Ing. Christian Kogler

GIS-gestützte Ermittlung landschaftsästhetisch wertvoller Flächen in Kärnten

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades des Magisters der Naturwissenschaften

Diplomstudium der Geographie

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Informatik

Begutachter: Ass.-Prof. Mag. Dr. Peter Mandl Institut für Geographie und Regionalforschung

September 2009

Ehrenwörtliche Erklärung:

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle aus gedruckten, ungedruckten oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.1

St.Georgen am Längsee, September 2009

1 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Fachabteilung Studien- und Prüfungswesen (2007): Ehrenwörtliche Erklärung (Version 2007-07-04) 2

Danksagung:

Zu allererst möchte ich mich bei Hrn. Ass.-Prof. Mag. Dr. Peter Mandl bedanken, durch den ich auf dieses für mich faszinierende Diplomarbeitsthema kam und der mich in allen Phasen dieser Arbeit mit wertvollen Ideen und Ratschlägen unterstützte.

Mein spezieller Dank ergeht weiters an DDr. Wolfgang Reichelt, stellvertretender Leiter der Abteilung 20 des Amts der Kärntner Landesregierung, auf den die Grundidee für das Projekt zurückgeht. Auch die fachliche Bewertung der analysierten Objekte wäre ohne ihn nicht möglich gewesen. Für die Bereitstellung sämtlicher für den technischen Teil der Arbeit notwendigen Basisdaten sowie für das stets notwendige Feedback zum Modell möchte ich mich bei ihm sowie auch bei seinem Mitarbeiter Hrn. MMag. Klaus Gruber herzlich bedanken.

Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber bei meinen Eltern, die mir in allen Lebenslagen, besonders auch während des Studiums, immer motivierend und unterstützend zur Seite standen.

Christian Kogler

3 Vorwort

Als ich im Jahre 1987 die Matura ablegte, war eines meiner Wahlfächer die Geographie. Aber bereits vor dem ersten Kontakt mit der Schulgeographie galt meine Faszination unterschiedlichsten Kartenwerken, Atlanten und vor allem der Aussicht auf die Landschaft von einem möglichst hohen Berggipfel. Der Frage nachgehend, wie die unterschiedlichen Formen innerhalb einer Landschaft wohl entstanden sein mögen, ergab sich bald ein reges Interesse für die physische Geographie. Durch den Geographieunterricht in der Schule wurden nicht nur viele meiner Fragen beantwortet, sondern es wurde auch Neues kennen gelernt und damit zusätzliches Interesse geweckt. In den letzten 16 Jahren meiner beruflichen Tätigkeit als Softwareentwickler war ich stets bemüht einen Ausgleich zum Alltag zu schaffen und dementsprechend viel in der Natur unterwegs. Aufgrund meiner Faszination für Aussicht und Fernblick wurden das Bergsteigen, das Klettern sowie das Gehen von Schitouren zu meinen Lieblingshobbys. Dabei boten sich oft eine atemberaubende Aussicht und ein herrliches Panorama über die umliegende Landschaft. Manchmal war es auch nur eine bestimmte Tageszeit oder gar nur ein Moment mit speziellen Lichtverhältnissen, die eine besonders schöne Stimmung zauberten. Diese Momente fotographisch festzuhalten wurde zu einem weiteren Hobby. In den letzten Jahren stellte sich die Frage nach einer etwas nachhaltigeren Horizonterweiterung und nach dem Setzen neuer beruflicher Perspektiven. Ein Geographiestudium an der Universität Klagenfurt war zwar immer eines meiner Wunschziele, kam aber aufgrund meiner beruflichen Spezialisierung auf dem Informatiksektor zunächst nicht in Frage, anstatt dessen war ein Informatikstudium geplant. Im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit erkannte ich jedoch, dass eine weitere Spezialisierung im Informatikbereich nicht mein vorrangiges Ziel ist und beschäftigte mich daraufhin näher mit dem Studienplan des Geographiestudiums. Schnell fand ich viele meiner alten Interessensgebiete wieder und entdeckte auch neue Bereiche, die mein Interesse zusätzlich weckten. Die Geographie als Wissenschaft hat den großen Vorteil, dass sie sehr viele Fachbereiche abdeckt, in einigen Bereichen auch in die Tiefe geht, dabei aber nie die Zusammenhänge außer Acht lässt. Insofern wird sie ihrer Bezeichnung als Querschnittswissenschaft absolut gerecht und kann in fast allen erdenklichen Disziplinen als Vergleichswissenschaft mit Raumbezug herangezogen werden. Man kann davon ausgehen, dass die Geographie eine der vielseitigsten Wissenschaften ist, für die es ein Studium gibt. Genau das ist einer der Punkte, die mich an der Geographie so faszinieren.

4 BLAISE PASCAL (1997, zit. in WÖBSE 2002, S. 7) drückt es so aus: „Da man nicht allseitig sein und alles erfahren kann, was man über alles wissen könnte, muss man ein wenig von allem wissen, als alles von einer Sache zu wissen. Diese Allseitigkeit ist die allerschönste. Wenn man beides besitzen könnte, wäre es noch besser, aber wenn man wählen muss, soll man jenes wählen.“ Zitate wie dieses bestätigten mich in der Wahl meiner Studienrichtung, auch in der vorliegenden Arbeit spiegelt sich der Charakter der Geographie als Querschnittswissenschaft wider.

Christian Kogler

5 Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 14 2 Ziel der Arbeit ...... 15 3 Die Kärntner Landschaft ...... 17 4 Allgemeine Begriffe...... 19 4.1 Landschaft ...... 19 4.2 Landschaftsstruktur ...... 20 4.3 Landschaftsbild ...... 21 4.4 Landschaftsästhetik ...... 21 4.5 Kulturlandschaft...... 24 5 Landschaftsnutzung und -gestaltung...... 27 5.1 Bebauung...... 28 5.2 Maßnahmen...... 31 5.3 Industrie und Landschaftsbild ...... 32 5.4 Wissensintensive Dienstleister...... 33 5.5 Rolle der Land- und Forstwirtschaft für das Landschaftsbild...... 33 5.6 Tourismus und Landschaftsbild ...... 34 5.7 Bewahrung der Landschaftsästhetik...... 35 5.8 Rolle des Naturschutzes in landschaftsästhetischer Hinsicht...... 39 6 Wahrnehmen und Erleben der Landschaft ...... 40 6.1 Subjektive Eindrücke und Täuschungen...... 41 6.2 Die Wahrnehmung von Objekten...... 42 6.3 Wahrnehmung der Landschaft ...... 42 6.4 Die Sicht...... 43 6.5 Bestimmung der Sicht ...... 44 6.6 Die Sicht beeinflussende Faktoren...... 44 6.7 Blickrichtung und Sonnenlicht...... 45 6.8 Sichtfelder ...... 46 6.9 Bildfeld...... 46 6.10 Sichtbeziehungen ...... 47 6.11 Umkehrbarkeit von Sichtbarkeit und Aussicht ...... 47 7 Bewertung von Landschafträumen...... 50 7.1 Definitionen von Landschaftswerten ...... 51 7.2 Strukturmerkmale...... 53

6 7.3 Die Rolle von GI-Systemen in der Landschaftsanalyse und -bewertung...... 53 7.4 Bewertungsbeispiele...... 55

7.4.1 Landschaftsplan Klagenfurt nach GÄLZER et al. (1984) ...... 55

7.4.2 Verfahren zur Landschaftsbewertung nach WÖBSE (2002) ...... 57

7.4.3 Ermittlung des landschaftsästhetischen Potenzials n. DROZ (2008) ...... 58

7.4.4 Quantitative visuelle Bewertung von Landschaft n. JOLY et al. (2009)...... 59

7.4.5 Analyse von Änderungen im Landschaftsbild nach PALMER (2003)...... 61 8 Beschreibung der Modells...... 62 8.1 Beschreibung des Ablaufs...... 62 8.2 Verwendete Software...... 65 8.3 Verwendete Datenformate...... 65 8.4 Verwendete Daten...... 66 8.4.1 Digitales Geländemodell des Kärntner Landesgebietes...... 67

8.4.2 Realraumanalyse (nach M. SEGER) ...... 68 8.4.2.1 Patch-Matrix-Korridor Konzept...... 69 8.4.3 Digitales Oberflächenmodell...... 70 8.4.4 Katalog der Gebäude für Westkärnten...... 71 8.4.5 KM50-R des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen...... 71 8.4.6 Katalog der Seen und sonstigen Stillgewässer Kärntens ...... 72 8.4.7 Katalog der Fliessgewässer Kärntens...... 72 8.4.8 Katalog der Straßen Kärntens ...... 72 8.4.9 Vegetationskarte von Kärnten...... 73 8.4.10 Katalog der Burgen, Schlösser und sakralen Bauten Kärntens...... 73 8.4.11 Liste von größeren Dämmen und Wehranlagen in Kärnten...... 73 8.5 Erstellung eines Objektkataloges ...... 74 8.6 Vorbereitende Überlegungen zur Verwendung des Geländemodells ...... 76 8.6.1 Veränderung der Aussicht durch den Wald ...... 77 8.6.1.1 Ergänzung des Digitalen Geländemodells um die Waldwuchshöhen...... 80 8.6.1.2 Nachteile der Anpassung des digitales Höhenmodells ...... 81 8.6.2 Sichteinschränkung durch Gebäude...... 82 8.6.2.1 Berücksichtigung Gebäudehöhen im Digitalen Geländemodell ...... 82 8.6.3 Generalisierung des Geländemodells ...... 84 8.7 Erstellung Sichtbarkeitsanalysen...... 85 8.7.1 Viewshed-Modul in IDRISI...... 86

7 8.7.2 Probleme der Viewshed-Analyse im proportionalen Modus ...... 90 8.7.2.1 Stark variierende Wertebereiche der Sichtbarkeitswerte ...... 90 8.7.2.2 Hoher Rechenaufwand für großflächige Objekte...... 91 8.7.2.3 Unterschiedliche Sichtbarkeitswerte für unterschiedliche große Objekte ... 93 8.7.2.4 Landschaftsbereiche mit überhöhten Sichtbarkeitswerten...... 96 8.7.3 Probleme der Viewshed-Analyse im booleschen Modus...... 98 8.7.3.1 Betroffene Objektmengen ...... 98 8.7.4 Einbeziehung der Entfernung...... 100 8.7.4.1 Probleme bei der Verwendung von Distanzabnahmebuffern ...... 103 8.8 Überblick über das Grundmodell für flächenhafte Objekte...... 103 8.9 Allgemeine Syntax zur Bezeichnung der Sichtbarkeitslayer ...... 106 9 Untersuchte Objekte und thematische Layers...... 109 9.1 Naturobjekte...... 109 9.1.1 Gewässer und Feuchtgebiete...... 109 9.1.1.1 Stillgewässer...... 110 9.1.1.2 Fliessgewässer...... 114 9.1.1.3 Feuchtgebiete ...... 116 9.1.2 Grünland, Ackerland und Obstbau...... 116 9.1.3 Wald ...... 118 9.1.3.1 Wirkung von Wäldern im Landschaftsbild ...... 119 9.1.3.2 Analyse der Sichtbarkeit von Wäldern...... 120 9.1.4 Gebirge und Erhöhungen ...... 121 9.1.4.1 Modell zur Ermittlung von Erhebungen im Gelände...... 121 9.1.4.2 Probleme des Modells ...... 123 9.1.4.3 Umwandlung der Erhöhungsflächen in Punktemengen...... 126 9.1.4.4 Sichtbarkeit und absolute Höhen...... 127 9.1.4.5 Sichtbedingungen in Zusammenhang mit der Exposition...... 129 9.1.4.6 Berechnung der Sichtbarkeit...... 130 9.1.5 Alpine und hochalpine Bereiche ...... 132 9.1.6 Gletscher...... 133 9.1.7 Freizeitflächen...... 135 9.2 Objekte von Menschenhand...... 135 9.2.1 Kulturgüter ...... 135 9.2.1.1 Kategorien für die Sichtbarkeitsanalyse...... 136

8 9.2.2 Städtisches und bebautes Gebiet ...... 140 9.2.2.1 Stadtkerne und Ortskerne...... 141 9.2.2.2 Wohngebiet und städtische Verdichtung...... 142 9.2.2.3 Öffentliche Bauten...... 142 9.2.2.4 Offene Bebauung...... 143 9.2.2.5 Einkaufzentren und Märkte am Stadtrand...... 143 9.2.2.6 Naturnahe Nutzung...... 144 9.2.2.7 Die Stadt als Gesamtobjekt ...... 144 9.2.3 Verkehrsinfrastruktur ...... 146 9.2.3.1 Autobahnen ...... 148 9.2.3.2 Bundesstraßen und Landesstraßen ...... 150 9.2.3.3 Gemeindestraßen...... 151 9.2.3.4 Bahnstrecken und Bahnhofsareale ...... 151 9.2.3.5 Flugplätze...... 151 9.2.4 Sonstige Infrastruktur...... 152 9.2.4.1 Hochspannungsstrommasten...... 152 9.2.4.2 Umspannwerke...... 155 9.2.4.3 Kraftwerke...... 155 9.2.4.4 Kläranlagen ...... 156 9.2.5 Industrie- und Wirtschaftsflächen ...... 157 9.2.5.1 Betriebsgebiet...... 157 9.2.5.2 Industrieareale ...... 157 9.2.5.3 Deponien und Abbauflächen...... 157 9.2.6 Einzelobjekte...... 158 9.3 Weitere Themenlayers...... 162 9.3.1 Reliefausprägung und Fraktalität ...... 163 9.3.2 Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit vom Relief ...... 166 10 Objektbewertung und Zusammenfassung ...... 169 10.1 Bewertung ...... 169 10.2 Zusammenfassung der Einzelergebnisse...... 169 10.2.1 Bildung von Themengruppen...... 169 10.2.2 Zusammenfassung aller Layers...... 171 10.3 Probleme des Gesamtmodells ...... 173 11 Anwendungsgebiete von Sichtbarkeitsanalysen ...... 176

9 11.1 Ermittlung Aussichtspunkte ...... 176 11.1.1 Quantitative Methode...... 176 11.1.2 Qualitative Methode...... 176 11.1.3 Überprüfung der Aussicht eines frei gewählten Standortes...... 178 11.2 Analyse von Eingriffen in das Landschaftsbild ...... 183 11.2.1 Grundlagen für die Analyse ...... 183 11.2.2 Simulation der sichtbaren Auswirkungen von Objekten...... 184 11.2.3 Abschwächung und Kompensation der visuellen Beeinträchtigung...... 185 12 Zusammenfassung und Ausblick...... 187 12.1 Ausblick ...... 188 13 Literaturverzeichnis...... 190

10 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Gliederung Kärntens nach übergeordneten Raumeinheiten...... 17 Abb. 2: Geographische Raumeinheiten Kärntens...... 18 Abb. 3: Ablaufplan des Gesamtmodells...... 63 Abb. 4: IDRISI-Modell ‚dhm_wald’ - Berücksichtigung der Waldwuchshöhen im DGM..... 81 Abb. 5: IDRISI-Modell ‚generalization’ zur Generalisierung eines DGM...... 84 Abb. 6: Gegenüberstellung DGM mit 25 m, 200 m und 1000 m räumlicher Auflösung...... 85 Abb. 7: Eingabemaske des VIEWSHED-Berechnungsmoduls in IDRISI...... 86 Abb. 8: Ergebnis des Moduls ‚VIEWSHED’ im Modus „boolesch“ für 3 Objekte ...... 88 Abb. 9: Ergebnis des Moduls ‚VIEWSHED’ im Modus „proportional“ für 3 Objekte ...... 89 Abb. 10: IDRISI-Modell ‚normalizer’ zur Normalisierung von Layers...... 91 Abb. 11: IDRISI-Modell ‚rnd’ zur Erstellung eines binären Zufallspunkterasters...... 93 Abb. 12: IDRISI-Modell ‚größenklassen’ zur Analyse von Objektgrößen...... 94 Abb. 13: Erstellung Sublayers aus einem Layer mit dem IDRISI-Modul ‚RECLASS’...... 95 Abb. 14: IDRISI-Modell ‚nwald+norm+kombmax’ zur Kombination von Layers...... 96 Abb. 15: Objektlayer und zugehöriger Sichtbarkeitslayer (aus Einzellayers erstellt)...... 96 Abb. 16: IDRISI-Modell ‚wx2norm.imm’ zur Abschwächung erhöhter Wertunterschiede.... 97 Abb. 17: IDRISI-Modell ‚nwaldg+kombadd’ zur Aufsummierung von Sublayers...... 99 Abb. 18: IDRISI-Modell ‚to_bin_x5_add_norm’ zur Normalisierung auf 0,5 bis 1...... 100 Abb. 19: IDRISI-Modell ‚obj_buf’ zur Berechnung von Distanzabnahmebuffern...... 102 Abb. 20: Objektlayer ‚ind141’, zugehöriger Distanzlayer u. Distanzabnahmebuffer(5 km). 102 Abb. 21: Sichtbarkeitslayer ohne und mit Berücksichtigung der Entfernung...... 102 Abb. 22: grundsätzliches Ablaufmodell für flächenhafte Objekte...... 105 Abb. 23: IDRISI-Modell ‚erhoehungen’ zur Ermittl. v. Erhöhungen a.e. Höhenschicht...... 122 Abb. 24: IDRISI-Modell ‚hoehenstufen20’ zum Durchlauf aller Höhenschichten...... 123 Abb. 25: IDRISI-Modell zur Entfernung von Vertiefungen und lokaler Erhöhungen...... 124 Abb. 26: Gegenüberstellung ursprünglicher und bereinigter Erhöhungs-Layer ...... 125 Abb. 27: IDRISI-Modell ‚ dhm_relh’ zur Erstellung eines DGM mit relativen Höhen...... 128 Abb. 28: Geländemodell ‚dhm25rel’ mit relativen Höhen der Berge...... 129 Abb. 29: Triglav aufgenommen von der Steinerhütte am südlichen Teil der Saualpe...... 131 Abb. 30: Hochalmspitze aufgenommen von der Steinhütte am südlichen Teil der Saualpe. 134 Abb. 31: IDRISI-Modell ‚gr_orte_v’ zur Ermittlung von höher liegenden Bereichen...... 146 Abb. 32: Hochspannungsstrommasten mit einer Bauhöhe von etwa 70 m ...... 153

11 Abb. 33: Eingabemaske des VBA-Programms zur Berechnung von Sichtbarkeitsanalysen. 160 Abb. 34: IDRISI-Modell ‚fract’ zur Berechnung der Reliefausprägung eines DGM...... 164 Abb. 35: IDRISI-Modell zur Reduktion des Anstiegs der „Frakt.Werte“ mit der Seehöhe. . 165 Abb. 36: Geländebereiche mit einer Reliefausprägung von 60 bis 70%...... 165 Abb. 37: Sichtbarkeit von Landschaftsbereichen mit hoher Reliefausprägung...... 166 Abb. 38: Kumulierte Sonneneinstrahlung des Tages abhängig vom Relief...... 168 Abb. 39: IDRISI-Modell ‚v_all’, Bildung e. Gesamtlayers aus allen Sichtbarkeitslayers..... 171 Abb. 40: Nach Bewertung gewichtete Zusammenfassung aller Sichtbarkeitslayers...... 172 Abb. 41: Panoramaaufnahme vom Standort „Salzburgerwiese“ am 05.10.2008, 13.48h...... 179 Abb. 42: Ausschnitte aus ÖK50 mit Sichtstrahlen zwischen Standort und Sichtobjekten. ... 180 Abb. 43: Modellierung der Aussicht vom Standort „Salzburgerwiese“ ...... 181 Abb. 44: Darstellung der Sichtbarkeit aller 9 Sichtobjekte (Werte von 1-9) ...... 182 Abb. 45: IDRISI-Modell ‚add_stoerf’ - Berechnung einer proportionalen Störeinwirkung.. 185

Quellenangabe: Sämtliche Abbildungen ohne explizite Quellenangabe als Fußnote stammen aus eigener Bearbeitung.

12 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Prädiktoren für Landschaftspräferenz und ihre Parameter...... 59 Tabelle 2: Waldtypen mit Anteil an der Gesamtfläche Kärntens ...... 78 Tabelle 3: Begrenzung der angenommenen Sicht behindernden Wuchshöhe...... 79 Tabelle 4: Realraumtypen mit Bebauung und angenommener durchschnittlicher Bauhöhe .. 83 Tabelle 5: Untersuchte Größenkategorien von Stillgewässern und Staubereichen ...... 113 Tabelle 6: Objektlayer der zu untersuchenden Fliessgewässer...... 115 Tabelle 7: Generalisierung des Geländemodells ‚dhm25’ in 3 Generalisierungsgraden...... 126 Tabelle 8: Vergleich zweier relativer Höhenunterschiede...... 128 Tabelle 9: Einteilung der Erhöhungen in Klassen der relativen Höhe...... 129 Tabelle 10: nach Exposition unterteilte Höhenobjektlayers...... 130 Tabelle 11: Übersicht der resultierenden Sichtbarkeitslayer für Erhebungen im Gelände. ... 131 Tabelle 12: Layers des alpinen und hochalpinen Bereiches (ohne Gletscher)...... 133 Tabelle 13: Übersicht der Größenkategorien der Kulturgüter...... 136 Tabelle 14: Einzelne Sichtbarkeitslayers der Kategorie „Kultur A“...... 138 Tabelle 15: Realraumtypen für städtisches Gebiet...... 145 Tabelle 16: Kärntens 13 flächenmäßig größte Orte...... 145 Tabelle 17: Blattschnittnummer der verwendeten DOM und DGM ...... 158 Tabelle 18: Gruppen der Sichtbarkeitsanalysen der Einzelobjekte...... 162 Tabelle 19: Sonnenhöhe und Sonneneinstrahlwinkel zu unterschiedliche Tageszeiten...... 167 Tabelle 20: Themengruppen der Sichtbarkeitslayers...... 170 Tabelle 21: Beispiele für Interessensgebiete und relevante Sichtbarkeitslayers...... 177 Tabelle 22: vom Standort „Salzburgerwiese“ erkennbare Sichtobjekte...... 179

Quellenangabe: Sämtliche Tabellen ohne explizite Quellenangabe als Fußnote stammen aus eigener Bearbeitung.

13 1 Einleitung

In der vorliegenden Diplomarbeit wird das Thema der Landschaftsästhetik behandelt, welchem heute nach wie vor viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Geht man mit offenen Augen durch die Landschaft, so kann man - im Laufe der Jahre - eine langsame, jedoch stetige Veränderung im Landschaftsbild beobachten. Angesichts der Tatsache, dass der überwiegende Teil der Eingriffe in das Landschaftsbild eher zu einer Abwertung als zu einer Aufwertung desselben führen, gelangt man recht rasch zur Erkenntnis, dass schöne Landschaft ein immer knapper werdendes Gut ist. Unbewusst ist das Thema der Landschaftsästhetik aber wohl in jedem verankert. Wie sonst sind Wohnortwechsel aufs Land, der Wunsch zur Bewegung und zu Sport in freier Natur oder das starke Interesse für Naturdokumentationen im Fernsehen erklärbar? Es fällt auf, dass einerseits Naturlandschaften, die wenig berührt oder unberührt sind, und andererseits alte Kulturlandschaften, die zu Zeiten entstanden, als der Mensch noch keine großartigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung hatte, den größten Reiz ausüben. Der Mensch sehnt sich offenbar nach einer gewissen Harmonie und Natürlichkeit im Landschaftsbild. Viele Landschaften, die in den letzten Jahrzehnten überprägt wurden, weisen diesen Charme hingegen nicht mehr auf, da in dieser Zeit das ökologische Denken im Hintergrund stand. Wenngleich in letzter Zeit eine gewisse Trendumkehr mit einer leichten Hinwendung zu

Natürlichkeit und Ästhetik eingesetzt hat (siehe auch TROMMLER, AISSEN-CREWETT,

HERWALD und MAYER 1990), so ist nach wie vor ein laufender Verlust an landschaftlicher Schönheit zu beobachten. „Angesichts des derzeit praktizierten Umgangs mit Natur und Landschaft, insbesondere mit landschaftlicher Schönheit, ist es höchste Zeit, unseren ästhetischen Lebensgrundlagen mehr Beachtung zu schenken.“ (WÖBSE 2002, S. 7)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich in zweifacher Weise mit dem Thema der Landschaftsästhetik. Im Literaturteil wird vertieft auf aktuelle mit der Landschaftsästhetik in Zusammenhang stehende Probleme und Aspekte eingegangen. Im empirischen Teil wird das Thema der Landschaftsästhetik von der praktischen Seite her bearbeitet und ein selbst entwickeltes Modell zur GIS-gestützten Erfassung landschaftsästhetisch wertvoller Flächen vorgestellt.

14 2 Ziel der Arbeit

Blickt man von einem Beobachtungsstandort aus in eine Landschaft, so tauchen Objekte von unterschiedlicher Art und Wirkung im Blickfeld auf. Ästhetisch wertvolle und somit „schöne“ und „positive“ Objekte als Teil der Landschaft werten diese in ästhetischer Hinsicht auf. Objekte, die in ihrer Form, Farbe oder Größe nicht in ihr Umfeld passen, werden als ästhetisch störend empfunden. Die Summe aller visuellen Eindrücke macht einen Großteil des landschaftsästhetischen Erlebnisses aus. Landschaftsästhetik steht somit in direktem Zusammenhang mit Sicht und Aussicht. Das Ziel dieser Arbeit ist es, solche Sichten und Aussichten modellhaft abzubilden und zu berechnen, um die Qualität der visuellen Eindrücke für einen beliebigen Standort abschätzen zu können. Dabei wird die Landschaft nicht – wie in der Kartographie üblich – von oben betrachtet, sondern im Aufriss, somit horizontal. Die Ergebnisse der Modelle dienen als Basis für Untersuchungen, bei denen der landschaftsästhetische Wert von Regionen und Standorten wichtig ist. Der Wert eines schönen Landschaftsbildes wird heute noch viel zu wenig beachtet. Vor allem Bebauung verändert unsere Landschaft in erheblichem Maße. Das ursprüngliche Landschaftsbild, welches in den meisten Fällen landschaftsästhetisch wertvoller ist als jenes danach, geht unwiederbringlich verloren. Es gibt landschaftsästhetisch besonders sensible Zonen („Sensibilitätszonen“), die bewahrt werden sollten. Zonen mit naturnaher Kulturlandschaft sollten in weitgehend unverändertem Zustand erhalten bleiben. In solchen Sensibilitätszonen würde die Ästhetik der Landschaft durch Bebauung stark beeinträchtigt werden. „Anthropogenfreie“ Zonen haben einen noch höheren landschaftsästhetischen Wert, sie sind noch „heile Landschaft“2. Mit Hilfe der vorliegenden Arbeit soll eine Karte der Schutzwürdigkeit von Landschaft erstellt werden. Diese Schutzwürdigkeit soll von „Kulturzonen“ bis zu „Verbotszonen“ reichen. Um eine solche Karte erstellen zu können, müssen die Kriterien für die Schutzwürdigkeit definiert werden. Entgegen den üblichen Untersuchungen, die die Landschaft im Grundriss („von oben“) zeigen, soll hier die Sicht des Betrachters in der Landschaft als Ausgangspunkt genommen werden. In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass die Summe der visuellen Eindrücke von einem Standort aus in etwa dem landschaftsästhetischen Wert desselben Ortes entspricht. Es wird daher die ästhetische Wirkung unterschiedlicher Objekte in der Landschaft untersucht. Das Untersuchungsgebiet

2 die Begriffe „Sensibilitätszone“, „anthropogenfrei“ sowie „heile Landschaft“ stammen von DDr. Wolfgang Reichelt, Abt. 20 des Amts der Kärntner Landesregierung (13.03.2008) 15 beschränkt sich auf das Landesgebiet von Kärnten. In der Arbeit wird ein Katalog von Objekten für das Landesgebiet von Kärnten erstellt, die aufgrund ihrer Größe landschaftsästhetisch wirksam sind. Dieser Objektkatalog bildet, ergänzt durch ein Geländemodell des Landesgebietes, die Basis für die unterschiedlichen Berechnungsmodelle, die sich in erster Linie der Sichtbarkeitsanalyse bedienen. Die Ergebnisse dieser Modelle werden in geeigneter Weise kombiniert und anschließend bewertet. Das Endergebnis sind unterschiedliche thematische Karten über den landschaftsästhetischen Wert der Regionen Kärntens. Auf Basis dieser Karten können weiterführende Untersuchungen vorgenommen werden. Dazu gehören etwa die Ermittlung von Standorten, die als Aussichtspunkte besonders geeignet sind, entlang von existierenden Verkehrsverbindungen sowie die Analyse von potentiellen Störobjekten, um Aussagen über die potentielle Beeinträchtigung der landschaftlichen Schönheit treffen zu können.

16 3 Die Kärntner Landschaft

Da das Landesgebiet von Kärnten das primäre Untersuchungsgebiet in dieser Arbeit darstellt, soll kurz auf die Besonderheiten dieses Landes in geographischer Hinsicht eingegangen werden.

In SEGER (1992, S. 230ff.) erfolgt eine topographisch und landschaftstypologische angelegte Gliederung Kärntens, welche sich an der geographischen Raumgliederung von

MANG (1983) orientiert und hierarchisch aufgebaut ist. In einer ersten Gliederung werden 3 Großräume unterschieden, die sich in die in Abbildung 1 dargestellten übergeordneten Raumeinheiten unterteilen: • Zentralalpen: Hohe Tauern, Kreuzeckgruppe, Gurktaler Alpen, Saualpe und Seetaler Alpen • Klagenfurter Becken und Drautal • Südalpen: Gailtaler Alpen, Karnische Alpen und Karawanken

Abb. 1: Gliederung Kärntens nach übergeordneten Raumeinheiten3.

Einer weitere Gebietsgliederung (Abbildung 2) zeigt die einzelnen Gebirgsgruppen, Berggebiete, Talräume, Hügelländer, Ebenen und Niederungen als geographischen Raumeinheiten Kärntens im kleinen bis mittleren Maßstab.

3 Quelle: Seger 1992, S. 234 Eigene Nachbearbeitung (Einfügen der Schriftzüge „Kreuzeck“ sowie „Seetaler Alpen“) 17

Abb. 2: Geographische Raumeinheiten Kärntens4.

Die Begriffsbildung der vorgestellten Gebietseinheiten beinhaltet zum Teil eine Erweiterung des zum Zeitpunkt der Erstellung bekannten topographischen Namensgutes (vgl.

SEGER 1992, S. 230ff.). Die zahlreichen Raumeinheiten Kärntens sorgen für eine vielfältige Gliederung der Landesfläche, welche sich auch in der Kulturlandschaft widerspiegelt. Der Anteil an Wald- und Landwirtschaftsflächen ist recht hoch, die bewirtschafteten Acker- und Grünflächen sind aufgrund der zahlreichen Kleinbetriebe recht fein gegliedert. Das Kulturlandschaftsgut umfasst aber auch zahlreiche Kulturgüter (Burgen, Schlösser, Kirchen, Kapellen) sowie unterschiedliche Siedlungs- und Hofformen, die sich über Jahrhunderte ohne wesentliche Veränderung erhalten haben. In landschaftsästhetischer Hinsicht hat Kärnten somit viel Positives zu bieten. Dieses Gut muss auch entsprechend erhalten und gepflegt werden, um seinen Fortbestand längerfristig zu sichern.

4 Quelle: Seger 1992, S. 236 18 4 Allgemeine Begriffe

Einleitend werden die wichtigsten Landschaftsbegriffe erläutert. Es fällt auf, dass bei vielen Begriffen noch keine Einigkeit über die Definition herrscht. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Wahrnehmung von Landschaft im Grunde etwas sehr Subjektives ist.

4.1 Landschaft Die rein naturwissenschaftlichen Definitionen des Begriffes „Landschaft“ befassen sich bereits mit ihrer Eigenart und ihrem Charakter. Nach TROLL (1950, zit. in KASTNER 1985, S. 3) ist die „geographische Landschaft ein Teil der Erdoberfläche, der nach seinem äußeren Bild und dem Zusammenwirken seiner Erscheinungen sowie den inneren und äußeren Lagebeziehungen eine Raumeinheit von bestimmtem Charakter bildet und der an geographischen natürlichen Grenzen in Landschaften von anderen Charakteren übergeht.“

TROLL, der 1939 den Begriff Landschaftsökologie prägte, sah Landschaft als eine mosaikartige Zusammenfügung von belebten Ökotopen zu einem einheitlich wirkenden

Gebilde. Er folgte somit den Gedanken RATZELS, der den Grundgedanken prägte, dass das

Ganze (die Landschaft) mehr ist als nur die Summe der Teile (vgl. STEINHARDT et al. 2005,

S. 24). BOBEK und SCHMIDTHÜSEN (1949, zit. in LOIDL 1981) sprechen von einem „Teilraum der Erdoberfläche mit arteigener Physiognomie und bestimmten kausalem Wirkungsgefüge.“

HAASE et al. sehen die Landschaft als einen durch anthropogene Eingriffe überprägten Teil der Erdoberfläche, seiner Ansicht nach wird aus Land so erst Landschaft. (vgl. HAASE et al.

1991, S. 22) BASTIAN spricht von einem integrierenden System, welches umweltbezogene- und soziale Komponenten impliziert. (vgl. BASTIAN 2001, S. 39ff.). CAROL konkretisiert Landschaft „als die ungeheure Fülle des irdischen Daseins. Alles, was in einer Erdhülle vorhanden ist, konstituiert die Landschaft: Berge, Ebenen, Meere, Seen, Luft, Pflanzen, Tiere, der Mensch als biologisches, soziales, wirtschaftendes und geistig tätiges Wesen, Felder, Gebäude, Verkehr - all das in seinem gesamten Vorhandensein und seiner Interferenz macht die Landschaft aus. Landschaft in diesem umfassenden Sinne ist eine Vorstellung, die erst im

Begriff steht, in unser Bewusstsein vorzudringen.“ (CAROL 1956, S. 114) Angesichts der außerordentlich großen Zahl an geographischen Definitionen des

Begriffes Landschaft soll an dieser Stelle auch NEEF angeführt werden, der neben seinen eigenen Definition auch eine etwas andere Auffassung vertritt: „Alle geographischen Vorstellungen axiomatischen Charakters – darunter auch die Landschaftsvorstellung – entziehen sich der Definition. Wie viel Kraft ist vergeudet worden, geographische Grundvorstellungen zu definieren, ohne damit zu einem anerkannten Ergebnis zu kommen.“

19 NEEF (1967, S. 19) Aus diesem Grunde sei nun Alexander von HUMBOLDT mit der gleichermaßen wohl ältesten und kürzesten Definition dieses Begriffes angeführt: „Landschaft ist der Totalcharakter einer Erdgegend.“ (HUMBOLDT 1847, zit. in Wöbse 2002, S. 13) Mit dem Präfix ‚Total-’ wird in einfacher und gleichsam genialer Form zum Ausdruck gebracht, dass alle Charaktereigenschaften einer Landschaft zusammen sie erst unverwechselbar machen und so ein spezielles Wahrnehmen und Erleben ermöglichen.

WYLIE geht im Speziellen auf die Art und Weise ein, wie Landschaft gesehen und verstanden werden kann: einerseits als Objekt, das betrachtet wird, andererseits als Sichtweise oder Blick, als eine bestimmte Art die Welt zu sehen. Die Quintessenz dabei ist, dass Landschaft primär über die visuelle Wahrnehmung definiert wird. Beim Blick auf die Landschaft offenbart sich alles, was dominant und vorherrschend ist, und den Charakter der

Landschaft bestimmt (vgl. WYLIE 2007, S. 55). Auch COSGROVE stellt fest: „Landscape is a way of seeing“ (COSGROVE 1998, S. XIV).

4.2 Landschaftsstruktur Angelehnt an die zuvor erwähnten geographischen Definitionen des Begriffes ‚Landschaft’ soll nun kurz auf die stoffliche und formale Struktur der Landschaft eingegangen werden. Darin enthalten sind die Landschaftselemente, die Geofaktoren, wie Oberflächenformen, die Lithosphäre, die Pedosphäre sowie die Anthroposphäre, in ihrer Eigenschaft als Bauelemente der Landschaft. Optisch in der Landschaft dominierende Elemente werden landschaftliche Leitstrukturen (z.B. Gewässer, Geländestufen, Bergkuppen) genannt. (vgl. KASTNER 1985, S. 7f.). Die landschaftliche Vielfalt hängt nun vom Grad der

Ausstattung einer Landschaft mit unterschiedlichen Strukturelementen ab (vgl. BUCHWALD et

ENGELHARDT 1978, S. 3f.). Durch anthropogene Beeinflussung tauchen auch vermehrt „künstliche“ Strukturelemente in der Landschaft auf. Es handelt sich in diesem Fall nicht mehr um eine

Naturlandschaft, sondern um eine Kulturlandschaft. LUTZE et al. sehen den potentiellen Handlungsspielraum bei der Landnutzung in der aktuellen Landschaftsstruktur verschlüsselt: „Die Landschaftsstruktur ist eine skalen-, aber auch beobachterabhängige Eigenschaft von Landschaften und stellt in gewisser Weise das ‚Gedächtnis’ einer Landschaft hinsichtlich der erfolgten Nutzungs- und Bewirtschaftungseinflüsse dar.“ (LUTZE et al. 2004, S. 1) Von reinen Naturlandschaften kann heute nur bei entlegenen Gebieten ohne jeglichen anthropogenen Einfluss gesprochen werden. In Österreich können hier nur Hochgebirgsregionen, Auwaldreste, Moorgebiete oder Reste von natürlichen Waldbeständen in unzugänglichen Gebieten hinzugezählt werden.

20 4.3 Landschaftsbild Die von KASTNER gleich zu Beginn seiner Dissertation angeführte Definition des Begriffes „Das Landschaftsbild ist das visuell wahrnehmbare Erscheinungsbild der

Landschaft.“ (KASTNER 1985, S. 1) impliziert eine bildhafte Wahrnehmung der Landschaft durch den Menschen. Diese Wahrnehmung ist überprägt von Umwelteinflüssen, von gesellschaftlichen Werten und von individuellen Erfahrungen, sodass sich aus der objektiv vorhandenen

Landschaft beim Betrachter ein gefiltertes Produkt, das Landschaftsbild, ergibt (vgl. DROZ 2008, S. 21). Es geht aber nicht nur um die Wahrnehmung durch den Menschen. Die Landschaft ist Wirkungsgefüge unterschiedlicher Landschaftsfaktoren, ist Handlungsraum des Menschen und ist zugleich auch Erlebnisraum für den Menschen, wodurch ableitbar ist, dass durch die

Wechselbeziehungen Konflikte entstehen (vgl. KASTNER 1985, S. 1). Das Bild einer Landschaft verändert sich jedoch laufend durch natürliche und menschliche Einflüsse und ist somit ein Prozess, bei dem der gegenwärtige Zustand nur ein Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft ist. Insofern sind landschaftliche Schönheit und deren

Wahrnehmung niemals etwas Statisches (vgl. WÖBSE 2002, S. 14). „Ein Bild ist ein synästhetischer Prozess und damit mehr als das Abbild eines Augen-Blicks.“ (WÖBSE 2002, S. 170)

4.4 Landschaftsästhetik Der Begriff der ‚Ästhetik’ an sich tauchte etwa 1750 erstmalig im Sprachgebrauch auf. Er geht auf das griechische Wort ‚aisthesis’ zurück und umfasst das, was wir mit

Wahrnehmung und/oder Empfindung zum Ausdruck bringen (vgl. WÖBSE 2002, S. 15). Damit sind Anlässe, Ereignisse, daraus entstehende „Bilder“ des Vorstellens oder Erinnerns, Arten des Umgangs damit und Verarbeitungsprozesse gemeint, wobei Gegenstand und Methode, Lernprozess und Erfahrung, Ursache und Wirkung darin zusammengedacht sind

(vgl. SELLE 1990, S. 19).

Nach BAUMGARTEN ist die Ästhetik die Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis

(‚Aesthetica est scientia cognitionis sensitivae’) (BAUMGARTEN 1988, S. 1). EIBL-EIBESFELDT definiert die Ästhetik als Wissenschaft von der erlebnisbezogenen bewertenden

Wahrnehmung (EIBL-EIBESFELDT 1997, zit. in WÖBSE 2002, S. 16). Aus letzterer Definition geht auch hervor, dass die ästhetische Bewertung einer Landschaft nie ohne das Erleben und subjektive Wahrnehmen letzterer erfolgen kann.

21 Auch LOTHIAN und DANIEL sehen hier zwei unterschiedliche Paradigmen: die der objektiven und der subjektiven Landschaftsästhetik. In ersterem wird die Qualität als inhärent in der Landschaft angesehen, in zweitem entsteht die Schönheit der Landschaft primär aus unserem subjektiven Eindruck – in „the eye of the beholder“ (LOTHIAN 1999, S. 177ff.,

DANIEL 2001, S. 268). DANIEL konkretisiert dies: „Landscape quality arises from the relationship between properties of the landscape and the effects of those on human viewers.“

(DANIEL 2001, S. 268) Auch bereits Locke, Hume, Burke und teilweise auch Immanuel Kant sahen die Schönheit eher als subjektiven Eindruck und nicht dem Objekt anhaftend. LOTHIAN sieht vor allem bei Geographen und Landschaftsplanern das Paradigma der objektive Landschaftsästhetik noch stark in verbreitet, was er allerdings kritisiert, da für jegliche scheinbar objektive Klassifizierung und Bewertung immer subjektive Annahmen als Basis herangezogen werden, es werde somit Subjektivität als Objektivität präsentiert (vgl. LOTHIAN 1999, S. 177f.).

Auch TUAN sieht das Ästhetische als Ausdruck der Natur des Menschen, und merkt dabei an, dass die Grenze zwischen Natur und Kultur gerade im Bereich der Gefühle verschwimmt: „The aesthetic impulse, understood as the ‚sense come to life’, directs attention to its roots in nature. But though rooted in nature (biology), it is directed and colored by culture.“ (TUAN 1993, S. 7f.)

HASSE konkretisiert dies, indem er das Wort ‚Situation’ mit hinein nimmt: Naturschönheit ist ein Phänomen des Erscheinens der Natur an sich und weniger ihrer einzelnen Erscheinungen, deshalb ist Naturschönheit an Situationen gebunden. Sie ist Ausdruck der Wechselhaftigkeit der natura naturans. Der Mensch als Naturwesen nimmt die Schönheit einer Landschaft nicht durch sein Denken wahr, sondern rein durch seine Gefühle

(vgl. HASSE 1999, S. 19). Die Vorstellung von Schönheit beginnt aber bereits weit vor dem eigentlichen Sehen und Erleben. Wird uns eine Landschaft mit dem Wort „schön“ beschrieben, so weckt dies in uns eine positive Erwartung, obwohl wir noch nicht wissen welche Eigenschaften zur Schönheit beitragen. Die Summe aller quantitativen Eigenschaften wird in unserem Geist zu einem qualitativen Ganzen verbunden. Schön ist somit ein spezifisch ästhetischer Begriff wie anmutig, lieblich, elegant, harmonisch oder düster, reizlos, hässlich. Obwohl wir genau wissen, was schön ist und was nicht, sind wir dennoch kaum in der Lage zu erklären, was denn das Schöne ausmacht (vgl. WÖBSE 2002, S. 113). Es stellt sich somit die Frage ob und wie die Schönheit einer Landschaft anhand ihrer

Objekte qualifizierbar oder sogar quantifizierbar ist. THOENE geht davon aus, dass die

22 Schönheit einer Landschaft mit der Menge des von ihr Wahrgenommenen wächst, wobei diese Mannigfaltigkeit durch die drei Faktoren Unregelmäßigkeit, Schrägansicht und Bewegung (sowohl auf der Subjekt- als auch auf der Objektseite) gesteigert wird (vgl.

THOENE 1922, S. 86).

WÖBSE geht auf unterschiedliche Faktoren, die zum Naturerlebnis beitragen, ein: „Jede konkrete Wirkung, jedes ästhetische Angesprochensein ist eingebettet in die Erlebnisbereitschaft und Wertansprüche einer konkreten Persönlichkeit, die wiederum von zwei Faktoren bestimmt sind: einem Dauerfaktor (Alter, Geschlecht, Temperament, Bildungsgrad, bisherige Erfahrungen) und einem ungleich variableren aktuellen Faktor

(Situationseinbettung, augenblickliche Stimmung und Gemütslage).“ (WÖBSE 2002, S. 121) Die Identifikation des Menschen mit der Ästhetik ist vor allem in den letzten Jahren spürbar stärker geworden. Nach WÖBSE bildet die Ästhetik eine Art Gegenpol zur

Naturwissenschaft und Technik. Die immer perfektere Technik beginnt sich nach WÖBSE zu verselbständigen, uns zu drohen und Angst zu machen. Um dem entgegenzuwirken, sollten wir von Zeit zu Zeit zur Kontemplation zurückkehren und uns dazu mit dem Schönen auseinandersetzen – mit der Kunst und der Natur. WÖBSE sieht in der Ästhetik sowohl einen Gegenpart als auch eine notwendige Ergänzung der Naturwissenschaft. Die Ästhetik gleicht in ihrem Wesen dem des Seins. Ihre Komplexität und Vielfalt, in der sie zugleich verbindlich und unverbindlich, begrifflich und ‚sinnlich’, generalisierend und individualisierend zu verfahren bestrebt ist, erscheint unseren Ordnungsvorstellungen und Systematisierungsversuchen oft unheimlich. Ästhetik und Landschaftsästhetik sind fachübergreifende und gleichzeitig integrierende Disziplinen (vgl. WÖBSE 2002, S. 17). Auch die Kunst, insbesondere die Landschaftsmalerei, kann als Ausdruck der ästhetischen Landschaftswahrnehmung gesehen werden. Nicht selten wird hier ein Idealbild einer Landschaft geschaffen, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Ein Landschaftsbildnis ist somit entweder eine Interpretation einer real existierenden Landschaft oder die Komposition einer neuen Landschaft. In beiden Fällen wird der Künstler aber von der Natur inspiriert sein. Aber auch das Betrachten eines Landschaftsbildnisses geschieht nicht ohne Interpretation desselben. Bezogen auf das rein visuelle Erlebnis geschieht hier im Prinzip dasselbe wie beim Betrachten einer realen Landschaft (vgl. Wöbse 2002, S. 14). Zum Begriff Landschaftsästhetik soll nun noch beleuchtet werden, woher das Schöne in der Landschaft eigentlich stammt und wie es entsteht. Im Wesentlichen sind zwei Erscheinungsformen des Schönen zu betrachten: das Naturschöne und das vom Menschen Geschaffene. Die vom Menschen gestalteten Eingriffe sind wiederum vom Motiv des

23 Eingriffs geprägt. Während bäuerliche Kulturlandschaften einen ganz materiellen, existenziellen Zweck haben, und die Schönheit ein nicht bewusst herbeigeführter Nebeneffekt ist, ist die Anlage von Landschaftsgärten eine bewusste Schaffung von landschaftlicher

Schönheit (vgl. WÖBSE 2002, S. 19). STEINHARDT et al. (2005, S. 7) sehen in Landschaftsgärten und Parks den Versuch die bisher nur auf Bildern dargestellte Ideallandschaft Wirklichkeit werden zu lassen.

WÖBSE betont auch, dass eine reine Naturlandschaft, in die der Mensch nicht eingegriffen hat, nicht schöner sein muss als eine Kulturlandschaft. Entscheidend ist die Art des Eingriffs. Eine Landschaft in ihrem natürlichen Erscheinungsbild kann vergleichsweise monoton sein, wenn man die potenzielle natürliche Vegetation (z.B. Wald) der realen durch die Kulturlandschaftspflege entstandenen Vegetation (Mosaik von Wald und Grünflächen sowie Parks) gegenüberstellt. Wichtig ist vor allem ein Wechsel innerhalb der Distanzen menschlichen Maßstabs (vgl. WÖBSE 2002, S. 21 und 161). Mit diesem Wechsel wird das ästhetische Landschaftserlebnis noch entsprechend gesteigert.

4.5 Kulturlandschaft Der Begriff Kulturlandschaft kann in Ableitung des Begriffes „Kultur“ aus dem Lateinischen („colere“) im „Bebauen“ und „Pflegen“ einer Landschaft verstanden werden

(vgl. KASTNER 1985, S. 8ff.). WÖBSE beschreibt Kulturlandschaft als „eine vom Menschen gestaltete Landschaft, deren ökonomische, ökologische, ästhetische und kulturelle Leistungen und Gegebenheiten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, die eine kontinuierliche Entwicklungsdynamik gewährleistet und langfristig geeignet ist, Menschen als

Heimat zu dienen.“ (WÖBSE 2002, S. 185) WRBKA et al. gehen davon aus, dass „die als Heimat empfundene Landschaft in den meisten Fällen eine durch den Menschen in unterschiedlichem Maße umgestaltete Kulturlandschaft ist.“ (WRBKA et al. 2000, zit. in Lang et BLASCHKE 2007, S. 19) Das Erscheinungsbild einer Kulturlandschaft ist zwar auch von der Natur, jedoch entscheidend vom Menschen geprägt (vgl. WÖBSE 2002, S. 102). Die Landschaft ist ein Produkt von Interaktionen zwischen natürlichen Bedingungen (Wetter, Relief, Boden) und den kulturellen Gegebenheiten der dort lebenden Menschen (Landwirtschaft, Kultur, Glauben, gesellschaftliche Struktur, Besitzverteilung), welche sich gegenseitig beeinflussen. Dies drückt sich im Landschaftsbild aus (vgl. WYLIE 2007, S. 9). Durch den Menschen entstanden und entstehen kulturbedingte Erscheinungsformen der traditionellen Kulturlandschaft, die landschaftsästhetisch wertvoll und daher erhaltungswürdig sind. Beispielhaft seien im Folgenden einige dieser Formen angeführt:

24 • kulturhistorisch wichtige Vegetationsformen wie Einzelbäume, Baumgruppen, Hecken, Trocken- Magerrasen, Streuwiesen • durch menschliche Nutzung bedingte Kleinformen der Landschaft wie Raine, Steinwälle, Hohlwege, alte Ackerterrassen, Flurformen • Boden- und Baudenkmale wie Burgen, Schlösser, Kirchen Kapellen oder landwirtschaftliche Hofformen und Siedlungsformen

(vgl. KASTNER 1985, S. 15f.)

KASTNER merkt an, dass die Erhaltungswürdigkeit primär vom gesellschaftlichen Willen abhängt, da mit der Dokumentation eines bestimmten Nutzungszustandes wirtschaftliche Einschränkungen einhergehen können. (vgl. KASTNER 1985, S. 16) Grundsätzlich ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch den Menschen jedoch ein fortlaufender Prozess, durch den die Landschaft stetig verändert wird. Flächen werden an sich nicht verbraucht, die Landschaft verschwindet nicht. Durch die Veränderungen der Landschaft ergeben sich jedoch teilweise erhebliche Beeinträchtigungen des Naturhaushalts, die irreversibel sind (vgl. BETZHOLZ 2005, S. 3). In diesem Sinne kann sehr wohl von Landschaftsverbrauch gesprochen werden, da von der ursprünglichen Kulturlandschaft mehr und mehr verloren geht. An deren Stelle tritt eine eher unspezifische Landschaft, die ursprünglich vorhandene Einzigartigkeit geht verloren.

Auch KASTNER sieht den Begriff ‚Kulturlandschaft’ vielfach nicht mehr gerechtfertigt: „Im Sinne der Sozialgeographie wird […] die Kulturlandschaft als multifunktionales Prozessfeld gesehen, in dem der Mensch als Koordinator und Manipulator der natürlichen Geofaktoren auftritt. Die Multifunktionalität einer Kulturlandschaft ist darin charakterisiert, dass sie Siedlungsraum, Produktionsraum für Land- und Forstwirtschaft, Raum für Verkehrssysteme oder Raum für die Gewinnung von Rohstoffen, aber ebenso Raum für die Bedürfnisse nach Erholung und Freizeitgestaltung ist. Daher spricht man heute oftmals nicht einmal von einer Kulturlandschaft, sondern von Industrielandschaft,

Fremdenverkehrslandschaft, Zivilisationslandschaft.“ (KASTNER 1985, S. 13)

WÖBSE formuliert dies etwas kritischer: „Davon ausgehend, dass bei unserem Umgang mit Landschaft Kulturlandschaft nur entstehen kann, wenn wir unsere Lebensgrundlagen verantwortungsbewusst nutzen, um der nächsten Generation qualitativ gleich- oder höherwertige Bedingungen zu übergeben, ist manches, was gegenwärtig entsteht, kaum als Kulturlandschaft zu bezeichnen, sondern allenfalls als Wirtschafts- oder Produktionslandschaft. […] Aus einer zunächst naturverträglichen Nutzung ist vielerorts eine naturzerstörerische Ausbeutung geworden.“ (WÖBSE 2002, S. 184)

25 Historische Kulturlandschaften geben im Gegensatz dazu Zeugnis vom schonenden Umgang früherer Generationen mit Natur und Landschaft. Historische Kulturlandschaftselemente sind vom Menschen in der Landschaft und aus der Landschaft heraus geschaffen worden, es wurden ausschließlich lokale Baumaterialien (Lehm, Gestein und Holz) verwendet. Bodenbewegungen und Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt erfolgten den technischen Möglichkeiten entsprechend relativ behutsam. Jegliche anthropogene Veränderungen standen in engem Zusammenhang mit der Natur und wurden so Bestandteil der Gestalt von Landschaft. Sie tragen daher heute auch bedeutend zur Eigenart und Schönheit von Landschaft bei (vgl. WÖBSE 2002, S. 186).

26 5 Landschaftsnutzung und -gestaltung

Historische Kulturlandschaften sind ein Beispiel dafür, dass Landschaftsnutzung durch den Menschen auch sehr positive Auswirkungen haben kann. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass bei der Landschaftsnutzung gewisse Regeln eingehalten wurden. Die wohl wichtigste Leitlinie der Landschaftsnutzung ist das Prinzip der Nachhaltigkeit. In

STEINHARDT et al. wird diese Leitlinie noch durch einige weitere Grundsätze ergänzt und verfeinert, von denen einige hier angeführt sind: • der Grundsatz der Zukunftsverantwortung und Sicherung der Lebensqualität • der Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Naturressourcen • der Grundsatz der Vermeidung unnötiger Eingriffe in Natur und Landschaft • der Grundsatz der optimalen Nutzung der Naturpotentiale

(VGL. STEINHARDT et al. 2005, S. 227f.)

Bezüglich der vielfältigen Nutzung durch den Menschen soll noch kurz auf die sozioökonomischen Funktionen von Landschaften eingegangen werden. Viele Landschaften vereinen in sich ganz unterschiedliche Funktionen, sie sind multifunktional. Zu den wichtigsten dieser Funktionen gehören die Informationsfunktion (kulturhistorische Zeitzeugen, Topographie), die Wohn- und Wohnumfeldfunktion, die Kulturelle Funktion (kulturhistorische Objekte), die Erholungsfunktion, die Produktionsfunktion (für Land- und Forstwirtschaft) und Ressourcenfunktion (Bergbau) sowie die Indikatorfunktion (Zeigerarten). Die unterschiedliche Nutzungseignung von Naturräumen ergibt sich aus deren

Naturraumpotentialen und aus deren naturräumlichen Risiken (vgl. STEINHARDT et al. 2005,

S. 231ff.). Bezüglich der Funktionen von Landschaften sei auch auf MARKS et al. (1992, zit. in LANG et BLASCHKE 2007, S. 100) verwiesen, die zwischen vier Hauptgruppen der ökologischen Funktionen unterscheiden: Lebensraumfunktion, Schutzfunktion, Regelungsfunktion sowie Entwicklungs- und Regenerationsfunktion. Der Mensch übt durch Landschaftsnutzung seit jeher einen Einfluss auf das Landschaftsbild aus. Dieser Einfluss hat im Zuge der letzten hundert Jahre im Vergleich mit dem restlichen Zeitraum der Menschheitsgeschichte jedoch unverhältnismäßig stark zugenommen. Nutzungskonflikte häufen sich, da einerseits erkannt wird, dass sich das Landschaftsbild verändert und andererseits die Nutzung der Ressourcen in unverändertem oder gar gesteigertem Ausmaß vorangetrieben wird. Um den Grad des menschlichen Einflusses auszudrücken, wurde das Konzept der

Hemerobiestufen (nach SUKOPP 1972) entwickelt. Dieses sieht eine 7-stufige Skala vor,

27 welche innerhalb der Biosphäre von ahemerob (naturbetont, Kultureinfluss nicht vorhanden) bis mesohemerob (kulturbetont) und in Technoökosystemen von euhemerob (starker

Kultureinfluss) bis metahemerob (völlig verändert) reicht (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 88). Im Folgenden soll auf die unterschiedlichen Arten des Einflusses auf das Landschaftsbild, welcher von der Nutzung der Landschaft durch den Menschen ausgeht, etwas näher eingegangen werden.

5.1 Bebauung „Das Haus ist für den Menschen der Inbegriff des Schutzes vor Bedrohlichem, vor

Regen und Schnee, Wind und Wetter, vor Kälte und Hitze.“ (WÖBSE 2002, S. 199) Siedlungen oder auch nur einzelne Gebäude haben vielfach einen großen Einfluss auf das Landschaftsbild. Die Bebauung ist zwar oft ein ästhetischer Störfaktor in der Landschaft, sie kann aber auch selbst Kulturlandschaftselement und Mitträger des typischen Erscheinungsbildes einer Landschaft sein.

CLOKE und JONES beschreiben den Wohnsitz als Ort des Zusammenlebens und des Zusammenfügens von natürlichen und kulturellen Elementen, an dem infolgedessen die

Trennung zwischen Natur und Kultur verschwimmt (vgl. CLOKE et JONES 2001, S. 651). Ob Gebäude in die umliegende Landschaft passen, hängt von bestimmten Faktoren wie der Größe, der Form, der Alleinstellungslage, der baulichen Gestaltung sowie der Gestaltung des Umfeldes ab. Zusätzlich spielen auch subjektive Faktoren eine Rolle. Allgemein kann aber festgehalten werden, dass Gebäude mit der sie umgebenden Landschaft stets eine Einheit bilden sollten. Gebäude, die aus dem Gelände markant herausragen oder die in Form oder Farbe nicht zur Umgebung passen, wirken als negativer Faktor auf das Landschaftsbild. „Die Wechselbeziehung zum Landschaftsbild liegt vor allem im äußeren Ortsbild, also in der Wahrnehmung eines Ortes von einem Standort in der Landschaft. Wird die Bebauung als Teil der Landschaft gesehen, also Figuralcharakter im Verhältnis zur Landschaft besitzt, wird das Gebäude, der Ort oder die Stadt zu einem charakteristischen Teil einer Landschaft und somit ein Teil des Landschaftsbildes. Die Identität einer Landschaft wird daher auch von der unverwechselbaren Eigenart der Bebauung bestimmt.“ (KASTNER 1985, S.57) Bebauung sollte daher immer eine Beziehung zur Landschaft haben, und es sollten lokale Baustoffe verwendet werden. Vielfach ist diese Beziehung zur Landschaft jedoch nur mehr historisch zu sehen. Was heute als Harmonie der Landschaft erscheint, ist aus einer Einheit von Zweck, Sinn und Form entstanden. „Die Materialien für die Bauwerke entnimmt der Mensch der Landschaft – eine große Spannbreite vom roh belassenen bis hin zum intensiv

28 bearbeiteten ist möglich. Da mit der Materialgewinnung und -bearbeitung sowie dem Transport vom Gewinnungs- bis zum Verwendungsort immer ein erheblicher Energieaufwand verbunden war, lag es nahe, für Bauvorhaben unterschiedlichster Art auf Materialien aus der näheren Umgebung zurückzugreifen. Erst mit der Erschließung neuer Energiequellen, der Entwicklung motorgetriebener Fahrzeuge und dem Ausbau von Verkehrswegen wurde der Materialtransport einfacher und von Entfernungen weitgehend unabhängig. Zahlreiche Baustoffe sind heute weltweit verfügbar. Die gesteigerte Materialvielfalt führte zu einer Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes der Städte und der Dörfer […]. Dieser Trend wird noch verstärkt durch die Zunahme von ‚Kunst-Stoffen’, vor allem durch die in der Natur nicht vorkommenden Verbundmaterialien wie Stahlbeton, Metalllegierungen, Aluminium,

Spannplatten und ähnliches.“ (WÖBSE 2002, S. 41ff.) Vielen neuen Gebäuden fehlt der

Charakter, er herrscht Monotonie (vgl. NORBERG-SCHULZ 1982, S. 190). Die gestaltete Stadt kann ‚Heimat’ werden, die bloß agglomerierte nicht, denn Heimat verlangt Markierungen der Identität eines Ortes, eine Eigenart und einen Charakter, welcher bei reinen Ansammlungen von Wohnsilos nicht gegeben ist (vgl. WÖBSE 2002, S. 203). Alte Siedlungsformen wie Anger- oder Haufendörfer sind im Zuge der ungelenkten Ortserweiterungen weitgehend dem Landschaftsbild verloren gegangen. Die meisten Dörfer weisen am Ortsrand mehr oder weniger starke Zersiedelungserscheinungen auf. (KASTNER 1985, S.57f.) Die Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild durch bauliche Entwicklungen sind vielfältig. Werden Einfamilienhäuser außerhalb des Baulandes errichtet, geht dies meist auf die den Verkauf oder die Vererbung von Flächen aus einer Landwirtschaft oder auch auf den Wunsch nach einem landschaftlich exponierten Bauplatz (Aussichtslage) zurück. Die traditionelle Form von Dorfgebieten wird vielfach durch Baulandausdehnung an den Siedlungsrändern gestört. Dabei wird oft keine Rücksicht auf traditionelle Bebauungsstrukturen und auf die Lage des alten Siedlungsgebietes in der Landschaft genommen. Neue Bebauung in Landschaftsteilen, die zur Erhaltung des Landschafts- und Ortsbildes freizuhalten wären, anstatt von Revitalisierung des alten Ortskernes ist dabei eines der Kernprobleme (vgl. KASTNER 1985, S.60f.). Durch die rasante Entwicklung von Städten kommt es an deren Siedlungsrändern zu Flächenansprüchen und damit einhergehend oft zu einer Überformung alter Strukturen mit neuen. Dieser Vorgang der Suburbanisierung hat Folgen wie die Eingemeindung sowie die strukturelle Umwandlung von Dörfern zu Stadtteilen. Besonders auf attraktiven Landschaftsräumen lastet ein zunehmender Baulanddruck. „Mit der hohen Nachfrage nach Wohnen in ländlicher und dörflicher Umgebung beginnt diese durch den

29 Bevölkerungszuwachs und veränderte Lebensstile selber zu verstädtern.“ (THIERSTEIN et al. 2006, S. 48) Die Folge ist, dass man in immer weiter entfernte Regionen ausweicht. Die damit einhergehende Besiedelung immer neuer Flächen bringt stark steigende Infrastrukturkosten und eine flächendeckende Abnahme der Lebensqualität mit sich. (s.a. LANG et BLASCHKE 2007, S. 184) Ein zusätzlicher verstärkender Faktor ist die Tendenz vieler Gemeinden, neue Betriebe anzusiedeln, um ein erhöhtes Kommunalsteueraufkommen zu erreichen. In Kärnten gab es im Zeitbereich von 2001 bis 2009 eine Zunahme der Bau- und Verkehrsfläche im Ausmaß von 9% (32,2 km²). Dies entspricht einer täglichen Zunahme von durchschnittlich 1,1 ha pro Tag (vgl. Umweltbundesamt 2009). Wird der Indikator ‚Flächenverbrauch’ auf den Dauersiedlungsraum bezogen, beträgt der Anteil der Bau- und Verkehrsfläche in Kärnten 17,3% bzw. 16,4% (vgl. LEXER 2004, S.

4). Den Dauersiedlungsraum definiert LEXER als den „potenziell für dauerhafte Siedlungsnutzungen geeigneten Raum. Dieser umfasst die in der Grundstücksdatenbank definierten Klassen Baufläche, landwirtschaftliche genutzte Fläche, Gärten, Weingärten und Teile der Sonstigen Flächen (Verkehrsflächen, Abbauflächen etc.), unter Ausschluss der alpinen Grünland-, Wald-, Ödland- und Gewässerflächen.“ (LEXER 2004, S. 4) Die Ursache des ständig steigenden Flächenverbrauchs in Österreich (+4,9% in den Jahren 2007 bis 2009) liegt wohl kaum im Bevölkerungswachstum, welches mit +1,3% (2007 bis 2009) nur gering ausfiel, sondern an anderen Faktoren (vgl. Umweltbundesamt 2009).

WÖBSE (2002, S. 202) formuliert dies so: „Nicht nur Bevölkerungszunahme, Industrialisierung und neue Verkehrsmöglichkeiten ließen Städte wachsen. Auch infolge höheren Lebensstandards, steigender Ansprüche und dem damit verbundenen Platzbedarf wucherten sie in die Landschaft und hörten auf mit dieser eine Einheit zu bilden.“ (WÖBSE 2002, S. 202) Etwa die Hälfte aller Wohnneubauten waren im Jahr 2001 Ein- oder Zweifamilienhäuser. Diese Wohnformen benötigen im Vergleich zum Mehrfamilienbau oder anderen verdichteten Bauformen wesentlich mehr Fläche (vgl. Umweltbundesamt 2009). Heute ist das Bauen somit zu einem Faktor der Umweltzerstörung (vor allem ästhetischer Art) geworden. Angesichts der ausufernden Suburbanisierung, die mit einem ständig steigenden

Flächenverbrauch einhergeht, spricht KELLER (1973, S. 14) von der Entstehung ganzer Agglomerations- und Wegwerflandschaften. In Kärnten ist man von diesem Szenario zwar noch etwas entfernt, allerdings gibt es auch in Kärnten in landschaftsästhetischer Hinsicht zahlreiche Negativbeispiele: Gerade die Landschaft rund um den Wörthersee in Kärnten ist ein gleichsam sensibler wie begehrter Raum, die Zahl der noch freien Flächen um den See sinkt rapide. Mangels eines klaren

30 Bebauungskonzeptes werden unzählige Neubauten rund um den See geschaffen, die in optischem Konflikt mit der ursprünglichen Architektur stehen und die das Ortsbild und die Kulturlandschaft nachhaltig schädigen. Beispiele sind viergeschossige Anlagen anstatt zweigeschossiger oder Anlagen, die sich im direkten Blickfeld kulturhistorischer Bauten befinden. Die 1979 gegründete Kärntner Ortsbildpflegekommission ist zwar ein Instrument zur Lösung solcher Probleme und behandelt pro Jahr etwa 120 Streitfälle. Da aber nur empfehlend eingeschritten werden kann, wenn es Auffassungsunterschiede zwischen Bauherren und Behörden gibt, sind die Steuerungsmöglichkeiten sehr beschränkt (vgl.

HIRTENFELDER 2008, S. 50f. sowie HERZOG-STERNATH 2008, S. 10f.). Nach DI Dietmar Müller (Kärntner Ortsbildpflegekommission) tauchen ‚selbst an den wertvollsten Plätzen oft die schlechtesten Planungen auf’. Im Klagenfurter Stadtteil Viktring wurden in unmittelbarer Nähe zum kulturhistorischen Erbe Stift Viktring Wohnblöcke errichtet. Weiters wurden im ehemaligen Randgebiet der Ortschaft, welches ausschließlich mit Einfamilienhäusern bebaut war, bis zu sechsstöckige Appartementanlagen errichtet, die den Charakter des betroffenen Gebietes massiv veränderten und letztlich sogar zu einer Verschiebung des offiziellen Ortszentrums führten5. Die Seepanorama-Straße entlang des Südufers des Wörthersees wurde bereits in zwei Abschnitten untertunnelt um mehr Seegrund zu erhalten. Gegen weitere Untertunnelungen für den Bau neuer Luxushotels regt sich nun aber langsam Widerstand in der betroffenen Anrainerbevölkerung (vgl. BENDELE 2008).

Nach NORBERG-SCHULZ haben die neuen Siedlungen „weder Umgrenzung noch Dichte“, eine „ausgeprägte Gestalt-Grund-Beziehnung existiert nicht mehr“. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem „Verlust des Ortes“ (vgl. NORBERG-SCHULZ 1982, S. 189ff.).

5.2 Maßnahmen Im Zuge des Erlassens von Raumordnungsgesetzen in den 1970er Jahren wurden in Kärnten Instrumente wie der Flächenwidmungsplan und das Örtliche Entwicklungskonzept geschaffen um ordnend in die räumliche Entwicklung einzugreifen. Hinsichtlich der Bebauung ist der Flächenwidmungsplan mit Festlegung der Siedlungsaußengrenzen und mit dem Bebauungsplan konkretisiert. Das jahrelang aufgetretene Problem der stetig steigenden Baulandreserven aufgrund von Umwidmungen ohne nachfolgender Bebauung wurde durch die so genannte Bebauungsverpflichtung mittlerweile gelöst. Eine Spekulation mit dem Grundstückswert ist nur mehr innerhalb der Bebauungsfrist (5-10 Jahre) möglich.

5 vgl. anonymer Leserbrief „Bürgerrecht auf Lebensqualität“ In: Kleine Zeitung, Kärnten-Ausgabe vom 08.07.2008, S. 38. 31 Hinsichtlich neuer Bauvorhaben wäre eine fachkundige Beurteilung von landschaftsästhetischer Betrachtungsseite mit daran geknüpfter Entscheidungsgewalt von Nöten. Ein Bauvorhaben würde nur genehmigt werden, wenn das neue Gebäude oder der Gebäudekomplex in seiner Größe, Form, Farbe, ausreichend in die umliegende Landschaft entsprechend integriert ist. Bei bereits bestehenden Gebäuden sollte gegebenenfalls auf eine Verbesserung der Integration durch Bepflanzung des Gebäudeumfeldes oder farbliche Anpassung der Fassade hingearbeitet werden. Aber auch im Verkehrsbereich besteht Handlungsbedarf. Angesichts der Tatsache, dass in Kärnten der Anteil der Verkehrsfläche an der Fläche des Dauersiedlungsraumes beinahe gleich hoch ist wie der Anteil der Baufläche, sollten Bauvorhaben, wie etwa der Bau neuer Verkehrswege oder der Ausbau bestehender Verbindungen, unter Einbeziehung landschaftsästhetischer Kriterien sorgfältig geprüft werden. Der Nutzen leistungsfähigerer Verkehrswege sollte dem unwiederbringlichen Verlust an landschaftsästhetisch wertvoller Substanz gegenübergestellt werden.

5.3 Industrie und Landschaftsbild Für die Wirtschaft spielt das Landschaftsbild eine nur untergeordnete Rolle, sieht man von der Tourismuswirtschaft ab. Es geht in der Wirtschaft zweifellos mehr um ökonomische als um ästhetische Werte. Dies betrifft sowohl die Standortwahl als auch die äußere Gestaltung bei der baulichen Umsetzung von Betriebsgebäuden und Anlagen. Eine ästhetisch verträgliche Gestaltung der Objekte und eine schonende Flächennutzung werden meist nur bei Vereinbarkeit der ästhetischen Gesichtspunkte mit ökonomischen Interessen umgesetzt. Es müssen zwar mittlerweile gewisse Auflagen eingehalten werden und Großprojekte einer Umweltverträglichkeitsprüfung mit vorgelagerter strategischer Umweltprüfung unterzogen werden. Allerdings bieten auch diese Regelungen noch einigen Spielraum für Umgehungen. Zusätzlich existieren auch eine große Zahl an älteren Industrieanlagen oder Gewerbeparken, bei deren Errichtung noch keinerlei Regelungen hinsichtlich des Schutzes der Umgebung galten. Diese werden zum Teil noch betrieben, zum Teil sind diese bereits eingestellt. Ein Rückbau und eine Wiedererstellung der ursprünglichen Landschaft ist nur äußerst selten der Fall, da es keinerlei Regelungen für die Deckung damit verbundener Kosten gibt. Daher handelt es sich bei diesen Flächen heute meist um Brachland (‚alte Industriebrachen’).

32 5.4 Wissensintensive Dienstleister In neuen Wirtschaftsbereichen wie dem der wissensintensiven Dienstleistungen wurde längst erkannt, dass eine ästhetisch ansprechende Arbeitsumgebung förderlich für die Leistungsfähigkeit und das Arbeitsklima ist. Aber auch die richtige Wohnumgebung ist für Beschäftigte in diesen Dienstleistungsbereichen wichtig. Deshalb sind hier zwei Entwicklungen zu beobachten. Einerseits verliert durch die gestiegenen Ansprüche an den Lebensstandard die Nähe zum Arbeitsplatz immer mehr an

Bedeutung, wodurch es zu wachsenden Pendlerbewegungen kommt (vgl. THIERSTEIN et al. 2006, S. 48). Die damit verbundene Verkehrszunahme und der Ausbau von Straßen in weiterer Folge wirken sich negativ auf das Landschaftsbild aus. Andererseits siedeln sich vermehrt Betriebe in ästhetisch ansprechenden Gebieten an. Gerade bei diesen Betrieben ist meist bereits ein entsprechendes Bewusstsein vorhanden, sodass die Betriebsgelände optisch entsprechend gut an ihre Umgebung angepasst sind. Allerdings ist auch bei dieser Entwicklung mit einer Verkehrszunahme zu rechnen, da gerade im kreativen und im wissensintensiven Dienstleistungssektor im seltensten Fall sämtliche Beschäftigte aus der direkten Umgebung stammen.

5.5 Rolle der Land- und Forstwirtschaft für das Landschaftsbild „Die Landwirtschaft ist in Bezug auf die raumgestalterische Wirksamkeit eine der wichtigsten Nutzungsträger unserer Landschaften. Bodennutzungsart, Bewirtschaftungsform, Flurform und Siedlungsstrukturen bestimmen die strukturellen Qualitäten der Landschaft. Wenn sich die Landwirtschaft selbst als Pfleger der Landschaft bezeichnet, so hat sie auch die Verantwortung, jene strukturellen Qualitäten der Landschaft zu sichern, die den gesellschaftlichen Erwartungen und Ansprüchen entsprechen. Diese gesamtgesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft beziehen sich auf die Erhaltung bzw. den Wiederaufbau stabiler Ökosysteme und auf die Sicherung und Entwicklung vielgestaltiger

Landschaftsstrukturen im Sinne einer ästhetisch ansprechenden Landschaft.“ (KASTNER 1985, S. 18) In der Entwicklung der Landwirtschaft gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine auch für die Landschaftsästhetik durchaus positive Entwicklung. Der Mensch fällte Bäume aus den vorhandenen Wäldern um die gerodete Fläche in landwirtschaftliche Nutzung zu nehmen.

Diese Umwandlung von Naturlandschaft in Kulturlandschaft dürfte nach WÖBSE zunächst eine Bereicherung ökologischer und ästhetischer Vielfalt zur Folge gehabt haben, da die kleinräumige Strukturen Abwechslung in das Landschaftsbild einbrachten. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft, die mit Hilfe von neu erfundenen Maschinen, Kunstdünger

33 und Chemikalien stattfinden konnte, wurden betriebswirtschaftlich vorteilhafte Flurbereinigungen durchgeführt. Die Folge waren großräumige Monostrukturen, ausgeräumte Kulturlandschaften und weitläufige Nadelholzforste. Hinzu kam noch die Überbauung großer Flächen mit Siedlungen, Infrastrukur und Industrie hinzu, wodurch landschaftliche Schönheit vielerorts in Hässlichkeit umschlug (vgl. WÖBSE 2002, S. 161ff.). Aus diesem Grunde ist es umso wichtiger die bestehende Kulturlandschaft zu erhalten und zusätzliche ästhetische Belastungen zu vermeiden oder zumindest möglichst gering zu halten. Gerade in Kärnten gibt es noch große Flächen an alter Kulturlandschaft, vor allem auch in exponierten Lagen. Die Notwendigkeit der Erhaltung der Kulturlandschaft wird auch in der Kärntner Landespolitik erkannt: „Landwirtschaftliche Kleinstbetriebe tragen wesentlich zur Erhaltung und zur Pflege unserer Kärntner Kulturlandschaft bei.“ (MARTINZ 2009, S. 13) Betriebe mit einer Nutzfläche von 1 bis 2 ha sollen finanzielle Zuschüsse erhalten. Gerade diese kleinen Betriebe sind oft in ‚benachteiligten’, aber landschaftlich besonders reizvollen Gebieten beheimatet, die einer entsprechenden Pflege bedürfen. Die Bedeutung dieses erhaltungswürdigen Kulturerbes ist entsprechend groß: „Jahrhunderte mühevoller Bauernarbeit ließen gepflegtes Kulturland entstehen, Landschaft mit menschlichen

Dimensionen, nicht technikgeformte Allerweltsgegend.“ (RETTER et THUSWALDNER 2002, S.

84) Auch MANSVELT unterstreicht die Wichtigkeit von Subventionen, welche an Landwirtsbetriebe für die Kulturlandschaftspflege fließen sollten, denn der ländliche Raum besteht fast ausschließlich aus bäuerlicher Kulturlandschaft (vgl. MANSVELT 1997, S. 233f.). Mit der Gründung von Naturparks wurde ein entscheidender Schritt auch zum Schutz der Kärntner Landschaft getan. Dabei geht es sowohl um die Erhaltung letzter Naturlandschaft in den hochalpinen Gebieten, als auch zunehmend um den Erhalt unserer traditionellen Kulturlandschaft. Besonders das Modell des Biosphärenparks, welches eine schonende Nutzung erlaubt, dürfte sich in diesem Bereich bewähren. Aber auch in Nationalparks (z.B. Nationalpark Hohe Tauern) ist man der Überzeugung, dass diese „nicht nur auf Naturlandschaften beschränkt sein dürfen, sondern auch naturnahe Kulturlandschaften umfassen können, deren Bestand gefährdet und deren Erhaltung wünschenswert ist. In den

Hohen Tauern ist es die Alm- und Bergmahdzone.“ (RETTER et THUSWALDNER 2002, S. 72)

5.6 Tourismus und Landschaftsbild Die Tourismuswirtschaft ist der mit Abstand am stärksten von der Schönheit der Landschaft abhängige Wirtschaftsbereich. Einerseits besteht somit die Notwendigkeit den Zustand des Landschaftsbildes zu erhalten, andererseits ist es gerade die Tourismuswirtschaft

34 selbst, die oft massive Veränderungen im Aussehen der Landschaft mit sich bringt und in diesem Bereich oft irreversible Schäden anrichtet. „Die Landschaft in ihrer Erscheinungsform ist eine primäre Voraussetzung für landschaftliche Erholungsnutzungen. Sie blieb daher vor einer ‚Vermarktung’ durch die

Fremdenverkehrswirtschaft nicht verschont.“ (KASTNER 1985, S. 80) KASTNER (1985, S. 81f.) spricht von dem so genannten Belastungspotential einer Landschaft, welches unter anderem von der ökologischen Kapazität (Elemente des Ökosystems), der ästhetischen Kapazität (Landschaftsbild) und von der psychologischen Kapazität (Besucherdichte) bestimmt wird. Insbesondere bei einer Überschreitung des Belastungspotentials in letzten beiden Bereichen sind für den Touristen vordergründig am augenscheinlichsten wirksame Veränderungen die Folge.

Unter dem Titel ‚Reisen in die Illusion’ beschreibt WÖBSE wie Menschen von der Schönheit motiviert diese erleben wollen, die Landschaft aufsuchen und ihr unwillentlich, vielleicht auch unwissentlich, Schaden zufügen (vgl. WÖBSE 2002, S. 234). Er zitiert dabei den recht bekannten Ausspruch von Hans Magnus Enzensberger: „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“

5.7 Bewahrung der Landschaftsästhetik Durch unterschiedliche Eingriffe wird ästhetisch, ökologisch und kulturhistorisch wertvolle Landschaft verbraucht und landschaftliche Schönheit immer mehr zerstört. Da vor allem Kulturlandschaften nach Gestalt und Inhalt nicht statisch sind, stellt sich die Frage, welchen Zustand wir auch in ästhetischer Sicht akzeptieren. Es muss einerseits auf die Erhaltung der historisch bedeutenden Kulturlandschaft Bedacht genommen werden, andererseits soll die Entwicklung und Gestaltung von Kulturlandschaften den heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten entsprechen (vgl. KASTNER 1985, S. 14f.). Auch GIESSÜBEL (1993, S. 14) schreibt, dass Naturräume sowohl im abiotischen wie auch im biotischen Bereich historisch entstandene Gebilde sind, deren augenblicklicher Zustand als Ausschnitt eines einmaligen Entwicklungsprozesses zu sehen ist. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass der durch anthropogene Aktivitäten verursachte Anteil dieses Entwicklungsprozesses in den letzten Jahren stark zugenommen hat. „Manche stellen heute die Wandlungsfähigkeit unserer Landschaftsideale auf eine harte Probe“

(STEINHARDT et al. 2005, S. 10) Das heutige wirtschaftsorientierte Denken nimmt nur wenig Rücksicht auf das Landschaftsbild. Wirtschaftswachstum hat in der Regel Landschaftsverbrauch zur Folge. Anthropogen gesteuertes Wachstum im organischen Bereich hat in der Regel eine Reduzierung von Vielfalt und eine Monotonisierung zur Folge.

35 Wirtschaftswachstum hat meist auch einen Verlust landschaftlicher Schönheit zur Folge (vgl.

WÖBSE 2002, S. 154). Im Vorwort der „Guidelines for Landscape and Visual Impact Assessment“ wird dies folgendermaßen formuliert: In den letzten Jahren des andauernden Wirtschaftswachstums und der soziale Umbrüche hat sich gezeigt, dass unsere Landschaft sehr wohl verwundbar ist. Die Auswirkungen neuer Entwicklungen wurden nicht früh genug erkannt, und es wurden keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen. Dies führte zum Verlust von Charakter und Qualität vieler unserer städtischen und ländlichen Landschaften. Um mit nachhaltiger Entwicklung die Qualität unserer Umwelt auch für nachfolgende Generationen zu erhalten, müssen Vorgaben für die Landschaftserhaltung und Verbesserung in sämtliche

Entwicklungsprozesse der Menschheit integriert werden (vgl. NOVELL et FULLER 1995, VII).

STEINHARDT et al. schreiben: „Wir müssen in der Lage sein, unsere Nutzungsformen und – methoden der Natur anzupassen und damit aufhören, die Natur der Technik anzupassen!“

(STEINHARDT et al. 2005, S. 9).

WÖBSE und KASTNER sehen die Bewahrung von landschaftlicher Schönheit als Aufgabe der Landschaftsplanung: „Landschaftliche Schönheit als Lebensgrundlage des Menschen wird in ihrer Bedeutung bis heute unterschätzt und in der räumlichen Planung sträflich vernachlässigt.“ (WÖBSE 2002, S. 131) „Die Landschaftsplanung muss sich der Landschaftsästhetik bedienen, um Notwendigkeiten, Forderungen, vielleicht Regelungen aufzustellen, um das künstlerisch-schöpferische Element der Landschaftsgestaltung verstärkt mit einzubeziehen und landschaftliche Schönheit zu erhalten oder neu zu schaffen.“ (WÖBSE

2002, S. 21) KASTNER stellt fest: „Es ist Aufgabe der Landschaftsplanung und ebenso der Raumplanung, einerseits in jenen Gebieten, die durch ihren landschaftlichen Aufbau (Qualitäten) günstige Vorraussetzungen für die Erholung positive und fördernde Landschaftserlebnisse bieten, auf eine geordnete Entwicklung Bedacht zu nehmen, andererseits aber auch durch Einflussnahme auf die Gestaltung des landschaftlich geprägten Wohnumfeldes ein möglichst positives und hochwertiges Umwelterlebnis für die Bewohner eines Gebietes zu erhalten.“ (KASTNER 1985, S. 11)

WÖBSE unterstreicht immer wieder, dass landschaftliche Ästhetik eine Ressource ist, die auch einen Preis haben sollte. Denn wir leben in Bezug auf landschaftliche Schönheit von der bestehenden Substanz, es entsteht aber kaum neue: „Auch ästhetische Ressourcen sind Ressourcen; auch mit ihnen ist haushälterisch, also ‚ökonomisch’ umzugehen. Nicht das ist das Problem, dass unserer Beziehung zu der uns umgebenden Natur eine ökonomische ist, das Problem ist, dass die ästhetische Ressource Natur ökonomisch und politisch ernster genommen werden sollte, als es heute noch immer der Fall ist, dass ästhetische Ressourcen

36 auch da, wo sie keinen Marktpreis haben, mit einem angemessen hohen ‚Schattenpreis’ im Planungsprozess berücksichtigt werden. Ein Preis bei oder nahe bei Unendlich wäre vor allem da anzusetzen, wo zu befürchten ist, dass Naturzerstörungen irreversibel sind und nicht nur die jetzige, sondern auch die nachfolgenden Generationen in ihren Erfahrungs- und Erlebnismöglichkeiten ernstlich beschneiden. […] Irreversible Eingriffe sind Landschaftsverbrauch und Landschaftszerstörung. Die Zustimmung zu einem solchen Eingriff kommt einem Todesurteil gleich“ (WÖBSE 2002, S. 132) HEYDEMANN (1986, zit. in

BLASCHKE 1997, S. 25) sieht in Renaturierungsmaßnahmen mit dem Ziel des Wiederverbunds und der Wiedervernetzung auch nur eine Linderung der Lebensraumzerstörung. Ökologische und ästhetische Wertverluste werden beim Vergleich historischer und aktueller Landkarten besonders anschaulich. Die Reduktion dieser Qualitäten vollzieht sich in immer kürzeren Zeitabständen mit gleichzeitig ansteigender Intensität (vgl. WÖBSE 2002, S. 164).

Für LORENZ ist eine intakte Umwelt entscheidend für ein Umwelt- und Naturbewusstsein, welches sich aber aufgrund einer „ästhetischen und ethischen Verrohung der Zivilisationsmenschen“ bereits oftmals vermissen lässt. „Woher soll dem heranwachsenden Menschen Ehrfurcht vor irgendetwas kommen, wenn alles, was er um sich sieht, Menschenwerk – und zwar sehr billiges und hässliches – Menschenwerk ist?“ (LORENZ

1973, zit. in KASTNER, S. 11). Dabei dürften nicht zuletzt auch die um die siebziger Jahre häufig gebauten Plattenbauten und ‚Wohnsilos’ gemeint sein, die das prägende Wohnumfeld der dort aufwachsenden Generation war und vielfach auch heute noch ist. Angesichts der starken Bevölkerungszunahme in der zweiten Hälfte des letzten

Jahrhunderts kann KARL POPPER (1997, S. 291) Recht gegeben werden, wenn er die Bevölkerungsexplosion als Hauptursache für die entstandenen Umweltprobleme (und damit auch landschaftsästhetische Probleme) sieht. In den vielen Ländern, in denen die Bevölkerung auch heute noch oder gerade erst drastische ansteigt, behält diese Ansicht nach wie vor Gültigkeit. Zusätzlich kommt es dort oft zu Nutzungs- und Verteilungskonflikten. Obwohl das Bevölkerungswachstum in Europa in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen ist, schreitet die Veränderung Landschaftsbildes dennoch umgebremst voran.

Vor allem in und um städtische Gebiete ist dies deutlich zu beobachten. MITSCHERLICH beschreibt die schwerwiegenden Folgen der Landschaftsveränderung in städtischen Gebieten für die menschliche Psyche: „Unsere Städte und unsere Wohnungen sind Produkte der Fantasie wie der Fantasielosigkeit, der Großzügigkeit wie des engen Eigensinns. Da sie aber aus harter Materie bestehen, wirken sie auch wie Prägestöcke; wir müssen uns ihnen

37 anpassen. Und das ändert zum Teil unser Verhalten, unser Wesen. Es geht um einen im Wortsinn fatalen, einen Schicksal bildenden Zirkel: Menschen schaffen sich in der Städten einen Lebensraum, aber auch ein Ausdrucksfeld mit tausenden Facetten, doch rückläufig schafft diese Stadtgestalt am sozialen Charakter der Bewohner mit.“ (MITSCHERLICH 2008, S. 9) „Umwelt determiniert also menschliches Erleben und Verhalten, deshalb sollte auch die Psychologie ihre Arbeitsgebiete verstärkt auf die Umweltwahrnehmung und auf das

Umwelterleben ausdehnen.“ (KASTNER 1985, S. 12). Auch die verstärkte Anonymität in Städten wirkt mit, diese „vermag der Hässlichkeit keinen Widerstand entgegenzusetzen. Der Mensch spielt mit seiner Individualität in der heutigen Großstadt keine Rolle mehr. Die

Bewohner der Behausung sind beliebig austauschbar geworden.“ (WÖBSE 2002, S. 203)

HASSE sieht im Aufkommen des städtischen Lebens in den vergangenen Jahrhunderten eine sukzessive Emanzipation von den Zwängen der Natur, eine emotionale Distanzierung von ihr und die Herausbildung eines neuen Verhältnisses, in welchem er die Nutzung in den

Mittelpunkt stellte, die nach und nach in Ausbeutung überging (vgl. HASSE 1999, S. 11ff.).

TROMMLER spricht in diesem Zusammenhang von einer „Dekadenz und Naturferne des urban- industriellen Milieus“ (TROMMLER 1990, S. 67). Die eigene Naturzugehörigkeit aber kann der Mensch nicht leugnen. Fortan existierte Natur komplementär zur naturwissenschaftlich beherrschten und ausgebeuteten Natur als utopische, idealisierte, noch nicht beherrschte und ästhetisch geschaute. So lassen sich auch die aktuellen Bestrebungen erklären, Natur und Landschaft zu erhalten und gegen Beeinträchtigung zu schützen. Das soziale Leben in der technologischen Postmoderne ist hochabstrakt. Es kam zu einem tendenziellen Vergessen der Natur, nicht zuletzt der Natur, die man als menschliches Wesen trotz aller kulturellen Prägung selbst ist. Die nicht zuletzt verbequemlichende Modernisierung des Lebens hat in anthropologischer Sicht zu einer tief greifenden Entorientierung geführt. Das eigene Gefühl für das vitale Verhältnis zur Natur ist aus den Fugen geraten (vgl. HASSE 1999, S. 99ff.). „Bei der Suche nach immer mehr Bequemlichkeit durch Technik wird die originale Unmittelbarkeit von Erfahrungen mehr und mehr gefiltert. Wenig kommt direkt, unvermittelt an Menschen heran.“ (TROMMLER 1990, S.

67) PLACHTER (2001, S. 162ff.) sieht schon alleine im Begriff „Um-Welt“ eine Andeutung, dass der Mensch heute nicht mehr als integrierter Bestandteil der Natur gesehen wird, sondern sich von ihr losgelöst hat. In den letzten Jahren ist allerdings eine Gegenbewegung sichtbar geworden, eine „Wiederversinnlichung des Lebens“: die Lust am Landschafts-Erleben. Zur mentalen Bewältigung zunehmender Naturdistanzierung ist es scheinbar einfach notwendig geworden

38 die zurückgedrängte Naturerfahrung gleichsam im Gegenzug wieder ein Stück näher ins eigene Leben zurückzuholen (vgl. HASSE 1999, S. 99). An dieser Stelle seien die vielen neu entstandenen Freizeitsportarten und der Boom hinaus in die Natur erwähnt. Nicht zuletzt ist im Zusammenhang mit der Bewahrung der Landschaftsästhetik auch der Begriff ‚Heimat’ zu erwähnen. Eine wesentliche Komponente von Heimat ist auch die landschaftliche Schönheit. Ihre Zerstörung kann ein Gefühl von Heimatlosigkeit auslösen. Heimat kann somit auch verloren gehen, auch wenn man den Wohnort nicht wechselt, nämlich durch lokale Veränderungen (vgl. WÖBSE 2002, S. 232). Denn Heimat ist nicht nur eine Kategorie, die an Sprache, Sitten, und Gebräuche gebunden ist. Typische Eigenschaften der Umgebung sind eng mit dem Verhalten und Erleben verknüpft (vgl. STEINHARDT et al. 2005, S. 16). Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Landschaftsbild mit seinem individuellen Inhalt möglichst unverändert erhalten bleibt.

5.8 Rolle des Naturschutzes in landschaftsästhetischer Hinsicht Einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung der Landschaftsästhetik stellt der Naturschutz dar, da durch den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen auch das Landschaftsbild geschützt wird. Naturschutzgebiete und Naturparke zeigen dies anschaulich. Es liegt aber auf der Hand, dass der Schutz der Landschaftsästhetik noch weit über den Naturschutz hinausgeht, da ästhetische Fragestellungen auch in bereits bebautem Gebiet zu lösen sind. Es wird aber zumindest im Naturschutz langsam erkannt, dass sich auch ein ökonomischer Nutzen einstellt, vor allem im Tourismusbereich.

BLASCHKE (1997, S. 21) sieht sowohl ethische und emotionale Gründe für den Schutz der Natur und der Artenvielfalt als auch ökonomische und ökologische Gründe, um die verschiedenen Leistungen und Funktionen des Naturhaushaltes zu sichern.

39 6 Wahrnehmen und Erleben der Landschaft

Der Mensch als Subjekt nimmt die Landschaft als das ästhetische Objekt wahr (vgl.

DROZ 2008, S. 20). Auch KASTNER schreibt „Die optische Gestaltqualität eines Landschaftsraumes und seiner Bestandteile wird vom Betrachter immer als subjektive

Erlebnisqualität erfahren.“ (KASTNER 1985, S. 11). SCHILTER (1976, zit. in KASTNER, S. 11) spricht in diesem Zusammenhang vom Erlebnispotential der Landschaft, welches die Möglichkeiten einer Landschaft umfasst, im Menschen bestimmte Erlebnisse und Reaktionen auszulösen, die positiver und negativer Art sein können. DROZ (2008, S. 21) spricht von landschaftsästhetischem Potential: die Eignung einer Landschaft, beim Menschen sinnliches

Erleben von Natur und Landschaft zu ermöglichen. HELLBRÜCK und FISCHER (1999, S. 253) definieren „Landschaft“ als einen sinnlichen Gesamteindruck eines Teils der Erdoberfläche und des Himmels darüber. In diesem Zusammenhang sei auch auf die „Landschaftsgänge“ von MAYER (1990, S. 279ff.) verwiesen. Die gleiche Landschaft zur gleichen Zeit wird von unterschiedlichen Personen völlig anders erlebt und emotional verarbeitet, ihr Einfluss wird somit von jedem Menschen anders widergespiegelt. Dies hat insofern umso mehr Bedeutung, als dass es ja Menschen einer bestimmten psychischen Prägung sind, die diese Landschaft dann umgestalten (vgl.

STEINHARDT et al. 2005, S. 12). Die Wahrnehmung der Umwelt, somit auch der Landschaft, beruht auf Reizen unserer Sinne, die interpretiert werden und in der Folge Reaktionen, Affekte oder bestimmte Verhaltensweisen auslösen. Sie ist abhängig von Erfahrung, Erwartungen, Bedürfnissen und momentaner körperlicher und geistiger Verfassung. Aus diesem Grund wird das menschliche Wahrnehmungsfeld nur selektiv aufgenommen und ein individuelles Wahrnehmungsmuster zugrunde gelegt. Aus dem kognitiven und emotiven Wahrnehmen der Umwelt gehen zwei grundlegende Bedürfniskomplexe hervor: das Bedürfnis nach Schönheit (ästhetischer Genuss) sowie das Bedürfnis nach Erkundung (Exploration). Letzteres wird durch eine abwechslungsreiche Landschaft erfüllt und dabei das Erkundungsverhalten angeregt. Wahrnehmung ist nur möglich, wenn sich eine Form oder ein Muster vom Hintergrund abhebt. Es muss ein Kontrast in Größe, Helligkeit bzw. Oberflächentextur zwischen Vordergrund und Hintergrund gegeben sein, nur dann kann ein Objekt auch wahrgenommen werden. Figuren größerer Komplexität werden dabei gegenüber einfachen Figuren bevorzugt, der Grund liegt darin, dass sie aufgrund des größeren Informationsgehalts mehr Aufmerksamkeit erfordern und mehr Neuartigkeit in sich bergen. Psychisches Wohlbefinden ist somit vom Vorhandensein neuartiger Reize abhängig, solange kein Reizüberfluss vorliegt. 40 Eine Landschaft sollte somit Aufforderungscharakter und damit eine gewisse Eigenart besitzen (vgl. KASTNER 1985, S. 207f.). Ein gutes Beispiel dafür sind traditionelle Kulturlandschaften, die noch nicht durch ausgedehnte Bebauung, Verkehrswege oder Monokulturen ihrer Eigenart beraubt wurden. „Nachgewiesenermaßen wirken natürliche Landschaften mit viel Grün und Wasser stressreduzierend und erholsam auf den Menschen. Forschungsbefunde haben gezeigt, dass von solchen Räumen eine Stimulation des parasympathischen Nervensystems ausgeht, was einen beruhigenden Einfluss auf den Organismus ausüben kann und somit seiner Erholung und Regeneration dient.“ (vgl. HELLBRÜCK et FISCHER 1999, S. 141) Nach STEINHARDT et al. (2005, S. 17) ist der Körper auch in der Lage unbewusst das Ausstattungsinventar von Landschaften wahrzunehmen, da unser Körper selbst ein Teil der Natur ist.

6.1 Subjektive Eindrücke und Täuschungen Bei der Betrachtung der Landschaft spielt der subjektive Eindruck des Beobachters eine entscheidende Rolle. Damit ist aber nicht nur der direkte Eindruck von der beobachteten Landschaft mit ihren Objekten gemeint, sondern auch einige Effekte, die durch den Eindruck des Beobachters überhaupt erst entstehen und die das subjektiv gesehene Bild von der Landschaft maßgeblich beeinflussen. Dazu gehören die scheinbare Abplattung des Himmelgewölbes und einige weitere sich daraus ergebende subjektive Eindrücke des Beobachters. Steht man im freien Feld und sieht den Himmel, so hat man normalerweise nicht den Eindruck eines grenzenlosen Raumes über sich, auch nicht den einer Halbkugel, sondern vielmehr den eines Gewölbes, dessen vertikale Höhe geringer ist als die Entfernung zum Horizont. Daraus ergibt sich, dass Höhen über dem Horizont allgemein zu groß geschätzt werden. Als Beispiel sei hier der scheinbar hohe Sonnenstand im Winter zur Mittagszeit erwähnt, der subjektiv wesentlich höher als 20° über dem Horizont wahrgenommen wird (vgl. MINNAERT 1992, S. 192ff.). In Zusammenhang damit steht auch die so genannte „Unterschätzungstheorie“, die besagt, dass eine Schätzung der Entfernung eines Gegenstandes umso schwieriger wird, je weiter der Gegenstand vom Beobachter entfernt ist. Als Beispiel werden Berge am Horizont oder auch Himmelskörper erwähnt, die dem Beobachter alle gleich weit entfernt erscheinen. „Die Entfernung naher Gegenstände wird nur geringfügig unterschätzt. Je größer aber die Entfernung ist, desto mehr unterschätzen wir sie, bis sich die scheinbare Entfernung schließlich einem Grenzwert nähert.“ (MINNAERT 1992, S. 230f.) Mit der Unterschätzungstheorie ist auch die Überschätzung der Steilheit von Bergen erklärbar. Ein Beobachter, der am Fuß eines Berges steht, unterschätzt die Entfernung der

41 Bergspitze. Der Berg erscheint ihm daher steiler als er tatsächlich ist. Umgekehrt wird das Gefälle von der Bergspitze aus unterschätzt, da die Objekte im Tal näher erscheinen als sie sind (vgl. MINNAERT 1992, S. 231f.).

6.2 Die Wahrnehmung von Objekten Die wichtigsten Kriterien für die Wahrnehmung eines Elements in der Landschaft sind seine Prägnanz (Ausgeprägtheit), seine Harmonie (Geschlossenheit), seine Dominanz sowie der Kontrast nach Höhe, Struktur und räumlicher Ordnung zu anderen Elementen. Liegt eine Dominanz vor, so ist das betreffende Element meist auch von besonders vielen Punkten in der Landschaft wahrnehmbar. Wird ein Element wahrgenommen, so muss in weiterer Folge auch über den Wert der Wahrnehmung für den Beobachter gesprochen werden. Hier werden vier Wertgruppen unterschieden. Einerseits wird Information (sowohl sachlicher als auch sensorischer Art) gewonnen, andererseits Orientierung (meist anhand besonders prägnanter Elemente) gewonnen. Schließlich sind noch Symbolik und Identifikation anzuführen, die mit dem Erleben und Wahrnehmen der Landschaft zu tun haben. Die Symbolbedeutung kann naturhistorischen oder kulturhistorischen Ursprungs sein und setzt eine gewisse Einzigartigkeit der Landschaft und Individualität ihrer Elemente voraus. Durch letztere ist auch eine Identifikation des Menschen mit der Landschaft möglich, und es entsteht ein

Erinnerungswert (vgl. KASTNER 1985, S. 284ff.).

6.3 Wahrnehmung der Landschaft Der Mensch ist fast immer auf das Zusammenwirken mehrer Sinne angewiesen. Die Sinne kontrollieren und ergänzen sich gegenseitig. Ist nur ein Sinneseindruck vorhanden, werden andere assoziiert. Am ausgeprägtesten ist das Assoziieren anderer Sinneseindrücke beim Betrachten von Landschaften beziehungsweise Landschaftsbildern, weil das

Landschaftserlebnis fast immer alle Sinneseindrücke beinhaltet (vgl. WÖBSE 2002, S. 94f.). Der erste und oft auch wichtigste Eindruck einer Landschaft wird aber meist durch die visuelle Wahrnehmung gewonnen. An dieser Stelle seien auch kurz die Landschaftsmalerei und die Fotographie erwähnt. In der Landschaftsfotographie wird meist ein ausgewählter Ausschnitt aus dem Landschaftsbild unter Wahl geeigneter Lichtverhältnisse entsprechend in Szene gesetzt um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. In der Malerei wird Landschaft noch subjektiver abgebildet als in der Fotographie, denn ein gemaltes Bild „teilt auch die Empfindungen des Erlebenden mit, sie versucht, das Wesen von Landschaft, das Wesen ihrer Schönheit zu ergründen.“ (WÖBSE 2002, S. 182)

42 „Mit dem visuellen Erleben werden Formen und Strukturen in ihrer Anordnung,

Eigenart oder Beschaffenheit wahrgenommen“ (KASTNER 1985, S. 213) Variierende Farbwirkungen und Lichtintensitäten (Farben der Jahreszeiten) tragen entsprechend zum Landschaftserlebnis bei. Licht und Schatten steigern dabei das räumliche und plastische Erleben. Farben haben unterschiedliche Wirkung auf uns. Während die Hauptfarben der Natur (grün, blau, weiß) vorwiegend gemütsberuhigend und die Farben rot und gelb erregend wirken, bedrückt die Farbe grau eher und vermittelt Eintönigkeit (vgl. KASTNER 1985, S. 213). „Über den farblichen Kontrastreichtum (Wechsel zwischen kalten und warmen Farben) wird das vielfältige Erscheinungsbild einer Landschaft wesentlich unterstützt.“ (KASTNER

1985, S. 284) KASTNER führt einige Faktoren an, von denen das Erleben einer Landschaft abhängig ist: • Oberflächenform (Relief, Formenreichtum, verschiedene Höhen) • Ausstattung mit Strukturelementen (Vielfalt an Gliederungselementen) • räumliche Dimension (Raumabfolge, Raumtiefe, horizontale und vertikale Staffelung von Raumgrenzen) • Erfassbarkeit der Sehobjekte als Gestaltmerkmale mit Eigenart (Farbaspekt, Gestaltkontrast, Prägnanz, Seltenheit, Symbolhaftigkeit)

(vgl. KASTNER 1985, S. 235ff.)

Bei STEINITZ (1979, zit. in KASTNER 1985, S. 236) werden Objekte wie Wiesen, Kirchen, oder Golfplätze als positiv, Wohnhäuser, Brachflächen oder Nadelwälder als neutral und mehrgeschossige Bauten, Starkstromleitungen oder Schottergruben als negativ bis stark negativ erlebt.

In einer Befragung (STIEGLECKER 1983, zit. in KASTNER 1985, S. 237) über die wichtigsten Kriterien einer Landschaft liegt der Faktor „Aussicht“ für fast 80% der Befragten an erster Stelle.

6.4 Die Sicht Bei der visuellen Wahrnehmung einer Landschaft spielt die Sicht (engl. view) eine entscheidende Rolle. In einem allgemeinen Lexikon (vgl. WEISS 2006, S. 383) wird die Sicht als komplexe Größe beschrieben, die in Bodennähe als größte horizontale Entfernung definiert ist, in der am Tag ein dunkler Gegenstand im Gelände vor hellem Horizont oder in der Nacht das weiße Licht eine normalen Lampe (kein Scheinwerfer) von einem Beobachter gerade noch wahrgenommen wird (Feuer-Sicht, Nachtsicht). Es wird noch angemerkt, dass die Sichtweite durch Trübung der Luft infolge von Dunst, Nebel und anderem vermindert wird. Damit ist eine grobe Definition der Sicht gegeben, aus welcher bereits hervorgeht, dass 43 die Sicht in einer Relation zur Entfernung des Objektes steht und ferner vom Unterschied zwischen der Lichtmenge des Objektes und der Lichtmenge seiner Umgebung abhängt.

6.5 Bestimmung der Sicht In MINNAERT wird ein Beispiel für die praktische Bestimmung der Sicht genau beschrieben. Es werden von einem Aussichtspunkt aus mehrere markante Stellen in zunehmendem Abstand gesucht, deren Entfernung mit einer kleinmaßstäblichen Karte bestimmt werden kann. Es kann nun täglich festgestellt werden, welcher der Punkte gerade noch zu sehen ist. Diese Entfernung wird ‚die Sicht’ genannt. Sind nicht genügend geeignete Vergleichspunkte vorhanden, wird die Sicht nach dem allgemeinen Eindruck geschätzt (innerhalb einer Skala von 0 bis 10). Die Sicht wird durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren bestimmt, insbesondere durch die Anzahl der Wassertröpfchen und der Staubpartikel in der Luft, welche das Licht streuen. Zur Berechnung der Sicht wird davon ausgegangen, dass ein Objekt eine Lichtmenge A reflektiert, die Luftschicht davor eine Lichtmenge B, die Luftschicht dahinter die Lichtmenge C. Erreichen den Betrachter von ihnen die Lichtmengen A, B und C, dann ist die Sichtbarkeit des fernen Objekts gegeben durch den Quotienten aus der Summe von A und

B und der Summe aus B und C. (vgl. MINNAERT 1992, S. 348)

6.6 Die Sicht beeinflussende Faktoren Laut MINNAERT hängt die Sicht „kaum von der Richtung der Sonne oder der Gestalt der markanten Punkte ab. Auch deren Farbe spielt nur eine relativ geringe Rolle, da weit entfernte Gegenstände aufgrund der Vorhangwirkung des gestreuten Lichts sowieso immer ihre Farbe einbüßen und grau werden, bevor sie vollends unsichtbar werden. […] Der Hauptfaktor, der die Sicht bestimmt, ist die Menge an Staub, die der Wind mit sich trägt. […] Über dem Festland finden wir hauptsächlich Ammoniumsulfat: Die Industrie stößt große Mengen an Verbrennungsgasen aus, die sowohl Ammoniak, als auch Schwefeltrioxid enthalten. Diese Gase verbinden sich zu Kristallen oder lösen sich in feinsten Tröpfchen. In Industriezentren gibt es außerdem Ruß- und andere Rauchteilchen, die sich zusammenklumpen. ‚Polarluft’ aus nördlichen breiten ist besonders staubarm und gewährt daher die beste Sicht. […] Bei der Sicht auf geringe Entfernungen (unter 1 km) spielt eine Rolle, dass um die Staubkerne herum Wasserdampf kondensiert und die so gebildeten Tröpfchen das Licht streuen. Daher ist neben dem Staubgehalt auch die Luftfeuchtigkeit von Bedeutung: Je feuchter die Luft ist, desto schlechter ist die Sicht. Vor allem bei einer Luftfeuchtigkeit von über 70% macht sich dies bemerkbar sowie dann, wenn die Partikel aus Salzkristallen bestehen. […] Steht eine Luftmasse längere Zeit unbeweglich, sinken die Staubpartikel aus den höheren Schichten ab, d.h. bei stabilen Hochdruckgebieten wird die

44 Sicht zunehmend schlechter. Aufsteigende Luftströme, wie sie bei windigem, sonnigem Wetter entstehen, transportieren die Staubteilchen nach oben und verbessern so die Sicht. Regen und Schneeschauer nehmen die Partikel mit und reinigen auf diese Weise die Luft. Deshalb ist die Sicht bei windigem Wetter besser, ist sie im Sommer (März bis Oktober) besser als im Winter und nachmittags besser als morgens. Nach einer langen Regen- oder Schneefallperiode ist fast der gesamte Staub aus der Luft entfernt und die Sicht ausgezeichnet. Alle Tröpfchen, Eisnadeln, Staub- und Rauchpartikel sowie Salzkörnchen, die in der Luft verteilt sind, werden unter dem Begriff ‚Aerosole’ zusammengefasst. […] Ein und dieselbe Menge Wassers pro m³ Luft verursacht je nach Tropfengröße eine völlig andere Undurchsichtigkeit. Je kleiner die Tropfen, desto geringer ist die Durchsichtigkeit.“

(MINNAERT 1992, S. 349ff.) Neben den Aerosolen spielt auch die Opaleszenz der Luft eine bedeutende Rolle für die Sicht. Diese entsteht durch die atmosphärische Streuung, die Streuung des Sonnenlichtes an den Luftteilchen, welche besonders bei kurzen Wellenlängen, bei blauem Licht, besonders stark ausgeprägt ist. Die blaue Färbung des Himmels geht auf diesen Effekt zurück. Die Opaleszenz der Luft verringert den Kontrast von Objekten relativ zum Himmel, deshalb werden Objekte mit zunehmender Entfernung immer nebliger und bläulicher. Die lange Luftschicht zwischen dem Beobachter und dem entfernten Objekt streut das Licht, und dieses überlagert den Hintergrund. Unwillkürlich schätzen wir die Entfernung von Objekten anhand der Stärke der Opaleszenz der Luft (vgl. MINNAERT 1992, S. 321). Mit Hilfe dieses Effektes, können auch hintereinander liegende Bergketten und Hügel gut voneinander unterschieden und in ihrer Entfernung ungefähr zugeordnet werden.

6.7 Blickrichtung und Sonnenlicht Der Einfluß der Blickrichtung auf das wahrgenommene Erscheinungsbild einer Landschaft wird in Minnaert beschrieben: „Fast in jeder Landschaft sind Unterschiede in Farbton und Aufbau zu beobachten, je nachdem, ob man in Richtung Sonne oder in Gegenrichtung blickt. Das Erscheinungsbild der Natur ändert sich in seiner Gesamtheit! Nehmen Sie einen Spiegel zu Hand, um die Landschaft aus zwei verschiedenen

Blickrichtungen gleichzeitig sehen zu können.“ (MINNAERT 1992, S. 427) Die Blickrichtung in Bezug auf den Sonneneinstrahlwinkel ist auch für die Wahrnehmung der Schönheit einer Landschaft von Bedeutung. Während die Sicht in Richtung Sonne aufgrund des Gegenlichtes und der schwächeren Beleuchtung der von der Sonne abgewandten Objektseite etwas beeinträchtigt ist, erscheinen Objekte in der Gegenrichtung aufgrund des Mitlichtes besonders gut ausgeleuchtet und dementsprechend gut

45 erkennbar. In unseren Breiten trifft die meiste Sonneneinstrahlung von Richtung Süden auf die Landschaft. Da sich jedoch im Tagesverlauf die Einstrahlrichtung laufend ändert, kann hier keine allgemeine Aussage getroffen werden. Zusätzlich spielen subjektive Eindrücke eine große Rolle. Beispielsweise werden Objekte bei Betrachtungsrichtung gegen das Licht als größer und höher wahrgenommen. Objekte, die vom Betrachter aus gesehen gut beleuchtet sind, wirken hingegen besonders leuchtend und farbenprächtig. Aufgrund der tageszeitlich wechselnden Beleuchtungsverhältnisse wechseln jedoch auch diese subjektiven Eindrücke.

6.8 Sichtfelder Die Maßstäbe der visuellen Wahrnehmung lassen sich je nach Abstand des Betrachters vom Objekt und dessen Größe in vornehmlich drei Distanzräume aufteilen (vgl. DROZ 2008,

S. 22) Auch in KASTNER wird diese Unterteilung der Sichtfelder von LITTON vorgestellt: • Vordergrund (Mikroebene): Wahrnehmung von Details, keine räumliche Perspektive • Mittelgrund (Mesoebene): Landschaft als Ganzes, räumliche Perspektive, bereits Farb- und Kontrastabnahme • Hintergrund (Makroebene): Landschaftskonturen

(vgl. LITTON 1972, zit. in KASTNER 1985, S. 211)

Die Elemente der Mittelgrunds werden von WÖBSE (2002, S. 255) auch

Landschaftsbildeinheiten genannt. Zur Raumabgrenzung führt KASTNER unter anderem

RICCABONA (1984, zit. in KASTNER 1985, S. 211) an, welcher für den Vordergrund eine Raumtiefe von 800 m, für den Mittelgrund von 2000 m und für den Hintergrund von mehr als 2000 m einsetzt. Die in der vorliegenden Arbeit angestellten Berechnungen und Analysen spielen sich in der „Gesamtanalyse Kärnten“ vorwiegend in der Mesoebene und der Makroebene ab. Welche Ebenen in die Berechnungen einfließen, hängt primär von der Auflösung des verwendeten Datenmaterials ab. Bei der Analyse eines ausgewählten Bereiches laufen die Berechnungen aufgrund des feiner auflösenden Datenmaterials jedoch auch in vollem Umfang für die Vordergrundebene. Aus diesem Grund ist der Untersuchungsmaßstab (focal level) auch nicht als fix anzusehen.6

6.9 Bildfeld CORNISH versuchte den Umfang des Bereiches, den der Mensch als Einheit wahrnimmt, als Größe zu bestimmen: das Bildfeld. Der Gesamteindruck, den man von der Landschaft hat,

6 in den grau hinterlegten Absätzen wird die Verbindung zwischen Theorie und praktischer Umsetzung in dieser Arbeit hergestellt. 46 hängt damit eng zusammen. Das Bildfeld, gemessen im Winkelmaß, wird kleiner in der

Ebene, größer im Gebirge (vgl. CORNISH 1935, zit. in MINNAERT 1992, S. 237f.).

6.10 Sichtbeziehungen Mit Sichtbeziehungen sind Blickachsen von einem Standort zu einem Sichtobjekt oder in einen Landschaftsraum gemeint. Die Blickachse kann durchgehend sein bis zur Sichtgrenze des Landschaftsraumes oder durch mehrere räumlich hintereinander angeordnete

Sichtgrenzen (Sichtbarrieren) unterbrochen werden (vgl. KASTNER 1985, S. 212). „Erst durch Sichtbeziehungen werden viele Kriterien des Gestalts- und Wahrnehmungswertes für das

Landschaftserleben bedeutsam.“ (KASTNER 1985, S. 284) Bei mehreren räumlich hintereinander angeordneten Sichtbarrieren spricht man von einer Kulissenwirkung der Landschaft oder auch von einer Raumabfolge. Diese raumgliedernde Wirkung ist umso ausgeprägter, je mehr Horizonte sich im Blickfeld eines Beobachters ausmachen lassen. Diese entstehend dadurch, dass eine auf der Erdoberfläche gedachte Sichtlinie durch Einwirkungen der Topographie in sichtbare und verdeckte

Abschnitte unterteilt wird (vgl. DROZ 2008, S. 22). Durch die Raumabfolge kann Überraschung, Erlebnisvielfalt oder Monotonie entstehen. Eng verknüpft mit der Raumabfolge steht die Kontinuität, die jene Eigenschaft ist, die mit dem Raum Zusammenhang und Stetigkeit gibt und somit die Ordnung einer Landschaft ausdrückt (vgl.

KASTNER 1985, S. 284).

6.11 Umkehrbarkeit von Sichtbarkeit und Aussicht Für eine Analyse der landschaftlichen Attraktivität eines Standortes spielt die Aussicht, oder auch „aktive Sicht“ (JOLY 2009), eine entscheidende Rolle. Je mehr attraktive Landschaftsobjekte von einem Standort aus gesehen werden können, desto attraktiver ist der

Standort selbst. Die Sichtbarkeit oder „passive Sicht“ (JOLY 2009) stellt hingegen die passive Seite dar und kann nur beurteilt werden, indem von verschiedenen, möglichst vielen anderen Standorten aus die Sicht zum zu untersuchenden Standort hin untersucht wird. Es geht hier somit um die Frage, wohin die am Standort befindlichen Kulissen wirken, von wo überall aus sie eingesehen werden können (vgl. JOLY et al. 2009, S. 293ff.). Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen aktiver Sicht und passiver Sicht, der im Zuge der Sichtbarkeitsanalysen in dieser Arbeit auch Anwendung findet: vernachlässigt man jene an den Sichtbedingungen beteiligten Komponenten, die mit dem Winkel der Sonneneinstrahlung zusammenhängen, so entspricht die Anzahl der von einem Standort aus sichtbaren Landschaftspunkte immer der Summe aller potentiellen Standorte, von denen aus

47 der Ausgangsstandort selbst sichtbar ist. Ein idealer Aussichtspunkt ist zugleich auch immer ein von vielen Orten aus sichtbarer Punkt. Zur Überprüfung der Übereinstimmung der Aussicht eines Standortes mit dessen Sichtbarkeit muss jedoch darauf geachtet werden, dass von außen auch genau jener Punkt anvisiert wird, der für die Aussicht als Standort verwendet wurde. Nicht nur die horizontale, sondern auch die vertikale Lage (Höhe) des anvisierten Punktes muss mit jener des Ausgangsstandortes übereinstimmen. Befindet sich etwa ein Gebäude am Ausgangsstandort, so darf nicht dieses anvisiert werden, sondern die Geländehöhe, wenn sich der Ausgangsstandort auf Bodenhöhe befindet. Weiters ist sicherzustellen, dass der Ausgangsstandort von außen gut sichtbar und nicht teilweise durch davor liegende Objekte verdeckt ist.

In JOLY et al. (2009, S. 297) wird ein Beispiel angeführt, aus welchem ersichtlich ist, dass bei einem Vergleich der aktiven mit der passiven Sicht die Verwendung von unterschiedlichen Höhen zu großen Differenzen führen kann. Für die aktive Sicht wird die Körperhöhe eines vor einem Haus stehenden Beobachters herangezogen, für die passive Sicht jedoch die Höhe des Hauses, welches auch von vielen Punkten aus gesehen werden kann, die der vor dem Haus stehende Beobachter aufgrund seiner geringeren Körperhöhe nicht mehr sehen kann. JOLY et al. (2009, S. 293) gehen offenbar davon aus, dass die Sichthöhe des Beobachters bei der aktiven Sicht von einem Standort mit der Objekthöhe eines am Standort befindlichen und von außen gesehenen Objektes (passive Sicht) nie übereinstimmen wird und sehen daher keine Symmetrie zwischen aktiver und passiver Sicht. Das Ergebnis von Sichtbarkeitsanalysen trifft lediglich eine Aussage über die Aussicht von einem Untersuchungsobjekt auf die Landschaft, nicht jedoch über die Sichtbarkeit des Objektes in der Landschaft. In der vorliegenden Arbeit wird die Aussicht von allen zu untersuchenden Objekten berechnet, wobei für alle Objekte die jeweiligen realen Objekthöhen angenommen werden. Dadurch ist gewährleistet, dass die Aussicht von der Objekthöhe auch seiner Sichtbarkeit von außen entspricht, womit die Voraussetzung für die Umkehrbarkeit von Aussicht und Sichtbarkeit gegeben ist. Die berechnete Aussicht von den Objekten auf den umliegenden Raum kann somit als die Sichtbarkeit der Objekte im Raum interpretiert werden. Wird diese Berechnung für alle im Raum befindlichen Objekte durchgeführt und anschließend eine Zusammenlegung aller Ergebnisse vorgenommen, so ergibt sich die Sichtbarkeit des gesamten Rauminhaltes. Es kann nun für jeden Punkt im Raum eine Aussage über die Sichtbarkeit des gesamten Rauminhaltes und somit über seine Aussicht getroffen werden. So

48 kann ein durchgehender Raum auf seine Aussicht bewertet werden, und man ist nicht auf die Untersuchung einzelner Standorte beschränkt.

49 7 Bewertung von Landschafträumen

Bei einer Bewertung handelt es sich nach BECHMANN (1989, S. 84ff.) um die Relation zwischen einem wertenden Subjekt und einem gewerteten Objekt. Auch BASTIAN und

SCHREIBER sehen eine solche Relation und weisen ihr drei Dimensionen zu: die Abbildung der Wirklichkeit, eine Wertsystem (dessen Werte die Basis für das anzusprechende Werturteil sind) sowie das wertende Urteil (vgl. BASTIAN und SCHREIBER 1994, S. 56f.). Wesentlich ist, dass eine Bewertung immer ein definiertes Ziel haben muss. „An evaluation is performed in response to a demand.“ (USHER 1986, S. 5) Aus diesem Grunde spricht sich BLASCHKE gegen eine Bewertung zu großer Räume ohne konkretes Ziel aus (vgl.

BLASCHKE 1997, S. 19). Wichtigste Grundlagen für eine Bewertung sind passende Daten von dem zu bewertenden Landschaftsausschnitt sowie ein geeignetes Bewertungsverfahren. Neben der Datengewinnung durch Befragung, fotographischer Dokumentation und manueller Kartierung spielen heute immer mehr auch thematische Datensätze eine Rolle, die in Geographischen Informationssystemen (GI-System) zur weiteren Informationsgewinnung entsprechend aufbereitet und weiterverarbeitet werden können. GI-Systeme spielen in der Landschaftsbewertung und Landschaftsanalyse somit eine entscheidende Rolle. Dennoch muss an dieser Stelle auch auf mögliche Probleme hingewiesen werden die bei Bewertungen durch den Einsatz von GI-Systemen auftreten können. BLASCHKE weist beispielsweise darauf hin, dass sich je nach Auswahl und Gewichtung von Kriterien ein unterschiedliches Bild ergeben kann. GI-Systeme spielen nur die Rolle des Umsetzungswerkzeugs. Wenn teilweise subjektive Regeln zum Einsatz kommen, dürfen die Resultate nicht als objektive (und einzig richtige) Ergebnisse dargestellt werden (vgl. BLASCHKE 1997, S. 17f.). GI-Systeme liefern oft die Basis für Entscheidungen, es muss aber festgehalten werden, dass dies keine ‚Garantie’ für die richtige Entscheidung darstellt

(vgl. BLASCHKE 1997, S. 76). CERWENKA spricht von einer immanenten Subjektivität in jeder Bewertung, deren sich der Bewerter bewusst sein muss „Objektive Bewertung ist ein Hokuspokus, da jede Bewertung definitionsgemäß subjektive (normative) Elemente enthält.“

(CERWENKA 1984, S. 220) Er stellt deren Notwendigkeit aber keineswegs in Frage. Bezüglich der Übertragbarkeit von Bewertungen bemerkt KAULE, dass für einen Bewertungsvorgang die Daten vergleichbar aufbereitet sein müssen und verschiedene Wertaussagen nicht unbedingt gleichzusetzen sind, wenn es um unterschiedlicher Fragestellungen geht (vgl. KAULE et

HENLE 1991, S. 249).

50 Auch hinsichtlich der Bewertung der Ästhetik einer Landschaft, stellt sich die Frage, inwieweit solche Bewertungen vergleichbar sind. Handelt es sich dabei nur um rein subjektive

Eindrücke, so wird eine Vergleichbarkeit schwierig. LANG und BLASCHKE (2007, S. 78) räumen ein, dass sich auch ästhetische Wertvorstellungen, trotz ihrer subjektiven Tönungen, auf einen kollektiven Nenner bringen lassen. In diesem Zusammenhang sei auch SELLE erwähnt: „Einerseits sind Wahrnehmung und Deutung des Gestalthaften und Sinnbehafteten individuelle Leistungen, andererseits realisiert alles Ästhetische sich nur im Bewusstsein einer

Gesellschaft“ (SELLE 1990, S. 19f.). Allerdings sei ein intersubjektiv als wünschenswert empfundenes Landschaftsbild im (natur-) wissenschaftlichen Diskurs schwieriger handzuhaben. Aber auch DROZ vermutet, dass „trotz individueller Verankerung die Werthaltungen und Erfahrungen im Kontext von Landschaft zu einem gewissen Grad objektivierbar sind.“ (DROZ 2008, S. 21) Es stellt sich nun die Frage, welche Kriterien es sind, für die am ehesten eine allgemeine Gültigkeit zutrifft. Nach AUGENSTEIN (2002, S. 41ff.) lässt die Bedürfnisstruktur des Menschen ihn Landschaften bevorzugen, die zum einen reich an Informationen sind oder dieselben versprechen und die zum anderen die leichte Interpretierbarkeit der gebotenen Information und damit Sinn und Ordnung gewährleisten. In der vorliegenden Arbeit werden zwar teilweise ästhetische Bewertungen vorgenommen, allerdings sind diese Bewertungen nicht Ausgangspunkt der Modelle, sondern fliessen erst bei der Zusammenfasung der Modellergebnisse zum Endergebnis ein und sind somit jederzeit individuell interpretierbar und auch abänderbar.

7.1 Definitionen von Landschaftswerten Im Zuge einer Diskussion über die Bewertung von Landschaften muss auch beleuchtet werden, welche Werte von Landschaften es allgemein gibt. In der Literatur wird der Wert einer Landschaft nach unterschiedlichen Gesichtspunkten definiert. Dementsprechend viele Begriffe über die Wertigkeiten von Landschaften sind zu finden.

KASTNER (1985, S.278) fasst die zur Ermittlung des qualitativen Wertes eines Landschaftsbildes maßgeblichen Faktoren in drei Wertgruppen zusammen: den Strukturwert, den Gestaltwert und den Wahrnehmungswert. Er legt seinen Schwerpunkt auf die beiden ersten Wertgruppen: einerseits auf die Ermittlung des Strukturwertes einer Landschaft (vorwiegend quantitativ) und andererseits auf die Untersuchung von Gestaltwerten (qualitativ). Wesentlich ist, dass die Qualität einer Landschaft umso besser erfasst werden kann, je kleinräumiger die Bewertung erfolgt. (KASTNER 1985, S. 153ff.) Der Strukturwert wird nach KASTNER (zusammen mit dem Erlebniswert) durch die Ausstattung mit

51 Strukturmerkmalen [siehe Kapitel 7.2 dieser Arbeit] bestimmt (vgl. KASTNER 1985, S. 207ff.).

Bei der Ermittlung des Strukturwertes wird nach KASTNER eine quantitative Erfassung des Landschaftsbildes vorgenommen (vgl. KASTNER 1985, S. 154). Die dabei entscheidenden Strukturen können zu folgenden Gruppen zusammengefasst werden: Flächen, Linien, Punkte,

Ränder und Morphologie. KRAUSS (1974, zit. in KASTNER 1985, S. 154) misst dabei den morphologischen Gegebenheiten einer Landschaft besonderen Stellenwert zu, da gegebene Strukturen in der Landschaft primär von der Reliefform abhängig sind und diese auch selbst wesentlich die visuellen Strukturen in Form von Flächen, Linien, Punkten und Rändern mitprägen. Während Flächen (Wald, Stillgewässer, Bauland, etc.) nach ihrem Anteil am Untersuchungsraum erfasst werden, zählt bei Linien (Fließgewässer, Ufervegetation, Straßen, etc.) und Rändern (Grenzen zwischen zwei unterschiedlichen Flächen) die Länge und der Kontrastreichtum, mit welchem diese in Erscheinung treten. An der Länge der Ränder ist die Stärke der räumlichen Differenzierung ablesbar. Punkthafte Elemente können zum Beispiel kulturhistorische Elemente, Industrieobjekte, aber auch besonders auffällige natürliche Elemente wie große Einzelbäume sein.

Hinsichtlich der Gestaltwerte unterscheidet NOHL (1980, zit. in KASTNER 1985, S. 158) zwischen objektiven Gestaltqualitäten, die die Strukturen der Landschaft darstellen und mess- und zählbar sind, und subjektiven Erlebnisqualitäten, die als individuelle subjektive

Emotionen gegenüber den objektiven Gestaltqualitäten zum Tragen kommen. KASTNER spricht von einem Gestalt und Wahrnehmungswert. „Die Begriffe ‚Eigenart’ und ‚Schönheit’, die vor allem nach den Natur- und Landschaftsschutzgesetzen für eine Beurteilung des Landschaftsbildes voran stehen, werden mit Kriterien umschrieben, die den landschaftsökologischen, landschaftsstrukturellen, ästhetischen und historischen Aspekt umfassen: Dokumentationswert, Dominanz, Eigenart, Eindeutigkeit, Einzigartigkeit, Farbe, Geschichtswert, Harmonie, Kontrast, Maßstäblichkeit, Natürlichkeit, Orientierbarkeit,

Prägnanz, Sichtbeziehungen, Symbolwert, Unersetzbarkeit, Vielfalt.“ (KASTNER 1985, S. 164)

Zum Begriff ‚Eigenart’ sind bei WÖBSE noch zwei wichtige Ergänzungen zu finden: „Die Eigenart einer Landschaft wird von natürlichen und anthropogenen Elementen bestimmt. Je mehr Elemente die Eigenart einer Landschaft bestimmen, umso mehr Widerstand hat sie der Veränderung dieser Eigenart entgegenzusetzen.“ (WÖBSE 2002, S. 170) An dieser Stelle muss auch noch das Kriterium der Vielfalt angesprochen werden.

WHITTAKER (1977, zit. in BLASCHKE 1997, S. 23) sowie auch HABER (1979, zit. in LANG et

52 BLASCHKE 2007, S. 116) unterscheiden drei Arten von Vielfalt: die α- oder Artendiversität, die β- oder strukturelle Diversität und die γ- oder Raumdiversität. Ein komplexes Mosaik von Raumeinheiten in der Landschaft besitzt eine hohe strukturelle Diversität und Raumdiversität was wiederum meist auf einen hohen Wert der Landschaft schließen lässt. Nach LANG (2007, S. 117) wird die Raumdiversität über die Verteilung der Landschaftselemente, d.h. über deren Flächenanteile quantifiziert. Sie drückt demnach den Informationsgehalt der Landschaft aus.

7.2 Strukturmerkmale Im Zuge von Landschaftsbildbewertungen wird die Landschaft meist in Teilräume oder einzelne Bildkomponenten (Strukturmerkmale) zerlegt. Diese werden in mehrfacher Hinsicht unterteilt. Einerseits wird zwischen naturbedingten Strukturmerkmalen (Geomorphologie, Vegetation, Hydrologie) und kulturbedingten Strukturmerkmalen unterschieden. Letztere sind immer anthropogener Herkunft, oder wurden zumindest durch anthropogene Beeinflussung überformt. Es handelt sich um anthropogen beeinflusste Vegetation oder um regulierte Fliessgewässer und Kanäle, wobei in einer Kulturlandschaft oft nur schwer eine klare Grenze zu naturbedingten Strukturmerkmalen gezogen werden kann. Ebenfalls zu den kulturbedingten Strukturmerkmalen ist Bauland mit sämtlichen Bauobjekten sowie Verkehrsinfrastruktur hinzuzuzählen, hier ist auch eine eindeutige Zuordnung gegeben. (vgl.

KASTNER 1985, S. 277 ff.)

Flächenhafte und linienhafte Strukturmerkmale bilden nach KASTNER den Raum und sind zu gliedern in raumbegrenzende (äußere Grenze des sichtbaren Gesamtraumes), raumbildende (Untergliederung in Teilräume) und raumdifferenzierende (Differenzierung der

Struktur) Strukturmerkmale (vgl. KASTNER 1985, S. 283).

7.3 Die Rolle von GI-Systemen in der Landschaftsanalyse und -bewertung Da GI-Systeme in den letzten Jahren zu unverzichtbaren Instrumenten in fast allen Bereichen der räumlichen Analyse und Modellierung geworden sind, und auch diese Arbeit ohne den Einsatz von GI-Systemen nicht oder nur sehr schwer möglich gewesen wäre, sollen nun kurz die wesentlichen Aspekte in diesem Bereich beleuchtet werden. In der Anfangszeit von GI-Systemen wurden diese vor allem als Senke für Daten angesehen, von welcher bestenfalls das herauszubekommen ist, was an Daten hineingesteckt wurde. Es herrschten auch Auffassungen vor, dass GI-Systeme nicht anderes als in digitalisierte Einzelschichten zerlegte Karten seien (vgl. BLASCHKE 1997, S. 69). Beides ist aber vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich GI-Systeme damals noch in ihren Anfängen befanden und weder die Leistungsfähigkeit noch die Möglichkeiten von heute zur Verfügung standen. Nicht nur die Zahl der Benutzer, sondern auch die Zahl der Anbieter von

53 Daten war minimal im Vergleich zu heute, sodass auch die Auswahl, Menge und Qualität der für die Systeme zur Verfügung stehenden Daten vergleichsweise gering war. Viele der Grundprinzipien von GI-Systemen haben sich jedoch bis heute erhalten, wie zum Beispiel das in der vorliegenden Arbeit ebenfalls zur Anwendung gebrachte Layerprinzip, dessen thematische Ebenen auf das länderkundliche Schema von Alfred Hettner zurückgehen (vgl. BLASCHKE 1997, S. 70). Die Rollen und Aufgaben von GI-Systemen waren lang unklar, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass man mit GI-Systemen neue Instrumente in Händen hatte, deren

Fähigkeiten erst ausgelotet werden mussten. KIAS sieht einen GIS-Einsatz einerseits zur Datenhaltung und Automation der Darstellung, andererseits (wohl weiterführend) als

Hilfsmittel zur Analyse und Planung (vgl. KIAS 1990, S. 125). Beide Aspekte gelangen in der vorliegenden Arbeit zur Anwendung. Das Potential von GI-Systemen ist jedoch noch bedeutend größer. NAVEH (2002, S. XXI) bezeichnet GI-Systeme und Fernerkundung sogar als die wichtigsten holistischen Werkzeuge für die Landschaftsanalyse, -planung und – management. Aus GI-Systemen hat sich mittlerweile eine ganze Wissenschaft entwickelt, deshalb wird heutzutage auch von ‚Geograhical Information Science and Systems’ gesprochen. Die Herausforderung der heutigen Zeit ist darin zu sehen, GI-Systeme nicht nur zu einer (statischen) Dokumentation der Ist-Situation zu verwenden, sondern unter Verwendung der analytisch-modellierenden Funktionalität von GI-Systemen ein pro-aktives, vorausschauendes und vorausplanendes Management von räumlichen Sachverhalten zu fördern (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 42f.). Die heute bereits weit verbreiteten Geodateninfrastrukturen (GDI) bieten eine gute Basis für diese neuen Aufgaben. Ein Beispiel für eine solche Geodateninfrastruktur in Österreich ist Geoland (http://www.geoland.at), in welchem sämtliche Länder-GI-Systeme Österreichs eingebunden sind, so auch das KAGIS des Landes Kärnten. Beim Einsatz von GI-Systemen wird vielfach mit Modellen gearbeitet, wie auch in der vorliegenden Arbeit. Ein Modell ist eine Abbildung und beinhaltet Vereinfachungen, es werden somit nicht alle Eigenschaften des Originalsystems erfasst. Wesentlich ist auch, dass Modelle stets eine subjektive Pragmatik voraussetzen, für einen bestimmten Zweck gelten. Sie enthalten explizit oder implizit Hypothesen über Wirkungszusammenhänge (vgl.

BLASCHKE 1997, S. 77). STEINHARDT et al. beschreiben Modellbildung als einen „Optimierungsprozeß, bei dem anhand von Abweichungen zwischen Modellergebnis und Messwerten im Verlauf von Verifikation, Kalibirierung und Validierung Fehler in den

54 Ausgangshypothesen aufgedeckt werden und korrigiert werden.“ (STEINHARDT et al. 2005, S. 214) Bei den dieser Arbeit zugrunde liegenden Modellen handelt es sich aufgrund der räumlichen Betrachtungsweise um räumlich differenzierte Modelle, es erfolgt eine horizontale und vertikale Differenzierung des Untersuchungsraumes auf Vektor- und Rasterbasis (vgl.

STEINHARDT et al. 2005, S. 215ff.). Ein wesentlicher Aspekt von GI-Systemen ist das Generieren neuer Information, die durch Analyse und spezifisches „In Beziehung setzen“ entsteht. Die in der vorliegenden Arbeit vielfach verwendete Sichtbarkeitsanalyse ist nichts anderes als das Generieren neuer

Informationen durch Kombination vorliegender Datenbestände (vgl. BLASCHKE 1997, S. 272ff.). Es werden jeweils ein innerhalb der Landschaft vorliegendes Untersuchungsobjekt und ein digitales Geländemodell herangezogen und aus diesen Daten mit einem eigenen Berechnungsmodul neue Daten über die Sichtbarkeit des Untersuchungsobjekts generiert. Diese Art der Analyse nennt sich „vertikale“ Analyse, da mehrere Datenschichten integriert betrachtet werden. Wird nur eine Datenschicht in Betracht gezogen, spricht man von

„horizontaler“ Analyse (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 59). In der vorliegenden Arbeit stellt „vertikale“ Datenanalyse die Grundlage für das verwendete Modell dar. Sämtliche Operationen mit Rasterdaten, die Teil des Modells sind, basieren auf diesem Analyseprinzip.

7.4 Bewertungsbeispiele Im Folgenden werden einige Beispiele von Landschaftsbewertungen vorgestellt, um einerseits einen Überblick über verwendete Verfahren zu geben und andererseits auch einen Vergleich mit dem in dieser Arbeit gewählten Verfahren zu ermöglichen.

7.4.1 Landschaftsplan Klagenfurt nach GÄLZER et al. (1984) In dieser in KASTNER (1985, S. 182ff.) vorgestellten Landschaftsbewertung wurde die Landschaftsvielfalt bewertet. Dabei wurde nicht nur die Ausstattung mit Landschaftsstrukturen auf quantitativem Weg ermittelt, sondern auch die optische Vielfalt und die Wahrnehmungsqualitäten untersucht. Für die quantitative Bewertung wurde ein Quadratrasternetz (Fishnet) mit 500 m Seitenlänge über das Planungsgebiet gelegt. Jedem Rasterquadrat wurde basierend auf die jeweils vorhandenen Faktoren ein Punktewert zugeordnet. Die Faktoren wurden aus den Bereichen Gewässer, Vegetation, Relief und kulturhistorische Bauten in der Landschaft genommen. Zusätzliche abwertende Faktoren waren bebautes Gebiet, Verkehrswege sowie Hochspannungsleitungen. Fliessgewässer wurden nach ihrer Breite, Länge, Stillgewässer nach ihrem Natürlichkeitsgrad, nach der Uferlänge und nach der Nutzung des Ufers beurteilt. Vegetation

55 wurde in Ufervegetation, Wald, Feldgehölze und Moore differenziert. Beim Wald wurden die Waldrandlänge, die Nutzung des Waldrandes, der Anteil der Waldfläche pro untersuchtem Gebiet und der Natürlichkeitsgrad bewertet. Feldgehölze und Streuobstgärten wurden als die Harmonie steigernd gewertet, da sie mit ihren linien-, punkt- und flächenhaften Akzenten in unterschiedlicher Form zur Raumbildung beitragen. Moore wurden ebenso als Bereicherung der landschaftlichen Vielfalt bewertet. Da die Reliefformen einer Landschaft deren Grobstruktur prägen, wurden einige Kriterien berücksichtigt wie Wechsel der Höhenstufen, Terrassenränder, Steilhänge und Einschnitte oder Gräben. Kulturhistorisch wertvolle Bauten wurden als die Eigenart der Landschaft mitprägende Objekte berücksichtigt, da diese aufgrund meist exponierter Lage eine starke visuelle Wirksamkeit und teilweise sogar Dominanz im Landschaftsbild aufweisen und die Erlebnisvielfalt steigern. Als abwertende Faktoren wurden bebaute Gebiete, Autobahnen und Straßen, Bahnlinien, Hochspannungsleitungen sowie für das Landschaftsbild störende große bauliche Anlagen herangezogen. Als besonders stark den Wert mindernd wurden Autobahnen eingestuft, da diese der Geländeform wenig angepasst sind, somit eine Barrierewirkung aufweisen und einen hohen Flächenanspruch haben. Starkstromleitungen wurden nicht so stark negativ bewertet, da der Ausstattungsgrad der Landschaft in ihrem Bereich weitgehend erhalten bleibt. Das Ergebnis der Landschaftsbewertung zeigte für dicht verbaute und mit Zersiedelungserscheinungen behaftete Gebiete sowie für ausgeräumte Agrarlandschaften einen geringen Vielfaltsgrad an. Bei Bereichen um Autobahnen wurde ein besonders hoher Verlust an Landschaftsvielfalt aufgezeigt. Randgebiete mit vielfältigen Strukturen (Gewässer, Vegetation, Relief) wurden als Landschaften von besonders hoher Vielfalt bewertet. Nach

KASTNER (1985, S. 198f.) stehen die strukturelle Vielfalt und der Erlebnisreichtum einer Landschaft weitgehend in direktem Zusammenhang mit dem landschaftsökologischen Zustand eines Gebietes. Abgeleitet von der qualitativen Bewertung des Landschaftsbildes wurden einige Empfehlungen für eine weitere harmonische Entwicklung kartographisch eingearbeitet. So wurden von Bebauung freizuhaltende Hänge und Kuppen sowie empfohlene Bereiche für Baulandentwicklung ausgewiesen und weiters Vorschläge zur landschaftlichen Einbindung von Siedlungs- und Industriegebieten, Abbaugebieten und Deponien gemacht.

56 In diesem Bewertungsbeispiel sind einige Ansätze vorhanden, die in ähnlicher Art auch in der vorliegenden Arbeit zur Anwendung kommen, wobei es hier mehr um Sichtbeziehungen und weniger um Strukturanalyse geht. Auf manuell ausgearbeitete Bewertungen unter Zuhilfenahme von Fotoaufnahmen wird in der vorliegenden Arbeit im Wesentlichen verzichtet.7

7.4.2 Verfahren zur Landschaftsbewertung nach WÖBSE (2002) Dieses auf Beurteilung von Landschaftsfotos beruhende Verfahren, welches das Erlebnispotential von Landschaftsausschnitten untersucht, basiert zu einem guten Teil darauf, dass Sachverhalte wie das Landschaftserleben und auch komplexe Zusammenhänge durch unsere ästhetischen Organe durchaus spontan richtig bewertet werden können. Einerseits wurden die Fotos hinsichtlich ihrer Schönheit spontan mit einer von fünf zur Verfügung stehenden Noten beurteilt. Andererseits wurde für alle Fotos nach einer von NOHL entwickelten Methode auch der so genannte We-Wert (Erlebniswert) (von 1 bis 7) ermittelt.

(NOHL 1977, zit. in WÖBSE 2002, S. 253) Unter Zugrundelegung der naturräumlichen Gliederung wurden Landschaftsbildeinheiten abgegrenzt, die aufgrund ihrer homogenen Erscheinung eine Einheit bilden. Die die naturräumliche Gliederung bestimmenden Faktoren prägen wesentlich das Erlebnispotential. Geologie, Böden, Relief und Reliefenergie, Wasserscheiden, reliefbedingtes Mosaik der Landschaft und potenziell natürliche Vegetation bestimmen die Einheiten ebenso wie anthropogene Faktoren (Bebauung, Verkehrsinfrastruktur, Bodennutzung, reale Vegetation). Häufig zerschneiden große Straßen, Siedlungserweiterungen, Rohstoffgewinnungsgebiete oder Energietrassen in sich homogene Bereiche. Durch diese Beeinträchtigungen wird der naturräumlich geprägte Rhythmus der Landschaft oft erheblich gestört. Nachdem bei Fotos, die unterschiedlich zu bewertende Teilräume zeigten, eine Abgrenzung dieser Teilräume vorgenommen worden war, wurden alle Teilräume zusätzlich im Gelände beurteilt. Dabei wurden alle im Teilraum vorhandenen und benachbarten (flächenhaften, linienhaften und punkthaften) Elemente beurteilt, die sowohl von positiver als auch negativer Wirkung sein konnten. Bei dieser Beurteilung wurden alle das Landschaftsbild prägenden und kulturlandschaftlich wertvollen Elemente aufgenommen wie Ackerland, Grünland, Waldtypen, Alleen, Fliessgewässer, Einzelbäume, kleine Stillgewässer oder auch Kulturgüter. Es wurden aber auch sämtliche einfließende Störfaktoren wie Lärm, Gerüche und sämtliche weitere negative Wirkungen von störenden Nachbareinheiten wie Industriegebiete,

7 in den umrahmten Bereichen erfolgt jeweils eine Gegenüberstellung der vorgestellten Beispiele mit der vorliegenden Arbeit. 57 Deponien, Verkehrswege, Kraftwerke, Umspannwerke oder auch Siedlungen mitbeurteilt. Aus den Bewertungen wurde deutlich, dass die überwiegende Zahl der Teilräume aufgrund von Geräusch- oder Geruchsbelästigungen heruntergestuft werden musste (vgl. WÖBSE 2002, S. 253ff.). Die hier vorgestellte Bewertung berücksichtigt zusätzlich viele nicht-visuelle Einflüsse, da ein wesentlicher Teil der Beurteilung direkt im Gelände durchgeführt wird. In der vorliegenden Arbeit wird ausschließlich mit der Analyse von Sichtbeziehungen gearbeitet. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass für Störobjekte, die in ihrer Umgebung sichtbar sind, bei einer Sichtbarkeitsanalyse hinsichtlich ihres Einflusses auf die Nachbarschaft ein ähnliches Ergebnis erzielt werden kann. Denn viele der nicht sichtbaren Störfaktoren (z.B. Lärm) weisen eine räumliche Ausbreitung auf, die der Sichtbarkeit des Störobjekts ähnlich ist.

7.4.3 Ermittlung des landschaftsästhetischen Potenzials n. DROZ (2008) Die touristisch attraktive Hochgebirgslandschaft des in der Schweiz gelegenen UNESCO Welterbe-Gebiets Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn steht in einem Spannungsverhältnis zwischen Schutz und Nutzung. Mithilfe eines Ansatzes zur Operationalisierung von Landschaftsästhetik sollte die außergewöhnliche, natürliche Schönheit des Gebiets identifiziert und überwacht werden. Als zentrale Prädiktoren für Landschaftspräferenz erwiesen sich dabei Kohärenz und Lesbarkeit (als Grundlage für das Landschaftsverständnis und das Orientierungsvermögen) sowie Komplexität und Mysteriosität (als Grössen mit Aufforderungscharakter zur weiteren Erkundung der

Umgebung), die aus der Präferenzmatrix nach KAPLAN und KAPLAN (1989, zit. in DROZ, S. 21) übernommen wurden. Innerhalb eines GI-Systems wurden diesen Prädiktoren sie beschreibende und in der Landschaft messbare Parameter zugewiesen (Tabelle 1). Prädiktor Parameter Kommentar wiederkehrende Strukturen und Gleichmäßigkeit Elementfolgen Kohärenz Authentizität Dominanz visueller Störquellen Zerschneidungsgrad Versorgungsinfrastruktur Landnutzungen mit unterschiedlichem Grad Natürlichkeitsgrad menschlicher Beeinflussung Lesbarkeit Hecken, Waldränder, Gewässer, Leitstrukturen Infrastruktur Aussicht Reliefausprägung Intensität des Reliefeinflusses Flächenform (Un-)Regelmäßigkeit der Flächenform Komplexität Vielfalt respektive Abwechslung im Diversität Landnutzungsmuster Mysteriosität Tiefenstaffelung Abfolge lokaler Horizonte – Raumfolgen Kammerung durch teiltransparente raumgliedernde, lineare Sichtbeschränkung Vegetationsstrukturen

58 Begehbarkeit Tabelle 1: Prädiktoren für Landschaftspräferenz und ihre Parameter.8

Die meisten dieser Parameter stellen Landschaftsstrukturmaße, das sind Maßzahlen der raumstrukturellen Landschaftsanalyse, dar. Einige Parameter implizieren aber auch die Verwendung von Sichtbarkeitsanalysen, wie dies in der vorliegenden Arbeit der Fall ist. Die Parameter bilden im vorgestellten Modell einen zwölfdimensionalen Merkmalsraum, in welchem mittels einer Clusteranalyse fünf Klassen gebildet werden, mit deren Parametermittelwerten thematische Karten über das landschaftsästhetische Potential erstellt wurden. Das Modell offenbarte das ausgeprägteste landschaftsästhetische Potential in den schroffen Lagen der (sub-)alpinen Stufe, dieses verringert sich mit zunehmendem Grad menschlicher Beeinflussung (vgl. DROZ 2008, S. 20ff.).

Während bei DROZ eine Analyse unterschiedlicher Landschaftsstrukturmaße zur Bestimmung des landschaftsästhetischen Potentials erfolgt, werden in der vorliegenden Arbeit dazu fast ausschließlich Sichtbarkeitsanalysen verwendet. Implizit werden dabei auch die oben angeführten Parameter Aussicht, Authentizität, Natürlichkeitsgrad, Zerschneidungsgrad,

Reliefprägung untersucht. Wie auch bei DROZ impliziert die ‚Aussicht’ in dieser Arbeit eine Relation zu Objekten, die positiv im Landschaftsbild wirken. Genau diese Information bildet in der vorliegenden Arbeit die Basis zur Charakterisierung der positiven Seiten eines Standortes. Bei der Untersuchung der Authentizität, des Natürlichkeitsgrades und des Zerschneidungsgrades wird der Schwerpunkt auf störende Objekte gelegt. Diese bilden den Gegenpol zu sämtlichen positiven Aspekten. Zusätzlich zu diesem ‚Eigenschaftspaar’ werden in dieser Arbeit auch die Aspekte ‚Reliefausprägung’ und ‚Tiefenstaffelung’ untersucht. Für erstere werden sämtliche Gebiete mit starker Reliefausprägung ermittelt, deren Sichtbarkeit von unterschiedlichen Standorten analysiert wird. Die Untersuchung der Tiefenstaffelung erfolgt in Form einer Analyse der Aussicht auf Berge und Erhöhungen. Bis auf die Analysen von Strukturen und Formen werden in dieser Arbeit implizit sämtliche unter DROZ angeführten Parameter untersucht.

7.4.4 Quantitative visuelle Bewertung von Landschaft n. JOLY et al. (2009) Es wurde der Einfluss des Landschaftsbildes auf den Realitätenmarkt für das Gebiet um Dijon untersucht. Mittels Sichtbarkeitsanalysen wurde die Sicht auf Flächen mit unterschiedlicher Landnutzung in 6 unterschiedlichen Entfernungsbereichen berechnet, die Flächen wurden einer Landnutzungskarte entnommen. Danach wurde mittels eines eigenen Modells untersucht, ob für die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen ein signifikanter

8 Quelle: DROZ M. 2008, S. 22 59 Zusammenhang mit den Immobilienpreisen im betreffenden Gebiet besteht. Es ergab sich, dass landschaftlich reizvolle Gebiete, die reich an schönen Sichtobjekten sind, einen Einfluss auf die Immobilienpreisen haben. Einen starken positiven Einfluss übten Grünland, Ackerland und Weinbaugebieten aus, aber auch Einzelbäume und Wald hatten einen positiven Einfluss auf das Preisniveau. Straßen und andere sichtbare Infrastruktur wirkten sich negativ aus. Es wurde herausgefunden, dass auch nicht sichtbare Elemente einen Einfluss haben, allerdings war dieser naturgemäß geringer. Die in diesem Beispiel verwendeten Entfernungsbereiche entsprechen einer feineren Unterteilung der Sichtfelder (Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund), welche im Kapitel 6.8 angesprochen wurden. Die verwendeten Rasterdaten wiesen eine räumliche Auflösung von 1000 m, 150 m, 30 m und 7 m auf. Es wurde jedoch angemerkt, dass in einer Weiterentwicklung des Modells mit einer Auflösung von 1 m gearbeitet werden soll. In der im Vordergrundbereich verwendeten Auflösung von 7 m konnte dennoch bereits auf Details wie Einzelgebäude oder Einzelbäume eingegangen werden. Mangels eines genauen Oberflächenmodells wurden für die jeweiligen Nutzungsflächen Standardhöhen angenommen (z.B. 15 m für markante Einzelbäume, 7 m für Gebäude, 3 m für Buschwerk). Einige Ansätze dieses Beispiels wie die Erstellung von Sichtbarkeitsanalysen für Flächen unterschiedlicher Landnutzung oder auch die Annahme von Standardhöhen für Nutzungstypen zeigen große Ähnlichkeit mit in der vorliegenden Arbeit verwendeten Verfahren. Es muss an dieser Stelle jedoch angemerkt werden, dass die Grundmodelle für diese Arbeit bereits im Jahr 2008 entwickelt wurden und ihre Entstehung in keinerlei Zusammenhang mit den Modellen dieses Beispiels stehen. Anhand der Ähnlichkeit der Lösungsansätze wird aber deutlich, dass es für bestimmte Problemstellungen immer nur eine begrenzte Anzahl an sinnvollen wie auch umsetzbaren Lösungsvarianten gibt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Arbeiten liegt in der Interpretation von Sichtbarkeit und Aussicht [siehe Kapitel 6.11 dieser Arbeit]. In diesem Beispiel wird ausschließlich die Aussicht von bestimmten gewählten Standorten untersucht, wobei für unterschiedliche Entfernungsbereiche jeweils eigene räumliche Auflösungen (bezogen auf die verwendeten Datensätze) gewählt wurden. In der vorliegenden Arbeit wird das gesamte Kärntner Landesgebiet untersucht und mit einer einheitlichen räumlichen Auflösung von 25 m gearbeitet. Dabei wird für jede der Rasterzellen des Landesgebietes implizit eine Sichtanalyse auf unterschiedliche Objektmengen berechnet. Es erfolgt deshalb auch keine explizite Einteilung in unterschiedliche Sichtfelder. Die untersuchten Objektmengen liegen im Bereich

60 des Mittelgrundes und Hintergrundes und bilden zusammen die Komposition der Aussicht vom jeweiligen Standort.

7.4.5 Analyse von Änderungen im Landschaftsbild nach PALMER (2003) Der Ursprung dieser Untersuchung liegt im Jahre 1976, als 56 Fotoaufnahmen von Landschaftsausschnitten in Dennis/Massachusetts erstellt und einem Kreis von Personen zur Bewertung vorgelegt worden waren. 1996 wurden exakt dieselben Orte erneut aufgenommen und einem neuen Kreis von Befragten präsentiert. Parallel dazu wurden die fotografierten Orte in ein GI-System transferiert und die Sichtbarkeitsbereiche aus den Fotoaufnahmen mittels Viewshed-Analyse modelliert. Die Sichtbarkeitsbereiche aller Aufnahmen wurden im GI-System sowohl für 1976 als auch für 1996 untersucht, indem Landschaftsstrukturmaße sowie die Landnutzung des entsprechenden Jahres untersucht wurden. Für sämtliche Parameter wurden die prozentuellen Änderungen berechnet. Es ergab sich, dass etwa die Hälfte der Unterschiede in den Befragungsergebnissen zwischen 1976 und 1996 mit den Änderungen in den berechneten Parametern übereinstimmte. Die verbleibenden Unterschiede begründeten sich in den Unterschieden der subjektiven Wahrnehmung der Befragten. Aufgefallen war, dass trotz der landschaftlichen Änderungen in den 20 Jahren die Ansprüche in landschaftsästhetischen Hinsicht der dort lebenden Personen gleich geblieben waren. Anhand der Befragung zu den Fotos wurde herausgefunden, dass natürliche Landschaften bevorzugt wurden, wobei die Landschaft auch nicht zu fragmentiert sein sollte. Der direkte Vergleich von Befragungsergebnissen zu Fotoaufnahmen mit Berechnungsergebnissen ist insofern interessant, dass aufgezeigt wird, wo die Grenzen der Modellierung momentan liegen. Es ist aber zu rechnen, dass die Unterschiede zwischen Befragungsergebnissen und Rechenergebnissen in den kommenden Jahren aufgrund der ständig steigenden Datenqualität und Rechenleistung, welche immer komplexere Modelle ermöglichen, noch sinken werden. Auch für das in dieser Arbeit verwendete Modell ist anzunehmen, dass die Ergebnisse zu einem gewissen Prozentsatz nicht mit der tatsächlichen Wahrnehmung übereinstimmen. Da das Modell jedoch nicht auf ein starr definiertes Gesamtergebnis beschränkt ist, sondern die Ergebnisdatenmenge auf spezifische Interessensgebiete eingegrenzt werden kann, kann auf subjektive Präferenzen hinsichtlich der wahrgenommenen Objekte eingegangen werden, wodurch die Abweichungen zur tatsächlichen Wahrnehmung geringer ausfallen dürften.

61 8 Beschreibung der Modells

In diesem Kapitel wird die technische Vorgangsweise bei der Realisierung des Modells erläutert, das die Grundlage für den empirischen Teil dieser Arbeit bildet. Ferner werden sämtliche Überlegungen und resultierende Modelle zu den einzelnen Teilschritten beschrieben.

8.1 Beschreibung des Ablaufs Das Ziel der Arbeit aus technischer Sicht ist es, durch Sichtbarkeitsanalysen die Qualität der Aussicht von möglichst vielen potentiellen Beobachtungsstandorten innerhalb des Untersuchungsgebietes rechnerisch zu ermitteln. Aus der Qualität der Aussicht eines Standortes wird auf den landschaftsästhetischen Wert des von dort gesehenen Ausschnitts der Landschaft geschlossen. Es wird hier in erster Linie mit Sichtbarkeitsanalysen von Objekten gearbeitet, wobei die betreffenden Objekte im Vorfeld bewertet werden. Anders als bei DROZ

(2008) und PALMER (2003) [siehe Kapitel 7.4.3 bzw. 7.4.5 dieser Arbeit] wird auf die Analyse von Landschaftsstrukturmaßen weitgehend verzichtet. Grundvoraussetzungen für die durchzuführenden Sichtbarkeitsanalysen sind zum einen ein geeignetes Geländemodell des Untersuchungsgebietes und zum anderen ein möglichst vollständiger Katalog von Objekten, welche für die Aussicht relevant sind. Die Mindestgröße der zu untersuchenden Objekte hängt von der Rasterzellengröße des verwendeten Geländemodells ab. Objekte, die deutlich kleiner als eine Rasterzelle sind, werden daher nicht erfasst. Letzteres ist auch bei JOLY et al. (2009) [siehe Kapitel 7.4.4 dieser Arbeit] der Fall, allerdings werden dort je nach Entfernung von den Untersuchungsstandorten unterschiedliche Rasterzellengrößen verwendet, womit auch die Mindestgröße der Objekte unterschiedlich ausfällt. Nach der Zusammenstellung eines Objektkataloges, in dem jeweils zusammengehörige Objekte zu definierten Objektmengen zusammengefasst wurden, und der Wahl des Untersuchungsmaßstabes werden für alle Objektmengen geeignete Datenquellen gewählt. Ein großer Teil der Objekte liegt direkt in Form von entsprechenden Datensätzen (Primärdaten) vor. Einige Objekte werden allerdings erst berechnet (Sekundärdaten), wofür einige recht umfangreiche Modelle entwickelt wurden. Da in der Landschaft stehende Objekte unterschiedlich auf das Landschaftsbild wirken, muss eine Bewertungsskala erstellt und den Objektmengen unterschiedliche Bewertungsstufen zugeordnet werden. Diese Bewertung erfolgt in ähnlicher Weise im

Landschaftsplan Klagenfurt nach GÄLZER et al. (1984) [s. Kapitel 7.4.1 dieser Arbeit] und

62 auch im Bewertungsverfahren nach WÖBSE (2002) [s. Kapitel 7.4.2 dieser Arbeit]. JOLY et al. (2009) gehen hier den umgekehrten Weg und schließt von gegebenen Werten (Immobilienrichtpreise) an mehreren ausgewählten Untersuchungsstandorten (real estate transaction points) durch Regression auf den positiven oder negativen Einfluss verschiedener Objektarten und somit auf deren Bewertung. Neben der Bewertung ist für alle Objektmengen eine maximale Sichtweite abzuschätzen, die als Parameter bei der Sichtbarkeitsanalyse anzugeben ist. Sowohl die Bewertung der Objektmengen als auch die Schätzung der maximalen Sichtweiten wurden gemeinsam mit Herrn Wolfgang Reichelt (Abt. 20 LR Kärnten) durchgeführt.

Objektbewertung und Digitales Objekte Abschätzung Geländemodell Parameter für Sichtbarkeit

Sichtbarkeits- Sichtbarkeitslayers analysen

Zusammenfassung Sichtbarkeitslayers nach Thematik und Bewertung

Bewertungs- oberfläche der Aussichtsqualität

Abb. 3: Ablaufplan des Gesamtmodells.

Für die in den Objektmengen vorliegenden Objekte wird mittels Sichtbarkeitsanalysen die Sichtbarkeit in der Landschaft berechnet (Abbildung 3). Dazu wird eine Menge von innerhalb der angenommenen Maximalsichtweite befindlichen Landschaftspunkten darauf

63 untersucht, ob sie vom jeweiligen Objekt aus sichtbar sind. Aufgrund der in Kapitel 6.11 beschriebenen Umkehrbarkeit von Sicht und Aussicht kann nun von der Aussicht auf die Landschaftspunkte, die vom Objekt ausgeht, auf die Sichtbarkeit des Objektes, die von den Landschaftspunkten ausgeht, geschlossen werden. Die auf diese Art gewonnenen Ergebniswerte für die Sichtbarkeit aller Objekte werden normiert, sodass sie miteinander vergleichbar und kombinierbar werden. Es ergeben sich ‚Sichtbarkeitswerte’ im Bereich zwischen 0 (Objekt nicht sichtbar) und 1 (Objekt optimal sichtbar). Die so für alle Objektmengen berechneten Datensätze werden in weiterer Folge ‚Sichtbarkeitslayers’ genannt. Während JOLY et al. (2009) in ihren Sichtbarkeitsanalysen nicht von einer Umkehrbarkeit von Sicht und Aussicht ausgehen und für die Sichtbarkeitsanalysen eine bestimmte Menge an ausgewählten Untersuchungsstandorten verwendet, wird im vorliegenden Modell die Aussicht für eine theoretisch unbegrenzte Anzahl an Aussichtsstandorten berechnet. In der Praxis ist die Menge der berechneten Aussichtsstandorte jedoch begrenzt, sie ergibt sich aus der Anzahl der im Sichtbereich eines Objektes liegenden Rasterzellen. Der nächste Schritt ist eine Zusammenfassung der Sichtbarkeitslayers jener Objektmengen, die thematisch zusammengehörig sind und dieselbe oder eine ähnliche Bewertungsstufe aufweisen, wobei gegebenenfalls eine Gewichtung nach Bewertungsstufen erfolgt. Die resultierende Menge an zusammengefassten Sichtbarkeitslayers ist wesentlich kleiner und damit auch aussagekräftiger und leichter überblickbar als die Menge der Einzelergebnisse. Das Endergebnis ist eine Kombination der Sichtbarkeiten aller für das jeweilige Interessensgebiet relevanten Objekte. Je nach Anforderung des Benutzers werden unterschiedliche thematische Sichtbarkeitslayers herangezogen und unter Berücksichtigung ihrer Bewertung zusammengefügt. Jeder selektierte Sichtbarkeitslayer fließt sowohl mit seinen Sichtbarkeitswerten als auch mit seiner Bewertung in das Gesamtergebnis ein. Es ergibt sich eine Bewertungsoberfläche für das Untersuchungsgebiet, die eine Aussage über die Qualität der Aussicht und somit auch über den landschaftsästhetischen Wert für alle

Rasterzellenflächen gibt. Auch im Bewertungsverfahren nach WÖBSE (2002) wird aus allen in der Landschaft positiv und negativ wirkenden Objekten eine Gesamtbewertung erstellt. Bei

WÖBSE wird allerdings nicht die Aussichtsqualität eines Gesamtraums untersucht, sondern es werden ausgewählte Teilräume anhand von Fotoaufnahmen und Eindrücken im Gelände (auch nicht-visueller Faktoren wie Lärm und Gerüche) manuell beurteilt. Auch im

Informationssystem „PLAINS“ (CUDLIP et al. 1999, S. 460 ff.) wird unter Einbeziehung aller

64 Landschaftselemente natürlichen und anthropogenen Ursprungs pro Raumeinheit ein Gesamtwert gebildet, der so genannte LVI (Locational Value Index). Die durch Kombination einzelner thematischer Sichtbarkeitslayers gebildete Bewertungsoberfläche kann für weitere Analysen wie zum Beispiel zur Ermittlung von besonders schönen Aussichtspunkten (Vista Points) oder der Analyse von potentiellen Störobjekten in der Landschaft herangezogen werden. In Kapitel 11 werden einige Beispiele dazu erläutert.

8.2 Verwendete Software Als Werkzeuge werden die Programme ArcGIS 9.3, IDRISI Andes (Version 15), eine Tabellenkalkulation sowie Visual Basic verwendet. Zur Automatisierung von Abläufen in Berechnungen werden sowohl in ArcGIS als auch in IDRISI so genannte Makros erstellt, die es erlauben, mehrere Arbeitsschritte zusammenzufassen. Größere Berechnungen können damit in Teilaufgaben zerlegt und häufig vorkommende Berechnungsschritte modularisiert werden. Für Basisfunktionen, die für das Modell benötigt, die aber vom Programm nicht zur Verfügung gestellt werden, werden eigene Makros erstellt. Diese werden als Submakros in übergeordnete Makros eingebunden. Einige dieser Makros bilden somit notwendige Erweiterungen der Funktionsbibliotheken der verwendeten Software. Für die Abbildung komplexerer Modelle wird Visual Basic verwendet. Die dort entwickelten Routinen greifen über eine OLE-Schnittstelle auf die Programmfunktionen der verwendeten GIS-Software zu. Vorteile dieser Methode in technischer Hinsicht sind beispielsweise, dass dynamisch errechnete Parameter an GIS-Funktionen übergeben werden können oder auch, dass direkt auf das Dateisystem zugegriffen werden kann. Ein großer Vorteil aus Anwendersicht besteht darin, dass für die Bedienung eines solchen Visual-Basic Programms kein technisches Fachwissen über die verwendete GIS-Software erforderlich ist, da deren Programmfunktionen automatisch im Hintergrund aufgerufen und die zu übergebenden Parameter aus den Werten der Eingabemaske ermittelt werden.

8.3 Verwendete Datenformate Bei den verwendeten Daten handelt es sich großteils um thematische Layers im Rasterformat und Vektorformat. Jeder dieser Datensätze beinhaltet eine Objektmenge eines bestimmten Themas, die Datensätze werden deshalb auch ‚thematische Objektlayers’ genannt. Bei der Verwendung von Rasterdaten spielt deren räumliche Auflösung (Rasterauflösung) eine entscheidende Rolle. Sie wird durch die räumliche Einheit, die

Rasterzelle, vorgegeben (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 152). Die Genauigkeit von

65 Analysen, die auf Basis von Rasterdaten durchgeführt werden, hängt somit von der verwendeten Rasterauflösung ab. Objekte mit einer Größe, die gleich oder kleiner als die der Rasterzellen ist, können in den Rasterdaten immer nur durch eine einzige Rasterzelle dargestellt werden. Objekte, deren Größe weiter unter der einer Rasterzelle liegt, müssen in einer höheren räumlichen Auflösung erfasst, bearbeitet und untersucht werden. Während die von JOLY et al. (2009) verwendeten unterschiedlichen räumlichen Auflösungen Genauigkeiten von 1000 m für den Hintergrund bis zu 7 m für den Vordergrund aufweisen, wird in der vorliegenden Arbeit mit einer einheitlichen Rasterzellengröße von 25 x 25 m gearbeitet. Palmer verwendete zum Vergleich eine Rasterauflösung von 30 m, das im Landschaftsplan

Klagenfurt nach GÄLZER et al. (1984) erstellte Quadratrasternetz hatte eine Auflösung von 500 m. Die meisten in der vorliegenden Arbeit untersuchten Objekte überschreiten in ihren Ausmaßen die verwendete Rasterzellengröße von 25 m deutlich. Für die zusätzliche Analyse von Einzelobjekten werden auch Datensätze mit einer Rasterauflösung von 1 m verwendet. Für die Sichtbarkeitsanalysen, die allesamt über das gesamte Kärntner Landesgebiet (9.533 km²) laufen, wird aufgrund der langen Berechnungszeiten ausschließlich eine Rasterzellengröße von 25 m verwendet. Die Fläche einer Rasterzelle beträgt 625 m². Um die gesamte Kärntner Landesfläche mit Rasterzellen abzudecken, werden 15.270.733 davon benötigt. Die daraus resultierende Flächensumme ist etwa 11 km² größer als die tatsächliche Landesfläche. Diese Differenz ergibt sich daraus, dass die genau an der Landesgrenze befindlichen Rasterzellen teilweise etwas über das Landesgebiet hinausreichen. Einige thematische Objektlayers liegen als Vektordaten vor. Vektormodelle besitzen keine vorgegebene Rasterauflösung, da sie aus Objekten in Form von Punkten, Linienzügen und Flächen bestehen und nicht aus Rasterzellen aufgebaut werden. Durch die punktscharf definierten Koordinaten der Vektoren entsteht oft der Eindruck unendlicher Genauigkeit. Allerdings gilt diese Genauigkeit nur maximal in jenem Maßstabsbereich, in dem die Daten erfasst wurden (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 49). Die für die Arbeit verwendeten Vektordatensätze weisen eine mehr als ausreichende Genauigkeit auf. Zur Durchführung der Sichtbarkeitsanalysen werden diese ins Rasterformat konvertiert.

8.4 Verwendete Daten Um ein repräsentatives Abbild der Aussicht auf die Landschaft erstellen zu können, wird eine breit gefächerte Auswahl an Landschaftsobjekten benötigt. Dazu gehören Gewässer, Wälder, Berge, aber auch viele anthropogen geschaffenen und beeinflussten Elemente, wie zum Beispiel bewirtschaftete Flächen, Kulturgüter, Gärten, Infrastruktur, Verkehrsflächen sowie sämtliche Gebäude. Um diese Objekte hinsichtlich ihrer Wirkung im Landschaftsbild

66 zu untersuchen, sind einerseits Datensätze notwendig, aus denen diese Objekte hervorgehen, und andererseits auch Datensätze, mit denen die umliegende Landschaft abgebildet werden kann. Im Folgenden wird ein Überblick über die verwendeten Primärdaten gegeben. Bis auf die Liste der Dämme, Talsperren und Wehranlagen Kärntens entstammen sämtliche Datensätze der Abteilung 20/Landesplanung vom Amt der Kärntner Landesregierung. Sie wurden freundlicherweise für diese Arbeit zur Verfügung gestellt.

8.4.1 Digitales Geländemodell des Kärntner Landesgebietes Berechnungen, die eine dreidimensionale Landschaft als Basis verwenden, benötigen entweder ein digitales Oberflächenmodell (DOM) oder ein digitales Geländemodell (DGM). Während ein Oberflächenmodell die absoluten Höhen in der Landschaft zuzüglich der Objekthöhen sämtlicher auf ihr befindlichen Objekte wiedergibt und somit eine noch exaktere Analyse von Sichtbeziehungen erlaubt, beinhaltet ein Geländemodell ausschließlich die absoluten Höhen des Geländes. Es entspricht somit den in topographischen Karten angegebenen Höhen. Digitale Geländemodelle werden im deutschen Sprachraum auch „Digitale Höhenmodelle“ (DHM) und im internationalen Sprachgebrauch „Digital Elevation Model“ (DEM) genannt. Die in dieser Arbeit angeführten Bewertungsbeispiele, die auf das

Instrument der Viewshed-Analyse zurückgreifen (DROZ 2008, JOLY et al. 2009, PALMER 2003), verwenden ebenfalls digitale Geländemodelle. Ein DOM ist derzeit nur für einige Ausschnitte des Kärntner Landesgebietes verfügbar, deshalb wird auf ein flächendeckend verfügbares DGM mit einer räumlichen Auflösung von 25 m zurückgegriffen (‚dhm25’). Es wäre zwar auch ein DGM mit einer räumlichen Auflösung von 10 m verfügbar, allerdings muss aufgrund der Menge an durchzuführenden Berechnungen Rücksicht auf die Rechenzeit genommen werden, welche bei Verwendung eines Modells mit 10 m Auflösung bereits das 6,25-fache ausmachen würde. Das DGM ‚dhm25’ bietet eine ausreichende Genauigkeit für Sichtbarkeitsanalysen in den Sichtfeldern des Mittelgrundes und des Hintergrundes, die für das gesamte Kärntner Landesgebiet berechnet werden. Für Sichtbarkeitsanalysen im Sichtfeld ‚Vordergrund’ wäre, entsprechend der durchschnittlichen Größe der in diesem Sichtfeld relevanten Objekte, eine durchgehende räumliche Auflösung von mindestens 5 m erforderlich. Wesentlich ist, dass die gewählte räumliche Auflösung für sämtliche zu untersuchende Objekte gilt und somit einige der thematischen Objektlayers angepasst werden müssen. Darüber hinaus stellt die gewählte räumliche Auflösung eine Vorgabe für die Wahl der zu untersuchenden Objekte nach dem Auswahlkriterium der Größe dar. Objekte, deren

67 Grundmaße 25 m deutlich unterschreiten, können nicht korrekt dargestellt werden und werden daher nur in bestimmten Ausnahmefällen in die zu untersuchende Objektmenge eingereiht.

8.4.2 Realraumanalyse (nach M. SEGER) Das Projekt „Realraumanalyse Österreich“ wurde am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt umgesetzt. Die Erstellung eines thematischen Landnutzungsdatensatzes und einer Landnutzungskarte sind wesentliche Produkte des Projektes. Dieser Landnutzungsdatensatz bildet in der vorliegenden Arbeit die Hauptbasis zur Erstellung des in Kapitel 8.1 erwähnten Objektkataloges. Die darin enthaltenen

Nutzungsflächen sind als „Elemente des Landschaftsbildes“ (SEGER 1997) ein idealer

Ausgangspunkt zur Bearbeitung landschaftsästhetischer Fragestellungen. Auch in JOLY et al. (2009) wird der Einfluss unterschiedlicher Landnutzungen untersucht, es erfolgt jedoch keine direkte Bewertung der Landnutzungsarten wie in dieser Arbeit. Im Folgenden sei das Projekt der Realraumanalyse kurz vorgestellt:

Die „Zielsetzungen einer geographisch orientierten Realraumanalyse“ sind nach SEGER die „Erfassung der aktuellen Landnutzung und der sonstigen Landoberflächenklassen auf gesamtstaatlicher Ebene […] im mittleren Maßstab und unter den damit verbundenen inhaltlichen und kartographischen Rahmenbedingungen, d.h. mittels eines geeigneten Sets von Nutzungstypen und auf der Basis einer angemessenen Generalisierung (inhaltlich- räumliche Normierung) […] mit dem Ziel einer dualen Verwertung: nämlich um sowohl für wissenschaftliche Fragestellungen als auch in der Raumordnungspraxis angewandt zu werden.“ (SEGER 1997) Es erfolgt eine Differenzierung der Landoberfläche und der Landnutzung nach Oberflächen- bzw. Nutzungstypen. Die räumliche Analyse erfolgt im Maßstab 1:50.000. Die dabei resultierenden einzelnen Nutzungsflächen (patches) sind die räumlichen Basiseinheiten der Realraumanalyse. Sie sind zum einen die kleinsten Erhebungseinheiten der Realraumanalyse, und zum anderen sind sie Objekte äußerst unterschiedlicher Fachbereiche: Spiegel ökonomischer Prozesse, reale Ökosysteme, Elemente des Landschaftsbildes und anderes mehr. Nach Generalisierungskriterien ab einer Mindestgröße darstellbar sind diese Flächenstücke Elemente des Verteilungs- und Anordnungsmusters der Nutzungstypen im Raum. Die typologischen Attribute der Flächenstücke, ihre Größe und Gestalt, ihre Anordnung und Vernetzung stellen ein funktionales Realraummodell dar, welches aus der Sicht unterschiedlicher raumbezogener Fachbereiche von Interesse ist. Ausgehend von den vier Hauptnutzungstypen: • Siedlungsraum

68 • agrarischer Arbeitsraum • Waldflächen • subalpin-alpines Höhenstockwerk und • sonstige Flächen wird ein hierarchisch-mehrstufiges Typenset entwickelt. Anhand eines Typen-Schlüssels (Realraumtypen) werden Nutzungs- und Oberflächentypen anhand von Satellitenbildern und topographischen sowie thematischen Datengrundlagen sowie zusätzlichen räumlichen Informationen erfasst. Die dabei notwendige räumliche Gliederungs- und Bezugseinheit ist der Blattschnitt der ÖK 50, die auch die geometrische Grundlage der thematischen Raumgliederung darstellt. Dabei entsteht ein analog vorliegendes Lineament, in welchem die Nutzugs-/Oberflächentypen als Polygone dargestellt sind. Bewusst wurde von der (semi-) automatischen Klassifikation der Fernerkundungsbilddaten Abstand genommen und ein tradiertes geographisches Arbeitsverfahren, die Bildinterpretation in Kombination mit dienlichen Zusatzdaten, gewählt (vgl. SEGER 1997). „Die Realraumanalyse Österreichs in Form einer thematischen und raumbezogenen Datenbank stellt zusammen mit weiteren Datenschichten (z.B. Layer der administrativen Grenzen) ein erstmalig verfügbares und nach einheitlichen Richtlinien erstelltes Geographisches Informationssystem für Österreich dar. Es ist als Ganzes oder in Teilen verwendbar, und eine Reihe von Verrechnungen räumlicher Daten sowie unterschiedliche

Visualisierungen sind möglich.“ (SEGER 1997) Eine Auflistung aller in dieser Arbeit verwendeten Realraumtypen ist dem Objektkatalog in Anhang A zu entnehmen.

8.4.2.1 Patch-Matrix-Korridor Konzept Da der Großteil der in dieser Arbeit untersuchten Objekte aus den in der Realraumanalyse ausgewiesenen Nutzungsflächen hervorgeht, soll kurz auf den fachlichen Hintergrund von Patches eingegangen werden.

Wie bereits in SEGER (1997) erwähnt, handelt es sich um die kleinsten, je nach Erfassungs- und Betrachtungsmaßstab als weitgehend homogen betrachteten Einzelelemente der Landschaft. Sie werden in der internationalen Literatur auch als ‚ecotope’, ‚cell’ oder allgemeiner als ‚landscape element’ oder ‚land unit’ bezeichnet (LANG et BLASCHKE 2007, S. 105). Es werden verschiedene Arten von Patches unterschieden: Störungspatches (kleinflächige Störungen innerhalb einer gleichmäßigen Fläche), Restpatches (kleine Restflächen bei großflächiger Störung), Ressourcenpatches (natürliche oder quasi-natürliche Ökotope mit Klimaxvegetation), eingebrachte Patches (vom Menschen geplante und somit

69 auch iniierte Patches) und flüchtige- oder Übergangspatches (sind nur von kurzer Dauer). Automatisiert können Patches mit Hilfe von unterschiedlichen Methoden gebildet werden, zum Beispiel durch einfache Aggregierung von Werten nach dem Homogenitätskriterium oder auch hierarchische Clusterung (mit Einschränkung auf räumliche Nachbarschaft) (vgl.

LANG et BLASCHKE 2007, S. 107ff.). Für die Sichtbarkeitsberechnungen in der vorliegenden Arbeit sind vor allem Störungspatches von großer Relevanz, diese werden durch flächige Störobjekte wie Industriegebiete, großflächige Infrastrukturareale, Abbauflächen oder Siedlungsflächen gebildet. Im Patch-Korridor-Matrix Konzept des landschaftsstrukturellen Ansatzes wird der dominierende Oberflächentyp (>50% der Fläche) Matrix genannt. Ein handelt sich dabei um ein „ausgedehntes, relativ homogenes Landschaftselement, welches Patches und Korridore verschiedenen Typs mit einschließt.“ (FORMAN et GODRON 1986) Als Korridore werden alle linearen Strukturen bezeichnet, die als Verbindungen zwischen Landschaftselementen, welche funktional zusammenhängen, fungieren (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 111f.). Als entsprechende Untersuchungsobjekte in dieser Arbeit sind hier vor allem Verkehrswege und Fließgewässer zu nennen.

8.4.3 Digitales Oberflächenmodell Für einige Bereiche Kärntens ist bereits ein Digitales Oberflächenmodell (DOM) mit hoher räumlicher Auflösung (1 m) verfügbar, in dem selbst kleinere Objekte wie Einzelhäuser oder Bäume gut abgebildet werden. Ein DOM wird durch Laserabtastung der Landschaft von oben erzeugt, die Erfassungsmethode wird deshalb Airborne Laserscanning (ALS) genannt. Die Flughöhe beträgt dabei etwa 1.000 bis 1.500 m. Bei den eingesetzten Laserscannern wird zwischen gepulsten und permanent messenden Lasern unterschieden. Bei gepulsten Lasern werden die erste und letzte Reflektion des Lichtes getrennt gemessen, wodurch sowohl die Geländehöhe als auch die Höhe der darauf befindlichen Objekte ermittelt werden kann (vgl. BILL 1999, S. 90). Die vorliegenden DOM-Datensätze wurden mit gepulsten Lasern erstellt. Sie sind eine ideale Basis für die Ermittlung von besonders hohen und auffällig großen Objekten wie Gebäuden oder Fabrikanlagen, die für die vorliegende Arbeit von Bedeutung sind. Die gesuchten Einzelobjekte liegen in einem solchen Datensatz implizit vor, sie müssen zur ihrer Identifikation und weiteren Verwendung erst rechnerisch ermittelt werden. Dazu wird ein digitales Geländemodell (DGM) mit übereinstimmender räumlicher Auflösung mit dem DOM

70 so in Kombination gebracht, dass für jeden Rasterzellenwert die Differenz aus den beiden Datensätzen gebildet wird. Der resultierende Datensatz enthält ausschließlich die auf der Landschaftsoberfläche befindlichen Objekte mit ihren Objekthöhen. Da aber auch die Grundmaße der Objekte implizit enthalten sind, könnte daraus auch ein 3D-Modell erstellt werden. Für die vorliegende Arbeit werden alle verfügbaren Blattschnitte von den größeren Orten Kärntens sowie einzeln stehenden Großbetrieben (wie zum Beispiel die Papierfabrik in Frantschach) verwendet. Dies sind folgende Blattschnittnummern: 4719-100, 4719-103, 4719- 102, 4816-100, 4816-101, 5217-100, 5317-101, 5317-100, 5317-103, 5317-102, 5318-101, 5319-103, 5418-100, 5719-101, 5719-100, 5419-102, 5720-102 und 5720-103.

8.4.4 Katalog der Gebäude für Westkärnten Dieser Datensatz liegt in Form einer SHAPE-Datei für ArcGIS vor und beinhaltet 49.675 Einzelgebäude des westlichsten Drittels Kärntens (ab Arnoldstein bzw. ) in Form der Grundrisse. Aufgrund der Tatsache, dass der Datensatz 2009 für den restlichen Bereich Kärntens noch nicht verfügbar ist sowie der Tatsache, dass keine Angaben über die Objekthöhen enthalten sind, kann dieser lediglich für Vergleichszwecke verwendet werden.

8.4.5 KM50-R des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen Das Kartographische Modell 1:50.000 im Rasterformat (Kurzname: KM50-R) gehört zur Produktgruppe der digitale Karten und stellt das ‚Pixelbild’ der Österreichischen Karte im Maßstab 1:50.000 (ÖK 50) dar. Das KM50-R ist entsprechend dem Aufbau der ÖK 50 farblich und thematisch strukturiert gegliedert. Der Karteninhalt liegt getrennt nach Druckfarben (inkl. Relief) in Rasterdateien vor. In periodischen Abständen von 6 bis 8 Jahren wird der gesamte Inhalt aktualisiert. Bedeutende Veränderungen wie z.B. Großbauten bei Verkehrswegen, Industrie und Energieversorgung werden laufend erfasst und eingearbeitet. Das KM50 wird im Koordinatensystem WGS84 und in der Projektion UTM („Universales Transversales Mercator System“) erstellt (vgl. BEV, 2008). Aufgrund der großen thematischen Bandbreite der KM50-R und der recht hohen Genauigkeit wird diese sowohl zur Ermittlung einiger Infrastrukturobjekte als Basis verwendet als auch zur Überprüfung der Lage von Objekten und Ergebnisdaten sowie zu deren Darstellung herangezogen. Für diese Arbeit werden folgende Infrastrukturobjekte durch Digitalisieren in ArcGIS aus dem thematischen Inhalt der KM50-R entnommen: • Strommasten (4.614 Objekte) • Umspannwerke (16 Objekte) 71 • Kläranlagen (9 Objekte) • Wasserkraftwerke (Verortung von 27 Objekten eines eigenen Kataloges) Die thematische Bandbreite der KM50-R umfasst zwar auch Gewässer und Straßen, diese Objekte werden aber aus eigenen Katalogen genommen.

8.4.6 Katalog der Seen und sonstigen Stillgewässer Kärntens Dieser Katalog liegt in Form einer SHAPE-Datei für ArcGIS vor und beinhaltet 112 Seen mit einer Fläche von mindestens 0,4 ha. Da der Fokus der vorliegenden Arbeit auf der Untersuchung des Dauersiedlungsraumes liegt, wurden ausschließlich Stillgewässer, die unter einer Seehöhe von 1000 m gelegen sind, berücksichtigt. Damit fallen vor allem Gebirgsseen und Speicherseen aus der Untersuchungsmenge. Dies ergibt eine Restmenge an 71 zu untersuchenden Stillgewässern.

8.4.7 Katalog der Fliessgewässer Kärntens Dieser im SHAPE-Format vorliegende Datensatz beinhaltet sämtliche Gewässer Kärntens. Es sind nicht nur sämtliche Bäche und Flüsse Kärntens von der Quelle bis zu ihrer Einmündung in den nächst größeren Fluss enthalten, sondern auch sämtliche Pumprohrleitungen des Speicherkraftwerkbaus. Außerdem sind sämtliche Stillgewässer Kärntens und Staubereiche von Flüssen in Form von Umrandungslinien dargestellt. Für diese Arbeit wird lediglich der Mittel- und Unterlauf einiger größerer Flüsse Kärntens benötigt, da mit der gewählten räumlichen Auflösung von 25 m keine kleineren Fliessgewässer untersucht werden können. Flüsse mit einer Breite ab 25 m sind zusätzlich in der Realraumanalyse im Rasterformat enthalten, wobei dort auch die Gewässerbreite erfasst ist. Aus diesem Grunde werden die Informationen aus beiden Datensätzen zusammengefügt.

8.4.8 Katalog der Straßen Kärntens Der vorliegende Katalog (SHAPE-Format) enthält 14.173 Straßenabschnitte, von denen allerdings nur Autobahnen, Bundesstraßen und Landesstraßen untersucht werden. Gemeindestraßen, Forststraßen und sonstige private Straßen niedrigen Ranges werden aufgrund der niedrigen Fahrbahnbreite, die weit unter der gewählten räumlichen Auflösung liegt, nicht untersucht. Zu den hochrangigen Verkehrsverbindungen Kärntens gehören die drei Autobahnen A2, A10 und A11 sowie die Schnellstraße S37. Weiters werden 29 Bundesstraßen und 178 Landesstraßen untersucht. Aufgrund der niedrigeren Fahrbahnbreite werden letztere separat untersucht.

72 8.4.9 Vegetationskarte von Kärnten Im Jahre 2001 wurde von HARTL et al. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt eine Vegetationskarte für den

Kärntner Raum erstellt: „Karte der aktuellen Vegetation von Kärnten“ (vgl. HARTL et al. 2001, S. 10ff.). Diese Vegetationskarte liegt im SHAPE-Format vor. Es werden 33 Vegetationseinheiten ausgewiesen, die in vier Großgruppen zusammengefasst sind: • I. Subalpine und alpine waldfreie Vegetation • II. Wälder • III. Größere Feuchtbiotope • IV. Agrarischer Arbeitsraum • V. Sonstige Flächen (Siedlungs- und Verkehrsflächen, Wasserflächen, Gletscherflächen und Ski-Pisten)

(vgl. HARTL et al. 2001, S. 70)

Für die vorliegende Arbeit werden aus den Vegetationseinheiten lediglich die Waldtypen verwendet. Neben der Lage und Verteilung der Wälder ist vor allem deren Wuchshöhe von Bedeutung bei der Erstellung der Sichtbarkeitsanalysen.

8.4.10 Katalog der Burgen, Schlösser und sakralen Bauten Kärntens Es wird eine SHAPE-Datei verwendet, die insgesamt 1.518 Kulturgüter Kärntens in Form von Punktdaten enthält. Unter diesen Kulturgütern werden die 24 folgenden Kategorien unterschieden: Ansitz, Ausgrabungsstätte, Befestigung, Burg, Burgruine, ehem. Brauerei, ehem. Stift, Herrenhaus, Kapelle, Kirche, Kirchenfestung, Kirchenruine, Kloster, Klosterruine, Kommende, Meierei, Museum, Probstei, Ruine, Schloss, Schlossruine, Stift, Turm und Wehranlage. Da einige größere historische Anlagen auch in der Realraumanalyse enthalten sind und dort nicht nur als Punkte, sondern als flächige Objekte ausgewiesen werden (wie zum Beispiel die Burg Hochosterwitz), werden diese Objekte nicht aus dem Katalog der Kulturgüter genommen, sondern aus der Realraumanalyse. Um auch auf die Größe der Objekte einzugehen, werden 4 Größenkategorien geschaffen, die separat untersucht werden.

8.4.11 Liste von größeren Dämmen und Wehranlagen in Kärnten Die für die Erstellung eines entsprechenden Kataloges erforderlichen Daten wurden auf der Internetseite des „Austrian National Committee on Large Dams“ vorgefunden (vgl. ATCOLD, 2008). Diese Internetseite wurde von Dipl. Ing. Neuschitzer (KELAG

73 Kraftwerkbau) auf eine Anfrage hin empfohlen und beinhaltet alle erforderlichen Daten mit Ausnahme der Verortung. Es befinden sich derzeit 35 größere Dämme, Talsperren und Wehranlagen auf Kärntner Landesgebiet. Die Angaben zu den einzelnen Bauwerken umfassen den Typ (Gewichtsmauer, Schüttdamm, Gewölbemauer, Steinbrockenschüttdamm, Wehranlage am Fluss), das Baujahr, das betroffene Gewässer, Höhe und Länge der Sperre sowie den Eigentümer. Sämtliche Anlagen gehören jeweils einem der beiden Betreiber KELAG und Austrian Hydro Power AG (AHP). Es wurde eine Liste von 27 Objekten erstellt, für die eine nachträgliche Verortung in ArcGIS mit Hilfe der KM50R durchgeführt wurde. Das Ergebnis ist ein SHAPE-Datensatz, der die objektbezogenen und räumlichen Informationen enthält.

8.5 Erstellung eines Objektkataloges Nachdem alle erforderlichen Datenquellen vorhanden sind, erfolgt die Zusammenstellung eines Kataloges, der alle für die Sichtbarkeitsanalysen als relevant eingestuften Objekte enthält. Zusammengehörige Objekte werden dabei in Objektmengen zusammengefasst. Da sämtliche Berechnungen auf der Ebene von Rasterdaten ablaufen, muss für jede Objektmenge ein entsprechender Datensatz im Rasterformat erstellt werden. Dieser enthält alle Objekte der jeweiligen Objektmenge in Form von einzelnen Rasterzellen (annähernd punkthafte Objekte) oder mehreren nebeneinander liegenden Rasterzellen (flächenhafte und linienförmige Objekte), die den Wert 1 aufweisen und sich so vom restlichen Raum (Rasterzellen mit dem Wert 0) unterscheiden. Da sämtliche Rasterdatenberechnungen im Programm IDRISI ablaufen, wird das proprietäre RST- Rasterdatenformat dieses Programms verwendet. SHAPE-Dateien von ArcGIS müssen zunächst mittels Importfunktion in das IDRISI-Vektorformat konvertiert werden, danach erfolgt eine Konvertierung vom Vektorformat in das RST-Rasterformat. Die meisten Objekte sind explizit in Primärdaten enthalten. Für einige Objektmengen müssen allerdings erst Sekundärdaten berechnet werden. Die Beschreibungen der Modelle, mit denen die jeweilig erforderlichen Sekundärdaten erzeugt werden, folgen in den von den jeweiligen Objekten handelnden Kapiteln. Da sich die Objekte der unterschiedlichen Objektmengen durch spezifische Eigenschaften, die für die Sichtbarkeitsanalyse und für alle anderen nachfolgenden Schritte von entscheidender Bedeutung sind, voneinander unterscheiden, müssen diese Eigenschaften auch dokumentiert werden. Außerdem werden auf den einzelnen Objektmengen teilweise unterschiedliche Berechnungsmodelle angewendet. Sämtliche Objekte der Objektliste sind in

74 Anhang A ersichtlich. Im Folgenden ist eine Beschreibung aller Objekteigenschaften aufgeführt, die den Spalten der Objektliste in Anhang A entsprechen. Realraumcode: Die meisten Objektmengen entstammen aus der Realraumanalyse. Da jeder Realraumtyp durch einen eigenen Code gekennzeichnet ist, wird eine Identifizierung der Objektdatensätze sowie Benennung der resultierenden Datensätze durch diesen Code entsprechend erleichtert. Beschreibung: Es werden nähere Angaben zu den Objekten der jeweiligen Objektmenge gemacht. Bei Objektmengen, die der Realraumanalyse entstammen, wird die Beschreibung des Realraumtyps übernommen. Shape: Die Darstellung aller Objekte einer Objektmenge erfolgt entsprechend den

„kartographischen Primitiva“ (SEGER 1997) entweder als Fläche, Linie oder Punkt. Layername: Allen thematischen Objektlayers sind eindeutige Namen zugewiesen, durch die die Objekte identifiziert werden können. Objekthöhe: Bei Sichtbarkeitsanalysen ist die Objekthöhe ein entscheidendes Kriterium, welches darüber entscheidet, ob ein Objekt die Sicht behindernde Barrieren überragt oder verdeckt ist. Da nie alle Objekte einer Objektmenge exakt dieselbe Höhe aufweisen, wird pro Objektmenge eine durchschnittliche Höhe angenommen. Maximale Sichtweite: Wie die Objekthöhe ist auch die maximale Sichtweite angenommener Durchschnittswert, der für alle Objekte der jeweiligen Objektmenge gilt. Radius Distanzabnahmebuffer: Um die Abnahme der Sichtbarkeit mit der Distanz zu berücksichtigen, wird für jede Objektmenge eine eigene Distanzabnahmefunktion verwendet, die entweder quadratisch oder linear sein kann. In den meisten Fällen gelangen lineare Distanzabnahmefunktionen zur Anwendung. Bewertung: Die Auswirkung von Objekten auf das Landschaftsbild kann von positiv oder negativ sein. Es wird daher eine Bewertungsskala verwendet, die von -5 (stark negativ) bis +5 (stark positiv) reicht.

75 Berücksichtigung große Gebäude in der Sichtbarkeitsberechnung J/N: Liegt ein zu untersuchendes Objekt in der Nähe von höheren Gebäuden, so wird die Sichtbarkeit des Objektes in Richtung der Gebäude aufgrund der Barrierewirkung stark eingeschränkt. Es wird in diesem Fall zur Sichtbarkeitsanalyse ein eigenes modifiziertes Geländemodell verwendet, in welches die durchschnittlichen Gebäudehöhen bereits eingerechnet sind. Objekte hingegen, die weit entfernt von Gebäuden liegen (z.B. Flächen von alpinen Rasen), sind von dieser Sichtabdeckung nicht direkt betroffen. Aus diesem Grund wird bei solchen Objekten die Barrierewirkung von Gebäuden nicht berücksichtigt. Viewshed-Layer: Für thematische Objektlayers werden Sichtbarkeitsberechnungen durchgeführt. Der Name des jeweils resultierenden Sichtbarkeitslayers (oder Viewshed-Layers) gibt zugleich auch Aufschluss über die durchlaufenen Modellschritte und deren Parameter. Bei der Zusammenstellung des Namens wird daher eine eigene Syntax verwendet, die in Kapitel 8.9 beschrieben wird.

8.6 Vorbereitende Überlegungen zur Verwendung des Geländemodells Das Relief ist neben der Vegetation der stärkste Raum bildende Faktor, seine Ausprägung ist entscheidend für den Landschaftscharakter. Beschreibungen wie monoton, langweilig, weit, sanft, lieblich, bedrohlich, bizarr, erhaben usw. sind eng an das Relief gekoppelt. Zusammen mit den Erosionskräften bilden sich Formen, die die Gestalt der Landschaft bestimmen (vgl.

WÖBSE 2002, S. 189). Die Aussicht beinhaltet jedoch nicht nur die Sicht auf das Relief der Landschaft, sondern auch auf die darauf befindlichen Objekte. Beides kann sowohl Sichtobjekt sein als auch eine Sichtbarriere darstellen. Im Gegensatz zu einem Digitalen Oberflächenmodell, welches sämtliche auf der Oberfläche befindlichen Objekte einschließt, beinhaltet ein Digitales Geländemodell nur die reinen Geländehöhen. Die visuelle Barrierewirkung von Wäldern oder hohen Gebäuden entfällt in einem DGM zur Gänze. Wird die Aussicht mittels Sichtbarkeitsanalysen berechnet, so ist dazu jedoch ein möglichst reales Abbild der Landschaftsoberfläche notwendig. Bei Sichtbarkeitsanalysen im großmaßstäbigen Bereich des Vordergrundes sollte daher ausschließlich ein Oberflächenmodell zum Einsatz kommen. Für die Darstellung von Sichtbeziehungen für die Sichtfelder Mittelgrund und Hintergrund, die meist für größere Objekte und auf mittlere bis große Entfernungen berechnet werden, ist ein Geländemodel jedoch ausreichend. Um allerdings auch die Sichtbeziehungen zu einzelnen Objekte wie Kirchen, Strommasten oder hohe Industriegebäude analysieren zu können, müssen einige Sichtbarrieren berücksichtigt werden, um ein realistische Ergebnis zu

76 bekommen. Aus diesem Grunde werden Wälder und Gebäude mit ihrer jeweiligen Höhe in das vorliegende DGM eingerechnet.

8.6.1 Veränderung der Aussicht durch den Wald Bei Objekten, die sich unmittelbar neben bewaldetem Gebiet befinden, ist durch den Wald oft eine nicht unbeträchtliche Beeinflussung der Sicht gegeben. Objekte, die sich inmitten eines bewaldeten Gebiets befinden und die mit ihrer Bauhöhe die Wuchshöhe des umliegenden Waldes nicht überragen, sind von einem Standort außerhalb des Waldgebietes nicht sichtbar. Dies gilt vor allem für zweidimensionale Objekte wie Straßen, aber auch für kleinere dreidimensionale Objekte wie Kapellen, kleinere Kirchen und Hochspannungsstrommasten. Als Beispiel sei hier die mitten im Wolschartwald gelegene Kirche ‚Maria Wolschart’ genannt. Wälder zählen in der Vegetationskunde zu den hoch wachsenden Pflanzenbeständen

(vgl. HARTL et al. 2001, S. 13). Genau dies macht sie in der vorliegenden Arbeit zu einem maßgeblichen Faktor. Aus der Vegetationskarte von Kärnten gehen sowohl die Ausdehnung der Waldgebiete als auch die unterschiedlichen Waldtypen hervor. Gerade bei Waldgebieten ist der Unterschied zwischen der aktuellen und der potentiellen Vegetation besonders gravierend. Das bezieht sich nicht nur auf den Umstand, dass der heutige Dauersiedlungsraum (Agrargebiet plus Siedlungsflächen) vormals Waldland war, sondern auf die Veränderung der Wälder selbst. Dazu gehören die Ausdehnung der sekundären Fichtenforste (vielfach eine Folge kleinbetrieblich-bäuerlicher Waldnutzung) und auch die Umwandlung der Wälder im Klagenfurter Becken in Forste. Aber natürlich bezieht sich der Einfluss geplanter forstlicher Waldnutzung (und damit Waldveränderung eben hin zur aktuellen Vegetation) auch auf die Wälder höherer Lagen, was etwa die Förderung oder Elimination einzelner Baumarten anbelangt. Generell nimmt aber nimmt der Einfluss mit der Höhe ab, auch deshalb, weil etwa der natürliche Fichtenwald den forstlichen Zielsetzungen entspricht (vgl. HARTL et al. 2001, S. 16). Eine Ausnahme ist hier das Herabdrücken der Waldgrenze mit dem Ziel einer Vergrößerung der Almflächen. Maßgeblich bestimmend für die durch die Landnutzung entstehenden ‚anthropogenen Einflüsse’ sind vor allem die Reliefmerkmale, die die Kennzeichnung eines Standortes nach Seehöhe, Hangneigung und Exposition umfassen. Diese sind aber auch ein direkter Steuerungsfaktor für die Vegetation selbst (vgl. HARTL et al. 2001, S. 15). „Den Ergebnissen der Österreichischen Forstinventur nach werden rund 60% des Landes von verschiedenen Wäldern bedeckt. In den letzten vier Jahrzehnten erfolgte ein deutlicher Flächenzuwachs. […] Das geschlossene Waldkleid verhüllt das ursprüngliche

77 Relief und gleicht so die vor der Waldwerdung Relief orientierten Kleinklima Gegensätze aus.“ (HARTL et al. 2001, S. 42) Aus den insgesamt 33 Vegetationseinheiten der Vegetationskarte werden 21 Waldtypen verwendet, denen jeweils eine durchschnittliche Wuchshöhe zugewiesen wurde. Die Werte für diese durchschnittliche Wuchshöhe sind grobe Richtwerte, die vom Autor gemeinsam mit Dr. Helmut Hartl geschätzt wurden. Basierend auf diesen durchschnittlichen Wuchshöhen wird nun jeweils die tatsächliche die Sicht behindernde Höhe geschätzt (Tabelle 2). Hier wurde die Überlegung miteinbezogen, dass der oberste Kronenbereich bestimmter Baumarten (z.B. Fichte) aufgrund seiner niedrigeren Breite keine starke Sichtbehinderung mehr darstellt.

durchschn. Flächen- Sicht Höhe in anteil an behindernde Code Fläche Waldtyp Kärnten Kärnten Höhe 3 8.3 km² Lärchwiesen 30 m 0.09% - 10 47.3 km² Grünerlen- und subalpines Weidengebüsch 3 m 0.50% 3 m 11 78.6 km² Grauerlen 6 - 20 m 0.82% 15 m 12 60.4 km² Latschenkrummholz 1 - 4 m 0.63% 3 m 13 57.9 km² Zirbenwald und Lärchen-Zirbenwald 10 - 25 m 0.61% 15 m 14 279.5 km² Fichten-Lärchenwald 30 m 2.93% 30 m 15 522.0 km² Lärchen-Fichtenwald 35 m 5.47% 30 m Fichtenwald, sekundäre Fichtenforste über 16 1,851.0 km² Sillikatgestein 30 - 50 m 19.39% 25 m Fichtenwald, sekundäre Fichtenforste über 17 531.5 km² Karbonatgestein 30 - 50 m 5.57% 25 m Tannen-Buchenwald, Buchen-Tannen- 18 153.7 km² Fichtenwald,Tannenwald über Sillikatgestein 40 m 1.61% 35 m Tannen-Buchenwald, Buchen-Tannen- Fichtenwald, Tannenwald über 19 204.1 km² Karbonatgestein 40 m 2.14% 35 m 20 43.6 km² Buchenwald 40 m 0.46% 35 m Nadel-Laubmischwald (Rotföhren- 21 320.0 km² Buchenwald, Fichten-Buchenwald) 20 - 40 m 3.35% 30 m 22 30.5 km² Rotföhrenwald 20 - 40 m 0.32% 25 m 23 4.6 km² Schwarzföhrenwald 20 - 40 m 0.05% 15 m Warmer Laubmischwald (Manna-Esche, 24 16.6 km² Hopfenbuche, Mehlbeere, Eichen) 5 - 40 m 0.17% 25 m Feuchter Laubmischwald (Erlen-, Eschen-, 25 184.7 km² Weiden-, Bergahorn) 15 - 30 m 1.94% 20 m 26 4.8 km² Weidenbestände 20 - 25 m 0.05% 20 m 27 11.3 km² Schwarzerlenbestände 25 m 0.12% 20 m 221 891.3 km² Rotföhren-Fichten-Mischwald 20 - 40 m 9.34% 30 m Nadel-Mischwald mit 222 305.5 km² Laubholzeinsprengungen 30 - 40 m 3.20% 35 m Summe: 5,607.2 km² 58.75% Tabelle 2: Waldtypen mit Anteil an der Gesamtfläche Kärntens 9.

9 Quelle: Hartl H., M.Seger, M. Stern (2001): Vegetationskarte Kärntens 78 Bei einigen Waldtypen, deren Vorkommen nur kleine geschlossene Gebiete ausmachen, wurde die Sicht behindernde Höhe etwas niedriger als die durchschnittliche Wuchshöhe angenommen.

Einige Waldtypen aus der Vegetationskarte werden hier differenziert betrachtet: • Lärchwiesen bilden aufgrund ihrer offenen Struktur keine nennenswerte Sichtbehinderung • Fichtenwald und sekundäre Fichtenforste über Silikatgestein sowie über Karbonatgestein erreicht zwar Höhen bis zu 50 m, im Zuge der Waldbewirtschaftung wird nach wie vor in vielen Gebieten noch Kahlschlag mit anschließender Aufforstung betrieben. Außerdem liegt bei dieser Baumart eine starke Verjüngung im oberen Kronenbereich vor. Es daher eine Sicht behindernde Höhe von nur 25 m angenommen. • Schwarzföhrenwälder kommen in Kärnten ausschließlich in felsdurchsetztem Gelände vor. Aufgrund der kargen Bedingungen erreichen die Bäume nicht ihre volle Wuchshöhe von 20 bis 40 m. Es wird daher eine Sicht behindernde Höhe von 15 m angenommen. • im warmen Laubmischwald (Manna-Esche, Hopfenbuche, Mehlbeere, Eichen) ist die durchschnittliche Wuchshöhe sehr schwer zu ermitteln, da die vier enthaltenen hier angegebenen Baumarten sehr unterschiedliche Wuchshöhen aufweisen. Für den Faktor der Sichtbehinderung wird jedoch von den höheren Baumarten ausgegangen und deshalb eine Sicht behindernde Höhe von 25 m angenommen.

Alle Waldtypen mit gleicher Durchschnittshöhe werden zusammengefasst. Daraus entsteht ein Datensatz mit Waldbereichen unterschiedlicher Durchschnittswuchshöhe. Faktoren, die die Wuchshöhe der Bäume beeinflussen, wie Bodenbeschaffenheit, Feuchte, Exposition werden in diesem Modell nur insoweit berücksichtigt als sie bereits implizit an der Ausbildung des jeweiligen Waldtyps beteiligt sind, um die Komplexität des Modells nicht weiter zu erhöhen. Die Seehöhe, welche für die Wuchshöhe der Bäume einen maßgeblicher Faktor darstellt, wird insofern berücksichtigt, dass eine dreistufige Höhenbegrenzung eingeführt wird (Tabelle 3). Seehöhe maximale die Sicht behindernde Wuchshöhe 1.000 – 1.500 m 25 m 1.500 – 2.000 m 20 m ab 2.000 m 15 m

Tabelle 3: Begrenzung der angenommenen Sicht behindernden Wuchshöhe.

79 Da auch in der Realraumanalyse sämtliche Waldflächen ausgewiesen sind und diese als Basis für Sichtbarkeitsanalysen von Waldgebieten dienen sollen, wird ein Vergleich mit den Waldflächen der Vegetationskarte durchgeführt. Die in der Vegetationskarte ausgewiesenen Waldflächen basieren auf der Realraumanalyse, enthalten aber einige kleinere Unterschiede zur Realraumanalyse. Gebiete beispielsweise, die in der Realraumanalyse als Felsgebiete ausgewiesen sind, enthalten in der detailierteren Vegetationskarte bereits Pioniervegetation. Unterschiede gibt es auch bei fels- oder rasendurchsetzten Waldbeständen, die aufgrund der kargen Lage und der niedrigen Wuchsdichte und Wuchshöhe jedoch kaum relevant für die Sicht sind. Außerdem handelt es sich hier ausschließlich um Gebiete, die im alpinen Bereich liegen. Zum Abgleich werden die aus der Vegetationskarte ermittelten Waldflächen mit den in der Realraumanalyse ausgewiesenen Waldgebieten verschnitten. Dadurch werden die reinen Waldflächen der Realraumanalyse mit der feinen Unterteilung nach Wuchshöhen aus der Vegetationskarte in Kombination gebracht. Das Ergebnis ist ein Datensatz reiner Waldgebiete mit unterschiedlichen Wuchshöhen.

8.6.1.1 Ergänzung des Digitalen Geländemodells um die Waldwuchshöhen Durch Kombination der Wuchshöhen mit den absoluten Höhen aus dem DGM wird ein neues DGM erstellt, welches im Bereich der Wälder einem Digitalen Oberflächenmodell nahe kommt. Wälder werden damit in allen Sichtbarkeitsanalysen als Sichtbarrieren berücksichtigt. Zu beachten ist jedoch, dass die absolute Höhe des Standortes von Objekten, die sich inmitten bewaldeter Gebiete befinden (z.B. Straßen, Kirchen, Strommasten), unverändert auf Geländehöhe bleiben muss. Für diese Objektstandorte darf somit keine Addition der Wuchshöhen zu Geländehöhen durchgeführt werden. Dazu wird ein Katalog sämtlicher Objekte erstellt, die sich inmitten von bewaldetem Gebiet befinden: • Autobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen, Gemeindestraßen • Kulturgüter (Kirchen, Kapellen, Bürgen, Schlösser, …) • Strommasten • Fliessgewässer (Bäche, Flüsse) • Stillgewässer (Seen, Teiche) Es wird ein Datensatz (‚obj_e_w.rst’) erstellt, der sämtliche Objekte abbildet, für deren Standort im DGM - trotz ihrer Lage inmitten von Waldgebiet – keine Veränderung der Höhen durchgeführt werden darf. Im IDRISI-Modell aus Abbildung 4 werden die nach Berücksichtigung dieses Objektkatalogs verbleibenden Waldbereiche ‚wald_ohne_obj’ mit den angenommenen Wuchshöhen ‚waldhöhen’ einer logischen UND-Verknüpfung unterzogen, durch eine

80 Minimumfunktion mit den Höhenbegrenzungen verknüpft und schließlich mit dem DGM durch eine Addition in Kombination gebracht.

Abb. 4: IDRISI-Modell ‚dhm_wald’ - Berücksichtigung der Waldwuchshöhen im DGM. 8.6.1.2 Nachteile der Anpassung des digitales Höhenmodells Durch die Anhebung der absoluten Höhen des DGM im Waldgebiet auf ‚Baumwipfelhöhe’ kann für weitere mitten im Wald befindliche Standorte (außer jenen des Datensatzes ‚obj_e_w.rst’) weder eine Sichtbarkeitsanalyse erstellt werden noch die Qualität der Aussicht auf andere Objekte bestimmt werden, da die Standorthöhe des Objektes oder des Beobachters in diesem Fall der Wuchshöhe des Waldes gleich käme. Dieses Problem kann aber aufgrund der im Wald allgemein vorhandenen Sichtbehinderung vernachlässigt werden. Ein weiteres Problem besteht in der Abhängigkeit des durch die Waldhöhen modifizierten Höhenmodells von Veränderungen in den Waldgebieten selbst. Bei gravierenden Änderungen in den Waldgebiete (Rodungen, Aufforstungen) müsste das Höhenmodell erneut modifiziert werden und alle daraus resultierenden Sichtbarkeitsanalysen und deren Folgeergebnisse neu berechnet werden. Als letzter Punkt muss noch die Ungenauigkeit der Schätzungen der Waldwuchshöhen angegeben werden, die bei einigen Objekten zu unrealistischen Ergebnissen führt. Als Beispiele seien hier einige Kulturobjekte wie die Burgruine Finkenstein und die Burgruine Landskron genannt, die im Modell zu einem großen Teil durch Wald verdeckt sind, was aber nur zu einem Teil der Realität entspricht. Die Objekthöhen betroffener Objekte müssen zur Korrektur dieser Ungenauigkeit etwas höher angesetzt werden.

81 8.6.2 Sichteinschränkung durch Gebäude Größere Gebäude in der Landschaft bewirken eine nicht unbeträchtliche Veränderung der Aussicht. Vor allem dicht bebautes Gebiet stellt eine wirksame Sichtbarriere dar, die nur durch Verkehrswege oder größere Freiflächen unterbrochen wird. Es wird daher das DGM, welches bereits um die Waldwuchshöhen ergänzt wurde, in bestimmten bebauten Bereichen auch um die durchschnittlichen Bauhöhen von Gebäuden ergänzt. Mit dieser Anpassung des DGM wird zwar bei weitem nicht die Abbildungsqualität eines DOM erreicht, für Sichtbarkeitsanalysen in der Nähe von dicht bebauten Gebieten bedeutet diese Änderung des DGM jedoch eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses hinsichtlich der Realitätsnähe. Während mit dem ursprünglichen DGM beispielsweise die Sicht auf das in das Stadtgebiet Klagenfurts reichende Teilstück der Südautobahn A2 uneingeschränkt möglich ist, wird mit dem angepassten DGM der Tatsache Rechnung getragen, dass dieses Autobahnteilstück größtenteils von Gebäuden umgeben und deshalb nur eingeschränkt sichtbar ist. Andererseits befinden sich viele Landschaftsobjekte in mittlerer bis großer Entfernung von dicht bebautem Gebiet (z.B. alpines Gebiet), für diese Objektmengen muss bei der Sichtbarkeitsanalyse keine Berücksichtigung der Gebäudehöhen stattfinden. Aus diesem Grund werden alle Objektmengen, bei denen aufgrund der Nähe zu bebautem Gebiet eine Sichteinschränkung zu erwarten ist, im Objektkatalog in einer eigenen Spalte ‚Berücksichtigung große Gebäude in der Sichtbarkeitsberechnung’ entsprechend gekennzeichnet.

8.6.2.1 Berücksichtigung Gebäudehöhen im Digitalen Geländemodell Es existiert zwar ein eigener Gebäudedatensatz von Kärnten, allerdings ist dieser nur für das westliche Drittel von Kärnten verfügbar und enthält keine Gebäudehöhen. Für die Ermittlung dicht bebauter Flächen wird daher auf bestimmte Realraumtypen der Realraumanalyse zurückgegriffen. Mit Hilfe des Gebäudedatensatzes wird die Verteilung der Gebäude auf die verschiedenen Realraumtypen in den Ortschaften Westkärntens untersucht. Die größte Dichte an größeren Bauten weisen die Flächen der in Tabelle 4 ausgewiesenen Realraumtypen auf. angenommene Datensatz der Beschreibung aus Datensatz der Code durchschnittliche Flächen inkl. Realraumanalyse Flächen Gebäudehöhe Gebäudehöhe Stadtkerne (soferne von entspr. 15 m 111 Flächengröße) g111 gebäude_15m sonstige Ortskerne (meist Marktorte, 10 m 112 und soferne von darstellbarer Größe) g112 gebäude_10m

82 Zentren nicht geschlossen bebauter, ländlicher Siedlungen (z.B. 10 m Haufendörfer, Orte mit Kirche), Kern 114 im Dorf (alpine Siedlungen) g114 gebäude_10m städtische Verdichtung, Mengung von einzelnen Wohnblöcken, Reihenhausanlagen mit sonstiger 12 m offener Bebauung, Dominanz der 122 Wohnfunktion g122 gebäude_12m große mehrgeschossige Wohnanlagen unterschiedlicher 15 m 123 Bauperioden g123_124 gebäude_15m städtische Verdichtung allgemeiner struktureller und funktionaler 15 m 124 Mengung g123_124 gebäude_15m Betriebsgebiet i.allg.: Produktions- u. Dienstleistungsfunktionen, 8 m 141 Gewerbeparks, etc.,"Agroindustrie" g141 gebäude_8m Bebaute Flächen der öffentlichen Hand (Schulzentren, Kasernen, 15 m 150 Krankenhaus, etc.) öffbei_grbauten gebäude_15m

Tabelle 4: Realraumtypen mit Bebauung und angenommener durchschnittlicher Bauhöhe 10.

Für die Gebäudehöhen der jeweiligen Realraumtypen werden, wie auch bei JOLY et al. (2009), Durchschnittswerte angenommen, die aus der inhaltlichen Beschreibung über die Gebäudetypen des jeweiligen Realraumtyps hervorgehen. Bei Flächen des Realraumtyps 150 (Bebaute Flächen der öffentlichen Hand) liegt insofern ein Problem vor, dass diese Flächen (z.B. Kasernen) auch abseits von Zentren vorkommen. Da es sich dort nicht um dicht bebautes Gebiet handelt, dürfen diese außerhalb der Zentren liegenden Flächen nicht berücksichtigt werden. Um die betroffenen Flächen auszuschließen, wird um die Zentren (Flächen der 7 verbleibenden Realraumtypen) ein Buffer von 400 m gelegt. Diese Buffergröße entspricht dem Radius der größten in bebautem Gebiet vorkommenden Fläche des Realraumtyps 150 (Areal des LKH in Klagenfurt). Jene Flächen des Typs 150, die außerhalb dieses Buffers liegen, werden ausgeschieden. Ein weiteres Problem stellen Objekte dar, die sich inmitten bebauter Gebiete befinden (Kirchen, Straßen, Strommasten, etc.). Diese liegen bereits als Datensatz (‚obj_e_w.rst’) vor und müssen in gleicher Weise wie bei der Anpassung des DGM durch die Waldwuchshöhen

10 Quelle für Realraumtypen: Realraumanalyse M.Seger (1997) 83 berücksichtigt werden. Die Standorte dieser Objekte werden aus den Flächen des dicht bebauten Gebietes herausgenommen. Es ergeben sich 8 Datensätze, die dicht bebaute Flächen unterschiedlichen Typs enthalten. Datensätze gleicher Gebäudehöhe werden zusammengefasst, wodurch sich 4 Datensätze ergeben. Diese 4 Datensätze mit Gebäudehöhen werden nun mit dem DGM, das bereits bezüglich der Waldwuchshöhen angepasst wurde, durch Addition kombiniert. Der resultierende Datensatz wird im Folgenden ‚dhm25grgeb’ genannt. Bei den nachfolgenden Sichtbarkeitsanalysen, bei denen mit dem hier angepassten DGM gearbeitet wird, muss beachtet werden, dass die Sicht auf Objekte, die für alle Landschaftspunkte berechnet wird, für die Landschaftspunkte der hier behandelten bebauten Flächen nicht angewendet werden darf, da diese nicht der Aussicht von der wirklichen Geländehöhe entspricht. Diese Bereiche müssen aus den Sichtbarkeitslayers herausgenommen werden (durch logische UND-Verknüpfung mit dem Datensatz ‚nicht_gr_gebäude’).

8.6.3 Generalisierung des Geländemodells Die gewählte räumliche Auflösung des verwendeten Geländemodells erlaubt bereits eine recht detaillierte Darstellung von Geländekanten und Vertiefungen. Für einige Aufgabenstellungen wird jedoch eine etwas „weichere“ Darstellung des Geländes benötigt. Dazu wird gezielt eine Umrechnung in eine niedrigere räumliche Auflösung sowie eine Kantenglättung mittels eines Filters vorgenommen, das Geländemodell wird gewissermaßen generalisiert. Um dieses neue generalisierte Geländemodell auch in Berechnungen mit den restlichen Datensätzen verwenden zu können, muss es in die verwendete räumliche Auflösung zurückkonvertiert werden.

Abb. 5: IDRISI-Modell ‚generalization’ zur Generalisierung eines DGM.

84 In dem in Abbildung 5 vorliegenden Modell wird der Datensatz des DGM ‚dhm25’ um den Faktor 40 verkleinert, das Ergebnis mit einem Gauß’schen Filter (7x7 Matrix) weiter geglättet, wieder um den Faktor 40 vergrößert, lagekorrigiert und erneut mit einem Gauß’schen Filter (7x7 Matrix) geglättet. Nach einer Ganzzahlkonvertierung ergibt sich der Layer ‚dhm1000gauss’.

Abb. 6: Gegenüberstellung DGM mit 25 m, 200 m und 1000 m räumlicher Auflösung.

Ein solcherart generalisiertes DGM (Abbildung 6, rechts) weist keine extremen und steilen Geländeformen mehr auf. Je nach Generalisierungsgrad stellt der resultierende Layer ein stark vereinfachtes Geländemodell dar, das bei extrem starker Generalisierung einer Rumpflandschaft gleicht, welche durch Erosion aus einer Gebirgslandschaft entsteht. In der vorliegenden Arbeit werden solche generalisierten Geländemodelle für verschiedene Berechnungen benötigt. Wird zum Beispiel anstatt der absoluten Höhe die relative Höhe von Objekten benötigt, so ist dies einfach umsetzbar. Es muss lediglich ein geeigneter Generalisierungsgrad für das DGM gewählt werden und nach der Generalisierung die Differenz aus dem ursprünglichen DGM und dem generalisierten DGM gebildet werden. Das Ergebnis kann als ‚Geländemodell der relativen Höhen’ betrachtet werden, da es lediglich lokale Geländehöhenunterschiede zur Umgebung beinhaltet. Auf diese Weise sind besonders herausragende Geländepunkte sowie lokale Vertiefungen im Gelände leicht ermittelbar.

8.7 Erstellung Sichtbarkeitsanalysen In diesem Kapitel wird die Basislogik zur Erstellung von Sichtbarkeitsanalysen im Detail erklärt. Es wird sowohl auf die verschiedenen Berechnungsarten zur Simulation der Sichtbarkeit als auch auf die weiterführenden Schritte zur Berechnung der Endergebnisse eingegangen. Bei einigen Berechnungsschritten wird auf mögliche Probleme hingewiesen und auf deren Lösung eingegangen.

85 8.7.1 Viewshed-Modul in IDRISI Zur Analyse von Sichtbeziehungen wird die im Programm IDRISI enthaltene Viewshed-Analyse verwendet. Die Eingabemaske dieses Moduls wird in Abbildung 7 dargestellt.

Abb. 7: Eingabemaske des VIEWSHED-Berechnungsmoduls in IDRISI.

Zur Berechnung benötigt das Modul zum einen ein digitales Geländemodell („Surface Image“) und zum anderen einen thematischen Objektlayer („View source image“), dessen Rasterformat identisch mit dem des Geländemodells sein muss. Die Untersuchungsobjekte selbst liegen in dem thematischen Objektlayer als einzelne Rasterzellen oder Gruppen von Rasterzellen mit dem Wert 1 vor. Die zwei für die Sichtbarkeitsberechnung eines Objekts wesentlichen Parameter sind die Objekthöhe (im Modul ist dies die Beobachterhöhe „Viewer height“) sowie die angenommene maximale Sichtweite des Objektes („Search distance“). Eine größere Objekthöhe bewirkt, dass allfällig vorhandene Sichtbarrieren vom Objekt überragt werden. Die maximale Sichtweite hängt unter anderem von Größe und Form des Untersuchungsobjekts, vom Farb- und Helligkeitskontrast zur Umgebung sowie von den Sichtverhältnissen ab. Darauf wurde in den Kapiteln 6.6 und 6.7 bereits im Detail eingegangen. Dieses Modul berechnet – wie bereits in Kapitel 8.1 erwähnt – nicht die Sichtbarkeit eines Objektes in der Landschaft, sondern die Aussicht vom Objekt in die Landschaft. Das Objekt stellt in diesem Berechnungsmodul somit den Beobachterstandort dar. Aufgrund der

86 Umkehrbarkeit von Aussicht und Sicht kann das Ergebnis aber als Sichtbarkeit interpretiert und verwendet werden. Die wichtigste Voraussetzung für die Umkehrbarkeit ist, dass die angegebene Höhe des virtuellen Beobachters gleich der Objekthöhe des den

Beobachtungsstandort darstellenden Objekts ist, was im Modell von JOLY et al. (2009) nicht der Fall ist. Das bei JOLY et al. beschriebene Problem einer etwaigen teilweisen Verdeckung des Beobachterstandortes, welches dazu führen würde, dass dieser von außen selbst nicht sichtbar ist, obwohl Aussicht auf die Landschaft gegeben ist, kann bei der verwendeten Rasterzellengröße von 25 m vernachlässigt werden. Nachdem in den thematischen Objektlayers durchwegs mehrere Objekte enthalten sind, entsprechen die Rasterzellen der Objekte einzelnen Beobachterstandorten. Das Modul berechnet in diesem Fall die Aussicht von allen Beobachtungsstandorten und bringt diese in Kombination.

Die Viewshed-Analyse in IDRISI bietet zwei Modi an: a) Boolesche Sichtbarkeitsanalyse: Diese Art der Sichtbarkeitsanalyse berechnet lediglich, ob die Sichtbarkeit eines Landschaftspunktes (Rasterzelle) von einem der Beobachterstandorte aus gegeben ist oder nicht. Es ergibt sich ein Datensatz, in welchem alle Rasterzellen, die von mindestens einem Beobachterstandort aus sichtbar sind, den Wert 1 tragen. Die Rasterzellen der Beobachterstandorte tragen den Wert 2, alle restlichen Rasterzellen tragen den Wert 0. Dieser Modus wird in der vorliegenden Arbeit nur für annähernd punkthafte Objekte, die jeweils nur durch eine einzige Rasterzelle repräsentiert werden, angewendet.

87

Abb. 8: Ergebnis des Moduls ‚VIEWSHED’ im Modus „boolesch“ für 3 Objekte 11.

In dem in Abbildung 8 dargestellten Beispiel wurde für 3 auf Erhöhungen platzierte Objekte eine Sichtbarkeitsberechnung im booleschen Modus durchgeführt. Zur Darstellung der Erhöhungen (gelbe und rote Bereiche) wurde das DGM als Basislayer eingeblendet und der Sichtbarkeitslayer mit 50% an Transparenz darüber gelegt. Sämtliche in dieser Arbeit angeführten Bewertungsbeispiele, die auf das Instrument der

Viewshed-Analyse zurückgreifen (DROZ 2008, JOLY et al. 2009, PALMER 2003), verwenden ausschließlich die boolesche Sichtbarkeitsanalyse. b) Proportionale Sichtbarkeitsanalyse: Flächenhafte Objekte werden im Rasterlayer durch mehr als eine Rasterzelle repräsentiert. Für diese Objekte wird die Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus verwendet. Diese berechnet ebenfalls für jeden Beobachterstandort die Sichtbarkeit der restlichen Landschaftspunkte (Rasterzellen). Zusätzlich wird in diesem Modus für jede

11 Beobachter-/Objekthöhe: 15 m, angenommene Maximalsichtweite: 10 km Darstellung des digitalen Geländemodells ‚dhm25’ im Hintergrund, Geländehöhen siehe Legende. 88 Rasterzelle auch die Zahl der Beobachterstandorte berücksichtigt, von denen die Rasterzelle sichtbar ist. Es ergibt sich somit kein binäres Ergebnis (1/0), sondern eine Realzahl zwischen 0 und 1. Je höher die Zahl der Beobachterstandorte ist, von denen die Rasterzelle gesehen wird, desto höher ist auch ihr „Sichtbarkeitswert“. Er ergibt sich somit ein proportionales Verhältnis zwischen der Anzahl der die Rasterzelle einsehenden Beobachterstandorte und ihrem Sichtbarkeitswert. Ist eine Rasterzelle von allen Beobachterstandorten aus sichtbar, so trägt sie den Sichtbarkeitswert 1. Wird das eigentliche Ergebnis des Moduls umgekehrt und als Sicht einer Menge an Landschaftspunkten auf die Objekte interpretiert, so ergibt sich eine Sichtweise, in der für jeden Landschaftspunkt (Rasterzelle), angegeben wird, wie viele Objekte von dort gesehen werden. Ein Landschaftspunkt kann so einem potentiellen Beobachtungsstandort gleichgesetzt werden.

Abb. 9: Ergebnis des Moduls ‚VIEWSHED’ im Modus „proportional“ für 3 Objekte 12.

12 Beobachter-/Objekthöhe: 15 m, angenommene Maximalsichtweite: 10 km Darstellung des digitalen Geländemodells ‚dhm25’ im Hintergrund. Sichtbarkeitswerte siehe Legende. 89 In dem in Abbildung 9 dargestellten Beispiel wurde für die 3 Objekte des vorangegangenen Beispiels eine Sichtbarkeitsberechnung im proportionalen Modus durchgeführt. Es wird deutlich, dass es Rasterzellen (= Standorte) gibt, von denen alle drei Objekte sichtbar sind (Sichtbarkeitswert 1, Darstellung weiß), und Rasterzellen, von denen lediglich Sicht auf 2 Objekte (Sichtbarkeitswert 0.67, Darstellung hellgrau) oder ein Objekt (Sichtbarkeitswert 0.33, Darstellung dunkelgrau) besteht. Rasterzellen ohne Sicht auf ein Objekt tragen den Sichtbarkeitswert 0 und werden in dieser Darstellung zu 100% transparent dargestellt. Besteht ein Objekt aus vielen Rasterzellen, so ergibt sich zusätzlich eine Aussage über den Grad der Sichtbarkeit. Sind von einem Standort aus (aufgrund von Verdeckung durch andere Objekte oder Schwankungen im Relief) nicht alle Rasterzellen des Objekts sichtbar, wird nur ein Teil des Objektes gesehen. Dies wirkt sich entsprechend auf den Sichtbarkeitswert für diesen Standort aus. Der Sichtbarkeitswert hängt in diesem Fall somit davon ab, wie viele Objekte oder Teilflächen von Objekten von dem Standort aus sichtbar sind. Wie bereits erwähnt, kann der Sichtbarkeitswert nur für Standorte den Wert 1 annehmen, von denen alle Objekte zur Gänze sichtbar sind. Dies ist in der Praxis kaum der Fall, da die Objekte meist weit über die Landschaft verteilt sind. Zudem wirken die zahlreichen Erhöhungen und Vertiefungen, die sich aus dem Relief der Landschaft ergeben, als Sichtbarrieren. Nur in einer Ebene wäre die gleichzeitige Sicht auf viele, theoretisch alle, Objekte möglich, allerdings kommen dort jene Faktoren zum Tragen, die für die entfernungsabhängige Abnahme der Sicht verantwortlich sind. Auf diese wird später noch eingegangen.

8.7.2 Probleme der Viewshed-Analyse im proportionalen Modus Während das Ergebnis des booleschen Modus klar interpretierbar ist und sofort weiterverarbeitet werden kann, tauchen beim proportionalen Modus einige Probleme auf, die erst gelöst werden müssen. Da über 90% der in dieser Arbeit untersuchten Objektmengen von der Geometrie her Flächen darstellen, wird größtenteils auch der proportionale Modus angewandt. Dementsprechend wichtig ist es, neben den Vorteilen dieser Art der Sichtbarkeitsanalyse auch auf Probleme hinzuweisen und Lösungen zu finden.

8.7.2.1 Stark variierende Wertebereiche der Sichtbarkeitswerte In den Sichtbarkeitsanalysen dieser Arbeit liegen die Sichtbarkeitswerte zu einem großen Teil weit unter 1, da nie alle Objekte von einem Standort sichtbar sind. Weiters ist zu berücksichtigen, dass die resultierenden Sichtbarkeitswerte auch von der Gesamtanzahl an Objektrasterzellen im thematischen Objektlayer abhängig sind.

90 Beispiel: enthält ein thematischer Objektlayer 50 Objekte, bestehend aus jeweils 100 Rasterzellen, so ergibt dies eine Menge von insgesamt 5.000 Objektrasterzellen. Werden von einem Standort aus 3 Objekte zur Gänze und 1 Objekt teilweise (z.B. zu 40%) gesehen, so ergibt sich eine Zahl von 340 sichtbaren Objektrasterzellen für diesen Standort. Diese Zahl wird in Proportion zur Gesamtzahl an Objektrasterzellen gesetzt und somit durch 5000 geteilt. Dies ergibt einen Sichtbarkeitswert von 0,068 für diesen Standort.

Daraus wird ersichtlich, dass mit der proportionalen Sichtbarkeitsanalyse erstellte Sichtbarkeitslayers für thematische Objektlayers aufgrund der teilweise stark unterschiedlichen Gesamtzahl an Objektrasterzellen entsprechende Unterschiede in ihren Wertebereichen aufweisen und somit schwer vergleichbar sind. Hinzu kommt, dass die räumliche Konzentration an Objekten zwischen den thematischen Objektlayers ebenso stark variiert. Um dieses Problem zu lösen, wird eine Normalisierung angewandt. Dazu wird der höchste vorkommende Sichtbarkeitswert ermittelt und das Verhältnis zwischen den Werten des Sichtbarkeitslayers und diesem Maximalwert gebildet. Das in Abbildung 10 dargestellte IDRISI-Modell beinhaltet diese Verarbeitungsschritte.

Abb. 10: IDRISI-Modell ‚normalizer’ zur Normalisierung von Layers.

Das Modell setzt lediglich voraus, dass der niedrigste Wert des zu normalisierenden Layers genau 0 beträgt, dies ist beim Ergebnis proportionaler Sichtbarkeitsanalysen stets der Fall. Das Modell zur Normalisierung wird in zahlreichen größeren IDRISI-Modellen als Submodell eingesetzt.

8.7.2.2 Hoher Rechenaufwand für großflächige Objekte Für eine Sichtbarkeitsanalyse flächenhafter Objekte muss oft eine extrem hohe Anzahl an Rasterzellen analysiert werden. Die Rechenzeiten werden durch solche Objekte extrem in die Höhe getrieben. Für eine korrekte Sichtbarkeitsanalyse reicht es jedoch aus, dass nur eine repräsentative Teilmenge an Objektrasterzellen untersucht wird. Die Rechenzeit verringert

91 sich dadurch beträchtlich. Je nach Art der Objekte eignen sich die zwei nachfolgenden Methoden unterschiedlich gut. a) Mittelpunktberechnung:

Es wird lediglich für den geometrischen Mittelpunkt des Objekts eine Sichtbarkeitsanalyse durchgeführt. Die Zielflächen werden zunächst in ArcGIS importiert und dort in Polygone umgewandelt. Im Anschluss wird deren geometrischer Mittelpunkt ermittelt. Diese Verfahrensweise eignet sich vor allem für kleinere Objekte und Objekte, bei denen der Objektmittelpunkt im Vordergrund steht und nicht die Objektausdehnung. Hier ist allerdings zu beachten, dass je nach Objektart der geometrische Mittelpunkt von jenem Punkt des Objektes, welcher am besten sichtbar ist, abweichen kann. Deshalb wird diese Methode nur bei kleineren Objekten angewendet. In der vorliegenden Arbeit findet diese Methode Anwendung bei der Sichtbarkeitsanalyse von Erhöhungsflächen und Bergspitzen, welche durch den geometrischen Mittelpunkt der Gipfelflächen mehr oder weniger gut repräsentiert werden. b) binäres Zufallspunkteraster:

Die Objektflächen werden durch eine logische UND-Verknüpfung mit einem binären Zufallspunkteraster verschnitten, der eine zufallsverteilte Punktmenge bestimmter Dichte enthält. Die Objekte des betreffenden Layers enthalten nun nicht mehr alle Punkte, wobei die verbleibenden Punkte möglichst gleichmäßig verteilt sein sollten, was durch eine Zufallsfunktion erreicht wird. Wichtig ist, dass nach wie vor gewährleistet sein muss, dass sämtliche Objekte in Form und Größe nach wie vor korrekt abgebildet sind. Vor allem bei kleinen oder recht schmalen oder komplex geformten Objekten ist eine höhere Punktedichte erforderlich als bei runden, einfach geformten Objekten. Gegebenenfalls sind die Objekte in Gruppen zu unterteilen, für die unterschiedliche Punktedichten verwendet werden. Die Punktedichte hängt vom Inhalt des Parameters „Maximalwert“ ab, welcher beim zugrunde liegenden IDRISI-Modul ‚RANDOM’ angegeben wird. Binäre Zufallspunkteraster haben gegenüber der Mittelpunktberechnung den Vorteil, dass weitgehend alle Bereiche eines Objektes berücksichtigt werden. Bei Objekten mit großer räumlicher Ausdehnung sind bei Viewshed-Analysen zum Beispiel oft nicht alle Teilbereiche des Objektes von überall aus (gleich gut) sichtbar. Gegenüber einer Sichtbarkeitsanalyse ausschließlich des Objektmittelpunktes liefert diese Methode ein Ergebnis, das kaum vom

92 Ergebnis einer Sichtbarkeitsanalyse, die für alle Objektrasterzellen gemacht wird, unterscheidbar ist. Zur Erstellung eines binären Zufallspunkterasters wird im ‚RANDOM’-Modul der Verteilungsmodus „rectilinear“ gewählt und bestimmter Maximalwert x definiert. Es ergibt sich ein Rasterdatensatz mit Zufallspunktewerten im Bereich von 0 bis zum festgelegten Maximalwert. Die Umwandlung in ein binäres Zufallspunkteraster (1/0) erfolgt durch Klassifizierung des Zufallspunkterasters, wobei dem Maximalwert der Zielwert 1 und allen restlichen Werten der Zielwert 0 zugeordnet wird (Abbildung 11).

Abb. 11: IDRISI-Modell ‚rnd’ zur Erstellung eines binären Zufallspunkterasters.

Neben Verhältnissen von 1:x können durch entsprechende Klassifizierung des Zufallpunkterasters auch beliebige andere Verhältnisse (z.B. 3:5) in binäre Zufallspunkteraster umgesetzt werden. Nachdem der Zufallspunkteraster mit dem Objektlayer verschnitten wurde, beinhaltet dieser nur mehr den im Verhältnis zuvor angegebenen Bruchteil an Objektrasterzellen. Dies führt zu einer entscheidenden Verkürzung der für die Sichtbarkeitsanalyse aufgewendeten Rechenzeit.

8.7.2.3 Unterschiedliche Sichtbarkeitswerte für unterschiedliche große Objekte Die meisten der thematischen Objektlayers beinhalten Objekte in stark unterschiedlicher Größe. Da sich in der proportionalen Sichtbarkeitsanalyse der Sichtbarkeitswert aus der Zahl der sichtbaren Objektrasterzellen ableitet, finden große Objekte um Vielfaches stärker Berücksichtigung in der Berechnung als kleine Objekte. Dies führt dazu, dass bei Vorhandensein großer Objekte im selben Objektlayer für kleine Objekte äußerst niedrige Sichtbarkeitswerte berechnet werden, selbst wenn sie eine gute Sichtbarkeit aufweisen. Bei Vorhandensein von Objekten unterschiedlicher Größe innerhalb eines thematischen Objektlayers müssen die Sichtbarkeitswerte daher anders berechnet werden, als bei Vorhanden von Objekten ausschließlich gleicher oder ähnlicher Größe. Dazu werden die einzelnen Objekte eines Objektlayers nach ihrer Größe unterteilt und getrennt behandelt. Zunächst werden die Objektgrößen aller Objekte ermittelt:

93

Abb. 12: IDRISI-Modell ‚größenklassen’ zur Analyse von Objektgrößen.

In dem in Abbildung 12 dargestellten Modell werden aus den Layerflächen Objekte gebildet, deren Größe ermittelt wird. Dabei wird der Hintergrund, welcher das flächenmäßig größte Objekt darstellt, entfernt. Die Größenberechnung ergibt einen Rasterlayer ‚größen’ mit Objekten, deren Rasterzellen die Objektgröße als Wert beinhalten sowie eine Liste ‚größenklassen.avl’, in welcher alle Objekte mit ihrer Größe angeführt sind. Es muss nun eine manuelle Klassifizierung der Objekte nach Größe vorgenommen werden. Dazu wird die Liste der Objekte in einer Tabellenkalkulation absteigend nach deren Größe sortiert und die Klassengrenzen der zu bildenden Klassen bestimmt. Die Anzahl der Klassen wird dabei so gewählt, dass in jeder Klasse ausschließlich Objekte etwa gleicher Größe liegen. Das größte Objekt einer Klasse sollte dabei nicht mehr als doppelt so groß sein als das kleinste Objekt der Klasse. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Summen der Objekt-Rasterzellen in allen Klassen in etwa gleich sind, um eine ungleiche Gewichtung von Klassen auszuschließen. Dies bedeutet, dass Klassen mit den kleinsten Objekten auch die größte Objektanzahl beinhalten. Mit dem IDRISI-Modul ‚RECLASS’ (Abbildung 13) wird nun für jede definierte Größenklassen ein eigener Objektlayer erzeugt.

94

Abb. 13: Erstellung Sublayers aus einem Layer mit dem IDRISI-Modul ‚RECLASS’.

Jeder Objektlayer wird so in „Sublayers“ unterteilt, die jeweils Objekte von etwa gleicher Größe beinhalten. Dabei wird einerseits darauf geachtet, dass der Größenunterschied der Objekte innerhalb eines Sublayers nicht zu groß wird und andererseits auch darauf, dass die Anzahl der Sublayers nicht zu hoch wird. Eine zu hohe Anzahl an Sublayers würde die Anzahl an durchzuführenden Sichtbarkeitsanalysen unnötig erhöhen. Die verbleibenden Größenunterschiede der Objekte innerhalb eines Sublayers reichen nun bis zum Faktor 2, wodurch nach wie vor Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten auftreten können. Diese werden aber durch geeignete Verfahren, die im nachfolgenden Kapitel beschrieben werden, relativiert. Für jeden Sublayer wird nun eine proportionale Sichtbarkeitsanalyse durchgeführt, die Objekte werden dabei aufgrund ähnlicher Größe beinahe einheitlich behandelt. Nach einer Bereinigung um Waldflächen und dicht bebaute Flächen (nur bei gekennzeichneten Objektlayers) ist wegen der stark variierenden Wertebereiche der Sichtbarkeitswerte (siehe voriges Kapitel) noch eine Normierung notwendig. Die Ergebnisse werden abschließend miteinander kombiniert. Zur Kombination wird jedoch nicht das arithmetische Mittel aus den Einzelergebnissen berechnet, sondern es wird für jede Rasterzelle jeweils der Maximalwert aus den Einzelergebnissen ermittelt. Dies hat den Vorteil, dass das Einzelergebnis eines Sublayers nicht durch die Einzelergebnisse anderer Sublayers verwischt oder abgeschwächt wird. Außerdem spielt die Anzahl der Sublayers bei dieser Kombinationsart keine Rolle (vgl.

LANG et BLASCHKE 2007, S. 285f.). Die Aussagekraft von Bereichen mit hohen

95 Sichtbarkeitswerten aus den Sublayers bleibt bei der Maximalwertermittlung in vollem Umfang erhalten.

Abb. 14: IDRISI-Modell ‚nwald+norm+kombmax’ zur Kombination von Layers.

Das Ergebnis der Zusammenfassung der Sublayers (Abbildung 14) beinhaltet aufgrund der restlichen Größenunterschiede innerhalb der Sublayers bei einigen thematischen Objektlayers jedoch noch große beachtliche Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten, dies wird in Abbildung 15 dargestellt.

Abb. 15: Objektlayer und zugehöriger Sichtbarkeitslayer (aus Einzellayers erstellt).

8.7.2.4 Landschaftsbereiche mit überhöhten Sichtbarkeitswerten Es kann somit auch bei der Unterteilung in mehrere Größenklassen und anschließender Zusammenfassung noch starke Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten geben. Aber auch bei Vorliegen von Objekten ausschließlich gleicher Größe innerhalb eines Objektlayers kann es bei der proportionalen Sichtbarkeitsanalyse zu unverhältnismäßig großen Unterschieden in den Sichtbarkeitswerten innerhalb eines Layers kommen. Besonders Bereiche um lokale Häufungen von Objekten erreichen oft unverhältnismäßig hohe Sichtbarkeitswerte gegenüber Bereichen mit normaler bis niedriger Objektdichte.

96 Mittels zweier Methoden, die im Folgenden vorgestellt werden, können diese überhöhten Wertunterschiede abgeschwächt werden, wobei die grundsätzliche Aussage über Stärke Sichtbarkeit erhalten bleibt. a) Ausgleichung erhöhter Wertunterschiede durch „Wurzelberechnung“:

Durch Potenzierung der Sichtbarkeitswerte mit einem Exponentialfaktor kleiner 1 wird eine Verringerung der relativen Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten innerhalb des Layers erreicht, da niedrige Sichtbarkeitswerte leicht angehoben werden. Die wichtigen für die Aussagekraft der Analyse notwendigen lokalen Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten bleiben dabei nicht nur erhalten, sondern werden sogar hervorgehoben. Das entsprechende Modell ist in Abbildung 16 dargestellt.

Abb. 16: IDRISI-Modell ‚wx2norm.imm’ zur Abschwächung erhöhter Wertunterschiede.

Im Zuge der Tests ergab sich, dass eine Reduktion von Unterschieden in den Sichtbarkeitswerten mit einem Exponentialfaktor von 0.5 (Quadratwurzel) bis 0.01 (100. Wurzel) sinnvoll ist. Niedrigere Exponentialfaktoren brachten keine entscheidenden weiteren Verbesserungen. Der Vorteil dieser Methode liegt vor allem darin, dass die relativen Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten zwar etwas abgeschwächt werden, aber dennoch zur Gänze erhalten bleiben. Nachteilig ist, dass Sichtbarkeitswerte, die weit über dem Durchschnittsniveau liegen, nicht ausreichend an das Durchschnittsniveau herangebracht werden können. b) Wertbegrenzung (value-limiting oder clipping)

Flächenmäßig kleine Bereiche in einem Sichtbarkeitslayer können oft extrem hohe Werte aufweisen, die weit über dem Durchschnittsniveau der restlichen Sichtbarkeitswerte liegen. Mit dieser Methode werden solche Werte näher an die Obergrenze des Durchschnittsniveaus herangeführt. Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass die Sichtbarkeitswerte in den betroffenen Bereichen nach der Bearbeitung größtenteils den

97 Maximalwert 1 aufweisen und somit Abstufungen in diesen Bereiche teilweise verloren gegangen sind. Diese Methode wird deshalb nur zusätzlich eingesetzt und im Vorfeld angewendet, wenn in einem Sichtbarkeitslayer extreme hohe ‚Maxima’ vorliegen, die mit der ersten hier vorgestellten Methode nicht ausreichend abgeschwächt werden können. Zum Erkennen von Bereichen mit überhöhten Werten und Ausfiltern von Bereichen mit niedrigen Werten wird der Sichtbarkeitslayer mit dem DISPLAY-Modul (mit dem Farbverlauf ‚quant’) in IDRISI angezeigt und das Display-Minimum des Anzeige-Moduls in IDRISI von 0 auf einen Wert kleiner 1 sukzessive erhöht. Sind nur mehr vereinzelte, inselartige oder punkthafte Bereiche sichtbar, so kann der aktuell eingestellte Wert des Display-Minimums als der obere Grenzwert für die Sichtbarkeitswerte des Layers betrachtet werden. Mit dem RECLASS-Modul werden alle Sichtbarkeitswerte, die oberhalb des Grenzwertes liegen, auf den Grenzwert gesetzt. Das Ergebnis wird anschließend normalisiert, indem die Werte des Layers mit Hilfe des SCALAR-Moduls durch den gewählten Grenzwert geteilt werden.

8.7.3 Probleme der Viewshed-Analyse im booleschen Modus Der boolesche Modus der Sichtbarkeitsanalyse bereitet zwar keine technischen Schwierigkeiten, ein Problem besteht aber im Fehlen genauerer Informationen über die Sichtbarkeit. Das Ergebnis beschränkt sich auf eine Wahr/Falsch-Aussage über die Sichtbarkeit, der Grad der Sichtbarkeit fehlt hingegen. Sind von einem Standort aus auch nur Teile eines Objektes sichtbar, so wird der Sichtbarkeitswert dennoch mit 1 angegeben.

8.7.3.1 Betroffene Objektmengen Da für punkthafte Objekte keine Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus durchgeführt werden kann, muss hier auf den booleschen Modus zurückgegriffen werden. Sämtliche in dieser Arbeit untersuchten Einzelobjekte weisen den Geometrietyp „punkthaft“ auf. Die Untersuchung dieser Einzelobjekte ist für die Arbeit jedoch von besonderer Bedeutung, da Einzelobjekte mitunter einen starken landschaftsästhetischen Einfluss auf die umliegende Landschaft ausüben. Die Auffälligkeit ist meist alleine durch die Bauhöhe bzw. eine exponierte Lage gegeben, kann aber auch durch Farbe bzw. Formgebung bedingt sein. Es kann sich sowohl um Naturobjekte als auch um Kulturobjekte handeln. Vielfach dienen auffällige Objekte (Landmarks) auch zur Orientierung in der Landschaft. Für diese Arbeit wurden einige Mengen besonders auffällige Einzelobjekte in den Objektkatalog aufgenommen: Kulturgüter, Strommasten, Kläranlagen, Umspannwerke sowie 172 besonders hohe und auffällige Einzelgebäude und sonstige Bauwerke. Diese Objekte werden in den Rasterdaten der gewählten räumlichen Auflösung nur durch jeweils eine

98 einzige Rasterzelle repräsentiert. Da aber auch punkthafte Objekte nicht von allen Standorten zur Gänze sichtbar sind, muss auch bei diesen Objekten eine Differenzierung nach dem Grad der Sichtbarkeit erfolgen. Da keine horizontale Unterteilung der Objektausdehnung in Rasterzellen vorliegt, muss eine andere Art der Aufspaltung des Objektes in Objektteilmengen vorgenommen werden. Es wird die angenommene Höhe des Objekts in mehrere ‚Objekthöhenstufen’ aufgeteilt. Für jede dieser Objekthöhenstufen wird eine Sichtbarkeitsanalyse durchgeführt. Durch diese Art der Analyse erhält man die Zusatzinformation darüber, ob ein Objekt zur Gänze sichtbar ist oder nur der ab einer gewissen Höhe liegende Anteil des Objektes. Aus den Ergebnissen der einzelnen booleschen Sichtbarkeitsanalysen für die einzelnen Objekthöhenstufen werden nun Waldgebiete und dicht bebaute Gebiete rechnerisch ermittelt. Die resultierenden Layers werden aufsummiert (Modell in Abbbildung 17). Der Summenlayer ist noch nicht normalisiert, Sichtbarkeitswerte in Bereichen mit voller Objektsichtbarkeit tragen einen Wert, der der Anzahl der Objekthöhenstufen entspricht. Die Sichtbarkeitswerte sagen somit aus, wie viele Objekthöhenstufen eines Objekts von einem Standort aus sichtbar sind.

Abb. 17: IDRISI-Modell ‚nwaldg+kombadd’ zur Aufsummierung von Sublayers.

Eine Normalisierung dieses Summenlayers wird einfach durch Teilung der Werte durch die Anzahl der Objekthöhenstufen erreicht. Dies wird bei den 172 Einzelgebäuden in dieser Art ausgeführt. Es ergeben sich Sichtbarkeitswerte von 0 bis 1. Werte unter 0,5 bedeuten, dass nur die obere Hälfte des Objekts gesehen wird, die untere Hälfte wird durch davor liegende Objekte oder durch das Gelände verdeckt. Bei einigen Objektmengen bleibt jedoch auch die logische Aussage über die Sichtbarkeit von großer Bedeutung, sodass der Grad der Sichtbarkeit nur eine zusätzliche Aussage darstellt. Vor der Normalisierung wird zu den Sichtbarkeitswerten des Summenlayers die Anzahl der Objekthöhenstufen addiert (Modell in Abbildung 18). Die Unterschiedlichkeit der Sichtbarkeitswerte verringert sich somit um die Hälfte.

99 Beispiel: Es werden für ein Objekt mit einer Höhe von 15 m fünf boolesche Sichtbarkeitsanalysen für die Objekthöhen 3 m, 6 m, 9 m, 12 m und 15 m durchgeführt. Nach Aufsummierung der Ergebnisse ergeben sich Sichtbarkeitswerte im Bereich von 1 bis 5. Soll die Unterschiedlichkeit relativiert werden, wird zu diesen Sichtbarkeitswerten einfach die Anzahl der Objekthöhenstufen (hier 5) addiert. Die Sichtbarkeitswerte reichen nun somit von 6 bis 10. Durch Normalisierung ergeben sich Sichtbarkeitswerte von 0.6 bis 1.

Abb. 18: IDRISI-Modell ‚to_bin_x5_add_norm’ zur Normalisierung auf 0,5 bis 1.

8.7.4 Einbeziehung der Entfernung Bei einer Simulation der Sichtbarkeit von Objekten in der Landschaft muss auch die Entfernung berücksichtigt werden, da sie einen entscheidenden Einfluss auf die Sicht ausübt. Der auffälligste Effekt ist sicherlich, dass ein Objekt mit zunehmender Entfernung scheinbar kleiner wird. Die scheinbare Breite des Objektes ändert sich dabei direkt proportional mit der Entfernung, und die scheinbare Fläche (Größe) des Objektes mit dem Quadrat der Entfernung. Aufgrund der Blickrichtung, die meist bodenparallel in die Landschaft geht, erscheint die Fläche der meist horizontal ausgerichteten flächenhaften Objekte jedoch stark perspektivisch verzerrt, da die Länge in Blickrichtung verkürzt erscheint. Eine quadratische Abnahme der Sicht erscheint bei flächenhaften Objekten daher nicht als passend. Bei vertikal ausgerichteten Einzelobjekten wie Gebäuden oder Strommasten hingegen ist tatsächlich eine quadratische Abnahme der scheinbaren Größe mit der Entfernung zu beobachten, da die Objekthöhe und Objektbreite auch bei größerer Entfernung in einem korrektem Verhältnis erscheinen. Die Stärke des Einflusses der scheinbaren Größe hängt auch von der Größe der jeweiligen Objekte ab. Bei größeren Objekten wie Bergspitzen, oder großflächigen Objekten wie alpinem Gebiet, kann die Entfernung vernachlässigt werden, da mit Zunahme der Entfernung die Größe des beobachteten Objektausschnitts unbewusst größer gewählt wird. Ein weiterer von der Entfernung abhängiger Einflussfaktor für die Sicht auf ein Objekt ist die Zahl der potentiell dazwischen liegenden Sichtbarrieren. Da diese bei gleich bleibender Höhe des Beobachterstandortes in der Regel mit der Entfernung zunimmt, ist ein Objekt aus größerer Entfernung oft nur mehr zum Teil oder gar nicht mehr sichtbar. Dieser Effekt wird in der Sichtbarkeitsanalyse jedoch bereits implizit berücksichtigt. Alle weiteren die Sicht

100 beeinflussenden Faktoren (Lichteinfallswinkel, Bewölkungsgrad, Luftfeuchtigkeit, Aerosole, etc.) wurden bereits im Kapitel 6.6 behandelt. Die Vielzahl an Einflüssen, die die Sichtbarkeit eines Objektes in Abhängigkeit von der Entfernung beeinflussen, muss nun in eine möglichst einfache und berechenbare Form gebracht werden. Angesichts der Vielzahl von komplex zu berechenden und auch schwankenden Faktoren wird die Entscheidung getroffen, dass die Abnahme der scheinbaren Größe als relativ einfach zu berechnender Faktor stellvertretend für alle anderen Faktoren herangezogen wird. Dazu wird der Raum, der das jeweilige Objekt umgibt, mittels einer negativen linearen Funktion kreisförmig mit nach außen hin von 1 nach 0 abnehmenden Werten befüllt. Der resultierende Rasterlayer, der diese „Distanzabnahmewerte“ beinhaltet, wird „Distanzabnahmebuffer“ genannt. Dieser Rasterlayer wird schließlich mit dem Sichtbarkeitslayer kombiniert. Der Radius dieses Distanzabnahmebuffers wird im Objektkatalog als „maximale Distanz der Sichtabnahme“ bezeichnet und ist abhängig von der Objektgröße und der maximalen Sichtweite des jeweiligen Objekts. Wäre dieser Radius gleich groß wie die maximale Sichtweite, würden die Distanzabnahmewerte in Bereichen der maximalen Sichtweite bei 0 liegen. Deshalb wird für den Radius des Distanzabnahmebuffers das 1,5- fache der maximalen Sichtweite angenommen. Wird der Distanzabnahmebuffer mit dem Sichtbarkeitslayer kombiniert (multipliziert), werden die Sichtbarkeitswerte am Rande der maximalen Sichtweite nicht auf 0 reduziert, sondern liegen noch bei einem Drittel ihres ursprünglichen Wertes. Da der Radius des Distanzabnahmebuffers auch von der Objektgröße abhängig ist, wird bei den kleineren Objekten einer Objektmenge ein entsprechend niedrigerer Wert für den Radius angenommen. Für die Berechnung eines Distanzabnahmebuffers wird zunächst das IDRISI-Modul ‚DISTANCE’ auf den Objektlayer oder auf eine Größenklasse (Sublayer) des Objektlayers angewendet. Der resultierende „Distanzlayer“ beinhaltet Werte, die für alle Rasterzellen die

Distanz zum jeweils nahesten Objekt angeben.

101

Abb. 19: IDRISI-Modell ‚obj_buf’ zur Berechnung von Distanzabnahmebuffern.

Diese vom Objekt nach außen hin zunehmenden Distanzwerte (mittleres Bild in Abbildung 20) werden in normalisierte „Nähewerte“ (Bereiche von 1 bis 0) umgewandelt (Modell in Abbbildung 19), wobei direkt am Objekt der Wert 1 und an der angegebenen maximalen Distanz vom Objekt der Wert 0 vorliegt.

Abb. 20: Objektlayer ‚ind141’, zugehör. Distanzlayer u. Distanzabnahmebuffer(5 km).

Die Sichtbarkeitswerte des Objektlayers werden mit den Werten dieses Distanzabnahmebuffer-Layers multipliziert. Dadurch ergibt sich mit zunehmender Entfernung vom Objekt nach außen hin eine kontinuierliche Abnahme der Sichtbarkeitswerte, dies wird in Abbildung 21 dargestellt. Werte an der maximalen Sichtweite werden auf ein Drittel reduziert, während Sichtbarkeitswerte nahe an den Objekten beinahe unverändert bleiben.

Abb. 21: Sichtbarkeitslayer ohne und mit Berücksichtigung der Entfernung.

102 8.7.4.1 Probleme bei der Verwendung von Distanzabnahmebuffern Wird für alle Objekte eines Objektlayers ein einziger Layer mit den Distanzabnahmebuffern berechnet, so kann es bei nahe beieinander liegenden Objekten vorkommen, dass die Nähewerte bezogen auf ein einzelnes Objekt aufgrund eines benachbarten Objektes in einiger Entfernung wieder ansteigen. In Verbindung mit der booleschen Sichtbarkeitsanalyse kann dies zu verfälschten Ergebnissen führen. In diesem Fall müssen Gruppen von Objekten gebildet werden, für diese jeweils sowohl die Sichtbarkeitsanalyse als auch die Distanzabnahmebuffer getrennt berechnet werden. Bei Objektmengen, deren Objekte starke Größenunterschiede aufweisen, müssen ebenfalls Objektgruppen gebildet werden. Der Grund hierfür liegt darin, dass pro Größenklasse sowohl getrennte Sichtbarkeitsanalysen als auch Distanzabnahmebuffer mit unterschiedlichen Radien berechnet werden müssen.

8.8 Überblick über das Grundmodell für flächenhafte Objekte Das im Folgenden beschriebene Modell stellt die Basis zur Erstellung von Sichtbarkeitslayers aus sämtlichen thematischen Objektlayers dar, deren Objekte den Geometrietyp flächenhaft aufweisen. Die für die Analyse der einzelnen thematischen Layers verwendeten Modelle weichen in einigen Punkten zum Teil etwas von diesem Grundmodell ab. Darauf wird in der Beschreibung und Analyse der einzelnen thematischen Objektlayers näher eingegangen.

• Ermittlung Größenklassen und Bildung Sublayers: Aufgrund der größtenteils stark unterschiedlichen Objektgrößen innerhalb eines thematischen Layers werden Größenklassen gebildet und die einzelnen Objekte diesen Klassen zugeordnet. Für alle Größenklassen des thematischen Layers werden nun Sublayers gebildet.

• Berechnung von proportionalen Viewshed-Analysen für alle Sublayers: Es wird für jeden der Sublayers eine Viewshed-Analyse im proportionalen Modus durchgeführt. Die Wahl des zugrunde liegenden Geländemodells hängt dabei von der Lage der Objekte innerhalb des thematischen Objektlayers ab. Liegen die Objekte durchwegs außerhalb des Dauersiedlungsraumes und fernab dicht bebauter Gebiete, so wird jenes Geländemodell gewählt, in welchem ausschließlich die Waldwuchshöhen eingerechnet sind (‚dhm25_w’). Für Objektlayers mit Objekten, die nahe an dicht bebauten Gebieten gelegen sind, wird jenes Geländemodell gewählt, in welchem sowohl die Waldwuchshöhen als auch die Gebäudehöhen mit eingerechnet sind (‚dhm25grgeb’).

103 • Ausschluss von Waldgebieten bzw. dicht bebauten Gebieten: Auf Basis der getroffenen Beurteilung der Lage der Objekte im thematischen Layer werden auch die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen bearbeitet. Waldgebiete und gegebenenfalls auch dicht bebaute Gebiete werden aus den Ergebnissen der Viewshed-Analysen entfernt, indem die Sichtbarkeitswerte in diesen Bereichen auf 0 gesetzt werden.

• Kombination der Viewshed-Ergebnisse aller Sublayers: Es werden die Ergebnisse der Viewshed-Analysen aller Sublayers zu einem Summenlayer zusammengeführt. Hierbei wird jedoch keine Addition der Sichtbarkeitswerte gewählt, sondern eine Maximalwertermittlung. Dadurch ist gewährleistet, dass die Aussagekraft von Bereichen mit hohen Sichtbarkeitswerten aus den einzelnen Ergebnissen der Sublayers erhalten bleibt.

• Wertbegrenzung für Bereiche mit überhöhten Sichtbarkeitswerten, wenn notwendig: Der Ergebnislayer aus der Kombination aller Layers kann Bereiche mit Sichtbarkeitswerten enthalten, die weit über dem Niveau der restlichen Sichtbarkeitswerte liegen. In diesem Fall wird eine Wertbegrenzung mit anschließender Normalisierung durchgeführt.

• Potenzierung mit Konstanten kleiner 1 zur Ausgleichung überhöhter Unterschiede in den Sichtbarkeitswerten: Existieren in dem Ergebnislayer Bereiche mit sehr niedrigen Sichtbarkeitswerten, die auch in der Nähe von Objekten liegen, so müssen diese Werte angehoben werden. Gleichzeitig werden auch Bereiche mit sehr hohen Werten abgesenkt. So wird erreicht, dass alle sichtbaren Objekte von Bereichen mit ausgewogenen Sichtbarkeitswerten umgeben sind. Die Ausgleichung der Unterschiede wird durch Potenzierung der Sichtbarkeitswerte sämtlicher Rasterzellen mit einer Konstanten umgesetzt, die unter 1 liegt.

• Berücksichtigung der Entfernung: Das Ergebnis der proportionalen Sichtbarkeitsanalysen berücksichtigt den Faktor der Entfernung noch nicht in vollem Umfang. Es gibt beispielsweise Gebiete, die recht weit von einem Objekt entfernt sind, für die aber dennoch hohe Sichtbarkeitswerte berechnet wurden, weil die Sicht auf das Objekt, abgesehen von der Entfernung, uneingeschränkt gegeben ist. Da die Sichtbarkeit des Objektes jedoch mit der Entfernung abnimmt, muss dieser Faktor in die ermittelten Sichtbarkeitswerte noch eingerechnet werden. Der Sichtbarkeitslayer wird deshalb mit einem Distanzabnahmebuffer kombiniert, dessen Radius das 1,5-fache der maximalen Sichtweite des Objekts beträgt. Der Radius der verwendeten Distanzabnahmebuffer reicht so je nach maximaler Sichtweite der zugrunde liegenden Objektmenge von 250 m bis 250 km.

104 Nachfolgend in Abbildung 22 ein Flussdiagramm des Modells:

Ermittlung Sublayers für Größenklassen Objektlayer alle und Bildung Größenklassen Sublayers

proportionale Ausschluss von Viewshed- Sichtbarkeitslayers Waldgebieten bzw. Analysen für alle für alle Sublayers dicht bebauten Sublayers Gebieten

Sublayers ohne Kombination der Wald/dicht Viewshed- Gesamtlayer bebaute Gebiete Ergebnisse aller Sublayers

ja Wertbe- grenzung notwendig?

Wertbegrenzung für Bereiche mit nein überhöhten Sichtbarkeitswerten

überhöhte ja Unterschiede in Sichtbarkeits- werten?

Ausgleich nein überhöhter Wertunterschiede Berechnung Distanzabnahme- buffer bereinigter Sichtbarkeits- layer

Distanz- Kombination von abnahme- Sichtbarkeitslayer und buffer Distanzabnahmebuffer

Sichtbarkeitslayer inkl. Berücksicht. Entfernung

Abb. 22: grundsätzliches Ablaufmodell für flächenhafte Objekte.

105 Für punkthafte Objekte werden ausschließlich individuelle Modelle verwendet, auf die in den Kapiteln über die einzelnen Objekte noch eingegangen wird.

8.9 Allgemeine Syntax zur Bezeichnung der Sichtbarkeitslayer In dieser Arbeit werden Sichtbarkeitslayers für insgesamt 91 thematische Objektlayers berechnet. Um diese große Zahl an Ergebnisdatensätzen besser verwalten zu können und auch deren Verwendung in dieser Arbeit und auch später möglichst einfach zu gestalten, werden für die einzelnen Datensätze sprechende Layernamen gewählt. Da bei der Erstellung der Sichtbarkeitslayers für die einzelnen Objektmengen immer wieder ähnliche Arbeitsschritte angewandt werden, ist es nahe liegend, eine eigene Syntax zu entwickeln, die einerseits eine eindeutige Kennzeichnung jedes Sichtbarkeitslayers erlaubt und andererseits auch die Arbeitsschritte zur Erstellung dieses Layers dokumentiert.

Diese Syntax besteht aus folgenden Syntaxelementen: • Modus der Viewshed-Analyse in IDRISI (VM) o vp = Viewshed-Analyse im proportionalen Modus o vb = Viewshed-Analyse im booleschen Modus • Name des zugrunde liegenden Objektlayers (OL) o es wird meist der volle Name des thematischen Objektlayers eingesetzt • Ausschluss von Flächen (AF) o nw = Ausschluss von Waldgebieten o nwg = Ausschluss von Waldgebieten und dicht bebauten Gebieten • Wertbegrenzung (CL) o c = Clipping aller Sichtbarkeitswerte über % (1-99) o der Wert wird in Prozent angegeben o beispielsweise bedeutet c65 ein Clipping aller Sichtbarkeitswerte über 0,65 • Ausgleichung erhöhter Wertunterschiede durch „Wurzelberechnung“ mit anschließender Normalisierung (W) o wn = Potenzierung mit -1 (2-100) und Normalisierung o der Wert gibt dabei die n-te Wurzel an • Einberechnung der Entfernung vom Objekt (DB) o xbkm = Multiplikation mit linearem Distanzabnahmebuffer (0,25-250) o xqbkm = Multiplikation mit einem quadratischen Distanzabnahmebuffer • Berechnung von Sichtbarkeitsanalysen für unterschiedliche Objekthöhen (HS) o hs = Verwendung von Objekthöhenstufen

106 o bei punkthaften Objekten kann die Objekthöhe in die angegebene Anzahl an Objekthöhenstufen unterteilt werden • Generalisierung des Geländemodells: o dhmgauss_i = Generalisierung des DGM auf eine niedrigere räumliche Auflösung sowie Glättung von Kanten vor und nach der Rückrechnung in die ursprüngliche räumliche Auflösung o der gibt die räumliche Auflösung, die als Basis für die Generalisierung dient • allgemeine syntaktische Regeln: o Kommazahlen werden aufgrund der durch das Betriebssystem vorgegebenen Dateinamenskonventionen nicht mit Punkt oder Komma geschrieben, sondern es wird das Zeichen ‚°’ verwendet o wird das Modell eines Syntaxelements für die Ergebnisse von einzelnen Sublayers oder deren Zusammenfassungen mit unterschiedlichen Werten öfter hintereinander angewandt, so werden die verwendeten Werte hintereinander, mit ‚!’ getrennt, angegeben: !!....! o die Syntaxelemente werden je nach Zusammenhang der zugrunde liegenden Arbeitsschritte entweder mit einem Unterstrich getrennt oder direkt zusammengeschrieben.

Die allgemein verwendete Syntax für Sichtbarkeitslayers von Objektlayers mit flächenhaften Objekten lautet wie folgt: _

    ___

    Beispiel 1: • Berechnung von proportionalen Viewshed-Analysen für die Sublayers des Layers ‚ind141’ • Entfernung der Sichtbarkeitswerte für Waldgebiete und dicht bebaute Gebiete • Zusammenfassung der Sichtbarkeitslayers aller Sublayers • Begrenzung der Sichtbarkeitswerte auf 70% • Potenzierung der Sichtbarkeitswerte mit 0.1 (Berechnung der 10. Wurzel) und Normalisierung • Kombination des Sichtbarkeitslayers mit Distanzbuffer 6 km => Name des resultierenden Layers: vp_ind141_nwgc70_w10n_xb6km

    Beispiel 2: • Berechnung von proportionalen Viewshed-Analysen für 8 Sublayers des Layers ‚alp410’ • Entfernung der Sichtbarkeitswerte für Waldgebiete • Zusammenfassung von je zwei Sichtbarkeitslayers • Begrenzung auf 25% sowie Potenzierung mit 0.1 (10. Wurzel) für die vier Sichtbarkeitslayers der größeren Objekte • Begrenzung auf 30% sowie die Potenzierung mit 0.05 (20. Wurzel) für die vier Sichtbarkeitslayers der kleineren Objekte

    107 • Kombination der Sichtbarkeitslayers 1 und 2 mit Distanzbuffer 60 km • Kombination der Sichtbarkeitslayers 3 und 4 mit Distanzbuffer 50 km • Kombination der Sichtbarkeitslayers 5 und 6 mit Distanzbuffer 40 km • Kombination der Sichtbarkeitslayers 7 und 8 mit Distanzbuffer 30 km => Name des resultierenden Layers: vp_alp410_nwc25!30_w10!20n_xb60!50!40!30km

    108 9 Untersuchte Objekte und thematische Layers

    In den folgenden Kapiteln werden sämtliche thematische Objektlayers beschrieben, für die Sichtbarkeitsanalysen erstellt werden. Es werden sowohl die Herangehensweise zur Erstellung der einzelnen Objektlayers als auch die Überlegungen zur Erstellung des zugehörigen Modells der Sichtbarkeitsanalyse beschrieben.

    9.1 Naturobjekte Bezüglich des landschaftsästhetischen Wertes von Naturobjekten muss an dieser Stelle wohl nicht weiter ausgeholt werden. Die Palette von ästhetisch besonders wirksamen Naturobjekten in unterschiedlichen Größen und Maßstäben reicht von auffällig geformten Bergspitzen sowie Almen und Bergwiesen über Gewässer aller Art, Wasserfälle, Felswände, bunte Laubwälder bis hin zu Alleen, Baumgruppen oder Einzelbäumen. Nicht zuletzt aufgrund ihres hohen ästhetischen Wertes hat sich der Natur- und Landschaftsschutz auch die Erhaltung von besonders schutzwürdigen Einzelobjekten zur Aufgabe gemacht. Viele auffällige Naturobjekte sind heute bereits als Naturdenkmäler deklariert. Als Beispiel für besonders schöne Naturobjekte seien Einzelbäume genannt, denen

    WÖBSE und MINNAERT jeweils einige Gedanken widmen: „Bäume haben aufgrund ihrer Gestalt einen hohen ästhetischen Wert. Einzelbäume betonen besondere landschaftliche Erlebnispunkte, sie verleihen durch ihren symmetrischen Wuchs Gebäuden wie Kapellen, Bildstöcken, Marterln einen zusätzlichen Effekt, der deren Bedeutung betont. Dasselbe wird mit der Anlage von Alleen erreicht, die wegen ihres Schattens in vergangenen Zeiten von Reisenden besonders geschätzt wurden. Oft dienen Bäume auch der Orientierung in der

    Landschaft.“ (WÖBSE 2002, S. 213) „In einer Landschaft sind es fast ausschließlich die Bäume, die bei indirekter Beleuchtung einen wunderschönen Kontrast zwischen der beleuchteten und der Schattenseite zeigen. Dadurch erscheinen sie uns körperhaft.“

    (MINNAERT 1992, S. 426) Obwohl Einzelbäume mit ihrer Wuchshöhe kleinere Kulturgüter wie Kirchen oder Kapellen oft sogar überragen, werden sie in der vorliegenden Arbeit aufgrund der hohen Anzahl nicht explizit berücksichtigt. Es ist aber denkbar, dass ein Katalog von Naturdenkmälern erstellt wird, für dessen Objekte ebenfalls Sichtbarkeitsanalysen erstellt werden.

    9.1.1 Gewässer und Feuchtgebiete Das Wasser hat den Menschen seit jeher angezogen. Gewässerflächen verfügen über einen besonders hohen landschaftlichen Reiz. Deshalb wurden auch zahlreiche Kirchen und sonstige bedeutende Kulturzentren in der Nähe von Gewässern erbaut (z.B. das Stift

    109 St.Georgen am Längsee, das Stift Ossiach oder die Kirche von Maria Wörth). Gebiete in der Nähe oder mit Sicht auf Gewässer werden auch als Wohngebiete bevorzugt. Immobilienpreise in Seenähe liegen um vielfaches höher als in größerer Entfernung. Aber auch aus mittelbarer Nähe spielen Gewässer eine besondere Rolle. Sie sind ein besonders hervorstechendes Landschaftselement und bilden eine Kulisse speziellen Charakters, welche das Landschaftsbild erheblich aufwertet. Gewässer sind nicht nur für den Tourismus von Bedeutung, sie sind auch ein vielfältig genutztes Wirtschaftsgut und werden zur Schifffahrt, zur Energiegewinnung, aber auch zur Trinkwassergewinnung genutzt. Bei Fliessgewässern muss aber auch deren Gefährdungspotential erwähnt werden. Aufgrund von zahlreichen Überschwemmungen im Siedlungsraum wurden durch den Menschen vielerorts wasserbauliche Schutzmaßnahmen getroffen. Diese stehen heute in zunehmendem Konflikt mit der Erhaltung des ökologischen und ästhetischen Wertes von Gewässern. Regulierungen, Gerinneverlegungen, Aufstauungen sowie Uferveränderungen oder Verbauung stellen teilweise massive Veränderungen im Landschaftsbild dar, die auch eine Veränderung der Ökologie und eine Veränderung der

    Gestaltqualität der Landschaft nach sich ziehen. (vgl. KASTNER 1985, S. 74) Auch Feuchtgebiete sind von Veränderungen betroffen. Trockenlegungen, die zum Zwecke der Gewinnung landwirtschaftlicher Fläche durchgeführt wurden, haben viele Feuchtgebiete flächenmäßig stark dezimiert. Aufgrund der Artvielfalt sowohl in Bezug auf die Fauna als auch auf die Flora wurden zahlreiche Feuchtgebiete in den letzten Jahrzehnten zum Naturschutzgebiet erklärt und somit gegen weitere Eingriffe geschützt.

    9.1.1.1 Stillgewässer Es wird zwischen natürlichen Stillgewässern (See, Tümpel, Flussaltarm, …) und künstlichen Stillgewässern (Speichersee, Flussstau, Teich, Baggersee, …) unterschieden. In der vorliegenden Arbeit soll auf beide Arten von Stillgewässern eingegangen werden, als Kriterium zur Berücksichtigung in der Arbeit wird ausschließlich die Größe herangezogen, für die eine Untergrenze von 0,4 ha festgelegt wurde. Ein wesentlicher Faktor für die Bewertung dieser Objektart wäre auch der Natürlichkeitsgrad, welcher unter anderem durch die räumliche Gliederung und Vielfältigkeit der Uferzone und durch die Vielfalt der Vegetation bestimmt wird. Dieser Faktor wird aber nicht explizit berücksichtigt. Eine indirekte Berücksichtigung liegt aber insofern vor, als dass anthropogen beeinflusste Bereiche, die in der Nähe von Stillgewässern liegen, als eigene thematische Ebenen ebenso in die Analyse einfließen und die Gesamtbewertung in diesem Raum entsprechend beeinflussen.

    110 Das Aussehen von Seen hängt vor allem auch von deren Farbe und visueller

    Erscheinung ab. In MINNAERT wird das Aussehen von Seen (bei MINNAERT: „Bergseen“) sowie das Zustandekommen der Färbung beschrieben: „Die Farbe von Seewasser in einer Berglandschaft ist ein Quell großer Schönheit. Bergseen sind zumeist so tief, dass sich die Farbe des Grundes kaum bemerkbar macht – in dieser Hinsicht ähneln sie also dem Meer. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings darin, dass Bergseen viel glatter sind, was von der kleineren Wasseroberfläche sowie den meist gebirgigen Ufern, die den Wind abhalten, herrührt. Die gerichtete Reflexion an der Oberfläche spielt daher eine größere Rolle als auf dem Meer. Nirgendwo sonst spiegeln sich die Farben des Sonnenuntergangs so herrlich wie auf einen See, und die große Farbenvielfalt der Gebirgsseen ist sicherlich teilweise auf die Spiegelung der Ufer zurückzuführen. Wenn die Ufer jedoch hoch und dunkel sind, kommt die Reflexion an der Oberfläche nicht zum Tragen, und man sieht auf weiten Bereichen des Sees die Farbe jenes Lichts, das unter steilen Winkeln ins Wasser fiel und wieder nach außen gestreut wurde. Diese Eigenfarben sind von See zu See verschieden und können folgendermaßen eingeteilt werden: reines Blau, Grün, Gelbgrün, Gelbbraun. Eingehendere Analysen im Labor ergaben, dass das Wasser blauer Seen fast vollkommen rein ist und dass die Farbe des Wassers durch Absorption im orangefarbenen und roten Spektralbereich zustande kommt. Bei grünen, gelbgrünen und gelbbraunen Seen kommt in zunehmendem Maße Absorption im blauen und violetten Spektralbereich hinzu, und zwar aufgrund des größer werdenden Gehalts an Eisensalzen und Humussäuren bzw. durch Streuung an braunen Partikeln. Die grüne Farbe kleinerer Teiche ist meist auf unzählige, mikroskopisch kleine

    Grünalgen zurückzuführen.“ (MINNAERT 1992, S. 409f.) Neben der Farbe von Seen beeindrucken vor allem auch Spiegelungen. Eine ruhige Wasseroberfläche ergibt die reinste Form der Symmetrie, eine Spiegelung. Wird in einem ruhigen See die umliegende Landschaft widergespiegelt, so kann das positive Landschaftserlebnis dadurch noch erheblich gesteigert werden. So gesehen ist auch

    Symmetrie ein ästhetischer Wert (vgl. WÖBSE 2002, S. 39). Ein ebenfalls auf Reflexion zurückzuführender Lichteffekt, der einer Landschaft ganz außergewöhnliche Reize verleihen kann, ist der Glanz einer glitzernden Wasseroberfläche (vgl. WÖBSE 2002, S. 45). Bei einer Sichtbarkeitsanalyse können diese Effekte des Wassers zwar nicht im Einzelnen berücksichtigt werden, aber allein die Sicht auf ein Stillgewässer impliziert die Wahrnehmung einiger dieser Effekte. Die zu untersuchende Objektmenge an Stillgewässern umfasst sowohl natürliche Seen als auch Speicherseen und aufgestaute Bereiche von Fliessgewässern. Eine Vielzahl kleinerer

    111 Seen aus der Objektmenge liegt im hochalpinen Bereich, welcher aufgrund der großen Menge an naturnahen Objekten ein wesentlich höheres Bewertungsniveau erreicht. Aus diesem Grund wird die Objektmenge nach dem Kriterium der Seehöhe in zwei Untermengen aufgeteilt, wobei der Grenzwert bei 1000 m liegt. Diese Untermengen werden durch die Layers ‚seenl’ und ‚seenh’ repräsentiert. Die Aufteilung wird durch eine Verschneidung des Objektlayers mit dem Geländemodell ‚dhm25’ und anschließender Sortierung der Objekte nach Seehöhe erreicht. Da die Layers ‚seenl’ und ‚seenh’ ausschließlich flächenhafte Objekte beinhalten, wird der proportionale Modus der Sichtbarkeitsanalyse angewendet. Aufgrund von starken Größenunterschieden muss die Objektmenge im Layer ‚seenl’ zunächst in 8 Größenkategorien untergeteilt werden (Tabelle 5). Kategorie Größen- wichtigste Typen maximale Distanz- Zufallspunkte- Bereich Gewässer Sichtweite abnahmebuffer rasterdichte Wörthersee, 10 - 20 natürliche 1 Millstätter See, 30 km 45 km 1:100 km² Stillgewässer Ossiachersee Völkermarkter natürliche Stausee, Stillgewässer / 3 - 10 2 Weißensee aufgestaute 20 km 30 km 1:100 km² Ferlacher Stausee, Bereiche von Feistritzer Stausee Fließgewässern Faakersee, natürliche Feistritzer Stillgewässer / 3 1 - 3 km² Stausee, aufgestaute 15 km 20 km 1:30 , Bereiche von Klopeiner See Fließgewässern Längsee, Pressegger See, , kleinere , natürliche 0,3 - 1 Turnersee, 4 Stillgewässer / 10 km 15 km 1:10 km² , Speicherseen / Strußnigteich, Teiche Freibach-Stausee, Bad Gösselsdorfer See Mitterteich, , , , vorwiegend Farchtensee, Speicherseen / 0,1 - 0,3 , 5 kleinere 7 km 10 km 1:10 km² St.Urbaner See, natürliche Hallegger Teiche, Stillgewässer Kleiner Saissersee, , Goggausee Zlaner Stausee, kleinere Mitterteich, natürliche 6 3 - 10 ha 6 km 9 km - Hörzendorfer See, Stillgewässer / Spintikteiche, Speicherseen /

    112 Schwarzsee, Teiche Dietrichsteiner See, Baßgeigensee, Badesee Kirschentheuer sowie weitere 7 1 - 3 ha s.o. 5 km 7 km - 0,4 – 1 8 s.o. 3 km 4 km - ha Tabelle 5: Untersuchte Größenkategorien von Stillgewässern und Staubereichen 13.

    Auch der Layer ‚seenh’ wird in Größenkategorien unterteilt. Aus der Aufteilung resultieren jeweils Sublayers, für die getrennte Sichtbarkeitsanalyse durchgeführt werden. Bei jenen Sublayers, die größere Objekte enthalten, wird zur Verringerung der Rechenzeit die Zahl der zu berechnenden Rasterzellen durch Kombination mit einem Zufallspunkteraster verringert. Dabei wird die Zufallspunktedichte für jede Kategorie so bemessen, dass alle Objekte durch die verbleibende Punktemenge in Form und Größe noch korrekt dargestellt werden. Für die Kategorien 1 bis 4 werden nicht nur Sichtbarkeitsanalysen im proportionalen Modus, sondern auch im booleschen Modus durchgeführt. Die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen für die Sublayers der Objektmenge in ‚seenl’ werden einzeln weiterbearbeitet. Bewaldete und dicht bebaute Gebiete werden aus den Sichtbarkeitsbereichen der Ergebnisse herausgenommen. Die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen im proportionalen Modus werden zusätzlich noch einer Wertbegrenzung (Clipping) sowie einer Ausgleichung erhöhter Wertunterschiede (Modell ‚wx2norm.imm’) unterzogen, wobei pro Kategorie unterschiedliche Parameterwerte zum Einsatz kommen. Um der Abnahme der Sichtbarkeit mit der Entfernung Rechnung zu tragen, werden die Ergebnislayer jeder Größenkategorie jeweils mit einem eigenen Distanzabnahmebuffer kombiniert, dessen Radius das Eineinhalbfache der jeweiligen maximalen Sichtweite beträgt. Für die Kategorien 1 bis 4 werden die verarbeiteten Ergebnisse der proportionalen und der booleschen Sichtbarkeitsanalyse mit den Gewichtungen 1 und 0,5 miteinander kombiniert. Abschließend werden die Ergebnislayers der 8 Größenkategorien durch Maximalwertermittlung zusammengelegt, wodurch sich der Layer ‚v_seenl’ ergibt. Die Sichtbarkeitslayers der Sublayers von ‚seenh’ werden zunächst zusammengefasst und danach ebenso einer Wertbegrenzung sowie einer Ausgleichung von Wertunterschieden unterzogen. Das Ergebnis wird mit einer Kombination von 4 Distanzabnahmebuffern mit

    13 Quelle: Katalog der Seen und sonstigen Stillgewässer Kärntens (Abt.20/Landesplanung, LR Kärnten) 113 unterschiedlichem Radius verschnitten. Es resultiert daraus der Layer ‚v_seenh_nwc80_w2n_xbkm’.

    9.1.1.2 Fliessgewässer Bei Fliessgewässern kann zwischen natürlichen (Ströme, Flüsse, Bäche) und künstlichen Fliessgewässern (Kanäle und Gräben) unterschieden werden. Fliessgewässer haben linearen Charakter, natürliche Fliessgewässer betonen die Längserstreckung eines Talraumes und können zusammen mit den sie begleitenden Landschaftselementen eine hohe Formenvielfalt ausdrücken. „Als landschaftsbildendem Faktor kommt dem natürlichen Gewässer große Bedeutung zu. Die Oberflächenform der mitteleuropäischen Landschaften wurde neben den tektonischen Vorgängen wesentlich durch die Erosionskraft der

    Fliessgewässer gestaltet.“ (KASTNER 1985, S. 74) In der vorliegenden Arbeit wird ausschließlich auf natürliche Fliessgewässer eingegangen, es werden die Drau sowie einige weitere Flüsse (Gurk, Glan, Gail, Möll, Lieser, Malta, Görtschitz, Lavant, Vellach) untersucht. Bis auf die Drau, die in ihrem gesamten Verlauf untersucht wird, wird bei den genannten Flüssen nicht der gesamte Flusslauf untersucht, sondern nur der mittlere und untere Abschnitt. Dazu wird untersucht, ab welchem Abschnitt Orte mit mindestens 400 Einwohnern in der Nähe liegen. Der gesamte darunter liegende Abschnitt des Gewässers fließt in die Arbeit ein. Eine Bewertung der einzelnen Flüsse nach landschaftsästhetischem Potential erfolgt nicht, da die einzelnen Flussläufe in der gewählten räumlichen Auflösung von 25 m nicht näher untersucht werden können. Der Natürlichkeitsgrad der Flüsse ist aber ein für die Sichtbarkeitsanalyse und Bewertung wesentlicher Faktor und fließt indirekt auch in die Sichtbarkeitsanalysen ein, da mäandrierende Flussabschnitte größere Flächen in Anspruch nehmen und eine entsprechend größere Sichtbarkeit aufweisen als ein geradliniger Verlauf im selben Abschnitt. Die meisten dieser Gewässer wurden zwar bereits teilweise reguliert, es existieren aber großteils naturnahe Ufer und eine natürliche Gewässerdynamik. Zur Ermittlung der Sichtbarkeit der Kärntner Fliessgewässer muss erst die zu untersuchende Objektmenge definiert werden. Ein wesentlicher Faktor für die Sichtbarkeit eines Gewässers ist seine Breite. Aufgrund der räumlichen Auflösung des zugrunde liegenden Digitalen Geländemodells wird für die untersuchten Flussabschnitte von einer Mindestbreite von 25 m für das Bachbett und den Uferbereich ausgegangen. Diese Mindestbreite liegt fast einheitlich bei allen untersuchten Fliessgewässern vor und wird nur bei einigen wenigen Flüssen im unteren Flussabschnitt überschritten. Als Datenquellen dienen der Realraumtyp

    114 510 aus der Realraumanalyse in Form eines Rasterlayers, welcher mittlere und große Fliessgewässer enthält, sowie ein Vektorlayer mit sämtlichen Fliessgewässern Kärntens. Aus dem Realraumtyp 510 (Objektlayer ‚flg510’) müssen aufgestaute Flussbereiche, die bereits in den Stillgewässern enthalten sind, entfernt werden. Die verbleibenden Bereiche (Layer ‚fliessgewässer’) werden aufgrund der starken Flächenunterschiede in 2 Objektlayers unterteilt. Zwei größere Staubereiche der Drau werden in den Layer ‚fliessgew1’ verlagert, die restlichen Fließgewässerbereiche mit den unteren Abschnitten der Flüsse Gurk, Gail und Möll liegen nun im Layer ‚fliessgew2’. 14 Um die restlichen Flüsse sowie die fehlenden Abschnitte der bereits vorhandenen Flüsse untersuchen zu können, werden in ArcGIS aus dem Vektorlayer ‚fliessgewässer’ die bereits ohne beschriebenen Abschnitte herausgefiltert, in IDRISI importiert und in Rasterdaten konvertiert (‚fliessgew_kl’). Zur Analyse der Sichtbarkeit werden 3 Objektlayers gebildet (Tabelle 6). angenommene Layer Beschreibung Datenquelle Geometrietyp maximale Sichtweite Fließgewässer (aufgestaute Realraumanalyse fliessgew1 flächenhaft 12 km Bereiche) Realraumtyp 510 Fließgewässer restliche Bereiche Realraumanalyse fliessgew2 (ab Darstellungsbreite ca. 1 mm in linienhaft 5 km Realraumtyp 510 ÖK 50) Fließgewässer (Abschnitte mittlerer und kleinerer Flüsse bis Vektorlayer der 2,5 km fliessgew_kl linienhaft zu den letzten Orten mit über 400 Fließgewässer EW) Tabelle 6: Objektlayer der zu untersuchenden Fliessgewässer.

    Der Objektlayer ‚fliessgew1’ wird zur Verkürzung der Rechenzeit mit einem Zufallsraster von 1:10 kombiniert und einer Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus mit einer maximalen Sichtweite von 12 km unterzogen. Nach der Entfernung von Waldgebieten und dicht bebauten Gebieten aus den Sichtbereichen erfolgt eine Wertbegrenzung bei 35%, ein Ausgleich der Wertunterschiede mit dem Exponentialfaktor 0,01 sowie eine Kombination mit einem linearen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 18 km. Es ergibt sich der Layer ‚vp_fliessgew1_nwgc60_w100n_xb18km’. Die im Objektlayer ‚fliessgew2’ enthaltenen restlichen Gewässerbereiche weisen zwar geringere Flächen auf, es erfolgt aber zur Verkürzung der Rechenzeit ebenfalls eine Kombination mit einem Zufallsraster von 1:4. Die nachfolgende Sichtbarkeitsanalyse wird mit einer maximalen Sichtweite von 5 km durchgeführt. Nach der Entfernung von

    14 technische Vorgangsweise zur Selektion der beiden größeren Staubereichein aus ‚fliessgewässer’: CONTRACT (Faktor 5, Pixel thinning), GROUP, AREA, RECLASS (>150 => 1), BUFFER 250m, EXPAND (Faktor 5), CONCAT, OVERLAY mit ‚fliessgewässer’ 115 Waldgebieten und dicht bebauten Gebieten aus den Sichtbereichen erfolgt eine Wertbegrenzung bei 30%, ein Ausgleich der Wertunterschiede mit dem Exponentialfaktor 0,01 sowie eine Kombination mit einem linearen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 7,5 km. (‚vp_fliessgew2_nwgc20_w100n_xb8km’) Im Objektlayer ‚fliessgew_kl’ sind sämtliche schmälere Flussläufe enthalten. Die linear ausgeprägten Objekte stellen im Rasterformat dennoch Flächen dar und werden deshalb einer Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus mit einer maximalen Sichtweite von 2,5 km unterzogen. Nach der Entfernung von Waldgebieten und dicht bebauten Gebieten aus den Sichtbereichen erfolgt eine Wertbegrenzung bei 25%, ein Ausgleich der Wertunterschiede mit dem Exponentialfaktor 0,1 sowie eine Kombination mit einem linearen Distanz- abnahmebuffer mit einem Radius von 3 km. (‚vp_fliessgew_kl_nwgc25_w10n_xqb3km’) Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der drei Sichtbarkeitslayers für Fliessgewässer zum Ergebnislayer ‚v_fliessgew’.

    9.1.1.3 Feuchtgebiete Aufgrund der Tatsache dass viele der verbliebenen Feuchtgebiete mittlerweile unter Naturschutz gestellt wurden, sind diese nun in weitgehend unverändertem Zustand erhalten. Augrund der Ursprünglichkeit können diese auch in landschaftsästhetischer Hinsicht als besonders wertvoll eingestuft werden. In der Realraumanalyse sind 3 Realraumtypen enthalten, die Feuchtflächen betreffen. Während der Realraumcode 390 (Moorflächen mit Gehölzbestand bzw. im Waldbereich) aufgrund des Gehölzes kaum als einsehbare Feuchtfläche behandelt werden kann und deshalb zu den Waldflächen zugeordnet wird, können aus den beiden Realraumcodes 2#8 (Feuchtflächen bzw. Moore im Agrarraum, Schilfbestände, unterschiedlich extensiv genutzt) und 490 (Moore im subalpin-alpinen Bereich) eigene Objektlayers generiert werden, die einer Sichtbarkeitsanalyse unterzogen werden. Ausgehend von einer angenommenen Maximalsichtweite von 5 km wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte angewendet. Es ergeben sich die beiden Sichtbarkeitslayer ‚vp_feucht2#8_nwc50_w10n_xb7°5km’ und ‚vp_feucht490_nwc80_w10n_xb7°5km’, welche zum Gruppenlayer ‚v_feuchtfl’ kombiniert werden.

    9.1.2 Grünland, Ackerland und Obstbau Grünland ist eines der prägnantesten Elemente in unserer Kulturlandschaft, da die recht großen Flächen durch ihr helles Grün weithin sichtbar sind. Je nach Untergrundbeschaffenheit und Art der Bewirtschaftung reicht die Palette von artenreichen und somit bunten Magerwiesen bis hin zu gedüngten Fettwiesen. Abgesehen von der winterlichen Schneedecke

    116 bleibt der optische Eindruck über das ganze Jahr konstant. Grünland wird als Weidefläche sowie zur Gewinnung von Heu als Winterfutter benötigt. Es ist somit ein enger Zusammenhang mit der Tierhaltung gegeben. „Die Tierhaltung hat die Gestalt von Landschaft stark beeinflusst, zunächst durch die Beweidung, später durch die Stallhaltung. Weidetiere sind aus dem Landschaftsbild heute fast vollständig verschwunden, und nach wie vor wird Grünland in Ackerland umgewandelt. […] Dabei erfreuen sich gerade Wiesen und Weiden bei der nichtbäuerlichen Bevölkerung wachsender Beliebtheit, die in demselben Maße zu steigen scheint wie ihre Fläche sich verringert. Darin äußert sich ein Wert, den sich die

    Werbung zunutze macht.“ (WÖBSE 2002, S. 217ff.) Felder und Ackerland gehören ebenfalls zum Erscheinungsbild unserer Landschaft, diese wechseln ihr Aussehen aufgrund der Fruchtwechselwirtschaft jedoch jährlich oder öfter. Bei Feldern und Ackerland verhält sich daher auch die ästhetische Wirkung etwas anders, die sichtbaren Veränderungen unterliegen einer weit größeren Dynamik. „Während beim Grünland das dem Jahreszeitenwechsel unterliegende, von Jahr zu Jahr dann aber doch gleiche Erscheinungsbild eine bekannte, verlässliche, wiederkehrende Größe ist, spielen hier die Feldfrüchte, der Fruchtwechsel und eine raschere Veränderung des Erscheinungsbildes eine Rolle: das Wintergetreide reift und veränderte seine Farbe eher als das Sommergetreide, Hafer und Gerste eher als Roggen oder Weizen, Hackfrüchte sind überschaubarer als Futtermais. Dem Gelb des reifen Korns und seiner Stoppeln folgt der Umbruch, und die Fläche erscheint je nach Bodentyp nun braun, schwarz oder grau. Ihm folgt bald frisches

    Grün.“ (WÖBSE 2002, S. 219) Grün- und Ackerland sind in der Realraumanalyse in mehrere Kategorien unterteilt. Es wird nach Mengungsverhältnis (Grünland/Ackerland) und nach Geländesteilheit unterschieden. Bereiche, in denen Ackerland dominant ist, werden in dieser Arbeit aufgrund des ständig wechselnden Erscheinungsbildes nicht behandelt. Es verbleiben 3 Kategorien zur näheren Untersuchung: • Acker-Grünland-Mengung, jeweils zwischen 40 u. 60% • Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) • Grünland (mehr als 90%) Diese 3 Kategorien beinhalten 13 Objektlayers (aus den entsprechenden Realraumtypen), die in 3 Gruppen behandelt werden: die Gruppe der Acker-Grünland-Mengung beinhaltet 4 Objektlayers, die Gruppe des dominanten Grünlandes 5 Objektlayers und die Gruppe des nahezu reinen Grünlandes 4 Objektlayers. Für alle Objektlayers wird die Sichtbarkeit mit dem Grundmodell für flächenhafte Objekte untersucht, wobei bei einigen Objektlayers auch

    117 getrennte Distanzabnahmebuffer pro Größenklasse verwendet werden. Die Maximalsichtweite wird bei allen Layers mit 5 km angenommen. Die 13 resultierenden Sichtbarkeitslayers werden nach den 3 oben beschriebenen Kategorien durch Maximalwertermittlung zusammengefasst: ‚v_ackerland’, ‚v_grün_acker’ und ‚v_grün’. Obstbau wird in Kärnten nur sehr kleinflächig betrieben. In der Realraumanalyse werden daher nur sehr wenige Flächen dieses Typs ausgewiesen (Realraumcodes 206, 226 und 236: „Obstbau bzw. Sonderkulturen-Ackerflächen-Komplexe“). Die 3 resultierenden Objektlayers enthalten nur jeweils 2 bis 3 Objekte und werden in gleicher Art wie oben beschrieben untersucht. Es ergeben sich 3 Sichtbarkeitslayers, die zum Layer ‚v_obso’ zusammengefasst werden.

    9.1.3 Wald Über die Hälfte der Kärntner Landesfläche ist von Wald bedeckt. Waldgebiete sind ein wesentliches Element des Landschaftsbildes in Kärnten. Sämtliche Veränderungen des Waldes, die in den meisten Fällen durch den Menschen erfolgen, wirken sich daher auch entsprechend auf das Landschaftsbild aus. Wesentlich für das Erscheinungsbild des Waldes sind die Bewirtschaftungsform sowie Veränderungen der Waldflächengrenze, insbesondere der Waldgrenze nach oben hin. Im Zuge von Wiederaufforstungen, bei denen eine Bestandsumwandlung (z.B. von Laubwald zu Nadelwald) vorgenommen wird, oder von Neuaufforstungen kommt es zu einer optisch wahrnehmbaren Veränderung im Landschaftsbild. Das Waldbild wird aber nicht nur vom Baumartenbestand, sondern auch von der Hiebsart bestimmt. Während über größere Flächen durchgeführte Kahlschläge optisch über mehrere Jahre wahrnehmbar sind, wird bei der Plenterung das Landschaftsbild nach außen hin kaum oder nur in geringem Maß verändert, da nur einzelne Bäume aus dem Bestand geschlagen werden. Große Veränderungen im Bild der

    Kulturlandschaft ergeben sich auch durch Rodungen. (vgl. KASTNER 1985, S. 44ff.) Letztere werden aber heute nur mehr in geringem Ausmaß vorgenommen. In jüngster Zeit wurde das Problem des Windwurfes wieder aktuell, im Jahre 2008 fielen in Kärnten große Waldflächen Stürmen zum Opfer (z.B. Sturm ‚Paula’). Als weiterer das Landschaftsbild bestimmender Faktor sei noch der Bau von Forststraßen zur Aufschließung der Wälder angeführt, durch welchen klein- und großräumig wirksame Veränderungen gegeben sind. Hier spielt vor allem in höheren Lagen die Schwierigkeit der Böschungsbegrünung eine Rolle. (vgl. KASTNER 1985, S. 49)

    118 9.1.3.1 Wirkung von Wäldern im Landschaftsbild Für das Landschaftserleben spielt der Waldanteil eine wichtige Rolle. Dabei kommen sowohl positive wie auch negative Aspekte zum Tragen. Einerseits ist der Wald ein beruhigendes und Ausgleich schaffendes Naturelement, das der Erholung dient. Wald als Außenabgrenzung von besiedelten Gebieten schafft eine klare Abgrenzung und wirkt dem Siedlungsdruck entgegen, da eine Umwidmung von Waldgebiet zu Bauland nur äußerst selten stattfindet. Wald ist gewissermaßen ein Garant für die Erhaltung und Bewahrung von Flächen vor Bebauung. Andererseits ist die optische Wirkung von Wäldern nicht immer nur positiv zu sehen. Während Laub- und Mischwälder durch ihre farbliche Vielfalt interessant wirken, können reine Nadelwälder durch ihre dunkle Farbe und der großen Wuchshöhe monoton, bedrückend und einschränkend für die Sicht wirken. Eine Landschaft mit einem Waldanteil von über 40% wird teilweise als düster und einengend empfunden. Dies kann auch Auswirkungen auf den

    Tourismus haben. (vgl. WÖBSE 2002, S. 220) In Kärnten tritt diese Wirkung jedoch nur in Seitentälern auf, die nicht über die notwendige Weite und Aussicht verfügen. Außerdem ist in den meisten Landesteilen keine durchgehende Waldbedeckung gegeben, darüber hinaus sorgen die zahlreichen Erhebungen und Seen für eine entsprechende Auflockerung des Landschaftsbildes. Das Vorhandensein unterschiedlicher Baumarten ist aber dennoch ein wichtiger Faktor für das bildhafte Erscheinen des Waldes, auch die Erlebnisqualität wird unter anderem getragen vom Grad der Baumartenmischung. Von diesem hängen einerseits das Gesamtwaldbild in der Betrachtung von außen her und andererseits die räumliche und strukturelle Erscheinung des Waldinneren ab. Aber auch das Vorhandensein verschiedener Alterklassen ist wichtig, denn durch einen mehrschichtigen Aufbau des Waldes wird eine Raumdifferenzierung ermöglicht. Hinsichtlich der optischen Wirkung im Landschaftsbild gestaltet sich ein Laubwald oder Mischwald sicherlich abwechslungsreicher als ein reiner Nadelwald. Nicht zuletzt das Farbenspiel, welches sich von kräftigem Grün bis zu bunten

    Herbstfarben erstreckt, ist ein Grund dafür. TUROWSKI (1972, S. 84) sieht bei seinen Untersuchungen einen Laubwaldanteil von 60% an der gesamten Waldfläche als optimal an.

    HARTWEG (1976, zit. in KASTNER 1985, S. 243) kommt zum Ergebnis, dass ein Idealwald großflächig, natürlich gewachsen, urwüchsig, abwechslungsreich, licht und aufgelockert, romantisch, erlebnisreich, stimmungsvoll, einsam und gewaltig ist. Ein negatives Waldbild ist bestimmt durch Monotonie, gerade Baumreihen, einer Altersklasse, Plantagen und

    Durchsichtigkeit. MINNAERT beschreibt die optische Wirkung eines Waldes mit beinahe

    119 schon poetischer Ausdrucksweise: „Von nahem und bei Gegenlicht betrachtet hat der Wald eine sehr unregelmäßige Kontur, und doch ist er zu durchsichtig und seine Beleuchtung zu wechselhaft, als dass er mächtig und massiv wirken könnte. In etwas größerer Entfernung bildet er schon eher ein Ganzes, wenn die Baumkronen im vollen Sonnenlicht grün oder golden vor dem Hintergrund blauender Hügel glänzen, oder auch dann, wenn Gruppen von sonnenbeschienenen Laubbäumen sich vor hohen, dunklen Tannen abzeichnen.“ (MINNAERT 1992, S. 425f.) Im Zuge der einsetzenden planmäßigen Forstwirtschaft ist der Nadelholzanteil zu ungunsten des Waldbildes stark erhöht worden. „Derartige Veränderungen haben neben der ökologischen immer auch ästhetische Auswirkungen, auch wenn dies, zum Beispiel eine Verdunkelung des Landschaftsbildes, dem Beobachter kaum bewusst werden, weil sie sich

    äußerst langsam vollziehen.“ (WÖBSE 2002, S. 219f.) Daher stellt sich hinsichtlich der angepflanzten Baumarten heute oft die Frage, ob diese auch standortgemäß sind. Dies gilt für Fichtenforste unter 1.500 m gleichermaßen wie für Föhrenwälder, die nach Rodung von Laubwäldern angepflanzt wurden, wie zum Beispiel in der Dobrowa, deren Name sich aus dem Wort „Eiche“ ableitet.

    9.1.3.2 Analyse der Sichtbarkeit von Wäldern Zur Sichtbarkeitsanalyse dienen 11 thematische Objektlayers des Typs Wald, für die die 15 in der Realraumanalyse in Form von Realraumtypen enthaltenen Waldarten als Basis dienen. Die Berechnungen laufen für alle Waldtypen einheitlich ab, es wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte angewendet. Aufgrund der Größenunterschiede in den Objekten der jeweiligen Objektlayers werden je nach Objektlayer bis zu 14 Größenklassen gebildet. Die Objekte aller Größenklassen werden proportionalen Sichtbarkeitsanalysen unterzogen und anschließend durch Maximalwertermittlung miteinander kombiniert. Nach einer Wertbegrenzung und Ausgleichung erhöhter Wertunterschiede wird die Entfernung berücksichtigt, indem lineare Distanzabnahmebuffer eingebunden werden. Beim Realraumtyp 390 werden 6 Größenklassen gebildet, wobei die 6 Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen paarweise zusammengelegt und mit 3 linearen Distanzabnahmebuffern mit unterschiedlichen Radien kombiniert werden. Auf Basis der Bewertung der Objektlayers, welche in dieser Arbeit noch genauer angesprochen wird, werden die 11 Objektlayers sowie auch die zugehörigen Sichtbarkeitslayers jeweils in 3 Gruppen mit gleicher Bewertung zusammengefasst. Durch Maximalwertermittlung ergeben sich daraus die Gruppenlayers ‚v_wald_p1’, ‚v_wald_p2’ und ‚v_wald_p3’.

    120 9.1.4 Gebirge und Erhöhungen Berge und Erhebungen sind wohl die größten, markantesten und am weitesten hin sichtbaren Elemente im Landschaftsbild. WÖBSE beschreibt diese mit folgenden Worten: „Die Höhen eröffnen wunderbare Fernsichten, verschaffen Übersicht, lassen Weite als Kontrast zur Enge erlebbar werden, machen Schwerkraft spürbar. Dynamik, Erosion, Hohlwege verdeutlichen das Wechselspiel natürlicher und anthropogener Kräfte. Entropie, das Entstehen neuer Landschaften, Talauen, die aus verlagertem Bergland hervorgingen, werden hautnah erfahrbar.“ (WÖBSE 2002, S. 190) Das Land Kärnten liegt inmitten einiger großer Gebirgszüge, welche auch wesentlich den Charakter der Landschaft mitbestimmen. Deshalb wird die Wirkung von Bergen und größeren Erhebungen in der vorliegenden Arbeit auch genauer untersucht. Auch die bei DROZ (2008, S. 21f.) unter dem Prädiktor „Mysteriosität“ angeführte Tiefenstaffelung wird in der vorliegenden Arbeit im Zuge der Analyse von Erhöhungen genauer untersucht. Mittels eines eigenen Modells werden aus dem Geländemodell sämtliche größere Geländeerhebungen ermittelt und als Objekte bereitgestellt. Diese Objekte werden in den Objektkatalog aufgenommen und mittels Sichtbarkeitsanalysen untersucht.

    9.1.4.1 Modell zur Ermittlung von Erhebungen im Gelände Der Umfang eines Berges oder einer Geländeerhöhung nimmt bis zum höchsten Punkt hin gegen Null ab. Dies ist anhand von Höhenschichtlinien in topographischen Karten leicht nachvollziehbar. Während Höhenschichtlinien im mittleren Bereich von Erhöhungen oft recht große Längen erreichen, sind diese zum Gipfelpunkt hin in zunehmendem Maße ringartig ausgeprägt, wobei der Umfang dieser Ringe stets kleiner wird. Genau diesen Umstand macht sich das im Folgenden beschriebene Modell zur Ermittlung von Erhöhungspunkten zunutze. Dazu wird das vorliegende Geländemodell zunächst in eine bestimmte Anzahl von Höhenschichten unterteilt. Um Erhöhungen festzustellen, wird für jede Höhenschicht untersucht, welche Bereiche des Geländemodells höher sind und somit über die Höhenschicht hinausragen. Der Höhenunterschied sowie die Flächen der hinausragenden Bereiche dürfen dabei bestimmte Maximalwerte nicht überschreiten. Nur so ist gewährleistet, dass ausschließlich die Gipfelbereiche von Erhöhungen in die Zielmenge kommen. Für die Berechnung des Gesamtergebnisses werden die Einzelergebnisse aller Höhenschichten schließlich aufsummiert. Für dieses iterativ arbeitende Modell sind zunächst einige wichtige Parameter einzustellen. Wesentlich für das Modell ist die Höhenschichtstärke, von welcher einerseits die Genauigkeit und andererseits die Berechnungszeit abhängen. Im Zuge der Tests stellt sich

    121 heraus, dass bei einer Höhenschichtstärke HS von mehr als 20 m nicht mehr alle wesentlichen Erhöhungen erfasst werden, der Wert wird daher zunächst auf 20 m festgelegt. Für die Ermittlung der Erhöhungen pro Höhenschicht sind zwei weitere Parameter entscheidend. Dies sind die Maximalfläche der Erhöhungen und die maximale Höhendifferenz zur Höhenschicht. Während Geländebereiche, die nicht die Spitze einer Erhöhung darstellen, innerhalb einer Höhenschicht als große, meist ringartige Flächen vorliegen, ergeben die innerhalb der Höhenschicht zu ihrem höchsten Punkt zusammenlaufenden Bereiche relativ kleine Flächen. Um im Modell genau diese Bereiche als Zielmenge zu erhalten, dürfen nur Flächen bis zu einer gewissen Größe FlErhMax berücksichtigt werden. Im Zuge von Tests ergibt sich als Idealwert für die Maximalfläche in Rasterzellen das Quadrat der jeweiligen Höhenschichtstärke, bei einer Höhenschichtstärke von 20 m wird somit eine Maximalfläche von 400 Rasterzellen (25 ha) angenommen. Die maximale Höhendifferenz ErhHMax der zur Spitze zulaufenden Erhebungen zur jeweiligen Höhenschicht muss ebenfalls entsprechend gewählt werden, da nur so jene Erhebungen ausgefiltert werden können, die nicht direkt über der aktuellen Höhenschicht ihren höchsten Punkt erreichen. Beim Durchtesten des Modells stellt sich heraus, dass der Wert mindestens das Fünffache der Höhenschichtstärke betragen muss. Für ErhHMax wird daher ein Wert von 100 m gewählt.

    Abb. 23: IDRISI-Modell ‚erhoehungen’ zur Ermittl. v. Erhöhungen a.e. Höhenschicht.

    Ausgangspunkt des Basismodells in Abbildung 23 sind das DGM sowie ein Höhenschicht-Layer, dessen sämtliche Rasterzellen einen bestimmten Höhenwert in Meter beinhalten. Aus diesen beiden Layers wird die Differenz gebildet, welche all jene Bereiche aus dem DGM ausweist, die über der Höhe der aktuellen Höhenschicht liegen. Bereiche mit mehr als 100 m Höhenunterschied sowie Bereiche mit einer Fläche über 400 Rasterzellen werden ausgeschieden, da diese keine Erhöhungen zur aktuellen Höhenschicht darstellen.

    122 Das Modell ‚hoehenstufen20’ muss nun für alle Höhenschichten des zu untersuchenden Höhenbereiches gestartet werden. Dazu wird ein Iterationsmodell (Abbildung 24) erstellt, welches alle erforderlichen Höhenschicht-Layers berechnet und an das Submodell ‚erhoehungen’ übergibt. Die aus dem Submodell resultierenden Erhöhungen aller Höhenschichten werden in einem Layer zusammengefasst.

    Abb. 24: IDRISI-Modell ‚hoehenstufen20’ zum Durchlauf aller Höhenschichten.

    Durchlauf des Modells: Ein Großteil der Kärntner Landesfläche wird von Tälern und Becken in einem Höhenbereich von 400 bis 600 m eingenommen. Es kann davon ausgegangen werden, dass Erhöhungen unter 500 m nur kleinräumige Bedeutung haben und auch keinen entscheidenden Einfluss auf die Landschaftsästhetik ausüben. Das Modell startet daher bei einer Ausgangshöhe von 500 m. Die höchste in Kärnten befindliche Erhebung stellt der Großglockner mit einer Seehöhe von 3.798 m dar, es werden somit Erhöhungen bis in den Höhenbereich von 3800 m untersucht. Bei einer Höhenschichtstärke HS von 20 m ergibt sich somit eine Anzahl von 165 Höhenschichten, die nach Erhöhungen untersucht werden. Das Modell ‚hoehenstufen20’ muss somit 165 Iterationen durchlaufen und jeweils die neu gefundenen Erhöhungen zu den bereits vorhandenen Erhöhungen im Ergebnislayer hinzufügen. (‚erh500-3800m_20_400fl’) Da die gefundenen Erhöhungen teilweise recht große Flächen aufweisen, wurde das Modell ein weiteres Mal gestartet, allerdings mit einer Höhenschichtdicke HS von 10 m und einer Maximalgröße der Erhöhungen FlErhMax von 100 Rasterzellen (6,25 ha). Das Ergebnis aus 330 Iterationen liefert wesentlich kleinere Objektflächen aus, die die Erhöhungen präziser darstellen. (‚erh500-3800m_10_100fl’) Die beiden Ergebnisse werden in weiterer Folge kombiniert.

    9.1.4.2 Probleme des Modells Im Zuge der Entwicklung des Modells ergeben sich einige Probleme, die teilweise unerwünschte und fehlerhafte Ergebnisse mit sich bringen. Durch zusätzliche

    123 Korrekturmodelle werden jedoch entsprechende Anpassungen an den Zwischenergebnissen vorgenommen, sodass das Endergebnis plausibel und stimmig ist.

    Vertiefungen: Es werden mit dem vorgestellten Modell nicht nur Erhöhungen im Gelände rechnerisch ermittelt, sondern auch Vertiefungen. Die Umgebung dieser Vertiefungen liegt zwar bereits in der nächsten Höhenschicht, die Vertiefungen selbst liegen aber in der aktuellen Höhenschicht als isolierte kleinflächige Bereiche vor. Daher werden diese vom Modell als Erhöhungen behandelt. Zur Lösung dieses Problems wird mit dem oben beschriebenen Modell ‚generalization’ ein generalisiertes Geländemodell ‚dhm_200gauss7x7’ auf Basis einer räumlichen Auflösung von 200 m gebildet. Lokale Vertiefungen und Erhöhungen werden in diesen DGM nicht mehr abgebildet.

    Abb. 25: IDRISI-Modell zur Entfernung von Vertiefungen und lokaler Erhöhungen.

    In dem in Abbbildung 25 dargestellten Modell ‚rel_hoehen’ wird der die Erhöhungen beinhaltende Layer ‚erh500-3800m_20_400fl’ wird mit dem DGM ‚dhm25’ in Kombination gebracht, die Erhöhungsflächen weisen nun ihre absolute Höhe auf. Durch Differenzbildung mit dem generalisierten Geländemodell ergeben sich für die Erhöhungsflächen die relativen Höhen in Bezug zur direkten Umgebung. Rasterzellen von Vertiefungen im Gelände tragen negative Werte und scheiden in weiterer Folge aus.

    124

    Abb. 26: Gegenüberstellung ursprünglicher und bereinigter Erhöhungs-Layer 15.

    Mit diesem Modell werden somit sämtliche Vertiefungen aus den beiden Layers ‚erh500- 3800m_20_400fl’ und ‚erh500-3800m_10_100fl’ entfernt. Eine Gegenüberstellung von Ausgangsdaten und Ergebnisdaten ist in Abbildung 26 ersichtlich. Es ergeben sich die beiden Layers ‚erh500-3800m_20_400fl_200g’ und ‚erh500-3800m_10_100fl_200g’. Diese Layers werden nun mittels Multiplikation miteinander verknüpft, woraus sich der Layer ‚erh-500- 3800m_k12_200g’ ergibt.

    Kleine und lokale Erhöhungen: Mit dem vorliegenden Modell werden auch viele kleine, lokale Erhöhungen ermittelt, die keine nennenswerten Höhenunterschiede zur ihrer Umgebung aufweisen und maximal auf eine Entfernung von 2 – 5 km sichtbar sind. Diese Erhöhungen sind in landschaftsästhetischer Hinsicht nur für das Blickfeld des unmittelbaren Vordergrundes wirksam und werden daher in dieser Arbeit vernachlässigt. Es werden mit dem Modell ‚generalization’ drei stärker generalisierte Geländemodelle berechnet (Tabelle 7), die je nach Generalisierungsgrad nur mehr eine geringe Anzahl an kleineren Erhöhungen beinhalten. Unter Verwendung des oben beschriebenen Modells ‚rel_hoehen’ wird nun untersucht, inwieweit diese kleinen Erhöhungen aus dem Layer ‚erh- 500-3800m_k12_200g’ entfernt werden können.

    15 die nunmehr entfernten Vertiefungen im bereinigten Erhöhungs-Layer sind rot dargestellt (z.B. Kraigersee bei St.Veit, mit Pfeil markiert) 125

    räumliche Anzahl Rasterzellen Grad der Auflösung in ‚dhm25’ Generali- des für mittlere Höhe resultierender Layer Erhöhungen sierung resultierenden einer neuen Geländemodells Rasterzelle auschließlich größere 1:40 1000 m 1.600 DHM1000GAUSS_I Erhöhungen, die weithin sichtbar sind zusätzlich lokalen 1:100 2500 m 10.000 DHM2500GAUSS_I Erhöhungen zusätzlich kleinere 1:200 5000 m 40.000 DHM5000GAUSS_I Erhöhungen Tabelle 7: Generalisierung des Geländemodells ‚dhm25’ in 3 Generalisierungsgraden.

    Sämtliche kleinere Erhöhungen ragen aufgrund des geringen Höhenunterschieds zur Umgebung nicht über die generalisierten Höhenmodelle hinaus und scheiden dadurch aus. Durch die beschriebene Vorgangsweise wird gewissermaßen auch eine Generalisierung der Erhöhungen erreicht. Es kann nun je nach erforderlichem Genauigkeitsgrad auf einen der drei Layers zugegriffen werden. Es stellt sich heraus, dass das generalisierte Geländemodell ‚DHM5000GAUSS_i’ am besten dazu geeignet ist, sämtliche kleinere Erhöhungen zu entfernen. Nach Anwendung des Modells ‚rel_hoehen’ mit diesem generalisierten Geländemodell ergibt sich der Layer ‚erh- 500-3800m_k12_5000g’.

    Erhöhungen außerhalb der Landesgrenzen: Die Umrahmung Kärntens durch Gebirgsketten sorgt dafür, dass das Bundesland nach außen hin topographisch weitgehend abgegrenzt ist. In der vorliegenden Arbeit soll auch ausschließlich auf den Kärntner Raum eingegangen werden. Die Umrahmung des Landes durch Gebirgsketten hat den Vorteil, dass Sichtbarkeits-Analysen für den Kärntner Raum kaum über die Landesgrenzen hinausgehen. Einige große Bergmassive jenseits der Landesgrenzen, wie jenes der Seetaler Alpen in der Steiermark oder das des Triglav in Slowenien sind auch von aus Kärnten sichtbar. Da das zur Verfügung stehende DGM allerdings nicht mehr als 5 km über die Landesgrenzen reicht, bleiben diese Erhebungen in der vorliegenden Arbeit aber weitgehend unberücksichtigt.

    9.1.4.3 Umwandlung der Erhöhungsflächen in Punktemengen Die ermittelten Erhöhungsobjekte sind flächig ausgeprägt und beinhalten eine dementsprechend große Anzahl an Rasterzellen. Für die nachfolgende Sichtbarkeitsanalyse wirkt sich dieser Umstand in zweifacher Hinsicht negativ aus. Einerseits erhöht sich die Rechenzeit, anderseits stellen sich aufgrund der Verwendung der proportionalen

    126 Sichtbarkeitsanalyse die bereits beschriebenen Nachteile in Zusammenhang mit unterschiedlich großen Objektflächen ein. Die Unterschiede in den Größen der Objektflächen sind aber nicht so ausgeprägt, dass Größenklassen gebildet werden müssten. Es wird lediglich eine Umwandlung der Objektflächen in Punktmengen durchgeführt. Da sämtlichen Erhöhungsobjekten gemeinsam ist, dass sie nach oben hin auf einen Gipfelpunkt zulaufen, ist die Verfahrensweise der Mittelpunktberechnung hierfür recht gut geeignet. Die Erhöhungspolygone dienen als Basis zur Berechnung der geometrischen Mittelpunkte, welche in ArcGIS mit dem Modul ‚Mean Center’ erfolgt. Die Mittelpunkte werden anschließend wieder in IDRISI importiert, von Vektorformat in das Rasterformat umgewandelt und als Layer ‚erh-500-3800m_k12_5000g_center’ abgelegt. Es gilt allerdings zu beachten, dass der tatsächliche Gipfelpunkt nicht immer exakt mit dem geometrischen Mittelpunkt des jeweiligen Polygons übereinstimmt. Diese Abweichung wird vor allem bei größeren Objektflächen (> 100 Rasterzellen) signifikant. Um sicher zu gehen, dass sämtliche Erhöhungsobjekte in der Sichtbarkeitsanalyse auch von allen Seiten „gesehen“ werden, wird der Layer ‚erh-500-3800m_k12_5000g’ mit einem binären Zufallspunkteraster (Verhältnis 1:5) verschnitten (Layer ‚erh-500-3800m_k12_5000g_1zu5’). So werden nicht nur der eigentliche Gipfelpunkt, sondern auch knapp darunter befindliche Geländepunkte mit ihrer jeweiligen Exposition in der Sichtbarkeitsanalyse berücksichtigt. Der die Objektmittelpunkte enthaltende Layer wird nun mit dem die Zufallspunkte enthaltenden Layer durch Maximalwertermittlung kombiniert (Layer ‚erh-500- 3800m_k12_5000g_1zu5+center’).

    9.1.4.4 Sichtbarkeit und absolute Höhen Einer der wichtigsten Faktoren für die Sichtbarkeit eines Objektes ist der Objektstandort und dessen Höhe. Dabei ist jedoch nicht die absolute Höhe des Objektstandortes ausschlaggebend, sondern der relative Höhenunterschied zur unmittelbaren und mittelbaren Umgebung. Da ein DGM absolute Höhen beinhaltet, ist es zur Unterscheidung von Objektstandorthöhen nur bedingt geeignet. Die relative Höhe eines etwa 3000 m hohen Berges, aus einem Tal in Oberkärnten betrachtet, entspricht in etwa der eines 2000 m hohen Berges, von den Becken Unterkärntens aus betrachtet. Der Grund dafür liegt einerseits darin, dass die Basishöhen (Talböden) in Oberkärnten bereits wesentlich höher liegen und andererseits darin, dass die absoluten Höhen der benachbarten Gebirgsmassive im Umkreis ebenfalls größere Seehöhen aufweisen als in Unterkärnten. In Tabelle 8 erfolgt eine Gegenüberstellung zweier Berge aus unterschiedlichen Teilen Kärntens.

    127 Beobachterstandort absolute Höhe am Berggipfel in 6 km absolute Höhe Höhendifferenz Beobachterstandort Entfernung am Berggipfel Gallizien 436 m Hochobir 2139 m 1703 m Winklern 966 m Sadnig 2745 m 1761 m Tabelle 8: Vergleich zweier relativer Höhenunterschiede.

    Um mit relativen Objektstandorthöhen arbeiten zu können, wäre ein eigenes Geländemodell mit relativen Höhen notwendig. Die Erstellung eines Geländemodells mit genauen Relativhöhen für die gesamte Kärntner Landesfläche ist jedoch schwierig. Es wird anstatt dessen ein Geländemodell erstellt, in welchem zumindest das Verhältnis der relativen Höhen unterschiedlicher Berge korrekt wiedergegeben wird, womit auch die primäre Zielsetzung erfüllt ist. Letztlich wird das Geländemodell der relativen Höhen in der vorliegenden Arbeit lediglich zur Einteilung von relativen Höhenklassen benötigt. Die Sichtbarkeitsanalysen arbeiten stets mit dem realen Geländemodell der absoluten Höhen.

    Abb. 27: IDRISI-Modell ‚ dhm_relh’ zur Erstellung eines DGM mit relativen Höhen.

    Der die Basis des in Abbildung 27 dargestellten IDRISI-Modells bildende Layer ‚DHM5000GAUSS_I’ wurde durch eine starke Generalisierung des Geländemodells erstellt. Aufgrund der Generalisierung wurden jedoch nicht nur sämtliche Erhöhungen abgesenkt, sondern auch Vertiefungen angehoben. Um die ursprünglichen absoluten Höhen der Täler und Becken zu erhalten, wird das ursprüngliche DGM mit dem generalisierten DGM ‚DHM5000GAUSS_I’ mit Hilfe einer Minimalwertermittlung kombiniert. Der resultierende Layer wird anschließend einer Generalisierung von 1:40 unterzogen. Danach erfolgt eine Minimalwertermittlung zwischen dem Ergebnislayer und dem ursprünglichen DGM, wodurch sich ein „Rumpfgeländemodell“ ergibt, in welchem die meisten der Gebirge nur mehr einen Höhenbereich von 1000-1700 m aufweisen. Die Differenz zwischen dem ursprünglichen DGM und diesem Rumpfgeländemodell ergibt schließlich ein Geländemodell, welches relative Höhen beinhaltet (Abbildung 28). Während sämtliche Täler und Becken in diesem

    128 Layer eine Höhe von 0 m aufweisen, tragen Berge ausschließlich relative Höhen im Bereich von 100 m bis 2000 m.

    Abb. 28: Geländemodell ‚dhm25rel’ mit relativen Höhen der Berge.

    Abschließend werden die Erhöhungspunkte ‚erh-500-3800m_k12_5000g_1zu5+center’ mit dem Geländemodell ‚dhm25rel’ in Kombination gebracht, sodass die relativen Höhen für alle Erhöhungspunkt vorliegen. Anschließend erfolgt eine Klassifizierung (Tabelle 9).

    Relative Höhe der Erhebungen angenommene maximale Sichtweite Layername 100-300 m 10 km erh_k12_0300m 300-500 m 20 km erh_k12_0500m 500-750 m 60 km erh_k12_0750m 750-2000 m 80 km erh_k12_2000m Tabelle 9: Einteilung der Erhöhungen in Klassen der relativen Höhe.

    Die 4 resultierenden Layers enthalten jeweils Erhöhungsobjekte mit ähnlicher relativer Höhe. Die Werte der relativen Höhen dienen ausschließlich zur Gruppierung der Objekte und werden nicht zur Sichtbarkeitsanalyse herangezogen.

    9.1.4.5 Sichtbedingungen in Zusammenhang mit der Exposition Berge als natürliche Erhöhungen im Gelände sind aufgrund ihrer Größe meist weithin sichtbar. Durch ihre Größe spielt die Entfernung für die Betrachtung eine eher untergeordnete Rolle, da ein Beobachter sich meist je nach Entfernung automatisch einen größeren oder kleineren Ausschnitt des Berges zur Betrachtung wählt. Mit zunehmender Entfernung spielen jedoch die jeweiligen Sichtbedingungen eine immer größere Rolle. Ein wichtiger die Sicht beeinflussender Faktor ist unter anderem die Blickrichtung. Liegt ein Objekt vom Betrachter aus gesehen in Richtung Süden, so ist dieses aufgrund des Gegenlichtes schlechter sichtbar als

    129 ein vergleichbares, ähnlich weit entferntes Objekt in nördlicher Richtung. Aufgrund des starken Helligkeitskontrastes bei Gegenlicht ist auch die Wirkung des Objekts eine andere. Werden die nordseitig ausgerichteten Objektpunkte von Erhöhungen jeweils von der Restmenge der Objektpunkte isoliert, so kann für diese eine eigene Sichtbarkeitsanalyse durchgeführt werden, deren Ergebnis hauptsächlich eine Aussage über die Sicht nach Süden darstellt. Dazu wird zunächst die Exposition für alle Rasterzellen des Geländemodells ‚dhm25’ mit dem IDRISI-Modul ‚SURFACE’ (Modus ‚ASPECT’) errechnet. Die Exposition wird in Grad (0-360) angegeben, wobei 0° eine rein nördliche Exposition und 90° Grad eine östliche Exposition bedeuten. Um Geländebereiche mit nördlicher Exposition zu erhalten, wird ein Wertebereich von +/-30° um Nord gewählt. Alle Geländepunkte mit Expositionswerten in diesem Bereich werden danach mit ‚RECLASS’ ermittelt, wodurch sich der Layer ‚dhm25nord’ ergibt. Dieser Layer wird mit den 3 Objektlayers ‚erh_k12_0500m’, ‚erh_k12_0750m’ und ‚erh_k12_2000m’ kombiniert und Restmengen gebildet. Auf diese Weise werden die vorliegenden Objektmengen jeweils in 2 Teilmengen nach Exposition unterteilt, für die getrennte Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt werden (Tabelle 10). Relative Höhe der Erhebungen Exposition Layername 300-500 m Süden, Osten, Westen erh_k12_0500m_sow 300-500 m Norden erh_k12_0500m_nord 500-750 m Süden, Osten, Westen erh_k12_0750m_sow 500-750 m Norden erh_k12_0750m_nord 750-2000 m Süden, Osten, Westen erh_k12_2000m_sow 750-2000 m Norden erh_k12_2000m_nord Tabelle 10: nach Exposition unterteilte Höhenobjektlayers. 9.1.4.6 Berechnung der Sichtbarkeit Es liegen insgesamt 7 thematische Objektlayers vor, für die Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt werden. Da die zu analysierenden Objekte in flächenhafter Geometrie vorliegen, werden Viewshed-Berechnungen im proportionalen Modus verwendet. Für die Festlegung der Maximalsichtweite für Geländeerhebungen und Berge wird auf Erfahrungswerte zurückgegriffen.

    130

    Abb. 29: Triglav, aufgenommen von der Steinerhütte am südlichen Teil der Saualpe.

    Die vorliegende Fotoaufnahme des Triglav (Abbildung 29) wurde an einem Dezembermorgen von einem Beobachtungsstandort auf der Saualpe angefertigt. Die Entfernung des Objektes vom gewählten Beobachtungsstandort liegt bei 80 km, das Objekt war auch mit freiem Auge gut sichtbar. Da diese Aufnahme jedoch am Morgen bei klarer Sicht erstellt wurde und dennoch bereits Schwächen im Kontrast zeigt, wird diese Objektentfernung als die Maximalsichtweite angenommen. Für jene Objektlayers, die niedrigere Erhebungen beinhalten, werden entsprechend niedrigere Maximalsichtweiten angenommen. Nachdem in den Viewshed-Ergebnissen Waldgebiete aus den Sichtbarkeitsbereichen entfernt wurden und eine Normalisierung durchgeführt wurde, weisen die Sichtbarkeitslayers große Unterschiede in den Wertebereichen auf. Dies ist auf die ungleichmäßige Verteilung der Objekte zurückzuführen und wird mit Hilfe einer Wertbegrenzung sowie eines Ausgleichs überhöhter Wertunterschiede korrigiert. Die Analyse von Erhebungen im Gelände ergibt die in Tabelle 11 angeführten Sichtbarkeitslayers. Relative Höhe der angenommene Layername Geländeerhebungen Exposition maximale Sichtweite zum Umland vp_erh0300m_nwc65_w100n 100-300 m - 10 km vp_erh0500m_nord_nwc65_w10n 300-500 m Nord 20 km vp_erh0500m_sow_nwc60_w10n 300-500 m Süd/Ost/West 20 km vp_erh0750m_nord_nwc47_w10n 500-750 m Nord 60 km vp_erh0750m_sow_nwc45_w10n 500-750 m Süd/Ost/West 60 km vp_erh2000m_nord_nwc50_w10n 750-2000 m Nord 80 km vp_erh2000m_sow_nwc40_w10n 750-2000 m Süd/Ost/West 80 km Tabelle 11: Übersicht der resultierenden Sichtbarkeitslayer für Erhebungen im Gelände.

    131 9.1.5 Alpine und hochalpine Bereiche Unbewaldete Bereiche der alpinen Höhenstufe sowie Vor- und Zwischenalmen sind aufgrund ihrer Höhenlage und der im Vergleich zu bewaldetem Gebiet deutlich helleren Färbung weit sichtbar. Die Farbe von alpinen Rasen reicht von kräftigem Grün in den Sommermonaten bis zu einer rötlich-braunen Färbung im Herbst. Optisch auffallend ist auch das Felsgelände in Kalkgebirgen wie den Karawanken oder in hochalpinen Regionen oberhalb der Vegetationsgrenze. Hier setzen die relativ helle Farbe des Gesteins sowie auch die schroffen Formen der Gipfel und Gipfelketten optische Akzente. Hinzu kommt, dass in den Übergangsjahreszeiten Niederschläge in dieser Höhenlage meist in Form von Schnee anfallen. Aufgrund der wesentlich niedrigeren Jahresdurchschnittstemperatur liegt die Anzahl der Tage mit durchgehender Schneedecke auch um einiges höher als in den Becken- und Tallagen. Somit ergibt sich für diese Gebiete ein Bild, welches zu einem Großteil des Jahres einen starken Kontrast zu sämtlichen tiefer gelegenen Regionen des Landes aufweist. Der freie Blick auf solche alpinen und hochalpinen Bereiche wertet die Aussicht von einem Standort erheblich auf. Der Grund hierfür dürfte vor allem darin liegen, dass die freie Sicht auf hohe und weite entfernte Objekte die Vielfalt und den Kontrastreichtum und somit die Qualität der gebotenen Aussicht erheblich steigert. In der Realraumanalyse werden der alpine und hochalpine Bereich sowie Vor- und Zwischenalmen durch 9 Realraumcodes abgedeckt. Sieben der daraus resultierenden thematischen Objektlayers werden in diesem Kapitel behandelt, den beiden die Gletscher betreffenden Objektlayers wird das nachfolgende Kapitel 9.1.6 gewidmet.

    132

    Layername Beschreibung alp420 alpine Rasen in Mengung mit Felsformationen und Lockermaterial alpine Rasen und Matten, dichte Vegetationsdeckung, meist Almwirtschaft, nicht oder schwach alp430 fels- u. gerölldurchsetzt alp440 Mengung von Krummholz mit alpinen Rasen Mengung von alpinen Rasen mit Bäumen und Baumgruppen. Gebiete zwischen aktueller u. alp460 potentieller Waldgrenze Grünlandbereiche außerhalb des Dauersiedlungsraumes, unterhalb der Waldgrenze, Vor- u. gruen480 Zwischenalmen alp410 Schutt und Geröll, z.T. felsdurchsetzt, Vegetationsansätze alp411 Felsgelände Tabelle 12: Layers des alpinen und hochalpinen Bereiches (ohne Gletscher).

    Aufgrund des unterschiedlichen Charakters wird eine Unterscheidung zwischen Bereichen mit subalpinem Grünland und alpinen Rasen unterschiedlicher Mengung (5 Layers) und Felsgelände mit Schutt und Geröll (2 Layers) getroffen (Tabelle 12). Da es sich ausschließlich um flächenhafte Objekte handelt, wird das dafür entwickelte Grundmodell angewandt. Pro Layer erfolgt eine Unterteilung in mehrere Objektgrößenklassen, wobei die Sublayers der einzelnen Größenklassen proportionalen Sichtbarkeitsanalysen unterzogen werden. Da unterschiedlich große Objekte auch unterschiedliche Maximalsichtweiten aufweisen, werden für die meisten Layers auch mehrere lineare Distanzabnahmebuffer gebildet. Auch die Wertbegrenzung extrem hoher Sichtbarkeitswerte erfolgt getrennt pro Größenklasse. Es ergeben sich so 7 Sichtbarkeitslayers, von denen 5 zu Gesamtlayer ‚v_alprasen’ und 2 zum Gruppenlayer ‚v_felsgebirge’ jeweils durch Maximalwertermittlung zusammengefasst werden.

    9.1.6 Gletscher Schnee- und Eisflächen gehören zu den optisch markantesten Elementen der Bergwelt und beeindrucken bereits aus weiter Entfernung durch ihre Schönheit. Während Schneeflächen selbst in hoch gelegenen Regionen je nach Jahreszeit unterschiedlich präsent sind, verändern Gletscher nur ihr Aussehen aufgrund der wechselnden Schneebedeckung. Dieses jahreszeitlich wechselnde Aussehen bleibt in der vorliegenden Arbeit jedoch unberücksichtigt.

    Die Bedeutung von Gletschern ist vielfältig. Gletscher sind laut H. LANG „wichtige Wasserreserven, erdgeschichtliche Archive, Touristenattraktion, bergsteigerische ‚Feinkost’, Bedrohung und Gefahr, aber letztlich ganz einfach krönender Zierat der Berge, ohne den sich unsere Hochalpen nur schwer vorstellen lassen“. (LANG et LIEB 1993, S. 7)

    133 „Seit Inkrafttreten des neuen Kärntner Naturschutzgesetzes mit 1. Jänner 1987 wird nicht nur der Alpinregion ein verschärfter, sondern darüber hinaus den Gletschern ein unmittelbar wirksamer, umfassender Schutz gesichert. Im Gesetz lautet der Text kurz und einfach: §7 Schutz der Gletscher: Im Bereich von Gletschern und ihren Einzugsgebieten ist jede nachhaltige Beeinträchtigung der Landschaft verboten. Ziel dieser Bestimmung ist ein totaler Gletscherschutz, mit dem sowohl für den Eisstrom (Nähr- und Zehrgebiet) des Gletschers wie auch für das Einzugsgebiet jede nachhaltige Beeinträchtigung verboten wird“.

    (LANG et LIEB 1993, S. 106) Zur Sichtbarkeitsanalyse von Gletschern werden aus der Realraumanalyse die Realraumtypen 400 (Gletscher) und 560 (Gletscherschigebiete) als Objektlayers extrahiert und jeweils einer Analyse unterzogen. Die Objektmenge des Objektlayers für Gletscherschigebiete beschränkt sich auf einen kleinen Ausschnitt des Mölltaler Gletschers. Aufgrund der zu differenzierenden Bewertung wird dieser Teil des Gletschers getrennt behandelt. Für beide Objektlayers wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte angewandt, woraus die beiden Sichtbarkeitslayers für Gletscherobjekte 'vp_alp400_nwc65_w10n_xb210km' und 'vp_alp560_nw_w10n_xb80km' resultieren. Für Gletscher wird eine überdurchschnittliche Maximalsichtweite von 140 km angenommen. Ausgangspunkt für diese Annahme ist eine Fotoaufnahme von der Hochalmspitze, welche an einem klaren Novembernachmittag von einem Beobachtungsstandort auf der Saualpe angefertigt wurde (Abbildung 30).

    Abb. 30: Hochalmspitze aufgenommen von der Steinhütte am südlichen Teil der Saualpe.

    Die Entfernung zwischen Beobachtungsstandort und Objekt beträgt in etwa 103 km. Das Objekt war auch mit dem freien Auge gut sichtbar. Für die Annahme der Maximalsichtweite wurde dieser Entfernungswert daher noch um ein Drittel erhöht.

    134 9.1.7 Freizeitflächen Bei Freizeitflächen handelt es sich überwiegend um Grünland, welches zusätzlich zur Mahd auch einer weiteren, speziellen Verwendung zugeführt wird. In der Realraumanalyse wird hier zwischen Schipisten (Realraumcodes 2#9, 590, 570 und 580), sonstigen Freizeit- und Sportflächen (Realraumcode 540) und Golfplätzen (Realraumcode 530) unterschieden. Schipisten reichen von der hochalpinen Stufe bis in die untere Bergstufe. Die gesonderte Ausweisung dieser Flächen, die sich von benachbarten Flächen meist nur durch das Vorhandensein von Aufstiegshilfen unterscheidet, ermöglicht eine getrennte Bewertung. Zur Sichtbarkeitsanalyse wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte zusammen mit dem Geländemodell ‚dhm25w’ angewandt. Die vier resultierenden Sichtbarkeitslayers werden zum Layer ‚v_schi’ zusammengefasst. Golfplätze weisen nicht die Natürlichkeit von sonstigem Grünland auf, da der extrem artenarme Rasen durch den ständigen Schnitt auf konstanter Höhe gehalten wird. Sonstige Freizeitgrünflächen unterscheiden sich nur geringfügig von reinem Grünland. Die beiden entsprechenden Objektlayers werden mit dem Grundmodell für flächenhafte Objekte analysiert. Die beiden sich daraus ergebenden Sichtbarkeitslayers werden zum Layer ‚v_freizeit_grün’ zusammengefasst.

    9.2 Objekte von Menschenhand In den nachfolgenden Kapiteln wird auf sämtliche Landschaftselemente eingegangen, die durch den Mensch geschaffen oder entscheidend beeinflusst wurden. Jeder dieser thematischen Objektlayers enthält jeweils Flächen einer bestimmten Nutzungsart, auf denen meist entsprechende Einzelobjekte stehen. Die betreffenden Einzelobjekte mit ihren jeweiligen Objekthöhen werden nicht explizit erfasst. Es wird aber für jeden Objektlayer die Durchschnittshöhe der beinhalteten Objekte geschätzt, welche anschließend in den Berechnungsmodellen verwendet wird. Bei der Sichtbarkeitsanalyse gilt diese geschätzte Objekthöhe für alle Objektrasterzellen eines Layers.

    9.2.1 Kulturgüter Vor allem kulturhistorische Anlagen wie Burgen, Schlösser und sakrale Bauten wirken durch ihre meist auffällige Form und Lage in der Landschaft stark auf ihre Umgebung. Der landschaftsästhetische Wert von Kulturgütern liegt aber nicht nur in den Bauten selbst, sondern auch in deren unmittelbaren Umgebung, welche oft parkähnlich gestaltet ist, und die durch ihre exponierte Lage auffällt. Sämtliche Kulturgüter Kärntens sind im Katalog ‚burgen_schlösser.shp’ als punkthafte Objekte enthalten. Zusätzlich werden aus der Realraumanalyse Kärntens sämtliche Flächen 135 mit dem Realraumcode 170 (Historische Anlagen wie Schlösser, Klöster, inkl. Parkflächen und historischen Altbauten) berücksichtigt. Bei den durch diese Flächen repräsentierten Objekten handelt es sich ausschließlich um größere Kulturgüter, bei denen die Objektfläche einen entscheidenden Faktor darstellt. Diese Kulturgüter werden daher ausschließlich aus der Realraumanalyse Kärntens genommen. Ausgehend von diesen beiden Datenquellen wird nun eine Unterscheidung nach vier Größenkategorien (Tabelle 13) getroffen. angenommene angenommene Modus der Beispiele Kate- Daten- Geometrie durchschnittliche Durchschnitts- Sichtbarkeits- für gorie quelle -typ Maximal- höhe der berechnung Objekte sichtweite Objekte Real- Burgen raum- flächen- Schlösser A analyse 10 km 20 m proportional haft Festunge Code n Stifte 170 Katalog Kultur- güter wie in A, boolesch B nicht in punkthaft 5 km 15 m jedoch 5 Objekthöhenstufen Real- kleiner raum- analyse Katalog boolesch Kirchen C Kultur- punkthaft 3,5 km 15 m 5 Objekthöhenstufen Türme güter wie in C, Katalog boolesch jedoch C2 Kultur- punkthaft 5 km 15 m 5 Objekthöhenstufen Lage güter exponiert Katalog boolesch D Kultur- punkthaft 2 km 10 m Kapellen 5 Objekthöhenstufen güter Tabelle 13: Übersicht der Größenkategorien der Kulturgüter.

    9.2.1.1 Kategorien für die Sichtbarkeitsanalyse Es wird für die Sichtbarkeitsberechnungen in allen 5 Kategorien das digitale Höhenmodell ‚dhm25grgeb’, dessen Geländehöhen um Waldhöhen und Gebäudehöhen ergänzt wurden, als Basis verwendet. Es werden in allen Kategorien getrennte Sichtbarkeitsanalysen für einzelne Objekthöhenstufen berechnet, die mit dem Modell ‚nwaldg+kombadd.imm’ zusammengefasst werden. Waldgebiete und dicht bebaute Gebiete werden aus allen Sichtbarkeitslayers entfernt, indem die Sichtbarkeitswerte in diesen Bereichen auf 0 gesetzt werden.

    Kategorie A

    Die Objekte der Größenkategorie A sind vom Geometrietyp her flächenhaft ausgeprägt, die Flächen liegen zwischen 10 und 160 Rasterzellen (0,6 bis 10 ha). Da die Objekte zugleich 136 auch eine große Bauhöhe aufweisen, werden proportionale und boolesche Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt. Für einige der Objekte werden eigene Sichtbarkeitsanalysen in beiden Modi durchgeführt. Die Burg Hochosterwitz (‚hochosterwitz’) ist das größte Objekt der Kategorie A und wurde auf einer Felserhebung erbaut. Die gesamte Anlage beansprucht praktisch die ganze Fläche der Felserhebung. Wegen ihrer stark exponierten Lage und ihrer Größe wird für dieses Objekt eine eigene Sichtbarkeitsanalyse mit einer angenommenen Maximalsichtweite von 12 km sowohl im proportionalen Modus wie auch im booleschen Modus für 5 Objekthöhenstufen durchgeführt (Viewshed-Layers ‚vp_hochosterwitz’ und ‚vb_how_10!20!26!32!38’). Der Faktor der Entfernung wird jeweils durch Einrechnung eines quadratischen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 18 km berücksichtigt (Viewshed- Layers ‚vp_how_nwg_xqb18km_n’ und ‚vb_how_10!20!26!32!38_xqb18km’). Die Objekte „Burgruine Finkenstein“ und „Burgruine Landskron“ werden im verwendeten Geländemodell ‚dhm25grgeb’ größtenteils durch Wald verdeckt, was dem Bild in der Realität nicht ganz entspricht. Der Grund hierfür liegt einerseits in einem geringfügigen Höhenunterschied des lokalen Baumbestandes zwischen Modell und Wirklichkeit als und andererseits darin, dass die feinen lokale Geländeunebenheiten und Erhöhungen, auf denen diese beiden Objekte stehen, durch die räumliche Auflösung des Geländemodells etwas abgeschwächt und daher nicht in voller Höhe dargestellt werden. Für diese beiden Objekte werden daher ebenfalls eigene Sichtbarkeitsanalysen sowohl im proportionalen Modus (Viewshed-Layers ‚vp_fink_fla’ und ‚vp_landskr_fla’) als auch im booleschen Modus (Viewshed-Layers ‚vb_fink_20!25!30!35!40’ und ‚vb_landskr_10!20!26!32!38’) in je 5 Objekthöhenstufen berechnet, wobei hier für die Objekthöhen höhere Werte (siehe Tabelle 14) angenommen werden. Damit wird erreicht, dass diese Objekte auch im Modell eine gute Sichtbarkeit aufweisen. Für den Radius der beiden verwendeten Distanzabnahmebuffer wird ein Wert von 15 km eingesetzt. Es ergeben so die beiden proportionalen Sichtbarkeitslayers ‚vp_fink_nwgc80_w2n_xqb15km’ und ‚vp_landskr_nwg_w5n_xqb15km’ sowie die beiden booleschen Sichtbarkeitslayers ‚vp_fink_20!25!30!35!40_xqb15km’ und ‚vb_landskr_10!20!26!32!38_xqb15km’. Für alle restlichen Objekte werden 7 Größenklassen gebildet und für jede Größenklasse eine getrennte Sichtbarkeitsanalyse in beiden Modi mit einer angenommenen Objekthöhe von 20 m und einer maximalen Sichtweite von 10 km durchgeführt. Im Zuge der proportionalen Sichtbarkeitsanalysen wird für jedes der Einzelergebnisse eine Maximalwertbegrenzung

    137 sowie eine Ausgleichung überhöhter Wertunterschiede durchgeführt, wobei für jeden Layer individuelle Parameterwerte festgelegt werden (Tabelle 14). Exponential- Radius Layer der ang. Wert- faktor für Distanz- Sichtbarkeits- Obj. begr. Ausgleichung abnahme- Ergebnislayer analyse Höhe bei % Wertunter- buffer in schiede km vp_kultur_a gk1 20 45 0.01 10 x1_c45_w100_qb10km vp_kultur_a gk2 20 55 0.1 9 x2_c55_w10_qb9km vp_kultur_a gk3 20 20 0.01 8 x3_c20_w100n_qb8km vp_kultur_a gk4 20 25 0.01 7 x4_c25_w100n_xqb7km vp_kultur_a gk5 20 35 0.1 6 x5_c35_w10n_xqb6km vp_kultur_a gk6 15 50 0.1 6 x6_c50_w10n_xqb6km vp_kultur_a gk7 15 60 0.1 6 x7_c60_w10n_xqb6km vp_hochosterwitz 20 - - 18 vp_how_nwg_xqb18km_n vp_fink_fla 45 80 0.5 15 vp_fink_nwgc80_w2n_xqb15km vp_landskr_fla 20 - 0.2 15 vp_landskr_nwg_w5n_xqb15km Tabelle 14: Einzelne Sichtbarkeitslayers der Kategorie „Kultur A“.

    Die Ergebnislayers werden zusammengefasst, indem für alle Rasterzellen der Maximalwert ermittelt wird. Es ergibt sich für die Sichtbarkeitsanalyse der Objektflächen der Ergebnislayer ‚vp_kult_a_nwgcx_wxn_xqbxkm’. Um auch auf die vertikale Struktur der Objekte eingehen zu können, werden boolesche Sichtbarkeitsanalysen für unterschiedliche Objekthöhenschichten in allen Größenklassen durchgeführt. Dazu werden die den Objekten der Kategorie A entsprechenden Objektpunkte aus dem Katalog der Kulturgüter verwendet. Für die Objekte jeder der 7 Größenklassen werden jeweils 5 Objekthöhenstufen analysiert. Dies ergibt eine Anzahl von 35 durchzuführenden booleschen Sichtbarkeitsanalysen. Die für die Berechnung der jeweiligen Größenklassen verwendeten Objekthöhen und maximalen Sichtweiten werden dabei gleich gewählt wie bei den proportionalen Sichtbarkeitsanalysen. Die Ergebnisse der booleschen Sichtbarkeitsanalysen für die 5 Objekthöhenstufen der 7 Größenklassen sowie der drei zusätzlichen Objekte werden jeweils durch Summierung zusammengefasst, normalisiert und mit dem jeweiligen Distanzabnahmebuffer kombiniert. Es ergeben sich 10 Layers, die über eine Maximalwertermittlung zusammengefasst werden, womit sich ein Ergebnislayer für alle booleschen Sichtbarkeitsanalysen ergibt (Layer ‚ vb_kultur_ap_hs5_nwg_xqb10!9!8!7!6km’). Die beiden Ergebnislayers der proportionalen und der booleschen Sichtbarkeitsanalyse werden mittels Addition zusammengefasst und normalisiert und ergeben den Gesamtlayer ‚v_kultur_a_komb’ für die Kategorie A.

    Kategorie B

    Die 105 Objekte dieser Kategorie liegen ausschließlich in punkthafter Ausprägung vor. Es werden daher ausschließlich boolesche Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt. Für eine

    138 genauere Analyse wird eine Unterteilung der angenommenen Objekthöhe in 5 Objekthöhenstufen von 3 bis 15 m vorgenommen und für jede der Objekthöhenstufen eine Berechnung durchgeführt. Die Viewshed-Ergebnisse der 5 Objekthöhenstufen werden mit dem Modell ‚nwaldg+kombadd.imm’ aufaddiert. Um die Wertunterschiede (1-5) etwas abzuschwächen, wird im Modell ‚to_bin_x5_add_norm.imm’ für alle sichtbaren Bereiche der Wert 5 addiert und das Ergebnis normalisiert. Zur Berücksichtigung des Sichtbarkeitsfaktors der Entfernung wird noch ein quadratischer Distanzabnahmebuffer von 7 km eingerechnet. Daraus ergibt sich der Ergebnislayer ‚vb_kultur_b_5hs_nwgadd_pl_binx5_n_xqb7km’.

    Kategorie C

    Bei den Objekten dieser Kategorien handelt es sich zum größten Teil um Kirchen und andere sakrale Bauten der mittleren Größe. Viele Kirchen stehen auf exponierten Aussichtslagen, die entsprechend gut und von vielen Standorten sichtbar sind. Es wird daher eine Unterscheidung nach Standort getroffen. Zur Analyse der Lage müssen die relativen Höhen des Geländes untersucht werden. Für die Analyse der Geländeerhöhungen Kärntens wurden mehrere generalisierte Geländemodelle erstellt. Im Zuge der Generalisierung wurden Erhöhungen abgesenkt und Vertiefungen erhöht. Zur Ermittlung der relativen Höhen wird die Differenz zwischen dem Geländemodell ‚dhm25’ und dem generalisierten Geländemodell ‚DHM1000GAUSS_I’ gebildet und mit den Objektstandorten in Kombination gebracht. Objektstandorte mit einem Differenzwert größer 0 bilden die Menge aller weithin sichtbaren Objekte auf Anhöhen, diese werden mit ‚RECLASS’ extrahiert und der Kategorie C2 zugeordnet. Das Objekt „Kirche Wolschartwald“ muss aus dieser Objektmenge genommen werden, da es zwar auf einer Erhöhung steht, jedoch aufgrund seiner Lage inmitten bewaldeten Gebiets kaum sichtbar ist. Für alle verbleibenden Objekte werden Sichtbarkeitsanalysen für 5 Objekthöhenstufen von 3 bis 15 m mit einer angenommenen Maximalsichtweite von 5 km durchgeführt. Die ‚VIEWSHED’-Ergebnisse der 5 Objekthöhenstufen werden mit dem Modell ‚to_bin_x5_add_norm.imm’ weiterbearbeitet, wie dies auch in der Kategorie B gemacht wurde. Das Ergebnis wird mit einem quadratischen Distanzabnahmebuffer von 5 km kombiniert, wodurch sich der Layer ‚vb_kultur_c_o0dhm- g1000_5hs_nwg_sum_pl_binx5_n_xqb5km’ ergibt. Alle Objekte, die nicht auf exponierten Lagen positioniert sind, bilden die Restmenge der Kategorie C. Diese werden unter Verwendung eines Zufallspunkterasters in zwei Objektmengen geteilt, um Nachbarschaftseffekte in den Sichtbarkeitsanalysen zu vermeiden.

    139 Für die beiden resultierenden Objektlayers, die 314 bzw. 303 punkthafte Objekte beinhalten, werden jeweils Sichtbarkeitsanalysen für 5 Objekthöhenstufen von 3 bis 15 m durchgeführt. Aufgrund der weniger aussichtsreichen Standorte wird eine Maximalsichtweite von lediglich 2,5 km angenommen. Die ‚VIEWSHED’-Ergebnisse der 5 Objekthöhenstufen beider Objektmengen werden wie in Kategorie B weiterbearbeitet. Die beiden Ergebnislayers werden jeweils mit einem aus der zugrunde liegenden Objektmenge berechneten quadratischen Distanzabnahmebuffer von 2,5 km kombiniert und durch Maximalwertermittlung zusammengefasst. Daraus ergibt sich schließlich der Layer ‚vb_kultur_cr12_5hs_nwgadd_pl_binx5_n_xqb2°5km’ für die Kategorie C. Die beiden Sichtbarkeitslayers der Objekte an erhöhten Standorten (Kategorie C2) und der restlichen Objekte (Kategorie C) werden über eine Maximalwertermittlung zum Layer ‚vb_kultur_c_komb’ zusammengefasst.

    Kategorie D

    In dieser Kategorie liegen ausschließlich Kapellen und kleinere Objekte vor. Es wird eine Aufteilung der Objekte in zwei Objektmengen unter Verwendung eines Zufallspunkterasters vorgenommen, da sich manche der Objekte in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander befinden. Für die beiden resultierenden Objektlayers, die 247 bzw. 215 punkthafte Objekte beinhalten, werden jeweils Sichtbarkeitsanalysen für 5 Objekthöhenstufen von 2 m bis 10 m durchgeführt. Aufgrund der geringeren Objektgrößen wird eine Maximalsichtweite von 1,25 km angenommen. Die ‚VIEWSHED’-Ergebnisse der 5 Objekthöhenstufen beider Objektmengen wie in den Kategorien B und C weiterbearbeitet. Die beiden Ergebnislayers werden mit quadratischen Distanzabnahmebuffern von 1,5 km kombiniert, die aus der jeweiligen Objektmenge berechnet wurden, und über eine Maximalwertermittlung zusammengefasst. Es ergibt sich der Layer ‚vb_kultur_d12_5hs_nwgadd_pl_binx5_n_xqb1°5km’.

    9.2.2 Städtisches und bebautes Gebiet Bebaute Flächen haben durchaus unterschiedliche Wirkung auf das Landschaftsbild. Während Stadtkerne und alte Ortskerne wegen ihrer Kirchen, alten Gebäude mit historischen oder traditionellen Baustil, Plätze und Innenhöfe durchaus positiv wirken, werden Gebiete mit mehrgeschossigen Wohnanlagen oder Stadtrandzonen mit Verbrauchermärkten und Betrieben von ihrer optischen Wirkung eher negativ eingestuft. Auch großflächige offene Bebauung, die einen der Hauptgründe für den stetig steigenden Flächenverbrauch darstellt, kann nicht gerade als Bereicherung des Landschaftsbildes angesehen werden, vor allem, wenn ein Vergleich mit

    140 der ehemaligen Landnutzung angestellt wird, bei der es sich meist um Grünland oder Ackerland gehandelt hat. Ein weiterer Aspekt ist die Aussicht auf eine Stadt oder Ortschaft von einem höher liegenden Beobachtungsstandort. Der Blick von oben auf eine Stadt wird im Allgemeinen als eher positiv empfunden, da die Entfernung und der Höhenunterschied eine gewisse Distanz schaffen und nicht mehr zwischen angenehmen und störenden Objekten unterschieden werden muss. Mittels eines eigenen Modells wird errechnet, von welchen Landschaftspunkten größere Städte und Ortschaften gesehen werden können.

    9.2.2.1 Stadtkerne und Ortskerne Traditionelle und historische Altstadtbereiche in Stadtkernen und Ortskernen beinhalten oft eine große Zahl an historischen und unter Denkmalschutz stehenden Bauten. In der Realraumanalyse werden diese Flächen über die Realraumcodes 111 (Stadtkerne) und 112 (sonstige Ortskerne) abgebildet. Ortskerne von Märkten und Dörfern wurden vielfach noch mit lokalen Baumaterialien und in einem der Landschaft angepassten Stil erbaut. Diese sind in der Realraumanalyse durch den Code 114 (Zentren nicht geschlossen bebauter, ländlicher Siedlungen, Kern im Dorf) erfasst. Orts- und Stadtkerne sind Form, Bauweise und Zusammenstellung der Gebäude meist einzigartig und verleihen der Stadt oder Ortschaft ihren eigenen unverwechselbaren Charakter. Für die drei vorliegenden Objektlayers werden Sichtbarkeitsanalysen im proportionalen Modus durchgeführt. Für das Geländemodell wird der Datensatz ‚dhm25grgeb’ als Basis verwendet, in welchem die geschätzten Objekthöhen von Gebäuden und von bewaldetem Gebiet zum Gelände addiert wurden. Aufgrund der Tatsache, dass auch für die hier zu untersuchenden Objektflächen die geschätzten Objekthöhen in diesem DGM bereits zur Geländehöhe addiert wurden, müsste bei der Sichtbarkeitsanalyse mit einer Objekthöhe von Null gearbeitet werden. In diesem Fall könnten aber im Gelände tiefer liegende Bereiche trotz der Gebäudehöhe durch höhere Geländebereiche verdeckt werden. Aus diesem Grunde werden in im DGM ‚dhm25grgeb’ für jeden der drei Objektlayers die Flächen der untersuchenden Objekte wieder auf die ursprüngliche Geländehöhe „gesenkt“. Es werden somit 3 veränderte DGM-Datensätze aus ‚dhm25grgeb’ berechnet: ‚dhm25grgeb!111’, ‚dhm25grgeb!112’ und ‚dhm25grgeb!114’. Jedes dieser 3 Geländemodelle wird nun zur Sichtbarkeitsanalyse des jeweiligen Objektlayers verwendet, wobei bei der Analyse nun auch die jeweilige Objekthöhe angegeben wird. Als Maximalsichtweite wird für alle 3 Objektlayers

    141 der geschätzte Wert von 10 km eingesetzt. Die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen werden entsprechend dem Grundmodell für flächenhafte Objekte weiterverarbeitet. Die resultierenden Sichtbarkeitslayers werden über eine Maximalwertermittlung zum Layer ‚v_zentren’ zusammengefasst.

    9.2.2.2 Wohngebiet und städtische Verdichtung Die Bebauung in den Gebieten ring um den Kernbereich von Orten ist meist jünger und weist nur mehr eine geringe Zahl an traditionellen Formen auf. Mit zunehmender Entfernung vom Zentrum wird das Alter der Gebäude immer geringer, die Bauten sind oft nur einige Jahrzehnte oder Jahre alt. Das Erscheinungsbild in diesen bis hinaus zum Stadtrand reichenden Gebieten ist oft geprägt von mehrgeschossigen Wohnbauten, Betrieben und Verbrauchermärkten. Aufgrund der oftmals starken Ähnlichkeit dieser Gebiete untereinander, in Bezug auf Bauweise und Gliederung, kann von keinem unverwechselbaren Landschaftsbild gesprochen werden. Aufgrund des vielfach sehr einheitlichen Stils bei Wohnbauten gibt es oftmals sogar Ähnlichkeiten über Ortschaften hinweg. Die zugehörigen Objektlayers werden in der Realraumanalyse durch die Realraumscodes 122 (städtische Verdichtung, Mengung von einzelnen Wohnblöcken, Reihenhausanlagen mit sonstiger offener Bebauung, Dominanz der Wohnfunktion), 123 (große mehrgeschossige Wohnanlagen unterschiedlicher Bauperioden), 124 (städtische Verdichtung allgemeiner struktureller und funktionaler Mengung) und 134 (Mischgebiet von Wohn- u. Betriebsfunktionen) repräsentiert. Für die Sichtbarkeitsanalyse wird auch hier das DGM ‚dhm25grgeb’ als Basis genommen. Wie oben werden auch hier für jeden Objektlayer die jeweiligen Objektflächen auf Geländehöhe gebracht und somit für jeden Objektlayer ein zugehöriges DGM berechnet. Auf jeden der vier Objektlayers wird nun das Grundmodell für flächenhafte Objekte mit jeweiliger Objekthöhe, Maximalsichtweite und Radius des verwendeten linearen Distanzabnahmebuffers angewendet. Aus den Ergebnissen wird durch Maximalwertermittlung der Layer ‚v_städt’ generiert.

    9.2.2.3 Öffentliche Bauten Flächen, auf denen größere öffentliche Bauten stehen, sind in der Realraumanalyse mit einem eigenen Realraumtyp (150) ausgewiesen. Es handelt sich hier um Krankenhäuser, Schulzentren, Universitäten, Kasernen sowie um größere Komplexe von öffentlichen Gebäuden. Um eine getrennte Bewertung dieser Objekte zu ermöglichen, wird ein eigener Objektlayer gebildet und einer Sichtbarkeitsanalyse unterzogen. Als Geländemodell wird

    142 auch hier der Layer ‚dhm25grgeb’ als Basis verwendet, wobei die Objektflächen selbst auf Geländehöhe gebracht werden. Zur Analyse wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte zusammen mit dem angepassten Geländemodell angewendet, die angenommene Maximalsichtweite beträgt 4 km. Es ergibt sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_öff150_nwgc60_w10n_xb7km’.

    9.2.2.4 Offene Bebauung Diese recht flächenintensive Art der Bebauung findet sich sowohl in den Randbereichen von Städten und Ortschaften als auch isoliert in Form von Siedlungen ohne eigenes Zentrum wieder. Auch hier kann nicht von unverwechselbaren Elementen in der Landschaft gesprochen werden, da es sich um Gebiete nahezu identischen Charakters handelt. In der Realraumanalyse werden diese Objekte durch die Realraumscodes 131 (offene Bebauung im Allgemeinen), 132 (größere "einförmige" Einzelhaussiedlungs- und Reihenhaussiedlungsgebiete) und 133 (Siedlungssplitter) für den normalen Siedlungsbereich abgebildet. Zusätzlich gibt es für den Bereich von Freizeitwohngebieten und Feriensiedlungen die 2 Realraumcodes 163 (Freizeitwohngebiete an Badeteichen und im Bergland) und 165 (Tourismus- und Freizeiteinrichtungen unterschiedlicher Art). Für die Sichtbarkeitsanalyse der 3 Objektlayers ‚s131’, ‚s132’ und ‚s133’ wird das DGM ‚dhm25grgeb’ als Basis genommen. Wie bereits oben beschrieben, wird daraus für jeden Objektlayer ein eigenes DGM berechnet. Die drei Objektlayers werden zusammen mit den zugeordneten DGMs nach dem Grundmodell für flächenhafte Objekte weiterverarbeitet. Aus den drei Ergebnislayers wird durch Maximalwertermittlung der Layer ‚v_offenbeb’ generiert. Die Sichtbarkeitsanalyse der beiden Objektlayers ‚nn_freizw163’ und ‚nn_fvfrei165’ greift auf das Geländemodell ‚dhm25grgeb’ zurück, wendet aber ansonsten die gleiche technische Vorgangsweise an. Die beiden Sichtbarkeitslayers werden zum Layer ‚v_freiz_fremdfv’ zusammengefasst.

    9.2.2.5 Einkaufzentren und Märkte am Stadtrand An den Rändern und Haupteinfahrtstraßen der meisten Städte und Ortschaften haben sich zahlreiche Einkaufszentren und Fachmärkte angesiedelt. Die optische Wirkung in ästhetischer Hinsicht ist eher negativ zu beurteilen, da diese Bauten meist ausschließlich funktionell ausgerichtet sind und recht große Flächen in Anspruch nehmen. Ein großer Teil der Flächen entfällt auf Parkplätze, welche vielfach überdimensioniert sind. Zur Sichtbarkeitsanalyse werden aus der Realraumanalyse alle Flächen mit dem Realraumcode 143 in einen eigenen Objektlayer übergeführt. Dabei wird das Grundmodell für

    143 flächenhafte Objekte zusammen mit dem Geländemodell ‚dhm25grgeb’ angewendet (angenommene Maximalsichtweite 4 km), woraus sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_s143_nwgc75_w10n_xb6km’ ergibt.

    9.2.2.6 Naturnahe Nutzung Auch innerhalb von Städten und Ortschaften finden sich zahlreiche Grünflächen ohne dazwischen liegende Bebauung. Städtische Grünflächen sind aus ökologischen und klimatischen Gründen (Temperaturausgleich, Frischluftschneiden) zentrale Komponenten der Stadtstruktur. Aber auch aus sozialpsychologischer Sicht (Wohnattraktivität und – zufriedenheit) spielen sie für die in der Stadt lebende Bevölkerung eine bedeutende Rolle.

    (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 26) Zu diesen Flächen gehören Parks, Gärtnereien, Schrebergärten, Sportflächen, Friedhöfe, aber auch Brachland und ungenutztes Gelände. In der Realraumanalyse wird für diese Nutzungsarten zwischen 6 Realraumtypen (136, 145, 161, 162, 164 und 166) unterschieden, die auch getrennt voneinander behandelt werden. Zur Sichtbarkeitsanalyse wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte zusammen mit dem Geländemodell ‚dhm25grgeb’ angewandt. Die verwendeten Parameter sind der Objektliste in Anhang A zu entnehmen. Auf Basis der Bewertung der Objektlayers, welche in Kapitel 10.1 noch genauer beschrieben wird, werden die Sichtbarkeitslayers dieser 6 Objektlayers in 2 Gruppen zusammengefasst, wodurch die beiden Gruppenlayers ‚v_gärtn_ext_sport’ und ‚v_park_friedh_gärt’ entstehen.

    9.2.2.7 Die Stadt als Gesamtobjekt Die Wirkung der Aussicht auf eine Stadt oder Ortschaft hängt in erster Linie ab von der Entfernung und vom Umstand, ob das Gebiet von gleicher Höhe oder von oben betrachtet wird. Während dicht bebautes Gebiet aus der Nähe landschaftsästhetisch meist nicht positiv auf den Betrachter wirkt, da durch die Bauten die Aussicht auf das Umland versperrt wird und Grünflächen meist rar sind, ist die Wirkung eines größeren bebauten Gebietes von oben oder aus mittlerer Entfernung betrachtet durchaus positiv. Der Abstand und die Höhe des Beobachtungsstandortes spielt hier eine entscheidende Rolle. Wird eine Ortschaft aus mittlerer Entfernung von einer Anhöhe aus betrachtet, so treten höhere Gebäude wie Kirchen und Hochhäuser besonders stark in Erscheinung, was aus der Ferne betrachtet durchaus positiven Charakter haben kann. Für die folgende Sichtbarkeitsanalyse muss zunächst ein Layer mit den zu untersuchenden Objekten erstellt werden. Dazu wird eruiert, welche Orte in Kärnten dicht bebautes Gebiet aufweisen. Auf Basis der Realraumanalyse werden Flächen eruiert, die eine

    144 entsprechende Bebauung aufweisen und als „städtisches Gebiet“ betrachtet werden können (Tabelle 15). Realraumcode Beschreibung 111 Stadtkerne (sofern von entspr. Flächengröße) 112 sonstige Ortskerne (meist Marktorte, und sofern von darstellbarer Größe) 121 übriges vorwiegend geschlossen bebautes städtisches Siedlungsgebiet städtische Verdichtung, Mengung von einzelnen Wohnblöcken, Reihenhausanlagen 122 mit sonstiger offener Bebauung, Dominanz der Wohnfunktion 123 große mehrgeschossige Wohnanlagen unterschiedlicher Bauperioden 124 städtische Verdichtung allgemeiner struktureller und funktionaler Mengung 134 Mischgebiet von Wohn- u. Betriebsfunktionen 143 große (Stadtrand-)Verbrauchermärkte 150 bebaute Flächen der öffentlichen Hand (Schulzentren, Kasernen, Krankenhaus, etc.) Tabelle 15: Realraumtypen für städtisches Gebiet.

    Mit diesen Realraumtypen werden die größeren Orte Kärntens abgebildet. Es werden sowohl die Zentren als auch Wohngebiete, Infrastrukturbauten und Gebiete mit großen Verbrauchermärkten berücksichtigt. Der Realraumtyp 121 kommt in Kärnten nicht vor. Für die verbleibenden 8 Realraumtypen werden Objektlayers erstellt, die zusammengelegt werden. Der resultierende Layer enthält die Flächen aller Ortschaften Kärntens. Die Flächen werden nach ArcGIS exportiert und dort nach der Größe sortiert. Layername Ortsname Fläche städtisches Gebiet angenommene maximale Sichtweite ort1 Klagenfurt 1140,6 ha 15 km ort2 704 ha 15 km ort3 Spittal 239,4 ha 10 km ort4 St.Veit/Glan 179 ha 10 km ort5 Wolfsberg 142,9 ha 10 km ort6 Feldkirchen 96 ha 7 km ort7 Völkermarkt 74,8 ha 7 km ort8 Friesach 57,7 ha 7 km ort9 Hermagor 46,8 ha 7 km ort10 Althofen 41,8 ha 7 km ort11 Bad St.Leonhard 40 ha 7 km ort12 Radenthein 27 ha 7 km ort13 Brückl 21,9 ha 7 km Tabelle 16: Kärntens 13 flächenmäßig größte Orte.

    Als Mindestgröße wird eine Fläche von 250 Rasterzellen (etwa 16 ha) angenommen. Daraus resultieren 13 Ortschaften und Städte (Tabelle 16), die näher untersucht werden. Aufgrund der recht unterschiedlichen Größe müssen die Flächen allerdings getrennt untersucht werden, da bei Verwendung der Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus ansonsten unerwünschte Gewichtungseffekte auftreten, die bereits beschrieben wurden. Es werden daher 13 eigene Objektlayers gebildet.

    145 Zunächst wird für jeden Layer eine Viewshed-Analyse im proportionalen Modus mit dem Geländemodell ‚dhm25w’ durchgeführt. Zur Verminderung der Rechenzeit werden die Layers vorher mit einem binären Zufallspunkteraster im Verhältnis von 1:7 verschnitten. Die angenommene Maximalsichtweite wird für alle Layers entsprechend den in Tabelle 16 angegebenen Werten festgelegt. Um die Sicht auf die jeweilige Ortschaft auf jene Beobachtungsstandorte einzuschränken, die höher liegen, wird ein eigenes IDRISI-Modell (Abbildung 31) erstellt.

    Abb. 31: IDRISI-Modell ‚gr_orte_v’ zur Ermittlung von höher liegenden Bereichen.

    Es wird die durchschnittliche Höhe des Ortes unter Berücksichtigung der Höhenverteilung ermittelt, indem die Summe der Höhen aller Rasterzellen des Ortes durch Zahl der Rasterzellen (Fläche des Ortes) geteilt wird. Alle Sichtbarkeitsbereiche, die innerhalb des Ortes selbst liegen oder nicht mindestens 20 m höher als die durchschnittliche Höhe des Ortes liegen, werden ausgefiltert. Dieses Modell wird für alle 13 Objektlayers angewendet. Die verbleibenden Flächen mit Sichtbarkeitswerten aus jedem Layer werden miteinander kombiniert und anschließend Waldgebiete entfernt. Es ergeben sich jene Gebiete, aus denen man mindestens einen der 13 größten Orte Kärntens von oben und aus mittlerer bis größerer Entfernung sehen kann (Layer ‚v_über_orte_nw’).

    9.2.3 Verkehrsinfrastruktur Um den erhöhten Anforderungen unserer heutigen Gesellschaft an die Mobilität gerecht zu werden, wurden Autobahnen und Straßen in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebaut, sodass sie heute zu den bedeutendsten Infrastruktureinrichtungen unserer Zeit zählen. Ursache für die stark gestiegenen Anforderungen an die Mobilität ist vor allem die räumliche Verteilung der heutigen Siedlungsstruktur mit der erfolgten Trennung von Wohn-,

    146 Arbeits- und Erholungsstätte. All dies erfordert eine zunehmende Netzdichte und einen besseren Ausbauzustand, um den Standort in immer kürzerer Zeit wechseln zu können. Auch der Güterverkehr läuft heute zum überwiegenden Teil auf der Straße ab. Die mittlerweile immer besser ausgebauten Verkehrswege werden in Abhängigkeit vom Ausbaugrad und Rang sowie von ihrer Lage in der Landschaft auch visuell wirksam. Mit zunehmender Beeinträchtigung der Bevölkerung durch Lärm und Abgase im Siedlungsbereich sowie durch Überformung und teilweiser Entwertung der Kulturlandschaft durch Straßenbau werden zukünftig Straßenplanungen nicht mehr nur durch verkehrs- und straßenbautechnische Fakten zu begründen sein, sondern es wird auch die Empfindlichkeit der vorhandenen Flächennutzungen und auf den landschaftsökologischen sowie auf den

    ästhetischen Wert der Landschaft einzugehen sein (vgl. KASTNER 1985, S. 69). Trotz anfänglicher Versuche, Landschaftserleben und Verkehrserfordernisse aufeinander abzustimmen, führten die gestiegenen Erfordernisse im Verkehrsbereich aufgrund der raschen Weiterentwicklung des Autos dazu, dass Verbindendes und Trennendes immer weniger miteinander vereint werden kann. Deshalb sind mittlerweile viele Autobahnen und höherrangige Straßen schwere Eingriffe nicht nur in den Landschaftshaushalt, sondern auch in das Erlebnispotential (vgl. WÖBSE 2002, S. 205). Es existieren nun zwar verbindende Elemente um auf möglichst kurzen Wegen von Ort A nach Ort B zu kommen, mit gerade diesen Verbindungselementen wird nun aber die Landschaft zerschnitten. Diese Fragmentierung von Landschaft und Lebensräumen hat ihrerseits starke ökologische

    Auswirkungen (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 186ff.). Straßen helfen Wirtschaftswachstum und Macht zu sichern, deshalb zwingen sie dem Raum ihre Bedingungen auf, sie nivellieren das Relief, beseitigen Bäume und Sträucher, verändern herkömmliche Nutzungsmuster. Bei gut ausgebauten Straßen und Autobahnen tauscht der Reisende das Raumerleben gegen den Zeitgewinn. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die gerade, allerdings leugnet diese Geradlinigkeit geradezu gewaltsam die räumlichen Gegebenheiten. Die Straße ist die triumphale Entwertung des Raumes, der dank ihr heute nur noch ein Hindernis für die Fortbewegung, nur noch Zeitverlust ist (vgl. WÖBSE 2002, S. 206). Durch eine vernünftige Wahl der Trasse in der Landschaft und weitere Modellierungsmaßnahmen kann eine harmonische Einbindung der Straße in die Landschaft erreicht werden. Dazu gehören die Anpassung der Trassen an die topographischen Verhältnisse, die Berücksichtigung von vorhandenen Grenzlinien und Geländekanten und die Vermeidung von Linienführungen quer zu Talzügen und Bergrücken, da durch die

    147 erforderlichen Einschnitte, Dämme oder Talbrücken starke Veränderungen in der Landschaft bewirkt werden (vgl. KASTNER 1985, S. 71). Bei reliefgestaltenden Maßnahmen wie dem Errichten von Wällen, Dämmen, Böschungen, Abgrabungen entsteht immer dann der Eindruck von Künstlichkeit, wenn andere Formen hergestellt werden als die Natur sie entstehen lassen würde, beispielsweise zu steile Böschungswinkel, trapezförmige Halden, schmale Rinnen (vgl. WÖBSE 2002, S. 189). Eine harmonische Einbettung von Verkehrswegen in die Landschaft erhält dessen Charakter und somit auch dessen landschaftsästhetischen Wert. Die Straße ist jedoch nicht nur Objekt in der Landschaft, sondern auch Beobachtungsstandort. So können Straßenverläufe auch anhand der Qualität der erlebten Landschaft und der Aussicht beurteilt werden. Besonders bei Reisen werden Routen durch schöne und abwechslungsreiche Landschaft bevorzugt gewählt. Wenn schöne Landschaftsräume mit ihren positiv wirkenden Elementen von der Straße aus erlebbar sind, hat dies nicht zuletzt auch einen positiven Einfluss auf das Fahrverhalten. Vor allem auch Rastplätze entlang von Verkehrsverbindungen sollten einen möglichst guten Eindruck von der durchfahrenen Landschaft geben. Die zusätzliche Schaffung von „Vista Points“, dies sind Halteplätzen mit besonders guter Aussicht, ist nur einer von vielen Aspekten. In dieser Arbeit soll zunächst die „passive“ Sichtbarkeit von Verkehrswegen in der Landschaft und untersucht werden, um das Maß der Beeinträchtigung im Landschaftsbild abschätzen zu können. Hinsichtlich des Beeinträchtigungsrisikos kann bei Straßen abhängig von den verkehrstechnischen Anforderungen zwischen folgenden drei Kategorien unterschieden werden: Autobahn, Bundes- und Landesstraßen, Gemeindestraßen. Zusätzlich zu Straßen werden auch die Infrastruktur des Bahnnetzes sowie die Infrastruktur für den Flugverkehr angesprochen.

    9.2.3.1 Autobahnen Vor allem Autobahnen beeinflussen aufgrund ihrer großen Breite und ihrer Bauart, welche nur wenig Rücksicht auf natürliche Geländegegebenheiten nimmt, die umgebende Landschaft in mehrfacher Art und Weise. Während die akustische Beeinträchtigung bis etwa 2 km in die Umgebung reicht, reicht die Wirkung auf das Landschaftsbild bis in einen geschätzten Umkreis von etwa 5 km. Die Autobahnen Kärntens (A2, A10, A11) sind durchgehend auf zwei Spuren pro Richtung ausgebaut. Bei einer Breite von bis zu 3,75 m pro Fahrstreifen, einer Breite des Pannenstreifens von 2 bis 3 m und einer Breite des Seitenstreifens von 0,5 bis 1 m beträgt die Fahrbahnbreite in eine Richtung in etwa 11 m. Berücksichtigt man die durchschnittliche

    148 Breite des befestigten Mittelstreifens (zur baulichen der Richtungsfahrbahnen) von etwa 2 m und die Breite der Böschungen, kommt auf eine Gesamtbreite von etwa 25 m. Die Schnellstraße S37, welche von Klagenfurt bis Friesach reicht, weist eine Gesamtbreite von etwa 13 m auf. (Quelle: Mail von M. Lassnig ASFINAG vom 30.09.2008) Trotz der geringeren Breite ist die Wirkung der zur Schnellstraße ausgebauten S37 ähnlich einer Autobahn, da zahlreiche Brücken und Geländeaufschüttungen größerer Höhe erstellt wurden und damit auch das Relief verändert wurde. Beispielhaft sei hier die über die Bahntrasse führende Brücke in der Nähe des Industrieparks St.Veit zu erwähnen, die auch eine Auf- und Abfahrt in Brückenhöhe enthält. Besonders intensiv auf das Landschaftsbild wirken Autobahnknoten. Der Grund hierfür liegt nicht nur in der Höhe der Brücken und Aufschüttungen, sondern vor allem auch in der hohen Konzentration von Verkehrsflächen auf kleinem Raum. Der Flächenbedarf eines Autobahnknotens liegt bei etwa 0,5 km². Auf- und Abfahrten müssen ebenso berücksichtigt werden. Tunnelabschnitte sowie Unterflurtrassen können bei einer Sichtbarkeitsanalyse außer Acht gelassen werden, da die untertunnelten Landschaftsbereiche meist unverändert bleiben. Auch Portale von Tunnels und Unterflurtrassen wirken sich aufgrund der verhältnismäßig geringen Größe nur unwesentlich aus. Zur Umsetzung der Sichtbarkeitsanalyse werden aus dem SHAPE-Datensatz ‚strassen’ zunächst alle Autobahnabschnitte in einen eigenen Datensatz übernommen. Da im Straßenverlauf auch zahlreiche Tunnels und Unterflurtrassen vorkommen, die in der Landschaft jedoch nicht sichtbar sind, werden diese Bereiche aus dem Datensatz entfernt. Die sichtbaren Autobahn- und Schnellstraßenabschnitte werden nach IDRISI exportiert und dort vom Vektorformat ins Rasterformat konvertiert. Obwohl die Objekte linienhaft ausgeprägt sind, liegt im Rasterformat ein flächenhaftes Objekt vor. Für diesen Layer wird eine Viewshed-Analyse im proportionalen Modus durchgeführt (Layer ‚vp_str_ab’). Nachdem für Waldbereiche und dicht bebaute Bereiche die Sichtwerte auf 0 gesetzt wurden, wird der Sichtbarkeitslayer normalisiert und die Werteverteilung analysiert. Aufgrund extrem hoher Wertunterschiede, die im Bereich von Autobahnknoten sowie Auf- und Abfahrten vorliegen, wird eine Wertbegrenzung bei 15% und ein Ausgleich von Wertunterschieden mit einem Exponentialfaktor von 0,01 durchgeführt. Zur endgültigen Berücksichtigung der Entfernung wird der Layer schließlich mit einem quadratischen Distanzbuffer (Radius: 5 km) kombiniert. Daraus ergibt sich ein Datensatz (‚vp_ab_nt_c15w100n_xqb5km’), welcher die Sichtbarkeit von Autobahnen recht realitätsnahe wiedergibt. Der stärkere Einfluss autobahnnaher Bereiche wird hervorgehoben, aber auch der Einfluss auf die mittelbare Umgebung ist gut erkennbar.

    149 Lediglich die Verdeckung von Teilabschnitten durch Vegetation wird im Modell nicht berücksichtigt. Beispielhaft sei hier der aus Klagenfurt nach Westen führende Autobahnabschnitt erwähnt, welcher durch Einzelbäume verdeckt ist.

    9.2.3.2 Bundesstraßen und Landesstraßen Bei diesen Verkehrswegen mittleren Ranges liegt eine wesentlich geringere Beeinträchtigung des Landschaftsbildes vor als bei Autobahnen. Sowohl die geringere Breite als auch die bessere Anpassung an das vorgegebene Relief sorgen dafür, dass sich die optische Beeinträchtigung in Grenzen hält. Es wird von einer maximalen Sichtweite von etwa 2 km ausgegangen. Sowohl Bundesstraßen als auch Landesstraßen liegen mittlerweile in Landeskompetenz. Die Unterscheidung liegt meist nur im Verkehrsaufkommen, teilweise jedoch auch in der Straßenbreite. Die Projektierungsgeschwindigkeit, welche eine Sicherheitsreserve von 20% beinhaltet, beträgt bei beiden Straßenarten meist 80 km/h, die Ausbaugeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Die Breite der Fahrstreifen, Seitenstreifen und Markierungen hängt ausschließlich von der Ausbaugeschwindigkeit sowie vom durchschnittlichen täglichen Lastverkehr (Schwerverkehrsanteil) ab. Daher gibt es hinsichtlich der Fahrbahnbreiten zwischen Bundesstraßen und Landesstraßen keine großen Unterschiede. Bundesstraßen weisen eine Breite von etwa 8 m auf, bei Landesstraßen beträgt die durchschnittliche Breite 6,5 m. (Besprechung mit Mag. Felbinger, Landesregierung Kärnten am 16.09.2008) Aus dem ArcGIS-Layer ‚strassen’ werden 29 Bundesstraßen und 178 Landesstraßen extrahiert, die in IDRISI importiert und in das Rasterformat konvertiert werden (Objektlayers ‚str_bs’ und ‚str_ls’). Sowohl Sichtbarkeitsanalyse als auch anschließende Bearbeitung für diese beiden Layers werden in derselben Art und Weise durchgeführt wie beim Objektlayer für Autobahnen. Der einzige Unterschied in der Verfahrenweise liegt in der stärkeren Betonung der Nahbereiche. Aufgrund von extrem hohen Sichtbarkeitswerten, die jeweils außerhalb des unmittelbaren Objektbereichs liegen, müssen weiter entfernte Bereiche in ihren Sichtbarkeitswerten abgeschwächt werden. Dies wird durch Kombination der beiden Sichtbarkeitslayers jeweils mit quadratischen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 2,25 km bzw. 1,75 km erreicht. Es ergibt sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_bs_nwgs_xqb2°25km_c20w10n_xqb1km’ für Bundesstraßen sowie der Sichtbarkeitslayer ‚vp_ls_nwgs_xqb1°75km_c15w100n_xqb0°75km’ für Landesstraßen.

    150 9.2.3.3 Gemeindestraßen Da auf diesen Straßen niedrigen Ranges ein wesentlich geringeres Verkehrsaufkommen herrscht, liegt die Ausbaubreite meist weit unter jener von Bundes- und Landesstraßen. Der Einfluss auf das Landschafsbild ist dementsprechend gering. Aufgrund ihrer niedrigen Breite sind Gemeindestraßen in der gewählten räumlichen Auflösung von 25 m nicht korrekt darstellbar. Diese Verkehrswege werden daher nicht näher untersucht.

    9.2.3.4 Bahnstrecken und Bahnhofsareale Bahntrassen wirken aufgrund der niedrigen Breite wie auch der meist braunen Farbgebung relativ unauffällig in ihrer Umgebung. Lediglich Brücken, Stützmauern oder Lärmschutzeinrichtungen verhalten sich visuell etwas auffälliger, sind allerdings rar. Bis auf die Geräuschkulisse können die vorhandenen Bahnstrecken somit als nahezu neutral in ihrer Umgebung eingestuft werden. Etwas anders müssten allerdings Hochleistungsstrecken wie sie in Deutschland bereits im Einsatz sind (ICE), eingestuft werden. Durch die Verwendung von zahlreichen Brücken und Aufschüttungen ist hier ein nicht unerheblicher Eingriff in die Landschaft gegeben, wenngleich die optische Wirkung aufgrund der niedrigen Fahrbahnbreite wesentlich unauffälliger als bei Autobahnen ausfällt. Visuell markant sind hingegen Bahnhofsareale, da hier eine hohe Konzentration an Gleisanlagen auf engem Raum gegeben ist, die oft weithin sichtbar ist (z.B. Verschiebebahnhof Fürnitz). Bahnhofsareale sind in der Realraumanalyse als eigener Realraumtyp 182 abgebildet. Es wird daraus ein eigener Objektlayer erstellt, welcher in 6 Größenklassen unterteilt wird. Für jede dieser Größenklassen wird jeweils eine proportionale Sichtbarkeitsanalyse mit einer maximalen Sichtweite von 3 km durchgeführt, deren Ergebnisse anschließend kombiniert und einer Wertbegrenzung unterzogen werden. Zur Berücksichtigung der Entfernung wird ein linearer Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 4,5 km eingerechnet. Es ergibt sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_bahnh182_nwgc60_w100n_xqb4°5km’.

    9.2.3.5 Flugplätze In Kärnten gibt es lediglich einen einzigen internationalen Flughafen, der jedoch im Vergleich zu anderen internationalen Flughäfen sehr klein ist. Bei den restlichen Flugplätzen Kärntens handelt es sich ausschließlich um kleinere Sport- und Segelflugplätze, die lediglich eine Rasenpiste aufweisen und unter Sport- und Freizeitflächen fallen. Der Flughafen Klagenfurt beansprucht eine Gesamtfläche von etwa 2,5 km². Die betonierte Start- und Landspiste ist aufgrund ihrer Größe und der grauen Farbgebung weithin 151 sichtbar. Aus diesem Grund wird eine eigene Sichtbarkeitsanalyse für dieses Objekt durchgeführt. Als Maximalsichtweite wird ein Wert von 10 km angenommen. Nachdem dicht bebautes und bewaldetes Gebiet aus den Sichtbarkeitsbereichen entfernt wurden, wird das Ergebnis mit einem linearen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 20 km kombiniert (Ergebnislayer ‚vp_flugp183_nwgc60_w10n_xb20km’). Aus dem Analyseergebnis ist erkennbar, dass vor allem die südlich orientierten Hänge nordöstlich von Klagenfurt stark vom Flughafen betroffen sind (St.Georgen am Sandhof bis Blasendorf).

    9.2.4 Sonstige Infrastruktur Neben der Verkehrsinfrastruktur spielt auch die Versorgungsinfrastruktur eine wesentliche Rolle im Einfluss auf das Landschaftsbild. Vor allem Anlagen zur Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie sind weithin sichtbar.

    9.2.4.1 Hochspannungsstrommasten Große Teile der Kärntner Landschaft werden von Stromleitungen unterschiedlicher Art durchzogen. Vor allem die Masten dieser Leitungen haben aufgrund ihrer Bauhöhe teilweise einen recht großen Einfluss auf das Landschaftsbild, sie wirken vielerorts als Störobjekte in landschaftsästhetischer Hinsicht. Aus technischen und finanziellen Gründen ist eine Rücksichtnahme auf das Landschaftsbild oft nicht im erforderlichen Ausmaß gegeben. Die in den Hochspannungsfreileitungen in Kärnten verwendeten Hochspannungsmasten weisen unterschiedliche Ausführungsformen und Typen auf. Die am weitesten verbreitete Form ist jene mit 2 Systemen, welche auf der rechten und der linken Mastseite angebracht sind. Ein System besteht aus 3 Seilen, welche auf einer Mastseite übereinander angeordnet sind. Alleine in Kärnten existieren etwa 1500 Stützpunkte dieser Form. Hinsichtlich der Höhe werden mehrere Typen unterschieden. Die so genannte „Ausgangstype“ (oder 0-Type) hat eine Spitzenhöhe von ungefähr 33 Meter und ist am weitesten verbreitet. Die jeweilige Masthöhe hängt auch vom Gelände ab, in welchem der Strommasten aufgestellt ist. In Kärnten treten, je nach Erfordernis, Masthöhen von bis zu 70 Meter auf (Quelle: Mail von Leber W., KELAG Netz GmbH vom 09.09.2008) Ein Beispiel eines Strommasten mit 3 Systemen ist aus Abbildung 32 ersichtlich.

    152

    Abb. 32: Hochspannungsstrommasten mit einer Bauhöhe von etwa 70 m 16.

    Die Zahl der in Zusammenhang mit dem Freileitungsbau auftretenden Probleme für das Landschaftsbild ist groß. Neben einer allgemeinen Tendenz zur Zunahme der Netzdichte ist auch eine Zunahme von weiträumig parallel verlaufenden Leitungstraßen („horizontale Energiestraßen“) anstatt von Verwendung der Strommasten für mehrere Leitungen („vertikale Energiestraßen“) zu beobachten. Außerdem kommt es oft zur Bildung von Waldschneisen und Führung der Trasse auf Kuppen und Bergsilhouetten (vgl. KASTNER 1980, S. 94).

    KASTNER schlägt einige Gesichtspunkte vor, die beim Bau neuer Freileitungen berücksichtigt werden sollten: • Zusammenfassung benachbarter Leitungen oder enge Parallelführung • Verlauf entlang vorgegebener Linien oder Ränder • Wahl der Schattseite bei Nord-Süd gerichteten Tälern • Vermeidung von Aussichtslagen und Kuppen • möglichst weite Mastabstände • Meidung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie von Nahbereichen von Fließ- und Stillgewässern

    (vgl. KASTNER 1980, S. 95) Es gibt somit einiges an Potential zur Verringerung der Störwirkung im Landschaftsbild.

    16 M 272 Richtung Semslach , Quelle: Leber W., KELAG Netz GmbH 153 In den Sichtbarkeitsberechnungen dieser Arbeit wird ausschließlich auf Strommasten eingegangen. Die Leitungen selbst finden aber implizit Berücksichtigung, da der Abstand der Masten zueinander kleiner ist als deren durchschnittliche Sichtweite. Die meisten Strommasten sind aufgrund ihres offenen Standortes in der Landschaft ringsum sichtbar. Eine Ausnahme bilden lediglich Masten in Waldgebieten oder in Geländevertiefungen, wo nur eine teilweise oder keine Einsicht besteht. Neben Form und Farbgebung, die bei den Strommasten in Kärnten durchwegs einheitlich sind, stellt die Bauhöhe den wichtigsten Faktor für die Sichtbarkeit dar. Viele Standorte sind von Vegetation wie Buschwerk umgeben, der unterste Teil des Mastes ist daher oft nicht sichtbar. Ein wesentlicher Faktor für die Sichtbarkeit ist die Tatsache, dass der oberste Teil von Strommasten wegen der sich nach oben hin verjüngenden Form von mittlerer bis großer Entfernung oft kaum mehr sichtbar ist. Die Sichtbarkeitsanalyse wird daher nicht ausschließlich für die volle Höhe berechnet, sondern auf mehrere Objekthöhenstufen aufgeteilt. Aus der digitalen Kärntenkarte KM50-R wurden in ArcGIS sämtliche in Kärnten befindlichen Hochspannungsstrommasten digitalisiert. Als maximale Sichtweite wird ein Wert von 2 km festgelegt. Zur Sichtbarkeitsanalyse wird die angenommene Durchschnittshöhe von 30 m in 10 Objekthöhenstufen zu je 3 m aufgeteilt. Für jede dieser Objekthöhenstufen wird nun eine Sichtbarkeitsanalyse sowohl im proportionalen als auch im booleschen Modus durchgeführt. Im Ergebnis des proportionalen Modus findet auch die Zahl der gleichzeitig gesehenen Strommasten Berücksichtigung. Die 10 Ergebnisse werden aufsummiert und die Summe normalisiert, einer Wertbegrenzung von 40% und einem Ausgleich überhöhter Sichtbarkeitswerte (Exponentialfaktor 0,1) unterzogen. Zur Berücksichtigung des Faktors der Entfernung wird ein quadratischer Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 2 km eingerechnet (‚vp_stromm_sum10hs_n_nwgc40_w10n_xqb2km’). Das Ergebnis der Analyse im proportionalen Modus weist in einigen Gebieten, in denen keine Häufung von Objekten auftritt, noch äußerst niedrige Sichtbarkeitswerte auf. Um diese etwas zu starken Wertunterschiede abzumildern, wird auch eine boolesche Sichtbarkeitsanalyse für alle Höhenstufen durchgeführt, die Ergebnisse aufsummiert, normalisiert und ebenfalls mit dem quadratischen Distanzabnahmebuffer von 2 km kombiniert (‚vb_stromm_sum10hs_n_xqb2km’). Die abschließende Zusammenführung und Normalisierung der beiden Ergebnisse ergibt den Sichtbarkeitslayer ‚v_strom_kombi’.

    154 9.2.4.2 Umspannwerke Neben Hochspannungsstrommasten sind auch Umspannwerke relevant für das Landschaftsbild. Sie weisen zwar wesentlich geringere Bauhöhen auf, bewirken in ihrer näheren Umgebung aber dennoch eine nicht unbeträchtlich Beeinflussung des Landschaftsbildes. Der Grund hierfür sind nicht nur die beinhalteten elektrischen Anlagen, sondern vor allem auch die zahlreichen Zuleitungen. Letztere wurden aber bereits im Zuge der Analyse der Hochspannungsmasten ausgewertet. Aus der KM50-R wurden 16 Umspannwerke durch Digitalisierung entnommen. Für die Sichtbarkeitsanalyse werden eine durchschnittliche Bauhöhe von 10 m und eine maximale Sichtweite von 1 km angenommen. Die angenommene Durchschnittshöhe von 10 m wird in 5 Objekthöhenstufen zu je 2 m aufgeteilt. Für jede dieser Objekthöhenstufen wird nun eine Sichtbarkeitsanalyse im booleschen Modus durchgeführt. Die Ergebnisse werden aufsummiert und normalisiert. Zur Abschwächung der Wertunterschiede wird in den sichtbaren Bereichen noch der Wert 1 addiert und der Layer anschließend erneut normalisiert, wodurch die niedrigsten Sichtbarkeitswerte bei 0,5 liegen. Zur Berücksichtigung der Entfernung wird ein quadratischer Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 1 km verwendet. Daraus ergibt sich der Layer ‚vb_umsp_5hs_nwg_sum_pl_binx5_n_xqb1km’.

    9.2.4.3 Kraftwerke Im Zeitraum von 1937 bis 1988 wurden in Kärnten 35 größeren Dämme, Talsperren und Wehranlagen errichtet. Zu den Betreibern gehören die Kärntner Elektrizitäts AG (KELAG), die Austrian Hydro Power AG (AHP) des Verbundes sowie die Draukraft AG. Bei den Objekten handelt es sich um 10 Wehranlagen entlang des Flusslaufs der Drau sowie 25 größere und kleinere Speicherkraftwerke mit Staumauern, von denen die meisten in den Gebirgsgruppen der Hohen Tauern gelegen sind. Die Höhen der Staumauern reichen von 6 bis 200 m, die Breiten von 40 bis 626 m (vgl. ATCOLD, 2008). Der Einfluss von Staudämmen und Wehranlagen auf das Landschaftsbild ist nicht unerheblich. Die meisten Anlagen, vor allem Staudämme, sind auf recht weite Entfernung sichtbar. Aber auch weniger auffällige Bauarten wie der Schüttdamm sind aufgrund der recht großen Ausmaße im Landschaftsbild gut sichtbar. Als positiver Effekt hinsichtlich der Landschaftsästhetik kann bei der Wasserkraftnutzung lediglich die Entstehung von Wasserflächen in den Staubereichen angesehen werden. Ein neu entstandenes Stillgewässer oder ein aufgestauter Bereich vermag über die mit der Wehranlage verbundenen negativen Effekte geringfügig hinwegzutrösten. Wird allerdings der mit dem Aufstauen verbundene Verlust früherer Kulturlandschaftsfläche

    155 miteinbezogen, so relativiert sich dieser positive Effekt recht rasch. In der vorliegenden Arbeit wird vom Momentanzustand ausgegangen, welcher in Bezug auf Wasserkraftanlagen auch in den letzten 20 Jahren keine wesentliche Änderung erfuhr. Durch den teilweise recht gut ausgebildeten natürlichen Bewuchs der Ufer ist mittlerweile eine recht gute Einbindung der künstlichen Stillgewässer in die Landschaft gegeben. Für die Untersuchung der sichtbaren Auswirkungen auf das Landschaftsbild werden 26 Objekte aus der KM50-R digitalisiert. Anhand der Gewässergrenzen in der KM50-R und im Objektlayer der Stillgewässer werden die Positionen der Objekte recht genau ermittelt. Zusätzlich wird eine Kontrolle der Objektpositionen im DGM durchgeführt, in welchem die Geländehöhe größerer Wasserflächen enthalten ist und deshalb der Höhenunterschied an einer Staumauer ebenfalls erkennbar ist. Zur Digitalisierung wird für jedes Objekt ein Punkt gewählt, der sich genau in der Mitte der jeweiligen Geländestufe befindet. Dieser Punkt kann als Mittelpunkt der Staumauer beziehungsweise der Wehranlage gesehen werden. Der resultierende Objektlayer enthält 26 zu untersuchende Objekte. Es wird eine Sichtbarkeitsanalyse im booleschen Modus mit einer angenommenen Maximalsichtweite von 1 km für alle Objekte durchgeführt (‚vb_wasserkraft’). Nachdem die Sichtbarkeitswerte von bewaldeten Bereichen aus dem Sichtbarkeitslayer entfernt wurden, wird der Layer mit einem quadratischen Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 10 km kombiniert. Der Radius des Distanzabnahmebuffers wurde nicht höher als die Maximalsichtweite gewählt, weil aufgrund der grauen Objektfarbe davon ausgegangen werden kann, dass die Sichtbarkeit auf die Maximalsichtweite hin gegen 0 abnimmt.

    9.2.4.4 Kläranlagen Im Bereich der Versorgungsinfrastruktur gehören Kläranlagen zu den größeren Objekten und sind deshalb auch aus einer gewissen Distanz sichtbar. Für die Analyse der Sichtbarkeit wird ein eigener Layer mit punkthaften Objekten angelegt. Dieser Layer entsteht durch Digitalisierung der entsprechenden Objektpunkte aus dem kartographischen Modell KM50-R. Für die Sichtbarkeitsanalyse werden eine durchschnittliche Objekthöhe von 8 m und eine maximale Sichtweite von 1 km angenommen. Die Objekthöhe wird in 4 Objekthöhenstufen (2 m / 4 m / 6 m / 8 m) aufgeteilt, für die jeweils eine Sichtbarkeitsanalyse im booleschen Modus durchgeführt wird. Die Berechnungsergebnisse werden aufsummiert und zur Abschwächung der Wertunterschiede noch um die Layeranzahl erhöht. Das Ergebnis wird normalisiert, die Sichtbarkeitswerte reichen von 0,5 bis 1. Die Entfernung wird insofern einbezogen, dass ein quadratischer Distanzabnahmebuffer mit einem Radius von 1 km mit

    156 dem Ergebnis kombiniert wird, woraus sich der Ergebnislayer ‚vb_klär_4hs_nwg_sum_pl_binx4_n_xqb1km’ ergibt.

    9.2.5 Industrie- und Wirtschaftsflächen Im Folgenden werden Landschaftsbereiche untersucht, in denen Wirtschaftsbetriebe ihre Standorte haben. Dazu gehören nicht nur Industrie und Gewerbeflächen, sondern auch Abbauflächen.

    9.2.5.1 Betriebsgebiet Industrie- und Gewerbegebiete gehören sicherlich zu den negativ besetzten Landschaftsbereichen, zumal sie fast ausschließlich auf wirtschaftliche Belange ausgerichtet sind, und eine bewusste Gestaltung der Flächen und Gebäude nur selten ins Auge gefasst wird. Aus diesem Grunde dominieren in diesen Gebieten Gebäude- und Straßenflächen. Zusätzlich störend sind hohe Gebäude und Anlagen, die weithin sichtbar sind. In der Realraumanalyse werden diese Gebiete durch den Realraumtyp 141 (Betriebsgebiet i.allg.: Produktions- u. Dienstleistungsfunktionen, Gewerbeparks, etc.,"Agroindustrie") abgebildet. Die Sichtbarkeitsanalyse wird mit dem Grundmodell für flächenhafte Layers durchgeführt, wobei die Maximalsichtweite mit 4 km angenommen wird. Es ergibt sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_ind141_nwgc70_w10n_xb6km’.

    9.2.5.2 Industrieareale In der Realraumanalyse werden Areale von großen Industriebetrieben separat mit dem Realraumcode 142 ausgewiesen (z.B. TCW in Althofen), womit auch eine getrennte Sichtbarkeitsanalyse dieser Flächen möglich wird. Zur Analyse wird wie oben das Grundmodell für flächenhafte Layers herangezogen, woraus sich der Sichtbarkeitslayer ‚vp_ind142_nwg_w10n_xb12km’ ergibt.

    9.2.5.3 Deponien und Abbauflächen Abbau oder Abgrabungen bedeuten häufig tief greifende Veränderungen des ursprünglichen Charakters der Landschaft. Um einen Tagbau von Schottern oder Bodenschätzen zu ermöglichen wird die obere Vegetations- und Humusschicht entfernt und entweder seitlich in das Relief oder in die Tiefe gegraben. Bestehende oder geschlossene und nicht renaturierte Abbauflächen, stellen optisch recht auffällig wirkende Objekte dar. Die betreffenden Flächen sind, bedingt durch einen meist recht starken Farb- oder Helligkeitskontrast zu ihrer Umgebung teilweise aus großer Entfernung sichtbar. Für Deponien werden oft Teile der Landschaft genutzt, die sich schlecht für anderweitige Nutzung eignen. In vielen Fällen werden aufgelassene Abbauflächen als

    157 Standorte für Deponien ausgewählt. Auch wenn diese Landschaftsbereiche oft schlecht einsichtbar sind, ergibt sich ein mitunter doch sichtbarer Einfluss auf das Landschaftsbild. In der Realraumanalyse werden Abbauflächen und Deponien zusammen im Realraumtyp 144 ausgewiesen. Zur Sichtbarkeitsanalyse des daraus gebildeten Objektlayers wird das Grundmodell für flächenhafte Objekte in Kombination mit dem Geländemodell ‚dhm25grgeb’ angewandt. Bei den verwendeten Größenklassen werden je nach Objektgröße unterschiedliche Maximalsichtweiten und Distanzabnahmebuffer verwendet, um besser auf die einzelnen Objekte eingehen zu können. Auch die Wertbegrenzung wird pro Größenklasse unterschiedlich stark durchgeführt. Es resultiert der Sichtbarkeitslayer ‚vp_ind144_nwg_c50!50!40_w100n_xb17!6!2km’.

    9.2.6 Einzelobjekte Sämtliche Objektlayers, mit denen bebautes Gebiet und Industriegebiet dargestellt werden, beinhalten geschlossene Objektflächen, jedoch keine Einzelobjekte. Für diese Objektflächen wurden Durchschnittshöhen angenommen, die für sämtliche Punkte dieser Objektflächen gelten. Da es jedoch große Unterschiede in den Objekthöhen gibt, ist es nahe liegend, zumindest besonders hohe Objekte zusätzlich zu untersuchen, wie dies auch im

    Bewertungsverfahren nach WÖBSE (2002) der Fall ist. Für einige Gebiete Kärntens sind bereits ein digitales Oberflächenmodell (DOM) sowie ein digitales Geländemodell (DGM) jeweils mit einer räumlichen Auflösung von 1 m verfügbar. Um die größeren Städte sowie größere Industrieareale Kärntens zu untersuchen, werden jeweils 18 Blattschnitte vom DOM und DGM verwendet (Tabelle 17). Gebiet Blattschnittnummer DOM/DGM Klagenfurt Nordwest 5317100 Klagenfurt Nordost 5317101 Klagenfurt Südwest 5317102 Klagenfurt Südost 5317103 St.Veit/Glan Nordwest 5319103 St.Veit/Glan Nordost 5419102 St.Veit/Glan Südwest 5318101 St.Veit/Glan Südost 5418100 Spittal Nord 4719100 Spittal Ost 4719103 Spittal SüdWest 4719102 Wolfsberg Nordwest 5719103 Wolfsberg Nordost 5719102 Wolfsberg Südost 5719101 Wolfsberg Südwest 5719100 Pörtschach 5217100 Arnoldstein West 4816100 Arnoldstein Ost 4816101 Tabelle 17: Blattschnittnummern der verwendeten DOM und DGM 17.

    17 Quelle: Abteilung 20/Landesplanung, Amt der Kärntner Landesregierung 158 Der Unterschied zwischen DOM und DGM liegt ausschließlich in den Höhen der auf dem Gelände befindlichen Objekte. Die beiden Datensätze werden daher so miteinander kombiniert, dass die Höhenwerte des Geländemodells von denen des Oberflächenmodells subtrahiert werden. Dadurch ergeben sich die Höhen der Objekte. Die technische Umsetzung dieser Rasterdatenoperation erfolgt in ArcGIS mit Hilfe des Moduls ‚MINUS’, welches für die Datensätze aller Blattschnitte ausgeführt wird. Die resultierenden Objekthöhen-Datensätze beinhalten Objekte unterschiedlicher Höhe. Die besonders hohen Objekte werden einer Sichtbarkeitsanalyse unterzogen. Zur Identifikation dieser Objekte muss zunächst eine Darstellung in ArcGIS gewählt werden, bei der Objekte unterschiedlicher Höhe farblich abgestuft dargestellt werden. Gebäudeobjekte, deren Höhe über dem Durchschnitt der Höhen der restlichen Gebäude liegt, werden nun durch Digitalisierung erfasst. Das bei der Sichtbarkeitsanalyse aller Objektlayers in bebautem Gebiet zugrunde liegende Geländemodell ‚dhm25grgeb’ wird auch zur Analyse der Einzelobjekte verwendet. Da dieses DGM im Vergleich zu den DOM-Datensätzen eine recht niedrige räumliche Auflösung aufweist, reicht zur Digitalisierung der zu untersuchenden Objekte die Erfassung eines Punktes in der Objektmitte. Form und Größe der Objekte sind in der räumlichen Auflösung von 25 m nicht abbildbar. Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gilt, ist, dass das DGM ‚dhm25grgeb’ nicht die reinen Geländehöhen beinhaltet, da die durchschnittlichen Gebäudehöhen des bebauten Gebietes bereits zur Geländehöhe addiert wurden. Bei der Erfassung der Objekthöhen der Einzelobjekte muss daher die durchschnittliche Gebäudehöhe des jeweiligen Gebietes, in welchem sich die erfassenden Einzelobjekte befinden, mitprotokolliert werden. In der Sichtbarkeitsanalyse darf anschließend nicht die volle Objekthöhe angegeben werden, sondern es muss die durchschnittliche Gebäudehöhe davon in Abzug gebracht werden. Es werden in allen 18 Blattschnitten insgesamt 172 Einzelobjekte digitalisiert. Eine Auflistung dieser 172 Objekte ist Anhang B zu entnehmen. Die Bewertung der Objekte lehnt sich großteils an die Bewertung des jeweiligen Objektlayers an, in dessen Objektflächen die einzelnen Objekte räumlich liegen. Lediglich bei besonders hervortretenden Objekten wird eine etwas niedrigere Bewertung vorgenommen. Um die Anzahl der durchzuführenden Sichtbarkeitsanalysen zu reduzieren, wird eine Gruppierung und Zusammenfassung der Einzelobjekte nach Objekthöhe und Bewertung vorgenommen. Daraus ergeben sich 84 Layers in Form von ArcGIS-Shape-Dateien, die jeweils eines oder mehrere Objekte gleicher Höhe und einheitlicher Bewertung beinhalten. Zur Analyse der Wirkung im Landschaftsbild werden diese 84 Layers in IDRISI importiert, in Rasterdaten umgewandelt und einer Sichtbarkeitsanalyse unterzogen. Als

    159 Maximalsichtweite werden, in Abhängigkeit von der jeweiligen Objekthöhe, Werte von 2 bis 7 km angenommen. Da es sich ausschließlich um punkthafte Objekte handelt, wird bei der Sichtbarkeitsanalyse auch die Objekthöhe miteinbezogen, diese wird in 20 Objekthöhenstufen unterteilt. Zur Einbeziehung der Sichtabnahme mit der Entfernung werden quadratische Distanzabnahmebuffer verwendet. Besonders die Berechnung der Distanzabnahmebuffer nimmt recht viel Rechenzeit in Anspruch. Da jedoch nur der Bereich von maximal 10 km um die Objekte relevant für die Berechnungen ist, kann die Rechenzeit entscheidend verkürzt werden, indem nur dieser Ausschnitt in die Berechnungen einfließt. Dazu müssen die beiden IDRISI-Module ‚WINDOW’ und ‚CONCAT’ entsprechend angewandt werden. Da die Gesamtanzahl der notwendigen Berechnungsschritte recht groß ist und manche Module mit Parametern befüllt werden, die aus Zwischenergebnissen abgeleitet werden, ist eine automatisierte Lösung über ein IDRISI-Modell nicht möglich. Es muss daher ein anderer Weg für eine Automatisierung der Berechnungsschritte gefunden werden. Da das Programm „IDRISI“ von externen Programmen als COM-Server angesprochen werden kann und ein entsprechendes API (Application Programming Interface) bietet, wird ein Programm in VBA (Visual Basic for Applications) erstellt.

    Abb. 33: Eingabemaske des VBA-Programms zur Berechnung von Sichtbarkeitsanalysen.

    160 Das Programm übernimmt sämtliche Schritte vom Import der SHAPE-Datei in IDRISI bis zur Ausgabe des Ergebnisses der Sichtbarkeitsanalyse in IDRISI. Hinsichtlich der räumlichen Auflösung der verwendeten Rasterdaten wird von 25 m ausgegangen. Der gesamte Sourcecode des Programms ist in Anhang D ersichtlich.

    Im Folgenden eine Übersicht der Berechnungsschritte: • Eingabe von Pfad und Name der zu analysierenden SHAPE-Datei • Import der SHAPE-Datei in IDRISI und Umwandlung in Rasterdaten • räumliche Analyse der Lage der Objekte im importierten Layer: o Berechnung des gewichteten Mittelpunktes aus allen Objektpunkten zur Bestimmung der Lage des Berechnungsausschnitts (räumlicher Ausschnitt, in welchem die Berechnungen ablaufen) o Berechnung des Standardradius vom ermittelten Mittelpunkt ausgehend, welcher (addiert zur angenommenen Maximalsichtweite) den Radius des Berechnungsausschnitts bildet • Eingabe der Parameter für die Sichtbarkeitsanalyse (Abbildung 33): o angenommene Maximalsichtweite in m o Objekthöhe in m o Auswahl, ob eine einzelne Sichtbarkeitsberechnung mit der vollen Objekthöhe oder eine Zusammenstellung von Sichtbarkeitsanalysen aus 20 Objekthöhenstufen durchgeführt werden soll o je nach Objekttyp und Objektlage können Waldgebiete, dicht bebaute Gebiete bzw. alpine Gebiete aus dem Ergebnislayer genommen werden, da für diese Bereiche teilweise keine plausiblen Sichtbarkeitswerte errechnet werden können • Erstellung des Berechnungsausschnitts aus Objektlayer und DGM • Berechnung der Sichtbarkeitsanalyse (einzelne Berechnung oder Berechnung für 20 Objekthöhenstufen und Bildung gewichtetes arithmetisches Mittel) • Entfernung Sichtbarkeitswerte aus gewählten Bereichen: Wald / dicht bebautes Gebiet / alpines Gebiet • Erstellung eines quadratischen Distanzabnahmebuffers mit Radius gleich der Maximalsichtweite und Kombination mit dem Sichtbarkeitslayer • Ausgabe des Ergebnislayers

    161 Durch Anwendung des VBA-Programms auf 84 Objektlayers ergeben sich Sichtbarkeitslayers unterschiedlicher thematischer Zuordnung. Anzahl zugeordneter Summenlayer des Inhalt der Layers Bewertung der Layers Themenbereich zugehörigen Bereiches Autobahnbrücken 2 Verkehr -5 v_verkehr Flughafengebäude 2 Verkehr -5 v_verkehr Bahnhofsgebäude 1 Verkehr -3 v_verkehr Hochhäuser 29 städtischer Bereich -3 v_städt Hochhäuser 14 städtischer Bereich -4 v_städt EM-Stadion 2 städtischer Bereich -5 v_städt Gemeindezentrum 1 städtischer Bereich -4 v_städt Ebenthal Gebäudekomplexe 1 städtischer Bereich -5 v_städt HypoBank und KIKA Hochhaus 1 städtischer Bereich -5 v_städt ehem.Kaster&Öhler Hotel und Konferenzzentrum am 1 städtischer Bereich -5 v_städt Lendhafen Messehalle 1 1 städtischer Bereich -3 v_städt UKH- 1 städtischer Bereich -4 v_städt Gebäudekomplex LKH Klgft./Wolfsb. 2 städtischer Bereich -3 v_städt Parkhotel Pörtschach 1 städtischer Bereich -4 v_städt Hotelkomplex 1 städtischer Bereich -3 v_städt Pörtschach Hochhaus 1 städtischer Bereich -5 v_städt Schlosshosen St.Veit Gebäudekomplex 1 städtischer Bereich -3 v_städt Schule Wolfsberg Industrie 2 Industrie und Betriebsgebiet -4 v_betriebsgebiet Industrie 13 Industrie und Betriebsgebiet -5 v_betriebsgebiet Kulturobjekte 6 Kulturgüter 4 v_kultur Eisenbahnbrücke 1 Kulturgüter 1 v_kultur Tabelle 18: Gruppen der Sichtbarkeitsanalysen der Einzelobjekte.

    Diese Layers werden mit den thematisch jeweilig entsprechenden Ergebnislayers der zuvor berechneten Objektlayers kombiniert (Tabelle 18). Eine genaue Beschreibung der Zusammenfassung der Sichtbarkeitslayers folgt in den nächsten Kapiteln. Das VBA-Programm wurde für die Sichtbarkeitsanalyse von Einzelobjekten erstellt und ist auch der Lage, ausgehend von einer gegebenen Landschaftsbewertung die Berechnung der durch das jeweilige Einzelobjekt hervorgerufenen Änderung in der Bewertung zu berechnen. Das Programm kann somit weiterführend für die Analyse beliebiger potentieller Störobjekte verwendet werden.

    9.3 Weitere Themenlayers Zusätzlich zu Landschaftsobjekten und ihren Flächen werden auch weitere Faktoren untersucht. Dazu gehört etwa die Untersuchung des Reliefs oder der mit dem Relief verbundenen Sonneneinstrahlung.

    162 9.3.1 Reliefausprägung und Fraktalität Die Komplexität des Reliefs einer Landschaft ist ein nicht unwesentlicher Faktor für die landschaftsästhetische Bewertung. Je stärker die Reliefausprägung einer Landschaft ist, desto mehr Abwechslung bietet die gebotene Aussicht dem Beobachter. Die Untersuchung der Intensität des Reliefeinflusses in der Landschaft kann durch eine Analyse der fraktalen Dimension vorgenommen werden. Die fraktale Dimension an sich beschreibt die Irregularität eines Objektes, welche invariant zum Maßstab ist. Aufgrund einer Selbstähnlichkeit sind vergrößerte Ausschnitte von Strukturen ein Abbild der gesamten Struktur. Bei fraktalen Objekten wiederholen sich somit die Strukturen auf verschiedenen Maßstabsebenen. Es kann zwar die Art eines solchen Objektes bestimmt werden, nicht jedoch seine Größenordnung. In der Natur gibt es zahlreiche Beispiele wie etwa die Umrisse einer Schneeflocke, wobei natürliche Fraktale nicht exakt, sondern nur statistisch selbstähnlich sind (vgl. LANG et BLASCHKE 2007, S. 148ff u. 243ff.). Die Berechnung der fraktalen Dimension geht auf eine Umfang-Flächenmethode nach Mandelbrot zurück, mit der der Komplexitätsgrad planarer Gestalten quantifiziert werden kann. Der Wert des Indexes nähert sich 1 für einfache Formen wie Kreise oder Quadrate und erreicht Werte nahe 2 bei stark gegliederten Umrissen. Bei Untersuchungen der horizontalen Landschaftsstruktur ergibt sich, dass bei naturnahen Landschaftselementen die höchsten Werte erreicht werden und hingegen bei für anthropogen geprägte Landschaftselemente (Ackerflächen, versiegelte Flächen) der Index demgegenüber deutlich abfällt. (vgl.

    STEINHARDT et al. 2005, S. 198) Im vorliegenden Modell wird die Variabilität des Geländes und somit die vertikale Landschaftsstruktur untersucht. Landschaftsbereiche mit besonders hoher Komplexität des Reliefs werden extrahiert und einer Sichtbarkeitsanalyse unterzogen. Das Endergebnis gibt eine Aussage darüber, in welchen Gebieten besonders viele solcher auffälligen Geländebereiche sichtbar sind. Zu solchen Geländebereichen gehören nicht nur steile Felswände oder Waldhänge, sondern auch viele freistehende Geländeformen, die aufgrund ihrer auffälligen Formgebung aus der umliegenden Landschaft hervortreten. Dazu gehört beispielsweise auch jene Geländeerhebung, auf welcher die Burg Hochosterwitz erbaut wurde. Zur Untersuchung der Variabilität des Geländes wird das Berechnungsmodul ‚FRACTAL’ des Programms IDRISI auf das digitale Geländemodell angewandt. Dieses Modul untersucht den relativen Unterschied zwischen den Werten zweier benachbarter Rasterzellen und gehört als Texturanalyse zur Gruppe der Kontextoperationen. In der vom

    163 Modul verwendeten 3x3-Matrix wird der Wert der mittleren Rasterzelle mit den Werten aller benachbarten Rasterzellen verglichen. Im vorliegenden Fall werden die Höhenwerte der Rasterzellen untersucht. Es ergeben sich für flache Bereiche der Landschaftsoberfläche Werte unter 2 und für Bereiche mit zunehmender Komplexität des Geländes Werte bis 3. Dazu gehören vor allem Geländesprünge und senkrechte Felswände. In Gebirgen mit schroffen Flanken und steilen Hängen ergeben sich daher gehäuft solche hohen Werte. Im IDRISI-Modell aus Abbildung 34 wird eine Berechnung mit dem Modul ‚FRACTAL’ durchgeführt, deren Ergebnis auf den Landesbereich von Kärnten zugeschnitten und anschließend normalisiert.

    Abb. 34: IDRISI-Modell ‚fract’ zur Berechnung der Reliefausprägung eines DGM.

    Zur Reduktion von extrem hohen Ergebniswerten wird das Ergebnis dieses Modells ‚fractal’ noch mit dem Faktor 0,01 potenziert, woraus sich der Layer ‚fractal_w100’ ergibt. Ein Problem im Berechnungsergebnis ist die bereits erwähnte Häufung hoher Werte in Gebirgen mit über 2000 m Höhe. Da in der vorliegenden Arbeit vor allem der Nahbereich des Dauersiedlungsraumes untersucht werden soll, muss der Untersuchungsschwerpunkt auf das untere Höhenstockwerk gelegt werden. Dies wird erreicht durch eine Reduktion der Ergebniswerte mit zunehmender Höhe, wodurch die extrem hohen Werte in Gebirgen abgesenkt werden. In dem in Abbildung 35 dargestellten IDRISI-Modell ‚fract-dhm’ wird das Geländemodell normiert, die Differenz zwischen dem Layer ‚fractal_w100’ und dem normierten Geländemodell berechnet und danach sämtliche negativen Differenzwerte entfernt.

    164

    Abb. 35: IDRISI-Modell zur Reduktion des Anstiegs der „Frakt.Werte“ mit der Seehöhe.

    Im resultierenden Layer ‚fractal-dhm’ sind es nunmehr lediglich Gebiete unterhalb 2000 m, die hohe Ergebniswerte enthalten. Im Zuge einer Analyse des Layers stellt sich heraus, dass Bereiche mit Werten von 0,6 bis 0,7 am aussagekräftigsten für eine weitere Untersuchung sind, da diese einerseits auf eine höhere Reliefausprägung in der Landschaft hinweisen und andererseits auch entsprechend oft innerhalb des Datenlayers auftreten. Mit dem Modul ‚RECLASS’ wird daher ein eigener Layer ‚frac70’ mit ausschließlich Werten in diesem Bereich gebildet (Abbildung 36).

    Abb. 36: Geländebereiche mit einer Reliefausprägung von 60 bis 70%.

    Für diesen Layer soll nun eine Sichtbarkeitsanalyse im proportionalen Modus durchgeführt werden. Dazu werden die Objekte mit weniger als 8 Rasterzellen (kleiner als 0,5 ha) aus der Objektmenge entfernt (Layer ‚frac70_08’) und die Restmenge in 3 Größenklassen unterteilt, für die das Grundmodell für flächenhafte Objekte jeweils durchgerechnet wird. Die drei Ergebnisse werden über eine Maximalwertermittlung kombiniert, woraus sich der Layer ‚vp_frac70_nwgc45!20!40_w100n_xb6!5!4km’ ergibt (Abbildung 37).

    165

    Abb. 37: Sichtbarkeit von Landschaftsbereichen mit hoher Reliefausprägung.

    9.3.2 Sonneneinstrahlung in Abhängigkeit vom Relief Für die Attraktivität eines Standortes ist auch die Stärke der Sonneneinstrahlung ein maßgebender Faktor. Dazu wird die Sonneneinstrahlung zu mehreren Tageszeiten untersucht und eine Zusammenfassung der Einzelergebnisse vorgenommen. Es wird ausschließlich die Abhängigkeit der Sonneneinstrahlung vom Relief untersucht. Daher bleiben sämtliche weitere für die Sonneneinstrahlung maßgebliche Faktoren wie die Bewölkung, die Seehöhe, die Luftfeuchte oder die Zahl der Staubpartikel unberücksichtigt. In einem eigenen Modell wird die Sonneneinstrahlung für 25 Tageszeiten von 6.00h bis 18.00h (Tabelle 19) berechnet. Da sowohl die Sonnenhöhe als auch die tägliche Sonnenscheindauer jahreszeitlich wechseln, wird als Berechnungszeitpunkt die Tag-Nacht- Gleiche (21.März bzw. 21.September) verwendet. Die Sonnenhöhe erreicht an diesen beiden Tagen einen Höchststand von 43,25° zur Mittagszeit. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fallen auf 6.00h bzw. 18.00h. Sonnenhöhe oberhalb des Horizonts Einstrahlwinkel Himmelsrichtung der Uhrzeit (Elevation) (Azimut) Einstrahlung 6.00h 0° 90° Osten 6.30h 5.65° 97.5° 7.00h 11.19° 105° 7.30h 16.55° 112.5° Ostsüdost 8.00h 21.63° 120° 8.30h 26.33° 127.5° 9.00h 30.58° 135° Südosten 9.30h 34.31° 142.5° 10.00h 37.46° 150° 10.30h 39.96° 157.5° Südsüdost 11.00h 41.78° 165° 11.30h 42.88° 172.5° 12.00h 43.25° 180° Süden 12.30h 42.88° 187.5°

    166 13.00h 41.78° 195° 13.30h 39.96° 202.5° Südsüdwest 14.00h 37.46° 210° 14.30h 34.31° 217.5° 15.00h 30.58° 225° Südwesten 15.30h 26.33° 232.5° 16.00h 21.63° 240° 16.30h 16.55° 247.5° Westsüdwest 17.00h 11.19° 255° 17.30h 5.65° 262.5° 18.00h 0° 270° Westen Tabelle 19: Sonnenhöhe und Sonneneinstrahlwinkel zu unterschiedliche Tageszeiten.

    Die Sonneneinstrahlung wird mit dem IDRISI-Modul ‚SURFACE’ (Modus ‚ANALYTICAL HILLSHADING’) berechnet. In diesem Modul werden die Sonnenhöhe und der Einstrahlwinkel angegeben. Das Berechnungsmodul wird mit 25 unterschiedlichen Parametereinstellungen, die aus den zu untersuchenden Tageszeiten abgeleitet werden, gestartet. Die Ergebnislayers werden mittels Addition zusammengefasst, der Wertebereich des Ergebnisses auf -25 bis 34 begrenzt, durch Addition von 25 ins Positive verlagert, normalisiert und durch Kombination mit dem Layer ‚kaernten1_0’ auf das Landesgebiet von Kärnten begrenzt (‚sun_add_k_ce-25_34_a25_n’). Allerdings ist der Wertbereich nach wie vor zu groß, sodass eine weitere Eingrenzung (0,52 bis 0,7) mit anschließender Verschiebung des Wertebereichs auf Null und anschließender Normalisierung vorgenommen wird. Durch Setzen der Ergebniswerte in Waldgebieten auf Null ergibt sich der finale Layer ‚sun_add_k_ce-25_34_a25_n_°52_°7_m°52_nwn’. In Abbildung 38 wird ein Ausschnitt aus diesem Layer dargestellt. Der Datenlayer weist bei ebenen Flächen Werte von 0,5, bei Südhängen Werte bis 1 und bei Nordhängen Werte unter 0,5 auf.

    167

    Abb. 38: Kumulierte Sonneneinstrahlung des Tages abhängig vom Relief.

    168 10 Objektbewertung und Zusammenfassung

    Die für alle thematischen Objektlayers erstellen Sichtbarkeitslayers werden zu entsprechenden Gruppen zusammengefasst. Vor dieser Zusammenfassung erfolgt jedoch die Bewertung der einzelnen Objekte.

    10.1 Bewertung Basierend auf der unterschiedlichen Wirkung von Objekten in der Landschaft wird eine Bewertung aller thematischer Objektlayers durchgeführt. Diese Bewertung wird zusammen mit Wolfgang Reichelt (Abt. 20 LR Kärnten) durchgeführt. Hauptkriterium für eine positive Bewertung ist der Natürlichkeitsgrad bzw. die Ursprünglichkeit des jeweiligen Objekttyps in der Landschaft. Naturnahe sowie kulturhistorisch wertvolle Objekte und Landschaftsbereiche werden besonders hoch bewertet. Infrastruktur, Verkehrsflächen sowie Betriebsgebiete und Industrieareale werden allgemein als störend empfunden und daher negativ bewertet. Sämtliche getroffene Bewertungen sind in der Objektliste (Anhang A) ersichtlich. Es muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass die hier vorgenommene Bewertung nicht allgemeine Gültigkeit haben muss. Werden eigene Themenzusammenstellungen der Sichtbarkeitslayers gemacht, so können abweichende oder sogar völlig andere Bewertungen vorgenommen werden, die den jeweiligen Präferenzen entsprechen.

    10.2 Zusammenfassung der Einzelergebnisse Die Zusammenfassung der Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden Themengruppen mit einheitlicher Bewertung gebildet. Als zweiter Schritt erfolgt die Zusammenfassung der gewählten Themengruppen zu einem Gesamtlayer.

    10.2.1 Bildung von Themengruppen Die Zusammenfassung der Sichtbarkeitslayers zu Themengruppen berücksichtigt nicht nur die thematische Zuordnung, sondern auch die Bewertung. Die Zusammenfassung von Sichtbarkeitslayers erfolgt durch Kombination der Rasterdatensätze, wobei für jede Rasterzelle der Maximalwert aus allen Layers ermittelt wird. Auf diese Weise bleiben hohe Werte aus Einzellayers erhalten. Die Gruppen beinhalten großteils Layers mit sowohl einheitlicher Thematik als auch Bewertung. In einigen Gruppen kommen jedoch auch unterschiedliche Einzelbewertungen vor. In diesem Fall wird die höchste in der jeweiligen Gruppe vorkommende Bewertung herangezogen. Layers mit niedrigerer Bewertung werden vor der Zusammenfassung in ihren Werten entsprechend abgeschwächt. Liegt die höchste Bewertung einer Themengruppe

    169 beispielsweise bei 4, so wird ein Layer mit einer Bewertung von 3 vor der Aufnahme in die Gruppe mit dem Faktor 0,75 multipliziert. Die nachfolgende Tabelle 20 enthält alle Gruppenlayers, die entweder direkt oder in zusammengefasster Form in die Zusammenfassung der Gesamtmenge an Sichtbarkeitslayers einfliessen.

    Anzahl Themengruppe Sichtbarkeitslayer der Themengruppe Bewertung Layers Kulturgüter 4(+7) v_kultur 4 Sicht herab auf größere Orte 1 v_über_orte_nw 4 Infrastruktur 4 v_infrastruktur -4 Verkehrsflächen und zugehör. Bauten 5+5 v_verkehr_ho -4 Zentren 3 v_zentren 2 Wohnanlagen, städt. Verdichtung 3+57 v_städt_ho -3 Offene Bebauung 3 v_offenbeb -2 Betriebsgebiet inkl. Einzelobjekte 3+15 v_betriebsgebiet_ho -5 Gärtnereien, Ext. Nutzungen, 3 v_gärtn_ext_sport 1 Sportgelände Parks, Friedhöfe, Gärten 3 v_park_friedh_gärt 2 Freizeit und Tourismus 2 v_freiz_fremdfv -2 Ackerland 4 v_ackerland 1 Grünland/Ackerland 5 v_grün_acker 2 Grünland 4 v_grün 3 Obstbau 3 v_obso 3 Schipisten 4 v_schi 1 Freizeit-Grüngebiete 2 v_freizeit_grün 3 Feuchtflächen 2 v_feuchtfl 3 stehende Gewässer unter 1000 m 8 v_seenl 5 stehende Gewässer über 1000 m 10 v_seenh_nwc80_w2n_xbkm 5 Gewässer 3 v_fliessgew 4 Wälder positiv 1 2 v_wald_p1 1 Wälder positiv 2 3 v_wald_p2 2 Wälder positiv 3 6 v_wald_p3 3 alpine Rasen 5 v_alprasen 5 Gletscher 2 v_gletscher 5 Felsgebirge 2 v_felsgebirge 4 Erhebungen 750 - 2000 m 5 vp_erh750-2000m 4 Starke Reliefausprägung 1 vp_frac70_nwgc45!20!40_w100n_xb6!5!4km 3 Tabelle 20: Themengruppen der Sichtbarkeitslayers.

    In den Gruppenlayers ‚v_verkehr_ho’, ‚v_städt_ho’ und ‚v_betriebsgebiet_ho’ sind auch Einzelobjekte einbezogen. Die Anzahl der berücksichtigten Einzelobjekte ist in der Spalte „Anzahl Layers“ als Zahl nach dem Pluszeichen angegeben.

    170 Auch für den Layer ‚v_kultur’ existieren 7 thematisch zugeordnete Einzelobjekte, diese werden jedoch nicht einbezogen, da sie im zugrunde liegenden Katalog der Kulturgüter bereits enthalten sind.

    10.2.2 Zusammenfassung aller Layers Um alle Sichtbarkeitslayers unter Berücksichtigung der Bewertung zusammenzufassen, müssen nur die Gruppenlayers entsprechend kombiniert werden. Um die Zahl der Layers weiter zu reduzieren, werden aus diesen 30 Gruppenlayers 4 weitere Zusammenfassungen vorgenommen: • Gewässer und Feuchtflächen ‚v_gew_0°6feucht’: aus den Layers ‚v_feuchtfl’, ‚v_seenl’, ‚v_seenh_nwc80_w2n_xbkm’ und ‚v_fliessgew’ • Alpine Bereiche ‚v_alpin’: aus den Layers ‚v_alprasen’, ‚v_gletscher’ und ‚v_felsgebirge’ • Grünland und Obstbau ‚v_grün_obst’: aus den Layers ‚v_grün’ und ‚v_obso’ und ‚v_freizeit_grün’ • Verkehrsflächen und Verbrauchermärkte ‚v_verkehr_ho_vbmarkt’: aus den Layers ‚v_verkehr_ho’ und ‚vp_s143_nwgc75_w10n_xb6km’ Da bei der Kombination jeder Layer mit seiner Bewertung gewichtet wird, ergeben Layers mit einer Bewertung von 2 bis -2 keine entscheidenden Veränderungen im Gesamtbild. Aus diesem Grunde werden die 10 entsprechenden Layers außer Acht gelassen. Die Kombination der Layers erfolgt jeweils getrennt für positiv und negativ bewertete Layers. Die beiden resultierenden Gesamtlayers ‚v_pos’ und ‚v_neg’ werden schließlich durch Bildung der Differenz miteinander kombiniert (Abbildung 39).

    Abb. 39: IDRISI-Modell ‚v_all’, Bildung e. Gesamtlayers aus allen Sichtbarkeitslayers.

    171 Der resultierende in Abbildung 40 dargestellte Layer stellt eine Gesamtmenge der „Sichtbarkeiten“ aller im Raum befindlichen Objekte dar. Durch die getrennte Sichtbarkeitsanalyse und Bewertung für die einzelnen Objekte fließt deren Sichtbarkeit unterschiedlich stark in das Gesamtergebnis ein. Da die Aussicht auf landschaftsästhetisch wertvolle Objekte die Qualität eines Standortes entscheidend erhöht, kann das Ergebnis als „Karte landschaftsästhetisch wertvoller Flächen“ dargestellt und verwendet werden.

    Abb. 40: Nach Bewertung gewichtete Zusammenfassung aller Sichtbarkeitslayers.

    Die hier vorgenommene Zusammenfassung berücksichtigt (bis auf die Layers mit einer Bewertung von 2 bis -2) sämtliche in dieser Arbeit erstellten Sichtbarkeitsanalysen. Es fliessen alle positiven Elemente wie Gewässer, alpine Bereiche, Bergspitzen, Kulturgüter und Grünland und alle negativen Elemente wie Verkehrswege, Infrastruktur, Industrie und Bebauung ein. Aufgrund der Addition von positiven und negativen Einflüssen gibt es einerseits Bereiche, in denen sich die Einflüsse die Waage halten und andererseits Bereiche, in denen der positive (grün) oder der negative Einfluss (rot) überwiegt. In Abbildung 40 wird ein Ausschnitt aus der Gesamtbewertung (Bereich Unterkärnten) dargestellt. Es fällt auf, dass vor allem Gebiete in der näheren Umgebung von Städten eine eher negative Bewertung bekommen. Nur das Gebiet um die Landeshauptstadt weist vergleichsweise wenige negativ bewertete Flächen auf. Dies ist vor allem auf die zentrale wie auch aussichtsreiche Lage in der Mitte des Klagenfurter Beckens zurückzuführen. Ein weiteres gutes Beispiel für eine aussichtsreiche, offene Lage ist das Krappfeld, welches nur schwach von Infrastruktur durchzogen ist und eine gute Aussicht in alle Blickrichtungen bietet. Gebiete mit deutlich

    172 erkennbarer negativer Gesamtbewertung liegen vor allem in der Nähe von Industrie- und Gewerbegebieten sowie in der Nähe von hochrangigen Verkehrsstrecken (Autobahnen und Schnellstraßen). Ist die Aussicht auf positive Objekte in dem betreffenden Gebiet nur schwach ausgeprägt, so liegt die Gesamtbewertung bereits im negativen Bereich. Es gibt jedoch auch Gebiete abseits von Industrie und hoher Bebauung, die negativ bewertet sind. Diese Gebiete weisen einerseits keine Aussicht auf positive Objekte auf und beinhalten andererseits Infrastruktur (Verkehrswege, Starkstromleitungen), wodurch in der Gesamtbewertung die Wirkung der negativen Objekte dominiert. Positiv bewertete Bereiche sind vor allem abseits von bebautem oder bewohntem Gebiet und abseits von Verkehrswegen, in aussichtsreichen Höhenlagen sowie in der Nähe von Seen zu finden. Insgesamt überwiegen in Kärnten Gebiete mit positiver Bewertung. Dies ist vor allem auf die, vergleichsweise mit metropolitanen Räumen, geringe Siedlungs- und Industriedichte zurückzuführen. Die eben beschriebene Gesamtsicht ist jedoch nicht abschließend zu sehen. Je nach Anforderung könnten bzw. sollten individuelle Zusammenstellungen der Sichtbarkeitslayers erfolgen. Auch die Berechnung zur Zusammenfassung der Sichtbarkeitslayers kann in unterschiedlich durchgeführt werden. Neben einer einfachen Addition der negativen Einflüsse zu den positiven Einflüssen ist auch eine proportionale Einwirkung der negativen Einflüsse umsetzbar. Darauf wird in den Kapiteln 11.1.2 und 11.2.2 näher eingegangen.

    10.3 Probleme des Gesamtmodells Im Zuge der Analyse sämtlicher Einzelobjekte, der Objektbewertung sowie der Zusammenstellung der Daten ergaben sich einige Auffälligkeiten und Probleme. Im Folgenden eine Aufzählung der einzelnen Punkte: • Sichtweiten: o Es existieren keine genormten Sichtweiten von Objekttypen, die maximalen Sichtweiten basieren daher ausschließlich auf angenommenen Werten. • Sichtbarkeit und Objektlage: o Manche Objekte sind aus unmittelbarer Nähe nicht so gut sichtbar als aus einer gewissen Entfernung (z.B. Grünlandbereiche auf schrägem Gelände). Bei den meisten Objekten wird jedoch eine nach außen hin linear abnehmende Sicht modelliert. o Ist in der Nähe eines verdeckten Objektes eine gute Sicht auf ein weiter entferntes Objekt des gleichen Typs gegeben, so werden die in der Nähe des verdeckten Objektes auftretenden Sichtwerte (die sich auf das entfernte Objekt beziehen)

    173 aufgrund der „Nähewerte“ im Distanzabnahmebuffer verstärkt, was zu einer entsprechenden Fehlerinterpretation führen kann. (Beispiel: Layer ‚gruen480’) o Abhilfe wird hier durch eine getrennte Berechnung der beiden Objekte geschafft, sodass keine gegenseitige Einflussnahme der Objekte vorliegt. • Maximalwertbegrenzung und Ausgleichung erhöhter Wertunterschiede: o Die durchgeführten Maßnahmen zur Kompensation von zu hohen Sichtbarkeitswerten und von zu großen Unterschieden in den Werten verwenden Funktionen, deren Parameterwerte nach eigenem Ermessen entsprechend gewählt werden. Es liegt hier keine genormte Vorgangsweise vor. • Aktualität und Genauigkeit der Primärdaten: o Die für die meisten Objektlayers als Datenquelle dienende Realraumanalyse ist teilweise nicht aktuell (Beispiel: die Flächen des Realraumtyps 141 bis 144 im Raum Bad Bleiberg weisen noch großflächige Industrie und Abbaugebiete aus) o Kleinflächige Objekte wie Abbauflächen werden in der Realraumanalyse nicht exakt abgebildet. Während diese Flächen in der Realität meist in Geländevertiefungen liegen und daher meist auch nicht einsehbar sind, erscheinen diese Flächen im Modell auch außerhalb der Vertiefungen, wodurch sich im Modell eine gute Sichtbarkeit ergibt. Die Flächen der betroffenen Objekte müssten entsprechend korrigiert werden. o Bei Autobahnen sorgen lokale Elemente wie Erdwälle und Böschungsbepflanzungen für eine teilweise Verdeckung der Sicht. Da diese Elemente in der gewählten räumlichen Auflösung nicht dargestellt werden können weicht die im Modell berechnete Sicht auf Autobahnen teilweise von der Realität ab. • Objektbewertungen: o Die getroffenen Objektbewertungen wurden zwar von fachlichen Experten erstellt, dennoch beruhen sie auf subjektiv angenommenen Werten. • Größenunterschiede zwischen den Objekten eines Layers: o Nicht alle Objekte eines Layers sind auf die gleiche Entfernung gleich gut sichtbar. Es sollte für die Objekte eines Layers somit keine einheitliche Maximalsichtweite in der Sichtbarkeitsanalyse angenommen und kein einheitlicher Distanzabnahmebuffer verwendet werden. o Zur Abhilfe werden in dieser Arbeit durchschnittlich 7 Größenklassen pro Objektlayer gebildet, für die getrennte Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt werden.

    174 Die Berechnung von Distanzabnahmebuffern erfolgt für Zusammenfassungen von 2 bis 3 Größenklassen.

    175 11 Anwendungsgebiete von Sichtbarkeitsanalysen

    Das Instrument der Sichtbarkeitsanalyse bietet die Möglichkeit einer einfachen und schnellen Analyse von Sichtbeziehungen. Zwei der wichtigsten Anwendungsgebiete von Sichtbarkeitsanalysen sind die Ermittlung und Überprüfung von Aussichtspunkten (Vista Points) sowie die Analyse des Einflusses von potentiellen Störobjekten.

    11.1 Ermittlung Aussichtspunkte Besonders schöne Aussichtspunkte in der Landschaft überzeugen durch ein breites, möglichst unbeeinträchtigtes Sichtfeld mit Aussicht auf ästhetisch wertvolle oder für den Beobachter relevante und wichtige Objekte. Störende Objekte sollten möglicht nicht im Blickfeld liegen. Unter Verwendung des Instruments der Sichtbarkeitsanalyse bestehen mehrere Möglichkeiten der Ermittlung und Überprüfung von Aussichtspunkten.

    11.1.1 Quantitative Methode Die einfachste Methode liegt in der Ermittlung der Fläche des Sichtfeldes. Dazu wird mittels des IDRISI-Moduls ‚VIEWSHED’ (boolescher Modus) eine Analyse der Aussicht am gewählten Standort durchgeführt. Es ergibt sich für jeden Landschaftspunkt (Rasterzelle) eine logische Aussage, ob Sichtbarkeit vom Standort aus besteht. Von der Zahl der sichtbaren Rasterzellen kann auf die Größe des Sichtfeldes und somit auf die Aussicht am Standort geschlossen werden. Je höher die Anzahl dieser Rasterzellen ist, desto „umfassender“ ist die Aussicht am Standort. Bei dieser rein quantitativen Methode wird keine Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen Objekten getroffen, die im Sichtfeld liegen. Bietet ein Standort beispielsweise Aussicht auf eine große Fläche mit relativ niedrigem landschaftsästhetischen Wert oder befinden sich viele Störobjekte im Sichtfeld, so kann die Qualität der Aussicht sogar niedriger sein als bei einem Standort mit kleinerem Sichtfeld. Insofern ergibt sich aus der Fläche des Sichtfeldes keine direkte Aussage über die Qualität der Aussicht.

    11.1.2 Qualitative Methode Um eine Aussage über die Qualität eines Aussichtspunktes zu erhalten, muss von den gesehenen Objekten und ihrem landschaftsästhetischen Wert ausgegangen werden. Ist von einem Standort aus eine große Zahl an landschaftsästhetisch wertvollen Objekten sichtbar, so kann davon ausgegangen werden, dass die Aussicht von diesem Standort qualitativ hochwertig ist. Um ein vollständiges Bild zu erhalten, müssen sämtliche in der Landschaft befindlichen Objekte bewertet und auf ihre Sichtbarkeit hin untersucht werden. Dies wurde in der vorliegenden Arbeit umgesetzt und liegt als Ergebnis in Form der thematischen 176 Sichtbarkeitslayers und ihrer Bewertung vor. Jeder dieser Layers gibt für alle untersuchten Landschaftspunkte des Untersuchungsgebietes (Landesgebiet von Kärnten) eine Aussage über die Sichtbarkeit von Objekten des jeweiligen Typs. Landschaftspunkte (Rasterzellen) mit besonders hohem Wert (nahe 1) stellen Aussichtspunkte in Bezug auf das jeweilige Thema dar. Je nach Interessensgebiet kann nun eine entsprechende Kombination von thematischen Sichtbarkeitslayers erstellt werden. Für den Bereich des Tourismus können beispielsweise Themenkombinationen erstellt werden, die sich nach dem Interessensgebiet des jeweiligen Urlaubers richten (Tabelle 21). Interessensgebiet Relevante Gruppen von Sichtbarkeitslayers Kultururlaub Kulturgüter + Zentren + Offenen Bebauung – Betriebsgebiet – Infrastruktur – Naturerlebnis Gewässer + Feuchtflächen + Wälder + Alpine Rasen, Gletscher und Felsgebirge + Freizeit und Tourismus – Verkehrsflächen – Betriebsgebiet – Städtische Bebauung – Infrastruktur – Schipisten – Sporturlaub Freizeit und Tourismus + Gewässer + Alpine Rasen, Gletscher und Felsgebirge + Schipisten + Events und Partys Zentren + Städtische Bebauung + Seen + Freizeit und Tourismus + Betriebsgebiet – Tabelle 21: Beispiele für Interessensgebiete und relevante Sichtbarkeitslayers.

    In BRUSH et al. (1999, S. 39ff.) wurden unterschiedliche Personengruppen bezüglich ihrer Präferenzen für durchfahrene Landschaftstypen mit Hilfe von Video- und Fotoaufnahmen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Gebiete mit ländlichem Charakter (Wald-, Grün- und Ackerflächen) Gebieten mit städtischem Charakter eindeutig vorgezogen wurden. Bei Touristen und vor allem Landwirten war die Beurteilung städtischer Gebiete erwartungsgemäß noch am besten. Für Waldgebiete wurde von allen Personengruppen außer den Landwirten die beste Beurteilung abgegeben.

    177 Ausgehend von den Präferenzen verschiedener Personengruppen erfolgt auch die Bewertung und Kombination der relevanten Sichtbarkeitslayers. Daraus ergibt sich ein Gesamtlayer über die Aussicht auf Objekte, welche im Interessensgebiet der Zielgruppe liegen. Störende Objekte führen zu einer Beeinträchtigung der Aussicht, nicht relevante Objekte werden ausgeblendet. Mit Hilfe dieser individuell erstellten Datensätze können ‚Thematischen Karten der Aussicht’ erstellt werden, in denen ideale Aussichtpunkte in der Landschaft recht leicht gefunden werden können. Ebenso sind Gebiete, in denen die Aussicht beeinträchtigt (belastet) ist, rasch erkennbar. Eine konkrete Anwendung wäre die Ermittlung von Rastplätzen mit besonders schöner Aussicht entlang von Straßen (‚Vista Points’). Dazu muss zunächst die Menge an für die Aussicht relevanten Objekten definiert werden. Da Vista Points für keine bestimmte Personengruppe zugeschnitten sind, empfiehlt sich eine breite Auswahl an Sichtbarkeitslayers aller Bewertungsstufen. Nicht berücksichtigt darf jedoch die Sichtbarkeit des Verkehrsweges werden, welchen der Beobachter benützt. Aus diesem Grunde wird der entsprechende Sichtbarkeitslayer nicht herangezogen. Sollte eine große Zahl an Verkehrswegen desselben Typs im direkten Sichtfeld des am Vista Point stehenden Beobachters liegen, so kann der Sichtbarkeitslayer des Verkehrsweges nicht ausgeblendet werden. Es muss anstattdessen eine Ausblendung der Sichtbarkeit des am Vista Point befindlichen Abschnittes des Verkehrsweges erfolgen.

    11.1.3 Überprüfung der Aussicht eines frei gewählten Standortes Bietet ein Standort in der Landschaft eine besonders schöne Aussicht, so wäre dieser Standort vermutlich als Aussichtpunkt besonders gut geeignet. Anhand der in Kapitel 6.11 beschriebenen Umkehrbarkeit von Sichtbarkeit und Aussicht kann im Modell überprüft werden, ob die Aussicht auch den Erwartungen entspricht. Während für eine Überprüfung der Aussicht in der realen Landschaft die Sichtbarkeit des gewählten Standortes von allen gesehen Landschaftspunkten vor Ort überprüft werden müsste, kann im Modell sowohl die Aussicht auf die Landschaftspunkte als auch umgekehrt die Sicht von den Landschaftspunkten auf den Standort ohne großen Aufwand überprüft werden. Als Beispielstandort wird der Standort ‚Salzburgerwiese’ in der Gemeinde St.Georgen am Längsee (Ortsteil Fiming) gewählt, welcher im oberen Teil noch unbebaut ist und aufgrund der leicht erhöhten Lage einen recht guten Ausblick in Richtung Westsüdwest bietet. Es handelt sich um potentielles Siedlungsgebiet, das aufgrund seiner hervorragenden Aussicht bei einer Umwidmung in Bauland nicht lange unbebaut bleiben dürfte.

    178 Der Öffnungswinkel des Sichtfeldes in Richtung Westen beträgt in etwa 150°. In diesem Bereich liegen einige eindeutig erkennbare Sichtobjekte (Tabelle 22), die für die Überprüfung der Aussicht gewählt werden.

    Sichtobjekt Seehöhe Entfernung vom Standort Blickrichtung vom Standort Magdalensberg 1059 m 4,2 km Süden Hochstuhl 2237 m 41 km Süden Triglav 2864 m 62 km Südwesten Mittagskogel 2145 m 46 km Südwesten Ulrichsberg 1022 m 12 km Südwesten Gerlitzen 1909 m 40 km Westen Lorenziberg 971 m 8 km Westen Schneebauerberg 1338 m 13 km Westen Salbrechtskopf 1246 m 9,6 km Nordwesten Kirche St.Peter 590 m 1,4 km Nordwesten Tabelle 22: vom Standort „Salzburgerwiese“ erkennbare Sichtobjekte.

    Vor Ort wird ein Panoramabild vom Sichtfeld angefertigt (Abbildung 41), in welchem die gewählten Sichtobjekte eingezeichnet werden.

    Abb. 41: Panoramaaufnahme vom Standort „Salzburgerwiese“ am 05.10.2008, 13.48h.

    Zur Ermittlung der absoluten Lage und der Distanzen zu den Sichtobjekten werden der Standort selbst sowie die 10 Objekte in der ÖK50 eingezeichnet (Abbildung 42). Dadurch ergibt sich bereits ein erster Eindruck des Sichtfeldes.

    179

    Abb. 42: Ausschnitte aus ÖK50 mit Sichtstrahlen zwischen Standort und Sichtobjekten.

    Für eine Sichtanalyse im Modell erfolgt die Erfassung der einzelnen Objekte in ArcGIS. Es werden der Standort „Salzburgerwiese“ sowie alle Objekte bis auf das Sichtobjekt „Triglav“, welches außerhalb der Landesgrenze liegt, als einzelne Layers erfasst und in das Programm IDRISI übernommen. Zunächst wird die Aussicht des Standortes berechnet. Dazu wird das IDRISI-Modul ‚VIEWSHED’ im booleschen Modus mit einer Beobachterhöhe von 2 m angewendet.

    180

    Abb. 43: Modellierung der Aussicht vom Standort „Salzburgerwiese“ 18.

    In der Simulation bestätigt sich, dass zu sämtlichen erfassten Sichtobjekten auch im Modell eine Sichtbeziehung besteht. Dies ist auch aus Abbildung 43 ersichtlich. Um umgekehrt auch die Sichtbarkeit des Standortes „Salzburgerwiese“ von den 9 Objekten aus zu überprüfen, wird die Aussicht von jedem der 9 Objekte berechnet. Die Ergebnisse der 9 Sichtbarkeitsanalysen werden durch Addition übereinander gelegt. Je höher der Wert einer Rasterzelle im resultierenden Layer ist, desto mehr von den erfassten Objekten haben zu dieser Rasterzelle eine Sichtbeziehung. Wenn der Standort „Salzburgerwiese“ von allen Objekten aus sichtbar ist, müsste die betreffende Rasterzelle den kumulierten Wert 9 tragen. Dies ist auch der Fall. Somit bestätigt sich, dass die Aussicht eines Standortes auch mit seiner Sichtbarkeit übereinstimmt.

    18 Darstellung des Standorts in gelb, gewählte Aussichtobjekte in rot, vom Standort sichtbare Bereiche in rosa, größere Orte in pastellgrün 181

    Abb. 44: Darstellung der Sichtbarkeit aller 9 Sichtobjekte (Werte von 1-9) 19.

    19 die Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalysen der 9 gewählten Sichtobjekte (in rot eingezeichnet) wurden aufaddiert (Werte von 1-9): niedrige Werte in dunkelgrün, mittlere Werte in gelb, hohe Werte in rot. 182 Aus dem Modell geht auch hervor, dass es zu einem Standort offensichtlich nur wenige Alternativstandorte gibt, die exakt dieselbe Aussicht aufweisen. Dies ist auch aus Abbildung 44 ersichtlich. Ausnahme sind lediglich Regionen, die höher liegen als der gewählte Standort.

    11.2 Analyse von Eingriffen in das Landschaftsbild Die aus dieser Arbeit resultierenden Sichtbarkeitslayers geben Aufschluss über die Aussicht auf in der Landschaft bereits vorhandene Objekte. Daraus ergibt sich die Aussichtsqualität sämtlicher Landschaftspunkte. Soll nun ein geplantes Objekt auf seinen Störeinfluss hin untersucht werden, so muss zum einen die Aussicht auf dieses Objekt berechnet werden und zum anderen die Änderung der Aussichtsqualität für sämtliche in der Nähe befindlichen Landschaftspunkte ermittelt werden.

    11.2.1 Grundlagen für die Analyse Um die konkreten sichtbaren Auswirkungen von Objekten vorhersagen zu können, müssen nach NOVELL et FULLER folgende Angaben erhoben werden: • der Bereich der potentiellen/theoretischen Sichtbarkeit des neuen Objektes • der Kreis der Betroffenen und deren Sichtbereiche • der Grad der eintretenden Sichtbeeinträchtigung oder Sichtbehinderung • die maximale Sichtweite des neuen Objekts • die resultierenden Auswirkungen auf den Charakter und die Qualität der Aussicht der Betroffenen

    (vgl. NOVELL et FULLER 1995, S. 48) Um eine möglichst realistische Einschätzung zu erhalten, sollte mit dem ‚worst-case’ Szenario gearbeitet werden. Es sollte von jener Jahreszeit ausgegangen werden, in der die Abschwächung der Sichtbeeinträchtigung durch Vegetation am geringsten ausgeprägt ist (Winter), außerdem sollten als Test-Aussichtspunkte jene Punkte gewählt werden, bei denen die stärkste Beeinträchtigung gegeben ist (vgl. NOVELL et FULLER 1995, S. 48). Um die Stärke der Auswirkungen zu ermitteln, müssen insbesondere noch folgende Kriterien und Einflüsse berücksichtigt werden: • die ästhetische Sensivität des betroffenen Gebietes (handelt es sich um ein landschaftlich (noch) wertvolles Gebiet oder bereits um eine Industrielandschaft) • die Schwere des Eingriffs (zeitlich begrenzt oder permanent, nur von einigen Bereichen sichtbar oder von überall aus sichtbar)

    Der Standort „Salzburgerwiese“ (weiß markiert) weist den Maximalwert von 9 auf. 183 • Meinungen und Sichtweisen der Betroffenen (eventuell bisher außer Acht gelassene Aspekte und subjektive Bewertungen)

    (vgl. NOVELL et FULLER 1995, S. 48f.) Neben der Beeinträchtigung durch das geplante Objekt selbst kommt es bei der Errichtung meist auch zu bau-, anlagen- oder betriebsbedingten sichtbaren Beeinträchtigungen der Umwelt, zu denen etwa Abgrabungen und Aufschüttungen, Bodenversiegelung und

    Bodenverdichtung gehören. (vgl. STEINHARDT et al. 2005, S. 264)

    11.2.2 Simulation der sichtbaren Auswirkungen von Objekten KASTNER beschreibt bereits 1985 (S. 171ff.) den Einsatz von Computertechnologie zur Beurteilung von Eingriffen in das Landschaftsbild. Dabei wird bereits eine computergrafische Darstellung der Sichtbeziehungen zwischen einem beliebigen Punkt in der Umgebung und dem geplanten Gebäude vorgenommen. Um die Sichtverbindungen zu analysieren, werden vom Objekt ausgehende Sichtstrahlen berechnet, die entweder nach außen gehen oder durch die Sicht behindernde Objekte abgefangen werden. Auch das in dieser Arbeit verwendete ‚VIEWSHED’-Modul des Programmes IDRISI arbeitet nach diesem Prinzip. Für eine Aussage über Veränderungen im Landschaftsbild, die durch Eingriffe entstehen, muss im Modell die Veränderung der Aussichtsqualität aller umliegenden Punkte berechnet werden. Dazu wird zunächst die Sichtbarkeit des geplanten Objektes berechnet. Es müssen der genaue Standort sowie die geplante Höhe des Objektes bereits bekannt sein. Bezüglich der Maximalsichtweite (vgl. NOVELL et FULLER 1995, S. 68) müssen Schätzwerte herangezogen werden, die sich nach Form und Höhe des Objektes richten. Zur Sichtbarkeitsanalyse wird das in Kapitel 9.2.6 dieser Arbeit vorgestellte VBA- Programm verwendet, welches die Sichtbarkeitsanalyse für 20 Objekthöhenstufen berechnet und einen Distanzabnahmebuffer mit der angenommenen Maximalsichtweite einbezieht. Das Ergebnis der Sichtbarkeitsanalyse wird nun mit einem Layer in Kombination gebracht, welcher die vorhandene Aussicht der umliegenden Landschaftspunkte möglichst realistisch darstellt (IST-Zustand).

    Die Kombination der beiden Layers kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. a) Lineare Störeinwirkung:

    Der Sichtbarkeitslayer des Störobjektes wird durch einfache Subtraktion vom IST- Zustands-Layer in Abzug gebracht. In den beeinträchtigten Bereichen vermindert sich die Aussichtsqualität um das Maß der Störeinwirkung.

    184 b) Proportionale Störeinwirkung:

    Die Beeinflussung ist nicht nur abhängig vom Maß der Störeinwirkung, sondern auch von ästhetischen Sensivität des betroffenen Gebietes (vgl. STEINHARDT et al. 2005, 264ff.). Je höher die vorhandene Aussichtsqualität, desto größer ist das Ausmaß der Einwirkung. Da vor allem besonders sensible Zonen eine hohe Aussichtsqualität aufweisen, ist dort die Auswirkung am stärksten. Zur Umsetzung dieser Variante wird ein eigenes IDRISI-Modell verwendet.

    Abb. 45: IDRISI-Modell ‚add_stoerf’ - Berechnung einer proportionalen Störeinwirkung.

    Das Modell aus Abbbildung 45 geht von einem Gesamtaussichtslayer aus (IST-Zustand) und kombiniert diesen mit dem Sichtbarkeitslayer des Störobjektes. Dazu werden die Werte der Rasterzellen des IST-Zustandes mit der Differenz aus 1 und den Rasterzellenwerten des Sichtbarkeitslayers des Störobjektes multipliziert.

    11.2.3 Abschwächung und Kompensation der visuellen Beeinträchtigung Zuallererst sollte stets geprüft werden, ob es nicht Möglichkeiten gibt, den Eingriff in der beabsichtigten Variante überhaupt zu vermeiden. Ist eine gänzliche Vermeidung nicht möglich, sollte auf eine möglichst starke Reduktion der Beeinträchtigung abgezielt werden, dies lässt sich am effektivsten durch eine entsprechende Standortwahl erreichen, beispielsweise durch Situierung des Störobjektes an einem möglichst tiefen Geländepunkt, oder gut angepasst ins vorhandene Relief. Bietet das Relief wenige bis keine Möglichkeiten, kann auch eine vorsichtige Anpassung des Reliefs selbst erfolgen, wobei hier jedoch mit größter Vorsicht vorzugehen ist und die Beeinträchtigung nicht noch zu erhöhen. Mit Bepflanzung des Geländes um das Störobjekt durch Bäume oder durch Belassen von Restflächen vorhandener Wälder um das neue Objekt kann die Beeinträchtigung ebenfalls niedriger gehalten werden. Dabei sollte auf Arten zurückgegriffen werden, die auch in der näheren Umgebung zu finden sind. Wenn eine direkte Reduktion der Beeinträchtigung nicht möglich ist, so muss auf Kompensationsmaßnahmen zurückgegriffen werden, um den Verlust an landschaftlicher Schönheit an anderer Stelle auszugleichen, beispielsweise mit Neuanpflanzung von Vegetation in einem Gebiet nahe dem verlorenen Areal. Bei den zu

    185 errichtenden Bauwerken kann ebenfalls viel Einfluss genommen werden, beispielsweise durch die Farbgebung oder Oberflächentextur, wobei beides möglichst gut mit der Umgebung harmonieren sollte. (vgl. NOVELL et FULLER 1995, S. 56ff.) Durch eine neuerliche Analyse des Eingriffs im Modell, bei der die geplanten Kompensationsmaßnahmen mitberücksichtigt werden, kann in Folge auch bereits eine Aussage darüber getroffen werden, ob die Maßnahmen ausreichen oder ob weitere Anpassungen notwendig sind.

    186 12 Zusammenfassung und Ausblick

    Der Verbrauch schöner Landschaft ist nicht wirklich ausgleichbar. Die Menschheit scheint es jedoch als unabänderlich hinzunehmen, wenn die Schönheit ihrer Lebenswelt schwindet (vgl. WÖBSE 2002, S. 131). Durch einerseits die Monotonisierung und Verstädterung und andererseits die Zerschneidung der verbleibenden Landschaft durch

    Infrastruktur entsteht eine ‚globalisierte Ubiquität’ (WÖBSE 2002, S. 285) deren Erlebniswert weitgehend verloren geht, was für viele Menschen auch Anlass für Ortswechsel im Sinne von Urlaub oder sogar Wohnortwechsel wird. Während das Thema Ästhetik in anderen Bereichen durchaus Akzeptanz findet, führt es im Bereich ‚Landschaft’ nach wie vor ein „Schattendasein“. Das damit verbundene mangelhafte Bewusstsein über die Bedeutung landschaftlicher Schönheit ermöglicht die Zerstörung des Schönen und die Verbreitung des Hässlichen. Mit Erfassungs- und Bewertungsverfahren kann die Bedeutung landschaftlicher Schönheit für den Menschen nachgewiesen werden, und damit könnte den negativen Nutzungsansprüchen an die Landschaft entgegengetreten werden. Landschaftliche Schönheit ist als apriorischer Wert anzuerkennen, darauf ist bei jeder Veränderungen bestehender Landschaftszustände zu achten, sie sollte dabei zumindest erhalten oder eher verbessert werden (vgl. WÖBSE 2002, S. 276ff.). Denn das Schöne der Landschaft ist nicht nur eine angenehme Zugabe, sondern Teil substantieller, lebensnotwendiger Qualität (vgl. WÖBSE 2002, S. 131). Schließlich trägt auch Schönheit zum Wohlbefinden des Menschen bei, weil sie sich psychisch und physisch auswirkt und somit als nützlich erweist (vgl. WÖBSE 2002, S. 21). Das in dieser Arbeit vorgestellte Modell bietet eine Basis für die Bewertung von Räumen in landschaftsästhetischer Hinsicht. Da landschaftliche Schönheit selbst nicht gemessen werden kann, mussten Faktoren herausgefunden werden, die die landschaftliche Schönheit beeinflussen. Dazu wurde das Landschaftsbild in seine Bausteine, die Landschaftsobjekte, zerlegt, welche mit ihrer Gestalt und ihrem Aussehen auf ihre Umgebung wirken. Durch eine entsprechende Bewertung dieser Objekte, Berechnung ihrer Sichtbarkeit und anschließender Kombination der Ergebnisse ergibt sich ein thematischer Datensatz mit Standorten unterschiedlich guter Aussicht. Die Qualität der Aussicht lässt wiederum Rückschlüsse auf die Schönheit des Landschaftsbildes und somit auf seinen landschaftsästhetischen Wert zu. Durch die recht feine Einteilung der Landschaftsobjekte in unterschiedliche Themenbereiche können individuelle, für die jeweilige Fragestellung erforderliche Kombinationen an Landschaftsobjekten zusammengestellt werden.

    187 Ein weiterer Vorteil des Modells liegt darin, dass räumliche Unterschiede in Bezug auf die landschaftliche Schönheit direkt sichtbar und somit nachvollziehbar gemacht werden. Da sich die stetigen Veränderungen in der Landschaft für menschliche Zeitbegriffe langsam vollziehen, werden sie nicht entsprechend wahrgenommen. Der jeweils aktuelle Zustand wird akzeptiert (vgl. auch WÖBSE 2002, S. 131). Durch die Untersuchung und Visualisierung der Qualität des Landschaftsbildes ausgehend von der Aussichtsqualität kann ein Beitrag zu einem besseren Verständnis dieses Themas geleistet werden. Dies betrifft sowohl bereits stattgefundene Veränderungen, die durch die Visualisierung ihrer Auswirkungen erst richtig wahrgenommen werden, als auch geplante Eingriffe, für die eine recht genaue Vorhersage der sichtbaren Beeinträchtigung getroffen werden kann.

    12.1 Ausblick Wie in jedem computergestützten Modell ist die Qualität und Genauigkeit des Ergebnisses abhängig von den verwendeten Ausgangsdaten. Die vorliegende räumliche Auflösung von 25 m ist für den vorliegenden Katalog an Objekten sowie für Einzelobjekte wie größere Gebäude sicherlich ausreichend. Sollen aber genauere Untersuchungen von Sichtbeziehungen im größeren Maßstab erfolgen, so sind Daten mit höherer räumlicher Auflösung erforderlich. In einer weiteren Ausbaustufe dieses Modells wäre die Verwendung einer räumlichen Auflösung von 5 m (oder höher) überlegenswert. Ein weiterer Punkt betrifft das zugrunde liegende Geländemodell, welches die Ausgangsbasis für sämtliche Sichtbarkeitsanalysen darstellt, welches jedoch keinerlei Informationen über die auf der Geländeoberfläche befindlichen Objekte enthält. Um bewaldete und dicht bebaute Bereiche zu berücksichtigen, die wesentliche Sichtbarrieren darstellen, wurde die Geländehöhe in diesen Bereichen um geschätzte Durchschnittshöhen angepasst. Für eine genauere Analyse wäre jedoch ein digitales Oberflächenmodell wesentlich besser geeignet, da dieses nicht nur die exakten Höhen, sondern auch die Abmessungen aller Einzelobjekte enthält. Da ein DOM (wie im Falle der verwendeten Datensätze) auch eine extrem hohe räumliche Auflösung aufweist, wäre auch die Kulissenwirkung von Vegetation und anderen kleineren Objekten realistisch abbildbar. Allerdings ist ein solches DOM noch nicht kärntenweit verfügbar, was sich jedoch in den nächsten Jahren ändern dürfte. Somit bleibt nur mehr das Problem der Rechenzeit zu lösen, welche bei Verwendung einer räumlichen Auflösung von 1 m anstatt von 25 m bereits 625-mal so hoch ist. Angesichts der Tatsache, dass die Sichtbarkeitsberechnungen in dieser Arbeit bereits über 3 Monate an reiner Rechenzeit in Anspruch genommen haben, wäre eine Differenzierung von Regionen nach benötigter Auflösung sinnvoll.

    188 Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Zukunft betrifft die Anwenderseite. Das vorliegende Modell wurde unter Anwendung von technischem Fachwissen entwickelt und auch angewendet. Daher können derzeit lediglich die Endergebnisse des Modells einem breiteren Publikum präsentiert werden. Änderungen in der Zusammenstellung der thematischen Sichtbarkeitslayers sowie vor allem die Analyse von potentiellen Eingriffen in das Landschaftsbild bleiben in der derzeitigen Phase einem kleinen Kreis von Experten vorbehalten. Ziel sollte die Schaffung einer interaktiven Präsentations- und Benutzeroberfläche sein, die es auch einem technisch nicht versierten Anwender ermöglicht, eigene Themenzusammenstellungen sowie vor allem Eingriffsanalysen auf Basis der bereits entwickelten Instrumente und der berechneten Datensätze zu erstellen. Der letztgenannte Aspekt ist insbesondere in Hinblick auf den potentiellen Anwenderkreis für das in dieser Arbeit entwickelte Modell wichtig. Dieser reicht von der Raumplanung, Umweltplanung, Verkehrsplanung bis hin zum Tourismus, da mit dem Modell auch individuelle, anforderungsspezifische Aufgabenstellungen gelöst werden können.

    Mit dem in dieser Arbeit vorgestellten Modell wurde versucht einen Beitrag zur Bewahrung unseres Landschaftsbildes zu schaffen. Es wäre ein großer Erfolg, wenn dieses Instrument auch breite Anwendung in vielen Fachbereichen findet. Denn landschaftliche Schönheit ist eine natürliche Ressource, die einen mindestens so schonenden Umgang erfordert wie sonstige, vor allem materielle Ressourcen.

    189 13 Literaturverzeichnis

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    WYLIE, J. (2007): Landscape. Routledge, New York, 246 S.

    195 Anhang A

    Liste der Objekte für Sichtbarkeitsanalysen:

    max. Radius Objekt- Ber. Layername und Code Beschreibung Shape Sicht- Dist.Abn. Bew. höhe Geb. Viewshed-Layer weite Buffer erh_k12_300m Erhebungsspitzen 100 – 300 m über DHM-Rumpf Punkt 10 km - 3 vp_erh0300m_nwc65_w100n erh_k12_500m_sow Erhebungen Exp-SOW 300 – 500 m über DHM-Rumpf Punkt 20 km - 4 vp_erh0500m_sow_nwc60_w10n erh_k12_750m_sow Erhebungen Exp-SOW 500 – 750 m über DHM-Rumpf Punkt 60 km - 5 vp_erh0750m_sow_nwc45_w10n erh_k12_2000m_sow Erhebungen Exp-SOW 750 – 2000 m über DHM-Rumpf Punkt 80 km - 5 vp_erh2000m_sow_nwc40_w10n erh_k12_500m_nord Erhebungen Exp-Norden(+-30°) 300 – 500 m über DHM-Rumpf Punkt 20 km - 3 vp_erh0500m_nord_nwc65_w10n erh_k12_750m_nord Erhebungen Exp-Norden(+-30°) 500 – 750 m über DHM-Rumpf Punkt 60 km - 4 vp_erh0750m_nord_nwc47_w10n erh_k12_2000m_nord Erhebungen Exp-Norden(+-30°) 750 – 2000 m über DHM-Rumpf Punkt 80 km - 5 vp_erh2000m_nord_nwc50_w10n Kombinationslayer für Erhebungen 300 – 500 m 4 vp_erh0500m Kombinationslayer für Erhebungen 500 – 750 m 5 vp_erh0750m Kombinationslayer für Erhebungen 750 – 2000 m 5 vp_erh2000m Kombinationslayer für alle Erhebungen 750 – 2000 m 4 vp_erh750-2000m frac70_8 Geländebereiche mit höherer Fraktalität Fläche 5 km 5 km 2 vp_frac70_nwgc45!20!40_w100n_xb6!5!4km Sicht herab auf größere Orte (Sicht auf Stadtgebiet, Betrachter außerhalb und orte Fläche 10 m 15 km 7-15 km 4 mind.20m höher als Durchschnittshöhe des Ortes) v_über_orte_nw Kläranlagen Kläranlagen Punkt 8 m 1 km 1 km x -5 vb_klär_4hs_nwg_sum_pl_binx4_n_xqb1km Umspannwerke Umspannwerke (KELAG) Punkt 10 m 1 km 1 km x -5 vb_umsp_5hs_nwg_sum_pl_binx5_n_xqb1km Kraftwerke / Staumauern Punkt 10 km 10 km -4 wasserkraft

    196 vb_wasserkraft_nw_xqb10km Strommasten Hochspannungsfreileitungen Punkt 30 m 2 km 2 km x -5 v_strom_kombi

    Infrastruktur -4 v_infrastruktur

    kultur_a Kategorie A (Burgen, Schlösser, Festungen, Stifte) inkl. Realraumcode 170 Fläche 20 m 10 km 15 km x 4 v_kultur_a_komb kultur_b Kategorie B (kleinere Burgen, Schlösser, Festungen, Stifte) Punkt 15 m 5 km 7 km x 4 vb_kultur_b_5hs_nwgadd_pl_binx5_n_xqb7km kultur_c Kategorie C (Kirchen und Türme) Punkt 15 m 2.5 km 2,5-5 km x 4 vb_kultur_c_komb kultur_d Kategorie D (Kapellen) Punkt 10 m 1.3 km 1.5 km x 4 vb_kultur_d12_5hs_nwgadd_pl_binx5_n_xqb1°5km Kulturgüter Gesamt 4 v_kultur g111 111 Stadtkerne (soferne von entspr. Flächengröße) Fläche 15 m 10 km 10 km x 2 vp_g111_nwgc80_w10n_xb10km g112 112 sonstige Ortskerne (meist Marktorte, und soferne von darstellbarer Größe) Fläche 10 m 10 km 7 km x 2 vp_g112_nwgc75_w5n_xb7km Zentren nicht geschlossen bebauter, ländlicher Siedlungen g114 114 Fläche 10 m 10 km 7 km x 2 (z.B. Haufendörfer, Orte mit Kirche), Kern im Dorf (alpine Siedlungen) vp_g114_nwgc60_w100n_xb7km zentren Zentren 2 v_zentren

    städtische Verdichtung, Mengung von einzelnen Wohnblöcken, g122 122 Reihenhausanlagen mit sonstiger offener Bebauung, Dominanz der Fläche 12 m 10 km 7 km x -3 Wohnfunktion vp_g122_nwc65_w10n_xqb7km g123_124 123 große mehrgeschoßige Wohnanlagen unterschiedlicher Bauperioden Fläche 15 m 5 km 5 km x -3 vp_g123-24_nwgc55_w10n_xqb5km 124 städtische Verdichtung allgemeiner struktureller und funktionaler Mengung Fläche 15 m 5 km 5 km x -3 vp_g123-24_nwgc55_w10n_xqb5km s134 134 Mischgebiet von Wohn- u. Betriebsfunktionen Fläche 5 m 5 km 5 km x -3 vp_s134_nwgc80_w10n_xqb5km Wohnanlagen, Verdichtung -3 v_städt städt Wohnanlagen, Verdichtung inkl. Einzelobjekte -3 v_städt_ho offene Bebauung im Allgemeinen, d.h. meist Dominanz der Wohnfunktion, 131 Fläche 5 m 5 km 20 km x -2 s131 sozialräumlich nicht differenziert

    197 vp_s131_nwgc60_w100n_xb20km s132 132 größere "einförmige" Einzelhaussiedlungs- und Reihenhaussiedlungsgebiete Fläche 5 m 5 km 7 km x -2 vp_s132_nwgc70_w10n_xb7km Siedlungssplitter (Weiler, Hausgruppen abseits gewachsener Bebauung, s133 133 Fläche 5 m 5 km 7 km x -2 Gutshöfe etc.), soferne nicht als Streusiedlungsobjekte (Punkte) erfaßt. vp_s133_nwgc70_w10n_xb7km offenbeb Offene Bebauung -2 v_offenbeb Bebaute Flächen der öffentlichen Hand öff150 150 Fläche 15 m 4 km 7 km x -2 (Schulzentren, Kasernen, Krankenhaus, etc.) vp_öff150_nwgc60_w10n_xb7km s143 143 große (Stadtrand-)Verbrauchermärkte Fläche 5 m 4 km 10 km x -4 vp_s143_nwgc75_w10n_xb6km Betriebsgebiet im allgemeinen: ind141 141 Fläche 8 m 4 km 6 km x -4 Produktions- u. Dienstleistungsfunktionen, Gewerbeparks, etc.,"Agroindustrie" vp_ind141_nwgc70_w10n_xb6km ind142 142 Industrieareale Fläche 10 m 6 km 12 km x -5 vp_ind142_nwg_w10n_xb12km abbau_deponie_144 144 Abbau- u. Deponieflächen Fläche 10 km 17 km x -5 vp_ind144_nwg_c50!50!40_w100n_xb17!6!2km betriebsgebiet Betriebsgebiet -5 v_betriebsgebiet Betriebsgebiet inkl. Einzelobjekte -5 v_betriebsgebiet_ho nn_gärtn145 145 Gärtnereien, Baumschulen Fläche 3 km 5 km x 1 vp_gärtn145_nwgc90_w10n_xb5km extensive, periphere Nutzungen, ungenutztes Gelände, kleine Sportflächen, nn_extnutz136 136 Fläche 3 km 5 km x 1 Ödland, Industriebrache vp_extnutz136_nwgc55_w10n_xb5km nn_sport162 162 Sportanlagen Fläche 2 km 3 km x 1 vp_sport162_nwgc45_w10n_xb3km gärt_ext_sprt Gärtnereien, Ext.Nutzungen, Sportgelände 1 v_gärtn_ext_sport nn_friedh161 161 Friedhöfe Fläche 1 km 3 km x 2 vp_friedh161_nwg_w10n_c80_xb2km nn_schrebg166 166 Kleingärten, Schrebergärten Fläche 1 km 2 km x 2 vp_schrebg166_nwgc70_w10n_xb2km 164 öffentliche Parkanlagen Fläche 5 km 8 km x 3 nn_park164

    198 vp_park164_nwg_w10n_c95_xb8km prk_frd_grt Parks, Friedhöfe, Gärten 2 v_park_friedh_gärt nn_freizw163 163 Freizeitwohngebiete an Badeteichen und im Bergland Fläche 5 km 7 km x -3 vp_freizw163_nwg_w100n_c65_xb7km nn_fvfrei165 165 Tourismus- und Freizeiteinrichtungen unterschiedlicher Art Fläche 3 km 5 km x -2 vp_fvfrei165_nwgc60_w10n_xb5km freizfremd Freizeit und Tourismus -2 v_freiz_fremdfv Str_AB 180 Autobahnen (inkl.B317=S37) Fläche 2 m 5 km 5 km x -5 vp_ab_nt_nwgs_c15w100n_xqb5km str_bs Bundesstraßen (o.B317) Linie 2,5 km 1 km x -4 vp_bs_nwgs_xqb2°25km_c20w10n_xqb1km str_ls Landesstraßen Linie 2 km 0.8 km x -3 vp_ls_nwgs_xqb1°75km_c15w100n_xqb0°75km bahnh182 182 Bahnhofsareale Fläche 3 km 4.5 km x -3 vp_bahnh182_nwgc60_w100n_xqb4°5km flugp183 183 Flugplätze Fläche 10 km 20 km x -5 vp_flugp183_nwgc60_w10n_xb20km VERKEHR -5 v_verkehr Verkehrsflächen sowie Einzelobjekte (Flughafengebäude, -5 v_verkehr_ho Bahnhofsgebäude und Autobahnbrücken) ack202 202 Acker-Grünland-Mengung, jeweils zwischen 40 u. 60% Geländesteilheit 0 Fläche 5 km 7 km 1 vp_ack202_nwc60_w10n_xb7km ack212 212 Acker-Grünland-Mengung, jeweils zwischen 40 u. 60% Geländesteilheit 1 Fläche 5 km 7 km 1 vp_ack212_nwc60_w10n_xb7km ack222 222 Acker-Grünland-Mengung, jeweils zwischen 40 u. 60% Geländesteilheit 2 Fläche 5 km 7 km 1 vp_ack222_nwc70_w10n_xb7km ack232 232 Acker-Grünland-Mengung, jeweils zwischen 40 u. 60% Geländesteilheit 3 Fläche 5 km 7 km 1 vp_ack232_nwc60_w100n_xb7km ackerland Ackerland 1 v_ackerland 203 Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) Geländesteilheit 0 Fläche 5 km 7 km 2 gruen203

    199 vp_gruen203_nwc60_w100n_xb8!5!3km gruen213 213 Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) Geländesteilheit 1 Fläche 5 km 7 km 2 vp_gruen213_nwc60_w100n_xb8!4!2km gruen223 223 Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) Geländesteilheit 2 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen223_nwc60_w100n_xb8!6!4!2km gruen233 233 Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) Geländesteilheit 3 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen233_nwc60_w100n_xb8!5!3km gruen243 243 Grünland dominant (Ackerflächen-Anteil >10%) Geländesteilheit 4 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen243_nw_xb7km grün_acker Grünland/Ackerland 3 v_grün_acker gruen204 204 Grünland (mehr als 90%) Geländesteilheit 0 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen204_nwc50_w100n_xb8!4!2km gruen214 214 Grünland (mehr als 90%) Geländesteilheit 1 Fläche 5 km 6 km 3 vp_gruen214_nwc35_w100n_xb2!4!8km gruen224 224 Grünland (mehr als 90%) Geländesteilheit 2 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen224_nwc50_w100n_xb8!4!2km gruen234 234 Grünland (mehr als 90%) Geländesteilheit 3 Fläche 5 km 7 km 3 vp_gruen234_nwc50_w100n_xb8!6!5!3km grün Grünland 3 v_grün obso206 206 Obstbau bzw. Sonderkulturen-Ackerflächen-Komplexe Geländesteilheit 0 Fläche 3 km 5 km 3 vp_obso206_nwc80_w10n_xb5km obso226 226 Obstbau bzw. Sonderkulturen-Ackerflächen-Komplexe Geländesteilheit 2 Fläche 3 km 5 km 3 vp_obso226_nwc65_w10n_xb5km obso236 236 Obstbau bzw. Sonderkulturen-Ackerflächen-Komplexe Geländesteilheit 3 Fläche 3 km 5 km 3 vp_obso236_nwc60_w10n_xb5km obso Obstbau 3 v_obso gruenpist2#9 2#9 Grünland, zugleich Wintersportgelände (Schipisten etc.) Fläche 5 km 7 km 1 vp_gruenpist2#9_nwc60_w10n_xb7km gruenschi590 590 Schipisten im Wald- u. Zwischenalmbereich Fläche 20 km 30 km 1 vp_gruenschi590_nwc65_w10n_xb30km

    200 alp570 570 Schipisten der Hochregion Fläche 30 km 60 km 1 vp_alp570_nwc70_w10n_xb60km alp580 580 Schipisten auf alpinen Rasen Fläche 30 km 60 km 1 vp_alp580_nwc75_w10n_xb60km schi Schipisten 1 v_schi golf530 530 Golfplätze Fläche 5 km 6 km 3 vp_golf530_nwc75_w10n_xb6km sonstige Sport- u. Freizeitflächen im "Grünraum", z.B. Segelflugplatz, sosp540 540 Fläche 5 km 6 km x 2 Campingplatz, Schießstätten, Hundeabrichteplatz, Wildpark vp_sosp540_nwgc60_w100n_xb6km freizeit_grün Freizeit-Grüngebiete 3 v_freizeit_grün Feuchtflächen (Moore im Agrarraum), Schilfbestände, unterschiedlich extensiv feucht2#8 2#8 Fläche 5 km 7.5 km 3 genutzt vp_feucht2#8_nwc50_w10n_xb7°5km feucht490 490 Moore im subalpin-alpinen Bereich Fläche 5 km 7.5 km 3 vp_feucht490_nwc80_w10n_xb7°5km feuchtfl Feuchtflächen 3 v_feuchtfl seen1 stehende Gewässer > 10km² Fläche 30 km 45 km 5 vp_seen1_nwgc70_w10n_add_vb_seen1nw_xqb45km seen2 stehende Gewässer 3km² bis 10km² Fläche 20 km 30 km 5 vp_seen2_nwgc40_w100n_add_vb_seen2nw_xqb30km seen3 stehende Gewässer 1km² bis 3km² Fläche 15 km 22 km 5 vp_seen3_nwgc45_w20n_add_vb_seen3nw_xqb20km seen4 stehende Gewässer 300.000m² bis 1km² Fläche 10 km 15 km 5 vp_seen4_nwgc45_w20n_add_vb_seen4nw_xqb15km seen5 stehende Gewässer 100.000m² bis 300.000km² Fläche 7 km 10 km 5 vp_seen5_nwgc50_w50n_xb10km seen6 stehende Gewässer 30.000m² bis 100.000km² Fläche 6 km 9 km 5 vp_seen6_nwgc50_w20n_xb9km seen7 stehende Gewässer 10.000m² bis 30.000km² Fläche 5 km 7 km 5 vp_seen7_nwgc60_w20n_xb7km stehende Gewässer < 10.000m² Fläche 3 km 4 km 5 seen8

    201 vp_seen8_nwgc50_w20n_xb4km stehende Gewässer (Seen, Staubereiche Fließgewässer) seenl 500 Fläche x 5 unter 1000m Seehöhe v_seenl seenh 500 stehende Gewässer über 1000m Seehöhe x 5 v_seenh_nwc80_w2n_xbkm fliessgew1 510 Fließgewässer (aufgestaute Bereiche) Fläche 12 km 18 km 4 vp_fliessgew1_nwgc60_w100n_xb18km fliessgew2 510 Fließgewässer (ab Darstellungsbreite ca. 1 mm in ÖK 50) Linie 5 km 8 km 4 vp_fliessgew2_nwgc20_w100n_xb8km Fließgewässer (mittl./kleinere Flüsse bis zu den letzten Orten mit über 400 fliessgew_kl 510 Linie 2,5 km 4 km 4 EW) vp_fliessgew_kl_nwgc30_w100n_xqb3km fliessgew Gewässer 4 v_fliessgew wald310 310 Nadelwald dominiert Fläche 30 m 5 km 7 km 1 vp_wald310_nwc75_w5n_xb7km Erlenbuschwerk, (z.T. mit Krummholz, z.T. baumdurchsetzt), wald340 340 Fläche 3 m 5 km 7 km 1 meist innerhalb der Waldgrenze vp_wald340_nwc60_w10n_xb7km wald_p1 Wälder positiv 1 1 v_wald_p1 wald320 320 Laubwald dominiert Fläche 35 m 5 km 7 km 2 vp_wald320_nwc70_w10n_xb7km wald330 330 Mischwald, Nadelwald dominiert Fläche 35 m 5 km 7 km 2 vp_wald330_nwc75_w5n_xb7km wald450 450 flächige Krummholzbestände Fläche 3 m 5 km 7 km 2 vp_wald450_nwc75_w10n_xb7km wald_p2 Wälder positiv 2 2 v_wald_p2 wald350 350 Nadelwald felsdurchsetzt Fläche 25 m 10 km 15 km 3 vp_wald350_nwc65_w10n_xb15km wald360 360 Misch- und Laubwald felsdurchsetzt Fläche 35 m 10 km 15 km 3 vp_wald360_nwc75_w5n_xb15km wald370 370 größere Bestände flußbegleitender Gehölze Fläche 15 m 10 km 15 km 3 vp_wald370_nwc80_w10n_xb15km

    202 wald380 380 Mischwald, Laubwald dominiert Fläche 30 m 10 km 8 km 3 vp_wald380_nw_w5n_xb8km wald390 390 Moorflächen mit Gehölzbestand bzw. im Waldbereich Fläche 5 km 7 km 3 vp_wald390_nwc65_w100n_xb7!5!3km Mengung von Krummholz, Grünerlen u. Kampfzone des Waldes, oberhalb wald470 470 Fläche 10 km 15 km 3 bzw. außerhalb geschlossener Waldbestände, z.T. fels- oder rasendurchsetzt vp_wald470_nwc60_w3n_xb15km wald_p3 Wälder positiv 3 3 v_wald_p3 alp420 420 alpine Rasen in Mengung mit Felsformationen und Lockermaterial Fläche 30 km 60 km 5 vp_alp420_nw_c25!30!55_w10n_xb60!45!30 alpine Rasen und Matten, dichte Vegetationsdeckung, meist Almwirtschaft, alp430 430 Fläche 60 km 150 km 5 nicht oder schwach fels- u. gerölldurchsetzt vp_alp430_nw_c40!25_w10n_xb150!100!60!30km alp440 440 Mengung von Krummholz mit alpinen Rasen Fläche 20 km 30 km 5 vp_alp440_nwc60_w100n_xb30!20!13km Mengung von alpinen Rasen mit Bäumen und Baumgruppen. Gebiete alp460 460 Fläche 20 km 40 km 5 zwischen aktueller u. potentieller Waldgrenze vp_alp460_nwc45_w10n_xb40!30!20km Grünlandbereiche außerhalb des Dauersiedlungsraumes, unterhalb der gruen480 480 Fläche 30 km 25 km 5 Waldgrenze, Vor- u. Zwischenalmen vp_gruen480_nwc25_w100n_xb15km alprasen alpine Rasen 5 v_alprasen alp400 400 Gletscher Fläche 140 km 210 km 5 vp_alp400_nwc65_w10n_xb210km alp560 560 Gletscherschigebiete Fläche 40 km 80 km 5 vp_alp560_nw_w10n_xb80km gletscher Gletscher 5 v_gletscher alp410 410 Schutt und Geröll, z.T. felsdurchsetzt, Vegetationsansätze Fläche 30 km 60 km 4 vp_alp410_nwc25!30_w10!20n_xb60!50!40!30km alp411 411 Felsgelände Fläche 50 km 100 km 4 vp_alp411_nwc30!45_w10n_xb100!80!60km felsgebirge Felsgebirge 4 v_felsgebirge

    203

    Bei den fett gedruckten Datensätzen handelt es sich um Kombinationslayers. Quelle für Realraumcodes und Beschreibungen: SEGER 1997

    204 Anhang B

    Liste der 182 analysierten Einzelobjekte:

    Höhe über Höhe Ort Bezeichnung Typ Bewertung pos/neg Gelände in in m ‚dhm25grgeb’ Klagenfurt Kirchturm Stadtpfarrkirche Kultur 4 pos 90 90 Klagenfurt Kirchturm Domkirche Kultur 4 pos 55 55 Klagenfurt Hochhaus neben Landesregierung -3 neg 47 32 Klagenfurt Rothauerhochhaus -3 neg 48 33 Klagenfurt KELAG-Gebäude -3 neg 42 27 Klagenfurt Rathaus (2 Türme) 3 pos 40 25 Klagenfurt Kirchturm am Heiligengeistplatz Kultur 4 pos 45 30 Klagenfurt Hochhaus -3 neg 39 24 Klagenfurt Hochhaus -3 neg 34 19 Klagenfurt Hochhaus Dr.Franz-Pallagasse -3 neg 37 22 Klagenfurt Kamin LKH -5 neg 37 22 Klagenfurt Turm Benediktinerkloster Kultur 4 pos 40 25 Hochhaus St.Veiter St./Lastenstr Klagenfurt -3 neg 37 22 (Nähe Interspar) Klagenfurt Hochhaus -3 neg 30 15 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 29 14 Klagenfurt Gerngroß-Gebäude -3 neg 33 18 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 29 14 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 29 14 Klagenfurt LKH-Zentralgebäude -3 neg 33 18 Klagenfurt Trend-Allianz-Gebäude -3 neg 30 30 Klagenfurt LKH-Gebäude -3 neg 27 12 Klagenfurt Hochhaus -3 neg 28 28 Klagenfurt Hochhaus -3 neg 26 11 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 25 10 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 28 13 Klagenfurt Tower Flughafen Klagenfurt -5 neg 35 35 Klagenfurt Hangar1 Flughafen Klagenfurt -5 neg 18 18 Klagenfurt Hangar2 Flughafen Klagenfurt -5 neg 18 18 Klagenfurt Wohnblock Pischeldorf -4 neg 21 9 Klagenfurt Wohnblock Pischeldorf -4 neg 23 8 Klagenfurt Wohnblock Pischeldorf -4 neg 23 8 alter Gebäudekomplex an Klagenfurt -3 neg 24 9 Krassnigstraße Klagenfurt Kamin Heizwerk Klagenfurt Industrie -5 neg 75 67 Klagenfurt Heizwerk Klagenfurt Industrie -5 neg 23 15 Klagenfurt Gebäude nahe Heizwerk Industrie -5 neg 37 37 Klagenfurt Kamin Schlachthof Industrie -5 neg 24 16 Klagenfurt ehem.Kastner&Íhler -5 neg 35 20 Klagenfurt 2 Wohnblöcke -3 neg 30 15 Gebäude Krassnigstraße nahe Klagenfurt -3 neg 35 27 Lagerhaus Wohnblock Ecke Klagenfurt -3 neg 29 29 St.Veit/Völkerm.Ring Wohnblock Ecke Klagenfurt -3 neg 26 26 St.Veit/Völkerm.Ring Klagenfurt Wohnblock -3 neg 27 12 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 28 13 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 25 25

    205 Klagenfurt Wohnblock -4 neg 31 16 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 25 13 Klagenfurt KIKA -5 neg 23 23 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 25 13 Klagenfurt Hypo-Alpe-Adria Center -5 neg 24 24 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 28 13 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 28 13 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 27 12 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 27 12 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 23 8 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 23 8 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 23 8 Klagenfurt Wohnblock Fischl -3 neg 23 8 Klagenfurt HTL Mössingerstraße -3 neg 24 9 Klagenfurt Hauptbahnhof Klagenfurt -3 neg 19 19 Klagenfurt 2 Türme HIRSCH Industrie -5 neg 25 25 Klagenfurt 2 Türme Industrie -5 neg 18 18 Klagenfurt Kläranlage Klagenfurt Industrie -5 neg 28 20 Klagenfurt höchster Punkt Produktionsgebäude Industrie -5 neg 26 18 Klagenfurt höchster Punkt Produktionsgebäude -5 neg 19 11 Klagenfurt alter Fabrikskamin Fischl Industrie -5 neg 51 43 Klagenfurt altes Produktionsgebäude Fischl Industrie -5 neg 23 15 Klagenfurt Wohnblock nahe Rudolfsbahngürtel -3 neg 23 8 Klagenfurt Gründerzeitgebäude Bahnhofstraße -3 neg 24 9 Klagenfurt Hochhaus Viktringer Ring -3 neg 41 26 Klagenfurt Messehalle 1 -3 neg 26 11 Klagenfurt Wohnblock St.Peter -3 neg 26 11 Klagenfurt Wohnblock St.Peter -3 neg 27 12 Klagenfurt Wohnblock St.Peter -3 neg 25 10 Klagenfurt Hochhaus neben GKK -3 neg 39 24 Klagenfurt Hochhaus Ecke Messegelände -3 neg 39 24 Klagenfurt Hochhaus nahe Bahnhof -3 neg 34 34 Klagenfurt Hochhaus nahe Viktringer Ring -3 neg 26 26 Klagenfurt Wohnblock -3 neg 36 21 Klagenfurt UKH -4 neg 23 8 Klagenfurt Wohnblock Beginn Rosentalerstraße -4 neg 33 18 Klagenfurt Wohnblock Beginn Rosentalerstraße -4 neg 34 19 Klagenfurt Wohnblock Fischl -4 neg 39 24 Klagenfurt Wohnblock Fischl -4 neg 36 21 Klagenfurt Wohnblock Fischl -4 neg 36 21 Klagenfurt Hochhaus nahe WIFI -4 neg 39 24 Klagenfurt Sternhochhäuser Haus1 -4 neg 48 33 Klagenfurt Wohnblock Waidmanssdorf -3 neg 28 16 Klagenfurt Wohnblock Waidmanssdorf -3 neg 26 11 Klagenfurt Sternhochhäuser Haus2 -4 neg 48 33 Klagenfurt Wohnblock Waidmanssdorf -3 neg 25 10 Klagenfurt Raiffeisengebäude1 Industrie -5 neg 51 43 Klagenfurt Raiffeisengebäude2 Industrie -5 neg 40 32 Klagenfurt Wohnblock St.Peter -4 neg 31 16 Klagenfurt Gebäude südl.St.Peter -4 neg 27 19 Klagenfurt Wohnblock Waidmannsdorf -3 neg 25 10 Klagenfurt Nordflügel EM-Stadion -5 neg 33 25 Klagenfurt Westflügel EM-Stadion -5 neg 38 30

    206 Klagenfurt Südflügel EM-Stadion -5 neg 33 25 Klagenfurt Seehotel Uni -5 neg 25 25 Klagenfurt Silogebäude Viktring Industrie -5 neg 32 32 Klagenfurt Kirchturm Stift Viktring Kultur 4 pos 50 50 Klagenfurt Nordostecke Stift Kultur 4 pos 26 26 Klagenfurt Südwestecke Stift Kultur 4 pos 26 26 Klagenfurt Wohnblock Viktring West -4 neg 32 17 Klagenfurt Kirchturm Kirche Viktring Kultur 4 pos 36 36 Klagenfurt Gemeindezentrum Ebenthal -4 neg 21 21 St.Veit Kamin Fundermax Industrie -5 neg 40 32 St.Veit Wohnblock (Schloss-Hosen) -5 neg 32 17 St.Veit Wohnblock -4 neg 28 16 St.Veit Wohnblock -4 neg 25 13 St.Veit Wohnblock -4 neg 25 13 St.Veit Wohnblock -4 neg 28 16 St.Veit Wohnblock -4 neg 27 12 St.Veit Kirchturm Stadtpfarrkirche SV Kultur 4 pos 28 13 St.Veit Wohnblock -4 neg 26 26 St.Veit hoher Kamin Fundermax Industrie -5 neg 75 67 St.Veit Fundermax Betriebsgebäude Industrie -5 neg 26 18 St.Veit Fundermax Betriebsgebäude Industrie -5 neg 22 14 St.Veit Fundermax Förderanlage Industrie -5 neg 22 14 St.Veit Wohnblock -4 neg 23 8 St.Veit Wohnblock -4 neg 23 8 St.Veit Betriebsgebäude Baumarkt Industrie -5 neg 18 18 Betriebsgebäude in Ind.Park St.Veit Industrie -5 neg 22 22 Blintendorf St.Veit Kirchturm Kirche St.Donat Kultur 4 pos 28 28 St.Veit Eisenbahnbrücke Taggenbrunn Kultur 1 pos 22 22 Kirchturm Schlosskirche Stift St.Veit Kultur 4 pos 43 43 St.Georgen/Lgs. Kamin Müllverbrennungsanlage Arnoldstein -5 neg 71 71 Arnoldstein Arnoldstein Müllverbrennungsanlage Arnoldstein -5 neg 38 38 Arnoldstein Kamin Industrie Arnoldstein -5 neg 60 60 Arnoldstein Speichertanks Industrie -5 neg 19 19 Arnoldstein Industriegebäude Industrie -5 neg 24 24 Arnoldstein Industriegebäude Industrie -5 neg 23 23 Arnoldstein Industriekamin Industrie -5 neg 47 47 Arnoldstein Autobahnbrücke über Gail -5 neg 35 35 Arnoldstein Autobahnbrücke über Gail -5 neg 40 40 Pörtschach Parkhotel -4 neg 29 29 Pörtschach Hotelgebäude Pörtschach -3 neg 23 23 Spittal Wohnblock -3 neg 24 9 Spittal Wohnblock -4 neg 45 29 Spittal Wohnblock -3 neg 27 12 Spittal Wohnblock -3 neg 25 10 Spittal Wohnblock -3 neg 30 15 Spittal Wohnblock -3 neg 32 17 Spittal Wohnblock -3 neg 32 17 Spittal Wohnblock -3 neg 26 11 Spittal Wohnblock -3 neg 27 12 Spittal Wohnblock -3 neg 32 17 Spittal Wohnblock -3 neg 27 19 Wolfsberg Autobahnbrücke Wolfsberg -5 neg 64 40 207 Wolfsberg Kamin Papierwerk Frantschach Industrie -5 neg 56 48 Wolfsberg Papierwerk Frantschach Nord Industrie -5 neg 36 28 Wolfsberg Papierwerk Frantschach Süd Industrie -5 neg 32 24 Wolfsberg Papierwerk Frantschach Nord Industrie -5 neg 32 24 Wolfsberg Wohnblock -4 neg 26 26 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 26 11 Wolfsberg LKH -3 neg 23 8 Wolfsberg Wohnblock -4 neg 30 30 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 18 18 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 18 10 Wolfsberg Schule -3 neg 24 9 Wolfsberg Betriebsgebäude Industrie -4 neg 19 19 Wolfsberg Betriebsgebäude Industrie -4 neg 17 17 Wolfsberg Betriebsgebäude Industrie -4 neg 17 2 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 22 7 Wolfsberg Kirchturm Stadtkirche Wolfsberg Kultur 4 pos 61 61 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 16 16 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 15 15 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 15 15 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 15 15 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 16 16 Wolfsberg Wohnblock -3 neg 21 6 Wolfsberg Wohnblock -4 neg 26 11

    208 Anhang C

    Liste der für diese Arbeit erstellten IDRISI-Modelle:

    Typ der Map- Name des IDRISI-Modells Beschreibung Anmerkungen Algebra Berücksichtigung der Waldwuchshöhen im dhm_wald.imm Overlay DGM Filter, generalization.imm Generalisierung eines DGM Transformation Normalisierung von Layers (Wertebereich 0 Mathemat. normalizer.imm bis1) Operation Layer- rnd.imm Erstellung eines binären Zufallspunkterasters generierung größenklassen.imm Analyse von Objektgrößen Klassifikation Kombination von Sichtbarkeitslayers durch Maximalwertermittlung (inkl. Entfernung nwald+norm+kombmax.imm bewaldete Gebiete und Gebiete mit hoher Overlay Bebauung sowie Normierung bei allen Einzellayers) Abschwächung erhöhter Wertunterschiede Mathemat. wx2norm.imm durch Potenzierung mit einer Konstanten Operation kleiner 1 (n-te Wurzel) Kombination von Sichtbarkeitslayers durch nwaldg+kombadd.imm Summenbildung (Entfernung bewaldete Overlay Gebiete und Gebiete mit hoher Bebauung) Normalisierung eines Summenlayers und to_bin_x5_add_norm.imm Overlay Anhebung des Werteminimums von 0 auf 0.5 Berechnung von Sichtbarkeitsanalysen in 5 Kontext- nicht im Text v_kultur_a_gk7_5hs_dist.imm Objekthöhenstufen für 7 operation erwähnt Größenklassenlayers eines Objektlayers Berechnung von Sichtbarkeitsanalysen in 5 Kontext- nicht im Text v_kultur_bcd_5hs.imm Objekthöhenstufen für 3 Layers operation erwähnt Abstands- obj_buf.imm Berechnung eines Distanzabnahmebuffers operation Ermittlung von Erhöhungen aus einer Klassifikation, erhoehungen.imm Höhenschicht (wird als Submodell Overlay eingesetzt) Durchlauf aller Höhenschichten in 20m Overlay, hoehenstufen20.imm Schritten (Aufruf des Modells 'erhoehungen' iterativ als Submodell) Durchlauf aller Höhenschichten in 10m Overlay, nicht im Text hoehenstufen10.imm Schritten (Aufruf des Modells 'erhoehungen' iterativ erwähnt als Submodell) Entfernung von Vertiefungen und lokaler rel_hoehen.imm Erhöhungen durch Analyse der lokalen Overlay relativen Höhen Filter, dhm_reh.imm Erstellung eines DGM mit relativen Höhen Overlay Ermittlung von höher liegenden Bereichen im Kontext- gr_orte_v.imm Umkreis von größere Orten operation Berechnung der Reliefausprägung eines Kontext- fract.imm DGM operation Reduktion des Anstiegs der Reliefausprägung mit der Seehöhe zur fract-dhm.imm Ermittlung von Bereichen mit starker Overlay Reliefausprägung im Bereich des Dauersiedlungsraums einfache Kombination von Layers durch nicht im Text sumup.imm Overlay Maximalwertermittlung erwähnt Bildung eines Gesamtlayers aus allen v_all.imm Overlay Sichtbarkeitslayers Berechnung einer mit der Qualität der add_stoerf.imm ursprünglichen Aussicht proportionalen Overlay Störeinwirkung

    209 Dezimalrundung der Werte eines Sichtbarkeitslayers auf 3 Nachkommastellen Mathemat. nicht im Text round_3decis.imm für den Import in ArcGIS (Reduktion der Operation erwähnt möglichen Werte auf 1000) Berechnung eines umgekehrten Abstands- nicht im Text obj_buf_inv.imm Distanzabnahmebuffers (Werte nehmen mit operation erwähnt Distanz von 0 auf 1 zu)

    210 Anhang D

    Sourcecode des VBA-Programms zur Durchführung von Sichtbarkeitsanalysen:

    Public workdir As String Dim resdir(20) As String Dim datei_in_res As String

    Private Sub ass_chg_calc_Click() inpAssess_layer.Enabled = Not inpAssess_layer.Enabled inpStoerfaktor.Enabled = Not inpStoerfaktor.Enabled inpViewshedSum.Enabled = Not inpViewshedSum.Enabled End Sub

    Private Sub CheckBox1_Click()

    End Sub

    Private Sub CommandButton1_Click() Dim c, vektorobjekt, rstobj, dhm_layer, maske_no_layer, assess_layer, assess_diff_layer, dist_file, cColRow, viewshedlayer, prev_sum_vslayer, sum_vslayer, buffererg, qbufferlayer, vpbf_layer, ktn_vpbf_layer As String Dim success, sichtw, hoehe, stoerfaktor, i, ktn_maxcol, ktn_maxrow As Integer Dim mincol, maxcol, minrow, maxrow As Integer Dim stepsize, hvs, dist_rad As Variant

    Statuszeile.Caption = "Berechnungen laufen..."

    Const anz_steps = 20 Const rst_solution = 25

    'Initialisierung workdir = IDRISI32.GetWorkingDir

    Set FS = CreateObject("Scripting.FileSystemObject") vektorobjekt = Trim(Objektlayer.Text) rstobj = Trim(Objektlayer.Text) + "_" + obj_col.Text + "_" + obj_row.Text dhm_layer = Trim(dhmlayer.Text) sichtw = Val(Trim(inpSichtweite.Text)) hoehe = Val(Trim(inpHoehe.Text)) stoerfaktor = Val(Trim(inpStoerfaktor.Text)) assess_layer = Trim(inpAssess_layer.Text)

    c = workdir + vektorobjekt If Not FS.FileExists(c + ".vct") Or Not FS.FileExists(c + ".vdc") Then c = "IDRISI-Vektordatei '" + c + ".vct' nicht vorhanden!" Statuszeile.Caption = "bereit." MsgBox c, 16 'MSG-Typ 16 ist "Fehler" Exit Sub End If

    'Min und Max aus Standard-Layers übernehmen anz_resdirs = IDRISI32.GetResourceDirCount() For i = 1 To anz_resdirs resdir(i) = IDRISI32.GetResourceDir(i) Next i get_dir ("dhm25.rdc") If FS.FileExists(datei_in_res) Then Set tdat = FS.OpenTextFile(datei_in_res, 1, TristateFalse) tdat.readline tdat.readline tdat.readline tdat.readline c = tdat.readline 'columns : 7441 ktn_maxcol = Val(Mid(c, 15)) c = tdat.readline 'rows : 3437 ktn_maxrow = Val(Mid(c, 15))

    211 tdat.Close End If

    'min- und max-Rows sowie Columns für WINDOW aus Objekt erstellen Statuszeile.Caption = "Ausschnitt aus DHM25 erstellen..." mincol = Val(obj_col.Text) - sichtw / rst_solution - Val(entf_center_objects) If mincol < 1 Then mincol = 1 maxcol = Val(obj_col.Text) + sichtw / rst_solution + Val(entf_center_objects) If maxcol > ktn_maxcol Then maxcol = ktn_maxcol - 1 minrow = Val(obj_row.Text) - sichtw / rst_solution - Val(entf_center_objects) If minrow < 1 Then minrow = 1 maxrow = Val(obj_row.Text) + sichtw / rst_solution + Val(entf_center_objects) If maxrow > ktn_maxrow Then maxrow = ktn_maxrow - 1 cColRow = Str(mincol) + "*" + Str(minrow) + "*" + Str(maxcol) + "*" + Str(maxrow)

    'auf angegebene Sichtweite begrenzten Raster-Layer erstellen success = RunModule("initial", "tmp*1*1*0*1*dhm25*m", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("window", "tmp*" + rstobj + "*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("rastervector", "1*1*" + vektorobjekt + "*" + rstobj + "*3", True, "", "", "", "", True)

    'auf angegebene Sichtweite begrenzten Ausschnitt aus DHM25 erzeugen success = RunModule("window", dhm_layer + "*dhm25kl*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True)

    'Viewshed-Analyse (20 Höhenstufen) erstellen If hoehenschritte.Value = True Then stepsize = hoehe / anz_steps hvs = hoehe For i = 1 To anz_steps Statuszeile.Caption = "VIEWSHED-Analyse - Teil " + Str(i) + "..." viewshedlayer = "vp_" + rstobj + "_" + Trim(Str(i)) success = RunModule("viewshed", "dhm25kl*" + rstobj + "*" + Str(sichtw) + "*" + Str(Round(hvs)) + "*" + viewshedlayer + "*2", True, "", "", "", "", True) If i > 1 Then sum_vslayer = "sum" + Trim(Str(i)) success = RunModule("overlay", "1*" + prev_sum_vslayer + "*" + viewshedlayer + "*" + sum_vslayer, True, "", "", "", "", True) DelRst (prev_sum_vslayer) DelRst (viewshedlayer) prev_sum_vslayer = sum_vslayer Else prev_sum_vslayer = viewshedlayer End If hvs = hvs - stepsize Next i viewshedlayer = "vp_" + rstobj success = RunModule("scalar", sum_vslayer + "*" + viewshedlayer + "*4*" + Trim(Str(anz_steps)), True, "", "", "", "", True) Else viewshedlayer = "vp_" + rstobj success = RunModule("viewshed", "dhm25kl*" + rstobj + "*" + Str(sichtw) + "*" + Str(hoehe) + "*" + viewshedlayer + "*2", True, "", "", "", "", True) End If DelRst (sum_vslayer) DelRst ("dhm25kl")

    ' Waldgebiet aus Sichtanalysebereich herausnehmen? If no_wald.Value = True Then success = RunModule("window", "nicht_waldpur*nwkl*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("overlay", "3*" + viewshedlayer + "*nwkl*tmp", True, "", "", "", "", True) DelRst "nwkl" Else RenRst viewshedlayer, "tmp" End If

    ' dicht bebautes Gebiet aus Sichtanalysebereich herausnehmen? 212 If no_grgeb.Value = True Then success = RunModule("window", "nicht_grbauten*ngbkl*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("overlay", "3*tmp*ngbkl*tmp2", True, "", "", "", "", True) DelRst "ngbkl" Else RenRst "tmp", "tmp2" End If

    ' alpines Gebiet aus Sichtanalysebereich herausnehmen If no_alp.Value = True Then success = RunModule("window", "nicht_alpü1300m*nakl*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("overlay", "3*tmp2*nakl*tmp3", True, "", "", "", "", True) DelRst "nakl" Else RenRst "tmp2", "tmp3" End If

    ' Gebiete außerhalb Kärntens herausnehmen success = RunModule("window", "kaernten1_0*kaernkl*1*" + cColRow + "*0", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("overlay", "3*tmp3*kaernkl*" + viewshedlayer, True, "", "", "", "", True) DelRst "kaernkl" DelRst "tmp3"

    ' gegf.Normalisieren... If normalize.Value = True Then success = RunModule("initial", "zero*1*1*0*1*" + viewshedlayer + "*m", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("extract", "zero*" + viewshedlayer + "*3*5*range", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("overlay", "41*" + viewshedlayer + "*range*tmp", True, "", "", "", "", True) RenRst "tmp", viewshedlayer DelRst "range" FS.DeleteFile (workdir + "range.avl") FS.DeleteFile (workdir + "range.adc") DelRst "zero" End If

    ' Buffer mit Radius der Sichtweite erstellen & mit Sichtbarkeitslayer kombinieren If entfernung.Value = True Then i = Int(sichtw / 1000) dist_file = "tmp_dist_" + rstobj + "_" + Trim(Str(i)) If Not FS.FileExists(workdir + dist_file + ".rst") Then 'Erstellung Distanzwert-Layer ist am rechenintensivsten success = RunModule("distance", rstobj + "*" + dist_file, True, "", "", "", "", True) End If DelRst (rstobj) dist_rad = sichtw * 2 success = RunModule("scalar", dist_file + "*tmp*4*-" + Trim(Str(Round(dist_rad))), True, "", "", "", "", True) success = RunModule("scalar", "tmp*tmp2*1*1", True, "", "", "", "", True) buffererg = "b" + Trim(Str(i)) + "km" success = RunModule("reclass", "i*tmp2*tmp*2*0*-999999*0*-9999*2", True, "", "", "", "", True) qbufferlayer = Trim(Objektlayer.Text) + "_q" + buffererg success = RunModule("scalar", "tmp*" + qbufferlayer + "*5*2", True, "", "", "", "", True) DelRst ("tmp") DelRst ("tmp2") ' Buffer mit ViewShed-Layer multiplizieren vpbf_layer = viewshedlayer + "_xq" + buffererg success = RunModule("overlay", "3*" + qbufferlayer + "*" + viewshedlayer + "*" + vpbf_layer, True, "", "", "", "", True) DelRst (qbufferlayer) DelRst (viewshedlayer) 213 Else vpbf_layer = viewshedlayer End If success = RunModule("initial", "ktn_real*2*1*0*1*dhm25*m", True, "", "", "", "", True) ktn_vpbf_layer = "ho_" + vpbf_layer success = RunModule("concat", "1*ktn_real*" + vpbf_layer + "*" + ktn_vpbf_layer + "*2", True, "", "", "", "", True) DelRst (vpbf_layer) DelRst ("ktn_real") ' gegf. Bewertungsänderung berechnen If ass_chg_calc.Value = True Then success = RunModule("scalar", ktn_vpbf_layer + "*tmp*3*" + Str(stoerfaktor), True, "", "", "", "", True) assess_diff_layer = assess_layer + "-" + vpbf_layer success = RunModule("overlay", "1*" + assess_layer + "*tmp*tmp2", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("reclass", "i*tmp2*" + assess_diff_layer + "*2*-5*-999999*- 5*5*6*999999*-9999*1", True, "", "", "", "", True) DelRst ("tmp") DelRst ("tmp2") ' Ergebnisse anzeigen success = IDRISI32.DisplayFile(assess_layer, "BipolarRCG", 0, 1, 2, 2, 0, True, outname) success = IDRISI32.AddLayerToDisplay(assess_diff_layer, "BipolarRCG", 0, 1, 64) success = IDRISI32.AddLayerToDisplay(ktn_vpbf_layer, "quant", 0, 1, 256) success = IDRISI32.AddLayerToDisplay(vektorobjekt, "Pnt_C04UniformGreen3", 1, 1, 256) Else success = IDRISI32.DisplayFile(ktn_vpbf_layer, "quant", 0, 1, 2, 2, 0, True, outname) End If Statuszeile.Caption = "Berechnungen abgeschlossen, Ergebnis wird in IDRISI dargestellt..." MsgBox "Bitte zu IDRISI wechseln..." Statuszeile.Caption = "bereit..."

    End Sub

    Private Sub DelRst(datei$) Set FS = CreateObject("Scripting.FileSystemObject") If FS.FileExists(workdir + datei + ".rst") Then FS.DeleteFile (workdir + datei + ".rst") End If If FS.FileExists(workdir + datei + ".rdc") Then FS.DeleteFile (workdir + datei + ".rdc") End If End Sub

    Private Sub RenRst(ByVal alt$, ByVal neu$) Set FS = CreateObject("Scripting.FileSystemObject") workdir = IDRISI32.GetWorkingDir DelRst (neu) If FS.FileExists(workdir + alt + ".rst") Then Set dat = FS.getfile(workdir + alt + ".rst") dat.Name = neu + ".rst" End If If FS.FileExists(workdir + alt + ".rdc") Then Set dat = FS.getfile(workdir + alt + ".rdc") dat.Name = neu + ".rdc" End If End Sub

    Private Sub get_dir(datei As String) Set FS = CreateObject("Scripting.FileSystemObject") For res_dir_nr = 1 To 20 If FS.FileExists(resdir(res_dir_nr) + datei) Then datei_in_res = resdir(res_dir_nr) + datei Next res_dir_nr End Sub 214

    Private Sub clearstatusline() For process_nr = 1 To 20 success = FreeProcess(process_nr) Next process_nr End Sub

    Private Sub ImportSHAPE_Click_Click() Set FS = CreateObject("Scripting.FileSystemObject") workdir = IDRISI32.GetWorkingDir shapedatei_pfad = Trim(inpARCGIS_PointShape.Text) 'Pfad+Dateiname der SHAPE-Datei i = InStrRev(shapedatei_pfad, ".") j = InStrRev(shapedatei_pfad, "\") If i > 1 And i > j Then shapedatei_pfad = Left(shapedatei_pfad, i - 1) shapedatei = shapedatei_pfad If j > 0 Then shapedatei = Mid(shapedatei_pfad, j + 1) 'Pfad entfernen If Not FS.FileExists(shapedatei_pfad + ".shp") Then MsgBox "SHAPE-Datei '" + shapedatei_pfad + ".shp' nicht vorhanden!", 16 'MSG- Typ 16 ist "Fehler" Exit Sub Else Objektlayer.Text = shapedatei 'und Dateiname als Layername in Schirm übernehmen Statuszeile.Caption = "Import der SHAPE-Datei '" + shapedatei + "' ..." End If 'SHAPE in IDRISI-Raster umwandeln success = RunModule("shapeidr", "1*" + shapedatei_pfad + "*" + Trim(Objektlayer.Text) + "*plane*m*1", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("initial", "tmp*1*1*0*1*dhm25*m", True, "", "", "", "", True) success = RunModule("rastervector", "1*1*" + Trim(Objektlayer.Text) + "*tmp*3", True, "", "", "", "", True) 'Center aller Objekte berechnen und Koordinaten in Schirm übernehmen success = RunModule("center", "tmp", True, "", "", "", "", True) For i = 50 To 1 Step -1 center_file = workdir + "center" + Trim(Str(i)) + ".id$" If FS.FileExists(center_file) Then Exit For Next i clearstatusline For i = 1 To 20 success = FreeProcess(i) Next i If FS.FileExists(center_file) Then Set tdat = FS.OpenTextFile(center_file, 1, TristateFalse) tdat.readline tdat.readline c = tdat.readline 'Mean center falls in col 5291 / row 2314 c1 = Mid(c, 26) i = InStr(c1, "/") obj_col.Text = Trim(Left(c1, i - 2)) obj_row.Text = Trim(Mid(c1, i + 6)) tdat.readline c = tdat.readline 'Standard radius in cell widths is 1901 entf_center_objects.Text = Mid(c, 35) tdat.Close 'und aufräumen... FS.DeleteFile (center_file) End If DelRst ("tmp") If FS.FileExists(workdir + shapedatei + ".mdb") Then FS.DeleteFile (workdir + shapedatei + ".mdb") If FS.FileExists(workdir + shapedatei + "!" + shapedatei + ".adc") Then FS.DeleteFile (workdir + shapedatei + "!" + shapedatei + ".adc") If FS.FileExists(workdir + shapedatei + ".vlx") Then FS.DeleteFile (workdir + shapedatei + ".vlx") Statuszeile.Caption = "bereit." c = "Objektlayer '" + shapedatei + "' wurde aus ArcGIS importiert" + Chr(10) + "und Zentrums-Koordinaten aus '" + center_file + "' bestimmt!" MsgBox c, 64 End Sub

    Private Sub inpARCGIS_PointShape_Exit(ByVal Cancel As MSForms.ReturnBoolean) 215 ImportSHAPE_Click_Click End Sub

    216