Der Basis-Effekt Der Mitgliederentscheid Der SPD Wird Zum Unberechen- Baren Risiko

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Der Basis-Effekt Der Mitgliederentscheid Der SPD Wird Zum Unberechen- Baren Risiko Titel Der Basis-Effekt Der Mitgliederentscheid der SPD wird zum unberechen - baren Risiko. Bundesweit mobilisieren die Gegner von Schwarz-Rot. Die Große Koalition kann noch vor dem Start scheitern – an einigen tausend wütenden Genossen. ass er einen schweren Stand ha - tionsverhandlungen unter Druck zu set - ben würde, hatte Michael Roth zen, ist zum Alptraum für die Parteifüh - Dgewusst. Doch damit hatte der rung geworden. Je näher das Ende der Generalsekretär des hessischen SPD-Lan - Koalitionsverhandlungen rückt, desto grö - desverbands nicht gerechnet: nicht mit ßer wird die Sorge der SPD-Spitze, dass blanker Wut, nicht mit kaum verhohle - die rund 470 000 SPD-Mitglieder am Ende nem Hass, nicht mit einer solchen Mauer mehrheitlich die Zustimmung verweigern. der Ablehnung gegen das, was die SPD Wenn sich 40 Prozent der Mitglieder am in Berlin plant und in Hessen gern gehabt Votum beteiligen, reichen 100 000 Nein- hätte, die Große Koalition. stimmen, um in Deutschland etwas aus - Mehr als 300 Genossen haben sich vori - zulösen, was man eine Staatskrise nennen gen Mittwoch in einem Frankfurter Stadt - müsste. Das Schicksal der Führungsmacht teil-Bürgerhaus versammelt. Kaum wagt Europas liegt in der Hand der SPD-Basis, Roth einen zaghaften Versuch, um für das der es vielleicht gar nicht nur um den Regierungsbündnis mit der Union zu wer - Koalitionsvertrag geht, sondern auch um ben, da geht es hoch her. „Das ist doch alte Rechnungen mit ihrer Führung. absurd, was du da sagst!“, ruft ein ergrau - Eine Prognose, wie es ausgeht, traut sich ter Sozialdemokrat aus der Mitte des Saals. niemand mehr zu. „Unsere Mitglieder stel - „Echt daneben!“, verstärkt dessen Sitz - len eine Menge Fragen zur Großen Koali - nachbar, „Lüge!“, ruft jemand von hinten. tion. Das ist vollkommen berechtigt“, Die Basis kocht: „Bei uns“, so der Vor - warnt EU-Parlamentspräsident Martin A P D / sitzende eines Frankfurter SPD-Ortsver - Schulz. „Wir müssen uns alle zusammen E C N eins, „wird keiner für die Große Koalition noch sehr anstrengen, die Partei mitzuneh - A I L L A stimmen.“ Generalsekretär Roth sinkt auf men. Die Sache ist noch nicht gelaufen.“ E R U der Bühne immer mehr in sich zusam - Er will kämpfen. Deutlicher wird SPD-Ge - T C I P men. Und wenn einer ans Mikrofon tritt neralsekretärin Andrea Nahles bei der ers - / S I T und ankündigt, der Großen Koalition ten Regionalkonferenz vergangenen Frei - I A M I nicht zuzustimmen, erhebt sich immer tag in der Nähe von Stuttgart: „Wir können S S U wieder tosender Applaus. noch nicht sagen, ob der Koalitionsvertrag C R A Wie in Frankfurt geht es in diesen Tagen zustande kommt. Ich bin total angespannt.“ M überall im Land auf vielen Regionalver - Täglich erreichen die SPD-Parteizentrale SPD-Ortsverein Bochum Langendreer: Mauer der sammlungen und Ortsvereinstreffen der schlechte Nachrichten von der Basis. Eine SPD zu. Der Mitgliederentscheid, den Par - SPIEGEL-Recherche in 18 Bezirks- und zeitige Einschätzung ist, dass es keine teichef Sigmar Gabriel im Sommer vorge - Kreisverbänden sowie 26 Ortsvereinen von Mehrheit der Jusos für ein Ja zum Koali - schlagen hatte, um der SPD den Weg in Ostholstein bis Oberfranken ergab, dass tionsvertrag geben wird“, sagt Johanna die ungeliebte Große Koalition zu ebnen, die Große Koalition in zahlreichen Partei - Ueker mann, die sich in zwei Wochen zur ist zum unkalkulierbaren Risiko gewor- zellen keine Mehrheit bekommen könnte. Juso-Chefin wählen lassen will. Und den – mit weitreichenden Folgen für die Manche sind noch unentschieden, aber vie - Klaus Barthel, Chef der Arbeitnehmer Partei, für Deutschland und für Europa. le Mitglieder sind entschlossen, ihrer Par - in der SPD, weigert sich, seinen Mitglie - Was anfangs wie eine gute Idee ausge - teiführung die Gefolgschaft zu verweigern. dern die Zustimmung zu empfehlen. sehen hatte, um die unwillige Basis ein - Auch die Jusos wollen sich gegen den Irritiert schauen die Nachbarn auf das zubinden und die Union in den Koali - Koalitionsvertrag stellen. „Meine der - Land, von dem sie Führung in Europa er - „Unsere Funktionäre, „Unser Landesvorstand „Bei uns an der Basis die wochenlang Straßen- hat sich schon am herrscht große Skepsis. wahlkampf gemacht 25. September gegen Außerdem: So wie die CSU haben, sind eher dagegen. eine Große Koalition auftritt, kann ich nur sagen: Sie haben Angst, dass ausgesprochen. Das Gesprächsklima in Bayern wir als SPD jetzt unter Dieser Beschluss ist derzeit sehr vergiftet.“ die Räder kommen.“ steht nach wie vor.“ Gabriele Fograscher, MdB Andreas Müller, stellv. Geschäftsführer Dirk Panter, Generalsekretär und kommissarische Vorsitzende 20 !. /-&!$!( 48/2013 Ablehnung gegen die Große Koalition warten. Seit mehr als zwei Monaten ist den. Für Gabriel wird es nicht leicht, die ist nicht mehr zu Zugeständnissen bereit, Berlin ohne neue Regierung. Wichtige Koalitionsverhandlungen zu einem Ab - vor allem, wenn sie Geld kosten. „Ange - Entscheidungen werden vertagt. Und soll - schluss zu bringen, den die Basis akzep - sichts des klaren Wahlergebnisses und der ten die SPD-Mitglieder den Koalitions - tieren kann. Mindestlohn und doppelte damit verbundenen klaren Erwartungen vertrag ablehnen, würde die Ungewiss - Staatsbürgerschaft waren im Grunde unserer Wähler darf die SPD ihre Forde - heit weitere Wochen, vielleicht Monate schon vor Beginn der Verhandlungen ein - rungen nicht überdrehen“, warnt Finanz - andauern. Am Ende stünden womöglich gepreist. Sie haben den Unmut nicht be - minister Wolfgang Schäuble im SPIEGEL- sogar Neuwahlen. sänftigt, aber weitere große Trophäen wer - Gespräch ( siehe Seite 30 ). Noch ist es nicht so weit. Aber das Er - den die Sozialdemokraten nicht heimtra - Wenn die SPD-Mitglieder Anfang De - wartungsmanagement ist schwierig gewor - gen. Eine zunehmend verärgerte Union zember per Briefwahl ihr Kreuz bei Ja „Die Partei ist nur für einen „Mitregieren „Einige sind skeptisch, Politikwechsel zu haben: heißt mit- aber die meisten sagen Flächendeckender Mindestlohn, gestalten, doch: Wenn die Kern- Rentenangleichung in Ost und nicht regieren themen der SPD drin West, Abschaffung des Betreuungs- heißt nicht sind, stimme ich dem geldes, Bürgerversicherung, An- gestalten.“ Koalitionsvertrag zu.“ hebung des Spitzensteuersatzes.“ Roger Lewentz, Bodo Wiechmann, Aus einem Brief an die Mitglieder Landesparteichef Vorsitzender !. /-&!$!( 48/2013 21 Titel oder Nein machen, entscheiden sie nicht verunsichert nach Hause gefahren“, be - ten wie Ludwigshafen, Speyer und Fran - nur über das Schicksal der künftigen Re - richtet ein Landesvorsitzender aus West - kenthal, mit einem Beschluss „eindeutig gierung, sondern auch über das Schicksal deutschland. und einstimmig gegen eine Große Koali - ihres Vorsitzenden. Scheitert der Mitglie - Kurz vor dem Parteiabend trafen sich tion im Bund“ ausgesprochen. Und die derentscheid, dann scheitert Parteichef in den Messehallen mehrere Jusos zum SPD-Bürgermeister und Landräte im Gabriel. Ein Nein der Mitglieder würde Gedankenaustausch. Eigentlich sollte es Saarland ließen Gabriel in einem offenen die Parteiführung hinwegfegen und die um die Vorbereitung des Bundeskongres - Brief wissen, dass sie dem Koalitionsver - SPD in die schwerste Krise der Nach - ses gehen, in zwei Wochen wählen die trag nur zustimmen würden, wenn es kriegsgeschichte stürzen. Jusos eine neue Spitze. Doch als sich die deutlich mehr Geld für die Kommunen Aber denken die Mitglieder so weit? sozialdemokratischen Nachwuchskräfte gebe. Entscheiden sie rational – oder sind sie in den Konferenzräumen im ersten Stock In Thüringen gab der SPD-Kreispartei - einfach nur sauer, nutzen sie den Ent - über dem Eingangsbereich einfanden, tag in der Landeshauptstadt Erfurt die scheid aus, ihren über Jahre angestauten ging es bald nicht mehr um Anträge für Richtung für die Mitgliederbefragung vor: Frust über die Parteiführung Luft zu ma - den Kongress. Es wurde grundsätzlich. „Die Erfurter Sozialdemokratie lehnt eine chen? Die Kluft zwischen „denen da Seit Monaten sind die Jusos auf Ableh - Große Koalition mit der CDU/CSU ab.“ oben“ und „uns hier unten“ wurde auf nungskurs gegen die Große Koalition. Das schlechte Ergebnis der Bundestags - dem misslungenen Parteitag in Leipzig Doch auf dem Parteitag brach sich die wahl sei „kein Auftrag zur Regierungsbil - greifbar, als die anderthalbstündige Rede Unzufriedenheit bahn. Hinter verschlos - dung, sondern ein Auftrag zur personel - des Parteivorsitzenden weitgehend ohne senen Türen kamen sie zu einem eindeu - len und programmatischen Erneuerung Applaus blieb. Beklatscht wurden nur tigen Ergebnis: Große Koalition? Ohne der SPD“, heißt es in der Begründung. jene Passagen, in denen Gabriel die schrö - uns. Zu wenig sei erreicht worden, zu ma - René Lindenberg, Landesgeschäftsfüh - dersche Basta-Politik geißelte. ger die bisherigen Ergebnisse der Koali - rer der Thüringer SPD, bezeichnet die Im Mai noch hatten die Sozialdemo - tionsverhandlungen. „Das ist alles nicht Stimmung im ganzen Landesverband als kraten mit Stolz und Pomp den 150. Ge - das, was wir uns vorgestellt haben“, sagt „flächendeckend kritisch“. So hat sich der burtstag ihrer Partei gefeiert. Wenige Mo - der nordrhein-westfälische Juso-Chef SPD-Kreisvorstand Gotha gegen eine Koalition ausgesprochen, ebenso die eher konservative SPD im Kyffhäuserkreis. Denken die SPD-Mitglieder rational? Oder wollen sie jetzt Längst geht der Widerstand gegen die den ganzen Frust des vergangenen Jahrzehnts ablassen? Große Koalition weit über den Unmut in einzelnen Ortsvereinen hinaus. Selbst Pragmatiker wie
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