Mitteilungen

Freundes- undFörderkreis desHändel-Hauses zu Hallee.V.

1/2012

Editorial

Die Reaktion vielerLeser und vor allemder Mitgliederdes »Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle«auf das ersteHeftder Mitteilungen,die sichals Fortführung derlangenund bewährtenTradi- tion der Händel-Hausmitteilungen verstehen, war durchwegsopositiv und ermutigend, dass die Mitgliederder Redaktion mit Elan und Freude an die nächstenAufgaben gehenkönnen. Nebenvielenfreundlichen und anerkennendenWortenhaben wir auchhilfreiche Hinweise und kritische Anmerkungenerhalten, die uns in unsererArbeitohne Zwei- felvon Nutzenseinwerden. Dafür sind wir sehr dankbar, zumal wir wissen, dass »eine Schwalbe keinenSommermacht«. Bereits im nun vorliegendenHeftsind Änderungenvorgenommenworden, von denen wir uns wünschen,dass derLeser davon profitiert.Das Grundkonzept derHefte soll aber (zunächst)unverändert bleiben. Es ist einoftmals vorgetragener Wunsch, dass sichdie Redaktion der Mitteilungen denLesernvorstellenmöge.Deshalbhaben wir ein Foto derRedaktion beiGelegenheit einerRedaktionssitzung gemacht, das von linksnachrechts zeigt: Bernhard Prokein, Musiker derStaats- kapelle und desHändelfestspielorchesters ,Mitgliedund Sekre- tär desBeirats unseresFreundeskreises, Bernd Schmidt, Designerund Mitglieddes Vorstands unseres Ve reins, Katrin Erl, Grafikerin, verant- wortlichfür Satzund Gestaltung,Berlin, Te resa Ramer-Wünsche, Musikwissenschaftlerin und Mitarbeiterin derRedaktion derHallischen Händel-Ausgabe, BerndLeistner, Händel-Preisträgerund Bühnenbild- ner, langjährigerAusstattungsleiterander OperHalle,Dr. Christoph Rink.Nicht im Bild: Ute Feudel, Fernsehregisseurin aus Zappendorf und Bernhard Lohe,Mitarbeiterder Denkmalschutzbehörde im Salz- landkreis, Mitglieddes Denkmalrats Sachsen-Anhalt und Schatzmeis- terunseresVereins ausAschersleben. Keinervon uns ist »gelernter« Journalist.Uns verbindetaberder Enthusiasmus für Händels Musik, für das wunderbareGeburtshaus desMeistersund das Anliegen, einen Beitrag zur Pflege desHändelschenErbes zu leisten. Unverändertbleibt unsere Bitte an die Leser desHefts, uns Hinweise,Anregungenund Vorschläge für die weitere Gestaltung zu übermitteln.Vor allembitten wir um Beiträge (Texte,kurze Notizen, Anmerkungen, Fotografienetc.), die für die Ve röffentlichung in den Mitteilungen geeignetsind.Damit diese Mitteilungen wirklichIhre Mitteilungensind.

Im Namen derRedaktion Ihr Dr.Christoph Rink Inhalt

3 Editorial 42 StephanBlautund MichaelPacholke, 5 Interview mit Eine bessereVersion Frau Dagmar Szabados, vonHändels Concerto grosso Oberbürgermeisterin in B-Dur derStadt Halle 45 Freundeskreisunterstützt 9 Nachrichtenaus dem Händel-Mozart- »Freundes- undFörderkreis Jugendstipendium desHändel-Hauses« 46 EdwinWerner, 10 EdwinWerner, EinPorträtdes jungen Händel NeunzigJahreHändel-Feste in seinem Geburtshaus in Halle 50 Wirtrauern um 12 ManfredRätzer, unsere Mitglieder DieOpernwelt mit HändelzuGast 51 Beirat des»Freundes-und Förderkreises des 18 Christian Meinel, Händel-Hauses«gebildet Händel-Preisträgerin2012: PianistinRagna Schirmer 52 HallischeHändel-Ausgabe

20 Christoph Rink, 56 Das Händelfestspielorchester Chronologiedes Händelpreises Halleinformiert

26 Interviewmit 58 Jens Wehmann, Frau Prof.Dr. Dr.h.c. Brockes-Gedichtbände Margot Käßmann, Schirmherrin fürHändel-Haus-Bibliothek derHändel-Festspiele 2012 erworben in Halle 64 Autoren 29 Jürgen Stolzenberg, Musikund Subjektivität 65 Hinweise fürAutoren &Cartoon 38 Hans-Christian Ackermann, unterMitarbeit 66 Impressum vonElisabethAngermeier, Grüezi,HerrHändel! (2.Teilund Schluss) Interviewmit Frau Dagmar Szabados, Oberbürgermeisterinder StadtHalle

Mitt: Frau Szabados, es sind in diesem Musik an authentischenOrteninseiner Jahr die letztenHändel-Festspiele, die GeburtsstadtHalle! Sie eröffnen. Empfinden Sie We hmut? Mitt: DerBesucherder Stadt begegnet OB: DieErinnerunganVergangenes demgroßenSohn derStadt erst auf dem ruft vor allemein Gefühl von Dankbar- MarktplatzanseinemDenkmal; beim keit hervor. Ichhatte als Oberbürger- Gang durchdie Stadt außerhalb derFest- meisterin in denvergangenenJahren spielzeitist Händelsehrsparsam präsent. die großeFreude und Ehre,die Händel- AbsichtoderVersäumnis? Festspiele,die regional, überregional und OB: Dergroße Sohnsteht an exponier- international wichtigste kulturelle Jah- terStelle gewissermaßeninder »guten resveranstaltungunsererStadt,zueröff- Stube« derStadt.Für die Besucherneben nenund denHändelpreiszuübergeben. den»5Türmen« unübersehbar unser Aber auchdie Jahre davor und seit 1990 Wahrzeichenund für uns Hallenserwäh- als Bürgermeisterin warendie Händel- rend desgesamtenJahresder bevorzug- 5 Festspiele immerein Höhepunkt für mich. te Treffpunkt.Auchdas Geburtshaus des Mitt: Ist Halle nun eine Händelstadt Meistersmit deraußerordentlichinter- oder»nur« die Stadt,inder Händelge- essantenund informativenDauerausstel- borenwurde? lung »Händelder Europäer« gehört zu OB: Halle ist Händelstadt und das nicht denbestenEmpfehlungen. Darüber hin- nur, weil dergroße Meisterhiergebo- aus findenregelmäßigSonderausstellun- renwurde und in derhierverbrachten genstatt. LebenszeitBegabungenund Fähigkei- Natürlicherklingt auchdie MusikHän- tenentwickelte,mit denenerWeltruhm dels nicht nur während derFestspiele. erlangte.FriedrichWilhelmZachow, Konzerte im Händel-Haus mit Musikern Organistander halleschenMarktkirche, aus allerWelt, die auchbei dengroßen hatHändelseine grundlegende musika- Festspielenauftreten, die Aufführungen lische Ausbildung zu verdanken. Übri- derHändel-Opern und die Konzerte des gens begehenwir in diesemJahr dessen Händelfestspielorchesters, die über das 300. Todestag.Halle ist dieStadt Hän- ganze Jahr stattfinden, und nicht zuletzt dels und seinerMusik.Die Stiftung die»«-Aufführungdes Ve reins Händel-Haus ist das Zentrum derHän- »HappyBirthdayHändel« bestimmen del-Pflege und Händel-Forschung in das kulturelle Leben unserer Stadt. Und Europa und so soll es auchbleiben. Und die Kinder in denKindereinrichtungen nebendem Geburtshaus gibtesnoch bereitensichdas ganze Jahrauf ihre,auf eine Menge weitererOrte in Halle, die die »Kinderhändelfestspiele« vor. Dort in direktemoderindirektemZusam- ist Georg Friedrich Händelsomit per- menhang mitHändel stehen. Händels manent präsent. Die Marke »Halle (Saale) Händelstadt«fungiert gleichsam als zug- OB: Selbstverständlichsind wir auf die kräftigerWerbeträgerdes Stadtmarke- Tradition derüber90-jährigenHändel- ting und somit derStadt. pflege unserer Stadtstolz.Seit1922 gibt Mitt: Wiewichtig sind die Händel-Fest- es die Festspiele undseit1952 ununter- spiele für die Stadt Halle? brocheninjährlicher Folge.ImJahr 2009 OB: Die Händel-Festspiele haben sich hatten wir mit dem250. Todestag des zu einemder bedeutendstenBarock- bedeutenden Komponistenein Jubilä- musik-Festspiele Deutschlands,wenn um ganz besonderer Art. Es gab ausdie- nicht gar Europas,entwickelt und sind semAnlass nicht schlechthin die Fest- in wachsendemMaße Anziehungspunkt spiele,sondernein ganzesFestjahr mit für Musikliebhaber und Fachleute beson- zahlreicheninternationalenSpitzener- ders auchaus demenglischsprachigen eignissen. Ausland.Häufig werdenKonzerte und Wirhaben in diesemJahr zwar die Produktionender Händel-Festspiele 61. Händel-FestspieleinFolge, betrach- auchandernorts aufgeführt.Aus Anlass tenwir allerdings die Jahreszahlen, so des250. TodestagesimJahr 2009 gab es gibt es in Halle in diesemJahr 90 Jahre z.B. die europaweite Live-Übertragung Händel-Festspiele! Aber wir solltenuns einesHändel-Konzerts aus derMarkt- nicht kleingeistigineinemZahlenge- kirche.ImvergangenenJahr feierte das wirr verheddern.Allerdingsstellt sich Konzertprojekt »Israel in Egypt–Von schon die Frage,welcheZahlenwir tat- derSklavereizur Freiheit«seine Urauf- sächlichals Grundlage nehmensollten. 6 führung in Halle und war danachinJeru- Genau genommenkönnte man in die- salembeimIsraelFestival zu Gast.Oder semJahr auchdie 77.Händel-Festspiele die »Jephtha«-Aufführung desHändel- feiern,wennman nichtnur die Händel- festspielorchesters erklang ebenso bei Feste zwischen1922 und 1948, sondern denGöttingerHändel-Festspielen.Hier auchnochdie großen, mehrtägigen übernehmendie Festspiele eine positive Händel-Feierndes 19.Jahrhunderts hin- Botschafterfunktion für Halle. Als Kul- zuzählt.Letztlich ist nicht die Anzahl turinvestitionsind sie einunverzichtba- derJahrgängeentscheidend, welche Be- rerFaktor für die hallesche Wirtschaft, deutung und welchesAnsehenFest- fürden Tourismus und nicht zuletzt für spiele haben,sondern derInhalt,das dasImage unsererStadt. Programm.Wir könnenhiererneut vol- Mitt: Noch 2001wurden die 50. Fest- lerStolz auf die kommendenHändel- spiele besonders gefeiert.Der damalige Festspiele blicken, die wiederholt einen Bundeskanzlerwar zusammenmit dem internationalenMaßstab setzen. britischenPremierministerSchirmherr. Mitt: Festspiele kosten Geld.Sind die Im vergangenenJahr fandenzum 60. Mal Händel-Festspiele finanziellfür das lau- in jährlicherFolge Händel-Festspiele fende Jahrzehnt gesichert? statt.Das fand an keineroffiziellenStelle OB: Stadt und Land haben einenVer- Erwähnung.Diese stattliche Zahl wurde trag im Rahmen desStiftungsgeschäfts nun nicht mehr genannt.Was hat sichin geschlossen. Dieserist Grundlagezur derBetrachtungsweise seit 2001und in Gründungder Stiftung Händel-Haus denletztenJahrengeändert und warum? und regelt bis zum Jahr 2017 die finan- Odersteht keine Absicht dahinter? ziellenZuwendungen. Angesichts der Bedeutung Georg FriedrichHändels für anstaltung im Rahmender Festspiele,die die Stadt Halle und das Land Sachsen- diesbestens belegt.Und nicht zu verges- Anhalt gehe ichfestdavon aus, dass ein sen, die Kinderhändelfestspiele. neuerVertrag für die Zeit nach2017un- Mitt: Àpropos Publikum: Halle ist terzeichnetwird. Stadt derWissenschaft –auchohne Titel. Mitt: WiewertenSie die unverändert VieleHundert Wissenschaftler, Ärzte, aktuelle Diskussion: Sollendie Händel- Künstler sind hier tätig, Tausende Stu- Festspieleelitär oderpopulär sein? Sol- dentenbevölkern Universität, Hoch- und lendie Festspiele einReisepublikum aus Fachschulen. Die Konzertsäleund der allerWeltanziehenodersoll das Publi- Große Saal desOpernhausesmüssten kumaus Halleund derRegion stärker beiden Aufführungenüberdas gesamte gewonnen werden? Jahr hin überfüllt sein.Warumsind sie OB: Die Händelfestspiele sind elitär dasnicht?Scharf verkürzt gefragt: Wis- und populärzugleich. Sie sollenfür ein senschaft ohne Kunst und Kultur? möglichst breitesPublikum interessant OB: Halle ist bereits über die Jahrhun- sein.Sowohl für Hallenserinnenund derte eine Kulturstadt, in welcherKunst Hallenser, alsauchfür die Barockmusik- und Wissenschaft untrennbar miteinan- liebhaber aus demIn- und Ausland. derverbunden sind unddie für kreative Mit derEröffnungamHändeldenkmal, Köpfe auchinZukunft denerforderlichen demEröffnungskonzert in derHändel- Nährbodenbietet. An derAuslastung Halle,den Bridgestoclassics und dem unsererKultureinrichtungenarbeiten 7 Abschlusskonzertinder Galgenberg- wir mit Erfolg.Bei denKonzertender schlucht sind Formate seit LangemTra- Staatskapelle gibt es gar keine Probleme. dition, dieals Fixpunkteder Festspiele Aber auchdie OperHalle,mehrere Jahre stehen. Auchder Messiah ist »obligato- das Sorgenkind, konnte in dervergan- risch« und höchst populär.Den Händel- genenSpielzeit die Besucherzahl deut- Opern und Oratorienden Stempelelitär licherhöhen. Ein ausgewogenerSpiel- aufzudrücken,finde ichgut und sie sind plan und zielstrebige und kluge Besucher- trotzdemein Publikumsmagnet.Diese Aquise beginnenFrüchte zu tragen. wie auchalle anderenVeranstaltungen Mitt: Als Oberbürgermeisterin sind Sie derHändel-Festspielesind keinerElite zugleichVorsitzende desKuratoriums vorbehalten,sondern jederkann diese derStiftung Händel-Haus und Händel- besuchen. Es gibt Angebote,die zusätz- Festspiele.Ist diesesAmt Last oder lichzuden vorhandenen Liebhabern Lust? derHändel-Musikauchein neuesoder OB: Wirhaben einenStiftungsdirektor, anderesPublikum ansprechen,beispiels- derdie Geschäfte sehr gut führt, es gibt weise die BarockLounge und die Kon- viele motivierte Mitarbeiterinnenund zerte,indenen Barockmusikund Jazz Mitarbeiter, die ihn dabei unterstützen oder modernerTanz miteinanderver- und es gibt einenengagiertenund ambi- knüpft sind.Und dochgibt es eine Ziel- tioniertenFachbeirat und einenFreun- gruppe,andie wir uns gezielt und ver- deskreis, derdie Arbeitdes Kuratoriums stärkt regional wenden: An die Kinder klug undfreundlichbegleitetund berät. in Halle.Das Fest für die ganze Familie Das sind Bedingungen, die Freude ma- im Hof desHändel-Hausesist eine Ve r- chen und damitdurchaus lustvoll sind. Mitt: Wieder einmal muss Geld –und zeichnung verstanden, die keinesPreis- zwar in Größenordnungen–inden Kom- geldesbedarf. muneneingespart werden, auchinHalle. Mitt: In diesemJahr erhält die in Halle Ist die Stiftung Händel-Haus von den wirkende Pianistin Frau Sparmaßnahmenbetroffen?Was wären denHändelpreis.Worin sehenSie das also offizielle Bekenntnisse zum Händel- besondere Ve rdienst von Frau Schirmer Haus wert, wenn die finanziellenZu- für die Händelpflege? wendungenimmerweiterreduziert wür- OB: RagnaSchirmerist nichtnur eine den. Bestehtdann nicht die Gefahr,dass ausgezeichnete Händel-Interpretin.Als dieStiftung Händel-Haus ihrewichti- begeisterte Wahl-Hallenserin vertritt genmusealen, künstlerischen,musikpä- sie die StadtHändels und seine Musik dagogischenund wissenschaftlichen engagiert nationalund international. Funktionennicht mehr wahrnehmen Als MitgliedimKultursenat und Kultur- kann.Wie soll, wie wird es weitergehen? konvent Sachsen-Anhalt ist sie an der Wasist zu tun? kulturpolitischen Ausrichtungdes Lan- OB: Angesichts derschwierigenSitua- desSachsen-Anhalt maßgeblichbetei- tion derKommunalfinanzen müssenwir ligt.Nicht zuletzt ist sie eine begnadete alle gesellschaftlichenBereicheauf Ein- Musikpädagogin,die ihre Schülerinnen sparmöglichkeitenprüfen. Die Stiftung und Schülerzuherausragenden Leis- Händel-Hausmuss bis zum Jahr 2017 tungenführt. planmäßig mit einemleichtzurückge- Mitt: Sie sind in dermitteldeutschen 8 henden Zuschuss derStadt arbeiten. Ich Region aufgewachsenund seit über zwei gehe davon aus, dassdas Kerngeschäft Jahrzehntenals Bürgermeisterinund derStiftung damit vernünftigbetrieben Oberbürgermeisterin mit derStadt und werdenkann. derHändelpflege aufs engste verbunden. Mitt: DerHändelpreis ist weithin bes- In diesemJahr beendenSie Ihre Tätig- tens eingeführt und zählt weltweit zu keit als Oberbürgermeisterin.Welche denrenommiertenPreisenfür Künstler Pläne haben Sie für die Zeit nachdem und Wissenschaftler. Seit vierJahren We chselinden Ruhestand?WerdenSie wird er durchdie Stiftung Händel-Haus sich auchkünftig für Händelengagieren? vergeben. Seitherist derPreis undotiert. OB: DieTermine für Eröffnungs-und Warum ist die Dotierung entfallen?Ein Abschlusskonzert derHändelfestspiele Preis ohne Preis? für das Jahr 2013 habeich mir selbstver- OB: DerHändelpreisder Stiftung ständlichbereits vormerkt.Und ichste- Händel-Haus, vergebendurchdie Stadt he ehrenamtlichzur Ve rfügung, wenn Halle, ist eine bedeutende Auszeich- ichhelfenund unterstützenkann. nung und große Ehre für die jeweilige Mitt: Frau Oberbürgermeisterin, wir Preisträgerin, denjeweiligenPreisträger. wünschen Ihnen für die verbleibende Das Kuratorium derStiftung entschied Zeit im Amt desOberbürgermeisters sich, auf eine feststehende Dotierung zu weitervielErfolg und für dendann fol- verzichten. Übrigensist die Bach-Me- gendenLebensabschnitt schon jetzt al- daille in eine nicht dotierte Aus- lesGute,Glückund Lebensfreude und zeichnung und wird von vielennamhaf- vor allemgute Gesundheit.Wir danken tenPersönlichkeitenals ehrenhafte Aus- Ihnenherzlichfür das Gespräch. Nachrichtenaus dem »Freundes- undFörderkreis desHändel-Hauses«

Der Vorstand des»Freundes-und Förder- mittelt.ImNovemberdes vergangenen kreisesdes Händel-HauseszuHalle e.V.« Jahres war Herr ProfessorKupke zum hatineiner Sondersitzung am Mitglied desBeirats desFreundeskreises 28.01.2012 das Vorstandsmitglied berufenworden. Herrn BernhardLohe zumSchatzmei- ster gewählt.Der ausdem Freundeskreis Ende vergangenenJahresist im Verlag ausgeschiedenenehemaligen Schatz- derCarlFriedrich vonSiemens Stiftung meisterinFrau IngeSchwentesius hat Münchendie Schrift»SeineIchheit auch derVorsitzendeineinem Schreibenfür in derMusik heraustreiben« desHalle- ihre verdienstvolle Arbeit fürden schenPhilosophen Prof.Dr. Jürgen Freundeskreisinden vergangenenJahren Stolzenberg,Stellvertretender Vor- herzlich gedankt. sitzender des»Freundes-und Förder- kreises desHändel-Hauses zu Halle«, In einerE-Mail-Antwortvom 26.Januar erschienen(ISBN 978-3-938593-17-2). 2012 auf einenBrief desVorstands und Herr ProfessorStolzenberg war im desEhrenvorsitzenden Herrn Gert Richter Jahre 2011 Fellow derSiemens-Stiftung an denSohndes im Dezember 2010 undhat in dieser Zeit u. a. zu dieser verstorbenenMitgliedsdes Freundes- ProblematikinMünchen gearbeitet. In kreisesHerrn GerhardLüdtke mit der mehreren Vorträgen, so auch im Händel- Information über denErwerbder Brockes- Haus in derReihe »Musikhinterfragt«, Bände(siehe in diesem Heft Seite58ff.) hat er einzelne Aspekte dieser besonde- haben sichHerrPeter Lüdtkeund seine renThematikvorgestellt. Ehefrau herzlich bedankt. Sieschrieben: 9 »Mit großerFreude haben wirIhren Herr BernhardProkein,Mitglied des Briefmit derInfozur Anschaffungder »Freundes- undFörderkreises desHändel- Brockes-Bändegelesen.Eshätte unseren Hauses zu Hallee.V.«,hat diePosition Vatersehrgefreut,dassdas vonihm so desKoordinators desHändelfestspiel- geliebte Händelhausdie Spende gut orchestersHalle an Herrn Dr. Jörg gebrauchen konnte undsie so angelegt Hillebrand,Solingen, übergeben. Herr hat. Vielleicht,wer weiß das schon, Prokeinist zumSekretärdes Beiratsdes bekommt er das ja irgendwo im Jenseits »Freundes- undFörderkreises desHändel- mit undfreut sich. Möglicherweise Hauses zu Halle« berufenworden. werden wirindiesemJahrmal in Halle »vorbeischauen« unduns dieSonderaus- Zum wiederholten Male hatdie Galerie stellung ansehen –inmemoriam Gerhard Stelzerund ZaglmaierinHalle einem Lüdtkesozusagen.Wir wünschen Ihnen Händel-PreisträgerfrühererJahre eine weiterhin viel Freude undErfolgbei Ausstellunggewidmet.Vom 10.März allenAktivitätenrundumGeorg bis24. AprildiesesJahreswurdenWerke FriedrichHändel. HerzlicheGrüße. desverdienstvollen undhochgeschätzten PeterLüdtke undDr. Kathrin Lüdtke.« Malers undGrafikers Hannes H. Wagner ausAnlassdes 90.Geburtstags, dender Magnifizenz KMDProfessor Wolfgang 2010 verstorbene Künstler in diesem Kupke,Rektorder Evangelischen Hoch- Jahr am 27.Januar begangen hätte, in schule fürKirchenmusikHalle,ist am derGalerie in derGroßenSteinstraße 12.März2012mit demBundesver- ausgestellt.ProfessorWagnerunterrich- dienstkreuzamBande geehrt worden. tete biszuseinerEmeritierung 1987 an Im Namenaller Mitglieder des»Freundes- derKunsthochschule Burg Giebichenstein undFörderkreises desHändel-Hauses underhielt 1969 denHändelpreis.In zu Halle« hatPDDr. ChristophRinkals derAusstellung waren zugleich Medail- Vorsitzender dieherzlichste Gratulation lenund KleinplastikenseinerWitwe zu dieser hohenAuszeichnungüber- Frau HeidiWagner-Kerkhofzusehen. Neunzig Jahre Händel-FesteinHalle

EdwinWerner

»ImJahre 2010 feiert das älteste und größte Barockmusikfestival, die InternationalenHändel-FestspieleGöttingen, seinen90. Geburtstag.« –Sowurde die Festspielgemeinde auf derGöttingerInternetseite vor zweiJahrenauf ihrgroßesMusik-Ereignis eingestimmt. DenHändel- Freundenist natürlichbewusst, dass mit einemExperiment desGöttin- gerUniversitätsbundes, mit derAufführung derOper Rodelinda HWV19 am 26. Juni 1920,1 Händels nahezu vergessene Opern ihrenWeg wieder auf die Theaterbühnenzurückfanden. Nur wenige aber wissen, dass dermusikalischeLeiter, Oskar Hagen, die Anregung für diesenglückli- chen Ve rsuchaus Halle,aus einemUniversitäts-KollegHermann Aberts mitgebracht hatte.2 Hermann Abertwar es wohl auch, der, unterstützt durchdie Erfolgsmeldungenaus Göttingen,3 seinenEinfluss geltend machte,dass 1922 auchinHalle eine OperHändels(Orlando HWV 31) 10 zur Aufführung kam.4 Auf diese We ise kann Halle in diesemJahr eben- falls auf eine 90-jährige Tradition von Händel-Opernaufführungen zu- rückblicken. Aus diesemAnlass hat sichder »Freundes- und Förderkreis des Händel-HauseszuHalle e.V.«dankenswerterWeise einProjekt vorge- nommen, das mit einemSonderheft der Mitteilungen die Händel-Opern- AufführungeninHalle dokumentierensoll.

Darüber hinaus könnenindiesemJahr weitere Jubiläender Händel- Pflege gefeiert werden:

–90Jahre Händel-Feste (und 90 Jahre kontinuierliche Aufführung von Händel-Opern), –75. Händel-Festspiele in Halle seit 1922 und –75Jahre Händel-Haus.

Davon abgesehen,dass die Tradition derAufführung großer Händel- OratorieninHalle spätestens 1803 begann und in den1830erJahrenmit nur in Krisen- und KriegszeitenunterbrochenenjährlichenAufführun- gengroßerWerke fortgesetzt wurde,5 fand 1922, alsovor 90 Jahren, das erste Hallische Händel-Feststatt.Das Zweite folgte 1929, und nachdem Jubiläumsjahr 1935 wurden1936–1944 und 1946–1950 unterschiedlich aufwändige »Händel-Tage«veranstaltet. Die Festspiele 1952, die dann ihre jährlicheFortsetzung fanden, wareneigentlichdie 15.6 –Erst 1961 begann man rückwirkend eine neue Zählung mit den»10.Festspielen« seit 1952. NachdieserRechnung,bei derdie »Händel-Tage«ohne Fest- spielcharakter(1946, 1949 und 1950) nicht mitgezähltwerden, wären 2012 also die 75. Festspiele zu feiern. BeiMusikfreunden, die sichnochgut an die 50. Festspiele 2001 erinnern, wird das wohl einwenig verwirrend wirken, aber derHallenser müsste an solche Konfusionen eigentlichschon gewöhnt sein, feierten wir ja bereits zweigroße Stadtjubiläen,1961: 1000 Jahre (Schenkungs- urkunde Otto I. im Jahre 961) und relativ wenig später, 2006: 1200 Jahre (erste urkundliche Erwähnung 806). Auchdie Universität hat, begründet durchdie Ve reinigung von zweiUniversitäten, derFriedrichsuniversi- tätinHalle undder LeucoreainWittenberg, zu dieserBesonderheit in Halle mit zweiJubiläenbeigetragen: 300 Jahre Universität in Halle (1994) und 500 Jahre Gründung derUniversität in Wittenberg(2002). Deren drittes Jubiläum,200 Jahre Universitätsvereinigung, steht also nochfür das Jahr 2017 ins Haus. Aber,wie ichbereits erwähnte,war 1922 nicht nur das Jahr der erstengroßenHändel-Festspiele in Halle, sondern auchdas denkwür- dige Datum dererstenHändel-Opern-Aufführung am hallischenStadt- 11 theater, dersicheine ungebrochene,sichmehrmalserneuerndeund bis heute andauernde eindrucksvolleTradition anschließensollte. Das vierte Jubiläum betrifft das Händel-Museum.Nachlangem Bemühenund engagierterVorarbeitbesonders von Dr.Herbert Koch, derauchden Beginn derMuseumssammlungenlange vor Museumser- öffnungveranlasste und teilweise in seinerAmtsstubeimRathaus selbst betrieb, gingdas Geburtshaus Händels 1937 in denBesitz derStadt über.Das war faktischdie Gründung desheutigenHändel-Museums, das allerdingsnochbis 1948 auf seine Eröffnung wartenmusste,weil die Instandsetzungund derUmbau desvölligdesolatenHausesdurch denKriegsbeginn zunächst nicht durchgeführt werdenkonnte.

1Vgl.ManfredRätzer: Szenische Aufführungenvon We rkenGeorg FriedrichHändels vom 18.bis 20. Jahrhundert: Eine Dokumentation, Halle 2000 (Schriftendes Händel- Hauses in Halle; 17), Nr.622 2Hanns-Niedecken-Gebhard: Ein Rückblick: Dreißig Jahre Händelrenaissance, in: Göttinger Händel-Festspiele, Festschrift Göttingen 1953,S.28 31921war in Göttingen Rodelinda wiederholt und Ottone neuaufgeführt worden. 4Rätzera.a.O., Nr.890 5Die Singakademie führte z.B. 1830, 1838 und 1859 je dreiverschiedeneHändel-Oratorien auf, währendinden übrigenJahrenmeist nur eingroßesWerkzur Aufführung kam. 6Vgl.EdwinWerner: Hallische Händel-Feste vor 1952, in: Händel-Jahrbuch 48 (2002), S. 233–249 DieOpernwelt mitHändelzuGast 1 Ausländischeund deutsche Gastspiele mitHändel-OperninHalle

Manfred Rätzer

We nn von90JahrenHändel-Oper in Halle Theaters durchGastspiele und durch gesprochenwird, sind in derRegel die Koproduktionenandererin- und auslän- Inszenierungendes hallischenOpern- discherTrägermit hallischen Institutio- theaters gemeint.Für die Zeit 1922–1951 nen(z.B. derDirektion derHändel-Fest- gab es in derTat in Hallenur Händel- spiele)ergänzt.Das trug ungemein zur Aufführungendes Stadttheaters. Bereicherung derHändel-Opern-Pflege Mitdem Beginn derjährlichen in Hallebei.Außerdemwar Halle da- Händel-Festspiele1952ändertesich durch immermit demGeschehen der diesjedochgrundsätzlich. Nunmehr gab internationalenHändel-Opern-Rezep- 12 es zu derselbstverständlichimMittel- tion und seinenEntwicklungstendenzen punkt stehendenWiederbelebung der verbunden. Schon in denerstenJahren Händel-Operdurchdas damalige Lan- gastiertendie StädtischenBühnenErfurt destheaterund spätere Opernhaus eine ( 1952), die StaatsoperDresden zweite Säule derHändel-Opern-Aktivi- (Arianna in Creta 1953), die Staatsoper täteninHalle.InzunehmendemMaße Berlin (Ariodante 1959) und die Handel beteiligtensichandere hallische sowie Opera Society London ( 1961) in-und ausländische Ensembles. Sie ver- in Halle. stärktendie Ausstrahlung und Bedeu- Im Rahmen der»zweitenSäule« tung derhallischenArbeit. Es entwickel- wurdenvon 1952–2012 insgesamt30 tensichBesonderheitender hallischen Händel-Opern szenischoderkonzertant Händel-Opern-Pflege.Zum einengab es in Halle aufgeführt.Die Opern auchaußerhalb derjährlichenFestspiele und konnte man in je fünf verschie- Händel-Opern-Aufführungenwährend denenInszenierungenerleben. Von desgesamtenJahresdurchEinbeziehung gab es vier, von Amadigi di Gaula drei in die laufendenSpielpläne desLandes- Inszenierungenusw.Insgesamt steuerten theaters und durchAufführungenauch die Eigenproduktionen andererTräger, andererTrägerinder Stadt.Zum ande- die Koproduktionenund die Gastspiele renwurden die Inszenierungen des 42 verschiedene Operninszenierungen

1Anm.der Redaktion: In diesemBeitrag wird erstmaligeine Zusammenstellung derHändel- Opern-Gastspiele in denvergangenen61JahreninHalle gegeben. Damit ist dieserTexteine ausgezeichnete Ergänzung zum Sonderheft der Mitteilungen,das der»Freundes- und Förderkreis desHändel-HauseszuHalle«mit demTitel»90 Jahre Händel-OperinHalle«herausgibt. und 13 verschiedene konzertante Opern- Schließlichwar Halle auchander Schaf- aufführungenbei. fung und Aufführung von modernen Acht dieserHändel-Opern-Aufführun- Händel-Opern-Pasticci angemessenbe- genwarenfür Halle besonderswichtig, teiligt.Pasticcio-Produktionenauswär- da diese We rke vom hallischenTheater tigerEnsemblesgastierteninHalle.Das bisher wederszenischnochkonzertant bishererfolgreichste Pasticcio »Spuk im aufgeführt werdenkonnten. So erhielt Händel-Haus«wurde vom Opernhaus Hallebesondersdurchseine internatio- erfolgreich herausgebracht und steht nalenVerbindungendie Gelegenheit, seit langemimSpielplan.GroßenErfolg auchdie nachfolgend genanntenHändel- hatte das Pasticcio »Die Kinderdes Mi- Opern kennenzulernen. ster Handel«, das vom Stadtsingechor –Konzertant wurdendargeboten: Silla Halle –einemder ältestenKnabenchöre (1993 La Stravaganza Berlin), Giustino Deutschlands –entwickelt und aufge- (1994 GöttingerHändel-Festspiele), führt wurde.Der Chor stattete damit Lotario (2004 KammerorchesterBasel demgrößtenSohn seinerHeimatstadt barock)und Giove in Argo (2007Il einensehrberührendenDank ab. Complesso Barocco). Fürdie kontinuierliche Händel- –Szenische Aufführungengab es mit Opern-Pflege in höchsterQualität war Arianna in Creta (1953 Staatsoper in Halle insbesondere die enge Bindung Dresden), Il PastorFido (1985 Theater von Wolfgang Katschners LauttenCom- Junge Garde Halle,1992 London pagney an das hallische Musikleben 13 HandelSociety), Almira (1994 Theater und die Händel-Festspiele von großer Bremen) und Atalanta (1997 Midsum- Bedeutung. Sein Ensemble war z.B. an merOpera London). folgendenProduktionenmaßgeblichbe- Auf diese We ise war Halle in derLage, teiligt: Alcina 1999 (TheaterPotsdam), mit dreiAusnahmenfast das gesamte Teseo 2003, Amadigi di Gaula 2005, Serse Opernwerk Händels darzubieten. Eine 2009, Rinaldo 2011, Pasticcio Moving einmalige Leistung! Handel2009, Pasticcio Maria XXX 2010, Nebenden Opern steuertendie in- La Resurrezione 2012.Dafür gebührt und ausländischenEnsemblesauchsze- Wolfgang Katschnerund seineminterna- nische Aufführungenvon vierOratorien tional renommiertenEnsemble größter (La Resurrezione zweimal, Samson, Saul, Dank derhallischenHändel-Freunde. Il Trionfo del Tempo edel Disinganno), vier Seine Inszenierungenwarenimmerim Kantaten(Apollo eDafne, EroeLeandro, historischenGoethe-TheaterBad Lauch- Clori, TirsieFileno, Agrippina condottaa städtangesiedelt.AuchdiesesTheater morire) sowie dreiInszenierungenvon war und ist einwahrerGlücksfall für die Acis, GalateaePolifemo bei. Händel-Opern-Pflege in Halle. Die hallischenAufführungendes Auchandere Alte-Musik-Ensem- Ballett Rossaergänzten Ballett-Auffüh- bles, die das internationale Niveau mit- rungenauf derGrundlage derMusik bestimmen, wirktenoft in Halle und ga- Händels durchdas LeipzigerEnsemble rantiertenSpitzenqualität.Zuihnenge- Heike Hennig und das berühmteAter- hörenu.a. La Stravaganza Berlin, La balletto Reggio Emilia. Stagione Frankfurt/M.,FreiburgerBa- rockorchester, Les MusiciensduLouvre, Mit derAufführung der Arianna in Creta Les Talens Lyriques, TheEnglish Concert, 2002 in Bad Lauchstädt erzeugte Chris- Il ComplessoBarocco, Al Ayre Español, tophe Roussetmit Les Talens Lyriques Europa Galante und derenLeiter, von –obwohlnur in konzertanterForm – denennur wenige Erwähnung finden mit denSolistenPiau, Hammarström, können:MichaelSchneider, Ludwig Hallenberg, Wolak in Hochformeinen Güttler, CharlesFarncombe, Trevor sehr seltenenRiesenapplaus, so dass die Pinnock, , Nicholas Mc- Wände desTheaters förmlichzuwackeln Gegan, Christophe Rousset, Marc Min- begannen. kowski, AlanCurtis,Fabio Biondi, Die konzertante Aufführung des Eduardo LopezBanzo, AndreaMarcon, Lotario als hallische Erstaufführungmit Harry Christophers. denSolistenNuria Rial, Die Aufstellung liest sichwie ein und Lawrence Zazzo ließdas Publikum Who’s Who derAlte-Musik-Szene.Das in derKonzerthalle Ulrichskirche trotz gleiche gilt für die beteiligtenSängerin- enormerLänge vor Begeisterungdie nenund Sänger, von denennur eine Zeit vergessen. winzige Auswahl genannt werdenkann: Große Dankbarkeit deshallischen FelicityPalmer, , Ann Publikumsriefennachder politischen Hallenberg, , Dorothea We nde die ersten Gastspiele aus denan- Röschmann, Magdalena Kožena, Roberta derendeutschenHändel-Festspiel- 14 Invernizzi, Kobie van Rensburg, Law- StädtenKarlsruhe und Göttingenher- rence Zazzo, Drew Minter, Michael vor.Karlsruhe brachte 1991 seinenAd- Chance,Kai We ssel. meto szenischinHalleauf die Bühne Diese und andere Künstlerbescher- und Göttingengastierte 1991, 1993 und tenden in Halle auf denSpurenHändels 1994 mit seinenOpernproduktionen,in- wandelndenGästenunvergessliche demdie Generalproben in konzertanter künstlerische Höhepunkte.Leiderlassen Form in Halle absolviert wurden. sichJahrzehnte nicht in wenigenSätzen zusammenfassen. Vom Rinaldo-Gastspielder Londoner Ein besonderesEreignis für Halle HandelOpera Society 1961 bis zum gran- war im Februar 1985 das -Gast- diosen Rinaldo derMarionettenbühne spielder Opera North LeedsimKultur- Carlo Colla aus Mailand 2011 verläuft haus Buna.Die in Richtung modernes eine einzigartige Erfolgsgeschichte der Regietheatergehende,sehrmoderne Ins- von Ensemblesaußerhalbdes Opern- zenierungwar in derdamaligenDDR hausesgeprägten künstlerischenLeis- etwas ziemlichNeues,erregte Aufsehen tungen, die das Pionierwerk desOpern- undprovozierte viele Diskussionen. hausesergänzten,begleiteten und an- Derrevolutionäre russische Neue- regten. Ohne diese nicht hochgenug zu rerder Opernregie Boris Pokrowski ließ würdigendenDarbietungenhätte die beiseinem Imeneo-Gastspiel1988 mit Händel-Opern-Pflege in Halle nicht demKammermusiktheaterMoskau viel jene Bedeutung erlangt, die sichschon von seinenfür Russland modernenIns- längst als kulturpolitische Pioniertat der zenierungsmethodenerkennen. Stadt und ihrerKünstlererwiesenhat. Verzeichnis sämtlicher ausländischenund deutschenGastspielemit Händel-Opernund anderenszenischen Händel-WerkeninHalle (einschließlichKoproduktionenmit derDirektion derHändel-Festspiele)

1 Agrippina 08.07. 1952 Städtische Bühnen Erfurt

2 Arianna in Creta 02.06.1953 Staatsoper Dresden

3 Ariodante 17.04.1959 Staatsoper Berlin

4 Rinaldo 21.06.1961 Handel OperaSociety London

5 Ezio Januar 1966 Kammeroper 65 Halle

6 Alcina 08.06.1970 NationaltheaterWeimar

7 Ezio 22.06.1977 LandestheaterDessau

8 13.06.1981 Hochschulefür MusikLeipzig und Tschaikowski-Konservatorium Kiew

9 11.06.1982 LandestheaterDessau 15 10 13.01. 1985 TheaterJunge GardeHalle und Hochschulefür MusikLeipzig

11 Tamerlano 23.02.1985 Opera NorthLeeds

12 AmadigidiGaula 24.02.1985 TeatrWielkiWarschau

13 Teseo 09.06.1985 Hochschulefür MusikBerlin

14 Aci, GalateaePolifemo 01.05.1988 GoetheTheaterBad Lauchstädt

15 Imeneo 06.06.1988 Kammermusiktheater Moskau

16 Alcina 01.06.1989 OperntheaterEstoniaTallinn

17 Admeto 07.06.1991 BadischesStaatstheater Karlsruhe

18 AmadigidiGaula 07.06.1991 BigBangTheater derJugendMünchen

19 Agrippina (konzertant)08.06.1991 GöttingerHändel-Festspiele

20 Apollo eDafne 09.06.1991 Telemann Ensemble Leipzig

21 Rodelinda (konzertant) 10.06.1991 La StagioneFrankfurt (Main)

22 Il Pastor Fido 13.06.1992 London Handel Societyund Royal CollegeofMusic London

23 Alcina 13.06.1992 Musikfestspiele Potsdam Sanssouci und Festwochen derAlten MusikInnsbruck

24 Serse 26.06.1992 Hochschuleder Künste Berlin

25 LucioCornelioSilla (konz.)23. 02.1993 La StravaganzaBerlin 26 Radamisto (konzertant) 05.06.1993 GöttingerHändel-Festspiele

27 EroeLeandro 05.06.1993 La StagioneFrankfurt (Main)

28 Serse 03.07. 1993 Hochschulefür Musikund Darstellende KunstStuttgart

29 Ezio 04.07. 1993 HallescheKammeroper

30 Almira 04.06.1994 FiorimusicaliBremen, TheaterBremen

31 Giustino (konzertant) 05.06.1994 GöttingerHändel-Festspiele

32 Aci, GalateaePolifemo 10.05.1995 Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft Halle, Staatliche GalerieMoritzburgund Konservatorium Halle

33 La Resurrezione 10.06.1995 LesMusiciens du Louvre

34 Rodelinda 08.06.1996 La StagioneFrankfurt (Main)

35 Ariodante (konzertant) 05.06.1997 LesMusiciens du Louvre

36 Clori,Tirsi eFileno 06.06.1997 LauttenCompagneyBerlin

37 Terpsicore 07.06.1997 Fernsehsender 3sat

38 Atalanta 07.06.1997 MidsummerOpera London

39 Saul 09.06.1997 CollegiumCartusianum Köln

16 40 Ezio 04.06.1998 Freiburger Barockorchester

41 Amoremio –AquaDance 07.06.1998 OpernhausHalle undBarock-Tanz-Theater Bremen

42 Samson 06.06.1999 TheSixteen

43 Agrippinacondotta 10.06.1999 L’Atelierderecherche ecréationpour amorirel’art Besançon

44 Admeto 12.06.1999 LesTalensLyriques

45 Alcina 13.06.1999 Hans-Otto-TheaterPotsdam undLautten CompagneyBerlin

46 Serse 11.05. 2001 Institut fürMusikpädagogikder Martin- Luther-Universität Halle undBurg Giebichenstein KunsthochschuleHalle

47 Tamerlano 09.06.2001 TheEnglish Concert

48 Arianna in Creta 08.06.2002 LesTalensLyriques

49 Aci, Galatea ePolifemo 01.11. 2002 Batzdorfer Hofkapelle und PuppentheaterAltenburg-Gera

50 Teseo 07.06.2003 LauttenCompagneyBerlin

51 Capriole d’amore (Pasticcio)05. 06.2004 IConfidenti–JungesOpern-Ensemble fürAlteMusik

52 Serse 06.06.2004 Kammeroper Prag

53 Lotario (konzertant) 08.06.2004 Kammeroper Baselbarock 54 03.06.2005 Festival Beaune,LaCapella della Pietà deiTurchini

55 AmadigidiGaula 04.06.2005 LauttenCompagneyBerlin

56 GioveinArgo (konzertant)01. 06.2007 Il Complesso Barocco

57 Riccardo Primo (konzertant)02.06.2007 Kammerorchester Baselbarock

58 Rodrigo (konzertant) 12.06.2008 Al Ayre Espagñol

59 Memento Mori (Pasticcio)20.02.2009 Eventuet-Steintor-Varieté

60 Anaesthesia (Pasticcio)04.06.2009 Ensemble Nico andthe Navigators Berlin

61 Serse 06.06.2009 LauttenCompagneyBerlin

62 Alcina 10.06.2009 Kammerakademie undTheaterPotsdam

63 Moving Handel–Rituale 10.06.2009 Ensemble HeikeHennig Leipzig und LauttenCompagneyBerlin

64 Il Trionfodel Tempoedel 21.05.2010 Ensemble UNIBaroque, DisingannoInstitut fürMusik derMartin-Luther- Universität Halle-Wittenberg

65 Armidastatt Rinaldo 06.06.2010 Pera Ensemble Instanbulund Ensemble L’arte delmondo

MariaXXX 08.06.2010 Ensemble HeikeHennig undLautten 66 17 Compagney Berlin

67 DieKinderdes 08.06.2010 StadtsingechorHalle undMerseburger

Mister Handel (Pasticcio) Hofmusik

68 (konzertant)10.06.2010 Al Ayre Español

69 Siroe 10.06.2010 Opera Bavaria

70 Rinaldo 04.06.2011 Compagnia MarionettistiaCarlo Colla eFigli Mailand undLautten Compagney Berlin

71 Scipolo oder DieMacht 11.06.2011 CompagnieOpera Baroque Leipzig und

derMusik (Pasticcio) United Continuo Ensemble

72 Agrippina (konzertant)11. 06.2011 Europa Galante

73 Come un Respiro–In 12.06.2011 TanztheaterSerataHaendel,Aterballetto Canto d’allOrlando FuriosoReggioEmilia

74 La Resurrezione 02.06.2012 LauttenCompagneyBerlin

75 , Re dell’Indie (konz.) 02.06.2012 Kammerorchester Basel

76 Gensericos Rache 07.06.2012 Musikakademie Sachsen-Anhalt Kloster Michaelstein

77 HändelsSchatten–oder 08.06.2012 NeuesTheater Halle, Impuls-Festival

einbarockesFieber (Pasticcio) fürNeueMusik in Sachsen-Anhalt

78 Terpsicore 09.06.2012 LesTalensLyriques Händel-Preisträgerin2012: PianistinRagna Schirmer

ChristianMeinel

Ein Blick auf die Diskografie derHalle- als Kulturbotschafterin IhrerWahlhei- schenPianistin Ragna Schirmerlässt matstadt Halle.Sie setzt sichauf ganz bereits ihre außergewöhnliche Vielsei- unterschiedlichenEbenenfür die Wahr- tigkeit erkennen. Ebenso eindrucksvoll nehmung derStadt auchinder überre- ist die Aufzählung namhafterEhrungen, gionalen Öffentlichkeit ein, so zum Bei- die Ragna Schirmerbereits erhielt.Sie spielimRahmender HalleschenBewer- ist u.a. Echo-Preisträgerin, Bach-Preis- bungzur »Stadt derWissenschaft«,als trägerin und sie ist Trägerin desHalle- Präsidentin desKultursenats desLandes schenBürgerpreises. Nun erhält sie im Sachsen-Anhalt, in zahlreichen Repor- Juni diesesJahresden Händelpreis 2012 tagenund Interviews.Sie bekennt sich derStiftung Händel-Haus, vergeben gern zu dieserStadt und zu dieserRegi- durchdie StadtHalle. on, zu denMenschenund –man erinnere Ve rgebenwird derPreis »inAner- sichanihre »Liebeserklärung«anlässlich 18 kennung besondererkünstlerischer, wis- ihrerFestrede zu denFestspielendes senschaftlicheroderkulturpolitischer Jahres2010 –zuGeorg FriedrichHändel. Leistungen, die im Zusammenhang mit Eineweitere Ve rpflichtung geht derinternationalenHändel-Pflege in Ragna Schirmerinder Händelstadtein: Halle stehen«.Dabei wird traditionelle Förderung desmusikalischenNachwuch- Händel-Pflege nicht sofortund in erster ses. Seit nunmehr vierJahrenunterrich- LinieinZusammenhang mit demWir- tetsie trotz ihrerzahlreichenKonzert- kungskreis einesmodernenPianistenge- verpflichtungenbegabte und hochbegab- sehen. Dasist beiRagna Schirmeranders, te junge MusikeramLandesgymnasium hat sie dochmit derGesamteinspielung Latina.Sie versteht sichdabei nicht nur derHändelschenKlaviersuitendie Musik als Klavierpädagogin –vielmehr nutzt deshalleschenMeistersineinenkrea- sie die Erfahrungenihreseigenenkünst- tivenDialog mit denMöglichkeitendes lerischenWerdegangs, um musikalische modernenKonzertflügels gesetzt.Das Ve rantwortungzuvermitteln und eben- war keinesfalls eine spontane Eingebung, so behutsam wie energisch We ge zu sondern vielmehr Ergebnis einerlang- wachsenderkünstlerischer Selbständig- jährigenAuseinandersetzung mit barok- keit aufzuzeigen. Dabei kommt auch kerMusik und derenInterpretationsmög- derInterpretation HändelscherKlavier- lichkeitenauf modernenInstrumenten. musik einbesonderer Stellenwert zu, AuchinandererHinsicht trifft die was sie in zahlreichenMeisterkursenzu Profilbeschreibung desHändelpreises dieserThematik demonstriert. in besonderem Maßeauf Frau Ragna Ganz im Sinnedes großen Barock- Schirmerzu. Seit Jahrenverstehtsie sich komponisten versteht sie denn auchihr eigeneskünstlerisches Credo: »Man Ragna Schirmerauchzuneuen,innova- muss lernen, was zu lernenist, und dann tivenFormaten. »Ich möchte lachenvor seinen eigenenWeg gehen«. Todesschmerz«–so lautet derTiteleines Ihr eigenerkünstlerischerWeg führ- Projekts auf denSpurenvon Robert und te die gebürtige Hildesheimerin bereits Clara Schumann, das sie zusammen mit im Altervon 15 Jahrenins Finale desre- demSchauspielerDominique Horwitz nommiertenBusoni-Wettbewerbs in verwirklichte.Eine nochungewöhnliche- Bozen, Italien. Seitherhat Frau Schirmer re Zusammenarbeitfeierte kürzlichin eine beeindruckende We ttbewerbs- Halle Premiere:Als Te il einerProdukti- Karriere absolviert: sie wurde mit insge- on desPuppentheaters derSaalestadt samt 15 ersten Preisenund Sonderprei- repräsentiert Ragna SchirmeramFlügel senausgezeichnet. Eine Sonderstellung in »Konzert für eine taubeSeele« die nimmt dabei zweifellos ihr zweimaliger künstlerische Inspiration desfranzösi- ErfolgbeimInternationalenJohann- schenKomponisten Maurice Ravel. Sebastian-Bach-Wettbewerb1992 und 1998 in Leipzig ein. Bereitsdamals zeigte Währendder diesjährigenFestspiele sichdie Richtung, die sie seit ihrerersten wird Frau RagnaSchirmermehrfachzu CD-Einspielung (Bach: Goldberg-Varia- erlebensein, u.a. beim Abschlusskon- tionen) konsequent weiterverfolgte:die zert in derGalgenbergschlucht.Mit vie- stetige Auseinandersetzung mit barok- lenMusikfreundenfreuenwir uns auf kerMusik im zeitgenössischenKontext. diese Begegnungenmit derPianistin. 19 Inzwischensind die Einspielungen Zunächst aber gratulierenwir ihr sehr von RagnaSchirmerregelmäßig unter herzlichzur hohen Ehrungmit dem denmeistverkauftenKlassik-Tonträgern Händelpreis desJahres2012. in Deutschland zu finden. FürHaydns Klaviersonatenund die bereits genannten Suitenvon Georg FriedrichHändeler- hielt sie jeweils denEcho-Klassik-Preis. Frau Ragna Schirmerarbeitete mit großartigenMusikerpersönlichkeitenzu- sammen, so zum Beispielmit Dirigen- tenwie RogerNorrington,, Zubin Metha und HerbertBlomstedt. Als Solistin war sie Gast beiführenden Klangkörpern wie denMünchnerPhilhar- monikern, demOrchestre National de Paris,dem GewandhausorchesterLeipzig oderdem Gürzenich-OrchesterKöln. Klavier-Solokonzerte führten Ragna Schirmeru.a.indie BerlinerPhilharmo- nie,indie HamburgerMusikhalle,die Tonhalle Zürichund in die Stuttgarter Liederhalle. Immerwiederaberfindet Chronologie desHändelpreises

ChristophRink

We nn in diesenTagender Händelpreis desJahres2012 an die in Halle wirkende Pianistin RagnaSchirmervergebenwird, dannfragensich viele Freunde HändelscherMusik, seit wann es dieseninternational bestens eingeführtenund renommiertenPreis gibt und werdie bisheri- genPreisträgerwaren. Es erwiesund erweist sichals durchaus schwie- rig, eine genaue Auflistung allerPreisträgerzusammenzustellen. Selbst moderne Medienkönnen dabei nur bedingthelfen. Nutzerdes Inter- nets findenzwar die Preisträgerder letztenJahre rechtschnell, die über einhalbes Jahrhundert reichende Tradition diesesPreisesbleibt aber auchdort weitgehend verborgen. Die Informationensind schwerzu erhalten. Selbst befragte Preisträgererinnern sichgelegentlichnur un- genau an das Jahr ihrereigenenAuszeichnung.Die nachfolgende Auf- stellung ist das Ergebnis von Recherchen im Internet, beiPreisträgern 20 und in Archiven. BesondererDank für wertvolle Mithilfe beider Zu- sammenstellung derChronologie gilt denbeidenMitgliedern unseres »Freundes- und Förderkreisesdes Händel-Hauses« Frau Dr.Ursula Wohlfeld, Mitarbeiterin derOberbürgermeisterin derStadt Halle für Kultur, und Frau Dr.Hanna John, langjährige Direktorin derHändel- FestspieleHalle und selbst Händel-Preisträgerin,sowie Herrn Ralf Jacob, Leiterdes Stadtarchivs derStadt Halle.

Fürden Leserkönneneinige erläuternde Vorbemerkungenals nützlich erscheinen: Der»Händelpreis desBezirkesHalle«wurde erstmalig 1959 ver- liehen. Entsprechenddem Statut desPreiseswurde diesernicht nur an Musiker, Sänger, Regisseure und Musikwissenschaftler, die sichum Händelbesonders verdient gemacht haben,sondern auchanKomponis- ten, Bildhauer, Maler, Schriftsteller, Chöre,Musikgruppenund andere Kollektive künstlerischerArbeitsowieanMusikorganisatorenund Kulturpolitikervergeben. DerPreis war mit einerGeldprämieverbun- den. Die Bronze-Medaillezum Händelpreis (Ø 10 cm,Abb. A) schuf 1959 derseinerzeitander Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein als Professor wirkende BildhauerGerhard Lichtenfeld.Die Vorderseite zeigt HändelimProfil mit Allongeperücke und die Umschrift »G·FriedrichHändel« sowieamunterenRand die Signatur »G·L«, die Rückseite trägt in dreiZeilendie Inschrift »Kunst- AHändelpreis-Medaille ab 1959, Entwurf: Gerhard Lichtenfeld

21

BHändelpreis-Anstecknadelseit1994, Entwurf: Silke Plathe preis desRatesdes BezirkesHalle«. Die Aufstellung derHändel-Preis- trägerdieserJahre liest sichwie einNamensverzeichnis führender Kunst-und Kulturschaffenderder Zeit in Halleund in dermitteldeutschen Region.Eslohnt sichohne Zweifeldurchaus, sich beidieserGelegen- heit z.B. an so manchenverdienstvollenKünstlerund Musikwissen- schaftlerzuerinnern. Ein Auslassenvon Namen, wie gelegentlichnicht ganz unüblichund aus welchenGründenauchimmer, widerspricht redlicher(historischer)Darstellung.Deshalb wurdenalle Preisträger, derenName bekannt ist,aufgeführt. Eine Würdigung einzelnerPreis- träger, gleichunterwelchem Aspekt, kann nicht Gegenstand dieser Darstellung sein und muss berufenenHistorikernvorbehaltenbleiben. In dieserForm wurde derHändelpreis bis zum Jahre 1990 vergeben. NacheinerkurzenPeriode,inder derPreis nicht vergebenwurde, firmierte derPreis ab 1993 als »Händelpreis derStadt Halle«. In dieser Zeit warder Preis mit einemnennbarenPreisgelddotiert.Der Preis wurde seitherausschließlichanKünstlerund Musikwissenschaftlerfür besondere Ve rdienste um die Pflege desHändelschenWerks vergeben. Nunmehr wurde jeweils einLaureat ausgezeichnet. Auchist in dieser Zeit eine »Internationalisierung«des Händel-Preisesfestzuhalten, wenn- gleichauchinfrüherenJahrenKünstlerund Musikwissenschaftleraus denStaaten desOstblocksund aus We steuropa mit demHändelpreis geehrt wurden. Seit 1994 ist derHändelpreis mit einerAnstecknadel (etwa 4×3,5cm)aus Gold und Email verbunden, die die Schmuckgestal- terin Silke Plathe,seinerzeitStudentin an derKunsthochschule »Burg Giebichenstein«, geschaffenhat.Auf deretwas nachvorn gewellten Plattesind eindurchgestrichenerTakt aus Händels Autograph zum Messiah, 5. Accompagnato »Thus saith the Lord«und das Wappender StadtHalle aufgebracht, die Rückseite ist mit »900« punziert (Abb. B). Mit Überführung desHändel-Hausesineine Stiftung im Jahre 2008 wurde die Ve rgabedes Händel-Preisesindie Ve rantwortung die- serStiftung gelegt.Auf Vorschlag desBeirats und mit Beschluss des 22 Kuratoriumsder Stiftung Händel-Haus wird derPreis durchden Ober- bürgermeisterder Stadt Halle vergeben. Derexakte Name desPreises lautetfolglichseit2011:»Händelpreis derStiftung Händel-Haus, ver- gebendurchdie Stadt Halle«.Der Preis ist nunmehr einEhrenpreis undnicht miteiner finanziellenZuwendung verbunden. Satzungsge- mäßwerdenmit demHändelpreis»Einzelpersönlichkeitenund En- semblesfür herausragende künstlerische,wissenschaftliche oderkul- turpolitischeLeistungen, soweitdiese in einemZusammenhang mit derHändel-Pflege stehen«, geehrt.

Es wird freimütig konzidiert, dass diese Auflistung derHändel-Preis- trägerunvollständig und möglicherweise fehlerhaft sein kann.Gleich- wohl soll diese Aufstellung einenÜberblick über die Geschichte der Ve rleihung desHändelpreisesgeben und die zeitliche Einordnung von Trägern diesesbedeutendenKultur- und Kunstpreiseserlauben. Der Leser ist herzlichgebeten,der Redaktion Korrekturen,Ergänzungen und Hinweise mitzuteilen, die dann in diese Darstellung eingearbeitet werden.

Aus GründenwissenschaftlicherRedlichkeit wurden–entsprechenddem derzeitigenKenntnis- stand derRedaktion –alle Händel-Preisträger(alphabetischgeordnetbei mehrerenPreis- trägern in einemJahr)ohneTitulaturenaufgeführt.Diese Aufstellung kann möglicherweise un- vollständig oderfehlerhaft sein.Korrekturenund Ergänzungenmögen bitteder Redaktion mit- geteilt werden. Händelpreisdes Bezirkes Halle, 1959 –1990

(Kunstpreisdes Ratesdes BezirkesHalle)

1959 PhilineFischer;HelmutKoch; WaltherSiegmund-Schultze;Johanna Rudolph(alias MarianneGundermann) Orchesterdes HalleschenTheatersdes Friedens

1960 HeinzBeberniß; Willi Lautenschläger;Willi Neubert; Anneliese Pietschmann;ArnoRammelt;WernerReinowsky;KonradSasse;Otto Schutzmeister ArbeiterballettBuna; ArbeitertheaterinLeuna;Staatliches Sinfonie- orchester Halle

1961 Albert Gabriel; JulieHarksen;AlfredHetschko; Horst-Tanu Margraf; Karl ErichMüller, Hans Pischner;Heinz Röttger; MaxSchneider, William C. Smith; PercyM.Young Kollektivder Germanistender Universität Halle: Dietrich Allert,Dieter Heinemann, GünterHartung,Wolfgang Friedrich; VolkschorHalle

1962 JuttaBartels;Heinz Bräuer; ;Horst Förster; Karl Kleinig;Ernst Hermann Meyer;Erich Müller;Wilhelm Schmied; Dieter Streithof; Maria Vermes; GerhardVoigt;GerhardWohlgemuth 23

1963 BernhardFranke; Kurt Hübenthal; Hans Lorbeer; WernerRackwitz Kollektivdes Mitteldeutschen Verlages Halle; Ludwig-Schuster-Quartett: Ludwig Schuster,Georg Hanstedt,Walter Ziegler, Otto Kleist

1964 Wolfgang Hudy;RenateKrahmer;Hans-MartinNau;Heinz Rückert; Isolde Schubert;WillySitte;WernerSteinberg Collegiuminstrumentale Halle

1965 OswaldArlt; FritzBressau;RoseMaria Kuban; Jens PeterLarsen; Gerhard Lichtenfeld; Gerd Neglik;Gertrud Sasse;Hans Stieber; Martin Wetzel Kabarett »Die Taktlosen«

1966 ClausHaake; Hans-Joachim Mrusek Orchesterdes Landestheaters Dessau

1967 WashaGwacharija; RichardPaulick(alias PeterWinsloe); RosemarieStreithof Kollektivdes Amateurfilmstudiosdes ElektrochemischenKombinats Bitterfeld

1968 SiegfriedBimberg;KurtBöwe; Hermann Kant;Horst Schönemann Arbeitertheaterdes Klubhauses derGewerkschaften

1969 WernerHeiduczek; EdgarKülow;GerhardSchober;HannesH.Wagner Blasorchester desStandortmusikkorps desMdI Halle; Arbeitersinfonie- orchester Klubhausder Gewerkschaften Halle;Chordes VEBChemische WerkeBuna

1970 ErwinErnst;Waltraud Lewin Blasorchester desThomas-Müntzer-SchachtesSangerhausen; Kollektiv »Monument 25 JahredemokratischeBodenreform«: GerhardBerndt, Her- bert Gebhardt,Max Kurzawa, GerhardLichtenfeld, Dieter Rex

1971 HorstDeichfuß;Rolf Kiy Arbeiterjugendklub desKreiskulturhauses »MaximGorki«Wittenberg; Opernensemble desLandestheatersHalle:Wolfgang Kersten, Thomas Sanderling,Wolfgang Nötzold

1972 EdithBrandt, Männerchor »Vorwärts«des Mannsfeldkombinates»WilhelmPieck« Hettstedt

1973 Olaf Koch;ErikNeutsch Bezirksmusikkorps»FritzWeineck«der FDJ-BezirksorganisationHalle; Hallenser Madrigalisten

1974 HelgaDuty; Rosemarieund WernerRataiczyk Arbeiterjugend-Singeklub »Freundschaft«,Dessau; Tanzpaar PeterBoehm undSonja Dubina-Boehm

1975 JoachimRähmer;Hans-JürgenWenzel KollektivHändelinterpreten desLandestheatersHalle:Christa Hilpisch, Jürgen Krassmann, ViolettaMadjarowa, Hans-JürgenWachsmuth Theo Adam;Käthe Röschke; Gustav Schmahl; Hans-Georg Werner 24 1976 Arbeiterjugendsingeclub derFDJ Leuna;Hallesche Philharmonie, mitRobert-Franz-Singakademie undStadtsingechorHalle;Kollektiv HändelinterpretenamLandestheater Halle: WernerHasselmann, Barbara Hoene,FredTeschler

1977 Gerd Domhardt; GerhardGeyer;RichardStephan Kollektivdes Händel-Hauses;Klubrat desArbeiterjugendklubs am Theater»JungeGarde«; Zirkel BildnerischesVolksschaffen im Chemiekombinat Bitterfeld

1978 Karl Meyer;Manfred Otte;WernerSüß Dorfklub Molmerswende;FDJ-ChorErweiterteOberschuleSchulpforta

1979 Bernd Baselt;Hans Pflüger;Hans-JürgenSteinmann Chor derHuttenschuleHalle; Solistenkollektivdes Opernensemblesam Landestheaters Halle: ElisabethHinze,Petra-InesStrate, Jürgen Trekel

1980 Dietrich Sommer;Bernt Wilke; KarinZauft Kollektivdes FernsehstudiosHalle;Kinder- undJugendballett derFilmfabrikWolfen

1981 Hanna John;ChristianKluttig; Irmtraud Ohme;UrsulaSievers; ManfredJendryschik Stadtsingechor Halle

1982 WernerPeter;Jutta Peters;Heike Plaumann Singeklub »Impuls« derMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Tanzorchester »Schwarz-Weiß« Halle 1983 KarinGittel; Bernd Leistner; Otto Möhwald; HeinzSachs Chor desWalzwerkesHettstedt im Mansfeld-Kombinat

1984 WaltherDanz; GüntherKuhbach;ClausNowak;Peter Rosen Harzensemble am Klubhausdes VEBEisen-und HüttenwerkeHalle

1985 RüdigerBernhardt;J.Merrill Knapp; Dietrich Knothe;Hermann-Christian Polster; ; Hans-Günther Wauer Inszenierungskollektiv »«:WernerHintze, PeterKonwitschny, Kathrin Mentzel, KarinZauft; DasGestaltungskollektiv »Händelhaus«; GemeinsamerChordes Energiekombinates unddes Wohnungsbaukom- binatesHalle

1986 AndreasBaumann, Wolfgang Hütt;Gerhard Neumann; Anneliese Probst;Edwin Werner Chor desKlubhauses »Marx-Engels« desVEB HydrierwerkZeitz

1987 Dorothea Köhler;Elseund RonaldKobe; Johannes Künzel;Eduard Melkus;SiegfriedVoß Kammerchor »Madrigal«vom Klubhausder Bergarbeiter Eisleben

1988 Alfred Thomas Müller;Gerhard Neumann;Uwe Pfeiffer;DietrichSchlegel Sabine Bauerund ManfredWippler

1989 Rolf Colditz;Horst Irrgang; AnnetteMarkert;ManfredRätzer Tanzensemble desVEB Förderanlagen- u. Kranbau Köthen 25 1990 TerenceBest; Helmut Brade; ThomasReuter; Rudolf Stange Hallesches Consort

Händelpreis Händelpreisder derStadt Halle Stiftung Händel-Haus, vergeben durchdie 1993 Nicholas McGegan

1994 Axel Köhler StadtHalle

1995 WintonDean 2009 1996 HowardArman 2010 1997 Emma Kirkby 2011 1998 Helmut Gleim 2012 Ragna Schirmer 1999

2000 DonaldJames Burrows

2001 Sir JohnEliot Gardiner

2002 Jean-Claude Malgoire

2003

2004

2005 StanleyJohnSadie (posthum)

2006 KlausFroboese

2007 Paul Goodwin

2008 Interviewmit Frau Prof.Dr. Dr.h.c.MargotKäßmann, Schirmherrin derHändel-Festspiele 2012 in Halle

Mitt: Frau Professor Käßmann, Sie hat- dass die Festspiele fürviele Menschen tenbis zum MärzdiesesJahreseine Pro- Händels Musik erfahrbar machen, seine fessur an derRuhr-Universität Bochum Anliegensichauchheute vermitteln. wahrzunehmen, sind seit April »Botschaf- Mitt: We lche Bedeutung hat die Musik terin für das Reformationsjubiläum im Händels in IhremLeben?Spielt die Mu- Jahre 2017«der EvangelischenKirche in sik desHalleschenMeisters in IhrerTä- Deutschland und nun auchSchirmher- tigkeit als Pastorin eine Rolle? rin fürdie Händel-Festspiele 2012 in MK: We nn ichanHändeldenke,kommt Halle.Ist diese Schirmherrschaft für Sie mir zuallererst »TochterZion«inden mehr Ve rpflichtung oderEhre? Sinn.Damit habeich beiden Wintersy- MK: Vorallemist es mir eine große nodenimmer denAbschlusseingeleitet, 26 Freude!Händels Messias, sein Halleluja mir ist das tiefesRitualmit demdie Ad- –das sind Belege dafür, dass Musik ventszeit beginnt.Ganz wunderbar zeigt christlicheThemenauf ganz besondere sich die Modernität bzw.Alltagstaug- We ise weitertragenund vermitteln kann. lichkeit von HändelineinemFlashmob Mitt: Traditionell spricht derSchirmherr auf youtube: http://www.youtube.com. derFestspiele beider Eröffnungsfeier. watch?v=SXh7JR9oKVE, finde ich. We lche Gedankenstehenfür Sie dabei Mitt: SpielenSie einInstrument, singen im Mittelpunkt IhrerRede? Sie gern, welche Musik hörenSie am MK: Fürmichwar eindrücklich, wie bei liebsten? einerEKD Synode Menschen, die in der MK: Ichspiele leidlichKlavierund Gei- DDR ohne kirchliche Bindung aufge- ge,habesehrgernimPosaunenchor ge- wachsenwaren, davonsprachen, wie sich spielt.Die Zugposaune war mir dabei das ihnenein Zugangzum Glauben vermit- liebste Instrument, weil es Te il einesGe- telt hat.Dabei hat Musik eine besonde- meinschaftserlebnissesist.Bei Kirchen- re Rolle gespielt. Dasmöchte ichgern tagenhabeich als Generalsekretärin, als aufgreifen. Landesbischöfin etwa beider EXPO in Mitt: We lche Erwartungenverbinden Hannover immermit Freude erlebt, was Sie mit dieserSchirmherrschaft und mit Posaunenchöre zur Ve rkündigung bei- dendiesjährigenHändel-Festspielen? tragenkönnen. MK: Eine Schirmherrschaft kann nur Mitt: Die diesjährigenHändel-Festspie- zeigen: ichfinde diese Initiative großar- le widmensichFragender Religion in der tigund stelle michvoll und ganz hinter Musik im weitestenSinne.Damit wird das, was andere hierleisten.Ich hoffe, nachgerade demJahresthema für 2012 derEvangelischenKirche in Deutsch- nennt, unerfüllterWunsch. SehenSie land »Reformation und Musik«entspro- Ansätze für eine We lt in Frieden? chen. Händelwar als Protestant Organist MK: Mir liegt daran, die Kontrastgesell- am reformatorischenDom in Halle,kom- schaft,die in derBergpredigt gezeich- ponierte für katholische Kardinäle und netwird, immerwiederins Gesprächzu für die anglikanische Kirche.Inseinen bringen. Selig oderauchglücklichwer- We rkenspielt das AlteTestament mit dennicht die Mächtigen, Durchsetzungs- derjudäischenGeschichte eine heraus- fähigenund Erfolgreichengepriesen, ragendeRolle. KönnenSie als evange- sonderndie Barmherzigen, die Frieden lischePastorin alle diese Religionenein- stiftenund die mit einerSehnsucht nach schließlich mosaischesund mohamme- Gerechtigkeit.Insofernhoffeich,die danischesGlaubensbekenntnis und auch Kontrastgesellschaft wird sichmit ihren Atheisten als Schirmherrin repräsentie- Visionen am Ende durchsetzen. Diese ren? Kontraste hat HändelinseinLeben in- MK: In unsererZeitist doch entschei- tegriert, er sahLicht am Ende derEnt- dend, dass Religion nicht längerFaktor wicklung.Für eine solche tiefe Hoffnung derKonfliktverstärkung ist, sondern zur lasse ichmichdurchaus gern als »naiv« Entschärfung von Konfliktenbeiträgt. belächeln. Insofern ist derDialog derReligionen Mitt: Sie sindunteranderemseit2002 von großerBedeutung.Und Musik kann Präsidentin derZentralstelle für Recht in derTat Kulturen und Religionen ver- und Schutz derKriegsdienstverweigerer 27 binden, Brückenbauen. Das finde ich aus Gewissensgründen. Wasverstehen großartig.Ich bin gegenReligionsvermi- Sie unter »Kriegsdienst«und ist für Sie schung, wir solltenauchnicht vorschnell »Kriegsdienstverweigerung«ein We g, meinen, interreligiös betenzukönnen. derwirklichzuFriedenführenkann, Aber miteinandersingen, sichvon Musik etwa im Sinne Brechts, deraufforderte bewegenlassen, das kann ganz gewiss sichvorzustellen, es seiKriegund keiner zum gegenseitigenRespekt beitragen. ginge hin? Mitt: In Händels Opern und Oratorien MK: Brechts Aufforderung ist unge- geht es nicht nur um tiefe Gefühle von heuerkreativ, finde ich! Alle die Waffen- Liebe bis zu unversöhnlichemHass, son- einsätze,die Friedenbringensollten, dern auchKriege und kämpferische Aus- haben in denvergangenenJahrendoch einandersetzungenfindenoft großarti- nicht wirklichweitergeführt.Mir fehlt genbildhaften musikalischenAusdruck. nochimmereine Fantasie fürden Frie- Wird es die AntagonismenKriegund den, diestatt in Rüstung Geld, Krea- Friedengeben,solange es Menschen tivität und Zeit in Mediation,Konflikt- gibt odersehen Sie »Licht am Ende der bewältigung investiert. Entwicklung«?Mit demNeuen Te sta- Mitt: Sie haben nochals Studentin an ment ist auchund besonders zur Frage archäologischenAusgrabungeninAkkon Kriegund Friedenneues Denken–und teilgenommen. Das war eine unmittel- Handeln –angemahnt.Aberseit2000 bare Begegnung mit denEreignissender Jahrenist »ewigerFrieden«,wie Kant Kreuzzüge vor 900 Jahren, mitdenen eine seinerwunderbarenSchriftenbe- europäische ChristenunendlichesLeid für die Menschenindiese Region ge- torin.Meine Motivationist undbleibt, bracht haben. Ist das nochheute eine das Evangelium weiterzugeben, christ- schwereHypothekfür das christliche lichenGlauben und unserenKontext europäischeAbendland im Umgang mit heute in einenZusammenhang zu stel- Menschenislamischen Glaubens, beson- len. Das motiviert michimmerwieder. ders im NahenOsten?WelcheLehre Mitt: WarenSie schon frühereinmal sollteaus denKreuzzügenfür denUm- –odermehrmals –Gast in derStadt gang mit Muslimen in Deutschland und Halle?Wie gefällt Ihnendie Stadt? We l- in allerWeltgezogenwerden? cheGedankenmöchtenSie denGästen MK: So leicht ist da keine Antwort zu derHändel-Festspiele undden Einwoh- geben. Aber ichwünschemir, dass wir nern derHändelstadt Halle vermitteln? erst einmal am Tischder Gastfreund- MK: Halle kenne ichvor allemaus der schaft zusammenkommen, anstattuns Zeit derVorbereitung desKirchentages in Vorurteilenabzugrenzen. Wiespan- in Leipzig 1997.Damals war ichGeneral- nend ist es,den anderen kennenzuler- sekretärin desDEKTund Halle war auch nen, die andere zu verstehen. Sichergibt Ort für Quartiere.Ich werde nicht ver- es viele Hemmnisseinder Geschichte, gessen, wieich mit Annemarie Schön- die Kreuzzüge,die Sie nennen, sind nur herr dieGedenkstätte »RoterOchse« eines, die Ve rfolgung von Christeninis- besucht habe. Sie war als junge Christin lamischenLändernheute einanderes. in derDDR-Zeitdort inhaftiert.Das hat 28 Aber eine offene, freie Begegnung von mich sehr beeindruckt.Und anschlie- Menschen mit gegenseitigemRespekt ßend war ichglücklich, wie gut derKir- vor demjeweiligenGlauben könnteei- chentag nachanfänglichemZögern in nenWeg eröffnen, Ve rgangenheit zu be- Leipzig und Halle aufgenommenwurde. fragenund Gegenwart zu gestalten. Mitt: Frau Professor Käßmann, wir dan- Mitt: Kann Musik wirklich einenBei- kenIhnen herzlichfür diesesGespräch trag zu einerfriedlicheren We lt leisten? und wünschen Ihnen beider Bewälti- Haben»böse Menschenkeine Lieder«? gung IhrervielfältigenAufgaben vielEr- MK: Furchtbarerweise haben »böse folg und vor allemKraft und gute Ge- Menschen« auchLieder. Liederund Pa- sundheit. rolenvon Hass und Abgrenzung.Dage- genmöchte ichabergernund stets mit Hoffnungsliedern ansingenwie Schalom BenChorin: »Freunde,dass derMandel- zweig …«. Mitt: NebenIhrenzahlreichenAufgaben in verschiedenenVereinenund Gesell- schaften,Organisationenund in Lehr- verpflichtungensind Sie unverändert als Pastorintätig.Wie meisternSie diese vielen zeit-und arbeitsintensivenHer- ausforderungen? MK: Zuallererst bin und bleibeich Pas- Musikund Subjektivität Formen expressiverSubjektivität in derMusik derModerne1

Jürgen Stolzenberg

I. Die expressivistische We nde in derMusik Ve rsucht man, denQuellenund Motivenauf die Spurzukommen, die demVerhältnisvon Musik und Subjektivität in derModerne zugrunde liegen, dann sieht man sichandie Epocheder sogenanntenEmpfind- samkeit als einergeistes- und kulturhistorischenStrömung dereuropä- ischenAufklärungund ihre Auswirkungenauf die Musik verwiesen. Hierfindensichder individuelle Mensch, seine Innerlichkeit und seine Emotionenins Zentrum desInteressesgerückt, denendie Musik als »Sprache desHerzens«einenAusdruckgibt, dervon keineranderen Sprache erreicht werdenkann.»Aus derSeele muss man spielen«,die- sesWort Carl Philipp EmanuelBachs2 fasst das neue musikästhetische Programm derEpoche zusammen. Es lässt sichals eine »radikale Sub- jektivierung desmusikalischenAusdrucksbegriffs«beschreiben.3 29 Damit wirdzugleichein bestimmtes theoretischesKonzept menschlicherSubjektivität durcheine neue,revolutionäre Ideeersetzt und zur Grundlage derMusik gemacht.Esist die Idee, dass die Natur menschlicherSubjektivität nicht gegenständlich, d.h. als eintheoretisch objektivierbarerGegenstand unteranderennatürlichenGegenständen zu begreifenist.Menschliche Subjektivität realisiertsichvielmehr in spezifischexpressivenAktenimSinne derGestaltung und Realisierung einesvon Natur aus vorhandenenPotentials.4

1Der vorliegende Beitragbieteteine knappeZusammenfassung desTextes, deram 1. Juni 2011 in derReihe »Musik hinterfragt«imHändel-Haus Halle zum Vortrag gekommenist.Eine leicht modifizierte Fassungist erschieneninSinfonie als Bekenntnis,ZürcherFestspiel-Symposium 2010,hg.v. Laurenz Lütteken. Kassel u.a. 2011, S.14–24. Ichdanke demBärenreiter-Ve rlag für die Genehmigung des Wiederabdrucks.Eine erheblicherweiterte Fassungist 2011 in derSchriftenreihe derCarl Friedrichvon Siemens Stiftung, München, erschienen. 2Carl Philipp EmanuelBach: Ve rsuchüberdie wahre Art das Clavierzuspielen. Berlin: 1753, 1. Te il, III,7. 3Vgl.Anselm Gerhard: Art.Ausdruck. In: DieMusik in Geschichte und Gegenwart. 2., völlig neubearbeitete Ausgabe. Sachteil Bd.1.Kassel/Stuttgart: Bärenreiter/ Metzler1994, Sp.1043–1051und die dort (Sp.1.050 f.)angegebene Literatur, sowie dengrundlegenden,zuerst im Jahre 1955 erschienenen Beitragvon HansHeinrich Eggebrecht: Das Ausdrucks-Prinzip im musikalischenSturm und Drang.In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 29,1955, S. 323–349; wiederabgedruckt in: Ders.: MusikalischesDenken. Aufsätze zur Theorie und Ästhetik derMusik.Wilhelmshaven: Heinrichshofen1977,S.69–111. Wasdamitgemeint ist,lässt sichimKontrast zur Ideeder Musik als Nachahmungvon Affektenverstehen. Ihr liegt derGedankezugrunde, dass Affekte aus ihrenphysiologischen und psychologischenUrsachen begriffenwerdenmüssen. Sie bestehen, so hatte es René Descartesin seinen Lespassions de l’âme 5 gesehen, in unterschiedlichenschnellen oder langsamen, weiteroderengergehaltenenBewegungsimpulsen von materiell gedachtenLebensgeistern, »spiritus animales«,die,vermit- telt über die Blut-und Nervenbahnen, in derSeeleVorstellungen bewirken, die denunterschiedlichenBewegungsartender Lebensgeisterentspre- chendals Freude,Trauer, Liebe,Hass u.a. erlebt werden. Diese Bewe- gungender Lebensgeisterhat die Musik mit entsprechendenmelodischen, harmonischenund rhythmischenFigurennachzuahmen. DemGegenmodell liegt eindavon prinzipiell zu unterscheidender Ausdrucksbegriffzugrunde. Etwas ausdrücken meint hier, etwas latent und unbestimmt VorhandenesineinemMedium in eine bestimmte Form bringenund es damit zugleichallererst zur Wirklichkeit bringen. Etwas ausdrücken in diesemSinne ist dann in Analogie zu demModell einesper- formativenSprechakteszuverstehen: Ein performativerSprechakt be- schreibt nicht etwas Gegebenes, er besteht vielmehr darin, dass derGe- halt dessen, was kundgetan wird, mit demAkt derKundgabezugleich 30 realisiert und zur Existenz gebracht wird –wie im Falle desberühmten Sprechaktesder Taufe einesSchiffesauf denNamen Queen Elizabeth. We ndetman diesauf die neue Auffassung von derAusdrucksfunktion der Musik an, dann fungiert die Musik nicht mehr als Mimesis von Affekten, sondern als symbolischvermittelte Gestaltung und Realisierung von nochunbekanntenZuständen desgefühlshaft bewegtenInnerenzugleich. MitBlick aufdiesenSachverhalt bietetessichan, im Anschluss an die in dermusikwissenschaftlichenLiteratur eingeführte Ideeeines so genannten»kompositorischen, musikalischen« oderauch»sympho- nischenSubjekts«6 das Konzept einermusikalisch-expressivenSubjek- tivität vorzuschlagen. Es meint einallgemeines, rein funktionalesPrin- zip, das demmusikalischenGeschehen zugrundeliegt und ihm seinen spezifischenexpressivenCharakter, seine sinnhafte Struktur und ästhe- tische Einheit gibt. Unterder Leitung diesesKonzepts lässt sicheine ersteThese mit Bezugauf denWandelvon derAuffassungder Musikals Nachahmung von Affektenzuder skizziertenAuffassung derMusik als Ausdruckdes gefühlshaft bewegtenInnerenformulieren. Es ist die These, dass das so zu nennende musikalisch-expressive Selbst sichzuseinenEmotionennicht mehr in einertheoretischenDistanz und wie zu gegebenenund begriff- licheindeutig bestimmbarenGegenständenverhält; es stellt sichviel- mehr als einesdar, das Urhebersowie ästhetischdeutenderAkteur und Themades musikalischausgedrückteninnerenGeschehensineinemist. II.Tonalität und Subjektivität Im Folgendensoll einerprinzipiellenÜberlegung einStückweitnach- gegangenwerden.7 Sie hat ihr sachlichesMotiv in derFrage,unterwel- chen Bedingungendas Ve rhältnis dertonal-harmonischenGrundfunk- tionen, dereneinfachste Funktion bekanntlichdie tonale Kadenz mit derFolgeTonika-Oberdominante-Tonika ist, überhaupt als eininsich einheitlicherZusammenhang wahrgenommenbzw.kompositorisch erzeugt werdenkann.Aus derzugebendenAntwort lässt sichfür das vorliegende Themaeinigesfolgern. Offenkundig wird diese Folge nicht mit demBewusstsein derAn- wendung einerallgemeinenharmonietechnischenRegel,sondern kon- kretals Folge einesSpannungs-und Entspannungsverhältnisseserlebt. DemSpannungserlebnis entspricht derÜbergang von derKonsonanz desTonika-Akkordsbzw.der Konsonanzphase zur Dissonanz bzw. Dissonanzphase desOberdominant-Akkords.Die Auflösung derSpan- nung erfolgt im Übergang bzw.inder Rückkehr zur Tonika bzw.Toni- kaphase.Der Übergang aus derTonika-Konsonanz in die Dominant- Dissonanz kann seine spezifische Erlebnisqualität, das Erlebnis einer Spannung, aber nur dadurcherhalten, dass die Kontinuität mit derers- tenPhase,der Konsonanzphase,gewahrt bleibt.Ohne diese Kontinuität könnte derÜbergang nicht als Spannung,und ohne sie könnteauchdie 31 Rückkehr zur Tonika-Konsonanz nicht als Auflösungder Spannung er- lebt werden. Diese Kontinuitätbesteht aber nur im Übergehenvon der einenzur anderenPhase; und diesesÜbergehenist seinerseits nicht etwas, das gegebenwäre,sondern das erzeugt wird.Das, was diese Kon- tinuität und damit auchden Einheitszusammenhang derPhasenerzeugt,

4Vgl.hierzuCharlesTaylor: Quellen des Selbst.Die Entstehung der neuzeitlichen Identität. Übers. von J. Schulte.Frankfurt a.M.:Suhrkamp 1996. Zur Theseeinerexpressivis- tischenWende um die Mitte des18. Jahrhunderts siehe v. a. das Kapitel»Die We nde zum Expressivismus«, S. 639–679. 5RenéDescartes: »Les passions de l’âme«(1649). In: Ders.: Œuvres de Descartes.Publ. par CharlesAdam et Paul Tannéry.Nouvelle ed. Paris: Vrin 1996, Bd.11; sowie auf dt.: Ders.: Die Leidenschaften der Seele.Hrsg. und übers. vonKlaus Hammacher. Hamburg: Meiner21996. 6Vgl.Theodor W. Adorno: »Philosophie derneuen Musik.« In: Gesammelte Schriften. Bd.12. Hrsg.von Rolf Tiedemann.Frankfurt a.M.:Suhrkamp 1975, passim; Hermann Danuser: »SymphonischesSubjekt und Form in Berlioz’ Harold en Italie.« In: Melos / NeueZeitschrift fürMusikwissenschaft 3,1977,S.203–212,hierS.204, und Albrecht von Massow: Musikalisches Subjekt.Idee und Erscheinung in derModerne. Freiburg i.Brsg.: Rombach2001. Zur Diskussion um musikalische Expressivität in deranaly- tischenPhilosophie derMusik vgl.Peter Rinderle:»Musik als expressive Geste einer imaginärenPerson.«In: Zeitschrift fürPhilosophische Forschung 62,2008, S.53–72. 7Zum Folgendenvgl.ausführlichervom Ve rfasser: »Über das Hörenvon Melodien. ÜberlegungenzueinerPhänomenologie desmusikalischenZeitbewusstseins.« In: Carl FriedrichGethmann (Hrsg.): Lebenswelt und Wissenschaft,Deutsches Jahrbuch Philosophie. Hamburg 2010 (21. Kongress derDeutschenGesellschaft für Philosophie, Essen2008), S.1.327–1.339. muss offenkundig eine über die Phasenhinweg kontinuierlichüberge- hende und zugleicheinheitsstiftende intentionaleAktivität sein.Für die Erklärung einersolchenAktivitätsteht nun gar nichts andereszur Ve rfügung als jenesimVollzug derWahrnehmung aktivierte Prinzip dermusikalischenSubjektivität.DiesesPrinzip muss es somit sein, dem jene intentionale Aktivität zugesprochenwerdenmuss, das sichüber die qualitativ differentenPhasendes tonalenGrundgesetzeshinweg als dasselbefungierende Prinzip durchhält und mit derRückkehr zur Tonika diese seine Identität affirmiert.Indemdiesgeschieht, stellt es die Einheit seinerFunktion im We chselder Phasendar. Es istauffallend, dass in dennachder expressivistischenWende neuentstehendenFormender Musik, vor allemder Sonate und Sinfonie, demGerüst derharmonischenGrundfunktionenund denihnenent- sprechendenSpannungsverhältnisseneine strukturbildende Funktion zukommt und in denKompositionslehrender Zeit auchsoreflektiert wird.8 Dieser Befund lässt sichals Indiz dafür verstehen, dass das Prin- zip dermusikalisch-expressivenSubjektivitätund seine mit Bezug auf die harmonischen Grundfunktioneneinheitsstiftende Aktivität nun- mehr kompositorischbzw.satztechnischreflektiert und explizit zum Themaund Prinzip derformalenAnlage einesMusikstücks erhoben 32 wird.Auf diese We ise wird die funktionale Autonomie dermusikalisch- expressivenSubjektivität kompositorischaffirmiert.Diesgeschieht, insbesondere beim frühenund mittlerenBeethoven, in einemauf die Überwindung thematischer Antagonismenfinal angelegtenProzess, deramEnde zur oft triumphalenAffirmationder Tonika gerät.9

III.Innere We lten–Franz Schubert »Wer vermag nachBeethovennochetwas zu machen?« –sosoll derjunge Franz Schubertresigniert gefragt haben.10 Schuberthat, wie man weiß, auf demvon Beethovenübermächtig beherrschtenGebietder Sonate undSinfoniedurchausnochetwas gemacht.AnersterStelle ist Schu- berts Umgang mit dertonalen Disposition derSonatenform zu nennen. HervorstechendesMerkmal ist die Schwächung dertonalen Zentrierung.11 An die Stelle derTonika-Dominant-Spannung tritt, be- sondersinWerkender letztenLebensjahre,die Bevorzugung terzver- wandterTonarten. Da Te rzen denUmfang einerOktave in gleiche Ab- stände unterteilen, sind sie nicht teleologisch-funktional auf die Bestä- tigung desTonika-Zentrums bezogen, sondern relativ gleichwertig. Das bedeutet, dass jede Tonart, die im Te rzabstand eingeführt wird, tendenziell als neue Haupttonartfungierenund neue selbständige Klangräume eröffnenkann.Das hat Ve ränderungender harmonischen und formalenAnlage derSonatenform zur Folge.Hinsichtlichder the- matischenund motivischenStrukturenlassensichanstelle prägnanter, antagonistischerThemenbildungenmelodische Ausbreitungenmit weit- räumigenKorrespondenzen, Variationen, Metamorphosenund Analo- gienaufzeigen, die von ebenfalls weiträumig angelegtenund scheinbar ziellos schweifendenharmonischenTerz-Ve rbindungen getragenwer- den; diese Momente tragendazu bei, die finale Ausrichtungdes melo- dischenund harmonischenGeschehenszuunterlaufenbzw.zuschwä- chen.12 Ein weiteresantiteleologischesMoment sind gleichsam in sich kreisende Bewegungeninmelodischenund motivischenSequenzen. Ihnenkommt eine besondere formale und affektive Bedeutung zu, in- demsie demzielgerichtetenVorwärtsdrängeneine ganz andere Haltung, nämlichden musikalischerfülltenAugenblickund die Utopie unendli- chen Ve rweilens entgegenstellen. DieserWandeldes kompositorischen Ve rfahrens zeigt einenWandel hinsichtlichder Erfahrung desSeelischenan. An die Stelle derprimär einsinnig-teleologischangelegtenAffirmation ihrerFunktionsweise tritteine Reflexionauf die eigentümlicheVerfassungder Bewegtheit

8Vgl.HeinrichChristoph Koch: Versuch einer Anleitung zurComposition,3Teile,1782, 1787,1793, hier: Bd.3., S. 318f. (§110). BeiallerVorsicht vor vorschnellenVerallge- meinerungenund unangemessenenKanonisierungenlässt sichgrob vereinfachend 33 sagen, dass die Exposition desKopfsatzeseiner–klassischen–Sonate in derRegel in derTonika beginnt und sodann zur Oberdominante und einerzweitenThemengruppe moduliert.Die oft motivanalytischgearbeitete und reichhaltig modulierende Durch- führung endetauf derTonika; die Reprise bringt die zweite Themengruppe dann auchinder Tonika; die freibleibende Coda endetinder Regelmit einerkraftvollen Affirmation wiederum derTonika. 9Einesder sinnenfälligstenBeispiele hierfür ist derunerhörte Beginn derEinleitung von Beethovens 1. Sinfonie in C-Dur op.21mit demDominantseptakkord derSub- dominante von C-Dur, F-Dur (C7), und dergesamte,vielfältig mit Leittonspannungen arbeitende,amEnde das ersteThema unddie Tonika mit Paukenund Trompeten feiernde 1. Satz sowie derberühmte Übergang zum 4. Satz der5.Sinfonie.Das subtile und geistreiche formkonstitutive Spielmit dentonalenFunktionenim»klassischen Stil«ist das Themader Untersuchung von CharlesRosen: Derklassische Stil.Haydn, Mozart, Beethoven. Deutschvon Traute M. Marshall.Kasselu.a.: Bärenreiter1983. 10 Vgl.Otto ErichDeutsch(Hrsg.): Schubert.Die Erinnerungenseiner Freunde. Leipzig: Breitkopf&Härtel 21966, S.150. Wolfram Steinbeckgibthierzuallerdingszubedenken, dass diese Bemerkung, die Spaun seinemerst 15-jährigenFreund Schubertinden Mund gelegt und erst 1858 niedergeschriebenhat, »längst zum Gemeinplatz des 19.Jahrhunderts geworden[war] und mehr über die Zeit aus[sagt], in dersie nieder- geschriebenwurde,als über Schubert, derinder Zeit um 1812 keineswegs zu Beethoven-Komplexenneigte«. Vgl.Wolfram Steinbeck: »Und über das Ganze eine Romantik ausgegossen. DieSinfonien.«In: WalterDürr und Andreas Krause (Hrsg.): Schubert Handbuch. Kassel: Bärenreiter22007, S. 549–669, hierS.555. 11 Vgl.hierzuHans-Joachim Hinrichsen: Untersuchungenzur Entwicklung der Sonatenform in derInstrumentalmusik Franz Schuberts.Tutzing: Schneider1994 (Veröffentlichungendes InternationalenFranz-Schubert-Instituts 11) und v. Massow: MusikalischesSubjekt (wie Anm.8), S.280 ff. 12 Als Beispiele sind u.a. die Kopfsätze derspätenKlaviertrios in Es-Dur (D 929) und B-Dur (D 898), die späte B-Dur-Klaviersonate und die unvollendete h-Moll-Sinfonie zu nennen. psychischenLebensund auf die Fülle seinesGehalts.Das »Innerste der Seele«,umeinenAusdruckKarl Philipp Moritz’ zuverwenden,13 er- schließt sichineinemStrom von assoziativverknüpften Bezügen, Kor- respondenzenund Analogien von melodischen, rhythmischen und harmonischen Konfigurationen. Nicht mehr nur das Spielantagonisti- scherKräfte und ihre finale Überwindung,sondern die nachinnenge- wendete, höchst sensible Erkundung derTiefendimensionendes See- lischen ist nun das Themader musikalischenDarstellung autonomer expressiverSubjektivität.Sie lässt sichals Korrektiv zur eindimensional- finalen Darstellungsform verstehen. Einer solchenKonzeptionmuss eine Intentionalität zugrundeliegen, die nicht primär einemaffirmati- venEnde zustrebt, sondern auf eine diskontinuierliche,offene,tenden- ziell ins Unendliche gerichtete Erkundung innerer Welten gerichtetist.14 Diese Te ndenz ins Unendliche gewinnt im We rk Schuberts auf eine typologischdoppelte We ise musikalische Gestalt.Sie lässt sichals musikalische Darstellung derIdeeeinerqualitativ erfülltenUnendlich- keit auf dereinenSeite,einerleeren Unendlichkeit auf deranderen Seite beschreiben. Die Ideeeinerqualitativ erfülltenUnendlichkeit ist überall dort wirksam, wo die Musik sichgleichsam in einembeseelten Singenergeht, das nicht endenwill, weil es derÜberfülle eines, wenn 34 auchzuweilenmelancholischgetrübten, Glücksgefühls Ausdruck zu gebensucht.15 Konträr, aber auchkomplementär dazu erscheint dermusikalische Ausdruckeinerleeren Unendlichkeit.Ihr liegt das aus demLiederzy- klus Winterreise bekannte Modell einesWeges zugrunde,der gegangen und immerweitergegangenwird, derabernicht zu einemZielführt, weil er kein Zielhat.Symbol dessenist derLeiermann, der, auf dem Eise hin und herwankend, es gehenlässt, wie es gehenwill, und dessen Leier niemals stille steht. Ein demverwandtes, wortloses, aber umsoberedteresmusikali- schesGeschehen ereignetsichgegen Ende des2.Satzesvon Schuberts großerC-Dur-Sinfonie.Hierereignetsicheine Katastrophe.16 Es ist wie dermusikalische Reflexdes Schreckens, derden überfällt, derbe- merkt, dass sein We g, denergeht, immerweiterführt, aber kein Ziel hat.Die Winterreise wird zur Höllenfahrt.Sie endetmit einemSchrei desEntsetzens,17 dervon nun an durchdie Musik hallenwird –imAdagio von Bruckners 9. Sinfonie,inden SinfonienGustav Mahlers, in Schön- bergs Erwartung und We berns Zweitem Orchesterstück op.6.18

IV.Teleologie ohne erreichtesTelos –Richard Wagners Tristan und Isolde Richard Wagners Tristan und Isolde erscheint als Einspruchgegen die krisenhaft erfahrene Leere desIch.DieserEinspruchwird, gegenArthur Schopenhauers metaphysische Ideedes sichselbst verneinendenWillens zum Leben gewendet, im Namen derLiebe vorgetragen. Dementspricht eine neue Konzeption musikalisch-expressiver Subjektivität.Sie er- scheint abermals als Korrektiv. Es bestehtdarin, demsubjektiven Le- ben, das sichinsichselbst zurückgewendethat, das sichdarin aber nicht aus sichselbst heraus zu stabilisierenvermag, nunmehr einenabsolu- tenGrund vorauszusetzen, aus demessichund sein We ltverhältnis auf eine letzteund unüberbietbarerfüllte We ise zu begreifenvermag.Die- serGrund ist das universale Prinzip derLiebe.Für diesesLeben ist und bleibt sie jedochein Gegenstand unendlicher, nie sicherfüllenderSehn- sucht. DieseIdeeeinerTeleologie ohneerreichtesTelos ist die struktu- relle Grundlage desKonzepts musikalisch-expressiverSubjektivität, das Wagners Tristan zugrunde liegt. Sie liegt erkennbar dermusikalischenFaktur des Tristan zugrunde. In melodischerHinsicht entsprechenihr unabgeschlossene,stets wie- derneu einsetzende,gleichsam ins Unendliche gehende Melodiezüge. Dementspricht die gleichsam zum Prinzip erhobeneChromatisierung sowiedie vielfältige enharmonischeUmdeutung von Tönenund Ak- korden,denen die Funktionjeweils neuertonalerZentrenzugewiesen wird, derenGravitationsfeld jedochdurchunaufgelöste bzw.überweite Strecken unaufgelöst bleibende Dissonanzentendenziell außerKraft gesetztwird. DerBewegung, dieauf einZielausgerichtetist,das real 35 nichterreicht wird, entspricht somit die Te ndenz zur Dekonstruktion bzw.Auflösung dereinheitsstiftendenFunktion destonalen Zentrums undseinerGravitationskraftimSystemder Tonalität und damit eben auchder Te ndenz zur Dekonstruktionund Auflösung ihresPrinzips, derIdentitätund einheitsstiftendenFunktion expressiver Subjektivität –imZeichen und in derVision erlösenderLiebe,die am Ende,imLie- bestod Isoldes, als Gefühl eineskosmischen,all-einheitlichenLebens- stroms erfahrenwird.19

13 Karl Philipp Moritz (Hrsg.): Magazin zur Erfahrungsseelenkunde.Berlin: August Mylius 1783–1793. Reprint derAusgabe. Lindau: Antiqua 1978,Bd.1, »Vorschlag«. 14 EinervergleichbarenTendenz zu einerEntteleologisierung von Subjektivität ist, bezogenauf die Literatur derRomantik, Karl-Heinz Bohrernachgegangen: Der romantische Brief.Die Entstehung ästhetischer Subjektivität. Münchenu.a.: Hanser 1987. 15 Das Gesangsthema des1.Satzesdes späten C-Dur-Quintetts darf hierfür als ein prominentesBeispielgelten. 16 Vgl.2.Satz, T. 226–249. 17 2. Satz, T. 248 und 249. 18 Vgl.Federico Celestini: »Der Schreiinder Musik.Mahlers Klänge in We berns Orchesterstückop. 6/2.« In: Dominik Schweigerund Nikolaus Urbanek(Hrsg.): webern_21.Wienu.a.: Böhlau 2009, S. 55–71. 19 Vgl.Ernst Kurth: Romantische Harmonik und ihreKriseinWagnersTristan. Berlin: Hesse 21923; vgl.fernerCarl Dahlhaus: Wa gnersKonzeption desmusikalischen Dramas. Regensburg: Bosse 1971. V. Das unrettbare Ich–Arnold Schönbergs Methode derKomposition mit 12 nur aufeinanderbezogenenTönen »Wagnerhat an die Liebegeglaubt, wie alle Romantiker[…]. Was bleibt davonzurück? Diese unsinnige Ve rgötterung derLiebe […] wie falschscheint uns das heute!Wie verbraucht vor allem, wie überflüssig! Wirsind strengergeworden, härter, ungeduldigergegen solche Vul- gärpsychologie,welchesichgar nochdamit »idealistisch« glaubte –wir sindzynisch gegendiese Ve rlogenheit undRomantik desschönen Gefühls.«20 So lässt sichder frühe glühende Wagnerverehrerund spätereer- bitterte Wagner-KritikerFriedrichNietzsche vernehmen. Es war indes- senArnold Schönberg, derjeneStrenge und Härte,die Nietzsche gegen denScheinschönerGefühle einklagt, in seinemMonodram Erwartung aus demJahre 1909 realisiert hat.Eshandeltsichhierauchumeine Liebesnacht.Abersie steht im härtestenKontrast zu Wagners Tristan; und es ist auchein nächtlicherLiebestod, aber es ist einTod ohne Meta- physik, hart und realistisch,wie Nietzsche es wollte:Eine Frau irrt in derNacht durcheinenWald, auf derSuche nachihremGeliebten. Sie findetihn, blutüberströmt und tot auf demBodenliegen. In seinemTagebuchnotiert SchönbergineinerPerspektive,die auf 36 sein gesamtesWerkzielt, dass »die Klänge«seinerKompositionen»ein geradezu tierischerAusdrucksinnlicherund seelischerBewegungen«21 seien. Damit kommt der Erwartung eine paradigmatischeBedeutung zu.NochinfreierTonalität gehalten, ist das We rk einesder Dokumente, mit deneneine zweite Revolution in derMusik vorbereitetwird.Sie vollziehtsichinder Preisgabedes tonalenSystems.Anseine Stelle tritt die Methode derKompositionmit 12 nur auf einander bezogenen Tönen, wie die von Schönbergautorisierte Bezeichnung lautet.22 Folgt man der zitiertenNotiz, dann scheint ihr die Überzeugungzugrunde zu liegen, dass erst die radikale Befreiung von denRegelnder Tonalität denTie- fenschichtendes Seelischenund ihrerDynamik einenunverstelltenund authentischen, gleichsam leibhaft-protokollarischenAusdruckzuge- benvermag.Dem entspricht eine zweite expressivistische We nde:Mit ihr wird die denRegelndes tonalenSystems zugrunde liegende sinn- und einheitsstiftende Funktion dermusikalisch-expressivenSubjektivi- tät aufgehoben. Das Motivhierfür lässt sichinder Überzeugung sehen, dass diese Funktion derintendiertenUnmittelbarkeit und Authentizität desmusikalischenAusdrucks seelischerBewegtheit in Wahrheit unan- gemessenist, weil sie für einSinnkriterium steht, das es in denTiefen desSeelischen, die Abgründe sind, gar nicht gibt. Arnold Schönbergund seine Schule haben eine davon unterschie- dene,mehrtechnische Erklärung für diese zweite expressivistische We nde gegeben. Sie verweisenauf die zunehmende Emanzipation der Dissonanz und die damit einhergehende Te ndenz, auf eintonalesZen- trum zu verzichten. DerdrohendenAnarchie derKlänge und demVerlust derFasslichkeit musikalischerGedanken, so lautetSchönbergs bevor- zugter Ausdruck,23 tritt die Zwölf-Ton-Methodeentgegen. Durchdie Etablierung einerGrundreihe,die aus denzwölf Tönen derchromati- schenTonleiterbesteht, und dengleichsam analytischzugewinnenden Transformationender Reihe in Form derUmkehrung, desKrebs und derKrebsumkehrung, soll auf eine gänzlichneueWeise,soSchönberg, für »Ordnung, Logik, Faßlichkeit und Form«24 gesorgt werden. Dochworin genau bestehtdas Neue im Ve rgleichzum tonalen System? Dazu ist abschließend das Folgende zu sagen: Das einheitliche SystemwechselseitigerBeziehungenunterden melodischenund harmo- nischenElementen, das durchdie Grundreihe gestaltetwird, ist nicht so verfasst,dass diese Beziehungen ihrerseits auf eindavonunterschie- deneseigenständiges, syntaktisch organisierendesPrinzip, wie es die tonale Kadenz ist, bezogenwären, durchdas sie geregelt sind.Das im Zwölf-Ton-Systemwaltende Prinzipder Reihe ist vielmehr dadurch definiert, dassdie Reihe mit denkomponiertenBeziehungenunterden melodischenund harmonischenElementenidentischist.Unterdieser Formideeist das autonome musikalischeSubjekt, und das heißt, das nachharmonisch-syntaktischenRegelnEinheit stiftende und darin sei- 37 ne Identität affirmierende Ich, »unrettbar«, um an einvielzitiertesWort ErnstMachs zu erinnern.Unterder Leitungdiesesunrettbar geworde- nenIchsgibt es von nun an in derMusik nichts mehr zu verstehen. So endetseine Geschichte,die denWeg ins Innere desSelbst be- schreibt und demdas entspricht, was man denStrukturwandelder In- nerlichkeit nennenkann, mit demUntergang jenesIch,einemUnter- gang, denessichselbst bereitethat.Der selbst bereitete und von ihm selber nochgestaltete Untergang setzt indessenexpressiveEnergien frei, die denimGang derZeitentiefgreifend gewandeltenErfahrungen einendeutendenAusdruckgeben,der anders kaum gegebenwerden kann.Das ist zur Signatur derMusik des20. Jahrhunderts geworden.

20 FriedrichNietzsche:Sämtliche We rke.Kritische Studienausgabein15Bänden. Hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari.München: Dt.Taschenbuch-Ve rlag 1980, Bd.13, S. 414. 21 Arnold Schönberg: BerlinerTagebuch. Hrsg.von JosefRufer. Frankfurt a. M.:Ull- stein 1974,S.34. 22 Vgl.Arnold Schönberg: Komposition mit zwölf Tönen. In: Stil und Gedanke.Hrsg. von Frank Schneider. Leipzig: Reclam 1989 (RUB 1274), S. 146–176,hierS.151. 23 Schönberg: Komposition (wie Anm.22), S. 147u.ö. 24 Schönberg: Komposition (wie Anm.22), S. 151. Grüezi,HerrHändel! Begegnungenmit unseremgroßenMeister in derSchweiz (2.Teilund Schluss)

Hans-Christian Ackermann unterMitarbeit vonElisabeth Angermeier

Wiebereits angedeutet: Nicht nur in derDeutschschweiz, auchinder Romandie,dem französischsprachigenLandesteil derSchweiz, ist Monsieur Haendeldurchaus präsent.Als geradezu ideale Einstimmung auf unsere eine Wochespäterbeginnende Festspielrundreise nachHalle und GöttingenerwiessichEnde Mai 2011 die Rinaldo (HWV 7)-Auf- führung derOpéra de Lausanne im dortigenSalle MétropoledeBel- Air.Wobei »… derOpéra de Lausanne …« nur bedingt stimmt: Dieser Rinaldo ist auf einergroßenEuropatournee, denn die Inszenierung stellt eine Koproduktion desPragerNationaltheaters (Händelreisefreunde! 38 Da war dochwas AnfangMai 2009? Richtig!) sowie derTheater/ Opernhäuservon Caen, Rennes, Luxemburg und Lausanne dar.Inso- fern warenBühnenbild und Kostümeinden erdfarbenenTönenund die an barockeDarstellungsweise angelehnte Inszenierung uns noch vom Prag-Ausflug vor reichlichzweiJahreninguterErinnerung.Wäh- rend in Prag fast ausschließlich tschechische Künstlerdie Aufführung bestritten,warenhierinder Schweiz folgerichtig wenige Schweizer und viele ausländischeInterpreten(die Alpenrepublikhat einenAus- länderanteil von ca.25%)amWerk: Diego Fasolis leitete das Orchestre de ChambredeLausanne, Max EmanuelCencic gab denTitelhelden, BénédicteTauran die Armida.Wir erlebteneine sehr stimmige,musika- lischsehrbefriedigende Aufführung in einem(für michals Architektur- liebhaber hochinteressanten, um 1930 entstandenen) Theatersaal, der infolge der Hanglage desGebäudesvon derRue de Genève über zwei Treppennachuntenzuerreichenwar. Die dreimännlichenHauptrollen warenmit Countertenören be- setzt: Rinaldo –Max EmanuelCencic (bei denhalleschenFestspielen 2005 im Festkonzert),Eustazio –YuriMinenko, Goffredo –Xavier Sabata (inHalle nur wenigeTage späterals OttoneinAgrippina zu erleben). Rinaldo wurde in Lausanneinsgesamt nur viermalgegeben; wir besuchtendie letzte Vorstellung.Der Zuspruchimsehrgroßen »Métropole«-Saalwar enorm, die Beifallsbekundungenwolltenam Schluss schierkeinEnde nehmen. Nun haben wir unterBeachtungunserer41-Stunden-Arbeitswoche und anderweitiger, auchtouristischerWünsche und Ve rpflichtungenvon Bern auseine kleine Rundreise durchdie Schweiz unternommen–aber Bern selbst? Ist die Bundesstadt etwa eine »händelfreie Zone«? Auch das kann mit Fugund Rechtverneint werden. We nn auchdie dreigroßen Kulturzentrendes Landesindessen»äußerenEcken«(BaselimNord- westen, ZürichimNordosten, Genf im Südwesten) sicherlich»theater- mäßig«dem politischen–und beinahe auchgeographischen –Mittel- punkt desLandes denRang ablaufen, so bemüht sich das örtliche Theater, einDrei-Sparten-Haus, im RahmenseinerMöglichkeitenalle musikalischenEpochenzubedienen. Das »Erste Haus«der Landeshauptstadt eineswichtigeneuropä- ischenStaatesträgt denbiederenNamen»Stadttheater«. In pompösem Neobarockerrichtet, erweist es sichimInnern aber als erstaunlichklein und eng(Anmerkung: Im NordenBerns, auf derEngehalbinsel, befin- densichdie Überreste deskleinstenbekanntenTheaters dergesamten römischenAntike.Haben da die Erbauerdes Stadttheaters 1.800 Jahre späterein wenig zu vielder Tradition gehuldigt?). Dieses»ErsteHaus am Platze«nahm sichimJahr 2011 die szenische Aufführung desOrato- riums Semele HWV 58 (inenglischerOriginalsprache)vor.Schon ein- mal,vor fast 50 Jahren(1964) war hierein Oratorium,nämlich Jephtha, 39 damals nochmit deutschemText, inszeniert worden. EininDeutschland nicht unbe- kanntesThema hat längst auchauf die »reiche« Schweiz übergeschwappt: EinsparungenimKulturetat derKom- munen.Auchdas Stadttheatermuss, wie denhiesigenZeitungenausführ- lichzuentnehmenwar, um seine ma- teriellenExistenzgrundlagenkämpfen und sparen, sparen,sparen… Umso erstaunlicher war für uns an dieserfür sieben Aufführungeninder Spielzeit 2010/11 angesetztenInszenierung derAufwand an Ausstattung für die Hauptakteure Hélène Le Corre (Semele), AndriesCloete (Jupiter), Lisa We dekind (Juno)und Athamas (Peter Kennel–die Hallensererinnern sich vielleicht nochanseinenPart in Deborah 2004) und auchfür alle anderen auftretendenPersonen einschließlichdes Chors desStadt- theaters Bern, die für jede Szene völligneueund aufwändige Einklei- dung (Kostüme SvenBindseil)erhielten. Auchdie bühnenbildnerische Ausstattung (Markus Meyer),beginnend mit einemriesigen,von Papa- razzi belagertenroten»Lotterbett«,darf als opulent bezeichnetwerden. Etwas gemischte Gefühle hinsichtlichder Symbolik beschlichenuns beim tragischenEnde derProtagonistinineinemgroßenviereckigen Kasten, was dann dochdie –zugegebenermaßenrespektlose –Assozia- tion von »Semeleinder Mikrowelle«auslöste.Regie führte Jakob Peters- Messer, das BernerSymphonieorchesterwurde von George Petrou geleitet. Aus unsererSicht (besser: in unseremGehör)warenauchdie gesanglichen Leistungensehrrespektabel,besonders unterBerück- sichtigung, dass es sichbei denInterpretenkaum um Barockspezia- list(inn)enhandelte,sondern um Angehörige desStadttheaterensem- bles, die genauso in La Bohème oder My Fair Lady auftreten. Mag auchdiese szenische Aufführung der»Opera afterthe manner of an Oratorio«inunseren bisher zweiJahreninder Schweiz bishereine »Eintagsfliege« gewesensein, so kommt dochder konzertanteMeister in unserergegenwärtigenHeimat nicht zu kurz. Namentlichzweiin Bern beheimatete Kammerorchestertragenhierzubei:Die Freitagsaka- demie widmetsichseit1993 in verschiedenstenBesetzungender Musik des17. und 18.Jahrhunderts; klar, dass dabei auchunserLieblingskom- ponist mehrfach vertretenist.Bisher spieltesie an Freitagabendenca. fünf-bis sechsmal im BernerKunstmuseum.Einerganz aktuellenInfor- mation zufolge wird das ab demkommendenJahr wegendes gewach- 40 senenPublikumszuspruchsund aus sicherheitstechnischenErwägun- gennicht mehr möglichsein. Ebenso oft tritt das Ensemble les Passions de l’Ame,geleitetvon derKonzertmeisterin Mereth Lüthi, unter dem Slogan »Alte Musik?Ganz neu!« auf.Auchdie einzelnenKonzerte er- haltenstets aktuelle Überschriften (beispielsweise Winterspiele während desolympischenSpektakels von Vancouver).Dadarf beieinem Amore! betiteltenKonzert schon mal Melissa ausAmadigidiGaula HWV 11 ihr »Ah,spietato«schmettern, und Delirio amoroso HWV 99 wird gleichinvollerLänge dargebracht (Gesang: Ulrike Hofbauer, Sopran). Es muss sicherlichnicht extra erwähnt werden, dass auchinder Schweiz weihnachtliche Konzerte vollerbarockerKlänge sindund dass Messiah HWV 56 auchhierzuden Publikumsrennern gehört. Dannsei schonehermit einpaar Wortendes Oratoriums Solomon HWV 67 gedacht, das vor nunmehr zweiJahren–ganz am Beginn un- serer»Berner Zeitrechnung«–unterLeitung von J.Güntherdurchdas Ensemble la fontaine auf historischenInstrumenten, durchdie Zürcher KantoreizuPredigern und die BernerKantoreiinangemessenprächti- gerUmgebung,nämlichdem spätgotischen BernerMünster, einem derbedeutendstenSakralbautender Schweiz, zu Gehör gebracht wurde. Star desAbends war nicht die zum Staatsbesuchkommende Königin von Saba, sondern die Gattindes KönigsSalomon, interpretiert von Ye reeSuh (inHalle zuletzt beim »Geburtstagskonzert«imFebruar 2011 und beider Eröffnungsveranstaltung derFestspiele 2010). Apropos Stars:Die Spezialistender »Barockszene«machensichaller- dings in derschweizerischenHauptstadt etwas rar, sie sind eher einmal in denweiterobengenanntenmusikalischen »Zentren in Randlage« zu erleben. OderauchinOlten. Olten? Rund 17.000 Einwohner, im Kanton Solothurnander Aare gelegen, meist nur als großerEisen- bahnknotenbekannt.Aberebendorthin kommt einfachmal Ve sselina Kasarova,umineinemKonzert zusammenmit demFreiburgerBa- rockorchesterArienaus Ariodante HWV 33, Alcina HWV 34 und Il Pastorfido HWV 8c zu Gehör zu bringen. Ein privater Sponsor hatte diesermöglicht … Nein, dieserArtikelsoll nicht in einenRechenschaftsbericht »wann haben wir wo was von Händelmit wemgehört, und warum einander- mal und anderswo nicht«, also eine Art »Händelsregister-Auszug«, aus- arten. Wirwolltennur versuchen, mit diesersehrpersönlichgefärbten Erlebnisbeschreibung einwenig denAlltag (? nein, die Feiertage !) von »Händelianern«imnahen–und gelegentlichdochetwas fernen–Aus- land zu schildern.Sie,liebe Leserin, lieberLeser,die Sie bis hierhin tapferdurchgehalten haben,müssensichwirklichkeine Sorgenum eventuelle händelmusikalische Entziehungserscheinungender Unter- zeichnetenmachen! We rsucht, derfindetauch–dieserSatz trifft gewiss auchfür Händel- 41 Freunde zu.Ergilt nicht nur für dengroßenKanton im Norden(um- gangssprachliche SchweizerBezeichnung für Deutschland), sondern für die »Confederatio Helvetica«selbstebenso.Also werdenwir, das sei hierversprochen,weiterhin Händelsuchen–nicht mit denSchweizern, sondern in derSchweiz! Winterthur (dort wird Ende November mario- netterweise die aus Bad Lauchstädt in Erinnerung gebliebene,zauber- hafte Rinaldo HWV 7-Inszenierung mit derLautten-Compagney nochmals geboten),Basel(Ariodante HWV33, Premiere am 3. Mai 2012) und Luzern (Orlando HWV 31, Premiere am 25. Mai 2012)warten schon auf uns.Und solltenwir docheinmalüberein paar Wochen nicht fündigwerden, dannbleiben uns immerhin nochsolche »Aus- weichmöglichkeiten« wie JosefMysliveČek (seine Antigona wird in der kommendenSaison vom TheaterBiel/Solothurn herausgebracht) oderdie FairyQueen von Henry Purcell in St.Gallen. Ja, und in denZwischenzeiten? We nn nicht gerade jede Menge Alpengipfel,Schluchtendes Jura,Bergseen,Klöster, Schlösser, malerische Orte auf uns warten,dann winken auchnochdie heimischenHändel- Festspiele desJahres2012,zudenen wir uns wiedersehen werden.

Wieheißt es gut schweizerischbis dahin? Uf wiederluege! Eine bessereVersion vonHändels Concerto grosso in B-Dur

StephanBlaut undMichael Pacholke

Beim ortusmusikverlag erschienimSep- 1727 entstandenenAbschrift derMalmes- tember 2011 die Erstausgabevon Georg bury Collection sowie in einervermut- FriedrichHändels Concerto grosso B-Dur lichaus demJahre 1724 stammenden HWV 312a. Im Jahre 1734 hatte der Partitur, die sichinder Staatsbibliothek LondonerVerlegerJohn Walsh sechs Hamburg befindet. Concerti Grossi […] Da G.F. Handel. Fürdie »Authentizität derüberlie- Opera Terza.veröffentlicht, derenerstes ferten Form«spricht nachBernd Baselt das Concerto grossoB-Dur op.3 Nr.1, auchdie »für diesesKonzert charakteris- HWV 312,ist.Offenbar war Händelan tischeInstrumentierung derMittelstim- derDrucklegung dieserSammlung über- menmit Va .I,II, die in keinemder ande- haupt nicht beteiligt, denn in derersten renKonzerte wiederaufgegriffen wird«. 42 Auflage gab es nicht nur an vierterStelle Aber gerade die Te ilung derBratschen einConcerto, das vermutlich von Fran- schärftdas Misstrauengegenüber dieser cesco Geminiani (1687–1762) stammt, Überlieferung, denn in denOrchestern, sondern auchzahlreiche Stichfehlerund für die Händelkomponierte,gab es meist schlecht gearbeitete Transkriptionenvon zahlreiche Violinenund nur wenige We rkenfür Tasteninstrument. Ein gro- Bratschen. Folglichsind geteilte Brat- ßerTeilder Musik beruht auf Orchester- scheninseinemWerkäußerst selten. kompositionen, dieHändelals Ein- Anders als in derbisherbekannten oderÜberleitungsmusikenfür verschie- Ve rsion desKonzertes–Concerto grosso dene Vokalwerke geschriebenhatte.Un- op.3 Nr.1 HWV 312 –entspricht die terallensechs Concerti grossi aus op.3 Ve rteilungder hohenund mittleren ist das erste das einzige,für das bisher Streicherstimmenauf Violinenund keine auffälligenmotivisch-thematischen Bratschen in derhiererstmalsedierten Gemeinsamkeitenmit anderenWerken DresdnerFassung –Concerto grosso Händels nachgewiesenwerdenkonnten. HWV 312a–durchaus demvon Händel Ungewöhnlich ist außerdemdie Satzfol- Gewohnten. Hiersind die Bratschen ge –einemAllegro in B-Dur folgenein niemals geteilt, und statt derV.I,II(mit Largo in g-Moll und einüberraschend Soloviolineaus V. I) von HWV 312 gibt kurzesAllegro, ebenfalls in g-Moll–,für es in HWV 312aeine konzertierende die aber nicht Walsh oderseine Mitarbei- Violine und V. I, II, III.Folglichsind die terverantwortlichsind, denn HWV 312 Streicherstimmen in HWV 312aüberall existiert in dervon ihnenpublizierten andersverteilt als in HWV 312:Meist Form bereits in derimZeitraum 1718– hat die V. Ivon 312adie Musikder V. II von 312 und die V. II von 312adie derVa. I StimmenzuHWV 312anicht in Italien von 312.Die Va .von 312aentspricht der anfertigte,wurde dochqualitativ hoch- Va .IIvon 312,und in 312astimmt der wertigesPapiervon dort in andereeuro- Notentext derV.III meist mit demder V. I päische Länderexportiert. tutti überein. Demabwegigenund inef- Nebenden bisherbeschriebenen fektiven Schweigen derübrigen V. I Besonderheiten enthält HWV 312age- während allerorchesterbegleitetenSolo- genüberHWV 312 einenzusätzlichen passagenvon V. Isolo in HWV 312 steht Satz –nicht etwa, wie zu erwarten wäre, in HWV312aein plausiblerund effizien- eindas We rk tonartlich abrundendesFi- terEinsatz allerbeteiligtenInstrumente nale in B-Dur, sondern eine an zweiter gegenüber.Dabei weisenimGegensatz Stelle stehende Sarabande in g-Moll, zur Situation in denViolinenund Brat- »Adagio staccato« überschrieben, die scheninden in dermusikalischenSubs- aus zweizuwiederholendenachttakti- tanz mit HWV 312 übereinstimmenden genPeriodenbesteht.Dieserkurze Satz Te ilenvon HWV 312ader Einsatz der stehtvor dem»großen« Mittelsatz, der Bassi weniger gewichtigeund derder in HWV 312 »Largo«, in HWV 312a Blockflötenund Oboenkaum Unter- »Adagio«betitelt ist. schiede zu HWV 312 auf. DiebeidenQuellendes Concerto Aufbau von Händels Concerto grosso B-Dur HWV 312awerdenheute grosso B-Dur in derSächsischenLandesbibliothek– 43 Staats-und UniversitätsbibliothekDres- HWV 312 denaufbewahrt.Eshandelt sichumei- 1. Allegro 71 T. nenvon Johann Georg Pisendel(1687 2. Largo 83 T. –1755) geschriebenenvollständigenStim- 3. Allegro 36 T. mensatz (Mus.2410-O-5a)und eine ebenfalls von Pisendelherrührende Par- HWV 312a titur deserstenSatzes(Mus.2410-O-5). 1. Allegro 71 T. Fürdie Datierung dieser Manuskripte 2. Adagio staccato 16 T. könntenzumindest die Stimmeneinen 3. Adagio 83 T. Anhaltspunkt liefern,dennPisendel 4. Allegro 57 T. schriebsie auf PapieritalienischerHer- kunft, während das Papierder später Die Aufeinanderfolge von zweimotivisch ausden Stimmengezogenen Partitur nicht zusammenhängenden, sehr langsa- deserstenSatzes wahrscheinlich aus menSätzening-Moll in HWV 312aist demsächsischenErzgebirgeoderaus wenig überzeugend und lässt nochweni- Böhmen kam.Soliegt die Ve rmutung gerals im Falle von HWV312 an Händel nahe,dass er die StimmenimRahmen als denVerantwortlichenfür die Zusam- seinesintensivenSammelns von Musi- menstellung denken. Ve rmutlichwar das kalieninItalien1716/17 aus einerinzwi- kurze Adagio staccato von Pisendelals schenverschollenen Vorlage abschrieb. Alternative zum langenAdagio gedacht. Dennoch mussauchdie Möglichkeit Als Gründe für eine Auswechslungkä- erwogen werden,dass Pisendeldie menPisendels persönlicherGeschmack, Besetzungsfragen, oderaucheine mög- in Achtelnotenund Sekundschritten. liche Abneigung derpotentiellenZuhö- Allenfünf Soloabschnittengemeinsind rergegen lange langsame Sätze in Moll Sechzehntelpassagen, die Bestandteile in Frage.WennPisendeldas Adagio vonAkkordbrechungen,Tonleiteraus- staccato nicht in dervon ihm benutzten schnittenund ausgeschriebenenTrillern Vorlage für seinenStimmensatz vorge- sind.AuchimFalle derErweiterung des fundenhaben sollte,spräche diesmehr Finaleskann nicht eindeutig entschieden fürihn alsfür Händelals Komponisten werden, ob diese 21 Takte von Pisendel desSatzes, obwohl diesermelodischund oderHändel komponiert wurden. harmonischdurchaus Händels Stilent- Händels Concerto grossoB-Dur spricht. existiert in zweideutlichvoneinander Derandere derbeidengewichtig- geschiedenenÜberlieferungen, dereng- sten Unterschiede von HWV312azu312 lischenund derDresdner. HWV 312aist ist die Erweiterung desFinalesum21auf in vielerHinsicht musikalischschlüssiger 57 Takte.InHWV 312 kann nachdem als op.3Nr.1,HWV312,und verdient, in über vierminütigenLargo das 36taktige die Musikpraxis aufgenommenzuwerden. Schluss-Allegro (viermaligesTuttiritor- nell unddreifigurative Soloabschnitte) unbefriedigend kurzwirken. John Eliott GardinervermiedinseinerAufnahme 44 von 1980 einenderartigenEffekt, indem er die Takte 5–35 wiederholte.Wie im Falle desAdagio staccato ist auchhier die Übereinstimmungmit Händels Stil überzeugend.Gemeinsam haben alle sechsRitornelle im Finale von HWV 312a die Dominanz einerAbwärtsbewegung Freundeskreis unterstützt Händel-Mozart-Jugendstipendium

DerVorstand des»Freundes- und Förder- Die Oberbürgermeisterin derStadt Frau kreisesdes Händel-HauseszuHalle« Dagmar Szabadoshob in ihrenBegrü- hat die Anfrage aus demRathaus der ßungswortendas bürgerschaftliche En- Stadt Halle,obder Freundeskreisdas gagement von Herrn SvenFrotscherals diesjähre Händel-Mozart-Jugendstipen- Stifterdes Stipendiums und des»Freundes- dium als Sponsor unterstützenkann, und Förderkreisesdes Händel-Hauses positiv beantwortet. zu Halle e.V.«als Mit-Sponsorhervor. DiesesStipendium ist von Sven Dann erhieltendie jungenViolinisten Frotscher,Chefdes Unternehmens Johanna Weinberg(13 Jahre) und Albert FrotscherBuchinHalle,initiiert worden Berestotskyy (17Jahre)aus ihrerHand und wird seit 2002 jährlichanmusika- dieUrkundenzur Auszeichnungmit lischbegabte Kinderund Jugendliche der demHändel-Mozart-Stipendium2012. Stadt Halle und ihrer engerenUmge- Die beidenAusgezeichnetensind Schü- bungimAltervon 5bis 18 Jahrenverge- lervon HerrnHartmutOpolka, derihre ben. Eine Jury,der u.a. derDirektor der Biographie mit persönlichenAnmerkun- Stiftung Händel-Haus, Herr Clemens genvortrug.Anschließend zeigtendie 45 Birnbaum, angehört,entscheidetnach beidenLaureatenihr Können im Kam- künstlerischen und sozialenKriterien mermusiksaaldes Händel-Hauses. Sie über die Ve rgabedes Stipendiums.Mit wurdenamFlügelbegleitetvon Herrn demStipendium wird die Te ilnahme von Christian Meinel. Die beeindruckenden zweijungenKünstlern aus Halle an den Darbietungenwurdenvom zahlreichen Austrian MasterClassesimSchloss Zell Publikum mit herzlichemBeifall belohnt. an derPram beiSalzburgermöglicht. Die Ve rgabe desdiesjährigen Stipendiums erfolgteam8.MärzimHändel-Haus. Die festlicheEröffnung gestaltete das Paulus-OrchesterunterLeitung von Kirchenmusikdirektor Andreas Mücksch mit demCello-Konzert von Antonio Vi- valdi.Solistinwar Frau Ilka Grießer. EinPorträt desjungenHändel in seinem Geburtshaus

EdwinWerner

Jacob Maurice Coopersmith(1903–1968) verzeichnete in seinerListe von Händel-Porträtsaus demJahre 1932 u.a. einGemälde von Mi- chaelDahl (1656–1743): Händel in ablue coatand vest withwhite frills.1 Es war beiChristie’s am 17.12. 1915 aus demNachlassvon Dr.William Hayman Cammings2 unterder Losnummer141 versteigert worden3 und für £5 15s. 6p.anMr. Ellis, 29 NewBond Street,London, gegangen, deresanJohn Lane,BodleyHead, London, 1917für £42weiterveräu- ßerte.4 Wieund wann es zu demKunsthistorikerund SammlerDr. Emil Hultmark (1872–1943) nachStockholm kam, ist nicht bekannt.Dort ist es seit 1942 in dessenKatalog seinerSammlung nachweisbar5 und wurde danachu.a.imHändel-Artikelder 5. Auflagedes Grove abgebildet.6 Nachdem Tode HultmarkshattendessenErben das Bild offenbar nicht veräußert, denn erst im Herbst 2007wurde es auf einerAuktion 46 derUppsala Auktionskammare(Los18) angebotenund von Henry Avar,Stockholm, für 20.000 SEK (zudieserZeitentsprachdieseinem We rt von ca.2.200 Euro)erworben,der es dann Anfang 2009 an die Stiftung Händel-Haus für 4.000 Euro verkaufte. Das Bild ist nicht signiert,7 hat jedochauf demEmpire-Rahmen, deraus demEnde des18. oderaus demfrühen19.Jh.stammt, einSchild mit derAufschrift »HANDELbyDAHL«, weshalb es auchunterdiesem Namenbekannt (und, wie erwähnt,von Coopersmithinseine Liste aufgenommen) wurde. Im Zusammenhang mit derAbsicht H.Avars, das Porträt gewinn- bringend zu veräußern, bezweifelte einGemäldespezialist beiChristie’s im Februar 2008 die Zuschreibung zu MichaelDahl, und einerster Blickauf das Gemälde scheint diesemZweifelzunächst Rechtzugeben. Im Gedächtnis desBetrachters haben sichvor allemdie größer- formatigenPorträts MichaelDahls eingeprägt, derenoft sorgfältig mit Draperien, Blumengirlanden, LandschaftenoderklassizistischenArchi- tektur-ElementenausgestaltetenHintergründe die Wirkung derpor- trätiertenGestaltenimVordergrund hervorheben. –Auchich sahdes- halb vorerst keinenGrund für weitere Nachforschungenund schloss michdiesemfachlichenUrteil ohne weitere Überlegungenan. Auf Vorschlag von Frau Marcia Pointon (Autorin derkunsthisto- rischenFachtexte derneuen Händel-Ausstellung), die sichmit demChief Curator derNational Portrait Gallery, London, Jacob Simon, konsultiert hatte,bezeichnete das Händel-Haus daraufhin das im Jahre 2009 in der ständigenHändel-Ausstellung präsentierte Gemälde mit Circle of Thomas Hudson (bzw.: ausdem Umkreis vonThomasHudson). We nn davonaus- zugehenist, dass es sichbei demDargestelltenauf Grund derÜberlie- ferungsowie signifikanterphysiognomischer ÄhnlichkeitenimVer- gleichmit anderen als gesichert anzunehmendenPorträts um Händel handelt, ist diese Zuschreibung allerdings schon aus chronologischen Gründennicht nachvollziehbar.DennHändelist hieroffensichtlichin jungenJahren, im Altervon unter30bis maximal 35 Jahrendargestellt worden, so dassdas Bild also spätestens 1720 entstandenwäre.8 Zu dieser Zeit war der1701geborene Hudsonnochkeine zwanzig,eher fünfzehn Jahrealt, weshalb von seinem»Umkreis«wohl nochnicht gesprochenwerdenkann.9 DieserWiderspruchwar für michnun derAnlass einererneuten Untersuchung, wobei ichvon derVermutung ausging, dass die ursprüng- liche Zuschreibung (soweit die bekanntenTeile derProvenienz zu Rate gezogenwerdenkönnen) ggf.dochentwederanhand einernicht mehr bekanntenbzw.nicht dokumentiertenÜberlieferung und/odernach kunsthistorischenKriterienvon ehrenwertenKennern10 wohl nicht ohne triftige Gründe erfolgte.Und beigenauererBetrachtung dervon Dahlgemalten, in SammlungenzugänglichenPorträts (u.a. auchinder 47 National Portrait Gallery, London) kann man feststellen, dass sichun- terdiesenBildern durchausauchsolche befinden, die,abgesehenvon ihrembis auf wenige Millimeterfast identischenFormat, sowohl in der relativ schlichtenGestaltung als auchinder Malweise bemerkenswerte Analogienzudem fraglichenHändel-Porträt aufweisen.11 DerinStockholm geborene und dort ausgebildete MichaelDahl hat seit 1689 ständig in Londongelebtund wurdeneben Sir Godfrey

1Jacob Maurice Coopersmith: »A List of Portraits, Sculptures, etc.,ofGeorg Friedrich Händel«,in: Musik and Letters 13 (1932), S. 157 2Sängerund Organist, 1896-1910 Principal of the Guildhall School of Music, London 3 CatalogueofPortraits of Musical Celebritiesand Pictures and Drawings the Property of Dr.W.H.Cummings,F.S.A., London 1915,S.26 4 Ellis salecatalogue no.177;London 1917 5Hultmark, Emil: Emil Hultmarks samling,No. 38, Stockholm 1942 6Scott Goddard: »Handel«,in: Grove’sdictionary of music andmusicians,5th ed.,Lon- don, 1954, Vol. IV, S. 49 7Das allein sagt wenig über die Autorschaft, denn Dahl signierte (und datierte)seine We rke nur selten. 8Dieszeigt einVergleichder Porträts z.B. eineranonymenGraphik (1725), Denner(1727), Mercier(1730–1735), Wolfgang (1737–1739) und Roubiliac (1738). 9Ein »Umkreis von Thomas Hudson«entstand erst mehr als zwanzig Jahre spätermit derGründung seinerWerkstatt, nachdemer(1737–1742) beiVan Loostudiert hatte. 10 u.a. von demKunsthistorikerEmil Hultmark selbst, dersichaus fachlicherSicht mit Dahl beschäftigt haben dürfte Georg FriedrichHändelum1715–1720 Öl auf Leinwand, 64 cm ×76,5 cm Anonymus, evtl.von MichaelDahl (1656 –1743), demdas Bild früherzugeschrieben wordenwar (Stiftung Händel-Haus BS-I,113,Foto von H.Fechner)

»Dahl« Anonymus Georgå Andreas Wolfgang evtl.1715-1720 1725-1730 d. J. 1737/1739 Kneller(1646–1723) zu einemder populärstenund beliebtestenPorträ- tisten. Es istnicht abwegig anzunehmen, dass er nebenzahllosen Mit- gliedern desenglischenHofessowie derAdelsfamilienund derbekann- tenSerie von siebenAdmirälen12 sowieAlexanderPope (1688–1744), John Lock (1632–1704), Joseph Addison (1672–1719) und Jonathan Swift (1667–1745) auchden berühmten Georg FriedrichHändel(und zwar evtl.mit dessenEinverständnis)porträtierte.Sollte einsolchesGemälde unbekannt geblieben sein, wenn unseresdafür nicht in Frage kommt? Auf Grund diesesBefundesrückt m. E. die ursprünglicheZuord- nung wiederinden Bereichdes Wahrscheinlichen: Im Ergebnis er- scheint die Zuschreibung zu Dahl oderzuseinemStudio jedenfalls mehr gerechtfertigt als eine zu Hudson oderdessen»Umkreis«, wie man auchbei umfangreicherenVergleichenzunehmend feststellenwird. Wiebeschrieben, gingen meine Überlegungendavon aus, dass das Por- trät tatsächlichHändeldarstellt.Diesmüsste aus derSicht von Skepti- kern allerdings nicht zwingend als ganz sicherangenommenwerden, zumal eine gewisse Idealisierung derGesichtszüge derVerwechselbar- keit Raum gäbe. Außerdemließe vielleicht die bräunlichgrünliche Au- genfarbedes Dargestelltenweitere Zweifelaufkommen; denn Händels Augenwaren wohl blau(?). Jedochkann diesangesichts derdifferieren- denAugendarstellungenbei denüberliefertenals authentisch erachte- 49 tenPorträts kein Ausschlusskriterium sein: Denner(1727)13,Hudson (1748/49)14,MercieroderauchHoare scheinen(beiallendeutlichen Differenzen) einenMann mit blauenAugenzuzeigen, während »Dahl«wie Heins,Hogarth, VanderBanckund das anonyme,früher Thornhill zugeschriebene Porträt im Fitzwilliam Museum Händelmit bräunlichenAugendarstellen. DiesesRätsel wird wohl kaum gelöst werden, zumal wir nicht wissen, beiwelchem MalerHändelangesichts seinesimmergedräng- tenTerminkalenders tatsächlichund ausreichendlange »gesessen« hat. –Wahrscheinlichsind nur ganz wenigeder nachgewiesen»authenti- schen« Porträts Händels wirklichvollständig»nachdem Leben« ent- standen, wodurchsichdie deutlichen Differenzeninsgesamt nicht nur

11 Dazu gehörenu.a.die Porträts von Buckeridge (6521) [95 ×71,6cm], Locke(5385) [63,7×75,9 cm] und Pope (4132) [63,5 ×76,2 cm] aus denJahren1696 und 1727,aber auchGemälde in anderenSammlungenund Galerien, so z.B. das Portrait of aYoung Lady (Hereford Museum and Art Gallery, Nr.1565) [61×73,6 cm]. 12 u.a. Thomas Hopson, John Munden, JamesWishart; heute GreenwichSlg. 13 In demDenner-Gemälde von 1733 (DeutschesHistorischesMuseum Berlin)wirken die Augeneherbräunlich. 14 Beidem Gemälde von 1756 ist das nicht sicherzuerkennen: Hierist die Augenfarbe eher als hellbraun anzusehen, jedochgibt es am linkenAuge unteneinenkleinen leichtenbläulichenSchimmer. derDarstellungen verschiedenerMaler, sondernauchverschiedener Aus- führungenderselben Malererklärenkönnten. UnterBerücksichtigung diesesAspektesgibt es meinesErachtens im Ve rgleichnur wenige Zwei- fel, dassessichbei unseremPorträt um Georg Friedrich Händel(und zwar in seinenfrühenLondonerJahren) und um eine nicht sehr aufwän- dige,aberqualitätsvolle künstlerische Ausführung handelt, die durch- aus Dahl bzw.seinerWerkstatt zugeschriebenwerdenkönnte.Ein unan- fechtbarer Beweis fürdiese Annahme ist mir allerdings nicht möglich.

50 Wirtrauern um unsere Mitglieder

Professor Dr.Hans-Herbert Haase 21. 03. 1927 –04. 09. 2011

Ricarda Klein 30. 11. 1944 –13. 11. 2011

DenhinterbliebenenFamilienangehörigenund Freunden derVerstorbenen übermittelt derVorstand im Namenaller Mitgliederdes »Freundes- und Förderkreisesdes Händel-Hauses zu Halle«aufrichtigesBeileid und Mitgefühl.

Wirverneigenuns vor denVerstorbenen. Ihr Andenkenwird beiden Händel-Freundenfortwirken.

DerVorstand des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle«e.V.

(Mitteilung nachInformationenandie Redaktion) Beirat des»Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses« gebildet

Verdienstvolle PersönlichkeitenwurdenzuMitgliedern ernannt

Aufder Grundlage desStatuts des»Freundes-und Förderkreisesdes Händel- Hauses e. V.«hat derVorstandverdienstvolle Persönlichkeitenals Mitgliederin denBeiratdes Freundes-und Förderkreisesgewählt:

Dipl.-Ing. oec. Volker Ciesiolka, Vorsitzender derGeschäftsführungder PS-Union Holding, Halle

Dr.JürgenFox, Vorstandsmitglied derSaalesparkasse, Halle

Dr.ClausHaake, Musikwissenschaftler, Händel-Preisträger, Halle

Klaus-Jürgen Kamprad, Musikwissenschaftler,Inhaber derVerlagsgruppe Kamprad, Altenburg

Kammersänger Axel Köhler, KünstlerischerDirektor(Intendant) derOperHalle,Händel-Preisträger, Halle

KMDProfessor Wolfgang Kupke, 51 Rektor derEvangelischen Hochschulefür Kirchenmusik Halle (Saale), Präsidentdes LandesmusikratsSachsen-Anhalt,Halle

BernhardProkein, Musikerinder StaatskapelleHalle unddes HändelfestspielorchestersHalle,Halle

Dr.Bertram Thieme, Direktor Dorint HotelCharlottenhofBetriebsGmbH, Halle

Dr.Edwin Werner, Musikwissenschaftler,ehem. Direktor desHändel-Hauses zu Halle, Ehrenpräsidentdes LandesmusikratsSachsen-Anhalt,Händel-Preisträger, Halle

AlsSekretärdes Beiratswurde Herr BernhardProkein berufen.

Aufgabedes Beirats istes, denVorstandbei der Berufungsurkunden an dieaufgeführten Persön- Ausarbeitung konzeptionellerGedankenfür lichkeiten.Dabei betonte er in seiner kurzen dieArbeit desFreundes- undFörderkreises zu Ansprache,dassder Vorstand mitFreudeund beraten,Hilfe beider Verwirklichung wichtiger mit Dankbarkeitdie Bereitschaftder Berufenen Projektezuleisten undinder Öffentlichkeit zurMitarbeit im Beirat zurKenntnisgenommen als »Botschafter«des Freundeskreisesund damit hat. Er hobhervor, dass sowohlMusikwissen- desHändel-Hauses wirksamzusein. schaftlerals auchVertreter derÖffentlichkeit Aufder Mitgliederversammlung desFreundes- undder Wirtschaftgemeinsam einenwichtigen kreises am 28.Januar 2012 im Kammermusik- Beitragzur weiteren Entwicklungdes Freundes- saal desHändel-Hauses überreichte der undFörderkreises desHändel-Hauses leisten VereinsvorsitzendeDr. Christoph Rink die werden. Hallische Händel-Ausgabe

Die Hallische Händel-Ausgabe (HHA) nötig, auch eine englische Übersetzung ist eine Kritische Gesamtausgabeder desGesangstextes. We rke Georg Friedrich Händels auf Derklassisch-romantische We rkbegriff derGrundlage allerbekanntenQuellen, lässt sichauf Händels Kompositionen die sowohl derForschung als auch nicht anwenden, da es für ihn das in sich derPraxis dienensoll.Geplant sind 116 abgeschlossene,unveränderliche,einma- Notenbände mit Kritischen Berichten lige We rk nicht gab. Es war vielmehr und Faksimilesder Libretti beiOpern ständigenVeränderungenunterworfen, und Oratoriensowie ca.10Supplemente. so langeesgespieltund aufgeführt wurde. Seit 1955 erschienen 80 Notenbände Es ist heute selbstverständlich, sämtli- mit KritischenBerichtenund 5Bände cheFassungeneinesWerkeszuidentifi- Supplemente.Jeder Band enthältein zieren und in derAusgabeabzudrucken, Vorwort, in demüberEntstehungsge- dass sie nachvollziehbar und –wennmög- schichte und Überlieferung desWerkes lich–aufführbar sind.DaHändels Ge- berichtetwirdund aufführungsprak- samtwerkineiner Fülle von Quellen 52 tische Fragenerörtert werden. Derim vorliegt–außerden Autographen und Hauptteil dereinzelnenBände vorgeleg- Direktionspartiturensind zahlreiche Ab- te Notentext besteht in derRegel aus den schriften, Frühdrucke,Textbücher, Frag- Sätzen, die beider Erstaufführung eines mente und Skizzenüberliefert –und We rkesgespielt wurden. DerNotentext sämtliche QuellenimRahmender HHA entspricht dabei normalerweise dem ausgewertetwerden, ist die Erarbeitung derautographenQuellen, wie diese zur derKritischenBerichtezumeist sehr Zeit derErstaufführungvorlagen. Sämt- aufwendig. liche Skizzen,Fragmente und im Ve r- Trägerder HHAist die Georg- lauf desKompositionsvorgangs gestri- Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V., cheneodergeänderte Passagenwerden Halle,unterdem Vorsitz von Professor im Kritischen Berichtwiedergegeben. Dr.Wolfgang Hirschmann.Herausgeber Ist kein Autograph vorhanden, muss ist die Georg-Friedrich-Händel-Gesell- aus einerUntersuchung derSekundär- schaft e.V.,Halle,Editionsleitersind quellender bestmögliche Te xt erschlos- Professor Dr.Wolfgang Hirschmann (Hal- senwerden. Nebenden Autographen le)und Dr.Terence Best (Brentwood, sind HändelsDirektionspartituren die UK). Die Redaktion bildendie haupt- wichtigstenQuellenfür die Edition. Da amtlichenWissenschaftlichenMitarbei- sieständig aktualisiert wurden, lassen terStephan Blaut M.A.,Dipl.-phil.An- sichaus ihnendie verschiedenenStadi- nette Landgraf, Dr.MichaelPacholke en innerhalb derWerkgenese ablesen. und Te resa Ramer-Wünsche M.A. (halb- Die Ausgaben von Vokalwerkenenthal- tags). Als Honorarkraft wird Phillip teneine wörtliche deutsche und, wenn Schmidt beschäftigt. DemHerausgebergremium (Editorial Neun Amen- und Halleluja-Sätze, Board)der HHAgehörenneben denEdi- HWV 269–277 /Dreienglische tionsleitern an: Professor Graydon Beeks Kirchenlieder, HWV 284–286 (Claremont, USA),Professor Dr.Donald Die neun zweistimmigenSätze HWV 269 Burrows (Cranfield, UK), Dr.Hans Dieter –277 für Sopranund Basso continuo Clausen(Hamburg),Professor Dr.Hans komponierte Händelzwischen1728 und Joachim Marx (Hamburg)und Professor 1747.Der Gesang beschränkt sichauf Dr.John H. Roberts (San Francisco, dieliturgischen Formeln »Amen« und USA). »Allelujah«. Nur in demtextlosenSatz HWV 275unterlegte Händelder Sopran- Die Bände derHHA erscheinen beim stimme aus unbekanntenGründendiese Bärenreiter-Ve rlag, Kassel. Formeln nicht; in Analogie zu denande- 2010 erschienenzweiBände: La Resurre- renSätzen wurde für die Ausgabeder zione,HWV 47 (I/3), herausgegeben HHAder Te xt mit »Alleluia,amen« er- von Te rence Best, und NeunAmen-und gänzt.Die Entstehungder Amen- und Halleluja-Sätze,HWV 269–277 /Drei Halleluja-Sätze wurde bislang vor allem englische Kirchenlieder, HWV 284–286 im Zusammenhang mit dermusikalischen (III/15), herausgegebenvon Stephan Unterweisungder königlichenPrinzes- Blaut. sinnendurchHändelgesehen. Tatsäch- lichweisenvor allemdie Autographe von La Resurrezione,HWV 47 HWV 276und 277 durchdas saubere 53 »La Resurrezione di nostro Signor Gesù Schriftbild und durchungewöhnlichreich Cristo«(Die Auferstehung unseresHerrn ausgeschriebene Ve rzierungenund Be- Jesus Christus) war Händels zweitesita- zifferungenMerkmalevon Materialien lienischesOratoriumund wurde am auf, die speziell für denMusikunterricht Ostersonntag, dem8.April1708, mit angefertigt wurden. FürwelcheSchüle- großer Pracht im Palazzo Bonelli, dem rinnenoderSchülerdie Sätze im Einzel- römischenPalast desMarcheseFran- nengedacht waren, lässt sichheute nicht cesco Maria Ruspoli, aufgeführt.Noch mehr mit Sicherheit bestimmen. FriedrichChrysanderkonnteinseiner Wahrscheinlich1746/47 kompo- bishermaßgeblichen Edition von 1877 nierte Händel die jeweils durcheinen das Oratorium aufgrund derdamaligen beziffertenBass begleitetenMelodien Quellenlage nur ohne die zugehörigen derdreiKirchenliederHWV 284–286, die Instrumentalsätze und mit derganzen im 19./20.Jahrhundertunter denÜber- erstenSzene in dervon Händelnoch schriften»Cannons«, »Fitzwilliam«und vor derUraufführungverworfenenFas- »Gopsal«Verbreitung fanden. Die Lied- sung desHauptautographs präsentieren. texte stammenvon CharlesWesley(1707 Im neuenBand derHHA dagegen, der –1788), derzusammenmit seinemBru- auf dreiautographenQuellen, derDi- derJohn maßgeblichander Entstehung rektionspartitur und demLibrettodruck desMethodismus beteiligt war, zu dessen zur Uraufführung beruht, erscheintdas AusbreitungimangelsächsischenRaum We rk, wie es offenbar1708inRom auf- die ca.6.000 von Ch.Wesleyverfassten geführt wordenwar. Kirchenliederwesentlichbeitrugen. 2011 erschienen dreiBände: Samson, demPublikum weniger Abwechslung HWV 57 (I/18), herausgegebenvon Hans und verlangt von ihmmehrKonzen- DieterClausen (Hamburg), Arminio, tration auf denTextund die innere HWV 36 (II/35),herausgegebenvon Handlung.Die Partitur hierfür muss aus MichaelPacholke und Kammerduette demHaupttext und demAnhang Ia und -terzette,HWV 178–182a, b, 184–194, kombiniert werden. 196–201a, b(IV/7), herausgegebenvon KonstanzeMusketa (Halle). Arminio,HWV 36 VonAugust 1736 bis Januar1737kom- Samson,HWV 57 ponierte der51jährige Georg Friedrich Händel komponierte sein Oratorium Händeldie dreiOpern Arminio,HWV 36, Samson zwischendem 14.9.und dem Giustino,HWV37,und Berenice,HWV38, 29. 10.1741. Er bearbeitete es umfassend eine Schaffensintensität, die er in dieser im Herbst und Winter1742und führte Gattungnie zuvor erreicht hatteund es am 18.Februar 1743 in London im auchnie wiedererreichensollte.Die KöniglichenTheaterinCoventgarden Uraufführung von Arminiofand am 12. zum ersten Mal auf.Die Nachfrage nach Januar 1737 in London im Theatre Royal Libretti war überraschend groß, Händels in Coventgardenstatt, es folgten fünf Gewinn wurde auf 2.000 £geschätzt. Wiederholungen, aber keine Wiederauf- Das Dublin Journal veröffentlichte eine nahme zu Händels Lebzeiten. Das We rk 54 nachder viertenVorstellung geschrie- erzielte alsonur geringenPublikums- bene Zusendung aus Londonmit der erfolg, allerdings war derEarl von Shaf- Nachricht, dassaus MangelanPlätzen tesburybegeistertund schrieb: »Ich mehr Leute abgewiesenwerdenmus- denke,dass eher mehr Abwechslung stenals jemals in deritalienischenOper. und Geist darin als in irgendeinerder Mit siebenWiederholungeninnerhalb bisherigen[Opern Händels] ist und derselben Saisonwar es einesseinerer- dass sie vortrefflichaufgeführt wird.« folgreichstenWerke.Weitere Aufführun- Die Konstellation derPersonenin genfolgteninLondon unterHändels Händels Arminio entspricht im We sent- Leitung 1744, 1745, 1749,1750, 1752, lichenderjenigenihrerhistorischenVor- 1753, 1754, 1755 und 1759. bilderaus dengermanisch-römischen DerKompositionsprozess scheint Kämpfen zu Beginn des1.Jahrhunderts, zügigund ohne Umwege verlaufenzu die Handlunghat jedochnur wenig mit sein.Das Autograph enthält keinegrö- dengeschichtlichenEreignissenzutun: ßerenUmstellungen, Umwidmungen So sind einerseits Varos Liebe zu Tus- oderNeutextierungen, wie wir sie aus nelda, ArminiosGefangennahme durch einerReihe andererWerke Händels Segeste sowie SegestesVersöhnung mit kennen, lediglich kleinere Sofortkorrek- seinenKindern Tusnelda und Sigismondo turen. DerHHA-Band bietetdabei zum sowiemit Arminio unhistorisch, wäh- ersten Mal die Möglichkeit, Händels rend andererseits in derOpervon einer Samson in derUrfassungvon 1741 mit Varusschlacht gar keine Rede ist und nur demtragischenSchluss aufzuführen. Sie in derletztenSzene kurzberichtetwird, gibt demChor eine stärkere Rolle,bietet dassVaro umgekommensei,offenbar – konkretzuerfahren ist es nicht –bei der er die unvollendet gebliebeneSpät- Eroberung von SegestesBurg durchAr- fassung von »Caro autor di mia doglia«, minios »deutsche«Krieger. HWV 182b,als eigenständiges We rk Die Fassungder Uraufführung von hinzu sowiedas gleichtextige Duett von Arminio am 12.Januar1737bildetden Reinhard Keiser. Nicht alle handschrift- Hauptteil desneuen HHA-Bandes. Die lichenQuellen, die ihm laut Auskunft Satznummern desHauptteils stimmen seinesVorwortesschon zu seinerAus- mit denenimHWV überein, unterNr. 23 gabevon 1870 bekannt oderzugänglich erscheineninder HHAallerdings nur waren, benutzte er auchtatsächlich. Bei die in derPremiere tatsächlichmusi- einerNeuauflage im Jahr 1880 saher ziertenerstensechs Takte derNr. 23 des zwar weitere Autographeder We rke ein HWV.Die 16taktige Urfassungist im und korrigierte etliche Fehler, dochla- Anhangabgedruckt.Die Kürzungenin genihm andere,heute bekannte auto- Nr.7,21und 22, die vielleicht erst wäh- graphe Handschriftennur unvollständig rend dererstenAufführungsserie erfolg- oderüberhaupt nicht vor, so dass Ab- ten, sind im Hauptteil durchKlammern weichungenvom Original stehenblieben angegeben. DerAnhang enthält ferner und in Abschriftenund Druckeüber- die ursprünglicheFassung derPartiedes nommenwurden. DerneueBand der Tullio für Bass sowie die verziertenFas- HHAbasiertauf denAutographen sungen zweierArienaus demHambur- Händels, soweit diese nochvorhanden gerExemplardes Erstdrucks derOper. sind,ansonstenauf denfrühestenüber- 55 liefertenAbschriften. Dadurch konnten Kammerduette und -terzette, die Fehlerder bisherigenAusgaben re- HWV 178–182a, b, 184–194, 196–201a, b vidiertwerden. Das Te rzett»Se tu non VonHändel sind 20 als authentischgel- lasci amore«wird erstmalsinder voll- tende Kammerduette (HWV 178–182a, b, ständigenFassung wiedergegeben(= 184–194, 196–199) und zweiKammer- HWV 201a). terzette (HWV 200, 201a, b)überliefert. Die Entstehungszeit umfassteinenZeit- 2012 sind zur Ve röffentlichung raumvon fast vierJahrzehnten,wobei vorgesehen: sichvierPeriodenaufzeigenlassen: Ita- Lateinische KirchenmusikI: lien1706–1710, Hannover 1710/12,Lon- Dixit Dominus,HWV 232 (III/1), don1720erJahreund London1740/45. herauszugebenvon Hans Joachim Marx Konkrete Entstehungsanlässesindfür (Hamburg), Acisand Galatea, Händels Kammerduette generell nicht HWV 49b (I/9.2), herauszugebenvon bekannt, aber in Rom, Ve nedig und Flo- Artie Heinrich(Bernau), Arianna, renz, in Hannover und London gab es HWV 32 (II/29), herauszugebenvon beiHofe oderinAdelshäusern sicher- Reinhold Kubik (Wien). lichBedarf. Noch FriedrichChrysanderrechne- Redaktion derHHA te mit insgesamt 22 erhaltenenKammer- StephanBlaut, AnnetteLandgraf, duettenvon Händel: Zu denimHaupt- Michael Pacholke, Teresa Ramer-Wünsche teil desBandesaufgeführten20zählte und PhillipSchmidt DasHändelfestspielorchester Halleinformiert

Händelfespielorchester in derOper2012, 2. Halbjahr

Alcina Dramma permusicavon GeorgFriedrich Händel HWV34 nacheinem Libretto vonAntonioFanzaglia,Gemeinschaftsproduktion der OperHalle undder Händel-Festspiele Halle

MusikalischeLeitung:BernhardForck Inszenierung undAusstattung: Andrej Woron Choreinstudierung:TobiasHorschke Mit (Alcina),InesLex (Morgana), Michael Smallwood (Oronte) u. a. Wiederaufnahmeam26. Oktober2012inder Oper Halle WeitereVorstellungen 2012:3.11.2012.

Händelfestspielorchester im Konzert2012, 2. Halbjahr

HändelzuHause Aula derUniversität im Löwengebäude 56 jeweils an einemDonnerstagum19.30 Uhr

1. Konzert: 11.Oktober 2012 HÄNDELS ORGELKONZERTE ArcangeloCorelli Concerto grosso B-Durop. 6Nr. 11 GeorgFriedrich Händel OrgelkonzertB-Dur op.4Nr. 2HWV 290 GeorgPhilipp TelemannOuvertürensuite g-Moll»La Musette« TWV55:g1 GeorgFriedrich Händel OrgelkonzertF-Dur op.4Nr. 5HWV 293 Johann BernhardBachOuvertüre Nr.3G-Dur GeorgFriedrich Händel Orgelkonzertg-Mollop. 4Nr. 1HWV 289

RagnaSchirmer, Hammerflügel |BernhardForck, Leitungund Violine

2.Konzert: 6.Dezember 2012 BACH PUR Johann SebastianBachBrandenburgisches KonzertNr. 1F-Dur BWV1046 Johann SebastianBachBrandenburgisches KonzertNr. 5D-Dur BWV1050 Johann SebastianBachOuvertüre Nr.4D-DurBWV 1069 Brandenburgisches KonzertNr. 4G-Dur BWV1049

ConstanzeKarolic,Traversflöte |MichaelaHasselt,Cembalo |Bernhard Forck, Leitungund Violine HändelsSchätze 2012,2.Halbjahr

Kammermusikreihedes Händelfestspielorchesters Halle in Kooperationmit derStiftungHändel-Haus Mitglieder desHändelfestspielorchestersHalle auf historischen InstrumentenimKammermusiksaal derStiftung Händel-Haus jeweilsaneinem Mittwochum19.30 Uhr

1. Konzert: 7. November 2012 Wiener Klassik am Klavier Dasbesondere Instrument: Walter-Flügel,Wienum1820, Inventarnummer:MS-711 Werkefür Hörner,Streichinstrumente,Flöte undHammerflügel vonJ.Haydn,F.Benda,W.A.Mozartu.a. Gesprächsleitung: RolandHentzschel|LeiterRestaurierungsatelier Stiftung Händel-Haus

2.Konzert: 19.Dezember2012 Der vielsprachige, weltgewandte Händel 57 DasbesonderesExponat: Händelbüste,vermutlich vonJohnoder HenryCheere, London 3. Viertel18. Jahrhundert Werkevon H. Purcell, G. F. Händel,H.Albicastro, F. Francœur, mit MelanieHirsch|Sopran Gesprächsleitung: Gert Richter|LeiterMuseumStiftung Händel-Haus

WeitereInformationen zu allenVeranstaltungen:www.buehnen-halle.de Vorverkauf:Theater- undKonzertkasse,Große Ulrichstr.51, 06108Halle,Tel.0345/5110-777 Öffnungszeiten:Mo-Sa,10-20 Uhr(während derSpielzeitpause verkürzte Öffnungszeiten)

AuswärtigeGastspiele 2012,2.Halbjahr

Sonnabend, 14.Oktober 2012,17.00 Uhr Schkeuditz,KircheAltscherbitz König FriedrichII. vonPreußen:Flötenkonzert Nr.3C-Dur Auszügeaus Händels Solomon HWV67, Rinaldo HWV7a, Acis und Galathea HWV49u.a. Romelia Lichtenstein, Melanie Hirsch, Sopran |Michael Smallwood, Tenor|ElkeLange,Flöte |Mitgliederdes HändelfestspielorchestersHalle | BernhardProkein,Orgel&Leitung

Weitere Informationen undKartenvorverkauf: Tel. 03 42 04 /69555oderwww.villa-musenkuss.de Änderungenvorbehalten!

Das Händelfestspielorchester Halleist Mitglieddes »Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« Brockes-Gedichtbände fürHändel-Haus-Bibliothek erworben

Jens Wehmann

Im Rahmender Lutherdekade hat die Stiftung Händel-Haus für 2012 eine Sonderausstellung, die die ZusammenarbeitzwischenHändelund demHamburgerDichterBarthold HeinrichBrockes(1680–1747,Abb. A) beleuchtet, gestaltet. Brockesist derVerfasserhäufig vertontergeistli- cher Dichtungen. Im Zusammenhang mit denAusstellungsvorbereitun- genkonnteeine frühe Ausgabe von Brockes’ umfangreicherGedicht- sammlung Irdisches Vergnügen in Gott erworben werden. Die Sammlung umfasst neun Te ile in sechsBänden, gedruckt in denJahren1732–1749 in Hamburg.Händelverwendete einige dieserGedichte als Te xtvorla- genfür seine »NeunDeutschenArien« (HWV 202–210). Das Gesamt- werk ist vollständig, aber aus Bändenverschiedener Auflagenzusam- mengestellt, was sichauchinden unterschiedlichen, aber historischen 58 und gut erhaltenenEinbändenniederschlägt (Abb. B). DerAnkaufder Brockes-Bändewurde ermöglicht durch eine Spende derTeilnehmerander Trauerfeierfür Herrn Gerhard Lüdtke (26. 12.1925 –20. 12.2010)seinemWunsche entsprechendfür den »Freundes- und Förderkreis desHändel-HauseszuHalle«, dessen langjährigesMitgliederwar.1 DenMitar- beitern derStiftungHändel-Haus wird Gerhard Lüdtke auchdeshalb in besonde- rerErinnerung bleiben,weilerzusammen mitanderen Mitgliederndes Ve reins »NorderstedterFilmwerkstatt«2003 den schönenDokumentarfilm »Ein Cembalo für Händel« über das Ruckers-Cembalo in derMusikinstrumentensammlungdes Händel-Hausesproduziert hat. Händel und Brockeswarensichermiteinanderbekannt und wohl auchbefreundet. Beide studiertenzuBeginn des18. Jahrhunderts in Halle (Brockes1700bis 1702, Händel1702bis 1703), wo BrockesauchPrivat- konzerte veranstaltete.Inden Jahrennach1703lebte HändelinBrockes’ Heimatstadt Hamburg und arbeitete für die OperamGänsemarkt. AuchinseinerLondonerZeit(seit 1712) ließHändelden Kontakt nach Hamburg nicht abreißen. 1716vertonte er Brockes’ Passionsoratorium Derfür die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus (die sogenannte 59

APorträt Barthold HeinrichBrockes. Kupferstichvon Johann Jacob Haid nach Balthasar Denner.

BBuchrückender Bände »IrdischesVergnügeninGott«.

1Von einemRestbetrag wurdenzweiHändel-Notendrucke des19. Jahrhunderts erworben, die die entsprechende Sammlung derBibliothekdes Händel-Hausesergänzen: Georg Friedrich Händel: ThecelebratedchorussesfromHandels oratorios, arrangedfor theorgan or pianoforteinfour volumes,byDr. Calcott, Mr.Hook and otheresteemed authors.London, [1814–1819], sowie:Georg FriedrichHändel: Concert (G-Moll) (Larghetto affettuoso, Fugato, Musette,Allegro molto vivace,Finale)für Streichorchester, zweiobligate Violinen und obligatesVioloncell, bearb. von Ferdinand David, für das Pianoforte zu vierHänden arrangiert von Richard Kleinmichel, Leipzig, [1868]. Brockes-Passion). DerHamburger Komponist und Musikschriftsteller Johann Mattheson (1681–1764) berichtet, dass die Brockes-Passion, ähn- lichwie Händels Opern, von diesemzur AufführungnachHamburg geschickt wurde: »Eine solche Beschaffenheit hat es auchmit der BrockesischenPaßions–Musik, die er [Händel] gleichfalls in England verfertiget, und in einerungemein enggeschriebenenPartitur auf der Post hiehergeschickt hat.«2 Ab 1721 schriebund veröffentlichte Brockesseine Gedichtsamm- lung Irdisches Vergnügen in Gott,inder er die Schönheit und die Nützlich- keit derNatur odervon Details desAlltags beschrieb. Etwa Mitte der 1720erJahre komponierte Händeldann seine Neun DeutschenArien zu Te xtenaus dem»IrdischenVergnügen«,3 und zwar wohl für denpriva- tenGebrauch, nicht für die öffentliche Aufführung. Es ist anzunehmen, dass er die Ve rtonungenfür Brockesselber, vielleicht auf dessenBitte hin, geschriebenhat.4 Brockes’ Te xte warenzuihrerZeitaußerordentlichpopulär.Dies lässt sichetwa an dergroßen Zahl derVertonungender Passion (außer von Händelz.B.auchvon Reinhard Keiser, Georg Philipp Te lemann, Jo- hann Mattheson und Johann FriedrichFasch) und denzahlreichenNach- auflagendes »IrdischenVergnügens«ablesen. AuchTexte aus diesem 60 We rk wurdenverschiedentlich vertont, u.a. auchwiedervon Te lemann. Fürden heutigenLeser dürfte einbeträchtlicher Te il desReizes dieserGedichte in derFülle von Details deszeitgenössischen Alltagslebensliegen, dieBrockes als Ausgangspunkt für seine spiri- tuellenReflexionenverwendet. Charakteristischdafür sind Ge- dichte wie »Gedanckenauf den Schnupff–Toback«5,»DieSeif- fen–Blase«6,»Betrachtung über denbraunenKohl«7,oderauch Gedichte über Frösche in seinem Garten8 und über seinen Hund C»IrdischesVergnügeninGott«, Bd.6, »Mops«9.Diese Detailversessen- Titelseite und Frontispiz. heit ist aber durchaus emblema- tischgemeint: Scheinbar triviale Objekte oderBegebenheitenaus dem Alltag oderder Natur werdensymbolischgedeutet, um die Schönheit derSchöpfung undsomit denSchöpferzuloben. DasFrontispiz zum sechsten Band, auf demsichallerleieinheimische und exotische Tiere tummeln, illustriert sinnfällig die Wunderund die Vielfalt derNatur (Abb. C).Der Beweis derExistenz Gottesanhand derVollkommenheit seinerSchöpfung, die sogenannte Physikotheologie, warzujener Zeit in Hamburg sehr im Schwange.10 Diese Gedankenfigur wird besonders auchinden von HändelvertontenAriendeutlich, so z.B. in »Flammen- de Rose«(HWV 210): Flammende Rose, Zierde der Erden, | Gläntzender Gärten bezaubernde Pracht! | Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen, Müssen, vor Anmuth erstaunet, gestehen, | Daß dich einGöttlicherFingergemacht.11 Gemäß seinerGewohnheit erwähnte Brockesseine Freunde und Bekann- tenregelmäßig in seinenGedichten. Es werdenz.B.der Komponist Te lemann12 oderder PorträtmalerBalthasarDenner13,der auchHändel porträtierte,genannt.Sozeigensichdann auchdie Bedeutung, die die Bekanntschaft mit Händelfür Brockeshatte, und die hohe We rtschät- zung fürdessenMusik in mehrfachwiederkehrendenErwähnungenin späteren Gedichten, besonders im siebtenBand, derden Titel Land– Leben in Ritzebüttel trägt.Brockes berichtethiervom Musizierenim Kreis seinerFamilie. Zusammenmit seinerFrau Anna Ilsabe(»Belisa« in seinenGedichten) hatteerzwölf Kinder. Die gesamte Familie war ausgesprochen musikalisch, wassichwiederum auchinseinerLyrik niederschlug. So wird etwa in demGedicht »Die anmuthigeWasser-

61 2Johann Mattheson: Grundlage einer Ehren-Pforte,worander Tüchtigsten Capellmeister, Componisten, Musikgelehrten,Tonkünstler &c.Leben Wercke, Verdienste &c.erscheinen sollen.Repr. derAusg.Hamburg 1740, hrsg.von Max Schneider, Berlin 1910,S.96. 3WernerBraun: B.H. Brockes’ Irdisches Vergnügen in Gott in denVertonungenG.Ph. Te lemanns und G. Fr. Händels, in: Händel-Jahrbuch, 1(1955), S. 42–71, hierS.66. 4WernerBraun: Händelund derDichterBarthold HeinrichBrockes, in: Händelund Hamburg.Ausstellung anläßlichdes 300. Geburtstages vonGeorgFriedrichHändel,Ham- burg 1985, S. 85–97, hierS.92. 5Barthold HeinrichBrockes: Verdeutschte Grund-Sätzteder Welt-Weisheit, desHerrnAbt Genest, nebst verschiedenen eigenen theilsphysicalischen theilsmoralischenGedichten, als desIrdischen Vergnügens in Gottdritter Theil.,3.Aufl., Hamburg 1736, S. 703. 6BartholdHeinrichBrockes: Irdisches Vergnügen in Gott,fünfterTheil, Hamburg, 1736, S. 270ff. 7BartholdHeinrichBrockes: Irdisches Vergnügen in Gott,sechsterTheil,Hamburg 1749, S. 211 ff. 8Barthold HeinrichBrockes: Irdisches Vergnügen in Gott,vierterTheil, 2. Aufl., Hamburg, 1735, S.80. 9Ebd., S. 81. 10 Vgl.z.B.AxelWeidenfeld: Die Sprache derNatur.Zur Te xtvertonung in Händels »DeutschenArien«,in: Göttinger Händel-Beiträge 4 (1991),S.67–93, hier S. 70 ff. 11 Barthold HeinrichBrockes: Irdisches Vergnügen in Gott,ErsterTheil, nebst einem Anhang etlicherübersetztenFabelndes Herrn de la Motte.5., neu-übers. u. verb. Aufl. Hamburg, 1732, S.83. 12 Sonett auf denberühmtestenKomponistendieserZeit, in: Barthold Heinrich Brockes: Verteutschter Bethlehemitischer Kinder-Morddes Ritters Marino:nebstdes Hrn. Ubersetzerseigenen Wercken,auchvorgedrucktem Vorbericht,Lebendes Marino und beygefügten Anmerckungen. Tübingen, 1739. Online-Ausgabe: Halle,Saale:Universitäts- und LandesbibliothekSachsen-Anhalt, 2010 , , S. 602. 13 Sonettauf denberühmtestenPortraitschildererunserer Zeit,in: Brockes, wie Anm.12, S. 604. Fahrt in einerschönenSommer-Nacht«eine nächtlicheBootsfahrt geschildert, beider die Musik Händels erklang:

…Die laue Heiterkeit derLuft, derMond, wodurchsichLicht und Schatten | In solchem schönenSchmuckerzeugt und überall gebildethatten, | BewogmichmeinerKinder Bitten, michinein Schiffgen zu begeben, | Und auf demWasserbey derStille zu fahren, nicht zu widerstreben. | Wirstiegen denn zusammenein, und fuhren, beysoschönem We tter, | In einerangenehmenStille,die so gelinde,sanft und süß, | Daß sichdadurch in unserm Geist einsanfterEindruckspührenließ, | Und ichmichnicht enthalten konnt, beymeinesSohnesFlöhte Klingen | Dersonst bekanntenArie hiehergehörten Te xt zu singen: Süsse Stille &c. | Mein Marianchen, nebst denandern, sogar mein Mieckchen,das so klein, | die stimmtenmit verschied’nenStimmendem angestimmten Te xt mit ein, | So hell, daß Echo wiederschallt.…14 Es kann kaum einZweifelbestehen, dass hier Händels Arie »Süße Stille, sanfte Quelle ruhigerGelassenheit«(HWV 205) nachBrockes’eigenem Te xt gemeint ist.Eine ähnliche Situationschildert das Gedicht »Abend= Ve rgnügung im Walde«. Ein Waldspaziergang, derineinemPicknick endet, wird zum Anlass genommen, Händels Arienzusingen:

Ein GläschenWeinfacht,nachder Eigenschaft, | Die in ihm liegt und seinermuntern Kraft, | Die schon vorhin in unserm Blut | Entstandene Ve rgnügungs=Gluht | Noch etwas mehr in Jedeman, | Worüber jeglichersichauf einLiedbesann, | Das sichzu unserm Zustand schickte,und ward, daß Wald und Feld erklungen, | Hierauf zuerst, von einemnur allein, | Denn von demChor, derallgemein, | Zu anfangs folgendes gesungen:[…] | In denangenehmenBüschen, | Wo sich Licht undSchatten mischen,[…] 62 Hierfolgt dervollständige,eigentlichschon aus demerstenBand des »IrdischenVergnügens«bekannte Te xt,der von Brockesnochumeine zweite Strophe erweitert ist.Dann fährt er fort:

Zumahl erschallete an diesemOrte, | Vorallenandern wunderschöne, | Die,durch die wundersüssenTöne, | DesGroßenGrafens von derLipp und Hendels, recht | belebte Worte:SüßeStille!SanfteQuelle | ruhigerGelassenheit […] 15

Auchhierwird nocheinmal dervollständige Te xt wiedergegeben. Ein weiteresGedicht berichtetvon einermusikalischenAufführung anläss- licheines BesuchesseinerKinder undEnkelbei ihm in Ritzebüttel:

…Inzwischenfing, mit hellemSingen, | Ein Paar von meinenKindern an, beym lieblichklingendenClavier, | Mit einerFlötenTon begleitet, in einemschönen Duo, mir, | Aus unsers grossenHendels Stücken, einlieblichesConcert zu bringen. 16

Ohne Bezug auf einkonkretesEreignis schafft es Brockessogar,Händel in seinerÜbersetzung desGedichts »Betrachtungenüberdas Gehör« von Charles-ClaudeGenest(1639–1719) unterzubringen:

We nn sonderlichein Hendel moduliret | Und seine Töne moderiret, | In lieblichen Gesängen, die man hört, | Ja immermehrdie Wundernochvermehrt, | Und uns fast Glauben macht, | Ob nicht einholderGeist denKlang vom Himmelbracht. 17 Im französischenOriginal steht Orpheus (»Orphée«) stattHändel.18 Dagegenbezieht sichein anderesGedicht wiederum stärkerauf die MusikpraxisinseinemHaus. DieserTextmit demTitel »Die Laute der Belisa« findetsichunter deneigenenGedichten, die Brockesseiner Übersetzung von Giambattista Marinos »BethlehemitischemKinder- mord«anfügte,die 1739 außerhalb des»Irdischen Ve rgnügens«erschien. Hierbeschreibt er das LautenspielseinerFrau:

…Will Sie aus Hendels Stücken | Mit einemsanfften Satz desHörers Ohr erquicken; | So greifft einjeder Griff ihm so die Sinnenan, | Daß er denWunder=Ton nicht gnug bewundern kann. 19

Angesichts desoft tagebuchhaftenoderautobiographischen Charakters von Brockes’ Gedichtenist es wahrscheinlich,dass die beschriebenen Konzerte tatsächlichsoodersoähnlichstattgefundenhaben.20 Das »Ir- dische Ve rgnügen« ist damit aucheine Quelle für zeitgenössische Auf- führungenvon Händels MusikimprivatenKreis.Dochauchwennder poetisch-fiktive Anteil nicht mit letzterSicherheit zu klärenist, zeigen alle die oben aufgeführtenPassagenzumindest,welchegroße Bedeu- tung Händels Musik für Brockeshatte.Erkam in seinenGedichtenüber einenlangenZeitraum hinwegimmerwiederauf siezurück. Händelist, obwohl er weit weginLondon lebte,durchseine Musik ständigimLe- benund in denGedichtenvon Brockespräsent.Ähnlichwie die »Neun DeutschenArien« und die Händelsche Brockes-Passion,die We rner Braunals »Denkmal einerFreundschaft«21 bezeichnethat, setzt auch Brockes’ weiteresliterarischesWerkdieserFreundschaft einDenkmal. 63 Die neuerworbenen historischenBücherwerdenerstmals im Rahmender Sonderausstellung »Singe,Seele, Gott zumPreise«: Der HamburgerDichterBartholdHeinrichBrockes (1680–1747)inder Schatzkammerdes Händel-Hausesvom 21.04.–30.09.2012 gezeigt.

Die Brockes-Passion von Georg FriedrichHändelerklingtimRahmen derHändel-Festspiele 2012 am 10.Juni im Dom zu Halle.

14 Barthold HeinrichBrockes: Land—Leben in Ritzebüttel, als desIrdischenVergnügens in GottsiebenterTheil,Hamburg 1743, S. 213 f. 15 Brockes, wie Anm.14, S.76 ff.Auchein Reichsgraf von derLippe soll Te xte von Brockesvertont haben:Braun, wie Anm.3,S.47. 16 Brockes, wie Anm.14, S.223 f. 17 Brockes, wie Anm.5,S.445. 18 Johanna Rudolph: »Meine Seelehört im Sehen…«, in: Händel-Jahrbuch 7/8 (1961/62), S. 35–67, hierS.40, hält »Händel« für zeitgemäßerals »Orphée«. Vielleicht liegt der We chselaberauchnur in Brockes’ Händel-Begeisterung begründet. 19 Brockes, wie Anm.12, S. 619. 20 Die Händelliteratur stellt diesesjedenfalls nicht in Frage.Siehe z.B. Braun, wie Anm.4, S. 92, oderHans Joachim Marx: ArtikelBrockes, Barthold Hinrich, in: ders.: Händel und seine Zeitgenossen, Laaber 2008, (Das Händel-Handbuch; 1,1),S.223–226, hierS.225. 21 Braun, wie Anm.4,S.95. Autoren

Ackermann,Hans-Christian Dipl.-Ing.,Mitglied desVorstandsdes »Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V.,Muri, Schweiz

Blaut, Stephan Musikwissenschaftler, WissenschaftlicherMitarbeiter derHallischen Händel-Ausgabe, Halle

Kobe,Ronald Grafiker,Händel-Preisträger, Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V.,Halle

Landgraf, Annette Musikwissenschaftlerin, WissenschaftlicherSekretärder Georg-Friedrich-Händel- Gesellschaft, WissenschaftlicheMitarbeiterin derHallischen Händel-Ausgabe, Halle

Meinel,Christian Pianist, Lehrer am Musikzweig derLatinaHalle,Schriftführer des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V.,Halle

Pacholke, Michael Dr.phil.,Musikwissenschaftler, WissenschaftlicherMitarbeiter derHallischen Händel-Ausgabe, Halle

Rätzer,Manfred 64 Prof.Dr. oec.,Händel-Preisträger, Mitglied desVorstands undEhrenmitglied derGeorg-Friedrich-Händel-Gesellschaft, Mitglieddes »Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V.,Halle

Ramer-Wünsche,Teresa Musikwissenschaftlerin, WissenschaftlicheMitarbeiterin derHallischen Händel-Ausgabe, Mitglied derRedaktion der»Mitteilungen« des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V.,Halle

Rink,Christoph Priv.-Doz.Dr. med. habil.,Vorsitzender des»Freundes-und Förderkreisesdes Händel-Hauses zu Halle« e.V.,Halle

Schmidt, Phillip Musikwissenschaftler, Honorarkraftder Hallischen Händel-Ausgabe, Dresden

Stolzenberg,Jürgen Prof.Dr. phil.,Universitätsprofessor, Seminar fürPhilosophie,Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,Stellvertretender Vorsitzender des»Freundes-und Förderkreises desHändel-HauseszuHalle«e.V., Halle

Wehmann,Jens Bibliothekar in derAbteilungBibliothek-Archiv-Forschung derStiftungHändel-Haus zu Halle, Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Halle«e.V., Halle

Werner, Edwin Dr.phil.,Musikwissenschaftler, Händel-Preisträger, ehem.Direktordes Händel-Hauses zu Halle, Ehrenpräsident desLandesmusikratsSachsen-Anhalt, Mitglied des»Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Halle« e.V. undMitglied desBeirats, Halle Hinweise fürAutoren

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