Libellen Im Nationalpark Schwarz- Grazing with Cattle, Sheep and Goats
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Band 17 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2017 Libellen im Nationalpark Schwarz- grazing with cattle, sheep and goats. wald (Odonata) In Southwestern Germany, Somatochlora alpestris occurs exclusively in the Black Forest at altitudes from about 1,000 m von Franz-Josef Schiel1, Martin Salcher2 & a.s.l. One of its distribution centres is Marc Förschler3 in the young National Park. The most common kind of water body in the Park 1INULA, Turenneweg 9, D-77880 Sasbach, are streams and rivulets that are inhab- [email protected] 2 ited by both Cordulegaster bidentata and Poltringer Hauptstraße 97, D-72119 Ammer- C. boltonii. Population densities of both buch-Poltringen, [email protected] species are low due to the rough climate, 3Nationalparkverwaltung Schwarzwald, Knie- bisstrasse 67, D-77740 Bad Peterstal-Griesbach, the very dynamic runoff and the nutri- [email protected] ent-poor, acidic bedrock in the area. Abstract Zusammenfassung Odonata in the Black Forest National Der 2014 ausgewiesene Nationalpark Park – The Black Forest National Park Schwarzwald befindet sich in den is situated in the northern Black Forest Hochlagen des Nordschwarzwalds zwi- between the cities of Baden-Baden and schen Baden-Baden und Freudenstadt Freudenstadt. It was founded in 2014. in Höhenlagen zwischen 470 und 1.151 Altitudes in the Park range from 470 to m ü. NHN. Er zeichnet sich durch sei- 1,151 m a.s.l. with an average altitude nen Waldreichtum, das Vorherrschen above 800 m a.s.l. The Park area is char- von nährstoffarmem Buntsandstein acterized by extensive forests growing on als geologischem Untergrund und poor soils that have developed mainly on ein mit 5°C Mitteltemperatur kühles red sandstone formations. With a mean und mit durchschnittlich 2.200 mm annual temperature of 5°C and a mean Jahresniederschlag sehr feuchtes Klima precipitation of 2,200 mm, the climate aus. in this part of the Black Forest is rough Aus dem Nationalpark und seinem and wet. unmittelbaren Umfeld liegen Nachweise 25 species of Odonata have been von insgesamt 25 Libellenarten vor. recorded in the National Park area so Davon ist für mindestens 20 Arten eine far, with 20 of them being resident. Six Bodenständigkeit im Gebiet sicher bis species are confined to small and fish- sehr wahrscheinlich. Sechs dieser Arten free peat bog water bodies: Coenagrion sind charakteristisch für kleine, fisch- hastulatum, Aeshna juncea, A. subarctica, freie Moorgewässer und werden aufgrund Somatochlora alpestris, Leucorrhinia dubia rückläufiger Bestände in den Roten Listen and Sympetrum danae. Somatochlora alpes- Baden-Württembergs geführt: Coenagrion tris is restricted to small semipermanent hastulatum, Aeshna juncea, A. subarcti- water bodies in the wet heathlands called ca, Somatochlora alpestris, Leucorrhinia “Grinden”. These evolved on the moun- dubia und Sympetrum danae. Somatochlora tain ridges since the Middle Ages through alpestris ist im Gebiet eine Charakterart 27 Band 17 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2017 D L der Kleinstgewässer auf den Grinden; ihre Vegetationsperiode zwischen Juni und Vorkommen im Gebiet sind von landes- September ist das Klima als rau und mit CHWARZWA weiter Bedeutung. Charakteristisch für Niederschlagssummen von bis zu 2.700 S die zahlreichen kleinen Rinnsale und mm im Jahr als sehr feucht zu kenn- PARK Bachläufe im Gebiet sind die beiden zeichnen (Nationalparkverwaltung 2018). L Quelljungfer-Arten Cordulegaster bidenta- Auf rund drei Vierteln der Parkfläche ta und C. boltonii. Allerdings sind ihre stocken forstlich überprägte Fichten- ATIONA Bestandsdichten aufgrund des rauen Tannen-Buchenwälder. Entsprechend ist N Klimas, der starken Morphodynamik in eine natürliche und von Forstwirtschaft IM den Bächen und dem basen- und nähr- unbeeinflusste Waldentwicklung hin zu EN LL stoffarmen geologischen Untergrund einem Urwald das naturschutzfachliche E B I sehr gering und viele potentiell geeignete Hauptziel innerhalb des Nationalparks. Auf : L Gewässer nicht besiedelt. den abgerundeten Bergkuppen entstan- den seit dem Mittelalter durch Beweidung großflächige Feuchtheiden – Grinden – EITRÄGE B Einleitung mit kleineren vermoorten Bereichen, die etwa drei Prozent der Parkfläche ein- Mit Inkrafttreten des Nationalparkgesetzes nehmen und die zukünftig innerhalb der wurde der Nationalpark Schwarzwald Pflegezone des Parks erhalten werden im Januar 2014 in den Hochlagen des sollen (Nationalparkverwaltung 2018). Nordschwarzwalds in einem Bereich zwi- Eine relevante Besonderheit des schen Baden-Baden und Freudenstadt Nordschwarzwalds sind die durch gegründet (Nationalparkverwaltung 2018). Gletscher während der Eiszeiten ent- Der rund 10.000 ha große Nationalpark standenen Karseen, die im Gebiet als setzt sich aus einem kleineren nördlichen Libellenlebensräume eine hervorzuhe- Teilgebiet um den Hohen Ochsenkopf, bende Bedeutung erlangen. Häufigster sowie einem größeren südlichen Teilgebiet Gewässertyp innerhalb des Nationalparks zusammen, das sich von Allerheiligen im sind die zahlreichen Bergbäche mit ihren Südwesten bis zum Baiersbronner Ortsteil Quellzuflüssen. Darüber hinaus fin- Huzenbach im Nordosten erstreckt den sich auf in den Grinden Klein- und (Abb. 1). Bei einer durchschnittlichen Kleinstgewässer, von denen die meisten Höhenlage von mehr als 800 m ü. NHN jedoch in den meisten Sommern immer reicht die Höhenamplitude von 470 bis wieder kurzzeitig trockenfallen. 1.151 m ü. NHN. Kleinere Teile des Parks Die Ausweisung als Nationalpark war im Westen liegen im von Graniten und Anlass für eine Inventur innerhalb des Gneisen geprägten Urgesteinsgebiet Gebiets als Grundlage für einen späteren des nördlichen Talschwarzwalds, der Vergleich zur Entwicklung von Flora und überwiegende Teil jedoch im durch ein Fauna. Auch wenn Gewässerlebensräumen Deckgebirge aus Buntsandstein gepräg- und damit auch Gewässerorganismen im ten Grindenschwarzwald. Insbesondere Gebiet sicher nur eine untergeordnete auf Buntsandstein konnten sich nur ext- Bedeutung zukommt, wurden im Jahr 2016 rem nährstoffarme, saure Böden entwi- im Auftrag der Nationalparkverwaltung ckeln. Mit einer Jahresmitteltemperatur die Libellen innerhalb des Parkgebiets und von 5°C und einer nur dreimonatigen unmittelbar angrenzender Flächen unter- 28 Band 17 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2017 B EITRÄGE : L I B E LL EN IM N ATIONA L PARK S CHWARZWA L D Abb. 1: Übersicht über den Nationalpark Schwarzwald und die Lage der Untersuchungsgewässser. blau = Stillgewässer, violett = Fließgewässer mit Quelljungfer-Nachweis, rot = Fließgewässer ohne Quelljungfernachweis 2016. 29 Band 17 Mercuriale - LIBELLEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2017 D L sucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung tata und C. boltonii hin untersucht. werden im Folgenden vorgestellt. Haupterfassungsmethode war die Suche CHWARZWA nach Larven mit dem Küchensieb, kombi- S niert mit Imaginalbeobachtungen und der PARK Methodik Suche nach Exuvien. L Für eine Recherche von Libellen- ATIONA Vorkommen innerhalb des Nationalparks Ergebnisse N wurden der Datenbestand der Schutz- IM gemeinschaft Libellen e.V. sowie eige- Bis Ende 2015 lagen von elf Fundorten EN LL ne Daten aus Erhebungen im Rahmen im Nationalpark Schwarzwald und fünf E B I des Artenschutzpgrogramms Libellen unmittelbar angrenzenden Fundorten : L einschließlich der stichprobenhaften im näheren Umfeld des Nationalparks Erhebungen im Rahmen des Life-Natur- Nachweise von insgesamt 21 Libellenarten Projekts „Grindenschwarzwald“ ausge- vor. Die Daten stammten zu einem EITRÄGE B wertet (INULA 2004-2015). Darüber hin- erheblichen Teil aus früheren, eigenen aus wurden aktuelle Beobachtungen von Erfassungen (JFS). Im Rahmen der aktu- Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung, ellen Erhebungen im Jahr 2016 erhöhte namentlich von Marianne Leis-Messer sich die Gesamtartenzahl auf 25 Arten und Walter Finkbeiner mit einbezogen. (Tabelle 1), von denen mit Erythromma Im Jahr 2016 wurden insgesamt viridulum und Somatochlora metal- 13 relevante Stillgewässer innerhalb lica jedoch zwei Arten mit früheren des Nationalparks zwischen Juni und Nachweisen im Nationalpark aktuell September jeweils insgesamt viermal unbestätigt blieben. Für 20 Arten ist eine zur Beobachtung von Imagines und Bodenständigkeit im Gebiet sicher bis zur Suche nach Exuvien begangen. Mit sehr wahrscheinlich. Für keine der vier der Röschenschanze wurde ein zusätz- im Jahr 2016 erstmals beobachteten Arten liches Gewässer knapp außerhalb – Calopteryx virgo, Platycnemis pennipes, der Gebietsgrenzen nach der gleichen Aeshna grandis und Coenagrion mercu- Methode untersucht. Eine Beschränkung riale – ist eine Fortpflanzung innerhalb auf vier Begehungen erschien wegen der des Nationalparks wahrscheinlich. Auch im Vergleich zu wärmeren Regionen kür- ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich zeren Flugzeit vertretbar. Ergänzend wurde Erythromma viridulum hier jemals erfolg- in den überwiegend kleinen Gewässern reich fortgepflanzt hat; sie wurde nur mit der „Küchensieb-Methode“ (STERNBERG einmal im Jahr 1995 in geringer Abundanz 2004) nach Larven gesucht. beobachtet. Über die Verbreitung der Quelljungfer- Lediglich in sieben von insgesamt 33 Arten (Cordulegaster bidentata, C. bolto- Fließgewässerabschnitten (21 %) wur- nii) war im Gebiet des Nationalparks den Cordulegaster bidentata und/oder Schwarzwald nur sehr wenig bekannt. C. boltonii gefunden. Erstere wurde in Deshalb wurden insgesamt 33 reprä- sechs Fließgewässerstrecken, letztere sentative Fließgewässerstrecken in vier Strecken – meist anhand von an einem bis