New York, Budapest und Leipzig. Budapest, S. sche Revolution. Der Umbruch in der S. 106-120. 21-37. DDR, seine Ursachen und Folgen. 2. Blasius, J. (1993): Gentrification und Dövényi, Z. u. Kovács, Z. (2005): Buda- unveränd. Aufl. Frankfurt/Main et Lebensstile. Eine empirische Untersu- pest. In: Burdack, J., G. Herfert u. R. al. (= Berliner Schriften zur Politik chung. Wiesbaden. Rudolph (Hrsg.) Europäische metro- und Gesellschaft im Sozialismus und Blasius, J. u. J.S. Dangschat (Hrsg.) politane Peripherien. Leipzig (= Bei- Kommunismus 4), S. 141-151. (1990): Gentrification. Die Aufwer- träge zur Regionalen Geographie 61), Hall, P. (1998): Cities in civilization. tung innenstadtnaher Wohnviertel. S. 51-65. London. Frankfurt/Main; New York. Egedy, T u. Z. Kovács (2003): A város- Hamnett, C. (1984): Gentrification and Burdack, J., Z. Dövényi u. Z. Kovács rehabilitáció néhány elméltei kérdé- Residential Location Theory: A Re- (2004): Am Rand von Budapest – se (Einige theoretische Aspekte der view and Assessment. In: Herbert, Die metropolitane Peripherie zwi- Stadtrehabilitation). In: Falu Város D.T. u. R.J. Johnston (Hrsg.): Geo­ schen nachholender Entwicklung und Régió 4, S. 10-16. graphy and the Urban Environment. eigenem Weg. In: Petermanns Geo­ Enyedi, G. (1998): Transformation in Progress in Research and applications. graphische Mitteilungen 148 (3), S. Central European Postsocialistic Cit- 6. Vol. London, S. 283-319. 30-39. ies. In: Enyedi, G. (Hrsg.): Social Hamnett, C. (1991): The Blind Man and Burdack, J. u. R. Rudolph (2001): Post- Change and Urban Restructuring in the Elephant: The Explanation of Gen- sozialistische Stadtentwicklungen Central Europe, S. 9-34. trification. In: Weesep, J. van u. S. zwischen nachholender Moderni­ Enyedi, G. (1999): Budapest – Gate- Musterd (Hrsg.): Urban Housing for sierung und eigenem Weg. In: Geo- way zum südlichen Europa. In: Geo­ the Better-Off: Gentrification in Eu- graphica Helvetica 56 (4), S. 261-273. graphische Rundschau 51 (10), S. 542- rope. Utrecht, S. 30-51. Clay, P.L. (1979): Re- 547. Hamnett, C. u. B. Randolph (1986): newal. Middle-Class Resettlement and Fassmann, H. (1997): Veränderung des Tenurial Transformation and the Flat Incumbent Upgrading in American Städtesystems in Ostmitteleuropa. In: Break-up Market in London: The Brit- Neighbourhoods. Lexington. Kovács, Z. u. R. Wiessner (Hrsg.): Pro- ish Condo Experience. In: Smith, N. u. Dangschat, J.S. (1988): Gentrification: zesse und Perspektiven der Stadtent- P. Williams (Hrsg.): Gentrification of Der Wandel innenstadtnaher Wohn- wicklung in Ostmitteleuropa. Passau the City. Boston et al., S. 121-152. viertel. In: Friedrichs, J. (Hrsg.): Sozi- (= Münchner Geographische Hefte Harth, A., U. Herlyn u. G. Scheller ologische Stadtforschung. Opladen (= 76), S. 49-61. (1996): Ostdeutsche Städte auf Gen- Kölner Zeitschrift für Soziologie und Friedrich, K. (2000): Gentrifizierung. trificationkurs? Empirische Befunde Sozialpsychologie Sonderheft 29), S. Theoretische Ansätze und Anwen­ zur „gespaltenen“ Gentrification in 272-292. dung auf Städte in den neuen Bun- Magdeburg. In: Friedrichs, J. u. R. Dangschat, J.S. u. J. Friedrichs (1988): desländern. In: Geographische Rund- Kecskes (Hrsg.): Gentrification. The- Gentrification in der inneren Stadt von schau 52 (7-8), S. 34-39. orie und Forschungsergebnisse. Opla­ Hamburg. Eine empirische Untersu- Friedrichs, J. (1995): Stadtsoziologie. den, S. 167-191. chung des Wandels von drei Wohn­ Opladen. Häussermann, H. (1997): Von der sozia­ vierteln. Hamburg. Friedrichs, J. u. A. Kahl (1991): Struk- listischen zur kapitalistischen Stadt. Denzer, V. u. S. Heydenreich (2002): turwandel in der ehemaligen DDR – In: Kovács, Z. u. R. Wiessner (Hrsg.): Nachholende Gentrifizierung? Be- Konsequenzen für den Städtebau. In: Prozesse und Perspektiven der Stadten- trachtungen zur empirischen Ana- Archiv für Kommunalwissenschaften twicklung in Ostmitteleuropa. Pas- lyse von Aufwertungsprozessen in der 30 (2), S. 169-197. sau (= Münchner Geographische Hefte Transformation. In: Nachrichtenblatt Glatter, J. (2007): Gentrification in Ost- 76), S. 21-31. zur Stadt- und Regionalsoziologie 16 deutschland – untersucht am Beispiel Häussermann, H. u. W. Siebel (1987): (1), S. 53-65. der Dresdner Äußeren Neustadt. Dres- Neue Urbanität. Frankfurt/Main. Dingsdale, A. (1997): Re-construct- den (= Dresdner Geographische Bei- Hegedűs, J. u. I. Tosics (1983): Hous- ing Budapest suburban landscape. träge Heft 11). ing classes and housing policy. Some In: Trent Geographical Papers 2, S. Glatter, J. u. W. Killisch (2004): Gen- changes in the Budapest housing mar- 73-87. trification in innenstadtnahen Wohn- ket. In: International Journal of Urban Douglas, M. J. (1997): A change of sys- quartieren ostdeutscher Städte – das and Regional Research 7, S. 467-494. tem. Housing system transformation Beispiel der Dresdner Äußeren Neu- Hegedűs, J. u. I. Tosics (1994): Privati- and neighbourhood change in Buda- stadt. In: Berichte zur deutschen sation and Rehabilitation in the Buda- pest. Utrecht (= Nederlandse Geo­ Landeskunde (78) 1, S. 41-54. pest inner . In: Housing Stu­ grafische Studies 222). Grime, K. u. Z. Kovács (2001): Chang- dies 9, S. 39-54. Dövényi, Z. u. U. Knabe (2006): Die ad- ing urban landscapes in East Central Herlyn, U. (1994): Wohnmilieus als ministrative Gliederung der Städte Europe. In: Turnock, D. (Hrsg.): East Ressourcen der Lebensbewältigung. Budapest und Leipzig als bedeutender Central Europe and the former Soviet In: Herlyn, U. u. B. Hunger (Hrsg.):

163 Ostdeutsche Wohnmilieus im Wan- Kovács Z. (1994): A city at the cross- In: International Journal of Urban and del. Eine Untersuchung ausgewähl- roads: social and economic transfor- Regional Research 13, S. 555-572. ter Stadtgebiete als sozialplanerischer mation in Budapest. In: Urban Studies Ladányi, J. (1993): Patterns of Residen- Bei­trag zur Stadterneuerung. Basel, 31, S. 1081-1096. tial Segregation and the Gypsy Minor- Boston, Berlin (= Stadtforschung ak- Kovács, Z. (1998): Ghettoization or gen- ity in Budapest. In: International Jour- tuell 47), S. 14-33. trification? Post-socialist scenarios for nal of Urban and Regional Research Hermann, M. u. H. Leuthold (2002): Die Budapest. In: Netherlands Journal of 17, S. 30-41. gute Adresse: Divergierende Lebens- Housing and the Built Environment Ladányi, J. (1997): Social and ethnic res- stile und Weltanschauungen als Deter- 13, S. 63-81. idential segregation in Budapest. In: minanten der innerstädtischen Segre- Kovács, Z. (2006): Social and economic Kovács, Z. u. R. Wiessner (Hrsg.): Pro- gation. In: Mayer, A., M. Meurer u. transformation of historical districts in zesse und Perspektiven der Stadtent- J. Vogt (Hrsg.): Stadt und Region. Dy- Budapest. In: Enyedi, Gy. u. Z. Kovács wicklung in Ostmitteleuropa. Passau namik von Lebenswelten. Leipzig, S. (Hrsg.): Social changes and social sus- (= Münchener Geographische Hefte 236-250. tainability in historical urban centres. 76), S. 83-95. Hill, A. u. K. Wiest (2004): Gentrifica- Discussion Papers Special. Centre for Ladányi, J. (2002): Residential Segrega- tion in ostdeutschen Cityrandgebieten? Regional Studies of Hungarian Acade- tion among Social and Ethnic Groups Theoretische Überlegungen zum em- my of Sciences. Pécs, S. 39-64. in Budapest during the Post-commu- pirischen Forschungsstand. In: Berich- Kovács, Z. u. R. Wiessner (1995a): Die nist Transition. In: Marcuse, P. u. R. te zur deutschen Landeskunde (78) 1, Umgestaltung des Budapester Woh- van Kempen (Hrsg.): Of States and Cit- S. 25-39. nungsmarkts unter dem Einfluß von ies. The Partitioning of Urban Space. Izsák, E. u. F. Probáld (2001): Recent Marktwirtschaft und Wohnungspoli- Oxford, S. 170-182. Differentiation Processes in Buda- tik. In: Meusburger, P. u. A. Klinger Ladányi, J. u. I. Szelényi (1999): Sozial- pest’s Suburban Belt. In: Meusbur­ger, (Hrsg.): Vom Plan zum Markt. Eine räumliche Polarisierung und Subur- P. u. H. Jöns (Hrsg.): Transformation Untersuchung am Beispiel Ungarns. banisierung in Ungarn. In: Zeitschrift in Hungary. Essays in Economy and Heidelberg, S. 229-248. für Wirtschaftsgeographie 43 (1), S. Society. Heidelberg; New York, S. 291- Kovács, Z. u. R. Wiessner (1995b): Woh- 1-15. 315. nungsprivatisierung und sozialräum- Ley, D. (1980): Liberal Ideology and the Kampschulte, A. (2000): Regionale Di- liche Polarisierung in Budapest. In: Postindustrial City. In: Annals of the mensionen der wirtschaftlichen und Fassmann, H. (Hrsg.): Immobilien-, Association of American Geographers gesellschaftlichen Transformation in Wohnungs- und Kapitalmärkte in Ost- 70 (2), S. 238-258. Ungarn. In: Tübinger Geographische mitteleuropa. Beiträge zur regionalen Ley, D. (1981): Inner-City Revitalization Studien 128, S. 57-73. Transformationsforschung. Wien (= in Canada: A Vancouver Case Study. Kapphan, A. (2004): Berlin. Stadtent­ ISR-Forschungsberichte 14), S. 69-86. In: Canadian Geographer 25 (2), S. wicklung und Segregation in der Kovács, Z. u. R. Wiessner (1999): Stadt- 124-148. Hauptstadt. In: Geographische Rund- und Wohnungsmarktentwicklung in Lichtenberger, E., Z. Cséfalvay u. M. schau 56 (9), S. 48-52. Budapest. Zur Entwicklung der inner- Paal (1994): Stadtverfall und Stadt- Kerstein, R. (1990): Stage Models of städtischen Wohnquartiere im Trans- erneuerung in Budapest. Wien (= Bei­ Gentrification. An Examination. In: formationsprozess. Leipzig (= Beiträ- träge zur Stadt- und Regionalfor­ Urban Affairs Quarterly 25 (4), S. ge zur Regionalen Geographie 48). schung 12). 620-639. Kovács, Z. u. R. Wiessner (2004): Buda- Maier, K. (2001): Urbanisierung und Re- Klee, A. (2003): Lebensstile, Kultur und pest – Restructuring a European Me­ gionalisierung in der Tschechischen Raum. Anmerkungen zum Raumbe- tropolis. In: Europa Regional 12 (1), S. Republik in der Transformationsperi- zug sozio-kultureller Gesellschafts- 22-31. ode. In: Akademie für Raumfor­schung formationen. In: Geographische Kovács, Z. u. R. Wiessner (2006): Allge- und Landesplanung: Erscheinungen, Zeitschrift 91 (2), S. 63-74. meine Aspekte der Stadtentwick- Wirkungen und Steuerungsmögl­ich­ Klopot, S.W. (2002): Stadtentwicklung: lung in Budapest und Leipzig: histo­ keiten von Suburbanisierung. Ergeb- Veränderungen in der räumlich-funk- risches Erbe und aktuelle Tendenzen. nisse eines internationalen Planerfo- tionalen Struktur Wrocławs. In: Haa- In: Kovács, Z. u. R. Wiessner (Hrsg.): rums in Prag. Hannover (= ARL-Ar- se, R.H. u. C. Kunze (Hrsg.): Die Si- Stadtentwicklung in der Transforma- beitsmaterial 276), S. 61-67. tuation und die Rolle von Großstädten tion: Vergleichende Untersuchung Marschner, S. (2000): Gentrification in im Transformationsprozess. Ökono­ zum Strukturwandel in Budapest und Frankfurt (Oder): Nachholende oder mische Entwicklung und soziale Pro- Leipzig. Budapest, S. 7-18. spezifisch ostdeutsche Entwicklung? zesse der Städte Leipzig und Wrocław Kovács, Z. u. R. Wiessner (2006): Ent- In: Gesellschaft für Regionalfor­ 1995 bis 1999 im Vergleich. Leipzig wicklung der Wohnungsmärkte in Bu- schung/Seminarbericht 42, S. 7-26. (=Transformation – Leipziger Beiträge dapest und Leipzig. In: Kovács, Z. u. R. Sailer-Fliege, U. (1997): Transformation zu Wirtschaft und Gesellschaft 11), S. Wiessner (Hrsg.): Stadtentwicklung in of housing markets in East Central Eu- 217-221. der Transformation: Vergleichende Un- rope. In: Kovács, Z. u. R. Wiessner Korcelli, P. (1995): Urban restructur- tersuchung zum Strukturwandel in Bu- (Hrsg.): Prozesse und Perspektiven der ing in Easter-Central Europe: selec­ted dapest und Leipzig. Budapest, S. 41-65. Stadtentwicklung in Ostmitteleuropa. questions. In: Geographia Polonia 66, Ladányi, J. (1989): Changing patterns of Passau (= Münchner Geographische S. 7-12. residential segregation in Budapest. Hefte 76), S. 33-47.

164 Europa Regional 15(2007)3 Sailer-Fliege, U. (1999a): Characteris- Cities in Practice: The Changing So- In: Europa Regional (9) 4, S. 192-203. tics of post-socialist urban transforma- cial and Spatial Patterns in Polish Cit- Wiest, K. u. R. Zischner (2006): Auf­ tion in East Central Europe. In: Geo- ies. In: Marcuse, P. and R. van Kempen wertung innerstädtischer Altbauquar- Journal 49 (1), S. 7-16. (eds.): Of States and Cities. The Par- tiere in den neuen Bundesländern – Sailer-Fliege, U. (1999b): Woh- titioning of Urban Space. Oxford, S. Prozesse und Entwicklungspfade in nungsmärkte in der Transformation: 183-199. Leipzig. In: Deutsche Zeitschrift für Das Beispiel Ostmitteleuropa. In: Weiske, C. (1996): Gentrification Kommunalwissenschaften 45 (I), S. Pütz, R. (Hrsg.): Ostmitteleuropa im und Incumbent Upgrading in Er- 99-121. Umbruch. Wirtschafts- und sozialgeo­ furt. In: Fried­richs, J. u. R. Kecskes Zischner, R. (2003): Gentrification in graphische Aspekte der Transforma- (Hrsg.): Gentrification. Theorie und Leipzig-Connewitz? Theoretische tion. Mainz (= Mainzer Kontaktstudi- Forschungs­ergebnisse. Opladen, S. Gentrification-Ansätze und deren Gül- um Geographie 5), S. 69-83. 193-226. tigkeit in Städten der neuen Bundes- Smith, N. (1979): Toward a Theory of Welch Guerra, M. (2001): Ein neu- länder. Diplomarbeit am Institut für Gentrification: A Back to the City er Typ der Suburbanisierung. Sied- Geographie der Universität Leipzig. Movement by Capital, not by People. lungsstrukturen und Stadtplanung in In: Journal of the American Planning der tschechischen Metropole Prag. In: Association 45 (4), S. 538-548. RaumPlanung 94 (Februar), S. 26-30. Standl, H. u. D. Krupickaitë, (2004): Wiessner, R. (1987): Wohnungsmoder- Gentrification in Vilnius (Lithuania) – nisierungen – ein behutsamer Weg der the example of Užupis. In: Europa Re- Stadterneuerung? Empirische Fallstu­ gional 12 (1), S. 42-51. die in Altbauquartieren des Nürnber­ Stark, H. (1997): Gentrification in ger Innenstadtrandgebiets. München. Prenz­lauer Berg? Stadträumliche Ten- Wiessner, R. (1997): Sozialräumliche Po- denzen in der Berliner Mitte. Berlin (= larisierung in der inneren Stadt in Bu- HSB-papers 5/97). dapest. In: Kovács, Z. u. R. Wiessner Steinführer, A. (2001): Wandel und Per- (Hrsg.): Prozesse und Perspekti­ven der sistenz innerstädtischer Segregations- Stadtentwicklung in Ostmittel­europa. muster in Ostmitteleuropa. Beispiele Passau (= Münchener Geographische aus Brno (Brünn), Tschechische Re- Hefte 76), S. 189-201. publik. In: Europa Regional 9 (4), S. Wiessner, R. (1999): Sozialräumliche 212-222. Polarisierung in Großstädten. Fall- Steinführer, A. (2004): Wohnstand­ beispiel Budapest. In: Pütz, R. (Hrsg.): ortentscheidungen und städtische Ostmitteleuropa im Umbruch. Wirt- Transformation. Vergleichende Fall- schafts- und sozialgeographische As- studien in Ostdeutschland und Tsche­ pekte der Transformation. Mainz (= chien. Wiesbaden (= Stadtforschung Mainzer Geographisches Kontaktstu- aktuell 99). dium 5), S. 85-97. Sýkora, L. (1996): Economic and so- Wiessner, R. (2004): Ostdeutsche Woh- cial restructuring and gentrification in nungsmärkte im Wandel. In: Berichte Prague. In: Geographica, S. 71-81. zur deutschen Landeskunde, Heft 1, S. Sýkora, L. (1999): Processes of Socio- 7-23. spatial Differentiation in Post-com- Wiessner, R. u. Z. Kovács (1995): Hous- munist Prague. In: Housing Studies 14 ing market in transition: the case of Bu- (5), S. 679-701. dapest. In: Conference, IGU Regional Sýkora, L. (2006): Gentrification in Conference “Environment and quality post-communist cities. In: Gentrifica- of life in Central Europe: problems of tion in a Global Context. The new ur- transition”, Prague 22.-26.8.1994. Prag ban colonialism. London, New York, (auf CD-ROM). Prof. Dr. Reinhard Wiessner iest S. 90-105. W , K. (1997): Die Neubewer- Dipl.-Geogr. Romy Zischner Székely, J. (1999): Flat privatisation in tung Leipziger Altbauquartiere und Universität Leipzig Budapest. In: European spatial re- Veränderungen des Wohnmilieus. Institut für Geographie search and policy 6 (1), S. 87-99. Gesellschaftliche Modernisierung und Johannisallee 19a Węcławowicz, G. (1997): The chang- sozialräumliche Ungleichheiten. Leip- 04103 Leipzig ing socio-spatial patterns in Polish zig (= Beiträge zur Regionalen Geo­ [email protected]‑leipzig.de cities. In: Kovács, Z. u. R. Wiessner graphie 43). [email protected] (Hrsg.): Prozesse und Perspektiven der Wiest, K. (für den Forschungsverbund Prof. Dr. Zoltán Kovács Stadtentwicklung in Ostmitteleuropa. „Stadt- und Region in Sachsen“) Magyar Tudományos Akadémia Passau (= Münchener Geographische (2001): Die Stabilität von Wohnge­ Földrajztudományi Kutató Intézet Hefte 76), S. 75-82. bieten in schrumpfenden Stadtregio- Budaörsi út 45 Węcławowicz, G. (2002): From Egalitar- nen Sachsens – eine Analyse charak- H-1112 Budapest ian Cities in Theory to Non-egalitarian teristischer Problemkonstellationen. [email protected]

165