Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Juni 2015

schaufenster KULTUR.REGION

Volksmusikfestival au!OHRchen

Lernen macht Flügel / Basisbildung . Haus der Regionen / England Musikschulen / Sommerkurse . Museumsdorf Niedersulz / Essbare Blüten P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 · Verlagspostamt: 3451 · DVR: 0933 295 WIEN NORD Bezahlte Anzeige. Bezahlte TANZ. MUSIK. MUSIK.TUR TANZ TUM UND VOLKSKUL TERREICH. MEHR IEDERÖSBRAUCH FÜR N WIR SCHAFFEN DAS.

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EinBlick / 3

Universell und dennoch regional: aufhOHRchen

Seit mehr als zwanzig Jahren steht das Projekt aufhOHRchen für die besonderen Werte der Region. Dabei geht es um mehr als einen bloßen Vor-Ort- Aktionismus. Nachhaltigkeit, Subsidiarität und die Belebung aller Sinne sind seit jeher wesentliche aufhOHRchen-Kriterien.

Die Region ist im Trend, Regionales in aller Munde: Produkte aus der zwischen Regionalkultur, Basiskultur, Lebenskultur und Volkskultur Region sollen die regionale Wirtschaft stärken, regionales Bewusst- völlig durchlässig erscheinen lässt. sein gilt als Gegenentwurf zu einer profillosen Allerweltskultur, Anbieter aus der Region wollen vor den Übergriffen global agie- In der Praxis bedeutet dies, all die besonderen Tugenden – wie render Konzerne geschützt werden. Damit einhergehend werden lebenslanges Lernen, den Blick über den Tellerrand und die eigene Begriffe wie Bodenständigkeit und Verwurzelung wieder positiv Lebenszeit hinaus zu richten oder verantwortungsvoll mit den gesehen. Das „global village“ hat dem hinterwäldlerischen Dorf Lebensgrundlagen umzugehen – tatsächlich ernst zu nehmen. Kon- längst schon den Rang abgelaufen. Doch woher kommen jene Ideen kret geht es also darum, das eine oder andere Mal ein gutes Buch zu und Initiativen, die dem Regionalen gegenüber dem bloß Provinzi- lesen, eine Ausstellung, ein Konzert oder eine Theaterproduktion zu ellen erst seine besondere Güte verleihen? Solche Inputs liefert nicht besuchen, einen ausgezeichneten Film zu sehen, eine Uni-Vorlesung selten das Wissen aus der großen weiten Welt, denn Erkenntnisse aus anzuhören, eine Bildungsreise zu unternehmen oder ein Seminar Wissenschaft und Forschung bahnen sich ebenso wie künstlerisches zum Erlernen spezieller Kulturtechniken zu buchen. All dies sollte Schaffen regelmäßig und unaufhaltsam den Weg rund um den Erd- dazu beitragen, den eigenen musischen Neigungen mit der entspre- ball. Erst die Vermittlung, Nutzung und Reglementierung univer- chenden Kompetenz nachzugehen und auf diese Weise provinzieller sellen Wissens erfolgt dann vor Ort, also in der Region. Dort, wo dies Bildungsresistenz entgegenzutreten. Erkennbar als wirklich provinzi- nach demokratischen Gesichtspunkten gelingt, wird sich auch ell verbleiben dann die massenhaft verbreiteten stupid-narzisstischen höchste kulturelle und zivilisatorische Qualität entwickeln können. Postings und Mailings. Regionale Qualität dagegen bietet das Festival aufhOHRchen: mit Kunstvollem aus Nah und Fern, mit Laien und Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten gelang mit dem Projekt auf- Profis, mit Geselligkeit und Spontaneität, mit nachhaltiger Wirkung hOHRchen die Neupositionierung regionaler Kulturarbeit mit dem und viel an persönlich erfahrener Zufriedenheit. Anspruch, Volkskultur aus dem verstaubten Eck zu holen, ihren Wert bewusst zu machen, mit neuen Inhalten zu bereichern und zu rehabi- Dorli Draxler, Edgar Niemeczek litieren. Damit war ein Prozess eingeleitet, der heute die Grenzen

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Top-Termine / 4

Juni 2015 TOP!TERMINE Foto: Manfred Werner

NIEDERÖSTERREICH SINGT KREMSER KAMINGESPRÄCHE WASCHTAG —————————————————— —————————————————— —————————————————— Sa, 6. 6. 2015 Mi, 10. 6. 2015, 18.00 Uhr Sa, 27. 6. 2015, 13.00–18.00 Uhr Schloss Grafenegg Haus der Regionen Museumsdorf Niedersulz —————————————————— —————————————————— —————————————————— Mit einem Fest der Stimmen feiert die Zum Thema „Neue Chancen – Kunst. Wie hat man seinerzeit die Wäsche Chorszene Niederösterreich ihr zehn- Quelle“ diskutieren die beliebte Schau- gewaschen, als es noch keine Waschma- jähriges Bestehen. Beim „Singen auf spielerin Erni Mangold und der Literat, schine gab? Wie oft wurde in der Woche Plätzen“ ab 16.30 Uhr hüllen Chöre und Publizist und Übersetzer Cornelius Hell. gewaschen? Niemand kann sich heute Gesangsensembles aus ganz Nieder- Aus welchen Quellen entspringen künstle- noch vorstellen, wie beschwerlich oft die österreich den Schlosspark Grafenegg mit rische Schaffensprozesse? Lassen sich die kleinsten Dinge des Alltags vor 100 und Liedern und Weisen in eine einzigartige Anfänge, aus denen Künstler ihre Kreativi- mehr Jahren waren. All diesen Fragen Klangwolke. tät schöpfen, bestimmen und festmachen? kann man beim „Waschtag“ im Muse- Ist nicht jeder ein Künstler, der auszieht, Als Höhepunkt finden um 19.00 Uhr umsdorf auf den Grund gehen und selbst- um das Staunen zu lernen? Wie füllt der ein Festakt und ein Festkonzert im Wol- verständlich auch gleich ausprobieren … Maler die weiße Leinwand, der Dichter das kenturm Grafenegg statt. Zur Einstim- Am Waschtag im Museumsdorf werden leere Blatt Papier, der Schauspieler die mung präsentiert der Landesjugendchor Zuber, Waschrumpel und Seifenlauge Rolle mit Leben? Was beflügelt kreative Niederösterreich Volksmusik aus allen ausgepackt. Die Besucher können beim Prozesse? Wie gehen Künstler mit Schaf- Ländern. Waschen der Wäsche im Stil von anno fenskrisen um? Was zeichnet Meisterwer- dazumal mithelfen. Einen absoluten Kunstgenuss erwartet ke und herausragende künstlerische Leis- das Publikum, wenn ein einzigartiger tungen aus? Wie lässt sich große Kunst ————— Klangkörper von 500 niederösterreichi- erkennen. Und was macht ihre Anzie- Information & Anmeldung schen Sängerinnen und Sängern den hungskraft, ihre Faszination und ihren 2224 Niedersulz 250 Wolkenturm mit Carl Orffs Carmina gesellschaftlichen Wert aus? Tel. 02534 333 Burana erklingen lassen. Eintritt frei! www.museumsdorf.at ————— ————— ————— Information & Karten Informationen Tel. 01 5868383 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tipp [email protected] Tel. 02732 85015 Sa, 27. 6. 2015, 14.00–17.00 Uhr www.chorszenenoe.at www.volkskultureuropa.org Workshop Färben mit Pflanzen

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Inhalt / 5

Juni 2015 INHALT

Haus der Regionen Waldviertel Zweiter Weltkrieg 6 / England 22 / J. F. A. Reil – der 36 / Das OFLAG bei Allentsteig —————— Wanderer im Waldviertel —————— Galerie der Regionen —————— Kultur.Region 9 / Feine Ware aufhOHRchen 2015 39 / Fortbildungen —————— 24 / Das Programm —————— Brauch —————— Handwerk 10 / Fronleichnam Kreativakademie 40 / Messerschmied —————— 26 / Sagen —————— Musikschulen —————— Kolumnen 12 / Sing Your Song Bildungs- und Heimatwerk 43 / Zwischen Himmel & Erde —————— 28 / Basisbildung – Begegnungsreich Musikschulen Lernen macht Flügel —————— 14 / Sommerkurse —————— Museumsdorf Niedersulz —————— Interview 44 / Blüten zum Essen 30 / Karl Trahbüchler, —————— 15 / Türkenpfeifer ORF Radio NÖ Kultur.Region in Waidhofen/Ybbs —————— 47 / Nachschau —————— Porträt —————— Mostviertel 32 / Edda Eblinger, Kultur.Region 16 / Feuer am Berg Ehrenamt im Museum 49 / Intern —————— —————— —————— Brandlhof Diözesanmuseum St. Pölten 50 / Die letzte Seite 18 / Erinnerungskultur 33 / Meisterwerke —————— —————— aus Esztergom —————— 20 / Die Geschichte des Auslage Konzerthauses Weinviertel 34 / Bücher & CDs —————— ——————

IMPRESSUM

Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Dachmarketing: Martin Lammerhuber, Produktionsleitung: Mag. Marion Helmhart. Redaktionsteam: Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Markus Kiesenhofer, MA, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Andreas Teufl, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Eva Zeindl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Friedrich Damköhler, Clemens Gottfried, Stefan Hackl, MMag. Wolf- gang Huber, Mag. Dr. Andreas Kusternig, Christoph Braendle, Mag. Christa Sieder, BA, Rudi Spreitzer, Prof. Dr. Helga Maria Wolf. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführerin: Dorothea Draxler. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbe- agentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: querPfeifer, Foto: "eresa Pewal.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Haus der Regionen / 6

Midlands und Wales BURGENWELTMEISTER

Wales rühmt sich, die meisten Burgen pro Quadratmeile zu haben – insgesamt 600. Einige davon werden bei der Diaschau im Haus der Regionen am Dienstag, den 16. Juni, im Haus der Regionen zu sehen sein.

Bakewell, Peak .

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Laugharne Castle, Wales. Foto: Gareth Talbot „Keine Gesteinsproben mitnehmen!“ – Winnats Pass im Peak District.

Schließlich meint unsere kleine Tochter, es und mit Flechtwerk und Lehm gefüllten die Irische See hinein erstreckt. Das ist die reiche ihr jetzt, sie habe genug, vor allem Zwischenräumen, und natürlich würden wir Gegend der König-Arthus-Sage. Es ist die glaube sie uns nicht mehr, kein einziges gerne eine Vorstellung im Royal Shakes- Region der Burgen und Schlösser, die Wort. Es ist nicht das Wetter, nicht der peare Theater erleben, aber die Touristen- Eduard I., von 1272 bis 1307 König von Eng- Regen, der uns ebenso treu begleitet wie die massen, die wie Heuschreckenschwärme land und ab 1283 auch Prinz von Wales, immer wieder jäh aufbrechenden Sonnen- über das kleine Städtchen herfallen, vertrei- bauen ließ; es ist das Gebiet dieser „glor- felder, weil dieser Regen überaus angenehm ben uns rasch. reichen Zeichen unserer Unterwerfung“, wie und belebend wirkt, ein sanfter, warmer sie ein walisischer Historiker nannte; es sind Regen, der alles, was grün ist, satt und prall Robin Hood hinter der Eiche insgesamt neun Festungen, welche die und wie zum Himmel jauchzend in Szene zu berühmte edwardianische Burgenkette bil- setzen versteht, und es sind auch nicht die So fahren wir nordwärts Richtung Notting- den: Rhuddlan, Aberystwyth, Fling, Bulith, langen Fahrten den Landstraßen entlang ham und Sheffield. Unser Ziel ist der Caernarfon, das wunderbare Conwy mit und vorbei an Schafherden, an satten Wie- Sherwood Forest, die Waldlandschaft, wel- seinen acht dicken Rundtürmen und den sen und Moorlandschaften und über zahl- che durch Robin Hood berühmt geworden massiven Mauern. Harlech, Driccieth und lose Hügelketten hinweg. Nein, unsere klei- ist. Der Wald ist inzwischen viel kleiner als schließlich Beaumaris, sind der Höhepunkt ne Tochter ist aus einem anderen Grund damals, aber die alten und mächtigen Eichen und Abschluss einer imperialen Bauwut, die empört: Wo sind sie nun, die Prinzessinnen haben überdauert, deren bedeutendste und vom Stil des Osten, von Konstantinopel, in ihren goldenen Kleidern; wo sind die größte „Major Oak“ heißt. Sie soll zwischen inspiriert war und nicht nur Zeichen einer Gestalten aus ihren Märchen und Träumen, 800 und 1.000 Jahre alt sein, und es heißt, militärischen Überlegenheit und einer die wir ihr versprochen haben, um sie bei dass Robin Hood und seine Gefährten sich rücksichtslosen Eroberungspolitik darstell- Laune zu halten, damit wir Wehranlagen, in diesem Baum versteckten. Vielleicht te, sondern auch eine in Stein gefügte Ent- Burgen und Schlösser besichtigen können, stimmt’s, aber vielleicht war dieser Baum schlossenheit, aller Zukunft Stürme zu die diesen archaischen Landschaften ihre damals noch ein Setzling, ein kleines Bäum- überdauern. Markierungspunkte verleihen – und um uns chen, das keine Ahnung von seiner Zukunft zu ein paar wesentlichen Erinnerungsorten hatte und dem die Vorstellung einer Lebens- Unaussprechlich schön des mittel- und westenglischen Literatur- dauer ebenso unbegreiflich war, wie sie nun und Geisteslebens zu bringen. unserer kleinen Tochter ist. Diese Burg- und Ruinenbesichtigungen lässt unsere kleine Tochter einigermaßen klaglos Natürlich muss am Anfang Stratford upon Natürlich will sie Robin Hood treffen, natür- über sich ergehen. Immerhin glaubt sie fest Avon stehen. Shakespeare kam hier zur lich will sie jeden einzelnen Baum erklet- daran, nicht nur das Himmelbett einer Prin- Welt, er ging zur hier Schule und er starb tern, bis sie ihn gefunden hat. Es bedarf all zessin, sondern die Prinzessin selber anzu- hier – wahrscheinlich, weil sich um diesen unserer Überredungskünste, ihr klar zu treffen. Je mehr sich diese Hoffnung zer- Titanen des abendländischen Theaters noch machen, dass der Räuberhauptmann nicht schlägt, desto widerborstiger wird sie aller- immer Mythen und Geheimnisse ranken. auftauchen wird, solange wir auch verweilen dings, um sich dann ganz und gar zu wei- Wir besuchen sein Geburtshaus, ein wun- mögen. Stattdessen ziehen wir weiter, süd- gern, auch nur ein einziges Schloss zu betre- derschönes Fachwerkhaus in der Henley westwärts jetzt, nach Wales und jenem Teil ten. Kidwelly Castle, Warwick Castle, Witley Street mit braun gestrichenen Holzbalken Englands, der sich wie ein Schweinekopf in Court und wie die zahllosen Befestigungs-

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MIDLAND UND WALES IM HAUS DER REGIONEN ——————————————————— Fr, 12. 6. 2015, 19.30 Uhr Neverland Acoustic Inspiriert von der englisch/keltischen Tradition – dem Herz und der Seele des British Folk – spannt Neverland Acoustic durch eigene, neue Arrangements den Bogen von der traditionellen Musik Eng- lands zur zeitgenössischen Interpretation. Getragene Lieder und Balladen wechseln einander mit kraftvollen, schwungvollen Tänzen ab und bieten ein musikalisches Feuerwerk. _

Harriet Bartlett und die Folklegende Kevin Dempsey. Foto: z. V. g. Di, 16. 6. 2015, 19.30 Uhr Diashow: Romantisches Großbritannien Wales und Mittelengland von und mit anlagen sonst noch heißen mögen: Wir Dylan Thomas’ Hausboot Christine und Josef Makowitsch. müssen verzichten, aber wir dürfen uns im _ Tausch einen Abstecher nach Llanfairpwllg- Fröhlich begleitet sie uns weiter nach Laug- wyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogo- harne, dem kleinen Ort am Fuß von Laug- Sa, 20. 6. 2015, 19.30 Uhr gogoch erlauben, der „Heiligen Marie am harne Castle – „Nein, da gehe ich ganz British Folk mit Kevin Dempsey & Teich der Weißen Hasel neben der Strom- bestimmt nicht hinein!“ – mit seinem schö- Harriet Bartlett schnelle und der Kirche St. Tysilio bei der nen Strand, mit der Bucht, den Schlickflä- Der britische Gitarrist mit der Samtstim- roten Höhle“, wie diese Ortschaft mit ihrem chen und Salzwiesen, dem Blick aufs Meer me, Kevin Dempsey, spielte sich weltweit rekordverdächtigen Namen heißt, den sich hinaus und vor allem mit Dylan Thomas’ in den Olymp der Traditional-Szene und ein schlauer Waliser ausdachte, um Tou- Boat House, dem bescheidenen Häuschen hat sich nun mit Harriet Bartlett eine risten zu einer völlig unbedeutenden Station auf Stelzen, wo der große Dichter während der hervorragendsten Nachwuchsakkor- der Eisenbahnstrecke zu locken. Wir sind seiner letzten vier Lebensjahre viel Zeit ver- deonistinnen der Szene als Unterstützung nicht die einzigen an diesem Tag. Buskolon- brachte. geholt. Die preisgekrönte junge Britin nen stehen neben den Souvenirläden, und begleitet die lebende Folklegende konge- überall versuchen eifrige Touristen, sich den Wir sind, wie wir in Cardiff das Flugzeug nial durch einen musikalisch atemberau- Namen des Kaffs zu merken und ihn zu heimwärts besteigen, zwar traurig, abreisen benden und fesselnden Abend. rezitieren. zu müssen, aber auch froh, diesen Erden- _ winkel für kurze Zeit erlebt und Menschen Sattes Grün mit Tradition, Geschichtsbewusstsein und Konzertkarten: einem enormen Gefühl für Sprache besucht Kat. I: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 Südwestwärts geht es weiter durch wunder- zu haben. Ein walisisches Sprichwort sagt Kat. II: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 bare Landschaften, über baumlose Pässe das so: Es ist besser, etwas gehabt und wie- Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten hinweg, deren schroffes Gestein wie von der verloren, als es nie gehabt zu haben. / ein dreigängiges Menü im Restaurant einer liebevollen Hand mit satten, grünen Blauenstein inkl. Konzerteintritt um ins- Grasdecken überworfen wirken, durch put- Text: Christoph Braendle gesamt EUR 36,00. zige Dörfer und Städtchen mit ihren roman- Fotos: Christine und Josef Makowitsch Diashow tischen Fachwerk- und Backsteinhäusern bis VVK: EUR 10,00, AK: EUR 12,00 zur Cardigan Bay mit den weißen Sand- Freie Platzwahl! stränden und dem türkisfarbenen, klaren Information und Kartenbestellung Wasser, wo sich unser Mädchen endlich austoben und seine eigenen Burgen bauen Haus der Regionen kann. Und hier, endlich, findet ihre Reise 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 ihren Höhepunkt. Delphine bei New Quay Tel. 02732 85015 und Llangrannog. So etwas Schönes, sagt die www.volkskultureuropa.org Kleine, habe sie noch nie gesehen.

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Die Galerie der Regionen bietet eine gute Auswahl an Tischwäsche sowie kompetente Beratung.

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GALERIE DER REGIONEN ——————————————————— Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015

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Fronleichnam HIMMEL & BLUMENTEPPICH

Fronleichnam wird am 4. Juni gefeiert. Die Geschichte eines Ideenfestes.

Zu Beginn eine Vision

Das fromme Volk sah das (seit 1969 so genannte) „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ als wichtigstes im Kirchenjahr an. Das Ideenfest hat keine biblische Grundlage, es geht auf Visionen der Klosterfrau Juliana von Lüttich (ab 1209) zurück. Die Prozessi- on kam etwas später dazu. Die hl. Juliana (um 1193–1258) stammte aus Retinne bei Lüttich (Belgien). Ihre Eltern, angesehene Bürger, blieben lange kinderlos, ehe sie ihre Töchter Agnes und Juliana bekamen, und sie starben, als diese noch Kinder waren. Der Vormund übergab die Vollwaisen dem Klos- ter der Augustiner-Chorfrauen von Mont Cornillon (Kornelienberg) zur Erziehung, wo Juliana mit 13 Jahren die Profess ablegte. Drei Jahre nach dem Klostereintritt began- nen ihre Visionen: Es erschien ihr die glän- zende Mondscheibe mit einer dunklen Stel- le, die sie als Fehlen eines besonderen Festes zu Ehren der Eucharistie interpretierte. Juli- ana wurde 1230 Oberin des Konvents, den Erstkommunionkinder streuen Blüten. sie streng führte. Bei ihren Mitschwestern war Juliana unbeliebt, sie vertrieben sie zweimal aus dem Kloster. 1248 kehrte sie nicht mehr zurück. Der Bischof von Lüttich Seit mehr als 750 Jahren (1264) feiern nam (Fron – Herr, Lichnam – lebendiger unterstützte sie, half ihr bei den Konvents- Katholiken Fronleichnam. Der Termin des Leib) bezeichnete ursprünglich das Allerhei- konflikten und führte 1246 das Fronleich- Hochfestes war seit Beginn der Donnerstag ligste, den Herrenleib (mhd. fronlichnam). namsfest in seiner Diözese ein. nach dem Dreifaltigkeitssonntag, der 60. Tag Dies bezeugt beispielsweise eine Urkunde nach dem Ostersonntag, zwischen 21. Mai aus dem Jahr 1288. Damals stiftete die spä- 1264 veröffentlichte Papst Urban VI. die und 24. Juni. Im konfessionellen Zeitalter tere römisch-deutsche Königin Elisabeth Bulle „Transiturus de hoc mundo“. Damit ist war der wegen seiner demonstrativen Schau- (um 1262–1313), die Gemahlin Herzog Alb- Fronleichnam das erste von einem Papst bräuche populäre „Prangtag“ umstritten. rechts von Habsburg, im Kapitelsaal des allgemein dekretierte Fest. Da er aber kaum Die evangelischen Christen lehnten ihn Stiftes einen Altar zu Ehren zwei Monate später starb, begingen es nur strikt ab, die katholischen feierten ihn umso des Gottsleichnams. wenige Diözesen und Orden. Erst das Kon- prächtiger. Das deutsche Wort Fronleich- zil von Vienne (Frankreich) 1311/12 und die

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haben soll. Eine besondere Rolle spielt die Monstranz am Fronleichnamstag, wenn der Priester darin die Hostie unter einem Balda- chin („Himmel“), von einer Prozession fest- lich gekleideter Gläubiger begleitet, durch den Ort trägt. In den Städten waren die Mitglieder der Handwerkerzünfte bei Strafe verpflichtet, mit Fahnen und Lichtern am Umgang teilzunehmen.

Birkengrün

Über die „Vielzahl der Möglichkeiten der engeren oder weiteren Bindung“ an das Festgeschehen schrieb Leopold Schmidt: „Der Pfarrer, der in der Fronleichnamspro- zession das Allerheiligste trägt, hat nicht die gleiche Einstellung zu dem Fest wie die gläu- bige Bäuerin, die am Straßenrand niederge- kniet ist. Die Burschen haben am Vorabend die Birkenbäumchen im Holz geschlagen Fronleichnam „unterm Himmel“. und freuen sich nun, dass die Hausväter die schmalen, kaum begrünten Besen richtig aufgestellt haben. Die Hausmütter aber war- neuerliche Publikation unter Papst Johannes Gewinn erhoffte. Prozesse wurden geführt, ten schon mit Ungeduld darauf, sich gleich XXII. (1317) führten zur weiteren Ausbrei- um sich in der Kirche einen günstigen Aus- nach dem Vorbeizug des Allerheiligsten, tung. Nach der Überlieferung schrieb der blick auf den Altar zu sichern. Es wird auch nach dem Verklingen des Evangeliums am Dominikaner Thomas von Aquin (um von Gemeinden berichtet, in denen ein Hausaltar, auf diese grünen Reiser stürzen 1225–1274), einer der einflussreichsten Phi- Großteil der Gläubigen erst beim Zeichen zu können. Sie tragen die handfeste Beseg- losophen und Theologen der Geschichte der Wandlung in die Kirche eintrat und sie nung mit ihnen ins Haus hinein, und das und Kirchenlehrer, die Messtexte und dann wieder fluchtartig verließ. grüne Birkenreis hinterm Heiligenbild wird Gesänge. das kommende Jahr über das Haus vor Dem Zur-Schau-Stellen des Allerheiligsten Gewitter schützen. Welche Vielheit der ver- Heiliges Schauspiel außerhalb der liturgischen Handlung diente schiedenen Bindungen, welche oft durch die Monstranz. Die „Aussetzung“ erfolgte keinerlei Brücke verbundenen Unterschiede, Das neue Fest lag im Zeitgeist. Die Priester bei Hochämtern, Messen und beim Chorge- ja Gegensätze im komplexen Ganzen eines feierten „Privatmessen“. Für die Gläubigen bet, zu Fronleichnam und anderen Festta- einzigen derartigen Brauches.“ blieb der Gottesdienst mit seinen latei- gen. Die Monstranz mit dem „hochwür- nischen Gesängen eine geheimnisvolle Zere- digsten Gut“ galt als das wirksamste Mittel Das Bestreuen der Straßen mit Gras, Laub monie. Sie betrachteten die Messe als hei- zur Abwehr von Gewittern, bösen Geistern und Reisig konstatiert Schmidt schon für liges Schauspiel, das sich vor ihren Augen oder realer Feinde. Die hl. Klara (1193 bis das Mittelalter, ebenso das Aufstellen von vollzog. Um an den Gnaden Gottes Anteil zu 1253) soll damit die Sarazenen aus ihrem (Birken-)Bäumchen entlang des Prozessi- haben, fanden sie sich – auch mehrmals Kloster in Assisi vertrieben haben. Im Mit- onsweges. In Perchtoldsdorf schaffte man täglich – vor dem Altar ein. Das um die telalter und in der Barockzeit entstanden ganze Wagenladungen Reisig zum Schmuck Wende zum 12. Jahrhundert üblich gewor- Schaugefäße aus Gold und Silber, mit der Kirche, Altäre und Straßen herbei. In dene „Emporheben der Gestalten bei der Figuren und Edelsteinen. Die um 1470 ent- St. Pölten beklagte man zur Reformations- Wandlung“ (Elevation) entsprach dem standene Messerermonstranz von Waidho- zeit, dass in der protestantisch gewordenen Schauverlangen der mittelalterlichen Men- fen/Ybbs ist mehr als einen Meter hoch. Stadt weder „grünes Gezweige“ aufgestellt schen. Der Anblick der konsekrierten Hostie Auftraggeber war die der Zunft der Messer- noch, wie es früher der Brauch war, die Stra- ersetzte die sakramentale Kommunion, die schmiede (Messerer), die sie der Stadtpfarr- ßen mit Gras bestreut wurden. / den einfachen Gläubigen nur selten gestattet kirche schenkte. Die Klosterneuburger war. Wenn man den Leib des Herrn bei der Schleiermonstranz stellt die Gründungsle- Text: Helga Maria Wolf Wandlung gesehen hatte, war man befrie- gende des Stiftes dar: Die Monstranz aus Illustrationen: Magdalena Steiner digt. In den Städten lief man von Kirche zu dem Jahre 1714 stilisiert den Holunder- Kirche, um möglichst oft die erhobene baum, auf dem der hl. Leopold den verlo- Hostie zu sehen, weil man davon geistlichen renen Schleier seiner Frau Agnes gefunden

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Podium.Jazz.Pop.Rock SING YOUR SONG!

So lautet die Au!orderung, der am 13. Juni zahlreiche junge Musiker aus Niederösterreich nachkommen werden. Singer, Songwriter und Komponisten präsentieren ihre eigenen Werke und begleiten sich dabei selbst.

Sing Your Song! So lautet die Aufforderung, der am 13. Juni 2015 zahlreiche junge Musiker aus Niederösterreich nachkommen werden. Ganz klassisch mit Gitarren- oder Klavierbegleitung, aber auch mit E-Bass oder Violoncello: Singer, Songwriter und Komponisten präsentieren ihre eigenen Werke und begleiten sich dabei selbst.

Revival eines Genres

In der Bühne Purkersdorf wird erstmals im Rahmen des Popularmusikwettbewerbs PODIUM.JAZZ.POP.ROCK eine Wertung für Singer/Songwriter ausgetragen. „Seit einiger Zeit verfolgen wir die mittlerweile große Szene im Bereich Singer/Songwriter in Niederösterreich. Das Genre gewinnt immer mehr an Wichtigkeit und darauf wol- len wir mit PODIUM.SING.YOUR.SONG reagieren“, erzählt Alfred Kellner, Mitglied des Landesfachbeirats, in dem u. a. auch die Sängerin Monika Ballwein vertreten ist. Das Gremium evaluiert und entwickelt in regel- mäßigen Sitzungen das Konzept des Wett- bewerbs weiter.

PODIUM.JAZZ.POP.ROCK richtet sich an junge Musiker aus den niederösterreichi- schen Musikschulen, die sich und ihre Musik gerne vor Publikum präsentieren wollen, und bietet ihnen eine Bühne für ihren Auftritt. Jährlich nützen rund 100 Mu- siker aus ganz Niederösterreich die Ver- anstaltung, um professionelles Feedback und erste Erfahrungen im Musikbusiness zu sammeln. Der Landeswettbewerb wird in Niederösterreich seit über 15 Jahren ausge- tragen. Alle zwei Jahre gibt es die Möglich- Kathrin Hauß, Musikschule Alpenvorland.

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Moritz Carl Winklmayr, Gemeindeverband der Musikschule Melk-Loosdorf. Sophie Höller, Gemeindeverband der Musikschule Ybbsfeld.

keit, sich in den Kategorien Rock/Pop und bei der junge Menschen aufeinandertreffen, bei der Wertung PODIUM.JAZZ ein. Jazz für die bundesweite Austragung zu die einen gemeinsamen Nenner haben: die „Happiness“, „We all need friends“, „All and qualifizieren. Die Zwischenjahre nützt Nie- Musik. „Eine wichtige Rolle nehmen dabei Everything“ – diese und noch viel mehr derösterreich, um einerseits verstärkt den auch die Lehrer ein – sie sind es, die diese Songs werden von ihren Schöpfern in der Jazz zu fördern und andererseits neue Begeisterung an den Musikschulen leben Bühne Purkersdorf präsentiert, wenn es Schwerpunkte zu setzen. und die Energie und Motivation an ihre heißt: Sing Your Song! / Schüler weitergeben. Somit ist PODIUM Authentizität auch ein Treffpunkt für die Lehrer, die Text: Katharina Heger schließlich dafür sorgen, dass die Popular- Auf niederösterreichischer Landesebene musik in den Musikschulen Einzug findet“, liegt der Fokus 2015 auf den Kategorien Jazz so Mondl weiter. und Sing.Your.Song. Beide Kategorien för- dern in hohem Maße die Kreativität – sei es Ein zentraler Aspekt des Wettbewerbs ist das bei der Improvisation im Jazz oder beim Feedback durch eine Expertenjury. Diese Schreiben der Stücke für Sing.Your.Song. gibt konstruktive Rückmeldungen zu den INFORMATION Wichtig ist der Jury dabei vor allem eines: Darbietungen und Tipps für die weitere ——————————————————— Authentizität. Bewertet wird das Gesamtpa- musikalische Arbeit. Zu gewinnen gibt es Fr, 12. 6. 2015 ket; das Verhältnis zwischen Inhalt, Darbie- neben der Erfahrung auch tolle Preise. PODIUM.JAZZ tung, Text und vielem mehr soll stimmen. Studiotage, Vocalcoachings, Mikrophone, Sa, 13. 6. 2015 Der Wettbewerb soll dennoch nicht als Workshops und weitere Auftrittsmöglich- PODIUM.SING.YOUR.SONG Wettstreit gesehen werden: „Es geht nicht keiten sollen den jungen Musikern die Die Bühne Purkersdorf vorrangig um die Bewertung und darum, Chance zur Weiterentwicklung bieten und 3002 Purkersdorf, Wiener Str. 12 besser als die anderen zu sein. Im Vorder- ihnen neue Wege eröffnen. grund stehen der Austausch und das Ken- Eintritt frei! nenlernen der anderen Musikerinnen und Insgesamt 50 junge Musiker werden beim Musikschulmanagement Niederösterreich Musiker“, so Martin Mondl, Fachgruppen- diesjährigen Wettbewerb auf der Bühne Tel. 02742 9005 16890 koordinator für Popularmusik beim Musik- stehen und ihr Programm vor Jury und [email protected] schulmanagement Niederösterreich. So ent- Fans darbieten. Am 12. Juni grooven sich www.musikschulmanagement.at steht stets eine festivalähnliche Atmosphäre, die Jazz-Combos in der Bühne Purkersdorf facebook.com/podium.jazz.rock.pop.noe

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Musik / 14

Sommerkurse MUSIK LIEGT IN DER LUFT

In den Ferien gibt es ein vielfältiges Angebot an Sommerkursen für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene, die gerne mit gleichgesinnten Musikbegeisterten einen Sommerkurs verbringen möchten.

eine sanfte Rüge. Der Hornsommer wird mit Soloauftritten, einem von den Gruppen gestalteten Abschlusskonzert im Schloss und am letzten Sonntag von einer vom berauschenden Klang von fast 60 Hörnern musikalisch umrahmten Messe im Schloss- hof beendet. Danach wird es wieder still in der Stadt … /

Text und Foto: Clemens Gottfried

SOMMERKURSE ——————————————————— Musik liegt in der Luft – Hornsommer Drosendorf. So, 9.–So, 16. 8. 2015 Hornsommer Drosendorf www.balduinwetter.com/hornsommer Neben den etablierten Sommerkursen und nistinnen und Hornisten an ihre Übungs- Kurse von A–Z -akademien, die Meisterkurse quer durch plätze. Neben intensivem Ensemblespielen Das Musikschulmanagement Nieder- das gesamte Instrumentarium anbieten, in Gruppen gibt es Einzelunterricht und österreich bietet in Kooperation mit den widmen sich zahlreiche Kurse auch einer Korrepetitionsstunden. Die Kinderbetreu- Musikschulen Perchtoldsdorf und Leoben- bestimmten Instrumentengruppe oder ung obliegt Karin Beranek und ihren Hel- dorf/Bisamberg/Enzersfeld Camps für gänzlich einem einzigen Instrument. ferinnen, die rund um die Uhr ein einfalls- junge Streicher an. Bei den beiden Som- reiches Programm organisieren: Baden merkursen „Piccolo“ und „Piccolino“ kön- „Die Hörnchen sind da!“, heißt es alljährlich gehen, Fußballspielen, Zirkusschule, Exkur- nen Musikschüler im Alter von 8 bis in Drosendorf an der Thaya, wenn der sion zu einem Hornfabrikanten und nächt- 14 Jahren unter der Anleitung eines enga- Hornsommer beginnt. Hier dreht sich alles liche Führung zu den Fledermäusen im gierten Referententeams erste Erfahrun- um ein Instrument und bietet Hornbe- Schlossdachboden inklusive. gen im Orchestermusizieren sammeln. geisterten ab dem 11. Lebensjahr jährlich im Freude am Musizieren und der Austausch August Workshops, Fortbildung, Auftritts- Horn spielen macht hungrig. Das Essen mit Gleichgesinnten stehen im Fokus. möglichkeiten und vieles mehr. Der Tag wird im Hof des Bürgerspitals eingenom- Dabei werden die jungen Musiker von beginnt um 9.00 Uhr im altehrwürdigen men und von Kursleiter Peter Hofmann einem musikalisch und pädagogisch hoch- Bürgerspital mit der „Befehlsausgabe“ – persönlich ausgegeben. Er sieht dabei jedem karätigen Dozententeam betreut. der Überprüfung der Stimmung (nicht der Teilnehmer an, wie es ihm geht, und findet Informationen zu musikalischen Sommer- Instrumente, sondern der Teilnehmer). An- – wenn nötig – aufmunternde Worte, moti- kursen von A bis Z finden Sie auf schließend verteilen sich die jungen Hor- vierenden Zuspruch oder erteilt ganz selten www.musikschulmanagement.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Mostviertel / 15

Türkenpfeifer NACHTMUSIK

„Auf in Gott’s Nam, d’Türken san do“ – mit diesem Ruf wird in an den Brauch des „Gassatengehn“ der Türkenpfeifer erinnert, das seit 1532 besteht.

Der Brauch hat seinen Ursprung in einer damaligen Stadtarchivars und heutigen Begebenheit, die sich am 12. September Landeshauptmann-Stellvertreters Wolfgang 1532 in Waidhofen und Umgebung ereig- Sobotka. Die Quellen aus dem Jahr 1532 nete. Im Zuge der osmanischen Expansions- haben die Ereignisse nur sehr einseitig dar- bestrebungen, 1529 stand das Heer unter gestellt, außerdem die darin enthaltenen Süleyman II. den Prächtigen erstmals vor Größenordnungen der feindlichen Ein- den Toren Wiens, bedrohten türkische Rei- heiten äußerst unrealistisch wiedergegeben. tertruppen die Region um Waidhofen an der Ybbs. Waidhofner Bürger konnten diese In der Nacht von Samstag auf Sonntag Reitertruppen, die Akıncı, vor den Toren der (20./21. Juni) werden die Türkenpfeifer Stadt in die Flucht schlagen. Als Anerken- unter der Leitung von Horst Lackinger wie- Gesattengehen mit Schwegelpfeifern, einem nung für ihre Tapferkeit erhielten die Waid- der von Sonnenuntergang bis in die frühen Trommler und dem „ehrlichen Mitgeher“, um 1950. hofner Bürger und Sensenschmiede von der Morgenstunden durch die Stadt gehen und Stadtverwaltung das Privileg, einmal im Jahr die Bürger mit dem Ruf wecken: „Auf in durch die Gassen zu ziehen, um Spenden- Gott’s Nam, d’Türken san do!“ … / Am Abend des 20. Juni ist es wieder soweit, gelder zu sammeln. Das sogenannte „Gassat- die Türkenpfeifer ziehen durch die Stadt bis tengehen“, ein Gehen von Haus zu Haus, ist Text: Rudi Spreitzer/Claudia Lueger in den frühen Morgen hinein. Die Musi- ein „Heischebrauch“. Das dabei gespendete Foto: Musealverein Waidhofen an der Ybbs kanten sind an ihrer Kopfbedeckung, dem Geld verwendeten die Sensenschmiede, die roten Fez, erkennbar. Die Fez sind in der die Türkenpfeifer stellten, für bedürftige Hutmacherwerkstatt Herdy in Waidhofen an Mitglieder ihrer Zunft. Die Ära der Sensen- der Ybbs gefertigt. „Als ältester Familien- schmiede ging 1951 mit der Schließung des letzten Hammers, des „Bammerhammers“, betrieb am Hohen Markt/Hörtlergasse füh- INFORMATION len wir uns der Tradition verpflichtet“, so zu Ende – damit war das „Gassattengehen“ Michael Hrdy. der Türkenpfeifer vom Verschwinden ——————————————————— bedroht. Der Brauch wurde von Musikanten „Türkengedächtnis“, Sie spielen einen Marsch, den sogenannten aufrechterhalten, in weiterer Folge sicherte ein Projekt der Österreichischen „Sensenschmiedmarsch“. Zwei der Musi- ein Vertrag zwischen dem Musealverein und Akademie der Wissenschaften online: kanten blasen auf Schwegelpfeifen, der dritte der Stadt Waidhofen seit 2005 die regelmä- www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at gibt mit seiner kleinen Trommel den Takt vor. ßige Durchführung. Die Einnahmen aus _ Begleitet werden die Spieler von einem den Spendengeldern werden einem wohltä- Buchtipp vierten Mann, vom sogenannten „ehrlichen tigen Zweck zugeführt. Mitgeher“ oder „Aufklauber“. Er hat die Auf- Johannes Feichtinger, Johann Heiss (Hg.): gabe, die Bürger der Stadt mit dem Ruf „Auf Legendenbildung Der erinnerte Feind – Kritische Studien zur „Türkenbelagerung“ in Gott’s Nam’, d’ Türken san do!“ zu wecken. Es ist eine Ehre, wenn die Bürger und Hono- Die Legendenbildung um die Türkeneinfälle Mandelbaum Verlag, 2013 ratioren mit ihren Namen dazu aufgefordert wurde lange unhinterfragt tradiert. Erst ab ISBN 978385476-614-8 werden. Sie bedanken sich hierauf mit der 1982, dem 450. Jahrestag, folgte eine tat- EUR 19,90 Bewirtung der Musikanten oder mit Geld. sächlich kritische Auseinandersetzung des www.mandelbaum.verlag

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Mostviertel / 16

Panoramahöhenweg BRENNENDE BERGE

Wie eine glühende Perlenkette lodern die Feuer in der Nacht des 20. Juni entlang des Mostviertler Panorama- höhenweges. Mehr als zwanzig „Feuer am Berg“ lassen die Sonnwendbräuche in der Region aufleben.

Der 50 Kilometer lange Panorama-Höhenweg führt entlang des Höhenrückens vom Sonntagberg über St. Leonhard am Walde bis zum Hochkogelberg.

Ein feiner Duft weht uns aus der Küche von am längsten ist. Frisch aus der Pfanne und lerstrauben. Anfang bis Mitte Juni geht die Anneliese Bogner entgegen. Die Bäuerin traditionsgemäß mit Zucker bestreut, so Bäuerin „Hollerblia“ pflücken – dann sind vom Sonntagberger Mostheurigen Wagenöd kommen sie auf den Teller. die zarten Blüten genau richtig, um sie in steht am Herd und bäckt Sonnwendkrapfen. Backteig zu tauchen und auszubacken. Zimt Mit geschickten Handgriffen zieht sie die Anneliese Bogner hat noch mehr typische und Zucker dürfen sowohl bei den Schnitten Germkugeln in Form, bis in der Mitte Sonnwendrezepte im Talon: Sonnwend- als auch bei den Strauben nicht fehlen – am hauchdünne Mulden entstanden sind. „Die schnitten werden nach einem alten Famili- besten sind beide natürlich frisch aus der Krapfen müssen eine schöne Blase schlagen, enrezept aus trockenem Weißbrot oder Pfanne. dann ist der Teig dünn und das Fett heiß Semmeln zubereitet. Anneliese schneidet sie genug“, verrät uns Anneliese. Am Sonn- in Scheiben, taucht sie in verdünnten, gezu- Ein Hansl für den Haufen wendabend finden die Heurigenbesucher ckerten Most, tunkt sie in Palatschinkenteig die übergroßen, goldbraunen Krapfen in der und bäckt sie anschließend in heißem Fett Hinter dem Hof schafft Franz Bogner das Wagenöd – da, wo die Menschenschlange goldbraun. Und dann sind da noch die Hol- Reisig auf den Kogel hinauf. Dort geht am

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Samstag, 20. Juni 2015, einer der größten mahöhenweg zwischen milder Most- und der mehr als 20 Sonnwendhaufen am Most- wilder Eisenstraße wieder mit voller Begeis- VOLKSMUSI!TREFF viertler Panoramahöhenweg in Flammen terung bei „Feuer am Berg“ gelebt. ——————————————————— auf. „Den ganzen Winter über machen wir beim Holzarbeiten kleine Haufen, die wir Die Geschichte am Panoramahöhenweg ist So, 21. 6. 2015, 18.00 Uhr dann vor der Sonnenwende sammeln, gut von regem Austausch geprägt. Die Bauern Eine weitere Saison des beliebten durchtrocknen lassen und aufschlichten“, aus den Gemeinden am Panoramahöhen- Volksmusi-Treffs beginnt im Juni beim Mostheurigen Klein-Eibenberg in Ybb- erzählt der erfahrene Bergfeuer-Bauer, der weg versorgten die Menschen in den eisen- sitz. Ybbsitzer Musikanten laden zum das Geäst mit der Holzzange und dem verarbeitenden Gegenden mit Lebensmit- gemeinsamen Singen und Musizieren Frontlader immer höher stapelt. Im benach- teln, Holz und Wetzsteinen. Im Gegenzug mit bewährter Moderation von Sepp barten Allhartsberg krönt nach altem Brauch erhielten sie beste Eisenwaren und natürlich Ritzinger und Franz Fuchsluger. Sänger, noch eine Strohpuppe, der „Sunnawend- Geld. Bis ins 19. Jahrhundert florierten die Musikanten und alle Interessierte sind hansl“, den Holzhaufen. Sie wird mit dem Eisenverarbeitung und der Handel. Heute herzlich eingeladen mitzusingen und zu Feuer mitabgebrannt und soll böse Dämo- können sich Gäste an der Aussicht erfreuen musizieren. nen und Krankheiten abwehren. und die Angebote der Mostheurigen genie- Weitere Termine: 16. 8. und 18. 10. 2015 ßen. Feuer- und Rauchsignale Mostheuriger Klein-Eibenberg Brennende Berge mit Aussicht Josef Hönickl Schon zu Zeit der Kelten sind entlang des 3341 Ybbsitz, Haselgraben 14 Panoramahöhenweges Feuer-Kultplätze und Kurz vor 22 Uhr rufen Bäuerin und Bauer in Tel. 07443 86346 Tanzplätze belegt. Als das erste Nachrichten- der Wagenöd die zahlreichen Gäste zusam- übermittlungssystem in der Region werden men. Von den Volksmusikanten begleitet, die Rauchsignale von den „Feuerbergen“ ziehen sie im Fackelschein auf den Kogel gerne bezeichnet. Die lodernden Flammen hinauf. Dort wird der Franz auch heuer WERBUNG sollen böse Geister und Schaden von Men- einen „Anzünder“ ernennen, der das Feuer schen und Tieren fernhalten – ein Brauch, um Punkt zehn gleichzeitig mit zahlreichen PICKNICK der bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. anderen Anzündern entlang des Panorama- AM PANORAMAHÖHENWEG höhenweges entfachen darf. Vom Hoch- ——————————————————— Die Region um Waidhofen/Ybbs und Sonn- kogelberg über Randegg und St. Leonhard Modernen Komfort im Vier-Sterne-Hotel tagberg, besonders der Panoramahöhenweg, am Walde bis zum Sonntagberg, in Windhag „Das Schloss an der Eisenstraße****“ in war schon in vorchristlichen Jahrhunderten und am Ybbsitzer Hubberg gehen mehr Waidhofen an der Ybbs und ein köstliches ein bevorzugter Siedlungsraum. Hinweise als 20 Holzhaufen in Flammen auf und ver- Picknick am Panoramahöhenweg vereint auf keltische Siedlungen finden sich z. B. in wandeln den Panoramahöhenweg in eine dieses Arrangement. In Waidhofen kön- Randegg oder der Wiesberg (789 m) bei Feuerkette, deren An- und Ausblick „Hie- nen Sie sich außerdem auf die Spuren der Windhag. Der nahe Schmiedberg (790 m) sige“ und „Dosige“ jedes Jahr aufs Neue Geschichte des Kulturparks Eisenstraße diente seit jeher als Wetter-Kultplatz. Ein verzaubert. / begeben. Elementares spürbar und erleb- Wetterkreuz auf der Spitze erinnert an diese bar macht das 5-Elemente-Museum im Tradition. In Walcherberg befindet sich in Text: Antonia Pichler Rothschildschloss. einer Holzkapelle nahe der Ägydikirche Foto: Dominik Stixenberger/dphoto.at Ihr Angebot inkludiert das Ägydibründl, ein „Mirakelheilbrunnen“. 2 Nächte im Grafen- oder Ybbszimmer Der Brunnen dürfte schon in vorchristlicher Vital-Frühstücksbuffet Zeit in Verwendung gewesen sein. Ein Frau- Halbpension in 4 Gängen und Salatbuffet enkultplatz und Tanzplatz befand sich auf 1 Aperitif dem Schobersberg (751 m). Schon allein der FEUER AM BERG 1 gefüllter Picknickkorb Ausblick an diesem Ort lässt Gefühle von ——————————————————— Preis pro Person Glück und Freiheit entstehen. Im Gebiet von Sa, 20. 6. 2015, 22.00 Uhr im Grafen-Doppelzimmer EUR 209,00 Oberrauchegg lag ein Feuerplatz. Von hier Gleichzeitiges Entzünden aller Berg- im Ybbs-Doppelzimmer EUR 216,00 aus wurden mit Rauchsignalen Nachrichten feuer, davor und danach gibt es an den Buchbar: Mai bis Oktober 2015 übermittelt. Höhenfeuer (Kreidfeuer) waren verschiedenen Feuerstellen musikalische Information, kompetente Beratung das früheste Nachrichten-Übermittlungs- Unterhaltung sowie kulinarische Köst- und Reservierungsservice system. Die „Feuerberge“ waren nach einem lichkeiten. „Feuer am Berg“ am Panora- Mostviertel Tourismus sinnvollen System angelegt, sodass Informa- mahöhenweg findet bei jeder Witterung tionen binnen weniger Stunden über weite statt. 3250 Wieselburg, Adalbert-Stifter-Str. 4 Tel. 07416 52191 Entfernungen weitergegeben werden konn- Das vollständige Programm mit allen ten. Seit mehr als zehn Jahren wird dieser Veranstaltungen und Feuerstellen finden [email protected] Brauch auch von den Betrieben am Panora- Sie auf www.panoramahoehenweg.at www.mostviertel.at

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Bühne Weinviertel am Brandlhof STOLPERSTEINE

Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet Menschen um. Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm. (Erich Kästner)

der Gendarmerie verhaftet und am nächsten Tag in die Gestapo-Außenstelle St. Pölten überstellt. Im November desselben Jahres wurde er in das Untersuchungsgefängnis nach Berlin Alt-Moabit verlegt. Am 9. De- zember wurde er wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt, am 11. Jän- ner 1940 wurde das Urteil im Gefängnis in Berlin-Plötzensee vollzogen.

Rudolf Redlinghofer hatte Familie, eine Wohnung in Krems, einen Arbeitsplatz, Freunde. Und ebenso wie Franz Jägerstätter hatte er ein Gewissen und stellte das mörde- rische Regime in Frage. Heute erinnert an ihn ein Stolperstein, verlegt am 23. Juni Rudolf Redlinghofer, Zeuge Jehova aus Krems. Wie Franz Jägerstätter war er ein Kriegsdienstverweigerer 2009, an seiner letzten Wohnadresse. „Stol- aus Gewissensgründen. Fotografie aus dem Jahre 1938, Quelle: WikiCommons. persteine“ ist ein Kunstprojekt von Gunter Demnig, zur Erinnerung an Menschen, die aus rassistischen, politischen und/oder reli- Wenig beachtet in der bisherigen Forschung Landesgericht aufgehoben, seine Rehabili- giösen Gründen von den Nationalsozialisten wurden die Zeugen Jehovas. Sie lehnten das tierung bedeutet vor allem die Anerkennung verfolgt und ermordet wurden. Der Stolper- Führerprinzip ab und verweigerten den seiner Gewissensentscheidung gegen das stein mit den Eckdaten des Opfers wird vor Kriegsdienst ebenso wie die Arbeit in der Unrechtsregime der Nationalsozialisten. seiner letzten selbstgewählten Wohnadresse Rüstungsindustrie. „Sie starben für ihre tiefe verlegt. christliche Überzeugung“ – so lautet die Rudolf Redlinghofer, geboren 1900, wurde Gedenktafel im KZ Mauthausen für jene Anfang der 1930er Jahre zum Bibelforscher, Die Auseinandersetzung mit den Schick- 140 Bibelforscher, die dort ermordet wurden. wie die Zeugen Jehovas damals auch genannt salen eines Rudolf Redlinghofer oder eines Insgesamt waren rund 450 aus zwölf ver- wurden. Mit seiner Frau Agnes und seiner Franz Jägerstätter soll auch zu einem schiedenen Ländern im KZ Mauthausen und Tochter Regina, geboren 1937, wohnte er in bewussteren Umgang mit der Gegenwart seinen Nebenlagern interniert, gekennzeich- Krems, Spitalgasse 3. Im Juli 1939 erfolgte führen. Oder wie es der Vorsitzende des net mit dem lila Winkel. Seit 1998 beschäftigt die Einberufung zur Ableistung einer mehr- Mauthausen Komitees Österreich es anläss- sich der Verein „Lila Winkel“ mit der Aufar- wöchigen Übung. Aufgrund seiner Gewis- lich der aktuellen Gedenkfeiern ausdrückt: beitung und Dokumentation der Schicksale sensüberzeugung kam er der Einberufung „Die Unmenschlichkeit von damals bekämp- unschuldiger Opfer, vor allem auch um die nicht nach, dem Wehrmeldeamt Krems fen wir am besten, indem wir die Unmensch- Rehabilitierung der Verurteilten. teilte er brieflich mit, dass er sich als fried- lichkeit von heute bekämpfen.“ / licher „Soldat Christi“ verstehe und aus die- Am 14. Oktober 1998 wurde das Urteil sem Grund nicht für Hitler in den Krieg Text: Eva Zeindl gegen Rudolf Redlinghofer vom Wiener ziehen könne. Am 18. August wurde er von

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BÜHNE WEINVIERTEL " DER FALL JÄGERSTÄTTER

Die Bühne Weinviertel wiederholt den gelernt. Bis dahin wurde sein Bild in der Theatererfolg der vergangenen Saison: Öffentlichkeit als streng katholisch und „Jägerstätter“, das Dokudrama um den stur transportiert. Mitterer: „Wir wussten Innviertler Wehrdienstverweigerer nicht, dass er ein froher junger Mensch in der NS-Zeit. war, dass er gar nicht so fromm und heilig war. Wie alle Dorfburschen hatte er seine Franz Jägerstätter gilt als die Galionsfigur Wirtshausraufereien. Er ist im Ort das des katholischen Widerstands gegen das erste Motorradl gefahren und hat als Erster Jägerstätter nationalsozialistische Regime. Er weigerte den Kinderwagen geschoben, das muss von Felix Mitterer sich, für den Anschluss Österreichs an man sich erst einmal vorstellen – als Mann Sa, 27. 6. 2015, 20.00 Uhr (Premiere) Deutschland mit „Ja“ zu stimmen, er wei- und Bauer in einem Dorf in den 1930er 3710 Radlbrunn 24, Brandlhof gerte sich auch, finanzielle Unterstützung Jahren!“ www.volkskulturnoe.at/brandlhof des neuen Staates anzunehmen, und er verweigerte wiederum seine Unterstützung Wegen des großen Erfolgs wurde das Stück Weitere Vorstellungen: bei den zahlreichen Sammlungen – wieder auf den Spielplan der „Bühne Wein- Fr 3., Sa 4., So 5. 7., schlussendlich weigerte er sich, für diesen viertel“ gesetzt. Und welche Kulisse könnte Fr 10., Sa 11., So 12. 7., jeweils 20.00 Uhr Staat in den Krieg zu ziehen. Denn was zu Felix Mitterers Drama besser passen als dieser Staat propagierte, war mit seiner der Brandlhof in Radlbrunn? Jägerstätter, Kartenvorverkauf an allen Raiffeisenkassen religiösen Überzeugung nicht vereinbar. aus dem bäuerlichen Umfeld stammend, VVK: EUR 17,00, AK: EUR 19,00 Felix Mitterer hat durch lange Gespräche hautnah am Publikum, das in die Szenerie Kinder 6–14 Jahre: EUR 10,00 mit Franziska Jägerstätter (1913–2013) eingebunden wird, könnte wohl kaum einen lebensfrohen Jägerstätter kennen- irgendwo anders besser spielen. / www.buehneweinviertel.at

2015 SaisonINTENDANZ: MARCUS STRAHL

Es spielen: Katrin Fuchs, Doris Richter, Leila Strahl, Tony Bieber, Michael Duregger, Martin Gesslbauer, Stephan Paryla-Raky und Andreas Sauerzapf. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes Regie: Marcus Strahl von Hugo von Hofmannsthal, Au!ührung in Wachauer Mundart Bühne: Sam Madwar Kostüm: Christine Zauchinger 4. bis 6. September 2015 Musikalische Leitung: Mit: Marcus Strahl, Susanna Hirschler, Vladimir Kiradjiev/Elena Gertcheva Leila Strahl, Michaela Ehrenstein, Michael Schefts, Martin Gesslbauer, VERLAGSRECHTE BEI THOMAS SESSLER VERLAG, WIEN Anke Zisak, Felix Kurmayer und Waltraut Haas als Jedermanns Mutter. In Zusammenarbeit mit dem Verein 21. Juli bis und Darstellern des MGV D’Wachauer. Regie und Raum: Martin Gesslbauer.

30. August 2015 Kostüme: Christine Zauchinger.

Wachaufestspiele Weissenkirchen, Freilichtau!ührungen im historischen Teisenhoferhof (bei Schlechtwetter in der nahen Wachauhalle) Karten ab sofort über Öticket: 01/96 0 96 und unter www.theaterfest-noe.at und www.wachaufestspiele.com Weinviertel / 20

Konzerthaus Weinviertel KUSSGLOCKE & ROSENBALL“

Zehn Jahre Konzerthaus Weinviertel. Zur Geschichte des einstigen „schönsten Ballsaals zwischen Wien und Prag“ – dem Fröhlichsaal in Ziersdorf.

Ballsaal Fröhlich, heute Konzerthaus Weinviertel, erbaut 1910. Foto: Volkmar Zeilinger

Als ich ein kleiner Bub war, hatte ich durch auch noch in Erinnerung. Vom Wiener mein verwandtschaftliches Verhältnis zur Stadtbaumeister Heinrich Blahosch geplant Mit Ziegel bezahlen Familie Fröhlich die Gelegenheit, mich bei und vom Ziersdorfer Maurermeister Ludwig so manchen Bällen und Konzerten im Saal Streicher 1910 erbaut, wurde der heute unter Der Besitzer des Ziegelofens am Werksweg des Gasthauses Fröhlich einzuschwindeln Denkmalschutz stehende Saal damals „der schuldete seinerzeit dem Gastwirt Ernest und von sicherer Stelle aus das Geschehen schönste Ballsaal zwischen Wien und Prag” Fröhlich eine beachtliche Summe Geld, die zu beobachten. Dass dieser Saal in seiner genannt. Im Bereich des jetzigen Vorplatzes er jedoch nur mit Ziegel begleichen konnte. Schönheit und dem Reiz des Jugendstil befand sich das gutbürgerliche Gasthaus Mit der großen Menge Ziegel schuf nun schon damals alles übertraf, was so weit und Fröhlich mit Fremdenzimmern, hervorra- Fröhlich dieses Baujuwel. Die einst hier breit an Veranstaltungssälen geboten wurde, genden Eigenbauweinen und ausgezeichne- stattgefundenen Veranstaltungen – wie Bäl- ist ja heute noch überliefert und teilweise ter Küche. le, Konzerte, Bunte Abende und Theater-

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aufführungen „im Prachtsaal des Ernest erinnere ich mich noch an den Schuhputzer, Fröhlich“ (so ist einer Ankündigung zu ent- rechts beim Eingang zum Saal … nehmen) – sind heute Legende. Der Zeit geopfert Viele Vereine hatten hier ihre Heimat. Zum Beispiel der „Männergesangsverein“, der Unserer Generation war es jedoch nicht 1907 gegründet wurde, der „Ziersdorfer mehr vergönnt, in diesem Prunksaal tanzen Theaterverein“ 1920, ab 1921 nannte er sich zu dürfen. Wie in so vielem hat auch dem „Musik- und Theaterverein“. Der „Deutsche Fröhlichsaal Generationen- und Interessen- Turnverein“, gegründet 1927, sowie nach wechsel nicht gutgetan, doch dieser Saal dem Krieg der „Gesang- und Musikverein steht noch, im Gegensatz zu vielen Kultur- Ziersdorf“. Weithin bekannt war der gütern, die dem „Modernen“ oder eben „der „Krummhaxendorfer Kirtag“ des Turnver- Zeit“ geopfert wurden. Beispiele kennt man eines, der „Jägerball“ mit der legendären unzählige. Konzerthaus Weinviertel – seit zehn Jahren Rutsche von der Galerie, der „Rosenball“ ein revitalisiertes Jugendstiljuwel. der Liedertafel, bei dem der ganze Saal mit Konzerthaus Weinviertel Foto: Konzerthaus Weinviertel Rosen geschmückt wurde, eine Kussglocke die über tanzende Paare herabgelassen Jetzt ist die Gemeinde neuer Besitzer des wurde und so manches Geheimnis verbarg, Jugendstilsaales. Anlässlich der Landesaus- der noble „Gewerbe Ball“ sowie die „Lieder- stellung 2005 wurde dieses Kulturgut wieder Bevölkerung dankbar angenommen, er ist abende“ des Gesangsvereines. Diese Bälle hergestellt. Mit Hilfe von Idealisten, der uns schon im ersten Jahr wieder ans Herz gab es alle vor dem Krieg, danach hat sich Gemeinde und vor allem der niederöster- gewachsen, wir mögen ihn nicht mehr vieles geändert – man hatte wirklich andere reichischen Landesregierung konnte dieses missen. Sorgen. Das Vereinsleben, Kultur und Baujuwel vor dem Verfall gerettet werden. Unterhaltung sowie überhaupt das gesell- Wir sollten für den neuen „Prunksaal des Die Ausstellungsgalerie der ARTSchmidatal schaftliche Leben gewann erst wieder nach Ernest Fröhlich“, dem nunmehrigen „Kon- im Foyer und die Seminarräume sind das Jahren an Wichtigkeit, Veranstaltungen zerthaus Weinviertel“, dankbar sein und ihn Tüpfchen auf dem i, um die Vielheit dieses waren eher auf Vereinsbälle beschränkt. wieder annehmen. Es liegt an uns, der Saales zu komplettieren. Es wäre schön, Erwähnenswert: Der Saal musste im Winter Bevölkerung Ziersdorfs, des Schmidatales auch Sie bei einer Veranstaltung hier zu vor einer Veranstaltung durch zwei riesige und der weiten Umgebung, dieses neue, alte sehen … / Holzöfen eine Woche lang beheizt werden. Baujuwel zu nutzen und zu pflegen. Text: Friedrich Damköhler Saalluster & Schuhputzer Es war durch Zufall mir vorbehalten, die erste Veranstaltung mit einer Buchpräsenta- In mein junges Denken eingeprägt haben tion hier abzuhalten. Bezeichnend war der sich besonders die mit Jugendstilornamen- Titel des von mir zusammengestellten ten umrahmte Bühne, der Souffleurkasten Buches „Weinviertel“, eine Anthologie zur (damals ein wunderbares Versteck für uns, Buchreihe „Europa Erlesen“ des Wieser- hier habe ich meine erste „Donau“ geraucht), Verlages in Klagenfurt, mit Werken Wein- KONZERTHAUS WEINVIERTEL der breite Stiegenaufgang zur Galerie, der viertler Dichter und Autoren aus vielen ——————————————————— wunderschöne Saalluster, deren einst zwei, Epochen. Das feierliche Eröffnungs-Konzert 3710 Ziersdorf, Horner Straße 7 nach dem Krieg bis jetzt jedoch nur mehr am 11. Juni 2005 stand ganz im Gedenken Do, 11. 6. 2015, 19.30 Uhr einer war. Der zweite diente einem Besat- eines großen Ziersdorfer Heimatsohnes, des Viktor Gernot zungssoldaten als Schaukel, der Luster hielt weltberühmten Solo-Kontrabassisten Prof. Live with HisBestFriends dieses Gewicht nicht aus und stürzte mit Ludwig Streicher (1920–2003). Nach diesem ihm in die Tiefe, der Luster war hin, der Ehrenbürger der Gemeinde ist auch der Fr, 12. 6. 2015, 19.30 Uhr Russe tot. Die nunmehr neu geschaffenen wunderschöne Jugendstil-Saal benannt. Heinz Marecek: „Lauter lachende Luster sind dem Original nachgebaut. Lyrik“ Es sei noch erwähnt, dass das erste Jahr Sa, 13. 6. 2015, 19.30 Uhr Ein herrliches Tanzparkett, die unter der nach der Wiederherstellung, das Jahr der Academia Allegro Vivo Galerie befindliche erhöhte Fläche für Tisch Bewährung, ein voller Erfolg war, alle Arten Jubiläums-Galakonzert und Sessel, ein „Clubzimmer“ mit großer von Unterhaltung wurden geboten. Von Bar, die mir Knirps damals unverständlich erst-klassigen Konzerten aller Bereiche der [email protected] hoch erschien, dekorative Vorhänge bei Ein- Musik über Theateraufführungen, Lesun- gang und Bühne und vieles mehr, das dem gen, Tagungen und Bällen bis hin zu pri- Tel. 02956 220416 Saal seine Besonderheit verlieh. Außerdem vaten Feiern. Der Saal wurde von der www.konzerthaus-weinviertel.at

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Wandern PITTORESKE SCENERIE

Vor 200 Jahren – im Sommer 1815 – wanderte der Hofschauspieler Johann Anton Friedrich Reil durch das Waldviertel und lieferte damit die erste umfassende Reisebeschreibung der Region.

Josef Höger: Drosendorf, um 1830. Topographische Sammlung, NÖ Landesbibliothek

Der Wiener Kongress und die damit ver- Johann A. F. Reil hatte seinen Berufsweg als aufs Land; im Sinne der Aufklärung zu bundene Neuordnung Europas waren so- Kanzlist in der Metternich’schen Gutsherr- erfahren und zu berichten, wie die Men- eben zu Ende gegangen. Aufbruchsstim- schaft in Königswart (Kynžvart, Böhmen) schen leben; die Romantiker wiederum mung – auch für den Hofschauspieler begonnen. Seine Leidenschaft zum Theater wollen all das Pittoreske, Erhabene und (1773–1843) Johann Anton Friedrich Reil. ließ ihn auf Provinzbühnen der Monarchie Malerische der Landschaft spüren. Zeit- Er hatte ursprünglich vor, die Sommerferien auftreten. Ab 1800 spielte er im Theater gleich mit Reil unterwegs in Wald und Flur im Weichbild von Wien zu verbringen, in nächst dem Kärntnertor (der späteren waren der Romantiker Joseph von Eichen- den damals üblichen Sommerfrischen wie Staatsoper) und im Burgtheater. Er schrieb dorff – der auch eine hinreißende Beschrei- Rodaun, dem Helenental oder im Wiener- patriotische Gedichte und sogar eine Oper, er bung eines Tanzes in einem Weinviertler wald, doch „ein ehrlicher Waldviertler“ war ein Dilettant im guten Sinne des Wortes. Schloss abgab – und der kauzige Kyselak, empfahl ihm dasselbe – und seinen Bruder, der auf Wanderungen gerne seine Signatur der als Pater im Stift Altenburg lebte, als Aufklärung und Romantik – die beiden hinterließ, wie es z. B. in Rothenhof in der Gastgeber und Begleiter. großen Zeitströmungen drängen hinaus Wachau noch zu sehen ist.

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Der 42-jährige Familienvater Reil begann seine Reise am 28. Juni 1815 mit dem „Gesellschaftswagen“ nach Stockerau, da- nach mit einem gemieteten Einspänner nach Maissau. Von dort an ging er zu Fuß und nächtigte in Horn. Bevor er im Stift Altenburg eintraf, wo ihn Pater Justus erwar- tete, besichtigte er noch die Wallfahrtskirche Maria Dreieichen. Von Altenburg aus wan- derte er in der näheren Umgebung und wurde von Pater Justus begleitet. Dabei waren vor allem Klöster seine Reiseziele, aber auch Schlösser. In Strögen kamen sie zu einer Hochzeit in einem Bauernhaus.

Bauernhochzeit

„Es ist einzig, was bei dieser Hochzeit ver- Johann Josef Schindler: Rosenburg, Aquarell, ca. 1820. Topographische Sammlung, NÖ Landesbibliothek zehrt wurde. Um 1 Uhr hatten die Gäste sich zum Mittagmahl gesetzt und waren alle sit- zen und sitzen geblieben und hatten geges- noch auf freiem Fuß. Johann Georg Grasel Joachimsthal. Die Arbeiter, die todmüde sen und gegessen eine Speise nach der ande- wurde erst im November 1815 in Mörters- von Arbeit und Hitze nach ihrer Schicht in ren bis ½ 9 Uhr, die herrlichsten Braten von dorf bei Horn gefangen genommen. den Winkeln der Glashütte schliefen, sah er Hähnchen, jungen Gänsen, Hasen, Rehen, so: „[…] und einige Arbeiter lagen in Win- die mannigfaltigsten Bäckereien, darauf fing Burg Rapottenstein keln zerstreut im Schlafe. Es gewährt Ver- man wieder bei der Suppe an und so weiter. gnügen, einen von strenger Arbeit sich erho- Zwei Köchinnen arbeiteten in der Küche. Von Grasel, der steckbrieflich gesucht lenden Menschen im tiefen Schlafe zu sehen. Einerlei Wein kam auf den Tisch, aber sehr wurde, ist bei Reil nichts zu lesen, ihn inte- Auf harter Erde hingestreckt waren sie hin- vortrefflicher vom Jahrgang 1811. An einem ressierten die Burgen – und manchmal war gegossen ohne Polster und ohne Decke; ihr Tisch saßen dreißig Gäste, an einem ande- er enttäuscht, wenn sie nicht so „rittertüm- Schlaf ist gewiß süß, sagte ich zu mir. So ren zehn. Hinter diesen standen doppelte lich“ waren, wie er erhoffte: „Ehemals war leicht geht eurer Atemzug, selbst die häu- Reihen von Kindern, die wieder Kinder auf es ein gefürchtetes Raubschloß, der Abla- figsten Gäste, die lästigen Fliegen, bohren dem Armen hatten und die alle begierig auf dungsort reicher Beute. Die Zwettler Stifts- vergebens eure Ruhe wach, fast bedeckt ist die Schüsseln schauten und warteten, bis herren mußten manches für ihren Keller euer Gesicht von ihnen, und ihr zucket nicht ihnen ein Kapaunflügel oder sonst was zum bestimmte Faß Wein und die Kaufleute oft einmal, sie zu verscheuchen. Das ist wahr, so Kauen gelangt wurde. […] Zuletzt wurde ihren Güterwagen diesen Weg hinaufschlep- wie der Hunger den besten Speisezettel eines jeden Teller hoch aufgetürmt von pen sehen. […] Der Weg hinauf ist sehr macht, so bereitet auch die Arbeit des allerlei Speisen; das war das Bescheidessen, mühsam, und man kann mit Steinen, die weichste Bett und den ruhigsten Schlaf.“ das schickt ein jeder nach Haus. Aber wie sie man nur herabrollen darf, die nahenden Johann Anton Freidrich Reil war 29 Tage alle so lange dabei sitzen bleiben konnten, Rächer abhalten. Durch sieben Tore erst unterwegs. Im Stift Göttweig verabschiedete von 1 Uhr bis ½ 9 Uhr, ist noch unbegreif- gelangt man auf den Burgplatz, dessen Pläne sich „Der Wanderer im Waldviertel“. „Mit licher. Denn wie ich höre, ist es gegen alle ein abgeplatteter Felsen ist. So alt das Schloß Innigkeit schloß ich hier im Stifte den Sitte, früher aufzustehen, als bis die letzte von außen aussieht, so gar nichts altes findet schönsten Kranz von Freuden, den ich auf Schüssel ausgeleert ist, ja sogar eine Beleidi- man mehr darin, kein Gemälde, keine Hell- den Wanderungen um mein Herz gefloch- gung gegen die Braut. Wie ausgestopfte barde, keinen Helm, kein Wams, keinen ten habe.“ / Automaten saß die steife Festlichkeit in cor- Fetzen, nichts, nichts, womit man ein arm- pore da. Endlich um ½ 9 Uhr bewegten sich seliges Ritterstücke hätte aufführen können. Zusammengestellt von Mella Waldstein alle mühsam auf, die Tische stürzten hinaus […] Alles ist verbaut und das ganze Ritter- und Juchheissa! Flogen die Füße zum Tanz tum tapeziert.“ bis in die Mitternacht hinein.“ INFORMATION Joachimsthal ——————————————————— Das Waldviertel war zu Beginn des 19. Jahr- Das von Wolfgang Häusler herausge- hunderts noch keine von den Reiseschrift- Schloss Wildberg, Geras, Drosendorf, Ruine gebene und eingeleitete Buch „Johann stellern bevorzugte Landschaft. Reil leistete Kollmitz, Raabs, Zwettl, Weitra, Rosenau, Anton Friedrich Reil: Der Wanderer im darin Pionierarbeit. Zu dieser Zeit war auch das Kamptal und Krems sind seine Statio- Waldviertel“ ist derzeit nur antiquarisch der berüchtigtste Räuber des Waldviertels nen. Und er besichtigte eine Glashütte von erhältlich: www.zvab.com

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23. Niederösterreichisches Volksmusikfestival FESTIVAL DES MITEINANDERS

Das Programm des Volksmusikfestivals au"OHRchen von 11. bis 14. Juni 2015 in der Region Allentsteig, Waldviertel.

VORPROGRAMM 12.00 Uhr: Platzkonzert —————————————————————— Sondererziehungsschule Allentsteig / Stadtsee Do, 4. 6. 2015, 15.00 Uhr Allentsteig Seniorentanzl Kapelle der Straßenmeisterei Festzelt, Echsenbach Weinviertler Mährische Musikanten 15.00 Uhr: Musikschulkonzert Göpfritz Kulturstadl Göpfritz an der Wild So, 7. 6. 2015, ab 10.30 Uhr ORF Radio Niederösterreich Frühschoppen 15.00 Uhr: Musikalische aufhOHRchen- Kulturstadl, Göpfritz an der Wild Grüße Echsenbacher Kirtagsmusi, Musikverein Groß- Landesklinikum Allentsteig haselbach D’Spieltruchn, Offenes Singen mit Norbert _ Hauer

16.30 Uhr: Musikschulkonzert Schwarzenau DONNERSTAG, ##. JUNI $%#& Bahnhotel Helletzgruber —————————————————————— 18.30 Uhr: Musikalische Begrüßung 18.30 Uhr: Musikschulkonzert Allentsteig aufhOHRchen ist eine Gemeinschaftsleis- Schloss Göpfritz an der Wild Landesklinikum Allentsteig tung der örtlichen Kulturschaffenden mit Echsenbacher Kirtagsmusi dem Team der Volkskultur Niederöster- 20.00 Uhr: Abendkonzert reich. Es ist kein von „anonymen Veranstal- 19.00 Uhr :„Kartoffel – Erdäpfel – Gasthof Klang, Echsenbach tern“ organisiertes Festival, sondern bezieht Grundbirn“. Zur Regionalität von Federspiel, Ramsch & Rosen, taktvoll die Besonderheiten der jeweiligen Gastregi- Nahrungsmitteln _ on in die Konzeption mit ein. Somit ist jedes Schloss Göpfritz an der Wild Festival einzigartig, setzt neue Akzente und Mit Toni Mörwald, Christine Mayrhofer, erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Andreas Schwarzinger, Ingrid Kiefer, SAMSTAG, #(. JUNI $%#( den Menschen vor Ort. Josef Baireder —————————————————————— Moderation: Edgar Niemeczek 10.00 Uhr: Tag der offenen Hoftür – BIOvomHOF hautnah! aufhOHRchen stellt sich in diesem Jahr ganz _ Bio-Hofladen Marksteiner, Allentsteig neuen Herausforderungen, da das Festival ab 13.00 Uhr: Ursprungs Brazz erstmals an vier Standorten gleichzeitig ausgetragen wird. Monatelange Vorberei- FREITAG, #'. JUNI $%#( —————————————————————— 11.00 Uhr: Preisträgerkonzert tungen fanden in vielen Arbeitssitzungen 9.00 Uhr: Mit allen Sinnen – Schulprojekte des Volksmusikwettbewerbs 2015 mit Musikern, Lehrern, Vereinen, Wirten, Sondererziehungsschule Allentsteig Kulturstadl Göpfritz an der Wild Wirtschaftstreibenden und Gemeindever- Neue NÖ Mittelschule Allentsteig, Landesson- Ausgezeichnete Ensembles der NÖ Musikschulen tretern statt, bis am Ende ein attraktives und derschule Allentsteig, VS Allentsteig, Echsen- abwechslungsreiches Programm für jeden bach, Göpfritz an der Wild und Schwarzenau, 14.00 Uhr: Vokale Begegnung – Geschmack stand, das wir Ihnen nun de- Landeskindergarten Echsenbach Chöretreffen tailliert präsentieren dürfen. / Schloss Schwarzenau

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Bäuerinnenchor Bernschlag/Allentsteig, Brucker SONNTAG, #&. JUNI $%#( 10.30 Uhr: Frühschoppen Singkreis, Fidelitas Pöggstall, Gemischter Chor —————————————————————— in Göpfritz an der Wild Prigglitz, Gesangverein Thaya, Kirchenchor 8.00 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung Kulturstadl, Göpfritz an der Wild Echsenbach, Kirchenchor Großhaselbach, Echsenbach Musikkapelle Echsenbach, Musikverein Komm sing mit – St. Bernhard-Frauenhofen, Wienerwald Viergesang Windigsteig MGV 1889 Schwarzenau, Quartett Merana, anschließend Miteinander aufhOHRchen Singgemeinschaft Groß Dietmanns, Sing Mit 8.00 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung Bäuerinnensinggruppe Stockerau, Bläsergruppe Runde Wr. Neudorf, Wienerwald Viergesang Scheideldorf Klopf, Gemischter Chor und Männerchor Gemischter Chor Prigglitz Prigglitz, Langenzersdorfer Stubenmusi, 14.00 Uhr: Tag der offenen Hoftüre Leobendorfer Viergesang, Weana Bleamerl Wegwartehof, Göpfritz 8.45 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung ab 15.00 Uhr: Terzschrittmacher Kirchberg an der Wild 10.30 Uhr: Frühschoppen in Großhaselbach ab 20.00 Uhr: stört’s? Sieghartskirchner Pfeiferlmusi’ Gasthaus Döller Musikverein Scheideldorf, Musikverein Vitis 16.00 Uhr: Platzkonzert der Militärmusik 9.00 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung anschließend Miteinander aufhOHRchen Niederösterreich Großhaselbach Kirchenchor Echsenbach, Leinöl, Musikverein Meierhof, Allentsteig Kirchenchor Echsenbach Scheideldorf, Saitenmusik Kremser Stadtmusi- kanten, Terzett Frauenton 16.50 Uhr: Zug der Militärmusik Nieder- 9.30 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung _ österreich und der Landjugend Waldviertel Allentsteig vom Hauptplatz zum Meierhof Hausg’sang Großweikersdorf

17.00 Uhr: 34. Waldviertler Volkstanzfest 9.30 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung der Landjugend Waldviertel Echsenbach aufhOHRchen $%#& Meierhof, Allentsteig Kirchenchor Großhaselbach ——————————————————— d’Bedlbrocka Tanzlmusi, Volkstanzgruppen Eintritt frei! ab 21.00 Uhr: Schnopsidee 10.00 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung Schwarzenau Ausgenommen Abendkonzert am Freitag, 18.00 Uhr: Konzert des Gemeindeverbands Musikverein Scheideldorf den 12. Juni. der Musikschule Vitis Karten: VVK EUR 18,00 / AK EUR 20,00 Gasthof Klang, Echsenbach 10.00 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung Erhältlich bei der Volkskultur Nieder- Göpfritz an der Wild österreich, bei der Stadtgemeinde Allent- 20.00 Uhr: Wirtshausmusik in Allentsteig Bäuerinnensinggruppe Stockerau steig, den Marktgemeinden Echsenbach, Gasthaus Haider: Krass Brass, Marün Bluzza’n Göpfritz an der Wild und Schwarzenau Gasthaus Kratochvil: Latawagl Musi 10.30 Uhr: Messe mit musikal. Gestaltung Informationen Café-Bar Hoppala: 16er Buam – Rutka·Steurer Militärkirche Allentsteig Volkskultur Niederösterreich Gasthaus Klang: Schlossheilige, 5-Gspan-Musi Bäuerinnenchor Bernschlag/Allentsteig Tel. 02275 4660 0 www.aufhOHRchen.at 20.00 Uhr: Wirtshausmusik in Echsenbach 10.30 Uhr: Frühschoppen in Allentsteig Gasthaus Mayrhofer: diemusikkanten Meierhof Allentsteig Gasthof Klang: Stubenmusik Berger, Musikverein Großhaselbach und Weinviertler Fiata-Musi Musikverein Pölla CAFEimPuls: Werner Hainitz – guitar & voice anschließend Miteinander aufhOHRchen wieder aufhOHRchen & Gasthaus Lemp: D’Holzwiam, Norbert Hauer, Bäuerinnenchor Bernschlag/Allentsteig, #'% JAHRE STADTKAPELLE Musikanten vom Stammtisch Hausg’sang Großweikersdorf, Mostviertler MANK Landgasthaus Sachata: querPfeifer BlechMusikanten, Seniorenvolkstanzgruppe ——————————————————— Langschlag, Tanzlmusik „Schall & Rauch“ Fr, 19. 6. 2015 20.00 Uhr: Wirtshausmusik Lauffestival in Göpfritz an der Wild 10.30 Uhr: Frühschoppen in Echsenbach Sa, 20. 6. 2015 Gasthof Wildrast: Rudi Biber Trio Marktplatz Echsenbach 16.00 Uhr: All Star Circus im Plamoserhof Gasthaus Herzog: Waldviertler Packl Stadtkapelle Allentsteig, Musikverein Schweiggers 19.00 Uhr: Musikalische Vorabendmesse anschließend Miteinander aufhOHRchen 20.00 Uhr: Wirtshausmusik 20.00 Uhr: Wirtshausmusik in Schwarzenau Chor und Volkstanzgruppe Krems-Lerchenfeld Gasthaus Döller: Terz Sterz, Mostviertler d’Bedlbrocka Tanzlmusi, Kirchenchor Großha- So, 21. 6. 2015 BlechMusikanten selbach, Sieghartskirchner Pfeiferlmusi’, Sing 9.00 Uhr: Festmesse Bahnhotel Helletzgruber: Echsenbacher Mit-Runde Wiener Neudorf, Seniorenvolks- 10.00 Uhr: Frühschoppen am Rathaus- Kirtagsmusi tanzgruppe Steinakirchen am Forst, Wiener- platz – 130 Jahre Stadtkapelle Mank Desperados: Rodrigo Sarmiento & Fusion Latina wald Viergesang _ www.aufhOHRchen.at

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Sagenschatz SAGENHAFTE LESENACHT

3.882 Schulklassen und 281 Bibliotheken können bei der „Zeit Punkt Lesen“-Aktion den niederösterreichischen Kulturschatz heben.

Sagen sind zeitlos, denn sie umfassen die elementaren Bereiche menschlichen Seins.

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Der „Zeit Punkt Lesen“-Initiator, Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, bei einer Lesenacht Zeit Punkt Lesen stellt Materialien und Tipps in der Niederösterreichischen Landesbibliothek. Foto: NLK Johann Pfeiffer zur Gestaltung einer Lesenacht zur Verfügung.

Beherrschend, schön und massiv ragt der Sagenschatz pagne Leos Lesepass, bei der alle 66.000 Ötscher ins Land. Seit uralten Zeiten ranken niederösterreichischen Volksschulkinder sich Sagen und geheimnisvolle Geschichten „Um den Kindern den Eintritt in die Sagen- aufgerufen sind, ihren Lesepass vollzukle- um das majestätische Felsenhaupt. Die welt zu erleichtern, kann man auf unserer ben. Seit dem Beginn der Leseaktion im Jahr Volksschulkinder hängen an den Lippen der Website Masken und Stabfiguren herunter- 2009 haben Niederösterreichs Volksschul- Erzählerin. Sie sind fasziniert von den laden. Oft reicht allerdings schon ein ein- kinder 350.000 Bücher für Leos Lesepass gewaltigen Ötscherriesen, die Felsbrocken fach umsetzbarer Denkanstoß. Mit einer gelesen. wie Bälle werfen und Tannen wie Lanzen Runde ‚Stille Post‘ lässt sich etwa zeigen, wie führen. leicht sich mündlich überlieferte Sagen ver- „Zeit Punkt Lesen geht bei der Leseförde- ändern können“, erklärt Malina-Urbanz. rung gerne neue und ungewohnte Wege. „Mit spannenden gemeinsamen Lesemo- Wir wollen mit unserer Leseförderung menten legen wir den Grundstein für einen In Sagen steckt ein enormes pädagogisches Nachhaltigkeit im Kopf kultivieren. Leos erfolgreichen Leselernprozess. Zeit Punkt Potenzial. „Ihre Themen sind zeitlos, denn Lesepass und Leos Lesenacht sind Parade- Lesen unterstützt Schulen und Bibliotheken sie umfassen die elementaren Bereich beispiele für unsere leidenschaftliche und daher dabei, einzigartige Lesenächte für menschlichen Seins: Geburt und Tod, Liebe ambitionierte Leseförderung“, so Malina- Kinder auf die Beine zu stellen. Die Kinder und Hass, Reichtum und Armut, Mut und Urbanz. / können in unseren Lesenächten den nieder- Verzweiflung, Schicksal und Selbstbehaup- österreichischen Sagenschatz heben und ler- tung bestimmen das Denken und Fühlen. Text: Markus Kiesenhofer nen dabei spielerisch die kulturellen Quellen Sagen gehören damit zu jenen literarischen Fotos: Sophie Moser des Landes kennen“, erzählt Nicole Malina- Medien, die eine vorbeugende Auseinander- Urbanz von der niederösterreichischen setzung mit wichtigen Lebensfragen ermög- Leseinitiative Zeit Punkt Lesen. lichen und zur Alltagsbewältigung beitragen können. Sagen sind es wert, gelesen zu wer- Unter dem Motto „Sagen, erwacht zur den,“ stellte Jutta Kleedorfer im Werk „Die Lesenacht!“ stellt Zeit Punkt Lesen heuer Sage“ fest, einer Einführung in die Kinder- INFORMATION bereits zum vierten Mal allen 3.882 nieder- und Jugendliteratur der Gegenwart. österreichischen Volksschulklassen, 281 Bib- ——————————————————— liotheken Niederösterreichs und interessier- Leos Lesepass Vermittlungsmaterial zu den Lesenächten ten Leseratten kostenlose Materialien, Infor- gibt es auf mationen und Tipps zur Gestaltung einer „Sagen, erwacht zur Lesenacht!“ ist eine zeitpunktlesen.at/ Lesenacht zur Verfügung. Begleitaktion der „Zeit Punkt Lesen“-Kam- sagen-erwacht-zurlesenacht

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Bildungs- und Heimatwerk / 28 Bildungs- und Heimatwerk / 29

Basisbildung NIEMALS ZU SPÄT

„Basisbildung“ – was ist das denn? Das Erlernen bzw. Vertiefen von Schreiben, Lesen, Rechnen, PC-Anwendungen und Englisch für Erwachsene.

stetten, , Mödling, Zwettl oder Hollabrunn. Insgesamt können Schu- lungen an 13 Standorten angeboten werden. Die Basisbildung NÖ ist Teil der BHW (Bil- dungs- und Heimatwerk) Niederösterreich GmbH und als solche wiederum Teil der Kultur.Region Niederösterreich.

Wer sind die Teilnehmer?

Es handelt sich um Erwachsene mit Deutsch als Erst- oder Zweitsprache, also aus Öster- reich, aber auch aus dem Ausland. Sie kön- nen Versäumtes nachholen, bereits Ver- lerntes auffrischen oder ganz Neues erler- nen; darüber hinaus werden sie auch in der Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung unterstützt. Viele von ihnen waren in der Schule, haben dort aber negative Erfah- rungen gemacht, wurden gehänselt oder erlebten sich selbst als „langsam“. Deshalb ist der sensible Umgang mit den Teilneh- Die Wanderausstellung der Basisbildung. menden den Basisbildungspädagogen ein besonderes Anliegen, wie Leiterin Christine Spindler beschreibt: „Besonders wichtig ist uns in der Arbeit mit den Menschen, dass Lesen, Schreiben, Rechnen, Englisch und reichend mit Zahlen und Buchstaben umge- wir sie sensibel und wertschätzend behan- den Umgang mit dem PC lernen wir doch hen können, um sich im Alltag ohne fremde deln. Im Erwachsenenalter noch Basisbil- heutzutage schon alle in der Volksschule, Hilfe bzw. ohne Einschränkung zurechtfin- dung zu erwerben ist oftmals ,peinlich‘ oder oder? Wer kann denn diese Sachen nicht?! den zu können. schambehaftet. Hier halten wir dagegen, Auf dieses Unverständnis stößt man öfter, dass es für das Lernen niemals zu spät ist! wenn man im Bereich der Basisbildung Für genau diese Menschen bietet die Basis- An den uralten Spruch ‚Was Hänschen nicht arbeitet und seinen Beruf erklärt. Doch es bildung Niederösterreich seit dem Jahr 2004 lernt, lernt Hans nimmermehr‘ glauben wir ist ganz und gar nicht der Fall, dass „alle Basisbildung in den Bereichen Schreiben, definitiv nicht!“ Menschen“ Grundkenntnisse in den oben Lesen, Rechnen, PC-Anwendungen und genannten Bereichen „ganz automatisch“ Englisch an. Die Zentrale ist in St. Pölten, Der wachsende Bedarf an Basisbildung erwerben. Die letzte Studie aus dem Jahr die Schulungsstandorte erstrecken sich wurde den Verantwortlichen in der Politik 2013 hat ergeben, dass etwa 184.000 Men- jedoch über ganz Niederösterreich, zum erfreulicherweise bewusst, und seit einigen schen allein in Niederösterreich nicht aus- Beispiel Gänserndorf, Mistelbach, Am- Jahren finanzieren das Bundesland Nieder-

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Wer nicht gut lesen kann, hat es im Alltag schwer. Das Team der Basisbildung NÖ.

österreich und das Bundesministerium für hat sich getäuscht: „Die Lernmaterialien werden: Es nennt sich „Lernen macht Flü- Bildung und Frauen im Rahmen der „Initia- müssen für die erwachsenen Menschen gut gel“ und bietet in einem dreimonatigen Kurs tive Erwachsenenbildung“ Basisbildung für passen, wir stellen daher auch viele Arbeits- die Gelegenheit, sich seiner eigenen Stärken Menschen in unserem Bundesland. Somit blätter selbst her oder arbeiten mit eigenen bewusst zu werden und gleichzeitig erste sind die Schulungen für die Teilnehmenden Lernprogrammen am Computer oder auch PC-Kenntnisse zu erwerben. Das überaus kostenlos, was zumindest ein großes Hin- am Tablet“, so Christine Spindler. „Wichtig erfolgreiche Angebot findet nach mehreren dernis auf den Weg zu besserer Bildung ist uns, dass unsere Lernmaterialien und Durchgängen in Ternitz und Krems derzeit beseitigt. Denn die Scham, einen solchen -inhalte sich auf den konkreten Alltag der in St. Pölten statt. Kurs zu besuchen und damit zuzugeben, teilnehmenden Personen beziehen. Wenn dass man vielleicht nicht gut oder auch etwa jemand Schwierigkeiten mit dem Fahr- Wer mehr über die Basisbildung wissen gar nicht schreiben, lesen oder rechnen kartenautomat am Bahnhof hat, dann wer- möchte, kann auch die Möglichkeit der kann, ist oftmals groß. Daher ist es wichtig, den wir genau das als Schulungsinhalt Basisbildungs-Wanderausstellung nutzen: professionell begleitet zu werden: Dies behandeln und eine Exkursion zum Bahn- Diese informiert auf zehn Aufstellern über tun in der Basisbildung Niederösterreich hof starten. Ebenso kommt das Handy als die Hintergründe, Inhalte und Prinzipien 14 Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter, Lernanlass öfter vor, oder Briefe, die erhal- der Basisbildung Niederösterreich und kann die für diese Arbeit eigens ausgebildet sind, ten, aber nicht verstanden werden. Mit Teil- gern unter [email protected] angefor- also Lehrgänge für Basisbildung und Alpha- nehmenden waren wir auch schon im dert werden. / betisierung mit Erwachsenen absolviert Klangturm oder in der Stadtbücherei – haben. Lernorte gibt es überall!“ Text: Christa Sieder

Die Teilnehmenden lernen in kleinen Grup- Lernen macht Flügel pen von maximal sechs Personen pro Lern- begleiter. Da jeder Mensch seine eigenen Der Alltagsbezug ist vor allem am Mitt- Bedürfnisse, bereits vorhandenen Kennt- wochnachmittag Thema, wenn die Teilneh- nisse und Zukunftspläne hat, gibt es in den merinnen und Teilnehmer aus verschie- BASISBILDUNG Schulungen keine vorgefertigten Inhalte, denen Schulungen zum Lerntreff in St. Pöl- ——————————————————— sondern jede Person arbeitet an ihrem indi- ten zusammenkommen. Hier ist jede Woche 3100 St. Pölten, Linzer Straße 7 viduellen, eigenen Lernziel, bei dessen eine andere Lernbegleiterin dafür zuständig, Erreichung die Basisbildungspädagogen sie den bereits durchgemachten Stoff zu vertie- Tel. 02742 311337 130 (Christine Spindler, Leiterin Basisbildung NÖ) unterstützen. fen, beim Ausfüllen eines Formulars zu hel- fen oder bei einer Internetrecherche zu [email protected] Dem Alltag angepasst unterstützen. Schwierigere Probleme kön- www.basisbildung.at nen mit der Sozialberaterin besprochen wer- Wer sich nun vorstellt, dass in den Schu- den, die einmal in der Woche zur Verfügung Kostenloses Alfa-Telefon mit Informatio- lungen drei Stunden lang Buchstaben gelegt steht. Ein besonderes Angebot der Basisbil- nen zu Basisbildung und Alphabetisie- und einfache Sätze geschrieben werden, der dung für Frauen sollte nicht verschwiegen rung in ganz Österreich: 0800 244 800

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Interview / 30 Interview / 31

Karl Trahbüchler DER BEGLEITER

Karl Trahbüchler, Programmchef von ORF Radio NÖ, im Interview über die Veränderung der Medienwelt, die Positionierung eines Regionalsenders und Volksmusik im Radio.

österreichs müssen wir zusätzlich den Spa- gat zustande bringen, auf der einen Seite lokal zu sein, es aber so aufbereiten, dass es auch überregional spannend ist und es sich lohnt, zuzuhören.Wir stehen nicht in Kon- kurrenz zu anderen Radiosendern, sondern es geht um die Zeit der Hörer. Mit der Zeit der Hörer pfleglich umzugehen macht gutes Radio aus.

Wie sind die Reichweiten? Trahbüchler: Radio läuft diametral zu TV. Radio NÖ hat eine Frühspitze mit 200.000 Hörerinnen und Hörern. Gegen Abend nimmt die Reichweite ab: nach 21.00 Uhr – „Wir haben den Vorteil, dass wir die Regionalität bereits im Namen haben. Damit kommuniziere ich und das ist auch die Ausstrahlungszeit der schon den Markenkern und muss ihn nicht mit teuren Marketing-Aktionen hinzudichten.“ Kremser Kamingespräche der Kultur.Region Niederösterreich haben wir immer noch 32.000 Zuhörer. Und zur Hauptabendzeit Wenn wir zu den Anfängen der Radioge- der ums Eck wohnt, bei dem man sich freut, des Fernsehens, also um 20.00 Uhr, haben schichte blicken, in die Zeit als man vor dem wenn man ihn auf der Straße trifft. Er oder die Volksmusiksendungen wie aufhOHR- Apparat saß und ihn angeschaut hat – wo sie sagt dann zu Ihnen: „Guten Morgen Frau chen 48.000–50.000 Hörer. Insgesamt errei- liegen die Veränderungen, was ist geblieben? Maier, wie geht’s Ihnen heute? Ich weiß, Sie chen wir den Tag über 560.000 Hörer. Trahbüchler: Wie alle Medien hat das Radio fahren nach Wien, passen Sie gut auf, da ist Wandlungen erfahren. Im Gegensatz zu den eine Baustelle …“ Das ist die Ansprechhal- Radio NÖ ist ein Partner der Volkskultur Anfängen des Rundfunks, als man noch tung. Niederösterreich. Die u. a. von den Ge- gemeinsam dem Radio gelauscht hat, ist der schäftsführern Dorothea Draxler und Edgar Sender heute ein Begleiter. Das Radio ist Was sind die Aufgaben eines Regional- Niemeczek gestalteten Sendungen aufhOHR- nach wie vor das schnellste Medium und senders? chen werden jeden Dienstag ausgestrahlt. eine Primärquelle. Auch im Internet müssen Trahbüchler: Wir haben den Vorteil, dass Welchen Stellenwert hat die Volksmusik? die Inhalte erst hineingetippt werden. Auch wir die Regionalität im Namen haben. Trahbüchler: Qualität setzt sich durch. Das kann man während des Autofahrens nicht Damit kommuniziere ich schon den Mar- ist gerade durch aufhOHRchen gewähr- ins Internet schauen. Beim Radio ist das kenkern und muss ihn nicht mit teuren leistet, ein mit erzählerischen Inhalten Mikrofon sofort zur Hand. Deutlich hat sich Marketing-Aktionen hinzudichten. Diese gestaltetes Sendungsformat. Hier hört man, auch die Haltung des Moderators verändert. Kompetenz muss täglich belegt und belebt dass sich jemand Gedanken gemacht hat, War er in den 1960er Jahren ein Sprecher werden. Ein Regionalsender lebt davon, dass wie die Sendung gestaltet wird. Als Konzept der „verkündete“, ist er jetzt eine Art Nach- wir schnell erfahren wollen, was vor der ist aufhOHRchen breit aufgestellt – vom bar. Aber nicht der, der neben Ihnen wohnt Haustür passiert. Den Menschen ist Regio- jährlichen Volksmusikfestival in den Regio- – da gibt’s manchmal Querelen – sondern nalität wichtig. Aufgrund der Größe Nieder- nen bis zu aufhOHRchen im Festspielhaus

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Interview / 31

Volksmusiksendungen des ORF RADIO & TV

RADIO NIEDERÖSTERREICH „Wir wollen die Sprache hoch halten, ohne mit dem Zeigefinger zu drohen.“ aufhOHRchen, 20.00–21.00 Uhr Di, 2. 6.: ÖTSCHER:REICH – Helle Sterne in finsterer Nacht Planetenweg, mit Hans Schagerl St. Pölten. Als Regionalradio ist es unsere Aufgabe, Volksmusik zu Di, 9. 6.: Volkskultur aus Niederösterreich, mit Dorli Draxler pflegen. Dazu gehört auch die Musik der Volksgruppen, Grenzüber- Di, 16. 6.: Mit Sängern und Musikanten hinauf auf die Berge, schreitendes und natürlich Neuvorstellungen. Bereits zum fünften mit Edgar Niemeczek Mal wird in diesem Herbst die „Lange Nacht der Volksmusik“ live Di, 23. 6.: Sommer.Sonne.Sonnenwende, mit Norbert Hauer aus dem Funkhaus gesendet. Es wird gerne vom öffentlich-recht- Di, 30. 6.: Neues aus der Volksmusik, mit Edgar Niemeczek lichen Auftrag gesprochen, ich formuliere es um: Es ist ein öffentlich- rechtliches Bedürfnis, Volksmusik zu spielen. „vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich Do 20.00–20.30 Uhr: 4. 6., 18. 6. Was sind die Herausforderungen in der Zukunft? Kremser Kamingespräche Trahbüchler: Dass der Spagat in der Musik gelingen kann: Wie kön- Mi, 17. 6., 21.00 Uhr: Neue Chancen / Kunst.Quelle nen wir 45-Jährigen musikalisch entgegenkommen, ohne einen 65-Jährigen zu verprellen – und umgekehrt. Dementsprechend wichtig G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik ist der Inhalt, der so gut sein muss, dass der Hörer dranbleibt und nicht Mi, Do 20.00–21.00 Uhr den Sender wechselt. Eine neue Aufgabe von Regionalsendern ist die Musikanten spielt’s auf, Fr 20.00–21.00 Uhr Sprache. Stichwort „lecker“; das empfinden unter 30-Jährige, die mit der Pro-7-Sprache, aufgewachsen sind als normal. Jeder über aufhOHRchen-Frühschoppen 40 bekommt bei „lecker“ alle Zustände. Wir achten im Besonderen auf So, 7. 6., 10.30 Uhr: aus Göpfritz a. d. Wild die Wörter wie etwa „Christbaum“ und nicht „Weihnachtsbaum“ oder „Karwoche“ und nicht „Osterwoche“, um nur ein paar zu nennen. Denn Sprache ist auch ein Teil von zu Hause. Nichtsdestotrotz ist Deutsch eine lebende Sprache – man muss das immer neu ausverhan- deln. In den Sommermonaten senden wir „Niederösterreichisch für Fortgeschrittene“. Da mimt Moderator Peter Meissner einen deutschen Touristen, der manche Begriffe und Dialektausdrücke nicht versteht. Und wir lassen diese dann von Niederösterreichern erklären. Wir wol- len die Sprache hoch halten, ohne mit dem Zeigefinger zu drohen. _ Wie der Generationenwechsel vollzogen wird, ist noch nicht vorher- sehbar. Das hat mit dem generellen Medienverhalten der sehr jungen ORF $ Menschen zu tun. Früher hat man gemeinsam Radio gehört, bzw. TV Wetter-Panorama, tägl. 7.15–9.00 Uhr geschaut. Jetzt hat jeder seine Medienstation. Die Jugend schaut und Mei liabste Weis: Sa, 20. 6., 20.15 Uhr hört nach dem Motto: „If news are important, it will reach me“. Viele aus dem Töpperschloss in Neubruck/Scheibbs Kinder lernen Radiohören nur mehr im Auto ihrer Eltern. Aus den _ vorangehenden Generationen aber haben wir die Erfahrung, dass sich das Medienverhalten mit dem Älterwerden, der Gründung einer ORF III Familie etc. ändert. Wie das mit der „Generation Internet“ sein wird, Unser Österreich, Sa 16.55 Uhr wissen wir noch nicht. / _

Interview: Mella Waldstein Programmänderungen vorbehalten. Detailprogramm: www.orf.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Museumsmanagement Niederösterreich / 32 Über die Grenzen / 33

Ehrenamt „EINFACH ALLES“

Edda Eblinger – Absolventin des Museumskustodenlehrgangs – über die praktische Anwendung ihrer Ausbildung und die Aufgaben im Museum, die mit „einfach alles“ umrissen werden können.

„Ich kann alles anwenden, was ich in den im Jahre 1969 war die Ausdehnung des Kursen gelernt habe“, so die engagierte Sammelgebietes auf Mähren. 1973 über- Museumsmitarbeiterin, „vom Archivieren siedelte das Museum nach Klosterneuburg. bis zur Ausstellungskonzeption, vom Um- Doch die Zukunft ist ungewiss. Denn in gang mit Schimmelbefall bis zur Anwen- diesem Jahr ist der Verkauf der Rostockvilla dung spezieller Computerprogramme für geplant und der Auszug für Oktober 2015 das Inventarisieren.“ Sponsoren werden für vorgesehen. Bis dato ist noch kein anderes Buffets aufgetrieben, Lesungen organisiert, Objekt im Umkreis von Wien gefunden „da kann ich meine Buchhändlerkontakte worden. Edda Eblinger: „Das Museum hat nutzen“, und zu jeder Sonderausstellung ent- 46.000 Objekte – und wir haben einen Platz- Edda Eblinger im Mährisch-Schlesischen steht ein Katalog. Als „Ehrenamtlicher“ ist bedarf von etwa 300 Quadratmetern.“ / Heimatmuseum. man – und vor allem frau – ein Multitas- king-Talent. Text: Mella Waldstein

Samstagnachmittag im Museum. Frau Netzwerk knüpfen Eblinger beantwortet freundlich und kom- petent Fragen, telefoniert mit Mitarbeitern „Der Besuch von Kursen und Museums- MUSEUMSKUSTODEN! des Museums, bedient die Kassa, erledigt tagen bringt nicht nur Wissensvermittlung. LEHRGANG $%#& Bürokram und erzählt. Als die Buchhändle- Die Vernetzung mit der Kollegenschaft ist ——————————————————— rin in Pension ging und einen Neustart in ein großer Gewinn.“ Frau Eblinger fördert Detailprogramm und Voranmeldung: ihrem Leben wagte, konnte sie Hans Peter das Netzwerk, lädt zum Kustodentreffen in Museumsmanagement Niederösterreich- Kauder, Obmann und Kustos des Mährisch- das MSHM ein – und das Museum profitiert Tel. 02742 90666 6124 Schlesischen Heimatmuseums (MSHM) in durch Leihgaben anderer Regionalmuseen. [email protected] Klosterneuburg, für die Museumsarbeit Kontakte werden auch mit Tschechien und www.noemuseen.at/fortbildung gewinnen. Dafür absolvierte sie den Kus- Polen gepflegt. Das Mährisch-Schlesische todenlehrgang des Museumsmanagement Heimatmuseum wird ausschließlich von Niederösterreich. ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt. Es hat, und das ist außergewöhnlich für ein MÄHRISCH!SCHLESISCHES Tausendsassa ehrenamtlich geführtes Haus, für das Öster- HEIMATMUSEUM reichischen Museumsgütesiegel angesucht – ——————————————————— „Ausschlaggebend für den Besuch des und es 2005 erhalten. 3400 Klosterneuburg, Schießstattgasse 2 Kustodenlehrgangs war die Erkenntnis, dass Tel. 02243 90970 sich mit dem erworbenen Fachwissen das Die Geschichte der Sammlung reicht beina- Museum weiter nach außen öffnen kann.“ he 100 Jahre zurück. Sie wurde als Privat- Öffnungszeiten: Di 10.00–16.00 Uhr, Der Lehrgang richtet sich an Mitarbeiter sammlung Ende des Ersten Weltkriegs in Sa 13.00–17.00 Uhr, So 9.00–13.00 Uhr, Fei (außer Sa, So) geschlossen von Lokal- und Regionalmuseen. In Vorträ- Wien begründet, daraus entstand 1957 das gen und praktischen Übungen werden „Erste Österreichisch-Schlesische Heimat- Di, 9. 6. 2015, 18.30 Uhr: grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten museum“. Der Anlass zur Umbenennung in Lesung Roland Girtler für die tägliche Museumsarbeit vermittelt. „Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum“ www.mshm.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Über die Grenzen / 33

Diözesanmuseum St. Pölten UNGARISCHE SCHÄTZE

Meisterwerke aus dem Keresztény Múzeum Esztergom in Ungarn.

lektionen: Grundstock war die nach dama- 1.000-jährige Geschichte der ersten könig- ligen künstlerischen, pastoralen und päda- lichen und erzbischöflichen Residenz gogischen Gesichtspunkten angelegte, aus Ungarns dokumentiert. Einige kostbare Bildergalerie und Kupferstichkabinett beste- liturgische Objekte aus der weltberühmten hende Sammlung des Museumsgründers Domschatzkammer belegen die herausra- Erzbischof János Simor. Sie wurde durch gende Bedeutung des ungarischen Primatial- Erwerbungen wie der Gemäldesammlung sitzes. des römischen Domherrn Raffaele Bertinelli und mittelalterlicher Kunstgewerbeobjekte In der Ausstellung und im Katalog werden des Kölner Domherrn Alexander Schnütgen sowohl die über ein Millennium währenden vergrößert. Ihre Bedeutung wurde durch die Beziehungen der ungarischen Kirche zu nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgte Österreich als auch die der beiden Nachbar- Eingliederung der vielseitigen Privatsamm- länder in geschichtlicher und kultureller lung des Bischofs Arnold Ipolyi gesteigert. Hinsicht thematisiert. Über den kulturellen Dame mit Einhorn, um 1450, Tempera auf Holz, Samlung Ipolyi. Foto: Attila Mudrák Der spätere Bischof von Großwardein war Austausch hinaus soll durch dieses länder- der erste namhafte Kunsthistoriker Ungarns, übergreifende Projekt ein sinnvoller Beitrag der sein Sammlungsinteresse auf das Mittel- zu gegenseitigem Verständnis und Toleranz In Kooperation mit dem Christlichen Muse- alter und die Volkskunst fokussierte. Spät- geleistet werden. / um in Esztergom hat das Diözesanmuseum mittelalterliche Tafelmalerei aus Ungarn, St. Pölten eine repräsentative Ausstellung Österreich und Deutschland sowie des itali- Text: Wolfgang Huber über die Kunstschätze der ungarischen Erz- enischen Trecento und Quattrocento, Iko- diözese konzipiert. Erstmals werden Eszter- nen, Goldschmiedekunst, volkstümliche Sti- goms hochkarätige Kunstwerke in solch ckereien aus allen Gegenden Ungarns und umfassender Form in Österreich gezeigt orientalische Textilien gelangten dadurch und die Geschichte des ungarischen Bistums ins Museum. Eine weitere Bereicherung sowie seine mannigfaltigen Beziehungen zu erfolgte 1926 durch die Übernahme des DIÖZESANMUSEUM Österreich dargestellt. Nachlasses der Fürstin Mileva Nakó-San ST. PÖLTEN Marco. Neben frühneuzeitlicher Malerei ——————————————————— Bedeutende Gemäldesammlung enthält die Sammlung einen bedeutenden Meisterwerke aus dem Fundus an Goldschmiedekunst. Keresztény Múzeum Esztergom Das 1875 unter Fürstprimas János Simor 3100 St. Pölten, Domplatz 1 eröffnete Keresztény Múzeum in Esztergom Erstmals in Österreich Tel. 02742 324 331 (Gran) beherbergt die größte Sammlung Öffnungszeiten: bis 31. 10. 2015 kirchlicher Kunst und nach dem Museum Mehr als 100 Leihgaben bieten einen reprä- der bildenden Künste und der National- sentativen Querschnitt durch diese großar- Di–Fr 9.00–12.00, 14.00–17.00 Uhr, Sa 10.00–13.00 Uhr, So und Fei (Juli, galerie in Budapest die bedeutendste Gemäl- tige Sammlung. Anhand von alten August) 10.00–13.00 Uhr, Führungen desammlung in Ungarn. Sein Reichtum und Ansichten, Büchern und Schriftquellen aus nach Vereinbarung die Vielfältigkeit basieren im Wesentlichen der Dombibliothek und der Bibliothek der auf drei sukzessive erweiterten Stammkol- Theologischen Hochschule wird die über www.dz-museum.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Bücher und CDs / 34

AUSLAGE

AMACULO " WALD(TEL erhältlich) die ganz kurze Form gewählt. Nach SPEKTRUM TRIFFT ZIMBABWE dem Motto: „Lang lebe die Kurzlebigkeit!“ Das —————————————————————— —————————————————————— kürzeste aller kurzen, teilweise deftigen, teilwei- se absurden Stücke ist: „einfamilienhaus / i hoit di / ned aus“. Und weil alles so kurz ist, meinen Attwenger: „Einfach öfter hören.“ Dem können wir uns vorbehaltlos anschließen. /

BAROCK TRIFFT querPfeifer BIOSPHÄREN!PARK Marlyn & Stern feat. IYASA EUR 16,00 zzgl. Versandkosten —————————————————————— Erhältlich über: [email protected] Erhältlich über: www.querpfeifer.at, EUR 18,00 Tel. 0676 7232002 Wald4tel trifft Simbabwe und lädt zu einer Die drei Musikerinnen und der Musiker von musikalischen Reise ein, deren Basis niederöster- querPfeifer verstehen es, mit Witz und Charme reichische Lieder sowie Volkslieder aus Zimbab- ihrer Musik einen persönlichen Fußabdruck zu we sind. Amaculo bedeutet auf Ndebele „Melo- verleihen. Die Verbindung von traditionellem die, Musik, Lied“. Melodien, die seit jeher be- Instrumentarium mit eigenen Kompositionen kannt sind („Das Schifflein schwingt sie dauni und Arrangements prägt ihr Klangbild. Die vom Land“ oder „Am Brunnen vor dem Tore“), Gerhard Wasserhuber: Schwegel und Okarina sind namensgebend und erhalten auf „Amaculo“ ein frisches Gewand. Blumen einst und jetzt charakteristisch für den Klang des Ensembles. Eric Spitzer-Marlyn und Lisa Stern haben ge- Verlag Anton Pustet, www.pustet.at Zu den Blasinstrumenten gesellen sich Geige, meinsam mit der Tanz- und Gesangsgruppe ISBN 978-3-7025-0778-7 Bass und Harmonika. Auch dem Singen ist die IYASA, den Altenburger Sängerknaben und wei- EUR 36,00 Gruppe nicht abgeneigt. Und so verfeinern sie so teren Waldviertler Chören wie z. B. dem Stadt- manches Stück mit Jodlern und Gesang. Ihre Das botanische Wissen der Barockzeit ist in chor Eggenburg, AnaDur Weitra und Taktlos aus neue CD „Spektrum“ charakterisieren sie fol- mehrfärbigen Kupferstichdrucken in der Radlbrunn neue Klangwelten entstehen lassen. / gendermaßen: „Das Spektrum unserer Musik: Klosterbibliothek des Stiftes Heiligenkreuz durchwachsen mit Tradition, durchzogen mit bewahrt und trifft auf Fotografien der Pflanzen- eigenen Gedanken. Ein breites Spektrum – SPOT welt des Wienerwaldes. Eine bestechende Idee leicht verdaulich.“ / —————————————————————— des Drucktechnikers Gerhard Wasserhuber. In unermüdlicher Arbeit hat der 1683 in Regens- burg geborene Apotheker Johannes-Wilhelm HOLZ AUF REISEN Weinmann das gesamte botanische Wissen der —————————————————————— Barockzeit gesammelt und ein beeindruckendes vierbändiges Kompendium mit 1.025 Kupfer- stichabbildungen geschaffen. Der Bildband präsentiert aus diesem zu Unrecht in Vergessen- Attwenger heit geratenen bibliophilen Kulturschatz jene Trikont, trikont.de Pflanzen, die einst und jetzt noch im Bio- EUR 18,00 sphären-Park Wienerwald zu finden sind. Erhältlich über [email protected] Originalaufnahmen und kurze botanische Hildegard und Franz Wiesenhofer: Trift auf der Großen Erlauf Auch auf „Spot“ wird der minimalistische Mix Erläuterungen werden den entsprechenden Erlauftaler Bildungskreis aus traditionellem Material und afroamerikani- Kupferstichabbildungen und Auszügen aus den ISBN 3-900019-08-8 schen Einflüssen weiterentwickelt, diesmal wie- barockzeitlichen Texten gegenübergestellt. Erhältlich über: www.erlauftalerbildungskreis.at der unter verstärktem Einsatz elektronischer Einnehmend und präzise gestaltet ist es ein EUR 15,00 Sounds. Und mit Singsang im oberösterreichi- Coffeetable-Buch ebenso wie die Luxusversion schem Dialekt. Das Duo Attwenger mit Markus eines Pflanzenbestimmungsbuchs. / Bereits im 14. Jahrhundert soll schon an den Binder und HP Falkner ist kraft ihrer musikali- Flüssen Ybbs, Erlauf und Traisen das Schwem- schen Herkunft im G’stanzlsingen zu Hause men, Triften und Flößen von Holz im größerem und hat auf ihrer neuen CD (auch in Vinyl Umfang betrieben worden sein. Im 18. Jahrhun-

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Bücher und CDs / 35

dert wurden erstmals Schwemmprivilegien für GESCHICHTSAKTIVIST berger Volkstänzen. Die Tänze wurden neu die Große Erlauf verteilt. Innerhalb kürzester —————————————————————— bearbeitet und sind mit Tanz-Skizzen, Farbfotos Zeit waren über hundert Holzknechte angewor- und tanzkundlichen Anmerkungen erläutert. ben worden, die eine Infrastruktur aus Riesen, Einige Fotos zeigen auch besondere Details von Klausen und Rechen errichteten. So wurde eine Vorarlberger Trachten. Das Notenbuch enthält effektive Holzbewirtschaftung der Wälder um neu bearbeitete Noten zu allen Tänzen aus dem den Ötscher erreicht. Das geschlägerte Holz Tanzbuch. Der erste Teil der Noten ist für wur de anschließend bis nach Pöchlarn getriftet. Akkordeon gesetzt und der zweite Teil für In Brunn bei Pöchlarn gab es eine riesige Steirische Harmonika. Zwischen den beiden Rechen anlage, um das Triftholz „ausländen“ zu Buchteilen präsentiert sich der Okarinabauer können. / Eine Geschichte von Anpassung, Kurt Posch mit Bildern aus seiner Werkstatt. / Verrat und Widerstand Verlag Bibliothek der Provinz VOLKSMUSIK IM BLUT www.bibliothekderprovinz.at ERWARTEN SIE WUNDER —————————————————————— ISBN 978-3-99028-330-1 —————————————————————— EUR 29,00 Robert Streibel ist ein Sonderfall unter den His- torikern und ein Sonderfall auch unter den Geschichtspublizisten: akribisch genau in seinen Recherchen; originell in der Art, wie er seine Stoffe ergründet; unbeirrt in seiner Beständig- keit; leidenschaftlich in der Zuneigung zu den Verfolgten. Er ist nicht nur Forscher und Chro- Peter Kostner: Peter Moser – Kent Nagano, Inge Kloepfer: nist, sondern auch ein Geschichtsaktivist, der ein Leben voll Musik Erwarten Sie Wunder! den Propagandisten des Vergessens und Ver- Mit beiliegender CD Berlin Verlag, www.berlinverlag.de harmlosens heimleuchtet. Sein herausragendes, Tyrolia Verlag, www.tyrolia.at ISBN 978-3-8270-1233-3 immens spannendes Werk über Krems in der ISBN 978-3-7022-3447-8 EUR 23,60 Nazizeit ist zum Teil schon vor Jahren entstan- EUR 24,95 „Die Klassikbranche stirbt lauter Tode auf den, hat aber nichts von seiner Aktualität einge- Raten.“ Ab Herbst ist Stardirigent Kent Nagano Es gibt wohl kaum jemanden in der alpenländi- büßt. In ihm steht der Satz: „Das Beispiel Generalmusikdirektor und Chefdirigent der schen Volksmusik, der Peter Moser aus Alpbach Krems zeigt, dass Erfolg in der Gedenkarbeit Hamburger Staatsoper, bereits im vergangenen nicht kennt. Er zählt zu den beliebtesten und nur möglich ist, wenn man einen langen Atem Jahr erschien sein Buch „Erwarten Sie Wunder!“, meistgefragten Volksmusikanten in der Alpenre- besitzt.“ Weil er diesen Atem hat, ist Robert in dem Nagano vor dem Verlust der Bedeutung gion. Für nicht wenige ist Peter Moser ein musi- Streibel einer der erfolgreichsten Gedenkarbeiter der klassischen Musik warnt. Thematisiert wer- kalisches Allround-Genie. Er beherrscht eine überhaupt. Auch einer der radikalsten – und den die Auflösung oder Zusammenlegung von Reihe von Instrumenten wie Trompete/Flügel- von allen, die ich kenne, der am meisten ver- Orchestern, die Stagnation öffentlicher Subven- horn, Klarinette, Zither, Harmonika, Harfe und gnügliche. (Erich Hackl) / selbstverständlich die Orgel. Mit seinen zahlrei- tionen, aber auch das Verschwinden der künstle- chen Volks- und Blasmusik-Kompositionen, sei- rischen Fächer an den Schulen. Kulturpessimis- nen meisterhaften Arrangements und seiner Art TANZ IM LÄNDLE mus? Vielmehr ist dieses Buch ein Plädoyer für des Flügelhornblasens ist Peter Moser stilprägend —————————————————————— die klassische Musik, eine Bestärkung für junge für die Volksmusik in Österreich, Bayern und Musiker, sich weiter mit Leib und Seele den Südtirol geworden. Nun erscheint anlässlich des Künsten zu verschreiben, die Weitergabe des 80. Geburtstages eine sorgfältig recherchierte Feuers für die Musik: um möglichst vielen Men- Biografie dieses Alpbacher Ausnahmetalents vol- schen die Türen zur Musik zu öffnen … / ler lesenswerter Anekdoten aus sechs Jahrzehn- ten musikalischen Schaffens sowie zahlreichen bisher unveröffentlichten Fotos. Um Peter Moser und seine Musik vollständig noch besser ken- GALERIE DER REGIONEN ——————————————————— nenzulernen, ist dem Buch außerdem eine CD Birgit Zell-Lorenz: Volktänze us’m Ländle 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 mit einer Auswahl der besten „Weisen“ von und Tanzbuch / Notenbuch / Doppel-CD mit Peter Moser beigefügt. / Eigenverlag Birgit Zell-Lorenz Öffnungszeiten: ISBN 978-3-200-03701-4 Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr, Gesamt EUR 55,00 jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und Erhältlich über: Vorarlberger Volksliedwerk, 14.00–17.00 Uhr, Tel. 0664 4378655, [email protected] an Konzerttagen bis 21.00 Uhr Das Tanzbuch enthält neben einem umfangrei- chen Tanzschlüssel sämtliche Tanzbeschreibun- Bücher können bei Nachfrage auch über gen und Hintergrundinformationen zu Vorarl- die Galerie der Regionen bestellt werden.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Zeitgeschichte / 36 Zeitgeschichte / 37

Das Oflag XVII A Edelbach bei Allentsteig und DIE ODYSSEE „DER GRATZENER“

Ein Blick in das Chaos am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Diesen Blick auf das Dorf Edelbach und einen Wachturm hat Henri Gayot mit dem Saft des von den deutschen Bewachern im Sommer 1940 gelieferten Tabaks gemalt, der so schlecht war, dass man ihn nicht zum Rauchen verwenden konnte. Quelle: www.memoireetavenir.fr

Die deutsche Wehrmacht hat auf dem Trup- nisation des Lagerwiderstandes hervor, der der von dem frei einsehbaren (!) Gelände penübungsplatz Allentsteig im sogenannten freilich auch auf einige Anti-Nationalsozia- des „Théâtre de Verdure“ aus gegraben wor- Oflag XVII A Edelbach von Juni 1940 listen unter den deutschen Offizieren zählen den war! Am 6. Mai 1945, also noch vor (!) bis Mai 1945 durchschnittlich etwa 4.500 durfte. So konnte unter anderem die zahlen- Kriegsende, haben Kader dieser Wider- kriegsgefangene französische Offiziere in- mäßig umfangreichste Flucht von Kriegs- standsorganisation in Südböhmen eine Art terniert. Dieses Lager sticht durch die gefangenen erfolgen (und nicht aus dem von „französischer Besatzungszone“ errich- geheime Herstellung des einzigen Filmes durch den Steve McQueen-Film „Gespreng- tet und – solange sie dort anwesend waren über die Zustände in einem solchen Lager te Ketten“ berühmten Sagan!): Am 18. und – für relative Ruhe und Ordnung gesorgt. Sie („Sous le Manteau“), durch die Leistungen 19. September 1943 entkamen nicht weniger haben auf den verstopften Straßen sogar seiner Lageruniversität und durch die Orga- als 132 Kriegsgefangene durch einen Tunnel, Teile der deutschen 8. Armee entwaffnet,

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Reste von „lavabo“, „cuisine“ und „buanderie“: Auf diesem Orthofoto des Mittelteils sind die Fundamente der „Waschtröge“ erkennbar, die des Ofens in der „buanderie“ links an der Wand zu erahnen. Erklärung der Fundamente der Baracke 25 im französischen Offizierslager Edelbach, Waldviertel. Foto: Krahuletz Museum Eggenburg Foto: Franz Pieler die erst dann auf der Flucht vor der Roten sehen. Im Boden des betonierten Mittelteiles für ein WC war aber auch zu dieser Zeit Armee zu den Amerikanern auf oberöster- zeichnen sich noch die winzigen Räumlich- gegeben, denn die Franzosen waren Tag und reichischem Boden übertreten konnten. keiten ab, die kaum den minimalsten Anfor- Nacht mit dem Graben von Tunnels unter (Wenige Tage nach dem Abtransport der derungen an die Hygiene und sonstige Ver- diesen Zimmern beschäftigt … Franzosen am 10. und 11. Mai zogen es frei- sorgung der jeweils rund 200 Insassen mit lich die sudetendeutschen Bewohner dieser dem Allernötigsten gerecht werden konn- „Die Gratzener“ – von den Sowjets Gegend bereits vor, selbst die Flucht vor den ten: Das „lavabo“ verfügte über drei Reihen im Kreis herumgeführt Tschechen anzutreten …) von Waschbecken, über denen ein simples Eisenrohr angebracht war, aus dem man Von den zuletzt 4.615 Kriegsgefangenen 17. April 2015: 70. Jahrestag des Wasser ablassen oder eher abtropfen lassen blieben 823 im Lager, weil sie nicht willens Beginns der Evakuierung konnte. In der „cuisine“ versuchte der jewei- oder aus gesundheitlichen Gründen einfach lige „popotier“, aus den Versorgungspaketen nicht im Stande waren, sich auf den gefähr- Diese Ereignisse waren Höhepunkte des seiner Essgemeinschaft eine Ergänzung zur lichen Evakuierungsmarsch zu begeben. Die Evakuierungsmarsches des Oflag XVII A „soupe“ zusammenzukochen – denn die anderen schleppten sich ab 17. April in vier Edelbach, der am 17. April 1945 begonnen Deutschen stellten nur zwei Mal pro Tag die Tagesmärschen bis Gratzen (Nové Hrady, hatte und sich heuer zum 70. Mal jährte. Die berüchtigte Suppe aus Halmrüben bei, Südböhmen). Von der Wehrmacht unzurei- französische Kriegsgefangenenorganisation zusätzlich Brot, ab und zu eine Scheibe chend verpflegt, lebten sie vom Tausch mit „Mémoire et avenir“ hat aus diesem Grund Wurst oder Käse und eine Art Tee aus den den einheimischen Frauen, alten Männern zu einer Gedenkfahrt aufgerufen, die vor Zweigspitzen von Fichten – nur an manchen und Kindern, die ebenso über das Leid des allem vom Kommando des Truppenübungs- Sonntagen gab es „Fleisch“ in der Suppe, Krieges klagten, denn sie trauerten um den platzes Allentsteig bestens unterstützt wor- einen Würfel, kaum größer als einen Kubik- Ehemann, Sohn oder Vater … Die vier Tage den ist. So nahmen rund 70 Angehörige von zentimeter. In der „buanderie“ besorgten in Gratzen verbrachten sie wenigstens in Ex-Kriegsgefangenen an einer würdigen die „ordonnances“ die ohnehin kärgliche Scheunen, die gegen Schnee und Regen Gedenkfeier am Friedhof teil und besich- Wäsche der Insassen der Baracke. schützten. Da jedoch die Ruhr ausbrach, tigten anschließend die sonst ebenfalls konnten 452 Mann nicht mit dem Gros wei- nicht zugänglichen Reste des Lagers, die Östlich und westlich dieses Zentralbereiches termarschieren. Dieses gelangte im Chaos von Archäologen des Krahuletz-Museums befand sich je ein riesiges „Zimmer“, in dem des Kriegsendes zwischen deutschen, unga- Eggenburg in den Jahren 2013 und 2014 jeweils etwa 100 Offiziere den allergrößten rischen, rumänischen, Wlassow-Truppen erforscht worden sind. Teil ihrer fast fünfjährigen Kriegsgefangen- und tschechischen Insurgenten bis Kaplitz schaft verbracht haben. An den Enden der bzw. Einsiedl (Nažidla), wo es am Morgen Die Reste der Baracken Holzbaracke befanden sich Nachttoiletten, des 6. Mai die schon erwähnte „französische und die Realität des Alltags die immerhin über Wasserspülung verfügten: Besatzungszone“ ausrief. Während die Franzosen tagsüber die riesigen In beeindruckender Reihe sind noch heute Latrinenanlagen benützten, waren sie nachts Am 10. Mai hat die Rote Armee „die Gratze- große Teile der Fundamente der Baracken auf diese Toiletten angewiesen, da die Deut- ner“ zwar „befreit“, sie aber erst am 16. Mai westlich der ehemaligen Zentralallee zu schen dann die Türen zusperrten – der Bedarf mit dem angeblichen Reiseziel „Morgen die

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ihr Kommandant bei den Sowjets das „kleine Wunder“, dass diese sie mit LKWs nach WEITERFÜHRENDE LITERATUR Gmünd brachten. Während die meisten ver- ——————————————————— suchten, von dort weg auf eigene Faust heim- zukehren, waren 80 so schwach, dass sie von Andreas Kusternig: Die „Große Flucht“ den Amerikanern am 10. bzw. 11. Juni ab- und die „Lageruniversität“. Das Lager für transportiert werden mussten. kriegsgefangene französische Offiziere OFLAG XVII A Edelbach. In: Heimat Für die Engabrunner Bevölkerung hatte die Allentsteig 1848–2002, mit Beiträgen zur Geschichte der Katastralgemeinden Bern- Pflanzung eines Baums zur Erinnerung an die Sache ein Nachspiel: An Zahlungs statt schlag, Reinsbach, Thaua, Zwinzen französischen Offiziere am 17. April 2015 durch überließen die Franzosen die Karren und die Präsidenten von „Mémoire et avenir“. (hg. von Ernst Bezemek, Allentsteig Zugtiere, durch deren Verkauf die Gemein- Foto: Dominique Waendendries 2002), S. 271–317, 3 Abbildungen de öS 16.500,85 lukrierte, also weit mehr, als sie für die Verpflegung aufgewendet hatte Andreas Kusternig: Zwischen „Lageruni- Amerikaner, übermorgen Frankreich“ in (6.048,83). Doch das Bundesministerium versität“ und Widerstand: Französische Marsch gesetzt: Sie gaben ihnen eine Brot- für Vermögenssicherung beharrte darauf, kriegsgefangene Offiziere im OFLAG ration sowie einige Begleiter mit, die die dass die Karren und Zugtiere zumeist bei XVII A Edelbach. In: Kriegsgefangene des Richtung vorgaben. In sechs Etappen ge- Österreichern requiriert worden waren, und Zweiten Weltkrieges. Gefangennahme langten die Franzosen bis Engabrunn, wo sie zog nicht weniger als öS 8.530,85 wieder ein. – Lagerleben – Rückkehr (= Kriegsfolgen- endgültig begriffen, dass die Sowjets sie in So verblieben der Gemeinde Engabrunn von Forschung 4, hg. von Günter Bischof, Richtung UdSSR dirigierten, um sie im Kal- dem ursprünglich ansehnlichen Gewinst Stefan Karner und Barbara Stelzl-Marx, ten Krieg als wertvolles Faustpfand zu nutzen. bloß öS 1.951,17 … / Wien/München 2005) (= Bericht über Während sich die meisten nach Ausweis der das Symposium in Graz vom 8.–10. 5. überlieferten Wein- und sonstigen Rationen Text: Andreas Kusternig (auf Basis der Sammel- 2003), S. 352–397. in Engabrunn recht wohl fühlten, erreichte bestände des Landesmuseum NÖ)

MI, 22. 7. | Winzer Krems, Sandgrube 13 Vom Amazonas zum Rio Magdalena Totó la Momposina / Hamilton de Holanda & André Mehmari feat. Georg Breinschmid

DO, 23. 7. | Winzer Krems, Sandgrube 13 Urklang Germán Diáz Trio / Wang Li & Epi / Christian Zehnder & Gregor Hilbe „OLOID“ & Ndima feat. Matthias Loibner

FR, 24. 7. | Winzer Krems, Sandgrube 13 Al Ud Arifa & Waed Bouhassoun / Simon Shaheen / Rabih Abou-Khalil

SA, 25. 7. | Winzer Krems, Sandgrube 13 Der Spannbogen der Geige Iva Bittová & Hamid Drake / Jaron Freeman-Fox & The Opposite of Everything / Sarah Neufeld / Nelson da Rabeca & Dona Benedita / Toni Burger, Paul Dangl, Nelson da Rabeca

SO, 26.7. | Winzer Krems, Sandgrube 13 Go West! The New Standard Trio feat. Jamie Saft, Steve Swallow & Bobby Previte / Sofia Rei Quartett / Hackney Colliery Band Kultur.Region / 39

FORTBILDUNG

GRUNDKURS INSTANDSETZEN VON FARBEN UND FÄDEN FAMILIENSINGWOCHEN UND KONSERVIEREN VON —————————————————————— —————————————————————— GEGENSTÄNDEN AUS HOLZ So, 26. 7.–So, 2. 8. 2015 UND EISEN Landwirtschaftliche Fachschule —————————————————————— Schloss Hohenlehen Sa, 6. 6. 2015 3343 Hollenstein/Ybbs, Garnberg 8 Museumsdorf Niedersul, Bauhof Foto: Nadja Meister Leitung: Eva Dirninger 2224 Niedersulz 250 So, 16. 8.–So, 23.8. 2015 Referent: Peter Huber Bildungshaus St. Georg Wenn Rost oder Schädlingsbefall Objekte zu 3632 Bad Traunstein im Waldviertel 101 zerstören drohen, ist es wichtig, die richtigen Leitung: Robert Lhotka Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Bearbeitet werden Werkzeuge und Geräte aus Haus, Erlebnisurlaub für alle Generationen: Hof und Werkstatt. Ein Aufbaukurs findet am lustbetontes Singen, Tanz und Bewegung, musizieren in Kleingruppen oder Orchester, 19. September 2015 statt. So, 12.–Sa, 18. 7. 2015 kreatives Gestalten, spielen, Sport, wandern Anmeldung & Information Schloss Ottenschlag, Waldviertel und baden. Museumsmanagement Niederösterreich Der seit Jahren beliebte Sommerkurs der Volks- Tel. 02742 90666 6124 Anmeldung & Information kultur Niederösterreich bietet Handwerkskurse www.noemuseen.at/fortbildung Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich in den Bereichen Klosterarbeiten und Klöppeln, _ Tel. 02742 311337 117 Korbflechten und Kreuzstich, Patchwork und [email protected] Perlenschmuck, Seifensieden und Walzendruck www.bhw-n.eu/familiensingwochen u. a. in familiärer Atmosphäre. Kreatives _ CROWDFUNDING WORKSHOP Gestalten mit Kindern und deren Betreuung —————————————————————— sowie Exkursionen ins Webereimuseum Hoar- Di, 16. 6. 2015, 9.00–18.00 Uhr und Weberstub’n und zu einer Strickwaren- erzeugung komplettieren den Sommerkurs. Hotel Klinglhuber AUFTÅNZ 3500 Krems, Wiener Straße 10 Anmeldung & Information ——————————————————— Leitung: Mag. Christian Henner-Fehr Tel. 0664 8223963 (Mag. Andreas Teufl) [email protected] Sinkende Budgets der öffentlichen Hand und www.volkskulturnoe.at die schwierige Suche nach Sponsoren haben das _ Crowdfunding in den letzten zwei Jahren zu einem interessanten Finanzierungsinstrument für Projekte im Kunst- und Kulturbereich gemacht. In diesem Workshop erfahren Sie, was MUSIKANTENWOCHE Foto: Landjugend NÖ Crowdfunding ist und worauf Sie bei der —————————————————————— Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne Aufspielen, ansingen, drüberschlagen, zuwipas- So, 7. 6. 2015, 10.30–18.00 Uhr achten müssen. Wir analysieren erfolgreiche sen und drahn – Mittelpunkt der Musikanten- Tag der jungen Tracht mit Auftånz und erfolglose Kampagnen, erarbeiten uns woche der Volkskultur Niederösterreich ist die Der Tag der jungen Tracht wird heuer einen Plan für Ihr eigenes Crowdfunding-Pro- traditionelle Volksmusik. Wenige Restplätze bereits zum zweiten Mal auf der jekt und beantworten die wichtigsten Fragen, verfügbar! GARTEN TULLN über die Bühne gehen. um am Ende auch erfolgreich zu sein. So, 12.–Sa, 18. 7. 2015 In diesem Rahmen findet der Jugend- Anmeldung & Information 3343 Hollenstein an der Ybbs volkstanzwettbewerb „Auftånz“ in Kulturvernetzung NÖ Fachschule Unterleiten Zusammenarbeit mit der Volkskultur Niederösterreich statt. Tel. 02639 2552 Anmeldung & Information [email protected] Tel. 02732 85015 23 DIE GARTEN TULLN _ 3430 Tulln, Am Wasserpark 1 [email protected] _ www.noelandjugend.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Handwerk / 40

Schmiede SCHNEID’ HABEN

Ein lang gehegter Traum, eine gute Ausbildung und eine traditionsreiche Werkstatt: zu Besuch bei Messerschmied Florian Stockinger.

Handgefertigt – von der Damaszenerstahlklinge über die Griffe bis zur Lederscheide.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2015 Handwerk / 41

In der Werkstatt: Schmieden am Federhammer.

Zitronensäurebad für die Hervorhebung der Struktur. Um das Messer auszurichten, bleibt dem Schmied Florian Stockinger nur eine kurze Zeitspanne.

Ein Messer soll man nicht verschenken, das geschmiedet. Aus 15 Lagen Stahl werden Die Damaszenertechnik entwickelte sich zerschneidet die Freundschaft. „Das erzähl’ durch das Falten 30 Lagen, danach 60 usw. bereits ab der Eisenzeit als ein Verfahren, ich aber meinen Kunden nicht“, meint Flori- Köchinnen und Köche können sich das wie um aus unterschiedlichen Qualitäten des an Stockinger. Der junge Schmied und das Fertigen eines Blätterteiges vorstellen. Erzes ein möglichst von Kohlenstoff und Absolvent des TGM Wien (Maschinen- und Bis zu 300 Lagen kann eine Damaszener- Schlacken befreites Material zu erhalten. Werkzeugbau) fertigt Messer von der Klinge stahlmesserklinge bekommen. Mehrere Lagen von Stahl werden zu einer bis zur Lederscheide in Handarbeit. Um die Klinge geschmiedet, was vor allem in der Schärfe zu demonstrieren, reißt er sich ein Werkstatt aus dem Jahr 1919 Waffenproduktion verwendet wurde. „Es ist Haar aus und spaltet es. Dieses nennt man ein Überbleibsel aus den Zeit, als der Stahl dann Romanschärfe. Auch im praktischen Florian Stockinger hat in der traditions- qualitativ noch nicht so gut war“, erklärt Gebrauch sind die Messer von allererster reichen Eisengießerei in Ernstbrunn eine Florina Stockinger. „Die Maserung war ein Qualität. „Ein gutes und scharfes Messer Werkstatt gemietet. Der große Raum wird Nebeneffekt, die heute so geschätzt wird.“ erkennt man daran, wenn es allein durch von einem Federhammer, „der wiegt knapp sein Gewicht und den Zug nach rückwärts zwei Tonnen“, und einem zwei Mann hohen Das Messer und seine Teile eine Tomate durchschneiden kann.“ gusseisernen Kohleofen dominiert. Dane- ben nimmt sich die Esse, die mit Holzkohle Jedes Messer, das Florian Stockingers Werk- Die Messer aus Florian Stockingers Werk- befeuert wird, recht unspektakulär aus. statt verlässt, wird für den Kunden in Maß- statt Lilienstahl sind nicht nur überdurch- Gerade hat Stockinger ein solches „Packerl“ arbeit geschmiedet, gehärtet, geätzt, geschlif- schnittlich hart (60–62 Hrc), sondern von aus Stahlplatten ins Feuer gelegt. Damit er fen und poliert. Ein Messer besteht aus der poetischer Schönheit. Wellenförmige Mus- diese auch handhaben kann, hat er sie zuvor Klinge – unten die Schneide und oben der ter, psychedelisch verzogene Rauten und auf einen Eisenstab geschweißt und sie Messerrücken – und dem Erl (oder Heft). florale Ornamentik machen die Klingen zu somit für die Arbeitsgänge fixiert. Die rich- Dazwischen liegt das Ricasso, die sogenann- einem Kunstwerk. Das entsteht durch das tige Schmiedetemperatur (etwa 1.100 °C) te Fehlschärfe. Das ist der hintere Teil der Verfahren des Damaszenerstahlschmiedens. erkennt er an der Glutfarbe des Stahls. Dann Schneide, der stumpf bleibt. Für den Griff In diesem Verfahren werden mehrere über- eilt er mit dem glühenden Stück zum Feder- hat der Messerschmied verschiedene Hölzer einandergelegte Stahlplatten in der Esse zum hammerkoloss und wieder zurück zur Esse. zur Auswahl – von der Olive bis zur Ulme. Glühen gebracht, am Hammer wird „dieses Dazwischen wird Borax auf den glühenden Zwischen Klinge und Schaft wird das Parier- Packerl“ dann geschmiedet, gefaltet und Stahl gestreut, ein Flussmittel, das die Stahl- element – ein Ausdruck, der auch noch aus abermals geschmiedet, anschließend wieder schichten von der Luft abschirmt. der Waffentechnik kommt – genietet oder in die Esse gelegt, nochmals gefaltet und gleich mitverschraubt, damit man beim

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Hirschhorn für die Jagdmesser.

Mit einer Punzierung ...... verlassen die Messer die Weinviertler Werkstatt Lilienstahl.

Schneiden nicht abrutscht bzw. die Stirnseite ist ausschlaggebend für die Qualität des de ein Grat. Dieser Grat ist notwendig, um des Holzgriffs vor dem Schnittgut geschützt Messers. Aber auch die Art des Stahls: „Mes- eine neue Schneide aufzubauen.“ Der Grat ist. Schlussendlich fertigt er noch die Leder- ser aus rostfreiem Stahl schneiden nicht so ist bei gutem Licht auch sichtbar bzw. mit scheide an, wobei das feuchte Leder an die gut“, erklärt der junge Schmied uns Normal- dem Fingernageltest auch fühlbar. Danach Klinge angepasst wird. Für die Haltbarkeit sterblichen, die wir keinen Messerkult zele- wird der Grat durch das Abziehen der Klin- wird das Leder, ganz nach alter Sattlertradi- brieren. „Rostfreier Stahl wird durch den ge auf einem Lederriemen entfernt – was tion, zwiefach genäht. Legierungsgehalt grobkörniger, diese gro- übrig bleibt, ist die „reine“ Schneide. Um ben Körner haben dann in der feinen diese zu prüfen, nimmt man ein Haar … Kindheitstraum Schneide keinen Platz mehr. Sie brechen aus und das Messer bekommt Scharten.“ Falls Sie nun Lust bekommen hätten, ein „Ich wollte schon immer Schmied werden“, Messer zu verschenken, gibt es einen ein- sagt Florian Stockinger, der bereits als Kind Der nächste Arbeitsschritt ist das Ätzen der fachen Ausweg aus dem Dilemma: Der gerne auf Eisenbahnschienen geklopft hat. Klinge. Durch die Säure kommt die Mase- Beschenkte gibt dem Schenkenden ein paar Da er auch gelernter Maschineningenieur rung des Damaszenerstahls zu Geltung. Je Cent – und schon ist der Aberglaube ist, hat er die Schleifmaschinen selbst gebaut. nach Schicht- und Schmiedetechnik spricht gebannt. / Die anderen Maschinen stammen aus man von Rosen-, Rauten-, Pyramid- und Betriebsauflösungen. „Als Zivildiener im Fischgrätdamast. Danach wird die Schneide Text: Mella Waldstein Rettungsdienst habe ich viele Menschen geschliffen und poliert. Die Härte des Werk- Fotos: Manfred Horvath kennengelernt und diesbezüglich gute Tipps stücks prüft und definiert Florian Stockin- erhalten“, erzählt er – und so konnte er sich ger mit einer Maschine, bei der ein Dia- mit einem nicht allzu hohen Startkapital mantkopf in den Werkstoff eindringt. Der selbständig machen. sich daraus ergebende Widerstand wird mit der Maßeinheit Rockwell angegeben. Noch ist das Messer aber nicht fertig. Es lag LILIENSTAHL in der Esse und unter dem Hammer – ein Schleifen und Abziehen ——————————————————— Vorgang, der so oft wiederholt wird, bis die Messerschmiede Florian Stockinger gewünschten Lagen des Damaszenerstahls Doch das beste Messer ist nichts wert, wenn 2115 Ernstbrunn, Laaer Straße 2 sowie die Form und Größe des Messers seine Schneide nicht sorgfältig behandelt erreicht sind. Anschließend wird das Messer wird, Stichwort Schleifen und Abziehen. Tel. 0650 3004103 in einem Ofen gehärtet. Die Härte des Stahls „Durch das Schleifen entsteht an der Schnei- www.lilienstahl.at

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Zwischen Himmel und Erde Begegnungsreich )% JAHRE DAS GANZE JAHR FRIEDEN „SONG CONTEST“

Diese Grunderfahrung beinhaltet die Positives Erleben – ganz ohne Special E!ects Verantwortung, selbst zu einer weiteren guten und Glanz & Glamour – findet in unserer Entwicklung in diese Richtung beizutragen. Nachbarscha# statt.

Zwischen Himmel und Erde haben – Der Eurovision Song Contest ist jedenfalls in unserer Region – in den geschlagen. Sieger, Verlierer stehen fest letzten Wochen zahlreiche Feiern und – und dazwischen die Frage, ob die Jubiläen aus Anlass des Kriegsendes vor internationale Plattform für die Künst- 70 Jahren und der Gründung und Neu- lerkarriere Anfang oder gar Ende gründung von verschiedenen Parteien bedeutet. Als junger Radioreporter war und Institutionen stattgefunden. Gott ich 1991 beim Song Contest in Rom sei Dank. Blickt man in die Welt, so und erlebte ein großes Spektakel. kann man ermessen, dass die letzten Detailerinnerungen fehlen, geblieben Jahrzehnte in unserem Land eine wahr- sind die null Punkte „unseres“ Teilneh- haft segensreiche Entwicklung darstel- mers Thomas Forstner. len. Auch in unserer Geschichte hat es das so noch nicht gegeben, ganz zu schweigen von länger zurücklie- Was bleibt von 2015? Ein pompöses Feuerwerk wurde abgeschossen genden Zeiten vor 300 oder vor 500 Jahren. Viele Menschen, die heute mit einer großen Werbebühne für die Bundeshauptstadt und für leben, kennen nur die Zeiten des Friedens. Das ist schön. Aber es birgt Österreich. Und künstlerisch? Wurde wirklich das Beste geboten? auch die Gefahr in sich, diese Erfahrungen als eine Selbstverständlich- Repräsentiert die Musik die einzelnen Länder? Hat man die Herzen keit zu nehmen und nicht angemessen zu bewerten. Unsere 70-jährige der Menschen erreicht? Wo bleibt die Nachhaltigkeit, wenn die Emo- Friedenszeit hat mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und großen tionen und Erinnerungen schon meist nach dem Abdrehen der TV- persönlichen Opfern begonnen. Ich möchte als zwei Märtyrer, die vor Geräte verpuffen?! Das Marketing hat seine Arbeit geleistet, der genau 70 Jahren hingerichtet worden sind, den evangelischen Theolo- Showtross zieht weiter. Die Spots richten sich nun wieder auf die gen Dietrich Bonhoeffer und den katholischen Priester Alfred Delp nächsten Events, wo vielleicht mit gigantischen, finanziellen Mitteln nennen. Sie haben sich im wahrsten Sinn des Wortes mit dem Einsatz ein Top-Event oder gar Mega-Event produziert wird. ihres Lebens für den Frieden, für einen gerechten Umgang miteinander, gegen Unterdrückung und Hass, für die Gleichwertigkeit jedes Lebens 24 Jahre nach meinem persönlichen Song-Contest-Erlebnis und einige eingesetzt. Männer wie sie – und natürlich hat es ebenso viele Frauen Stunden vor dem heurigen Song-Contest-Finale habe ich weit mehr gegeben, von denen das gesagt werden kann – haben den Grundstein Emotion gespürt – und das ohne Special Effects und Glanz & Glamour gelegt, dass es nach dem menschenverachtenden und todbringenden auf einer ganz besonderen Bühne: zwei Musiker mit Harmonika und Regime zu einem Neuanfang kommen konnte. Gitarre im freudigen Wettstreit mit viel Wortwitz und Mimik. Alles unverfälscht, geerdet und hautnah im Weinviertler Brandlhof! Der Viele von uns profitieren heute davon. Und das ist in Ordnung. Aber Song Contest findet ganzjährig in unserem Bundesland statt. Schau- diese Grunderfahrung beinhaltet auch die Verantwortung, selbst zu plätze gibt es in nächster Nähe, gestaltet von Musikerinnen und Musi- einer weiteren guten Entwicklung in diese Richtung beizutragen. Im kern in der Familie, im Freundeskreis oder in Musikschulen. Eine Grunde sind es Werte, wie die Achtung vor jedem Leben, der maßvolle mediale Sternschnuppe, ein Megaevent trotz Mächtigkeit und Präch- Umgang mit der Schöpfung und ihren Ressourcen und die gerechte tigkeit verglüht, aber persönliches Erleben bleibt beständig und wird Verteilung der Mittel, die die Voraussetzung für eine positive Fortset- im Herzen abgespeichert. Und deshalb gebe ich meine persönliche zung unseres Weges sind. Sie möchte ich angesichts des diesjährigen Höchstpunktezahl: „12 Points“ unseren Musikschaffenden, Künstlern, Gedenkjahres in Erinnerung rufen. / Lehrern, Organisatoren und Vorbildern. /

Superintendent Paul Weiland Martin Lammerhuber Museumsdorf Niedersulz / 44

Essbare Blüten AUGENSCHMAUS

Veilchen, Rosen, Holler, Dahlien und Kapuzinerkresse – die essbare Blütenvielfalt.

Gänseblümchen, der Gartenklassiker.

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Pfeffrige Kapuzinerkresse für den Salat.

Nussiger Geschmack der farbenreichen Dahlien. Löwenmäulchen, im Volksmund „Froschgoscherl“.

Wenn in der freien Natur und in den Gärten lässt sie über Nacht stehen, gießt den Sirup Viel bäuerlicher und einfacher sind dagegen alles blüht und duftet, möchte man am ab und kocht ihn erneut auf. Dieser wird die Holunderblüten, die für Sirup oder Sekt liebsten die Zeit anhalten und die herrlichen wieder über die Blüten gegossen. Man wie- verwendet wurden und, getrocknet als Tee Farben, Formen und Gerüche einfangen. derholt den Vorgang so lange, bis der Sirup zubereitet, ein schweißtreibendes Heilmittel Das Konservieren von Düften und filigraner ganz aufgesogen ist. Eine andere Variante ist bei Erkältungen ist. In dickem Palatschin- Blütenschönheiten hat die Menschen schon das Überziehen der Blüten mit geschla- kenteig gebacken, waren und sind sie als immer fasziniert. Guter Duft war oft ver- genem Eiweiß, Bestreuen mit Zucker und „Hollerblüten im Backteig“ oder „Holler- bunden mit Reinheit, Luxus, dem Vorneh- anschließendem Trocknen im Herd bei etwa schöberl“ eine beliebte Süßspeise. men. So hat man gesammelt, getrocknet, 45 °C. Obwohl dem Schlankheitswahn erle- eingelegt, destilliert und natürlich auch gen, war eine der Lieblingssüßspeisen der Prinzipiell ist bei der Ernte und der Verwen- genossen, was Mutter Natur rund ums Haus österreichischen Kaiserin Sisi das Veilchen- dung aller Blüten darauf zu achten, dass sie zu bieten hatte. Nicht nur als olfaktorisches eis, das heute noch beim Demel in Wien biologisch gezogen oder an einem Ort Erlebnis, sondern auch für Gaumen und erhältlich ist. Im Mittelalter etwa färbte man gesammelt wurden, der keinen Spritzmitteln Geschmack. Heute wissen nicht nur Garten- mit Veilchen Speisen blau, auch Veilchen- ausgesetzt war. Kleine Insekten, die sich oft liebhaber, sondern zunehmend auch Fein- liköre waren beliebt. im Blütenkelch verstecken, kann man schmecker, essbare Blüten zu schätzen, denn abschütteln. Vor allem beim Holunder sollte mit der bunten Blütenvielfalt lassen sich Revival der Rosenblüten man darauf achten, dass man nur läusefreie wunderbare Dekorationen und köstliche Dolden abschneidet. Und: Tatsächlich nur Gerichte zaubern. Ähnlich begehrt wie Veilchen waren Rosen- solche Blüten ernten, die man kennt und blüten. Kandierte Rosenblüten als Dekor von denen man weiß, dass sie nicht giftig Das Duftveilchen wächst auch heute noch waren schon im 19. Jahrhundert Ausdruck sind! vielerorts als „Unkraut“, taucht unvermutet vollendeter Konditorkunst. Die kulinarische am Wegesrand oder in Blumenwiesen auf. Bandbreite dieser Blütendelikatesse wurde Blütenfundus Bauerngarten Wenn auch das Veilchenwasser, das „Par- vor einiger Zeit in den heimischen Küchen fum“ unserer Ururgroßmütter, oft aus der wiederentdeckt. Zartrosa Rosensirup, Rosen- In den Bauerngärten, wie sie im Museums- Veilchenwurz, einer Irisart, gewonnen likör, Rosengelée oder Rosenessig sind hier dorf Niedersulz zu finden sind, entdeckt wurde, so wurde der Geschmack der Veil- nur einige Beispiele dafür, was man aus den man noch weitere Arten von essbaren Blü- chen durch Kandieren bewahrt. Dazu über- duftenden Blütenblättern der „Königin der ten. Die Dahlie beispielsweise mit ihren far- gießt man die Blüten mit Sirup aus Zucker, Blumen“ herstellen kann. ben- und facettenreichen Sorten hat einen

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Grüner Teller mit Wiesenkräutern und Huflattichblumen. Aus dem Museumsshop.

angenehm nussigen Geschmack und ver- leiht jedem einfachen Blattsalat eine beson- „Bauernsafran“ FEINES & WÜRZIGES dere Note. Interessant ist auch Dahlienlikör, VOM ÖKOKREIS für den Dahlienblüten in Alkohol eingelegt Genauso unverwüstlich wie Borretsch kom- und mit Zucker und Zitronenschalen ver- men die Ringelblumen Jahr für Jahr ohne ——————————————————— feinert werden. Wiesenblumen-Klassiker, großes Zutun in den Gemüsegarten. Ihre Apfel-Kräutertee (150g, EUR 3,50) wie Löwenzahn oder Gänseblümchen, sind gelben und orangen Blütenblätter bringen Die Basis dieses Tees bilden getrocknete nicht nur bunt und wunderhübsch auf der Farbe in jeden Salat und fügen sich in Apfelwürfel aus den Streuobstanlagen des Wiese anzusehen, sondern schmecken auch pikante Gerichte genauso wie in Süßspeisen. Ökokreises. Der Apfel bringt den herrli- gut. Sie wurden früher zum Färben verwendet chen Geschmack und die natürliche Süße. und zum Strecken des oft unerschwinglich Der Zusatz von gehaltvollen Kräutern Selbst Löwenmäulchen sind essbar. Die teuren Safrans. Auch die Färberdistel, der und Blüten aus Waldviertler Hochlagen lustigen Blüten, die bezeichnenderweise Saflor, wurde für diese Zwecke eingesetzt. mit seiner intensiven Sonneneinstrahlung Froschgoscherl genannt werden, überra- Als sogenannten „Bauernsafran“ findet man vollenden das Geschmackserlebnis. schen mit angenehm frischem Geschmack. ihn noch heute manchmal in den Gewürzre- Hornveilchen oder Ackerstiefmütterchen galen. Einen kulinarischen Versuch wert ist Gewürzsalze (100g, EUR 3,50) mit ihren kleinen Gesichtern sehen beson- es, die großen Blüten von Kürbis oder Zuc- Verschiedene Sorten wie Sellerie- oder ders hübsch als Garnierung bei Süßspeisen chini zu verarbeiten. Roh schmecken sie gut Bärlauchsalz & scharfes Salz zum Wür- aus. mit allen Arten von Kräuterfüllungen, z. B. zen und Verfeinern. Inhalt: getrocknete mit Topfen oder fein vermahlenen Sonnen- Sellerie- oder Bärlauchblätter oder Honigartig süß schmeckt das Innere des blumenkernen. In Teig getunkt können sie getrocknete Pfefferoni aus biologischem Salbeis. Im Gegensatz zu den herberen Blät- in Fett herausgebacken oder aber mit Anbau, feines Meersalz, unjodiert. tern, die bei vielen pikanten Fleischgerich- Faschiertem gefüllt und im Rohr gebraten ten ihren Einsatz finden, harmonieren sie werden. Alle Produkte sind im MuseumsdorfShop auch hervorragend mit Obstdesserts. Die erhältlich! Kapuzinerkresseblüten hingegen fügen sich „Jeder gute Gärtner ist auch ein guter Koch“, mit ihrer würzigen, pfeffrigen Schärfe besser besagt ein Sprichwort. Wenn man weiß, was in frisches Gemüse ein. Die blauen Blüten die Vielfalt der farbenfrohen Gartenblüher des Borretsch mit ihrem Aroma, das an Gur- alles zu bieten hat, schätzt man ihre Schön- MUSEUMSDORF NIEDERSULZ ken erinnert, verleihen nicht nur Salaten heit noch viel mehr … / ——————————————————— besondere Frische, sie werden auch beim 2224 Niedersulz 250 Einlegen von Essiggurken verwendet. Text: Ulrike Nehiba und Freya Martin Tel. 02534 333 Öffnungszeiten: 9.30–18.00 Uhr www.museumsdorf.at Kultur.Region / 47

Kultur.Region NACHSCHAU

ERÖFFNUNG DES WAGNEREI!STADELS TAG DER MUSIKSCHULEN Foto: NLK Foto: Filzwieser

„Ehrenamtlicher“ Peter Huber, Herbert Nowohradsky, Obmann des Vereins „Freunde des Museumsdorfes“, Angela Baumgartner, Bürgermeisterin von Sulz im Weinviertel, Landesrat Karl Wilfing, Franz und Maria Halmschlag, V. l. n. r.: Hubert Kerschbaumer, Leiter des Musikschulverbands Veronika Plöckinger-Walenta, wissenschaftliche Leiterin Museumsdorf und Allhartsberg-Kematen-Sonntagberg, LH Stv. Mag. Wolfgang Sobotka, Edgar Niemeczek, GF der Kultur.Region.Niederösterreich. Christian Blahous, Leiter des Musikschulverbands Waidhofen/Ybbstal und Foto: Dietmar Bodensteiner Katharina Weitz (Klarinette) und Lena Hafenscher (Violoncello).

Landesrat Mag. Karl Wilfing eröffnete den Wagnerei-Stadel im Der Tag der Musikschulen wurde landesweit heuer zum fünften Museumsdorf Niedersulz und dankte insbesondere der Familie Mal ausgetragen. „Der Tag der Musikschulen macht die musika- Halmschlag aus Hollabrunn, dass es durch die Übertragung der lische Vielfalt unseres Landes sicht- und hörbar. Unsere Musik- Wagnerei ins Museumsdorf möglich wurde, ein Stück Geschichte schulen sind Talenteschmieden und sorgen für den musikalischen und Heimat dieser Region zu erhalten und im Heute darzustellen. Nachwuchs in Musikkapellen, Orchestern und Chören – sie _ machen Niederösterreich talentereich!“, so Landeshauptmann- Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, der selbst in St. Pölten der WUNDERWELT ÖTSCHER Tour des Musikschulbusses beiwohnte und anschließend in der Basilika Sonntagberg ein Konzert der besonderen Art erlebte. _

INTERNATIONALER MUSEUMSTAG

V. l. n. r.: Autor Bernhard Gamsjäger, Edgar Niemeczek, Holdinggeschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich, Dorothea Draxler, GF der Volkskultur Niederösterreich, Bürgermeisterin Petra Zeh und Superintendent Paul Weiland.

Dr. Edgar Niemeczek, Herausgeber und GF der Kultur.Region. V. l. n. r.: Landtagsabgeordneter René Lobner, Veronika Plöckinger-Walenta, Niederösterreich präsentierte das Buch „Wunderwelt Ötscher“ wissenschaftliche Leiterin Museumsdorf, Volkskundler Franz Grieshofer. im ORF Landesstudio Niederösterreich. Zahlreiche Gäste u. a. Prof. Norbert Gollinger, Landesdirektor ORF NÖ, Mag. Hermann Im Rahmen des Internationalen Museumstages am 16. Mai wurde Dikowitsch, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Land im Museumsdorf Niedersulz die Ausstellung „Bemalte Bauernkä- Niederösterreich, Kurt Farasin, GF der NÖ Landesausstellungen sten“ eröffnet. Die Auswahl aus der beeindruckenden Sammlung freuten sich, in dem druckfrischen Buch schmökern zu können. ist im Drösinger Hof präsentiert.

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EIN FEST FÜR DEN BRANDLHOF

Mit einem fröhlichen Begegnungsfest feierten rund 1.000 Ehren- gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur gemeinsam mit Künst- lern, Musikgruppen, lokalen Vereinen und zahlreichen Besuchern den 10. Geburtstag des Brandlhofs in Radlbrunn. „Nach zehn Jah- ren können wir sagen, dass der Brandlhof für Regionalität und Identität steht. Künstler und Publikum wissen die persönliche Atmosphäre, die liebevoll gestaltete Fest- und Feierkultur und die Qualität der Veranstaltungen sehr zu schätzen“, freuen sich Dorothea Draxler und Dr. Edgar Niemeczek, Holdinggeschäfts- führer der Kultur. Region.Niederösterreich. Wie es sich für den

Brandlhof gehört, wurde bei einem zünftigen Frühschoppen mit Weinviertler Geselligkeit: Zehn Jahre Brandlhof mit ausgezeichneter Volksmusik exzellenter Volksmusik und einem guten Gläschen Wein gefeiert. und guter Laune.

V. l. n. r.: Justizminister Wolfgang Brandstetter und Christine Brandstetter, Dorothea Draxler, Volkskultur Niederösterreich-Geschäftsführerin und Brandlhof- Chefin, Sissi Pröll, Präsidentin „Hilfe im eigenen Land“, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Moderatorin Barbara Stöckl und Schriftsteller Peter Turrini.

Die Gastgeber Dorli Draxler und Edgar Niemeczek prägen durch Engagement und Das Ehepaar Maria und Herbert Brandl, die einstigen Besitzer, Qualitätsbewusstsein den Brandlhof als Ort der Begegnung und Kultur. die den Kulturhof von Radlbrunn nun in guten Händen wissen.

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Gern gesehene Gäste: Brigardier Rudolf Striedinger, Militärkommandant von Künstler schätzen die Atmosphäre des Brandlhofs, wie der Schriftsteller Peter Turrini Niederösterreich und Gabriele Striedinger unterhielten sich glänzend. und die Dramatikerin Silke Hassler.

Matthäus Nimmervoll, Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld mit Gastronom Norbert Gollinger, Landesdirektor ORF NÖ, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll Toni Mörwald und Eva Mörwald. und Moderatorin Birgit Perl mit der Festbroschüre.

KULTUR.REGION INTERN ——————————————————————————————— Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: Traude Graf, Eichgraben, 7. Juni Rosa Lambauer, Traismauer, 15. Juni Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Clara Plappert, Gresten, 1. Juni Dipl.-Päd. Ing. Daniela Fux, Scheibbs, 23. Juni Irene Mühlbacher, Purkersdorf, 29. Juni Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Friedrich Damköhler (70), Ziersdorf, 22. Juni Stephan K. F. Hron (70), Wien, 27. Juni

Martin Lammerhuber, GF der Kultur.Region.Niederösterreich (l.) im Gespräch mit Bgm. Johann Gartner und Hubert Schultes (r.), Generaldirektor NÖ Wir gratulieren herzlich! Versicherung und Aufsichtsratsvorsitzender der Volkskultur Niederösterreich. _

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Hier findet ein interessantes Nachleben eines militärischen Bauwerks statt. Ich nannte dies einmal provokant: töten auf nd zwei Ebenen. In diesem Kontext geht es $ LIFE jedoch darum, dass die von der Ersten Tschechoslowakischen Republik errichteten Bunker unverwüstlich in der Landschaft Südböhmens und -mährens stehen und die Jägerschaft darin ein gutes und vor allem erhöhtes Fundament für ihre Ansitze erkannt hat.

Entlang der Grenze ist diese Paarung immer wieder zu entdecken. Andere Bunker liegen wie Findlinge in weiten Weizenfeldern, manche sind völlig zugewachsen, wieder andere wurden als Museumsbunker instand- gesetzt. /

Landeinwärts MINUS $% PROZENT

säcke. Ausgeweitet wurde der Aktionsradius mich barbarisch und gar nicht um 20 Pro- auf den Schreibtisch. Hier ist ein schönes zent erleichtert. Phänomen zu beobachten: Vieles, was auf dem Stapel „zu erledigen“ liegt, erledigt sich Ich hatte eine Biologielehrerin, Kriegsgene- ganz von selbst und kommt in die allseits ration, die keine Joghurtbecher wegschmiss. beliebte Rundablage. In der Küche wurden Ich kenne jemanden, der fein säuberlich die Gewürze aus der Zeit vor der neolithischen abgebrannten weihnachtlichen Spritzkerzen Revolution, die höchstens nur mehr für sammelt. Ein von mir geliebter Mensch hebt Archäobotaniker von Interesse sind, ausge- alles auf, um es dann nicht zu finden. Meine graben; im Kühlschrank liegt ein Paradeiser, Heranwachsenden werfen mir jetzt noch der im Langzeittest nicht und nicht schim- vor, einst ein Teletubby-Kuschelwesen ent- Die schöne neue Shoppingwelt hat mich auf meln will. Er bleibt, Testphase noch nicht sorgt zu haben. Ich grüble über die Weg- diese Idee gebracht. Ich habe die Aktions- abgeschlossen. werfgesellschaft – die Aktion -20 Prozent tage -20 Prozent ausgerufen. Sie haben ihre gerät ins Stocken. Der Abstellraum füllt sich. Anfänge in den Kleiderkästen genommen. Ich bin beim Kapitel Schulbücher angelangt. Alles, was ein Jahr nicht getragen wird, wird Ein heikles Terrain. Bücher soll man nicht Jetzt bin ich beim Team „Österreich Tafel“, wahrscheinlich nicht mehr das glitzernde wegschmeißen. Aber warum werden sie das samstags die von den Supermärkten Licht eines Festtages und die diesige Ebene nicht weitergegeben? Und wohin gehören weggeworfenen Lebensmittel an jene ver- des Alltags erblicken, raten uns diverse sie? Ich bedauere die mütterliche Fürsorge, teilt, die es nötig haben. Ich habe meine Modejournale. Also befreie ich Pullover und sie alle mit selbstklebender Folie eingebun- -20 Prozent gefunden. / Hosen aus dem dunklen, überfüllten den zu haben. Fürs Altpapier nicht zumut- Gefängnis und überführe sie in Altkleider- bar – also Umschläge abreißen. Ich fühle Mella Waldstein

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Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at

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