Programmprofile Von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 Und Prosieben Von Torsten Maurer, Matthias Wagner Und Hans-Jürgen Weiß*
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Media 240 Perspektiven 4/2021 Ergebnisse der ARD/ZDF-Programmanalyse 2020 – Teil 1 Programmprofile von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 und ProSieben Von Torsten Maurer, Matthias Wagner und Hans-Jürgen Weiß* Mit dem vorliegenden Beitrag wird die 2019 neu gorien dieser Strukturanalyse sind vor allem Pro- konzipierte ARD/ZDF-Programmanalyse für das Un- grammsparten und Sendungsformate, mit deren tersuchungsjahr 2020 fortgeschrieben. (1) In der seit Hilfe die Angebote der sechs Fernsehprogramme 1985 durchgeführten Langzeitstudie wurden von beschrieben und miteinander verglichen werden Anfang an die Programmstrukturen und mit zuneh- können. mender Differenzierung die Informationsangebote der Fernsehprogramme analysiert, die in Deutschland die Kurz und knapp größten Zuschauerreichweiten erzielen. Seit etwa 20 Jahren werden zwei separate Teilstudien zu die- • Der erste Teil der Programmanalyse 2020 belegt weitgehende sen beiden Forschungsschwerpunkten durchgeführt: Kontinuität bei den Strukturen der Fernsehprogramme. Die Programmstrukturen zunächst von fünf und seit • Auch die Coronakrise zeigt – auf das gesamte Jahr bezogen – nur 2019 von sechs Sendern werden im Rahmen einer geringe Effekte auf die Zusammensetzung der sechs untersuchten Jahresvollerhebung anhand der Programmprotokolle Programme. und Programmcodierung der AGF Videoforschung • Das deutliche Übergewicht der Informationsangebote in den untersucht (Teilstudie 1). Zusätzlich werden im Rah- öffentlich-rechtlichen Programmen gegenüber den privaten bleibt men einer vier Programmwochen umfassenden bestehen. Stichprobenerhebung Umfang, Struktur und Inhalte • Auffällig ist die Zunahme an aktuellen Sondersendungen in allen der Informationsangebote in vier Fernsehprogram- Programmen. men anhand von TV-Aufzeichnungen analysiert (Teil- • Die Analyse der Angebote nach Tagesabschnitten zeigt Unterschiede studie 2). Im Folgenden werden die Befunde der in der Programmpolitik der Sender. ersten Teilstudie zum Untersuchungsjahr 2020 vor- gelegt. (2) Sie beziehen sich auf die Programmange- bote von zwei öffentlich-rechtlichen und vier priva- Die Programmdaten für das Jahr 2020 wurden in Sekundäranalyse ten Sendern: Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat. 1 und einer als Jahresvollerhebung durchgeführten Se- der Programm- ProSieben. kundäranalyse der Programmcodierung der AGF codierung der Videoforschung erhoben. Die materielle Grundlage AGF Videoforschung Sechs Diese sechs Programme teilten 2020 – wie schon der AGF-Programmcodierung und damit auch der zuschauerstärkste 2019 – knapp die Hälfte des deutschen Fernsehzu- ARD/ZDF-Sekundäranalyse sind nicht Programm- TV-Programme schauermarktes unter sich auf (vgl. Abbildung 1). aufzeichnungen, sondern die Programmprotokolle, untersucht Dabei sicherten sich die beiden öffentlich-rechtlichen die von den sechs Sendern Tag für Tag für die AGF Programme zusammen ein Viertel des Zuschauer- erstellt werden. Grundsätzlich ist die ARD/ZDF- marktes (ZDF: 13,6 %, Das Erste: 11,3 %). Bei den Sekundäranalyse an die Fallstrukturen, Kategorien vier privaten Programmen lagen RTL vor Sat.1 (8,1 und Codierentscheidungen der AGF-Programm- vs. 5,7 %) und VOX vor ProSieben (4,8 vs. 4,0 %). Bei codierung gebunden. Jedoch wurde für die ARD/ den öffentlich-rechtlichen Programmen legte das ZDF-Programmanalyse durch die mehrdimensio- ZDF im Vergleich zu 2019 etwas zu, der Marktanteil nale Analyse bestimmter Variablenkombinationen für Das Erste blieb gleich. Bei den vier privaten Pro- eine eigenständige Spartensystematik entwickelt, grammen konnte nur VOX den Marktanteil von 2019 die von der Primärerhebung partiell abweicht. (5) halten, die anderen drei Programme gingen leicht Das Ziel dieser Umstellungen ist es, die für die ge- zurück. samte Studie zentrale Kategorie der Information schon auf struktureller Ebene – und damit im Vor- Methode feld der inhaltlichen Analysen von Informationsan- Zentrale Kategorien: Aus Anlass der Neukonzeption der ARD/ZDF-Pro- geboten, die im Mittelpunkt der zweiten Teilstudie Programmsparten grammanalyse wurden die Konzeption und metho- stehen – zu präzisieren. und Sendungsformate dischen Grundlagen beider Teilstudien ausführlich erläutert. (3) Das Ziel des ersten Teils der Programm- Bei der Berichterstattung über das Programmange- Wirkte sich die analyse ist es, die strukturelle Vielfalt der Pro- bot im Untersuchungsjahr 2020 kommt man an der Coronakrise auch grammangebote der sechs Sender im Kontext eines Coronakrise nicht vorbei, die seit Beginn des Jahres auf die Programm- Programmjahres zu analysieren. (4) Zentrale Kate- alle Bereiche des gesellschaftlichen und individuel- strukturen aus? len Lebens erfasst hatte – die Medien im Allgemeinen * GöfaK Medienforschung. und das Fernsehen im Besonderen eingeschlossen. Programmprofile von Das Erste, ZDF, RTL, VOX, Sat.1 und ProSieben Media Perspektiven 241 4/2021 Die Dominanz dieser Problematik in den Fernseh- Abbildung 1 nachrichten von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 wur- TV-Marktanteile 2019 und 2020 den bereits im Rahmen des Nachrichtenmonitors in Zuschauer ab 3 Jahren, Mo-So, 3.00-3.00 Uhr, in % Heft 3/2021 von Media Perspektiven beschrieben. (6) 13,6 Sie wird ebenfalls im Mittelpunkt der Befunde der 13,0 zweiten Teilstudie der ARD/ZDF-Programmanalyse stehen, in der das gesamte Informationsangebot 11,3 11,3 dieser vier Programme analysiert wird. Eine weitere Frage ist, ob sich aus der Coronakrise auch struktu- 8,4 relle Auswirkungen auf die Programme ergeben ha- 8,1 ben (zum Beispiel in Form einer Ausweitung der In- formationsangebote), über die an dieser Stelle zu 5,7 6,0 berichtet ist. 4,8 4,8 4,0 4,3 Analyse in Bevor diese Frage aufgegriffen wird, werden im Fol- sechs Schritten genden zunächst 1) die Basisdaten der Programm- strukturanalyse im Jahr 2020 und 2) die Spartenlogik der ARD/ZDF-Programmanalyse im Vergleich zur AGF- Primärerhebung vorgestellt. Sodann werden 3) die Das Erste ZDF RTL VOX* Sat.1 ProSieben Strukturdaten der sechs Programme im Coronajahr 2020 2019 2020 mit denen des Vorjahres verglichen und im Hinblick auf coronabedingte Veränderungen analy- * Einschließlich der Nutzung auf VOXup. siert. Anschließend werden 4) die Programmschwer- punkte der sechs Programme im Jahr 2020 identi- Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK; VIDEOSCOPE 1.4, 1.1.- fiziert, um vor diesem Hintergrund 5) die Mikrostruk- 31.12.2020, Marktstandard: AGF-Standard\TV. tur der Sendungsangebote in den einzelnen Pro- grammsparten der Sender zu beschreiben. Diese Analysen beziehen sich auf das gesamte, 24 Stun- Hinter den redaktionellen Programmleistungen, die in „Nettosendezeit“: den pro Tag umfassende Programmangebot der sechs den folgenden Abschnitten analysiert werden, steht Gesamtsendezeit Sender. Sie werden am Ende des Beitrags 6) durch bei den öffentlich-rechtlichen Programmen seit Jah- ohne Werbung und Untersuchungen zur Programmkonkurrenz im Tages- ren ein durchschnittlicher Programmoutput von circa nichtredaktionelle zeitverlauf ergänzt. 23 Stunden pro Tag. Bei den privaten Programmen Programmteile sind es circa 19 Stunden, das heißt täglich ungefähr vier Stunden weniger. Wir bezeichnen diesen redak- Basisdaten der sechs Programme tionellen Programmoutput im Folgenden als „Netto- Lineares Die beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehprogram- sendezeit“, um ihn von der Gesamtsendezeit eines Programmvolumen: me auf der einen und die vier privaten Programme 24 Stunden umfassenden Programmtages zu unter- Redaktionelle auf der anderen Seite unterscheiden sich grund- scheiden, dem auch nichtredaktionelle Programm- Programmangebote sätzlich im quantitativen Umfang der redaktionel- angebote wie Werbung und Teleshopping sowie und Werbung len Programmangebote, die täglich linear ausge- Programmpromotion, Sponsoring etc. zuzurechnen strahlt werden (vgl. Abbildungen 2 und 3). Der sind. Berichtenswerte Veränderungen dieser Aus- Grund dafür ist der unterschiedliche Stellenwert, gangswerte gibt es eigentlich nur dann, wenn sich bei den die Werbung in den Rechts- und Finanzierungs- den privaten Programmen das Werbevolumen ändert. grundlagen der beiden Programmgruppen hat. Die Im Jahr 2020 traf das zum Beispiel auf die Werbung primär beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen bei Sat.1 zu, die im Vergleich zu 2019 um etwa 20 Programme dürfen nur in eng begrenztem Umfang Minuten pro Tag auf 3 Stunden und 20 Minuten zu- Werbung ausstrahlen, die privat-kommerziellen rückgegangen ist. Kompensiert wurde dies durch ent- Programme könnten dagegen theoretisch bis zu sprechende Zuwachsraten im redaktionellen Pro- einem Fünftel der Sendezeit aus Werbung und grammbereich sowie im Bereich der Programm- Teleshopping bestehen. (7) Tatsächlich lag der promotion. Umfang der Werbung in den vier privaten Pro- grammen im Durchschnitt zwischen 3 Stunden Nettosendezeiten sind Kostenfaktoren, die von den Programm- und 17 Minuten (ProSieben) und 3 Stunden und sechs Programmen zum Teil in derselben, zum Teil wiederholungen, 40 Minten (RTL) pro Tag. Die Folge ist ein struk- in unterschiedlicher Art und Weise reduziert werden. Programm- turell bedingtes Ungleichgewicht im Umfang des Für alle Sender ist die Wiederholung von Sendungen kooperationen, redaktionellen Programmoutputs öffentlich-recht- eines der einfachsten Mittel, Kosten für die Pro- Drittprogramme und licher und privater Programme, das sich in allen grammgestaltung zu reduzieren. Die Programm- Regionalfenster systemvergleichenden Programmanalysen wider- codierung der AGF gibt darüber allerdings keine spiegelt. Auskunft. Jedoch sind der zweiten Teilstudie der Torsten