pro OLIZEI P INFORMATIONEN FÜR NIEDERSACHSENS POLIZEI

Heft September / Oktober – 2017 www.polizei.niedersachsen.de Polizei Extrablatt von 1985

G20 Polizeieinsatz am 7. und 8. Juli in

Strategie 2020 Demografischer Wandel: Entwicklungspotenzial nutzen

Sprachkurs Plattdeutsch für Polizisten

Jubiläum 70 Jahre in Niedersachsen Inhalt | Impressum

✘ Titel G20 – Gipfeltreffen und Polizeieinsatz am 7. und 8. Juli in Hamburg 4 G20 – Einsatz der Spezialkräfte im Schanzenviertel 5 G20 – BFHu Niedersachsen kehrt mit 32 Verletzten aus Einsatz zurück 9 G20 – 140 Einschläge an Wasserwerfern 11 G20 – „Danke, dass ihr hier seid!“ 12

G20 – Im Einsatz: Konfliktmanager aus Niedersachsen 13 Seite 17 G20 – Auch für den Reiterzug war der Einsatz eine Herausforderung 14 G20 – Phönix über Hamburg 15 G20 – Zwischen Berliner ‚Partypolizisten‘, dem Gipfel und der Gewalt 16

✘ Aktuell Sommerreise des Innenministers 17

✘ Niedersachsen Strategie 2020 – Demografischer Wandel 18 Seite 24 Lüneburg – 4.500 Gäste bei Verkehrssicherheitstag 20 Meldungen 21 PolizeiClient – Pilotbetrieb in der PI Diepholz gestartet 22 Straßenverkehr – Aktion „Helfen statt Gaffen“ 23 22. Deutscher Präventionstag 24 Verkehrssicherheit – Landesweite Präventionsaktion 25 Sprachkurs – Plattdeutsch für Polizisten 26 Jubiläum – 70 Jahre Wasserschutzpolizei in Niedersachsen 27 Seite 27 Safe Tourist Season 2016 (Teil 3) 28

✘ Sport NPM Leichtathletik 2017 – Großer Sport, tolle Stimmung 29

✘ Intern PI Stade – Kindertagesstätte: Was lange währt, wird endlich gut 30

Titelbild: VU-Simulation im DRK-Trainingszentrum Hannover, Foto: Hallmann

Seite 29

Impressum proPolizei XXXII. Jahrgang Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Lavesallee 6, 30169 Hannover Verantwortlich: Philipp Wedelich, Vertreterin: Nadine Bunzler-Devoucoux Redaktion: Christian Cernak, Frank Federau, Herbert Fritzsche, Marion Henke, Sabine Hoffmann, Franziska Santhiralingam, Sven Thielert, Doris Wollschläger Anschrift der Redaktion: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Redaktion proPOLIZEI, Postfach 221, 30002 Hannover Tel. 05 11/1 20- 60 44 oder - 62 59, Fax 05 11/ 120- 65 55, E-Mail: [email protected] Konzept, Layout und Satz (DTP): @ktuell Redaktionsbüro Draxler, Im Lohe 13, 29331 Lachendorf Tel. 0 51 45/98 70- 0, E-Mail: [email protected] Druck: Sedai-Druck GmbH & Co. KG, Böcklerstr. 13, 31789 Hameln Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Heraus- gebers oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften (gegebenenfalls in gekürzter Form) zu veröffentlichen.

2 proPolizei Heft 5/2017 Editorial

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

s gibt Polizeieinsätze, die einem aus unterschiedlichen Gründen noch lange im Gedächtnis E bleiben – da geht es Ihnen bestimmt genauso wie mir. Obwohl der G20-Gipfel inzwischen schon wieder einige Wochen zurückliegt, beschäftigen die teils dramatischen Ereignisse noch immer Politik, Gesellschaft und auch die Polizei. So liegt es auf der Hand, dass auch wir uns in einem Schwerpunkt und aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema auseinandersetzen. Werfen Sie also mit mir noch einmal einen Blick zurück auf einen der größten Einsätze der ver- gangenen Jahre. Bereits Monate vor dem Gipfelbeginn unterstützte die Polizei Niedersachsen in Hamburg beispielsweise mit Einheiten der Bereitschaftspolizei bei Objektschutzmaßnahmen. Etwa 14 Tage vor dem Eintreffen der ersten Staatsgäste machte sich eine Vielzahl weiterer Kräfte von uns auf in die Hansestadt. Spätestens zum 5. Juli bereiteten sich knapp 2.000 niedersächsische Be- amtinnen und Beamte zu Lande, zu Wasser und in der Luft konzentriert und professionell auf die kommenden Tage vor – während ihre Kolleginnen und Kollegen in den Heimatdienststellen enger Christiana Berg, zusammenrückten und zusätzliche Dienste übernahmen, um den Alltagsbetrieb zuhause sicherzu- Polizeipräsidentin stellen. der ZPD Die Hoffnung auf einen friedlichen Gipfel, so sie überhaupt vorhanden war, zerschlug sich am Vor- abend des offiziellen Gipfelbeginns. Die erschreckenden Bilder, die in den darauffolgenden Tagen aus Hamburg um die Welt gingen, sind uns noch immer präsent. Doch es sind nicht nur die Bilder: Viele von Ihnen erlebten im G20-Einsatz noch nie dagewesene Herausforderungen mit körperlichen und psychischen Belastungen bis an die Grenze des fast Unerträglichen. Dafür gebührt Ihnen zu Recht großer Dank, Respekt und höchste Anerkennung, auch von mir. Angesichts der unfassbaren Gewalt gegen die Polizei, aber auch gegen das Eigentum der Hambur- ger Bevölkerung, reagiere ich noch immer fassungslos, wenn einige der bloßen Polemik wegen in herablassendem Ton nicht nur über die Hamburger Polizeiverantwortlichen urteilen, oder gar un- sachlich den Vorwurf erheben, die Polizei habe alles falsch gemacht, und überhaupt, sei sie provo- zierend und eskalierend vorgegangen. Ja, es sind noch viele Fragen offen und müssen geklärt werden. Doch entgegen einer lauten, wo- möglich in der Öffentlichkeit geführten Debatte, rate ich zu einer differenzierten, intern und sachlich geführten Aufarbeitung. Denn auch Wochen danach, lässt sich die Frage nach dem „Wie konnte das passieren?“ nicht so leicht beantworten. Obwohl wir alle Bilder wie aus Hamburg nicht wieder sehen wollen, bin ich realistisch genug und weiß, dass wir es als Polizei auch künftig mit Einsatzszenarien zu tun haben werden, die Sie an die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit führen werden. Wichtig ist mir, ohne gleich mit dem Finger auf andere zu zeigen, insbesondere aus den Lehren des G20, wie aus anderen Einsäten auch, die rich- tigen Schlüsse zu ziehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dieses im Schulterschluss gelingt. Ihre

Foto: MI Heft 5/2017 proPolizei 3 Titel

G20 Gipfeltreffen und Polizeieinsatz am 7. und 8. Juli in Hamburg

Der 1. Dezember 2016 war der technische Einheiten der Bereitschafts- Kräfte für die Öffentlichkeitsarbeit, Er- Tag, an dem Deutschland für ein polizei nach Hamburg entsandt. mittler, sonstige Funktionen in den Stä- Jahr die G20-Präsidentschaft In der späteren Phase und unmittelbar ben, Techniker, Führungs- und Einsatz- übernahm. Zu diesem Zeitpunkt vor dem Gipfel waren dann mehrere Hun- mittel und Räumlichkeiten für eine stand bereits fest, dass das dertschaften parallel im Einsatz. Letztend- mögliche Gefangenensammelstelle. alljährliche Treffen am 7. und 8. lich schickte Niedersachsen zum eigent- Nach den ersten massiven Ausschrei- Juli 2017 in Hamburg stattfinden lichen Gipfel über 1.900 Polizisten aus den tungen wurde die Kräfteplanung neu sollte. Die Hafenstadt mit der verschiedensten Tätigkeitsbereichen. Den überdacht. Ein „Hilferuf“ aus Hamburg neuen Elbphilharmonie und der größten Teil des Kräftekontingents stellten nach weiteren Kräften ging am Morgen Messe als Tagungsort sollte die Einheiten der Bereitschaftspolizei und des 7. Juli an die Bundesländer und den Kulisse für schöne Bilder sowie fünf Alarmhundertschaften aus den Flä- Bund, sodass Niedersachsen weitere 100 politische Erfolge sein. chenpolizeidirektionen. Kräfte des Einzeldienstes aus drei Flä- Mit dabei waren unter anderem auch chenpolizeidirektionen als Unterstützung Die Bilder, die man heute mit G20 as- Angehörige der Wasserschutzpolizei, mobilisierte. soziiert sind brennende Autos, ge- Während der G20-Ausschreitun- plündert Geschäfte und rund 600 gen wurden nicht unerhebliche verletzte Polizisten. Dass es rund Vermögenswerte zerstört. Erste um den Gipfel zu kleineren und Schätzungen beliefen sich auf zirka größeren gipfelkritischen Demons- zwölf Millionen Euro. Darüber hi- trationen kommen würde, war naus wurden im Nachgang des während der mehr als einjährigen Einsatzes weitere verletzte Kräfte Einsatzplanung absehbar. Die In- bekannt. Damit wurde die Anzahl tensität und die Dauer der Gewalt, der im Einsatzzeitraum vom 22. insbesondere im Schanzenviertel, Juni bis zum 10. Juli verletzten erschreckte aber nicht nur die Ein- Polizeibeamten durch Hamburg satzleitung. zwischenzeitlich auf 592 korrigiert. Für die niedersächsische Polizei Glücklicherweise waren keine war es selbstverständlich, dass die Schwerstverletzten zu beklagen. Kollegen in Hamburg schon bei der Auch wenn der G20-Gipfel in Planung Unterstützung bekommen Hamburg stattfand, waren nieder- sollten. Bereits im März 2016 konn- sächsische Polizisten maßgeblich te der spätere Gesamteinsatzleiter am Einsatzverlauf beteiligt. Somit Hartmut Dudde den Leitenden war es für die proPOLIZEI-Redak- Polizeidirektor Michael Zorn von tion selbstverständlich das Thema der Zentralen Polizeidirektion Nie- in diese Ausgabe aufzunehmen. Auf dersachsen für den Aufbau des Einsatz- Diensthundführer, Verkehrskräfte mit den folgenden Seiten können Sie Mo- abschnitts (EA) „Intervention“ gewinnen. Streifenwagen und Motorrädern, Kon- mentaufnahmen einzelner Einsatzkräfte Je näher der Gipfel rückte, desto um- fliktmanager, die Reiterstaffeln aus Han- aus Niedersachsen, insbesondere aus der fangreicher wurde die niedersächsische nover und Braunschweig, ein Polizeihub- „Schanze“ und ein Interview mit Michael Kräfteunterstützung für die Hansestadt. schrauber und Spezialisten vom Zorn (siehe S. 5 ff) zum EA „Intervention“ Bereits seit dem Frühjahr wurden immer Niedersachsen. lesen. wieder einzelne Hundertschaften sowie Ebenso stellten die Polizeibehörden Sven Thielert

Foto: Polizei 4 proPolizei Heft 5/2017 Titel

G20-Einsatz Michael Zorn über den Einsatz der Spezialeinheiten im Schanzenviertel

besondere Komplexität gekennzeichnet war. ? Wann nahm der Stab des EA seine Arbeit auf und wer begleitete Sie aus Niedersachsen mit nach Hamburg? Zorn: Zwischen April und Juni 2016 habe ich zusammen mit vier Kolleginnen und Kollegen der Hamburger Spezial- einheiten die administrativen und logis- tischen Grundlagen für die beiden Ein- sätze festgelegt. Anfang Juli 2016 wurden PHK Tho- mas Illgner (4. BPH), POK Mark Wies- ner (3. BPH), PK Volker Grabowski (D 21) und ich für die Dauer von 13 Mona- ten zum SEK Hamburg abgeordnet. Je- weils zwei beziehungsweise drei Mona- LtdPD Michael Zorn beim Überflug des te vor den Einsätzen ist POK Torsten Hamburger Hafengeländes Obst (PI Braunschweig) zu uns gestoßen. Mein Führungsstab hat ab August er Einsatzabschnitt (EA) „Inter- Zorn: Im März 2016 hat mich der 2016 dann Konturen angenommen. Die D vention“ wurde während des G20- designierte Polizeiführer in Hamburg, Kunst war, die Kolleginnen und Kollegen Gipfels vom Niedersachsen Michael Zorn Hartmut Dudde, angerufen und gefragt, mit ihren Stärken, Eigenschaften und geführt. Der 56-jährige Leitende Polizei- ob ich bereit wäre, den Einsatzabschnitt Fähigkeiten in die richtige Rolle inner- direktor ist Angehöriger der Zentralen „Intervention“ in den beiden Einsätzen halb des Stabes zu bringen. Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) anlässlich des OSZE-Gipfels im Dezem- Der Führungsstab war nicht nur mit und wurde bei Großlagen auch in anderen ber 2016 und des G20-Gipfels im Juli Angehörigen der Spezialeinheiten be- Bundesländern wiederholt als Abteilungs- 2017 zu führen. setzt, was – bedingt durch die relativ führer oder EA-Leiter eingesetzt. Darüber Da insbesondere die Planung der bei- „dünne“ Personaldecke im Bereich der hinaus verfügt er durch seine zwischen- den Einsätze nur im Hauptamt wahrge- Spezialeinheiten – auch nicht möglich zeitliche Tätigkeit als stellvertretender nommen werden konnte und in der gewesen wäre. Diese Durchmischung hat Leiter des SEK Niedersachsen über be- Konsequenz mit einer einjährigen weit- nahezu perfekt funktioniert. Kurz vor sondere Fachkenntnisse. gehenden Abwesenheit von zu Hause dem G20-Gipfel sind POR Willi Lutze Nach dem G20-Einsatz sprach pro- verbunden war, hat bei uns der Familien- (D 21), POK Hendrik Schultz (4. BPH), POLIZEI mit Michael Zorn über seine rat getagt. So konnte ich Herrn Dudde POKin Saskia Pinkvos (D 22.9), PK Verwendung in Hamburg und den Ein- schließlich zusagen. Matthias Hein (TEE) sowie PHKin Mai- satz „seiner“ Spezialeinheiten im Schan- Für mich persönlich ist es natürlich ka Nordmeyer und PHKin Nadine Eggers von der Polizeiakademie Nieder- zenviertel: eine besonder Ehre gewesen, als Ange- sachsen zu uns gestoßen. ? Wann wurde die Idee an Sie heran- höriger der ZPD einen Einsatzabschnitt getragen, dass Sie den EA „Interven- für die Polizei Hamburg in einer Lage ? Welche Aufgaben hatte Ihr EA tion“ übernehmen sollen? übernehmen zu dürfen, die durch eine während des G20-Gipfels?

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 5 Titel

Interventionskräfte im Schanzenviertel

Zorn: Vor dem Hintergrund der ab- Am späten Abend des 7. Juli hat mich (große Steine, Paletten, Eisenstangen) strakten, aber ernstzunehmenden Be- der Gesamteinsatzleiter angerufen und von den Dächern warfen, und auf das drohungslage durch terroristische Ge- gefragt, ob wir in der Lage wären, meh- Vorrücken der geschlossenen Einheiten walttäter, lagen die Aufgaben und rere Personen von Hausdächern in der am Boden warteten. Nachdem ein Mo- taktischen Ziele primär in der Verhinde- Straße „Schulterblatt“ im Schanzenvier- lotowcocktail geworfen worden war, rung von Terroranschlägen und Attenta- tel zu entfernen. Durch diese Personen wurden weitere auf den Dächern ver- ten sowie der Detektion und Abwehr von werde ein Hinterhalt vorbereitet, der mit mutet. Es brannten mehrere Barrikaden, UAV, den sogenannten Drohnen. Darüber einer akuten Lebensgefahr für die ein- einige Geschäfte waren geplündert hinaus waren wir für die Sicherheit der gesetzten Kräfte der geschlossenen Ein- worden und es wurde der Versuch unter- Staatsgäste und Schutzpersonen zustän- heiten unten auf der Straße verbunden nommen, diese in Brand zu setzen. Hier- dig. sei. durch sollte der EA-Leiter der am Boden ? Wann haben Sie von den Ausschrei- ? Wie haben Sie die Lageverschärfung befindlichen Eingreifkräfte gezwungen tungen in der „Schanze“ erfahren? in der Schanze bewertet und wie haben werden vorzurücken. Aus vielen Häusern Zorn: Vorausschicken muss ich an Sie taktisch reagiert? waren die Hilferufe von Anwohnern zu dieser Stelle, dass ich keine Details be- Zorn: Nach den mir vorliegenden hören. züglich des Einsatzes schildern werde, Informationen befanden sich zu dem Die Übernahme des Einsatzauftrages da sich der Hamburger Senat im Rahmen Zeitpunkt Personen auf den Dächern der war für uns mit Schwierigkeiten ver- eines Sonderausschusses mit dem G20- Gebäude im „Schulterblatt“. Auf dem bunden, da einerseits viele meiner Kräf- Einsatz ab Ende August befassen wird. Dach des Hauses „Schulterblatt 1“ und te in konkreten Schutzmaßnahmen an Insofern sind die folgenden Informatio- einem davor befindlichen Gerüst befan- Veranstaltungen, Schutzpersonen und nen auch öffentlich zugänglich. den sich Personen, die Gegenstände Schutzobjekten gebunden waren. Ande-

Foto: Polizei 6 proPolizei Heft 5/2017 Titel

rerseits befanden sich andere Kräfte Spezialeinheiten im eigenen Land vor- gung, dass daraus kein Patentrezept abzu- unter anderem in einer verdeckten Auf- halten mussten. leiten ist. Jede Lage gestaltet sich anders, stellung im Stadtgebiet mit dem Ziel der Die internationale Unterstützung ist in der Folge auch die Auftragslage und Anschlagsverhinderung. Diese Aufstel- gar nicht so ungewöhnlich. Auf der Basis somit die taktische Aufstellung. Ich halte lung erfolgte in kleinen, eher militäri- des Vertrages von Prüm und unter ande- es aber nicht für ausgeschlossen, dass in schen Einheiten – in Truppstärke. rem der bilateralen Verträge der Bundes- absehbarer Zeit eine Polizeidienstvor- Dies hatte vor dem Hintergrund der republik mit den Anrainerstaaten ist eine schrift „EA Intervention“ entwickelt wird. Gesamtlage zur Folge, dass wir umglie- solche Unterstellung möglich, wenn das Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus? dern mussten, da ein derartiger Einsatz jeweilige Gefahrenabwehrrecht des ein- ? unter diesen Rahmenbedingungen nicht satzführenden Bundeslandes dieses zu- Zorn: Für mich persönlich waren die prognostizierbar gewesen war. Darüber lässt. Dies war in Hamburg der Fall. beiden OSZE- und G20-Einsätze eine hinaus war ein Verlegen meiner Kräfte Meines Wissens sind Polizeikräfte aus große Herausforderung und – wie bereits selbst mit Sonder- und Wegerechten sehr mehreren europäischen Staaten im Ein- erwähnt – eine große Ehre. Da ich nicht mühsam. Wir haben dann mit aufwach- satz gewesen. mehr der Jüngste bin, stecken mir die senden Kräften ein Haus nach dem an- vergangenen 15 Monate – salopp formu- Wie reagierten die Gewalttäter im deren geöffnet, durchsucht, Tatverdäch- ? liert – etwas in den Knochen, und ich Schanzenviertel auf den SEK-Einsatz? tige fixiert und an andere Kräfte über- freue mich wirklich auf einige Wochen Zorn: Die Gewalttäter haben sich geben. Urlaub mit meiner Familie. sofort von den Dächern und Gerüsten Die Zusammenarbeit mit den Hambur- ? Welche SEK-Kräfte waren in der sowie aus den Häusern zurückgezogen ger Kolleginnen und Kollegen, meinen Schanze im Einsatz? beziehungsweise haben sich „ergeben“, Kräften, der Bundespolizei, dem Bun- Zorn: An dem Einsatz waren SEK- da sie offensichtlich nicht mit unserem deskriminalamt, der Bundeswehr, der Kräfte aus mehreren Bundesländern Einsatz gerechnet haben. US-Botschaft in Berlin, dem Weißen sowie Kräfte des österreichischen Ein- Welches Fazit ziehen Sie für zukünf- Haus und Secret Service sowie vielen satzkommandos COBRA beteiligt. ? tige Großeinsätze, auch in Niedersach- anderen Organisationen und Unterneh- ? Wieso befanden sich österreichische sen, im Hinblick auf einen EA „Inter- men war exzellent. Sie bestätigt mich Kräfte im Einsatz? vention“? einmal mehr in der Auffassung, dass ein Zorn: In meinem Einsatzabschnitt Zorn: Ohne meinem Abschlussbericht nicht unwesentlicher Schlüssel zum waren unter anderem Kräfte der Spezial- vorgreifen zu wollen oder zu können, Erfolg in der Frage liegt, wie wir jeden einsatzkommandos aller Bundesländer steht auch nach einer ersten internen Tag miteinander umgehen. Dies gilt auch tätig. Angesichts des Auftragsumfangs Nachbereitung fest, dass unser etwas oder insbesondere in Stress- oder Ex- hatte ich einen sehr hohen Kräftebedarf, ungewöhnliches „Baukastenkonzept“, tremsituationen. der bei etwa 600 Beamtinnen und Beam- bestehend aus kleinen, eher militärisch Abschließend danke ich dem Gesamt- ten lag. Daher habe ich im Rahmen eines strukturierten und ausgerüsteten Trupps einsatzleiter, LPD Hartmut Dudde, für Amtshilfeersuchens um Unterstützung mit unterschiedlichen Eigenschaften und die angenehme, professionelle Zusam- durch die Kollegen der COBRA gebeten. Fähigkeiten, für beide Einsätze absolut menarbeit und das grenzenlose Vertrau- Hintergrund war natürlich auch, dass alle richtig war. en, das er mir entgegengebracht hat. Bundesländer für eigene Lagen weiterhin Ich bin allerdings auch der Überzeu- Sven Thielert | Sabine Hoffmann.

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 7 Titel

Foto: Polizei 8 proPolizei Heft 5/2017 Titel

G20 BFHu Niedersachsen kehrt mit 32 Verletzten aus Einsatz zurück

Einsatz in der Hafenstraße

nlässlich des G20-Einsatzes war vom 27. Juni bis zum 9. Juli wurde die 450 G20-Gegnern rund um St. Pauli A nahezu die gesamte niedersächsi- BFHu Nds. von der 2. BPH aus Hanno- (29. Juni) sche Bereitschaftspolizei in Hamburg im ver geführt. Die zweite BFE kam von der  versammlungsrechtliche Betreuung Einsatz. Darunter befand sich auch die 6. BPH aus Oldenburg. Die BFHu Nds. des „Altmarkt-Wendland-Konvois“ speziell für den Zeitraum des Gipfel- war dem Einsatzabschnitt (EA) Eingreif- (1. Juli) treffens aufgestellte „Beweissicherungs- kräfte unterstellt, in dem sich bis zu 15  Unterstützung der Einsatzkräfte beim und Festnahmehundertschaft Nieder- BFHu’en aus dem gesamten Bundes- G20-Protestcamp Entenwerder sachsen (BFHu Nds.)“. gebiet einschließlich der österreichi- (3. Juli) Die BFHu Nds. setzt sich grundsätz- schen WEGA befanden.  Bereithaltung am Flughafen als Ein- lich aus zwei Beweissicherungs- und Der Auftrag umfasste die Bewältigung greifkräfte für den EA Strecken- Festnahmeeinheiten (BFE), einem takti- besonderer Einsatzlagen, die offensive schutz (6. Juli). schem Zug sowie einer Hundertschafts- Bereitstellung im Bereich erkannter Der 6. Juli begann für die BFHu Nds. führungsgruppe zusammen. Der takti- „Störergruppen“, die Unterstützung der noch relativ entspannt. Gegen 19:30 Uhr sche Zug wird als „Bearbeiterzug“ für anderen Einsatzabschnitte und die sollte sich das ändern: Die Einheit wurde die beiden BFE eingesetzt, um diese bei Durchführung von Fest- und Ingewahr- dem Einsatzabschnitt (EA) Eingreifkräfte der Abarbeitung von sämtlichen Sach- samnahmen. zurückunterstellt, da Ausschreitungen bei verhalten zu unterstützen. Zielrichtung Die offene Bereithaltung im Stadtge- der „Welcome to Hell“-Demonstration im ist die schnellstmögliche Wiederherstel- biet war grundsätzlich in Früh-, Spät- Bereich Fischmarkt begannen. lung der Einsatzbereitschaft der BFEen. und Nachtdiensten vorgeplant. Von Mit Sonder- und Wegerechten verlegte In der Vorphase im Juni stellte die 3. dieser Planung wurde allerdings mit die BFHu Nds. in Richtung Fischmarkt, Bereitschaftspolizeihundertschaft (BPH) zeitlicher Nähe zum Gipfel aufgrund von um dortige Kräfte dabei zu unterstützen, aus Braunschweig die BFHu Nds. und Einsatzlagen immer mehr abgewichen. die eskalierende Lage in den Griff zu be- wurde durch die BFE der 5. BPH aus Diese Lagen waren unter anderem kommen. Vor Ort bot sich ein Bild von Göttingen komplettiert. Im Zeitraum  Begleitung einer Demonstration von fliegenden Steinen, Flaschen, pyrotechni-

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 9 Titel

schen Gegenständen und Böllern, die in mehrfach brennende Barrikaden beseitigt Niedersachsen aus diesem Einsatz ent- Richtung der eingesetzten Kräfte gewor- werden. Auch hierbei wurden Kräfte im- lassen und kam im Hotel zur Ruhe. fen wurden. mer wieder mit Gegenständen beworfen, Dies war auch gleichzeitig der Ab- Die BFHu Nds. ging mit bereits ein- so dass gegen diese Straftätergruppen schluss des G20-Einsatzes für die BFHu gesetzten Hundertschaften gegen die agiert werden musste. Mit Eintreffen im Nds. Nach einer Abschlussbesprechung werfenden Straftäter vor und wurde dabei Schanzenviertel unterstützte die BFHu mit allen BFHu Führern, der EA Leitung selbst Angriffsziel. Bis zum 7. Juli (zirka Nds. bei Sperr- und Räummaßnahmen. und dem Gesamteinsatzleiter kehrte die 3 Uhr) wurde die Einheit permanent im Nachdem sich die Lage am frühen Morgen BFHu Nds. in die Heimat zurück. Bereich St. Pauli und dem Schanzenvier- beruhigte, wurde die BFHu Nds. am 8. Juli Im Zeitraum vom 6. Juli (zirka 6 Uhr) tel gegen randalierende und hoch aggres- gegen 4:30 Uhr entlassen. bis 9. Juli (zirka 2 Uhr) war die BFHu Nds. sive Straftäter eingesetzt. Die Kräfte gin- Um 8:00 Uhr war die BFHu Nds. aller- fast 68 Stunden überwiegend in komplet- gen dabei mit Unterstützung diverser dings schon wieder im Einsatz und unter- ter Körperschutzausstattung eingesetzt – Wasserwerfer vor. Im Verlauf des Einsat- stützte den EA Kriminalpolizeiliche unterbrochen von rund sechs bis sieben zes konnten sie mehrere Straftäter beweis- Maßnahmen (KPM) durch ein schlag- Stunden Schlaf. Die Einheit legte in der sicher festnehmen. Mit Beruhigung der artiges Eindringen in einem Objekt, in Zeit mindestens 30 Kilometer fußläufig Gesamtlage ging die BFHu Nds. gegen welchem Straftäter brennbare Flüssig- zurück und schritt dabei immer wieder- 4:30 Uhr zur Ruhe über. keiten zur Herstellung von Molotowcock- kehrend gegen blockierende, vermummte, Um 7:30 Uhr wurden die BFHu wieder tails gelagert haben sollten. Hierbei randalierende und werfende Straftäter ein. alarmiert, weil größere Personengruppen mussten Türen mit dem „Universalschlüs- Die körperliche Belastung in diesen zum Teil vermummt und randalierend sel“ gewaltsam geöffnet werden. Tagen war sehr hoch und die Belastungs- durch die Hamburger City zogen. Blocka- Die weiteren Durchsuchungsmaßnah- grenze wurde deutlich erreicht. Insgesamt de- und Barrikadeaktionen auf den Proto- men wurden dann von den Kräften des wurden leider 32 Angehörige der BFHu kollstrecken standen zu befürchten. Somit EA KPM durchgeführt. Nachdem die Nds. leicht verletzt (39 Verletzungen ins- ging es ohne Frühstück direkt wieder in Maßnahmen um etwa 13 Uhr abge- gesamt; einige Kollegen wurden mehrfach den Einsatzraum. Der BFHu Nds. gelang schlossen waren, verlegte die BFHu Nds. getroffen). Die Verletzungen resultierten es den „lila Finger“ (Teil einer sogenann- zur parallel stattfindenden Großdemons- überwiegend aus Flaschen- und Stein- ten „Fingertaktik“ der Demonstranten um tration, um dort bereits eingesetzte würfen (Prellungen, Hämatome, Stau- Protokollstrecken zu blockieren) zu stop- Kräfte bei einer möglichen Abtrennung chungen) sowie von Pfefferspray, welches pen. Mit Unterstützung anderer Kräfte eines „schwarzen Blockes“ zu unter- auch das polizeiliche Gegenüber einsetzte. wurden insgesamt 140 Personen kurz- stützen. Dazu kam es nicht und die BFHu Alle Verletzten waren – zum Teil nach fristig in Gewahrsam genommen und es verblieben weiterhin bei der Abschluss- kurzer Behandlung – weiter dienstfähig. wurde dadurch eine Blockadeaktion ver- kundgebung im Bereich Millerntorplatz. Aufgrund der hohen körperlichen Be- hindert. Dort konnten erneut erkannte Straftäter lastung hatten fünf Kollegen Kreislauf- Im Verlauf des Tages gingen die BFHu festgenommen werden. probleme – zwei wurden medizinisch Nds. immer wieder gegen erkannte „Stö- In den späten Abendstunden hatte sich behandelt. Darüber hinaus kam es über- rergruppen“ vor – insbesondere dann, wieder eine „Störergruppe“ von rund wiegend durch Bewurf zu Beschädigun- wenn die Einheit und andere Kräfte von 1.000 Personen im Bereich des Schan- gen an der Einsatzbekleidung, der Aus- Straftätern mit Gegenständen beworfen zenviertels angesammelt. Die zur Ver- stattung und an Fahrzeugen der Einheit. wurden. Auch bei diesen Aktionen konn- fügung stehenden BFHu und die BFHu Zusammenfassend war ein erschre- ten durch die BFHu Nds. erkannte Straf- Nds. wurden rund um das Schanzen- ckend hohes Gewalt- und Aggressions- täter festgenommen werden. viertel aufgestellt und sollten sofort potenzial von Seiten der Straftäter festzu- Mit Beginn der schweren Ausschreitun- gegen diese „Störer“ vorgehen, wenn es stellen. Die Erholungszeiten der BFHu gen am Abend im Bereich des Schanzen- zu Gewalttaten aus dieser Gruppe heraus Nds. waren von da an extrem gering, aber viertels bekamen die BFHu Nds. den kommen sollte. aufgrund der Lageentwicklungen in dieser Auftrag, die Elbphilharmonie und das Gegen 22:45 Uhr kam es dann aus Form zwingend erforderlich. dortige Konzert für die G20-Teilnehmer dieser Gruppe zu Angriffen, insbeson- Hervorzuheben sind die permanenten vor „Störereinwirkungen“ zu schützen. dere durch Bewurf gegen die eingesetz- sehr positiven Reaktionen der Bürgerinnen Nach Abschluss des Konzertes und der ten Kräfte, so dass die BFHu’en sofort und Bürger. Fast überall wo die BFHu Abreise der Staatsgäste in Richtung ihrer mit Unterstützung der eingesetzten eingesetzt war, bedankten sich sehr viele Hotels verlegte die BFHu Nds. erneut mit Wasserwerfer mit der Räumung des Menschen für den Einsatz und wünschten Unterstützungsauftrag in Richtung Schan- Schanzenviertels begannen. Am 9. Juli, viel Glück und Erfolg! zenviertel. Auf dem Weg dorthin mussten gegen 2 Uhr, wurde dann die BFHu Frank Richardt | thi

10 proPolizei Heft 5/2017 Titel

G20 140 Einschläge an Wasserwerfern

ie Wasserwerferstaffel Niedersach- Ab diesem Zeitpunkt wurden die WaWe wirken mit taktischen Einsatzkräften das D sen (WaWe-Staffel), Teil der Tech- und die SW im Schanzenviertel von einem „Schulterblatt“. nischen Einsatzeinheit, unterstützte ab Einsatzort mit Sperren und brennenden Nachdem diese Lage bewältigt war, dem 21. Juni mit aufwachsenden Kräften Barrikaden zum nächsten geschickt. wurde die Staffel immer wieder zu neuen im Einsatz rund um den G20-Gipfel. Zu In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli kam Brennpunkten geschickt. Die Bilder äh- Beginn mit einer Führungsgruppe, zwei es in der „Schanze“ erneut zu Ausschrei- nelten sich: Brennende Barrikaden muss- „WaWe 10“ und einem Sonderwagen tungen, die in der jüngeren Einsatzge- ten gelöscht werden, Steine schlugen auf (SW). Am 29. Juni kamen zusätzlich eine schichte ihres Gleichen suchen. In der den WaWe und SW ein. Kommandoführung und ein weiterer SW Altonaer Straße, Ecke Schulterblatt, unter- In der Zeit vom 6. bis zum 9. Juli kamen hinzu. Ab dem 4. Juli begann die stressige stützten die niedersächsischen WaWe zwei die Staffelangehörigen nur auf sehr weni- Phase mit Wasserabgaben gegen gewalt- Beweissicherungs- und Festnahmehun- ge Stunden Schlaf. Zwischen den Alar- tätige Personengruppen. dertschaften, die massiv mit Steinen und mierungen beschränkte sich die Ruhe- Nach der beendeten „Welcome to Hell“- sonstigen Gegenständen beworfen wur- phase teilweise auf Duschen, Einsatzanzug Demo am 6. Juli kam es im gesamten den. Der dortige Wasserwerfereinsatz war wechseln und „wieder los“. Bereich der „Schanze“ zu Ausschreitun- so intensiv, dass eine zweite Staffel die Eines baute die Besatzungen aber im- gen. Auch die niedersächsischen Wasser- niedersächsischen WaWe mit Wasser ver- mer wieder auf: Der Dank der Hundert- werfer setzten dabei zur Bewältigung der sorgen mussten. Im weiteren Einsatzver- schaften, die unter massivem Bewurf Lage Wasser ein. Beim anschließenden lauf wurden die WaWe direkt an einen standen. Denn jeder WaWe-Einsatz redu- Ortswechsel wurde die Staffel durch Ge- Hydranten angeschlossen, um die Gewalt- zierte die Gewalt gegen die Kollegen. walttäter eingekesselt und mit Flaschen täter sicher zurückhalten zu können. Bilanz: An beiden Fahrzeugen wurden und Steinen beworfen. Nur durch eine Während der gesamten Zeit wurden 140 Einschläge gezählt. Jeder Treffer erneute intensive Wasserabgabe rund um nicht nur die Einsatzkräfte, sondern auch dokumentiert einen Einschlag, der unsere die Fahrzeuge konnte sich die Staffel aus die WaWe weiter beworfen. Drei weitere Kollegen zu Fuß nicht getroffen hat! der Einkesselung lösen. WaWe-Staffeln räumten im Zusammen- Marcus Möx | thi

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 11 Titel

G20 „Danke, dass ihr hier seid!“

wei Aussagen, die unterschiedli- PHK Franz-Josef Ewerding an. Insge- unser Staffelleiter die ersten Aufträge Z cher nicht sein können: „Danke, samt befanden sich 213 Diensthunde aus entgegennahm, wurden uns die organi- dass ihr hier seid!“ – „Ganz Hamburg dem gesamten Bundesgebiet im Einsatz. satorischen Abläufe im Rahmen des hasst die Polizei!“. Die Diensthundfüh- Laut Hamburgs Innensenator Andy Gro- anstehenden Großeinsatzes erläutert. rerinnen und -führer der PD Osnabrück te sollte der Einsatz eine „Gemein- Anschließend begaben wir uns zum erlebten beim G20-Gipfeltreffen in schaftsleistung der deutschen Polizei“ Hotel nach Ahrensburg, um dort für die Hamburg mehrfach, wie eng Hass der werden. folgenden Einsatztage ausreichend Kräf- Demonstranten und Dankbarkeit der Bereits am Montag, dem 3. Juli, nach te zu sammeln. Bürger beieinander lagen. unserer Ankunft in der Polizeihunde- Im Rahmen unserer Zwölf-Stunden- Als Teilstaffel der PD Osnabrück reis- schule Hamburg wurden wir von den Schichten im Einsatzraum wurden unse- ten wir mit elf Diensthundführerinnen dortigen Kollegeinnen und Kollegen mit re Aufträge von der Polizeieinsatzleitung und -führern sowie unserem Staffelleiter offenen Armen empfangen. Während unentwegt der Lage angepasst. So stell- ten wir am Dienstag und Mittwoch zu- nächst die Schutzhundbereitschaft für Hamburg und übernahmen anschließend Schutzmaßnahmen an polizeitaktisch wichtigen Orten. Darüber hinaus wurden zwei Diensthundführer mit Sprengstoff- spürhunden für entsprechende Suchen abgestellt. An beiden Tagen war die polizeiliche Lage ruhig, doch dies sollte sich mit der Demonstration „Welcome to Hell“ än- dern. Am Donnerstag lautete der Auftrag: „Schutz diverser Hotels von Staatsmi- nistern im Hamburger Stadtgebiet sowie von polizeitaktisch wichtigen Punkten.“ Hierzu wurde jeweils eine Besatzung mit zwei Schutzhunden einem auswärtigen Zug der Bereitschaftspolizeihundert- schaft unterstellt. Wir übernahmen unsere Aufträge ab 18 Uhr vor Ort und verfolgten ange- spannt das Demonstrationsgeschehen. Die Demonstration fand nur wenige hundert Meter von den zu schützenden Hotels statt. Aufgrund diverser Straftaten innerhalb des Demonstrationszuges wurde dieser bereits nach kürzester Zeit von der Poli- zei für beendet erklärt. Im Anschluss Vorn: Markus Weiß mit Diensthund Ivo. Stehend v.l.: Franz-Josef Ewerding, Christopher Ab- kam es zu großflächigen Ausschreitun- romeit, Markus Feldmann, Tim Bollmann, Domenico Schatz, Eckhard Gerds, Guido Harde, gen des sogenannten Schwarzen Blocks Erich Richter, Christian Braaksma, Alena Meyerdrees, Frank Cremer mit Polizeieinsatzkräften.

Foto: Polizei 12 proPolizei Heft 5/2017 Titel

Die Auseinandersetzungen verlagerten sich innerhalb des Stadtgebietes fort- während in unterschiedliche Richtungen. Dabei kamen die „Störer“ unter anderem dem Hotel Mövenpick, in dem sich der erst kürzlich gewählte französische Prä- sident Emmanuel Macron aufhielt, be- denklich nahe. Unser Auftrag war deut- lich formuliert: „Erst einschreiten, wenn das Hotel angegriffen wird!“ Durch Aufklärungskräfte konnten im Vorfeld rund um das Hotel, das sich im Schanzenpark befindet, Bunker mit Wurfsteinen aufgefunden und abtrans- portiert werden. Während die gewalttä- tigen „Störer“ im Schanzenpark wüteten, standen wir bereit und beobachteten die bedrohliche Lage. Es drangen Sprech- chöre mit „Ganz Hamburg hasst die Polizei!“ herüber. Über unseren Köpfen dokumentierten und koordinierten Polizeihubschrauber alle Gegebenheiten und mehrere zusätz- liche Einsatzhundertschaften wurden G20 zum Zwecke des Hotel- und Präsidenten- schutzes im Park zusammengezogen. Dies zeigte Wirkung, sodass sich die Im Einsatz: Konfliktmanager „Störer“ wieder entfernten und die Situ- ation vor Ort beruhigte. Den letzten Dienst versahen wir mit aus Niedersachsen dem Schutz von Wasserwerfern und zahlreichen Sonderfahrzeugen der Poli- zei. Hinweise auf einen geplanten Brand- eun Konfliktmanager und eine zierte Aufzüge und auf Bürger sowie anschlag aus der linken Szene hatten sich N Konfliktmanagerin der nieder- Anwohner im Umfeld des Geschehens. glücklicher Weise nicht bestätigt. sächsischen Polizei waren vom 5. bis 8. Die dabei geführten Gespräche waren Vor Abfahrt in Richtung Heimat hatten Juli in Hamburg im G20-Einsatz. Sie fast immer sehr emotional – mal war die wir am Sonntag noch die Gelegenheit unterstützten mit weiteren Kollegen aus Rolle eines Blitzableiters gefordert, mal der Polizeihundeschule Hamburg einen Schleswig Holstein, Berlin und Rhein- die des Erklärers für polizeiliche Maß- herzlichen Dank für eine vorbildliche land-Pfalz die Hamburger Polizei im nahmen oder einfach die des Wegwei- Unterstützung, Verpflegung sowie Ein- Bereich der Kommunikationsteams senden zur nächsten Toilette. satzbereitschaft auszusprechen. Weiter- (KT). hin konnten wir uns beim Hotel am Eine nennenswerte Zahl von positiven Permanente Ansprechbarkeit und das Rückmeldungen durch gemäßigte De- Schloss in Ahrensburg für eine ausge- Erklären von Einsatzmaßnahmen für monstrationsteilnehmer nahmen die zeichnete Unterbringung bedanken. Demonstrationsteilnehmende gehörten Teams bei ihrer Arbeit dankbar an. Schließlich bleibt ein positiver Ein- genauso zum Auftrag wie die Informa- Am Ende gingen alle Teams heil aus druck von Hamburg und seinen herzli- tion und Unterstützung von Anwohnern dem Einsatz heraus, waren aber auch nach chen Bürgern, die uns mit Kaffee, Tee in den Sicherheitszonen. und kleinen Köstlichkeiten umsorgten. Da die Teams ohne Schutzausstattung dem Einsatz noch in Gedanken bei den Die Worte eines Anwohners „Danke, unterwegs waren und die Lage zuneh- vielen verletzten Kolleginnen und Kolle- dass ihr hier seid!“ gaben unserem Ein- mend alles verlangte, nur keine freund- gen, die hoffentlich alle bald wieder ge- satz einen ganz besonderen Sinn. liche Ansprache, konzentrierte man sich sund ihre Arbeit aufnehmen können. Tim Bollmann auf einigermaßen friedlich prognosti- Steffen Brettschneider | hof

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 13 Titel

G20 Auch für den Reiterzug war der Einsatz eine Herausforderung

ereits im Dezember 2016 während schweig führten mit hohem Aufwand eine Sperrbezirk. Das Risiko einer Infektion B des OSZE – der „Generalprobe“ Risikobewertung durch. der Dienstpferde lag unter der Einschät- für den G20 im Juli 2017 – war der Reiter- Die Unterkunft für die Dienstpferde zung aller beteiligten Dienststellen und zug Niedersachsen aufgerufen, um in der und die geplanten Einsatzgebiete für die Behörden auf dem Niveau des allgemei- Hansestadt in den Einsatz zu gehen. Reiterstaffel lagen nicht im festgelegten nen Lebensrisikos wie bei anderen Ein- Als einer der größten Polizeieinsätze in sätzen. Aufgrund des geringen Risikos Deutschland und dem größten Polizei- einer Ausweitung des Sperrbezirks redu- einsatz in der Hamburger Geschichte, war zierte die Polizeidirektion Hannover die bereits frühzeitig bekannt, dass die Anzahl der Dienstpferde auf einen Beritt. Dienstpferde der Polizei Niedersachsen Somit wurden schließlich insgesamt 20 auch den G20 in der Hansestadt unter- Dienstpferde aus Niedersachsen nach stützen werden. Hamburg entsandt. Der Reiterzug Niedersachsen besteht Zu diesem Zeitpunkt hatten alle ande- aus den Reiterstaffeln Hannover und ren Reiterstaffeln den Einsatz G20 auf- Braunschweig, welche im Rahmen des grund der Infektiösen Anämie abgesagt. Einsatzkonzeptes für geschlossene Ein- Im Verlauf der Woche vor dem eigentli- sätze „Leo Leine“ zwei Beritte aus Han- chen Gipfel reisten schließlich noch Teile nover und einen Beritt aus Braunschweig der Reiterstaffeln aus Nordrhein-West- vorsieht. Ein Beritt umfasst grundsätzlich falen und Baden-Württemberg an. Ins- zehn Dienstpferde. Neben den beiden gesamt waren somit statt der im Vorfeld Reiterstaffeln aus Niedersachsen waren 110 angeforderten Dienstpferde 38 Pfer- insgesamt 110 Dienstpferde aus dem de im Einsatz in der Hansestadt. gesamten Bundesgebiet für den G20- Die Unterbringung der Dienstpferde Gipfel in Hamburg angefordert worden. erfolgte auf der Trabrennbahn in Bahren- Vier Wochen vor dem Einsatz stand feld. Ein ausdrücklicher Dank sei an fest, dass der Reiterzug Niedersachsen für dieser Stelle an die Kollegen des Techni- etwa zehn Tage in die Hansestadt verlegen schen Zuges der Zentralen Polizeidirek- wird. Drei Tage vor dem geplanten Ein- tion Hannover gerichtet, die die Stallun- satzbeginn in Hamburg änderte sich die gen für unsere Dienstpferde vorbereitet Einsatzplanung drastisch. Aufgrund hatten. mehrerer in der Hansestadt diagnostizier- Bei unserer Ankunft wurden wir durch ter Fälle der seuchenrechtlich relevanten die Kollegen der Reiterstaffel Hamburg Pferdekrankheit „Infektiöse Anämie“ (so in Empfang genommen und umsorgt. Ein genannte Blutarmut bei Einhufern) stand herzliches Dankeschön für die gute Or- der Einsatz auf der Kippe. ganisation und Betreuung während des Aufgrund dieser Umstände liefen die gesamten Einsatzes sei hier nochmals an Telefone sprichwörtlich heiß. Der Pla- die berittenen Kollegen aus der Hanse- nungsstab aus Hamburg, die Polizeidirek- stadt gerichtet! tionen Hannover und Braunschweig, die Als Einsatzabschnitt war dem Reiter- Veterinärbehörden aus Hamburg und zug Niedersachsen der Bereich der Mes- Hannover sowie die Leitungsebene der se zugewiesen. Der Auftrag beinhaltete beiden Staffeln aus Hannover und Braun- den Raumschutz an der Örtlichkeit mit

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der höchsten Sicherheitsstufe rund um G20 die Messehallen. Im Vorfeld wurde dieser Bereich, als Standort aller politischen Veranstaltun- gen des G20, in den Medien deutlich als Phönix über Hamburg Zielobjekt der linken Szene herausge- stellt. Im Rahmen der ersten Einsatzbe- ie Unterstützung der Hamburger Mit der Ankunft der ersten Gipfel- sprechungen vor Ort und durch das Be- Polizei durch die Hubschrauber- gäste, darunter der amerikanische Prä- stehen der temporären baulichen D staffel Niedersachsen (PHuStN) begann sident, begann am 6. Juli der eigentliche Vorrichtungen vor Ort – Hamburger bereits am 26. Juni und endete am 9. Juli. Einsatz. Zu den Aufgaben zählten nun Gitter, große Betonkubi et cetera – war Vor Ort war die Staffel mit mehreren das Überwachen und Aufklären der schnell ersichtlich, dass dieser Einsatzort Besatzungen rund um die Uhr in einem Protokollstrecken sowie die Bildüber- eine besondere Herausforderung für die Zwölf-Stunden-Rhythmus einsatzbereit. tragung vom Demonstrationsgeschehen eingesetzten Kollegen darstellte. Der Die niedersächsische EC-135, ausgerüs- und das Aufklären von Störergruppen optische Eindruck erinnerte sofort an die tet mit einer HD-Tages- und Wärmebild- und Protestcamps. Nach einem Auftrag Terrorvorfälle an der französischen At- kamera sowie einer Bildübertragungs- folgte direkt der nächste. Das bedeute- lantikküste und Berlin. anlage, war zusammen mit den Maschinen te landen, tanken und sofort wieder los. Zu den ohnehin belastenden Gedanken So kamen in der Ungewissheit, was uns genau in einer Schicht Hamburg erwarten würde, waren die mehr als sechs optisch deutlich erkennbaren Sicherheits- Stunden reine vorkehrungen ein stetiger Begleiter und Flugzeit zusam- erinnerten fortwährend an den hohen men. Also alles Sicherheitstandard für diesen Einsatz. andere als Lan- Mit Beginn der ersten offiziell ange- geweile, mal ab- meldeten Demonstration am Donnerstag gesehen von kippte die bis dahin weitestgehend un- dem Geschehen auffällige Lage. Durch die täglichen am Boden, bei Einsatzbesprechungen, den Kontakt zu dem das fliegen- Kollegen in anderen Einsatzabschnitten de Personal von und die Berichterstattung in den Medien oben nur zu- war die Lage in der Innenstadt und vor schauen konnte allem dem Schanzenviertel ständig prä- und den Ein- sent. satzführern Besonders in Erinnerung bleiben wird bestmögliche wohl allen Kollegen der Reiterstaffel Bilder liefern. Hannover der massive Brandgeruch am Für eine Sonnabend, welcher am frühen Morgen „Schrecksekun- in der Luft lag und beim Verlassen des de“ sorgte im Hotels sofort in die Nase kroch. aus Hamburg (personell unterstützt durch Nachtdienst eine Laserblendung des Der stetige Austausch der Kollegen aus Bayern), Mecklenburg-Vorpommern und Hamburger Hubschraubers. Glück im Hannover und Braunschweig sowie auch Sachsen-Anhalt Teil des polizeilichen Unglück – der Pilot wurde nur auf mit den seitens der Hamburger Reiter- Flugdienstes. einem Auge geblendet, sodass eine si- staffel gestellten Scouts trugen – trotz der In der Woche vor dem eigentlichen chere Landung durchgeführt werden schwierigen Umstände – zu einer insge- Gipfel flogen die Phönix-Kräfte mehre- konnte. Weitere Laserblendungen blie- samt reibungslosen Zusammenarbeit bei. re Einsätze im Rahmen des polizeilichen ben aus. Für den Reiterzug Niedersachsen en- Einzeldienstes. Dabei suchte man nach Aus Sicht der Phönix-Kräfte war es dete der Einsatz am Sonntag und die hilflosen Personen sowie Straftätern nach ein erfolgreicher Einsatz und ihr Dank eingesetzten Kollegen waren froh, ge- einem Raubüberfall und war pro Schicht gilt an dieser Stelle den Kollegen der sund aus diesem Einsatz heraus die rund ein- bis zweimal in der Luft. Diese Hamburger Staffel für die herausragen- Heimreise antreten zu können. vermeintliche Ruhe sollte sich jedoch de Gastfreundschaft. Denise Gotthardt bald ändern. Janis Oetken

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 15 Titel

G20 Zwischen Berliner ‚Partypolizisten‘, dem Gipfel und der Gewalt

m eines gleich vorweg anzumer- U ken: Auch wenn wir (gemeint sind auch die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern) als Unter- stützungskräfte im Bereich Öffentlich- keitsarbeit nicht annähernd so belastet waren, wie unsere Kolleginnen und Kollegen im unmittelbaren Einsatzge- schehen, so sind die Bilder und Ereig- nisse zum #G20HAM17 (Twitter) auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen. Ob im Bereich Social Media, der Pressestelle im Präsidium oder einem mobilen Medienteam vor Ort: Das Aus- maß sowie das Gewaltpotential haben uns ebenfalls nachdenklich gestimmt – aber nicht sprachlos gemacht! Zu Beginn meines Einsatzes in Ham- burg fand ich mich zunächst inmitten Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz dank- eines „handfesten Skandals – Hausma- ten den Sicherheitskräften für ihre erfolgreichen Einsatz beim G20-Gipfel und sprachen der cher Art“ wieder. Wir alle erinnern uns: Polizei ihren Dank aus. Zugleich kritisierten sie die „entfesselte Gewalt und ungehemmte In einem der vielen Unterkünfte für Brutalität“, mit der Chaoten das Demonstrationsrecht mißbraucht haben. Zugleich verspra- auswärtige Polizeikräfte sollen zwei chen die Politiker, verstärkt in die innere Sicherheit zu investieren Hundertschaften der Berliner Polizei derart über die Stränge geschlagen ha- Während es an den späteren Brenn- Social-Media-Team beinahe im Minu- ben, was ihnen nicht nur die ungeplan- punkten, dem Messegelände, der Elb- tentakt Presseinformationen, Tweets, te (aber von der Einsatzleitung gewoll- philharmonie sowie „der Schanze“, Posts und Bilder in die Welt. te) Heimreise zurück nach Hause, zunächst noch ruhig war, verging in der Obwohl wir das Geschehen – auch aus sondern zudem noch das eher zweifel- Vorphase kaum ein Tag, an dem nicht Gründen der Eigensicherung – zumeist hafte Etikett „Berliner Partypolizei“ mindestens ein Medientermin im Poli- nur über den Funkverkehr, Liveaufnah- einbrachte. zeipräsidium stattfand. men aus Hubschraubern, die Bericht- Nachdem sich die Wogen diesbezüg- Die Hamburger Philosophie dazu war, erstattung der TV-Nachrichtensender lich wieder geglättet hatten, konnten wir möglichst alle Aspekte – von Einsatz- oder Internet-Livesendungen verfolgen uns auf unsere eigentliche Aufgabe konzept über Einschränkungen im Be- konnten, war die Lebensgefahr, der sich konzentrieren: Die Vorbereitung auf rufsverkehr, den Umgang mit Demon- nicht wenige Kolleginnen und Kollegen einen Gipfel, der im Fokus von über strationskamps bis hin zu vermeintlichen draußen ausgesetzt sahen, sprichwört- 4.300 akkreditierten Medienvertreterin- Belästigungen durch Fluggeräusche von lich mit Händen zu greifen. In diesen nen und -vertretern einen möglichst Hubschraubern – transparent darzu- friedlichen Verlauf nehmen sollte, so stellen. Momenten war es auch für uns nicht jedenfalls die Hoffnung der Verantwort- In der Spitze der später von unfass- immer einfach, gegenüber den Medien lichen – unbeschadet entgegen vorhan- barer Gewalt geprägten Ereignisse einen „kühlen Kopf“ zu bewahren. dener Befürchtungen. gingen von der Pressestelle sowie dem Karsten Wolff | thi

Foto: Bundesregierung/Kugler 16 proPolizei Heft 5/2017 Aktuell

Sommerreise des Innenministers Stationen in Osnabrück, Meppen und Wittmund

uf seiner Sommerreise durch Nie- die Auswertung großer Datenmengen. Rettungsdienst. Mit großem Interesse ließ A dersachsen, machte Innenminister Diese äußerst zeitintensive Aufgabe, dür- er sich die in der KRLO gelebte Koope- Boris Pistorius am 2. August Station in fe eigentlich nicht in der Zuständigkeit der ration erläutern. Meppen. Nach einer Begrüßung durch die Ermittler liegen. Hier wären beispiels- Dazu passend zeigte er sich positiv Kommissariatsleiterin, PRin Martina weise Softwarelösungen notwendig. Bei überrascht, dass am Wochenende zuvor Schümers, und den stellvertretenden Ins- all diesen Optimierungen sei er aber auch während einer Extremwetterlage in kür- pektionsleiter KD Heinz Defayay, ging es immer wieder auf Hinweise derer ange- zester Zeit weit über 100 Notrufe 112 durch die modernisierten Räumlichkeiten. wiesen, die täglich mit den Problemen durch die Disponenten der Polizei ange- Im Rahmen einer Gesprächsrunde mit umzugehen haben. „Es sind mehr als 160 nommen wurden, da Feuerwehr und Kollegen aus Meppen, Haren, Haselünne, Verbesserungsvorschläge über das Netz- Rettungsdienst die Masse der Notrufe Twist und Lingen, bat Pistorius dabei um werk Aufgabenkritik eingegangen, von nicht mehr annehmen konnten. Diese Art das offene Wort und die authentische Dar- denen mehr als die Hälfte bereits umge- der Zusammenarbeit bezeichnete er als legung der Sorgen und Nöte. Viele der setzt werden konnten“, so der Minister. Erfolgsmodell. angesprochenen Themen waren dem Besuch in der Kooperativen Regional- In einem Gespräch mit den Einsatzleit- Minister dabei nicht neu: „Wir überprüfen leitstelle Ostfriesland. In der nördlichsten beamten fragte der Innenminister gezielt aktuell die komplette Aufgabenstruktur Leitstelle Niedersachsens, der Kooperati- nach Arbeitsabläufen und möglicherweise und erhoffen uns eine damit verbundene ven Regionalleitstelle Ostfriesland vorhandenen technischen und personellen Effizienzsteigerung in der polizeilichen (KRLO) in Wittmund, informierte sich der Problemen. Zudem beobachtete Pistorius Arbeit“, so Pistorius. Minister im Anschluss über die Zusam- die Notrufannahme eines Einsatzleitbe- Als Beispiel nannte er unter anderem menarbeit von Polizei, Feuerwehr und amten (Bild links). Da meldete sich ein verwirrter Anrufer, der dem Einsatzleit- beamter mitteilte, dass er Benjamin Blüm- chen entführt habe und nun in seiner Hosentasche trage. Spürnase „Balou“ auf Drogensuche. Beim Folgetermin in Bensersiel Wittmund wurde Pistorius unter anderem von Spür- hund „Balou“ erwartet. Otto Ulferts und der taktische Begleiter Focke Bakker von der Diensthundführergruppe Aurich demonstrierten am Fähranleger die Arbeit mit ihrem vierbeinigen Kollegen. „Balou“ wurde im Rahmen eines Pilotprojektes dazu ausgebildet, Rauschgiftfunde passiv anzuzeigen. Der Minister informierte sich über den langen und schwierigen Weg, den richtigen Hund für diese besondere Poli- zeiarbeit zu finden. Mittlerweile ist der siebenjährige „Balou“ vier Jahre im Ein- satz. Dennis Dickebohm | Jens Winkelhaake

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 17 Niedersachsen

Strategieforum 2017 Demografischer Wandel: Das Entwicklungspotenzial nutzen

as diesjährige Strategieforum fand für unsere Organisation lernen? Auf die- Kern des PSN ist eine profil- und grup- D am 25. und 26. August in Hanno- se und ähnliche Fragen wurden über den penbasierte Interaktionsplattform, die ver statt. Unter dem Leittitel „Keine Zeit gemeinsamen Austausch Antworten ge- vielen bereits aus privat genutzten Sozia- zum Snoozen – den Wandel nicht ver- funden. Mit einer Podiumsdiskussion zum len Netzwerken, wie etwa Facebook, schlafen!“ befassten sich die Teilnehmen- Einfluss von Wandel und Digitalisierung bekannt sein dürfte. den des Forums mit den wesentlichen in polizeilichen Hierarchien endete der Interaktionen können durch organisier- Aspekten des demografischen Wandels in erste Tag des Strategieforums. te (formelle) sowie selbstorganisierte unserer Organisation. Nach der Fortsetzung der Diskussions- (informelle) Netzwerke erfolgen, so dass Die Ausgangslage: Die Polizei Nieder- formate sowie der Präsentation der vielen eine moderne Kommunikation und Be- sachsen verliert in den kommenden sechs wertvollen Ergebnisse im Rahmen der teiligung ermöglicht wird, welche die Jahren über 25 Prozent der Polizeivoll- Abschlussmoderation fuhren die Teil- Zusammenarbeit vereinfacht und stärkt. zugsbeamtinnen und -beamten. Diese nehmenden mit der Anregung nach Hau- Zudem besteht die Möglichkeit, persona- älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter se, die Inhalte des Strategieforums in lisierter, zielgerichteter Informations- nehmen ihre über lange Jahre erworbene ihren Organisationsbereichen weiter zu steuerung ohne den Kommunikationsweg Erfahrung mit und werden durch junge kommunizieren. über E-Mail zusätzlich zu belasten. Kolleginnen und Kollegen ersetzt. Startschuss für das Projekt „Polizeiin- Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbei- Auf welche Art und Weise muss die ternes Soziales Netzwerk (PSN)“ für die ter erhält ein persönliches Profil und kann Weitergabe dieses Erfahrungswissens Polizei Niedersachsen. Die Polizei Nie- sich als Startbildschirm eine personali- erfolgen? Ist die Weitergabe dieses Wis- dersachsen beschäftigt eine große und sierte Startseite im PSN selbst erstellen. sens für unsere älteren Kolleginnen und stetig wachsende Anzahl von Mitarbeite- Hier sind die Informationen, die sie oder Kollegen selbstverständlich? Ist Erfah- rinnen und Mitarbeitern, die mit der ihn vorrangig betreffen, direkt abrufbar. rung wirklich eine Frage des Alters? Wie Nutzung sozialer Medien aufgewachsen In einem personalisierten Nachrichten- kann der Wissenstransfer gelingen? Mit und vertraut sind. Demnach ist die Er- strom (so genannter Activity Stream – bei diesen und vielen weiteren Aspekten wartungshaltung an eine „lernende, er- Facebook etwa als Chronik bezeichnet) setzten sich die Teilnehmenden des Stra- folgreiche und attraktive Organisation“ können neue Beiträge sofort erkannt, be- tegieforums in unterschiedlichen Dis- – wie in der Strategie 2020 formuliert – antwortet oder kommentiert werden. kussionsformaten auseinander. auch, dass im dienstlichen Kontext zeit- Eine formelle Kommunikation kann Die Erkenntnisse aus diesen Diskus- gemäße, technische Möglichkeiten in der zum Beispiel dadurch erfolgen, dass der sionsformaten fließen nun als wertvolles Arbeitswelt vorhanden sind und genutzt oder die Dienstvorgesetzte – anstatt einer Organisationswissen in den Verände- werden können. E-Mail an alle – Informationen für seine rungsprozess unmittelbar mit ein. Einen Insofern ergibt sich die Notwendigkeit, Dienstgruppe im PSN einstellt, die wie- der Höhepunkte des diesjährigen Strate- in diesem Sinne auch die Kommunikati- derum im Activity Stream der Mitglieder gieforums bildete der Expertenvortrag ons- und Informationsmöglichkeiten in- angezeigt werden. Aber auch die ohnehin von Professor Dr. Nils Schulenburg. nerhalb der Polizei Niedersachsen weiter- stattfindende informelle Kommunikation Schulenburg ist Professor für Personal- zuentwickeln und zu optimieren. Im ist möglich, so könnte innerhalb einer und Organisationsentwicklung an der Rahmen des Strategieforums 2016 in Dienstabteilung beispielsweise eine FOM Hochschule in Bremen und Autor Hannover stellte Harald Schirmer von der Gruppe für die Planung einer außerdienst- des Buches „Führung einer neuen Gene- Continental AG deren positive Erfahrun- lichen Veranstaltung erstellt oder die ration – wie die Generation Y führen und gen mit einem organisationsinternen Kommunikation innerhalb einer behör- geführt werden sollte“. Sozialen Netzwerk dar und gab so letzt- deninternen oder -übergreifenden Ar- Wie „tickt“ eigentlich diese Generation lich die Initialzündung für das Projekt. beits- oder Projektgruppe sichergestellt Y? Was können wir von dieser Generation Daher wurde das Projekt PSN gestartet. werden.

18 proPolizei Heft 5/2017 Die Einbindung einer leistungsstarken zu Schwerlastkontrollen, neu auftauchen- leitung übernehmen Thorsten Massinger und nutzerfreundlichen Suchfunktion hat de Entwicklungen im BTM Bereich oder (LPP), Daniel Dahlke (PD Braunschweig) dabei große Relevanz. Informationen spezielles Know-How für Cybercrime, und Oliver Nicksch (ZPD). Für Rück- können so zügig anwendungsübergrei- gearbeitet werden. Hieran könnten dann fragen steht Patrick Pampel (Tel.: fend recherchiert und abgerufen werden. alle Interessierten mitarbeiten oder sich 0511/120-6038) aus der Geschäftsfüh- Um Wissen zu schaffen, zu erhalten und landesweit über aktuelle Entwicklungen rung zur Verfügung. weiterzuentwickeln ist beabsichtigt, ein und Phänomene informieren. Sie haben Ideen für das Netzwerk Auf- „Wiki“ im PSN zu integrieren. Als Bei- Das Projekt wurde im Juni 2017 ge- gabenkritik oder allgemeine Anregungen spiel aus der privaten Nutzung dürfte hier startet. Die derzeitige Meilensteinplanung zum Strategieprozess? Schreiben Sie uns vielen Wikipedia bekannt sein. In einem sieht eine Einführung des PSN im 1. eine E-Mail an [email protected] Wiki* könnte zum Beispiel gemeinsam Halbjahr 2019 vor. Auftraggeber des sachsen.de. * hawaiisch für „schnell“ an Spezialwissen, wie etwa Informationen Projekts ist LPP Uwe Binias. Die Projekt- Ihr Strategieteam im LPP

Heft 5/2017 proPolizei 19 Niedersachsen

Lüneburg 4.500 Gäste beim landesweiten Verkehrssicherheitstag

ie zentrale Auftaktveranstaltung war auf dem Veranstaltungsgelände beim Kettcarparcours deutlich. Gleiches D zum diesjährigen landesweiten folglich unübersehbar. gilt für das Fahren unter Alkohol oder Verkehrssicherheitstag fand am 17. Juni So bestand unter anderem die Möglich- sonstigen berauschenden Mitteln im bei angenehmen Temperaturen und Son- keit, Elektrofahrzeuge Probe zu fahren „Rauschbrillenparcours“. nenschein in der Lüneburger Parkanlage sowie sich über das autonome Fahren und Ein Highlight war der Überschlagsimu- „Liebesgrund“ statt. Ausgerichtet von über die Kampagne „Bester Beifahrer“ lator der Verkehrswacht Celle. Auch der Polizeidirektion Lüneburg und unter- umfassend zu informieren. Die Polizei- Landespolizeidirektor Knut Lindenau und stützt von vielen weiteren Partnern in- direktion Lüneburg stellte darüber hinaus Polizeipräsident Robert Kruse zeigten formierten sich im Laufe des Tages rund zwei Hybridfahrzeuge aus – das Platz- Nervenstärke im Simulator und ermutig- 4.500 Besucher über das Thema „Sicher- nehmen und Einschalten des Blaulichtes ten damit alle Besucherinnen und Besu- heit im Straßenverkehr“. waren natürlich gestattet. cher, aktiv die dargebotenen Attraktionen Unter dem Motto „Mobilität – die Zu- Daneben blieb aber auch Raum für auszuprobieren. kunft im Blick“ standen an diesem Tag viele Attraktionen rund um das Thema Selbstverständlich beginnt die Verkehrs- insbesondere die „neuen Mobilitätsfor- Verkehrssicherheit. Die leider noch oft- sicherheitsarbeit bereits bei den Jüngsten. men“ im Vordergrund. Die zunehmende mals unterschätzten Gefahren bei Ablen- So konnte die Präventionspuppenbühne Bedeutung von effizienten wie alterna- kungen, wie zum Beispiel durch die der Polizeidirektion Lüneburg den „klei- tiven Antriebsformen und Kraftstoffen Nutzung von Mobiltelefonen, wurden nen Besuchern“ mit dem Bühnenstück „Das sichere Fahrrad“ vie- le gute Tipps und Hinweise für den täglichen Weg zum Kindergarten oder zur Schule spielerisch vermit- teln. Die musikalische Unter- haltung durch die Jazz Combo des niedersächsi- schen Polizeiorchesters rundete das lehrreiche wie unterhaltsame Programm ab. Der „Tag der Verkehrs- sicherheit“ ist Teil der „Verkehrsinitiative 2020“ des Landes Niedersachsen, deren Ziel es ist, die Si- cherheit im Straßenverkehr kontinuierlich zu steigern. Schirmherr der Veranstal- tung ist der Niedersächsi- Vor dem Überschlagsimulator: Ulrich Klopp (l., Verkehrswacht Celle), Polizeipräsident Robert Kruse (Polizei- sche Minister für Inneres direktion Lüneburg;), PHK Karsten Wiechmann (Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Celle), und Sport, Boris Pistorius. Landespolizeidirektor Knut Lindenau Michael Heinrich

Foto: Polizei 20 proPolizei Heft 5/2017 Niedersachsen

Personalpolitik Fortbildung Niedersachsen Polizei Rettungsfähigkeit nfang August fanden sich 50 A Polizeibeamtinnen und -beamte aus Niedersachsen für eine besondere ist familienfreundlich Fortbildungsveranstaltung am Alt- warmbüchener See in Hannover ein: Retten von Ertrinkenden. Fortbildungs- schwerpunkt war die Rettung Ertrin- kender unter realistischen Bedingun- gen. Nach einer theoretischen und prakti- schen Einheit an Land, bei der auch diverse Befreiungsgriffe geübt wurden, teilte der verantwortliche Ausbilder der Polizei Niedersachsen für den Bereich Rettungsschwimmen, PK Ulf Maier, die Teilnehmer in Dreiergruppen ein – je ein „Opfer“ und zwei Retter.

LPP Uwe Binias (l.), PHKin Jennifer Uhl, Dr. Katharina Barley (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Ministerialrätin Dr. Susanne Graf

Für ihre nachhaltige und familien- Der Erhalt eines solchen Dauerzerti- freundliche Personalpolitik hat die nie- fikats setzt eine mindestens neunjährige dersächsische Polizei am 20. Juni 2017 Zusammenarbeit mit dem „audit beruf- Bei 25° Luft- und 19° Wassertempe- in Berlin das Dauerzertifikat zum „audit undfamilie“ sowie eine strategisch an- ratur stürzten sich die Teilnehmer in berufundfamilie“ erhalten. gelegte Personalpolitik voraus. Ziel ist voller Montur – Uniform, Einsatzan- Das von der berufundfamilie Service es, langfristig eine zunehmend eigen- zug, Einsatzstiefel, Schutzweste – in GmbH angebotene Audit beruht auf ständige Steuerung der Vereinbarkeit von den See, um den Ertrinkenden zu Hilfe einer Initiative der gemeinnützigen Her- Beruf, Familie und Privatleben durch den zu eilen. In ständig wechselnden Rollen tie-Stiftung. Die Auszeichnung würdigt Arbeitgeber zu erreichen. wurde ausgiebig geübt, mit welchem den hohen Entwicklungsstand, den sich Bei der niedersächsischen Polizei Schwimmstil, Befreiungs- und Trans- die Polizei Niedersachsen über viele können zurzeit über 25.000 Beschäftig- portgriffen das Opfer gerettet werden Jahre durch ihr familien- und lebens- te von den familienbewussten Maßnah- kann. Ergänzend wurde mit der Ret- phasenbewusstes Personalmanagement men profitieren. Das Angebot umfasst tungswurfleine, dem Gurtretter und erarbeitet hat. aktuell etwa flexible Gestaltungsmög- dem Rettungsbrett geübt. Bereits 2008 wurde die niedersächsi- lichkeiten der Arbeitszeit und des Die Teilnehmer waren am Ende um sche Polizei mit einem zunächst drei Arbeitsortes sowohl im Tages- als auch die Erfahrung reicher, dass man auch Jahre gültigen Zertifikat des Audits aus- im Schichtdienst. Zudem stehen die in Uniform, mit Einsatzstiefeln und gezeichnet. Nachdem diese Auszeich- Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit Schutzweste Personen vor dem Ertrin- nung zweimal verlängert wurde, hat die von Beruf und der Pflege Angehöriger ken retten kann. im Fokus. Polizei Niedersachsen nun ein dauer- Oliver Jansen | hof haftes Zertifikat. Jennifer Uhl

Fotos: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 21 Niedersachsen

PoC-2017-DH Ready for Take off – Pilotbetrieb in der PI Diepholz gestartet

s ist soweit. Der PolizeiClient Client wechselt die Polizei von einer PI-Leiter Bernd Kittelmann – die Start- E (PoC) rollt in Richtung Startbahn. heterogenen IT-Landschaft (Linux und erlaubnis für den Pilotbetrieb. Damit tritt Die Polizeiinspektion (PI) Diepholz Windows) auf eine standardisierte, mo- das Projekt nach zweijähriger Planung arbeitet als erste PI in Niedersachsen mit dernere und zentral administrierte Win- in die heiße Phase ein. der neuen landesweiten IT-Arbeitsplatz- dowsumgebung. Das bringt Vorteile Die offizielle Auftaktveranstaltung ausstattung der Polizei im laufenden hinsichtlich IT-Sicherheit, Stabilität und anlässlich des Beginns der Pilotphase Betrieb. Wirtschaftlichkeit. eröffnete der Niedersächsische Minister Einige Kolleginnen und Kollegen der „Zwei Betriebssysteme weiter voran- für Inneres und Sport, Boris Pistorius. PI Diepholz sitzen gewissermaßen mit zutreiben ist ökonomisch völlig unsin- Die Polizei Niedersachsen steige laut im Cockpit von Flug PoC-2017-DH. Sie nig. Können wir auch nicht mehr – weder Pistorius damit von mehreren kleinen werden gemeinsam mit der Crew von personell, noch materiell“, so Alfred Leichtflugzeugen wie Cessnas und eini- IT.Niedersachsen (IT.N) und der ZPD Soetbeer, Leiter des Referats 26 im In- gen Boeings auf eine komplett neue etwa vier Wochen lang den PolizeiClient Flotte um: den PolizeiClient. unter „vor Ort Bedingen“ im Alltags- Soetbeer, IT.Niedersachsen-Geschäfts- geschäft nutzen. führer Axel Beims, Christiana Berg Damit helfen sie dabei, feine Stell- (Präsidentin der ZPD) und PD Bernd schrauben zu justieren. Mit der neuen Kittelmann (Leiter PI Diepholz) gaben Ausstattung erhält die Polizei Nieder- Einblicke in die Startposition des Pro- sachsen bis Ende 2018 eine zukunfts- nenministerium und Projektleiter Poli- jektes, Meilensteine, Flugroute und an- fähige Sicherheitsarchitektur, die die zeiClient. Zudem führt die neue Technik visierte Zielflughäfen. Die Pilotuser er- vorhandene IT-Infrastruktur umfassend zu einer Entlastung der hielten ihre „Reiseunterlagen“ für ihren modernisiert und vereinheitlicht. von polizeifremden Aufgaben. Jungfernflug mit „PoC-2017-DH“. IT.N übernimmt den Aufbau der neuen Flug PoC-2017-DH ist startklar zum Enthalten waren unter anderem „Flug- polizeilichen IT-Infrastruktur und das Abflug. Der PolizeiClient ist startklar tickets“, Informationen zu Login und Einführen der einzelnen Arbeitsplatz- zum Abflug. In den kommenden Wochen Reisegepäck sowie zum „Draht ins PCs. Die Polizei verantwortet weiterhin steuert das Projekt verschiedene Statio- Cockpit“. inhaltlich die polizeilichen Fachverfah- nen an. Erstes Ziel: Die Polizeiinspektion Fragen an den „Tower“. Nach einem ren. (PI) Diepholz. Am 2. August erteilte der kleinen Stopover mit der Möglichkeit des Aus zwei mach eins. Mit dem Polizei- „Tower“ – inklusive Cheffluglotse und Kennenlernens der Hardware konnten

+++ ABFLUGDATEN +++ REISEDETAILS +++

Pilotphase 1: Pilotphase 2: Beginn der Pilotphase in der PI Diepholz unter Laborbedin- Pilotbetrieb in der PI Diepholz: Zehn Pilotuser der PI Diepholz gungen in der Echtinfrastruktur: Ein Expertenteam von ZPD arbeiten dezentral mit dem PolizeiClient. Bei Bedarf können und IT.Niedersachsen, die „Flight Crew“, arbeitet für etwa vier sie noch auf die „alte Welt“ zugreifen. Jetzt justieren „Flight bis sechs Wochen in einen umfunktionierten Konferenzraum Crew“ und Pilotuser den PolizeiClient, damit er den Alltags- in der PI Diepholz. Das Team bereitet den PolizeiClient unter anforderungen entspricht. Vor-Ort-Bedingungen auf den folgenden Produktivbetrieb vor Pilotphase 3: (zum Beispiel andere Routingpfade, integrierendes Zusammen- Vollausstattung der PI Diepholz unter vorgesehenem Rückbau spiel, Ergonomie). der Alt-IT und -Ausstattung.

22 proPolizei Heft 5/2017 Niedersachsen

die 100 geladenen Gäste ihre wieder andere haben Horror- persönlichen Fragen zum szenarien vor Augen. Das PolizeiClient loswerden. alles ist völlig normal, in Neben KD Thomas Kirchner jeder Ausprägung, und ge- (MI/Leitung Stabsstelle Pro- nauso so ist das eben auch bei jekt Polizei) standen Cle- kleinen und großen Projekten mens Möller (IT.N/Leiter der Fall“, so PI-Leiter Kittel- Fachbereich 3 – Zentraler mann. Die Interessen sind Betrieb & Leiter Projekt unterschiedlich und dement- PolizeiClient), Wilfried Wil- sprechend auch die Gemüts- leke (IT.N/Leiter Fachbe- lagen – von angespannt-neu- reich 4 – Regionaler Betrieb gierig bis ablehnend. und Nutzerbetreuung) und Konsens ist sicher, dass die Till Beilstein (IT.N/Leiter neue Technik schlichtweg Projektbüro PolizeiClient) funktioniert, und zwar ge- Rede und Antwort. wartungen, Wissensstände und auch nauso gut wie die alte. Ziel der Veranstaltung war es, eine Gefühlslagen hinsichtlich des PoCs be- „Wir sind uns der Verantwortung als gemeinsame Informationsstarthöhe für wegen sich in einem breiten Spektrum: Pilotdienststelle bewusst und tun von die Angehörigen der PI Diepholz sowie „Wenn ein Flugzeug startet, gibt es unserer Seite alles für einen erfolgreichen Verantwortliche und Interessierte der PD einige, die Glücksgefühle hegen. Ande- Projektverlauf“, erklärte Kittelmann. Oldenburg zu schaffen. Denn die Er- re nehmen den Start gelassen hin und Carolin Oppermann | jrd

Straßenverkehr Aktion „Helfen statt Gaffen“

FEN“ steht für zahlreiche Möglichkeiten, mit denen jeder in Notfällen schnell hel- fen kann. So etwa mit dem Absetzen eines Notrufes, der Einleitung von Erste-Hilfe- Maßnahmen oder der richtigen Bildung einer Rettungsgasse nach dem Motto „linke Spur links, alles anderen rechts“. Pistorius: „Überhaupt nicht akzeptabel ist, wenn aus Sensationsgier und Wichtig- tuerei Rettungskräfte behindert werden und dabei sogar noch gefilmt oder foto- grafiert wird.“ u Beginn des Ferienreiseverkehrs Rettungskräfte versuchen einen Unfallort Mit der Aktion kooperiert das Nieder- Z startete Niedersachsens Innenmi- zu erreichen und quälen sich durch einen sächsische Innenministerium, neben der nister Boris Pistorius gemeinsam mit Stau, weil wieder einmal keine Rettungs- Polizei und dem Landesfeuerwehrver- Partnern die Aktion „Helfen statt Gaffen“. gasse gebildet worden ist. Und am Ein- band, mit dem Niedersächsischen Minis- Neben Hinweisen zum richtigen Verhal- satzort stehen Dutzende Schaulustige und terium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, ten in Notsituationen appelliert das Bünd- machen Fotos oder Videos. der Landesverkehrswacht Niedersachsen nis insbesondere an das Unterlassen von „Wer schon einmal eine Panne hatte e.V., der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und Behinderungen der Hilfs- und Rettungs- oder an einem Unfall beteiligt war, weiß kräfte sowie dem unberechtigten Filmen wie wichtig es ist, schnell und effektiv dem ADAC Niedersachsen/Sachsen-An- und Fotografieren an Unfallorten. Hilfe zu bekommen“, so Pistorius. halt. Die Bilder gleichen sich immer öfter. Die Aktion „HELFEN STATT GAF- Frank-Michael Kruckow | Thomas Buchheit

Fotos: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 23 Niedersachsen

22. Deutscher Präventionstag Prävention kann unter Umständen auch schweißtreibend sein...!

m 19. und 20. Juni fand der Deut- A sche Präventionstag – dieses Mal in Hannover – statt. Und wie es sich für uns Niedersachsen gehört, haben wir für feinstes Wetter gesorgt (!) – vielleicht etwas zu fein... Bereits zum Aufbau am Sonntag herrschten bereits 35 Grad und es war kein Spaß, die schweren Gestänge für den großen Polizeistand zu schleppen beziehungsweise dort Teppichfliesen zu verlegen. Hier floss bereits jede Menge Schweiß! Das setzte sich dann in den nächsten beiden Tagen fort, denn für uns Nieder- sachsen – sturmfest und erdverwachsen, aber auch hitzebeständig? – hatte man die nicht klimatisierte Glashalle vorge- sehen. Wie der Name schon sagt, bestand sie zu einem großen Teil auch aus Glas... Während also die anderen Bundes- länder in der klimatisierten Niedersach- senhalle „ihre Waren feilboten“, schwitz- ten wir in der Glashalle so vor uns hin... Wir hatten einen riesigen Stand für die niedersächsische Polizei; insgesamt neun unterschiedliche Akteure waren hier untergebracht. So ging es um Migration, Integration, Amok, Schulanfänger, Un- achtsamkeit durch Handynutzung im Verkehr, Häusliche Gewalt, Städtebau, Cannabis, Extremismus und Prävention durch das Polizeiorchester. An allen Ständen kam es an beiden Tagen zu vielen Gesprächen mit interes- sierten Kongressbesuchern – so beispiels- weise beim Stand des LKA in Sachen Cannabis (Projekt „Die Rauchmelder – Chris und Nik machen den Cannabis- check“, www.dierauchmelder.de) oder bei der PD Osnabrück in Sachen häusliche EPHKin Pia Magold, LKA Gewalt (osnabrueck-gegen-gewalt.de).

Foto: Polizei 24 proPolizei Heft 5/2017 Niedersachsen

Verkehrssicherheit Landesweite Präventionsaktion m Zeitraum vom 12. bis 17. Juni I führte die Polizei Niedersachsen die erste landesweite Präventions- aktion (Landeswebwoche) in den Sozialen Netzwerken zum Thema Verkehrssicherheit durch. Angesprochen wurden die Ziel- gruppen Rad- und Motorradfahrerin- nen und -fahrer, Nutzerinnen und Nutzer von Pedelecs sowie der große Kreis der Autofahrerinnen und -fah- rer. Thematisch ging es hierbei um eine gute Sichtbarkeit, angepasste Von Rollups, Filmen, Medienpaketen, einem separaten Raum ihre mobile Bühne Geschwindigkeit und Minimierung Flyern, Handpuppen und kleinen Give- aufgebaut und zogen technisch auch alle der Ablenkung im Straßenverkehr. aways war an den Ständen alles vorhan- Register! Das Publikum war begeistert! Während der gesamten Woche den. Oft waren es die Präventioner der Und schließlich waren von der nieder- erfolgten unter dem Hashtag #sicher- anderen Bundesländer, die sich sehr für sächsischen Polizei auch mehrere Vorträge fuerdich auf sämtlichen Facebook- die hiesigen Projekte interessierten und und Projektspots angemeldet und ange- und Twitteraccounts der Polizei diese gerne übernehmen wollten. nommen worden. So referierte beispiels- Niedersachsen Veröffentlichungen Manchmal gab es auch Herzklopfen, weise Dr. Anke Schröder in Sachen Städte- von Beiträgen, die neben einer kur- wenn man plötzlich eine Kamera und ein bau und Rita Salgmann/Matthias Thoms zen Textbotschaft animierte Bild- Mikro „vor der Nase“ hatte. So hatte die (alle LKA NI) zum Thema „die Rauch- dateien (GIF-Dateien) oder kurze PI Lüneburg die Möglichkeit, ihr Projekt melder“. Dieses Projekt zeigt die Gefähr- Videosequenzen beinhalteten. „Die Kurzen kommen“ (https://www. lichkeit von Cannabis für junge Menschen Neben diesen landesweit einheit- landeszeitung.de/blog/allgemein/342414- in der Pubertät und ist zugleich eine Re- lichen Beiträgen oblag es den Poli- achtung-die-kurzen-kommen-im-kino) plik auf die anhaltende politische Legali- zeibehörden beziehungsweise der medienwirksam vorzustellen. Diese sierungsdebatte. Das Thema wird in sechs Polizeiakademie individuell ergän- Schulanfangsaktion beinhaltet einen Filmspots aufgearbeitet. zende Informationen, die gegebenen- Rocksong nebst Musikvideo, das im Inter- Am Abend des ersten Tages gab es einen falls regionale Besonderheiten auf- net abrufbar ist. Highlight ist aber ein Empfang im Rathaus Hannover. Dort war griffen, zu veröffentlichen. 60-sekündiger Kinospot, der während des für Essen und Getränke gesorgt und später Ergänzend dazu berichtete die Schulanfangs in den Lichtspieltheatern konnte zu flotter Musik auch noch das Polizeidirektion Lüneburg am letzen läuft. Tanzbein geschwungen werden. Das war Tag der Aktionswoche, dem 17. Juni, Teilweise machte die Prävention auch dann wiederum „schweißtreibende Netz- vom landesweiten Verkehrssicher- „lautstark“ auf sich aufmerksam, wenn werkarbeit“. heitstag in Lüneburg – mit unter- zum Beispiel das Polizeiorchester Nieder- Nach dem Präventionstag ist vor dem schiedlichsten Informationen und sachsen das Projekt „NAMENE“ musi- Präventionstag. In diesem Sinne wird Abbildungen. kalisch vorstellte. Das taten sie jedoch bereits der nächste geplant: Der 23. Deut- Auch künftig sollen unter #sicher- nicht nur an unserem Stand. Sie zogen sche Präventionstag soll vom 11. bis 12. fuerdich weitere Präventionsaktionen auch durch die Hallen und über das Juni 2018 in Dresden stattfinden. in den Sozialen Netzwerken folgen. Außengelände und verteilten eifrig ihre Eine Anmerkung zum Schluss: Es hätte So ist noch für das aktuelle Jahr eine Flyer. den hier zur Verfügung stehenden Rahmen weitere Landeswebwoche zum The- Auch die niedersächsischen Präven- gesprengt, an dieser Stelle alle Akteure ma Kriminalprävention geplant. oder Projekte vorzustellen. tionspuppenbühnen spielten mehrfach ihre Patrick Pampel neuen Puppenstücke. Dazu hatten sie in Pia Magold

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 25 Niedersachsen

Sprachkurs Plattdeutsch für Polizisten

m zu sehen, dass man auch inner- renden die plattdeutsche Sprache näher- akademie studern, faststellt. Se sünd des- U halb des deutschen Sprachraums gebracht: Während sie sich am ersten Tag halb up Karsten Bettels, de Koordinator schnell an seine sprachlichen Grenzen noch vorstellten und an der Aussprache van de Modul 14 för internationale Poli- geführt wird, muss man nicht nach Bayern feilten, so übten sie gegen Ende des Kur- zeiarbeid, tokamen: „Wir würden gerne oder Sachsen reisen. Dazu genügt allein ses bereits polizeiliche Alltagssituationen. Plattdeutsch lernen“ wass hör Wunsk. ein Ausflug in die Region um Oldenburg. Motiviert übersetzte Köllmann Texte Dat de plattdüütske Spraak van Belang Das stellten auch Studierende der Poli- aus dem Hochdeutschen ins Plattdeutsche, is, stellde Wybke Horstmann, de ok ant zeiakademie fest, weswegen sie auf Kar- sodass die Studierenden beispielsweise Polizeiakademie studert, fast, as se van de sten Bettels, den Koordinator des Moduls einen Verkehrsunfall sowie eine Verkehrs- Beleevnisse höörde, de de Kollegen, de mit 14 für Internationale Polizeiarbeit, zuka- kontrolle nachspielten. hör leern, maakt harren. Nettakkraat in de men: „Wir würden gerne Plattdeutsch Dazu Horstmann: „Alles in Allem hat Kuntreien int Noorden/in Freesland is dat lernen“ lautete der Wunsch. mir und auch dem gesamten Kurs diese een Hülp, wenn man vör allem de ollere Dass die plattdeutsche Sprache für die Woche sehr viel Spaß bereitet. Doch nicht Lü up Platt tomöötkomen kann: „Plattdü- Polizeiarbeit nicht unerheblich sei, stellt nur der Spaß auch der Zweck des Sprach- ütsch kann Brüggen bauen, wenn man die Studierende Wybke Horstmann fest, kurses wurde erfüllt. In der darauffolgen- sück mitdeelen will“. als sie von Erlebnissen ihrer Mitstudieren- den Internationalen Woche konnten wir Övert Volkshoogschool Ollnbörg wur den aus den Praktika erzählt. Gerade in schon merken, dass man etwas erlernt hat. een Kurs anboden, an de 15 junge Lü, de den friesischen Regionen sei es sehr hilf- Ein Vortrag über die niederländische Poli- ant Polizeiakademie studern, deelnohmen reich, vor allem älteren Bürgerinnen und zei, welcher zum Teil aus niederländischen hebben. Antje Köllmann weer de Baas van Bürgern auf Plattdeutsch entgegen zu Wörtern bestand, konnte von uns ohne disse Kurs, de een Week düürde. kommen: „Plattdeutsch kann Brücken im Probleme verstanden, beziehungsweise Hör Upgaven richten sük an dat Doon Rahmen der Kommunikation bauen“. hergeleitet werden.“ int Polizeiarbeid. Int Loop van disse Week Über die Volkshochschule Oldenburg Plattdüütsch för Schandarmskes un kwemen de Deelnehmers de plattdüütsche wurde der Kurs angeboten, an dem 15 Schandarms: Man mutt nich na Bayern Spraak nahder: Indes se an de eerste Dag Absolventen der Polizeiakademie teil- oder Sachsen reisen, um to marken, datt sük noch vörstellden un an hör Utspraak nahmen. Antje Köllmann leitete den Kurs man de Spraak in Düütschland nich fielden, öövden se ant Enn vant Kurs al und gestaltete das einwöchige Sprachse- rechtschapen versteiht. Dor genügt alleen Situationen ut de Olldag vant Polizeiar- minar praxisnah. een Utflug in de Region um Ollnbörg. beid. Motiveerd översettde Köllmann Im Laufe der Woche wurde den Studie- Dat hebbt junge Lüü, de ant Polizei- Texte vant Hochdüütske int Plattdüütske. So kunnen de Deelnehmers to‘n Bispill een Verkehrsunfall un een Verkehrskuntroll naspölen. Daarto Horstmann: „Alltohoop noh- men hett mi un ok de annern ut Kurs disse Week en heel Bült Spaaß maakt. Abers nich blot Spaaß hebben wi hatt, wi hebben ok düchtig wat lehrt. Dat hebben wi glieks de Week darupp bi de internatinale Week murken. In een Vördrag van de nederlans- ke Polizei kunnen wi de nederlanske Woorden verstahn oder ok ofleiten.“ De Kurs sall ok in de tokomend Tied weer för de Lü, de ant Polizeiakademie studern und dor Interess an hebben, an- boden worden. Der plattdeutsche Sprachkurs Nicole Barthel | Karsten Bettels

Foto: Polizei 26 proPolizei Heft 5/2017 Niedersachsen

Jubiläum 70 Jahre Wasserschutzpolizei in Niedersachsen

ie ersten Schriftstücke über die D „Wasserschützer in den marine- blauen Uniformen“ lassen sich auf das 18. und 19. Jahrhundert zurückführen. Von hier führt ihre Geschichte als bei- spielsweise „Oldenburger Dragoner“ oder Reichswasserschutzpolizei bis zu der heutigen Wasserschutzpolizei Nie- dersachsen. Nachdem 1945 die Polizeigewalt in den Besatzungszonen durch die jeweili- gen Militärregierungen der Siegermäch- te nach eigenen Vorstellungen und in jeder Zone unterschiedlich ausgeübt wurde, gab die britische Militärregierung im Jahr 1947 die Verantwortung über die Polizei in ihrer Besatzungszone zurück in deutsche Hände. Die Wasserschutz- polizei-Gruppe „Niedersachsen“ wird am 13. Januar 1947 gebildet und dem neu geschaffenen niedersächsischen Innenministerium unterstellt. Nach vielen Reformen, Umorganisa- tionen, Neuausrichtungen und Opti- mierungen ist die heutige Wasserschutz- polizeiinspektion (WSPI) der PD Wie auch in anderen polizeilichen Be- Gemäß des Abkommens zwischen Oldenburg von der niederländischen reichen gab es bereits in den Fünfziger- dem Land Niedersachsen und der Freien Grenze bis ins Gebiet der Unterelbe auf jahren erste Bemühungen, nationale und Hansestadt Bremen wird das niedersäch- 2.500 Quadratkilometern Küstengewäs- internationale Zusammenarbeit voran- sische große Küstenboot „W3“ durch ser bis zur zwölf Seemeilen-Grenze, auf zutreiben. WSP-Kolleginnen und WSP-Kollegen 450 Streckenkilometern Bundes- und Beispielsweise wurde in den siebziger beider Bundesländer abwechselnd ge- Landeswasserstraßen sowie auf dem Jahren ein Koordinierungsverbund der fahren. Weitere küstenländerübergrei- Zwischenahner Meer zuständig. Küstenländer gebildet. Aus ihm entstand fende, engere Kooperationen in der Im Binnenland werden die wasser- später die WSP-Leitstelle der Küsten- Nordsee werden derzeit aufgrund eines schutzpolizeilichen Aufgaben durch die länder. Als Teil des Maritimen Sicher- IMK-Nord-Beschluss geprüft. WSP-Stationen in Scharnebeck, Hanno- heitszentrums (MSZ) in Cuxhaven Zur Jahrtausendwende war die Wasser- ver, Nienburg und Meppen wahrgenom- nimmt sie heute die Koordinierungs- und Niedersachsen an der men. Serviceaufgaben für die Wasserschutz- Bildung von AQUAPOL, einem europäi- Die Koordinierungsstelle (KOST) bei polizeien der Küstenländer in Nord- und sche Netzwerk von Polizei- und Schiff- der WSPI bildet das Bindeglied zwi- Ostsee wahr. Aktuell gibt es eine enge fahrtsüberwachungsbehörden, welchem schen der WSPI an der Küste und den Zusammenarbeit mit der Wasserschutz- 21 Mitgliedstaaten angehören, beteiligt. WSP-Stationen im Binnenland. polizei Bremen. Vicky Fricke | jrd

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 27 Niedersachsen

Safe Tourist Season 2016 (Teil 3) Sicherheit ist nicht in Zahlen messbar, aber spürbar

as Verständnis von einer bürger- Tschechen und Einheimische verhalfen der Einigkeit und Zusammenarbeit. An D nahen Polizei und erfolgreicher zu einem differenzierten Stimmungsbild. dieser Stelle möchte ich ausdrücklich Prävention in Sibenik imponierte mir. Die Sie waren angenehm überrascht, dass sie festhalten, dass dieses Projekt ein abso- Dienstabteilungsleiter nahmen sich be- auswärtigen Polizeikräften in der Hotel- lutes außenpolitisches Erfolgsrezept ist, wusst die Zeit, um durch die Stadt zu anlage begegneten. International hat die was sich in letzter Konsequenz wohl nicht gehen und sich für zwei, drei Cappuccino deutsche Polizei ein gutes Standing und messen aber deutlich spüren lässt. Ein in unterschiedlichen Cafés niederzulas- viele wünschten sich daheim einen so gut Urlauber brachte es auf den Punkt: „In sen. „Das gehört für uns zum guten Ton. funktionierenden Staatsapparat. dieser unruhigen Zeit, bin ich so froh Die Bürger müssen doch wissen, an wen Schnell verstand ich, dass meine darüber, dass unser Europa zusammen- sie sich vertrauensvoll wenden können. Dienstreise mehr darstellte, als das bloße hält. Und Sie sind der Beweis dafür!“ Zum Vertrauen gehört ein Name, ein Ge- Ausschmücken der niedersächsischen Meine Reise – meine Selbstfindung. sicht, regelmäßiger Kontakt und die Uniform und die Beschleunigung der Zum Ende der Zeit in Sibenik stellte ich Schlichtsach- mir die Frage, ob neben der dienstlichen verhalte. Ich Entwicklung auch eine private einherging. wurde als Was mich schon mein Leben lang be- Polizeibeam- schäftigt hat, ist das was man kulturelle ter erkannt Identität nennt. Erst mit der Ausbildung und mit einem bei der Polizei hörte ich erstmals von Lächeln be- intrakulturellen Konflikten und gab damit grüßt. Die meinen vielen Irritationen im Alltag end- Urlauber hiel- lich einen Namen. ten ihren Ich dachte, mit dem Erwachsenwerden Daumen nach müsste ich mich für eine Richtung ent- oben, um mir scheiden. Das fiel mir Umgang mit mei- Brücke auf dem Weg nach Sibenik damit zu ver- nen engsten Verwandten und Freunden deutlichen, unheimlich schwer, weil sie doch ver- dass sie über schiedene kulturelle Erwartungshaltun- ständige Erreichbarkeit. Effektive Polizei- meine Anwesenheit erfreut waren. Sie gen an mich hatten. Mein Aufenthalt in arbeit beginnt schließlich immer mit einer meldeten sich an der Hotelrezeption und Sibenik gab mir die Gelegenheit, einen guten Information.“ verlangten nach mir, weil es zu Unstim- Monat lang meine Muttersprache zu Auch in unseren Breitengraden spre- migkeiten mit anderen Gästen kam. Sie chen wir von bürgernaher Polizei. Ich wussten, wer für sie da war und fühlten sprechen. Das, was wir Daheim im kleins- beobachtete gut und merkte, dass unsere sich sicher. ten Kreis lebten, konnte ich nun in großer Polizeikultur doch in einigen Teilen von Im Übrigen kann ich das Gleiche über Gesellschaft erleben. der oben beschriebenen abweicht. meine anderen Kollegen berichten. Wir Meinen intrakulturellen Konflikt nahm Neben vielen Gesprächen mit Kollegin- waren erstaunt, welche Wirkung wir bei ich nicht mehr als Entscheidung, sondern nen und Kollegen, befragte ich Touristen, den Urlaubern erzielten und waren uns als Erweiterung wahr. Für diese Erfahrung wie sie die deutsche Polizei empfänden schnell darüber einig, dass wir das sub- bedanke ich mich bei allen Verantwortli- und wie sie sich erfolgreiche Polizeiarbeit jektive Sicherheitsempfinden noch nie so chen, die sie mir ermöglicht haben. Sie vorstellten. Unter den Touristen waren stark spürten, wie in dieser Zeit. bereichern unsere Polizeiarbeit, wenn Sie nicht nur Deutsche. Auch Franzosen, Aus Repräsentanten der jeweiligen Projekte wie dieses am Leben erhalten. Belgier, Schweizer, Holländer, Polen, Länder wurde ein europäisches Gebilde Mario Nijemcevic | thi

Foto: privat 28 proPolizei Heft 5/2017 Sport

NPM Leichtathletik 2017 Großer Sport und tolle Stimmung

trahlender Sonnenschein und gut tolle Sportlerinnen und Sportler in ihren Niedersächsische Polizeimeisterin 2017, S 25 Grad zeigte das Thermometer eigenen Reihen zu haben. Die körperli- während sich bei den Männern auf den am 14. Juni in Osnabrück – das lud che Leistungsfähigkeit hat in der Polizei 100-Metern Lucas Krämer in 11,72 idealerweise zum Besuch ins nächste Niedersachsen einen hohen Stellenwert.“ Sekunden durchsetzte. Schwimmbad ein. Rund 90 Polizeisport- Die Aktiven sprinteten, sprangen und Für manch anderen Aktiven war es ein lerinnen und -sportler zogen es jedoch warfen in familiärer Atmosphäre um die Tag, an dem man sich und anderen seine vor, sich trotz schweißtreibender Tempe- 19 Titel einer niedersächsischen Polizei- Leistungsfähigkeit beweisen und Freun- raturen anderweitig zu betätigen und bei meisterin oder eines Polizeimeisters in de treffen konnte. Zahlreiche Teilneh- den niedersächsischen Polizeimeister- der Leichtathletik. Als Lokalmatadoren mende nahmen die Gelegenheit beim schaften (NPM) in der Leichtathletik zu setzen die Eheleute Tina und Jan-Niklas Schopf und begaben sich in für sie un- starten. Böhm (beide Zentrale Kriminalinspek- gewohnten Disziplinen an den Start. So Eine Meisterschaft, die von der Poli- tion Osnabrück) Akzente in ihren 800 gewann unerwartet eine aus Mitgliedern zeidirektion (PD) Osnabrück in enger Meter-Läufen. Beide versuchten im Al- der Beweissicherungs- und Festnahme- Zusammenarbeit mit der Polizeiinspek- leingang die Qualifikationsnorm für die einheit zusammengestellte Gruppe die tion Osnabrück mit viel Engagement und DLV-Meisterschaften zu erreichen. 4x100 Meter-Staffel in 48,35 Sekunden. mit Unterstützung durch die LG Osna- Leider scheiterten sie äußerst knapp: Nach der Anstrengung wartete ein brück/ TSG 07 Burg Gretesch und deren Tina benötigte 2:12,98 Minuten, Jan- großes Salatbuffet und Gegrilltes auf die jugendlichen Helfern durchgeführt Niklas war nach 1:53,04 Minuten im Aktiven und Helfer. Rundherum war es wurde. Ziel. Im Sperrwurf zeigte Tobias Brüm- für alle Beteiligten eine gelungene Ver- Unter den Gästen war der niedersäch- mer (Zentrale Polizeidirektion Nieder- anstaltung unter besten Bedingungen. sische Sportbeauftragte, Polizeivizeprä- sachsen) mit 62,23 Metern eine anspre- Die Meisterschaften galten gleichzei- sident Jörg Müller, sowie der Präsidentin chende Leistung. Im Diskuswerfen (1 tig als Qualifikation für die Teilnahme des Niedersächsischen Leichtathletik- kg) der Frauen gewann Sonka Kielmann an den Deutschen Polizeimeisterschaften verbandes, Rita Girschikofsky. Gastge- von der Polizeiakademie mit einer Weite (DPM) in der Leichtathletik, die am 29. ber, Polizeipräsident Bernhard Witthaut, von 44,75 Metern. Beim 100-Meter-Lauf und 30. August 2017 im bayerischen betonte in seiner Eröffnungsrede: „Die der Frauen wurde Isabelle Gerlach von Königsbrunn stattfanden. Polizei Niedersachsen ist froh, so viele der PD Hannover in 12,46 Sekunden Michael Kordys | Marco Ellermann | hof

Foto: Polizei Heft 5/2017 proPolizei 29 Intern

PI Stade Kindertagesstätte eingeweiht

m 16. Mai hat die Polizeiinspektion A Stade ihre Kindertagesstätte offi- ziell eingeweiht. Im Beisein von Kindern, Kollegen und Eltern durchschnitten der Leiter der Polizeiinspektion Stade, PD Torsten Oestmann, und Tagesmutter Tan- ja Frank das symbolische Band. In einem abgetrennten Teil eines Dienstgebäudes in der Teichstraße be- treut Frank nun bis zu fünf Kinder der Beamten, die nebenan im Hauptgebäude ihren Dienst versehen. Die Kindertages- stätte ist von 6:30 bis 15:30 Uhr geöffnet. Sollte ein Elternteil spontan länger Dienst versehen müssen, können die Kinder problemlos länger bleiben. Die Idee einer eigenen Kindertages- stätte begann bereits 2015. Zwischen der ersten Idee und der Eröffnung lag eine Menge Arbeit. Unterschiedliche Behör- den mussten beteiligt und umfassende ▲ PD Torsten Oestmann und Tagesmutter Tanja Frank durchschneiden im Beisein einiger Umbaumaßnahmen durch Kollegen Eltern, Kinder und der Leiterin der Wirtschaftsverwaltung der Polizei Stade, Lena Brosenne, durchgeführt werden. symbolisch das Band Die neu geschaffene Möglichkeit, die ▼ Tagesmutter Tanja Frank, PK‘in Lara Gärner mit ihrem Sohn Matz und weiteren Kindern Kinder direkt an der Dienststelle betreu- in der Kita en zu lassen, bringt sowohl für die Eltern als auch für die Dienststelle eine Menge Vorteile. Insgesamt eine klassische „Win-Win-Situation“, wie es Oestmann schilderte. Den Eltern werden viel Stress und lange Fahrtwege erspart. Die Dienst- stelle profitiert letztendlich von der Zu- friedenheit der Kollegen und der frühe- ren Rückkehr in den Dienst. So kann auch in Zeiten knapper Personalressour- cen für alle eine verlässliche Personal- planung stattfinden. Die Polizeiinspektion Stade freut sich insbesondere darüber, dass die Kinder- tagesstätte positiv angenommen wird. Schon jetzt ist die Einrichtung für das nächste Jahr ausgebucht und auch für die nähere Zukunft zeichnet sich ab, dass sich daran nichts ändern wird. Andre Janz

Fotos: Polizei 30 proPolizei Heft 5/2017 POLIZEI NIEDERSACHSEN

Bist du auch schon Fan? facebook.com/Polizei.Niedersachsen.Karriere Heft 5/2017 proPolizei 31 JAHRE POLIZEIAKADEMIE 10 NIEDERSACHSEN

TAG DER OFFENEN TÜR

SAMSTAG, 28.10.2017 12-17 UHR RUND UM DIE POLIZEIAKADEMIE IN NIENBURG/WESER

Kooperationspartner: POLIZEIINSPEKTION NIENBURG/SCHAUMBURG