1
Faschismus und Neonazis Hintergründe, Wirkungsmechanismen,
Ideologie und Praxis
Klaus Hesse
Eigenverlag
2
@ Klaus Hesse dkp [email protected] Erste Auflage Leipzig 2008 Der Autor ist ausdrücklich an Hinweisen zur Überarbeitung und Ergänzung ebenso wie an der Verbreitung dieses Inhaltes interessiert. Eigenverlag
3
Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen S. 1 1. Historische und personelle Hintergründe S. 5 2. Faszination und Massenwirkung des Faschismus S. 19 3. Naziterror und Widerstand S. 36 3.1 Schumann und Goerdeler Streit um den antifaschistischen Widerstand S. 44 4. Neofaschismus in Deutschland S. 59 4.1 ODESSA und die Rattenlinie S. 64 4.2 Von konservativen Nazigegnern der ‚Deutschen Aufbaupartei’
zur NPD .. S. 70 4.3 Thule Seminare, die ‚Neue Freiheit’, SA Kameradschaften, ‚Wehrsportgemeinschaften’ und andere ‚Vereine’ S. 91 5. Programmatik und Ideologie des Neofaschismus S. 103 6. Die politische Praxis: Zwischen Wahlen, Aufmärschen und politischem Terror S. 111 7. Über die Nation, die soziale Frage, über Internationalismus und über die Funktion des Faschismus in den Klassenkämpfen von gestern, heute und morgen S. 123
1
Vorbemerkungen Seit dem Herbst 89 ist die Konfrontation mit Neonazis, mit rechts radikaler Gewalt, mit chauvinistisch, rassistisch und antisemitisch moti vierten Verbrechen und den damit verbundenen Ideologien und Verhal tensmustern zu einer Tatsache geworden. Zwar wird immer dann, wenn derartige Ereignisse unübersehbar geworden sind, abgewiegelt: Das sei doch nur eine Minderheit von irregeleiteten Jugendlichen und einigen wenigen Unverbesserlichen, aber damit sei auf keinen Fall eine Bedrohung der Demokratie verbunden. Dass sich auch nicht wenige der Beamten, Richter und Staatsanwälte, die für die Verfolgung solcher Straftaten ver antwortlich sind, ganz in diesem Sinne verhalten, kann nicht sonderlich erstaunen: Das sind zwar nicht mehr jene, die im Stile der Globke, Filbin ger & Co. Im Hitlerregime selbst an Verbrechen der verschiedensten Art beteiligt waren. Aber nicht wenige von denen sind die Schüler derer, die als wehrwirtschaftliche, juristische, militärische und ideologische Elite die Stützen dieses Regime waren. 1 Die mittlerweile schon in Serie ‚im Namen des Volkes’ verkündeten Urteile, mit denen Richter Entscheidungen demokratisch gewählter Stadt und Landräte gegen Naziaufmärsche vom Tisch wischen, die ‚unangemes sene’ Vorgehensweise von Polizei und anderen Sicherheitsorganen gegen all jene, die gegen den staatlich sanktionierten Aufmarsch von Nazis pro testieren, die Härte der Strafen gegen jene, die ihr grundgesetzlich veran kertes Recht auf Widerstand in Anspruch nehmen und die angebliche ‚Hilflosigkeit’ von Staatsanwälten und Richtern, wenn sie es mit Neonazis und deren Verteidigern zu tun haben, die seit Gründung der BRD unüber sehbare Verfilzung von Polizei, insbesondere des BKA, der Justiz, des Ver fassungsschutzes und der Ministerialbürokratie mit Führungskadern aus der Alt und Neonazinomenklatur alles das lässt deutlich werden, wovon die Rede ist, wenn heute über Faschismus und Neonazis gesprochen wird.
1 dazu: Bundespräsident Roman Herzog, promovierte 1958 zum Dr. jur. bei Prof. Theodor Maunz in München mit dem Thema ‚Grundrechtsbeschränkung nach dem Grundge setz und Europäische Menschenrechtskonvention’. (unter: http://www.dhm.de/ lemo/html/biografien/Herzog Roman/index.html)Theodor Maunz bayerischer Ex Kultusminister; musste 1964 aufgrund seiner Nazi Vergangenheit zurücktreten. Hildegard Hamm Brücher, FDP, erinnert sich, dass Maunz 1964 mit dröhnenden Ovationen seitens der CSU Fraktion verabschiedet wurde. 1991 würdigte ihn R. Scholz, CDU, an dessen 90.Geburtstag, er habe ‚1933 eine große wissenschaftliche Karriere begründet’. 1927–1935 Ministerialdienst, 1935–1945 Lehrtätigkeit in Freiburg; rechtfertigte Gestapo Verhaftungen juristisch. 1943 war für Maunz ‚das entschlossene Zugreifen’ wichtiger ‚als das peinliche Klammern an sorgsam ausgefeilte Rechtssätze’. Veröffentlichte nach dem Krieg in der rechtsextremen Nationalzeitung , Herausgeber Gerhard Frey, DVU. SZ, 1.9.2001, S.6, (unter: http://www.gavagai.de/skandal/HHD0802.htm# maunz) Tage nach dem Tod des Maunz schrieb die rechtsextremistische Deutsche Nationalzeitung . ‚Deutschland verlor seinen größten Rechtsgelehrten’, und ‚Dr. Frey seinen wunderbaren Wegbegleiter.’ (unter: http://www.freitag.de/2005/05/05050301.php)
2
Das, was sich da bei Nazi Aufmärschen in überschaubaren Zahlen auf den Straßen und Plätzen zusammenrottet, das, was durch all zu offensichtliche Sympathie für derlei verbrecherische Ziele in den Amts stuben und Kasernen dieses Landes auffällt, ist nur der sichtbare Ausdruck eines viel ernster zu nehmenden Problems. Aber von denen, die derart aus dem Rahmen ‚freiheitlich demokratischer’ gepflegter Sprachregelungen fallen und von den Organisationen der Neonazis wird das ausgesprochen, was den Drahtziehern im Hintergrund (noch) nicht zeitgemäß erscheint, was aus taktischen Erwägungen unterbleibt. Offiziell gebärden sich die politischen Honoratioren peinlich berührt, wenn es denn wieder einmal zu gar zu unübersehbaren Nazi Exzessen gekommen ist. Vor allem: Das stört die Kreise der extrem widersprüchli chen Geschäfts und anderen Interessen von Rüstungs und anderen Industriellen, der Aktionäre und Aufsichtsräte der Banken und Versiche rungen, beunruhigt Immobilienhändler und andere Spekulanten. Aber alles das, was in diesem Hexenkessel gärender, aufbrechender und offen und verdeckt ausgetragener Konflikte als political correctnes ausgegeben wird, verdient hinterfragt zu werden: Manch einer von denen, die da lautstark für den Schutz der freiheitlich demokratischen Grundordnung auftreten, ist schon deshalb nicht an einer ernst zu nehmenden Auseinan dersetzung mit dem Neofaschismus interessiert, weil dann Kontakte und finanzielle Beziehungen zu Organisationen zutage treten könnten, die derzeit (noch) nicht opportun sind... Tatsächlich sind die Netzwerke der Neonazis viel weiter, als aus offiziellen Berichten des Verfassungsschutzes oder anderen offiziellen Quellen zu entnehmen ist. Das kann schon aus dem einfachen Grunde nicht sonderlich überraschen, weil es zwischen den Altnazis aus Gestapo, Nazijustiz, NS Polizei, SS und den Institutionen der BRD eine personelle Kontinuität gab 1, deren Folgen in der Geisteshaltung und im praktischen Verhalten nicht weniger leitender Beamter und ihrer untergeordneten Mit arbeiter unübersehbar fortwirkt: Straftaten im rechten Spektrum werden ignoriert, statistisch ‚korrigiert’, als ‚Dumme Jungs Streiche’ herunterge spielt, und wenn überhaupt, dann derart zögerlich und so schlampig un tersucht, dass die zumeist nicht anders gestrickten Staatsanwälte – selbst wenn sie es denn wollten – keine wasserdichte Anklage zustande bringen können. Vor Gericht wiederholt sich dieses Szenario: Zweifelsohne gibt es Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die mit Nazis nichts am Hut haben.
1 siehe u.a.: N. Podewin: Braunbuch – Kriegs und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Berlin (West), Berlin 1968 (Reprint); N. Frei: Karrieren im Zwielicht – Hitlers Eliten nach 1945, Frankfurt a.M. 2001, S. 303ff; K. Eichner, G. Schramm (Hrsgb.) Angriff und Abwehr – die deutschen Geheimdienste nach 1945, Berlin 2007, S. 117
3
Aber nicht weniger bemerkenswert ist, dass mittlerweile schon bekannt ist, was von welchem Polizisten, Staatsanwalt oder Richter zu erwarten ist. In der Presse ist dann wie im Kommentar zur Verhandlung über die Nazischläger von Halberstadt z.B. zu lesen „Richter Holger Selig kann ‚nach Aktenlage’ zwar einen Verdacht auf gefährliche Körperverletzung erkennen, aber kein gemeinschaftliches Handeln der Angeklagten.“ 1 In einem TV Bericht wurde dann noch angemerkt, dass dieser Mann in sol chen Fällen (will heißen: im rechten Spektrum) einschlägig für milde Urteile ‚bekannt sei...’ Wer begriffen hat, dass es höchste Zeit ist, sich jetzt und hier mit dem Problem des Faschismus auseinanderzusetzen, kann und darf sich nicht nur darauf beschränken, sich gründlich mit all dem zu beschäftigen, was offen unter dieser Überschrift firmiert: Der Nazifilz reicht mittlerweile viel weiter und greift tiefer, als dies zunächst den Anschein hat. Nicht nur dort, wo Nazi draufsteht, ist das drin, was da offen angekündigt wird. Solche Ansätze finden sich quer Beet nicht nur in den Amtsstuben und Kasernen. Das Spektrum der aktiven Kreise reicht von den Geldgebern in den Büropalästen der Banken, Versicherungen und Konzernen über Law and Order Fanatiker aus allen Bevölkerungsschichten nicht nur bis zu all denen, die aus Orientierungsverlust oder Verzweiflung nach irgendwelchen schlichten Regeln einfacher Ordnung suchen. Im Dunstkreis von Auslän derhass, Rassismus, Deutschtümelei, Nationalismus und anderen Erschei nungsformen schwerwiegender Defekte und krankhafter Fehlentwicklung des Selbstbewusstseins gedeihen brutale Schlägertrupps, deren Horizont auf den ‚Stolz, ein Deutscher zu sein’ beschränkt ist. Wer wissen will, was im bunten Gewirr rechter Parteien, rechtsradi kaler Organisationen, nationalistischer Schützen , Heimat , ‚Vertriebenen ’ und sonstiger treu deutsch biederer ‚Patrioten’ Vereine, was ‚Freie Kame radschaften’ etc. propagieren, wie umfangreich deren publizistische und organisatorische Aktivitäten in den vergangenen Jahrzehnten gediehen sind, bekommt einen Eindruck, wie weit und flächendeckend dieser Ein fluss ist. Wenn in diesem Kontext schon bei Wikipedia steht, dass „die lose Form dieser Netzwerke ... sowohl die Beobachtung durch Polizei und Verfassungsschutz als auch die juristische Handhabe erheblich erschwert“ 2
1 F. Jansen Neonazis aus Halberstadt vor Gericht,(http://www.tagesspiegel.de/politik/div/; art771, 23965 11); Der Spiegel vom 6.12.2007 meldete: „Spektakuläre Wende im Prozess um den rechtsextremen Überfall auf Theaterschauspieler in Halberstadt: Das zuständige Gericht hat die Haftbefehle gegen drei der vier Angeklagten aufgehoben.“(http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,521742,00 .html), 2 siehe Rechtsextreme Netzwerke, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsextreme _Netzwerke
4 wird noch deutlicher, wie ernst die daraus resultierenden Gefahren einzu schätzen sind. Diese Entwicklung ist inzwischen viel zu weit gediehen, als dass dies länger ignoriert werden könnte. Niemand kann sich damit ‚beruhigen’ dass und wie sich die verschiedenen neonazistischen Klüngel gegenseitig ‚beharken’: Derartige Konkurrenzkämpfe sind nicht das, was da vorgeführt wird. Hinter diesem Theaterdonner steht Absicht. Hier wird vom Eigent lichen abgelenkt, hier wird – genau so wie in den immer wieder nachles baren Bekenntnissen zur verfassungsmäßigen Ordnung eine Harmlosigkeit vorgeführt, die zur Kaschierung der eigentlichen Ziele dient. Viel auf schlussreicher ist die Suche nach einer wirklich überzeugenden Antwort auf die Frage, wer dahinter steht, wer das alles finanziert, wer die pro grammatischen Vorgaben lanciert, was die eigentlichen Ziele sind und wohin dies alles treibt, wenn dem nicht endlich ernst zu nehmende Hin dernisse in den Weg gelegt werden... Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach im Internet oder einschlägigen Bibliotheken nachschlagbar. Was da läuft gehört zu den best gehütetsten Geschäftsinterna derer, die sich als eigentliche Spieler im Hintergrund ‚der Bewegung’ engagieren. Wer dahinter steigen will, wer denen auf die Spur kommen will kommt nicht umhin, sich nicht nur mit den historischen Wurzeln des Faschismus zu beschäftigen. Denn diese historischen Erfahrungen belegen auch, dass die ‚Wirkungsmechanismen’ des faschistischen Ungeistes durchaus nicht nur in der „offenen terroristi schen Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und impe rialistischen Elemente des Finanzkapitals“ 1 zu suchen sind. Hier wird deutlich, wie der ‚brutalstmögliche’ Missbrauch emotionaler Bindungen nicht nur bildungsferner Bevölkerungskreise, die Zugehörigkeit zu einer Nation, einer Sprachgruppe, einer ‚Heimat’ auf das übelste benutzt wurde, um Menschen in einer Art und Weise zu instrumentalisieren, die diese für gänzlich und grundlegend anders geartete Interessen fast beliebig nutzbar werden lässt. So ‚neu’ und überraschend die Entdeckung nationaler Gefühle für viele auch immer sein mag, die sich zum ersten Mal mit derlei Über legungen konfrontiert sehen: Es ist absolut nicht neu, dass derartige Empfindungen in einer Art und Weise gebraucht und missbraucht wurden, die nicht nur von den solcherart um ihr Leben Betrogenen mit ihrer Gesundheit, ihrem Leben und durch der Schuld an unvorstellbaren Ver brechen zu ‚bezahlen’ waren. Das war im ersten Weltkrieg so und dies
1 G. Dimitroff Ausgewählte Schriften, Bd. 2, Berlin 1958, S. 629f, zitiert nach: J. Kuczynski: Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Band 5 / 1918 1945, Wiesbaden o.J., S. 53
5 erfuhr in der NS Zeit und im zweiten Weltkrieg entsetzliche Steigerung. Erst durch die Auseinandersetzung mit diesen historischen Erfahrungen wird es möglich, die Massenwirkung der programmatischen Deklarationen neofaschistischer und artverwandter rechtsradikaler Parteien und Organi sationen zu hinterfragen, ihre Vorgehensweise und die dahinter stehenden Strukturen zu dechiffrieren und daraus Schlussfolgerungen für den Kampf gegen diese verhängnisvolle Entwicklung abzuleiten... 1. Historische und personelle Hintergründe Auch und gerade, weil die Folgen des Hitlerregimes bis in die Gegenwart unüber sehbar sind: Es ist höchste Zeit, daran zu erinnern, dass der Faschismus nicht nur auf die Zeit von 1933 bis 1945 in Hitlerdeutschland, den damit untrennbar im Zusammenhang stehenden Völkermord des 2. Weltkrieges und nicht nur auf Diktaturen in Italien, Österreich, Spanien und Ungarn zu reduzieren ist. Die deutsche Variante des Faschismus war kein singuläres Ereignis war. Nicht nur in Spanien und Portugal, auch in Griechenland, Paraguay, Chile, Argentinien und in einer Vielzahl anderer Staaten gab resp. gibt es faschistische Diktaturen. Es gab und es gibt heute durchaus ernst zu nehmende offen und/oder verdeckt agierende rassistische, chauvinistische und faschistoide Machtgruppierun gen in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und anderen Staaten der einstigen Antihitlerkoalition. US amerikanische Sicherheitsbehörden deck ten schon 1934 auf, dass die reaktionärsten Kreise der Monopolbour geoisie mit Hilfe der militärischen Organisation einer ‚Amerikanischen Legion’ einen faschistischen Putsch gegen die Roosevelt Administration und deren Politik des ‚New Deal’ vorbereitete, ohne dass dies ein gericht liches Nachspiel gehabt hätte. 1 Wer sich angesichts der aggressiven Politik der US Regierungen und des in diesem Zusammenhang systematisch betriebenen Bruchs des Völ kerrechts fragt, wo der Unterschied zur Hitlerregierung liegt, sollte diese historischen Hintergründe, ihre Fortwirkung und den diese tragenden Kräften nicht aus den Augen verlieren. 2 In der nachfolgenden (unvoll ständigen) Übersicht über Entstehungsdaten faschistischer, profaschisti scher, nationalsozialistischer und verwandter Organisationen wird deut lich, dass und wie sich diese Pest in allen europäischen Staaten organi sierte: 1912 in Leipzig wird unter Leitung von Hermann Pohl ( der ‚Germanenorden’ als Kommandozentrale einer völkisch/antisemitischen Bewegung gegrün
1 siehe Redaktionskollegium: Geschichte der neuesten Zeit Teil I 1917 1939, Berlin 1961, S. 191ff 2 dazu Geradezu exemplarisch empfiehlt es sich, in diesem Kontext an das Buch des Zbigniew Brzezninski ‚Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vor herrschaft’ (Weinheim und Berlin 1997) zu erinnern
6
det ab 1916 Rudolf von Sebottendorf, alias Erwin Torre, eigentlich Adam Alfred Rudolf Glauer (1875 1945) Der Germanenorden war auch eine Tarnorganisation politischer Attentäter, wie der Mord an Matthias Erzber ger (1875 1921) belegt. Die Attentäter, die im August 1921 den ehe maligen Reichsfinanzminister und Unterzeichner des Waffenstillstands von 1918 erschossen, gehörten wie ihr Auftraggeber Manfred von Killinger (1886 1944) dem Germanenorden an. 1917/18 zum Jahreswechsel wird von Rudolf von Sebottendorf aus dem Germanenorden die Thule Gesellschaft gegründet 1919 Anton Drexler (1884 1942 Schlosser), Karl Harrer (1890 1926 Journalist und Reichs vorsitzender eines ‚Nationalsozialistischen Arbeitervereins in der Thule Gesellschaft’ 1) und Michael Lotter (konterrevolutionärer Matrose und für 10.000 Mark gekaufter Mitbeteiligter an der Ermordung des bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner 2) gründeten in München auf Veranlassung des Dr. Paul Tafel (1872 1953), Spitzenfunktionär des ‚Alldeutschen Verbandes’, Direktoriumsmitglied der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg, Vorstandsmitglied des Bayerischen Industriellen verbandes und Mitglied der Thule Gesellschaft die ‚Deutsche Arbeiter partei (DAP)’ 3 Adolf Hitler (1889 1945) nahm im September 1919 auf Weisung seines Reichswehrkommandeurs Kontakte zur DAP auf und wurde dort Propa gandabeauftragter der Partei nach der Niederschlagung der Ungarischen Räterepublik errichtet der Kriegsminister der konterrevolutionären Regierung Nikolaus Horthy von Nagybánya (1868 1957) eine Militärdiktatur Benito Mussolini (1883 1945) gründet nach dem Scheitern der Sozialistischen Internationale beim Ausbruch des ersten Weltkrieges mit der ‚Fascio di combattimento’ (Kampfbund) die erste faschistische Orga nisation 1920 Die DAP wird auf Hitlers Drängen in NSDAP umbenannt. Seit Dezember verfügte die NSDAP mit dem 1918 von der Thule Gesellschaft übernom menen ‚Münchner Beobachter’ (neuer Name ‚Völkischer Beobachter’) auch über eine eigene Wochenzeitung. nach dem Kapp Putsch vereinigt der ‚Bayerische Ordnungsblock (BOB)’ rund 40 völkisch nationalistische Organisationen und bis zu 50.000 Mitglieder. Den Vorsitz hatten Erwin Pixis und Paul Tafel. mit 21 Abgeordneten zieht Mussolini in das italienische Parlament ein Hitler wird Vorsitzender der NSDAP unter dem Eindruck des faschistischen Marsches auf Rom ernennt König Viktor Emanuel III. (1869 1947) Mussolini zum italienischen Minister präsidenten 1923 Nach der Weigerung Otto v. Lossows (1868 1938, Kommandeur der bayerischen Reichswehrdivision), einen Auftrag des Reichswehrministers Geßler zur Durchsetzung eines Verbots der NSDAP auszuführen und sei ner nachfolgenden Amtsenthebung unterstellte der diese Division seinem Kommando. – Hitler und Teile der NSDAP nutzten dies, um die bayrische Regierung zum Sturz der Reichsregierung zu drängen und eine eigene Regierung auszurufen. Aber die im Bürgerbräukeller (8.11.) mit dem
1 K. Pätzold, W. Weißbecker: Hakenkreuz und Totenkopf – Die Partei des Verbrechens, Berlin 1981, S. 23 2 ebenda 3 siehe Deutsche Arbeiterpartei, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeiter partei
7
Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr, dem bayrische Reichs wehreinheiten unterstanden(1862 1934 in Dachau ermordet) über eigene Putschpläne verhandelnden Politiker ließen sich nicht auf dieses Vorhaben ein... Am 9.11. kam es beim ‚Sturm auf die Feldherrnhalle’ zum Schusswechsel zwischen dem Naziaufgebot () und der Polizei, bei dem 16 Putschisten, 4 Polizisten und ein Unbeteiligter ums Leben kamen. In Absprache mit König Alfons XIII. errichtete Miguel Primo de Rivera, Marqués de Estella (1870 1930) in Spanien eine über sechs Jahre währende Militärdiktatur. die Ermordung des Generalsekretärs der Sozialistischen Partei Italien Giacomo Matteotti (1885 1924) durch die Faschisten führt zum Auszug der sozialistischen und kommunistischen Opposition aus dem Parlament – der Aufruf der Kommunisten zum Sturz Mussolinis scheitert. Mussolini errichtet ein diktatorisches faschistisches Regime in Polen übernimmt Marschall Józef Klemens Piłsudski (1867 1935) mit einem Staatsstreich unter Beibehaltung von Verfassung und Parlament ein autoritäres Regime in Portugal wird von Gomes de Costa (1863 1929) und General António Óscar de Fragoso Carmona (1869 1951) eine Diktatur errichtet in Frankreich entwickelt sich aus der ehemaligen Frontkämpferorgani sation ‚Croix de Feu’ (Feuerkreuzler) unter dem Obersten comte François de La Rocque de Severac (1885 1946) eine faschistische Kampftruppe in Rumänien wird von Corneliu Zelea Codreanu (Zilinski) (1839 1938) die nationalistische ‚Legion Erzengel Michael’ gegründet in Österreich entwickeln sich die ‚Heimwehren’ zu einer am Vorbild des italienischen Faschismus orientierten politischen Kampfbewegung im italienischen Ausland gründet Ante Pavelić (1889 1959) mit der ‚Ustascha’ eine radikale Organisation kroatischer Nationalisten in Belgien gründet Léon Degrelle (1906 1994) im Kontext der franzö sisch flämischen Konflikte die rechtsradikale ‚Rexbewegung’ (‚Mouve ment National Rexiste’) in Rumänien entsteht auf der Basis der ‚Legion Erzengel Michael’ die nationalistisch antisemitische ‚Eiserne Garde’ (Garda de Fier) 1931 In den Niederlanden wird von Anton Adrian Mussert (1894 1946) und Cornelius van Geerken (1901 1979) die Nationaal Socialistische Bewe ging (NSB) gegründet. 1932 António de Oliveira Salazar (1889 1970) wird Ministerpräsident Portugals und schuf mit der ständisch autoritären Verfassung von 1933 den pro faschistischen ‚Estado Novo’ in Großbritannien gründet Sir Oswald Ernald Mosley, 6th Baronet (1896 1980) die ‚British Union of Fascists’ Gustav Celminš (1899 1968) gründet die von der lettischen Regierung verbotene faschistische Bewegung ‚Feuerkreuz’ ( Ugunskrusts ) Gründung der Nationalsozialistische Bewegung Chiles (Movimiento Nacio nal Socialista de Chile, MNS auch: MNSCH) durch den in Deutschland ausgebildeten General Francisco Javier Diaz in Deutschland wird Hitler mit Unterstützung der Monopole und Groß grundbesitzer durch Hindenburg zum Reichskanzler ernannt – schon vor der Organisation des Reichstagsbrandes wird von der SA ein Terrorregi me gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, bürgerliche Oppositionelle und Juden errichtet in Litauen errichtet A. Smetona (1874 1944) mit einem militärischen Staatsstreich ein pro faschistisches Regime
8