Informationsheft der kantonalen Verwaltung

178 März 2014

Schlösser und Burgen: Zeugen einer lebendigen Geschichte

Vorwärtsstrategie: die Baselbieter Landwirtschaft weiterbringen Liq-Shop: Verkauf von gefundener und beschlagnahmter Ware Editorial

lung «Echte Burgen – falsche Ritter?» vor, eine Koproduktion des Historischen Museums Ba- sel und der Archäologie Baselland, die zurzeit erfolgreich in der Basler Barfüsserkirche läuft; dort erfährt man viel Interessantes über das Leben der mittelalterlichen Ritter, das wesent- lich weniger glänzend und heldenhaft ist, als uns manche Filme weismachen wollen. Die Ausstellung mit zahlreichen herausragenden Exponaten und attraktiven Modellen macht eine mehr als tausendjährige Geschichte erlebbar.

Die Bezeichnung «Ebenrain» steht im übrigen nicht nur für das 1774-1776 für die Seidenband-Fabrikantenfamilie Bachofen erbaute Barockschloss, sondern auch für das benachbarte Landwirtschaftliche Zentrum (LZE). Dort ist seit dem 1. November 2013 ein neuer Leiter im Amt: Lukas Kilcher möchte den unternehmerischen Handlungsspielraum nutzen, um die Baselbieter Landwirtschaft voranzubringen, die Bauern und Bäuerinnen fit für die Zukunft zu machen. Was er sich vorgenommen hat, schildert Lukas Kilcher auf Seite 6.

Wenn diese Infoheft-Ausgabe Sie erreicht – in der ersten März-Hälfte –, gönnen Sie sich vielleicht zum Abschluss dieses Winters, der in der Nordwestschweiz eigentlich gar keiner war, noch ein paar Schneetage auf Skiern, dem Snowboard, mit Schneeschuhen oder Mit über siebzig Burgstellen und histo- auf Winterwanderwegen in den Alpen; oder rischen Wehranlagen besitzt der Kanton vielleicht lassen Sie sich auch vom facetten- -Landschaft› eine in Europa ausserge- reichen Fasnachtstreiben in unserer Region wöhnliche Burgendichte. Diese Burgen und begeistern. Und falls die Frühlingssonne schon Burgruinen sind kulturhistorische Monumente, richtig wärmt, steht ja einem Spaziergang zum die nicht nur der Forschung dienen, sondern Ebenrain oder einer Wanderung zu einer der auch für die Bevölkerung eine wichtige Funk- vielen Ruinen nichts im Weg… tion haben. Das gleiche gilt auch für die weni- gen noch vollständig erhaltenen und genutzten Wie auch immer Sie sich auf den Frühling Schlösser, wie der Volksentscheid zur Initiative einstimmen: Ich wünsche Ihnen im Namen der «Ja zu Wildenstein und Schloss Bottmingen» Redaktionskommission viel Vergnügen bei der gezeigt hat. In dieser Ausgabe widmet sich Lektüre! Das Infoheft im Internet: das Infoheft gleich in zwei Beiträgen dem www.bl.ch/infoheft Thema Burgen/Schlösser: Einerseits schauen wir dem «Schlossherrn» vom Ebenrain über die Schulter; in der Rubrik «Was macht eigent- lich…» (Seite 10) schildert René Handschin, Alex Klee-Bölckow, Redaktor Infoheft der schon auf dem Ebenrain aufgewachsen ist, wie er und sein Team den Repräsentationssitz des Kantons unterhalten und bewirtschaften. Andererseits stellen wir die aktuelle Ausstel-

2 178 März 2014 Inhalt

Denkfabrik für Nano- und Mikrotechnologie in Muttenz 4 Das Muttenzer Regionalzentrum des CSEM (Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique) wird weiterhin finanziell vom Kanton Baselland unterstützt; das hat der Landrat beschlossen. Die Leistungen dieser «Denkfabrik» finden schweiz- und europaweit An- erkennung. Das CSEM fördert in wirksamer Weise den Wissenstransfer zwischen Forschung, Entwicklung und Unternehmen. Foto © CSEM

Neuer Leiter am Landwirtschaftlichen Zentrum 6 Als «intensiv und inspirierend» hat Lukas Kilcher seine ersten Monate seit dem Stellenantritt als Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain (LZE) in empfunden. Sein Ziel ist es, die Baselbieter Landwirtschaft vorwärts zu bringen. Dafür soll das LZE sein Bildungs- und Beratungsangebot stärken – mit agronomischen und sozioöko- nomischen Themen. Foto Rolf Wirz

Im Liq-Shop im Oristal warten manche Schnäppchen 16 Fundsachen oder beschlagnahmte Gegenstände lagen früher lan- ge herum, bevor sie an einer Gant angeboten wurden. Seit letztem November werden sie nun im sogenannten Liq-Shop in zum Verkauf angeboten. Jeden Donnerstag stehen Dutzende Menschen schon vor der Türöffnung Schlange, weil sie wissen, dass sich hier gute Geschäfte machen lassen. Foto SID

Zum Titelbild Echte Burgen – falsche Ritter 8

Die Region Basel weist eine beachtliche Schlösser-, Was macht eigentlich… der Schlossverwalter? 10 Burgen- und Ruinendichte auf. Diese Bauten hatten einst unterschiedliche Aufgaben: Es ging um die Bewa- Basel-Landschaft wird zum Vorzeigekanton chung von Ländereien und Wegen, um das Eintreiben von Zöllen und Zehnten, aber auch um repräsentative bezüglich IT-Governance 12 Zwecke. Heute sind die Ruinen aufschlussreiche Zeugen einer längst Mit Ästhetik zur Verhaltensänderung – vergangenen Zeit; Arxhof-Leiter Renato Rossi in Pension 13 die noch intakten Burgen und Schlösser Welcome, Frau Welcome Desk! 15 dienen als Empfangs- räume, Restaurants, «Es ist ein tolles Umfeld zum Lernen» – für Kurse oder als beliebter Schauplatz Jeffrey Kissling, Lernender Automechatroniker 18 für Hochzeiten. Das Infoheft stellt in Gefängnisprovisorium mit Containern steht 20 dieser Ausgabe den «Schlossherrn» von Seminarprogramm 2014: Starke Nachfrage 21 Schloss Ebenrain vor (Seite 10) – das Titelbild zeigt das Musikzimmer – und Papierberge und Datenschrott 22 berichtet über die Ausstellung «Echte Burgen – falsche Ritter?» (Seite 8). Impressum 23 Foto BKSD Mein liebster Ort im Baselbiet / Mein Web-Tipp 24

März 2014 178 3 Eine «Denkfabrik» für das Baselbiet

Am 19. September 2013 hat der Landrat die Weiterführung der Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft am CSEM Muttenz beschlossen. In der Folge stimmte der Regierungsrat einer Leistungsvereinbarung mit dem CSEM für die Jahre 2014 bis 2018 zu. Was macht das CSEM eigentlich und warum beteiligt sich der Kanton Basel-Landschaft daran? Christian Bosshard, Leiter des CSEM Muttenz, und Regierungspräsident Urs Wüthrich-Pelloli geben Auskunft.

› Infoheft: Herr Bosshard, seit wann gibt  Regierungspräsident Urs Wüthrich- es das CSEM und was ist seine Aufgabe? Pelloli. Foto BKSD Christian Bosshard: Das Centre Suisse  Christian Bosshard, Leiter des CSEM d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) Muttenz. © CSEM ist 1984 zunächst in Neuenburg aus einem Zusammenschluss von Forschungs- und Entwick- reiche «Denkfabrik» in unseren Kanton geholt die später in ganz verschiedene Anwendungen lungsaktivitäten der Schweizer Uhrenindustrie werden, deren Leistungen in Fachkreisen und Produkte münden können und die entwe- entstanden. Als privates und nicht gewinnorien- schweiz- und europaweit Anerkennung finden der in Direktaufträgen umgesetzt oder über die tiertes Unternehmen ist das CSEM im Bereich und deren Projekte einen Beitrag zur nachhal- Kommission für Technologie und Innovation der Entwicklung von neuen Technologien – u.a. tigen Entwicklung leisten. Das CSEM ist ein (KTI) mitfinanziert werden. Sie bilden den Mikro- und Nanotechnologie oder auch Photovol- Innovationskatalysator und fördert in hervor- Nährboden für die Rolle des CSEM als Innova- taik – tätig und inzwischen mit Regionalzentren ragender und wirksamer Weise den Wissens- tionskatalysator. in Zürich, Alpnach, Landquart und seit fünf transfer zwischen Forschung, Entwicklung Für Grundlagenforschung gibt es in unse- Jahren in Muttenz vertreten. Die Mission des und Unternehmen. Es bietet ein Netzwerk im rem Land Finanzierungsinstrumente wie den CSEM ist es, zur Unterstützung von Schweizer Bereich Nano- und Mikrotechnologie, arbeitet Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Für Firmen neue Technologien ins industrielle Umfeld mit den regionalen Hochschulen zusammen den langen und risikoreichen Weg, der von zu bringen. Das CSEM verkauft keine fertigen und fördert den Nachwuchs, indem es Studie- diesen Forschungsergebnissen zum markt- Produkte, sondern unterstützt die Schweizer rende beim Erarbeiten von Master- und Dok- reifen Produkt führt, besteht jedoch oft eine Wirtschaft – meist KMU mit weniger als 200 torarbeiten betreut sowie Ausbildungsplätze Finanzierungslücke. Ein Unternehmen wird Mitarbeitenden – in der Entwicklung von neuen für Lernende anbietet. diesen Weg erst dann finanzieren, wenn es die Produkten. Dabei profitiert die Wirtschaft des Als ein produktives Element der Wirt- Erfolgschancen der Technologie abschätzten Kantons Basel-Landschaft vom gesamten Netz- schaftsoffensive schafft es eine Drehscheibe kann, wenn die Technologie sozusagen einem werk des CSEM, das heisst von schweizweit rund mit Ausstrahlung über den Kanton hinaus und «Reifeprozess» unterzogen wurde. Genau in 400 Mitarbeitenden. Das CSEM feiert in diesem wird so zum Anziehungspunkt für neue Unter- diesem Bereich ist das CSEM tätig. Jahr sein dreissigjähriges Bestehen, und wir sind nehmen. überzeugt, dass wir unsere Zusammenarbeit mit › Können Sie das an einem Beispiel den Firmen in der Region auch in den nächsten › Warum braucht das CSEM Beiträge der erläutern? Jahren erfolgreich weiterführen können. öffentlichen Hand? Christian Bosshard: Seit mehreren Christian Bosshard: Am CSEM wer- Jahren entwickelt das CSEM innovative Si- › Herr Regierungspräsident Wüthrich, wa- den Technologieplattformen aufgebaut und cherheitsmerkmale für den Fälschungsschutz. rum beteiligt sich der Kanton Basel-Landschaft betreut, die noch nicht direkt kommerziell Diese Entwicklungen basieren vor allem auf am CSEM Muttenz? verwertbar sind und dennoch ein grosses neuartigen Mikro- und Nanostrukturierungen, Urs Wüthrich-Pelloli: Mit dem CSEM Marktpotential aufweisen. Diese Plattformen die einfach überprüfbar, aber sehr schwierig Muttenz konnte eine angesehene, sehr erfolg- sind die Grundlage für neue Entwicklungen, zu kopieren sind. Schon heute finden sich die

4 178 März 2014  An der Tramstrasse in Muttenz entwi- ckeln die Mitarbeitenden des CSEM neue Technologieplattformen. Fotos © CSEM

feld immer schwieriger wird, solche Vorgaben umzusetzen. Eine Drittmittelquote von mehr als 50% entspricht unserem Geschäftsmodell und ist Teil unseres Leistungsauftrags.

› Was sind neben der Erfüllung der Vorga- ben des Landrates die speziellen Herausforde- rungen des CSEM Muttenz in den kommenden Jahren? Christian Bosshard: Für die nächsten Jahre gilt es, das CSEM bei den Firmen der Region zu verankern und unser Netzwerk zu festigen. Es ist beabsichtigt, bis 2017 oder 2018 alle Aktivitäten (inklusive Reinräume) an einem einzigen Standort in Muttenz zusam- Entwicklungen des CSEM in verschiedenen tungsperiode, durch den grossen Spardruck menzuführen. Die ersten Schritte dafür müs- Markenschutzanwendungen wie Audioste- im Kanton erschwert. Um eine Kürzung des sen 2014 eingeleitet werden. Die Suche nach ckern und Flaschenverschlusskappen. Insbe- Verpflichtungskredits zu verhindern, wurde das einem geeigneten Standort sowie die Kosten, sondere konnten die Technologien im Bereich CSEM mit Auflagen konfrontiert. Der Kredit die ein geplanter Umzug in einen neuen Stand- des Medikamentenschutzes getestet werden, teilt sich nun in CHF 11 Mio., die nach dem ort nach sich ziehen wird, stellen eine grosse so unter anderem für die Herstellung von Schema 3 / 3 / 2 / 2 / 1 ausbezahlt werden Herausforderung dar. Oberste Priorität ist und pharmazeutischen Tabletten. und einen Kredit von CHF 4 Mio., mit dem die bleibt für uns die Kundenbetreuung. Jahrestranchen ab 2016 auf die jährlichen CHF Urs Wüthrich-Pelloli: Der Regierungs- › Der Landrat hat einen Verpflichtungskre- 3 Mio. ergänzt werden, sofern das CSEM Mut- rat unterstützt das CSEM selbstverständlich dit über CHF 11 Mio. und einen zusätzlichen tenz eine Drittmittelquote von 50 % erreicht. bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten in Verpflichtungskredit über CHF 4 Mio. beschlos- Das CSEM hat in den letzten Jahren, trotz Muttenz. Besonders fruchtbar für die Zusam- sen. Was bedeuten diese Beschlüsse? wirtschaftlich angespannter Situation, die menarbeit mit der FHNW wäre ein Gebäude in Urs Wüthrich-Pelloli: 2009 hat der 50-%-Drittmittelquote jeweils erreicht und der Nähre des neuen Campus. Landrat das erste Mal einen Verpflichtungskre- übertroffen. Ich bin daher zuversichtlich, dass Mit Blick auf die bisherige überzeugende dit für das CSEM Muttenz gesprochen: CHF 15 die anspruchsvollen Vorgaben des Parlaments Arbeit und das seit dreissig Jahren bestehen- Mio. über einen Zeitraum von fünf Jahren. Mit erfüllen werden. de Geschäftsmodell bin ich mir sicher, dass einer Leistungsvereinbarung sowie der Einset- das CSEM Muttenz, trotz der erschwerten zung eines Beirates wurde die Beteilung des › Kann das CSEM diese Vorgaben erfüllen? Bedingungen, auch in den nächsten Jahren Kantons Basel-Landschaft sichergestellt. Die Christian Bosshard: Wir sind überzeugt, erfolgreich sein und sich die Zusammenarbeit Verhandlungen für den neuen Verpflichtungs- dass das CSEM diese Vorgaben erfüllen kann, für die Region weiterhin als lohnend erwei- kredit wurden, trotz erfolgreicher erster Leis- obwohl es im heutigen wirtschaftlichen Um- sen wird. In diesem Sinne gratuliere ich dem CSEM ganz herzlich zum dreissigjährigen Bestehen!  Komplexes Werkzeug für die Interview: Jacqueline Weber, Replikation von Stab Hochschulen, BKSD Mikro- und Nano- strukturen, hier am Beispiel von Hologrammen.

März 2014 178 5 Die Baselbieter Landwirtschaft vorwärts bringen

«Ich möchte ein verlässlicher Partner sein für die Baselbieter Bauern und diesen mit kreativen und innovativen Projek- ten, Bildungs- und Beratungsangeboten, Förderung der Vermarktung sowie mit einem effizienten und fairen Vollzug der Agrarpolitik eine erfolgreiche Zukunft er- möglichen.»

Lukas Kilcher ist seit dem 1. November Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain (LZE) in Sissach. Für das Infoheft gibt er einen ersten Ein- und Ausblick.

Drei intensive und inspirierende Monate Tages verbrachte ich mit dem Bauernverband arbeite ich nun am Ebenrain und schätze beider Basel, einem der wichtigsten Partner mich› sehr glücklich, zusammen mit einem des LZE. Aus der Diskussion mit diesen Men- kompetenten Team und motivierten Partnern schen schöpfe ich seither täglich Inspiration für die Landwirtschaft und Bevölkerung beider und lerne, so viel ich kann. Ich nehme viel Basel da zu sein. Bereits mein erster Tag am Interesse an einer guten Zusammenarbeit Ebenrain brachte mich in Kontakt mit den wahr; das schätze ich sehr, und ich begegne Menschen, die für mich wichtig sind in meiner dem mit grossem Verantwortungsbewusst- neuen Verantwortung: Als erstes hat mich sein. Erfreulich ist auch, dass ich parallel zum mein Chef begrüsst, Regierungsrat Thomas Lernen rasch in die Gestaltungsphase gekom- Weber, der Vorsteher der Volkswirtschafts- men bin. Ich hatte also in vieler Hinsicht einen und Gesundheitsdirektion (VGD). Danach habe guten Start und bin sehr motiviert für alles, ich mich bei einem gemeinsamen Znüni dem was kommt. Ebenrain-Team vorgestellt, und den Rest des

6 178 März 2014 vom Ebenrain aus ermöglichen. Es ist daher duktion. Auch der Biolandbau ist eine Chance wichtig, dass der Ebenrain sein Bildungs- und für die Zukunft. Eine weitere sehe ich in der Beratungsangebot für die Landwirtschaft Stärkung regionaler Produkte: In Zeiten der stärkt, mit agronomischen und sozioökonomi- globalen Nahrungsmittelbeschaffung möchten schen Themen. Wir möchten die Bauern fit für mehr und mehr Kunden wissen, woher das die Zukunft machen. Essen kommt, und bevorzugen Produkte aus der Region. Kostengünstige Massenproduktion Das Landwirtschaftliche Zentrum Landwirtschaftliches Einkommen ist keine Option für die Baselbieter Landwirt- Ebenrain übernimmt die Aufgaben des verbessern schaft. Kantons Basel-Landschaft zugunsten Die Bauern wollen mit bester Qualität in von Landwirtschaft und Ernährung. Es einem anspruchsvollen Markt ein gutes Ein- Potential für Qualitätsprodukte aus führt eine landwirtschaftliche Schule kommen erwirtschaften. Dabei ist es wichtig, der Region zur Ausbildung der Landwirte und dass die Bauern Verantwortung übernehmen; Das Baselbiet ist ein Pionierkanton des Bio- Landwirtinnen und bietet eine haus- sie sollen starke Partner in der Wertschöp- landbaus, dank dem früher in Oberwil und wirtschaftliche Vorlehre an. Der Ebenrain fungskette von der Produktion bis zum End- heute im nahen Frick ansässigen Forschungs- setzt die agrarpolitischen Massnahmen verbraucher werden. Aber es ist klar, dass sie institut für biologischen Landbau (FiBL) sowie des Bundes und des Kantons um. Dazu mit Schweizer Kosten und dennoch zu inter- dem Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain. gehören Direktzahlungen an Bäuerin- national wettbewerbsfähigen Preisen produ- Der damalige Ebenrain-Direktor Otto Buess nen und Bauern, die Unterstützung von zieren müssen – das ist nur möglich dank den hat den Gutsbetrieb auf biologische Be- Obst-, Reb-, Gemüsebau und Tierzucht, Direktzahlungen des Bundes. Das sind keine wirtschaftung umgestellt – der erste in der die Förderung einer umweltfreundlichen Giesskannen-Subventionen, sondern sie gel- Schweiz – und dem Ebenrain so eine nationale und nachhaltigen Bewirtschaftung so- ten gezielt Leistungen der Landwirtschaft für Vorreiterrolle verschafft. Es gibt weitere Vor- wie die Unterstützung des Absatzes. Das die Öffentlichkeit ab, insbesondere Leistungen reiter des Biolandbaus in unserer Region: Coop LZE fördert Investitionen und setzt Mass- für die Ernährungssicherheit und ökologischen Schweiz zum Beispiel fördert den Biolandbau nahmen zur Verbesserung der Struktu- Leistungen. Der Ebenrain setzt die agrarpoli- mit zahlreichen Projekten und verkauft heute ren in der Landwirtschaft um. Wichtige tischen Massnahmen um und erhält von den die Hälfte der Bioprodukte in der Schweiz. Anschauungs- und Lernplattformen am Bauern dafür auch viel Anerkennung, gerade Bio ist nur eines der Potenziale. Die Regi- Ebenrain sind der Gutsbetrieb sowie der weil wir das nicht nur als Hoheitsaufgabe on ist ein Markt mit über 350'000 Menschen, Schulgarten; beide werden biologisch abwickeln, sondern die Bauern gleichzeitig die auf Qualität und Regionalität setzen. bewirtschaftet. Der Ebenrain baut Brü- darin beraten, sich möglichst erfolgreich auf Dieser Markt bietet grosses Potenzial, zum cken von der Landwirtschaft zur Gesell- dem Markt und mit den Direktzahlungen zu Beispiel für Baselbieter Spezialitäten wie schaft, zum Beispiel mit der Förderung entwickeln. Kirschen, aber auch für Gemüse, Acker- gesunder Ernährung und mit Angeboten bauprodukte, Milch und Fleisch. Auch den wie «Schule auf dem Bauernhof». Der Exportmarkt ins umliegende Ausland sollte Ebenraintag im September ist ein belieb- Wie wichtig ist die Landwirtschaft man nicht vernachlässigen. Die umliegenden tes Schaufenster der Baselbieter Land- für unseren Kanton? Länder sind sehr aktiv im Schweizer Markt, wirtschaft und des LZE für die Bevölke- Der Name unseres Kantons spricht zwar das das können auch wir im Ausland mit ausge- rung in der Region. www.ebenrain.ch «Land» an. Baselland ist aber längst nicht mehr ein Bauernkanton. Der bescheidene Beitrag wählten Spezialitäten. zum Bruttosozialprodukt wird von einigen mit Bauern fit machen für die Zukunft der Empfehlung quittiert, die Nahrungsmit- Lukas Kilcher, Eine solide und effiziente Administration und telproduktion solle doch ins billigere Ausland Leiter Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain Umsetzung der Hoheitsaufgaben in der Land- verlegt werden. Das hätte verheerende Fol- (Foto: Rolf Wirz) wirtschaft und Ernährung ist unsere Basis. gen, denn die Bauern leisten weit mehr als Aber unsere Aufgaben gehen viel weiter: Wir nur Lebensmittelproduktion. Die Landschaft sind mitverantwortlich für die Gestaltung des hat viele Dimensionen und Werte, welche die Agrarsektors. Ich möchte unseren unterneh- Bauern pflegen, zusammen mit den Natur- merischen Handlungsspielraum nutzen, um schützern, Förstern und Jägern. Wir verfolgen Landwirtschaft im Baselbiet die Baselbieter Landwirtschaft und uns selber das Ziel, hochwertige und gesunde Lebens- Im Baselbiet gibt es 948 Landwirtschafts- vorwärts zu bringen. Der Ebenrain ist Plattform mittel zu produzieren mit möglichst hohem betriebe; 852 davon sind berechtigt für und liefert Inhalte für die strategische Ent- ökologischen Wert und möglichst kleinem Direktzahlungen (Stand Mai 2013). Ba- wicklung der Landwirtschaft. Fussabdruck sowie zu fairen Preisen. Von der selland hat 121 Biobetriebe; das sind 13 % In einem Prozess, den wir zu Beginn des Landwirtschaft wird also ökologische Qualität aller Landwirtschaftsbetriebe im Kanton. Jahres mit dem Bauernverband beider Basel und Produktivität gefordert. Es ist auch klar, Bezogen auf die Fläche liegt der Bioanteil gestartet haben, werden wir an der Stra- dass der Import von Futtermitteln aus Ent- mit 15 % sogar etwas höher: Die gesamte tegie unserer Landwirtschaft arbeiten und wicklungsländern kein Zukunftsmodell ist. Wir landwirtschaftliche Nutzfläche ohne diskutieren, wie der Ebenrain die Bauern am müssen unsere Versorgung soweit möglich mit Kleinstbetriebe beträgt 22'090 ha, die besten unterstützen kann. Dazu braucht es eigenen Ressourcen sichern. Ein Beispiel dafür Biofläche beträgt 3'328 ha (2013). Innovationsbereitschaft; genau das möchte ich ist graslandbasierte Milch- und Fleischpro-

März 2014 178 7 Echte Burgen – falsche Ritter?

Imposante Burgen, prächtig gerüstete Ritter, holde Burgfräulein: Das Stichwort «Mittelalter» weckt in unseren Köpfen vielfältige Bilder. Doch stimmen die- se Klischees mit der Wirklichkeit überein und woher haben wir unser Mittelalterbild? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung «Echte Burgen – falsche Ritter?» – eine Koproduktion des Historischen Muse- ums Basel und der Archäologie Baselland.

Ritter und Burgen sind populärer denn je. Umbau. Fortan sprachen sie sich als «Grafen An historischen Märkten tauchen Tausende von Thierstein» an und feierten weinselige in› vergangene Zeiten ein, Kinder und Erwach- Ritterfeste in ihrem zweiten Zuhause. Noch sene verkleiden sich als Ritter und Edeldamen. in den 1930er Jahren erschuf der damalige Burgen und historische Städtchen bilden die Verwaltungsratspräsident der Ciba, Jaques ideale Kulisse für die unzähligen Mittelalter- Brodbeck-Sandreuter, über den Ruinen der spektakel. Für viele Leute sind diese Events Burg Reichenstein in Arlesheim ein neues Fluchtpunkte aus der als eintönig empfun- Schloss. Solche Modellanlagen, die wenig denen Gegenwart. Entsprechend verklärt ist mit den ursprünglichen Bauten gemein haben, oftmals auch der Blick auf eine vermeintlich prägen bis heute das Burgenbild in den Köpfen goldene Ära, in der Edelmut, Höflichkeit und vieler Menschen. Kampfkraft hochgehalten wurden. Diese Bilder haben mit der ursprünglichen Funktion eines Ritters, nämlich der eines berittenen Kriegers, meist nicht mehr viel gemeinsam. Das Leben im Mittelalter war ziemlich schmutzig, der Alltag oftmals trist, und von den hehren Idea- len des christlichen Ritters waren die meisten Männer wohl ziemlich weit entfernt. Doch woher stammen diese Vorstellungen? Viel dazu beigetragen hat sicher die Filmindustrie: Hollywood und Co. bedienen sich seit Anbe- ginn des bewegten Bildes gerne der Klischees und befördern diese weiter. Die Ausstellung zeigt aber, dass die Idealisierung des Ritter- tums viel weiter zurückreicht, ja quasi in der Epoche selbst begründet ist.

Aus Burgen werden Schlösser Auch die Burgen blieben nicht verschont. Einst als trutzige Wehrbauten errichtet, erfuhren viele im Laufe der Zeit Veränderungen, die Ideal und Wirklichkeit Schnell wird klar: Den Ritter oder die Burg sie in Schlösser und Fantasieburgen verwan- Die Ausstellung im Museum für Geschichte gibt es nicht! Vielmehr spiegelt sich in beiden delten. Oftmals waren es reiche Stadtbürger, in der Basler Barfüsserkirche bietet eine Begriffen eine Vielfalt von Bildern, Wünschen die den alten, verarmten Adelsfamilien die umfassende Sicht auf Ideal und Wirklichkeit und Sehnsüchten, die nicht wenig von der ruinösen Landsitze abkauften und nach ihrem des Rittertums. Dafür bietet sich die Region jeweiligen Zeit geprägt sind, in der sie erson- Gusto wieder aufrichteten. Im 19. Jahrhundert Basel geradezu an. Das Baselbiet ist eine der nen, erdichtet und niedergeschrieben wurden. taten sich zum Beispiel vier junge Seidenband- burgenreichsten Landschaften Europas, und fabrikanten um Eduard Bischoff zusammen: der Glanz des Basler Rittertums mit seinen Stadt und Land Sie erwarben die Ruine Neu-Thierstein bei Turnieren strahlte weit über die Region hinaus. Die Beschäftigung mit der Welt der Ritter und Büsserach/SO für 600 Franken und investier- Seine Burgen und Ritter stehen stellvertretend Burgen eröffnet aber auch noch einen wei- ten das Dreissigfache des Kaufpreises für den für die Entwicklung in vielen anderen Ländern. teren Blickwinkel. Nebst der Frage nach den

8 178 März 2014  Unser Bild von den Rittern ist geprägt von Kli- schees. «Echt» und «falsch» lassen sich dabei nicht immer so leicht unterscheiden. Foto: HMB, Peter Portner/ Manuela Frey

 Schloss Reichen- stein, wie es sich heute präsentiert, wurde in den 1930er Jahren phantasievoll über den Ruinen wieder aufgebaut. Foto: Archäologie BL, Tom Schneider

 Die Ausstellung im Historischen Mittelalter-Klischees zieht sich ein weite- Eine Ausstellung für Jung und Alt Museum Basel eignet sich für die ganze res Thema wie ein roter Faden durch die Zahlreiche herausragende Objekte, einmalige Familie. Hier erklärt Thomas Hofmeier an Ausstellung: Die Beziehungen zwischen Funde und aktuelle Modelle machen Burgen- einem Kindernachmittag die Bauweise Stadt und Land. Während zu Beginn des und Rittergeschichten von über tausend Jahren der Burg Riedfluh bei Eptingen. Hochmittelalters weite Teile der Region erlebbar. Medienstationen geben Einblick in Foto: HMB, Philipp Emmel von landadligen Familien beherrscht rasante Turniere und informieren über die Bur- waren, war es im Spätmittelalter die auf- gen rund um Basel. Die Besucher können sich strebende Stadt, die nach und nach ihren von der Ritterwelt Hollywoods entführen und Einflussbereich ausweiten konnte. Der von pompösen Historienspektakeln des Basler Stadtadel erbaute oder erwarb Burgen auf Bürgertums beeindrucken lassen oder einen Echte Burgen – Falsche Ritter? dem Land, umgekehrt errichtete der Land- hohen Burgturm erklimmen, um den Ausblick 15. November 2013 – 29. Juni 2014 adel ansehnliche Stadthäuser, um näher auf die Burgenlandschaft der Region zu genies- HMB Historisches Museum Basel – beim Machtzentrum zu residieren. sen. Stationen zum Spielen, Rätseln und Hören Museum für Geschichte/Barfüsserkirche, Um 1400 sicherte sich die Stadt das machen die Ausstellung für die ganze Familie Barfüsserplatz Umland und richtete schliesslich auf interessant. Zudem gibt es ein spezielles Kin- Dienstag - Sonntag 10-17 Uhr und fünf Burgen (Farnsburg, Homburg, Mün- derheft, das die jüngeren Besucherinnen und am 1. Mittwoch im Monat 10-19.30 Uhr chenstein, Ramstein und Waldenburg) Besucher durch die Ausstellung führt. Im reich Telefon: 061 205 86 00 Vogteien ein, die erst im Nachgang der bebilderten Magazin zur Ausstellung vertiefen E-Mail: [email protected] französischen Revolution 1798 aufgeho- Fachleute ausgewählte Themen. Es kann vor Alle Informationen zum vielfältigen Be- ben wurden. Die «fremden Vögte» haben Ort im Museumsshop oder auch im Museum.BL gleitprogramm für Kinder und Erwachse- sich jedoch bis heute tief im Gedächtnis in Liestal erworben werden. ne, für Schulklassen und Gruppen finden verankert, wie aktuell etwa in Bezug auf Sie unter www.hmb.ch und Twitter. die Diskussion um die Kantonsfusion zu Andreas Fischer, Stv. Kantonsarchäologe, beobachten ist. Archäologie und Museum Baselland

März 2014 178 9 Schlossherr mit Flexibilität und Diskretion

Was macht eigentlich… der «Schlossverwalter» und sein Team vom Schloss Ebenrain?

Einblicke in die Arbeit von René Handschin

Gisela Dettwiler und Regina Harrison. René Handschin hat fast sein ganzes Leben auf der Schlossanlage verbracht. Denn schon seine El- tern und mit ihm seine Schwester bewirteten die Schlossgäste und betreuten das Haus und die Gartenanlage. René Handschin ist im Ne- benflügel zum Hauptgebäude aufgewachsen, wo er auch heute mit seiner Familie wohnt.

Heinzelmännchen und -frauen im Back- und Front-Office Die Haupttätigkeiten im Schloss umfassen Arbeiten rund um die geplanten Anlässe. Dazu gehören das Einrichten von Räumlich- keiten, die Vorbereitung der Schulungs- und Sitzungsräume für Tagungen und Bankette, Einkäufe jeglicher Art für die bevorstehenden Anlässe wie Esswaren und Blumen-Dekor bis hin zur Endreinigung der Lokalitäten. Wenn regierungsrätliche Empfänge im Schloss statt- finden, werden das Schloss und der Park mit der Flagge des Gastkantons geschmückt. Die Gäste werden während ihres ganzen Auf- enthaltes durch das Schloss-Team umsichtig betreut und begleitet. Dies erfordert auch ein grosses Mass an Flexibilität und Diskretion.

René Handschin ist für die umfassenden organisatorischen Abwicklungen verantwort- lich. Daneben gilt es die ganzen Vorbereitun- Im Schloss Ebenrain gibt es gen mit Veranstaltern, Cateringunternehmen,  Betriebsassistent René Handschin, der keine Gespenster… Lieferanten und Kunden zu treffen. Auch «Schlossverwalter» vom Ebenrain, … … aber drei gute Seelen, die sich rücksichts- Administratives wie beispielsweise das Erstel-  …und sein Team, Regina Harrison (l.) voll und mit einem grossen persönlichen len von Anlassabrechnungen, Personalplanun- und Gisela Dettwiler. Engagement um die Belange des Schlosses gen, Schlossführungen und das Beantworten und der Gäste kümmern. Damit die Parkanlage von verschiedenen Anfragen gehören zu den sich täglich von seiner schönsten Seite zeigen regelmässigen Aufgaben von René Handschin kann und das Schloss seinen Gästen immer und seinem Team. ein stilvolles Ambiente bieten kann, braucht es zuverlässige und engagierte Mitarbeitende, Ein Job mit vielen Facetten welche tagtäglich die Liegenschaft betreuen Falls etwas am ehrwürdigen Gebäude oder In- und pflegen. Das Team vom Schloss Eben- ventar reparaturbedürftig sein sollte, obliegt es rain besteht aus drei Personen: Teamleiter René Handschin, die notwendigen Massnah- René Handschin und den Betriebsassistentin men zu treffen und kleinere Reparaturen selber

10 178 März 2014 Schlossherr mit Flexibilität und Diskretion

 Das Barockschloss Ebenrain in Sissach, Repräsentationssitz des Kantons Basel-Landschaft. Fotos: BKSD

Das Schloss als Repräsentations-, Schu- lungs- und Kursort erfreut sich zuneh- mender Beliebtheit, wie die Statistik zeigt: 2012: rund 80 Anlässe; 2013: rund 110 Anlässe; 2014 (Stand 20. Januar): bereits 95 Anlässe!

Das Barockschloss Ebenrain wurde 1774- 1776 erbaut und ist heute der Repräsentati- onssitz des Kantons Basel-Landschaft. Das Schloss wird genutzt für Regierungsanlässe, vorzunehmen respektive die entsprechenden nehmen diese Verantwortung gerne und mit Seminare, Kurse sowie Sitzungen und Empfän- Handwerker aufzubieten. Für grössere Arbeiten viel Freude wahr. ge. Das Schloss ist nicht öffentlich zugänglich, an der Liegenschaft und der Parkanlage ist und es finden auch keine Privatanlässe statt. das Hochbauamt der Bau- und Umweltschutz- Schloss Ebenrain – Hingegen ist der Park öffentlich und wird viel direktion verantwortlich und organisiert in repräsentativ und interessant und gerne für Spaziergänge genutzt und dient Koordination mit dem Leiter des Schlossteams Führungen durch das Schloss gehören zu den Ruhesuchenden als schöner Aufenthaltsplatz. die notwendigen Arbeiten. In der Zuständigkeit speziellen Aufgaben, welche den Betriebsas- Viele Hochzeitspaare nutzen die schöne Park- von René Handschin liegt auch die Pflege der sistentinnen obliegen. Die Geschichte des anlage mit der herrschaftlichen Schlosskulisse Aussenbereiche mit dem Schlossgarten und Schlosses ist sehr spannend und die kleinen als Ort für ihre Hochzeitsfotos. der Parkanlage. Die Schlossanlage als Arbeits- Anekdoten sind sehr amüsant und aufschluss- platz ist nicht ganz alltäglich und bedingt auch reich. Das Schlossteam schafft es, dass sich Petra Schmidt, eine besondere Beziehung zu diesem idylli- die Gäste richtiggehend in die jeweiligen Epo- Verantwortliche Raumressourcen schen Ort. René Handschin und sein Team sind chen der bald 240-jährigen Schlossgeschichte sich ihrer besonderen Aufgabe bewusst und zurück versetzen können.

März 2014 178 11 STRATUM2

Basel-Landschaft wird zum Vorzeigekanton bezüglich IT-Governance

Vor rund zwei Jahren hat der Regierungsrat mit der IT-Strategie 2.0 die Stossrichtung für ein GSMS (Gemein- sames Service-Management-System) festgelegt. Ein Grossteil der Informatikleistungen wurde davor dezen- tral in den Direktionen erbracht. Was damals eher einer Vision glich und weit in der Zukunft lag, ist heute Realität: Per Ende 2013 konnte das Programm STRATUM2 (IT-STRATegie-UMsetzung) erfolgreich abgeschlossen werden. Der Kanton Basel-Landschaft hat es damit innert weniger Jahren zum Vorzeigekanton bezüglich IT-Governance gebracht.

STRATUM2 erfolgreich abgeschlossen: Heute sind gut zwei Drittel des kantonalen Gemeinsam stark in der IT IT-Personals bei den ZID aktiv. Diese erbrin- Das Programm STRATUM2 mit 65 Beteiligten gen auch rund zwei Drittel der kantonalen in fünf Projekten ist ein Erfolg: Alle beauftrag- IT-Leistungen (Betrieb, Support mit einem ten Arbeiten wurden in der geplanten Dauer Service-Desk, Rechenzentrum, Netzwerke von zwei Jahren abgeschlossen. Obwohl die usw.). Besonders dabei ist, dass mit GSMS die Ziele teilweise sogar mehr als erfüllt sind, Informatikleistungen für die Kantonsverwal- wurde das Budget um rund zehn Prozent un- tung gemeinsam mit den IT-Spezialisten der terschritten. Direktionen erbracht werden. Die «Feuertaufe» war erfolgreich, auch wenn in den nächsten Jahren noch Verbesse- rungen erfolgen müssen.

Ist GSMS der richtige Weg? Die Informatik ist inzwischen zu einem Mit STRATUM2 wurde Folgendes erreicht: wesentlichen Arbeitsmittel in allen Verwal- • Einführung eines gemeinsamen Service- tungsgeschäften geworden. Zukünftig wird die Management-Systems mit kantonsweiten Abhängigkeit weiter ansteigen, so dass die IT-Prozessen nach IT Infrastructure Library Arbeitsunterstützung durch die IT mit einer ho- (ITIL); hen Professionalität erbracht werden muss. Die • Verschiebung von wesentlichen Basis-Infra- IT-Organisation des Kantons Basel-Landschaft struktur-Leistungen von den Direktionen zu hat dank STRATUM2 heute einen Vorzeigecha- den Zentralen Informatikdiensten (ZID), inkl. rakter erreicht. Dies ist insofern erstaunlich, als Überführung von IT-Mitarbeitenden; in den letzten drei Jahren die kantonsweiten • Realisierung eines kantonsweiten Service- IT-Kosten trotzdem kaum gestiegen sind. Die Kataloges und der nötigen Zusammenar- Nutzniessenden dieser Verbesserungen (Quali- beitsvereinbarungen; tät, Sicherheit, Funktionsumfang der Applikati- • Zusammenführung der bisherigen drei onen usw.) sind die Verwaltungsmitarbeitenden Service-Desks zu einem gemeinsamen und letztlich die Unternehmungen sowie die Service-Desk; Bürgerinnen und Bürger. • Erhöhung der Informatiksicherheit (bis hin Mit STRATUM2 konnte eine neue, direk- zur Schulung der Endbenutzer); tionsübergreifende Kultur der Zusammenar- • Zusammenführung von 98 Prozent aller beit erreicht werden: Der Wegweiser in die dezentralen Server in ein gemeinsames richtige Richtung ist klar definiert. Gehen wir Rechenzentrum (inkl. Prüfung der Zuständig- diesen Weg gemeinsam weiter! keiten für alle Applikationen); • Aufbau von CSI (Continual Service Improve- Programmleitung STRATUM2: ment), um den IT-Betrieb in den kommenden Hans Ruosch, Leiter IPK BL, Jahren bei Bedarf selber optimieren zu und Alex Colombi, CEO CSP können.

12 178 März 2014 Arxhof-Leiter Renato Rossi in Pension

Mit Ästhetik zur Verhaltensänderung

Nach 22 Jahren auf dem Massnahmenzentrum für junge Erwachsene Arxhof, davon 16 als Direktor, ging Renato Rossi Ende Januar in Pension. Vor den Medien würdigte Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Isaac Reber das umsichtige Engagement von Renato Rossi und dankte ihm für seinen erfolgreichen, pionierhaften und bisweilen unkonventionellen Einsatz. Seit dem 1. Februar leitet Ursicin Poltera den Arxhof.

 Renato Rossi hat den Arxhof geprägt.

 Ende Januar zog Renato Rossi (l.) vor den Medien eine persönliche Bilanz nach 22 Jahren Arxhof. Foto SID

In seiner persönlichen Bilanz blickte Rena- gegeben hat, wertet er als Beweis für die to Rossi auf Höhen und Tiefen zurück – wobei Richtigkeit dieser Hypothese. sich der Arxhof aus der Tiefe der Krise Ende der 80er-Jahre erhob und 1991 neu startete. Arxhof als internationale Vorzeigeanstalt Renato Rossi begann im November 1991 als Das Konzept und der zunehmende Erfolg Ausbildungsleiter unter dem damaligen Arx- machten den Arxhof auch international hofdirektor Bastian Nussbaumer. Seit 1998 bekannt: Neben der damaligen Justizminis- führte Rossi das Massnahmenzentrum für terin, Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, junge Erwachsene als Direktor. besuchten Justizminister und Richter aus Deutschland und weiteren Ländern bis hin «Beauty is a silent teacher» nach Südkorea den Arxhof. Dies nicht zuletzt Das Therapiekonzept unter Renato Rossi wegen der Rückfallquote, die im Vergleich basierte auf verschiedenen Elementen. Nebst zu anderen Institutionen deutlich niederer delikt- und risikoorientierter Therapie bildet ausfällt, vor allem auch im internationalen das therapeutischen Milieu eine wichtige Vergleich. Grundlage für die Arbeit mit den kriminellen Weitere Informationen zum Arxhof jungen Männern. Mitsprache und gegenseiti- Kommunikation SID unter www.arxhof.ch ger Respekt sind Voraussetzung für die Arbeit überhaupt. Unter anderem wird auf Ästhetik Eine weitere Würdigung von Renato viel Wert gelegt, denn Schönheit bewirkt Rossis Wirken finden Sie in den Personalnach- Verhaltensänderungen, wie ein englisches richten auf Seite 26. Sprichwort sagt. Entsprechend liess Renato Rossi den gesamten Aussenbereich gestalten und gab den Gebäuden ein Farbkonzept. Dass es bis heute keinerlei Vandalismusschäden

März 2014 178 13 14 178 März 2014 Welcome, Frau Welcome Desk!

Der Welcome Desk der Wirtschaftsförderung ist die neue Eingangspfor- te für unternehmerische Anliegen. Seit Oktober 2013 engagiert sich hier Sibylle Pauli als Ansprechperson für einen kundenorientierten adminis- trativen Prozess.

beitet. «Ein Teil der Anfragen geht aber direkt weiter an die Bestandespflege, zu Thomas de Courten, oder an KMUinfo, zu Melanie Zeiter», erklärt Pauli. Die KMUinfo ist die zentrale An- laufstelle im Generalsekretariat der Volkswirt- schafts- und Gesundheitsdirektion für kleine und mittlere Unternehmen. Auch BaselArea ist ein wichtiger Partner des Welcome Desk, besonders bei der Betreuung der grösseren Unternehmen oder Investoren.

Wenn sich Unternehmen mit ihren Anlie- gen direkt an die internen Fachstellen richten, dann können diese die Anfragen wie gewohnt  Sibylle Pauli. Nach einer kurzen Anlaufphase ist der beantworten. Wichtig ist, dass der Welcome Foto Guido Schärli Welcome Desk der Wirtschaftsförderung Desk im Anschluss die Kontaktangaben der Kanton› Basel-Landschaft sehr gut gestartet: Kundin oder des Kunden erhält. Denn die «Seit dem Projektstart sind bereits über fünf- Unternehmen sollen in all ihren Begehren zig Anfragen eingegangen», erzählt Sibylle umfassend erfasst und begleitet werden. Die Pauli. kompetente, fachspezifische Beratung und die weiterführende Betreuung bilden zusammen Fast die Hälfte der bisherigen Anfragen ein zentrales Element für den Erfolg der Wirt- betrifft die Suche nach Wirtschaftsflächen. In- schaftsförderung. ternationale, nationale, aber auch hier ansäs- sige Unternehmen möchten expandieren, oder Isabelle Pryce sie suchen nach einem neuen Standort. «Die Arealdatenbank ist deshalb ein sehr wichtiges Instrument meiner täglichen Arbeit», sagt Pauli. Zur Auswahl stehen sowohl bestehende Gebäude oder Räumlichkeiten, aber auch die «Grüne Wiese» für einen Neubau. Die anderen Anliegen beinhalten eine breite Palette an Sibylle Pauli, Welcome Desk, Fragen zu Arbeitsbewilligungen, zur Selbstän- Wirtschaftsförderung Kanton digkeit, zur Wirtschaftsförderung selbst sowie Basel-Landschaft, zu baurechtlichen Angelegenheiten. Bahnhofplatz 11, 4410 Liestal, Telefon 061 552 96 92, Viele dieser individuellen Anfragen von [email protected], Unternehmen und Investoren werden vom www.economy-bl.ch Welcome Desk direkt und in Zusammenarbeit mit den internen Fachstellen, vor allem der Raumplanung und der Steuerabteilung, bear-

März 2014 178 15 Schnäppchen aus dem Kantonsfundus

Neuland beschreitet der Kanton Baselland mit dem sogenannten «Liq-Shop»: Die Abteilung «Fundbüro und Verwertungsdienst» der Sicherheitsdirektion verkauft seit November gefun- dene oder beschlagnahmte Waren.

Mit der Lupe prüft der ältere Herr im brau- Schmuck, Mobiltelefone, Kosmetikartikel oder nen Mantel die Uhr in seiner Hand. Er hält Kameras im Sortiment. «Es sind Fundsachen sie› ins Licht, studiert das Zifferblatt, das gol- oder beschlagnahmte Gegenstände, die wir dene Armband, die Gravur auf der Rückseite. von der Polizei, der Staatsanwaltschaft und Der Herr nimmt sich Zeit, es geht um viel Geld: den Gerichten bekommen», berichtet Barbati. 2‘700 Franken. Der Preis steht auf dem Etikett, Sein Auftrag sei es, möglichst viel Geld her- das mit einer Schnur an der Omega befestigt auszuholen. Denn Gerichtsverfahren kämen ist. Schliesslich lächelt der Herr: «In Ordnung, die öffentliche Hand teuer zu stehen – bei- ich nehme sie.» spielsweise, wenn der Kanton Pflichtanwälte Berardino Barbati nimmt die Uhr in Ge- stellen müsse. wahrsam, während sich der ältere Herr auf den Laut Barbati haben er und seine Kolle- Weg ins Stedtli macht und Geld holt – Barzah- gen Wolfgang Diethelm, Daniela Gehrig und lung ist Pflicht im Liq-Shop. «Das ist ein schö- Markus Scholer die Idee für den Liq-Shop nes Schnäppchen», meint Barbati. Der Neupreis gemeinsam entwickelt. «Früher hatten wir ab der Omega liege bei über 10‘000 Franken. und zu eine Gant, die Waren lagen lange Zeit herum. Deshalb suchten wir schnellere Ab- Möglichst viel herausholen satzmöglichkeiten. Mit dem Shop können wir Seit November 2013 bieten Barbati und seine sie jetzt direkt nach einer Verurteilung in den drei Mitarbeiter der Abteilung «Fundbüro Verkauf bringen.» Die Preise für die Waren und Verwertungsdienst» Gegenstände wie würden nach Erfahrung oder einer Recherche die Omega zum Verkauf an. Der sogenannte im Internet festgelegt. «Die Preise sind fix, Liq-Shop führt aber auch Kleider, Schuhe, Schnäppchen sind aber jederzeit möglich.»

16 178 März 2014 muss Platz geschaffen werden. Deswegen gewährt der Laden auch mal Rabatte auf die bereits tiefen Preise. «Wenn wir alles loswer- den wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen», sagt Barbati, der selbst aus dem Fachhandel kommt. Und lassen sich in Liestal partout keine Käufer finden, so bietet er die Waren eben im Internet bei Ricardo an. Dort ging eine edle Flasche Dom Pérignon innert kurzer Zeit weg.

Stammkunden stehen Schlange Dass etwas in den Regalen liegen bleibt, ist allerdings selten. Denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass sich im Oristal gute Geschäfte machen lassen: «Zwanzig bis dreis- sig Leute stehen jeden Donnerstagmorgen vor der Türöffnung draussen, weil sie sich die besten Stücke sichern wollen», erzählt Barba-  Das Liq-Shop-Team: Markus Scholer, ti. Das Publikum ist nach seinen Angaben sehr Wolfgang Diethelm, Daniela Gehrig und durchmischt, beliebt seien vor allem elektro- Berardino Barbati (v.l.n.r.). nische Artikel wie iPods und iPhones. Diese gingen erst nach der Löschung aller Daten in  Beliebt bei den Kunden sind elektro- den Verkauf, betont er. Wichtig sei den Kun- nische Artikel. den, dass es mit den Waren seine Richtigkeit habe. «Wenn nötig, bestätigen wir schriftlich,  Um alle Waren loszuwerden, ge- dass nichts gestohlen ist.» währt der Laden gelegentlich auch zu- Trotz des Erfolgs wird der Kanton Ba- sätzliche Rabatte. selland auch in Zukunft ab und zu eine Gant durchführen. Denn Gegenstände aus Betrei- bungs- und Konkursverfahren müssen laut Bundesgesetz an Auktionen verkauft werden. Ebenso beibehalten wird der Kanton die Ver- Weitere Kantone machen mit steigerungen von Velos und Autos. «Die sind Geld bringt nicht nur der Verkauf der Waren. bei den Leuten sehr beliebt», sagt Barbati. Auch der Verzicht auf die Versteigerungen wirkt sich positiv auf die Staatskasse aus. Die Text + Fotos: Kommunikation SID Organisation einer Gant kostet nach Einschät- zung von Barbati etwa 5‘000 Franken, dank dem Shop habe sich der Kanton seit Novem- ber bereits sieben oder acht Ganten sparen können. Davon profitiert nicht nur Baselland. Auch die Kantone Aargau, Basel-Stadt und lassen mittlerweile Waren in Liestal Öffnungszeiten verkaufen. Ihnen stellt das Baselbiet jeweils Der Liq-Shop befindet sich an der Oris- den Aufwand in Rechnung, der Rest der Erlöse talstrasse 100 in Liestal und ist auch mit fliesst zurück. Dies ist in Abkommen zwischen dem öffentlichen Verkehr gut zu errei- den Kantonen geregelt. chen (Postauto Nr. 67, Haltestelle Zeug- Die Zusammenarbeit stellt sicher, dass der haus). Er ist jeweils am Donnerstag von Liq-Shop immer genug Nachschub bekommt. 08:30 bis 11:30 Uhr und 13:30 bis 18:00 So hat laut Barbati der Kanton Bern eine Uhr geöffnet. grössere Warenlieferung angekündigt, nun

März 2014 178 17 Jeffrey Kissling, Lernender Automechatroniker

«Es ist ein tolles Umfeld zum Lernen»

Seit vielen Jahren engagieren sich Berufsbildnerin- nen und Berufsbildner in der Kantonalen Verwaltung Basel-Landschaft erfolgreich für die Ausbildung von Lernenden. Damit trägt der Kanton Basel-Landschaft einen wesentlichen Teil zur Integration junger Men- schen in die Berufswelt sowie zur Nachwuchsförderung bei. Aktuell sind insgesamt 139 junge Menschen in 21 unterschiedlichen Berufen beim Kanton tätig, neben anderen auch Jeffrey Kissling aus Zunzgen. Er absol- viert seine Ausbildung in der Garage des Tiefbauamtes an der Frenkendörferstrasse 21 in Liestal. Das Infoheft hat ihn an seinem Arbeitsplatz besucht.

› Infoheft: Wie bist Du zu Deiner Lehrstel- Diese kann ich dann mit dem Berufsbildner le beim Kanton Basel-Landschaft gekommen besprechen. Es gibt auch Übungsstücke für und weshalb hast Du Dich für die Lehrstelle neue Aufgaben. Dabei schätze ich es, dass ich beim Tiefbauamt entschieden? dafür genügend Zeit habe. Jeffrey Kissling: Die offene Lehrstelle habe ich mit anderen Lehrstellen im Lehrstellen- › Gibt es auch Zeitdruck? nachweis beider Basel (www.lenabb.ch) ent- Ja klar, zum Beispiel wenn ich am Nach- deckt und habe dann Bewerbungen verschickt. mittag Berufsschule habe und am Vormittag Bei den Schnupperlehren hat es mir hier in noch einen Service fertig machen muss. der Garage am besten gefallen. Ich wurde gut eingeführt und konnte erste spannende Arbeiten › Was gefällt Dir an Deinem Lehrbetrieb? kennenlernen. Daher habe ich mich für diese Ich liebe es, wenn grössere Arbeiten an- Lehrstelle entschieden. stehen, wie zum Beispiel einen Zahnriemen zu wechseln. Davon profitiere ich viel und sehe, › Was waren Deine Erwartungen zu wie der Motor funktioniert. Gerne suche ich Beginn der Ausbildung? auch Fehler mit Unterstützung des Wartungs- Eine gute Ausbildung zu absolvieren, viel computers. Die erhaltenen Testergebnisse gilt Neues zu lernen und eine gute Begleitung zu es dann zu interpretieren. geniessen. › Wie ist der Umgang zwischen Dir und › Wie wirst Du durch Deinen Berufsbild- den Mitarbeitenden? ner unterstützt? Mit den meisten Mitarbeitenden verstehe Ich werde gut unterstützt, wenn ich Fragen ich mich gut. Wir gehen höflich miteinander um, habe. Oft bekomme ich auch Aufgaben, bei und man wird gegenseitig respektiert. Bin ich mit welchen ich die Lösung selber finden muss. meiner Arbeit fertig, helfe ich einem Kollegen.

18 178 März 2014 erklärt werden, kann es sehr komplex werden. Allgemeinwissen liegt mir nicht so sehr, wie zum Beispiel einen Vortrag zu schreiben und zu halten.

› Was sind Deine Freizeitinteressen? Ein- bis zweimal in der Woche gehe ich ins Karatetraining. Daneben nehme ich Schlagzeugunterricht, repariere «Töffli» und mache diese wieder fahrtüchtig.

› Was sind Deine Ziele nach der Ausbil- dung? Als erstes möchte ich gerne arbeiten und praktische Erfahrungen sammeln. Speziell reizen würde mich eine Weiterbildung zum Fahrzeugrestaurator. Diese Leute reparieren, restaurieren und pflegen Oldtimer.

› Würdest Du die kantonale Verwaltung als Lehrbetrieb weiter empfehlen? Ja, ich denke schon: Es ist ein tolles › Was siehst Du als «Highlight» in Deiner Umfeld zum Lernen, und die Leute sind top. Ausbildung beim Kanton? Ich schätze es, zu Beginn etwas mehr Zeit zu Wenn ich Fragen habe, sei es bei der haben. Alle sechs Monate wird ein Bildungs- Arbeit oder auch zu einem Thema aus der Be- bericht erstellt. Dieser gibt Auskunft über rufsfachschule, kann ich jederzeit fragen und den Stand der Ausbildung. Man hat auch die werde unterstützt. Das ist wertvoll. Es gibt Möglichkeit, sich gegenseitig zu bewerten. auch jährlich ein Lager für alle Lernenden der Kantonalen Verwaltung. Das schätze ich sehr. Ich danke Jeffrey Kissling und seinem Berufsbildner Hanspeter Häring für das ange- › Gibt es Sachen, die Du vermisst? regte Gespräch und den interessanten Einblick Eigentlich nicht. Ich hoffe, dass ich im in die Ausbildung zum Automechatroniker. Ich späteren Berufsleben auch die erforderliche Ge- wünsche weiterhin viel Freude und Erfolg am schwindigkeit erreiche, wie zum Beispiel einen gewählten Beruf. Service in der vom Hersteller vorgegebenen Zeit auszuführen. In der Ausbildung im Tiefbauamt Interview + Fotos: Kathrin Alispach, hat im ersten und zweiten Lehrjahr die Qualität Berufsbildungsbeauftragte, Personalamt erste Priorität, im dritten und vierten Lehrjahr ist es zusätzlich auch die Quantität.

› Wie anspruchsvoll ist die Berufsfach-  Jeffrey Kissling und sein Berufsbildner schule? Was im Besonderen? Hanspeter Häring Das Rechnen ist ziemlich happig, auch die Berechnungen in der Elektrotechnik finde ich anspruchsvoll – aber das bereitet mir grundsätzlich keine Mühe. Wenn Bauteile

März 2014 178 19 Gefängnisprovisorium mit Containern steht

Zehn Gefängniscontainer mit zwanzig Haftplätzen sollen bis zum Som- mer den Baselbieter Zellen-Engpass beheben. Diese Gefängniscontainer wurden Ende Januar in einer Halle in einem Industriequartier in Liestal eingebaut. Der Regierungsrat hatte vergangenen Dezember grünes Licht gegeben für ein Gefängnisprovisorium bis zur Eröffnung des Strafjus- tizzentrums mit seinen 47 Haftplätzen.

Bei der Wahl des Standorts für das Provi- Baubewilligung für sechs Monate sorium waren viele Aspekte zu berücksich- befristet tigen.› Als beste Lösung hat sich die ehemalige Das Bauinspektorat hat der Sicherheitsdirek- Schafir-Mugglin-Halle an der Frenkendörfer- tion die Baubewilligung befristet auf sechs strasse in Liestal herausgestellt, welche seit Monate, bis Ende Juli 2014, erteilt. Die längerer Zeit dem Kanton gehört und für ver- Gefängnisplätze werden jeweils dann be- schiedene Lagerzwecke verwendet wird. legt, wenn keine Haftplätze in den regulären Gefängnissen mehr frei sind oder besondere Platzierungen (z.B. um Absprachen unter Inhaftierten zu verhindern) notwendig sind. Die Einrichtung der Containerzellen ist zwar temporär, entspricht aber vergleichbaren Sicherheitsstandards der übrigen Baselbieter Gefängnisse. Dies gilt auch für die Betreuung und Bewachung. Zur weiteren Sicherheit wer- den in der unmittelbaren Umgebung der Halle ausgebildetes Sicherheitspersonal und/oder die Polizei Kontrollgänge durchführen.

Betriebsbereit seit Mitte Februar Die Gesamtkosten inkl. baulichen Massnah- men und Betrieb belaufen sich auf rund CHF 1,5 Mio. für ein Jahr und werden der laufen- den Rechnung belastet. Die Container können nur für ein Jahr gemietet werden, die Miete beläuft sich auf CHF 78‘000. Die Betriebskos- ten inkl. Bewachung werden mit rund CHF 1,1 Mio. veranschlagt. Der Rest sind bauliche Massnahmen. Betriebsbereit ist das Gefäng- nisprovisorium seit Mitte Februar.

Kommunikation SID

 Mit einem Kran wurden die Gefäng- niscontainer vom Lastwagen vor den Halleneingang gehoben und dann in die Halle geschoben.

 Zwei Untersuchungshäftlinge teilen sich 22,5 m2 mit Lavabo, Toilette, Bett, Tisch, Stühlen und einem Fernseher. Fotos SID

20 178 März 2014 Seminarprogramm 2014: Starke Nachfrage

Das Seminarprogramm 2014 er- freut sich seit der Publikation im Herbst 2013 eines grossen Zu- spruchs, und viele der Seminare sind sehr gut nachgefragt oder so- gar schon ausgebucht. Besonders erfreulich ist, dass auch die neu angebotenen stehenden Seminare sehr gut ankommen.

Der Seminarflyer gibt einen ersten groben Überblick über das gesamte Seminarange- bot.› Detailliertere Informationen zu den einzel- nen Seminaren stehen im Infocockpit (Services > Fort- und Weiterbildung > Seminarprogramm BL) oder im Internet (www.bl.ch/seminar- programm) zur Verfügung.

Doch was tun, wenn trotzdem nicht alle Fragen beantwortet worden sind? In diesem Fall empfiehlt das Personalamt, das Semin- Qualität der Seminargestaltung armanagement zu kontaktieren: Stefan Arn, Leiter Seminarmanagement, wie auch Sabina Traina, Seminaradministration, beantworten Qualität der Seminardurchführung gerne Fragen, beraten bei der Seminaraus- wahl oder bringen die interessierten Personen mit der richtigen Ansprechperson in Kontakt.

Rückwirkend für das Seminarjahr 2013 bedankt sich das Team Seminarmanagement des Personalamtes bei 1‘940 Personen für das entgegengebrachte Vertrauen, die zahlreichen Seminarbesuche und die vielen positiven Rückmeldungen zum Seminarangebot wie auch zu einzelnen Seminaren (siehe Grafiken). Insgesamt wurden 2‘282 Seminartage belegt.  sehr gut: 1091 Personen (49%)  gut: 987 Personen (44%) Stefan Arn,  genügend: 134 Personen (6%) Leiter Seminarprogramm, Personalamt  schlecht: 10 Personen (1%)  sehr gut: 1520 Personen (69%)  gut: 653 Personen (29%)  genügend: 44 Personen (2%)  schlecht: 2 Personen (0%)

März 2014 178 21 Papierberge und Datenschrott

Saubere Dossierführung: die halbe Miete im täglichen Ringen um Überblick

«Moment, ich hole nur schnell das Dossier …» – Der Begriff Dossier ist im Volksmund eng verbunden mit der öffentlichen Verwaltung. Die Bürger und Bürgerinnen erwarten von Ihnen, dass Sie Ihre Arbeit dokumentieren – zu Recht! Die Dossierführung ist das A und O einer ordnungsgemässen Aktenführung. Wer seine Dossiers sauber führt, ist jederzeit in der Lage, sich über den Stand seiner Geschäfte auf dem Laufenden zu halten. Und da die Menge der Geschäfte, die gleichzeitig zu erledigen sind, ständig zunimmt, ist das zuverlässige und aktuelle Dossier die halbe Miete im täglichen Ringen, den Überblick nicht zu verlieren.

Was ist ein Dossier? Beispiel der Auftrag, E-Mails, die das Geschäft Das Dossier umfasst alle Informationen, die betreffen, Berichte, Beilagen oder Aktenno- beim Erledigen eines bestimmten Geschäfts tizen. Um den Geschäftsverlauf nach einiger anfallen und entstehen: eingehende und aus- Zeit rekonstruieren zu können, ist es sinnvoll, gehende Briefe, Mails, Berichte, Aktennotizen, Notizen zu Telefon- oder anderen Gesprächen Protokollauszüge, Aufträge etc. Physisch kann zu machen und abzulegen. Wenn Sie Zweifel ein Dossier ein Hängemäppchen, ein oder haben, ob ein bestimmtes Dokument ins Dos- mehrere Aktenordner oder ein spezielles Plas- sier gehört, legen Sie es hinein. tikmäppchen sein. Immer öfter ist es ein Da- Umgekehrt gehört jedes geschäftsrelevan- teiordner auf einem gemeinsamen Laufwerk. te Dokument in ein Dossier. Finden Sie für ein Manche Dienststellen führen ihre Geschäfte in bestimmtes Dokument kein passendes Dossi- Fachapplikationen. In einem GEVER-System ist er, müssen Sie ein neues eröffnen. ein Dossier ein spezieller Ordner, mit bestimm- Oft enthält ein Dossier standardisierte ten Eigenschaften (Metadaten). Formulare: «Auftrag», «Anfrage», «Bestel- Ineffizient sind gesplittete Dossiers: die lung», «Lieferschein», «Abschlussbericht» etc. Hälfte zum Geschäft ist auf dem Laufwerk, Solche Dokumente sind Indikatoren für die ein weiterer Teil im Outlook-Postfach und Vollständigkeit. Fehlen sie, ist das Dossier noch ein paar Dokumente im Hängeregister. nicht vollständig. Solche Dossiers zu synchronisieren und à jour zu halten verlangt viel Disziplin und verursacht Wie kennzeichnen? einen grossen Aufwand. Stellen Sie in der Eile Dossiers haben eine Adresse: Wie Schiffe des Tagesgeschäfts die Dossierpflege zurück, sind sie immatrikuliert und haben einen verlieren Sie schnell die Übersicht über den Heimathafen. Dossiers gehören in Schränke, Stand Ihrer Geschäfte. Wir raten daher drin- Schubladen, dafür gekennzeichnete Laufwer- gend davon ab, geschäftsrelevante Informati- ke. Frei flotierende, herumfahrende Dossiers onen zum selben Geschäft an verschiedenen sind verdächtig. Auf jedes Dossier gehören Orten abzulegen. Der Aufwand, eingehende zumindest ein Titel und ein Aktenzeichen, das Briefe einzuscannen oder E-Mails auszudru- darüber Auskunft gibt, zu welchem Aufga- cken, macht sich früher oder später bezahlt. benbereich das Geschäft gehört. Führen Sie Ihre Dossiers auf der Fileablage, empfiehlt es Was gehört in das Dossier? sich, sie nach einem bestimmten Schema zu Ins Dossier gehören alle Dokumente, die über kennzeichnen, damit man sie von den übrigen den Geschäftsverlauf Auskunft geben: zum Ordnern unterscheiden kann.

22 178 März 2014 Alles hat ein Ende… Jedes Geschäft hat einen Anfang und ein Ende. Gewisse Geschäfte ziehen sich aber scheinbar endlos in die Länge, und entspre- chend wachsen die Dossiers… Scheuen Sie sich nicht davor, in solchen Fällen zu etappie- ren. So wie es Sinn macht, grosse Geschäfte in Teilgeschäfte zu unterteilen, macht es Sinn, Dossiers klein und übersichtlich zu halten. Eine Evaluationsphase zu einem Projekt, die Vernehmlassung zu einem Verordnungsent- wurf, das Ausformulieren einer Landratsvorla- ge: das alles kann als jeweils eigenständiges Geschäft verstanden und in einem eigenen Dossier abgelegt werden. Selbst Institutions- oder Personendossiers lassen sich etappieren. Als Faustregel gilt: ein Dossier erstreckt sich über maximal zwei Jahre. Ist ein Geschäft fertig, wird das Dossier geschlossen. Das ist die Gelegenheit, es zu bereinigen. Dokumente, die ihre Bedeutung verloren haben, können Sie getrost entsorgen: Impressum Terminanfragen, Korrekturexemplare, Vorver- sionen von geringfügiger Bedeutung, Doku- Nummer 178, März 2014 mentationsmaterial, das zur Inspiration auf- › 44. Jahrgang bewahrt wurde. Beschleicht Sie ein Zweifel, Herausgegeben von der Landeskanzlei lassen Sie das Dokument einfach im Dossier. des Kantons Basel-Landschaft Wenn Dossiers bereits mit Unterordnern oder Internet: www.bl.ch Erscheint vierteljährlich Registern gegliedert sind, fällt es leichter, sie zu bereinigen. Geschlossene Dossiers werden › Redaktionskommission: Catia Allemann-Gagliano entsprechend gekennzeichnet, auf gemeinsa- Adrian Baumgartner men Laufwerken z.B. mit Schreibschutz oder Bartolino Biondi einem Zusatz im Ordnernamen. Geschlossene Felix Gysin Dieter Leutwyler Papierdossiers versorgen Sie am besten in Roland Plattner einem anderen Schrank oder in einer anderen Rolf Wirz Schublade. Geschlossene und bereinigte › Redaktor: Dossiers sind Indikatoren für eine effiziente Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei, Geschäftsführung und führen zu einer aufge- Rathausstrasse 2, 4410 Liestal räumten Stimmung. Telefon 061 552 50 27, Fax 061 552 69 65, E-Mail: [email protected] Allen, die keine Zeit finden, die Dossiers Personalnachrichten: zu schliessen und zu bereinigen, empfehlen › Agnesa Jakupi, Dienstleistungszentrum Personal wir eine weitere Faustregel: Dossiers, die seit Telefon 061 552 90 21 zwei Jahren keinen Zuwachs erhalten haben, E-Mail [email protected] sind geschlossen. › Layout/Realisation: Globografik Maxime Juillerat SGD, Fachstelle Aktenführung: 4435 Niederdorf E-Mail: [email protected] Thomas Zürcher, Valentin Chiquet, Patrick Moser › Druck: Birkhäuser + GBC AG, Reinach (Umweltschutzpapier Cocoon aus 100% Altpapier) › Nachdruck mit Quellenangabe «Infoheft Baselland» erwünscht. Bitte Belegexemplare senden an: Landeskanzlei BL, 4410 Liestal Informationen im Internet › Redaktionsschluss der Nummer 179: www.baselland.ch/ 23. Mai 2014 Aktenfuehrung.309562.0.html

März 2014 178 23 Mein liebster Ort im Baselbiet

› Stephanie Matter, Generalsekretariat Finanz- und Kirchendirektion

Vom Bänkli neben dem Brunnen und dem einzelnen Baum hat man eine wunderbare Sicht über die Felder und Hügel des Baselbiets. Auf dem Wanderweg, der hier bei der Strickmatt vorbeiführt, kann› man bis zur Belchenfluh gelangen. Folgt man dem Feldweg vom Bänkli hangabwärts, erreicht man nach ein paar hundert Metern den Hof Ischlag. Er liegt auf der Anhöhe zwischen Diegten und Bennwil. Hier habe ich während den ersten 25 Jahren meines Lebens zusammen mit meiner Familie einen Grossteil der Ferien und Wochenenden verbracht, habe gewerkelt, im Dreck gewühlt und die Freiheit genossen. Unsere Kirsch- und Zwetschgenbäume stehen heute leider nicht mehr, die süssen Früchte werden mir jedoch immer in Erinnerung bleiben. Auch das Wohnhaus wurde seit unserem Auszug vollständig renoviert, schliesslich heizten wir noch ausschliesslich mit Holz und genossen im Sommer die Openair-Dusche. Geblieben sind jedoch die Ruhe, die Aussicht und das Bänkli, auf dem man immer noch wunderbar verweilen kann. Foto: Julian Salinas

Mein Web-Tipp

› René Quillet, Archiv-Informatik, Staatsarchiv Als leidenschaftlicher Kinogänger besuche nebst dem aktuellen Kinoprogramm (www.cineman. ch/kinoprogramm/basel) oft die «Internet Movie Database» (www.imdb.com). Diese Internet- Filmdatenbank› ist ein Nachschlagewerk zu Fragen aller Art über Filme und insbesondere die daran beteiligten Personen. Zu jeder der über eine Million erfassten Filmproduktionen sind die Beteiligten aufgeführt und zu jedem/r Beteiligten sind nebst biografischen Angaben auch sämtliche Filme aufge- führt, an denen die Person in irgendeiner Art mitgewirkt hat. Diese «Filmographie» einzelner Schau- spieler ist immer wieder eindrücklich und fördert Erstaunliches zu Tage. Oder hätten Sie gewusst, dass Christoph Waltz – seit den beiden letzten Filmen von Quentin Tarantino zu einiger Berühmtheit gelangt – bereits 1996 die Rolle von Roy Black gespielt hat? Wie der Film geheissen hat? Finden Sie es selber heraus!

24 178 März 2014