Faszination Bannwald Nutzungsgeschichte Des Waldes Wilder See – Hornisgrinde – Spiegelbild Der Gesellschaft
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fasziNatioN baNNWald NutzuNgsgeschichte des Waldes Wilder see – horNisgriNde – spiegelbild der gesellschaft Bevor der Mensch Einfluss nahm herrschten im gesamten Nordschwarzwald Tannen-Buchen-Wälder vor. Erst spät rückte der Mensch in die entlegenen Wälder vor und machte sie urbar. Insbesondere für die Beweidung, den Siedlungsbau und die Erschließung wurde der Wald gerodet und gebrannt. Der riesige Etwa eine halbe Stunde Fußweg vom Ruhestein und der Seit der Bannwaldausweisung 1911 unterbleibt auf 75 Holzhunger der Köhler, Glasbrenner, Flößer und der Calwer Schwarzwaldhochstraße entfernt liegt der Bannwald „Wil- Hektar jegliche forstliche Nutzung. Schon damals war es die Holzhandelscompagnie ließen bis zum 18. Jahrhundert die der See – Hornisgrinde“. Der bis zu zwölf Meter tiefe „Wilde Faszination der ursprünglichen Landschaft, die zur Auswei- Wälder auf weiten Flächen verschwinden. See“ inmitten des Bannwaldes, ist ein natürlicher Karsee, sung geführt hat. 1998 wurde der Bannwald auf 150 Hektar der in der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren entstanden vergrößert. Zusätzlich wurde 1939 ein Naturschutzgebiet Im August des Jahres 1800 fielen 2.800 Hektar Wald im Schön- ist. Gut erhalten sind bis heute die steilen Karwände, die mit einer Fläche von 766 Hektar ausgewiesen. Diese Fläche münztal einem Waldbrand zum Opfer. Die verwüsteten Flächen bis zu 125 Meter über den See aufragen. Der Abfluss des umfasst auch die unbewaldeten Grindenflächen am Seekopf. wurden vor allem mit Fichte, Kiefer und Tanne aufgeforstet. aus zwei Quellen in der Karwand gespeisten Sees ist der Auf einer Teilfläche des Naturschutzgebiets von rund 460 Dadurch wurde die Fichte im Gebiet durch menschliche Unter- Seelochbach, der als Schönmünz bei Schönmünzach in die Hektar findet keine forstliche Nutzung statt. stützung vorherrschend. Die Waldentwicklung im Bannwald Murg mündet. verlief zunächst ähnlich wie im benachbarten bewirtschafteten Wald. Lediglich die geringe Erschließung des Gebietes und der langsam zunehmende Anteil abgestorbener, stehender Einzel- bäume unterschieden den Bannwald vom umgebenden Wald. totes holz schafft Vielfalt Die Stürme des Jahres 1990 und die nachfolgenden Trockenpe- Unter den rund 31 Brutvogelarten des Bannwaldes profi- rioden führten im gesamten Nordschwarzwald zu einer Mas- Mit seinem hohen Totholzanteil und den vielfältigen Wald- tieren vor allem Sperlingskauz, Rauhfußkauz, Schwarz- senvermehrung von Borkenkäfern. Innerhalb von drei Jahren strukturen bietet der Bannwald einer Vielzahl von Arten specht, Gartenrotschwanz, Kleiber und viele Meisenarten starben über die Hälfte der Fichten im Bannwald ab. Diese Lebensraum. Insbesondere die Totholzbewohner profitieren von dem höheren Totholzangebot. Der Strukturreichtum blieben stehen und das Ausmaß der Borkenkäferaktivität ist bestäNdigkeit durch WaNdel von den unterschiedlichen Abbaustadien des Holzes. Von im Bannwald führt auch dazu, dass der vor 1988 im Nord- dadurch bis heute in der Waldstruktur sichtbar. Dazwischen hat diesen Arten wiederum werden zahlreiche Beutegreifer an- schwarzwald weitgehend verschwundene Dreizehenspecht sich neuer Wald aus Tannen, Fichten und Laubbäumen angesie- Jeder (Ur-)Wald durchläuft mehrere Entwicklungsphasen. gelockt. Dies führt zu hoher biologische Vielfalt auf kleins- im Bannwald brütet. delt. Der Jugendphase folgt die Optimal- oder Reifephase, in der tem Raum. Erwähnenswert sind die vielen Moose, Pilze und Flechten. der Wald und die ihn aufbauenden Einzelbäume ihre größte Bei den Holzkäfern gelang der Nachweis von 113 Arten, von Im Bannwald „Wilder See – Hornisgrinde“ kommen allein Vitalität besitzen. Ihr folgt die Alters- und Zerfallphase, in denen 18 Arten bundesweit als gefährdet eingestuft werden. über 120 verschiedene Moosarten vor, ein großer Teil auf der alte Einzelbäume deutlich schwächer werden, abster- Als besonders bemerkenswert sind dabei die Funde einiger abgestorbenem Holz. Rund ein Drittel aller Pilze siedelt auf ben und von jungen Bäumen ersetzt werden. Arten, von denen bisher nur wenige Nachweise im süddeut- zerfallendem Holz. 2010 konnte erstmals der Tannen-Sta- schen Raum bekannt wurden. chelbart im Bannwald nachgewiesen werden. Dieser Pilz ist In der Zerfallsphase werden die abgestorbenen Bäume vor in Süddeutschland sehr selten, lebt ausschließlich an star- allem durch Pilze in ihre Grundbausteine zerlegt. Damit Von den vorhandenen Säugetieren nutzen vor allem Fleder- kem Tannen-Totholz und kommt deshalb in Urwaldartigen bleiben alle Nährstoffe für die nächste Waldgeneration Die wichtigste Borkenkäferart ist der mäuse und Gartenschläfer von dem reichen Höhlenangebot Wäldern deutlich häufiger vor. Er zeigt, dass der Bannwald auf Fichten spezialisierte 4 bis 5 mm erhalten. Da die Lebensphasen eines Waldes nicht großflä- des Bannwaldes. auf dem besten Weg zu einem „Urwald von morgen“ ist. große „Buchdrucker“. Das Fraßbild, chig einheitlich ablaufen, ergibt sich ein vielfältiges Mosaik das seine Larven im Bast befallener verschiedener Waldentwicklungsphasen. Dies ist im Bann- Bäume hinterlassen, verhalf ihm zu wald „Wilder See“ sehr gut zu sehen. seinem anschaulichen Namen. nach baNNWald Wilder-see horNis- Baden-Baden griNde auf eiNeN blick (kurziNfo) Ausweisung 1911 (75 Hektar) Mummelsee Erweiterung 1998 Seibelseckle Größe 150 Hektar Eigentümer Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Kreisforstamt Freudenstadt / ForstBW Naturraum Nordschwarzwald, Grinden-Schwarzwald bannwald Höhenlage 780-1050 m ü. NN, montane bis hochmontane Höhenstufe wilder see Klima 5-6°C Jahresdurchschnittstemperatur; 2000-2200 mm Jahresniederschlag; Atlantische Klimatönung hornisgrinde Geologie und Böden Verschiedene Schichten des Buntsandsteines; Sandige und sandig-tonige Böden Geländeform Schön ausgeformtes eiszeitliches Kar mit Darmstädter Karsee und 144 m aufragender Karwand Hütte Schutzzweck Unbeeinflusste Entwicklung eines struktur- reichen nadelbaumbetonten hochmontanen Waldökosystems Natürliche Vegetation Buchen-Tannenwald mit Kiefer, Tannen- nach Seebach Fichten-Kieferwald mit Buche, Latschen- Euting-Grab kieferbestände der Grinden, Moorwald Wilder See Landesbetrieb ForstBW Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart Tel. 0711/126-0, [email protected], www.forstbw.de nach Oppenau Kreisforstamt Freudenstadt Villa Poppe Landhausstraße 34, 72250 Freudenstadt Tel. 07441/920-3001, [email protected] Weitere Auskünfte Weitere Ruhestein www.landkreis-freudenstadt.de Naturschutzzentrum Ruhestein im Schwarzwald (NAZ) Schwarzwaldhochstraße 2, 77889 Seebach Tel. 07449/910-20, [email protected] nach www.naturschutzzentren-bw.de Freudenstadt Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) nach Abteilung Waldökologie, Wonnhaldestr. 4, 79100 Freiburg Baiersbronn Tel. 0761/4018-0, [email protected], www.fva-bw.de WaldWirtschaft iN badeN-WürtteMberg Grundlage für die Erhaltung biologischer Vielfalt ist das Baden-Württemberg ist ein Waldland, fast 40 Prozent der Mit der Natur iM teaM Prinzip der naturnahen Waldwirtschaft. Landesfläche sind bewaldet. Auf 13.860 km² im Land steht Dies bedeutet Wald und prägt damit die schönsten Regionen unseres Lan- Die Wälder in Baden-Württemberg sind keine Urwälder die Eigendynamik der Natur wird respektiert; des. Seit Jahrhunderten werden unsere Wälder vielfältigen mehr. Dennoch bieten sie sehr vielen Tier- und Pflanzenar- standortsangepasste Baumarten werden gefördert; Ansprüchen gerecht. Dies hat die Wälder verändert. ten einen naturnahen Lebens- und Rückzugsraum. Ange- Mischwälder und Laubwälder dominieren den Waldaufbau; sichts eines weltweiten Artenrückgangs ist der Erhalt der die Wälder sollen sich natürlich verjüngen; Nach jahrhundertelangem Raubbau am Wald wurde mit der biologischen Vielfalt in unseren Wäldern von steigender schonende Holzernte; Entwicklung einer geordneten Forstwirtschaft das Grund- Bedeutung. alte und abgestorbene Bäume und Höhlenbäume haben prinzip der Nachhaltigkeit eingeführt. Über viele Generationen ihren Platz; bewirtschaftet, erfüllen unsere Wälder heute ökonomische, auf angepasste Wildbestände wird geachtet. soziale und ökologische Funktionen gleichzeitig und dauer- haft. Einseitigkeit ist hier fehl am Platz. Die Bundeswaldinventur hat über 50 Prozent unserer Wäl- Fast zwei Millionen Waldbesucher täglich, die Produktion der als „naturnah“ oder „sehr naturnah“ eingestuft! Zusätz- von Holz als unser wichtigster nachwachsender Rohstoff lich werden Flächen zum Beispiel als Bannwälder oder als und der Lebensraum tausender Tier- und Pflanzarten brau- Waldrefugien und Habitatbaumgruppen aus der forstlichen chen ein verantwortungsvolles Management. Nutzung genommen und der Natur als „Urwald von Morgen“ Dem von Menschen genutzten Wald gegenüber steht der überlassen. Derzeit ist vorgesehen rund sieben Prozent der Urwald. Hier finden Arten ausreichend Lebensraum, die an baden-württembergischen Staatswaldfläche der natürlichen absterbende und zerfallende Bäume angepasst sind. Urige Dynamik zu überlassen. Baumformen und sterbende, zerborstene Riesen prägen den Waldcharakter. Sie sehen: ForstBW ist sich seiner Verantwortung für den Wald und für die Natur bewusst! richtiges VerhalteN Der Reiz eines Waldschutzgebietes liegt in seiner Unbe- Waldschutzgebiete grossschutzgebiete rührtheit. Lassen sie sich von der Natur überraschen und Hier werden große Gebiete unter Schutz gestellt. Man unter- auf sich wirken. Beachten Sie aber auch die Besonderheiten der Waldschutzgebiete. Bleiben sie deshalb immer auf den – Vorfahrt für die Natur! scheidet Naturparke,