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Der entlang durch den Agglomerationspark

Christian Leisi | Amt für Raumentwicklung | Baudirektion Kanton | in Zusammenarbeit mit Daniela Bächli | Abteilung Raumentwicklung | 062 835 32 90

In einer erfolgreichen Kooperation zwischen den Kantonen Gemeinsames Projekt Zürich und sowie den betroffenen Planungsregio- der Kantone Aargau und Zürich nen und Gemeinden wurde als erstes sichtbares Projekt Mit dem «Agglomerationspark Lim- des künftigen «Agglomerationsparks Limmattal» der Fuss- mattal» soll ein vielfältiger und durch­ und Veloweg der Limmat entlang aufgewertet. gängiger Lebens-, Erholungs- und Na- turraum zwischen dem Zürcher Belle- vue und dem Bäderquartier Baden Das Limmattal gehört zu den Regio- und Aargau und die Stadt Zürich ha- geschaffen werden. Als blaues Band nen mit der höchsten Entwicklungs- ben deshalb gemeinsam mit den Pla- bildet die Limmat, zusammen mit dynamik in der Schweiz. Vor diesem nungsregionen Zürcher Planungsgrup- den bewaldeten Hügelzügen und den Hintergrund gewinnen Frei- und Grün- pe Limmattal und Baden Regio sowie Freiraumverbindungen zwischen den räume als wichtige Faktoren der Le- 16 weiteren Gemeinden ein Konzept Siedlungen, dessen Grundgerüst. Zen- bensqualität für die rund 250’000 Ein- zur Freiraumentwicklung in der Region tral ist, ein Netz von Freiräumen mit wohnerinnen und Einwohner weiter erarbeitet. durchgehenden Verbindungen für den an Bedeutung. Die Kantone Zürich Fuss- und Veloverkehr zu erhalten und Raum Landschaft Foto: agglopark-limmattal Foto: agglopark-limmattal

Der Limmatuferweg zieht sich den Fluss entlang durch Informationstafeln am Limmatuferweg erläutern den Agglomerationspark von Zürich bis Baden und ­historische Nutzungen, Naturwerte und geplante macht den Freiraum dieses dynamisch wachsenden Entwicklungen. Siedlungsraums erlebbar.

UMWELT AARGAU Nr. 66 November 2014 37 Der Limmatraum mit den Uferwegen Bäderstadt Baden Klosterhalbinsel Wettingen Ennetbaden Baden Wettingen Landschaftsspange Sulperg-Rüsler

See im Fluss Würenlos Fluss- und Erholungslandschaft Neuenhof Limmatinsel

Von der Fähre zum Kloster Fahr Fenster zur Oetwil a.d.L. Landschaft Gasi-Areal Unter- Brücken über engstringen Stadt am Fluss die Limmat Ober- engstringen Limmatkorrektur und Renaturierung Limmat als Grenzfluss

Bergdietikon Schlieren

Limmatfussweg Limmatveloweg Informationstafel Landschaftsspange Zürich

0 1 2 3 km

Freiräume wie der Limmatraum mit begleitendem Uferweg sowie die hellgrün markierten Landschaftsspangen sind im dicht besiedelten und genutzten Limmattal besonders wertvoll und sollen über die nächsten Jahre als Natur-, Kultur- und Erholungsraum erhalten und aufgewertet werden. Quelle: agglopark-limmattal

aufzuwerten. Dafür werden bestimm- arbeit von Kantonen, Regionen und Erholung vor der Haustür te Abschnitte in ihrer gestalteten, städ- Gemeinden in diesem funktionalen Mit dem neuen Limmatuferweg wur- tischen Ausprägung hervorgehoben. Raum ist beispielhaft und soll Schlüs- de das erste sichtbare Initialprojekt Andere Bereiche werden für die ru­ selprojekte vorantreiben und der Ko- des Agglomerationsparks Limmattal hige, landschaftsbezogene Erholung ordination dienen. Ziel ist es, die Er- erfolgreich abgeschlossen. Dazu bei- entwickelt. Das Limmattal ist ein Na- holungs- und Freiräume im Limmat- getragen haben Akteure aus den Ge- tur-, Kultur- und Erholungsraum. tal gemeinsam zu erhalten und aufzu- meinden, den Regionen und den bei- Die grenzüberschreitende Zusammen- werten. den Kantonen. Die Bevölkerung kommt in den Genuss eines attraktiven Wegs für Spaziergänger und Velofahrerin- nen. Der Fuss- und Veloweg ist von Zürich nach Baden durchgängig und einheitlich signalisiert. Die Angebote sind Teil des übergeordneten Wege- netzes von Wanderwege Schweiz und Veloland Schweiz. Entlang der Route stehen neu Informationstafeln, die In- teressantes über das Limmattal und seine Eigenheiten erzählen. Der neue Weg fördert die Naherholung vor der Foto: agglopark-limmattal Haustür und stärkt die Standortquali- Das Limmatufer bietet nahe beim Wohnen Raum für beschauliche Momente tät des Limmattals als Wohn- und Ar- und gewinnt als Erholungsraum zunehmend an Bedeutung. beitsort.

38 Nr. 66 November 2014 U M W E L T AARGAU Im Gespräch Der Agglopark Limmattal wurde vom gen können sie auf ihrem Gemein­ mit Christian Leisi und Daniela Bächli Bund als Modellvorhaben für nachhal- degebiet mit kleineren Aufwertungen tige Raumentwicklung unterstützt. Es zugunsten von Erholung und Natur Was ist das Besondere am Limmat­ sollen neue Wege getestet werden, einen Mehrwert schaffen. uferweg? wie Landschaften besser erhalten und Er ist das erste von mehreren Initial- zudem nachhaltig entwickelt und ge- Wie funktionierte die Zusammen­ projekten zur Aufwertung des Raums nutzt werden können. Ziel ist, die Re- arbeit? im Rahmen des Agglomerationsparks gion zukunftsfähig zu erhalten und wo Zu Beginn wurde von den Gemein- Limmattal. Eines, das man vor Ort nötig die Nutzungen zu steuern. Das den eine Absichtserklärung zum Ag- auch direkt bemerkt: Hier passiert et- Modellvorhaben will man beispielhaft glomerationspark unterzeichnet. Die- was, man kann den Weg sehen und untersuchen als Vorbild für andere se enthält verpflichtende Grundsätze. nutzen. Die einzelnen Wegabschnitte Räume mit ähnlicher Dynamik. Die Vorteile eines Naherholungsge- wurden nicht neu gebaut, aber auf biets nahe Wohnen und Arbeit konn- bestehenden Wegen neu geführt. Der Wie soll es weitergehen? ten schnell aufgezeigt werden. Dann Veloverkehr wird gelenkt und klar si- Im Agglomerationspark sind weitere ging es um die konkretere Ausarbei- gnalisiert. Je einer Flussseite wurde Initialprojekte aufgeführt, die es in Zu- tung des ersten sichtbaren Initialpro- der Velo- oder Fussweg vorrangig zu- kunft umzusetzen gilt. Zu diesen ge- jekts Limmatuferweg. Sehr viele Ak- gewiesen. Die Führung entlang der hört beispielsweise die Aufwertung teure wurden einbezogen: alle Ge- Limmat macht das blaue Band, das der vier im Freiraumkonzept bezeich- meinden, Regionen, die Kantone und Rückgrat des Parks, ausserdem direkt neten Landschaftsspangen. Während deren Fachstellen sowie Verbände – erlebbar und erhöht den Erholungs- die Limmat in der Längsrichtung zen- mit teilweise sehr gegensätzlichen In- wert. trales Element des Parks ist, durchzie- teressen. Das bedeutete grossen Ko- Entlang des Weges wurden in Zusam- hen diese Landschaftsspangen das Tal ordinationsaufwand und Diskussio- menarbeit mit den Gemeinden ins­ in Querrichtung. Sie sollen auch künf- nen. Die Wegführung ist so auch das gesamt 16 Infotafeln aufgestellt. Die- tig von grösseren Siedlungsgebieten Ergebnis eines Kompromisses. Die In- se weisen auf Eigenheiten des Land- und Infrastrukturen weitestmöglich formationstafeln wurden übergeord- schaftsraumes hin. Dazu gehört His- frei gehalten werden. Diese Gebiete net abgestimmt und deren Inhalte torisches wie die Hirsebreifahrt auf werden teilweise intensiv landwirt- mit den Gemeinden konsolidiert. Die der Limmat, das Zisterzienserkloster schaftlich genutzt und weisen meist Produktion und Montage der Infor- auf der Klosterhalbinsel in Wettingen nur noch wenige Strukturen wie He- mationstafeln wurden von den Ge- oder das Gaswerkareal Schlieren mit cken, Alleen oder Hochstammobst- meinden selbst bezahlt. Dafür musste seinen Gasmeilern, aber auch die vie- bäume auf. Eine Aufwertungsmass- ein entsprechendes Budget vorgese- len Brücken über den Fluss oder die nahme besteht darin, diese fehlenden hen werden. längste Fischtreppe Europas werden Landschaftselemente in den nächsten thematisiert. Auf einzelnen Tafeln wird Jahren wieder einzubringen. Das dient Was haben Sie aus dem bisherigen ein Ausblick auf die geplante Entwick- gleichzeitig dem Landschaftsbild, der Prozess gelernt? lung gewährt. Der Agglomerations- ökologischen Vernetzung sowie dem Es ist immens wichtig, ganz früh alle park Limmattal ist nicht nur Natur- Erholungswert. Akteure zusammenzunehmen, lieber und Erholungsraum, sondern auch ein Zurzeit können noch keine konkre- anfangs zu viele, damit alle eventuell Kulturraum. ten Aussagen zu den Umsetzungs- Betroffenen bereits einmal vom Pro- zeiträumen gemacht werden. Relativ jekt gehört haben. Akteure später da- Warum ist ein solcher Park gerade im weit fortgeschritten ist die Planung zuzunehmen ist schwieriger. Ausser- Limmattal von grosser Bedeutung? der Landschaftsspange Sulperg-Rüs- dem ist es wichtig zu entscheiden, wo Das Limmattal ist ein funktionaler ler. Hier entwickelt BadenRegio zu- die Leitung eines so komplexen Pro- Raum, es ist bereits heute dicht ge- sammen mit den vier Standortgemein- jekts angesiedelt sein soll. Wir haben nutzt und bebaut. Zudem entwickelt den Neuenhof, Spreitenbach, Wettin- uns für ein zeitlich begrenztes exter- es sich schnell weiter von ursprüng- gen und Würenlos eine Vorstellung nes Mandat entschieden. Das hatte Raum Landschaft lich noch eher ländlich geprägten Räu- für die Entwicklung des grosszügigen den Vorteil, dass Kantone und Regio- men zu vorstädtischen Agglomeratio- Landschaftsraums und hielt dies in nen arbeitsmässig entlastet wurden, nen. Deshalb ist wichtig, den vorhan- einem regionalen Sachplan verbind- führte aber zu gewissen Legitimati- denen Grünraum zu sichern und auf- lich fest. Als nächster Schritt werden onsproblemen im Umgang mit den zuwerten. Den Bedürfnissen der Be- die vorgeschlagenen Massnahmen zur Behörden. Bis der Limmatuferweg ein- völkerung nach Naherholungsräumen Aufwertung der Landschaft in Etap- geweiht werden konnte, mussten eini- wird dadurch Rechnung getragen. Der pen angepackt und realisiert. ge Hürden überwunden und Zusatz- Freiraum erfüllt aber auch wichtige Bei der Umsetzung des Agglomerati- schlaufen eingelegt werden. Ange- Funktionen als Lebensraum für ein- onsparks Limmattal nehmen die Ge- sichts des guten Ergebnisses lässt heimische Tiere und Pflanzen. meinden eine tragende Rolle ein. Ba- sich aber im Nachhinein sagen, dass sierend auf dem Gerüst des Limmat­ sich der Aufwand gelohnt hat! uferweges und der Landschaftsspan-

UMWELT AARGAU Nr. 66 November 2014 39 Gemeinsam Schritt um Schritt zum Agglopark Limmattal Dieser Artikel entstand in Zusam- Juni 2009: Der Abschlussbericht des Freiraumkonzepts liegt vor. menarbeit mit: September 2009: Mit ihrer Absichtserklärung bestätigen die Kantone Aar­ Christian Leisi, Projektleiter, gau und Zürich, BadenRegio, die Zürcher Planungsgruppe Limmattal und Abteilung Raumplanung, 17 Gemeinden ihre Bereitschaft zur gemeinsamen Umsetzung des Agglo- Amt für Raumentwicklung, parks. Baudirektion Kanton Zürich, Oktober 2012: Der Regierungsrat des Kantons Aargau genehmigt den Re- [email protected] gionalen Sachplan «Landschaftsspange Sulperg-Rüsler» der Standortge- meinden BadenRegio. Daniela Bächli, Projektleiterin, August 2014: Am 26. August wird der Limmatuferweg eingeweiht. Der Raumentwicklung Aar­gau, neu signalisierte Fuss- und Veloweg mit begleitenden Informationstafeln Sektion Siedlungs- und schafft eine erlebnisreiche Verbindung zwischen Baden und Zürich ent- Freiraumentwicklung, lang der Limmat. [email protected], Ziel 2025: Der Flussraum zwischen Zürich Bellevue und Bäderquartier Ba- Telefon 062 835 32 90 den weist verschiedenste Facetten auf: Er ist erlebnisreiche Flaniermeile, Ladina Koeppel Mouzinho, ruhiger Rückzugsraum, einladende Promenade, naturnahe Flussbadi, ar- Projektleiterin, tenreicher Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere. Das Limmat­ Grün Stadt Zürich, tal präsentiert sich als attraktive Kulturlandschaft. Landwirtschaftlich ge- Fachbereich Freiraumplanung, nutzte Flächen mit hoher Anbauvielfalt wechseln sich mit eingestreuten ladina.koeppelmouzinho@ naturnahen Flächen und Strukturen ab. Für die Gemeinden des Limmat- zuerich.ch tals ist der Agglopark die Leitidee einer gemeinsamen Strategie zur Frei- raumentwicklung. www.agglopark-limmattal.ch

Agglomerationspärke im Kanton Aargau Dieser Artikel erschien in ähnlicher Im Richtplan des Kantons Aargau sind 5 Agglomerationspärke als Zwi- Form in der Zürcher Umweltpra- schenergebnis festgelegt. Dazu gehören der Schachenpark zwischen Aarau xis (ZUP), Nr. 78, Oktober 2014, und Olten, der Wiggerpark zwischen Zofingen und Olten, der Limmattal- Seite 15 bis 18. park zwischen Baden und Zürich, das Wasserschloss bei Brugg/Windisch sowie der Rheinpark zwischen Rheinfelden/Möhlin und Pratteln. Diese dienen als Ausgleichsräume zur dichten Besiedlung. Ein wichtiges Ziel ist es, mit diesen Agglomerationspärken die grüne Lunge der Flussräume in den dichten, urbanen Siedlungsräumen zu sichern und zu vernetzen so- wie gleichzeitig den Freizeitverkehr mit verbesserten Naherholungsmög- lichkeiten zu reduzieren. Für die Pärke sind nachfolgende Planungsgrund- sätze festgeschrieben.

A. Der Kanton unterstützt die Schaffung von Pärken von nationaler Be- deutung nach Art. 23 e ff. NHG und von Agglomerationspärken. Er be- rät und begleitet die entsprechenden regionalen Trägerschaften und sorgt für die räumliche Abstimmung zwischen den Regionen und ins- besondere über die Kantonsgrenzen hinweg. B. Die Errichtung und der Betrieb von Pärken müssen auf regionalen Ini- tiativen beruhen und durch die lokale Bevölkerung demokratisch legi- timiert werden. C. In den Agglomerationen soll der vom Wohnort nächstgelegene Erho- lungsraum in 15 Minuten zu Fuss erreichbar sein. D. Die Agglomerationspärke dienen als siedlungsnahe Parklandschaften der Naherholung, der Freizeit, der Kultur und der Natur. Die landwirt- schaftliche und die forstliche Nutzung werden mit der Freizeit- und Erholungsnutzung verbunden.

40 Nr. 66 November 2014 U M W E L T AARGAU Die Agglomerationspärke des Kantons Aargau

Richtplan Kanton Aargau L 2.1 | 5

Richtplan-Teilkarte L 2.1 Pärke

Ausgangs- Richtplan- Raum Landschaft lage aussage

Agglomerationspark (schematisch, keine Perimeterfestlegung)

Perimeter Regionaler Naturpark; 28 Gemeinden im Kanton Aargau

Perimeter Regionaler Naturpark; 1 Gemeinde im Kanton Solothurn

Gewässer

Siedlungsgebiet

Wald

Quelle: Richtplan Kanton Aargau

UMWELT AARGAU Nr. 66 November 2014 41 42 Nr. 66 November 2014 U M W E L T AARGAU