Die Glems Als Fließgewässer

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Die Glems Als Fließgewässer Lothar Buck Die Glems als Fließgewässer Wasserführung- Gewässergüte- Wassertriebwerke., Übersicht seeeine zusammenhängende Wasserfläche bildet 1. Wenig Wanerinder Clems und der Wasserversorgung StuHgarts dient. Nur 1.1 Flußgebiet im Clemsll'ald und Strohgäu selten wird deshalb Wasser in den nach Westen 1.2 Kleines Ein::.ugsgebiet - geringer Nieder- gerichteten Abfluß, das Glemsben, gegeben. Im schlag- starke Versickemng Flußabschnitt unterhalb des Pfaffensees stammt 2. Eine wichtige At{{gabe: Saniemng der Glems das meiste Wasser zu nächst aus dem Katzenbach 2.1 Hoher Abwasseranteil (d. h. größtentei ls aus der Klliranlage Büsnau). 2.2 Die noflVendigen MC(ßnahmen Vom Pfaffensee bis nach Eltinge n, einem Stadt­ 2.3 Erste Sanierungseifolge teil Leonbergs, durchzieht die Glems etwa I0 km 3. Die noch bestehenden Mflltlen .fiigen sielt in lang in breitem Tal das Waldgebiet. dan n tritt sie den ökologischen Rahmen ein ins Strohgäu hinaus. Am Westrand von Elt in ge n 3.1 Energie aus Turbinen erfolgt ei n auffälliger Knick: statt weiter nach 3.2 Im Mutterbetl miissen Pj7iclmvassermengen Westen oder Nordwesten ist jetzt der Lauf nach verbleiben Nordosten und später nach Norden gerichtet. Zu­ gleich ve rengt und vertieft sich das Tal. das Fluß• bett ist stark gewunden und ebenso. mit oft sehr 1. Wenig Wasser in der Glems steilen Hängen. das Tal selbst (Fluß- und Tal­ mäander). Verursacht wird dies durch das Ge­ 1.1 Flußgebiet im Clemswald und Strohgäu stein. Den Glemswald bauen Sandsteine von ge­ Die Glems entspringt westlich von Sruttgart im ringer Härte und weiche Mergel auf. in die sich die arurschut.zgebiet Rotwildpark, nahe beim Bären• Bäche und Flüsse leicht eingraben können. Im schlößle. einem beliebten Ausflugsziel im Glems­ Strohgäu dagegen bildet Kalkstein den Unter­ wald, wie dieser nördlichste Teil des Schönbuchs grund. Hier muß der Fluß harte Arbeit leisten, und auch genannt wird. wenn er sich erst einmal ei ngesägt hat, kann er die Nach kurzem Lauf mündet der Quellfluß in den von ihm selbst angelegten Windungen nicht mehr Pfaffensee. der mit dem Neuen Sec und dem Bären- verlassen. 80% der Flußstrecke der Glems liegen Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 15 DAS GEWÄSSERNETZ DER GLEMS MAIUCORÖNINOEN • ~-- · Ha<hdoM lo' 0 , Hardthof- Zclchcncrt:liNftl: ~-/hiJ/1'1....- StlndiJe WaucrftibN"' • ST AOTGEMEINDE • 0 He: imcrdinaen ~ K.lcinwuserkn!Unl•gc: (Mühte) KORNTA!.· Kllrtnlaac:n (I bis 6): MÜNCHINOEN Bitwau LlotJb~rt •Ran~lt'l • Uonbtrt·Ft>lun~agmühl.­ Mittf.-rtl Cl~"'-1141 Dlr:~~tgttn Tnlhuuun OElU.lNOEN Quelle: Gewisserunierungsprogramm Glems (Entwurf 1989) Zeichnung: L. Butk 16 Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 im Strohgäu. nur 20% (der Oberlauf) im Glems­ den niederschlagsärmsten des Landes. Auch der wald. 48 km nach seinem Austriu aus dem Pfaffen­ Glemswald erhält nicht viel mehr (700-750 mm). see mündet der Fluß bei Markgröni ngen-Unterrie­ Ganz anders die Niederschl agswerte im Flußgebiet xingen in die Enz. der Murr. Zwar entsprechen sie in ihrem Mün• dungsbereich etwa denen am Glemsoberlauf, aber 1.2 Kleines EillZIIgsgebiet - geringer Nieder- dort wo die Murr und ihre Hauptzuflüsse entsprin­ schlag- starke Versickerung gen (im Murrhardter Wald und in den Löweosteiner Die Wasserführung der Glems hängt von der Grö• ..ßergen). werden jährlich mehr als 1000 mm er­ ße ihres Einzugsgebiets, den Niederschlägen und reicht. der Versickerung ab. Weil es dieselben Tiefdruckgebiete sind, die Am Pegel Talhausen (früher Unterriexingen) hier wie dort die Niederschläge hauptsächlich her­ fließen durchschniulich 0,84 m3 Wasser pro Se­ vorrufen, regnet es am Oberlauf der Murr nicht kunde ab. Dieser Wen (MQ = Miuclwert aller häufiger, sondern stärker. Dies läßt sich gut an den Abflüsse über einen vieljährigen Beobachtungs­ Hochwasserabflüssen ablesen. Obwohl sie an der zeitraum) ist sehr gering. Vergleichen wir ihn mit Glems das lOfache des mittleren Abflusses errei­ der nur wenig längeren (54,4 km) und nicht sehr chen, bleiben sie weit hinter denen der Murr zu­ weit entfernten Murr, so beträgt der durchschnitt­ rück (Tab. 2). liche Abfluß dort (am Pegel Mun· a. d. Murr) Je mehr Niederschlag nämlich in kurzer Zeit auf 5,82 m3 pro Sekunde, also ziemlich genau das die Erde fällt (Starkregen), um so weniger davon 7fache. Dies liegt zun ächst an den unterschiedlich gelangt in den Boden und stattdessen direkt in die großen Einzugsgebieten. Zusammen mit ih ren Ne­ Flüsse (oberirdischer Abfluß). So traten dann an benflüssen entwässert die Glems nur 192 km2, die der Murr früher auch alle 10-15 Jahre Hochwas­ Mu1T dagegen 507 km2 (2,6mal mehr). Die Größe ser auf (1955, 1970, 1978), während die Glems der Einzugsgebiete ist jedoch nicht so verschie­ davon verschont wurde. den, daß dies den geringen Abflußwert der Glems Ein wesentlicher Faktor für di e Wasserführung voll erklärt. Berechnen wir deshalb den Mittel­ der Glems ist aber auch der Gesteinsuntergrund. wert der Abflüsse auf I km2 und geben wir ihn in Tabelle I I pro Sekunde an. so ist dies der spezifische mitt­ Spe:ifisclrer miulerf'r Abfluß (M, = I pro Stk1111dt jt Am1) tler lere Abfluß (Mq = I pro Sekunde je km2). Für G/ems und 1'1Hrr: Glems und Murr ergeben sich: siehe Tab. l. Glems Mq = 4.37 Vs.'-m2 (Pegel Talhausen) Bezogen auf gleich große Einzugsgebiete, führt Murr Mq = 11.52 Vs.!..m2 (Pegel Murr o. d. Murr) die G lems immer noch 2,5mal weniger Wasser als die Murr. Schuld daran sind die geringeren Nie­ Tabelle 1 2 Spe:)jisclrer Hacln•·asurabfluß (MH I pro StAunde je Am ) der derschläge. 9 = Glems und Murr: Die Gäuflächen nordwestlich und nördlich von Glems MH 45.67 lls.km2 (Pegel Tal hausen) Stuttgart (bis Leonberg und Ludwigsburg) zählen 9 = Murr MHq =249.89 lls.km 2 (Pegel Murr a. d . Murr) mit weniger als 700 mm Jahresniederschlag zu --- Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 17 Während sich das Einzugsgebiet des Flusses vom terirdischer Abfluß). Über tieferen, undurchlässi• Pegel Bllsnau bis zum Pegel Talhausen um das gen Schichten wird es gestaut und müßte eigent­ 9fache vergrößert, nimmt der mittlere Abfluß we­ lich irgend wo flußabwärts (in Quellen von Zuflüs• niger stark (nur um das ?fache) zu, und er läge sen oder in der Talaue selbst) wieder austreten. nur 5mal höher. würde man beim Pegel Talhausen Die Hochwasserführung würde dadurch verrin­ 216 I Wasser pro Sekunde abziehen, die der gert. die Wasserftlhrung über das Jahr ausgegli­ Glems bis dahin als gereinigtes Abwasser aus chener. Doch bei der Glems kommt ein zweiter Klärwerken zuflossen, die also der.Herkunft nach Prozeß hinzu. Die Yersickerung im Kalkgestein nicht aus dem Einzugsgebiet stammen, sondern reicht besonders tief (bis in den Mittleren Mu­ Bodensecwasser darstellen' Aber auch so wächst schelkalk), wo das Wasser Salz auflöst und unter der Abfluß bezogen auf I km2 (Mq) nur zwi­ dem Schönbuch hindurch bis in den Stuttgarter schen Büsnau und Eltingen im gleichen Maß wie Talkessel gelangt. Don tritt es als Mineralwasser das Einzugsgebiet. Mit dem Eintritt ins Strohgäu aus (vgl. den Aufsatt von H. Beek in diesem Heft). dagegen stagniert er, und unterhalb des Pegels So wird der Wasserverlust der Glems erst voll Ditzingen geht er, bezogen auf die Fläche, ganz verständlich. erheblich zurück. Während ihres Laufs durch das In trockenen Monaten und Jahren ist der Fluß Gäu verliert die Glems demnach Wasser! (Siehe davon besonders betroffen. Sollen ökologische Tab. 3) Schäden an der Pflanzen- und Tierwelt verhi ndert Zwei Vorgä nge sind hieran beteiligt: die Yer­ werden, mu ß ei ne Mind estwasserfiihrung auch in karswng im Strohgäu und unterirdische Abflüsse den ni ederschl agsUrmsten Zeiten vorhanden sein. von dort in den Stuttgarter Raum. (Man mi ßt über je 5 Jahre hin weg die nied ri gste Im Strohgäu sinkt viel Niederschlag in den Bo­ durchschnittliche Wasserllihrung an 7 aufeinan­ den und das darunterliegende Kalkgestein ein. Die derfolgenden Tagen während einer mindestens spröden Muschelkalkschichten sind von teils haar­ ebensolangen Niedrigwasserperiode und bezeich­ feinen. teils größeren Ri ssen, Spalten, Klüften und net diesen Wert als Niedrigwasserabflußspende: wohl auch Höhlen durchzogen. Darin sammelt NM7Q5.) Selbst am Pegel Talhausen (mit der sich Wasser und bewegt sich langsam weiter (un- größten Wassermenge) beträgt sie nur 0,415 m3 Tabeilt J Tabelle 4 B~• ·öl~ermrgstlidllr du Ein:Jrgsgebiers tler Gl~ms (im Vergl~kh): Eilr~ug<gtllitt mul Abjliisu (MQ. M". NM7Q5 ) dtr Glems an •·rrscluedeuell Prge/11: Land Baden-WUntemberg 265 Ein"ohner pro km1 Fluß-km Pegel Einzugs· MQ NM7Qs RegierungsbemL NordwOntemberg 336 2 3 ~ . 3 gebiet km m /< 1/s.km- m /s Landkreis Böblingcn 518 Landktei~ L.udwig,burg 647 4.350 Talhausen 192 0.84 4.37 0.415 21.600 Ditzingen 83 0.51 6.14 0.170 Stadt Stuugan 2783 34.950 Ehingen 11 39 0.23 6,05 0.079 Glems·Einzug~gcbiet 11 852 42.000 BO<n3U 21 0.12 3,64 0.036 11 Em!oChhC'ßlith \O,. Tt1ltA tkr Sti»Jt SIUUJIU1 CCihcr dtc Klll.ranl:~~e ßiknw in die Gl<'m!i c.nlwfu~:n I 18 Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 (415 I) pro Sekunde. Das ist weniger, als fastjede 2.2 Die notwendigen Maßnahmen Turbine der Wassertriebwerke an der Glems zu 1989 wurde die Glems als "auf eine Länge von schlucken vermag. über 20 km so schlecht wie derzeit kein vergleich­ bares Gewässer ... im Regierungsbezirk Stuttgart" beurtei lt. Hierbei handelte es sich vor allem um 2. Eine wichtige Aufgabe: den Abschnitt von Leonberg bis Unterriexingen. Sanierung der Glems Folgende Maßnahmen sollten die Wende zum . .Besseren bringen: 2.1 Holler Abwasseranteil Oie Glems fließt durch eines der bevölkerungs­ Übersicht I reichsten Gebiete des Landes: siehe Tab. 4. Maßnahmen ::ur Verbesserung der Gewässergiite Dies bedeutet viel Abwasser, das aus den 7 der Glems im Rahmen des Glems-Sanierwrgs­ Kläranlagen Büsnau, Leonberg-Ramtel, Rutes­ programms: heim, Leonberg-Felsensägmühle, Mittleres Glems­ tal, Ditzingen und Talhausen stammt. Hierdurch ( 1) Kommunale Kläranlagen wird der Fluß stark belastet.
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