Kollektives Gedächtnis Und Widerstandskultur
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Kollektives Gedächtnis und Widerstandskultur. Musiksoziologische Reflexionen über die altgriechische Musik. Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (3) der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität zu Frankfurt am Main vorgelegt von Konstantinos Tsapakidis aus Marina/Imathia, Griechenland 2002 Meinem Großvater und meinen Kindern Inhalt 1. Einleitendes Nachwort 1.1. Zur Aktualität des Vergangenen 1.1.1. Ethnozentrismus und Kultur ..................................... 1 1.1.2. Gedächtnis .................................................................................... 10 1.1.3. Die Inszenierung des Gedächtnisses und die neugriechische Volkskunde .......................................................................... ...........14 1.1.4. Musiksoziologische und sozialphilosophische Reflexionen ....... 19 2. Die Anfänge 2.1. Orient – Okzident 2.1.1. Erste Einblicke in eine Kontroverse ............................................. 32 2.1.2. Musiké: Das Gemeinsame und das Besondere ............................ 37 2.1.3. Musiké: Die Musenkunst ...................................... .... 39 2.1.4. Musiké und altgriechische Sprache ............................................. 40 2.1.5. Qualitätsrhythmik und ganzheitliche Haltung ............................ 44 2.1.6. Panta rhei. Musiké im Wandel ..................................................... 46 3. Das antike Musiksystem 3.1. Zur Enharmonik bei den Griechen ................ 49 4. Das neugriechische Volkslied 4.1. Aufkommen und Entwicklung 4.1.1. Sozioökonomische Bedingungen ................................................. 56 4.1.2. Untergliederung und Kategorisierung ..................... 60 4.1.3. Zur Struktur des Volksliedes ........................................................ 62 4.1.4. Metrik ............................................................................................. 63 4.1.5. Melodie, Rhythmus, Tanz ............................................................. 65 4.1.6. Das Volkslied und die altgriechische Musik ................................ 68 5. Erster Vergleich Alt- und Neugriechischer Rhythmus 5.1. Aristoxenische Rhythmik 5.1.1. Silbenquantität und ‚Chronos Protos’ ..................... 72 5.2. Das Irrationale als das Gemeinsame 5.2.1. Syrtos Kalamatianos ........................................... ...... 74 6. Geschlossene Gesellschaft und Differenzierung 6.1. Die Polis und ihre Gesellschaft ......................... 79 7. Volkskultur versus Adligenkultur 7.1. Aulos versus Kithara 7.1.1. Instrumente ............................................................................ ....... 90 7.1.2. Aulos und die Rohrblattinstrumente ......................... 96 7.1.3. Ein- und Mehrstimmig ................................................................. 102 8. Zweiter Vergleich Aulos, Touloum, Fischietti 8.1. Der Pontos und seine Griechen 8.1.1. Geschichte, Musik, Sprache ..................................... 107 8.1.2. Musiktheorie, Rhythmus .............................................................. 111 8.1.3. Musikinstrumente ......................................................................... 114 8.1.4. Touloum ........................................................................................ 115 8.2. Die Graekophonen Süditaliens 8.2.1. Lebensbedingungen und Sprache ............................. 117 8.2.2. Die Musik der Graekophonen ...................................................... 121 8.2.3. Musikinstrumente ......................................................................... 123 8.2.4. Fischietti, Tambureddu, Organeto ............................................... 126 8.2.5. Lieder und Liedgattungen ........................................ 129 8.3. Gedoppelte Aerophone: Mehr als ein Instrumentenvergleich ................. 130 9. Erster Exkurs Nietzsche und die Tragödie 9.1. Dionysos und sein Jünger 9.1.1. Botschaft für eingeweihte Geister ................................................ 138 9.1.2. Satyr der Bock, sein Gott und das Singen ............... 141 9.1.3. Dithyrambos, Tragödie, Komödie ................................................ 145 9.1.4. Nietzsche und seine Tragödie ...................................................... 149 10. Adligenkultur versus Volkskultur 10.1. Die Lehre vom Ethos 10.1.1. Das Ethos des Orgiasmus ....................................... 158 10.1.2. Harmonie und Rhythmus ....................................... 165 10.1.3.Gegenrichtung: Formalisten, Hibeh-Rede, Iamblich ...................................168 11. Die Anfänge der Ästhetik bei den Griechen 11.1. Elemente einer dialektischen Vermittlung 11.1.1. Pythagoras und die Weisheit ...................................................... 172 11.1.2. Ton und Zahl .......................................................... 176 11.1.3. Die Pythagoreer, Platon und die Zahl ....................................... 182 11.1.4. Sphärenharmonie und Dialektik ........................... 186 11.1.5. Sphärenharmonie, Platon und die Astronomie ................ ........ 188 12. Mimesis 12.1. Mimesis bei den Griechen 12.1.1. Der Tanz und der Begriff der Mimesis ....................... ............... 196 12.1.2. Der Tanz bei den Griechen ....................... ............. 198 12.2. Mimesis bei Platon 12.2.1. Mimesis des Tanzes .......................................................... ........... 203 12.2.2. Mimesis und Ideenlehre. Der totale Angriff auf die Dichtung .......................................... 210 12.3. Mimesis bei Aristoteles 12.3.1. Techne und Poiesis ........................................................ ............. 214 12.3.2. Poiesis und die Lust an der Mimesis ............................. ............. 217 12.3.3. Mimesis und Praxis ....................................................... ..... ......... 219 12.3.4. Mythos als Ordnungsprinzip der Tragödie ................... ............. 222 13. Zweiter Exkurs Mimesis bei Adorno 13.1. ‚Bewusstsein des Ausgeschlossenen’: Mimesis als zentrale Kategorie in Adornos Ästhetik 225 14. Hypomnema ............................................................................. 236 Die Bilddokumente Literaturverzeichnis 1. Einleitendes Nachwort 1.1. Zur Aktualität des Vergangenen 1.1.1. Ethnozentrismus und Kultur Als ich 1989 mit der Konzeption dieser Arbeit anfing, waren die epochalen, weltpolitischen Umwälzungen in Europa, der Zusammenbruch des real- sozialistischen Systems in Osteuropa und das Ende des kalten Krieges noch nicht abzusehen. Aus diesem Grund besteht kein kausal determinierter Zu- sammenhang zwischen meiner Beschäftigung mit diesem Thema und den Veränderungen auf der weltpolitischen Karte und ihren Folgen. Auf den ersten Blick besteht vielmehr gar kein Zusammenhang, denn meine Arbeit beschäftigt sich vordergründig mit musiksoziologischen Reflexionen und Aspekten musikgeschichtlicher Provenienz in Griechenland, und dort ist seit 1989 bekanntlich alles beim Alten geblieben. Außerdem zielt meine Wahrnehmung im offenen Meer der Geschichte, nämlich der Nachweis eines kollektiven Gedächtnisses am Beispiel der griechischen Musik seit der An- tike, nicht doch darauf zu beweisen, daß es alles beim Alten geblieben ist? Gewiss gedenke ich nicht in angenehmer Wärme dreitausendjähriger Tiefe zu verweilen und mich von der ungemütlichen Gegenwart endgültig zu verab- schieden. Mit Gegenwart hat das Ganze doch zu tun, aber was? Diese Fragen und ihre (berechtigte) Formulierung bilden den Antriebsstoff der nachfolgenden Erläuterungen, die nicht zuletzt den Prozess einer gewis- sen Selbstvergewisserung in Gang, oder besser noch in Schwung bringen soll. Ein quälender Prozess von Selbstvergewisserung ist meiner Meinung nach als Folge einer radikalen Umorientierung nach 1989 in Europa, und nicht nur dort, in der Tat im Gange, dessen Ausgang entgegen der bekannten Auffas- sung vom ‚Ende der Geschichte’ noch völlig offen ist. Denn überhaupt nicht am Ende sind die irrationalen Auswüchse eines wied- erbelebten Nationalismus, wie die mörderische Gewalt im früheren Jugo- slawien, oder in Osteuropa und auch die Jagdszenen auf den Straßen westeu- ropäischer Städte und Dörfer, geschweige denn die weltweit stattfindenden Bürgerkriege und brutalen Anschläge uns vor Augen führen. Das aus den Fugen geratene Gleichgewicht und der dynamische Prozess der sogenannten Globalisierung führen zu neuen Ängsten aber auch Ansprüchen, die sich zunehmend in Bezug auf eigene kulturelle Traditionen definieren. „Der Bruch von 1989 generierte neue politische Orientierungs- bedürfnisse, und >Kultur< scheint eine passende Antwort auf diese Bedürfnisse zu sein.“1 Auch wenn der konstitutive Sinn einer Kultur primär darin besteht, im Umgang der Menschen untereinander Verständigung herbeizuführen und zu fördern, schaffte es Samuel Huntington mit seinem Buch „The Clash of Civilizations“2 berühmt zu werden und zum gefragten Berater von illustren Kreisen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aufzusteigen. Dies gelang ihm, indem er für eine Kulturauffassung plädiert, die auf Zuge- hörigkeit und Abgrenzung mittels des Kampfes setzt. „Damit ist ein Wert- und Symbolsystem bezeichnet, das Identität als gemeinschaftsbildende Grundüberzeugung in ihrer äußersten sozialen Ausdehnung konstituiert und als wesentlicher Bedingungsfaktor poli- tischen Handelns angesehen werden muß... Der kalte Krieg der poli- tischen Systeme wird durch den kalten Krieg der Kulturen ersetzt.“3 1 Rüsen, Jörg, Für eine interkulturelle Kommunikation in der Geschichte, in: Die