Programmprofile Von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 Und Prosieben Von Torsten Maurer, Anne Beier Und Hans-Jürgen Weiß*
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Media 246 Perspektiven 5/2020 Ergebnisse der ARD/ZDF-Programmanalyse 2019 – Teil 1 Programmprofile von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 und ProSieben Von Torsten Maurer, Anne Beier und Hans-Jürgen Weiß* Neukonzeption Der vorliegende Beitrag knüpft an die Strukturana- Kurz und knapp der kontinuierlichen lysen von öffentlich-rechtlichen und privaten Fern- • Die Programmstrukturanalyse wird als Sekundäranalyse der Programmforschung sehprogrammen an, die seit vielen Jahren von Udo AGF Programmcodierung durchgeführt. im Jahr 2019 Michael Krüger an dieser Stelle publiziert wurden. (1) • 2019 wurden sechs Sender untersucht: Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sie sind Teil der kontinuierlichen Fernsehprogramm- Sat.1 und ProSieben. forschung, die seit 1985 im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt wird. Die Methode der Programm- • Der Anteil der Informationsangebote am Gesamtprogramm lag bei analyse, die für das Untersuchungsjahr 2019 neu Das Erste und ZDF bei über 40 Prozent, bei den Privaten zwischen konzipiert wurde, wird in einem weiteren Beitrag 12 und 24 Prozent. ausführlich erläutert. (2) Im Fall der Strukturanalyse • Die journalistische Information wird quantitativ stark von Magazin- wurden gegenüber den bisherigen Erhebungen ver- sendungen geprägt. gleichsweise wenige methodische Veränderungen • Die Vielfalt der Sendungsformate ist bei Das Erste und ZDF vorgenommen: am größten. – Sie wird nach wie vor als Sekundäranalyse der Programmprotokolle und Programmcodierung der AGF Videoforschung durchgeführt. Strukturelle und empirische Rahmen- – Die Zahl der analysierten Programme wurde von bedingungen des Programmvergleichs fünf auf sechs erweitert: Hinzugekommen ist VOX, Im Rahmen der Programmstrukturanalyse werden die Rahmenbedingungen so dass nun jeweils zwei private Fernsehvollpro- sechs untersuchten Programme aus der Perspektive für öffentlich- gramme der RTL-Gruppe (RTL und VOX) und der des linearen Fernsehens analysiert und miteinander recht liche und ProSiebenSat.1-Gruppe (Sat.1 und ProSieben) verglichen. Untersucht wird, welche Programmange- private Sender mit den beiden öffentlich-rechtlichen Fernseh- bote sie Tag für Tag über das gesamte Jahr 2019 hin- vollprogrammen Das Erste und ZDF verglichen weg ausgestrahlt haben. Die Befunde werden in Form werden. absoluter (Stunden:Minuten) oder relativer Kennwerte – Das Untersuchungsinstrument wurde überarbeitet, (Prozent) auf einen durchschnittlichen, 24 Stunden was zum Teil zu einer Modifikation der Kategorien umfassenden Programmtag des Jahres 2019 proji- führte, anhand derer die Programmstrukturen ana- ziert. Allerdings unterscheiden sich die strukturellen lysiert und die Untersuchungsergebnisse präsen- Rahmenbedingungen, unter denen öffentlich-recht- tiert werden. liche und private Free-TV-Programme einen Pro- grammtag gestalten, grundlegend voneinander: Vier zentrale Die Makrostruktur der untersuchten Programme wird – Die primär beitragsfinanzierten öffentlich-recht- Programmsparten in vier zentrale Programmsparten untergliedert: lichen Programme dürfen nur in begrenztem Um- sowie sparten- 1) journalistische Information, 2) Sport, 3) nonfiktio- fang Werbung ausstrahlen (maximal 20 Minuten spezifische nale Unterhaltung und Reality-TV sowie 4) fiktionale pro Werktag). Dementsprechend umfangreich ist Sendungsformate Unterhaltung. (3) Hinzu kommen noch – als „nicht- die Sendezeit, die sie mit redaktionellen Programm- redaktionelle Programmbestandteile“ – die kommer- angeboten ausfüllen können bzw. müssen. (4) zielle Werbung sowie die Programmpromotion. Als – Umgekehrt dürfen die primär werbefinanzierten Mikrostruktur der analysierten Fernsehprogramme privaten Programme täglich bis zu 12 Minuten pro werden jeder Programmsparte spezifische Sendungs- Stunde Fernsehwerbung senden. (5) Das sind im formate zugeordnet. Im Folgenden wird zunächst Durchschnitt fast fünf Programmstunden pro Tag. auf die programmstrukturellen Schwerpunktbildun- Selbst wenn sie diesen Rahmen nicht vollständig gen der sechs Fernsehprogramme eingegangen und ausschöpfen, ist das Volumen ihrer redaktionel- dann die immanenten Strukturen der vier Programm- len Programmangebote systembedingt geringer sparten beschrieben. Zuvor soll jedoch kurz 1) der als das der öffentlich-rechtlichen Programme. strukturelle und empirische sowie der 2) konzep- tionelle Kontext des Programmvergleichs skizziert Das bedeutet für die Programmstrukturanalyse, dass Unterschiedliche werden. die untersuchten Programme mit unterschiedlichen „Nettosendezeiten“ strukturellen Voraussetzungen in den Vergleich ein- der Programme gehen. Öffentlich-rechtliche und private Programme unterscheiden sich im Volumen ihrer redaktionellen * GöfaK Medienforschung. Programmangebote bzw. – wie wir es nennen wol- Programmprofile von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 und ProSieben Media Perspektiven 247 5/2020 Abbildung 1 Nettosendezeiten Durchschnittlicher Zeitumfang in Std.:Min.* 23:10 23:08 1:31 1:28 1:29 1:32 19:13 19:21 19:06 19:07 Regionalfenster (überregionales Ersatzprogramm) Drittprogramme 20:09 20:07 18:38 19:21 18:31 19:07 ARD/ZDF-Gemein- schaftsprogramm Fremdverantwortung ARD/ZDF-Gemein- schaftsprogramm Eigenverantwortung Eigenprogramm Das Erste ZDF RTL VOX Sat.1 ProSieben * Jahresvollerhebung 2019. Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3.00-3.00 Uhr). Quelle: GöfaK Medienforschung. Abbildung 2 Werbung und Programmpromotion Durchschnittlicher Zeitumfang in Std.:Min.* 4:53 4:52 4:41 4:36 1:11 0:59 1:02 1:26 Sonstiges Programm- promotion 3:41 3:32 3:39 3:24 0:48 0:51 Werbung 0:29 0:27 0:15 0:20 Das Erste ZDF RTL VOX Sat.1 ProSieben * Jahresvollerhebung 2019. Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3.00-3.00 Uhr). Quelle: GöfaK Medienforschung. len – im Umfang ihrer „Nettosendezeiten“ grundsätz- Empirische Rahmenbedingungen lich. Unabhängig davon erfordert der Programmver- Konkret strahlten Das Erste und das ZDF 2019 durch- Private mit vier gleich aus methodischen Gründen eine für alle Pro- schnittlich 23 Stunden pro Tag redaktionelle Pro- Stunden weniger gramme identische Vergleichsbasis. Dies ist in der grammangebote aus. Bei den vier privaten Program- redaktionellem kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung von ARD men waren es im Durchschnitt vier Stunden weniger Programm pro Tag und ZDF in der Regel ein durchschnittlicher, 24 Stun- (vgl. Abbildung 1). Der größte Teil ihrer nichtredak- den umfassender Programmtag. Aus dieser Pers- tionellen Sendezeit, zwischen dreieinhalb und knapp pektive ist von Interesse, mit welchen Programm- vier Stunden, bestand aus Werbung, der Rest aus angeboten die unterschiedlich umfangreichen Netto- Programmpromotion (vgl. Abbildung 2). sendezeiten in den untersuchten Programmen und Programmtypen ausgefüllt werden. Torsten Maurer/Anne Beier/Hans-Jürgen Weiß Media 248 Perspektiven 5/2020 Abbildung 3 Programmproduktion und Programmbeschaffung Durchschnittlicher Zeitumfang in %* 97 96 6 9 80 81 80 80 9 22 20 61 91 87 Kaufproduktionen 71 59 60 Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 19 Das Erste ZDF RTL VOX Sat.1 ProSieben * Jahresvollerhebung 2019. Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3.00-3.00 Uhr). Quelle: GöfaK Medienforschung. Kooperationen Die beiden öffentlich-rechtlichen Programme redu- Regionalfenster und dementsprechend auch für über- zwischen Das Erste zieren die programmökonomischen Belastungen, die regionale Ersatzsendungen ausgesparte Sendezeit und ZDF mit ihrer umfangreichen Nettosendezeit verbunden hatte 2019 einen Umfang von 16 Minuten (RTL) bzw. sind, zum Teil durch eine Programmkooperation in 22 Minuten (Sat.1) pro Durchschnittstag. den Morgenstunden und am Mittag: Das Morgen- magazin und das Mittagsmagazin (einschließlich der Die Daten der AGF-Programmcodierung geben we- Programm- darin integrierten Nachrichtenblöcke) werden von der über langfristige noch über kurzfristige Wieder- wiederholungen Montag bis Freitag im wöchentlichen Wechsel von holungen von Sendungen Auskunft. Im Rahmen der Das Erste und dem ZDF verantwortet. In der jetzigen Stichprobenerhebung, werden jedoch zumindest Kooperationsform hat das ARD/ZDF-Gemeinschafts- kurzfristige Sendungswiederholungen erfasst, das programm einen Anteil von 13 Prozent an der jewei- heißt Wiederholungen am selben oder nächsten ligen Gesamtsendezeit der beiden öffentlich-recht- Sendetag bis maximal innerhalb einer Woche. (8) Den lichen Programme. Das sind im Jahresdurchschnitt Daten der Stichprobenerhebung zufolge hatten kurz- täglich circa drei Stunden, für die der Produktions- fristige Wiederholungen in den Programmangeboten aufwand halbiert werden kann. von Das Erste, RTL und Sat.1 einen durchschnitt- lichen Umfang von 15 bis 17 Prozent eines Sende- Bei den reichweitestärksten Programmen der beiden tages, das sind immerhin täglich zwischen dreiein- großen privaten Senderfamilien, RTL und Sat.1, re- halb und vier Stunden redaktionell verantwortete duziert sich die eigenverantwortete Nettosendezeit Sendezeit. Geringer war die Wiederholungsquote des geringfügig aufgrund von Vorgaben des Rundfunk- ZDF (10 Prozent). Die Stichprobendaten der ALM- staatsvertrags zur Sicherung der Meinungsvielfalt Studie für die Jahre 2017 und 2018 bestätigen die- im privaten Rundfunk. Sie sind verpflichtet, soge- sen Befund und weisen zusätzlich für VOX mit 13 bis nannten unabhängigen Dritten Sendezeit einzuräu- 15 Prozent im Prinzip ähnliche, für ProSieben mit 25 men (6) und müssen redaktionell eigenständige bis 27 Prozent allerdings deutlich höhere Wiederho- regionale Fensterprogramme ausstrahlen. (7) Die lungsquoten aus. (9) Sendungen unabhängiger Drittprogramme hatten bei RTL 2019 einen