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Große Geburtstagfeier des DOKR auf den DKB-Bundeschampionaten: 100 Jahre im Galopp

Reitausbildung anno dazumal: Der Deutsche Kavalleriever- band präsentierte seine Reiter in prächtigen Uniformen. Weltmeister Kai Vorberg zelebrierte noch einmal seine berühmte „Mozart-Kür“.

Die „Dicken“ aus dem NRW-Landgestüt zeigen, wie schweres Gerät und Kanonen an die Front transportiert wurden. Galaabend 100 Jahre DOKR 9

Höhepunkt des Abends: Die Zwölfer-Grand-Prix-Quadrille unter Leitung von : Oliver Oelrich mit Don Daily, Lars Schulze-Sutthoff mit Emotion, Jan Hermann mit D’Accord, Uta Gräf mit Laurens, Jonny Hilberath mit Winterbottom, mit Warmokus, mit Saint Emilion, Carola Koppelmann mit Charming, Fabienne Lütkemeier mit Baldesarini, Victoria Michalke mit Wasabi, Anabel Balkenhol mit Rubin’s Royal und Helen Langehanenberg mit Rohjuwel.

Die olympische Dressuraufgabe von 1912 beinhal- tete auch einen Sprung über eine rollende Walze. Wie’s geht, demonstrierte Sandra Auffarth. Foto: Rohwedder 10 Galaabend 100 Jahre DOKR

Das Erfolgsrezept der Vielseitigkeit diskutierte Dr. Dennis Peiler (M.) mit Olympiasieger Hinrich Romeike (li) und Bundestrainer Hans Melzer.

Parcoursbau einst und jetzt erklärte Olaf Petersen (re.), der 1988 die ersten Motivhindernisse kreierte, links Moderator Christoph Hess.

Plauderten auf der Bühne über die Historie: (v.l.) Reinhard Wendt, lang­jähriger Geschäftsführer des DOKR, Moderatorin Petra Hartmann und Olympiareiter Karsten Huck

An alte Zeiten erinnerten sich Springreiter Wolfgang Brinkmann, Olympiasieger 1988, und der einstige Bundestrainer der deutschen Springreiter, Herbert Meyer. Im Hintergrund Reinhard Wendt. Galaabend 100 Jahre DOKR 11

Medaillengaranten: Die Para-Reiter (v.l.) Birgit Dreiszis, Hannelore Brenner, Bianca Vogel, Dr. Angelika Trabert und Steffen Zeibig, gratulierten ebenfalls zum runden DOKR-Geburtstag.

Gabriele Grillo, Dressur-Olympiasiegerin 1976, Unternehmensberater Jochen Kienbaum im Gespräch mit FN-Präsidiumsmitglied und und Ehefrau Anette genossen den -Finanzkurator Karl-Heinz Groß und Ehefrau Angela DOKR-Abend im VIP-Zelt.

Landrat Dr. Olaf Gericke und Stephan Mathes (mit Ehefrau Nicole) spon- seine Ehefrau Jutta im serte mit seiner Firma Horseship, einem On- Gespräch mit FN-Präsident line-Pferdevermittlungsportal, den Galabend. Breido Graf zu Rantzau.

Harry Boldt (re.), bis 2000 Bundestrainer der Dressur- reiter, und sein Nachfolger , der das Amt bis 2004 innehatte. Galaabend 100 Jahre DOKR 13

„Sie kennen mich noch?“ Die grau- haarige Dame strahlt über das ganze Gesicht und versprüht Fröhlichkeit. Ja, sie habe sich auf den Abend gefreut, sagt sie und strahlt noch mehr. Es ist , die mit dem Trakehner Ultimo die olympi- sche Goldmedaille bei den Spielen von 1976 gewann. In der Einzelwertung wurde die Unterneh- merin aus Duisburg Vierte. Standing Ovations für Hans Günter Winkler, den Olympiasieger von 1956, der mit der kleinen Stute Halla zu unsterb- lichem Ruhm ritt und als ältester Olympiasieger an der Gala teilnahm. Dies sind zwei Szenen eines Abends, der mit Erinnerungen prall gefüllt war und der manchen Besucher sogar zu Tränen rührte, als zwölf Reiter den einstigen Olympiasiegern zu Ehren eine Grand Prix-Quadrille zeigten. Hartmann, zeigten die historisch war so mies, dass man uns Deutsche Der berühmte Pferdemaler Zwölf Pferde zeitgleich in der Pirouet- kostümierten Reiter des Deutschen zunächst nicht reiten lassen wollte. Klaus Philipp (li.) te, zeitgleich in Piaffe und Passage – Kavallerieverbandes die militärische Das Publikum reagiert auf deutsche schenkte dem ein solches Bild kommt nur alle paar Reitausbildung, ritt Olympiasiegerin Ritte mit eisigem Schweigen. Bis zu DOKR zum Ge- Jahre mal zustande. Regie führte Sandra Auffarth die erste Dressurauf- Nicole Uphoffs Siegesritt auf Remb- burtstag ein Ge- mälde. Mit im Bild Bundestrainerin Monica Theodores- gabe der olympischen Reiterspiele randt. Diese Eleganz, diese Leichtig- Jürgen Thumann, cu, die ihr letztes Erfolgspferd Whis- von 1912, zelebrierte Voltigier-Welt- keit und diese Ausdruckskraft brach- Vorstandsvorsit- per noch einmal auf der großen Büh- meister Kai Vorberg seine berühmte ten die Zuschauern zum Jubeln. Der zender der im ne vorstellte. Nachdem sie mit Helen „Mozart-Kür“, zogen historische Kut- Bann war gebrochen“, erzählte Rein- Februar 2013 gegründeten Langehanenberg auf Rohjuwel einen schen über den großen Springplatz, hard Wendt. „Stiftung deutscher Pas de Deux präsentiert hatte, wurde veräppelte Westfalens Original Au- Auf der Bühne mit Vielseitigkeits- Spitzenpferde­ es feierlich. Hubertus Schmidt, Ana- gust Schulte Quaterkamp auf seinem reiter Hans Melzer und Doppel- sport“. bel Balkenhol, Fabienne Lütkemeier, Kaltblüter die Dressurszene und stan- Olympiasieger Hinrich Romeike kam Uta Gräf, Jonny Hilberath, Dorothee den Ponykids sinnbildlich für die Öff- – natürlich – auch die großartige Schneider und weitere Aktive aus nung der Reiterei zum Breitensport. Erfolgsgeschichte der Vielseitigkeit den Dressurkadern präsentierten „Eine lebendige Geschichtsstunde“, zur Sprache. Bei den Olympischen vor den Olympiasiegern und Medail- wie Christoph Hess es nannte. Spielen von Sydney 2000 hatte die- lengewinnern die klassische Dressur. se Disziplin ihren Tiefpunkt erreicht. Zweimal nur hatten sie geübt, dafür Krisen und Neuanfänge Der Tierschutz war auf den Barri- klappte es bestens. Das Publikum Für ernste Töne sorgte Reinhard kaden, selbst Reiter distanzierten war aus dem Häuschen. Rund 2.500 Wendt, der langjährige und ehema- sich von ihr. International drohte sie Zuschauer – mehr fassten die Tri- lige Geschäftsführer des DOKR, der aus dem olympischen Programm zu bünen und Zelte nicht – tobten vor die schönen Seiten des Spitzensports, fliegen, national lag sie restlos am Begeisterung. Es war der Höhepunkt aber ebenso die Schattenseiten und Boden. Das ist erst zehn Jahre her. und zugleich Abschluss der Feierlich- Krisen der Vergangenheit darstell- Die FEI und die nationalen Verbän- keiten rund um den 100. Geburtstag te. Er sprach von den erfolgreichen de reagierten mit einer Vielzahl von des Deutschen Olympiade-Komitees Olympiareitern des Nationalsozialis- Reglementänderungen, die alle ei- für Reiterei (DOKR). mus, die zum Teil dem Regime sehr nem Ziel dienten: die Vielseitigkeit distanziert gegenüberstanden, zum sicherer zu machen. National kam die Von Kavallerie bis Mozart Teil aber auch mit großer Nähe. „Auch „100 Jahre im Galopp“ hieß die Gala, das gehört zu unserer Geschichte“, so in der in vielen Schaubildern, Talk­ Wendt. Die Krisen der jüngeren Ver- runden und Interviews die Geschich- gangenheit begannen 1990 bei den te des DOKR lebendig wurde. Mode- ersten Weltreiterspielen mit der Barr- riert von Christoph Hess und Petra Affäre. „Die Stimmung in Stockholm 14 Galaabend 100 Jahre DOKR

40 Olympiamedaillengewinner nahmen „Buschreiterei“ mit intensiven För- tive hin 1913 das „Komitee für die an der DOKR-Feier teil. Einige von derprogrammen seitens des DOKR Kämpfe zu Pferde bei den Olympi- ihnen (vordere Reihe): Thies Kaspareit wieder auf die Beine. Reinhard Wendt schen Spielen zu Berlin 1936“ ge- (Vielseitigkeit (VS) 1988), Wolfgang Brinkmann (Springen 1988), Helmut war einer der Architekten der neuen gründet wurde, wäre heute sicher Rethemeier (VS 1976), Gabriela Grillo Vielseitigkeit. Bei der Gala sagte er: zufrieden. 85 olympische Medaillen, (Dressur 1976), Harry Klugmann (VS „Wenn wir jetzt sehen, mit welcher darunter 39 goldene konnten deut- 1972), Horst Karsten (VS 1964/1972) Konstanz, Geschlossenheit und Über- sche Pferdesportler in den drei Diszi- und Karsten Huck (Springen 1988). Hintere Reihe (v.l.): Lutz Gössing legenheit und mit welchen Erfol- plinen Dressur, Springen und Vielsei- (VS 1972), Otto Ammermann (VS 1976), gen unsere Vielseitigkeitsreiter von tigkeit in den vergangenen 100 Jah- Dirk Schrade (VS 2012), Klaus Balkenhol Olympischen Spielen, Welt- und Eu- ren gewinnen. Eine beeindruckende (Dressur 1996), Otto Becker Er durfte natürlich ropameisterschaften zurückkehren, Erfolgsstory, die zwar ihren Anfang (Springen 2000), nicht fehlen: West- (Dressur 2000, 2008), dann können wir stolz feststellen, das nicht in Warendorf, sondern in Ber- falens Original (Dressur 2004/2008) und August Schulte Krisen immer auch Chancen bieten.“ lin nahm, die aber heute untrenn- (Dressur 1984). Quaterkamp zog bar mit der westfälischen Kleinstadt die Dressur durch den Kakao, dies- DOKR und Warendorf verbunden ist. Bürgermeister Jochen Warendorf seit den 1950er Jahren mal nicht im Sattel Kaiser Wilhelm II. und sein Sohn Walter betonte in seiner Festanspra- formte den Charakter unserer Stadt von Hurrican, son- Kronprinz Wilhelm, auf deren Initia­ che: „Das Engagement des DOKR in entscheidend mit und schenkte der dern auf Harald. Stadt über die Landesgrenzen hinaus das wertvolle Renommee als „Stadt des Pferdes.“ Zehn Prozent aller Wa- rendorfer gehen einer „pferdenahen“ Berufstätigkeit nach – vom Pferde- pfleger bis zum Gärtner auf einer Reitanlage, vom Tierarzt bis zum FN- oder DOKR-Mitarbeiter. Die enge Verbundenheit von DOKR und Stadt spiegelte sich auch beim Rathaus- Empfang der Olympiasieger wider: Bürgermeister Walter bat FN-Präsi- dent Breido Graf zu Rantzau, sich ins Goldene Buch der Stadt Warendorf einzutragen. „Ich bin davon über- zeugt, dass auch die kommenden 100 Jahre von Erfolgen geprägt sein werden, die dem DOKR und unserer Foto: Rohwedder Stadt besondere und unvergessliche Momente schenken werden“, schloss der Bürgermeister seine Rede. hen