Adalbert Carl Friedrich Hellwig Schnizlein (1814-1868) und seine Korrespondenz mit Carl Friedrich Philipp von Martius (1794-1868)

Teil 2

Edition der Briefe

Aus dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität -Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Carl Friedrich Christoph Kißlinger aus Rothenburg

Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Tag der mündlichen Prüfung: 16.04.2019

Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Schüttler

Gutachter/in: Prof. Dr. Fritz Dross Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel

Inhaltsverzeichnis

Teil 2

9 Edition der Briefe ...... …….1

9.1 Editionsrichtlinien ...... 1 9.2 Briefregister ...... 7 9.2.1 Universitätsarchiv Erlangen, [UAE] ...... 9

9.2.2 Martiusiana II, A. 1, [BSM] Schnizlein, A[dalbert] ...... 10

9.2.3 Martiusiana II, A, 2, [BSM] ...... 10

9.3 Edition, Zeugnisse und Briefe (1836 – 1868) ...... 13 9.3.1 Zeugnisse (1814-1836) ...... 13

9.3.2 Briefe (1836-1868) ...... 18

10 Literaturverzeichnis und Quellen ...... 194

10.1 Ungedruckte Quellen ...... 194 10.2 Gedruckte Quellen ...... 194 10.2.1 Schriftenverzeichnis: ...... 196

10.2.2 Literaturverzeichnis: ...... 198

11 Abkürzungsverzeichnis: ...... 212

12 Anhang ...... 214

12.1 „Ansäßigmachung“ in Erlangen ...... 214 12.2 Intelligenzblatt, Apothekervorstand ...... 215 12.3 Schwanen-Apotheke ...... 216 12.4 „Iconographia“ – „Flora Brasiliensis“ ...... 217 12.5 Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen ...... 220 12.5.1 Exkursionen, Mikroskopischer Kursus ...... 232

13 Personenregister...... 235

9. Edition der Briefe

9.1 Editionsrichtlinien

Editorische Vorbemerkung

Die folgende Edition der Korrespondenz von Adalbert Schnizlein und Carl von Martius (1843-1868) sowie des amtlichen Schriftverkehrs von Schnizlein mit Vertretern der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen (1836-1865) soll als gut lesbare Textgrundlage der hier vorgelegten Ausführungen dienen und zugleich die in der bayerischen Staatsbibliothek München überlieferte Korrespondenz auch im Zusammenhang greifbar machen.

Die Transkription beider Quellenkorpora ist eng an die Originalfassung der Briefe angelehnt. Der Brieftext ist fortlaufend transkribiert ohne Rücksichtnahme auf die ursprünglichen Zeilenumbrüche. Absätze im Original werden beibehalten, ebenso wie Orthographie und Interpunktion. Letztere wird zuweilen, besonders bei längeren Satzteilen, an heutige Lesegewohnheiten angeglichen. Unterstreichungen werden wie im Original unterstrichen wiedergegeben, durchgestrichene Passagen werden getilgt. Vornehmlich lateinische Abkürzungen sind in eckigen Klammern aufgelöst. Desgleichen wird die deutsche Übersetzung der lateinischen bzw. der französischen Wörter in eckigen Klammern angefügt oder in längerer Wortfolge mit entsprechender Fußnote versehen.

Unsichere Lesarten sind durch Kommentar markiert. Im Briefwechsel von Schnizlein mit Martius sind diese vor allem bei botanischen Pflanzennamen aufgetreten, die für den fortlaufenden Text zunächst ohne Bedeutung erschienen, die aber ihre Relevanz im fachlichen Austausch zweier Botanikern erhalten. Nicht zuletzt wird der Entstehungsprozess von Schnizleins botanischem Hauptwerk, der „Iconographia Familiarum, Naturalium Regni Vegetabilis“ (1842-1868) und seine Mitarbeit an der „Flora Brasiliensis“ (1840-1906) von Carl von Martius als fast durchgängiger Themenkomplex in dem vorliegenden Briefwechsel sichtbar. Zudem werden im Register der vierbändigen Flora von Schnizlein die botanischen Namen der meist erwähnten Pflanzen in ihrer korrekten Schriftform nachgewiesen. Für deren deutsche

1 Bedeutung wurden die Standardwerke für Pflanzennamen von Gerhard Wagenitz und Robert Zander hinzugezogen.1

Mit Ausnahme von wenigen botanischen Wissenschaftlern sind die meisten von Schnizlein erwähnten Botanikkollegen im In- und Ausland in einer Kurzbiographie beschrieben. Desgleichen sind die wichtigsten Vertreter der Friedrich-Alexander-Universität, die namentlich in der universitären Korrespondenz mit Schnizlein genannt werden, biographisch erfasst. Hingegen blieb die Recherche nach einigen Personen, die als Bekanntschaften oder Zeitgenossen im beruflichen, politischen oder wissenschaftlichen Umfeld von Schnizlein zu suchen sind, oft in den biographischen Standardlexika ergebnislos. Ihre Namen sind in der entsprechenden Fußnote als ‚biographisch nicht nachweisbar’ vermerkt – was nicht ausschließt, dass umfangreichere, auch Aktenmaterial einschließende Personenrecherchen zu Ergebnissen führen würden. Gleiches gilt für fehlende bibliographische Nachweise der großen Zahl von in der Korrespondenz angedeuteten kleineren Publikationen (etwa Rezensionen, Nachrufe), deren nähere Kenntnis für das hier verfolgte Ziel nur bedingt erforderlich ist.

Nicht minder anspruchsvoll gestaltet sich oftmals die Lektüre der einzelnen Briefe. Doch beinhaltet die stellenweise stark beeinträchtigte Lesbarkeit der individuellen Handschriften eine zusätzliche Aussage über die körperliche oder seelische Verfassung der Briefpartner. Schnizlein bittet zuweilen seine „erlamte“ und „schlechte“ Schrift zu entschuldigen2 und führt dies auf Eile, Ermüdung oder die nächtliche Stunde zurück.

Die Transkriptionen erfolgten nach Scans der Originalbriefe, die von der Bayerischen Staatsbibliothek zur Verfügung gestellt wurden. Hingegen hat sich die Sichtung des Quellenmaterials zur Personalie Schnizlein (z.B. Briefe, Sitzungsprotokolle) aus dem Archiv der Universität Erlangen zunächst als schwierig gestaltet, insofern die Verfasser der einzelnen Schriftstücke häufiger wechseln und die Schreiben der Universitätsstellen im Konzept und nur

1 Wagenitz, Gerhard: Wörterbuch der Botanik, Heidelberg / Berlin 2003. Zander, Robert (Hrsg.): Handwörterbuch der Pflanzennamen, Stuttgart 1984. 2 Vgl. Brief Nr. S 14 vom 28. März 1852. / Brief Nr. S 28 vom 26. Januar 1858. / Brief Nr. S 50 vom 16. Juni 1864.

2 Schnizleins Schreiben an die Universitätsstellen in der Ausführung vorliegen. Aus den drei konsultierten Aktenkonvoluten3 werden im Folgenden nur 17 ausgesuchte Stücke in die Edition einbezogen, die sich auf den akademischen Werdegang Adalbert Schnizleins beziehen.

Zusätzlich sind neben dem Taufzeugnis aus dem Pfarrarchiv der Kirchengemeinde [LKA Nürnberg] sechs weitere Zeugnisdokumente aus dem Archiv der Universität Erlangen berücksichtigt. Sie liegen bei der Promotionsakte und belegen die Schulzeit und berufliche Ausbildung von Adalbert Schnizlein in Ansbach und München in den Jahren 1830-1836. Diese dienen nicht allein als Hinweis auf seinen unvollständigen Gymnasialabschluss oder als Nachweis für die Zulassung als Apotheker, sondern sind vornehmlich als amtliche Beglaubigung des bescheidenen und untadeligen Lebenswandels4 des jungen Schnizlein von besonderer Bedeutung. Die Beurteilungen späterer ‚Lehrherren’ an der Universität hinsichtlich seines „unermüdlichen Fleißes“ und botanischen Sachverstandes halten dem Vergleich mit den Zeugnisbemerkungen stand und werden den Leser an das Lob der frühen ‚Lehrmeister’ erinnern.

Bei der Analyse einer langjährigen Briefkommunikation ist neben dem Wechsel von inhaltlichen Schwerpunkten auch der Wandel von zeitspezifischen Sprach- und Stilelementen zu beachten. Die respektvolle Einhaltung der etablierten Rangordnung war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwingend erforderlich, vor allem im zweckorientierten offiziellen Amtsschreiben. In den Jahren 1845 / 1850 hat Schnizlein seine Anliegen an die „Ew. Magnificenz“, den ehrwürdigen Rektor der Universität und an die „hochlöbliche“ Fakultät gerichtet und wandte sich im Jahre 1865 an den Dekan der Philosophischen Fakultät mit der ehrerbietigen Anrede im Superlativ „Decane spectatissime“5 Derlei

3 [UAE] Personalakte: A 2/1 Nr. S 27. Promotionsakte: C 4/3b Nr. 282. Habilitationsakte: C 4/4 Nr. 20. 4 [UAE] Promotionsakte: [Z[eugnis] 1] Ansbach, den 29. März 1830: „eines lobenswerten sittlichen Betragens“. [Z 2] Ansbach, den 24. März 1833: „treu, ehrlich u[nd] aufmerksam betragen […] rühmliches Wohlverhalten.“ [Z 3] Nördlingen, den 14. September 1834: „untadelhaften Lebenswandel, seines anspruchslosen Betragens.“ [Z 4] München, den 03. Mai 1835: „hinsichtlich seines moralischen Lebenswandels, hinsichtlich seines unermüdlichen Fleißes.“ 5 [UAE], A 2/1 Nr. S 27 Personalakte: Brief [U 3] vom 08. Juli 1845: „Ich bitte nun hiemit allerunterthänigst um die allerhöchste Gnade der Aufnahme als Privat-Dozent in der philosophischen Fakultät der hiesigen Friedrich-Alexander-Universität und ersterbe in tiefster Ehrfurcht“. Brief [U 7] vom 11. Oktober 1850. Brief [U 8] vom 25. Oktober 1850: „An die hochlöbliche Fakultät der königlichen Universität Erlangen“. Brief [U 17] vom 25. Dezember 1865.

3 Formulierungen waren als stilistischer Restbestand der starr reglementierten Briefetikette des 18. Jahrhunderts geschuldet und ließen vor allem im akademischen Bereich der Universität keinerlei Abkehr von tradierten Stilmustern erwarten. Gleichzeitig hat um die Jahrhundertmitte das Lateinische vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Veränderungsprozesses mit einem aufstrebenden Bildungsbürgertum und mit wirtschaftlich orientierten Berufszweigen auch an den Hochschulen als akademisches Kommunikationsmedium an Bedeutung verloren. Diesem sprachlichen Umschwung zufolge erwies sich das Festhalten an den formalen Sprachkriterien einer in zunehmendem Maße obsoleten Stiletikette als Hemmschuh für eine Fortentwicklung in der amtlichen Briefkultur.

Gravierender und hauptverantwortlich für die inhaltliche Stagnation in der vorliegenden Amtskorrespondenz scheint die bildungspolitische Unbeweglichkeit zu sein, mit der die Professoren des Erlanger königlichen Senates die Klassizität der Ausbildung ihrer Professoren eingefordert haben. Die mehrfach eingereichten Eingaben um Gehaltserhöhung in den 1850er und frühen 1860er Jahren verdeutlichten sowohl in akademischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht die prekäre Situation Schnizleins in Erlangen und machen die berufliche Unsicherheit und die damit verbundenen existentiellen Sorgen für den Leser greifbar.

Dieses kompromisslose Festhalten am klassischen Bildungskonzept der abgeschlossenen Gymnasialausbildung steigerte sich in dem zahlenmäßig und inhaltlich eskalierenden Briefwechsel der 1850er Jahre zu weitreichenden Auseinandersetzungen zwischen Schnizlein und der Philosophischen Fakultät um das Ordinariat. 1864-1865 wurde diese langjährig ungelöste Streitfrage durch die endgültige Ablehnung der Beförderung von Adalbert Schnizlein zum ordentlichen Professor beendet. Die 17 ausgewählten Schriftstücke aus dem Universitätsarchiv sind somit als offizielle Rechtsgrundlage für seinen beruflichen Werdegang an der Universität Erlangen in den Jahren 1836-1865 einzuschätzen - 1836: Promotion; 1845: Habilitation, Privatdozent; 1850: außerordentlicher Professor; 1864: Ablehnung als Ordinarius und Fremdbewerbung – und sind aufgrund der zahlenmäßigen Beschränkung für einen statistischen Vergleich mit der Anzahl von Schnizleins Privatbriefen nicht gedacht. Ihre editorische Relevanz wird maßgeblich durch die inhaltliche und zeitliche Nachbarschaft zu den wichtigsten

4 Briefen von Adalbert Schnizlein an Carl von Martius bestimmt. Die Auswahlkriterien der edierten Amtsschreiben sind in zweifacher Hinsicht auf deren sprachlichen Stilmerkmale und auf den Fortgang des Berufungsprozesses zum außerordentlichen bzw. ordentlichen Professor bezogen. Schnizlein trat in seinen Dienstschreiben weniger als honoriges Mitglied des Lehrkörpers, sondern nahezu als „Bittsteller“ in Sachen Gehaltserhöhung und beruflicher Promotion in Erscheinung. Dies änderte sich in den Briefen von 1864/65 - nach der endgültigen Ablehnung der ordentlichen Professur - als ein deutlich formeller Schreibstil von Adalbert Schnizlein erkennbar wird.

Nahezu parallel intensivierte sich in den Jahren 1850-1865 mit 49 Briefen der schriftliche Informationsaustausch zwischen Schnizlein und seinem Münchner Briefpartner zu derselben Thematik, der vergeblichen Bewerbung um ein Ordinariat. Auch in der Privatkorrespondenz repräsentierte das Jahr 1864 mit dem Aufkommen von 8 Briefen, der höchsten Anzahl binnen eines Jahres, den Höhepunkt einer allseits angespannten Krise. In den Folgejahren trat bis 1868 eine merkliche Entspannung ein und familiäre Veränderungen sowie die Bearbeitung der botanischen Gesamtdarstellungen von beiden Partnern rückten ins Zentrum ihrer brieflichen Mitteilungen.

Im Gegensatz zu der statisch gleichbleibenden äußeren Form des standardisierten Geschäftsbriefes der Philosophischen Fakultät zeichnete sich in der Privatkorrespondenz zwischen Schnizlein und Martius eine dynamische Entwicklung zu einem persönlichen Sprachgebrauch ab. 1843 ging die untertänig anmutende

5 Wortwahl6 in Anrede und Grußformel noch ganz mit den Vorlagen herkömmlicher Stilmuster konform. Doch war dies als Zugeständnis an die besondere Partnerkonstellation zwischen Schnizlein und Martius zu werten, in der Schnizlein dem 20 Jahre älteren Lehrer nicht nur aus gesellschaftlicher Konvention, sondern auch aus Verehrung den geziemenden Respekt entgegenbrachte. Die Zunahme persönlicher Sprachelemente und privater Inhaltsthemen setzten einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess innerhalb ihrer langjährigen Briefkommunikation in Gang, der die Beziehung der beiden Partner gefestigt und ihre Briefgemeinschaft vertieft hat,7 in welche auch die übrigen Familienmitglieder8 mit einbezogen waren.

Umso bedauerlicher erscheint die Tatsache, dass nur 4 Briefe9 von Carl von Martius an Adalbert Schnizlein überliefert sind, zumal aus einigen Antwortschreiben von Schnizlein hervorgeht, dass Martius der fleißigere Briefschreiber von beiden war,10 was wohl auch mit dessen Pensionierung (1854) zu erklären ist. Die heitere Gelassenheit des älteren Partners haben dem inneren Wohlbefinden Schnizleins

6 Brief Nr. S 1 vom 10. Dezember 1843, „Hochzuverehrender Herr Hofrath“ / „Ihr Hochwohlgeboren ergebenster Diener Dr. A. Schnizlein“. 7 Brief Nr. S 11 vom 23. Dezember 1851: „Hochgeschätzester Freund,“ / „Bewahren Sie mir auch Ihre schätzbare Gewogenheit“; Brief Nr. S 2 vom 08. April 1845: „Gewogenheit“; Brief Nr. S 5 vom 20. September 1846: „fernere Gewogenheit“; Brief Nr. S 16 vom 11. Februar 1854: „ferneres Wohlwollen“; Brief Nr. S 21 vom 20. Dezember 1854: „bitte um fernere Gewogenheit“; Brief Nr. S 26 vom 28. Dezember 1856: „ergebenster Freund“; Brief Nr. S 43 vom 24.Oktober 1863: „ergebenster Freund“; Brief Nr. S 44 vom 28. Dezember 1863 / Brief Nr. S 50 vom 16. Juni 1864 / Brief Nr. S 53 vom 16. April 1865 / Brief Nr. S 45 vom 13. Februar 1864: „Mit Freundschaft u[nd] Hochachtung“; Brief Nr. S 62 vom 28. Mai 1867: „Hochachtung und Freundschaft“; Brief Nr. S 54 vom 10. September 1865: „steter Hochachtung und Liebe“; Brief Nr. S 55 vom 01. November 1865: „Liebe“; Brief Nr. S 68 vom 13. Juli 1868: „in alter Liebe u[nd] Verehrung“. 8 Brief Nr. S 52 vom 11. Dezember 1864: „herzlichen Wunsch für die ganze hochverehrte Familie“; Brief Nr. S 57 vom 31. März 1866: „Frau Gemahlin und Töchter“; Brief Nr. S 59 vom 21. August 1866: „Verehrte Familie“; Brief Nr. S 61 vom 11. April 1867: „Gemahlin“; Brief Nr. S 64 vom 01. Februar 1868: „Damen des Hauses“; Brief Nr. S 67 vom 24. April 1868: „verehrte Familie“; Brief Nr. S 68 vom 13. Juli 1868: „werthe übrige Familie“; Brief Nr. S 69 vom 26. August 1868: „sämtlichen werthen Ihrigen“. 9 [BSM], Martiusiana II, A. 1 (Martius) / A. 2 (Schnizlein): Die Briefe aus den Jahren 1863/1864 beziehen sich inhaltlich auf die Kontroverse der Medaillenvergabe, die zum 50jährigen Promotionsjubiläum für Martius stattfinden sollte: Brief Nr. M 3 vom 20. Dezember 1863 / Brief Nr. S 44 vom 28. Dezember 1863 / Brief Nr. M 4 vom [Januar 1864] / Brief Nr. S 45 vom 13. Februar 1864. 10 Brief Nr. S 56 vom 31. Dezember 1865: „Schon wieder bin ich auf zwei Ihrer werthen Nachrichten und Mittheilungen Ihr Schuldner geworden, und bitte deshalb um Ihre gütige Nachsicht.“ / Brief Nr. S 60 vom 07. Februar 1867: „Ihre werthen Zeilen vom 21. v. M. [vorigen Monats] beantworte ich erst jetzt.“ / Brief Nr. S 66 vom 18. März 1868: „Ihre werthen Zeilen v[om] 9.t. hätte ich gewiß noch früher beantwortet.“

6 inmitten seines arbeitsreichen Hochschulalltages gut getan.11 Demzufolge wurde die fürsorgliche Anfrage Schnizleins nach dem gesundheitlichen Befinden12 von Martius nicht als aufdringlich oder gar impertinent empfunden, sondern sicherte die zunehmende Vertrautheit ihrer Verbindung.13 Dies wird besonders in dem letzten Brief14 von Schnizlein deutlich, in dem er sich an Martius als seinen Freund wandte und die Respektperson des ehemaligen Lehrers nur schwach in Erinnerung blieb, als er sehr offen seinen Krankheitszustand beschrieb, der vornehmlich nur physischer Natur wäre. Derlei persönliche Momente, die von beiden Partnern in den Briefwechsel eingebracht wurden, sind direkt oder indirekt zwischen den Zeilen zu verspüren und drängen den Leser oftmals in die Rolle des ungebetenen Mitwissers.

Die einzelnen Schriftstücke werden hier chronologisch geordnet und durchgezählt. Im Briefkopf werden nähere Angaben zur jeweiligen Herkunft und dem Entstehungshintergrund des erstellten Briefes gemacht. Zeit, Ort, Behörde, Person, sowie Adressat und Bestimmungsort sind dabei festgehalten. Das aus Sach- und Sinnzusammenhängen erschlossene Datum undatierter Briefe wird in eckigen Klammern angegeben.

9.2 Briefregister

Archiv der Universität Erlangen [UAE]

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte Sign. C 4/4 Nr. 20 Habilitationsakte

11 Brief Nr. S 55 vom 01. November 1865: „Ihre humoristischen Schlußreime haben mich sehr erheitert, wenn ich nur auch schon auf diesem erhabenen Standpunkte stünde.“ 12 Brief Nr. S 41 vom 16. Februar 1863: „Mit dem Wunsche dass das erwähnte Kopfweh sich verloren haben möchte u[nd] Sie sich recht wohl befinden“ / Brief Nr. S 61 vom 11. April 1867, „[Unbäßlichkeiten] Ich hoffe es wird jenes erwähnte Befinden keine Steigerung erlitten haben.“ 13 Brief Nr. S 40 vom 19. Januar 1863: „Ich habe ja Niemand mit dem ich, sei es in Angelegenheiten des inneren Lebens sei es in denen der Wissenschaft so gerne brieflich verkehren möchte als mit Ihnen.“ 14 Brief Nr. S 69 vom 26. August 1868: „Noch manches hängt damit zusammen, wie die völlige Arbeitsunfähigkeit und die vielen peinlichen Stunden meines Lagers. Im Kopfe bin ich übrigens ganz frei von Beschwerden, und nehme Antheil an allen Ereignissen.“

7 Die 17 Sitzungs- und Briefdokumente der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen mit dem königlichen Senat, sowie der Briefwechsel mit Adalbert Schnizlein (1836-1865) sind dem Archiv der Universität Erlangen [UAE] entnommen und werden mit eigener Zählung von. [U1] – [U17] angegeben. Die 6 zusätzlich integrierten Zeugnisse aus der Promotionsakte [Z(eugnis) 1] – [Z 6] dokumentieren die schulische und berufliche Ausbildung Schnizleins in Ansbach und München (1830-1836).

Das Taufzeugnis [TZ] von der Pfarrgemeinde Feuchtwangen (1814) ist dem Landeskirchlichen Archiv [LKA] Nürnberg entnommen.

Archiv der Bayerischen Staatsbibliothek München [BSM]

Martiusiana II, A. 1 / 2, [BSM] Schnizlein, A[dalbert]

Die nachfolgenden Listen, Martiusiana II. A. 1, [BSM] Schnizlein, Adalbert (4 Briefe von Carl von Martius, München an Adalbert Schnizlein, Erlangen) und Martiusiana II. A. 2, [BSM] Schnizlein, Adalbert (69 Briefe in 2 Mappen: I (1843- 1858) – II (1859-1868) von Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München) enthalten die Briefdokumente aus der Abteilung für Handschriften und alte Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek in München [BSM]. Die Paginierung [10-233] der Einzelbriefe bezieht sich auf die Zählung innerhalb der Briefliste des Archivs der Bayerischen Staatsbibliothek, wobei sich mehrseitige Briefe über mehrere Listennummern erstrecken [z.B. 184-187 / 4 S.]. Die eigene Zählung lautet für die 4 Briefe von Carl von Martius an Adalbert Schnizlein: Nr. M[artius]1-Nr. M 4 und für die 69 Briefe von Adalbert Schnizlein an Carl von Martius: Nr. S[chnizlein] 1- Nr. S 69. Brief Nr. S 1 mit 2 Seiten entspricht der BSM - Listennummer [10-11]. Diese Konvergenz von eigener Zählung und Archivpaginierung verdeutlicht die Zuordnung der transkribierten Brieftexte zu den jeweiligen Originalschriftstücken.

8 9.2.1 Universitätsarchiv Erlangen [UAE] Korrespondenz: Philosophische Fakultät, Königlicher Senat, Adalbert Schnizlein, Erlangen.

U1. München, 19. November 1836, Schnizlein an die Phil. Fak. Erlangen. [Promotion].

U2. Erlangen, 23. November 1836, Dr. Mehmel, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an die Kollegen. [Promotionsgebühren].

U3. Erlangen, 08. Juli 1845, Schnizlein an den König. [Gesuch um Aufnahme als Privatdozent].

U4. Erlangen, 14. August 1845, Phil. Fak. Erlangen. [Aufnahme Schnizleins als Privatdozent].

U5. München, 05. Februar 1846. [Ministerium / kgl. Aufnahme Schnizleins als Privatdozent].

U6. Erlangen, 28. Oktober 1847, Dr. Böttiger, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an den kgl. Senat Erlangen. [a. o. Professur].

U7. Erlangen, 11. Oktober 1850, Schnizlein an den Rektor der Univ. Erlangen. [Verkauf der Apotheke].

U8. Erlangen, 25. Oktober 1850, Schnizlein an die Phil. Fak. Erlangen. [Gehalt].

U9. Erlangen, 08. Januar 1852, Schnizlein an den König [Gehalt].

U10. Erlangen, 05. Oktober 1853, Dr. Kastner, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an die Kollegen. [Gehaltserhöhung].

U11. Erlangen, 18. Oktober 1853, Dr. Kastner, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an die Kollegen. [Gehalt].

U12. Erlangen, 31. Juli 1855, Dr. Döderlein, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an die Kollegen. [Einladung].

U13. Erlangen, 02. Mai 1864, Sitzung der Phil. Fak. Erlangen. [Gesuch, ohne Antwort].

U14. Erlangen, 06. Juni 1864, Sitzung der Phil. Fak. Erlangen. [Ablehnung als Ordinarius].

U15. Erlangen, 13. Juni 1864, Prof. R. v. Raumer, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an den kgl. Senat Erlangen. [Gutachtliche Berichterstattung].

9 U16. Erlangen, 24. Dezember 1865, Prof. R. v. Raumer, Dekan der Phil. Fak. Erlangen an Schnizlein. [Bewerbung, Stuttgart].

U17. Erlangen, 25. Dezember 1865, Schnizlein an Prof. R. v. Raumer, Dekan der Phil. Fak. Erlangen. [Erklärung].

9.2.2 Martiusiana II, A. 1, [BSM] Schnizlein, A[dalbert] Carl von Martius, München, an Adalbert Schnizlein, Erlangen

M1. München, 20. Juli 1856, Martius, (1 S.) an Schnizlein; [00001].

[München, o. D. [Juli 1856], Schnizlein (1 S.) an Martius; Mitteilung; [00002].

M2. München, [Februar 1848], Martius, (2 S.) an Schnizlein; [00003-00006].

M3 München, 20. Dezember 1863, Martius, (2 S.) an Schnizlein; [00007-00009].

M4. München, [Januar 1864], Martius, (2 S.) an Schnizlein; [00010-00011].

9.2.3 Martiusiana II, A. 2, [BSM]; (69 Briefe in Mappen I – II); Schnizlein, Adalbert (I) - (1843-1858)

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München.

S1. Erlangen, 10. Dezember 1843, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [10-11].

S2. Erlangen, 08. April 1845, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [12-13].

S3. Erlangen, 08. August 1845, Schnizlein, (1 S.) an Martius; [14].

S4. Erlangen, 20. März 1846, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [15-17].

S5. Erlangen, 20. September 1846, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [18-19].

S6. Erlangen, 22. Januar 1848, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [20-23].

S7. Erlangen, 12. März 1848, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [24-25].

S8. Erlangen, 12. November 1850, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [26-30].

S9. Erlangen, 13. August 1851, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [31-34].

S10. Erlangen, 11. November 1851, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [35-36].

10 S11. Erlangen, 23. Dezember 1851, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [37-39].

S12. Erlangen, 12. Januar 1852, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [40-43].

S13. Erlangen, 06. Februar 1852, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [44-46].

S14. Erlangen, 28. März 1852, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [47-50].

S15. Erlangen, 31. Dezember 1853, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [51-55].

S16. Erlangen, 11. Februar 1854, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [56-57].

S17. Erlangen, 07. Juni 1854, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [58-59].

S18. Erlangen, 30. Juli 1854, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [60-61].

S19. Erlangen, 16. Oktober 1854, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [62-64].

S20. Erlangen, 21. November 1854, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [65-66].

S21. Erlangen, 20. Dezember 1854, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [67-70].

S22. Erlangen, 30. September 1855, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [71-74].

S23. Erlangen, 26. Dezember 1855, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [75-76].

S24. Erlangen, 10. Januar 1856, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [77-79].

S25. Erlangen, d.2. [02. November 1856], Schnizlein, (4 S.) an Martius; [6-9].

S26. Erlangen, 28. Dezember 1856, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [80-82].

S27. Erlangen, 03. April 1857, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [83-88].

S28. Erlangen, 26. Januar 1858, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [89-92].

S29. Erlangen, 05. Juli 1858, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [93-94].

S30. Erlangen, 26. August 1858, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [95-96].

S31. Ansbach, 25. Oktober 1858, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [97-101].

S32. Erlangen, 20. Dezember 1858, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [102-105].

11 Schnizlein, Adalbert (II) – (1859-1868)

S33. Erlangen, 22. Februar 1859, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [107-110].

S34. Erlangen, 17. August 1859, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [111-114].

S35. Erlangen, 04. Dezember 1859, Schnizlein, (1 S.) an Martius; [115].

S36. Erlangen, 19. Januar 1860, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [116-120].

S37. Erlangen, 17. April 1860, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [121-122].

S38. Erlangen, 05. Mai 1860, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [123-125].

S39. Erlangen, 12. Mai 1861, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [126-129].

S40. Erlangen, 19. Januar 1863, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [130-133].

S41. Erlangen, 16. Februar 1863, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [134-135].

S42. Erlangen, 04. Oktober 1863, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [136-139].

S43. Erlangen, 24. Oktober 1863, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [144-147].

S44. Erlangen, 28. Dezember 1863, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [140-143].

S45. Erlangen, 13. Februar 1864, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [149-151].

S46. Adalbertus Schnizlein, 17. April 1864, (Martio suo celeberrimo), (1 S.) [148].

S47. Erlangen, 22. April 1864, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [155-160].

S48. Erlangen, 09. Mai 1864, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [152-154].

S49. Erlangen, 27. Mai 1864, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [161-164].

S50. Erlangen, 16. Juni 1864, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [165-168].

S51. Erlangen, 5. August 1864, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [169-172].

S52. Erlangen, 11. Dezember 1864, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [173-176].

S53. Erlangen, 16. April 1865, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [177-181].

S54. Erlangen, 10. September 1865, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [182-183].

S55. Erlangen, 01. November 1865, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [184-187].

S56. Erlangen, 31. Dezember 1865, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [188-191].

S57. Erlangen, 31. März 1866, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [192-194].

S58. Erlangen, 11. Juni 1866, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [195-197].

S59. Erlangen, 21. August 1866, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [198-201].

12 S60. Erlangen, 07. Februar 1867, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [220-222].

S61. Erlangen, 11. April 1867, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [202-205].

S62. Erlangen, 28. Mai 1867, Schnizlein, (3 S.) an Martius; [206-208].

S63. Erlangen, 21. September 1867, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [209-212].

S64. Erlangen, 01. Februar 1868, Schnizlein, (7 S.) an Martius; [213-219].

S65. Erlangen, 14. Februar 1868, Schnizlein, (1 S.) an Martius; [223].

S66. Erlangen, 18. März 1868, Schnizlein, (4 S.) an Martius; [224-227].

S67. Erlangen, 24. April 1868, Schnizlein, (2 S.) an Martius; [228-229].

S68. Erlangen, 13. Juli 1868, Schnizlein, (2 S.) an Martius; diktiert [230-231].

S69. Erlangen, 26. August 1868, Schnizlein, (2 S.) an Martius; diktiert [232-233].

9.3 Edition: Zeugnisse und Briefe

9.3.1 Zeugnisse (1814-1836)

[TZ] Ansbach, 03. Mai 1814.

[LKA] PfA Feuchtwangen, KB 9.5.0001 – 40 – 9, Taufe 1814 / 53.

1814

Karl Friedrich Hellwig Conrad Adalbert des Karl Friedrich Christoph Wilhelm D. Schnizlein königl[icher] Landgerichts Arzt dahier / No. 279 / mit seiner Ehegattin Dorothea Margaretha gebohrene Luzin, ehel[icher] Sohn ist gebohren 1814. den 15. April, Nachmittags zwischen 4 u. 5 Uhr, und am 3ten May15 getauft worden: Zu Taufzeugen wurden erbethen: Frau Regierungsräthin Schnizlein zu Ansbach, Frau Prodekantin Luz zu Schwaningen, Herr Finanzrath Nagler zu Ansbach, Herr Finanzrath Luz zu München, Herr Finanzrath Mäger zu Eichstädt.

15 Das Datum des Eintrages ins Kirchenbuch bleibt identisch mit dem Datum der Taufe (03. Mai 1814) selbst wenn dieser zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

13

[Z 1] Ansbach, den 29. März 1830.

Kopie des Zeugnisses der Lateinschule in Ansbach für Schnizlein

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Adalbert Schnizlein, Sohn des Landgerichtsarzts in Monheim im Rezat Kreise und Schüler der Latein Schule I mit Cursus I. wird mit dem Zeugnisse eines großen Meisters, erworbener vieler Kenntnisse und eines lobenswerten sittlichen Betragens von der hiesigen kgl.[königlichen] Bayr[ischen] Studienanstalt entlassen.

Ansbach, den 29. März 1830, Bomhard, Friedrich Maurer Maurer (Klaßlehrer)

[Z 2] Ansbach, den 24. März 1833.

Kopie des Zeugnisses über den pharmaceutischen Lehr-Kursus

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Daß Herr Adalbert Schnizlein, Sohn des kgl.[königlichen] bayr[ischen] Herrn Landgerichtsarztes Dr. Schnizlein zu Windsheim, nachdem derselbe bei meinen beiden Herrn Vorgängern, dem Herrn Arnold Marx zu München u[nd] dem Herrn

14 Anton Gengler, dermalen zu Nürnberg den pharmazeutischen Lehr-Kursus begonnen u denselben 2 Jahre u 3 Monate bei beiden fortgesetzt habe, bezeuge ich hiemit, mit dem Beisatze, daß besagter Herr Schnizlein den Rest seiner Lehrzeit unter meiner Aufsicht und Leitung vollendete und sich während dieser Zeit treu, ehrlich u[nd] aufmerksam betragen, auch in den pharmaceutischen Wissenschaften solche Fortschritte gemacht habe, daß ich ihm mit guten Gewissen die Geschäfte eines Apothekergehilfen übertragen kann. In dieser Hinsicht gelangt an Alle u[nd] Jeden, insbesondere aber an diejenigen welche den pharmaceutischen u med[izinischen] Wissenschaften zugethan sind, mein gehorsamstes Ersuchern, diesem meinem Zeugnisse guten Glauben zu schenken, u[nd] vorzüglich besagten Herrn Schnizlein seines rühmlichen Wohlverhaltens wegen, alle mögliche Hilfe zu leisten. Zu kräftigsten Bestätigung dieses meines Zeugnisses, habe ich solches eigenhändig unterschrieben u[nd] besiegelt.

Geschehen, Ansbach am 24. März 1833 Karl Rau Bürger und Apotheker.

Daß vorstehendes Zeugnis der Wahrheit gemäß ist, wird hiermit beurkundet.

Ansbach am 6. Apr 1833, Dr. Horlacher, k[öniglicher] Mediz[inal] Rath u[nd] Stadtgerichtsarzt.

[Z 3] Nördlingen, den 14. September 1834.

Kopie des Zeugnisses über die Prüfung als Apothekergehilfe

H Sign C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Herr Adalbert Schnizlein stand in meinem Geschäft (Officin) ein 2 einhalb Jahr als Gehilfe, nämlich von Ostern 1833 bis Michaelis 1834. Während benannter Zeit hat Herr Schnizlein durch seine Beschaffenheit, seinen untadelhaften Lebenswandel, seines anspruchslosen Betragens, seiner Sorgfalt bei den Geschäften und vorzüglich durch seine Kenntnisse, sich mein ganzes Zutrauen erworben. Dies bezeugt bei seinem Abgang von hier auf die Universität München der Wahrheit gemäß.

16 Nördlingen, den 14. September 1834, Frickhinger, Stadtapotheker.

16 Friedrich Ernst Frickhinger (1790-1860) Stadtapotheker in Nördlingen war der Vater von Albert Frickhinger (1818-1879) und Johanna Frickhinger (1819-1909). Adalbert Schnizlein hatte am 23.

15 [Z 4] München, 03. Mai 1835

Kopie des Zeugnisses über die Prüfung als Laborgehilfe.

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Herr Adalbert Schnizlein aus Feuchtwangen war von Michaelis 1834 bis Ostern 1835 als Gehilfe in meinem pharmazeutischen Laboratorium beschäftigt und ich kann demselben das Zeugnis erteilen, daß er sich hinsichtlich seines moralischen Lebenswandels hinsichtlich seines unermüdlichen Fleißes und seiner Geschicklichkeit meine volle Zufriedenheit erworben hat, so daß ich Herrn Schnizlein bestens empfehlen kann.

Dieses unterzeichnet der Wahrheit gemäß München, den 03. Mai 1835 Anton Buchner, Professor und Vorstand des pharmazeutischen Instituts.

Mit dem Original gleichlautend befunden worden München, den 16. Aug[ust] 1836.

[Z 5] München, 06. April 1836

Kopie des Zeugnisses über die Prüfung als praktischer Apotheker

H Sign.C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Im Namen seiner Majestät des Koenigs von Bayern beurkunden hiemit der Vorstand und die Mitglieder des Medizinal Komitees zu München, daß Adalbert Schnizlein aus Feuchtwangen im Rezatkreis, 21 Jahre alt, nachdem er die Gymnasialstudien in Ansbach absolviert, die Apothekerkunde bei dem Stadtapotheker Rau in Ansbach durch 3 Jahre erlernt und bei dem Apotheker Frickhinger in Nördlingen ein 1 ½ Jahr und dann im hiesigen pharmazeutischen Instituts des kgl.[königlichen] Professors Buchner an der Ludwig Maximilian Universität ebenfalls ein halbes Jahr als Gehilf serviert, auf der Ludwig Maximilians Universität dahier die akademischen Studien

April 1844 Johanna, die Tochter seines früheren Lehrherren und Schwester von Albert geheiratet. Albert Frickhinger war demnach der Schwager und auch ein langjähriger Botanikpartner von Schnizlein.

16 durch 2 Semester gehört, von den übrigen dispensiert worden, nach allerhöchster Verordnung von 1808 zur dreifachen Prüfung als praktischer Apotheker gelassen wurde, in derselben aus den Fächern Pharmazie, Botanik und Chemie nach dem einstimmigen Urteil der Prüfenden genüge geleistet habe und mit der Note: ausgezeichnet als fähig erklärt einer Apotheke vorzustehen. Zugleich wurde derselbe durch Handgelübde verbindlich gemacht, den ihn betreffenden Medizinal Gesetzen genau nachzukommen. Hierüber wird ihm gegenwärtiges von dem Vorstand und den Mitgliedern, sowie von dem Sekretär unterschriebenes dann mit dem größeren Siegel des Medizinalkomitees gefertigten Zeugnis zugestellt.

München, den 6 ten des Monats April im Jahre 1836 (eintausendachthundert dreissig und sechs) Königl[iches] Medizinal Komitee Karl Ritter von Orff, Vorstand Nerger, Pettenkofer, Gemeiner, Wilhelm, Komer. Kraus/Sekretär .

[Z 6] München, 16. August 1836

Kopie über die Bescheinigung als chemischer Laborant bei der Akademie der Wissenschaften

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Daß Herr Schnizlein fortwährend im chemischen Laboratorium und Akademie der Wissenschaften beschäftigt und derselb verhindert ist, München zu verlassen, wird hiedurch bezeugt.

München, d. 17. August 1836, A. Vogel Conservator des chem[ischen] Laborator.

17 9.3.2 Briefe (1836-1868)

[U1] München, den 19. November 1836

Adalbert Schnizlein, München, an den Dekan der Philosophischen Fakultät Erlangen

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

Hochwohlgeborener!

Hochgeehrtester Herr Dekan!

Ich habe hiemit die Ehre, die mir von einer hochverehrten Fakultät der Philosophie zu Erlangen zugeschickten Fragen beiliegend beantwort[et] an dieselbe einzusenden, und wiederhole mit geziemender Ergebenheit die Bitte mir nun das Diplom Doctoris Philosophiae gütigst zu erteilen, wozu ich den Promotions- und Stempelbetrag mit 102 fl. beilege.

Einer philosophischen Fakultät achtungsvollst verharrend bin ich

Dero ergebenst gehorsamster

Adalbert Schnizlein.

[U2] Erlangen, am 23. November 1836

Dr. Mehmel17, Dekan der Philosophischen Fakultät Erlangen, an die Kollegen

H Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte

17 Mehmel, Gottlieb Ernst August (1761 Wintzingerode/Thüringen – 1840 Erlangen) war ein deutscher Philosoph. Mehmel wurde am Pädagogium zu Halle ausgebildet und studierte Theologie und Philosophie an der dortigen Universität. 1781-1788 arbeitete er als Lehrer am Frankeschen Pädagogium in Halle. An der Universität Erlangen wurde er 1792 zum außerordentlichen Professor für Philosophie und Schöne Wissenschaften und 1799 zum ordentlichen Professor der Philosophie und Ästhetik ernannt. Wachter, Clemens: Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen 1743-1960, Teil 3: Philosophische Fakultät. (Erlanger Forschungen, Sonderreihe Bd. 13) Erlangen 2009, S. 138.

18 Hochzuverehrende Herren Kollegen

Herr Schnizlein in München hat die ihm von unseren Herrn Collegen Kastner18 aufgegebenen Fragen beantwortet und die Beantwortung mit den Gebühren in 10 K friedrichs d’or, 1 halben und einen viertels Kronen Thaler, den Friedr[ich] d’or zu 10 f eingesandt. Wiewohl der Friedr[ich] d’or nach dem letzten Cours vom 14t[en] Nov[ember] nur auf 9 f 54 ½ d stand, so wird doch gegen die Berechnung nichts einzuwenden sein, und die Vollziehung der Promotion unbedenklich erfolgen können, weshalb ich die Vertheilung baar diesem Missiv [Schreiben] sogleich beilege.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Dr. Mehmel d. Z. Decan19

Einverstanden. Harl20

Die Fragen sind sehr gründlich u[nd] treffend beantwortet; ich stimme daher für die Promotion u[nd] bin mithin mit spect[atissime] Exdecano einverstanden. Kastner

Desgleichen: Köppen21, C.W. Böttiger22 26/XI, Döderlein23

18 Kastner, Karl Wilhelm Gottlob (1783 Greifenberg - 1857 Erlangen) war ein deutscher Chemiker. Seine Berufslaufbahn an der Universität begann 1805 als Privatdozent der Chemie in Jena. Im gleichen Jahr wurde er zum außerordentlichen Professor in Heidelberg ernannt, wo er 1810 die ordentliche Professur erhielt. 1812 wechselte er nach Halle, 1818 nach Bonn und 1821 kam er als Ordinarius der Chemie und der Physik nach Erlangen. Wachter (2009), S. 105f. 19 Mehmel, s. Fn. 17. 20 Harl, Johann Paul (1773 Hof/Salzburg – 1842 (Suizid) Nürnberg) studierte Philosophie, Psychologie, Naturwissenschaften, Rechte und Pädagogik in Salzburg. Nach theologischen und pädagogischen Lehraufträgen in Salzburg (1800) und Berlin (1803) wechselte er 1805 als außerordentlicher Professor für Philosophie und Kameralwissenschaften nach Erlangen und lehrte von 1816-1842 als ordentlicher Professor an der Friedrich-Alexander-Universität. Wachter (2009), S. 80. 21 Köppen, Friedrich Johann (1775 Lübeck – 1858 Erlangen) studierte 1793-1796 Theologie und Philosophie in Jena und promovierte 1804 zum Dr. theol. in Göttingen und 1829 zum Dr. phil. in Erlangen. Ab 1807 war er als ordentlicher Professor für Philosophie in Landshut tätig. Ab 1826 lehrte er als ordentlicher Professor bis zu seiner Emeritierung 1845 Philosophie an der Universität in Erlangen. 1827 wurde er als Mitglied in die Philosophische Fakultät und in den Senat aufgenommen. Wachter (2009), S. 113. 22 Böttiger, Carl Wilhelm (1790 Bautzen – 1862 Erlangen) studierte Theologie und Geschichte an den Universitäten Leipzig und Göttingen. Nach der Privatdozentur (1817) für Geschichte und der außerordentlichen Professur (1819) in Leipzig erhielt er 1821 einen Ruf als ordentlicher Professor für Geschichte und Literatur an die Universität Erlangen (1821-1862). Ab 1822 war er in unterschiedlicher Position (Universitätsbibliothekar, 1840 interimistischer Direktor) an der Universitätsbibliothek tätig. Wachter (2009), S. 20. 23 Döderlein, Ludwig Johann Christoph Wilhelm von (1791 Jena – 1863 Erlangen) war an der Universität Erlangen in den Jahren 1819-1863 in unterschiedlicher Position tätig: 1819 ordentlicher Professor für Philologie, zugleich Rektor des Gymnasiums in Erlangen, 1827 ordentlicher Professor

19 S 1) Erlangen, den 10. Dezember 1843

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [10-11], Nr. S 1, 2 S.

Hochzuverehrender Herr Hofrath!

Anbei habe ich das Vergnügen Ihnen das 2t Heft meiner Iconographie24 zu überreichen, mit der Bitte um Ihre gütige Nachsicht in der Beurtheilung seines Inhaltes und dem Wunsche daß es Ihres Beifalls nicht ganz ermangeln möge.

Wie Sie vielleicht bereits von anderwärts gehört haben ist mein Wohnsitz nun hier da ich die Apotheke in der Altstadt erworben habe.25

Wenn mir auch die hiesigen wissenschaftlichen Anstalten höchst angenehm sind, so reichen sie dennoch bei weitem nicht für meinen Zweck aus und ich werde daher stets auf Ihre Güte rechnen, die mich bisher so reichlich unterstützt hat. Ich bitte Sie daher mir gütigst bemerken zu wollen, was Neues werthvolles für meine Zwecke erschienen ist und es mir gefälligst mitzutheilen. Ich bin jetzt an den Liliaceen26 mit den verwandten Gruppen.

Zunächst bitt[e] ich um den 4. Band der Icones selectae von Delessert27 und um Lindley’s28 appendix to the bot[anic] Reg[ions] worin Joh[n]sonia29 ist.

für Philologie / Eloquenz und zugleich Vorstand des Philologischen Seminars, 1827 Aufnahme in den Senat, 1835 Aufnahme in die Fakultät. Wachter (2009), S. 36f. 24Adalbert Schnizlein: Iconographia Familiarum Naturalium Regni Vegetabilis, Bd. I-IV (1843- 1868/1870). Mit seinen Briefen schickte er die frisch gedruckten Einzelhefte seiner Monographie Martius zur Begutachtung und als Beilage für die Weitergabe an Kollegen zu. 25 Adalbert Schnizlein erwarb 1843 die „Schwanen Apotheke“ in Erlangen. (1850 verkaufte er dieselbe aufgrund der geforderten Trennung von akademischen Ordinariat und kaufmännischem Gewerbe.) s. Anhang: 12.3. 26 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VII: Liliaceae I. 55b, 55c. / d. Lilien Der große Zander: Enzyklopädie der Pflanzennamen Bd. II, S. 1513. 27Jules P. B. Delessert (1773-1847) war ein französischer Bankier, Fabrikant und Naturwissenschaftler. Er wurde berühmt mit der Gewinnung von Zucker von Ackerrüben (Zuckerrübe). Sein großes soziales Engagement umfasste viele soziale Projekte (Armenhilfe, 1818). Er besaß eine reiche Kunst- und naturwissenschaftliche Sammlung. Benjamin (Jules Paul) Delessert, in: Bibliothèque Nationale de France. [data.bnf.fr/12107474/benjamin_delessert/] abgerufen am 04.03.2018. 28 John Lindley (1799-1865) war ein englischer Botaniker, der die Orchideen klassifizierte und als Pomologe bekannt war. Er lehrte ab 1829 Botanik am University College in London. Boulger, George Simonds: Lindley, John, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 33, S. 277-279.

20 Mit dem Wunsche für Ihr bestes Wohlbefinden und der Bitte die Zulage gütigst zu übergeben habe ich die Ehre zu seyn mit größter Hochachtung

Eur Hochwohlgeboren ergebenster Diener

Dr. A[dalbert] Schnizlein

S 2) Erlangen, den 08. April 1845

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [12-13], Nr. S 2, 2 S.

Hochgeehrtester Herr Hofrath

Beifolgend übergebe ich Ihnen das 3 ½ Heft meiner Iconographie30 mit der wiederholten Bitte um Ihre freundliche Aufnahme und gütige Nachsicht.

Das 4. Heft wird bald folgen und da mir H[er]r. Prof[essor] Schleiden31 eine höchstschätzbare große Menge von Untersuchungen zur Verfügung stellte so wird wie ich hoffe dieses Heft und auch die folgenden stets an Werth zunehmen und sowohl die Allgemeine als Ihre besondere schätzbare Theilnahme erwerben.

Ich bitte Sie hiemit um gütige Anzeige was etwa in der Literatur für meinen Zweck erschienen und mir unerreichbar ist; so wie auch mir hiezu zu verhelfen. Insbesondere wünsche ich die Untersuchungen u[nd] Zeichnungen von F[erdinand]

29 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VI.: Johnsonia I. 55d. 30 Iconographie, s. Fn. 24. 31 Schleiden, Matthias Jacob (1804 Hamburg - 1881 Frankfurt/M.) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. Er studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1826 an der Universität Heidelberg. Bis 1831 war er als Advokat in Hamburg tätig. 1832/33 studierte er Medizin in Göttingen, wobei sein besonderes Interesse der Naturwissenschaft und der Botanik galt. 1839 wurde er nach erfolgreicher Promotion (Dr. phil.) als außerordentlicher Professor an die Universität Jena berufen. 1850 wurden ihm der Lehrstuhl für Botanik und die Direktion des Botanischen Gartens übertragen. Mit seinen z.T. populärwissenschaftlichen Vorlesungen in der Botanik sowie in der Philosophie erwies sich Schleiden als hervorragender Hochschullehrer nicht nur für seine Studenten, sondern auch für das ortsansässige Bildungsbürgertum. Aufgrund intensiver Forschungsarbeiten über den Zellaufbau und den Zellkern der Pflanzen galt Schleiden als Mitbegründer der Zelltheorie. In Zusammenhang damit übernahm er 1863 den Lehrstuhl für Pflanzenchemie an der Universität Dorpat (Estland). Bereits 1864 verließ er wegen Uneinigkeiten mit der Kirche die Universität und arbeitete fortan als Privatgelehrter in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt/M. Jahn, Ilse: Schleiden, Matthias Jacob, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 23, Berlin 2007, S. 52-54.

21 Bauer32 über Xantorrhea33 und Anthobolus od[er] Exocarpus34 welche H[er]r Endlicher35 fertigen läßt.

Auch aus Ihrem Herbar wäre mir sehr werthvoll etwas zur Untersuchung zu erhalten über: Antidesnia,36 Gnetum,37 Liepa,38 Irsenslowia,39 Lacistemma,40 Monimia41, Penaea.42

Vielleicht sind auch Abhandlungen der ausländischen Literatur Ihnen zugekommen.

Gedenken Sie gütigst an diese Bitten bei Ihrer demnächst erfolgenden Hierherkunft.

Ich empfehle mich bestens Ihrer Gewogenheit

Eur Hochwohlgeborener ergebenster

A[dalbert] Schnizlein.

32 Ferdinand Lucas Bauer (1760 Feldsberg - 1826 Wien (Hietzing) und sein Bruder Franz (1758-1840 Kew) waren wegen ihrer Naturtreue und ihren botanischen Kenntnissen die berühmtesten Pflanzenmaler ihrer Zeit. Ferdinand Bauer begleitete als Pflanzenzeichner mehrere Expeditionen: 1786 mit dem Botanik-Professor J. Sibthorb (Oxford) nach Griechenland (Flora Graeca Sibthorpiana, 1806-1840); 1801-1803 bereiste er mit Robert Brown Brasilien und Australien; 1804/05 erforschte Ferdinand Braun die Norfolkinseln. 1833 hatte Stephan Endlicher nach Ferdinand Brauns Zeichnungen das Werk: „Prodromus florae insulae Norfolk“ ediert. Reichardt, Heinrich Wilhelm: Bauer, Ferdinand Lukas, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 2, Leipzig 1875, S. 140f. 33 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, XI: Xantorrhea I. 55d. 34 Anthobolus: Familie der Olacineen, Strauch mit gelblichen Blütendolden. Dietrich, Friedrich G.: Vollständiges Lexicon der Gärtnerei und Botanik, Neu entdeckte Pflanzen Bd. 1, Berlin 1825, S. 286. / Schnizlein: Iconographia, V. Exocarpus II. 108. 35 Endlicher, Stephan L. (1804 Preßburg – 1849 Wien) war ein österreichischer Botaniker, Numismatiker und Sinologe. Nach dem Studium der Theologie wechselte er zur Botanik und den ostasiatischen Sprachen über. Ab 1840 lehrte er Botanik an der Universität Wien. In der Folgezeit veröffentlichte Endlicher grundlegende Werke über das natürliche Pflanzensystem z.B. „Genera plantarum secundum ordines naturales disposita,“ 1836-1850. 1843 regte er für die Schrift „Grundzüge der Botanik“, einer Gemeinschaftsausgabe mit Franz Unger (1800-1870), erstmals die Bebilderung der Texte an. Seit 1840 redigierte er die ‚Flora Brasiliensis’ von Carl von Martius (1794- 1868) Dolezal, Helmut: Endlicher, Stephan, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, Berlin 1959, S. 496f. 36 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, I: Antidesma II. 96. d.- Salamanderbaum. Der große Zander: Enzyclopädie der Pflanzennamen Bd. 2, S. 1209. 37 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V. Gnetum II. 79. d.- Meerträubel. In: Zander, ebd. S. 1441. 38 Liepa: nicht eruieren. 39 Irsenslowia: nicht eruieren. 40 Schnizlein: Iconographia, VI. Lacistemeae II. 100. 41 Schnizlein: Iconographia, VII. Monimia II. 105. 42 Schnizlein: Iconographia, VIII. Penaea II. 112.

22

[U 3] Erlangen, den 08. Juli 1845

Adalbert Schnizlein, Erlangen, Gesuch um Aufnahme als Privatdozent in der philosophischen Fakultät.

H Archiv der Universität Erlangen (UAE)

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

Der alleruntertänigst Unterzeichnete hat sich seit vielen Jahren mit allem Eifer den Natur-Wissenschaften gewidmet und auch seit 1842 die Herausgabe eines umfassenden botanischen Werkes (Iconographia familiarum naturalium regnis vegetabilis. Bonn Fasc I. II. III) begonnen so wie in mehreren botanischen und chemischen Zeitschriften seine Thätigkeit gezeigt. Es ist aber auch mein Bestreben in diesen Wissenschaften als Lehrer wirksam zu seyn und ich habe deßhalb der allerhöchsten Verordnung über Habilitation der Privat-Dozenten Folge leistend eine botanische Abhandlung: de Typhacearum familia naturali43 ausgearbeitet, dieselbe der hiesigen hochlöblichen Fakultät vorgelegt, in Folge deren Approbation dieselbe dem Druck übergeben, ferner dieselbe am 5ten dieses Monats in der hiesigen Aula öffentlich in lateinischer Sprache vertheidigt und die vorgeschriebene Probe- Vorlesung gehalten und nun alle Praestanda44 erfüllt.

Ich bitte nun hiemit allerunterthänigst um die allerhöchste Gnade der Aufnahme als Privat-Dozent in der philosophischen Fakultät der hiesigen Friedrich-Alexander Universität und ersterbe in tiefster Ehrfurcht

Arbeiten von mir, welche gedruckt erschienen:

A) Original, Abhandlungen und Notizen in Formalen in Folge, dann der Name der Mitarbeiter auf dem Titel bezeichnet ist.

Über den Silbergehalt der Fischschuppen Reportium der Pharmazie von 1837

43 Es handelt sich um die Habilitationsschrift: “Dissertatio Botanica de Typhacearum Familia Naturali“ pro Impetranda Legendi Facultate scripsit et in Aula Almae Friederico-Alexandrinae publice defendit. Ad Adalbertus Schnizlein Philosophiae Doctor, Societatis Reg. Botan. Ratisbonensis, Academiae Caesar. Leopold. - Carol. Naturae Curiosorum, Societatis Physico-Medicae Erlangensis Albbo Sodalis, Nerolinga 1845. 44 (lat.) Pflichtleistungen.

23 Über Radio Lumbul, Repertor der Pharmazie, 1843 Bericht über den Zustand der Botanik in Genf. Flora od[er] Allgemeine bot[anische] Zeitung, 1838

Über das botanische Kabinett des Herrn Dehffert in Paris nebst literarische Anmerkungen. Flora od[er] Allgemeine bot[anische] Zeitung, 1841

Über eine neue Pflanzen Gattung P o d i a n t h u s, in Botanische Zeitung v[on] Mohl,1843

In der Flora und allgemeinen botanischen Zeitung sind ferner von mir noch von Berichten der wichtigsten botanischen Abhandlungen des Auslandes, aus englischen Werken, z. B. Horsfield plantae javanicue, von Dr. Brown; aus den in Holland erscheinenden Werk Rumplin, dann aus französischen Werken (u./ev). Dann mehrere Rezenzionen ebenfalls in der botanischen Zeitung, wo in den Jahrgängen 1842-44 ich auf dem Titel von Mitarbeitern verzeichnet bin.

(Auch in Schmids Jahrbüchern für Medizin, 1845)

B) Mein größeres, selbständiges Werk ist:

Iconographia Familiarum Naturalium Regni Vegetabilis, 1842 dessen Plan ich hiemit beilege

(Hiervon sind bereits 3 Hefte erschienen, das 4. wird demnächst ausgegeben)45

P.S. der Mitgliedschaft der Akademie der Naturforscher und der anderen gelehrten Gesellschaften46, welche auf dem Titel meiner Abhandlung – de Typhae. Fam.47 – erwähnt ist, zu gedenken, mögen Sie mir nicht als unnötige auslegen.

Dr. Schnizlein.

45 Vgl. Brief Nr. S 2 vom 08. April 1845. Schnizlein schickte das 3 ½ Heft seiner Iconographie an Martius und hat von der Fertigstellung des 4. Heftes berichtet. 46 Schnizlein gehörte verschiedenen naturwissenschaftlichen Gesellschaften und Sozietäten an: z.B. 1843 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina / 1844 Physikalisch-medizinische Sozietät Erlangen: 1865-1866 Vizedirektor, 1866-1867 stellv. Vorsitzender / 1847 Vorstand des Apotheker- Gremiums Mittelfranken / 1848 Königliche Botanische Gesellschaft Regensburg / 1848 Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg. 47 s. Fn. 43.

24 S 3) Erlangen, den 08. August 1845

Bei Zuccarini48 liegengeblieben

Erhalten am 25. April 1848

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [14], Nr. S 3, 1 S.

Hochgeehrtester Herr Hofrath

Ihre gütige Zusendung der gewünschten Pflanzen habe ich erhalten und statte hiemit meinen herzlichsten Dank ab, ich werde mit aller möglichen Schonung bei Untersuchung derselben verfahren und auch so bald als möglich dieselben wieder zurücksenden.49

Beiliegende Abhandlung50 erlaube ich mir Ihnen mitzutheilen mit der Bitte u[nd] freundliche Aufnahme und gütige Beurtheilung. Ich habe dieselbe am 5t. v.[origen] M [Monats]51 lateinisch vertheidigt und meine Probevorlesung gehalten. Ich erwarte nun die allerhöchste Bestätigung und bitte Sie deßhalb ergebenst, für mich an geeigneten Orten ein gütiges günstiges Fürwort einzulegen.

Ich verharre in ausgezeichnetster Hochachtung.

Eu[er] Hochwohlgeboren dankbar ergebenster

Schnizlein

48 Zuccarini, Joseph, G. (1797 München – 1848 München) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer für Landwirtschaft und Forstbotanik an der Universität in München. Neben der Mitarbeit an der brasilianischen Pflanzensammlung von Carl von Martius sowie der japanischen Pflanzensammlung von Philipp, Freiherr von Siebold unterhielt er eigenständige Forschungen zur Pflanzengeographie des Alpengebietes. Wunschmann, Ernst: Zuccarini, Joseph Gerhard, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 45, Leipzig 1900, S. 472. 49 Brief Nr. S 2 vom 08. April 1845. Schnizlein bedankte sich für die Zusendung der gewünschten Pflanzen aus dem Herbar von Carl von Martius. 50 s. Fn. 43. (Habilitationsschrift). 51 Schnizlein hatte am 05. Juli 1845 seine Schrift lateinisch verteidigt und eine Probevorlesung gehalten. Vgl. Brief Nr. [U 4] vom 14. August 1845. Es wurden die Daten: „8. v. Ms [vorigen Monats]“den 08. Juli und „25. ejd. M. [eiusdem mensis / dieses Monats] den 25. Juli genannt. Vgl. ebenso Brief Nr. [U 6] vom 28. Oktober 1847. In dem Schreiben der Philosophischen Fakultät an den Königlichen Senat wurde explizit auf den Fakultätsbericht über die Habilitations-Disputation vom 25. Juli 1845 hingewiesen.

25 [U4] Erlangen, den 14. August 1845

Philosophische Fakultät Erlangen – Gesuch an das Ministerium des Innern um Aufnahme von Adalbert Schnizlein als Privatdozent

H Archiv der Universität Erlangen (UAE)

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

Der hiesige Apotheker Dr. Schnitzlein hat inhaltl[ich] seiner allerunt[hertänigst] beigefügten Vorstellung v[om] 8. v. Ms [vorigen Monats] u[nd] der gleichfalls angebogenen gutachtl[ichen] Erklärung unserer philosoph[ischen] Fakultät d[es] 25. ejd. M. [eiusdem mensis / dieses Monates] sich als Privatdocent dieser Fakultät habilitiert u[nd] bittet gnädigst um die allergnädigste Aufnahme als solchen.

Wenn wir gleich nicht verschweigen können, daß dem Petenten [Bittsteller] die gelehrte Vorbildung durch vollendete Gymnasial- u[nd] Univ[ersität] Studien fehle, und wir diesen Mangel52 im ak[ademischen] Lehramt im Allgemeinen allerdings als einen wesentlichen ansehen zu müssen glauben, so läßt doch in dem vorliegenden Falle die besonderen Auszeichnungen53 des Dr. Schnizlein im Fache der Botanik es uns als einen Gewinn erkennen, wenn derselbe seine Lehrthätigkeit in diesem speciellen Fache unserer Univ[ersität] zuwendet und wir stellen deßhalb an [das] Ministerium des Innern die allerunt[erthänigste] Bitte:

Demselben die Aufnahme als Privatdocent in der philosoph[ischen] Fakultät, und zwar für das Fach der Botanik allwegen gewähren zu wollen.

Beigeheftet Druck: Schnizlein, Die Natuerliche Pflanzen-Familie der Typhaceen mit besonderer Ruecksicht auf die Deutschen Arten, Noerdlingen, Druck und Verlag C.H. Beck’schen Buchhandlung 1845 (28 S. + 2 Abb.).

52 Zur Zeit der Apothekerausbildung von Schnizlein war der vollständige Besuch des Gymnasiums nicht verpflichtend. Vgl. Martius, Ernst W.: Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben, Leipzig 1874, S. 269f. „Das Gymnasial Studium durchmacht zu haben, wird von dem pharmazeutischen Lehrlinge nicht gefordert. Es wäre darum sehr wünschenswerth, wenn hierüber eine durchgreifende, wohldurchdachte Gesetzgebung ins Leben träte.“ 53 Brief [U 3] vom 08. Juli 1845. Schnizlein hat in diesem Brief dem König [Ludwig I. 1825-1848] wie zuvor dem Dekan der philosophischen Fakultät von seinen zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen in der botanisch / chemischen Fachzeitschriftenliteratur und von der Bearbeitung seiner Monographie über die natürlichen Pflanzenfamilien: „Iconographia familiarum naturalium regni vegetabilis“ Bonn 1842, Fasc. I. II. III. berichtet. Zusätzlich hat er auf seine Habilitationsschrift verwiesen.

26 [U5] München, den 05. Februar 1846

Aufnahme von Adalbert Schnizlein als Privatdozent durch königliches Edikt.

H Archiv der Universität Erlangen (UAE)

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

Ministerium des Innern, München, 5. Feb. 1846: Seine Majestät der Koenig haben die Aufnahme des Apothekers D[r]. Adalbert Schnitzlein zu Erlangen als Privatdocenten an der philosophischen Fakultät der dortigen Universität mit dem Anhange allerhöchst zu genehmigen geruht, daß hieraus kein Anspruch auf Anstellung als Professor entspringe. Hienach ist das Weitere zu versagen. Die Beilage des Berichts vom 24. Okt. v. J. [vorigen Jahres] folgen zurück.

S 4) Erlangen, den 20. März 1846

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [15-17], Nr. S 4, 3 S.

Hochzuverehrender Herr Hofrath

Hiemit überreiche ich Ihnen das 4t Heft meiner Iconographie54 mit der Bitte, das Werk wie bisher mit gütiger Nachsicht aufzunehmen und meiner durch Mittheilungen welche dessen Förderung befördern und seinen Werth erhöhen möchten zu gedenken.

Besitzen Sie wohl nicht Exemplare einer Restio55 u[nd] Eriocaulon,56 Art an welcher der Bau des ovulum, welcher bisher noch nirgends dargestellt ist, zu erfahren wäre? Möchten Sie dazu nachsehen. Die anderen noch in meinen Händen habenden Pflanzen57 werde ich Ihnen zusenden wenn ich eine Gelegenheit habe so, daß sie nicht verdorben werden.

54 s. Fn. 24. 55 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IX: Restio I. 45. 56 Register – IV: Eriocaulon I. 46. d. – Wollstängel. In: Zander, ebd. S. 1396. 57 Brief Nr. S 2 vom 08. April 1845. Schnizlein hat sich für die Zusendung der gewünschten Pflanzen aus dem Herbar von Martius bedankt.

27 Die Genehmigung meiner Habilitation ist wie Sie vielleicht schon wissen, nun eingetroffen, und ich statte meinen herzlichsten Dank bei Ihnen ab für die gütigen Worte58 die Sie vielleicht für mich gesprochen haben.

Noch eine Bitte verehrtester Herr Hofrath! Ich wünsche sehr einige von den landschaftlichen Tafeln Ihres Palmenwerkes59 und zwar wären mir besonders angenehm Tab[ulae]. 134, 138, 111 u[nd] 140. Wenn es Ihnen möglich ist werden Sie gewiß meine Bitte gewähren.

Mit dem Wunsche für Ihr bestes Wohlbefinden verharre ich in ausgezeichnetster Hochachtung

Eur Hochwohlgeboren ergebenster Dr. Schnizlein.

S 5) Erlangen, den 20. September 1846

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [18-19], Nr. S 5, 2 S.

Hochgeehrtester Herr Hofrath!

Ihrem Wunsche, um eine Zeichnung von Chamadorea60, entspreche ich mit Vergnügen, nur befürchte ich, daß Sie nicht daran finden was Sie vielleicht wünschen. Sie sprachen nemlich in Ihren letzten Zeilen davon als ob meine Untersuchung die Befruchtung und Embryobildung beträfen, allein darauf konnte ich für meinen Zweck nicht eingehen, da es nur zunächst darum zu thun war, blos den Bau des Fruchtknotens und des ovulum zu geben, weil ich nirgend eine

58 Brief Nr. S 3 vom 08. August 1845. Schnizlein hatte Martius um dessen Fürsprache: „ein gütiges günstiges Fürwort“ gebeten und hat sich nun für die potentielle Unterstützung bei seiner Habilitation bedankt. 59 Martius, Carl von: Historia Naturalis Palmarum (1823-1853). Es handelt sich um eine Naturgeschichte der Palmen in drei Bänden mit 245 Tafeln. Hugo von Mohl lieferte einen umfangreichen Beitrag über die Anatomie der Palmenstämme und Franz Unger beschrieb die fossilen Palmen. Mit der ersten Ausgabe des Palmenwerkes begann eine freundschaftliche Beziehung zu Goethe, den Martius zweimal (1824, 1828) in Weimar besuchte. Mägdefrau, Karl: Martius, Carl Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 16, Berlin 1990, S. 310-312. 60 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. Chamaedorea I.75. d. Bergpalme. In: Zander, ebd. S. 1295.

28 genügende Abbildung hievon fand. Jene beyden Puncte sind um ihrer selbstwillen von Schleiden untersucht u[nd] in der Abhandlung dieses Inhaltes in d[en] Nov[is] actis61 mitgetheilt.

Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie doch bald an mich denken würden und wegen der Objecte die notirte nachsehen, damit ich nicht stets so viele Lücken in meinem Fortgang finde und die Erscheinung der Iconographie62 noch mehr verzögern muß. Mit der Bitte um ihre fernere Gewogenheit, hochachtungsvoll

Ihr ergebenster

Schnizlein

Adalbert Schnizlein: Gesuch um Beförderung zur außerordentlichen Professur.

12. October 1847, Gesuch an den Königlichen Senat der Universität.

12. October 1847, Gesuch an den König.

[U6] Erlangen, den 28. Oktober 1847

Dr. Böttiger Dekan der Phil[osophischen] Fakultät an den königlichen Universitäts- Senat Erlangen.

Erlangen, 02. November, gutachtlicher Bericht der philosophischen Fakultät zum Gesuch Schnizleins vom 12. Oktober.

H Archiv der Universität Erlangen (UAE)

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

61 „In d[en] Nov[is] actis“: die Nova Acta Leopoldina, Abhandlungen der Kaiserlich Leopoldinisch- Carolinisch Deutschen Akademie der Naturforscher. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften, ist die älteste, am 01. Januar 1652 von Ärzten in Schweinfurt gegründete, naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum. Vgl. Brief S 40 vom 19. Januar 1863. Schnizlein sprach von den „Acta“: „Sie veranlassen mich auch, etwas vom Zustand der Leopoldina zu sagen. Ich fühle sehr wohl daß auch ich nichts dafür thue, und die Acta nicht anschaffe.“ Schnizlein lehnte die Akademie als nicht mehr zeitgemäß ab und monierte die verspätete Veröffentlichung eingereichter Beiträge. 62 Schnizlein fand in Erlangen nicht den gewünschten Zugang zu der botanischen Fachliteratur und bat Martius, ihn bei der Beschaffung derselben für den Fortgang seiner Iconographie zu unterstützen.

29 Königlicher Universitätssenat

Unter dem 18. Aug[ust] ist der ergebenst unterzeichneten Facultät ein allerunterthänigstes Gesuch des Apothekers u. Privatdocent Dr. Schnizlein allhier um eine außerordentliche Professur übergeben worden.

Die Facultät beehrt sich nach gemeinschaftlicher Berathung folgendes als ihre einstimmige Ansicht darüber auszusprechen und unter Rückgabe des Gesuches dem k[öniglich] akad[emischen] Senate vorzulegen.

Der Privatdocent D[r.] Schnizlein hat sich in den 2 Jahren, seit welchen er für das Fach der Botanik als Lehrer aufgetreten ist, bei seinen unausgesetzten Vorlesungen über dieselbe (die ihm auch wegen des Alters und Unwohlseins unseres verehrten Herrn Collegen Geh[eimen] Hofr[aths] Ritter D[r]. Koch63 förmlich übertragen worden sind) theils durch die Methode, welche er dabei anwendet (und über welche sich auch der Bericht der ph[ilosophischen] Fac[ultät] über ihre Privatdocenten v[om] 6. Juli 1847 anerkennend ausgesprochen hat) theils dem Inhalte nach gewiß beachtenswerthe Verdienste um unsere Hochschule erworben. Aber er hat auch deren nicht geringere als Schriftsteller und wie er außer kleinen Abhandlungen einige große, mühsame und kostspielige Werke über Botanik (siehe s[eine] Eingabe) theils schon herausgegeben theils herauszugeben noch fortfährt, dafür im In- und Auslande sehr ermunternde Anerkennung gefunden. Auch hat er nicht blos für sich die Botanik studirt, sondern in Genf und Paris und München die größten Meister dieses Faches in persönlichem Umgange und in ihren Vorträgen benutzt.

Allein alles dieses kann die ergebenst unterzeichnende Facultät von einigen pflichtmäßigen Zweifeln und Bedenken gegen sein Gesuch nicht abhalten. Es ist weniger der Umstand daß in dem höchsten Ministerialrescripte seiner Zulassung als

63 Schnizlein hat den erkrankten Professor Wilhelm D. Koch (1771-1849) jahrelang in den Vorlesungen vertreten, was auch von Seiten der Philosophischen Fakultät anerkannt wurde. Vgl. Brief Nr. S 11 vom 23. Dezember 1851. Koch, Wilhelm Daniel Joseph (1771-1849) war ein deutscher Botaniker und Mediziner. Von 1824 bis zu seinem Tode war er Professor für Medizin und Botanik an der Universität in Erlangen und Direktor des Botanischen Gartens. Sein Hauptwerk trägt den Titel: „Synopsis florae germanicae et helveticae“ (Frankfurt 1837; 3. Auflage Leipzig 1857). Die Gesellschaft zu Erforschung der Flora Deutschlands gibt seit 2006 eine Zeitschrift heraus, deren Name ‚Kochia’ an ihn erinnert. Wunschmann, Ernst: Koch Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 402-405.

30 Privatdocent die Clausel hinzugefügt ist „daß daraus keine Ansprüche auf Anstellung als Professor64 entspringen“, als vielmehr folgender:

Dr. Schnizlein wünscht außerordentlicher Professor zu werden, natürlich um auch einmal seiner Zeit die Stellung eines ordentlichen Professors einzunehmen. Aber mit beiden academischen Lehrergraden verbindet die Facultät den Begriff einer allgemeinen gelehrt- wissenschaftlichen Aus- und Durchbildung selbst in der bisher und mit Recht für Universitäten verlangten üblichen formellen Waise, wozu eine Vorbildung und Vorbereitung durch den vollständigen Besuch eines Gymnasiums zu rechnen ist. Nicht minder rechnen wir auch eine gewisse Fertigkeit dahin, sich über sein Fach in lateinischer Sprache auszudrücken. Ein Gymnasialstudium hat aber D[r]. Schnizlein nachweislich nicht gemacht65 und der Mangel der letzteren Fertigkeit hat sich bei der Habilitations-Disputation desselben herausgestellt, wie auch in den Facultätsberichten über dieselbe vom 25. Juli und 18. Octob[er] 1845 nicht verschwiegen worden ist. Es könnten aber leicht der Fälle noch mehrere vorkommen, wo dies dem Gelehrten und der Universität selbst noch minder erfreulich sein würde.

Allein wenn die Facultät sich auch gerne eingesteht, und es zu ihrer Zeit zu ihrer Rechtfertigung auch wohl ausgesprochen hat, daß für das Fach des genannten Privatdocenten, oder für ähnliche, sich academische Gelehrte von europäischem Rufe und ausgezeichneten Verdiensten namhaft machen ließen, bei denen ein gleicher Mangel durch ihren Ruf und ihre Leistungen völlig wo nicht aufgehoben doch in den Hintergrund gestellt ist: – so ist das angeführte doch auch nicht das Einzige und wichtigste Bedenken, welches sich nach unserer Meinung dem fraglichen Gesuche entgegenstellt.

Ein akademischer Gelehrter besonders der höheren Stufen muß nach dem Dafürhalten der unterzeichneten Facultät seinem Berufe als solcher sich ganz hingeben, ganz für denselben leben, nicht aber seine Thätigkeit und seine Kräfte mit einem anderen, beide nicht weniger in Anspruch nehmenden, Geschäfte theilen; selbst wenn dieses letzte auch gerade dasjenige wäre, welches seine bürgerliche und

64 [U 5] vom 05. Februar 1846, Kgl. [Königliches] Edikt zur Aufnahme als Privatdozent: „kein Anspruch auf Anstellung als Professor.“ 65 Vgl. Fn. 52. Die unzureichende Gymnasialausbildung in Zusammenhang mit den mangelnden Lateinkenntnissen hat sich für Schnizlein als unüberwindbares Hindernis für den Zugang zur ordentlichen Professur erwiesen.

31 finanzielle Existenz unterstützt oder gar aufrecht erhält.66 Nun zweifeln wir nicht einen Augenblick und finden es außer H[errn] S[chnizlein]s Privatmittheilungen sogar in der Eingabe selbst angedeutet, daß der Besitz und die Verwaltung einer Apotheke67 dem Privatdocent S[chnizlein] bei seinen großen und vielfachen botanischen Bestrebungen allzusehr in Anspruch nimmt, und haben Grund zu fürchten, daß entweder die Eine oder die Andere der beiden Richtungen seiner Thätigkeit darunter mit der Zeit zu kurz kommen und leiden müsse. Sein gelehrtes und wissenschaftliches Leben als Professor einer Hochschule und ein an das bürgerliche Leben geknüpftes zumal mit mercantilem Erwerbe verknüpftes Geschäft erscheinen uns als unverträglich miteinander. Die Facultät muß dies um so beharrlicher aussprechen, als ein dem k[öniglichen] akad[emischen] Senat wohl bekannter nahe liegender und sehr ähnlicher Fall sie gleichfalls gegen die Empfehlung zur Erwerbung einer außerordentlichen Professur sich erklären ließ.68

Dagegen glaubt die philos[ophische] Facultät theils nach der Analogie jenes ganz ähnlichen Falles theils um ihrerseits einen Beweis gerechter Anerkennung der gelehrten und Lehrerverdienste des D[]r. Schnizlein zu geben, ohne ihm die Basis seiner bürgerlichen Existenz entziehen zu wollen, darauf antragen zu dürfen, daß dem Privatdocent D[r]. Schnizlein der Titel und Charakter eines professor honorarius ertheilt werde. Eine solche Honorarprofessur möchte sich auch hier am besten eignen, wo es einem Manne von anerkannter wissenschaftlicher, und Lehrerwirksamkeit gilt, der jedoch seine Thätigkeit auch nach einer anderen Seite hin richten muß und sich nun einmal dem akademischen Leben nicht allein widmen kann.

66 Paletschek, Silvia: Zur Geschichte der Habilitation an der Universität Tübingen im 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart Bd. 2, (2004), S. 1367. „Die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch relativ häufige Rekrutierung der Hochschullehrer aus der Praxis verminderte sich zunehmend. Gleichzeitig verengte sich für Hochschullehrer die Möglichkeit, in einem anderen Beruf tätig zu werden.“ 67 Schnizlein erwarb 1843 die ‚Schwanen-Apotheke’, um die finanzielle Situation während der Zeit seiner Privatdozentur abzusichern. 68 Es handelte sich dabei um Theodor Martius (1796-1863), den jüngeren Bruder seines Briefpartners Carl von Martius. 1825 war er Privatdozent der Pharmazie an der Universität Erlangen. 1838 erhielt er die Ehrendoktorwürde und lehrte ab 1848 als außerordentlicher Professor der Pharmazie an der Universität. Nach seinem Tode (1863) übernahm Schnizlein langjährig seinen Lehrauftrag. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 133f. / Alfred Wendehorst erklärt die Ablehnung seiner Bewerbung von 1848 mit der „Zwitterstellung“ des Faches der Pharmazie, das sowohl zur Philosophischen als auch zur Medizinischen Fakultät gehörte und in der Chemie und in der Botanik von „Praktikern“ vertreten wurde. Als praktischer Hochschullehrer ohne den erforderlichen akademischen Status erschien Theodor Martius für eine Professorenkarriere ungeeignet. Wendehorst, Alfred: Geschichte der Friedrich-Alexander Universität, 1993, S. 117.

32 Schon diese von dem k[öniglich] akad[emischen] Senat beantragte Anerkennung würde unserem Erachten nach einerseits den Bittsteller ferner ermuthigen, in seinen eben so rühmlichen als seiner Wissenschaft und der Universität förderlichen Bestrebungen fortzufahren, während sie andererseits die Würde der eigentlichen academischen Professuren, als einer der gelehrten Forschung und deren Mittheilung sich ausschließlich und als Lebensaufgabe widmenden höheren Stellung – aufrecht erhält und wahrt.

Hochachtungsvollst

Die philosophische Facultät

Dr. Böttiger, d. Z. Dekan

Erlangen, 28. October 1847

Erlangen, 16. November 1847, gutachtlicher Bericht der Medizinischen Fakultät dazu, ebenfalls ablehnend, erheblich kürzer, Publikationen nicht hinreichend, keine hinreichende Vorbildung, habilitiert für botanische Vorlesung an der Phil. Fakultät, bislang zu kurz als Privatdozent tätig, um zum außerordentlichen Professor ernannt zu werden.

S 6) Erlangen, den 22. Januar 1848

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [20-23], Nr. S 6, 4 S.

Euer Hochwohlgeboren

Hochgeehrtester Herr Hofrath!

Es hat mich ungemein überrascht einen so bitteren Brief, über Regensburg, von meinem sonst so gütigen und hochverehrten Gönner, von Ihnen, zu erhalten. Es ist mir auch sehr leid, wenn ich bei den jüngst mündlich mitgetheilten Nachrichten über das Schicksal der bewußten Schrift,69 nicht hervorgehoben genug meinen Dank

69 „Vegetationsverhältnisse der Jura- und Keuperformation in den Flußgebieten der Wörnitz und Altmühl von Dr. Schnizlein und Frickhinger“, Nördlingen [Beck] 1848.

33 für Ihre gewogene Verwendung ausgesprochen habe; Ich erinnere mich aber ganz deutlich, in Ihre Rede fast einfallend, ausgesprochen zu haben „Sie sind sehr gütig“, was doch nur Ausdruck des Dank Gefühls war, und wonach Sie fortfuhren zu bemerken, wie es eben schwer sey eine Anerkennung zu bewirken wenn es Geld koste. Erst hierauf sprach ich meinen Mißmuth aus, der wie ich glaube gerecht genug ist, nachdem so lange Zeit hingegangen ist, in der eine Frucht der so unendlich mühsamen Arbeit u[nd]die eine Basis von 12 – 14 Jahren der Erfahrung hat, erwartet werden durfte, die auch gewiß eher erlangt worden wäre, wenn wir nicht den verlockenden Weg der Preisbewerbung eingeschlagen hätten. Der ganze Preis selbst konnte hiebei gar nicht in Betracht kommen, weil die Bewerbung von vorn herein selbst zugibt, daß sie statt der vollen Antwort, die unmöglich erscheint, einen Theil, aber durch sichere Resultate begründet, geben wollte; es handelt sich also hauptsächlich um die Zeit, d. h. um die der Zurückhaltung einer wissenschaftlichen Arbeit, während heut zu Tage man froh seyn darf eine solche hinausgeben zu können ehe sie im Pult veraltet oder ehe ein Anderer sie überflüssig macht.

Auf welchen Grund hin unsere letzte Bitte um Entscheidung „der Würde der Gesellschaft70 zuwider“ ist, sehe ich zwar nicht ein, denn unsere wiederholten Bitten sind nur veranlaßt durch den, wie ich glaube, einer Preisfrage wesentlichen, hier aber mangelnden Punct, der Festsetzung eines Datum der Entscheidung; - Was aber eine Darstellung von Seiten der Gesellschaft betrifft, die derjenigen unserer, als Gegengewicht entgegengestellt werden dürfte, so handelt es sich, wenn es so weit käme, nur darum auf welcher Seite sich ein Übergewicht befinde des Rechtes.

Gesetzt aber auch die Arbeit habe in ihrer ersten Art so viele Gebrechen gehabt, daß sie, als Entwurf einer Flora von Bayern71 wie er noch gar nicht existirte, u[nd] sie

70 Die „Regensburger Botanische Gesellschaft“ (1790-2016) gilt als die älteste noch bestehende botanische Gesellschaft. Carl von Martius war 1840-1868 ihr langjähriger und erfolgreichster Präsident. 1818 wurde die botanische Zeitschrift ‚Flora’ als ihr Gesellschaftsorgan begründet. Bis 1888 wurde die ‚Flora’ von der Regensburger Botanischen Gesellschaft herausgegeben, dann in Marburg und München. 1906 wurde die Zeitschrift vom Fischer Verlag in Jena verlegt. Ab 09. 01. 2014 ist die Bergakademie in Freiberg bis 2023 der Herausgeber der ‚Flora’. 71 Schnizlein, Adalbert: Flora von Bayern, nebst den angränzenden Gegenden von Hessen, Thüringen, Böhmen, Oesterreich und Tyrol, sowie von ganz Württemberg und Baden, Erlangen (Heyder) 1847. Schnizlein und sein Schwager Albert Frickhinger empfanden ihr gemeinsames geo-botanisches Werk über die Flussgebiete der Wörnitz und Altmühl von der Regensburger Gesellschaft und von Martius als deren Präsidenten nicht gebührend anerkannt. Das eigentliche Problem war die Festsetzung einer Preisvergabe und der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Arbeit, ohne dass diese Gefahr lief redundant zu werden.

34 eine Anerkennung durch ein Preisgericht nicht verdient hätte, so würde sie vielleicht in ihrer Veröffentlichung eine billige Beurtheilung erfahren haben, denn über das Vorkommen od[er] Fehlen von einigen Species zu rechten wäre wohl zu klein, gegen die Menge von Thatsachen welche wirklichen Werth haben, u[nd] die man nicht am Schreibtisch erlangen kann. Solche Fehler; wie der öfter erwähnte, der Angabe von Pflanzen des Urgebirges, welches Bayern nicht erreicht, sind wohl nur der eine vorhanden u[nd] wären wahrscheinlich vor der Veröffentlichung von uns selbst gestrichen worden.

Die Länge der Zeit zur Entscheidung, selbst für die Arbeit in ihrer ersten Gestalt, wäre aber allein schon hinreichend gewesen unsere Bitten zu rechtfertigen, da wir aber wußten daß der Termin für die Veröffentlichung nicht ausgesprochen ist, so setzten wir für diesen Punct das Vertrauen auf die Direction der Gesellschaft ein, derselbe werde doch nicht ein volles Jahr überschreiten.

Hochverehrtester Herr Hofrath! glauben Sie ja nicht, daß ich im Geringsten bei dieser Verzögerung Sie betheiligt glaube, denn Ihre frühere Mittheilung, daß Sie die Arbeit nicht genau selbst durchgesehen haben, sondern auf ein vorgegangenes Referat sich stützten, ist, so schmerzlich sie mir auch eines Theils war, ist doch der hauptsächlichste Grund, daß ich Sie von dem unangenehmen Schicksal der Arbeit frei weiß, ja vielmehr Ihrer thatsächlichen Freundschaft die Leitung zum besten Erfolg verdanke.

Wenn Sie jedoch nicht mehr offiziell als Präsident unserer Gesellschaft, bei S[eine]r Durchlaucht dem Kronprinzen unsere Bitte um Entscheidung zu betreiben geneigt sind, und dabei bleiben daß wir uns selbst dorthin wenden, so müssen wir in nothwendiger Folge daraus schließen, die Arbeit sei von Seite der Gesellschaft, indem sie sich ihrer nicht mehr annehmen will, verworfen, u[nd] wir werden dieselbe baldigst in gedachter Weise veröffentlichen.

Genehmigen Sie den Ausdruck vorzüglichster Hochachtung und Ergebenheit von

Eur Hochwohlgeboren dankergebensten

Dr. A[dalbert] Schnizlein.

35 M 2) München, [Februar 1848]

Carl von Martius, München, an Adalbert Schnizlein, Erlangen

(Mögliches Antwortschreiben auf den Brief Nr. S 6 von Adalbert Schnizlein vom 22. Januar 1848)

H BSM Martiusiana II, A. 1, Korr. Schnizlein, [0007/0009], Nr. M 2, 2 S.

Lieber Freund!

Es sollte mir herzlich leid seyn, wenn ich in meinem letzten Briefe mich Ihrer Empfindung nach „gar zu scharf“ ausgesprochen hätte. Ihnen weh zu thun kommt mir ja nie in den Sinn; Ich kann heute nur jenes versichern, muß aber meine ausführliche Erklärung für meine damaligen Worte auf bessere, ruhigere Zeit, womögl[ich] auf persönl[iches] Zusammentreten versparen. Ich melde daher nur, daß Meisner72 wahrschl[einlich] Am (5. Apr[il] hierherkommen wird, mit mir das liter[arische] Testament zu berathen u[nd] d[aß] es vielleicht gut wäre, wenn Sie in diesen Tagen auch kämen, u[nd] zwar nicht blos in meinem, sondern auch in Ihrem Interesse. Wohnung kann ich Ihnen leider nicht bieten, weil auch die Augsburger hier seyn werden, am 17. meinen Geburtst[ag] zu feiern.

Graf v[on] Pappenheim73 näml[ich] Ihr Studiengenosse hat sich jüngst daher warm für Sie geäußert, u[nd] den Wunsch ausgesprochen, für Sie maßgebend beim Ministerium zu wirken. Ich rathe daher, diese Stimmung zu nutzen u[nd] wo möglich seinen Einfluß geltend zu machen Was unsere gemeinsame Sache betr[ifft], so wünschte ich vor allem, daß Sie die Tafeln, der Cinchonen74 mit allem auf Ihre Analysen sich stützenden Correcturen nachsehen möchten, so daß auf dem Stein u[nd] in der bereits abgedruckten Aufl[age] in dieser durch Federzeichnung Alles

72 Meissner (Meisner) Carl Daniel Friedrich (1800 Bern – 1874 Basel) war ein Schweizer Botaniker und war als Professor für Botanik an der Universität in Basel tätig. Wunschmann, Ernst: Meißner, Karl Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 21, Leipzig 1885, S. 246. 73 Karl (Carl) Theodor Friedrich zu Pappenheim, Graf zu Pappenheim (1771 Pappenheim-1853 Pappenheim) war 1797 der letzte regierende Reichsgraf von Pappenheim. Er diente seit 1783 in der kaiserlichen Armee und trat 1809 in bayerische Dienste. 1813 wurde er langjährig als Generaladjutant des Königs eingesetzt und 1840 zum Feldzeugmeister der bayerischen Armee ernannt. 1845 zog er sich aus seinen militärischen Ämtern und als Reichsrat zurück. Heydenreuter, Reinhard: „Pappenheim, von“, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 20, Berlin 2001, S. 48-50. 74 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III: Cinchona II, 127c. d Chinarindenbaum, Chininbaum. In: Zander, ebd. S. 1303.

36 geändert oder nachgetragen werden könnte, was dafür nöthig. Über die Größe der Arten könnten wir dann (vielleicht auch mit Meisn[er]) mündl[ich] consultieren. Jedenfalls sind jeweil Spezies gemacht worden u[nd] ich stimme Ihnen wie Junge75 bei. Was dann die Abtheilung der Arznei Pfl[anzen] betr[ifft] so wird sich darüber auch am besten mündlich verkehren laßen.

Die Bemerk[ungen] über den fam[iliären] Char[akter] der Scropheel76 waren ganz gerechtfertigt u[nd] da auch mir keine Appendices in [basr. Julamentor]77 bekannt sind, so habe ich Bogen 1 nochmals mit Schmidt78 in consultationem [Beratung] genommen; solcher kann also noch nicht gedruckt werden. Dagegen habe ich Bogen 2 (32 der Reihe) heute an Junge, mit dem Auftrage gesendet, ihn Ihnen nochmals vorzulegen. Ich bitte daher dringenst, etwa Selbst noch einmal in der Druckerei vorzukommen. Schmidt nennt die Con der (Salpi) Schwenkia79. Ich habe zuerst dafür Spezies gesetzt, meine jetzt, dass es am besten wäre zu setzen: specias (commisuerales).

Haben Sie die Liebe für mich, dieß noch ins Auge zu faßen.

75 Schnizlein übergab die Aufträge von Martius an die Universitäts Buchdruckerei ‚Adolph-Ernst Junge’ in Erlangen. 76 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X: Scrophularia II, 149a. d. Braunwurz. In: Zander, ebd. S. 1731. 77 Unsichere Lesart: Basr, Julamentor [?]. 78 Schmidt, Johann Anton (1823 Hamburg – 1905 Elberfeld) war ein deutscher Botaniker. Er studierte 1848/1849 Botanik an den Universitäten Heidelberg und Göttingen, wo er 1850 über die Pflanzenverbreitung promovierte. Später war er als Privatdozent und als außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg tätig. Die ordentliche Professur erhielt er nicht und arbeitete deshalb ab 1863 bis zu seinem Tode als Privatgelehrter in Hamburg. Die Mitarbeit an der Flora Brasiliensis hat Schmidt mit Carl von Martius verbunden. Pfitzner, E.: Johann Anton Schmidt, in: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 23, 1905, S. 21-24. 79 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X: Schiwereckia III, 181a. d. Zwerggänsekresse. In: Zander, ebd. S. 1727f..

37 S 7) Erlangen, den 12. März 1848

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [24-26], Nr. S 7, 3 S.

Euer Hochwohlgeboren!

Hochverehrtester Herr Hofrath!

Wie das Schicksal in unserer Zeit rascher zu schreiten scheint im großen, so in den Verhältnissen Einzelner. Sie haben durch den unerbittlichen Tod zwei so nahestehende verehrungswerthe Männer u[nd] Freunde verloren, daß ich vorerst insbesondere hiebei meine Theilnahme an Ihrem herben Schmerz ausdrücken will u[nd] dieß besonders für dem traurigen Ereigniß in Ihrer eigenen Familie.80

Der Gang des Lebens ist nun von Gott so bestimmt, daß ein neues Geschlecht dem hinabgestiegenen folgt, aber menschliche Verhältnisse rufen den Einen rascher zum Ersatzmann als den Andern.

Sie werden wohl vermuthen, daß ich sehr wünschen muß an die Stelle unseres verewigten Zuccarini81 zu gelangen, und Ihnen hochverehrtester Lehrer an der Seite zu stehen. Deßhalb ist es meine ergebenste Bitte an Sie, mich in diesem Wunsche zu unterstützen, wie Sie es bisher stets gegen mich bewiesen haben. Meine Leistungen u[nd] mein Charakter sind Ihnen bekannt.

Indem ich 7 od[er] 8 literarische Arbeiten aufweisen kann, welche alle rühmliche Anerkennung gefunden haben, welche durch Kritiken wie durch Aufnahme in die geachtesten gel[ehrten] Gesellschaften sich aussprach, indem ich auch hier Vortrag u[nd] Demonstration auf die glücklichen Erfolge verweisen darf; und wenn meine iconographischen Leistungen82 in Morphologie u[nd] Anatomie einiges Gewicht

80 Es handelte sich um den verstorbenen Freund Professor Zuccarini und um den Tod des Schwiegersohnes von Martius: Michael Erdl, (1815-1848) Professor der Anatomie und Physiologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Er war mit der Tochter Caroline (1825-1892) verheiratet. Mägdefrau, Karl: Martius, Carl Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 16, Berlin 1990, S. 310-312, (Genealogie). 81 Vgl. Fn. 48. Professor Zuccarini war am 18. Februar 1848 in München verstorben und Schnizlein bemühte sich mittels der Fürsprache von Martius um eine Berücksichtigung bei der Besetzung des vakanten Lehrstuhles für Botanik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. 82 Vgl. Fn. 24. Schnizlein hat auf die fertigen Teilkapitel seiner Iconographie verwiesen und erhoffte sich dadurch einen Zuwachs an wissenschaftlichem Renommee.

38 haben, so glaube ich einige gerechte Vorzüge vor Concurrenten, wie vielleicht Schenk83 u[nd] Fürnrohr,84 zu haben. Bei Berücksichtigung eines fremden Namens aber, dürfte vielleicht Ihnen zunächst mein minder ruhmvoller nicht unlieb seyn.

Bei meiner letzten Anwesenheit in München, welche meine Beförderung am hiesigen Orte zur Absicht hatte, wollte ich nicht auch Sie mit einer Bitte um Verwendung angehen, weil ich Ihrem vielbewegten Beruf nur neue Mühe verursacht hätte da Sie der Sache selbst nur fern stehen, Ihre Gewogenheit jedoch mir wohl meine Bitte nicht abgeschlagen hätte.

Ihrer warmen Vertretung in Preisangelegenheit85 bin ich noch den besten Dank schuldig. Die Angelegenheit hat sich nun zu meiner Zufriedenheit erledigt. Der Druck ist bereits gut vorgeschritten u[nd] bald hoffe ich Ihnen die Schrift überreichen zu können. Unsere Bemerkung über das Schicksal der Schrift wird sich allein darauf beschränken, anzuführen, daß und wann dieselbe zum ersten male vollendet war u[nd] abgegeben wurde, um doch der Arbeit die Zeit ihrer eigentlichen Entstehung zu sichern.

Mit ausgezeichnetster Hochachtung

Ihr ergebenster

A[dalbert] Schnizlein.

83 Schenk, August Joseph (1815 Hallein/Salzburg – 1891 Leipzig) war ein deutscher Botaniker und Paläontologe. Er studierte Naturwissenschaft und Medizin an den Universitäten in München, Erlangen, Wien und Berlin. 1841 wirkte er als Privatdozent für Botanik in München und Würzburg. 1844 war er außerordentlicher Professor an der Universität in Würzburg und übernahm 1850 den Lehrstuhl für Botanik. 1868 erhielt er das Ordinariat für Botanik in Leipzig. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt den fossilen Pflanzen. Als Mitherausgeber arbeitete er an botanischen Standardwerken und als Co-Autor an der Flora Brasiliensis (1840-1906) von Carl von Martius. Wunschmann, Ernst: Schenk, August, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, Leipzig 1907, S. 749f. 84 Fürnrohr, August E. (1804 Regensburg - 1861 Regensburg) war ein deutscher Naturhistoriker und Botaniker. Ab 1833 unterrichtete er Naturgeschichte, Chemie und Technologie in Regensburg und avancierte zum Dozenten und 1839 zum Professor am dortigen Lyceum. Er war ein allseits anerkannter Pädagoge und Autor von Standardwerken für den naturwissenschaftlichen Unterricht. 1846 übernahm er die Direktion der Königlichen Botanischen Gesellschaft in Regensburg und die Redaktion der Zeitschrift ‚Flora’. Ascherson, Paul: Fürnrohr, August Emanuel, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 8, Leipzig 1878, S. 208. 85 Vgl. Brief Nr. S 6 vom 22. Januar 1848: Die Preisvergabe war erfolgt und die Drucklegung der geo- botanischen Schrift über die Fränkischen Flussgebiete mit dem genauen Datum der Abgabe verhinderte deren befürchtete Redundanz.

39 [U7] Erlangen, den 11. Oktober 1850

Adalbert Schnizlein an den Rektor der Universität Erlangen

H Archiv der Universität Erlangen (UAE)

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

Ew. [Ehrwürdige] Magnificenz!

Indem bei meiner Anstellung mir von dem königl. Ministerio durch den hohen Senat die Veräußerung des Besitzthums und der Ausübung meiner Apotheke86 als eine Bedingung bezeichnet wurde und ich darüber eine Erklärung abgeben mußte, halte ich mich verbunden nunmehr anzuzeigen, daß ich am 8. d. M. [des Monats] einen Verkauf abgeschlossen und daher mit sehr namhaften Opfern jenem Begehr entsprochen habe; ich glaube hiedurch auch bewiesen zu haben, wie sehr mir mein neuer Beruf am Herzen liegt und es mir stets Ernst ist den Erwartungen eines hohen Senates nachzukommen.

Ich habe die Ehre mit ausgezeichnetster Hochachtung zu zeichnen

[U 8] Erlangen, den 25. Oktober 1850

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an die Philosophische Fakultät Erlangen,

25. Oktober 1850

An die hochlöbliche philosophische Fakultät der königl[ichen] Friedrich Alexander Universität Erlangen

Hochloebliche philosophische Fakultät

Ein eigenthümliches Zusammentreffen von Umständen ermuthigt mich, eine gehorsamste Bitte vorzutragen, an welche ich ohne jene Verhältnisse nimmermehr jetzt schon gedacht haben würde.

86 Vgl. Fn. 66. Paletschek: Habilitation an der Universität Tübingen (2004), S. 1367. Vgl. auch Brief [U 6] vom 28. Oktober 1847. Die Philosophische Fakultät forderte die Trennung von bürgerlichem Gewerbe und akademischer Hochschultätigkeit. Daraufhin hat Schnizlein die 1843 erworbene ‚Schwanen-Apotheke’ verkauft, um an der Universität seine Aufstiegschancen zum außerordentlichen Professor zu wahren.

40 Indem nemlich unserer Universität bedeutende Geld-Zuschüsse allergnädigster, theil worden sind und indem ich erst jüngst mit einem großen Opfer mein Besitzthum veräußert habe, um meinem akademischen Berufe mich ganz widmen zu können, wird es der hochlöblichen Fakultät nicht unbescheiden erscheinen, wenn ich dieselbe gehorsamst ersuche sie möge auch meinen Bedürfnissen eine geneigte Erwägung angedeihen lassen und eine Verbesserung meines Gehaltes gütigst beantragen.

Diese Bitte erlaube ich mir besonders dadurch zu unterstützen, daß ich offen mittheile in welch beschränkten Umständen ich mich befinde. Es ist nemlich gerichtlich bekannt, daß mein Vermögen bei meiner Ansiedlung der Art war, daß nach nun mehr erfolgtem Verkauf meiner Apotheke, dasselbe auf kaum 1200 fl Gulden reduzirt wurde; alles übrige Kapital mußte ich verzinsen und der Ertrag der Apotheke deckte außer diesen Verbindlichkeiten und den Geschäftsbetrieb nur mein Auskommen. Von nun an wird aber schon ein ziemlicher Betrag meines Gehaltes allein zur Bestreitung der WohnungsMiethe und des Holzbedarfs verzehrt, und die Möglichkeit mich meinem Beruf als Lehrer, so wie der Direction des Gartens, so weit dieselbe mir übertragen ist, mit Eifer zu widmen, wird mir zum mindesten sehr erschwert, durch die Pflichten gegen meine Familie für welche ich zu sorgen habe.

Wolle die hochlöbliche Facultät diese Mittheilung und Bitte einer gütigen Berücksichtigung würdigen!

Einer hochlöblichen philosophischen Facultät verehrungsvollst gehorsamster

Dr. A[dalbert] Schnizlein

Professor extraordinarius

Erlangen am 25. Octb.[Oktober] 1850

41 S 8) Erlangen, den 12. November 1850

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [27-30], Nr. S 8. 4 S.

Hochverehrtester Herr Hofrath!

Es lag mir schon längst am Herzen mich meiner Pflicht zu entledigen und Ihnen wegen der Zuschrift, die botanische Erforschung Bayerns betr[effend] Nachricht zu geben, da kam in diesen Tagen Ihr H[er]r Neffe zu mir und brachte die eben so werthvollen als schönen Gaben Ihrer freundlichen Güte mit welchen Sie mich beehrten. In der That das war ein Glückstag, denn zugleich hatte ich auch von Schleiden87 seine neuesten Schriften erhalten. Nehmen Sie also vor Allem Hochverehrtester meinen herzlichen Dank für den mitgetheilten Abschnitt aus Ihrem unsterblichen Werke, der aus der Hand des Verfassers mir doppelt werth u[nd] ein unvergängliches Andenken seyn wird. Das vortreffliche Bild machte vollends die Freude noch extensiv, nachdem jenes Geschenk sie so intensiv zu machen geeignet ist. Dieses Bild soll auch als erstes und einziges mein neues Wohn Zimmer [Verb fehlt] das ich nun Gott sey Dank von der Apotheke88 weg bald beziehen werde.

Es wäre schicklich gewesen umgehend diesen Dank auszusprechen, bitte mich aber damit zu entschuldigen, daß mir das beiliegende 7t Heft meiner Iconographie angekündigt war, es aber bis jetzt nicht erhalten hatte u[nd] ich es doch gleich beilegen wollte.

Doch ich muß zu dem Bogen der Einleitung Ihrer Palmen89 zurückkehren und um einige Aufklärung bitten. Sie haben die Güte gehabt, mir auch von Vol. III viel Text mitzutheilen, derselbe beginnt aber bei meinem Expl. [Exemplar] mit Bogen 9, worauf die Beschreibung der Seaforthine90 anfängt. Dieser Text wäre daher, mir

87 Vgl. Fn. 31, Schleiden. Neueste Schriften: Über die fossilen Pflanzenreste des Jenaischen Muschelkalks, in: E. E. Schmid & M. J. Schleiden: Die geognostischen Verhältnisse des Saalethales bei Jena. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1846, S. 66-72, 74 Taf. V. / Die Pflanze und ihr Leben, Leipzig 1848. 88 Vgl. Fn. 86. [Verkauf der Apotheke]. 89 Vgl. Fn. 59. Martius: Historia Naturalis Palmarum (1823-1853). Schnizlein bedankte sich für die erbetenen Landschaftstafeln aus dem Palmenwerk. Vgl. Brief Nr. S 4 vom 20. März 1846, Martius hatte Schnizlein ein größeres Bild aus seinem Werk geschenkt. 90 Seaforthine: Palmenart.

42 unbrauchbar ohne den vorgehenden, indem nur die Synopsis von Fol[ium], 154 an mich wieder mehr interessiert weil sie vollständig ist. Zugleich haben Sie Fol[ia] 153, 154, 155, 156 u[nd]157 doppelt beigelegt u[nd] es möchte also ein andres Expl. [Exemplar] dadurch defect geworden seyn. Es wäre nun zu viel wenn ich um jene vorhergehenden 90 Bögen bitten würde, deßhalb bin ich gerne erbötig Fol[ia] 91–153 zurückzusenden, möchte aber dafür um den anatomischen u[nd] geographischen Theil bitten, damit doch etwas geschlossen ist.

Nun wegen der Theilnahme an der Philographia bavarica. Ich habe schon mündlich Ihnen meine Bereitwilligkeit ausgedrückt, in der Hoffnung daß höheren Orts meine Betheiligung mehr Glück mache als bei der bitteren Geschrifte91 meiner Vegetations Verhältnisse der Altmühlgegend. Nur möchte ich vor Allem vor Mißverständnissen mich bewahren und halte dazu die Feststellung einiger Puncte nöthig welche meine Mitwirkung bedingen. Nemlich 1) daß im Falle meine Flora v[on] Bayern92 eine neue Auflage erhält, mir alles dasjenige Material welches durch die in Rückstehende Vermittlung der hohen k[öniglichen] Akademie der W[issenschaft]. entsteht, soweit es die Zahl der Arten u[nd] deren Wohnorte betrifft zur Einsicht freisteht u[nd] 2). daß die von mir gelieferten Beiträge 1 Jahr nach deren Übergabe an die Akademie, in der Regensb[urger] Flora93, od[er] sonst wo, veröffentlicht werden.

Von den mitgetheilten Listen habe ich eine derselben an den Chirurgen Schmitt94 in Cadolzburg gegeben, weil derselbe ein sehr talentvoller emsiger u[nd] sehr scharfsichtiger Sammler ist, auch erbietet sich derselbe getrocknete Pfl[anzen] einzusenden. Deßhalb, so wie auch für mich, erbitte ich gehorsamst, etwa 200 Etiquetten für das Herbarium boicum.

91 Vgl. Fn. 71. Schnizlein beschwerte sich über die Missachtung der (Ge)schriften ihrer Wettbewerbsteilnahme über die Vegetationsverhältnisse in den Flussgebieten der Wörnitz und Altmühl. 92 Schnizlein: Flora von Bayern (1847). Schnizlein hat bei einer weiteren Teilnahme an einer Preisvergabe auf der genauen Festsetzung des Abgabe- und Erscheinungsdatums bestanden. 93 Vgl. Fn. 70. Die Zeitschrift ‚Flora’ (1818-1888). 94 Im Verzeichnis der Erlanger Promotionen der Medizinischen Fakultät wird ein Schmitt, Wilhelm Leonhard, geb. 1804 in Hofheim/Unterfranken genannt. Über seine Dissertation vom 31.1.1829 mit dem Titel: De typho contagioso (Eintrag: 557 (2) (F); Akte: 1828/29 Nr. 2 ist kein weiterer Hinweis in der Akte. Kötter, Monika, Ellen Schug, Roswitha Poll: Verzeichnis der Erlanger Promotionen 1743- 1885. Erlanger Forschungen, Sonderreihe Bd. 14, (Teil 2) Medizinische Fakultät. Hrsg. Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Erlangen 2009, S. 694f. /3175.

43 Was die meteorologischen u[nd] periodischen Beobachtungen betrifft, so will ich auch dafür Buch führen, was ich jedoch nöthig habe, erlaube ich mir ein anderes mal näher zu bezeichnen. Haben Sie die Gewogenheit mir Ihren gütigen Entschluß über diese Angelegenheiten mitzutheilen.

Ich verharre [ich]95 [in] vorzüglichster Hochachtung u[nd] Ergebenheit.

Ihr dankverbundener

Schnizlein.

S 9) Erlangen, den 13. August 1851

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [31-34], Nr. S 9, 4 S.

Hochverehrtester Herr Hofrath!

Indem die Kiste mit den Pflanzen fort soll und eine unerwartete Fahrt nach Nürnberg sich dazwischen schob muß ich nur ganz in Kürze schreiben und deßhalb um gütige Entschuldigung bitten.

Es wäre meine Schuldigkeit gewesen über die Beobachtungen96 an den während der Sonnenfinsterniß zusammengestellten Pflanzen zu berichten, allein da sich gar kein erheblicher Unterschied gezeigt hat, so hat die geringere Wichtigkeit mich in Unschlüssigkeit gebracht. Die Temperatur war am folgenden Tag 2-3° größer u[nd] dennoch waren alle Pflanzen um 4 Uhr in demselben Zustand als Thags vorher, auch Jeraimonie u[nd] Convol. tricolor97 sowie Crepis rubra98 u[nd] a[ndere].

Gestern war ich mit dem bekannten Mann99 da außen um einiges von Ihren desideraten100 zu holen, ich fand aber sehr wenig, besonders weil die

95 Original: „ich“ ist doppelt. 96 Schnizlein nahm Bezug auf die meteorologischen und periodischen Beobachtungen, worüber er Buch führen wollte. Vgl. Brief Nr. S 8 vom 12. November 1850. 97 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. Convolv[ulaceae] 144. d. Winde. In: Zander, ebd. S. 1321. 98 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IV. Crepis rubra II, 120. d. Pippau. In: Zander, ebd. S. 1335. 99 Es handelt sich um den „bekannten“ Herrn Weinkauff, den „vortrefflichen Obergärtner“ am Botanischen Garten in München. Er ist der Verbindungsmann von Carl von Martius und Adalbert

44 Überschwemmung mehrere meiner sonst sicheren Standorte zerstört hat. Von einheimischen Farnen kann ich kaum etwas abgeben, weil ich ohnehin eine Vermehrung in Gruppirung wünsche u[nd] sie viel besser gedeihen als wenn die Stöcke so isolirt stehen.

Für die gütig mitgetheilten Exemplare Ihrer vortrefflichen Denkrede101 mache ich meinen verbindlichsten Dank, die meisten der Anderen Exemplare habe ich persönlich übergeben u[nd] die Herrn statten Ihren Dank durch mich ab.

Das Herbar boicum102 werde ich in bester Rücksicht behalten u[nd] wo möglich den Beleg für meine Veget[arischen] Verhältnisse einsenden, besonders wenn solche Gabe mich bald dem erwünschten Gedanken näher führen würde.

Ich wünsche nun Ihnen u[nd] dem unterstehenden Garten103immer dienen zu können, es bedarf daher Ihrerseits gar keiner Entschuldigung wegen großer Desideratenlisten, was nur möglich werde ich stets gerne abgeben, und bin zum Voraus von Ihrer Unterstützung für unseren Garten überzeugt.

Ich bitte auch wo möglich die Bücher v[on] Greville,104 scot[tish] fl[ora]-u[nd] bot[anisches] magaz[in] zu senden.

Mit ausgezeichneter Hochachtung u[nd] Ergebenheit

Ihr Schnizlein

Schnizlein für den Pflanzenaustausch für ihre botanischen Gärten. Wunschmann, Ernst: Martins, Carl Ritter von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 20, Leipzig 1884, S. 517-527. 100 [lat.] desiderare: wünschen, begehren, vermissen. Schnizlein und Martius unterstützten sich gegenseitig mit den fehlenden und gewünschten Setzlingen und Pflanzenablegern für die Gestaltung ihrer Botanischen Gärten in Erlangen und München. 101 Druckversion der Denkrede [Gedächtnisrede] von Carl von Martius auf Joseph G. Zuccarini. (S. Brief Nr. S 7 vom 12. März 1848), der am 18. Februar 1848 in München verstorben war und die Martius am 28. März 1848 in einer öffentlichen Sitzung der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften gehalten hat. Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek, Karl Friedrich Philipp: Martius, Botaniker. Berlin 2002. / Fest- und Gedächtnisreden. Bayerische Akademie der Wissenschaften, München 1851- 1859, [25]. 102 Vgl. Brief Nr. S 8 vom 12. November 1850. Schnizlein bemühte sich für Martius, die listenmäßig aufgeführten Pflanzen für das Herbar herbeizuschaffen. Dies geschah auch in einer kollegialen Zusammenarbeit mit botanisch versierten Ärzten in der Region. 103 Schnizlein hat sich auf den Botanischen Garten in München unter der Leitung von Carl von Martius bezogen. 104 Greville, Robert Kaye (1794 Durham – 1866 Murrayfield) war ein britischer Botaniker, Bryologe und Mykologe. In den Jahren 1822-1826 veröffentlichte er zusammen mit seinem Botanikkollegen George Arnott (1799-1868) zahlreiche Schriften über die Arten und die Beschaffenheit von Moosen. 1830 publizierte er seine Studien über die Algen in Großbritannien: „Algae britannicae“ 1830. Schnizlein bezog sich auf Grevilles Werk: „Scottish cryptogamic flora“, 1822-1828. Boulger, Simonds: Greville, Robert Kaye, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 23, S. 164- 166.

45 S 10) Erlangen, den 11. November 1851

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [35-36], Nr. S 10, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Beifolgend überschicke ich Ihnen den mir gütigst anvertrauten 2ten Band der Genera fl[ora] bot[anica] america105 und danke hiemit bestens für die mir dadurch zu Theil gewordenen Kenntnisse. Das eine muß ich mir nur zu bemerken erlauben, daß einige Flecken am Rand u[nd] Striche in den Grundrissen nicht durch mich veranlaßt worden sind.

Wenn Sie die Güte haben wollen mir nächstens Griffith`s106 hinterlassene Schriften zum Studium u[nd] zum Referat zu überschicken so will ich mich daran machen. Glauben Sie wohl, daß es angänge über einige der wichtigsten Ergebnisse, noch ausführlicher als es für die gelehrten Anzeigen geschehen dürfte, für die Regensburger Flora etwas daraus mitzutheilen? Theilen Sie mir hierüber gefälligst Ihre Meinung mit.

In Bezug auf die Leipziger Angelegenheit107 ist Alles still, nur von einer Seite hörte ich es werde eine Berufung Bartlings108 erfolgen.

105 Schnizlein bedankte sich für die Leihgabe von Martius. Es handelte sich dabei um einen Band aus dem Sechsten Teil (Botanique) der Reisebeschreibung von Alexander von Humboldts amerikanischer Forschungsexpedition in den Jahren 1799-1804. Das Gesamtwerk der Amerikareise umfasst 30 Bände und war zwischen 1805 und 1834 erschienen. Es gilt als der größte private Reisebericht. Alexander von Humboldt (1769-1859), der jüngere Bruder von Wilhelm von Humboldt, war ein deutscher Naturforscher und Mitbegründer der Geographie als empirische Wissenschaft. Auf Forschungsreisen nach Lateinamerika, Zentralasien und die USA führte er seine wissenschaftlichen Feldstudien zur Vegetationsgeographie, Zoologie, Geologie, Mineralogie und Botanik durch. Der gezielte Aufbau wissenschaftlicher Netzwerke hatte ihn mit international bedeutenden Forschern verbunden. Er verfasste zahlreiche Standardwerke z.B. „Ansichten der Natur“ 1808. „Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“(1845-1862) gilt als sein Hauptwerk. Plewe, Ernst: Humboldt, Alexander von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 10, Berlin 1974, S. 33-43. 106 Griffith, William (1810-1845) war ein britischer Arzt, Naturforscher und Botaniker. Er unternahm auf Expeditionen botanische Forschungen in Indien und Burma, wo er auch als Arzt tätig war. Er starb an einem Leberparasiten. Jackson, Benjamin Daydon: Griffith, William, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 23, S. 240. 107 Es handelte sich um die ungelöste Frage der Neubesetzung des Lehrstuhls für Botanik an der Universität in Leipzig. 108 Bartling, Friedrich G. (1798-1875) war ein deutscher Botaniker. Er studierte Naturwissenschaften an der Universität Göttingen und wurde dort zum Privatdozent und 1836 zum ordentlichen Professor

46 Das unentschiedene Resultat der Schweinfurter Versammlung wird Sie wohl wenig befriedigt haben!?

Ich erlaube mir nochmal diejenigen Textbogen der Einleitung zu Ihrem Palmenwerk109 anzugeben welche mir noch abgehen u[nd] um deren Vervollständigung ich bitte.

Vom ersten od[er] allgemeinen Theil fehlt Bogen 83 bis 99 incl[usive] welche die Geographie u[nd] das Register enthalten, auch die geographischen Tafeln habe ich nicht.

Vom dritten Theil habe ich die Bogen von 91 an, also fehlen hier 77 bis 90 incl[usive].

Dagegen besitze ich überzählig die 5 beifolgenden Bogen: 153-157.

Dann wiederhole ich die Bitte ob ich nicht auch den anatomischen Theil käuflich acquiriren kann, damit ich dann doch ein geschlossenes Ganze hätte.

Ich verharre in [in]110 unbegrenzter Hochachtung u[nd] Ergebenheit

Ihr Schnizlein

Um gütige Übergabe der Anlage bitte ich. S[chnizlein].111

S 11) Erlangen, den 23. Dezember 1851

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [37-39], Nr. S 11, 3 S.

der Botanik ernannt. Er unternahm zahlreiche Exkursionen in Ungarn und Kroatien. Wunschmann, Ernst: Bartling, Friedrich Georg, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 46, Leipzig 1902, S. 224. 109 Vgl. Fn. 59. Martius: Historia Naturalis Palmarum (1823-1853). 110 Im Original doppelt vorhanden. 111 Schnizlein legte den 2. Band der Genera flora botanica america und die Bögen 153-157 bei.

47 Hochgeschätztester Freund!

Ihre gütige Sendung der hinterlassenen Schriften Griffiths habe ich erhalten und werde mich baldigst anschicken dieselben zu studiren.

Recht lieb wäre es mir gewesen wenn Sie mir einige Anhaltspuncte gegeben hätten in welcher Weise für die Gel[ehrte]. Acy[Academy]112 gewünscht wird die Referate zu halten, damit ich weder zu speziell noch zu allgemein die Sache behandle. Wer hat denn seit Zuccarinis Abgang die Redaction?

Sie werden erfahren haben, daß Petermann113 in Leipzig zum Prof[essor] a.o. [außerordentlich] befördert worden ist. Wahrscheinlich wird aber doch die Stelle noch mit einem Ordinarius114 besetzt. Sie würden daher mir eine große Güte erweisen, wenn Sie an Herrn Porppig115 darüber schreiben möchten. Es ist bekannt, daß ich nun seit 5 Jahren die Erlanger Lehrstelle allein versehe, denn Koch116 hat ja in den letzten 3 Jahren nicht mehr gelesen, mit Ausnahme von 6 Wochen als Nothbehelf für das Examen, weil ich wegen Keuchhusten nicht lesen konnte.117 Es wird daher mein Wunsch, nunmehr eine definitive Stellung zu erhalten, wohl kau[m] zu frühe seyn nachdem ich in den Vorhöfen genug Proben zu bestehen hatte.

Daß sich dieß im Laufe des kommenden Jahres ereigne ist mein Wunsch.

112 Martius war für Schnizlein der richtige Ansprechpartner. Er war seit 1814, als er als Elève aufgenommen wurde, in verschiedener Position in der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften tätig. 1816 trat er als Adjunkt in den Staatsdienst ein, 1840 übernahm er als Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse das Ehrenamt, über jedes verstorbene Mitglied der Akademie der Wissenschaften eine Gedächtnisrede zu verfassen. Martius hat diese berühmten Reden 1866 unter dem Titel: „Akademische Denkreden“ veröffentlicht. Mägdefrau: Martius, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 16, 1990, S. 310-312. 113 Petermann, Wilhelm L. (1806-1855) war ein deutscher Botaniker. Er studierte Medizin und Botanik an der Universität Leipzig und lehrte dort als Privatdozent und 1841-1855 als außerordentlicher Professor für allgemeine Botanik. Professorenkatalog der Universität Leipzig: Prof. Dr.phil.Wilhelm,LudwigPetermann,1408. [http://www.unileipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/leipzig/Petermann_1408] 114 [Vgl. Fn. 132.] Georg H. Mettenius übernahm 1853 den Lehrstuhl der Botanik an der Universität in Leipzig. 115 Unsichere Lesart: Ein Herr Porppig ist biographisch nicht nachweisbar. 116 Vgl. Fn. 63: Wilhelm Daniel J. Koch (1771-1849). 117 Schnizlein wurde 1845, Brief [U 4] von der Philosophischen Fakultät als Privatdozent aufgenommen und 1846 als Privatdozent durch königliches Edikt bestätigt. [Brief [U 5]. Professor Koch starb 1849 und hat laut Schnizlein [Brief S 11 vom 23. Dezember 1851] in seinen letzten 3 Lebensjahren „1846-1849 nicht mehr gelesen“; d. h. Schnizlein hatte 1851 die Botanik seit 1846 also 5 Jahre allein vertreten.

48 Ich wünsche Ihnen und Ihrer werthen Familie fröhliche Weihnachtstage, und für das beginnende Jahr allen Segen Gottes von aufrichtigem Herzen! Bewahren Sie mir auch Ihre schätzbare Gewogenheit!

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Schnizlein

P.S. Ich bitte um gütige Abgabe der Anlagen.118

[U9] Erlangen, den 08. Januar 1852

Adalbert Schnizlein an den Kg.[König]

H Archiv der Universität Erlangen [UAE]

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte

Allerdurchlauchtigster Großmaechtigster Koenig! Allergnaedigster Koenig und Herr!

Der allerunterthänigst Unterzeichnete leitet nun seit 1 ½ Jahren, nemlich laut allerhöchsten Rescriptes vom 31n Juli 1850, die direction des botanischen Gartens der königl[ichen] Universität dahier. Es ist damit eine möglichst ofte [!] und lange Anwesenheit und eine tägliche Verwendung von mehreren Stunden verknüpft. Diese Pflicht wird aber wesentlich erschwert durch den Umstand, daß die dem früheren Professor und Director eingeräumte gewesene Wohnung am Garten119 mir nicht gewährt wird; dabei genieße ich weder für Heizung des Auditoriums noch das unumgänglich nöthige Geschäftszimmer, einen Bezug von Holz.

Es ist ferner bereits jetzt das 10te Semester, daß ich die Collegia über verschiedene Sparten der Botanik an hiesiger Universität ganz allein lese, und der academische Senat hatte dem Vernehmen nach unlängst auch mich zu einer Verbesserung im Gehalt empfohlen. – Da dieses jedoch bis jetzt ohne Erfolg geblieben ist, so erlaube

118 Vgl. Brief S 9 vom 13. August 1851: Schnizlein bat Martius um die Zusendung der Bücher von Greville, R. (s. Fn. 104) und schickte diese nun im Dezember möglicherweise zurück. 119 Vgl. nachfolgenden Brief Nr. S 12 vom 12. Januar 1852 / Nachsatz. Die Schwierigkeiten Schnizleins hinsichtlich der Beschaffung einer günstigen Wohnung und der Überlastung im akademischen Lehrbetrieb kamen in der offiziellen wie privaten Korrespondenz deutlich zum Ausdruck.

49 ich mir allerunterthänigst, dieses Ansuchen unmittelbar zu wiederholen und bitte daher, Ew. Koenigliche Majestaet wollen in Hinblick auf obige Umstände, und auf meine Familie mit 4 Kindern, mir eine Gehalts-Erhöhung allergnädigst bewilligen.

S 12) Erlangen, den 12. Januar 1852

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [40-43], Nr. S 12, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Ihre werthe Zuschrift hat mich aufs Neue in ehrenvollster Weise von Ihrer Gewogenheit überzeugt. Ich danke Ihnen hiefür bestens u[nd] erwiedere von Herzen die guten Wünsche für das begonnene Jahr.

Allerdings hatte ich bisher mir noch keine solchen Perspectiven gemacht als Sie andeuten, allein es ist dies ganz natürlich, denn es liegt weder in meinem Character so weit vorzusehen, da ich es ruhig Gottes Leitung überlasse, noch hatte ich bisher Ursache u[nd] Versuchung weiter hinaus zu hoffen, da ich so manche niederschlagende Erfahrungen gemacht habe u[nd] ich keine besondere Anhänglichkeit an Bayern haben kann.

Doch was die Hauptsache, die brasilianische Flora betrifft, so bleibe ich bei meinem schon mündlich ausgesprochenen Versprechen. Sobald ich Aussicht auf Beendigung meiner Iconogr[afie] habe, etwa vom 15t Heft ab, bin ich bereit Ihnen zu helfen. Ich werde auch inzwischen keine andere größere Arbeit unternehmen u[nd] an eine solche wie Gartenpflanzen120 ist nicht im Ernst zu denken. Ich arbeite jetzt am 10t Hefte u[nd] so hoffe ich heuer bis zum 12t vorzurücken.

Soll ich aber genauer etwas zusagen, so muß ich selbst zuvor wissen was ich eben zu leisten hätte. Würde z. B. jährlich nur ein gewisses kleineres Pensum zu liefern seyn, so könnte ich auch neben der Iconogr[aphia] etwas beginnen u[nd] durch die Abwechslung des Gegenstandes würden vielleicht beyde Arbeiten gewinnen.

120 Großangelegte Expeditionen und deren Erträge aus Übersee hatten das Interesse der Botaniker auf fremdländisches Pflanzengut gerichtet. Die heimischen ‚gemeinen’ Gartenpflanzen waren für die aktuellen botanischen, internationalen Gesamtdarstellungen nicht mehr gefragt.

50 Sie fragen mich, ob, wann u[nd] wie ich mich also betheiligen wolle. Die beyden ersten Fragen sind wie ich glaube beantwortet. Das Wie hängt mehr von Ihnen ab, u[nd] bitte mich hierüber noch zu berichten. Dabei darf ich mir wohl auch die Frage nach dem Honorar erlauben? – da Sie so entschieden die Sache fortsetzen wollen, so hoffe ich, daß in Betreff des Absatzes nach Brasilien unterdessen günstige Nachrichten eingetroffen sind. Das Eine will ich noch zu rechter Zeit sagen, damit es nicht später Ihnen ein Rückfall scheint, daß ich in den nächsten 2 Jahren auch „Umrisse der nat[ürlichen] Familien der Flora von Europa“121 u[nd] den „botanischen Atlas“ 12-15 Tfl. [Tafeln] herauszugeben gedenke. Erstere sind höchst einfach gehaltene, sehr groß gezeichnete Analysen, 8-10 Figuren auf / [ g r o ß e n ] 8 Tafeln, diese nehmen nicht viel Zeit weg, da fast alles dazu bereit liegt. Ihre mir gütig gelehnten Werke werde ich baldigst überschicken. Sie werden auch nächstens den Samenkatalog erhalten zu welchem ich noch die bei meiner letzten Anwesenheit notirten Desiderata [Wünsche] beilegen werde.

Ich u[nd] meine Frau empfehlen sich Ihnen u[nd] Ihrer verehrten Frau Gemahlin bestens. Mit unveränderter Hochachtung u[nd] Ergebenheit Ihr Schnizlein

P.S.

Jüngst habe ich mich auf Anregung des Senats um Gehaltserhöhung122 gemeldet u[nd] dabei erwähnt, daß ich eben die Wohnung des Vorf[ahrers] nicht genieße. Ich würde nun gerne auf jene Erhöhung verzichten wenn ich die Wohnung erhielte. Die Univers[ität] könnte dieß auch thun, denn nachdem sie jetzt Mittel zu Verbesserungen erhalten hat, ist es nicht mehr nöthig den bisherigen Ausweg zu nehmen, sondern die von Koch schon längst beantragte Einrichtung wäre auszuführen, nemlich für Herbar auditor, Samen u[nd] Gehilfe (oder stattdessen für den Gärtner) eine Wohnung zu schaffen. Könnten Sie in diesem Sinne etwas wirken, so bitte ich sehr darum!

121 Schnizlein, Adalbert: Analysen zu den natürlichen Ordnungen und deren sämmtlichen Familien in Europa, Erlangen [Palm und Enke] 1858. 122 Schnizlein hat Martius über den Sachverhalt seines Schreibens [Brief [U 9] an den König vom 08. Januar 1852] berichtet Er bat um die Wohnung seines „Vorfahrers“ Professor Wilhelm D. J. Koch (1771-1849) und um eine Gehaltserhöhung.

51 S 13) Erlangen, den 06. Februar 1852

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [44-46], Nr. S 13, 3 S.

Hochverehrtester!

Der Überbringer dieses unser bisheriger Gehilf Benker aus Würzburg wünscht eine andere Stelle u[nd] hat mich gebeten ihm ein paar Zeilen mitzugeben. Ich kann weder für noch gegen seine Empfehlung etwas anführen. Für hier ist er noch zu unselbstständig u[nd] muß neben Anderen sich erst bilden. Da wir auch nur einen einzigen Gehilfen haben so muß solcher sich mehr umthun als es bei ihm der Fall gewesen zu seyn scheint.

Die Sendung mit dem schönen Exemplar der Cora123 habe ich erhalten. Allein bei dem ungemein trüben Tagen kann ich nicht präpariren, wenn auch das Mikroskop hell genug zeigte.

Ich bin höchst begierig darauf, doch fürchte ich, nach den mitgetheilten Analysen, daß ich nicht mehr finden werde, als beim ersten mal. Jene großen Schläuche [ sind] eben gar nicht wie sonst asci124 vorkommen. Die Untersuchung des trockenen Gegenstandes erschwert übrigens die Sache sehr, denn so zarte Anheftungen zerreissen hier zu leicht. Wo ist das Exemplar gewachsen?

Nun ich werde alles aufbieten was unter gegebenen Umständen des sparsamen Materials125 möglich ist!

Leben Sie wohl

Ihr

Schnizlein.

123 Cora panonia. Martius schickte Schnizlein zusätzlich eine ausführliche Beschreibung dieser Pflanze zu. Diese wurde nicht in die Edition mit aufgenommen. Sie erschien weder in Schnizleins Iconographia noch wurde sie als Auftragsarbeit für die Flora Brasiliensis genannt. 124 Schnizlein gebrauchte die Kurzform: Ascidium (lat.) Blattschlauch, eine z.B. dem Kannenstrauch (Nepenthes) eigentümliche Blattform. Vgl. Insektenfressende Pflanzen. Wörterbuchnetz Meyers Großes Konversationslexikon, Bd. 1, Sp. 849-850, (Ascidium-Ascot Heath). 125 Der Mangel an natürlichen, nicht getrockneten Pflanzenmaterialien erschwerte die wissenschaftlichen Untersuchungen unter Mikroskop und war oft ein beklagtes Übel beim Verfassen von botanischen Werken.

52 Das Koch`sche126 Herbar ist vor einigen Tagen verkauft worden. Es hat Apotheker Weiß in Nürnberg127 dasselbe um circa 2000 fl. acquirirt [erworben].

S 14) Erlangen, den 28. März 1852

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [47, 48-50], Nr. S 14, 3 S.

Hochverehrter Herr und Freund!

Da ich gerade eine Gelegenheit finde Ihnen einige Nachricht zukommen zu lassen über die Cora so will ich solche nicht vorbeilassen.

Die wiederholte Untersuchung hat mir leider kein anderes Resultat gegeben als die erste, und so sehr ich mich gefreut hatte Ihnen eine hübsche anatomische Zeichnung liefern zu können so wenig halte ich es der Mühe werth die untersuchten Präparate zu zeichnen. Ich kann nicht anders als glauben, als daß dieses seltsame Gewächs nicht völlig ausgebildet sey, denn ich finde nichts von Fructification; u[nd] selbst Ihre Zeichnungen sind mir recht wohl erklärlich, ohne daß ich solche aber so deuten könnte. Überdieß ist die Untersuchung solcher zarter Gebilde im trockenen128 Zustand stets höchst gewagt, denn nach solchem hätte man wohl schwerlich Basidina u[nd] drgl[dergleichen] bei Pilzen ja gefunden. Auch müßte ich ja wohl das große Exemplar möglichst schonen. Es stimmen auch die beigelegten Flechten Cystreapsia u[nd] Lepizoriceen im Lenu ihres s.g. Thallus sehr überein mit der Cora u[nd] ich halte solche daher, nochmals sey es gesagt, für eine Flechte ohne Apotherien. Was Sie als Quasten mit Fructification bezeichnen, scheint mir blos Büsche sogenannter Haftfasern die kleinen Körner, scheinen Körperchen des Inhaltes der Fasern. Die großen zwar getheilten etwas gekrümmtten Körper welche ich nur sehr selten fand u[nd] nur im ausrissenen Zustand halte ich für Raiernuck

126 Vgl. Fn. 63. 127 Ein Apotheker Weiß ist in Nürnberg um die Mitte des 19. Jahrhunderts biographisch nicht nachweisbar. 128 Vgl. Fn. 125 / Vgl. auch Brief Nr. S 19 vom 16. Oktober 1854.

53 Greidia129 Alle diese Formen sind mir bei anderen einheimischen Flechten schon vorgekommen. Sie haben für mich nichts Fremdartiges.

Entschuldigen Sie gütigst meine erlamde Schrift.

Haben Sie noch immer nichts Näheres über Leipzig130 gehört? Hatten Sie die Güte zu schreiben? Al[exander] Braun131 erwähnt Dr. Mettenius132 – das wäre rasend schnelles Avancement!

Mit vollkommenster Hochachtung!

Ihr ergebenster

Schnizlein

129 Die Namen der Pflanzen und Flechten waren z. T. nicht zu recherchieren. Flechten waren zu finden im Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V: Gramineae I, 42a - 42c. [Schnizlein entschuldigte sich für seine „erlamde Schrift“]. 130 Vgl. Fn. 107 / 114. 131 Braun, Alexander (1805 Regensburg – 1877 Berlin) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. Braun studierte von 1824 bis 1827 in Heidelberg Medizin und Naturwissenschaften und setzte danach das Studium der Botanik bis 1931 in München und bis 1832 in Paris fort. 1833 wurde er als Professor der Botanik und Zoologie an das Polytechnikum in Karlsruhe berufen. 1846 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor der Botanik an die Universität Freiburg i. Br. und wurde dort gleichzeitig Direktor des Botanischen Gartens. 1850 wechselte er als Ordinarius an die Universität in Gießen und 1851 an die Universität in Berlin. Zugleich leitete er dort das Botanische Museum. Bei seinen mikroskopischen Untersuchungen war er hauptsächlich mit der Morphologie und der Zelltheorie der Pflanzen befasst. Wunschmann, Ernst: Braun, Alexander, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 47, Leipzig 1903, S. 186-193. 132 Mettenius, Georg Heinrich (1823 Frankfurt am Main - 1866 Leipzig) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. Als Sohn einer wohlhabenden Frankfurter Kaufmannsfamilie studierte er ab 1841 Medizin an der Universität in Heidelberg. 1845 ließ er sich nach erfolgreicher Promotion in Frankfurt als Allgemeinarzt nieder. Nur kurze Zeit später wandte er sich dem Studium der Botanik zu und vertiefte sein Wissen auf Exkursionen nach Helgoland, Berlin, Wien und an die Adria. 1848 nach seiner Habilitation wurde er Privatdozent für Botanik in Heidelberg und 1850 Professor an der Universität Freiburg im Breisgau. 1853 erhielt er den Lehrstuhl für Botanik an der Universität Leipzig und zugleich die Direktion des Botanischen Gartens. Der Schwerpunkt seiner botanischen Studien lag auf der Erforschung der unterschiedlichen Gattungen der Farne („Über einige Farngattungen 1856- 1859“). In den Jahren 1846-1864 publizierte er mehrere botanische Schriften, in welchen er die Ergebnisse seiner Exkursionen festhielt. Mettenius heiratete die Tochter von Alexander Braun (1805- 1877), der 1851 als Ordinarius für Botanik an die Universität Berlin berufen wurde. 1866 verstarb Mettenius im Alter von 43 Jahren an Cholera. Bary, Anton de: Mettenius, Georg, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 21, Leipzig 1885, S. 523.

54 [U 10] Erlangen, den 05. Oktober 1853

Dr. Kastner,133 Dekan der philosophischen Fakultät Erlangen an die Kollegen der Philosophischen Fakultät, den 5ten October 1853.

Hochverehrte Herren Collegen

Prof[essor] Dr. Schnizlein

Unter dem 2. August a.c. [anno currente (lat.): im laufenden Jahr] zur Begutachtung beifolgenden allerunterthänigsten Gesuches des Prof[essor] extraord[inarius] Dr. Adalbert Schnizlein, vermag ich erst jetzt Sie zu ersuchen über den Inhalt des Gesuches sich gutachtlich zu äußern, weil erst gegenwärtig die Mehrheit der zu unserer Facultät gehörigen stimmberechtigten Herrn Collegen in Erlangen weilet, da früher theils in amtlichen Verrichtungen, theils auf Gesundungsreisen die meisten der Herren Collegen abwesend waren. Meines Erachtens ist das Gesuch des Coll[egen] Schnizlein wohlbegründet und derselbe der Verbesserung seiner Lage durch Gehalts- Erhöhung, etwa im Betrage von 200 Flor,134 sehr bedürftig. Aus seinen Prüfungen der Medizin Studirenden,135 behufs ihres Ueberganges zu den Studien ihres Hauptfaches, u[nd] aus denen der zu absolvirenden Pharmazeuten wurde mir klar, daß der Bittsteller sich mit dem morphologischen Theil der Botanik wohl vertraut gemacht hat u[nd] den Fortschritten der systematischen Botanik nicht fremd geblieben ist.

Hochachtungsvoll

Erlangen, 5 ten October 1853. Dr. Kastner, d. Z.

Decan d[er] philos[ophischen] Fac[ultät]

133 s. Fn. 18. 134 Brief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853. Schnizlein hat Carl von Martius berichtet, dass von den vorgeschlagenen 200 fl. nur 100 fl. vom Ministerium in München bewilligt wurden und hat vermutet, dass sein „ungenügender Vortrag“ daran schuld sein könnte. 135 Kap. 12.5, Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen: „SS 1846-SS 1868. Schnizlein hat während der WS 1847/48 bis WS 1860/61 Systematisch-medicinische Botanik, drei- / vierstündig angeboten. WS 1846/47 (19. October 1846) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen: 2.) Repetitorium aus den gesamten Naturwissenschaften für Mediciner und Pharmaceuten, wöchentlich zweimal. WS 1852/53 (29. October 1852) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen: 1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik nebst Charakteristik der natürlichen Pflanzenfamilien, privatim wöchentlich vierstündig, 10-11 Uhr“.

55 Auch ich bin der entschiedenen Ansicht, daß wir unsers Collegen Gesuch nicht abfällig begutachten können. Wenn noch einiges zu wünschen sein könne, so zweifle ich nicht an seiner perfectibilität u[n]d seinem besten Willen. D. Cu. Böttiger136

Für Empfehlung zu einer Gehaltszulage. v. Raumer137

Das genehmigen. Aber sollten wir in dieser wichtigen Sache nicht eine Sitzung halten? Mir scheint es aus mehreren wichtigen Gründen für rathsam. Kigerbach

Für Empfehlung zu einer Gehaltszulage Fischer.138 vert[agt].

[U11] Erlangen, den 18ten Oktober 1853

Dr. Kastner139 (d. Z. Dekan) der philosophischen Fakultät Erlangen, an den königlichen Senat Erlangen. Erlangen, den 18ten Oktober 1853

Königlicher Akademischer Senat!

Aufgefordert zur Begutachtung der „Allerunterthänigsten Bitte des außerordentlichen Professors Dr. Schnizlein: um Verbeßerung seiner Stellung“,140 erachtet es die philosophische Facultät, erwägend die oekonomischen Verhältniße des Bittstellers und berücksichtigend dessen wissenschaftliche, von allgemein hochgestellten Botanikern Deutschlands und des Auslands rühmlichst anerkannte Leistungen im

136 s. Fn. 22. 137 Raumer, Rudolf von (1815 Breslau – 1876 Erlangen) war der Sohn von Karl Ludwig Georg von Raumer, der 1840 als ordentlicher Professor Naturgeschichte und Mineralogie in Erlangen lehrte. Er selbst studierte 1832-1836 Klassische Philologie und Geschichte an den Universitäten Erlangen, Göttingen und München. 1839 promovierte er in Erlangen zum Dr. phil. und war 1840 als Privatdozent für Germanische Sprachen und Geschichte an der Universität tätig. 1846 wurde er zum außerordentlichen Professor in provisorischer Eigenschaft ernannt und 1852 zum ordentlichen Professor für Deutsche Sprache und Literatur berufen. Wachter (2009), S. 171. 138 Fischer, Karl Philipp (1807 Herrenberg / Böblingen – 1885 Heilanstalt / Winnenthal (zu Winnenden). Er hat Theologie und Philosophie an den Universitäten in Tübingen, München und Marburg studiert. In den Jahren 1833 - 1837 hat er als Privatdozent und außerordentlicher Professor Philosophie in Tübingen gelehrt. Ab 1841 bis 1863 und 1865-1877 war er trotz einiger gesundheitlichen Beurlaubungen als ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität in Erlangen tätig und war ab 1845 Mitglied des Königlichen Senates. 1877 erfolgte seine Emeritierung auf eigenes Ersuchen. Wachter (2009), S. 55. 139 s. Fn. 18. 140 Schnizlein hatte die 1843 erworbene ‚Schwanen-Apotheke’ mit Verlust verkauft und geriet in finanzielle Schwierigkeiten.

56 Gebiete der Botanik und als Lehrer derselben, so wie seine mit großem Eifer betriebene Direction des botanischen Gartens und der zum Theil erst von ihm begonnenen zur Vervollständigung des Unterrichtes in der Botanik sehr zweckdienlichen botanischen Sammlungen141- für ebenso billig als zweckmäßig: für jetzt den Bittsteller zu einer Gehalts=Erhöhung von zweihundert Gulden jährlich, Allerhöchsten Ortes dringend zu empfehlen.

Hinsichtlich seiner wissenschaftlichen Leistungen möge als Zeugnis dienen folgende Reihe, größeren Theil von ihm allein, theils aber auch im [Verein] mit anderen Botanikern verfaßten Schriften:

1) Iconographia familiarum naturalium regni vegetabilis. Bonnae 1844 – 1851. Bis jetzt 9 Hefte; sehr belobt in Absicht auf Fleiß, Eifer und durchgängig bewährter Gründlichkeit von: Oken, Schlechtendahl142 und Mohl143 (in der [Schied, / ‚Hedwig’ [ia], u[nd] der allgemeinen Bot[anischen] Zeitung); 2) Die natürl[ichen] Pflanzenfamilien der Typhaceen, eine 1845144 erschienene Monographie, von der

141 Vortrag: Botanische Lehrobjekte früherer Zeiten. FAU aktuell, 20. Januar 2014. „Die Botanische Sammlung wurde erstmals 1851 von Adalbert Schnizlein erwähnt, der großen Wert darauf legte, die Präparate in der botanischen Lehre einzusetzen. Das historische Lehrmaterial gliedert sich in viele Teilbereiche, wie Feucht- und Trockenpräparate, Kollektionen von Samen, Früchten und Fasern, Stammquerschnitte.“ 142 Schlechtendal, Diederich Franz Leonhard von (1794 Xanten – 1866 Halle/Saale) war ein deutscher Botaniker. Er studierte Medizin an der Universität Berlin, wobei er sich besonders für die „Hülfswissenschaft“ der Botanik interessierte. 1819 promovierte er zum Dr. med. und war bis 1833 als Custos am Königlichen Herbarium tätig. 1826 wurde er zum Privatdozent ernannt und 1827 zum außerordentlichen Professor. 1833 übernahm er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Botanik an der Universität in Halle und zugleich die Direktion am Botanischen Garten. Schlechtendal gründete die ‚Linnäa’ „ein Journal für die Botanik in ihrem ganzen Umfang“ und hat sie von 1826 bis zu seinem Tode 1866 geleitet. Desgleichen war Schlechtendal seit 1843 zusammen mit Mohl für die Redaktion der Botanischen Zeitung zuständig. Wunschmann, Ernst: Schlechtendal, Diederich Franz Leonhard von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 31, Leipzig 1890, S. 351-353. 143 Mohl, Hugo von (1805 Stuttgart - 1872 Tübingen) war ein deutscher Botaniker, Arzt und Universitätsprofessor. 1823 begann er ein Medizinstudium in Tübingen und wechselte 1828 nach erfolgreicher Promotion an die Universität München. Als Assistent von Carl von Martius war er mit der wissenschaftlichen Bearbeitung des brasilianischen Palmenwerks betraut. Ab 1835 lehrte er zunächst Physiologie in Bern und erhielt im gleichen Jahr die ordentliche Professur für Botanik an der Universität Tübingen. Mit Carl W. von Nägeli verband ihn eine enge Zusammenarbeit in der Zellforschung. Er nahm eine wichtige Stellung in der Forschungsgruppe zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen ein, was in seinem Standardwerk zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen (1851) und seinem Handbuch der Mikroskopie (1846) zum Ausdruck kam. Mägdefrau, Karl: Mohl, Hugo von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 17, Berlin 1994, S. 690f. 144 Mit der Monographie dieser kleinen, aber weitverbreiteten Pflanzenfamilie der Rohrkolben hat sich Schnizlein, gemäß der Urteilsbegründung (1845) von Dr. Karl Kastner, als ein äußerst gründlicher Beobachter in der Botanik profiliert. Rabenhorst, Gottlob Ludwig (1806 Treuenbrietzen – 1881 Meißen) war Apotheker und Botaniker und hat dies, in dem von ihm 1846 begründeten „Botanischen Centralblatt für Deutschland“ bekräftigt. Letzteres war jedoch nach einem Jahrgang beendet. Weitaus erfolgreicher war Rabenhorst 1852 mit der Herausgabe der Zeitschrift „Hedwegia“

57 Rabenhorst (im Bot[anischen] Centralblatt 1846) unter anderem bemerkt: der Schr[eiber] hat hiemit bewießen, daß man [von] den Naturgegenständen der nächsten Umgebungen noch viel zu lernen vermag; 3) Verzeichniß der phanerogamischen und kryptogamischen Pflanzen der Umgegend von [von]145 Nürnberg und Erlangen, 1847 herausgeg[eben] von Sturm u[nd] Schnizlein (sehr belobt in der Allg[emeinen] bot[anischen] Zeit[un]g 1847);146 4) Flora von Bayern. Erlangen 1847.147 Besonders hinsichtlich der darin befolgten kritischen Methode u[nd] durchgängigen Quellenstudiums = Gründlichkeit gerühmt, hier oft von Schlechtendahl, auch von Mohl. (Berliner lit[erarische] Blätter vom Jahr 1847 u[nd] Allg[emeine] bot[anische] Zeit[un]g 1848); 5) Die Vegetationsverhältniße der Jura= und Keuper= Formation in den Flußgebieten der Wörnitz u[nd] Altmühl (.Nördlingen 1848)148 herausgeg[eben] von Schnizlein u[nd] Frickhinger. Des Ersteren Beurtheilung des Ungern-schen Gesetzes149, der Bodenstetigkeit der Pflanzen, von Schleiden150 (in Bogenhards Flora

(kryptogamische Studien), die heute noch vertrieben wird. Wunschmann, Ernst: Rabenhorst, Ludwig, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 27, Leipzig 1888, S. 89-92. 145 Doppelt im Originaltext: „von [von] Nürnberg“. 146 J. W. Sturm / A. Schnizlein Dr.: Verzeichnis der phanerogamen und kryptogamen Gefässpflanzen in der Umgegend von Nürnberg und Erlangen’, Erlangen 1847. Sturm, Johann Wilhelm (1808 Nürnberg - 1865 Nürnberg) war ein deutscher Botaniker und Kupferstecher und Herausgeber von Botanischen Schriften über Gefäßkryptogamen und Farne in Chile. Schnizlein und Sturm verbanden gemeinsame schriftstellerische Arbeiten: Schnizlein hat an dem descriptiven 3. Teil der Flora seines Vaters: Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur (1798-1855) mitgearbeitet und Sturm war Co-Autor bei der Begleitschrift für Exkursionen. (Verzeichnis der phanerogamen und kryptogamen f.g. Gefäß-Pflanzen in der Umgegend von Nürnberg und Erlangen, 1847/1860). Bosl, Erika: Sturm, Johann Wilhelm, in: Karl Bosl (Hrsg.): Bosl’s bayerische Biographie, Regensburg 1983. 147 Die Teilnahme an dem Preisausschreiben, das von der Botanischen Gesellschaft in Regensburg ausgeschrieben war, sollte der gemeinsamen Arbeit über die fränkische Flusslandschaft mehr Publikumswirksamkeit verleihen. Diese Untersuchung der Jura und Keuper Formation wurde aufgrund ihres topographischen Kartenwerks und der Eruierung der besonderen von Klima und chemischen Bodenverhältnissen abhängigen Vegetation wegweisend für ähnliche geobotanische Nachforschungen in Bayern. Sowohl im geographischen Umfang – es wurden 1222 Pflanzenarten auf 93 Quadratmeilen untersucht – als auch in seinem wissenschaftlichen Anspruch wurde dieses gemeinschaftliche Werk von Schnizlein mit seinem Schwager Albert Frickhinger als Vorstufe für Schnizleins Gesamtausgabe der „Flora von Bayern“ (1847) betrachtet. In noch größerem geographischem Umfang wurden darin die Vegetationsverhältnisse der angrenzenden Gegenden von Thüringen, Böhmen, Österreich und Tyrol, sowie von ganz Württemberg und Baden dargestellt. Beide Werksveröffentlichungen entsprachen der damaligen Tendenz zu geo-botanischen Gesamtdarstellungen. 148 Klammern sind im Originaltext gestrichen. 149 Unger, Franz von (1800 Leutschach, Steiermark – 1870 Graz) war ein österreichischer Botaniker und Pflanzenphysiologe. Nach einem Studium der Medizin und anschließender Tätigkeit als Arzt und Landgerichtsarzt (1828-1830) in Kitzbühel lehrte er als Professor für Botanik 1836-1850 an der Universität in Graz‚ wo er die „epochenmachende“ pflanzengeographische Schrift: ‚Über den Einfluß des Bodens auf die Verteilung der Gewächse’ (1836) veröffentlichte. Unger hat als Erster die Abhängigkeit der Pflanzenart von der Natur des Bodens belegt. Er unterschied die ‚Bodenstäte’ d.h. gewisse Pflanzenarten gedeihen nur auf ganz bestimmten chemisch zusammengesetzten Gesteinen; die ‚Bodenholde’ d.h. gewisse Pflanzen geben bestimmten Bodenarten den Vorzug; die ‚Bodenwage’

58 von Jena151, eingeleitet von Schleiden S. 13, 30, 37. 43, 51, 69, 69 72, 106 u[nd] 117) und von Thurmann152 in deßen: Ehsai [essai] de Phytostatique. Bern 1849 ungemein belobt; 6) Genera plantarum florae germanicae iconibus et descriptionibus; illustrata. Bonnae 1849 - 1853 (wird fortgesetzt.)

Erlangen den 18ten October 1853

Die philosophische Facultät.

Dr. Kastner, d. Z. Decan.

S 15) Erlangen, den 31.Dezember 1853

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [51, 52-55], Nr. S 15, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Indem ich es schon seit mehreren Tagen vorhabe mir die Freiheit zu nehmen an Sie einige Zeilen zu richten, will ich das in wenigen Stunden vollendete Jahr mit dieser angenehmen Pflicht abschließen. – Vor allem aber rufe ich Ihnen aus aufrichtigem Herze meine Glückwünsche zu, für den Beginn des neuen Jahres! Gott erhalte Sie und Ihre theure Familie und schenke Ihnen aufs Neue ein gekräftigtes Wohlseyn!

Zugleich drücke ich Ihnen meine freudige Theilnahme aus, über die Ihnen jüngst zu d.h. gewisse Pflanzen wachsen auf jeder Art von Boden. (S. 286) Gümbel, Wilhelm von: Unger, Franz von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 39, Leipzig 1895, S. 286-289. 150 s. Fn. 31. 151 Bogenhard, Carl Friedrich Adolph (1811-1853) war der Schüler von Schleiden und verfasste 1850 die „Flora von Jena“ oder systematische Aufzählung und Beschreibung aller in Ostthüringen wildwachsenden und kultivierten Phanerogamen und höheren Cryptogamen. Bogenhard hat seine Untersuchung der Jenaer Flora bezüglich der Pflanzengemeinschaften, ihrer jahreszeitlichen Aspekte und ihrer Abhängigkeit von Klima und Boden bereits 1844 begonnen, so konnte die Arbeit von Frickhinger/Schnizlein nicht als Vorbild dienen. Schleiden hat die Einführung dazu geschrieben. Mägdefrau, Karl: Geschichte der Botanik: Leben und Leistung großer Forscher, Stuttgart 1992, S. 202f. / S. 216/217 Anmerkung 6. 152 Thurmann, Jules (1804 Neubreisach/ Oberelsass - 1855 Pruntrut) war ein französisch-schweizer Geologe und Botaniker. Er studierte von 1820-1824 Jura und Mathematik an den Universitäten Straßburg und Paris. Thurmann erforschte die Geologie des Schweizer Jura und erkannte 1832 dessen Aufbau als Faltengebirge durch seitlichen Druck. (Essai de Phytostatique appliqué à la chaine du Jura et aux contrées voisines, 1849). Als Botaniker war er ein Pionier der Pflanzensoziologie und maßgeblich am Aufbau des Botanischen Gartens in Pruntrut beteiligt. [Porrentruy: Schweiz / bei Basel]. Jacquat, Marcel S.: Thurmann, Jules, in: Historisches Lexikon der Schweiz, Nr.1.

59 Theil gewordene Auszeichnung durch den Maximilians Orden.153

Nachdem Sie mir einen ebenso liebevollen als nachdrücklichen Beweis Ihres geschätzten Wohlwollens gegeben, als ich jüngst in München eine Verbesserung meiner Lage zu erreichen suchte, muß ich Sie doch auch von dem Erfolg meiner Bemühungen benachrichtigen. Leider ist derselbe fast verfehlt zu nennen, denn was ich erreicht habe besteht in 100 fl. Gehalts Zulage, die sich für heuer auf nahezu die Hälfte vermindert, wenn man die Taxen u[nd] die Fixirung des bisherigen Naturalbezuges berechnen will.

Hiezu kommen aber noch andere Umstände der niederschlagendsten Art. Zugleich mit mir haben ordinarii u[nd] extraordinarii welche viel weniger lange dociren als ich u[nd] davon letztere nicht eine Nominalprofessur vertreten, nicht nur mehr erhalten, sondern selbst ohne ihre Meldung, da der eine sehr vermögend ist. Für mich hatte sogar der Univ[ersitäts] Senat 200 fl. beantragt aber selbst hievon wurde die Hälfte gestrichen, während ein anderer junger extra ord[inarius] statt der vorgeschlagenen 200 Gulden deren 300 erhielt!

Es muß also in München amtlich ein Widerwille gegen mich bestehen, den ich (im Vertrauen gesagt) in dem H[err]n Referenden suche. Man trägt mir dort, wie ich bestimmt weiß, noch einen Tadel nach, der bei meiner Anstellung zuerst auftrat, der des ungenügenden Vortrages, nicht mehr, wie damals, noch dazu der Lehrfähigkeit. Dieß ist es auch über das ich mich Ihnen vertrauensvoll eröffnen will, wie ich es

153 Körner, Hans: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 47, Heft 2 (1984), S. 299-398. [Online] [http://periodika.digitale-sammlungen.de/zblg/kapitel/zblg47_kap. 28.]Abruf: Der Bayerische Maximilians-Orden für Wissenschaft und Kunst, das Pendant zum 1842 begründeten preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, ist die höchste Auszeichnung des Freistaats Bayern und wurde am 28. November 1853 von König Maximilian II. (1848-1864) von Bayern gestiftet. „Pünktlich an Königsgeburtstag wurde die Ernennungsliste im Regierungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 61 vom 28. November 1853 bekanntgegeben. „Der Minister des Königlichen Hauses und des Äußeren, Ludwig von der Pfordten, lud die Kommission zu einer ersten Sitzung zum 22. Nov. 1853 mittags 12 Uhr, in sein Ministerium ein.“ (S. 302). 34 Persönlichkeiten aus dem Bereich der Wissenschaften und 29 aus dem der Künste wurden aufgeführt. […] Zwölf Mitglieder des Ordens waren Professoren der Universität München, darunter […] der Botaniker Karl von Martius.“ (S. 304). Die Stiftung ging auf Verhandlungen mit dem Historiker Leopold Ranke aus Berlin zurück, den der König an die Universität München berufen wollte. Dabei „äußerte Ranke auch die Ansicht, daß es an der Zeit sei, tüchtigen und ausgezeichneten Männern in Bayern einen gleichen Zutritt zum Hofe und dadurch zum Königtume zu gewähren, wie den in jeder Beziehung viel weniger zum Glanz der Krone beitragenden Adeligen, Kammerjunkern, Kammerherren usw.“ (S. 301). Der Maximilians- Orden brachte keine Nobilitierung mit sich, sondern - laut Beschluss der Ordenskommission vom 26. November 1853 - dass „die beabsichtigte Eigentümlichkeit“ gerade in der Wirkung der Hoffähigkeit bestehe“. (S. 307). Es ist anzunehmen, dass Schnizlein die Ernennungsliste im Regierungsblatt vom 28. November 1853 gelesen hat und nun in seinem Silvesterbrief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853 Martius seine Glückwünsche übermittelte.

60 schon zum Theil mündlich, früher gethan habe, und Sie bitten möchten bei passender Gelegenheit treffende Personen, wie auch H[err]n v. Strauß154 darüber aufzuklären. Wenn ich auch wohl weiß u[nd] zugebe, daß mein Vortrag nicht so ausgebildet seyn mag als es bei den ersten Philologen u[nd] Theologen der Fall seyn mag und von Natur nicht mit einem besonderen Maaß der Redegabe bedacht bin, so weiß ich doch ebenso gewiß, daß meine Zuhörer etwas bei mir lernen, daß mich manche gerne gehört haben und ich wenigstens in den letzten 4 bis 8 Semestern, keine Andeutung erhielt, als ob meine Lehrmethode denselben mißfiele. Es ist ferner eben so gewiß, daß manche hiesige Ordinarii sich nicht eines ausgezeichneten Vortrages rühmen können und wie könnte es der Professor der Eloquenz noch am Grabe meines verehrten Vorfahrers155 zarter ausgedrückt haben als er es gethan hat, daß er jene Gabe nicht besaß u[nd] dennoch wurde mit Recht eine Celebrität von Erlangen genannt.

Es versteht sich auch wohl von selbst, daß ich seither bemüht war, mich nach Kräften zu verbessern; ich habe öfters Vorträge vor Nichtstudirenden gehalten, in der mediz[inischen] physikal[ischen] Societät,156 im Salon der facl [facultät]. Schaden,157 in der naturforschenden Gesellschaft in Nürnberg u[nd] a[ndere]. Keiner meiner Freunde hat mir aber einen Tadel gemacht oder es wäre mir am Mißfallen bei andern bekannt geworden, während ich doch ängstlich und hierin mißtrauisch war. – Solche Zurücksetzung wie ich sie aber erfahren muß, ist nicht geeignet umzu eifern, sondern zu erkälten. Ich lehre nun 7 ½ Jahre dieses Fach allein u[nd] wenn ich nicht befriedige, mag man es mir sagen.

154 Herr von Strauß ist biographisch nicht nachweisbar. 155 s. Fn. 63. Koch, Wilhelm Daniel Joseph (1771-1849). 156 Ritter, Marco: Isidor Rosenthal (1836-1915) Forscher-Arzt,-Politiker. Ein bedeutender Physiologe zwischen Emanzipation und Antisemitismus im 19. Jh. Diss.med. Erlangen-Nürnberg 2005, S. 263. „1808 wurde nun durch die Ärzte Christian Friedrich Harless und Adolph Henke die „Physikalisch- Medicinische Societät“ mit dem Zweck gegründet, zur Cultivierung, Beförderung und Erweiterung der Medizin und Physiologie in ihrem ganzen Umfange mit Einschluss der nächstverwandten Hülfswissenschaften und mit Ausschluss aller rein speculativen in die Sphäre der Erfahrung nicht eingreifenden Versuche und Philosopheme beizutragen.“ Zu den berühmten ersten Mitgliedern gehörten der Anatom Gottfried Fleischmann (1777- 1850) und der Chirurg Bernhard Nathanael Gottlob Schreger (1766-1825). Gründungsmitglieder der Gesellschaft waren auch die Professoren Johann Christian Daniel von Schreber (1739-1810) und Friedrich von Wendt (1738-1818) (Institutum clinicum). 157 Schaden, August Emil von (1814 München-1852 Nürnberg) war in den Jahren 1839-1852 in unterschiedlicher Position an der Universität Erlangen tätig: 1839 Privatdozent für Philosophie, 1846 außerordentlicher Professor, 1849 ordentlicher Professor für Philosophie. Wachter (2009), S. 186.

61 Es bleibt mir also zunächst für die Vermuthung Raum, entweder es sey in den Acten früherer Zeit etwas enthalten, was den Referenden bestimmt hienach zu begutachten u[nd] das noch nicht entkräftet sey, oder die damals mir entgegenarbeitende Parthei Heyfelder158 sey noch fortwirkend, vielleicht durch persönliche Beziehungen zum Ref[erenden] – Woher jene damaligen Herabsetzungen kommen ist mir ebenfalls kein Räthsel. Im ersten Semester meiner Docentur war Heyfelders Sohn159 mein Zuhörer, damals ein Schöngeist und über alles seinen unreifen Spott ausschüttend, daß ich ihn nicht befriedigte glaube ich wohl bemerkt zu haben u[nd] sein Urtheil kam der späteren Spannung in die ich mit dem Vater wegen meiner Apotheke kam, wohl zu statten. Etwas später habe ich bemerkt wie ich dem verstorbenen Sohn, des verehrten Coll[egen] Nägelsbach160 missfiel. Dieser sich schon als Prof[essor] der Zoologie träumend, hatte ein sehr anmaßendes Urtheil u[nd] er mit seinen Bekannten blieben aus dem Colleg weg, von da an als ich eine Excursion161 nach Muggendorf nicht an einem ihnen genehmen Tag machte, sondern mich auch nach anderen richtete. – Sonst fiel nie etwas vor was mir ein Mißfallen der Zuhörer bemerklich gemacht hätte, und leider ist an hiesiger Universität mehr als üblich, ist ein Streben, das Renommee, durch Concessionen gegen die Zuhörer zu begründen.

158 Es handelte sich um den Professor für Chirurgie und Augenheilkunde, Johann Ferdinand Heyfelder (1798 Küstrin-1869 Wiesbaden) und dessen Sohn Oscar (1828-1890). Johann, F. Heyfelder hatte von 1814-1820 an den Universitäten in Berlin, Jena, Würzburg, Tübingen und Breslau Medizin studiert. Nach Kriegsdienst und Studienreisen nach Österreich, Berlin und Paris arbeitete er als praktischer Arzt in Trier und ab 1833 als Leibarzt des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Ab 1841 war er als ordentlicher Professor und Vorstand der Universitäts-Augenklinik tätig; 1843 erhielt er die kommissarische Leitung und seit 1850 war er zum Vorstand des Universitätskrankenhauses ernannt. 1854 wurde er vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Ab 1855 begann seine zweite erfolgreiche Laufbahn als Generalstabsarzt der russischen Truppen in Finnland. 1856 war er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland als Professor für Chirurgie und Hospitalarzt in St. Petersburg tätig. Ley, Astrid: Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander-Universität 1743-1960. Im Auftrag des Rektors herausgegeben von Renate Wittern. Medizinische Fakultät Teil 2: Erlanger Forschungen, Sonderreihe Bd. 9, Erlangen 1999, S. 82f. 159 Oscar Heyfelder (1828-1890) war seit dem SS 1849 in Erlangen für Medizin eingeschrieben und legte 1851 das Medizinische Staatsexamen ab. (Promotion 1851; Habilitation 1854, Urologische Chirurgie Erlangen). Ley, Astrid: Medizinische Fakultät, (1999) Teil 2, S. 83. Aus der Biographie des Vaters wird deutlich, dass Schnizlein als Privatdozent im SS 1849 nichts gegen den übermächtigen Professor der Chirurgie und den Klinikvorstand hatte ausrichten können. Seine samstägigen Exkursionen hatten bei dessen Sohn Oscar wenig Anklang gefunden und er war nicht in der Lage, gegen den Sohn vorzugehen. Die disziplinären Probleme hatten Schnizleins späteren Apotheken- verkauf durch zusätzliche Spannungen mit dem Vater erschwert. 160 Nägelsbach, Karl F. (1806 Wöhrd/Nürnberg – 1859 Erlangen) Er unterrichtete 1827 als Gymnasialprofessor in Nürnberg. 1842 wurde er zum ordentlichen Professor der Philologie an der Universität in Erlangen ernannt. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 145f. 161 Kap. 12.5, Vorlesungsverzeichnis: SS 1853: „ 2.) Praktische Uebungen im untersuchen und bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal, zweistündig, und Excursionen jeden Sonnabend.“

62 Das heurige Gutachten war, wie mir versichert wurde, kein Hinderniß für die Beförderung, am wenigsten aber Grund zu der auffallenden Zurücksetzung.

Ich muß daher ernstlich darauf bedacht seyn Erlangen zu verlassen, denn ich habe hier trotz 10 jährigen Aufenthaltes nur Unangenehmes erfahren u[nd] keine Anhänglichkeit gewinnen können. In Bayern glaube ich jedoch, daß kaum eine andere Stelle für mich ein Wirkungskreis wäre, denn die technischen Lehranstalten haben eine zu sehr abhängige Stellung u[nd] erlauben zu wenig selbständiges Studium. So steht also die Aussicht ins künftige Jahr! wahrhaftig keine erhebende, sondern an sich schon das Gemüth niederschlagende, die Kräfte lähmende u[nd] in Rücksicht auf materielle Güter eine kümmerliche. Doch! wenn Gott mir u[nd] meiner Familie Gesundheit verleiht, so hoffe ich doch so viel, daß ich nicht verzweifle, wenn mir auch das Glück nicht so wie Manchen es leicht macht zu Anerkennung zu gelangen.

Mit vollkommenster Hochachtung

Ihr denkbar ergebener Schnizlein.

S 16) Erlangen, den 11. Februar 1854 /B[eantwortet] 19. Febr[uar]

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [56-57], Nr. S 16, 2 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Ihr liebevolles Schreiben hat mich sehr erfreut und beruhigt; ich danke Ihnen herzlich für diese wahrhaft freundschaftliche Theilnahme. Ich habe allerdings nöthig alle Kraft der Selbstverleugnung zusammen zu nehmen, wenn ich unter den jetzigen Umständen an Verbesserung des Vortrages arbeiten will, denn dieses Bestreben geht gewiß bei ermunternden Verhältnissen besser als bei so niederdrückenden. Doch ich will thun was in meinen Kräften steht, hoffe aber auf gar nichts. In so fern habe ich eine tranquillitas animi [Seelenruhe], leider eine mehr negative als positive. Was die Stellung zu den Collegen betrifft, so thue ich gewiß alles was möglich ist und der weltlich Klugheit erfordert, allein die leidige Erfahrung, daß ein schlaffes gehenlassen, die schnellste Beliebtheit bringt, kann mich höchstens zum Stilleseyn

63 veranlassen, aber nicht zum Genossen, dem man überall hinaushilft, werden lassen.162

Doch etwas Anderes! Im Vertrauen gesagt u[nd] gefragt; haben Sie die Recension163 über das Buch „Willkommen in der Flora gelesen? u[nd] wissen Sie, daß selbe von mir ist? Ich hielt es wirklich für Pflicht diesen monopolischen Reciten Schacht’s164 u[nd] anderer entgegen zu treten. Die Aufforderung Schachts u[nd] meine Antwort werden Sie auch gelesen haben. Wie sind Sie überhaupt mit der Recension zufrieden? u[nd] was sagen Sie zu den darauf erfolgten Repliken? Ich schrieb damals sogleich an Al[exander] Braun165 der mich in meiner Ansicht bekräftigte, H[er]rn Schacht den Namen nicht zu geben. Auch meinte er, es hätte ihm wie Willkomm166 noch tüchtiger gehört.

Ihre Ermunterung zur Theilnahme an der Flora brasiliensis haben mich aufs neue in meinem Ihnen schon erklärten Vorsatz bekräftigt, allein um ihn ausführen zu können muß ich freier von anderen Arbeiten seyn, denn ich arbeite nie mit dem rechten Erfolge, wenn ich zu gethrilt es thun muß. – Zunächst muß ich also die Iconographie vorwärtstreiben u[nd] dann steht mir wegen einer Auflage der Flora von Bayern167 eine neue Arbeit bevor, deren Umfang ich noch nicht schätzen kann. Auf Ihre Frage was ich jetzt zu thun gedenke kann ich noch nichts bestimmteres antworten als: abwarten. Allerdings nicht zu lange, denn wenn ich hier nicht vorrücke in 2 Jahren so werde ich es nie mehr. Anfangs dachte ich allerdings daran,

162 Brief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853. Schnizlein hat Martius über seine Schwierigkeiten mit Studenten und Kollegen an der Universität berichtet. Martius muss ‚umgehend’ dem Brieffreund geantwortet haben, da sich Schnizlein bereits am 11. Februar 1854 [Brief Nr. S 16] bedankt hat. 163 Es wurde keine Rezension zu Schachts Buch: „Willkommen in der Flora“ gefunden. 164 Schacht, Hermann (1814-1864) war ein deutscher Botaniker. Nach seinem naturwissenschaftlichen Studium in Jena war er bis 1851 als Assistent von Matthias Schleiden tätig und wechselte 1853 als Privatdozent an die Universität in Berlin. 1856/1857 führte er botanische Exkursionen auf der Insel Madeira durch. 1860 wurde er als ordentlicher Professor für Botanik an die Universität Bonn berufen. Wunschmann, Ernst: Schacht, Hermann, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 30, Leipzig 1890, S. 482-486. 165 s. Fn. 131. 166 Willkomm, Heinrich Moritz (1821 Herwigsdorf – 1895 Straz pod Ralskern, Böhmen) war ein deutscher Botaniker. Er war als ordentlicher Professor für Naturgeschichte an den Universitäten Tharandt und Dorpat tätig. 1874-1892 übernahm er den Lehrstuhl für Botanik und das Amt des Direktors an der Karls-Universität in Prag. Wunschmann, Ernst: Willkomm, Moritz, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 43, Leipzig 1898, S. 298. 167 Schnizlein: Flora von Bayern nebst den angränzenden Gegenden von Hessen, Thüringen, Böhmen, Oesterreich und Tyrol, sowie von ganz Württemberg und Baden. Erlangen, 1847.

64 ob es ginge, daß etwa Sendtner168 hierher käme u[nd] ich als Prof[essor] nach München kommen könnte. Besonders auch in der Aussicht, wie früher Zuccarini, zugleich Adjunct an der Academie zu werden. Da ich aber die Verhältnisse nicht kenne insbesondere ob eine solche Stelle des Adjuncten eine regelmäßige Arbeit erfrischt, so habe ich diesen Gedanken nicht verfolgen können, sondern glaube es reicht hin, denselben Ihnen vorzulegen u[nd] dessen Ausführbarkeit zu überlassen.

Da ich im Augenblicke nicht mehr Zeit habe, indem H[er]r Franke169, wegen des unerwarteten Todesfalls der Fr[au] v[on] Martini, sogleich abreisen will, so schließe ich und empfehle mich bestens Ihrem ferneren Wohlwollen als

Hochachtungsvollst

Ihr ergebenster Schnizlein.

S 17) Erlangen, den 07. Juni 1854

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [58-59], Nr. S 17, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Da ich nicht gewiß weiß ob Ihr Herr Bruder,170 dem ich noch im Augenblick seiner Abreise von Ihrem Wunsche Kenntnis gab, Ihnen gemeldet hat, daß ich bereit sey die

168 Sendtner, Otto (1813 München - 1859 Erlangen) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. Er studierte Naturwissenschaften bei Karl Friedrich Schimper (1803-1867) an der Universität München. 1837 während seiner Anstellung als Privatsekretär in Schlesien untersuchte er die Flora des Sudetenlandes. 1841 war er als Konservator am Naturalienkabinett in Eichstätt tätig. Auf zahlreichen Expeditionen durch Istrien, Tirol und Bosnien (1843-1847) erforschte er die Wechselwirkung von geographischem Standort und Vegetation. 1852 erfolgte seine vielbeachtete Erstbesteigung der Mädelegabel in den Allgäuer Alpen. 1854 wurde Sendtner zum außerordentlichen Professor für Botanik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München ernannt. 1857 beim Amtsantritt von Wilhelm von Nägeli (1817-1871) wurde dort zu seinen Gunsten ein zweiter Lehrstuhl für die Botanik neu geschaffen. Zugleich war er als Konservator für das Herbar der Universität zuständig. Die botanische Wissenschaftsdomäne Sendtners war die Pflanzengeographie, die sich mit ihm als Mitbegründer als neue eigenständige Disziplin im Lehrkanon der Universität etabliert hatte. Grundbegriffe wie „Standort, Region und Zone“ entwickelten sich zu wissenschaftlichen Schlüsselwörtern, wie sie in seinen Publikationen zum Ausdruck kamen; z.B. „Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie und mit Bezugnahme auf die Landeskultur“, 1854; „Die Vegetationsverhältnisse des Bayerischen Waldes nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie“, 1860. 1859 verstarb Sendtner im Alter von 46 Jahren in der Nervenklinik in Erlangen. Wunschmann, Ernst: Sendtner, Otto, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 34, Leipzig 1892, S. 7. 169 Herr Franke war Gärtner am Botanischen Garten in Erlangen. 170 Vgl. Fn. 68. Martius, Theodor (1796-1863).

65 Lacistemmeen171 zu bearbeiten, so thue ich dieß hiemit und bitte Sie, mir das Material hiezu baldigst zu überschicken. Besonders um eben das Heft in welches Sie diese Familie einschließen wollen fertig zur Ausgabe zu machen, entspreche ich gerne Ihrem Wunsche. Ich hätte auch sogleich geantwortet wenn ich nicht bei Empfang Ihres werthen Schreibens gerade mich zur Abreise bereitete, um meinen Vater172 zu seinem 50 jähr[igen] Jubiläum der Promotion selbst zu gratulieren. Ihm wurde auch von hiesiger mediz[inischen] Fakultät das Diplom erneuert u[nd] von L[udwig] Maj[estatem] der Orden von S[ankt] Michael173 verliehen, welche beyde Ehren ihn recht erfreuten. Er läßt sich Ihnen bestens empfehlen.

Meine Bitte um ein Reise Stipendium ist vom k[öniglichen] Ministerium genehmigt worden, ich werde daher im August den Schwarzwald, Kaiserstuhl, Porrentruy u[nd] Umgegend besuchen um doch die Beweißstellen Thurmann‘s174 selbst in Augenschein zu nehmen.

Sendtner Buch175 habe ich noch nicht im Buchhandel gesehen.

171 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VI: Lacistemeae II.100. Erst 1867 löste Schnizlein sein Versprechen gegenüber Martius ein und stellte das Kapitel der Lacistemmeae für die Flora Brasiliensis fertig. Berechtigte Vorbehalte hinsichtlich der ungesicherten Finanzierung sowie der zeitnahen Veröffentlichung und Entschädigung verhinderten die frühere Teilnahme Schnizleins an diesem Prestigeobjekt. Ferner hatten neben dem Mangel an pflanzlichem Probenmaterial handwerkliche Kriterien seinen Beitrag verzögert. 172 Der Vater von Adalbert Schnizlein, Karl Friedrich Christoph Wilhelm Schnizlein (1780-1856) erhielt den S. Michaels–Orden zu seinem 50-jährigen Promotions Jubiläum (05. 06. 1804 / 1854) und von der Medizinischen Fakultät wurde das Diplom erneuert. / s. Poll, Schug, Kötter: Erlanger Promotionen 1743-1885, Teil 2, Med. Fakultät, 2009. 3187. 5. 6. 1804 / Eintrag 345 F. Akte nicht vorhanden. 13. 6. 1780 – 9. 2. 1856 (Onoldia) Ansbach. 1820 Landgerichtsphysikus in Feuchtwangen, dann Monheim, später Windsheim. (Onoldia). De sedo acri Linn-Erlangae; Hilpert 1904 / 44 S. U.S. Erlangen Med. 1804/5. Mauerpfeffer / Pharmakologie. Nach einer einvernehmlichen Scheidung der Eltern wuchs Schnizlein bei seinem Großvater mütterlicherseits, dem Prodekan Lutz, in Schwaningen auf, blieb aber seinen Eltern zeitlebens eng verbunden. 173 Maximilians-Orden (gestiftet: 28. November 1853). Brief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853. Körner: Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1984), S. 303. „Erstaunt zeigte sich König Ludwig I., über die Ordensstiftung seines Sohnes. Unter dem 29. Nov. [1853] trug er in sein Tagebuch ein; „Zufällig ich erfuhr, dass gestern an seinem Geburtstag m[ein] Sohn M[ax] zwey neue Orden, beyde mit seinem Bilde, gestiftet hat, den einen für Gelehrte, den andern für Künstler. Ich sollte meynen, es würden bey uns schon Orden in Menge gesehen.“ Er meinte, der von ihm neugestaltete Michaels-Orden genüge auch zur Auszeichnung von Verdiensten auf diesen Gebieten. 174 s. Fn. 152. 175 Sendtner, Otto (1813-1859). Bezug auf seine Publikation: „Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie und mit Bezugnahme auf die Landeskultur“, 1854.

66 Ich wünsche von Herzen, daß die Badekur Sie bestens kräftigen möge!

Mit steter Hochachtung

Ihr ergebenster

Schnizlein

Vertas 176

P.S.

Ich bitte Sie noch im Namen des botanischen Gartens für dessen Aquarium uns gütigst einiges durch Herrn Weinkauf177 zu senden und zwar wenn möglich: Nelumbium,178 Pistia,179 Aponogeton180.

Erstere beyden sind uns im letzten Winter zu Grunde gegangen.

Mit freundlichem Gruß an H[er]rn Weinkauf nochmals ergebenst

d. S. [derselbe].

S 18) Erlangen, den 30. Juli 1854

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [60-61], Nr. S 18, 2 S.

Hochverehrter Herr und Freund!

Sie erhalten diese Zeilen durch den H[er]rn Cand[idatus] pharm[aciae] Rosenhauer181 welcher im Sommer hier studirte um sein Examen zu wiederholen, mit der Hoffnung

176 [lat.] drehen, dreh! 177 s. Fn. 99. 178 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VIII. Nelumbium III, 187. d. Lotosblume. In: Zander, ebd. S. 1571. 179 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IX. Pistia I, 72. d. Wassersalat. In: Zander, ebd. S. 1636. 180 Aponogeton: Wasserpflanze. Dietrich, Friedrich, Gottlieb: Neuer Nachtrag zum vollständigen Lexicon der Gärtnerei und Botanik 1. Bd., Berlin 1825, S. 305. 181 Ein Student Rosenhauer ist biographisch nicht nachweisbar. Der Name Rosenhauer wird zweifach bei Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 179f. genannt, aber weder Rosenhauer, Erich (1894-1951) Privatdozent / außerordentlicher Professor für Chemie in Erlangen 1932, noch Rosenhauer, Wilhelm Gottlieb (1813-1881) Privatdozent / außerordentlicher Professor für Zoologie in Erlangen 1858, kommen als Verwandte ersten Grades in Frage.

67 eine bessere Note zu erlangen als ihm dieß in München geglückt war. Dieß sein Vorhaben wurde ihm aber nicht gestattet und er ist nun sehr ängstlich, daß er in München recht streng genommen werden möchte. Da derselbe sehr fleißig war, obwohl die Capacität keine ausgezeichnete ist, so hoffe ich doch er werde auch bei Ihnen in Botanik besser bestehen als das erste mal, und ich erlaube mir daher Ihnen denselben zur Nachsicht zu empfehlen. Er wünscht doch mit der 2t Note auftreten zu können, und alle hiesigen Professoren haben sein Vorhaben das mit Fleiß vereinigt war gebilligt. Wenn nicht ein an Formen ängstlich hängender Dekan182 der Facultät ein Bedenken gefunden hätte, so wäre er auch hier, ohne weiteren Bericht nach München zu machen examinirt worden.

Ihre beyden Sendungen von Lacistemmeen183 habe ich gut erhalten und erkenne wohl das Angenehme eines reichen Materials. Wenn ich nicht durch die Reise nach der westl[ichen] Schweiz184 unterbrochen würde, sollte es auch meine einzige Arbeit in den Ferien seyn. Ich werde jedenfalls eifrig daran seyn baldigst wenigstens einige Tafeln zu liefern, damit die doch länger als der Druck aufhaltende Bearbeitung auf Stein einstweilen gefördert werden kann.

Für den Faszikel185 mit Urticaceen186 danke ich Ihnen bestens. An Dr. Pfaff187 habe

182 Für den Zeitraum 1854/1854 (1855) stehen Ludwig Döderlein (Fn. 23) oder Karl Kastner (Fn. 18) als Dekan der Philosophischen Fakultät zur Diskussion: Es könnte sich um Ludwig von Döderlein (19. Dezember 1791 Jena – 09. November 1863 Erlangen) handeln, der laut der Sitzungseinladung an die Kollegen. [Brief Nr. [U 12] vom 31. Juli 1855] der „derzeitige Dekan“ war. Es ist jedoch anzunehmen, dass er im Juli 1854 mit damals 62 Jahren die Prüfungsstatuten, seinem Habitus gemäß, sehr „strikt“ vertreten hat. Im Gegensatz zu ihm, scheint Dr. Karl Kastner (31. Oktober 1783 – 13. Juli 1857), der am 05. Oktober 1853 [U10] bzw. am 18. Oktober 1853 [U 11] als „d. Z. Dekan“ der Philosophischen Fakultät abgezeichnet hat, dem Bild des „an Formen ängstlich hängenden Dekans“ eher zu entsprechen. Kastner war im Juli 1854, 3 Jahre vor seinem Tode, bereits 71 Jahre alt und fühlte sich vermutlich aus Altersgründen „ängstlicher“ an die Vorschriften gebunden. 183 Martius bemühte sich, Schnizlein mit ausreichendem Pflanzenmaterial zu versorgen, um ihm die Untersuchungen zu erleichtern und dadurch seinen Beitrag für die Flora Brasiliensis sicherzustellen. 184 Schnizlein bezog sich auf den Ort Porrentruy, westlich von Basel/Schweiz. [Brief Nr. S 17 vom 07. Juni 1854]. 185 [lat.] fasc. / Fasciculum: Teilstück. 186 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, XI: Urticaceae II, 94. d. Brennnessel. In: Zander, ebd. S. 1801. 187 Pfaff, Alexius Burkhard Emmanuel Friedrich (Fritz) (1825 Erlangen -1886 Erlangen) stammte aus der örtlichen Professorenfamilie Pfaff. (Pfaff-Weg in Erlangen, 1950) Er war der Sohn von Wilhelm Johann Andreas Pfaff, der von 1818-1835 als ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität tätig war. Fritz Pfaff studierte Medizin in Erlangen, promovierte zum Dr. med. und Dr. phil. und habilitierte sich für Medizin an der hiesigen Universität. 1849 wurde er zum Privatdozent für Medizin in Erlangen ernannt. Er war 1853 Privatdozent, 1855 außerordentlicher Professor, 1863 ordentlicher Professor für Mineralogie. 1868 übernahm er zugleich die Lehrstuhlvertretung für Anatomie. Fritz Pfaff wohnte bei Adalbert Schnizlein im Haus. Ley: Professoren und Dozenten, Teil 2 / Med. Fak. (1999), S. 143.

68 ich die Karten abgegeben.

Dr. Sturm188 welcher im Augenblick des Empfangs Ihrer Sendung bei mir war vernahm mit Befriedigung, daß er Ihrer Mittheilung von Material entgegensehen darf. Mein Vater läßt Ihnen für die freundliche Theilnahme an seinem Jubiläum promotionis189 bestens danken. Ich weiß nicht ob Ihnen die beiliegende Quittung genügt, wenn nicht, so wollen Sie mir gelegentlich darüber Bericht geben.

Mit dem Wunsche für Ihr bestes Wohlbefinden

Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster

Schnizlein

S 19) Erlangen, den 16. Oktober 1854

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [62-64], Nr. S 19, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Mit dem allergrößten Erstaunen lese ich so eben in der allgem[einen] Zeitung Ihre Versetzung in den Ruhestand.190 Aber auch aufrichtiges Bedauern in jeder Hinsicht ergriff mich hiebei, besonders wenn es so ist wie die Zeitung spricht, daß Ihre Gesundheit der Art angegriffen ist, daß Sie diesen Schritt thaten. Möchten nur nicht im Geheimen auch noch andere Gründe dabei mitwirkend gewesen seyn, d.[as] h[eißt] daß Ihre wohlgemeinten Vorschläge od[er] Anträge zurückgewiesen worden sind, welche Sie für die Zukunft der Stellung der Botanik in München im Sinne hatten. Wie gesagt in jedem Fall kann ich es nur aufrichtig bedauern denn so

188 Vgl. Fn. 146; Sturm erwartet das Pflanzenmaterial von Martius für seinen Beitrag für die Flora Brasiliensis. 189 Vgl. Fn. 172 / Brief Nr. S 17 vom 07. Juni 1854. 190 Für Schnizlein erschien die ‚Quieszierung’ von Martius sehr plötzlich und unvermittelt. Martius kam einer offiziellen Versetzung in den Ruhestand zuvor und zog sich aus Protest wegen der Errichtung eines ‚Glaspalastes’ im Botanischen Garten anlässlich der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung 1854 aus allen seinen Ämtern zurück. Wunschmann, Ernst: Martins Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 20, 1884, S. 517-527.

69 ein Ereigniß wünschte ich noch lange hinaus gerückt zu sehen. - Diese Nachricht bringt eigentlich zum Ausbruch was ich schon seit Wochen vor hatte, nehmlich Ihnen zu schreiben wegen der Lacistemmeen.191

Seit mehreren Wochen arbeite ich bereits an den Analysen u[nd] Beschreibungen. Erstere gehen sehr langsam vorwärts, weil sie ungemein schwierig sind, da die Theile äußerst klein u[nd] wegen des getrockneten Zustandes sehr schwer zu behandeln sind, versteht sich, selbst im ausgereiften Zustand.

Das Material zeigt sich auch im Ganzen nicht so dankbar als es schien, denn mit größter Mühe findet man hie u[nd] da z.b. einen reifen Samen. Die Exemplare sind faßt alle nur im Zustand des Aufblühens u[nd] der Halbreife gesammelt. Auch kommen nach meiner Ansicht bei weitem nicht so viele Spezialformen vor als Anfangs scheint u[nd] diese selbst sind schwach von einander unterschieden. Diejenigen Exemplare welche die ausgezeichnetsten Spezies zu seyn versprachen, haben sich aber noch dazu als anderen Familien angehörig erwiesen, wie z.b. ein Sapium192 darunter ist.

Was mich besonders zu diesem Schreiben veranlaßt ist, daß ein Exemplar als L[acistemmeae] floribundum? Miquel bezeichnet ist. Nun kann ich aber kein Citat finden welches andeutete ob u[nd] wo Miquel193 in dieser Familie etwas untersucht hat. Ich bitte also um gütige Nachsuchung in Ihrer Bibliothek u[nd] gefällige Nachricht hierüber.

Nun muß ich nochmal auf die wichtige Neuigkeit zurückkommen. Da Sie früher schon die Güte hatten Ihr Augenmerk auf mich zu haben so erlaube ich mir die Frage um Ihren guten Rath, ob ich selbst in dieser Sache etwas thun solle? oder wie überhaupt die Verhältnisse stehen.

191 Vgl. Fn. 171. 192 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X. Sapium IV, 243a. d. Talgbaum. In: Zander, ebd. S. 1719. 193 Miquel, Friedrich Anton Wilhelm (1811 Neuenhaus / bei Hannover – 1871 Utrecht) war ein deutsch-niederländischer Botaniker und Hochschullehrer. Er studierte Medizin an der Universität Groningen und spezialisierte sich auf die Botanik. 1835/36 war er der Direktor des Botanischen Gartens in Rotterdam. 1846-1859 war er ordentlicher Professor für Botanik an den Universitäten in Amsterdam und Utrecht und amtierte 1870/71 als Rektor der Hochschule. 1862 erhielt er die Direktion des Rijksherbariums in Leiden. Shurtleff, William / Akiko Aoyagi: History of Soybeans and Soyfoods in Germany, (1712-2016), 2. Ausgabe, S. 45 / Nr. 42.

70 Ich wünsche nur, daß zur Zeit194 Ihr Befinden nicht so schlimm seyn möge, daß Sie am Schreiben verhindert sind. Ich empfehle mich als

Ihr aufrichtig ergebener Schnizlein.

S 20) Erlangen, den 21. November 1854 / B[eantwortet] 24.

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [65-68], Nr. S 20, 2 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Da ich sogleich nach der Nachricht von Ihrem Rücktritt in den Ruhestand195 schon am 16. Octob[e]r mir erlaubte Ihnen mein[e]196 Bedauern auszudrücken und zugleich wegen der Lacistemmeen197 schrieb, seither aber kein[e] Erwiederung erhalten habe, so muß ich mir erlauben nochmals zu schreiben, weil mir fast der Gedanke, daß jener Brief verloren gegangen seyn möchte, an Wahrscheinlichkeit gewonnen hat. Es wäre mir dieß sehr unangenehm denn, wie Sie wohl denken können hatte ich mich gesorgt ob u[nd] was ich, nach so gestalteten Verhältnissen thun könne od[er] solle. Wenn ich daher Zeit verloren hätte so hätte dieß sehr schlimme Folgen haben können. Ich wiederhole daher die Frage jetzt, obwohl ich seither mehrfach hörte, daß Schleiden198 und Griesebach199 berufen wurden.

194 Schnizlein hat in seinem Brief Nr. S 17 vom 07. Juni 1854 Martius eine kräftigende Badekur gewünscht und hoffte nun, dass diese dem Briefpartner gut bekommen sei, um sich für ihn bei einer weiteren Bewerbung verwenden zu können. 195 s. Fn. 190. 196 Original: mein[e] Bedauern . 197 Die Untersuchung der Lacistemmeae war Schnizleins Beitrag zur Flora Brasiliensis. 198 M. Schleiden, s. Fn. 31. 199 Grisebach, Heinrich August Rudolf (1814 Hannover - 1879 Göttingen) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. 1832-1834 studierte er Medizin und Botanik an den Universitäten Göttingen und Berlin. 1836 nach erfolgreich abgeschlossener Promotion im Fach der Medizin begann Grisebach 1837 als Privatdozent für Botanik seine Hochschullaufbahn an der Universität in Göttingen. 1841 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1847 erhielt er den Lehrstuhl für Botanik und Naturgeschichte und zugleich die Direktion des Botanischen Gartens in Göttingen. Sein Hauptinteresse galt der Pflanzengeographie. Bereits 1838 führte er in seiner Publikation über botanische Klimazonen („Über den Einfluß des Klimas auf die Begrenzung der natürlichen Floren“) den Begriff der „pflanzengeographischen Formation“ ein. 1839-1850 waren seine Exkursionen durch

71 In Betreff der Lacistemmeen hatte ich gemeldet, daß die Analysen sehr mühsam waren und im Allgemeinen sich nicht so viele Spezies herausstellen als ich Anfangs dachte, auch daß das Material nicht so vollkommen ist als es den Anschein hatte, indem bei Vielen, Früchte u[nd] Samen fehlen, so daß eben sowohl die Erkenntniß als die Beschreibung lückenhaft bleibt. Besonders aber fragte ich an, ob Sie von einer Arbeit Miquel’s200 über Species dieser Familie irgendwo etwas finden können, weil ein Exemplar mit L[acistemmeae] floribundum Miq[uel] bezeichnet ist u[nd] ich in den mir zu Händen befindlichen Schriften nichts darüber angegeben sehe. Mit der Hoffnung nähere Mittheilungen zu erhalten und dem Wunsch, daß Sie sich wohl befinden mögen

Hochachtungsvollst

Ihr

ergebenster

A[dalbert] Schnizlein

S 21) Erlangen, den 20. Dezember 1854

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [67-70], Nr. S 21, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Von Tag zu Tage hoffte ich es abwarten zu können, daß von Wien die Sendung der Polygaleae ankomme, denn schon lange hat H[er]r Fenzl201 mir deren Abgang

Europa vornehmlich auf die Erforschung der klimatischen Vegetationszonen abgestellt; z.B. „Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung.“(1. Aufl. 1872, 2. Aufl. 1884). Wunschmann, Ernst: Grisebach, August, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 49, Leipzig 1904, S. 551-554. Es handelte sich um die seit dem Tode von Zuccarini (1848) noch nicht erfolgte Besetzung des vakanten Lehrstuhles für Botanik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. In einem späteren Brief [Nr. S 27 vom 03. April 1857] an Martius hat Schnizlein berichtet, dass der Schweizer Botaniker, Carl Wilhelm von Nägeli, 1857 zum ordentlichen Professor für Botanik in München ernannt wurde. 200 s. Fn. 193. 201 Fenzl, Eduard (1808 Krummnußbaum / Niederösterreich – 1879 Wien) war ein österreichischer Botaniker. 1825 studierte er Medizin an der Universität Wien und promovierte 1833 mit einem Thema aus der Botanik. Bis 1836 arbeitete er als Assistent an der Lehrkanzel für Botanik. 1840 bis 1878 war er Kustos und Leiter des Botanischen Hofkabinetts. In den Jahren 1849-1878 unterrichtete er als

72 angezeigt, doch bis jetzt war es vergebens. Da nun ein gütiges Anerbieten Ihrer Frau Mutter202 mir Gelegenheit gibt Ihnen das 9t Heft meiner Iconographie zu überschicken, so will ich auch nicht mehr länger es aufschieben um zu schreiben. Weil aber gerade als es Zeit war jenes Päckchen zu übergeben ich nicht auch schreiben konnte, so thue ich es jetzt in der Hoffnung, daß diese Zeilen nicht viel später als jene Sendung anlangen werden.

In Bezug auf Ihr erstes autographirtes Schreiben, die Einlieferung der in Händen habenden Lacistemmeae bin ich in Zweifel, ob denn auch die Polygaleae203 welche dort nicht genannt sind eingesendet werden sollen. Aber auch wegen ersterer bitte ich mir noch wissen zu lassen ob ich ein besonderes Schreiben deßhalb machen soll u[nd] darin erklären, daß ich das treffende Object gerade so in Arbeit habe, daß ich es nicht unter 6-8 Wochen entbehren könne. Ihre zweite Sendung mit dem kleinen Nachtrag der Lacistemmeae, durch die k[önigliche] Hof u[nd] Staatsbibliothek habe ich auch erhalten, die Beischlüsse sogleich besorgt u[nd] danke für die Abzüge von abgebildeten Polygoneen. Das von Petermann204 gefertigte Manuscript über die Filices205 habe ich besorgt.

Über die bewußte Angelegenheit206 bin ich ebenfalls ganz ohne Kenntniß. Indessen habe ich eine Eingabe u[nd] Bewerbung eingereicht u[nd]. zwar nach Rücksprache

Professor für Botanik an der Universität in Wien und leitete den Botanischen Garten. Fenzl war Schüler und akademischer Nachfolger des früh verstorbenen Professors Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849). 1842 wurde er Mitglied der Leopoldina und trug als Mitbegründer verschiedener Gesellschaften und Vereine (z.B. Wiener Zoologisch-Botanische Gesellschaft, Alpenverein) zur Popularisierung der botanischen Wissenschaft in Österreich bei. Wunschmann, Ernst: Fenzl, Eduard, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 48, Leipzig 1904, S. 520. 202 Regina Martius (1772-1856), Ehefrau von Ernst Wilhelm Martius (1756-1849). Sie war die Tochter des Hof- und Universitäts-Apothekers Ernst Wilhelm Weinl und dessen Ehefrau Anna Barbara (geb. Wels) in Erlangen. Mägdefrau, Karl: Martius, Carl Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie Bd.16, Berlin 1990, S. 310-312, [Genealogie]. 203 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IX: Polygaleae IV, 238. d. Kreuzblümchen. In: Zander, ebd. S. 1644. 204 Petermann, s. Fn. 113. 205 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V: Filices I, 26. d. Flügelblatt, Filicium. In: Zander, ebd. S. 1418. Das Manuskript von Petermann war nicht zu eruieren. 206 Vermutlich hat sich Schnizlein 1854 um die ordentliche Professur in München beworben und hat auf eine Empfehlung von Schleiden gehofft. Schacht war bis 1850/51 Assistent von Schleiden in Jena, hat dort promoviert, hat sich 1853 in Berlin habilitiert und wurde 1860 an die Universität in Bonn berufen. Sendtner war 1854 außerordentlicher Professor für Botanik an der Ludwig-Maximilian- Universität in München.

73 mit meinem Freund Graf Carl Pappenheim,207 dies an d[en] König übergeben durch d[en] königl[ichen] Adjut[ant], He[rr]n v[on] Leonrod208.Von Schleiden209 weiß ich weiter gar nichts. Ich wollte nicht an Ihn deßhalb schreiben, denn wenn er nicht so viel von mir hält um ohne mein Andringen mich zu empfehlen, will ich es auch nicht von ihm verlangen. Was man hier so bisweilen hört, käme er nicht hin u[nd] ich habe von Schachts210 Berufung u[nd] Sendtner’s211 geringen Chancen gehört. Ich habe im Minist(erium) keinen so zuverlässigen Freund, denn wie ich glaube habe ich mich in H[err]n v[on] Bezold212 getäuscht, welcher sonst aufrichtig mir geneigt war, jetzt aber den verschlossenen Diplomaten zu spielen scheint. Nach jener Bewerbung nämlich um Verbesserung des Gehaltes,213 wo ich statt der vom hiesigen Senat beantragten 200 fl. nur 100 erhielt, gab er mir keine Antwort auf meinen Brief, worin ich bat mir offen zu sagen ob ich diese Herabsetzung in einer gegen mich vorliegenden Ungunst zu suchen sey od[e]r ob äußere Umstände dazu Anlaß wären. Ihre Frage über meine aufgestellten Familien (ohne Kryptogamen wohl?) muß ich dahin erwiedern, daß ich deren Characteristik noch nicht veröffentlicht habe. Was ich in der Abhandlung der nürnb[erger] naturhist(orischen) Gesellschaft214 wollte war, bloß hervorzuheben, daß hier, bei den Kryptog[amen] die bisher sogen[annten] Familien einen größeren Valor215 haben, als die der Phanerogamen u[nd] dennoch nicht so weit gegangen werden dürfe als die Monographisten (Kützing,216 etc.) welche auf ihrem isolirten Standpunct, wie auf einer Insel einen

207 Karl (Carl) Theodor Friedrich zu Pappenheim, Graf zu Pappenheim (1771 Pappenheim-1853 Pappenheim), s. Fn. 73, Brief Nr. M 2 vom [Februar 1848]. 208 Herr von Leonrod war ein bayerischer Staatsbeamter mit Zutritt zum König. (19. Jahrhundert). 209 Schleiden: s. Fn. 31. 210 Schacht: s. Fn. 164. 211 Sendtner: s. Fn. 168. 212 Herr von Bezold war ein bayerischer Staatsbeamter für Finanzen (19. Jahrhundert). 213 Verbesserung des Gehaltes: Vgl. Brief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853. 214 In den Jahren 1866-1867 war Schnizlein stellvertretender Vorsitzender, 1867-1869 der Vorsitzende der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg. Die Gesellschaft wurde 1801 von dem Arzt Dr. Johann Karl Osterhausen, dem Kupferstecher Jakob Sturm (Vater des Botanikers Johann Wilhelm Sturm) und dem Lehrer Dr. Johann Wolf gegründet. Damals wie heute ist die Verbreitung naturwissenschaftlichen Wissens, der Naturgeschichte und des Naturschutzes das erklärte Ziel der Gesellschaft. Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V. (http://www.nhg-nuernberg.de/, Abruf: 14. Januar 2017. 215 (lat.) Valor: Wert. 216 Kützing, Friedrich Traugott (1807 Ritteburg bei Artern – 1893 Nordhausen) war ein deutscher Botaniker und Algenforscher. Besonders auf dem Gebiet der Algenkunde hat Kützing bahnbrechende Erfolge erzielt. Seine Gesamtdarstellungen gelten als Standardwerke dieses botanischen Spezialgebietes: „Species algarum“, Leipzig 1849. Er war zunächst als Apotheker tätig und konnte

74 Staat bauen ohne zu bedenken, daß es noch mächtigere Reiche gibt, gegen welche sie nur einen kleinen Gau bilden.

Payer’s217 Organogamie kenne ich nur aus der Annonce in d[en] Annales des Sc[ience]. naturelly. Eben daselbst sind auch von demselben schon mehrere Entwicklungsgeschichten gegeben worden, die wohl eben so seyn werden als die seiner Organogamie. Mir ist d[as] Werk zu theuer. Die Entwickl[ungs]geschichten schießen aber auch oft fehl, u[nd] oft mit ihnen Schacht218 u[nd] Consorten. Payer z.B. schließt daraus daß die s[o] g[enannte] petela v[on] Mesembriathemum219 verwandelte Stamine sind weil sie sich nach diesen entwickeln sollen, ein andermal sind wieder d(ie) Stam[ine] verwandelt[e] petela, weil die petela sich vorher entwickeln. Da geht alle Einheit des Gedankens verloren. – Haben Sie gelesen wie Crüger220 den Schacht betrumpft in der Anmerkung über die Lebenssaftgef[äße] der Apocyneen221 in bot[anische] Zeitung Nr. 46. Leben Sie recht wohl, ich wünsche heitere Feiertage u[nd] ein recht glückliches Neues Jahr mit der Bitte um Ihre fernere Gewogenheit.

Ihr ergebenster Sch[nizlein]

Ich bitte um gütige Übersendung des Einschlusses u[nd] Heftes der Iconogr[aphie] an Wettstein.222 [Notiz am linken Briefrand].

1837 die Bedeutung der Hefe bei der alkoholischen Gärung nachweisen. Nach seinem naturwissenschaftlichen Studium in Halle und botanischen Forschungsreisen, z.B. in Italien und in den Alpen, war er 1838 als Lehrer der Naturwissenschaften an der Realschule in Nordhausen tätig und wurde 1843 zum Professor ernannt. Wunschmann, Ernst: Kützing, Friedrich Traugott, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 51, Leipzig 1906, S. 460. 217 Payer, Jean-Baptiste (1818-1860) war ein französischer Arzt, Geologe und Botaniker. 1840 war er Professor für Geologie und Mineralogie in Rennes; 1844 übernahm er den Lehrstuhl für Botanik in Paris; 1852 wurde er zum Professor der Organographie der Pflanzen ernannt. Es handelt sich um die Schrift: Traité d'organogénie comparée de la fleur, 1857. Payer, Jean Baptiste, in: Bibliothèque Nationale de France. [data.bnf.fr/10533055/jean_baptiste-payer] abgerufen am: 24.09.2018. 218 s. Fn. 164. 219 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VII: Mesembryanthemum, III, 205. d. Eiskraut. In: Zander, ebd. S. 1555. 220 Crüger, Herrmann, Westindische Fragmente, in: Allgemeine Botanische Zeitung No. 46, Regensburg, den 14. December. Weitere biographische Daten waren nicht zu eruieren. 221 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, I: Apocyneae II, 132. d. Hundsgift. In: Zander, ebd. S. 1211. 222 Schnizlein hat sich auf Karl von Wettstein (1832-1902) Staatsbeamter und Vater des berühmten österreichischen Botanikers Richard von Wettstein (1863 Wien – 1931 Trins, Tirol) bezogen, der als der Begründer der Pflanzensystematik gilt. Knoll, Fritz Prof. Dr. und Janchen, Erwin Prof. Dr. (Hrsg.) Österreichische Botanische Zeitschrift, Bd. LXXXII, Wien 1933, S. 6-9.

75 [U12] Erlangen, den 31. Juli 1855

J. Döderlein, Dekan der Philosophischen Fakultät Erlangen, Einladung an die Kollegen.

Verehrte Herrn Collegen!

Nachdem der alles andere absorbierend allerhöchste Besuch vorüber ist und meine gehäuften Schulgeschäfte mir die Möglichkeit geben, beehre ich mich Sie auf

morgen Mittwoch den 1. August

um 11 Uhr zu einer Sitzung einzuladen. Gegenstände der Beratung sind

1Die Eingabe an den k[öniglichen] Senat resp[ektive] Schreibens des [fall fig] Berichtsentwurfs des Ew. [Ehrenwerten] Coll[egen] v[on] Staudt223.

2 Die Bewerbung des Ew. [Ehrenwerten] Coll[egen] Schnitzlein um eine ordentliche Professur.

3 Mittheilung von Promotionsgesuchen.

4Weitere Besprechung über das bisher übliche Conditionsjahr [Probezeit, befristete Anstellung] der Facultätsmitglieder.

Hochachtungsvoll

J. Döderlein224 d. Z. Decan

Unter gegenwärtiges Promotionsgesuch des Musik- und Gesanglehrers und

[flymologen] Herr erlaube ich mir kein Urtheil und trete gerne jedem competenten Votum bei.

223 Staudt, Karl G. Chr. von (1798 – 1867 Erlangen) studierte Mathematik 1819 in Göttingen und legte 1822/23 das Staatsexamen für das höhere Lehramt in München ab. 1822 unterrichtete er als Gymnasialprofessor in Würzburg. 1823 promovierte er in Erlangen, habilitierte 1824 in Würzburg und avancierte zum Privatdozent der Mathematik. 1827 unterrichtete er am Gymnasium in Nürnberg. 1835 wurde er zum ordentlichen Professor in provisorischer Eigenschaft für Mathematik in Erlangen ernannt. Wachter (2009), S. 216. 224 J. Döderlein, s. Fn. 23.

76 Wegen der Einladung auf morgen bitte ich diesesmal um gütige Nachsicht, wenn ich nicht erscheinen sollte; da ich wahrscheinlich nicht hier sein werde und einen genügenden Grund der Abwesenheit habe. D. CW [Carl Wilhelm] Böttiger 30/VII225

Ich muß bitten es zu entschuldigen daß ich Mittwoch den 1 August 11 Uhr Vormittags nicht zu erscheinen vermag, da ich von 11 - 12 Uhr Experimentalpysik vorzutragen habe. Kastner226

Ich werde in der Sitzung erscheinen. Dr. v. Staudt

Desgl[eichen] Rudolf von Raumer.227

Kigerbach228

Heyder229

Ich bin durch Vorbereitungen zum Examen um 11 Uhr sehr in Anspruch genommen, (von 10 – 11 lese ich. u[nd] kann deshalb diese Vorbereitungen nicht früher [treten]. Daher ich um Verzeihung bitte, wenn ich erst später zur Sitzung komme. v[on] Raumer Sen[ior].230.

Geschehen am 1ten August 1855

In der Sitzung vom 1 Aug 1855 beschließt die philosophische Fakultät:

1) der Antrag der philosophischen Fakultät in Beziehung auf die Sitzung des Königlichen Academischen Senats vom […]231 soll nach dem Entwurf des Herrn Prof[essors] v[on] Staudt demselben vorgelegt werden.

2) die philos[ophische) Fakultät beharrt auf dem früher in Beziehung auf die Beförderung des Prof[essors] extraord[inarius] Schnitzlein zum Professor ordinarius

225 C. W. Böttiger, s. Fn. 22. 226 K. Kastner, s. Fn. 18. 227 R. v. Raumer, s. Fn. 137. 228 Kigerbach. Es wurde kein Eintrag gefunden. 229 Heyder, Carl Ludwig Wilhelm (1812 Erlangen 1833 – 1886 Erlangen) studierte ab 1833 Theologie in Erlangen und München. 1838 promovierte er in Erlangen und erhielt 1838 die venia legendi für Philosophie. Er war in verschiedenen Positionen an der Universität tätig: 1839 Privatdozent für Philosophie, 1847 außerordentlicher Professor, 1852 ordentlicher Professor. 1854 wurde er als Mitglied in den Senat aufgenommen und amtierte 1862/63 als Prorektor. Zusätzlich unterstand ihm die Leitung der Kupferstich- und Kunstsammlung der Universität. Wachter (2009), S. 92f. 230 Karl Ludwig Georg von Raumer (sen.) lehrte 1840 als ordentlicher Professor Naturgeschichte und Mineralogie in Erlangen. 231 Leere Stelle im Originaltext.

77 eingereichten Gutachten vom 7ten März laufenden Jahres erst jedoch sich noch weitere Notizen zu verschaffen, welche zur Begründung derselben geeignet sind. Die Anfrage welche an Prof[essor] Schnitzlein ergangen, ob er die ordentliche Professur in Heidelberg annehmen würde, soll dem Königl[ichen] acad[emischen] Senat das einfach als Thatsache mitgetheilt werden.

J. Döderlein232

K. v. Staudt233 v. Raumer sen.234

Kigerbach235

R[udolf] v[on] Raumer236

Heyder237

S 22) Erlangen, den 30. September 1855

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [71-74], Nr. S 22, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Die Gelegenheit der Reise des Franke238 kann ich nicht vorüber lassen ohne Ihnen einige Zeilen zu senden, da Sie mir erlaubt haben, auch ohne spezielle Gründe bisweilen etwas von hier zu hören.

Gute Neuigkeiten kann ich allerdings nicht melden, denn weder ist, was mich betrifft, eine bessere Situation eingetreten, noch kann ich Ihnen mein Versprechen

232 s. Fn. 23. 233 s. Fn. 223. 234 s. Fn. 230. 235 Kigerbach: es wurde kein Eintrag gefunden. 236 s. Fn. 227. 237 s. Fn. 229. 238 s. Fn. 169.

78 bezüglich der Flora brazil[iensis]239 als der Erfüllung nahe, melden.

Was diese Arbeit betrifft, so war es mir in diesen Ferien unmöglich sie zu fördern, denn zu Anfang mußte ich dringend einige Schritte weiter mit meiner Iconographie thun, den September aber bestimmte ich der mir ebenfalls sehr nöthigen Erfreuung. Obgleich dieß vorherrschte, so blieb ich doch nicht unthätig, denn theils habe ich noch einige Besuche auf Basaltbergen der Oberpfalz machen wollen, theils meine pflanzengeogr[aphische] Abhandlung entwerfen. Hinzu waren aber noch viele Vorstudien, besonders heimischer Art, zu machen. Diese habe ich theils in Ansbach240 theils in Nördlingen vollbracht u[nd] bin nun seit einigen Tagen wieder hier um im October noch manches aus zu arbeiten.

Sendtners241 Abhandlung in Licty’s Annalen hat mich sehr wenig befriedigt u[nd] finde ich höchst ungenügend, ja kaum seines sonstig gezeigten Urtheils würdig. Es sind völlige Absurditäten nachzuweisen. Ich aber war höchst gespannt darauf, denn bei seinem eiligen Hierseyn, verwies er auch stets darauf, daß ich alles bald gedruckt lesen werde, weil er in keine Diskussion eingehen und mit Machtsprüchen alles widerlegen wollte, was ich zu bedenken vorbrachte.

Thurmann242 in Porrentruy ist leider gestorben, bald nachdem ich ihn besucht gehabt hatte. Es ist mir sehr unlieb weil die Frage in anderen Händen stets eine andere Seite erhält u[nd] mit ihm sehr gut umzugehen war.

Ohnlängst hatte ich gehofft Aussichten nach Heidelberg zu erhalten, doch geschehen keine weiteren Schritte. Es hatte mir nämlich H[er]r. Döll243 geschrieben, ob ich

239 „Flora Brasiliensis“(1840-1906); s. Brief Nr. S 12 vom 12. Januar 1852. Schnizlein gab dem eigenen Werk der Iconographie die Priorität und wollte ab dem 15ten Heft an der Flora von Martius mitarbeiten. 240 Ansbach: Wohnsitz der Mutter Dorothea Schnizlein (1781-1859); Nördlingen: Wohnsitz des Schwagers Albert Frickhinger (1818-1879). 241 Sendtner, Otto (1813-1873); Brief Nr. S 21 vom 20. Dezember 1854. Es handelte sich um die geo- botanische Abhandlung: „Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie und mit Bezugnahme auf die Landeskultur“, München 1854; S. 941. 242 s. Fn. 152. / s. auch Brief Nr. 17 vom 07. Juni 1854. Schnizlein wollte in die Umgebung des Schwarzwaldes und des Kaiserstuhles und auch in die Schweiz (Porrentruy) reisen, um die Beweise der Forschungen von Thurmann nachzuprüfen. 243 Döll, Johann Christoph (1808 Mannheim – 1885 Karlsruhe) war ein deutscher Botaniker und Bibliothekar. Er studierte Naturwissenschaften, Theologie und Philosophie an der Universität Heidelberg. 1831 wurde er Pfarrer und war bis 1840 mehrfach als Sprachlehrer angestellt. 1840 unterrichtete er an der höheren Bürgerschule in Mannheim Botanik und Zoologie. 1843-1872 leitete er als Oberbibliothekar die Großherzoglich Badische Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe. In der Folgezeit war er botanisch-wissenschaftlich tätig und veröffentlichte zahlreiche Schriften über die

79 nicht von Erlangen abzugehen geneigt wäre. Wie gesagt ist aber bisher nichts weiter darauf erfolgt.

In Freiburg244 ist auch noch keine Besetzung erfolgt. Haben Sie denn keine Bekannten in Heidelberg245 od[er] Karlsruhe, durch welche ich einen Ruf erhalten könnte.

Der Tod Weinkaufs246 kann nun auch Ursache werden, daß meine Bemühungen um den hiesigen Garten ins Stocken gerathen, denn Franke war sehr thätig und sucht nun sein Ziel in München zu erreichen, was ich ihm nicht verübeln kann.

De Candolle‘s247 Pflanzengeographie248 welche ich mit Spannung erwartete, hat mir nicht sehr gefallen. Es ist unendlich breit geschrieben und wichtige Fragen sind kurz abgemacht oder auch gar manche Quellen, besonders der deutschen Literatur, gar nicht benützt. Koch,249 in Berlin, will ebenfalls ein Werk dieses Inhaltes

Flora seiner Heimatregion (z.B. „Rheinische Flora“, 1843). Wunschmann, Ernst: Döll, Johann Christoph, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 47, Leipzig 1903, S. 740. 244 1852 erhielt Carl Wilhelm von Nägeli den Lehrstuhl für Botanik in Freiburg. Nägeli, Carl Wilhelm von (1817-1891) war ein Schweizer Botaniker. Er studierte zunächst Medizin in Zürich und wechselte zur Botanik. Dieses Studium setzte er in Genf (bei Alphonse de Candolle) und in Berlin fort. Sein akademischer Berufsweg führte ihn nach Jena als Mitarbeiter von Matthias Schleiden. Nach der Ernennung zum außerordentlichen Professor in Zürich erhielt er 1852 den Lehrstuhl für Botanik in Freiburg. Ab 1857 lehrte er als ordentlicher Professor Botanik und Mikroskopie bis zu seiner Emeritierung (1889) an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Hoppe, Brigitte: Nägeli, Carl Wilhelm von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 18, Berlin 1997, S. 702. 245 s. Brief Nr. [U12] vom 31. Juli 1855. Einladung zur Sitzung am 01. August 1855 / Geschehnisse: Anfrage an Schnizlein bezüglich einer Annahme der ordentlichen Professur in Heidelberg. 246 s. Fn. 169. Herr Franke war bisher Gärtner im Botanischen Garten in Erlangen. Er bewarb sich für den Posten des verstorbenen Herrn Weinkauff als Obergärtner im Botanischen Garten in München. 247 Candolle, Alphonse Pyrame de (1806 Paris – 1893 Genf) war ein Schweizer Botaniker und Wissenschaftssoziologe. Er studierte zunächst Jura an der Universität Genf und wechselte später zum Studium der Botanik über. 1831 erhielt er die Honorarprofessur und 1835 den Lehrstuhl seines Vaters für Botanik an der Universität Genf. Neben zahlreichen botanischen Veröffentlichungen in der Gemeinschaftsarbeit mit Vater und Sohn war De Candolle sozialwissenschaftlich tätig. Er erforschte die Grundvoraussetzungen „Vererbung, soziale Stellung, politisches Umfeld, Religion“ für herausragende Wissenschaftler. Candolle, Alphonse, in: Bibliothèque Nationale de France [data.bnf.fr/12015148/alp._de_candolle/] abgerufen 07.09.2018. 248 Es handelt sich um die geo-botanische Abhandlung: „Géographie botanique raisonnée ou exposition des faits principaux es des lois concernant la disposition géographique des plantes de l’époque actuelle“ (1855) Candolle, Alphonse Pyrame Lexikon der Biologie. [https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/candolle-alphonse-pyrame/11955] abgerufen, 07.09.2018. 249 Koch, Karl, H. (1809-1879) war ein deutscher Botaniker. Er studierte Medizin und Botanik an den Universitäten Jena und Würzburg. Nach zweifacher Promotion (Dr. phil./ Dr. med.) war er an der Universität Jena als Privatdozent und außerordentlicher Professor (1836) tätig. 1850 habilitierte er sich in Berlin doch wurden seine Bewerbungen für eine ordentliche Professur in der Botanik abgelehnt. 1852 war er als Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus tätig. Er beriet Fürst H. v. Pückler-Muskau bei dessen Plänen für einen Landschaftspark. Wunschmann, Ernst: Koch, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 395-398.

80 schreiben. Mit dem Wunsche, daß Sie diese Zeilen im besten Wohlseyn treffen möchten in unveränderter Verehrung

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 23) Erlangen, den 26. Dezember 1855

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [75-76], Nr. S 23, 2 S.

Hochverehrtester Herr Hofrath!

Sie beschämen mich ungemein durch den Dank für die Fortsetzung der Iconographie, während ich für die gütige Zusendung des neuen Faszikels der flora brasiliensis250 noch nicht meinen ergebensten Dank abgetragen habe. Dieß möchte ich nun vor Allem hiemit gethan haben u[nd] füge zu meiner Entschuldigung an, daß bei der letzten Sendung von Büchern nach München, mir die Zeit durchaus nicht langen wollte u[nd] so dann, daß mich mein Schuldgefühl die Verzögerung nicht überwinden ließ. Ich gestehe nemlich, daß ich leider an dem Ihnen zugesagten Elaborat noch nicht weiter gekommen bin u[nd] weiß es nicht anders zu begründen um Ihre Nachsicht zu erlangen, als daß ich Sie versichere wie ich an den nöthigsten meiner Arbeiten, an der Abhandlung über die Verbreitung der Pflanzen in Bezug der Bodenbeschaffenheit, derentwegen ich im Sommer eine Reise nach der Schweiz gemacht hatte,251 auch nicht einen Schritt weitergemacht habe. Hieran war besonders der Unmuth Schuld welcher durch neue Hindernisse meiner Beförderung gethan wurde. Sodann ist auch die sehr dringende Beschäftigung mit meinem Collegium, woran ich heuer mehr als je vorzutragen habe Schuld, ich lese: Anatomia, Physiologia, mediz[inische] Bot[anik], Kryptogamenkunde u[nd] noch ein

250 Flora Brasiliensis (1840-1906), 40 Teilbände. S. Anhang, Kap. 12.4 / „Iconographia“ – „Flora Brasiliensis“. 251 s. Fn. 152. Thurmann, Jules (1804 Neuf-Brisach/ Elsaß-1855 Pruntrut) Brief Nr. S 22 vom 30. September 1855. Porrentruy: Schweiz / süd-westl. von Basel. Schnizlein wollte an Ort und Stelle die geo-botanischen Untersuchungen von Thurmann überprüfen.

81 Repetitorium.252 - Jene Hindernisse werden noch immer geltend gemacht dadurch, daß man mir es nachträgt, nicht durch den Senat berufen sondern vom Minist[erium]253 angestellt worden zu sein. Diesen geheimen Grund habe ich aus sicherer Quelle. Gutachter zweier Facultäten, der mediz[inischen] u[nd] philos[ophischen] welche eingeholt wurden, haben einstimmig meine Beförderung zum Ordinarius beantragt, um aber im Senat ein Separat Votum meiner Gegner (Juristen u[nd] Theologen) zu vermeiden, ist auch der Senat nicht seinem Gutachten beigetreten.

Durch solche Verhältnisse ist eine Lähmung od[er] Gleichgiltigkeit wohl erklärlich. Dazu noch die Familie in Sorgen bei diesen theuren Zeiten u[nd] das heurige Weihnachtsgeschenk eines 6t Kindes, das zwar ein Knab,254 mein erster ist, aber dennoch nicht eben beitragen kann, mir neuen Muth zu geben um mit Eifer u[nd] Erfolg zu arbeiten.

Sie erwähnen eines Bandes des Bot[anischen] magaz[ins] den ich in Händen haben soll, indeß erlaube ich mir zu bemerken, daß ich so lange ich hier bin, mich nicht entsinne auf Ihre Caution etwas aus der Hofbibliothek erhalten zu haben, da meine Ministerialerlaubnis, Bücher mit Kupfern von dort zu erhalten, schon seit 1847 besteht. Wie beiliegender Recognitionsschein aus weist, habe ich auch den fraglichen Band 58 richtig eingeliefert u[nd] weiß daher nichts näheres darüber. Ich bitte diesen Schein gut aufzubewahren, damit ich im Fall einer Reclamation nicht in Schadenersatz hineinkomme.

Ich wünsche Ihnen von ganzer Seele ein glückliches neues Jahr u[nd] bitte um Ihre fernere freundschaftliche Gewogenheit als

Ihr ergebenster

Schnizlein

252 Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen: WS 1855. 253 Adalbert Schnizlein wurde am 05. Februar 1846 entgegen dem Willen des Senates durch Ministerialerlass als Privatdozent zugelassen. Die nicht ‚rite’ abgeschlossene Gymnasialausbildung und die mangelnden Lateinkenntnisse wurden Schnizlein zum Vorwurf gemacht. Die Berufung zum außerordentlichen Professor der Botanik am 18. Juni 1850 erfolgte ebenso von ‚oben’ nur durch königliches Restrict. Barth: Gedenkblatt (21. April 1914), II, 4. Sp. 254 Schnizleins Kinder (6): Maria (1845), Emma (1847), Bertha (1849), Sofie (1851), Ida (1852), Otto (Dez. 1855).

82 S 24) Erlangen, den 10. Januar 1856

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [77-79], Nr. S 24, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre gütige Mittheilung, betreffend den Verkauf von Herbarien in London, habe ich mit Vergnügen erhalten und danke Ihnen bestens für das gefällige Andenken. Ich bin jedoch nicht im Stande eine Bestellung darauf zu machen, denn meine eigenen Mittel erlauben mir dieß durchaus nicht und für den botan[ischen] Gart[en] wäre so irgendeine abgerissene Flora doch ohne Nutzen, wenn nicht eine Familie vorzugsweise vertreten wird. Überdieß würde wahrscheinlich eine größere Summe disponibel sein müssen als der gewöhnliche Etat erlaubt u[nd] deßhalb besondere Erlaubniß u[nd] dergl[eichen] nothwendig werden, während ich solche Eingaben recht satt habe u[nd] ohnehin wahrscheinlich dergleichen erneuern muß wenn nicht die Zustände unseres Gartens so gar schlecht bleiben sollen als bisher.255 In Bezug auf Ihre gütige Auffoderung meine Ansicht über einen Artikel der brasil[ianischen] Flora auszusprechen, bin ich dadurch in unverhohlene Verlegenheit gebracht. Wie sollte ich Ihnen gegenüber hier etwas andeuten können? Ich kenne ja das Object u[nd] seine Geschichte viel zu wenig u[nd] würde anmaßend erscheinen hier etwas zu beurtheilen

Dennoch glaube ich, von meinem Standpuncte aus, daß bei einer solchen Besprechung hervorgehoben werden dürfte, wie für jenes ferne Land mehr geschieht als für Europa256, während die Aufgabe mir ziemlich gleich groß genannt werden kann. Sodann wäre die Haltung der descriptiven Botanik zu gedenken welche dieselbe in neuerer Zeit angenommen hat u[nd] wie sie hier ihre besten

255 Im Gegensatz zu Martius, der z. T. großzügigere finanzielle Mittel für den Botanischen Garten in München zur Verfügung hatte, war der Etat für Schnizlein hinsichtlich der Ausstattung des Botanischen Gartens in Erlangen eng bemessen. Ein Ankauf fremdländischer Herbarien, wie von Martius vorgeschlagen, war finanziell nicht möglich. 256 Schnizlein war zu diesem Zeitpunkt mit der Zusammenstellung seiner Analysen der europäischen Pflanzenfamilien beschäftigt, daher galt sein literarisches Augenmerk vornehmlich Europa: Schnizlein, A.: „Analysen zu den natürlichen Ordnungen und deren sämmtlichen Familien in Europa“, Erlangen 1858.

83 Repräsentanten257 findet. Eine Haltung die durch die vorgeschrittene Morphologie und Anatomie begründet u[nd] bedingt ist.

Die Schwierigkeit mit dem getrockneten Material258 zu arbeiten möchte auch nicht übergangen werden und die Güte der Abbildungen, sowie deren reiche Analysen und landschaftlichen Beigaben, könnten kaum verschwiegen werden.

Dieß sind jedoch nur unzusammenhängende Gedanken und ich kann mir besonders in Rücksicht auf das genannte Zeitungsblatt259 keine klare Ansicht bilden, was dort dargestellt werden sollte.

Hat sich der gesuchte Band des Bot[anischen] mag[azins] gefunden?

Mit unveränderter Verehrung

Ihr ergebenster

Schnizlein.

257 Mit Hilfe der fortentwickelten Mikroskopiertechnik wurden genauere Untersuchungsergebnisse über den Bau der Pflanzen erzielt. Mit der detaillierten Morphologie, die die „Gestalt“ der Pflanzen beschreibt, wurde nunmehr ein neuer deskriptiver Teilbereich der Pflanzenanatomie möglich. Als führend dabei galten: Robert Brown (1773-1858), Hugo von Mohl (1805-1872), Carl von Nägeli (1817-1891) und Matthias Jacob Schleiden (1804-1881). Brown, Robert (1773 Montrose /Schottland - 1858 London), war ein schottischer Botaniker. Er studierte Medizin und Botanik an der Universität Edinburgh. Brown war 1795 als Militärarzt in Irland eingesetzt, wo er den Londoner Botaniker Sir Joseph Banks kennenlernte, dem er die Teilnahme an der Expedition nach Australien (1801-1805) verdankte. Als Bibliothekar der Linnéan Society und später als Kurator der Botanischen Sammlungen im British Museum war er mit der Untersuchung und Veröffentlichung des importierten Pflanzengutes und der umfangreichen botanischen Hinterlassenschaft von Banks befasst. Aufgrund seiner vielseitigen mikroskopischen Forschungsarbeiten zur Pflanzenmorphologie mit der Entdeckung von unterschiedlichen Samenanlagen und des Zellkerns wurde er mit der Aufnahme in zahlreiche Gelehrten-Akademien geehrt. (1812 Royal Society, 1812 Preußische Akademie der Wissenschaften, 1818 Leopoldina, 1842 preußischer Orden: Pour le Mérite, 1849 American Academy of Arts and Sciences ) Robert Brown (1773-1858). In: Encyclopädia Britannica, 11. Auflage. Bd. 4, London 1910-1911, S. 661. Mohl, Hugo von: s. Fn. 143; Nägeli, Carl von: s. Fn. 244; Schleiden, Matthias: s. Fn. 31. 258 Schnizlein beklagte oftmals die mangelnde Qualität der Pflanzenproben. (s. Fn. 125 / vgl. auch Brief Nr. S 19 vom 16. Oktober 1854: „[…] wegen der Lacistemmeae. Seit mehreren Wochen arbeite ich bereits an den Analysen u[nd] Beschreibungen. Erstere gehen sehr langsam vorwärts, weil sie ungemein schwierig sind, da die Theile äußerst klein u[nd] wegen des getrockneten Zustandes sehr schwer zu behandeln sind, versteht sich, selbst im unausgereiften Zustand.“) 259 Die Botanische Gesellschaft zu Regensburg (1790-2017). Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Artikel in der botanischen Zeitschrift ‚Flora’ handelt; s. Fn. 70.

84 M 1) München, den 20. Juli 1856

Carl von Martius, München, an Adalbert Schnizlein, Erlangen

H BSM Martiusiana II, A. I, Korr. Schnizlein, [0001], Nr. M 1, 1 S.

Herrn Prof[essor] Schnizlein

Lieber Freund,

Tulasnes260 Msc[Manuscript] zu Monizien261 liegt zum Druck vor; aber lieber ließe ich stattdessen Ihre Lacisten262 auf die Salicinae263 folgen, dann erst Mon[izien].

Schreiben Sie mir daher gefälligst umgehend bis wann ich Ihr Lac[istemmeae]264 erwarten darf. Diese 12 Arten könnten Sie mir ja leicht bis Anfang Sept[ember] schicken und dann würde ich solange auf die Moni[izien] warten.

Herzlich grüßt

Ihr

Martius.

M 2) Erlangen, o. D. Mitteilung, [Juli 1856].

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusana II, A. I, Korr. Schnizlein, [0002], Nr. M 2, 1 S.

Die Mitteilung erhalte ich im Examinationszimmer und bitte hiermit die kürzeste Antwort zu entschuldigen. Das Manuscript der Lacistemmeae werde ich bestimmt bis Anfang Sept[ember] übergeben. (sofern ich gesund bleibe).

260 Tulasne, Louis-René (Edmond) (1815 Azay-le-Rideau – 1855 Hyères) war ein französischer Botaniker und Mykologe. Er studierte zunächst Rechtswissenschaft widmete sich aber neben seiner Tätigkeit als Anwalt der Botanik. 1842 wurde er Assistent am Nationalen naturhistorischen Museum in Paris. In seinen botanischen Studien widmete er sich vornehmlich den Monimiaceen und der Pilzkunde. Bibliothèque Nationale de France [data.bnf.fr.123008900/louis-rene_tulasne] abgerufen am 04.03.2018. 261 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VII. Monimiaceae, II, 105. 262 s. Fn. 171. 263 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X. Salicineae, II, 99. 264 s. Fn. 171.

85 Das Journal wird Herr Coll[ege] Will265 mitsenden. Mit nächster Gelegenheit wollen Sie gütigst bei Bentham266 ein Expl [Exemplar] für uns bestellen.

Hochachtungsvoll

Gruß

S[chnizlein].

S 25) Erlangen d. 2. [02. November 1856]267

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [6-9], Nr. S 25, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Hoffend, daß der schnell eingetretene starke Frost Sie nicht bestimmt hat Ihre Rückkehr von Schlehdorf268 zu beschleunigen, sende ich Ihnen diese Zeilen dorthin.

Vorallem sage ich Ihnen wie sehr ich und meine Frau an dem so schnell Sie betroffenen Verlust Ihrer allgemein geehrten Fr[au] Mutter269 Theil genommen haben

265 Will, Johann Georg Friedrich (1815 Bayreuth - 1868 Erlangen) studierte Medizin und Naturwissenschaften in den Jahren 1834-1838 an den Universitäten München, Erlangen und Würzburg. 1838/1840 promovierte er in Erlangen zum Dr. med. und Dr. phil. Er habilitierte 1841 in der Medizin in Erlangen und war seitdem in unterschiedlicher Position an der Universität tätig: 1842 als Privatdozent für Medizin, 1845 als außerordentlicher Professor für Zoologie, vergleichende Anatomie und Veterinärmedizin, 1848 als ordentlicher Professor. Ley: Professoren und Dozenten, Teil 2 (1999), S. 217f. 266 Bentham, George (1800 Stoke / Devon – 1884 London) war ein englischer Botaniker. Er verbrachte seine früheste Jugend in Sankt Petersburg und nach dem Umzug nach Montpellier (F) erforschte er die Flora der Pyrenäen. 1832 nach dem Jurastudium in London war er für kurze Zeit als Richter tätig. Beruflich und wissenschaftlich richtete er nun sein Augenmerk auf die Botanik. 1827 befasste sich Bentham in seiner Schrift: „Entwurf eines neuen Systems der Logik“ mit einer effizienten Klassifizierung von Pflanzen. 1830 arbeitete er als Sekretär der Gartenbaugesellschaft und stand später als Präsident der Linnéschen Gesellschaft in London bevor. Bettany, George Thomas: Bentham George, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 04, S. 263-267. 267 Die Listen-Nr. [6-9] für den undatierten Brief - Erlangen d. 2. - sind irreführend. Aufgrund der nachfolgenden Information lässt sich das Datum des Briefes – [02. November 1856]- erschließen. Frau Regina Martius (1772-1856), die Mutter von Carl von Martius, starb am 18. Oktober 1856; Schnizlein kondolierte und ging zur Beerdigung. Er hat von einem frühen Frosteintritt berichtet, was auf die frühen Novembertage zutreffen könnte. Ein früher Wintereinbruch hat ihn veranlasst, seine ebenfalls betagte Mutter, Dorothea Schnizlein (1781-1859), nach der Beerdigung (spätere Oktobertage) in Ansbach zu besuchen. Der Vater, Ernst Wilhelm Martius (1756-1849) war vor 7 Jahren verstorben, was auf die „Trauerfälle in letzten Zeiten“ hindeuten könnte. 268 Schlehdorf: Wochenendsitz der Familie von Martius nahe Bad Tölz in Oberbayern. 269 Vgl. Fn. 202. Regina Martius (1772-1856).

86 und wünschen daß Sie doch ferner nach mehreren in letzten Zeiten Sie betroffenen derartigen Trauerfällen,270 auf lange verschont seyn möchten. Ihr lieber Brief welcher nach dem bewußten Correcturbogen kam, konnte meinerseits nicht mehr beantwortet werden; theils weil ich hoffte Sie hier zu sehen und Ihre gütige Aufforderung zu Mittheilungen über Erlebnisse in Wien, besser mündlich erfüllt worden wäre, theils weil ich am Tage nach der Beerdigung Ihrer l[ieben] Fr[au] Mutter, schon wieder von hier fort mußte, um meine ebenfalls bejahrte Mutter in Ansbach vor eintretendem Winter zu besuchen, da selbe wegen ihres Alters nicht wie sonst alljährlich uns hier [in Erlangen] besuchen kann. Von dort kam ich nun erst gestern Nachts zurück u[nd] finde Ihre werthen Zeilen vor mit der Frage über wichtige literarische Erscheinungen. Obwohl dieselbe an sich schwer ist, so ist sie es mir noch mehr, weil ich noch etwas von der Reise beunruhigt bin.

Überdieß würden, wie ich mir die Sache denke, Angaben von mehreren Arbeiten, Sie wenig befriedigen u[nd] eine bestimte Meinung mehr nützen. Die Schwierigkeit liegt aber theils in dem vorgeschriebenen Zeitmaaß, theils darin daß in diesem Raume überhaupt keine so entschieden folgereiche Arbeit erschien, als vielleicht vorher mehrere in einem Jahre auftraten u[nd] wie ich vermuthe auch in nächsten Jahren uns Mohl271 vorliegen werden. Von den genannten, würde ich zwar Unger‘s272 Anatomie u[nd] Physiol[ogie] voranstellen, glaube aber, daß auch Heer’s273 flora tertiaria Helv[etiae] eine Rücksicht verdient, besonders da er auch

270 Vgl. Brief S7 vom 12. März 1848, / s. Fn. 80. Es hat sich um den verstorbenen Freund Professor Zuccarini und um den Tod des Schwiegersohnes von Martius, Michael Erdl, (1815-1848) gehandelt. 271 Mohl, s. Fn. 143. 272 Unger, s. Fn. 149. „Aphorismen zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen“, 1838. 273 Heer, Oswald (1809 Niederuzwil - 1883 Lausanne) war ein Schweizer Paläontologe, Botaniker und Entomologe. Als Sohn eines Pfarrers war ihm der Studiengang der Theologie vorgegeben. Aber bereits 1828 belegte er an der Universität in Halle auch botanische und zoologische Studienfächer. 1831, nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung in Theologie in St.Gallen erforschte er die Flora und Fauna der Schweizer- und Tiroler Bergwelt. Seine Erstbesteigung des Piz Linard 3413 m / Silvretta am 01. August 1835 ging in die Alpengeschichte ein. 1834 habilitierte er sich an der neugegründeten Universität Zürich und wurde Privatdozent für Botanik sowie der Leiter des Botanischen Gartens. 1835 stieg er zum außerordentlichen Professor für Botanik und Entomologie auf. 1852 erhielt er den Lehrstuhl an der Universität. Seine botanischen Exkursionen in die Alpen (1855-1870), die er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern (z.B. Geologen) durchführte, waren bei Studenten nicht nur äußerst beliebt, sondern begründeten auch seine eigenständige Forschungsdisziplin der Pflanzengeographie der Alpen. Heer war Mitglied von vielen kommunalpolitischen Gremien (z.B. 1830-1868 Zürcher Kantorat) sowie von mehreren Gelehrtenakademien (z.B. 1877 Royal Society, 1879 Leopoldina). Die Namensgebung „Heer-Land“ auf Spitzbergen gilt dabei als besondere Ehre. Furrer, Ernst: Heer, Oswald, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 8, Berlin 1969, S. 193. Es handelt sich hier um den 2. Band von Heers Flora tertiaria Helvetia. Die tertiäre Flora der Schweiz. (3 Bde. 1855, 1856 und 1859).

87 ein stillwirkender Forscher u[nd] liebenswerther Mann ist. Gegen Ungers Vorzug möchte nur dieß Bedenken seyn, daß im nächsten Jahre Mohl Physiol[gie] vorliegen wird u[nd] man muß wohl 2 Jahre nacheinander es aus demselben Theile der Wissenschaft etwas wird vorschlagen wollen; zumal Annt u[nd] Phogt in jetziger Zeit ohnehin so dominiren. Von Naegeli274 dürfen wir im nächsten Jahre wohl die wichtigsten Arbeiten erwarten, zunächst über Ancylum, allein er ist nicht der Art, daß er sich nicht gelegenheitlich weiter verbreiten solle u[nd] Verwandtes herein zöge, auch ist sein[e] Arbeit über Arabia blätter schon eine ebenfalls folgereiche Abhandlung. De Candolle’s Pflanzen Geogr[aphie]275 kenne ich zwar noch nicht hinlänglich, so weit dieß der Fall ist kann ich in dem Buche keine so bedeutende Stelle erkennen, um es hier zu berühren. Den meisten Lärm macht freilich Ettingshaus‘ Physiotypie,276 allein ich kann nicht den großen Werth hierin finden u[nd] habe mich, wie Sie ersehen können nebst Naegeli, Unger u[nd] A[ndere] in Wien dagegen ausgesprochen. Auch von Zaftmeister277 ist nächstens ein

Hauptwerk zu erwarten, wenn sein Augenleiden nicht schlimmer wird.

Über Wien u[nd] das Viele was ich dort gesehen u[nd] gehört, kann ich leider dieses mal nicht so ausführlich berichten als Sie es wünschen. Zu einiger Orientirung werde ich Ihnen das dort ausgegebene Tagblatt, und zugleich das erschienene 11. H[e]ft meiner Iconogr[aphie] schicken. So viel aber kann ich sagen, daß ich sehr zufrieden bin, weil ich alle meine Vorhaben u[nd] Arbeiten vollendet habe u[nd] die kleinen Mißstände der Versammlung gerne entschuldige, indem ich gesehen wie oft weniger die Festredner als die Theilnehmer Fehler gemacht haben. Ich war 14 Tage vor Beginn der Vers[ammlung] stets im Museum u[nd] Bibl[iothek] beschäftigt um die selteneren, isolirten u[nd] neueren aufgestellten Pfl[anzen] Fam[ilien] zu studiren u[nd] für mein Buch zu bearbeiten. Außerdem habe ich viel den Garten in W[ien] u[nd] Schönbrunn besucht u[nd] allerlei gelernt. Eine kl[eine] Anzahl hat sich stets zusammengehalten u[nd] da haben wir vergnügte

274 Nägeli, s. Fn. 244. 275 De Candolle, s. Fn. 247. / Géographie botanique raisonné, 1856. 276 Der Paläobotaniker Constantin von Ettinghausen (1826-1897) und der Botaniker Alois Pokorny (1826-1886) gaben zwischen 1855-1873 ein 12 bändiges Abbildungswerk mit dem Titel: „Physiotypia plantarum austriacarum“ heraus. Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates, mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen, Wien 1855 – 1873. 277 Ein Botaniker Zaftmeister ist biographisch nicht nachweisbar.

88 Stunden gehabt. Es waren meistens Braun278, Naegeli, Heer, Göppert279, Cohn280, Unger, Fenzl281, Roßmann, Fürnrohr 282 u[nd] ich. Mit letzterem bin ich nach Gruße oft bis Salzburg gereist u[nd] wir da laborirten auch einmal, Schlaf zu berühren, Zeit u[nd] Geld als d[ie] wirkenden Kräfte der Reise versagten uns aber diesen Freund.

Mit ergebenstem Gruße

Ihr

Schnizlein

S 26) Erlangen, den 28. Dezember 1856

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [80-82], Nr. S 26, 2 S.

278 Braun, Alexander, s. Fn. 131. 279 Göppert, Johann Heinrich Robert (1800 Sprottau - 1884 Breslau) war ein deutscher Botaniker, Paläontologe, Arzt und Universitätsprofessor. Er erhielt zunächst in Sprottau und Neiße eine Ausbildung zum Apotheker. Ab 1821 studierte er Medizin an den Universitäten in Breslau und Berlin. 1826 kehrte er als Arzt nach Breslau zurück und habilitierte sich in den Fächern der Medizin und Botanik. 1831 wurde er zum außerordentlichen Professor für Botanik, zum Kurator am Botanischen Garten und zugleich zum Lehrer an der chirurgischen Lehranstalt in Breslau ernannt. 1839 erhielt er den Lehrstuhl für Botanik und 1852 die Direktion des Botanischen Gartens in Breslau. Göppert veröffentlichte zahlreiche Schriften über den Wärmehaushalt von Pflanzen und Bäumen, z.B. „Über die Wärmeentwicklung in Pflanzen, deren Gefrieren und die Schutzmittel gegen dasselbe“ (1830). Sein Hauptinteresse galt jedoch der Paläobotanik und der Erforschung der fossilen Flora, insbesondere der Flora des Baltischen Bernsteins, z.B. „Die Flora des Bernsteins“ mit Anton Menge, 2 Bde. (1883). Jahn, Ilse: Göppert, Heinrich, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 6, Berlin 1964, S. 519f. 280 Cohn, Ferdinand Julius (1828 Breslau – 1898 Breslau) war ein deutscher Botaniker und Mikrobiologe. Cohn studierte Medizin an den Universitäten Breslau und Berlin. 1847 erhielt er die Doktorwürde und wurde bereits 1849 als Mitglied in die Leopoldinisch-Carolinische Akademie sowie in die Regensburger Botanische Gesellschaft aufgenommen. 1850/1851 war er als Privatdozent in Berlin und Breslau tätig. Nach erfolgreicher Habilitation wurde er 1859 Professor an der Universität und zugleich Direktor des Botanischen Gartens in Breslau. 1866 gründete er das pflanzenphysiologische Institut. 1872 erhielt er den Lehrstuhl für Botanik und veröffentlichte zahlreiche Pflanzenwerke z.B. „Die Menschheit und die Pflanzenwelt“ 1851, „Der Haushalt der Pflanzen 1854“. Trotz der weitaus zahlreicheren botanischen Publikationen wurde Cohn vornehmlich durch das wissenschaftliche Kompendium „Neue Untersuchungen über Bakterien 1872-75“ als Mitbegründer der Mikrobiologie und modernen Bakteriologie bekannt. 1870 nach der Entdeckung von verseuchtem Trinkwasser, war der Erforschung der Bakterien die Priorität in seiner wissenschaftlichen Arbeit gegeben. Ziegenspeck, Hermann: Cohn, Ferdinand Julius, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3 Berlin 1957, S. 313f. 281 Fenzl, Eduard, s. Fn. 201. 282 Fürnrohr, August, s. Fn. 84.

89 Hochverehrtester Freund!

Meinen verbindlichsten Dank sage ich Ihnen für die gütige Mittheilung der vortrefflichen Denkrede auf Weiß283!

Da Sie mir keine Indizien gegeben haben, ob es zweckmäßig sey, daß ich in München meine Aufwartung mache, so habe ich es eben in diesen Feiertagen unterlassen.

Besonders veranlaßt mich zu diesen Zeilen die Anwesenheit des Lithographen welcher mir schon mehreres gearbeitet hat und dem ich davon sagte, daß Sie Jemanden suchen für Ihre Werke. Indem dieser junge Mann soeben im Begriff steht ein Engagement anzunehmen, wünscht er zu wissen ob er für Sie, hier, arbeiten könnte u[nd] bittet eine Probetafel machen zu dürfen. Wollen Sie daher dieß versuchen so bitte ich, mir dergleichen zukommen zu lassen u[nd] den Preis anzugeben, wie viel Sie dafür bezahlen würden. Nachdem ich ihm fasc[iculum]284 XII. (Urticaceae285 etc.) sehen ließ, glaubt derselbe einen Durchschnittspreis von 6 fl. stellen zu dürfen, d.h. manche Tafel zu 5, manche zu 7fl je nach der Reichhaltigkeit der Figuren u[nd] der Einzelheiten im Habitusbild286. Einer baldigen Nachricht entgegensehend füge ich mein herzlichstes Prosit! zum neuen Jahre bei u[nd] bin

Ihr ergebenster Freund

Schnizlein.

P.S.

Wie ist mit der Ausferigtion287 auf Vegetationsbilder aus Ceylon?

283 Weiss, Christian Samuel (1780 Leipzig, - 01. Oktober 1856 Eger/Böhmen) war ein deutscher Mineraloge. Er begründete die Kristallmorphologie. Weiss studierte in Leipzig und Freiberg und erhielt nach erfolgreicher Habilitation 1808 den Lehrstuhl für Physik an der Universität Leipzig. 1810 wurde er zum ordentlichen Professor für Mineralogie an die neugegründetete Friedrich-Wilhelm- Universität in Berlin berufen. 1803 war Weiss korrespondierendes, 1808 auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Carl von Martius hatte am 28. November 1856 in der öffentlichen Sitzung der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Denkrede auf Chr. S. Weiss gehalten. [Schnizlein kannte offensichtlich die Schreibweise: „Weiß“]. Bayerische Akademie der Wissenschaften: Fest- und Gedächtnisreden, München 1851-1859, [25], S. 6. 284 Faszikel/fasciculum (lat.) Teilstück. 285 Brennessel, s. Fn. 186. 286 (lat.) äußere Erscheinung, Aussehen, Gestalt. 287 ‚Ausfertigung’.

90 S 27) Erlangen, den 0 3. April 1857

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [83-88], Nr. S 27, 4 S.

Hochverehrtester Freund !

Ihre werthen Zeilen habe ich erhalten und da Sie besonders in Angelegenheit des Mscr. [Manuscript] v[on] Sturm288 Antwort wünschen, habe ich auch sogleich mit demselben Rücksprache genommen u[nd] dessen früheres Mscr [Manuscript] angesehen. Ich muß Ihnen freilich Recht geben, daß die Haltung desselben wohl nicht so bleiben kann. Er hat sich zu sehr an andere, noch dazu verschiedenartige Mußter gehalten, wo durch die unpassende Einrichtung, von Conspectus, Character specificus u[nd] adumbratio289 entstand, während eine regelrechte Diagnose ausblieb. Doch glaube ich, daß die Sache sich leicht einrichten lassen wird u[nd] glaube vor Allem, daß man die tabellarischen Conspectis weglassen sollte u[nd] deren Resultat als Diagnose verwenden. Die Maaßangaben aber müssen in die bisher wie Diagnosen dastehenden Sätze eingeschaltet werden. Dazu will sich auch Sturm verstehen u[nd] ich ersuche Sie daher, ihm das Mscr [Manuscript] zurückzusenden.

Was nun die Wünsche betrifft welche ich mir erlaubte auszusprechen um die flor[a] brasil[iensis] vollständig zu erhalten, so macht aber Ihre mir gütig gegeben Aufklärung dieselben unmöglich, u[nd] ich bitte nur, mein Verlangen nicht ungütig aufzunehmen. Die290 Polygaleen291 habe ich nicht eher in Angriff genommen, weil ich darin auch sogleich weitermachen will.

Wegen eines Revisors, verstehe ich Ihre Frage nicht ganz. Ob Sie nemlich blos für Ihre ethnographische292 Druckschrift, oder auch für die Flora brasil[iensis] einen

288 s. Fn. 146. Sturm, Johann Wilhelm (1808 - 1865) war als Mitarbeiter bei der Flora Brasiliensis von Martius mit der Ausarbeitung der Familien der kryptogamen Gewächse betraut. Das angesprochene Manuskript ist sein Teilbeitrag. 289 (lat.) conspectus: Anblick. / adumbratio: Skizze, Umriss. 290 Unsichere Lesart: die, (lat. ) ili : jene. 291 s. Fn. 203. 292 Martius, Carl von: Beiträge zur Ethnographie und Sprachkunde Amerika’s zumal Brasiliens. 1867. Die ethnographischen Aufzeichnungen über die indianische Urbevölkerung fanden ein gespaltenes Echo, da neben Pflanzen und Tieren auch zwei indianische Kinder, Juri und Mirhana, nach Deutschland gebracht wurden, die nach kurzer Zeit verstarben.

91 solchen wünschen, und auch letztere hier zu drucken lassen wünschen. Im gegenwärtigen Augenblick weiß ich allerdings auch für beide, an sich sehr verschiedene Kräfte erfordernde Arbeiten, keinen Mann.

Daß die Bestrebungen Ihres Neffen Carl293 eine so unerwünschte Wendung genommen haben, bedauere ich aufrichtig. Er war aber gar zu unglücklich in seiner Disputation und auf so weitschichtige Fragen, von denen er wohl wissen konnte, daß selbige angegriffen werden, nicht genug vorbereitet. Es war dieß eine, der Tagesfragen über den nexus corporis Animi294. In anderen Thesen hatte er sich auf Einwürfe v[on] Thiersch295 gar zu leicht gefangen gegeben u[nd] nicht dessen blos ironisch gemachte Schlüsse als solche erkannt.

So eben lese ich, von der Schweiz aus! die endlich erfolgte Wahl eines Botanikers für München, daß es Naegeli296 ist, freut mich sehr, weil ich mit ihm auf freundlichem Fuß stehe, da ich sowohl in Freiburg als in Wien oft mit ihm umgieng. In Betreff des Honorars muß ich noch bemerken, daß ich nicht zugeben kann, das Titelblatt zu rechnen, zumal die Monographie so wenig Umfang hat. Ich werde demnach nur 70 fl. zu rechnen mir erlauben.

Leben Sie recht wohl!

Hochachtungsvollst

Ihr Schnizlein.

P.S. Noch einige dringende Bitten. Ich untersuchte kürzlich Samen von Chamaerops humilis, u[nd] es schien mir der Keim, ganz wie bei Areca297, an der Basis, prope

293 s. Fn. 68. Theodor Martius hatte 9 Kinder. Carl war ein Sohn von ihm. 294 (lat.) die Verbindung des Seelenkörpers / von Körper und Seele. 295 Thiersch, Heinrich W. J. (1817-1885) war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer. Er studierte Philologie und Theologie in München bei seinem Vater: Friedrich Thiersch und ab 1835 an der Universität Erlangen. 1836 war er ein Mitbegründer der Studentenverbindung Uttenreuthia. Nach seinem Studienabschluss in Tübingen war er als Privatdozent in Erlangen tätig. 1845 erhielt er die ordentliche Professur der Theologie an der Universität Marburg. 1850 musste er die Professur aufgeben wegen seiner Mitgliedschaft bei den katholisch-apostolischen Gemeinden. 1853 war er erneut Privatdozent an der Universität Marburg. 1875 nach zehnjährigem Aufenthalt in München zog er nach Basel, wo er 1885 starb. Pechmann, Wilhelm von: Thiersch, Heinrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, Leipzig 1894, S. 17-22. 296 s. Fn. 244. 297 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, I. Areca I, 75a. d. Betelpalme. In: Zander, ebd. S. 1215. [prope stilum (lat.) nahe am Stiel; Tabula (lat.) Tafel; Stamen (lat.) Faden].

92 Stilum zu liegen. Nun ist aber Ihrem Werke Tab[ula] 121 diese Lage des Staminas ganz anders dargestellt. Ich besitze jedoch keinen Samen mehr, da ich nur 3 Stück hatte, noch weniger Früchte, um an ihnen die Anhaftungsstelle zur Samen zu bestimmen. Ich bitte Sie daher, mir wo möglich einige Früchte oder doch Samen mitzutheilen. Desgleichen suchte ich Eriocaulon septangulare 298 zu analysiren, habe kürzlich von Al[exander] Braun299 im Brief eingeschlossen, Exempl[are] zum Opfer erhalten, auch aus dem Koch’schen300 Herbar, allein keines derselben enthält Früchte u[nd] reife Samen. Es liegt mir sehr viel daran gerade von dieser Art eine Analyse zu machen u[nd] ich bitte Sie daher auch darum. Nur im äußersten Nothfall würde ich zu dem sehr ähnlichen Er[iocaulon] Decangulare greifen, immerhin verdient aber eine neue Untersuchung des Samens gemacht zu werden.

S 28) Erlangen, den 26. Januar 1858 Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [89-92], Nr. S 28, 4 S.

Hochverehrtester Freund! Ihr kleines Zeddelchen welches mir Ihr H[er]r Bruder geschickt hat, erhielt ich erst acht Tage nach dessen Datum, u[nd] heute noch durch Junge301 die neuere Mahnung. Ohnehin hatte ich schon in Folge jener ersten wenigen Zeilen mich sogleich daran gemacht, etwas über Seemanns302 Buch zu schreiben, u[nd] es deßhalb genau durchgelesen. Soeben bin ich nun damit fertig, als [ich] 303 das zweite Schreiben eingeht und mich zur Eile treibt.

298 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IV. Eriocaulon I, 46. d. Wollstängel. In: Zander, ebd. S. 1396. 299 Braun, Alexander (1805-1877), s. Fn. 131. Schnizlein unterhielt regen Kontakt zu den führenden Botanikern und tauschte Pflanzenproben für mikroskopische Untersuchungen aus. 300 Koch, Wilhelm (1771-1849), s. Fn. 63. 301 Junge, s. Fn. 75. 302 Es handelt sich um das Buch: “Popular history of the Palms and their allies“, London 1856. Seemann, Berthold C. (1825-1871) war ein deutscher Naturforscher, Botaniker und Pflanzensammler. 1860 erforschte er die Fidschi-Inseln; 1864-1866 bereiste er Venezuela und Zentralamerika. Zeitweise war er in den Botanischen Gärten in Hannover und in Kew beschäftigt. Die Universität Göttingen verlieh ihm 1853 den Ehrendoktor. Seemann gab 1853-1862 die botanische Zeitschrift Bonplandia heraus, 1863-1871 das Journal of Botany, British and Foreign. Wunschmann, Ernst: Seemann, Berthold, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 33, Leipzig 1891, S. 581-584. 303 „ich“ steht zusätzlich im Original.

93 Was ich nun über Seemann’s Palmen geschrieben, steht zu Ihrer Disposition, denn es hat, wie mir scheint; noch nicht den gehörigen Zusammenhang. Noch viele andere Ausstellungen könnten gemacht werden, besonders wenn man die Beurtheilung auf wissenschaftliche Anforderungen ausdehnen wollte.

Ich ziehe es vor, doch zunächst die Polygaleae304 in Arbeit zu nehmen, allein also gleich kann ich auch jetzt noch nicht darangehen.

Ich bin theils zu sehr ermüdet von der seit dem vorjährigen Frühjahr begonnenen Herstellung der schon seit vielen Jahren beabsichtigten Herausgabe der Analysen für die europäischen Familien, theils bin ich seit einigen Tagen höchst niedergeschlagen durch den abermals mißlungenen Erfolg meines Gesuches um Beförderung.

Bei meiner Anwesenheit in München hatte der H[er]r. Minister selbst es gebilligt, wenn ich in einer Eingabe an das Kabinet S[eine]r Maj[estät] meine Bitte wiederhole u[nd] ich hatte so weiter nichts zu bitten, als die Sache nicht wieder den gewöhnlichen Geschäftsgang nehmen d. h. dieselbe an den hiesigen Senat zurückgehen zu lassen. Dennoch geschah dieß, u[nd] wie vorauszusehen, fiel die Sache ebenso ungünstig aus als früher. Nur war der Unterschied, daß dießmal die medic[inische] Fakult[ät] ein sehr günstiges Gutachten abgegeben haben soll, dagegen die philos[ophische] in ihren alten Bedenken über die Klassizität meiner Bildung, meines Vortrages u[nd] Schriftstiles äußerst streng war, u[nd] „als die Hüterin der Würde humanistischer Vollkommenheiten“ meine Unbedeutenheit als Lehrer ins deutlichste Licht zu stellen wußte. Es bleibt mir fast nichts übrig, als zu trachten möglichst bald von hier fort zu kommen. Ich werde daher auch in diesem Sinn alle meine Freunde bitten mir hiezu behilflich zu sein. Auch Sie bitte ich inständig sich zu erkundigen wo eine Stelle für mich wäre. Ich verkenne keineswegs daß ich hier manche Annehmlichkeit habe, wie sie eben die Stellung an d[er] Univ[ersität] mit sich bringt. Allein mit dem Vorwurf eines schlechten Lehrers stets von dem hochmögenden Herrn betrachtet zu werden, ist kaum erträglich.

Ihre Nachricht in Betreff der Abbilder Wight305 hat mich freilich sehr beschäftigt

304 s. Fn. 291. 305 Wight, Robert (1796-1872) war ein schottischer Botaniker und Chirurg. Er studierte Medizin an der Universität Edinburgh und arbeitete als Schiffschirurg. Ab 1819 war Wight als Chirurg bei der Britischen Ostindien-Kompanie in Indien tätig. Er legte eine umfangreiche Pflanzensammlung an mit

94 allein ich sehe keine Möglichkeit der Anschaffung auf d[ie] Biblioth[ek] und für eigene Rechnung ist es mir ebenfalls kaum möglich, wenn nicht etwa Gelegenheit wäre nach England ein Herbar zu verkaufen.

Ich könnte Ihnen wohl hübsche Centurien [100te] aus der deutschen Flora zusammenstellen doch möchte ich wissen, ob es ruiore [ländliche] sein sollen, oder alpina, od[er] besondere Familien. Ich sehe deßhalb noch einer Nachricht entgegen. Auch das von Dr. Rosenmüller306 hinterlassene Herbar ist zu verkaufen. Es enthält fast genau 3000 Spc [Species] doch sind dabei etwa 2-300 Gartenpflanzen.307

Den Auftrag an Junge308 hatte ich sogleich besorgt. Es war aber bereits der erste Ihrer Wünsche erledigt u[nd] das Ende des Satzes des Tupi-Lexicon abgesandt.

[seitlich] Wenn ich d[ie] Hälfte des Betrages für Wights durch Pflanzen abtragen könnte, würde ich gerne die andere Hälfte von Gewächse der Polygalea abnehmen. Die Verzögerung des Druckes der Filices309 soll in der Krankheit eines Setzers die Ursache gehabt haben. Das übersandte Msc. [Manuscript] sollte nach Junge’s Versprechen sogleich in Arbeit genommen werden.

Ich entnehme Ihren letzten Zeilen eine noch vorhandene Unzufriedenheit auf Sturms310 Elaborat. Es ist mir dieß sehr leid, weil ich selbst zugeredet hatte ihm es zu überlassen. Ich dachte doch es sollte nach u[nd] nach besser werden denn ich habe vielfach mit ihm darüber gesprochen. Er hält sich nur zu sehr an Autoritäten, u[nd] ist dann unsicher in der Wahl der Behandlung.

100 000 Einzelpflanzen, die er William, J. Hooker zur Untersuchung nach Schottland zuschickte. Sein Hauptwerk „Icones Plantarum Indiae Orientalis“, or, Figures of Indian plants, Madras 1838-1853 / 1856 (6 Bde.) war der erste (unvollendete) Versuch, eine Flora von Indien zu bewerkstelligen. Boulger, George Simonds: Wight, Robert, in: Dictionary of National Biography 1885-1900, Bd. 61, S. 194-195. 306 Rosenmüller, Feodor (Fedor) Alexis (1807-1857) 1834 Dr. phil. in Erlangen; praktischer Arzt in Erlangen. 31.10.1829 (D) Eintrag: 565 (11) (F); Akte: 1828/29 Nr. 11. gedr. Thesen in der Akte Sklerektasie. Kötter, Schug, Poll: Erlanger Promotionen 1743-1885. Teil 2, Medizinische Fakultät (2009), S. 667, 3049. 307 Die heimischen ‚gemeinen’ Gartenpflanzen waren für die botanischen internationalen Gesamtdarstellungen nicht mehr gefragt. 308 Junge, s. Fn. 75. 309 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V. Filices I, 26. / Filicineae, d. Farne, d. Flügelblatt. In: Zander, ebd. S. 1418. 310 Sturm, Johann Wilhelm (1808 - 1865), s. Fn. 146.

95 Was soll ich Ihnen von Reinsch311 sagen? Ich kann ihn nicht besonders empfehlen. Er ist unzuverlässig, weil er immer vom Gegenstand abspringt. Er hatte mir auch etwas geholfen im Herbar des Gartens allein nicht viel. Sein Zeichnungstalent scheint nicht weit her zu sein, wenigstens hat er mir einmal eine Copie herzlich schlecht gemacht. Er glaubt immer lauter neue Entdeckungen zu machen, wie sein Vater. Da wird nächstens ein ganz anderer junger Mann, Lorenz312 aus Altenburg, nach München kommen, der von der Theol[ogie] ganz zur Botanik übergehen will u[nd] den ich seit 2 Jahren kenne. Ich will R[einsch] nicht schaden, vielleicht ist er anderswo anders [als] unangenehm.

Nun muß ich des Raumes wegen schließen. Verzeihen Sie meine eilige Abfassung u[nd] Schrift; um den ersten Postzug zu benutzen, möchte ich fertig werden.

Hochachtungsvoll

Ihr ergebener

Schnizlein.

S 29) Erlangen, den 05. Juli 1858

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [93-94], Nr. S 29, 2 S.

Hochverehrtester Herr Hofrath!

Ich habe zuvorderst Ihnen meinen ergebensten Dank zu sagen für die gütige

311 Vermutlich ein fortgeschrittener Erlanger Student von Schnizlein. Vgl. S 31 vom 25. Oktober 1858: Professor Pfaff verlobte sich mit der ausgesprochen hübschen Schwester von Reinsch; Brief S 47 vom 22. April 1864: Herr R[einsch] unbrauchbar. 312 Lorentz, Paul Günther (1835Kahla-1881 Concepcion del Uruguay) war ein deutscher Botaniker, der sich vor allem auf die Bryologie, die Sammlung und Erforschung der Moose spezialisierte. Lorentz studierte zunächst Theologie und Botanik in Jena bei Professor Matthias J. Schleiden und setzte sein Studium in Erlangen bei Adalbert Schnizlein fort. 1858 beendete Lorentz die Theologie in Altenburg und promovierte an der Ludwig Maximilian Universität in München bei Carl Wilhelm von Nägeli über die Moose. Er war bekannt durch seine botanischen Exkursionen in Südamerika, wo er mehr als 1000 unbekannte Arten von Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten erforscht und aufgelistet hatte. Mägdefrau, Karl: Lorentz, Paul Günther, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 15, Berlin 1987, S. 166f. Schnizlein hat im SS 1867 laut Vorlesungsverzeichnis „populäre Botanik, insbesondere für Theologie Studierende, zweimal wöchentlich von 5-6 Uhr Nachmittags, privatim“ angeboten. In einem Brief an Martius schrieb er: „Ein Versuch ‚populäre Botanik‘ für Theologen hat auch angeschlagen.“ Brief Nr. S 62 vom 28. Mai 1867. Schnizlein mag Lorentz in seinem Vorhaben, von der Theologie auf die Botanik überzuwechseln, bestärkt haben.

96 Zusendung des neuesten Heftes der brasil[ianischen] Flora, mit der Arbeit von Griesebach313.

Anbei erlaube ich mir, Ihnen eine kürzlichst erschienene Arbeit von mir zu überreichen, mit der Bitte um geneigte u[nd] nachsichtige Aufnahme. Es ist dieß ein schon längst von mir [?] gehegter Plan gewesen, in der vorliegenden derben Weise die Fructifications Charactere der einheimischen Familien auszuarbeiten. Zugleich habe ich eine auf Endlicher314 basirte Gruppirung der Familien versucht und alle die seither aufgestellten kleineren Typen eingereiht. Möge auch dieser Versuch Ihres Beifalls nicht ganz unwerth erscheinen!315

Eine weitere kleine mikroskopische Untersuchung lege ich ebenfalls zu gütiger Ansicht bei. Ein Aufsatz über das Honigorgan der Lindenblüthe316 ist kürzlich in dem XI Bericht der naturforsch[enden] Ges[ellschaft] zu Augsburg erschienen, ich besitze jedoch davon keine Separat Abdrucke. Das beiliegende Schriftchen ist aus den wissenschaftl[ichen] Mittheilungen der hiesigen phys[ikalisch]- mediz[inischen] Societät317, welche von nun an erscheinen.

Ihre Sendung eines Nachtrages von Material zu der Arbeit über d[ie] brasil[ianische] Polygaleea,318 hat mich allerdings wieder zum Angriff ermahnt, aber auch getröstet, weil es nicht angenehm ist, unvollkommenen Stoff vorliegen zu haben. Ich muß nun noch einen tüchtigen Schuß an meiner Iconographie thun u[nd]

313 Grisebach, Heinrich (1814-1879), s. Fn. 199. 314 Endlicher, Stephan (1804 – 1849), s. Fn. 35. Die Zusammenstellung der natürlichen Pflanzenfamilien und ihrer charakteristischen Einheitsmerkmale war durch die genaueren mikroskopischen Untersuchungsergebnisse erleichtert. Neben Endlicher hat sich auch Schnizlein mit seinem Kompendium der „Iconographia Familiarum Naturalium Regni Vegetabilis“ dieser neuen Forscherriege angeschlossen. 315 Martius wird nicht als Briefpartner wahrgenommen. Vielmehr scheint Schnizlein in ihm die Anerkennung des ehemaligen Lehrers zu suchen. 316 „Das fröhliche Gesumse der Bienen, welches die schönen Tage der Blüthezeit der Linden bezeichnet, forderte mich schon oft auf, diese Honigquelle kennen zu lernen.“ (S. 41). Die Anfangszeilen von Schnizleins Aufsatz erinnern an die ‚Botanisir-Regeln’ [Vgl. Kap. 6.4.4], die seine Hingabe zur Botanik deutlich zum Ausdruck brachten. Schnizlein, Adalbert: Das Honigorgan der Lindenblüthe, in: Kuhn, Klaus, Friedrich Seidler, Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben, Augsburg 1858, 11, S. 41- 45. 317 s. Fn. 156. / Schnizlein war 1844 der Physikalisch-medizinischen Sozietät Erlangen beigetreten und bis 1869 in unterschiedlicher Position tätig. S. F.N. 46. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 198. 318 s. Fn. 291.

97 werde dann, wie ich Ihnen schon wiederholt erklärt habe mit Nachdruck meine Aufgabe gegen Sie lösen.

Mit steter Hochachtung verharrt

Ihr ergebenster Schnizlein

S 30) Erlangen, den 26. August 1858

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [95-96], Nr. S 30, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Heute erst erhielt ich Ihre so freundlichen Zeilen welche das Datum des 8 h. m. [huius mensis] dieses Monats tragen, und bedauere, daß ich so lange im Verdacht der Unachtsamkeit stehen mußte. Ich säume daher nicht Ihnen hiemit Nachricht zu geben.

Ihr Herr Bruder mein werther Freund und College319 scheint einigermassen Schuld daran zu seyn, daß es Ihnen vorkommen mußte als erwarte ich eine besondere Einladung. Ich hatte stets gegen ihn nur meinen Wunsch, Sie in Schlehdorf320 auch einmal in der großen Natur zu besuchen, ausgesprochen, und dessen Ausführung stets mit einem „vielleicht“ begleitet.

In der That war es mir auch lange für zweifelhaft ob ich diesen Wunsch würde erfüllen können, denn ich hatte zu überlegen ob ich nicht nach Carlsruhe reisen sollte, und da meine Kasse nur eine der beyden Reisen erlaubt, so konnte ich mich lange und bis zum Augenblick nicht entschließen. Ich habe dieß nunmehr gethan, und will auch nicht mehr säumen die längere Tageszeit und wärmere Witterung zu benutzen. Sonach werde ich wahrscheinlich Mittwoch d. 1 Sptb. [September] bei Ihnen eintreffen und Ihre gütige Einladung dankbar annehmen.

319 s. Fn. 68. 320 s. Fn. 268.

98 Ich bitte mich indessen Ihrer verehrten Frau Gemahlin und Familie bestens zu empfehlen.

Hochachtungsvoll

Ihro ergebenster Freund

Schnizlein.

S 31) Ansbach, den 25. Oktober 1858

Adalbert Schnizlein, Ansbach, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [97-101], Nr. S 31, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Das anhaltend schöne Wetter wird wohl noch immer Sie an Ihren lieblichen Landaufenthalt321 fesseln, und da ich durch College Theodor322 erfahren habe, daß Sie wohl behalten dorthin zurückgekehrt sind, so richte ich diese Zeilen sogleich unmittelbar dorthin. Ihren H[er]rn Sohn Carl323 traf ich ohnlängst in Erlangen auf überraschende Weise, als ich einen Brief zur Post trug, am Bahnhof mit seinem Onkel nordwärts reisend. Schon an jenem Tage sagte ich Carl, daß ich an Sie schreiben werde und Ihnen das Zusammentreffen melden wolle, allein vielfache Störungen und dringende Abfertigung von Arbeiten, ehe ich hierher reiste, um meine Mutter324 zu besuchen, haben mich daran verhindert, und zu meinem größten Bedauern ein Versäumniß erzeugt, das ich nicht durch Bitte um Entschuldigung sondern nur durch die um Verzeihung gut zu machen hoffen darf.

Den mit dem lebendigen Wort und Blick verbundenen Dank sage ich hiemit wiederholt Ihnen und Ihrer hochgeschätzten lieben Familie, für die empfangene Gastfreundschaft und angenehmen Erholungen. Ich bitte sehr, allen den verehrten

321 ebd. (Schlehdorf). 322 s. Fn. 68. 323 Sohn von Carl von Martius: Carl Alexander von Martius (1838-1920) war Chemiker und der Agfa Gründer. Sein Onkel ist Theodor Martius, der Bruder seines Vaters. 324 Ansbach: Wohnsitz der Mutter, Dorothea Schnizlein (1781-1859). Vgl. auch Brief S 25 vom 02. [November 1856].

99 Damen dieß noch besonders zu melden. Ihre gütige Erlaubniß des Aufenthaltes in Ihrem Hause in München,325 habe ich noch bis zum Sonntag Nachmittag benützt. Es wird Ihnen dieß vielleicht schon Coll[ege] Theodor od[er] Dr. Georg326 mitgetheilt haben. In München vergieng mir die Zeit nur allzuschnell; doch meine Hauptabsicht des Besuches der Kunst Ausstellung u[nd] neuen Pinakothek habe ich erreicht. Der dießmalige Aufenthalt war mir umso angenehmer als ich keinen jener schweren Gänge ins Ministerium machen mußte.

Mit meinem alten Freund Batail[lion] Arzt Dr. v[on] Grundner327 habe ich einen Ausflug nach Grünwald gemacht, der nebst der Besichtigung seines Hofgutes, der Mykologie [Pilzkunde] galt. Dort lernte ich den Benefiz. Pirngruber328 kennen, u[nd] hörte daß es dem Prof[essor] Sendtner329 sehr schlimm gehe, indem ihn ein Anfall eines Herzübels getroffen habe und er nach dem Bade Steben garnicht sey. – Prof[essor] Nägeli330 hatte eine sehr beschwerliche Zeit und kam viel später nach Petersburg als er gerechnet hatte. Dort mußte er sich noch erholen von den Nachwehen der Zankrankheit die ihn heftig betroffen hatte. Der Fr[au] Prof[essor] N[ägeli] habe ich di e freundliche Einladung der Fr[au] Geh[eimen] Räthin331 gemeldet. Sie konnte aber solche nicht annehmen, indem Sie ihrem Manne versprochen hatte, das Haus in seiner Abwesenheit nicht zu verlassen.

Mit Sturm332 habe ich bei meiner Zusammenkunft noch Manches verhandelt u[nd] ihm verständlich zu machen gesucht, was Sie in Bezug auf die Behandlung der bekannten Arbeit wünschen.

Buchdr[ucker] Junge333 hat wohl schnellere Förderung zugesagt, allein ich habe erst zweimal Revisionen erhalten, und hoffe daß Sie damit zufrieden seyn werden

325 Hauptwohnsitz der Familie von Martius war München. Am Wohnhaus, Barerstraße, südlich des Karolinenplatzes – heute ein Gebäude der Universität – ist eine Gedenktafel vom Staat Brasilien angebracht. Die Briefadresse – wie aus den vorhandenen Briefumschlägen hervorgeht – lautet ‚Karlstraße’. Martius führte ein sehr offenes Haus und Schnizlein war ein gern gesehener Gast. 326 Dr. Georg Martius ist ein Sohn von Theodor Martius. 327 Dr. von Grundner ist biographisch nicht nachweisbar. 328 Benefiz. Pirngruber ist biographisch nicht nachweisbar. 329 s. Fn. 168. 330 s. Fn. 244. 331 Die Einladung an Frau Professor Nägeli ging von Frau Hofräthin Franziska von Martius (1806- 1882, geb. von Stengel) aus, der Gattin von Hofrath Carl von Martius. 332 s. Fn. 146. 333 s. Fn. 75.

100 obwohl ich einige Zweifel nicht erledigen konnte.

Von Dr. J. Hooker334 u[nd] Decaisne335 erhielt ich ohnlängst Briefe als Antworten auf die Zusendung meiner „Analysen“. Sie sind Beyde damit wohl zufrieden.336 Der erstere schreibt mir, daß das London journ[al] of bot[any] eingegangen sey u[nd] er mein Werk in einem Quaterly besprechen wolle. In Betreff des Aufhörens jener Zeitschrift,337 können Sie dennoch Ihr Exemplar binden lassen ohne fernere Hefte zu erwarten.

Decaisne schrieb mir sehr niedergeschlagen wegen des Zustandes der Bot[anik] in Fr[ankreich], denn die 2 Professuren welche Adr[ian] d[e] Juss[ieu]338 hatte, seien nicht mehr besetzt worden; auch thun die Studirenden - das möglichst Wenige, und kaufen keine Bücher als Traité’s in octavo u[nd] nicht höher als zu 5 fr.

Da Sie die Biographie R[obert] Br‘s [Browns]339 unter der Feder haben erlaube ich

334 Hooker, Joseph, D. (1817-1911) war ein bedeutender britischer Botaniker. Als Arzt und Naturwissenschaftler begleitete er eine Südpol-Expedition und erforschte die Flora der Antarktis, Neuseelands und Tasmaniens. Er unternahm weiterhin großangelegte Forschungsreisen nach Indien (1847-1851) Palästina, Marokko 1871 und in die USA( 1877). 1865 nach dem Tode des Vaters (William Jackson Hooker) übernahm er die Direktion des Royal Botanic Garden in Kew. Boulger, George Simonds: Hooker, William Jackson, in: Dictionary of National Biography 1885-1900, Bd. 27, S. 296-299. 335 Decaisne, Joseph (1807 Brüssel – 1882 Paris) war ein französischer Botaniker. Decaisne hatte ab 1824 als Gärtner am Naturhistorischen Museum in Paris gearbeitet. Als späterer Assistent von Adrien- Henri de Jussieu begann er mit der Einordnung von Pflanzenbelegen des Herbars seine botanisch- wissenschaftliche Tätigkeit. Ohne besondere akademische Ausbildung war ihm die wichtige Aufgabe zugeteilt, die bislang unbekannten Pflanzensammlungen aus Expeditionsbeständen zu klassifizieren und zu beschreiben. Neben der Katalogisierung der neuen Pflanzen widmete er sich 1858-1875 der ausführlichen Beschreibung der unterschiedlichen Obstbäume des Museums. Decaisne, Joseph, in: Bibliothèque Nationale de France. [data.bnf.fr/12342031/joseph_decaisne/] abgerufen am 20.08.2018. 336 Aufgrund der kontinuierlichen Erweiterung des innereuropäischen botanischen Netzwerkes legten viele Wissenschaftler - so auch Schnizlein - großen Wert darauf, ihre Forschungsanalysen in ausländischen botanischen Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Dies beruhte auf der Basis einer kollegialen Gegenseitigkeit. 337 Trotz der vielen Veröffentlichungen von Forschungsergebnissen, waren eben erst entstandene botanische Zeitschriften oft nur über relativ kurze Zeit zu halten. Schwierigkeiten hinsichtlich der allzu verspäteten Publikation von eingereichten Beiträgen hatten viele Autoren bewogen, ihre journalistische Mitarbeit aufzugeben. 338 Jussieu, Adrien Henri Laurent de (1797 Paris - 1853 Paris) war ein französischer Botaniker. Besser bekannt war er als ein Sohn von Antoine Laurent de Jussieu (1748 Lyon - 1836 Paris), einem bedeutenden Botaniker und Begründer der natürlichen Pflanzensystematik. Adrien de J. verband eine enge Zusammenarbeit mit dem Vater, der ihm 1826 die Leitung seines Gartens übertrug. Neben seinen eigenen botanischen Beiträgen zu verschiedenen Pflanzenfamilien „Rautengewächse, 1825“ veröffentlichte er 1836 nach dem Tode des Vaters Teilbereiche der geplanten 2. Ausgabe des väterlichen Werkes der „Genera plantarum 1789“. Jussieu, Adrien, in: Bibliothèque Nationale de France. [data.bnf.fr/12555751/adrien_de_jussieu/] abgerufen am 20.08.2018. 339 Es handelte sich dabei um die Denkrede, die Martius über Robert Brown geschrieben hat. Martius, Carl von: Robert Brown 1859, Eine akademische Denkrede, in: Flora 42, 10-15, 25-31. Brown, Robert (1773 Montrose /Schottland - 1858 London) war ein schottischer Botaniker. Er studierte

101 mir Sie zu erinnern, daß dessen spätere Arbeiten, als solche die nicht in die Ausgabe v[on] Nees340 übergiengen, von mir stets aufgesucht u[nd] der deutschen Lit[eratur] einverleibt wurden. Sogl[eich] die Abhandl[un]g üb[er] d[ie] weibl[iche] Blüthe v[on] Rafflesia,341 über d[ie] Placantation der Cylandravea u[nd] andere kleineren Notizen die in Bennet[t]s plant. jav. ra.342 sich fanden. Ich gab sie an d[ie] Flora v[on] Rgb. [Regensburg].343

Noch muß ich meine herzliche Gratulation beifügen daß aber mal ein neuer Stern Ihre Brust ziert!344 Mögen Sie ihn mit Freude und lange tragen! Als Neuigkeit melde

Medizin und Botanik an der Universität Edinburgh. Brown war 1795 als Militärarzt in Irland eingesetzt, wo er den Londoner Botaniker Sir Joseph Banks kennenlernte, dem er die Teilnahme an der Expedition nach Australien (1801-1805) verdankte. Als Bibliothekar der Linnéan Society und später als Kurator der Botanischen Sammlungen im British Museum war er mit der Untersuchung und Veröffentlichung des importierten Pflanzengutes und der umfangreichen botanischen Hinterlassenschaft von Banks befasst. Aufgrund seiner vielseitigen mikroskopischen Forschungsarbeiten zur Pflanzenmorphologie mit der Entdeckung von unterschiedlichen Samenanlagen und des Zellkerns wurde er mit der Aufnahme in zahlreiche Gelehrten-Akademien geehrt. (1812 Royal Society, 1812 Preußische Akademie der Wissenschaften, 1818 Leopoldina, 1842 preußischer Orden “Pour le Mérite” , 1849 American Academy of Arts and Sciences ). Hunt, Robert: Brown, Robert, in: Dictionary of National Biography 1885-1900, Bd. 07, S. 25-27. 340 Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (1776-1858) war ein deutscher Arzt und Botaniker. 1795-1799 absolvierte er sein Studium der Medizin an der Universität in Jena. 1817 war er Dozent an der Universität in Erlangen und erhielt 1818 einen Ruf als Professor für Naturgeschichte und Botanik nach Bonn. 1819 organisierte er mit seinem Bruder Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck (1787-1837) den Neuaufbau des Botanischen Gartens. Theodor N. v. Esenbeck habilitierte sich in Bonn und wurde 1822 zum außerordentlichen Professor für Pharmazie ernannt. 1827 erhielt er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl und die anteilige Direktion am Botanischen Garten. Ilse Jahn: Nees von Esenbeck, Theodor Friedrich Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 19, Berlin 1999, S. 28. (Digitalisat). Die späteren Werke Browns sind in der Ausgabe von Christian Nees von Esenbeck nicht recherchierbar. 341 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IX. Rafflesia I, 41, 41a, Suppl. 3 Bäuerle-Lohrer, Liselotte: Goethe, Johann Wolfgang: Schriften zur Morphologie II, Bd. 19, Morphologische Hefte, 1817-1824, Stuttgart 1659, S. 381. Nees von Esenbeck, Christian, Gottfried: Irrwege eines morphologisierenden Botanikers. „Robert Browns Abhandlung über Rafflesia in den Transactions of the Linnean Society Bd. XII, Teil I, S. 224. […] Die weiblichen Blümchen sind kleiner, schmächtiger, haben einen ungleichen gestutzten, oder auch einen spreublättrigen Saum einen mit dem Rohr verwachsenen (unteren) Fruchtknoten, mit einen oder zwei einfache Griffel.“ 342 Bennett, John Joseph (1801-1875) war ein Britischer Botaniker. In den Jahren 1827-1858 war er als Assistent von Robert Brown mit der Bearbeitung des Herbariums und der Bibliothek von Joseph Banks im Britischen Museum beschäftigt. Es handelt sich hier um Bennett’s wichtigsten Beitrag in Horsfield’s: „Plantae Javanicae Rariores“. (1. Bd. 1838 / 4. Bd. 1852). Jackson, Benjamin Daydon (1885). Bennett, John Joseph, in: Stephen, Leslie. Dictionary of National Biography Bd. 4, S. 246. 343 Die „Regensburger Botanische Gesellschaft“ 1790-2016. ‚Flora’, s. Fn. 70. 344 Carl von Martius erhielt eine Vielzahl von in- und ausländischen Orden. Zeitlich gesichert sind nur zwei bayerische Orden. 1820 nach der Rückkehr von der ‚Brasilien-Expedition’ erhielt Martius gemeinsam mit seinem Expeditionspartner Johann von Spix den Civil-Verdienst Orden. Körner, Hans: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 47, Heft 2 (1984), S. 299-398. 1.) Der Civil-Verdienst Orden der Bayerischen Krone, am 19. März 1808 durch König Maximilian I. Joseph gestiftet, war eine hohe Auszeichnung des Königreich Bayerns um Zivilstaatsdiener aller Klassen ehren zu können. (Bruststern und Ordensband). Für bayerische Untertanen war mit der Verleihung des Verdienstordens

102 ich endlich, daß Prof[essor] Fritz Pfaff345 sich ohnlängst verlobt hat mit der Schwester des H[errn] Reinsch346. Das Mädchen zeichnet durch sog[enannte] schwärmerische Schönheit aus.

Nun schließe ich mit fröhlichem Lebewohl als Ihr dankbar ergebenster

S 32) Erlangen, den 20. Dezember 1858

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I), [102-105], Nr. S 32, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Sie werden ohne Zweifel das traurige Los347 Sendtner’s348 erfahren haben, welcher seit 14 Tagen sich in der hiesigen Irren Anstalt befindet, und keine Hoffnung der Wiedergenesung gibt, da er an Größenwahn leidet, der mit einer Verschrumpfung des Gehirns verbunden seyn soll.

die Erhebung in den persönlichen Adel verbunden. Die Träger erhielten mit der Eintragung in die Adelsmatrikel des Königreich Bayerns zu ihrem bürgerlichen Namen den Zusatz „Ritter von“. (S. 299) 2.) Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (28. November 1853). [S. Brief Nr. S 15 vom 31. Dezember 1853, / F.N. 153]. Zusätzliche Orden: „des k. schwedischen Nordstern; des kaiserl. brasilianischen Südkreuz; des k. sächsischen Civil-Verdienst Ordens; des k. dänischen Ordens von Danerog; des kaiserl. Russ. St. Stanislaus Ordens II. Classe; des k. portugiesischen Ordens de nossa Senhora de Villa Vicosa; Officier des kaiserl. Brasilianischen Rosen-Ordens.“ Denkschriften der k. bayer. Gesellschaft zu Regensburg. IV. Bd. Erste Abteilung, Regensburg 1859, Orden von Carl von Martius, S. XI. 345 s. Fn. 187. 346 s. Fn. 311. 347 [Los]. 348 s. Fn. 168. Schnizlein bat Martius um Unterstützung bei der Bewerbung für den durch Sendtners Krankheit frei gewordenen Lehrstuhl der Botanik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München.

103 Da ich von einigen Seiten her aufgefordert wurde wegen der, leider auf solche Art, vakant werdenden Stelle Schritte zu thun, so soll hiemit der erste darin bestehen, Sie ergebenst zu bitten, mir dabei mit Rath u[nd] That beizustehen und mich in Gewogenheit zu unterstützen, oder im vorkommenden Fall vorzuschlagen.

Ich könnte, selbstverstehendt nur denn München vorziehen, wenn ich dort das Ordinariat der Professur und die Stelle am Herbar der Akademie od[er] am Garten bekäme, so wie wenn meine Gesamteinnahme dem dortigen Mehr Verbrauch entsprechen würde. – da ich den Gehaltsbezug der Stelle Sendtner’s nicht kenne, u[nd] auch nicht weiß wie derselbe als Adjunct der Akademie od[er] Custos des Herbars bezahlt ist, so kann ich nichts sicher berechnen. Zwar werde ich mich, in ziemlich sicherer Ausicht einer alsbaldigen Zulage, so wie inclusive der Collegien Honorare u[nd] Gebühren von Examinas auf 1700 Gld [Gulden] stehen. - In München würde ich die Vollständigkeit der Gartendirection verlieren, und indem die Arbeiten am Herbarium od[er] am Garten mir obliegen, weniger Zeit zum Studium haben. Rechne ich daher vermuthungsweise so, daß die Professur dort 1200 u[nd] die Stelle am Herbar od[er] Garten 600 tragen würde, ferner daß die Collegien Gelder u[nd] Gebühren, vorausgesetzt daß ich in eine Examinationscommission, wie hier, ein Zutreten habe, ebenfalls 600 fl ausmachen, so würde ich, wie ich glaube, dort mit meiner Familie ebenso leben können als hier, und ihr zu Liebe, so wie der wissenschaftlichen Hilfsmittel wegen, die hiesige zwar bescheidenere aber vollständigere Stellung aufgeben.

Alles dieß versteht sich, in der Voraussetzung gedacht, daß sowohl Sie Verehrtester, die Güte haben mich für jene Stelle an der Akademie vorzuschlagen, als auch daß College Nägeli349 dasselbe thun werde u[nd] mich gerne neben sich haben mag.

Von letzteren erhielt ich erst gestern einen Brief, worin aber von jenem Ereigniß gar nichts erwähnt ist, sondern nur wegen des Gärtners Franke350 eine Anfrage geschieht. Nägeli ist, im Auftrag des Ministeriums nach Paris! gereist, um einen Gärtner Kolb „anzusehen“ der sehr empfohlen ist u[nd] die Stelle höchst wahrscheinlich erhält! Ersterer will auf dem Rückweg Erlangen berühren, u[nd]

349 s. Fn. 244. Schnizlein ist mit den Botanikeliten der Zeit kollegial verbunden, sodass er Nägeli durchaus um Beistand bei seiner Bewerbung und um Fürsprache im Ministerium in München bitten kann. 350 s. Fn. 169.

104 da kann ich nicht anders als mit ihm über Obiges auch zu sprechen.- Coll[ege] Thiersch351 will in gleichen demnächst mit seinem H[err]n. Vater u[nd] Liebig352 sprechen, u[nd] in dieser Sache sich erkundigen. – dieß zu Ihrer Orientierung.

Als Neuigkeit kann ich mittheilen, daß Caspary,353 der künftige Schwiegersohn Alex[ander] Braun’s354 nach Königsberg als Ordinarius kommt.

Ich empfehle mich Ihnen und Ihrer verehrten lieben Familie bestens und wünsche von Herzen alles Glück für das neue Jahr!

Hochachtungsvollst

Ihr ergebener

Schnizlein.

Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II)

S 33) Erlangen, den 22. Februar 1859

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [107-110], Nr. S 33, 4 S.

351 s. Fn. 295. 352 Liebig, Justus von (1803-1873) war ein deutscher Chemiker. Er war der Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers in Darmstadt und brach den Besuch des Gymnasiums in der Sekunda (Jahrgangsstufe 10) ab. Dennoch wurde Liebig 1819 in Bonn als Student der Chemie bei Karl W. G. Kastner angenommen, der ab 1821 seine Promotion in Erlangen betreute. 1922 setzte Liebig sein Studium in Paris fort. Dank der Fürsprache von Alexander von Humboldt wurde er 1824 im Alter von nur 21 Jahren zum außerordentlichen Professor für Chemie und Pharmazie an der „Ludoviciana“ - Universität in Gießen ernannt. 1852 nahm er den Ruf als ordentlicher Professor für Chemie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München an. Priesner, Claus: Liebig, Justus Freiherr von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 14, Berlin 1985, S. 497-501. 353 Caspary, Johann Xaver Robert (1806 Königsberg - 1887 Rittergut / Flatow) war ein deutscher Botaniker. 1837-1840 studierte er Theologie und Philosophie an der Universität Königsberg. Sein Hauptinteresse galt jedoch den Naturwissenschaften (Insektenkunde). Nach Abschluss des Theologie- Examens setzte Caspary seine Studien der Zoologie und der Botanik an der Universität Bonn fort. Als Erzieher, im Dienste eines Elberfelder Kaufmanns, reiste er 1874 nach Italien und kehrte mit einer reichen Sammlung an Pflanzen und Tieren zurück. 1851 wurde er Privatdozent an der Friedrich- Wilhelms-Universität Berlin, wo er mit dem neuen Lehrstuhlinhaber für Botanik Alexander Braun, seinem zukünftigen Schwiegervater, zusammenarbeitete. 1859 erhielt er das Ordinariat für Botanik an der Albertus-Universität in Königsberg und zugleich die Direktion des Botanischen Gartens. 1870- 1873 war er Rektor der Albertina. Als Paläobotaniker war Caspary insbesondere auf pflanzliche Einschlüsse im Bernstein spezialisiert. Er war Mitglied verschiedener Gelehrten-Akademien (Leopoldina, Naturforschende Gesellschaft zu Emden). Ziegenspeck, Hermann: Caspary, Johann Xaver, Robert, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3, Berlin 1957, S. 165. 354 s. Fn. 131. Caspary heiratete eine Tochter von Alexander Braun. Vgl. Kap.5.1.2, Protegierte Berufung.

105 Hochverehrtester Freund!

Die Aufträge in Ihrem letzten lieben Briefe habe ich sogleich besorgt und der Erwartung Junge’s355 Ziel gesteckt. Nur bemerkte er hiebei, daß vielleicht ein nächstes mal hier bei ihm drang von Geschäften stattfinden möchten u[nd] Sie dann auch etwas Nachsicht haben dürften.

Ihrem Wunsche um Mittheilungen verschiedener Art kann ich nicht wohl genügend entsprechen und habe daher auch nur ein kleines Format für dieße Zeilen bestimmt, welche noch dazu eiligst geschrieben werden, weil Bruder Theodor, bei dem ich so eben war, dieselben für den Einschluß schnell verlangt. Jede Nachsendung von Exemplaren für die Polygaleen356 ist mir stets erwünscht, weil ich dann mit umso größerer Zuversicht an die Arbeit gehe. Also je nach Gelegenheit mögen Sie mir Zusendung machen.

Bei Sturm357 war ich unterdessen auch, und habe die Überzeugung gewonnen, daß er an den neuesten Säumnissen weniger Schuld hat als Sie vermuthen. Es befindet sich nämlich bei ihm ein Onkel, Zwinger, welcher schon 82 Jahre alt ist u[nd] ohnlängst besonders schwach war. Diesen müssen die Familien versorgen durch Pflege welche schon im Sommer den Männern nicht erlaubte mit mir od[er] Anderen sich eine Erholung zu verschaffen durch einen größeren Spazirgang. Diesem Onkel sind sie umso mehr verpflichtet, als die Familien einst von ihm Vermögen erhalten werden. Ich gebe dabei gerne zu daß Sturm sehr langsam u[nd] schwer arbeitet, aber die gewiß nicht fehlende Sorgfalt bei seinen Arbeiten ist doch wohl einiger Ersatz für die Zeit. Von Sendtner358 höre ich sehr wenig. Das letzte war mir durch H[er]rn v[on] Biarowsky359 mitgetheilt welcher als Geistlicher ins Irrenhaus Zutritt hat. Diese Nachricht war höchst bedenklich und läßt an eine Rettung, auch nicht des Lebens denken. Der tobende Zustand wird S[endtner] bald vollends aufreiben.

355 s. Fn. 75. 356 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IX. Polygaleae IV, 233. d. Kreuzblümchen. In: Zander, ebd. S. 1644. 357 s. Fn. 146. Sturm war als Co-Autor bei der Flora Brasiliensis von Martius mit der Ausarbeitung der Familien der kryptogamen Gewächse betraut und kommt wegen familiärer Belastungen in Zeitverzug. 358 s. Fn. 168. 359 Biarowsky, Wilhelm Eduard Immanuel von: 08. 10. 1814 – 02.06.1882 (DBA) München. Eintrag 469 (F); Akte: 469. 1844 Prediger in Rolle am Genfer See; 1846 Pfarrer in Waizenbach/Ufr.; 1858 zweiter Pfarrer, 1860 erster Pfarrer und Dekan in Erlangen. Monika Kötter, Ellen Schug, Roswitha Poll: Verzeichnis der Erlanger Promotionen 1743-1885, (Hrsg.) UB Erlangen 2009, Philosophische Fakultät, S. 134, [576].

106 In Bezug auf die zu besetzende Stelle der Botanik habe ich mich nicht entschließen können Ihren Vorschlägen Ausführung zu geben. Ein ausführliches Memorandum an den H[er]rn Minister will ich deßhalb auch nicht schreiben, weil ich für mich nach den mehrmaligen Audienzen bei demselben die Überzeugung gewonnen habe, daß ich ihm nicht angenehm b i n u[nd] er nie etwas für mich thut. Seit seinem guten Rath den er mir gab, mir einen ausenörtigen Ruf zu verschaffen habe ich auch alles Zutrauen verloren.

An das Kabinet von Herrn Pfistermeister360 zu schreiben, kann ich Ihrer Ansicht auch nicht folgen. Dieser Herr kennt mich gar nicht, u[nd] ich müßte eine Menge Verhältnisse, oder gar eigenes Lob, zu Markte bringen. S. M. [Seine Majestät] aber hätte genügend Gelegenheit gehabt an mich zu gedenken, daß ich dem Vaterland doch schon 1847 eine Flora361 in der Literatur gab, ohne die Bayern noch heute als eine terra inculta [nicht angebautes Land] erschiene. Sei es auch nur ein Entwurf gewesen, so ist’s doch etwas, u[nd] muß da sein, selbst neben den Lokalfloren. S[eine] Maj[estät] hat mir eine Audienz in Nürnberg gegeben u[nd] ein Stück freudiger Hoffnungen erfüllt u[nd] gesagt „ich bin Ihr Rector,362 wenden Sie sich an mich.“ Ich habe es gethan, aber der H[er]r Minister griff dazwischen u[nd] schickte die Sache den alten Weg zum Senat hierher, dessen einzelne Glieder unumwunden erklären: Wissenschaftliche Richtigkeit u[nd] achtungswerter Character genügen nicht für die Professur, sondern der erforderliche Absolutor [Absolvent] eines Gymnasiums sei es nun Dillingen od[er] Amberg. S[eine] Maj[estät] hat mit mir im bot[anischen] Garten gesprochen, als ich ihn herumführte aber die imposanten Eindrücke Schmidtleins363 vermochte ich freilich nicht zu

360 Franz Seraph von Pfistermeister (1820-1912) war ein wichtiger Kabinettsekretär und der langjährigste „Sekretär des Königs“ von (1849-1866) Unter König Maximilian II. (1848-1864) nahm er als oberster Sekretär auch großen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte und galt als Verbindungsmann zu den verantwortlichen Ratgebern des Monarchen. Von König Ludwig II. wurde er 1866 wegen seiner ablehnenden Haltung zu Richard Wagner entlassen. Schnizlein hatte 1859 die Situation wohl richtig eingeschätzt und sich wenig Chancen bei dem neuen, ihm unbekannten Kabinettsleiter für einen positiven Ausgang seiner Bewerbung ausgerechnet. Bosl, Karl: Franz Seraph von Pfistermeister (1820-1912) & Gustav von Schlör (1820-1883) Diener ihres königlichen Herrn, in: Sigrid Färber, (Hrsg.): Bedeutende Oberpfälzer, Regensburg 1981, S. 156-162. 361 Adalbert Schnizlein: „Flora von Bayern“ (1847). Schnizlein empfand sein geo-botanisches Werk nicht gebührend gewürdigt und anerkannt. 362 (lat.) Lenker, Leiter. 363 Schmidtlein, Eduard Joseph von (1798 Würzburg - 1875 München) studierte 1816-1821 Rechtswissenschaften in Würzburg, Göttingen und Berlin. 1822/23 war er Privatdozent in Göttingen, 1824 außerordentlicher Professor für Römisches Recht in Landshut /1826 München. 1831 ordentlicher

107 übertreffen. Also habe ich auch für dort in der höchsten Instanz unserer bayrischen Welt die Hoffnung aufgegeben.

Nun ist’s doch mehr der Worte geworden als ich vermuthete u[nd] muß sogar noch plötzlich abbrechen. Ich werde wahrscheinlich um Ostern nach M[ünchen] kommen

Bis dahin

Hochachtungsvollst

Ihr ergebener

Schnizlein.

S 34) Erlangen, den 17. August 1859

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [111-114], Nr. S 34, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Schon Ihr H[er]r Bruder mein College, hat mir es vor einigen Tagen ausgerichtet, daß Sie nochmal von mir Nachricht wünschen über die Pfl[anzen] Familie welche ich zunächst für d[ie] Fl[ora] brasil bearbeiten soll. Als wir ohnlängst darüber sprachen, hatte ich Ihnen gesagt, daß es mir ganz gleich sei, u[nd] ich die Ansicht habe, das Werk nicht an allzu vielen Punkten in Angriff zu nehmen, sondern doch in benachbarten Gruppen auszubauen. Ich war daher darauf gefaßt, nach Verabredung364 die Gentianeae365 zu erhalten. Ich mochte aber nicht drängen, weil ich nicht sogleich dahinter gehen konnte.

Professor für Kriminalrecht in München. 1834 ordentlicher Professor für Kriminalrecht in Erlangen. Seit 1836 – 1861 war Schmidtlein mehrmals als Prokanzler und Prorektor an der Universität tätig. 1870 Quieszierung [Emeritierung, Ruhestand]. Schmidtlein war im WS 1857/58 und im SS 1858 der Prorektor der Universität und es ist anzunehmen, dass er bei der Führung im Botanischen Garten als Amtsperson anwesend war. [Der Prorektor wird am 04. November neugewählt, da seine Amtsperiode 2 Semester andauert, S. 183.] Schnizlein hat den König sicherlich im Sommer 1858 durch den ‚blühenden’ Garten geführt und im SS 1858 war Schmidtlein Prorektor (S. 190). Wedel-Schaper, Eva Christoph Hafner und Astrid Ley: Die Professoren und Dozenten der FAU 1743-1960. Teil 1. Theologische, Juristische Fakultät, Erlangen 1993, S. 162. Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren und Prokanzler, S. 183 / S. 190. 364 Durch die verbesserten Transportmöglichkeiten - z.B. die Eisenbahn seit 1835 – wird die mündliche Kommunikation verstärkt. 365 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V. Gentianeae II, 134. d. Enzian. In: Zander, ebd. S. 1431.

108 Da aber die Gent[ianeae] die Stryrterreae366 noch stehen so will ich gerne solche übernehmen, und ersuche Sie mir das Material dazu einzuschicken. Ich will u[nd] wünsche so bald als möglich daran gehen, und fördern helfen.

Für die gütige Mittheilung der beiden neuen Lieferungen der flora brasil[iliensis], nähmlich Sturm’s367 u[nd] Perj’s368 Arbeit, danke ich Ihnen verbindlichst! - Mit ersteren hatte ich noch wegen der letzten Zeilen über Botrychium369 eine Correspondenz weil ich den Character aus Willdenow370 zu entnehmen für zu bedenklich hielt, indem die Morphologie allzu weit fortgeschritten ist um solche alte Chroniken zu gebrauchen. Sturm hatte auch nicht Willd[enow] folgen wollen, sond[ern] Presl.371 Dagegen war ich, weil ich mich nicht überzeugen konnte, daß die ganze oberirdische Pflanze des Botrychium als ein einziges Ganzes, als froas bilota laxinia inferiore fertili zu nehmen sein dürfte. Ich hatte mich dabei auch auf Döll372 (Kryptog[ame] badener) gestützt. Sturm hat nun auch, so glaube ich mit Ihnen darüber correspondirt und es findet sich nun die Presl Ansicht gedruckt. Da kommt in einer der neuesten Nr. der bot[anischen]-Zeit[ung] eine Abhandl[ung] v[on] Röper373 über diesen Gegenstand, welcher zu Gunsten der Presl Ansicht ist,

366 Pflanze ist nicht zu recherchieren. [Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X. Styraceae II, 159. Styrax II, 159. d. Storaxbaum. In: Zander, ebd. S. 1766.] 367 s. Fn. 146 / 357. 368 Ein Botaniker Perj ist nicht zu recherchieren. Unsichere Lesart. 369 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, II.Botrychium I, 32. d. Mondraute. In: Zander, ebd. S. 1251. 370 Willdenow, Carl Ludwig (1765 Berlin-1812 Berlin) war ein deutscher Botaniker. Nach einer Apothekerlehre studierte er 1785 Medizin an der Universität in Halle. 1789 nach der Promotion zum Dr. med. arbeitete er zunächst als Apotheker. 1809/1810 war er als ‚öffentlicher’ Lehrer an der neu gegründeten Universität Berlin und als Direktor des Botanischen Gartens tätig. 1811 klassifizierte er in Paris das Pflanzengut von Alexander von Humboldt aus Südamerika. König, Clemens: Willdenow, Karl Ludwig, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 43, Leipzig 1898, S. 252. 371 Presl, Jan Svatopluk (1791-1849) war ein tschechischer Professor der Zoologie und Mineralogie an der Karls-Universität in Prag. Er war Mitbegründer der tschechischen Fachterminologie. (Chemie, Zoologie, Botanik). Sein Bruder Karl Boriwog Presl (1794-1852) war ein böhmischer Botaniker und Professor der Naturgeschichte und Technologie. Ihnen zu Ehren wurde die Gattung der Lippenblütler ‚Preslia Opiz’ benannt. Desgleichen ist die Zeitschrift ‚Preslia’ nach ihnen benannt. Wunschmann, Ernst: Presl, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 26, Leipzig 1888, S. 569-572. 372 s. Fn. 243. 373 Abhandlung von Johannes Röper: Hybriditätserscheinungen, in: Botanische Zeitung 1859 / . Röper, Johannes August Christian (1801 Doberan-1885 Rostock) war ein deutscher Botaniker. 1817- 1822 studierte er Naturwissenschaften an den Universitäten Rostock, Berlin und in Göttingen, wo er 1823 zum Dr. med. promovierte. Bis 1826 führten ihn botanische Exkursionen nach Deutschland, Italien, in die Schweiz und nach Paris, wo er mit Alexander von Humboldt zusammenarbeitete und das Herbar von Lamarck erwarb, das mit seiner eigenen umfangreichen Pflanzensammlung der Grundstock des Rostocker Universitätsherbariums war. 1826 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Basel berufen und wurde dort 1829 zum Ordinarius ernannt. 1836 kehrte er als

109 u[nd] wonach es also gut ist daß in Flora brasil sich doch die Sache wenigstens so deuten läßt, obwohl ich es klarer ausgedrückt wünsche. Auch kann ich gar nicht übereinstimmen bei Botr[ychium] von einer Spica corys374 zu reden, denn mit demselben Ausdruck muß die Getraide – Aehre auch bezeichnet werden. Roeper’s Beweis gründet sich auf den Verlauf der Gefäßbündel, so wie auf einen von ihm an der Basis des Mandls aufgefundenen Querspalt.

In diesen Ferien habe ich nur kleine Ausflüge vor, u[nd] außerdem wünsche ich Text zur Iconogr[aphie] zu schreiben, um den Tafeln nachzukommen davon etwa 50 voraus fertig sind. Die Hitze dieses Sommers u[nd] Krankheit meines Zeichners haben mich sehr wenig vorwärts kommen lassen.

Daß Radlkofer375 die Professur erhalten hat, hat mir Coll[ege] Naegeli376 geschrieben. Letzterer versichert auch, für mich im Ministerium nachdrücklich gesprochen zu haben. Doch soll das nichts helfen weil dort noch immer frühere s. g. [so genannte] ungünstige Berichte v[on] Erlangen als Maasstab dienen. Er sahs als einzige Hilfe an, daß ich eine wissenschaftl[iche] d.h.[das heißt] anatomische Arbeit mache. Allein damit richte ich in Erlangen Behufs besserer Berichte gar nichts aus. Man gibt hier allgemein meine Brauchbarkeit zu, aber kann nicht über gewisse Formschranken hinauskommen. Ich aber thue weder hier noch beim Ministerium ferner einen Schritt. Komme was da mag.

Von Al[exander] Braun377 erhielt ich jüngst 1 Brief. Wissenschaft nichts Neues, aber von seinem Haus; 2 Töchter haben geheirathet Caspary378–Königsberg u[nd] ordentlicher Professor für Botanik und Zoologie an die Universität Rostock zurück. Förstemann, E.: Roeper, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 29, Leipzig 1889, S. 149f. 374 Spica: Ähre; spica cory[mbosus] doldentraubige Ähre. Mössler, D. Johann Christoph: Taschenbuch der Botanik zur Selbstbelehrung, Hamburg 1805. Erster Abschnitt, I. Botanische Sprache (Terminologie), § 24, S. 32 die Aehre (spica), § 25, 4 S. 34 doldentraubig (corymbosus). [Oder: Spica corys: Ähre der Haselnuss. Willdenow, Karl Ludwig, Albert Dietrich: Anleitung zum Selbststudium der Botanik, 1833, Cory, lus : Haselnuß, §17, S. 474.] Erstere Version ist wegen der Beschreibung der Ähre vorzuziehen. 375 Radlkofer, Ludwig A. T. (1829-1927) war ein deutscher Botaniker und Hochschulprofessor. Er studierte Medizin in München und Botanik in Jena. Als Schüler von Matthias J. Schleiden konzentrierte er sich auf die Mikroskopie. 1856 wurde er Privatdozent in Jena, 1859 außerordentlicher Professor und Adjunkt am Botanischen Garten in München; 1863-1913 übernahm er als der Nachfolger von Carl. W. Nägeli den Lehrstuhl der Botanik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und die Direktion des Botanischen Gartens. Körner, Hans-Michael, Bruno Jahn, (Hrsg.): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Bde. 1-4, München 2005, S. 1553. 376 s. Fn. 244. 377 s. Fn. 131. 378 s. Fn. 353.

110 Mettenius379-Leipzig; damit es Zuhause nicht zu still wird ist ein 5 monatl[icher] Namenhalter da. - doch das werden Sie alles schon von Janu[ar] her wissen! Vor einigen Tagen kam mir die unerwartete Todesnachricht von Zollinger380auf Java zu. Es war nur 1 gedruckte Anzeige seiner Verwandten in Zürich; wonach er am 19. Mai d[es] J[ahres] zu Kandangan bei Probolingen381 starb. Er lebte am östl[ichen] Ende v[on] Jav[a] zu Rogojampi. Mit größtem Bedauern vernahm ich von dem Verkauf Ihrer Wohnung in Schlehdorf!382 Ich denke mir nicht andres als daß Sie ein angenehmes einfaches Haus sich dorthin bauen, wo Sie auch im vor[igen] Jahr gezeigt haben.

Empfehlen Sie mich der hochverehrtesten Frau Gemahlin bestens. Konnte dann Frl.[Fräulein] Tante wieder mitziehen? An Frl.[Fräulein] Professorin Carolina u[nd] Fr[au] Maria ebenfalls meine achtungsvollen Grüße.

In steter Hochachtung und Ergebenheit

Ihr Schnizlein.

S 35) Erlangen, den 04. Dezember 1859 (B[eantwortet 7 Dc.)

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [115], Nr. S 35, 1 S.

Hochverehrtester Herr H[of] Rath!

Da ich mir erlaube diese Zeilen als Beischluß abzusenden, so bitte ich um Entschuldigung wegen Format u[nd] Schrift. Ihr H[er]r Neffe war so eben bei mir und brachte die Nachricht von Ihrem Wunsche die ohnlängst an Sie gelangten

379 s. Fn. 132. 380 Zollinger, Heinrich (1818-1859) war ein Schweizer Botaniker, der als Pflanzensammler nach Niederländisch-Indien ging auf die Insel Java. Ohne eine feste Anstellung im kolonialen Regierungsdienst kehrte er 1848 in die Schweiz zurück und begann als Direktor eine Karriere im Schuldienst. 1855 reiste er nach Java zurück, um eine Kokospflanzung in Rogojambi in Ostjava anzulegen. 1859 verstarb Zollinger an einer Tropenkrankheit (Dysentrie / rote Ruhr) Er wurde zur Genesung ins Bromo Gebirge (Vulkane) bei Probolinggo geschickt. (bei Kandagan; Stadt in Indonesien, Ost- Java). Hantzsch, Viktor: Zollinger, Heinrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 45, Leipzig 1900, S. 419-423. 381,Kandagan, Probolinggo: Die Verwandten Zollingers haben den Namen der Stadt eingedeutscht in ‚Probolingen’. 382 Schlehdorf: Martius hat die Wohnung der Familie in Oberbayern am Kochelsee im Landkreis Bad Tölz / Wolfratshausen verkauft.

111 Früchte zu zeichnen u[nd] zu analysiren. Ich kann Ihnen in diesem Betreff sagen daß ich bereit bin in aller, nächsten Zeit diese Arbeit vorzunehmen in der Hoffnung daß sie nicht besonders lange Mühe veranlassen wird.

Noch muß ich Ihnen aber etwas Anderes mittheilen über das ich Ihre Ansicht und Beistimmung bedarf. Ich habe nemlich von dem H[er]rn v[on] Schlagintweit383 Nachrichten erhalten, wonach dieselben ohnerachtet der langen demselben vorgelegten Liste von Botanikern keinen gefunden haben dem sie ihre Sammlungen zum Bestimmen übergeben könnten. Dieselben wenden sich vielmehr an mich, ob ich dieses Geschäft übernehmen wolle. Unter den Bedingungen steht freilich die der baldigen Erledigung oben an, und ich trage Bedenken weil ich Ihnen die im Frühling zu beginnende Arbeit in Aussicht gestellt hatte. Ein Nebenumstand macht mir jedoch an der Sache viele Lust, daß ich eben unter Verhältnissen wie sie mir nie wiederkehren werden, auf eine ziemliche Zeit lang in Kew384 zubringen könnte. Daß sollte in den Osterferien geschehen u[nd] wenn Sie erlauben die Arbeit an den Arzneipflanzen erst nachher vorzunehmen, so wäre mir freilich dieß eine sehr große erwiesene Gefälligkeit u[nd] Nachsicht. Ich ersuche Sie um baldige Antwort hierüber, weil [ich] an S[chlagintweit] nicht eher eine Entschließung abgehen lasse.

Hochachtungsvollst

Ihr ergebener Schnizlein

383 Die als die „Gebrüder Schlagintweit“ bekannten geo-botanischen Wissenschaftler, Forschungsreisende und Bergsteiger waren die drei (von fünf) Söhne des Münchner Augenarztes, Joseph Schlagintweit (1791-1854). Hermann (1826-1882), Adolf (1829-1857, [in Kaschgar als vermeintlicher chinesischer Spion hingerichtet] und Robert (1833-1885). 1854 brachen die drei Brüder von Southhampton aus zu voneinander unabhängigen Forschungsreisen nach Indien und Zentralasien auf. Die Expedition war ein preußisch-britisches Gemeinschaftsprojekt (Wilhelm IV. / East-India-Company / Royal Society) deren Hauptziele erdmagnetische, glaziologische und karthographische Aufnahmen waren. 1856 nach der Rückkehr der Brüder Hermann und Robert wurden die umfangreichen Expeditions-Sammlungen teils nach England, teils an Museen in Berlin und München verteilt. Schnizlein sollte offensichtlich die noch nicht aufgearbeiteten, in Kew gelagerten, Expeditionsbestände klassifizieren und einordnen. Mayr, Helmut: Schlagintweit, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 23, Berlin 2007, S. 23f. 384 Kew Gardens: Royal Botanic Gardens in Kew. Die ausgedehnten Parkanlagen zwischen Richmond upon Thames und Kew im Südwesten Londons zählen zu den ältesten botanischen Gärten der Welt. 2003 wurden sie zum Unesco – Kulturerbe ernannt.

112 S 36) Erlangen, den 19. Januar 1860

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [116-120], Nr. S 36, 4 S.

Hochverehrtester Freund! Erst gestern erhielt ich zum ersten mal einen Correcturbogen des Galibi. Dict[ionary]385 und dieß ist die Ursache weßhalb ich Ihnen nicht früher schrieb, obwohl ich zwei Ihrer werthen Briefe zu beantworten habe. Ich hatte alsogleich das Msc. [Manuscript] in die Druckerei gebracht u[nd] Eile anempfohlen, da aber als lange nichts kam u[nd] man nachher mir dort eine Auskunft gab welche mich vermuthen ließ, als besorge Ihr H[err] Bruder die Correctur, glaubte ich nicht mehr warten zu dürfen Ihnen zu schreiben; u[nd] da gerade kam dann der erwähnte Bogen, welchen ich nun absolvirt habe.

Vor allem sage ich Ihnen herzlichen Dank für Ihren werthen Gruß zum neuen Jahre, u[nd] erwiedere denselben in gleichem Sinn und mit umso größerem Nachdruck als Ihr Befinden, wie ich ersehe, nicht ganz zum Besten ist, u[nd] weshalb ich zunächst wünsche, daß diese Schmerzen sich nun verloren haben möchten.

Ihren früheren Brief betreffend, in welchem Sie mir so schnelle gütige Antwort ertheilen in Betreff der Angelegenheit mit Schlagintw[eit] so kann ich Ihnen melden, daß ich mich noch nicht dazu entschlossen habe jenem Herrn eine feste Zusage zu geben obgleich er nochmals persönlich hier war. Theils hatten mich Ihre angeführten Gründe hiezu bestimmt theils noch andere der eigenen Erwägung. Erst gegen Ostern wird sich die Sache entscheiden, denn ich habe Schl[agintweit] dringend gebeten sich doch nach Andern zu erkundigen, u[nd] mir überhaupt mehr Zeit dazu zu lassen. Was Sie von der Eifersucht der Briten befürchten scheint nicht so bedenklich zu sein, da sie selbst wenige Leute vom Fach haben, u[nd] das Unternehmen doch von dort selbst am meisten gefördert wird, indem das India house386 Alles bezahlt. Wenn ich auch manches auf den ersten Blick nicht so gut kann als Hooker387 u[nd]

385 Galibi English Definition Dictionary. 386 Die Expeditionen der Gebrüder Schlagintweit waren vom India House mitfinanziert. 387 s. Fn. 334.

113 Falconer388 die seit Jahren sich mit den betreffenden Formen beschäftig[en], so traue ich mir doch auch so viel Takt zu mich nicht zu blamiren, und einem verständigen Manne so viel Urtheil, daß er unterscheiden wird, wie der Anfang und wie eine Bekanntschaft mit der Sache zu beurtheilen ist.

Mir selbst ist es ganz u[nd] gar nicht um die Sache zu thun, denn ich hätte ein allzu großes Maaß von Arbeit vor mir welches man in meinem Alter nicht mehr so kühn beurtheilt als 15 Jahre früher, und man sich bald sagen muß; du kannst etwas besseres thun.

Wenn die versprochene Sendung der Cucurbitaceen389 kommt, werde ich gleich mit Lust dahinter gehen, da Sie mir so vieles Schöne davon melden. Möchte ich auch die Aufthräge zu Ihrer Zufriedenheit ausführen.

Beiliegend erlaube [ich] mir Ihnen das letzthin erschienene Heft meiner Iconographie zu übergeben und bitte um gütige Aufnahme für dasselbe.

Für die Erwerbung des Werkes von Wight390 sind noch immer keine Hoffnungen vorhanden, da mir ohnlängst die Anschaffung eines anderen Werkes welches antiquarisch hätte angekauft werden können, abgeschlagen wurde.

Franke391 läßt Ihnen danken für den Glückwunsch. Ich bin freilich froh, daß sich die Sache so gemacht hat, denn der Antrag der Quirrirung392 Gerstenberg’s393 gieng nicht von mir aus. Ich habe wiederholt meine alte bitter erworbene Lebensregel erprobt gefunden daß der Univ[ersitäts] Senat alles kann was er will, d.h. [das heißt]

388 Falconer, Hugh (1808 Forres / Schottland - 1865 London) war ein schottischer Paläontologe, Botaniker und Geologe. Er studierte Medizin an den Universitäten Aberdeen und Edinburgh. 1830 arbeitete er als Assistensarzt in Indien. 1832 wurde ihm die Leitung des Botanischen Gartens in Saharanpur übertragen, wo er seine paläontologischen Untersuchungen an fossilen Säugetier- und Pflanzenresten begann. 1837 ging er auf eine Expedition nach Kabul und Kaschmir. 1842 kehrte Falconer zwischenzeitlich nach England zurück und veröffentlichte seine Ergebnisse über die fossile Fauna des Siwaliks-Gebirges. Als sein Hauptwerk gilt die „Fauna antiqua“, deren neun Bände er 1846- 1849 gemeinschaftlich mit dem Paläontologen Proby Thomas Cautley herausgegeben hat. 1855 nach seiner Heimkehr nach England widmete er sich der Erforschung der fossilen Höhlenfauna in den Höhlen von Süd-Wales, Italien und Gibraltar. Bettany, George Thomas: Falconer, Hugh, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 18, S. 158-161. 389Kürbisgewächse. „Ranunkeln, Malven, Cucurbitaceen“, in: Schulz Carl Heinrich: Die Natur der lebendigen Pflanze, Erster Theil, Berlin 1823, S. 330. 390 s. Fn. 305. / Bezug auf „Icones Plantarum Indiae Orientalis or Figures of Indian Plants” (1853). 391 s. Fn. 246. 392 (lat.) Nachforschung, Untersuchung. 393 Gerstenberg war auch Gärtner wurde aber als Mitbewerber für den Posten in München als Nachfolger für den verstorbenen Herrn Weinkauff nicht berücksichtigt.

114 wem er hold ist, für den thut er Alles. Ich habe hier nie etwas Anders als Hindernisse erfahren. Ob ich selbst Schuld bin? Ich wünsche sehr mit Fr[anke) gut zu wirthschaften, doch wird es schwer sein da er v[on] aufwallender empfindlicher Natur ist, und ein etwas zurückgezogener Character.

Ich habe heuer viele Zuhörer, was mich freut, zum ersten male einen Cursus für mikroscop[ische]394. Beobachtungen zusammengebracht, dagegen schon seit 4 Jahren Niemand mehr für spezielle Kryptogamenkunde.

Ich schließe mit bekannter Hochachtung als Ihr ergebenster Schnizlein.

S 37) Erlangen, den 17. April 1860

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [121-122], Nr. S 37, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Nicht bis zu meiner Ankunft will ich es versparen, sondern sogleich wie es mir eben einfällt, Ihnen am heutigen Tag,395 der für Ihr Leben ein wichtiger ist, aus aufrichtiger Seele meinen besten Glückwunsch ausdrücken. Es halte Sie der Allgütige Vater im Himmel so lange als möglich in Kraft und Wohlseyn!

Da Sie es wünschen noch einmal meine Ankunft anzuzeigen und Sie sogar die Mühe nehmen noch ein mal zu schreiben und Ihr gütiges Anerbieten zu wiederholen, so nehme ich es eben an.

In meinem Reiseplan hat sich nichts geändert, u[nd] wenn nichts eintritt was ich nicht ändern kann, werde ich demnach Freitag Nachmittag mit dem Postzug kommen, welcher wie ich zu wissen glaube um 4 Uhr in M[ünchen] eintrifft.

Ihr ergebenster

Schnizlein.

394 Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen, WS 1859/60; 4.) „Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Arzneiwaaren, privatissime, einstündig“. 395 Es handelte sich um den 66. Geburtstag von Carl von Martius, geboren am 17. April 1794.

115 S 38) Erlangen, den 05. Mai 1860

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [123-125], Nr. S 38, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Es war mir unendlich leid bei meiner Abreise Ihre Nachhausekunft nicht mehr haben erwarten zu können, und Ihnen mit Mund und Hand für Ihre mir erwiesene liebevolle Aufnahme danken zu können. Ich muß daher hier nur mit der Feder diese Versicherung geben und ausdrücken. An jener Eile war insbesondere Ursache, daß ich während meines ganzen Aufenthaltes bei den Verwandten396 meiner Frau, kein mal etwas zu genießen angenommen hatte, u[nd] es nun auf die letzten Stunden verschob. Da kam Fürnrohr397 dazwischen u[nd] im Gewühl des Glaspalastes398 wurden wir getrennt. Möchten Sie diese Umstände gütig als Entschuldigung gelten lassen! Daß ich nun auch nicht sogleich nach meiner Ankunft schrieb rührt daher, weil ich gleich am andern Morgen meine Vorlesungen begann, vieles im Garten anzusehen fand, 4 Correcturen meiner warteten u[nd] die Supplementa399 zu Endlicher400 sich bei dem Buchbinder befanden.

Wegen der letzteren kann ich Ihnen nun mittheilen, daß das 5. derselben mit Cotors 4 Dialypetelae Discanthae beginnt, u[nd] mit 6014 Biebersteinia401 schließt. Es umfaßt 104 pag[inas]402 u[nd] hat eine Erklärung des Verlegers beigefügt daß vorerst keine weiteren Fortsetzungen zu erwarten seien.

396 Schnizlein war in Nördlingen: Wohnsitz des Schwagers, Albert Frickhinger (1818-1879). 397 s. Fn. 84. 398 König Maximilian II. (reg. 1848-1864] wollte 1853 München als progressiven Wirtschafts- und Messestandort etablieren. Architektonisch an dem Londoner Ausstellungsgebäude orientiert, wurde der Münchner „Glaspalast“ aufgrund seiner spektakulären Glas-Eisen-Konstruktion zum Besuchermagnet. Die Errichtung des Glaspalastes inmitten des Botanischen Gartens in München hatte Carl von Martius bewogen, aus Protest alle Ämter niederzulegen. Wunschmann, Ernst: Martins Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 20, Leipzig1884, S. 517-527. 399 (lat.) supplementa: Ergänzungen. 400 s. Fn. 35. 401 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, II. Biebersteinia IV, 253. 402 (lat.) pagina: Blatt, Seite.

116 In einer neuen Nr[ummer] Bonplanden403 befindet sich ein Aufsatz über die Nothwendigkeit u[nd] Einrichtung einer neuen Ausgabe der Genera plantarum.404

Auch über Palmen ist etwas darin, daß Nipa405 in diese Familie gehöre.

Wenn Sie mir die Cinchonanae406 zuschicken, bitte ich das gütig zugesagte Ex[emplar] Ihrer Mat[eria] medica brasil407 beizulegen. Auch wäre es mir sehr erwünscht das Buch von Agardh408 üb[er] das Pfl[anzen] System zu haben bis ich es mir selbst anschaffen kann. Ich ersuche Sie also es mir ganz gefälligst zu lehnen.

Ferner wünsche ich die Calophyllen409 Samen zu untersuchen, da Miers410 so darauf hinweist u[nd] sagt, daß hier noch einiges unrichtig sei. Wenn Sie dieses Material haben wäre es mir sehr erwünscht. Da ich die Guttiferen411 nächstens lithographiren lasse so möchte ich keine Familie ausschließen. Die Abhandlung v[on] Planchon412

403 Seemann, Berthold C. (1825-1871) gab 1853-1862 die botanische Zeitschrift ‚Bonplandia’ heraus. 404 s. Fn. 35. Es handelte sich um das Werk von Stephan Endlicher:„Genera plantarum secundum ordines naturales disposita“, Wien, 1836-1850. 405 Nipa: Nipapalme ohne Stamm mit über 6m langen, gefiederten Blättern. Herkunftsland: Ostindien, Südseeinseln. Hug, Peter: in Meyers Konversations- Lexikon 1888, Bd. 12, S. 191. 406 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III: Cinchona II, 127c. d Chinarindenbaum, Chininbaum. In: Zander, ebd. S. 1303. 407 Es handelte sich um die Schrift: „Specimen materiae medicae vegetabilis Brasiliensis“ (1843) von Carl von Martius. 408 Agardh, Jacob Georg (1813 Lund – 1901 Lund) war ein schwedischer Botaniker. 1854 bis 1879 war er als Professor für Botanik an der Universität und als Direktor des Botanischen Gartens in Lund tätig. Sein Interessenschwerpunkt lag auf der Erforschung von Meeresalgen. Mägdefrau, Karl: Geschichte der Botanik, Leben und Leistung großer Forscher, 2. Auflage, Stuttgart 1992. 409 Calophyllen / calophyllum: (Schönblatt, Gummiapfel) Gattung aus der Familie der Guttiferen. Hug, Peter: Meyers Konversations-Lexikon, 1888 Bd. 3, S. 742. 410 Miers, John (1789 London - 1879 London) war ein britischer Botaniker und Bauingenieur. Aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse in der Mineralogie.erhielt er den Auftrag die Kupferrohstoffe in Chile zu erschließen. 1838 kehrte er nach London zurück und widmete sich der Klassifizierung und literarischen Aufarbeitung seiner süd-amerikanischen Pflanzensammlung. „Illustrations of South American Botany“, 2 Bde. 1850-57 Allen D. E.: Miers, John (1789-1879), in: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford 2004, [http://www.oxforddnb.com/view/article/18688] abgerufen am 24.09.2018. 411 Guttiferen: Die Guttiferen sind strauch- und baumartige Gewächse der wärmeren Zonen. Nees von Esenbeck, Theodor, Fr. L. Ebermeier, Carl H.: Handbuch der medicinisch-pharmaceutischen Botanik nach den natürlichen Familien des Gewächsreiches behandelt. Dritter Theil, Düsseldorf 1832, S. 350, § 194. 412 Planchon, Émile Jules (1823 Ganges, Hérault, F.-1888 Montpellier) war ein französischer Botaniker und Pharmazie-Professor an der Universität Montpellier. Er wurde durch die Entdeckung und Bekämpfung der Reblaus bekannt. 1875 forschte Planchon über den aus Amerika stammenden Mehltau-Pilz. Bibliothèque Nationale de France [data.bnf/fr/12159682/jules- emile_planchon/other.resources] abgerufen am 07.09.2018.

117 über Melcanthey413 ist im 20. Bd. Linn[e]. transent enthalten. Ich bitte nachzusehen ob sie Abbildungen enthält. Ich glaube nicht, denn excerpirt finde ich dieselbe in meinen Papieren.

Ich bitte Ihrer verehrten lieben Familie meine ergebensten Grüße zu sagen.

Hochachtungsvoll

Ihr

Schnizlein.

S 39) Erlangen, den 12. Mai 1861

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [126-129], Nr. S 39, 4 S.

Verehrtester Freund!

Auch mich hat das unerwartete Hinscheiden Fürnrohr’s sehr betrübt, um so mehr als ich Hoffnung hatte in nächsten Zeiten noch mehr als bisher ihm nahe zu kommen, denn als ich an Ostern Regensburg besuchen wollte schrieb er mir, daß eine bessere Jahres Zeit wohl zweckmäßiger sein möchte worauf ich es für Pfingsten verschob. Und jetzt!?

Die große Frage wegen des Bestehens der Gesellschaft u[nd] deren Zeitschrift Flora414 mußte sich als bald auch mir aufdrängen u[nd] ich vermuthe daß ich bald einen Brief von Ihnen, in dieser Angelegenheit erhalten werde. Allein trotz dieser Vorbereitung kann ich schwerlich einen Rath geben welcher eine Aussicht auf Erfolg besitzt.

Der Grund davon liegt zunächst in so einer Unbekanntschaft mit den Personen Regensburgs. Denn da, nach den Statuten der Direktor in Regensburg wohnen muß ist zunächst auf Ersatz eines solchen Bedacht zu nehmen. Im Verzeichniß finde ich

413 Unsichere Lesart [?] Pflanze Melcanthey war nicht zu recherchieren. Die genannten Pflanzen: Calophyllen, Guttiferen und [Meliaceen] werden als Baum- und Strauchgewächse gemeinschaftlich in der Literatur genannt. Die Meliaceen (Mahagonigewächs) wurden als natürliches Pflanzenschutzmittel beschrieben, was [spekulativ] Planchon gegen die Reblaus hätte verwenden können. 414 s. Fn. 70. Die Botanische Gesellschaft zu Regensburg (1790-2017), ‚Flora’.

118 dafür blos etwa einen der Apotheker Eser415 od[er] Schmidt416 sowie den prakt[ischen] Arzt Dr. Popp417 zur Beachtung geeignet. Denn wer wird die Lehrstelle Fr’s [Fürnrohr’s]418 erhalten? Schwerlich ein Mann der wie F[ürnrohr] so umfassend wirkt als F[ürnrohr], der Lehrer der Chemie so wie der Naturgeschichte sein kann. Wenn jene P[opp], Eser etc. als Candidaten für die Direktion auch Rücksicht verdienen, so ist die weitere Frage, ob sie die Redaction der Fl[ora] führen können. Auch dieses Geschäft soll nach den Statuten der Director thun. Allein ich zweifle sehr ob dieß möglich sein wird, u[nd] hier nicht eine Aenderung unvermeidlich ist. Wenn ich dies voraussetze so ist die Aufgabe noch immer nicht gelöst denn selbst unter den bayrischen Mitgliedern der bot[anischen] Ges[ellschaft] wüßte ich Niemanden zu bezeichnen, als eben Schultz Bip[ontinus].419

Ich glaube daher, daß die Forterhaltung der Zeitschrift Flora nicht möglich ist u[nd] höchstens dieses Jahr vollendet werden kann. Dazu müßte etwa Döbner420 in Aschaffenburg mitwirken können u[nd] ich selbst würde im Fall der Noth helfen.

Doch muß ich noch einen andern Gedanken mittheilen. Ich kenne zwar die näheren Verhältnisse nicht unter denen die Flora in Betreff der pecunären Umstände bestand, u[nd] ob die Gesellschaft sich verbindlich gemacht hat; wegen einer Unterstützung mit Geld etwas zu publiziren. Wenn aber dieß der Fall wäre, u[nd] dadurch der Fortbestand der ganzen Gesellschaft sich an diesen Umstand knüpfen

415 Eser, W., Apotheker, Landrath und Bürgermeister von Stadtamhof, 1840. [A) Ordentliches Mitglied in Regensburg domilicirt, S. IX.] In: Denkschriften der Königlich-Bayerischen Botanischen Gesellschaft zu Regensburg, Bd. 3, 1841; 1841 Stand der Mitglieder, S. VII, / Ordentliche Mitglieder in Regensburg domiliziert: A, S. IX. 416 Schmid, F., Apotheker und Mitglied des Kreis-Medicinal-Ausschusses, 1840. [A) Ordentliches Mitglied in Regensburg domilicirt, S. IX.] In: Denkschriften der Königlich-Bayerischen.Botanischen Gesellschaft zu Regensburg, Bd. 3, 1841; 1841 Stand der Mitglieder, Präsident: Carl von Martius, S. VII. / A) Ordentliche Mitglieder S. IX. 417 Popp, E., Dr. prakt. Arzt, Assistent am Krankenhaus, 1841. [A) Ordentliches Mitglied in Regensburg domilicirt, S. IX.] In: Denkschriften der Königlich-Bayerischen Botanischen Gesellschaft zu Regensburg Bd. 3, 1841; 1841 Stand der Mitglieder, Präsident: Carl von Martius, S. VII. / A) Ordentliche Mitglieder, S. IX. 418 Fürnrohr, August E. (1804 - 1861), s. Fn. 84. 419 Schultz, C. H. Bipontinus, Dr. Krankenhausarzt in Deidesheim, 1839. [B) Mitglieder in Bayern ausserhalb Regensburg domilicirte, S. X.] In: Denkschriften der Königlich-Bayerischen-Botanischen Gesellschaft zu Regensburg Bd. 3, 1841; 1841 Stand der Mitglieder, Präsident: Carl von Martius, S. VII. / B) Mitglieder in Bayern ausserhalb Regensburg domilicirt, S. IX /X. 420 Döbner, E., Dr. Prof. an der Forstschule in Aschaffenburg, 1853. [B) Mitglieder in Bayern ausserhalb Regensburg domilicirte, S. IX.] In: Denkschriften der Königlich-Bayerischen Botanischen Gesellschaft zu Regensburg Bd. 3, 1841; 1841 Stand der Mitglieder, Präsident: Carl von Martius, S. VII. / B) Mitglieder in Bayern ausserhalb Regensburg domilicirte, S. IX /X.

119 würde, wenn ich ferner glaube, daß die Flora nicht fortbestehen kann so, würde sich die Gesellschaft dadurch ein Verdienst um die Wissenschaft erwerben, wenn sie ein Bedürfniß zu erfüllen suchen würde das viel größer wie das einer Zeitschrift ist, daran wir genug besitzen und meines Erachtens in der Herausgabe von guten Jahresberichten bestehen könnte.

Dazu mitzuwirken würde ich mich selbst anbieten, nie aber zur Redaction einer Zeitschrift welche drängt daß mit bestimmtem Datum eine Nummer erscheint.

Doch dies u[nd] Alles kann ja noch überlegt werden, denn daß dieser fast unersetzliche Verlust eine Störung im Erscheinen der Flora mit sich bringt wird Jeder einsehen u[nd] verzeihen.

Den bezeichneten Correctur Bogen habe ich nochmals revidirt u[nd] einiges verbessert, so z.B. den Namen Klotsch in Klotzsch421 Pohl,422 Pl. bras[iliensis] fett Pohl - Pl. bras [iliensis] der bewußte Satz ist richtig eingeschaltet.

Wenn Sie nicht jetzt sogleich nach Regensb[urg] wollten würde ich Ihnen den Vorschlag gemacht haben daß wir dort zusammen kämen, u[nd] ich könnte schon am Samstag d[en] 18 eintreffen, wenn Sie nicht selbst hierher kommen wollen u[nd] sich so lange dort aufhalten können.

In unveränderter Verehrung

Ihr ergebenster

Schnizlein.

421 Klotzsch, Johann Friedrich: (1805 Wittenberg - 1860 Berlin) war ein deutscher Botaniker, Apotheker und Arzt. 1830-1834 arbeitete er vornehmlich in den Herbarien in Kew und Berlin und klassifizierte dort die Sammlungen von Pilzen. 1838, nach erfolgreicher Promotion wurde er zum Leiter des Botanischen Museums Berlin ernannt. Wunschmann, Ernst: Klotzsch, Johann Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 233f. 422 Pohl, Johann Baptist Emmanuel (1782 Böhmisch-Kamnitz - 1834 Wien) war ein österreichischer Botaniker. Er studierte Medizin in Prag und arbeitete 1808 nach erfolgreichem Studienabschluss als Arzt in einem Militärspital. 1817 bis 1821 nahm er an der Österreichischen Brasilien-Expedition teil, die anlässlich der Vermählung von Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich mit dem Kronprinzen von Brasilien, Dom Pedro, durchgeführt wurde. Nach der Rückkehr verfasste er Werke über die Brasilienreise und die Flora in Brasilien. Günther, Siegmund: Pohl, Johann Emanuel, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 26, Leipzig 1888, S. 369f. Pohl war ein Botanik Kollege von Carl Martius und Johann Baptist Spix auf der Expedition nach Brasilien (1817-1820). Neben der Herausgabe von eigenen Werken betätigte er sich auch als Co-Autor bei der Flora Brasiliensis von Carl von Martius.

120 S 40) Erlangen, den 19. Januar 1863

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [130-133], Nr. S 40, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre gütigen und freundlich aufmunternden Worte machen mich sehr beschämt und erinnern mich schmerzlich daran wie wenig ich die Freude und die Ehre der Correspondenz mit Ihnen pflege. Ich habe ja Niemand mit dem ich, sei es in Angelegenheiten des inneren Lebens sei es in denen der Wissenschaft so gerne brieflich verkehren möchte als mit Ihnen. Das mir zugerufene aut – aut [entweder – oder] ist aber für beide Fälle gleich richtig, denn ich glaube einerseits fleißig zu sein, andererseits noch fleißiger sein zu sollen. Solche Briefe wie Sie meinen sind mir freilich schon lange fremd geworden. Diejenigen nämlich in welchen man sich über die tiefere Bedeutung manches Lebensereignisses ausführlich bespricht u[nd] damit einen Theil seines eigenen inneren Lebens abgibt. Ich würde das so gerne thun da ich ja weiß wie theilnehmend Sie gegen mich sind; allein dazu habe ich noch nicht die gehörige Ruhe, und oft nicht die passende Stimmung, weil ich durch dergleichen meist so aufgeregt werde, daß ich mein Leben mit düsteren Bildern erfüllt sehe, und ich mich nur davor retten kann wenn ich sie in mich verschließe.-

Die beigeschlossenen Msc. [Manuskripte] habe ich sogleich zur Druckerei423 getragen, mir die Schriftarten zeigen lassen, mit dem Meister u[nd] dem Setzer besprochen u[nd] wie ich wünsche u[nd] hoffe zu Ihrer Zufriedenheit ausgewählt.

Sie haben schon in Ihrem vorletzten Brief die Correctur der Tafeln der Cinchoren, 424 erwünscht, allein ich erlaube mir Sie zu erinnern daß ich dieselben schon längst abgegeben habe, wenigstens kaum andere von München zum Corrigiren erhielt als die der Samen welche ich ebenfalls zurücksandte. Die Nachträge auf den Tafeln habe ich schon längst so sauber eingetragen, daß hienach der Künstler arbeiten konnte.

423 s. Fn. 75. 424 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III: Cinchona II, 127c. d Chinarindenbaum, Chininbaum. In: Zander, ebd. S. 1303.

121 Ich werde in der beginnenden Woche Alles was ich auch Cinchona bezügliches in Händen habe unversehrt zurücksenden. Sollte ich auch alles Sonstige Material was die Arzneipflanzen betrifft beilegen so müßte ich noch um besonderen Befehl bitten, da ich bisher noch annehmen durfte daß Sie diese Herausgabe mit mir bewerkstelligen wollen u[nd] noch nicht einem Anderen übergeben haben. Eben deßhalb hatte ich ja damals als ich das letzte mal in München war, u[nd] Ihr Gast war, die bestimmte Erklärung gegeben, daß ich alle meine Kraft diesem Unternehmen zuwenden wolle, dagegen keine weiteren Beiträge zur Flora brasil[iensis]425 bearbeiten könne, u[nd] mithin die Polygaleae426 zu Ihrer Disposition stellte. Ich werde daher auch alles darauf bezügliche Material zurücksenden.

Die erwähnte Angelegenheit wegen des Studiums der Naturwiss[enschaften] für die Mediziner habe ich nicht genauer erfahren. Es scheint die Sache an die med[izinische] Fakultät u[nd] nicht an die Prüfungs Commission gegangen zu sein. In Preußen ist die Sache bereits so weit. Von hier aus hoffe ich doch noch auf so ein [halbe Klammer?] Verständniß daß Trinis,427 den Antrag unterstützenden Worte erwiedert worden sind.

Sie veranlassen mich auch, etwas vom Zustand der Leopoldina428 zu sagen. Ich fühle sehr wohl daß auch ich nichts dafür thue, und die Acta nicht anschaffe. Allein abgesehen von den Entschuldigungen die ich dafür anführen könnte scheint mir die Academie nicht mehr zeitgemäß zu sein. Denn woher sollen denn die Kräfte kommen, nachdem die Akademien, in Berlin, Wien, München u[nd] Göttingen längst verlangen daß ihre Schriften gefüllt werden. Dazu der ganze Umschwung der Literatur der Zeitschriften! Welcher Physiker u[nd] Chemiker wird der Leop[oldina] seine Arbeiten übergeben die vielleicht 2 Jahre nach der Einsendung

425 s. Fn. 239. Flora Brasiliensis 1840-1906. 426 s. Fn. 203. 427 Trinius, Carl Bernhard von („Trin“) (1778 Eisleben – 1844 St. Petersburg) war ein deutscher Arzt und Botaniker. 1792-1802 studierte er Medizin an den Universitäten in Jena, Halle und Leipzig. 1811- 1815 hat er die Herzogin Antoinette von Württemberg nach St. Petersburg begleitet, wo er sich wissenschaftlich in der Geo-Botanik betätigte (Flore des environs de St. Petersbourg et de Moscou, 1811). 1824 nach dem Tod der Herzogin arbeitete er als Arzt und Leibarzt des Zaren Alexander II, den er auch in den Naturwissenschaften unterrichtete. Unter dem Einfluss seines Onkels Samuel Hahnemann wandte er sich ab 1830 dem Studium der Homöopathie zu. 1844 starb von Trinius an Wassersucht in St. Petersburg. Stieda, Ludwig: Trinius, Karl Bernhard, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, Leipzig 1894, S. 619-621. 428 s. Fn. 61.

122 erscheinen.429 Es müssen also theils Arbeiten ganz eigener Art, theils Männer von ganz besonderer Stellung sein welche Ihre Thätigkeit dorthin verwenden. Diese Akad[emie] kann blos dadurch sich Ansehen erwerben, daß sie eine andere Richtung gewinnt als die übrigen Academien. Durch Stiftung von Preisen für Arbeiten welche ganz unabhängig von Bewerbungen erscheinen würde sie sich ein Votum erwerben können, das als freies Urtheil der deutschen Nation gelten würde. Außerdem würde ich auch für die Acad[emie] die Ausgabe eines Jahresberichtes od[er] Repertor430 aller in ihren Bereich fallenden Disciplinen geboten halten.

Endlich sage ich Ihnen meinen Dank für die Rede auf Wagner,431 leider konnte ich noch nicht Zeit finden sie zu lesen, freue mich aber darauf. Ihr wiederholtes gütiges Andenken an meine Frau erwiedert dieselbe mit hochachtungsvollem Dank.

Ihr ergebenster S[chnizlein.

(seitlich)

An Ihren Herrn Bruder habe ich alsbald nach Aeschach432 einen Brief mit Misfallen geschrieben u[nd] darauf eine heitere u[nd] glückliche Erwiederung erhalten, keine Silbe aber fügte er bei über sein Befinden. Morgen werde ich, darum Gelegenheit sich bietet, wiederum einige Zeilen dorthin abgehen lassen.

S 41) Erlangen, den 16. Februar 1863

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [134-135], Nr. S 41, 2 S.

429 Die große Popularität der Zeitschriften auf Seiten des Lesepublikums wog jedoch nicht die Kritik der Autoren auf, die nicht fristgerechte Veröffentlichungen ihrer eingereichten Artikel als häufig auftretende Missstände beklagten. Schnizlein prangerte dieses publizistische Fehlverhalten wiederholt in mehreren Briefen an und bestand bei der Drucklegung auf der genauen Festsetzung des Abgabe- und Erscheinungsdatums. 430 (lat.) Urheber. 431 Wagner, Johann Andreas (1797 Nürnberg - 1861 München) war ein deutscher Zoologe. Er studierte und promovierte (1826) in Erlangen und habilitierte sich in Würzburg. Er lehrte als ordentlicher Professor für Zoologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und stand ab 1832 als zweiter Konservator der Zoologischen Staatssammlung München bevor. Martius, Carl von: Denkrede auf Joh. Andreas Wagner. Gehalten in der öffentl. Sitzung am 28. Nov. 1862. München 1862. (Fest- und Gedächtnisreden. Bayerische Akademie der Wissenschaften 1860-1864, S. 7). 432 Aeschach ist ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Lindau. Der Ort liegt am Obersee / Kleinen See, nördlich gegenüber der Insel Lindau. Theodor Martius befand sich dort auf einem Genesungsurlaub.

123 Hochverehrtester Freund!

Als Ihr letzter Brief ankam waren bereits die Kisten mit den Pflanzen schon 2 Tage an die Eisenbahn abgegeben, und ich konnte daher Ihren Wunsch nicht mehr erfüllen die Polygaleae433 zurückzubehalten. Ohnehin hatte ich mit der Absendung länger gewartet als ich Ihnen zuvor gemeldet hatte u[nd] konnte mir daher keinen Vorwurf machen. Sie werden indessen die Kisten erhalten haben, u[nd] hoffentlich wird keine Beschädigung geschehen sein.

Die mir zugesendeten Blätter habe ich sogleich zu Junge434 getragen u[nd] Ihre Anordnung ihm mitgetheilt. Wegen des Umschlagpapieres meinte derselbe aber daß Sie es wohl ganz gut bemessen könnten da Sie die Messbogen alle besitzen, u[nd]. es doch eher nach Ihrem Wunsch ausfallen dürfte, als wenn wir hier einen Umschlag besorgen. Das schien mir ganz hörbar u[nd] ich warte demnach ab, ob ich etwas weiteres besorgen soll, wozu ich gewiß stets bereit bin.

Ihre Frage über die Flora brasil resp[ektive] deren Fortsetzung ist mir zu schwer. Ich habe zu wenig Erfahrung in solchen großen u[nd] zum Theil kaufmännischen Angelegenheiten. Wie mir scheint ist in diesem Werke doch auch schon eine bemerkbare Ungleichmäßigkeit eingetreten u[nd] wenn es nicht in der anfänglichen Weise beendet werden kann, fragt es sich wie viel noch übrig ist um es in einer abgekürzten Fassung, besonders ohne, oder nur mit sehr beschränkter Zahl der Tafeln zum Abschluß zu bringen. Sehr viel hängt freilich von der Qualität der Mitarbeiter ab. -

Ihre im Brief erwähnte Sendung eines neuen Heftes 31, 32 habe ich noch nicht erhalten. Danke aber hiemit einstweilen dafür im Voraus. Auch erlaube ich mir wiederholt zu bemerken daß ich Heft 24 nicht erhielt, wohl aber 25 welches die Fortsetzung der Papilisamen enthält.435 Ich werde trachten in den Osterferien Sie zu besuchen wobei wir dann Manches besprechen können.

433 s. Fn. 203. 434 s. Fn. 75. 435 s. Fn. 250.

124 Mit dem Wunsche daß das erwähnte Kopfweh436 sich verloren haben möchte u[nd] Sie sich recht wohl befinden.

Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 42) Erlangen, den 04. Oktober 1863

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [136-139], Nr. S 42, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Erst vor ein paar Tagen bin ich von meiner langen Reise zurückgekehrt und fand Ihren lieben werthen Brief vor, aber auch leider meinen Freund und Collegen Ihren H[er]rn Bruder Theodor nicht mehr unter den Lebenden. Das schmerzte mich sehr! ach schon seine letzten Worte klangen wie ein Abschied, aber dennoch hoffte ich daß er, obwohl unter großen Beschwerden, die Zeit meiner Abwesenheit überleben werde. Ich drücke daher vor Allem Ihnen meine herzlichste Theilnahme an diesem schmerzlichen Verlust aus, denn obwohl Sie in den letzten Jahren mehrmals den Tod437 in Ihrer verehrten Familie haben einkehren sehen müssen, denke ich doch, daß dieser Fall Sie besonders ergriffen haben wird. Wie leid war es mir, daß ich Sie bei diesem traurigen Gang nicht habe begleiten können! Doch ich irre Sie waren ja vorher hier. - Aber auch dem Freund u[nd] Collegen hätte ich gerne diese Theilnahme bezeigt. -

Was nun Ihren werthen Brief betrifft so scheint es mir, daß Sie ihn kurz vor dem Abgang des meinen an Sie [mich] abgeschickt haben, und ich hoffe daß Sie meinen erhalten haben werden, da ich vor meiner Abreise es für Schuldigkeit hielt Sie davon zu benachrichtigen, und ich ohne jene Reise gewiß und sehr gerne nach Schlehdorf gekommen wäre. Ich danke Ihnen daher herzlich für die besonders dringende

436 Eine ähnliche Nachfrage erscheint in einem späteren Brief [Nr. S 61 vom 11. April 1867: „Unbäßlichkeiten“] und zeigt die zunehmende Sorge Schnizleins um das gesundheitliche Befinden des älteren Briefpartners. 437 s. Fn. 80. Die Mutter Regina von Martius verstarb 1856 mit 84 Jahren.

125 Aufforderung. In diesem Monat kann ich nun wohl kaum mehr abkommen u[nd] denke es kann sich in der Zeit zwischen Weihnachten u[nd] Neujahr eine Besprechung einrichten lassen. Da ich abermals, höchstwahrscheinlich für die Pharmacognosie438 vikariren439 muß, so habe ich eben wiederum viel zu thun denn wir sind in neuester Zeit mit einigen Lehrbüchern beschenkt worden, die ich doch wohl kritisch benutzen muß. Überdies hat meine Iconographie seit 1 ½ Jahren eine Stockung erlitten, weil der Besitzer der Buchhandlung gewechselt u[nd] eine große Unordnung im Geschäft zurückgelassen hat, und so muß ich mit allem Fleiß an die Vollendung dieser Arbeit mich machen.

Meine Reise habe ich zwar glücklich und gesund vollbracht, aber es sind manche meiner Wünsche unerfüllt geblieben, weil ich jene der Collegen nicht zu Hause fand, da sie auf Landsitzen oder auf Reisen waren, andere, in Specie Hooker jun[ior],440 nicht sehr gefällig sich erwiesen haben. Der alte Herr,441 welcher Sie bestens grüßen läßt war aber, wenigstens mit Worten, sehr liebenswürdig. Ich war 2 Tage ganz u[nd] einmal einige Stunden in Kew442. Im British Museum fand ich Bentham443 nicht, wohl aber einen sehr gefälligen Adjuncten Carruther444. Lindley445 aufzusuchen wollte wegen der Entfernung nicht mehr gelingen. Ich war auch 2 Mal in London zuerst 4 Tage u[nd] dann nach meiner Rückkehr aus Schottland. Dort war mein Hauptquartier Hamilton, allein ich fuhr fast täglich nach Glasgow. Das schlechte Wetter gestattete mir aber nicht die Hochlande zu besuchen.

438 Nach 1863 übernahm Schnizlein langjährig den Lehrauftrag von Theodor Martius in der Pharmazie. 439 (lat.) vicarius: der Stellvertreter, Verb: stellvertreten. 440 s. Fn. 334. 441 William Jackson Hooker (1785-1865) hat durch zahlreiche botanische Forschungsreisen im In- und Ausland (Schottland 1807, Island 1819, Ceylon 1814, Frankreich, Schweiz) sowie mit seinem akademischen Lehrberuf als Regius Professor für Botanik an der Universität Glasgow (1820) den Grundstein für das große Interesse seiner Söhne – besonders Joseph Dalton Hooker (1817-1911) – an der Botanik gelegt. Boulger, George Simonds: Hooker, William Jackson, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 27, S. 296-299. 442 s. Fn. 384. 443 s. Fn. 266. 444 Carruthers, William C. (1830 - 1922) war ein schottischer Botaniker. 1863 war er für die Abteilung der Botanik im Britischen Museum zuständig und 1871-1895 im Natural History Museum. 1871 wurde er Mitglied der Royal Society und war bis 1909 als beratender Botaniker für die Royal Agricultural Society tätig. Archiv der Royal Society, London. 445 s. Fn. 28.

126 Auch verfehlte ich H[err]n Arnott446 u[nd] ebenso war Balfour447 in Edinburgh nicht zu Hause. Doch konnte ich überall die Anstalten mit Musse besuchen u[nd] viele Notizen machen. In Belgien u[nd] Holland habe ich Leyden, Gent, Brüssel, Lowen u[nd] Lüttich besucht, u[nd] überall vieles Schöne u[nd] neue gesehen. Z. b. das merkwürdige Erythrochiton448 hypophyllum blühend, dessen Blume an der Unterseite der Blattrippe des 8-10 Zoll langen Blattes hervortritt, vis fig[uram] infra449. College Spring450 war in Lüttich nicht zu Hause geblieben. Der alte Herr Treviranus451 läßt Sie freundlich grüßen, er hat, wie ich schon öfter auch, Ihnen ein hohes Alter prophezeiht, denn Constitution u[nd] Lebensweise findet er ähnlich u[nd] also auch die Folgen daraus. Übrigens klagte er über vieles Bitter, wenn auch mit der Milde eines alten Weisen u[nd] Christen.-

446 Arnott, George Arnott Walker (1799 Edinburgh – 1868 Glasgow) war ein schottischer Botaniker. Er stand dem Botanischen Garten in Glasgow als Direktor bevor. Sein Hauptinteresse galt der Erforschung der Orchideen. 1834 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Britten, James: Arnott, George Arnott Walker, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 02, S. 121. 447 Balfour, John Hutton (1808 Edinburgh – 1884 Edinburgh) war ein schottischer Arzt und Botaniker. Nach dem Medizinstudium an den Universitäten St. Andrews und Edinburgh ließ er sich 1834 als Arzt in Edinburgh nieder. Sein Hauptinteresse galt der Botanik.1836/1838 wurde er Gründungsmitglied der Botanischen Gesellschaft und des Botanischen Vereins von Edinburgh. 1841 bekam er die Regius Professur an der Universität Glasgow und 1845 den Lehrstuhl an der Universität Edinburgh. Neben seinen botanischen Ämtern als Leiter des Königlichen Botanischen Gartens in Edinburgh und als Königlicher Botaniker für Schottland blieb er der Medizinischen Fakultät als Dekan und Hochschullehrer langjährig verbunden. Mit seinen botanischen Exkursionen und seinem Unterricht in Mikroskopie war er pädagogisch richtungweisend. Bettany, George Thomas: Balfour, John Hutton, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 03, S. 56. 448 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, V. Erythroxylon III, 229. d. Kokastrauch. In: Zander: ebd. S. 1400. 449 (lat.) Sieh das Bild unten. Eine Bleistiftzeichnung des Blattes wurde von Schnizlein an das Briefende, neben seine Grußworte gesetzt. N 3 Anschrallung. 450 Spring, Friedrich Anton (1814 Geroldsbach/Oberbayern – 1872 Lüttich) war ein belgischer Arzt und Naturwissenschaftler. Er studierte Medizin in München und war Assistent am botanischen Institut bei Carl von Martius. 1836 / 1838 promovierte er zweifach in München und Leipzig. 1839 ging er nach dem erfolgreich abgeschlossenen Examen nach Paris. Nur kurz darauf erhielt er 1839, im Alter von 25 Jahren, die Professur der Physiologie in Lüttich, wo er mit viel Anerkennung in späteren Jahren auch die Professur der Anatomie und Pathologie erhielt. Jännicke, Friedrich: Spring, Friedrich Anton, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35, 1893, S. 314-315. 451 Treviranus, Ludolf Christian (1779-1864) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. 1789 nach dem Studium der Medizin und der Botanik an der Universität Jena promovierte er 1801 zum Dr. med. Bis 1807 war er als Arzt tätig und erhielt später die Dritte Professur am Lyceum in Bremen. 1812 wurde er zum Ordinarius für Naturgeschichte und Botanik an die Universität Rostock berufen und wurde zugleich der Direktor des Botanischen Gartens. 1816 wechselte er als ordentlicher Professor für Botanik an die neue Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau und 1830 als Ordinarius für Botanik nach Bonn. Wunschmann, Ernst: Treviranus, Ludolph Christian, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, Leipzig 1894, S. 588-591.

127 Wenn Sie mir übrigens, u[nd] wie [ich] schon einmal geschrieben habe einstweilen die Asclepiadeae452 schicken wollen kann ich mich doch in denselben vorläufig orientiren. Die Analysen werden freilich nach getrocknetem Material sehr schwierig sein.

Nun Lebewohl

Hochachtungsvoll ergebenst

Ihr Schnizlein.

S 43) Erlangen, den 24. Oktober 1863

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [144-147], Nr. S 43, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Es soll mich sehr freuen wenn Sie Ihr Vorhaben, mir noch mehr als im letzten Briefe zu schreiben ausführen, denn ich bin dabei stets der gewinnende Theil und eine oder die andere Art Eigennutz kann nun der Mensch dieser Erde nicht verlängern. Was mich aber besonders bewegt Ihnen baldigst wieder zu schreiben ist eine Stelle Ihres Briefes welche mir ein leiser Vorwurf lautet, daß nämlich keine Stimme sich zum Lobe des Verstorbenen Theodor453 sich erhoben habe.

Darüber muß ich Ihnen einige Aufklärungen geben, weil ich der Sache etwas nahe stehe, wenn auch nicht so sehr, als Sie vielleicht vermuthen.

Es war eine Redensart, die der Verstorbene in den letzten Jahren, mir oft wiederholte, „der Frickhinger454 muß meinen Nekrolog schreiben.“ Das sagte ich auch meinem Schwager damals und gewiß hatte dieser die Verdienste Theodors

452 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, II. Asclepiadeae II, 133, 133a. d. Seidenpflanze. In: Zander, ebd. S. 1223. 453 Martius, Theodor (1796-1863), der jüngere Bruder von Carl von Martius und College von Schnizlein an der Universität. 454 Frickhinger, Albert (1818-1879), Schwager und botanischer Mitarbeiter von Schnizlein. Apotheker in Nördlingen.

128 in das rechte Licht gesetzt, wenn er selbst auch ein viel jüngerer Apotheker ist u[nd] nicht ein Schüler des Collegen Theod[or]. Nun fiel der Todestag in die Zeit meiner Abwesenheit u[nd] die Hinterbliebenen haben sehr schnell Alles geräumt, so daß ich nur allzuwenig mit ihnen verhandeln konnte das in einen guten Nekrolog gehörte auch eigene Notizen der Verlobten,455 um eben sein Thun mit seinen Beweggründen u[nd] Umständen darzustellen, welche das Leben oft nicht aussprechen darf. Ich sagte jenen Wunsch auch dem H[err]n Dr. Karl456 allein bis jetzt blieb ich ohne Mittheilungen. So kam es daß bisher an dieser Seite sich noch nichts hat thun lassen.

Übrigens hat Rektor Rausch457 mir gesagt, daß er einen Lebensabriß in das Jahrbuch für Pharm[azie]458 geben werde. Und wie sollte hier die Wirksamkeit um dieses Fach nicht gebührend geschildert werden? Sollte das nicht geschehen so wäre die Arbeit sehr schlecht zu nennen.

Nun was andres. Drimys459 betreffend so kann ich nichts sagen, denn die Sammlung ist versiegelt, ich habe noch keine offizielle Aufforderung vom Collegium zu lesen, ja ich habe vielmehr dem Prorector460 erklärt daß ich es ablehnen werde, denn da kann man mich finden u[nd] ich bin gut, aber zur Beförderung will man keine Schritte thun. Andere Collegen haben mir freilich zugerathen die Stelle Martii [von Theodor Martius] zum 3 1/2 mal, zu versehen, u[nd] so will [ich] es doch thun; auch um des eigenen Vortheils resp[ektive] Nachtheils wegen. – Bei Drimys erlaube ich mir 2 Fehler aufmerksam zu machen, daß über den Bau des Holzes in der neuesten Arbeit von Sanio (Bot[any] July 1863) mehreres Bemerkenswerthe vorkommt.

455 Theodor Martius war seit 20. April 1824 mit Christine Hüttlinger verheiratet. Sie war die Tochter des Commerzienrathes Hüttlinger in . Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 133. 456 Es handelte sich um den Sohn Karl von Theodor Martius. Theodor Martius hatte 9 Kinder. 457 Ein Rektor Rausch ist biographisch nicht nachweisbar. 458 Ein Nachruf für Theodor Martius im Jahrbuch der Pharmacie (Buchner’s Repertorium der Pharmacie) ist nicht recherchierbar. 459 ‚Drimys Winteri’ gehört zu der Familie von etwa 8 Arten von hölzernen immergrünen Pflanzen. Es gibt einen Herbarbeleg von ‚Drymis Winteri’ im Herbarium Senckbergianum, Frankfurt am Main. Drimys ist einer Person biographisch nicht zuzuordnen 460 s. Fn. 229. Heyder Carl Ludwig Wilhelm (1812 – 1886) amtierte WS 1862/63 und SS 1863 als Prorektor an der Universität. Der Brief von Schnizlein an Martius ist auf den 24. Oktober 1863 datiert, da der neue Prorektor regulär erst am 04. November sein Amt antritt war Carl Heyder von der Philosophischen Fakultät noch der amtierende Prorektor. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 92f. / s. auch Wedel-Schaper, Hafner, Ley: Professoren und. Dozenten der FAU, (1993). Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren und Prokanzler, S. 191.

129 Die Asclepiadeen461 werde ich bearbeiten wenn solche ankommen. Es hängt ganz von Ihnen ab wann, Sie das Msc. [Manuscript] brauchen. Ich bin froh wenn ich noch nicht daran gehen muß, u[nd] ebenso wünsche ich daß wenn ich das Msc. [Manuscript] geliefert habe die Sache auch erscheint.

Hiemit schließe ich u[nd] zeichne

Hochachtungsvoll,

Ihr ergebenster Freund

Schnizlein.

Habe ich Ihnen denn in meinem letzten Brief die Grüße von H[err]n Hooker sen[ior]462 u[nd] Treviranus 463 gemeldet?

M 3) München, den 20. Dezember 1863

Carl von Martius, München, an Adalbert Schnizlein, Erlangen

H BSM Martiusiana II, A. 1, Korr. Schnizlein, A., [00003- 00006 ], Nr. M 3, 2 S.

Mein lieber Freund!

Nicht ohne eine gewisse Befangenheit schreibe ich heute an Sie, denn es gibt eine seltene für mich eben so erfreuliche als ehrenvolle Angelegenheit, in der ich aber nur deßhalb die Feder ergreifen kann, ohne den Schein der Unbescheidenheit auf mich zu laden, wenn ich sage, daß es auf den Wunsch des H[errn] v[on] Liebig464 geschieht, der mich durch H[errn] Prof[essor] Radlkofer465 u[nd] Thomay466 von der

461 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, II. Asclepiadeae II, 133, 133 a. d. Seidenpflanze. In: Zander, ebd. S. 1223. 462 s. Fn. 441. 463 s. Fn. 451. 464 s. Fn. 352. 465 s. Fn. 375. 466 Unsichere Lesart. Ein Botaniker Thomay ist um 1863 biographisch nicht nachweisbar. [Otto Wilhelm Thomé (1840-1925) war ein deutscher Botaniker, Illustrator und Pädagoge, aber scheidet für die Personenfindung aufgrund seines jugendlichen Alters aus.]

130 liebevollen Intention unterrichtet, worin Sie, Radlkofer u[nd] Schenk467 sich für die Feier meines Jubiläums interessieren, zu gleich aber mir die Bedenken mittheilt, welche sich dagegen erheben, daß Sie mit Ihren Genossen mich durch eine Medaille ehren wollen.

Ehe ich weiter gehe, laßen Sie mich Ihnen, lieber alter Freund, für diese Ihre Intention meinen tiefgefühlten Dank aussprechen. Ich habe das auch gegen R[adlkofer] gethan u[nd] bitte Sie auch Schenk daher meiner innigsten Empfindung zu versichern.

H[err] v[on] Lieb[ig] hat mir schon früher persönlich erklärt und nun durch die beiden Genannten entschieden wiederholen laßen, daß er wesentlich

Gründe habe, daß die amtliche, corporative Anerkennung, die mir nach Genehmigung des Staatsministerii[um] zu Theil werden soll, nicht durch eine ganz gleichartige anderweitige zusätzliche Liebeserweisung von Freunden, Collegen u[nd] Schülern abgeschwächt werde[n], – daß hier kein Parallelismuß, keine Concurrenz die zu Ärgerniß Anlaß geben könnte eintrete. Und nachdem ich v[on] ihm aufgefordert bin, meine eigene Auffaßung der Sache Ihnen mitzutheilen, aber meide ich alle Erdenklichkeiten u[nd] bitte Sie inständig, laßen Sie den Plan fallen u[nd] ersparen Sie mir gewiße Beschämung oder Unannehmlichkeit[en], die aus dem Verfolgen Ihrer, mir so liebevollen Absichten hervor gehn würden. Es ist früher ein ganz ähnlicher Fall bei Ringsey468 Jubil[äum] eingetreten. Die Freunde haben sich hier, nachdem das Gremium der bayer[ischen] Aerzte eine Medaille [daentirt] hatte, auch nachträglich dafür geeinigt, den Jubilar durch eine silberne Platte zu ehren, die einen Spruch u[nd] die Namen der Stifter enthielt. Sie ist nun das werthvollste u[nd] erfreulichste ehrenvollste Besitzthum d[er] Familie, ein Dokument persönlichen Wohlwollens ist ein stets sichtbares Liebeszeichen, ein Schmuck, auf dem das Auge gerne ruht.

Erlassen Sie mir die Gründe, warum ich wünschen muß, daß es rücksichtlich der Medaille bei jener der Akad[emie] sein Bewenden habe.

467 s. Fn. 83. 468 Ringseis, Johann Nepomuk (1785-1880) war Arzt und Professor der Medizin an der Universität München (1826). Er war der Leibarzt von Ludwig I. (1786-1868 / reg. 1825-1848) und begleitete diesen auf den Italienreisen (1817-24). 1818 wurde er zum Medizinalrat des Isarkreises ernannt. Wormer, Eberhard J.: Ringseis, Johann Nepomuk von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21, Berlin 2003, S. 636.

131 H[err] v[on] Liebig kommt der Abänderung Ihres ursprüngl[ichen] Planes durch das Anerbieten entgegen, dem Vereine welchen Sie eingeleitet haben, so viele Medaillen gegen d[ie] Präge Kosten zu verabfolgen als er braucht. Daß er selbst sich in dieser Sache nicht an Sie wendet kann ich nach den von ihm vielleicht seit Monaten eingeleiteten Schritten (ich bin zum Medaillon469 gesessen u[nd] solches ist seit einigen Wochen fertig) nur natürlich finden.

Nach dieser Erklärung, die ich nicht nur weit gezwung[en] niederschreibe, werden Sie die geeignet[en] Mittel finden, der Unternehmung eine Richtung zu geben, welche Ihrer liebevollen Gesinnung eben so Rechnung trägt, als d[ie] Absicht der Unterzeichner.

Und so habe ich dann nur noch zu wiederholen daß ich Ihre fürsorgl[iche] Bemüh[un]g mir Ehre u[nd] Freude zu bereiten Zeitlebens dankbar im Herzen behalten werde.

In treuster Neig[un]g

Ihr Ma[rtius]

469 „Medaille 1864 auf das 50. Doktorjubiläum gestiftet von der Bayerischen Akademie, von Alois Stanger, Bronze, 52,19 gr. / 48 mm. vs. Car. Fr. Ph. – Martius Kopf nach links, unten in kleinen Buchstaben A. Stanger. F. Rs. im Feld von acht Zeilen. Viro / in Botanica Principi / Studio Fide Consilio / sibi Probatissimo / Academia R. Boica / D.I.V.B. Merito / Tertio Kalend. April / M. D. CCC LXIIII, oben Candide et Fortiter, unten Rerum cognoscere Causas.“ Markus Wesche, Kostial Michaela: Die Bayerische Akademie der Wissenschaften und ihre Mitglieder im Spiegel von Medailllen und Plaketten, München 1997, S. 26.

132 S 44) Erlangen, den 28. Dezember 1863

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [140-143], Nr. S 44, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihr werther letzter Brief hat mich in die unbeschreiblichsten Verlegenheiten versetzt, denn wenn solche in der bewußten Angelegenheit schon vorher groß genug waren so mußten sie gewiß noch besonders [sich] vermehren durch Ihre gegebenen Erklärungen. Verzeihen Sie mir daß ich hier zuerst von mir selbst spreche, allein die Versicherung muß ich vorausgehen lassen, daß ich in meinem Leben noch kaum unangenehmere Verwicklungen durchgemacht habe als diese, und daß ich statt Freude u[nd] Ehre zu bringen und einigermassen meine dankbaren Gesinnungen durch gerne übernommene Bemühungen um eine schöne Sache zu beweisen, mir nur Unzufriedenheit und Unwillen zuziehe.470

Unser Plan zu einer Medaille für Ihre Jubelfeier war bereits im Juli mit H[err]n Mohl471 u[nd] dann mit Coll[egen] Naegeli472 besprochen, d.h. brieflich angeregt. Nach wiederholter Mahnung schrieb mir endlich der Letztere am 4. Nov[ember] daß er sich zwar mit mir nicht an die Spitze der Sache stellen wolle aber gerne seinen Beitrag geben werde. Von dem Plan der Akademie hätte er gewiß etwas erwähnt wenn dort dieser damals schon gefaßt worden wäre. Also sind wir die ersten gewesen u[nd] dann hätte H[er]r. College N[ägeli] in der Akademie dieß erklären sollen. Man rechnete aber wahrscheinlich damit, daß unser Unternehmen in schuldigster Submission473, anders dirigirt werden oder beseitigt werden könne. Ich aus persönlichen Rücksichten u[nd] nach meinen bitteren Lebenserfahrungen würde mich auch dem gefügt haben. Anders war es mit Andern. Den Collegen Europa’s (ja

470 Das bayerische Staatsministerium sowie Freunde, Kollegen und ehemalige Schüler wollten Martius zu dessen 50-jährigem Promotions-Jubiläum (30. März 1814 / 1864) mit einer Medaille erfreuen. Die bayerische Regierung nahm für sich das Vergaberecht in Anspruch und Schnizlein trat nach einigen Querelen als bayerischer Hauptorganisator vom europaweites Festtagskomitee zurück und überließ die Organisation den Kollegen in Wien und die Medaillenübergabe dem Ministerium. 471 s. Fn. 143. 472 s. Fn. 244. 473 (lat.) Unterordnung, Unterwerfung.

133 alle Länder sind vertreten), hatten wir den Plan vorgelegt und er ist mit öfters bezeugten Wohlgefallen begleitet beantwortet worden u[nd] wir haben denen die unserer Stimme folgten das gegebene Wort zu halten. Darauf drangen insbesondere die Wiener Collegen;474 u[nd] sie hatten ein Recht dazu, (Andere Stimmen sagten ausdrücklich ihre Betheiligung nur für eine herzustellende Medaille zu, weil Ihre Beiträge allein so viel ausmachen als die aller andern Länder. Überdieß sind sehr ansehnliche Summen darunter wie z.B. die mit der Unterschrift des Erzherzog Ludwig Joseph, die der Akademie, die vieler hohen Männern u[nd] Collegen.

[seitlicher Einschub] Noch mehr, die Wiener erklärten, nach ihrem Briefe, ganz unabhängig, u[nd] selbst wenn wir ihnen unsere Beiträge verweigern, eine Medaille herzustellen.

Ich habe Ihren werthen Brief in Abschrift nach Wien mitgetheilt, ich fuhr expreß nach Würzburg, allein es konnte kein anderes Resultat erreicht werden ohne sich eine unerhörte blame [Blamage] zuzuziehen. Mir u[nd] Schenk475 blieb nun nichts übrig als um Ihnen Verehrtester u[nd] der k[öniglichen] Akademie, die gebührende Rücksicht mit der That zu beweisen, von der Leitung des ganzen Unternehmens zurückzutreten. Daß sich diesem Schritte H[er]r Coll[ege] Radlkofer476 anschließen wird, bezweifle ich nicht u[nd] so sind wir Bayern gerechtfertigt. Wir übergeben die ganze Sache den Collegen in Wien.

Die ganze Sache schmerzt mich also sehr, denn so kann ich nicht einmal an jenem schönen Tage Sie selbst begrüßen.

Von Herzen wünsche ich Ihnen hiemit alles Gute zum neuen Jahr! Unter den jetzigen Umständen ist’s mir unmöglich München zu sehen.

474 Haidinger, Wilhelm von (1795 Wien – 1871 Dornbach/Wien) war der Begründer der kaiserliche Akademie in Wien. Haidinger, Wilhelm: Ehrenmedaille für Carl Friedrich Philipp von Martius (fingierter Titel), in: Geologische Bundesanstalt, 1864 [59]. / Sitzung am 5. April. W. Haidinger, S. 61. „[…] war ein glänzenderer Ehrentag in München einem hochgeehrten Gönner und Freunde vorbereitet, dem Geheimen Rathe Carl Friedrich Philipp v. Martius, als Feier seines fünzigjährigen Doctor-Jubiläums, und auch unsere gegenwärtigen Freunde hatten an Vorbereitungen zu demselben in der Gewinnung einer Gold-Ehrenmedaille Theil genommen. Die königlich-bayerischen Professoren Dr. Ludwig Radlkofer, Dr. August Schenk, Dr. Adalbert Schnizlein hatten die Bewegung begonnen, für Oesterreich waren meine hochgeehrten Freunde, Director E. Fenzl, G. Ritter v. Frauenfeld, und ich zur Förderung eingeladen worden. Aber im Verlaufe der Correspondenz stellte es sich als wünschenswerth heraus, dass die Medaille in Wien gefertigt werden sollte“. 475 s. Fn. 83. 476 s. Fn. 375.

134 Verehrungsvollst

Ihr ergebenster Freund

Schnizlein.

P.S.

Wight’s icones477 betreffend kann ich auch jetzt kaum Hoffnung zur Anschaffung haben. Jüngst bot mir eine deutsche Handlung die sämtlichen Werke an u[nd] da wollte ich nur den Preis Ihres Ex[emplars] wissen um ihn mit jenem Anerbieten zu vergleichen. Ihr Exemplar ist gewiß das Billigste u[nd] werde es wo möglich im Auge behalten.

M 4) München, [Januar 1864]

Carl von Martius, München, an Adalbert Schnizlein, Erlangen

H BSM Martiusiana II, A. I, Korr. Schnizlein, A. [00010-00011] Nr. M 4, 2 S. [Antwort auf den Brief Nr. S 44 vom 28. Dezember 1863]

An Schnizlein

Lieber vortrefflicher Freund!

Als H[err] v[on] Liebig478 mich beschickte, u[nd] zwar durch Radlkofer479 beschickte, um die Äußerungen zu propagieren, welche mein letzter Brief an Sie enthielt, mußte ich annehmen, er habe trifftige zumal amtliche Gründe, die es ihm wünschenswerth machten, daß ich nicht durch zwei Medaillen in Bayern gefeiert werden möge, u[nd] in dem Wunsche, mich für die mir bewiesene Theilnahme dankbar zu erweißen, schrieb ich, wenn auch sehr ungern, denn, daß meine Rolle in dieser Sache eigentlich die absolute Passivität seyn müßte, das sagt mir mein

477 s. Fn. 305. „Icones Plantarum Indiae Orientalis“or figures of Indian Plants, 1840-1853. Madras: 1840 published by J. B. Pharoah for the author. 478 s. Fn. 352. 479 s. Fn. 375.

135 Gefühl. Dabei hatte ich keine Ahnung, daß Sie u[nd] Schenk480 irgend eine Unannehmlichkeit aus der Abänderung Ihres urspr[ün]glichen Planes erfahren würden. Ich parallelißirte die Sache mit dem Vorgange bei Ringseis’s Jubiläum.481 Was Sie mir aber nun melden, läßt mich die Sache in einem andern Lichte erblicken. Ich erkenne, daß von dem ursprüngl[ichen] Plane, der zwar von Bayern ausgegangen ist, aber weiteren Anklang gefunden hat, nicht abgegangen werden kann; und daß mich der Gedanke, auch außer Bayern, wo meine meisten Schüler leben, so viele Gönner u[nd] Freunde zu haben hochbeglückt, das brauche ich nicht zu versichern. Ich muß herzlich bedauern, daß die drei Unternehmer (Eichler482 hat mir Ihre Aufforderung gezeigt, sonst könnte ich ja auch davon nicht sprechen) nicht ganz gleicher Ansicht sind, u[nd] deßhalb habe ich Radlkofer auf seine Meldung geschrieben, daß ich Ihr Vorgehen für ganz correct erachte; u[nd] so möge denn hiemit meinen Worten in dieser Sache ein für alle mal ein Ziel gesteckt seyn. Nur das muß ich noch zufügen, daß ich die liebevollen Urheber einer so großen u[nd] ehrenvollen Liebeserweisung ewig dankbar im Herzen Trage, und ich nehme es für ausgemacht, daß Sie, wenn Gott mich bis zum Jubeltag483 erhält, als treuer Freund der Familie nach M. [München] kommen. Das bekannte Stübchen wird für Sie bereit stehn. Alle Freude würde für mich aufhören, wenn ich nicht die alten lieben Freunde, als Urheber so edler Festlichkeit, um mich erblickte.

[Die botanisch-wissenschaftliche Beschreibung der Cora panonia wird nicht ediert.]

480 s. Fn. 83. 481 s. Fn. 468. / Brief M 3 vom 20. Dezember 1863. Martius hat berichtet, dass Ringseis nicht mit einer Medaille, sondern mit einer Silberplatte mit Namengravur geehrt wurde. 482 Eichler, August Wilhelm (1839 - 1887) war ein deutscher Botaniker. Er studierte Naturwissenschaften an der Universität in Marburg und wurde 1861 nach erfolgreich abgeschlossener Promotion Assistent von Carl von Martius (1794-1868). Bei der Mitarbeit an der „Flora Brasiliensis“ 1840-1906 war er maßgeblich als Autor und Redakteur beteiligt. Desgleichen übernahm er 1870 nach dem Tode des befreundeten Botanikers Albert Schnizlein (1814-1868) die Veröffentlichung von dessen Lebenswerk, der „Iconographia Familiarum naturalium Regni Vegetabilis“, 1843-1868. Nach abgeschlossener Habilitation in München begann 1865 Eichlers akademische Hochschultätigkeit mit dem Ruf als Professor für Botanik an die Technische Hochschule von Graz. 1872 erhielt er die ordentliche Professur an der Universität Kiel und 1878 den neu geschaffenen Lehrstuhl für systematische Botanik an der Universität Berlin. Wunschmann, Ernst: Eichler, August Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 48, Leipzig 1904, S. 295-298. 483 Am 30. März 1814 promovierte Carl Martius zum Dr. med. Das Thema seiner Dissertation bezog sich auf die Pflanzen des Botanischen Gartens in Erlangen. „Plantarum horti academici Erlangensis enumeratio“.

136 S 45) Erlangen, den 13. Februar 1864

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [149-151], Nr. S 45, 3 S.

Verehrtester Freund!

Der Beweis Ihrer freundschaftlichen Theilnahme an der Trauer welche mich und meine Frau tief erschüttert hat, hat uns beiden ganz ungemein wohl gethan, und wir erkennen hierin dankerfüllt die wahrhaft edle Gesinnung Ihres Herzens gegen uns. Meine Frau läßt demnach ganz besonders für Ihr liebevolles Andenken ihren Dank sagen, und empfiehlt sich Ihnen nebst der Frau Geheimräthin bestens.

Meine gute Schwägerin hatte ein schweres Lo[o]s auf dieser Erde, und da sie so recht christlich das ganze Leben aufgefaßt und mit der That bewiesen hat, gönnen wir ihr die Ruhe, mit Ergebung in den Beschluß des himmlischen Vaters. Obwohl in Gemüth und Ansichten mit Ihrem Mann484 in Einklang hat aber dessen wiederholte Kränklichkeit und oft reizbaren Zustand, zugleich mit schwächlichen Kindern, ihre Gesundheit allmählich tief erschüttert.

Was nun die Angelegenheit Ihres Jubiläums485 betrifft so muß ich vor Allem für Ihre herzliche Einladung danken, zugleich aber dieselbe ablehnen. Daß mir dieß sehr schwer fällt darf ich wohl kaum versichern. Allein es geht durchaus nicht und würde Ihren anderen Absichten von Besprechungen mit mir sogar schaden. Sie werden in jenen Tagen so vielfach in Anspruch genommen sein, daß ich von Ihrem hochgeschätzten Umgang gar keinen Gewinn habe. Auch bin ich unter so vielen mit Rang u[nd] Titeln geehrten Männern eine ganze Nebenfigur. Da mich also nicht die Pflicht der Überreichung der Medaille nach M[ünchen] ruft, so kann ich alles Andere, ich meine Ihre liebe Zusprache und Theilnahme an botanischen Schätzen zu

484 Frickhinger, Albert (1818-1879) war der Schwager und botanische Mitarbeiter von Schnizlein. Er war hauptberuflich Apotheker in Nördlingen. Frickhinger heiratete 1848 Wilhelmine Kraft, die Tochter eines Dinkelsbühler Garnfabrikanten. Sie starb bereits 1852 nach der Geburt von zwei Söhnen. 1862 nach zehnjähriger Witwerzeit ging Frickhinger eine zweite Ehe mit der jüngeren Schwester Emilie ein, die bereits 1864 verstarb. Kessler, Alexander: Albert Frickhinger, in:Lebensbilder aus dem Ries, (Hrsg.) Wulf-Dietrich Kavasch, Lemke Günter und Schlagbauer Albert, Verein Rieser Kulturtage e.V. Nördlingen 2002, S. 443-459 / S. 444f. 485 Die Wiener Kollegen übernahmen die Medaillenanfertigung anlässlich des 50 jährigen Doktor- Jubiläums und Schnizlein trat a l s bayerischer Hauptorganisator vom europaweiten Festtagskomitee zurück. Die von Martius erfolgte Einladung -Brief M 4 vom [Januar 1864] - hat Schnizlein abgelehnt.

137 jeder andern Zeit auch, ja vielmehr besser haben.

Da auch die Einzelheiten der so ungemein erfreulichen Theilnahme an unserem Aufruf doch nur Sie selbst erfreuen sollen, u[nd] nicht geeignet sind bei Tischreden u[nd] sonst wie an die Oeffentlichkeit zu kommen, so kann auch dieser Nachtisch Ihnen von mir zu anderer Zeit im stillen Kämmerlein mitgetheilt werden. [Fleck]

H[er]r Weinmann486 läßt sich Ihnen bestens empfehlen und noch um einige Geduld bitten. Der Grund lag in dessen karthalischem Unwohlsein, so daß er nicht den nothwendigen Besuch in Fürth machen konnte, er wird aber die Angelegenheit möglichst beschleunigen.

In meinem Haus wird in den nächsten Tagen eine große Veränderung statt finden indem 2 meiner Töchter Nr. 1 u[nd] 3 fortkommen.487 Die ältere nach Montbéliard als Erzieherin in einer Familie, die andere nach Bron bei Veray in ein Institut – Pensionat.

Daß ich recht gerne nach M[ünchen] resp[ektive] zu Ihnen komme, darf ich wohl nicht versichern, München bietet außerdem für mich immer weniger Anziehung. Ob es Ihnen genehm ist wenn ich eher Anfangs April auf 3 Tage käme, hängt ganz von Ihrer gütigen Nachricht hierüber ab.

Mit Freundschaft u[nd] Hochachtung

Ihr ergebenster Schnizlein.

S 46) Erlangen, den 17. April 1864

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A, 2, Schnizlein, Adalbert (II), [148], Nr. S 46, 1 S.

Adalbertus Schnizlein488

486 Ein Herr Weinmann ist um ca. 1864 biographisch nicht nachweisbar. 487 April 1844 – Dezember 1855: 1845 - Maria; 1847 - Emma; 1849 – Bertha; 1851 – Sofie; 1852 – Ida; Dezember 1855 – Otto; die Töchter Maria (Nr. 1) und Bertha (Nr. 3) heiraten. 488 Latein: Glückwunschgedicht von Adalbert Schnizlein zum 70. Geburtstag von Carl von Martius (geb. 17. April 1794) Schnizlein hatte am 15. April 1864 seinen 50. Geburtstag. Übersetzung: „Adalbertus Schnizlein an seinen berühmtesten Martius. / Ich werde sowohl durch Deinen Frohsinn als auch durch Deine Güte erfreut! Ich werde durch das Beispiel angespornt das hohe Alter, dem auch

138 Martio suo celeberrimo.

Delector et hilaritate et benignitate

Tua! Exemplo adhortor senectutem

quem et ego propius sum quam juventuti

non temere. Ego quoque novum aetatis

gradum duas dies ante Te ingressus sum,

nam semisaeculum vitae meae ineunte hoc

anno completum erit.

Te autem, amice venerabile, Deus Optimus

Maximus ad fines ultimos vitae conducere velit,

et vires firmare! Haec optata mea sunt

sincerrima quae volo ut cito ad Te veniant.

Vale!

S 47) Erlangen, den 22. April 1864, abends

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [155-160], Nr. S 47, 4 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Ihre so eben erhaltenen verehrtesten Zeilen veranlassen mich sogleich zu schreiben, weil ich daraus entnehmen muß, daß mein Brief Ihnen noch nicht zugekommen ist u[nd] hoffentlich nicht verloren sein wird.

ich näher bin als der Jugend nicht zu entehren. Auch ich bin zwei Tage vor Dir in einen neuen Zeitabschnitt [eine neue Altersstufe] eingetreten, denn mit Beginn dieses Jahres wird das halbe Jahrhundert meines Lebens vollendet sein. Dich aber, verehrter Freund, wolle der Beste Größte Gott bis an die äußersten Grenzen des Lebens geleiten, und die Kräfte stärken! Dies sind meine aufrichtigsten Wünsche, die ich möchte, dass sie schnell zu Dir gelangen mögen. Leb wohl!“

139 Obwohl ich in diesem Brief der vor 3 Tagen abgieng, mich über die Angelegenheit der botanischen Gesellschaft in Regensburg489 nicht näher ausgesprochen habe, weil ich die Sache auf eine mündliche Besprechung verschiebbar glaubte, so will ich doch vorläufig, Ihnen einstweilen meine Ansicht aussprechen. Doch erlaube ich mir ausdrücklich zu bemerken, daß ich nicht über Alles was zu einer solchen Ansicht gehört klar genug bin, weil ich die bisherigen Verhältnisse nicht hinlänglich kenne. Ich lasse zunächst bei Seite was mit Präsidentschaft u[nd] Direction geschehen kann, und rede blos von der Zeitschrift Flora welche die Gesellschaft bisher herausgab. Nach den veränderten Zeitumständen welche mehrere botanische Journale in Deutschland entstehen ließen, während die „Flora“ lange hin keine Concurrenz hatte, scheint es mir unter den jetzigen Verhältnissen für die königl[iche] bot[anische] Gesellschaft passender, und eine würdige Aufgabe derselben, wenn sie statt einer periodischen Schrift einen Jahresbericht über die Fortschritte der Wissenschaft, nebst Literatur geben würde, welcher alljährlich auf 1 od[er] 2 mal ausgegeben werden könnte. Wir besitzen ohnehin in unserer Sache keinen solchen Bericht, während Physik u[nd] Chemie so wie mehrere andere Wissenschaften, zur großen Befriedigung ihrer Diener, solche Hilfsmittel haben welche in jetziger Zeit so nothwendig sind. Was meine eigene Betheiligung an einer solchen Arbeit betrifft, soferne sich überhaupt Ihre hochgeehrte Billigung finden sollte, so wäre ich dazu nach meinen Kräften erbötig,490 insbesondere den systematischen botanischen u[nd] literarischen Theil zu übernehmen. Für den anatomisch-physiologischen, welcher wohl den 2ten Hauptheil bilden müßte würde ich vorschlagen He[rrn] Dr. Schwendener491 zu gewinnen.

Was die Frage nach den erforderlichen Mitteln betrifft so kann ich hierüber nicht viel sagen. Sollte der Bericht, wie die Flora, 48 Bogen stark werden u[nd] nach einem

489 Nach dem Tode von August Fürnrohr (1804 - 06. Mai 1861), der langjährig der Regensburger Gesellschaft als Direktor und der Zeitschrift ‚Flora’ als Redakteur bevorstand, waren Schnizlein und Martius in Sorge um deren Fortbestehen. 490 Schnizlein sah in Regensburg am Lyceum als Nachfolger von August Fürnrohr (s. Fn. 84) eine Chance, sich beruflich zu verändern. 491 Schwendener, Simon (1829-1919) war ein Schweizer Botaniker und Universitätsprofessor. Ab 1857 war er als Assistent von Carl W. von Nägeli tätig und lehrte ab 1860 als Privatdozent Botanik an der Universität München. 1867 wurde Schwendener als Ordinarius der Botanik an die Universität Basel berufen. 1868 übernahm er den Lehrstuhl für Botanik an der Universität Tübingen und wurde Nachfolger von W. Hofmeister. 1878 bis 1910 lehrte er als ordentlicher Professor an der Universität Berlin. Höxtermann, Ekkehard: Schwendener, Simon, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 24, Berlin 2010, S. 64.

140 sehr billigen Maasstab den Redacteuren 16 fl. pro Bogen gewährt werden können so ergibt sich leicht die nöthige Ausgabe. Die Zeitschrift der Gesellschaft so fortzusetzen als wie sie bisher erschienen ist, dazu könnte ich meine Mitwirkung für diesen Augenblick nicht versprechen, denn die Verhandlungen mit den Autoren, so wie die pünctliche wöchentliche Ablieferung des Pensum stelle ich mir höchst unangenehm vor.492 Den von Ihnen genannten Herrn R493 muß ich jedenfalls als unbrauchbar bezeichnen, mit welchem wenigstens ich nicht zusammen gehen könnte.

In der angenehmen Hoffnung Sie nun bald selbst zu sprechen verbleibe ich mit ausgezeichneter Hochachtung und Ergebenheit

Ihr

Schnizlein.

[U13] Erlangen, den 02. Mai 1864

Sitzung der Philosophischen Fakultät Erlangen, Erlangen

Erlangen, den 02. Mai

Sitzung der philosophischen Facultät

Anwesend die Herren.

Professor Dr. R[udolf] v[on] Raumer,494 Prof. Dr. Heyder,495 Prof. Dr. v[on] Gorup,496 Prof. Dr. Hegel,497 Prof. Dr. Keil,498 Prof. Dr. Pfaff.499

492 Schnizlein kannte die publizistischen Schwierigkeiten und den Erfolgs- und Zeitdruck der Autoren. Er hat deshalb mehrfach die Publikation wissenschaftlicher Jahresberichte als Lösung für den Erhalt der Zeitung vorgeschlagen. 493 „Herr R“ [Reinsch ] Vgl. Brief Nr. S 28 vom 26. Januar 1858. „Ich will R[einsch] nicht schaden, vielleicht ist er anderswo anders als unangenehm.“ Schnizlein hat in beiden Briefen den Namen ‚Reinsch’ mit „R“ abgekürzt und sprach wiederholt nicht positiv über ihn. 494 s. Fn. 137. 495 s. Fn. 229. 496 Gorup-Besánez, Eugen Franz Freiherr von (1817 Graz – 1878 Erlangen) studierte 1836-1844 Medizin und Chemie in Wien, Padua und München. 1842 promovierte er zum Dr. med. in München und habilitierte sich 1846 für Physiologie und Pathologie in Erlangen. In den Jahren 1846-1878 lehrte er an der Universität in Erlangen: 1847 als Privatdozent der Physiologie und Pathologie, 1849 als außerordentlicher Professor, 1855 als ordentlicher Professor der organischen Chemie. Ley: Professoren und Dozenten, Teil 2, 1999, S. 55f. 497 Hegel, Karl Friedrich Wilhelm (von) (1813 Nürnberg – 1901 Erlangen) studierte 1833/34 Philosphie und Geschichte in Berlin und Heidelberg. 1837 promovierte er zum Dr. phil. und nahm ab 1839 mehrere Tätigkeiten als Hilfslehrer in Berlin an. 1841 wurde er zum außerordentlichen Professor

141 In Beziehung auf das Gesuch des Herrn Prof[essor] Dr. Schnizlein vom 22 Febr[uar] a. c. [anno currente / des laufenden Jahres] beschließt die Facultät, auf dasselbe nicht einzugehen u[nd] ihm von diesem Beschlusse Mitheilung zu machen.500

Dr. R[udolf] v[on] Raumer, d[er] Z[eit] Decan

Dr. v[on] Heyder, Dr. v[on] Gorup, Dr. Hegel, Dr. Keil, Dr. Pfaff.

Erlangen, d. 3/5 1864

An Herrn Prof[essor] Dr. Schnizlein dahier.

Dem Herrn Prof[essor] Dr. Schnizlein zeigen wir hiedurch an, daß wir beschlossen haben, auf sein unter dem 22. Februar dieses Jahres an uns gerichtetes Gesuch nicht einzugehen. Die Beilage folgt anliegend zurück.

Die philosophische Fakultät

Dr. R[udolf] v[on] Raumer, d[er] Z[eit] Decan.

S 48) Erlangen, den 09. Mai 1864 - 8[Uhr] abends (beantw[ortet] 10. May)

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [152-154], Nr. S 48, 2 S.

für Geschichte und 1849 zum ordentlichen Professor für Geschichte und Politik in Rostock ernannt. 1856 erhielt er die ordentliche Professur für Geschichte in Erlangen und wurde Mitglied des Senats. 1870/71 amtierte er als Prorektor an der Universität. 1872 gründete er das Historische Seminar. 1884 wurde er auf eigenen Antrag emeritiert. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 85f. 498 Keil, Heinrich Theodor Gottfried (1822 Gressow, Mecklenburg-Vorpommern – 1894 Friedrichsroda) studierte 1839/40 Klassische Philologie in Göttingen und Bonn. 1843 promovierte er in Bonn, erhielt 1848 die Venia legendi in Halle-Wittenberg und war dort als Lehrer und Privatdozent tätig. 1855 unterrichtete er als Studienprofessor für Latein und als Privatdozent für Klassische Philologie und Altertumskunde in Berlin. 1859 erhielt er den Ruf als ordentlicher Professor für Klassische Philologie an die Universität Erlangen und wurde Mitglied des Philologischen Seminars und des Senats. Ab 1869 lehrte er als ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Eloquenz in Halle-Wittenberg. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 106f. 499 s. Fn. 187. 500 Die Kurznachricht der Philosophischen Fakultät, das Gesuch von Adalbert Schnizlein nicht mehr zu bearbeiten war der Schlusspunkt für einen jahrelangen Bewerbungsmarathon um die ordentliche Professur. [Vgl. [U5] vom 05. Februar 1846; [U6] vom 28. Oktober 1847; [U7] vom 11. Oktober 1850]. Diese Enttäuschung, dass trotz des Verkaufs der Apotheke seine Bewerbung für das Ordinariat nicht einmal bearbeitet wurde, hat Schnizlein nur sechs Tage später Martius mitgeteilt und zeigte sich desillusioniert und verärgert über diese so offen demonstrierte Geringschätzung seiner Person. [Brief Nr. S 48 vom 09. Mai 1864, 8 abends (beantw[ortet] 10. Mai)].

142 Hochverehrtester Herr u[nd] Freund!

So eben empfange ich Ihren geehrten Brief, so wie das Schreiben der philos[ophischen] Fakultät, und indem [ich] eben erst von einer Sitzung der Sozietät501 nach Hause komme höre ich daß502 die Deputation der Professoren heute um 2 Uhr abgereist ist. So drängt sich alles zusammen und bewirkt eine große Eile welche Sie gütigst entschuldigen mögen mit meinem Anliegen von dem ich Ihnen erzählt habe u[nd] das Sie zu unterstützen sich bereit erklärt hatten.

Vor Allem Andern aber empfangen Sie und die verehrte Frau G.h. [Geheim] Räthin nochmals meines[n] wärmsten Dank für die liebevolle freundliche Aufnahme in Ihrem gaßtlichen Haus. Dem H[errn] Dr. Georg503 vergaß ich meinen Abschiedgruß zu sagen und bitte jetzt Sie ihm dieses Versehen zu melden und um Entschuldigung zu bitten.

Das Paket mit Wights’ Büchern504 habe ich noch nicht erhalten. Daß unter den Sustribenten [?] [Unterstützer] zur Medaille manche Erlanger fehlen ist allerdings zum Theil meine Schuld wie eben von Benker.505 Daß in der Societas mein Antrag nicht zur Sprache kam habe ich schon erklärt aus der Anwesensheit von Thiersch506. Noch andere aber wußten von der Sache recht wohl.

Bezüglich der Deputation kann ich mittheilen, daß dieselbe im Hotel Leinfelder logirt: Harnack (Prorector)507 Leupold,508 v[on]Scheurl,509 v[on] Raumer510 u[nd]

501 Physikalisch-medizinische Sozietät Erlangen, s. Fn. 156 / 46 . 502 Im Originaltext ist ‚daß’ zweimal vorhanden. 503 Er ist ein Sohn von Theodor Martius, s. Fn. 68. 504 Wight, Robert (1796-1872), s. Fn. 305. „Icones Plantarum Indiae Orientalis“or figures of Indian Plants, 1840-1853. Für die Diskussion bezüglich der Anschaffung der “Icones” s. Brief Nr. S 28 vom 26. Januar 1858. Schnizlein hat den Kauf der Icones sowohl für die Bibliothek als auch für sich privat als zu teuer erachtet. Nur der Verkauf eines Herbars nach England könnte den Erwerb möglich machen. Vgl. auch Brief Nr. S 44 vom 28. Dezember 1863. Im Nachsatz zeigte sich Schnizlein noch immer pessimistisch was die Anschaffung der Icones betrifft. Er erwähnte das Angebot des Gesamtwerkes von einer deutschen „Handlung“ und wollte aus Vergleichsgründen den Preis von Martius’ Exemplar wissen, das er als das Billigste einschätzte und weiterhin daran interessiert war. Im vorliegenden Brief (S 48 / 1864) hat Schnizlein von dem Paket mit Wight’s Büchern berichtet, das er noch nicht erhalten hat. Offensichtlich hat er das Angebot von Martius angenommen und dieser hat ihm die Bücher zugeschickt. 505 Die Person mit Namen ‚Benker’ ist nicht zu eruieren. 506 s. Fn. 295. 507 Harnack, Theodosius, Andreas (1853-1866) Theologische Fakultät. Wachter: Professoren und Dozenten, Teil 1 (2009), S. 29f. 508 Leupoldt, Johannes Michael (1818-1874) Medizinische Fakultät. Ley: Die Professoren und Dozenten, Teil 2 (1999), S. 117f.

143 Juristen u[nd] Theol[ogische] Dekane weiß ich nicht. Sehr herablassend lautet die abschlägige Antwort der philos[ophischen] Fak[ultät] auf ein[e] Eingabe verbo tenus „dem Herrn Pr[ofessor] Dr. Sch[nizlein] zeigen wir hiedurch an, daß wir beschlossen haben, auf sein unter 22. Febr. d[es] J[ahres] an uns gerichtetes Gesuch nicht einzugehen.“ 511 - Ich lege es nun ganz in Ihre Hand etwas oder nichts in der Sache zu thun, je nachdem Sie es für förderlich halten. Ich gestehe, daß ich nicht sagen kann ob Ihre Güte belohnt werden wird. Da ich über die ungünstige Lage u[nd] die widerwillige Stimmung doch alterirt512 bin, schließe ich in Eile und bin

Hochachtungsvoll

Ihr

Schnizlein.

S 49) Erlangen, den 27. Mai 1864 [B[eantwortet 30]

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [161-164], Nr. S 49, 4 S.

Hochverehrtester theurer Freund! Erst jetzt kann ich auf Ihre beiden werthen und liebevollen Zeilen etwas erwiedern, weil ich doch einigermassen den Gang der Ereignisse in meiner Angelegenheit abwarten mußte um darüber etwas berichten zu können. Vor Allem aber habe ich meinen innigsten Dank zu sagen für die kräftige und warme Verwendung513 die Sie mir bei den hiesigen Collegen haben zu Theil werden lassen. Denn das habe ich bald bemerkt, daß dieselbe nicht nur nicht ohne Wirkung geblieben ist, sondern einen bedeutenden Eindruck gemacht hat und von guten Folgen gewesen ist. Um nun Ihrem

509 Scheurl, Christoph, Gottlieb, Adolf, Freiherr von (1836-1881) Juristische Fakultät. Wachter: Professoren und Dozenten, Teil 1 (2009), S. 160f. 510 s. Fn. 137. 511 Vgl. Brief [U13] vom 02. Mai 1864 der philosophischen Fakultät. Schnizlein hat die Mitteilung in seinem Brief an Martius zitiert [verbo tenus: in Worten], der ihm unverzüglich geantwortet hat. 512 (lat.) Alteration; Aufregung, Ärger, starke Gemütserregung; alterirt: aufgeregt, verärgert. 513 Martius setzte sich tatkräftig für Schnizlein bei den Kollegen ein und hat ihm in einem Eilbrief [Antwortbrief nicht vorhanden, 10. Mai 1864] zu einem sofortigen Schreiben an Prorektor Harnack geraten, aber Schnizlein lehnte ab.

144 Brief vom 10’t zu folgen muß ich gestehen daß ich Ihren Rath nicht befolgt habe, nämlich das vorgeschlagene Billet an den H[errn] Prorector514 zu schreiben. Es hat mich hievon besonders der milde Coll[ege] D[öll]515 abgehalten, dem ich von diesem Schritt mittheilen mußte um mir selbst den Vorwurf der bösen Folgen zu ersparen u[nd] um bei der nicht geringen Schwankung in die mich Ihr Vorschlag versetzte doch den Rath eines Andern zu hören. Dieser war auch516 in der That nöthig, denn man muß hiezu alle Umstände der Lage an Ort u[nd] Stelle kennen was Ihnen doch unmöglich war. Dagegen war Coll[ege] D[öll] einverstanden daß es immerhin noch ein letzter Schritt für mich sein könne, wenn auch für länger oder kürzer mir eigentlich ja Nachtheil bringe, daß ich nach nunmehr erhaltener abschlägiger Antwort meine Stellung als Director des Gartens niederlege, was freilich die Berufung eines Andern nach sich ziehen müsse. Vorerst aber beschloß ich eine Eingabe ad Majestatem, die nun dem Senat übergeben ist u[nd] welche freilich nochmals dem Gutachten der philos[ophischen] Fakultät übergeben wird von welchem denn auch der Senatsbeschluß über deren Empfehlung ans Ministerium abhängt; denn gegen das Gutachten einer Fakult[ät] beschließt der Senat fast nie. Nach Empfang epistolae secundae Tuae maxime aestimatae517 Brief begab ich mich zwar ad R[aumer] patrem, ich fand ihn aber nicht mehr hier, denn er war schon zu seinem Schwiegersohn Hansen b[ei] Würzburg abgereist. So gut auch die Absicht war, u[nd] so sehr vielleicht dieser verehrte Coll[ege] mich seiner Mitwirkung versichert haben würde, so sehr glaube ich doch, daß dieselbe ohne Erfolg geblieben wäre, weil ich leider allzusehr schon Zeuge sein mußte wie die alten Herren von den jüngeren gewaltthätigen unberücksichtigt gelassen wurden, und zum älteren auch, aus natürlichen Gründen, nicht mehr jene Elaßtizität im Widerspruch entwickeln als nöthig wäre um, wenn auch zu imponieren doch zu geniren. Ich habe nun auf

514 Der Theologe Theodosius Harnack war im WS 1863/64 und im SS 1864 Prorektor. Harnack, Theodosius Andreas (1817 St. Petersburg – 1889 Dorpat) studierte 1834/37 Theologie in Dorpat. 1843 habilitierte er sich in Dorpat, erhielt 1844 den Magister theol. und promovierte 1847 zum Dr. theol. Ab 1843 war er als Privatdozent, 1845 als außerordentlicher Professor und ab 1848 als ordentlicher Professor in Dorpat tätig. 1853 – 1866 lehrte er als ordentlicher Professor Praktische Theologie und Kirchenrecht an der Universität Erlangen. Ab 1866 war er als ordentlicher Professor für Praktische Theologie nach Dorpat zurückgekehrt, wo er 1875 aus gesundheitlichen Gründen emeritiert wurde. Wedel-Schaper, Hafner, Ley: Verzeichnis der Rektoren, Prorektoren. Teil 1 Theologische Fakultät, Erlangen 1993, S. 191 / S. 29f. 515 s. Fn. 243. 516 ‚auch’ erscheint im Originaltext zweifach. (Neue Seite). 517 (lat.) nach deinem zweiten höchstgeschätzten Brief begab ich mich zwar ad R[aumer] patrem (eigentlich Vater) zum Dekan Rudolf von Raumer.

145 guten Rath hin, verschiedene Besuche bei Colleg[en] gemacht, die mir freilich sehr sauer geworden sind. Dabei habe ich allerlei gehört bald ermunterndes u[nd] bald niederschlagendes. Allgemein aber weist man auf das Gutachten der Fak[ultät] hin. Hoffentlich wird dieß nicht so ausfallen als das erste mal, od[er] vielmehr sie wird hoffentlich zu unterscheiden wissen zwischen dem jetzigen u[nd] früheren Standpunkt. Denn früher schlug sie blos ab meinem Ansuchen mich vorzuschlagen zu entsprechen. Wie ich glaube Ihnen schon geschrieben zu haben aus den 2 Gründen 1) daß sie mein Anerbieten keine Erhöhung des Gehaltes nicht benützen könne, weil es Grundsatz sey, für einen Ordinarius nicht weniger als 1500 fl. zu beantragen, dazu aber das Geld fehle u[nd] 2) daß sie mein Anerbieten des Verzichtes auf Decanabilität nicht bevorworten könne weil sie hierin sich selbst ein testimonium paupertilis518 zu geben scheinen müsse; da sie nur Leute aufnehmen wolle die eben auch dieser Function völlig gewachsen wären, insbesondere in der Stylistik fehlerfrei seien. Von mehreren Seiten, mitunter in freundlichster Weise, wurde mir zu verstehen gegeben daß es eben das beste sei wenn ich von hier fort kommen könne.519 Und hiebei flog mir ein Gedanke durch den Sinn den ich mir erlaube Ihnen zu eröffnen, da vielleicht doch etwas daraus zu machen sein könnte, u[nd] Sie noch vor Ihrer Abreise von M[ünchen] hierin etwas thun könnten. Wie Sie schon angedeutet haben, wollten Sie die Präsidentschaft der bot[anischen] Gesellschaft abgeben, so fern ich mich der Sache thätig annehmen wollte. Wenn hiebei Mittel (Geld) aufzutreiben wären so wäre ich bereit meine hiesige Stelle aufzugeben. Ich würde z.b. bei 1200 fl. nach Regensb[urg] übersiedeln Präsidentschaft oder Direction der Gesellschaft u[nd] Herausgabe der Zeitschrift übernehmen und vielleicht auch eine od[er] die andere Vorlesung geben. Ich würde zwar noch viel schlechter stehen als hier, da meine Einnahme doch 1800 ist, allein um der jetzigen Stellung los zu werden wollte ich das Opfer bringen. Da insbesondere Thiersch mich gerne fort haben möchte so könnte sogar dieser Gegner zum Förderer werden, wenn er seinen vielvermögenden v[on] Liebig520 hierher

518 (lat.) Armutszeugnis. 519 Schnizlein war 1864 zu jedem Zugeständnis bereit, um eine Verbesserung seiner Stellung zu erreichen. Seine Vorschläge hinsichtlich einer Gehaltskürzung waren an den für Professoren festgelegten Bezügen gescheitert. Der Verzicht der Decanabilität war formwidrig. Die Amtsniederlegung für den Botanischen Garten war unklug. Sein durchkalkuliertes Vorhaben Erlangen zu verlassen und in Regensburg einen Neubeginn zu wagen fand keine Unterstützung bei Martius. 520 s. Fn. 352.

146 den H[errn] Minister schickte um die Mittel zu verschaffen. Eichler könnte dann, wenn er nicht dieselben Mängel hat als ich,521 hierher kommen od[er] auch Schwendener,522 u[nd] dann Eichler in München Dozent werden. Das Alles kann ich jetzt nicht wissen, da, wie gesagt, dieß nur ein Gedanke ist.

Für heute mag es genug sein. Nehmen Sie beifolgendes 16 t. Heft der Iconographie freundlich auf. – den Anthrag auf Anschaffung Wight’s IC.523 habe ich gestellt, aber noch keine Entscheidung erhalten.

Mit ergebensten Gruß

Schnizlein

[U14] Erlangen, den 06. Juni 1864

Sitzung der Philosophischen Fakultät Erlangen

Erlangen, den 06. Juni 1864

Sitzung der philosophischen Facultät.

Anwesend die Herren:

Prof. Dr. v. Raumer524, Prof. Dr. v. Staudt525, Prof. Dr. v. Heyder526, v. Gorup527, Hegel528, Beetz529, Keil530, Pfaff531.

521 s. Fn. 482. Schnizlein bezieht sich auf den Vorwurf seiner nicht vollständig abgeschlossenen Gymnasialzeit und seinen mangelnden Lateinkenntnissen. 522 s. Fn. 491. 523 Wight`s Icones, s. Fn. 305 / 504. 524 s. Fn. 137. 525 s. Fn. 223. 526 s. Fn. 229. 527 s. Fn. 496. 528 s. Fn. 497. 529 Beetz, Friedrich Wilhelm Hubert (von) (1822 Berlin – 1886 München) hat Chemie / Physik in Berlin studiert und wurde 1844 dort zum Dr. phil promoviert. 1858-1868 hat er als ordentlicher Professor Pysik an der Universität Erlangen gelehrt. Friedrich Beetz war in seiner Universitätskarriere vielerorts tätig: 1851-1855 Professor an der Kadettenanstalt, Ingenieurschule in Berlin; 1856 Professor für Pysik / Astronomie in Bern; 1868 ordentlicher Professor für Experimentalphysik und 1874-1877 Direktor der Polytechnischen Schule in München. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 13. 530 s. Fn. 498. 531 s .Fn. 187.

147 1.) Es soll an den academ[ischen] Senat die Bitte gerichtet werden, an Allerh[öchster] Stelle die Berufung des Herrn Dr. [St]oener zu beschleunigen.

2.) Das Gesuch des Direktors des botan[ischen] Gartens Herrn Prof[essor] Dr. Schnizleins, [d.16. März 1864] sein Kostenvoranschlag soll an den acad[emischen] Senat zur Gewährung532 vorgeschlagen werden.

3.) Es wird beschlossen, das Gesuch des Herrn Prof[essor] Dr. Schnizlein, um Ernennung zum Ordinarius nicht zu befürworten, dagegen zu seinem Gehalt von 1200 fl eine ständige Remuneration von 200 fl eventuell mündlich im Senat eine einmalige von der gleichen Höhe zu beantragen.

4.) Es wird beschlossen dem academischen Senat den Wunsch mitzutheilen, daß das Stipendiaten Prüfungsresultat mit einer einfachen Note bezeichnet u[nd] Fleiß u[nd] Fortgang aus dem Prüfungsformulare wegbleiben.

Dr. R. von Raumer, d. Z. Decan, Dr. C. Heyder, Dr. Gorup, Hegel, Dr. Beetz, Keil, Pfaff.

[U 15] Erlangen, den 13. Juni 1864

Professor Rudolf von Raumer533, Dekan der Philosophischen Fakultät Erlangen, an den königlichen Senat

K. [Königlicher] ak[ademischer] Senat!

Unter dem 2. dieses Monats ist uns vom k[königlichen] akad[emischen] Senat ein Bittgesuch des Prof[essors] Dr. Schnizlein ad Majestatem [an seine Majestät] vom 18. Mai dieses Jahres, die Beförderung des Bittstellers zum Ordinarius betreffend, zu gutachtlicher Berichterstattung zugewiesen worden. Wir entledigen uns dieses Auftrags in Folgendem:

Wir verkennen durchaus nicht die höchst achtungswerthen Eigenschaften des Prof[essors] Dr. Schnizlein: seinen rechtschaffenen Charakter, seine anerkannten Leistungen auf dem Gebiet seiner Fachwissenschaft, seinen Eifer im Lehrberuf.

532 Die Philosophische Fakultät an der Erlanger Universität honorierte wohl den persönlichen Einsatz von Schnizlein und lobte die zunehmende Pflanzenvielfalt des Botanischen Gartens, doch wurden wenig finanzielle Zuschüsse gewährt, weder für die gartentechnische Ausstattung noch für die Erhöhung seines Direktorengehaltes. [Vgl. Brief Nr. S 24 vom 10. Januar 1856]. 533 s. Fn. 137.

148 Wenn wir uns nichtsdestoweniger gegen die Empfehlung seines Gesuchs um Beförderung zum Ordinarius aussprechen, so werden wir hiezu durch folgende Gründe bestimmt:534

Prof[essor] Dr. Schnizlein besitzt nicht den Grad von allgemeiner Bildung, den man von einem Ordentlichen Professor an einer deutschen Universität verlangen muß. Prof[essor] Schnizlein geht die classische Bildung ab, wie sie das Gymnasium gibt. Er entbehrt aber nicht bloß der griechisch-lateinischen Gymnasialbildung, sondern es fehlt ihm auch die Sicherheit u[nd] Gewandtheit im Gebrauch der deutschen Sprache, welche jede gute Bürgerschule von ihren Zöglingen verlangt. Die von ihm verfaßten und eigenhändig geschriebenen Eingaben zeigen nicht nur hin u[nd] wieder die unbeholfenste Verwirrung der Gedanken u[nd] des Ausdruckes, sondern es finden sich in denselben auch grobe Verstöße gegen Orthographie und Grammatik. Käme Prof[essor] Schnizlein als Ordentlicher Professor u[nd] Mitglied unserer Facultät in den Fall, dieselbe nach außen vertreten zu müssen, so liefen wir Gefahr, daß sich die Meinung bildete, in Bayern brauchten nicht einmal die Ordentlichen Professoren an den Universitäten die gewöhnliche Schulbildung zu besitzen. [Zum] Gefäse dieses Mangels an allgemeiner Bildung erklärt zwar Prof[essor] Schnizlein, auf die Führung des Decanats verzichten zu wollen. Wir müssen uns aber auf das entschiedenste gegen eine solche ganz abnorme Stellung erklären, welche unserem Collegen nicht minder peinlich sein würde als der Facultät.

Aus allen diesen Gründen müssen wir uns gegen die Beförderung des Prof[essors] Dr. Schnizlein zum Ordentlichen Professor erklären. Zudem wir aber wünschen, daß demselben für seinen Eifer im Lehrberuf, so wie für die gewissenhafte u[nd] erfolgreiche Leitung des botanischen Gartens eine anderweitige Anerkennung zu Theil werden möge, stellen wir an den k[öniglichen] ak[ademischen] Senat das Gesuche, derselbe solle zwar das Gesuch von Prof[essor] Dr. Schnizlein um Beförderung zum Ordinarius ablehnend begutachten, zugleich aber für denselben eine ständige Remuneration von jährlich 200 fl. für die Direction des botanischen Gartens bei der Allerhöchsten Stelle beantragen.

534 Damit war unter dem damaligen Dekan Dr. Rudolf von Raumer, von Seiten der philosophischen Fakultät, der endgültige Schlussstrich unter die seit 1850 ungelöste Causa Schnizlein gezogen.

149 Hochachtungsvoll die philos[ophische] Facultät.

Dr. Rudolf von Raumer d. Z. Decan.

Erlangen, 08. Juni 1864

S 50) Erlangen, den 16. Juni 1864, B[eantwortet] 11 Juli

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [165-168] Nr. S 50, 3 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde wartete ich um Ihnen etwas Weiteres mittheilen zu können in der Angelegenheit um welche Sie sich so sehr gütig meiner angenommen haben. Allein vergebens, denn der s. g. [so genannte] Geschäftsgang ist eben gar kein Gang sondern ein Hinschleppen das nur vom Wind des Zufalls weiter geführt wird. Nur so viel weiß ich daß die Fakultät die Beförderung selbst entschieden nicht bevorwortet, dagegen allerlei Vorschläge machen will um mich zu gewinnen u[nd] den nächsten Schritt der Niederlegung meiner Leitung des bot[anischen] Gartens zu vermeiden. Ich weiß nicht ob [ich] es Ihnen schon das letzte mal schrieb daß besonders Thiersch535 im Senat gegen die Beförderung ist u[nd] man auf ihn sehr viel hält. Dagegen will man mir persönlich wohl u[nd] man sucht nun nach einem Aus[huelfs]mittel. Ich habe gehört man denkt an einen Titel oder Orden, Gott gebe nur nicht das letztere. Das erstere wäre mir wenigstens den Studirenden gegenüber recht. Und wenn Sie hierin etwas präpariren536 können möchte ich wohl noch einmal bitten für mich ein Wort zu sprechen damit noch gerettet wird was gerettet werden kann. Denn nur 2 Hauptzwecke sind es die ich erlangen möchte. 1) die Vertretung meines Instituts u[nd] 2) die Anerkennung vor der Außenwelt, die man als niedrigerer Professor

535 s. Fn. 295. 536 (lat.) praeparare: vorbereiten.

150 nicht hat. Wenn es auch seltsam klingen mag, Professor extraord[inarius] u[nd] Hofrath, so kommen beide Klänge doch in der Wirklichkeit nicht oft zusammen vor.

Auf meinen Gedanken an Regensburg haben Sie kein Wort erwähnt. War er Ihnen gar nicht genehm?

Doch die Hauptsache weßhalb ich nicht säumen durfte zu schreiben ist die hier folgende. Anlage von 100 f für R. Wight icones537 die ich nun von der Bibliothek erhalten habe. Ich gab übrigens an daß ich das Werk in England aquirirt [erworben] hätte, um aus dem Catalog von Quasitsch538 zu zeigen wie einen viel billigeren Kauf ich gemacht habe. Es wird mir dieser Ausweg von Ihnen gestattet gewesen sein. Haben Sie doch die Güte mir zu schreiben wann Sie ins Bad u[nd] wohin Sie reisen, damit ich mich an Sie wenden kann, wenn es nothwendig539 ist. Verzeihen Sie auch meine schlechte Schrift u[nd] Eile.

Hiemit habe ich die Ehre zu verharrn

Ihr ergebenster Freund

Schnizlein.540

S 51) Erlangen, den 05. August 1864

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [169-172], Nr. S 51, 4 S.

537 R. Wight Icones: Schnizlein hatte im Juni 1864 (Nr. S 50) das günstige Angebot seines Briefpartners angenommen, aber diesen „Ausweg“ nicht offiziell gemacht. Im nachfolgenden Brief (Nr. S 51 vom 05. August 1864) fragte Schnizlein besorgt an, ob Martius die 100 fl für Wight’s erhalten hätte. 538 Catalog von Quasitch: English Botanists. 539 Die Verbindung Schnizleins zu Martius war so eng, dass er es wagen konnte, den älteren Briefpartner sogar während dessen Aufenthaltes im Bad um Hilfe anzugehen. 540 Die Formulierung: „ergebenster Freund“ schließt sich normalerweise aus. Im Falle von Schnizlein bestätigte sie die Zwitterform der Briefetikette um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Schnizlein war dem Briefpartner freundschaftlich und vertrauensvoll verbunden, wusste aber den Alters- und Standesunterschied zu seinem ehemaligen Lehrer zu respektieren. [Vgl. Brief Nr. S 45 vom 13. Februar 1864. „Mit Freundschaft und Hochachtung. Ihr ergebenster Schnizlein“]. Die Entschuldigung bezüglich der „schlechten Schrift“ war auch jenem Schüler-Lehrer Verhältnis geschuldet, das für Schnizlein situationsbedingt noch immer latent präsent war. Ähnlich die Anrede in den Briefen: Nr. 50 / 51 / 52 vom Juni bis Dezember 1864 „ Herr und Freund / Hochverehrtester Freund / Freund und Herr“, die einerseits noch den Tribut an die zeitgemäße hierarchisch geprägte Briefetikette zollt, aber auch die Fortentwicklung zu einer verstärkten persönlichen Beziehung zum Ausdruck bringt.

151 Hochverehrtester Freund!

Ihre geschätzten Zeilen lagen mir stets vor Augen, und es ist also keineswegs eine Unachtsamkeit daß ich solche nicht früher erwiedert habe, sondern ich wollte lediglich abwarten Ihnen etwas bestimmtes darüber mittheilen zu können was in meiner Angelegenheit als ein Abschluß betrachtet werden könne. Leider aber ist eine Sitzung541 nach der andern verschoben worden, oder es wurde doch meine Sache nicht ausgetragen. Dadurch ist wahrscheinlich eine schlimme Abkühlung eingetreten u[nd] es wird mit einer sehr mäßigen Geldzulage endigen.

Ich habe mir meine Situation allerdings klar gemacht, kam aber zu dem Ergebniß, daß ich entweder ganz den […] verlassen muß oder doch die Professur aufgeben, oder mich in das Unvermeidliche zu fügen habe. Und zu letzterem haben mir Verwandte u[nd] Freunde gerathen. Denn anderwärts nach einer Stelle zu trachten, dazu bin ich bereits zu alt, dieß thut man zwischen 30 – 40, aber nicht mehr nach vollendetem 50 t Jahre, wenigstens nicht freiwillig. Was die von Ihnen betonte autonomische Bestallung als Director des Gartens Herbarii betrifft, so genieße ich dieselbe seit jeher u[nd] kann in keiner Beziehung über Beschränkung klagen.

Es war vielleicht gut, daß Sie mir auf meinen Plan mit Regensburg nicht geantwortet haben,542 u[nd] Sie Ihre früheren Anregungen in dieser Beziehung nicht verfolgt haben, denn in einem solchen Falle hätte ich allerdings hier anders gehandelt u[nd] es wäre meinem Wunsche, der Univ[ersität] gegenüber Ernst zu zeigen, selbst mit großen Opfern von meiner Seite, gemäß gewesen. So aber muß ich mich fügen. Und wer die Sache näher kennt, hat mir gerathen nicht so extrem zu verfahren als Ihre und der Form gegebene Anschauung rieth. Auch stehen Sie so erhaben über den Begebenheiten, daß die Praxis Ihnen nicht folgen kann, und wenn ich daran denke wie oft, jetzt noch, die Geschichte Ihrer Abdankung Sie mit bitteren Worten erfüllt hat, so mußte ich daraus lernen, daß trotz eines solchen Entschlusses dadurch keine Beruhigung eintritt. Auch ich stimme aber damit überein, Tranquilitatem illam eo parasi quod adsit argenti quantum salis; dammodo hoc

541 Es handelte sich um die Sitzungen der Philosophischen Fakultät. Vgl. Brief [U 13] vom 02. Mai 1864 / [ U 14] vom 06. Juni 1864. 542 Schnizlein sah in Regensburg, am Lyzeum sowie bei der Direktion der Regensburger Gesellschaft und der Redaktion der Flora eine Chance, sich beruflich zu verändern. Martius wollte die Präsidentschaft der Gesellschaft an Schnizlein abtreten, aber hatte dessen spätere Anfragen trotz früherer Überlegungen bewusst übergangen. [Vgl. Fn. 519].

152 evenerit operam necesse est et dare munera perficere.543

Durch oben erwähntes Abwarten kam es auch, daß ich erst nachträglich Sie um das bitten kann was Sie bereits durch Dr. Eichler544 wissen. Ich danke Ihnen für die Überlassung der so wenig gekannten Gattungen Humiviren545 u[nd] Canella546 Cinnamodendren547. Wegen der Früchte des ersteren werde ich aber noch nach Utrecht an Miquel548 schreiben, da Ihre Sammlung zu wenig davon enthält die ich nicht zu opfern wage, dagegen fehlt es nicht an Blüthen. Canella bietet gar nichts das, aber ein Exemplar von Cinnamodendron, welches v[on] Sternberg549 stammt, wird eine Analyse gestatten, obwohl es auch ohne Frucht ist.

Ich erlaube mir, Sie auf etwas aufmerksam zu machen was Ihr Aufenthalt in Brückenau550 zur Beobachtung darbietet. Als ich nemlich im vorigen Jahre dort war, fand ich einige höchst merkwürdige Monstrositäten von Typha.551 Es befanden sich dieselben in dem Garten in welchem man mehrmals Stufen hinaufsteigt bis zum Gewächshaus an welchem Magnolia552 steht. In den Wasserbecken ist zur Verzierung Typha gepflanzt u[nd] hier fanden sich gespaltene Kolben u[nd] allerlei Verwachsungen. Es wäre sehr merkwürdig wenn auch heuer diese Erscheinung einträte, u[nd] falls dieß sein sollte, werden Sie wohl die Güte haben sich des corpus delicti553 zu bemächtigen, u[nd] mir zur Vergleichung mitzutheilen, wenn ich es auch nicht zum Eigenthum ansprechen will. Die Sache ist sehr selten; nur 1

543 Sinngemäß geht dieser Ausspruch mit der grundsätzlich und klassenübergreifend eingeforderten Pflichterfüllung des Menschen im 19. Jahrhundert konform. Nur so wird man Ruhe finden. (lat.) […] wenn dies geschieht, ist es notwendig sich Mühe zu geben und die Pflichten auszuüben. 544 s. Fn. 482. 545 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VI. Humirium III, 222. 546 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. Canellaceae III, 216.d. Kaneelbaum. In: Zander, ebd. S. 1272. 547 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. Cinnamodendron III, 216. d. Winterrinde. In: Zander, ebd. S. 1303. 548 s. Fn. 193. 549 Sternberg, Kaspar Maria von (1761 Prag – 1838 Brezina/ bei Rokitzan) war ein böhmischer Theologe, Mineraloge und Botaniker. Er war der Begründer der modernen Paläobotanik. Schweizer, Claudia: Sternberg, Kaspar Graf von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 25, 2013, S. 291-292. 550 Carl von Martius verweilte oft in Kurbädern: Bad Kissingen, Bad Brückenau. 551 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, XI. Typhia I, 73. d. Rohrkolben. In:. Zander, ebd. S. 1799. 552 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VII. Magnolia III, 176. d. Magnolie. In: Zander, ebd. S. 1533. 553 (lat.) Beweisstück.

153 Fall ist mir der Art bekannt geworden, aus meiner Skizze von Curtis welche ich im British Museum sah. - Meine Ferien werden den Arbeiten gewidmet sein müssen u[nd] nur kleine Ausflüge zur Erholung gestatten.

Sie werden doch die 100 fl. für Wight i554 erhalten haben! Da Sie im letzten Briefe nichts davon erwähnen, so bitte ich mich doch darüber zu beruhigen.

Mit dem Wunsche für Ihr bestes Wohlbefinden.

Hochachtungsvoll Schnizlein.

[Achtungszeichen am Rand!]

S 52) Erlangen, den 11. Dezember 1864

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [173-176], Nr. S 52, 4 S.

Hochverehrtester Freund und Herr! Weil ich so viel zu schreiben hätte geschah leider gar nichts! Seien Sie mir deßhalb nicht böse selbst wenn ich auch heute nur wenig schreibe, denn ich kann u[nd] darf eine Gelegenheit des Briefes an meinen Verwandten nicht unbenützt lassen. Schon Ihre gütige Erinnerung welche ich durch die Abhandlung des Bipontinus555 vernahm hat mich dringend gemahnt etwas von mir vernehmen zu lassen, nun aber kommt noch eine lebhafte Besorgniß hinzu die ich beendigt zu wissen möchte. Ich habe Sie nämlich schon in dem Briefe welchen Sie in Kissingen von mir erhalten haben werden gefragt, ob Sie doch seiner Zeit richtig die Banknote von 100 fl. für Wight icones556 richtig erhalten haben? Ich hatte die Sendung deklarirt u[nd] einen Schein genommen der aber jetzt veraltet sein würde wenn die Sendung nicht angekommen wäre. Wollen Sie also die Güte haben mir darüber einige Zeilen mitzutheilen.

554 Wight’s Icones, s. Fn. 504 / 523. Schnizlein hat das günstige Angebot von Martius angenommen und die Icones von R. Wight für 100 fl. gekauft und diese ihm per deklarierter Sendung zugeschickt. 555 s. Fn. 419. Schultz, C. H. Bipontinus, Dr. Hospitalarzt in Deidesheim, 1839. 556 s. Fn. 554. Schnizlein hat noch keine Bestätigung für den Eingang der 100 fl. von Martius erhalten und war beunruhigt.

154 Dann muß ich fragen ob u[nd] was Ihnen noch H[er]r. Haidinger557 in Betreff des Schlusses der Medaillen Angelegenheit geschrieben hat, weil ich hiemit noch nicht ganz im Reinen bin u[nd] noch etwas von Beiträgen abzuliefern habe.

Ferner habe ich stets erwartet die Nachrichten aus Brasilien würden eintreffen auf welche wir schon damals als ich das Vergnügen hatte Sie zu sehen u[nd] Ihr Gast zu sein, als nahe bevorstehend warteten.

Über meine Angelegenheiten lassen Sie mich schweigen, um nicht die vernarb[t]en Wunden bitterer Gefühle aufzureisen. Ich finde in der ganzen Sache sehr viele Ähnlichkeit mit der Geschichte von Schleswig Holstein,558 wo eben auch Gewalt vor Recht geht, und Unrecht leiden besser ist als Unrecht thun. Ich ging zur Nat[ur] F[orscher] Versammlung in Gießen559 um mich doch zu zeigen u[nd] zu hören, wie es mit Bonn u[nd] anderwärts steht. Allein die Umstände waren nicht der Art daß man hätte auf Erfolg rechnen dürfen u[nd] vergebliche Schritte zu thun habe ich

557 Haidinger, Wilhelm von (1795 Wien – 1871 Dornbach / Wien) Begründer der kaiserlichen Akademie in Wien. [s. Fn. 474]. Die Kollegen in Wien übernahmen die Anfertigung der Medaille zum 50. Doktor-Jubiläum von Carl von Martius. 558 Die unterschiedlichen Verwaltungsstrategien zwischen Preußen (Schleswig) und Österreich (Holstein) führten in Zusammenhang mit der Nationalen Frage - kleindeutsch (ohne Ö.) / großdeutsch (mit Ö.) - zum preußisch-österreichischen Krieg, der 1866 nach dem Sieg bei Königgrätz (Hradec Králové, Tschechien) die „kleindeutsche Lösung“ herbeiführte. Vgl. Kolde: Die Universität Erlangen (1910/1991), S. 449. Zu der Schleswig- Holsteinischen Krise: „ Nie hat die Hochschule, auch 1848 nicht, eine so bewegte Zeit gehabt, als in den Jahren 1863 und 1864.“ Am 27. November 1863 wurde der Schleswig-Holsteinische Verein gegründet, dem der Großteil der Professoren, der Bürgerschaft und der Studenten angehörten. Mit Volksversammlungen, Unterschriftsaktionen und nicht zuletzt mit einer enormen Spendensumme von 25.000fl traten die Erlanger (10.800 Einwohner / 18.500 fl jährliche Steuerzahlung) für die Beibehaltung der „angestammten Rechte des Augustenburgers“ ein und forderten die Freiheit der Herzogtümer. Vor dem Hintergrund dieses öffentlich ‚heiß’ diskutierten Unrechtsgeschehen wird der Vergleich Schnizleins mit seiner persönlichen Situation nachvollziehbar. Vgl. auch Schieder, Theodor in: Handbuch der deutschen Geschichte Bd. 15, S. 153. Schieder spricht von der Schleswig-Holstein Bewegung von 1863/64 als einem spontanen Aufbruch von Vereinen, Versammlungen, Kundgebungen und bezieht sich vor allem auf den Erlanger Verein mit einer Anhängerschaft aus dem Bildungsbürgertum der Mittelstaaten und deren liberalen Forderungen nach einem unabhängigen Schleswig-Holstein. 559 Amtlicher Bericht über die neununddreissigste Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Gießen im September 1864, Wilhelm Keller, Gießen, 1865. [https:/ de wikisource.org/wiki/ Gesellschaft_Deutscher_Naturforscher_und Ärzte] abgerufen am 19. August 2018. Bericht über die Sitzungen der Section für Botanik und Pflanzenphysiologie, S. 137-152. Es fanden 5 Sitzungen statt vom 19. – 23. September. Die 4. Sitzung am 22. September hat A. Schnizlein als Vorsitzender geleitet und hat einen abnormen Blüthenstand der „Typhia“ gezeigt. Die Familie der Rohrkolben [Typhiaceae] waren das Thema seiner Habilitationsschrift, 1845. [Brief Nr. [U3] vom 08. Juli 1845] In seinem Brief an Martius [Nr. S 51 vom 05. August 1864] hatte er seinen Briefpartner auf eine Riesenart mit gespaltenem Kolben aufmerksam gemacht und ihn gebeten, von Bad Brückenau ein Exemplar mitzubringen. Es ist anzunehmen, dass Martius dem Wunsch entsprechen konnte, da Schnizlein im September in Gießen eine solche „Monstrosität“ vorstellte. „Der Vorsitzende zeigt eine Abnornität des Blüthenstandes von Typhia vor, ohne weitere Erklärung, mit Rücksicht auf die beschränkte Zeit und die noch weiter angemeldeten Vorträge“, S. 150.

155 ja hier sattsam kennen gelernt. Caspary,560 der Schwiegersohn Brauns,561 Pfarstein,562 Garthé, Karsten563 etc. sind Coniuranten564 denen ein nun alternder Mann nicht Standhalten kann.

Wie es mit der Professur der Pharmacie565 steht ist [hier] noch immer nicht entschieden, doch kann es zur Stunde schon sein ob Zöller566 es annimmt. Ich muß nun zum 4 t male für unsern heimgegangenen Theodor lesen das läßt man anstehen mich aufzufordern bis 14 Tage vor Beginn der Collegia, so daß ich dem H[er]rn Decan567 meine „bestimmteste Ablehnung“ mittheilte. Da wurde ich aber so bearbeitet daß ich endlich zusagen mußte.

Man hatte aber nicht einmal so viel Anstand, die Remuneration568 vom vorigen Winter zu bezahlen, ja sogar kein Wort zu sagen von einer solchen für das nun zu übernehmende Semester. Und als ich endlich anfangen wollte, war ohne mein Wissen das Auditor[ium] in dem Martius seit 8 Jahren allein las anderweitig verwendet daß daraus Lokalitäten für Physik umvertirt werden, die ohnehin schon 5 Lokale betrugen. Nun muß man die Gefäße der pharmazeutischen Sammlung in

560 s. Fn. 353. 561 s. Fn. 131. 562 Ein Botaniker Pfarrstein ist nicht nachweisbar. 563 Karsten, Hermann Gustav (1817 Stralsund - 1908 Zoppot) war ein deutscher Botaniker und Geologe. Nach seinen Studien in Rostock und Berlin verbrachte er in den Jahren 1843-1856 ausgedehnte Forschungsreisen in Südamerika. 1856 wurde er zum außerordentlichen Professor für Botanik in Berlin ernannt und lehrte von 1868- 1872 als ordentlicher Professor in Wien. An beiden Universitäten hatte er pflanzenphysiologische Laboratorien eingerichtet. Mägdefrau, Karl: Karsten, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, Berlin 1977, S. 305f. 564 (lat.) coniuratus subst. Verschworener, Verschwörer, Verbündeter. 565 Nach dem Tode (1863) von Theodor Martius [s. Fn. 68] war der Lehrstuhl der Pharmazie an der Universität Erlangen vakant. Die Lehrveranstaltungen wurden langjährig von Schnizlein vertreten, der sich Hoffnung auf die Übernahme des Lehrstuhles machte. 566 Zöller, Philipp (1832-1885) war ein deutsch-österreichischer Agrikulturchemiker. Er studierte Naturwissenschaften und promovierte 1856 in München. Er stand in engem Kontakt mit Justus von Liebig und war von dessen agrikulturchemischen Lehren überzeugt. Mit dessen einflussreicher Unterstützung verfolgte Zöller konsequent seine berufliche Laufbahn in München: 1857, Chemiker an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation, 1860, Adjunkt am Pflanzenpysiologischen Institut, 1863 Honorarprofessor für Phytochemie an der Universität. 1864 übernahm er den Lehrstuhl für Angewandte Chemie in Erlangen. 1872 wurde er ordentlicher Professor für Agrikulturchemie an der Universität Göttingen. 1873 lehrte er „die chemischen Fächer“ an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Wurzbach, Constantin von: Zöller, Philipp, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 60, Wien 1891, S. 230f. 567 Rudolf von Raumer [s. Fn. 137] war im SS 1864 der Dekan der philosophischen Fakultät. [Vgl. [U 15] vom 13. Juni 1864] Die Amtszeit des Dekans dauerte 2 Jahre, demzufolge war er im WS 1864/ 65 noch im Amt. 568 Vgl. Protokoll [U 14] und Brief [U 15] vom 06./13. Juni 1864. Es wurde mehrmals eine ständige Remuneration von der Philosophischen Fakultät beantragt, aber ohne Ergebnis.

156 den botan[ischen] Garten schleppen, etc. Doch ich muß schweigen. Nur so viel noch sei gesagt, daß auch die mir vom Senat vorgeschlagene ständige Remuneration für direction des Gartens, mit welcher man mich großmüthig beglücken wollte, nachdem sie mir schon vor 3 Jahren zugeschrieben war, auch nicht erhalten habe weil das Ministerium alle derartigen Verträge nicht genehmigt hatte.

Die Geschichte mit dem Philologen Müller569 ist auch eine erbauliche gewesen. Hat man ja noch ein Festessen veranstaltet um seinem Groll Luft zu machen.

Verzeihen Sie wenn ich nun, auf diesem [ zunehmend] schmalgraden Raum, meinen herzlichen Wunsch zum glücklichen Schluß des Jahres, und zum gesegneten Beginn des neuen, für Sie u[nd] Ihre ganze hochverehrte Familie beifüge.

Hochachtungvollst

Ihr Schnizlein

S 53) Erlangen, den 16. April 1865, B[eantwortet] 30 May.

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [177-181] Nr. S 53, 5 S.

Hochverehrtester Herr und Freund! Allzulange entbehre ich Ihrer stets mir so lieben und wertgeschätzten Briefe, deren ich vielleicht schon zwei erwarten durfte. Dieses Schweigen hat mich sehr besorgt gemacht, einerseits dadurch, daß ich auf den Gedanken kommen mußte ich möchte in Ihrem gütigen Andenken gesunken sein, anderseits durch die Vermuthung es könnte Unwohlbefinden Sie verhindert haben. Indem ich nun das

569 Müller, Iwan Philipp Eduard von (1830 Wunsiedel - 1917 München) war an der Universität Erlangen in den Jahren 1864-1893 als ordentlicher Professor für Klassische Philologie und als Mitvorstand des Philologischen Seminars tätig. 1866 wurde er in den Senat aufgenommen und avancierte 1869 zum Vorstand des Philologischen Seminars. 1878-1879 bekleidete er das Amt des Prorektors. 1893-1906 lehrte er als ordentlicher Professor klassische Philologie und Pädagogik an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Wachter: Professoren und Dozenten (2009), S. 145. Die ‚Geschichte’ mit Müller könnte mit dessen Ernennung als Nachfolger von Ludwig Döderlein [S. F.N. 23] zusammenhängen. „Fakultät und Senat schlugen „Usener“ aus Greifswald vor, doch der König wollte nur einen Inländer, der mit dem bayrischen Schul- und Unterrichtswesen vertraut ist“. Am 09. Oktober 1864 erhielt der bisherige Erlanger Gymnasialprofessor Iwan Müller die Stelle. Kolde: Die Universität Erlangen (1910/1991), S. 447.

157 letztere vor einigen Tagen als nicht zu jener Erfahrung Anlaß gebend erfuhr, hoffe ich, daß auch das erstere nicht der Fall sein wird, da ich mir keines Anlasses dazu bewußt bin.

Vorgestern nämlich kehrte ich von Amsterdam zurück, wo ich H[er]rn Kolb570 sprach der mir die erfreuliche Versicherung Ihres Wohlbefindens gab. Und diese Rückkehr veranlaßte mich hier wiederum zu diesen Zeilen, weil ich Ihnen hiedurch doch einiges von meinen dortigen Erlebnissen melden kann.

Nachdem ich nämlich aus den zugesendet erhaltenen Einladungen ersah daß viele der Collegen aus Deutschland sich angemeldet hatten u[nd] aus ganz Bayern nur H[er]r Kolb genannt war, schrieb ich an das Ministerium mit der Bitte mich als wissenschaftlichen Deputirten dorthin zu senden. Das wurde zwar nicht in amtlicher Form genehmigt, mir aber doch eine Reiseunterstützung gegeben. Ich reiste am 3 April dorthin ab und fand zwar nicht alle welche angekündigt waren, dagegen wieder andere deren Anwesenheit ich nicht vermuthet hatte. Von Deutschen werden folgende Namen, wie ich sie jetzt in Erinnerung habe, ziemlich alle gewesen sein: Caspary,571 Münter,572 K[arl]. Koch,573 Karsten,574 Göppert,575 Cohn,576 Fenzl,577 Meißner,578 Hoffmann579 aus Gießen, Reichenbach580 aus

570 Herr Kolb ist Gärtner. [Vgl. Brief S 32 vom 20. Dezember 1858]. 571 s. Fn. 353. 572 Münter, Julius (1815 Nordhausen – 1885 Greifswald) war ein deutscher Botaniker, Zoologe und Hochschullehrer. Er studierte Medizin in Berlin, promovierte 1841 und arbeitete als praktischer Arzt bevor er 1845 an der Charité tätig war. 1848 nach seiner Habilitation unterrichtete er als Docent an der Universität und wurde 1849 als außerordentlicher Professor der Botanik und Zoologie an die Universität in Greifswald berufen. 1851 erhielt er die ordentliche Professur und zugleich die Direktion des Botanischen Gartens und des zoologischen Museums. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universität war er vor allem praktisch tätig, indem er den Botanischen Garten neu gestaltete und in der Umgebung von Greifswald viele Baumpflanzungen vornahm, wofür er vielfach mit Ehrenmitgliedschaften und dem Titel eines Geheimen Regierungsrathes geehrt wurde. Sein wichtigstes Werk in der Botanik war mit den Krankheiten der Kartoffel befasst (Berlin 1846). In der Zoologie galt sein Interesse dem Hering der pommerschen Küsten und dessen industriellen Verarbeitung, (Bonn 1863). Pyl, Theodor: Münter, Julius, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 23, Leipzig 1886, S. 37. [Online Version]. 573 Koch, Karl, H. (1809-1879), s. Fn. 249. 574 Karsten, Hermann G. (1817-1908 ), s. Fn. 563. 575 Göppert, Johann H. R. (1800 - 1884) s. Fn. 279. 576 Cohn, Ferdinand J. (1828 – 1898), s. Fn. 280. 577 Fenzl, Eduard (1808 – 1879), s. Fn. 201. 578 Meissner (Meisner) Carl Daniel Fr. (1800 – 1874), s. Fn. 72. 579 Hoffmann, Heinrich Karl Hermann (1819 Rödelheim - 1891 Gießen) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. Er studierte Medizin an den Universitäten Gießen und Berlin. 1842 nach seiner Habilitation wurde er zum Privatdozent und 1853 zum ordentlichen Professor für Botanik an der

158 Hamburg, Grisebach581. Von Franzosen waren verhältnismäßig wenige bekannte Namen zu finden, ich lernte kennen: Chatin582, den Anatomen, Fée, den Farnmann,583 Lecoq aus Clermont.584 Von Engländern war nur Warner [?],585 der Orchideenmann, zu sehen, andere waren mehr Gärtner. Anderson586 aus Lund hält sich viel zu Deutschen. Er hatte etwas ausgestellt das, merkwürdiger Weise, in demselben Sinn hergestellt war als meine Wandtafeln der Kryptogamen, die Sie auch zum Theil

Universität in Gießen ernannt. Seine botanischen Studien waren vornehmlich der Untersuchung von Fäulnis- und Krankheitsprozessen der Pilze gewidmet. Darüber hinaus erwies sich die Pflanzengeographie als ein weiteres zeittypisches Forschungsgebiet. Hoffmann analysierte den Einfluss von Klima- und Bodenverhältnissen auf die Pflanzenverbreitung. Er veröffentlichte einschlägige Werke zur Pflanzenklimatologie: z.B. „Pflanzenverbreitung und Pflanzenwanderung 1852, Witterung und Wachstum, oder Grundzüge der Pflanzenklimatologie 1857“ Mit der Herausgabe seines Lehrbuches der Botanik 1857 war er auch in seiner Funktion als Hochschullehrer publizistisch tätig. Wunschmann, Ernst: Hoffmann, Hermann, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 50, Leipzig 1905, S. 412-416. 580 Reichenbach, Heinrich Gustav (1824 Dresden – 1889 Hamburg) war ein deutscher Botaniker. Neben John Lindley galt er als führend auf dem Gebiet der Orchideenkunde und klassifizierte die reichhaltigen Orchideen-Sammlungen, die von Expeditionen in Asien und Südamerika nach Europa geschickt wurden. 1852 promovierte er über die Orchideen-Pollen. 1863 wurde er als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl der Botanik an die Universität in Hamburg berufen und übernahm die Direktion des Botanischen Gartens. Als sein bekanntestes Werk gilt: „Xenia orchidacea“, 1854-1900. Dilling, Gustav: Reichenbach, Heinrich Gustav, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, Leipzig 1907, S. 272-276. 581 Grisebach, Heinrich August Rudolf (1814 - 1879), s. Fn. 199. 582 Chatin, Gaspard Adolphe (1813 Tulius / Départment Isère – 1901 Les Essarts-le-Roi / Départment Seine-et-Oise) war ein französischer Botaniker, Mykologe und Mediziner. Er studierte Medizin an der Faculté de médicine Paris und wurde 1840 promoviert. 1841/1859 arbeitete Chatin als pharmazeutischer Direktor am Hópital Beaujou bzw. am Hôtel-Dieu in Paris. Als Professor der Botanik und späterer Direktor (1874) unterrichtete er an der École supérieure de pharmacie. 1886 wurde er nach Studentenunruhen in den Ruhestand versetzt. Als Geste der Versöhnung wurde ihm die Würde des Ehrendirektors zuteil. Chatin, Gaspard Adolphe, in: Bibliothèque Nationale de France. [data.bnf.fr/12013214/adolphe_chatin/] abgerufen am 24.09.2018. 583 Fée, Antoine Laurent (1789-1874) war Professor für Botanik und medizinische Naturgeschichte an der Universität in Strassburg und zugleich der Direktor des Botanischen Gartens. Fée, Antoine Laurent,in: Bibliothèque nationale de France, [data.bnf.fr./12078882/antoine_laurent_appollinaire_fee/] abgerufen am 12.09.2018. 584 Lecoq, Henri (1802-1871) war ein französischer Botaniker und Professor für Naturwissenschaften in Clermont-Ferrand, wo er zugleich als Direktor dem Botanischen Garten bevorstand. Er widmete sich vornehmlich der Geobotanik und veröffentlichte einschlägige Werke dazu. (Descpription pittoresque de l’ Auvergne, 1835 / Des glaciers et des climats, 1847 / Les Eaux minérales considérées dans leurs rapports avec la chimie et la géologie, 1864. [http://data.bnf.fr/1243069/henri_lecoq/] abgerufen am 12.09.2018. 585 Unsichere Lesart. [Warner] ist nicht zu recherchieren. Orchideen-Spezialisten der damaligen Zeit: [s. Fn. 28] Bezug auf John Lindley (1799-1865), der die Orchideen klassifizierte. Lindley starb 1865, Vgl. Briefdatum, 16. April 1865. Bezug auf George Arnott (1799-1868), der die Orchideen erforschte? [s. Fn. 446]. 586 Anderson, Thomas (1832 Edinburgh – 1870 Edinburgh) war ein schottischer Botaniker. Neben seiner Tätigkeit als Chirurg in Indien war er vornehmlich der Botanik zugewandt. 1860-1868 war er Direktor des Botanischen Gartens in Kalkutta und Konservator der Wälder in Bengalen. 1861 unternahm er botanische Exkursionen nach Java und zur Malaiischen Halbinsel. Nach der Rückkehr nach Schottland (1868) hatte er bei der Auswertung des gesammelten Pflanzengutes mitgearbeitet. Britten, James: Anderson Thomas, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 2, S. 121.

159 gesehen haben, welche mit schwarzem Grund ausgeführte Bilder zeigen. Ich habe solche seitdem vollendet, es sind deren 16 u[nd] stellte sie in Amsterdam aus, wo man mir mehrfach Anerkennung darüber ausdrückte.

Die Vorträge welche gehalten wurden waren freilich meistens zu gedrängt, da deren sehr viele angemeldet waren. Im Ganzen hat mich aber das Gehörte doch belehrt u[nd] befriedigt. Ich hielt mich zwar nur zur Abtheilung der „reinen Botanik“ allein auch hier kam vorzugsweise in die Praxis Eingreifendes zur Sprache. Insbesondere war ein Vortrag Casparys bemerkenswerth, welcher die Erscheinungen betraf die man bei Pfropfungen bisweilen findet, daß nämlich Zweige aus dem Wildlinge entspringen welche solche Mittelformen bilden als ob sie durch Bastardirung entstanden wären. Die Jury bestand aus 10 Sectionen von 10-15 Mitglieder u[nd] man hatte in manchen solchen Sectionen viel zu thun. Ich war glücklicher Weise bei einer solchen welche am frühesten abschließen konnte, bei den Publikationen von Bilderwerken, Nachbildungen von Früchten, Gartengeräthen u[nd] dergl[eichen]. Man hatte aber die Preise sehr ungleich zur Verwendung gestellt indem nur sehr wenige auszutheilen möglich war und im Allgemeinen eine allzugroße Hast das ruhige Urtheil beeinträchtigte.

Ich machte auch einen Abstecher nach Lerdam, wo ich schon 1863 war, u[nd] dann nach Utrecht. H[er]r Miquel587 gefiel mir sehr wohl, er war in Amsterdam Vicepräses des Hr. Fée 588welcher Alterspräsident war. Von Coll[ege] Meißner589 wie von Miquel erfuhr ich nicht wie es mit der Flora brasil[iensis]590 stehe und aus Ihrem Stillschweigen erkläre ich mir daß die bei meiner letzten Anwesenheit in München erwartete günstige Entscheidung noch immer nicht eingetroffen ist. Ich bedauere diese Stockung sehr. Wenn nur noch Einiges zum Abschluß gekommen wäre.

Nun schließe ich, des Raumes wegen, denn es gäbe am Ende noch gar Vieles zu schreiben.

Erfreuen Sie aber mit werthen Zeilen bald.

587 s. Fn. 193. 588 s. Fn. 583. 589 s. Fn. 72. 590 Flora Brasiliensis 1840-1906, 40 Teilbände. Schnizlein hat bei seiner potentiellen Mitarbeit auch den finanziellen Aspekt in Erwägung gezogen, da von brasilianischer Seite das botanische Großprojekt noch nicht gesichert war.

160 Ihren ergebensten Freund

Schnizlein.

Postscriptum!

Ich gestehe es ehrlich, dass so eben erst, als ich die beiliegenden Zeilen schloß u[nd] das Datum ansah, es mir in Erinnerung kam, daß morgen Ihr Geburtstag ist. Es freut mich daher um so mehr Ihnen bei dieser Gelegenheit meinen innigsten Glückwunsch zu diesem Tage aussprechen zu können. Gott erhalte Sie in bester Gesundheit noch recht lange!

Unter besten Empfehlungen an Ihre ganze hochverehrte Familie

Ihr

Schnizlein

S 54) Erlangen, den 10. September 1865

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [182-183], Nr. S 54, 2 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Ohne daß ich, wenigstens einen Theil der Arbeiten die man sich für die ganz freie Zeit der Ferien aufspart, abgefertigt habe kann ich keine wahre Ruhe u[nd] Erholung finden. Und so war es mir bisher unmöglich die Zeit zu bestimmen wann ich mir die Freude machen dürfe Sie in Ihrem stillen Aufenthalte591 zu besuchen. Wenn nun aber nicht Hindernisse unvorgesehener Art eintreten gedenke ich etwa am 20t. od[er] 21t. d. M[onats] bei Ihnen einzutreffen. Ich melde dies mit der Bitte es mir vorher noch wissen zu lassen, wenn Ihnen etwa mein Besuch zu dieser Zeit nicht genehm wäre. Erhalte ich aber bis zum 17t. keine Nachricht, so nehme ich an daß ich mir erlauben darf Ihre liebenswürdige Gastfreiheit wieder einmal auf einige Tage in Anspruch zu nehmen.

591 Neuerrichtetes Landhaus der Familie von Martius in Schlehdorf. [Vgl. Brief Nr. S 34 vom 17. August 1859]. Die Wohnung war verkauft.

161 Empfehlen Sie mich einstweilen allen verehrten u[nd] werthen Ihrigen bestens, und genehmigen Sie die Versicherung meiner steten Hochachtung u[nd] Liebe als

Ihr ergebenster

Schnizlein

S 55) Erlangen, den 01. November 1865

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [184-187], Nr. S 55, 4 S.

Hochverehrtester theuerster Freund!

Der Anblick des Briefes von Ihrer werthen Hand überschrieben hat mir ein heißes Gefühl ums Herz verursacht, denn ich fühlte zu lebhaft welcher Schuldner ich gegen Sie bin, indem ich nicht zu rechter Zeit meinen herzlichen Dank wiederholt habe zu dem mich der liebe Aufenthalt unter Ihrem Dach verbunden hat, und auch nicht die Nachricht gab wie es mir auf der Reise ferner ergangen. Ich rufe also zuerst Ihre gütige Nachsicht um dieses Versehen an und bitte ein wenig den Ursachen Gehör zu schenken welche ich zu meiner Entschuldigung anführen möchte. Schon in Schlehdorf592 hat mich etwas in Gedanken bewegt, was mein Benehmen bisweilen unpassend beeinflußt hat. Denn gerade von dort aus war ich gedrungen einen sehr wichtigen Brief zu schreiben. Jetzt kann, ja muß ich Ihnen davon Mittheilung machen. Es handelte sich nemlich um die Bewerbung eines jungen Mannes um die Hand meiner eben aus Frankreich zurückkehrenden Tochter. Die Sache ist nun entschieden und Maria593 ist mit cand[idatus] Theol[ogiae] Weber aus Burg b[ei] Magdeburg verlobt. Da dergleichen noch mehr Damen interessirt, obwohl meine Tochter nicht die Ehre hat von den lieben verehrten Ihrigen gekannt zu sein, so bitte ich doch besonders es denselben, unter ergebensten Empfehlungen mitzutheilen. Ich kannte den Mann vorher gar nicht obwohl er vor 2 Jahren hier studirte u[nd] es hatte kein Einvernehmen der jungen Leute vorher stattgefunden. Unter meinen Bedenken dagegen ist das eines mehrjährigen Brautstandes eines der

592 ebd. 593 Die älteste Tochter Maria (1845) war Erzieherin bei einer Familie in Montbéliard.

162 gewichtigsten gewesen. Doch mehr darf ich mir nicht erlauben hievon zu sprechen, deßhalb etwas anderes. Kaum einige Tage von Schlehdorf zurückgekehrt, mußte ich meine Tochter in Würzburg abholen, weil ich zugleich den Ohrenarzt Tröltsch594 um Rath fragen wollte. Dann nahm mich der Bau meines Auditoriums595 in Anspruch, und ehe ich mich versah stand der Zeitpunkt des Umzuges596 vor mir. Daß derselbe eine gar so große Verwirrung u[nd] Mühe u[nd] Zeit veranlaßt, dachte ich nicht, u[nd] selbst heute noch ist nur die vorläufige Einrichtung fertig.

Dieß war auch, obwohl ja Fr[itz] Pf[aff]597 in meinem eigenen Hause wohnt, Ursache, daß ich mit demselben noch nicht in der bewußten Sache sprechen konnte. Ich werde gewiß dieselbe ins Reine bringen.

Sturm’s598 Herbar scheint, denn entschieden ist es noch nicht, nach Rothenburg zu kommen, denn es war vor einigen Tagen ein H[er]r Leffler von dort hier welcher dieß sehr wahrscheinlich machte. Wenn Sie mir für die zoologische Sammlung einen Liebhaber nennen u[nd] empfehlen könnten!

Hooker’s599 Urtheil über Sturm’s Farnarbeit macht mich nicht irre, denn es ist bekannt, daß H[ooker] oft sehr oberflächlich arbeitete u[nd] Mettenius,600 wie

594 Anton Friedrich Freiherr von Tröltsch (1829 Schwabach – 1890 Würzburg) war Arzt und ordentlicher Professor für Ohrenheilkunde an der Universität Würzburg. 595 Stiglmayr, Jakob/ Welß, Walter / Wilde, Cornelia: Der Botanische Garten Erlangen. Geschichte - Chronik - Personen – 175 Jahre im Schlossgarten, Erlangen 2004, S. 5. „1862 entstanden neue Gewächshäuser in Holzkonstruktion mit Thermosiphonheizung.“ Ein Nachweis ist offensichtlich nur für den Neubau von Gewächshäusern (1862) im Botanischen Garten vorhanden. Martius hat oftmals zugunsten Schnizleins bei der Philosophischen Fakultät in Erlangen bezüglich einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einer verstärkten Unterstützung von Seiten der Kollegen interveniert. [S. Brief Nr. S 49 vom 27. Mai 1864] Im April 1867 war das neue Auditorium fertig, da Schnizlein über seinen neuen Arbeitsplatz berichtet hat und sich über „ein anständiges freundliches Auditorium […] im Garten gebaut“ freute, wo er seine großen Wandbilder aufstellen konnte. [Brief Nr. S 61 vom 11. April 1867]. 596 Vgl. Brief Nr. S 52 vom 11. Dezember 1864, in dem sich Schnizlein beklagte, dass das Auditorium des verstorbenen Pharmazeuten Theodor Martius an die Physiker abgetreten wurde und man die Gefäße der pharmazeutischen Sammlung in den Schlossgarten schleppen musste: Ein Umzug per se ist anstrengend und zeitraubend; in Zusammenhang mit dieser kräftezehrenden Vorgeschichte ist für Schnizlein die „große Verwirrung und Mühe“ nachvollziehbar. Siehe dazu auch Kolde: Die Universität Erlangen (1910/1991), S. 424. „Die bisher noch dem chemischen Institute und der pharmazeutisch-pharmakognostischen Sammlung zugewiesenen Räume [wurden] der Physik überlassen“. „Neue Ära der Physik“ unter Professor Rudolf Kohlrausch. 597 Pfaff, Fritz, s. Fn. 187. Über die „bewusste Angelegenheit“ hat Schnizlein im nachfolgenden Brief Nr. S 56 vom 31. Dezember 1865 berichtet. Pfaff wollte nur gesicherte, nachweisbare Fakten in seinen Veröffentlichungen darlegen, die ihren „Werth“ erst durch neue Erkenntnisse verlieren. 598 s. Fn. 146. 599 s. Fn. 334. 600 s. Fn. 132.

163 andere, haben oft Gelegenheit gehabt u[nd] genommen jenem Autor Vorwürfe zu machen.

Ihre humoristischen Schlußreime haben mich sehr erheitert, wenn ich nur auch schon auf diesem erhabenen Standpunkte stünde!

Meine Frau läßt verehrungsvoll Ihre gütigen Worte des Andenkens erwiedern. Und nun, damit doch der Brief rechtzeitig fortkommt, muß ich schließen mit der dringenden Bitte mich der verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen und Sie ebenfalls um Nachsicht meiner Schuld zu bitten.

Gott erhalte Sie u[nd] alle Ihrigen recht gesund und wohl, mir aber Ihre Liebe.

Hochachtungsvollst

Schnizlein.

Besten Gruß an Dr. Eichler, so bald als möglich werde ich die bewußten Bücher senden.

[U 16] Erlangen, den 24. Dezember 1865

Dekan der Philosophischen Fakultät Erlangen, an Prof[essor] Dr. A[dalbert] Schnizlein, Erlangen,

Concept des Briefes an Herrn Prof[essor] Schnizlein dat. 24. Dez. 1868.

Hochgeehrtester Herr College!

Die philosophische Fakultät hat anzunehmen Ursache, daß der an Sie bezüglich einer Berufung nach Stuttgart gerichteten Anfrage des Herrn O.St.R. [Oberstudienraths] Kurr eine Correspondierung vorausgegangen sei, die auf diese Anfrage nicht ohne Einfluß geblieben ist.

Die philosophische Fakultät hat den Beschluss gefaßt, vor erlangter Aufklärung über diesen Streit weitere Schritte in ihrer Angelegenheit nicht zu thun und mich als gegenwärtigen Dekan beauftragt, Sie um die gewünschte Aufklärung anzugehen.601

601Der Münchner Honorarprofessor Philipp Zöller (1831-1885) wurde nach dem Tode von Theodor Martius (1796-1863) an der Erlanger Universität 1864 zum außerordentlichen Professor ernannt und erhielt bereits 1865 die ordentliche Professur für Chemie, Pharmazie und Pharmakognosie. Daraufhin

164 Ich richte daher im Namen der philosophischen Facultaet an Sie die Bitte, sich darüber bestimmt erklären zu wollen ob sie selbst oder durch Vermittlung einer dritten Person von dem Brief des Herrn O.St.R. [Oberstudienrathes] Kurr, welcher der Facultät vorliegt, eine Aeusserung nach Stuttgart gelangen lassen, worin Sie Ihrer Geneigtheit Ausdruck geben, die vacante Stelle, falls die Wahl auf Sie gelenkt würde selbst anzunehmen.

Ihre Rückerwiederung bitte ich längstens bis Montag, den 25 zt. an mich gelangen zu lassen.

[U 17] Erlangen, den 25. Dezember 1865

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an den Dekan der Philosophischen Fakultät, Erlangen

Decane spectatissime! [Hochgeehrtester Herr Dekan]

Der Hergang nach dem Sie fragen ist folgender:

Am 28. Sept[ember] d[es] J[ahres] suchte Dr. v[on] Kurr einen Lehrer für das Polytechnicum in Stuttgart, und bat mich, ihm einen solchen zu empfehlen: ich that dieß auch wirklich. Nachdem aber Professor Dr. Zöller602 dahier, so schnell zum Ordinarius befördert worden war, und zwar indem man zu seinen Gunsten eine Ausnahme von dem Prinzipe603 machte, welches man mir, der ich doch, die zur zog Schnizlein private Erkundigungen hinsichtlich des vakanten Lehrstuhles für Zoologie und Botanik am Polytechnikum [Oberstudienrath Kurr] in Stuttgart ein und Rudolf von Raumer, der derzeitige Dekan der Philosophischen Fakultät, forderte diesbezüglich eine Erklärung. Kurr, Johann Gottlob von (1798 Sulzbach/Murr – 1870 Stuttgart) war ein deutscher Naturwissenschaftler, Oberstudienrath und Professor in Stuttgart. 1812 absolvierte er eine Lehre als Apotheker und begab sich in den Jahren 1825 bis 1828 auf naturkundliche Reisen nach Norwegen, wo er mit einer reichhaltigen Naturaliensammlung zurückkehrte. Anschließend nahm er ein Studium der Medizin an der Universität in Tübingen auf und wurde 1832 mit einer Preisaufgabe über die Nektarien in den Blumen erfolgreich zum Dr. med. promoviert. Ab 1832 unterrichtete er zunächst als Lehrer für Naturgeschichte an der Gewerbeschule in Stuttgart. 1838 wurde er zum Professor für Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geognosie ernannt und übernahm 1841 den Vorstand an dieser später umbenannten Polytechnischen Schule. 1853 wurde er in den persönlichen Adelsstand erhoben und erhielt 1857 beim Rücktritt von der Vorstandschaft am Polytechnikum den Titel eines „Oberstudienrathes“ verliehen. Gümbel, Wilhelm von: Kurr, Johann Gottlob von: in Allgemeine Deutsche Biographie Bd.17, Leipzig 1883, S. 416. 602 s. Fn. 566. 603 Kolde: Universität Erlangen (1910 / 1991), S. 427. Der Senat brach mit dem Prinzip der Klassischen Gymnasialausbildung als Voraussetzung für das Ordinariat. Für Zöller, der wie Adalbert Schnizlein und Theodor Martius aufgrund der damaligen Ausbildung zum Apotheker darüber nicht verfügte, galt eine Ausnahmeregelung.

165 Dozentur nötigen Praestanda [Vorleistungen], geleistet, immer als schlechthin undurchbrechbar entgegen gehalten hatte, und ich nun im 40. Semester dozire; erkundigte ich mich unter dem 12. d. M. [des Monats] über oben genannte vacante Stelle, ob sie noch unbesetzt sei, und erbot mich, unter Umständen, sie anzunehmen. Daraufhin erhielt ich das Schreiben des O[ber] Studienrathes von Kurr, welches weit über mein Erwarten hinausging, indem meine Anfrage u[nd] mein bedingtes Erbieten, sofort mit einem förmlichen Rufe oder doch ein dem gleichen Offert [Angebot] erwiedert ward.

Das ist der Hergang der Sache.

Es ist sonst nicht Sitte dergleichen Anfragen und Berufungen zum Gegenstand solcher Inquirirung [Nachforschung] zu machen. Nichts destoweniger glaubte ich, mich der Beantwortung Ihrer Frage nicht entziehen zu dürfen, da sonst etwa gar ein sittlicher Makel an mir haften bliebe.

Mag die hochlöblich philosophische Fakultät diesen Hergang beurtheilen wie sie wolle. - Immer bleibt es stehen, daß es nur einer bedingten Willensbezeigung meinerseits bedurfte, um sofort jenes Schreiben des Oberstudienrathes von Kurr hervorzurufen welches zeigt, daß man auf meine Leistungen auswärts einigen Werth legt.

Die mir angetragene Stelle bleibt für mich offen. Aber, auch wenn für meine Beförderung zum Ordinarius an hiesiger Universität nichts geschehen sollte, ist es noch immer die Frage ob ich jene Stelle anzunehmen im Falle bin. Das Schreiben des O.St.R. [Oberstudienrathes] von Kurr ist ja erst die Einleitung einer Verhandlung, in die ich nicht eintreten wollte, ohne dasjenige zu thun, was sonst akademische Sitte ist.

Verehrungsvollst

Erlangen, 25. Dezbr. 1865. Dr. Schnizlein.

Nachschrift:

Ich erlaube mir nachträglich noch ausdrücklich zu bemerken, daß ich mir nicht bewußt bin, in jenem ersten Briefe, nach Stuttgart, eine mich moralisch bindende Erklärung abgegeben zu haben. Der Ruf ist nur Folge eines Privatbriefes, in dem ich

166 mich erkundigte, ob jene Stelle noch vacant sei, und die Lust bezeigte, sie anzunehmen wenn meine hiesigen Verhältnisse sich nicht besser gestalteten.

D.O. [der Obere]

S 56) Erlangen, den 31. Dezember 1865

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [188-191], Nr. S 56, 4 S.

Hochverehrtester theurer Freund! Schon wieder bin ich auf zwei Ihrer werthen Nachrichten u[nd] Mittheilungen Ihr Schuldner geworden und bitte deßhalb um Ihre gütige Nachsicht. Hätten Sie einen kurzen Einblick in meine jüngst vergangenen Tage haben können so würden Sie mir wohl leicht Ihre Nachsicht schenken, um die ich bitte. Was nun zunächst die Angelegenheit mit F[ritz] Pfaff604 betrifft so kann ich Sie versichern, daß derselbe durchaus nicht mit gegen Sie gereizter Stimmung dieselbe besprochen hat. Er bleibt aber dabei nur das zu veröffentlichen u[nd] zu vertreten was nach den Gesetzen des Naturforschers sicher verbürgt und nachgewiesen ist, und nicht um den Schein der Aufstellung allgemeiner Resultate, welche wie die Summe einer Rechnung dastehen, zu geben, Combinationen die mit jeder neuen Reise als Fabeln sich erweisen, dastehen will. Was die Vergütung anlangt, von der Sie sprachen, so glaube ich, daß Pfaff solche allerdings dankend annimmt, doch das Manuscript bleibt Ihnen, u{nd] behält, wie er sagt, seinen Werth vollständig so lange nicht neue Entdeckungsreisen weitere Thatsachen bringen. Die betreffenden Briefe lege ich hiemit bei. Pf[aff] läßt Sie dabei bestens grüßen, und freut sich über die guten Nachrichten von der Rüstigkeit und Thätigkeit die Ihnen Ihr Alter gestattet.

Bei Junge605 war ich sogleich nach Empfang des Msc. [Manuscriptes]. Er ist aber ein Wortmacher, bekümmert sich, wie mir ohnlängst auch Andere sagten nicht um die

604 Vgl. Brief S 55 vom 01. November 1865. / s. Fn. 597. Pfaff sprach „von der bewußten Sache“, im vorliegenden Brief; in Brief Nr. S 56 von der „Angelegenheit mit F. Pfaff“. Es handelte sich offensichtlich um eine für Schnizlein heikle und für Martius wichtige Angelegenheit. 605 s. Fn. 75. Junge erklärt die Verzögerung der Druckaufträge mit mangelnden Manuskripten.

167 Förderung der Autoren, selbst wenn Mscte. [Manuscripte] ganz vorliegen u[nd] wälzt immer die Schuld von sich ab. Er sagte in diesem Falle, daß stets kein Vorrath von Msc. [Manuscripten] da sei u[nd] deßhalb der Setzer oft aussetzen müsse wenn es nicht für den ganzen Bogen hinreiche.

Über die Beförderung Zöllers606 haben sich gar Viele, wie Sie, erstaunt. Nur Gorup’s607 Erklärung, das Colleg der pharmaceutischen Chemie absolut nicht wiederum lesen zu wollen, u[nd] die Schwierigkeit wiederum einen Lehrer der Pharmacie zu bekommen drängte die Fakultät zu diesem Vorschlag, gegen den ein großer Theil des Senats ein Separatvotum eingab. Hätte man ganz einfach für pharm[aceutische] Chemie wieder einen Extraord[inarius] berufen, die Pharmacognosie aber mir, unter Beilegung höheren Gehaltes, nicht bloßer Remuneration, übertragen, so wäre die Sache geschehen gewesen u[nd] vielleicht für die Pharmaceuten besser. Denn Z[öller] ist nun einmal nicht Pharmacoquant, das zeigt sich klar daraus daß er den neuen Stand dieser Disciplin, der sich auf die anatomische Structur stützt ganz ignorirt, weil er es muß, bei seinem Mangel an mikroskopischer Bildung. Das ärgste ist aber daß er ja gar nicht an einer Uni[versität] od[er] andern Staatsanstalt als Lehrer berufen war, u[nd] so viel ich weiß auch nie habilitirt hat. Darüber einen zuverlässigen Aufschluß zu geben wäre mir sehr wichtig. Die meisten Senatsmitglieder sagen nun allerdings jetzt kann es mir nicht fehlen. Aber immerhin soll ich noch warten, ich weiß nicht auf was u[nd] warum. Ich war nun nah daran u[nd] hatte die Sache bereits entworfen mich noch einmal zu bewerben, obwohl ich es bei mir gelobt hatte nie mehr zu thun. Aber wer kann solche Dinge voraussehen wie sie nun geschehen sind. Da kam nun noch etwas Neues. Ich wußte daß in Stuttgard608 am Polytechnicum eine Stelle für Zoologie u[nd] Botanik od[er] statt ersterer Pharmacognosie, vakant sei, für die ich früher selbst einen Andern vorgeschlagen hatte. Mehrere Monate hernach, weil mich die Zöllersche Sache ärgerte, fragte ich in Stuttgart an. Der Erfolg war umgehend ein Ruf in optima forma609. Da glaubten alle meine Gönner, nun sei ich nahe am Ziele.

606 s. Fn. 566. 607 s. Fn. 496. 608 Schnizlein sah am Polytechnikum eine gute und letzte Chance für sich nach dem Debakel um die Beförderung von Zöller. Es schien, dass er den vakanten Lehrstuhl für Botanik und Zoologie in Stuttgart hätte übernehmen können, doch ohne eine schnelle Entscheidung von der philosophischen Fakultät in Erlangen wurde die Stelle anderweitig besetzt. 609 (lat.) in bester Form.

168 Dennoch scheiterte die Sache, denn der mir in St[uttgart] gewogene Mann konnte die Stelle nicht offen erhalten, da schon zur Zeit meiner Anfrage zur endlichen Besetzung ein anderer vorgeschlagen war, u[nd] bis von Erlangen, wo die Sache sehr hingezogen u[nd] in kränkendster Weise behandelt worden war, eine Entscheidung erfolgen konnte, wurde dort entschieden. Nun bleibt mir nichts als eine Meldung u[nd] dann selbst bei günstigem Erfolge habe ich stets eine steife Stellung gegen die nächsten Collegen, die sich hiebei sehr widerherzig benommen haben, während man den Vorgänger streichelt.

Nun noch meine aufrichtigsten herzlichen Wünsche, für Sie und die verehrten Ihrigen, zum Beginn des neuen Jahres, in welchem wie ich hoffe, mein Brief der erste sein soll, den Sie erhalten. Gott der Allgütige erhalte Sie in bestem Wohlsein und mir Ihre Liebe.

Verehrungsvollst

Ihr ergebener

Schnizlein

S 57) Erlangen, den 31. März 1866

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [192-194], Nr. S 57, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Schon seit mehreren Wochen, und besonders seit Beginn dieser Osterferien war es mein tägliches Vorhaben an Sie zu schreiben bis ich nun durch Ihre gefällige Sendung des Javanischen Samen veranlaßt, es nicht mehr länger aufschieben darf.

Empfangen Sie also zunächst meinen besten Dank für die Güte mit der Sie des botanischen Gartens gedacht haben. Wollen wir wünschen, daß viele gesunde Pflanzen daraus hervorgehen u[nd] sich Einiges an den lebenden Stöcken lernen läßt.

Ferner bin ich Ihnen persönlich zu großem Danke verpflichtet durch gütige Mittheilung des neuen Heftes der Flora brasiliensis und spreche diesen hiemit ergebenst aus. Dabei kann ich am passendsten den wahren Grund meines bisherigen Versäumnisses Ihnen erklären. Es liegt derselbe nämlich in der Abhandlung

169 Eichlers610 über die Cruciferen611. Ich wollte diese genauer lesen u[nd] bedenken, auch etwas darüber an ihn selbst schreiben, aber wiederholt wurde ich über dieser Sache unterbrochen u[nd] gehindert. Zugleich wollte ich die schon allzulange in Händen habenden Bücher, so wie Ihre gütig mitgetheilten Cannellaceae612 zurücksenden. Und so unterblieb leider alles. Ich kann also, in Bezug auf ersteres botanisch[es] Thema, nur so viel sagen, daß ich nicht überzeugt werden konnte den Erklärungen Eichlers zuzustimmen, daß ich mir aber die Sache noch einmal genauer überlegen werde. Buchrun’s613 darauf bezügliche Mittheilungen scheinen mir ziemlich unbedeutend u[nd] ohne Beweiskraft. Ich bitte Herrn Eichler meine Grüße u[nd] Dank für den Separatabdruck614 zu sagen.

Ich hatte vor, schon viel früher als jetzt, wo es vielleicht zu spät ist, meine Anfrage an Sie zu richten in Betreff des botan[ischen] Congresses u[nd] der Ausstellung in London. Die Frage nämlich ob der Gartenbau- Verein, od[er] die Regierung, einen Abgeordneten dorthin sendet? u[nd] würde mich dazu erboten haben, weil ich doch schon einige Anknüpfungspunkte von meinem letzten Aufenthalte dort habe, u[nd] vielleicht Verbindungen mit München anbahnen könnte, oder einigen Maaßstab geben für die Gartenkultur und ihre Förderung. Haben Sie die Güte die Sache ein wenig zu bedenken u[nd] wenn thunlich rechtzeitig zu betreiben.

Vielleicht komme ich auch zur Ausstellung nach München, denn ich möchte gerne mit einigen Freunden Rücksprache nehmen über meine hiesigen Verhältnisse die noch immer so unklar, getrübt u[nd] unbehaglich sind als früher. Leider hat der Zustand im Ministerium des Cultus, mir besonders geschadet u[nd] kann auch nach Ernennung eines H[err]n. Ministers615 dafür nicht günstig sein, weil ein solcher in allen Dingen zu neu sein wird.

610 s. Fn. 482. 611 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, IV. Cruciferae III, 181, 181a, 181b. 1863 veröffentlichte Eichler die Bearbeitung der Cruciferen für die Flora Brasiliensis (Band XIII). Unabhängig von der redaktionellen Leitung der Flora von Carl von Martius beschrieb er als Co-Autor 24 Pflanzenfamilien in seinen Monographien. Wunschmann, Ernst: Eichler, August Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 12, Leipzig 1904, S. 295-298. 612 Cannellaceae [K,aneelbaum], s. F.N. 546. Schnizlein hat sich im Brief S 51 vom 05. August 1864 für die Zusendung dieser Pflanze bedankt und schickte diese wieder zurück.. 613 Die Person namens Buchrun ist biographisch nicht nachweisbar. 614 Die Botaniker, die an der Flora Brasiliensis von Carl von Martius mitarbeiten, schickten sich gegenseitig ihre gedruckten Einzelbeiträge zu. 615 Franz Seraph von Pfistermeister (1820-1912), s. Fn. 360.

170 Ich wünsche nun von Herzen gute Stunden in den bevorstehenden erfreulichen Festtagen. Unter hochachtungsvollster Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin und Töchter

Ihr ergebenster Freund

Schnizlein.

P.S.

An Herrn Dr. Georg M[artius]616 meine besten Grüße u[nd] herzlichen Glückwünsche zu seiner Verlobung, die wohl nicht lange eine solche bleiben wird!

S 58) Erlangen, den 11. Juni 1866

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [195-197], Nr. S 58, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Der angenehme Besuch Ihres Neffen Georg617 hat mir schon Veranlassung gegeben Ihnen meine besten Grüße melden zu lassen und zugleich habe ich demselben gesagt, daß und weßhalb ich ohnehin an Sie im Begriff sei zu schreiben. Nun kam noch Ihr werther Brief wegen der Sämereien nach Brasilien wodurch ich nicht säumen will mein Vorhaben auszuführen.

Was nun letztere Angelegenheit betrifft, so wird der hiesige Garten leider außer Stand sein etwas werthvolles liefern zu können, denn gerade von Gehölzen werden ja, wie Sie wohl selbst wissen in unsern Gewächshäusern618 nur selten u[nd] wenige

616 Sohn von Theodor Martius, s. Fn. 68. 617 ebd. Sohn von Theodor Martius. 618 Reess, Max: Der botanische Garten zu Erlangen, Mit einem Plane, Erlangen 1878, S. 5 / 6. „Die Amtsführung von Koch’s Nachfolger, Schnizlein, ist ausgezeichnet durch die Beschaffung eines für hiesige Verhältnisse ausreichenden Gewächshauses (1862), dessen Ausführung in Holzconstruction allerdings einen vollständigen Neubau der Gewächshäuser in diesen und dem letzten Jahre nothwendig gemacht hat.“ S. auch: Stiglmayr, Jakob/ Welß, Walter / Wilde, Cornelia: Der Botanische Garten Erlangen. Geschichte - Chronik - Personen – 175 Jahre im Schlossgarten, Erlangen 2004, S. 5. „1862 entstanden neue Gewächshäuser in Holzkonstruktion mit Thermosiphonheizung. Von den insgesamt 5 freistehenden Glashäusern war das größte ein Kalthaus, 2 temperierte Erdhäuser für

171 Samen reif. Um aber unsern guten Willen zu beweisen werde ich eine möglichst große Zahl anderer Sämereien einthun lassen und Ihnen als bald überschicken; erwartend wie eben so etwas erwiedert wird.

Was nun jenen andern Punkt betrifft den ich schon Dr. Georg mittheilte so bezieht sich derselbe auf den bereits in Schlehdorf619 im letzten Herbst mündlich geäußerten Gedanken einer Untersuchung des Werthes unserer in der damaligen Systematik gebräuchlichen Gattungsbegriffe, insbesondere auch der Flora Europa’s. Ich mußte diese Angelegenheit weiter verfolgen weil ich wegen der 2 t Auflage der Flora von Bayern mich über diese Frage entscheiden soll. Die Arbeit ist so allmählich immer ausgedehnter geworden u[nd] ich habe den Wunsch, sie als besondere Abhandlung zu behandeln. Ich würde ihr den Titel geben: Die Begrenzung der phanerogamen Pflanzenformen von Europa in gleichwertige Gattungen; eine systematisch kritische Untersuchung.

Und diese Arbeit nun wünsche ich ferner der k[öniglich] bayrischen Akademie der Wissenschaft620 vorlegen [zu] dürfen, mit der Bitte solche nach geschehener Prüfung u[nd] Würdigung, in deren Abhandlungen veröffentlicht zu sehen. Hiezu erbitte ich mir Ihren gütigen Rath um das Formelle zu erfüllen u[nd] die Zeit zu wissen, wann dergleichen am zweckmäßigsten übergeben werden könnte, so wie in welcher Frist eine Publikation zu erwarten sein dürfte.

Ich bitte Sie deßhalb um gütige baldige Nachricht, weil ja nach derselben, ich die Arbeit nachdrücklicher in die Hand nehmen würde [als wenn ich] sie blos für mich fördern wollte. [Brieftext durch graue Papierabdeckungen nicht lesbar.]621

Die leidigen politischen, zu kriegerischen Verhältnisse622 werden Sie mit mir u[nd]

kapländische Gewächse und in einem so genannten Dunstwarmhaus mit Wasserbecken wuchsen Bromelien und Orchideen sowie Baumfarne.“ [s.Fn. 595]. 619 Schlehdorf, s. Fn. 591. 620 Carl von Martius war 1816 Adjunkt an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: ab 1832 korrespondierendes Mitglied, 1864 auswärtiges Mitglied. Durch seine zahlreichen Fest- und Gedächtnisreden war Martius mit den akademischen und formellen Gepflogenheiten vertraut und konnte Schnizlein bei seinen Eingaben unterstützen. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek: Karl Friedrich Philipp Martius, Botaniker. Berlin 2002, S. 3. 621 (BSM, Benachrichtigung vom 22. 02. 2018) Der Brief [S 58] ist unvollständig und stellenweise unleserlich. „An der Stelle […] befindet sich ein etwa 6,5 x 2,5 cm großer Ausschnitt. Es fehlt also ein Stück des Briefes.“ 622 Preußisch / österreichischer Krieg, s. Fn. 558.

172 Vielen bedauern. v[on] d[er]. Pfordten623 hat jüngst mir ganz aus der Seele gesprochen. [Brieftext durch graue Papierabdeckungen nicht lesbar.] Weil ich mein [unleserliche Stelle] in diesem Jahre abzugehben habe, u[nd] möglicher Weise Papiere mit vielem Verlust verkaufen müßte. Eher müßte ich eine Hypothek von c i r c a 3000 aufnehmen, wenn die neumodischen Kosten nicht mehr betragen als jene Verluste.

Unter herzlichstem Gruß und Wunsch für Ihr bestes Wohlbefinden

Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster Schnizlein

S 59) Erlangen, den 21. August 1866

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [198-201], Nr. S 59, 3 S.

Hochverehrtester Freund! Ihre werthen Zeilen haben mich ungemein erfreut, weil ich aus der sicheren festen Freundschaft einen Schluß auf das Wohlbefinden des Schreibers machen zu dürfen glaubte, und weil Ihre herzlichen Worte mir wohl thaten, in einer Zeit in welcher ich viele wunde Stellen im Gemüthe habe.

Darin aber irren Sie sich wenn Sie glauben wir leben hier in dieser patriarchalischen Univ[ersitäts] Stadt gemüthlich dahin. Zu schweigen von der ersteren Bezeichnung, die gar weit von diesem schönen Bilde entfernt sein dürfte, sind wir seit 3 Wochen unter preußischer Oberherrschaft u[nd] wenn auch jetzt durch die Gewohnheit etwas abgestumpft, so war doch bis vor Kurzem eigentlich eine stete Spannung der unangenehmsten Art, das Kennzeichen unseres Daseins, so

623 Pfordten, Ludwig Karl Heinrich, Freiherr v. d. (1811-1880) war der bayerische Außenminister und Ministerpräsident in den Jahren 1849-1859, 1864 bis1866. Schieder, Theodor, in: Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte Bd. 15, S. 153-181. Schnizlein weiß sich in seiner Ablehnung des preußischen Hegemonialstrebens mit von der Pfordten einig und befürwortet in einem gemeinsamen süddeutschen Staatsbewußtsein die Beschränkung des preußischen, politischen Machteinflusses auf den Norddeutschen Bund. Die Weigerung von der Pfordtens in seiner Funktion als bayerischer Ministerpräsident, bayerische Truppen für den „böhmischen Hauptkriegsschauplatz“ zur Verfügung zu stellen (S. 171) hatte sicherlich die Zustimmung Schnizleins gefunden.

173 daß man in jedem polternden Karren Trommeln, in jedem Hageschrei die Kriegstrompete zu hören glaubte.624 Ich selbst habe nun 3 himmellange Preußen seit 8 Tagen im Hause u[nd] vorher waren Mecklenburger da, abgesehen von unseren Landsleuten die im Quartier zu haben eben auch nicht angenehm ist, und sie ins Gasthaus zu geben kommt gar zu theuer, wie es z.b. meinem Freund Gläser625 gieng, dem seine Preußen, die man allemal 8 Tage haben muß, 70 fl. kosteten; denn die Herren lassen sich nichts abgehen! Ich war von jeher Antipode jenes norddeutschen Übermuthes, u[nd] bin es nun bis zum Extrem noch mehr geworden.

Ich habe nun freilich große Lust Sie auf einige Tage zu besuchen, und danke herzlich für die hierauf bezüglichen Worte, aber unter den dermaligen Umständen kann ich noch gar nicht bestimmen wann ich fort kann. Sollte es mir noch möglich werden, so erlaube ich mir vorher einige Zeilen zu schreiben. Dieß würde aber wahrscheinlich erst vom 8-10 Sept[ember] an sein können.

Die Abhandlung Schrebers626 über das Pfeilgift627 könnte ich nicht wohl so in Auszug geben, daß es Ihnen genügen dürfte, deßhalb schicke ich den Band selbst worin dieselbe sich befindet.

An Bibl[othekar] Müller628 habe ich den Auftrag entrichtet an den andern Herrn fehlt mir hiezu Gelegenheit. Was Fée629 betrifft, so weiß weder H[er]r. Müller630 noch ich wie die Sache eigentlich sich verhält. Ich hatte nämlich ihn beauftragt das

624 Schnizlein berichtet von den Auswirkungen des Krieges auf die lokalen Alltagsgegebenheiten in Erlangen. 625 Schnizleins Freund „Gläser“ ist biographisch nicht nachweisbar. 626 Schreber, Johann, Christian von (1739-1810) war ein deutscher Arzt und Naturforscher. Er studierte Medizin, Naturwissenschaften und Theologie an den Universitäten in Halle und Uppsala. An der Universität in Erlangen war er in seiner langen akademischen Laufbahn (1770-1810) in unterschiedlicher Position tätig: 1770 war er als dritter ordentlicher Professor der Arzneikunde und Botanik, und zugleich als ordentlicher Professor der Ökonomie an der philosophischen Fakultät tätig. 1770 begründete er den Botanischen Garten. 1776 wurde er der Leiter des Naturalienkabinetts und Professor für Naturgeschichte. 1791 zweiter ordentlicher Professor der Arzneikunde, 1793 erster ordentlicher Professor, 1791-1793 Vorstand des Chemischen Laboratoriums. Ley: Professoren und Dozenten, Teil 2 (1999), S. 173. 627 Die Abhandlung über das Pfeilgift war nicht recherchierbar. 628 Bibliothekar: Johann Georg Friedrich Müller arbeitete an der Universitätsbibliothek in Erlangen. (Amtszeit 1844-1870). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Fabian- Handbuch. Die Bibliothek im 19. Jahrhundert, 1. 24 / Weitere Direktoren im 19. Jahrhundert, 1. 32. 629 s. Fn. 583. 630 Bibliothekar: Johann Georg Friedrich Müller, s. Fn. 628.

174 Werk zu erwerben unter der Bedingung, daß die Genera filirum dabei seien, dann den Preis welchen Ihnen der Antiquar geboten hatte, um 10 fl. zu überschreiten. Es soll also durchaus keinen Anschein haben als ob ich Ihrem Wunsche nicht förderlich sein wollte, allein eine allzu große Summe für Filices631 aufzuwenden schien mir doch auch nicht im Verhältniß zu stehen zu dem Nutzen u[nd] zu den Mitteln noch nothwendigere Bücher anzuschaffen, zumal wir noch voriges Jahr Bo[r]net’s632 – Genera filirum gekauft haben. Die Arriden633 betreffend so werde ich Ihren Wunsch über die interessante Wirkung des Fruchtstandes versuchen. Die Pflanze gieng bisher als Philodendron perturum634, dann wurde sie Monstera635 Deliciosa genannt, aber es soll nicht eigentlich diese sein sondern Monstera Lennea636 nach C. Koch.637

Also in der angenehmen Hoffnung Sie gesund selbst zu sehen grüße ich Sie und Ihre ganze verehrte Familie verehrungsvollst als

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 60) Erlangen, den 07. Februar 1867, B[eantwortet] 9. März.

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [220-222], Nr. S 60, 3 S.

Hochverehrtester Herr und Freund!

Ihre werthen Zeilen vom 21. v. M. [vorigen Monates] beantworte ich erst jetzt, weil ich mehrere Angelegenheiten über die Sie Auskunft wünschen zuerst abwarten

631 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie,V. Filices I, 26. d. Farnkraut. Flügelblatt. In: Zander, ebd. S. 1418. 632 Bornet, Jean-Baptiste Edouard (1828 Guérigny – 1911 Paris) war ein französischer Arzt und Botaniker, der vor allem Flechten und Rotalgen erforschte. Bornet, Jean-Baptiste, in: Bibliothèque nationale de France, [data.bnf. fr./12329891 edouard_bornet], abgerufen am 20.08.2018. 633(lat.) aridus: trocken, dürr. (Trockenpflanzen). 634 (lat.) dauerhaft. 635 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, VII. Monstera I, 72b. d. Fensterblatt. In: Zander, ebd. S. 1562. 636 „Monstera Lennea“ Sorte von Fensterblatt nach Carl von Linné (1707-1778) benannt. 637 s. Fn. 249.

175 mußte. Insbesondere hatte ich Herrn Pfaff638 gebeten, über Staudt’s wissenschaftliche Bedeutung mir für Sie etwas aufzuschreiben. Ich hatte Pf[aff] auch mehrmals, nicht vergeblich, erinnert. Pf[aff] will nun aber das Geschriebene Ihnen selbst schicken, weßhalb ich nicht mehr darauf zu warten brauche. Pfaff thut es gerne, weil er wünscht, daß Staudt’s639 Richtung u[nd] Arbeiten am rechten Orte auch richtig dargestellt werden.

Sodann mußte ich mit einem Pharmazeuten reden den ich Ihnen als [Amenncapis] vorzuschlagen habe. Der aber dieß nicht sogleich sein konnte u[nd] überdieß, heute dessen Examen stattfindet, so ist hierüber noch keine Entscheidung auszusprechen.

An Junge640 habe ich mich noch einmal gewandt, sogar Ihren Brief ihm lesen lassen, was hoffentlich gewirkt hat, und Ihre Anforderungen zum erwünschten Abschluß bringen wird. Wenn auch Exemplare defect werden so soll er doch dafür einen billigren Abzug gewähren.

In Betreff der Polygaleae641 kann ich Ihre Fragen nicht so bestimmt beantworten als diese gestellt sind. Ich hatte gehofft, mit Ihnen persönlich darüber zu sprechen, ehe die Absendung erfolgt. Allein die neue Verordnung über die Ferien gestattet mir nicht die Blumenausstellung zu besuchen. Haben Sie daher die Güte die Pflanzen innerhalb der nächsten Wochen zusammenpacken zu lassen, u[nd] zu senden. Die Vollendung des Elaborats kann ich nicht bestimmt voraussagen, hoffe aber im Verlauf des Sommers, ich will einstweilen sagen bis Anfang Septbr[September] damit zu Euch zu kommen. Wie es mit nothwendig werdenden Tafeln sein wird, kann ich ebenfalls nicht vorausbestimmen, und muß ohnehin Ihre Meinung darüber zuerst kennen.

Über Schultz, Bip[ontinus]642 kann ich keinen Lebensabriß geben, da ich ihm zu fern stand u[nd] seine Arbeiten die meistens in Webb’s Canarien Werk sich befinden, nicht hinreichend kenne. Vom Schiksal seines Herbar‘s habe ich noch nichts gehört.

638 s. Fn. 187. 639 s. Fn. 223. 640 s. Fn. 75. 641 s. Fn. 203. 642 Schultz, Karl Heinrich, gen. Bipontinus (Zweibrücken 1805 – Deidesheim 17. Dezember 1867) war ein praktischer Arzt und botanischer Schriftsteller. Wunschmann, Ernst: Schultz Karl Heinrich Bipontinus, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, Leipzig 1891, S. 722. [ s. auch Fn. 419].

176 Mit dem Wunsche daß Sie u[nd] die werthen Ihrigen sich recht wohl befinden möchten grüße ich herzlichst in Hochachtung als

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 61) Erlangen, den 11. April 1867

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BMS Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [202-205], Nr. S 61, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Das Buch (der Naturforscher) und Ihre begleitenden Zeilen sind mir seiner Zeit richtig zugekommen, und es haben die letzteren, so wenige es auch waren, mich erfreut, weil ich Ihr mir stets so werthes gütiges Andenken an mich draus ersehe. Daß Sie über Ihr Befinden klagen ist bei dem Witterungszustande sehr erklärlich, denn wenigstens hier, erfuhr man sehr viel von Unbäßlichkeiten, auch in Familien die sich nicht Strapazen auszusetzen haben. Ich hoffe es wird jenes erwähnte Befinden keine Steigerung erlitten haben.643

Das Datum in welchem wir stehen erinnert mich lebhaft an den morgenden, den Ihrigen Lebenstag. Wie freut es mich stets von Herzen wenn der Herr im Himmel Ihnen wiederum ein neues Erdenjahr zugelegt hat und eine gute Aussicht gibt, diese „freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens“644 zu verlängern. Ich spreche

643 Die Anteilnahme am gesundheitlichen Befinden des Partners unterstreicht den persönlichen Charakter dieser Korrespondenz. Vgl. Brief Nr. S 36 vom 19. Januar 1860 / Brief Nr. S 41 vom 16. Februar 1863 (Kopfweh). 644 Schnizlein gratulierte Martius zu dessen 73. Geburtstag (17. April 1794). Der Brief war am 11. April 1867 (abends) geschrieben. Mit seinem Glückwunsch hat er sich auf die verzweifelten Worte von Egmont bezogen, der des Hochverrats angeklagt im Gefängnis sitzt und hingerichtet werden soll „Süßes Leben! Schöne freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens! Von dir soll ich scheiden!“ (5. Aufzug, 4. Szene Gefängnis, S. 376) Johann Wolfgang von Goethe: Egmont, Trauerspiel, (1787) in: Goethes Werke in zwölf Bänden, Band III, Dramen I, bearbeitet von Wolfgang Vulpius. Editions Rencontre, Lausanne. Inhaltlich hat sich Schnizlein wohl aufgrund der „leidigen politischen, zu kriegerischen Verhältnisse“ [Brief Nr. S 58 vom 11. Juni 1866] in den eigenen deutschen Landen an die vormaligen Freiheitsbestrebungen der Niederländer gegen die spanische Herrschaft erinnert.

177 Ihnen also meinen innigen Glückwunsch zu diesem glücklichen Tage aus, der besonders auch darauf sich ausdehnt die bevorstehenden ferneren Tage Ihnen so leicht als möglich zu machen und vor Allem hiezu Gesundheit zu schenken. Meine Frau schließt sich diesen Wünschen mit Freuden an, und ruft mir so eben mit lauter Stimme aus dem Nebenzimmer zu, dieß recht ausdrücklich zu thun, da Sie stets die Güte haben sich ihrer so freundlich zu erinnern.

Sie mögen von meinem Leben etwas hören u[nd] lesen. Aber da ist schwer etwas auszuwählen was der Erwähnung verdiente. Es floß in den letzten Zeiten und im Winter ziemlich einförmig dahin. Ich hatte manches zu studiren in der neuen Richtung unserer Wissenschaft,645 denn Sie kennen gewiß die Bücher von Hofmeister,646 de Bary647 u[nd] Sachs.648 Darüber will ich nun zwar hier nicht reden, denn es ist kein Grund vorhanden gerade ein oder das andere Thema herauszunehmen. Aber im Allgemeinen ist es doch gut die Wissenschaft von

Schnizlein wollte die positive Lebenseinstellung von Egmont dem älteren, kränkelnden Briefpartner aufzeigen. Carl von Martius hat sicherlich das Zitat gekannt. 645 Im Zuge der neuen Mikroskopiertechnik konnten sich die Morphologie, die den Bau der Pflanze beschreibt und die Pflanzenanatomie als neue Forschungsteilbereiche etablieren. Zusätzlich haben die genaueren Ergebnisse der Untersuchungsmethoden der Pflanzenzelle die Wissenschaft von der Pflanzenpysiologie initiiert, die ihrerseits als Grundlage für die neuentstandene Phytopathologie diente, deren Ziel die Isolierung von pflanzlichen Krankheitserregern ist. 646 Hofmeister, Friedrich Wilhelm (1824 Leipzig – 1877 Lindenau) war ein deutscher Botaniker und Hochschullehrer. 1854 berief das Großherzogliche Badische Ministerium Hofmeister zum ordentlichen Professor der Botanik an die Universität Heidelberg. 1872 wechselte er an die Universität Tübingen. Hofmeister erforschte die Moose und Farne. Seit 1865 gab Hofmeister mit Heinrich Anton de Bary, Johann Friedrich Thilo Irmisch und Julius Sachs ein „Handbuch der physiologischen Botanik“ heraus. (1867-1868, Band 1: „Lehre von der Pflanzenzelle“). Wunschmann, Ernst: Hofmeister, Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 12, Leipzig 1880, S. 644-648. 647 Bary, Heinrich Anton de (1831 Frankfurt / M. – 1888 Straßburg) war ein deutscher Arzt, Mykologe und Botaniker. De Bary entstammte einer alten Adelsfamilie aus Barry bei Tournai in Belgien. Bereits als Jugendlicher entwickelte er sein Interesse für die Botanik insbesondere für Algen und Pilze. Nach seinem Studium der Medizin an den Universitäten in Heidelberg, Marburg und Berlin wurde er 1853 mit einem Thema aus der Botanik „De plantarum generatione sexuali“ promoviert. Nach einer kurzen Tätigkeit als Arzt habilitierte sich De Bary bei Hugo von Mohl (1805-1872) an der Universität in Tübingen. 1855 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und 1859 zum ordentlichen Professor an die Universität Freiburg im Breisgau berufen. Zugleich übernahm er die Leitung des Botanischen Gartens. 1867 wechselte er an die Universität Halle und 1872 an die neugegründete Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg. Mit seinen Forschungsprojekten über die Pflanzenkrankheiten bei Pilzen, Kartoffeln „Die Kartoffelkrankheit deren Ursache und Verhütung“ 1861 und anderen Kulturpflanzen (z.B. der Weinrebe) begründete er die Phytopathologie. Wunschmann, Ernst: Bary, Anton de, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 46, Leipzig 1902, S. 225-228. 648 Sachs, Julius (1832 Breslau – 1897 Würzburg) war ein deutscher Botaniker und gilt als der Begründer der experimentellen Pflanzenphysiologie. 1867 lehrte er zunächst als Nachfolger von Heinrich Anton de Bary an der Universität Freiburg und wechselte bereits 1868 an die Universität Würzburg, wo er bessere Arbeitsbedingungen vorfand und sich über 30 Jahre hinweg der Erforschung und Lehre der Pflanzenphysiologie widmete. Wunschmann, Ernst: Sachs, Julius von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, Leipzig 1907, S. 682-685.

178 anderen Seiten behandelt zu sehen als man es bisher gewohnt war und man manche Erscheinungen in den Lehrbüchern gar nicht erwähnt fand, die zu den grundursachlichen gehören. Allerdings fehlen auch in jenen Büchern wiederum andere Dinge welche frühere Schriftsteller (Torvira)649 behandelt haben. Allein es wollen ja die neuen botanischen Quadrini650 nicht ein Lehrbuch im gewöhnlichen Sinne geben. Ich selbst habe wenig produktiv gearbeitet. Ich bin theils verstimmt durch Stockung in meiner Iconographie welche vom Buchhändler ausgeht, theils etwas müde u[nd]muß die Augen schonen. Meine Collegen haben mir Freude gemacht,651 zum Theil von materieller Art, indem ich endlich doch ein anständiges freundliches Auditorium erhalten d.h. im Garten gebaut,652 habe. Da kann ich auch meine großen Wandbilder, die sich wieder vermehrt haben aufstellen. Die Zahl der Zuhörer war ziemlich bedeutend, 40, zumal die Gesamtzahl der Studirenden hier einen namhaften Rückgang erlitten hat. Die Aussichten für Ärzte mögen bei dem für mich treffenden Theil daran Schuld sein. Aber auch der Fleiß ist ein lobenswerther gewesen. Umso mehr Veränderung hat sich in meiner Familie zugetragen. Und zwar freudiger Art. Herr Karl Heller aus Nürnberg, hiesiger Stadtvikar, hat sich eine meiner Töchter ausersehen und seiner Bewerbung durften wir Eltern beglückwünschen. Er hat die 3t, meine Tochter - Bertha653 ausgesucht, welche jetzt 18 ½ Jahre alt ist. Dieses Hausereigniß zeige ich Ihnen hiemit an, da ich weiß wie Sie nicht nur für mein Fach sondern auch für mein Herz freundlich und theilnehmend gesinnt sind. Übrigens befinden wir uns alle wohl. Eine meiner Erholungsbeschäftigungen kann ich nicht umhin zu erwähnen, weil sie eine neue Richtung in meinem Leben bedeutet. Indem ich ja außerhalb so wenig Erfreuliches finde, suche ich in mir selbst viel Äquivalent. Da habe ich nun die Landschaftsmalerei654 in Oelfarben ergriffen, und mit Hilfe eines Künstlers in

649 „Torvira“ war nicht zu recherchieren. 650 Botanische [Vierteljahres] Zeitschriften. Flora (1818-201) (Hrsg.) Regensburgische Botanische Gesellschaft. / Bonplandia – Zeitschrift für die gesammte Botanik (1853-1862) Journal of Botany British and Foreign (1863-1871), (Hrsg.) Seemann. B. [s. auch Fn. 302.] 651 Schnizlein war äußerst positiv gestimmt. Es schien, dass beruflich an der Universität im Umgang mit den Kollegen sowie privat sich alles zum Guten gewendet hat. Eine weitere Tochter (Bertha, 1849) wollte heiraten und er fand zu seiner alten Liebhaberei, der Malerei zurück. 652 Neubau eines Auditoriums im Schlossgarten. 653 Schnizlein hatte 6 Kinder in den Jahren 1844 – 1855. 1845 - Maria; 1847 - Emma; 1849 – Bertha; 1851 – Sofie; 1852 – Ida; Dezember 1855 – Otto). 654 Landschaftsbilder in Oel von Adalbert Schnizlein wurden nicht gefunden.

179 Nürnberg einige Studien u[nd] Bilder gemacht, die wenigstens nicht verunglückt genannt werden. Ich habe die Absicht einige Vegetationstypen zu malen, wenn ich erst noch den Entwurf nachbesser, zur Reife gebracht und Material gesammelt haben werde.

Nun bitte ich noch um gütige Empfehlung an Ihre verehrteste Frau Gemahlin und die übrige werthe Familie. Ich aber bin stets

Hochachtungsvollst

Ihr ergebener Schnizlein.

S 62) Erlangen, den 28. Mai 1867

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [206-208], Nr. S 62, 3 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre werthen Zeilen sowohl v[om] 9. d[es] M [ o n a t s ] als vom 25. ej. [ejusdem: desselben Monats] habe ich erhalten und sage Ihnen auf restera [letztere] meinen besondern Dank. Ebenso auch für die bald darauf erhaltenen fasciceln Fl[ora] Brasil[iensis] 43, 42.655 Was die Mitbearbeitung des letzteren Werkes betrifft, so habe ich nie anders als ernstlich die Sache betrachtet, und nur früher wegen Fortsetzung meines eigenen umfangreichen Werkes mir einigen Spielraum gewünscht. Wenn aber nun von Seite der brasilischen Regierung die Fortsetzung gesichert sein wird, so werde ich bestimmt als Theilnehmer an der Förderung eintreten, besonders in der Voraussetzung daß gelieferte Arbeiten vor Ablauf von 2 Jahren wirklich erscheinen und honorirt werden. Ich schätze es mir zur Ehre in der Reihe anderer Collegen zu stehen und hoffe zu Gott daß er mir auch die Kräfte dazu geben werde, vielmehr mir sie erhalten wolle.

In Folge Ihres letzten Briefchens war ich alsbald bei Junge656 und sehe die 7 Tfl [Tafeln] an. Es haben sich dieselben, wie ich glaube zum erstaunlichen Vortheil,

655 Flora Brasiliensis 1840-1906, 40 Teilbände. 1867 schien die Finanzierung festzustehen und Schnizlein hat nur noch redaktionelle Schwierigkeiten für seine Mitarbeit in Betracht gezogen. Prinzipiell sah er sich geehrt, in diesem elitären Kollegenkreis mitzuwirken. 656 s. Fn. 75.

180 verändert. Allerdings ist für den spanischen u[nd] portugiesischen Theil des Titel 6 nicht gerade eine solche Schrift vorhanden die gerade in einer Zeile aufgeht; allein der Münchner Satz gefällt mir gerade in dieser Bezeichnung auch nicht besonders, damals ist die gedrängte Schrift nicht nur nicht gut u[nd] leicht zu lesen, sondern es entspricht auch nicht, wie einem scheint, dem Sinn u[nd] der Bedeutung der Sache die Erklärung od[er] das Titelhefte, so zu verstecken statt hübsch klar heraustreten zu lassen.

Ich hätte, wäre ich in Ihrer verehrten Nähe gar mancherlei zu berühren, auch botanisches, an das Sie mich durch Fragen nach Schweinfurt Athipirr [?] erinnern, allein heute fehlt es mir an Zeit. Ich habe wieder viel zu thun im Semester, drei Collegia mit 12 Stunden wöchentlich. Ein Versuch „populäre Botanik“ für Theologen hat auch angeschlagen.657

Schwendtners658 Berufung hat mich recht gefreut weil ich ihn sehr achte.

Nägeli hat mir gestern seine zahlreichen Abhandlungen gesendet, die eben überall den vortrefflichen Naturforscher bekunden, und wenn ich auch noch nicht zu Darwin659 übergetreten bin, so sind diese Arbeiten gewiß sehr wichtig.

Ob ich nach Paris reisen werde weiß ich selbst noch nicht; das hängt von allerlei Umständen ab. Der Bräutigam meiner ältesten Tochter660 hat eine Stelle als Diakon in Eckartsberge bei Naumburg erhalten u[nd] da wird wohl noch in diesem Herbst Hochzeit gehalten werden.

Mit dem Wunsche daß Sie recht von Geschäften abgestreift nach Wildbad reisen u[nd] dort vortrefflich sich erholen möchten, bin ich

Hochachtungsvoll

Ihr

Schnizlein.

657 Vorlesungsverzeichnis, Kap. 12. 5: SS 1867, 2.) populäre Botanik, insbesondere für Theologie Studierende, zweimal wöchentlich, von 5-6 Uhr Nachmittags, privatim. 658 Schwendener, Simon (1829-1919), s. Fn. 491. 1867 wurde Schwendener als Ordinarius der Botanik an die Universität Basel berufen. 659 Charles Robert Darwin (1809 Shrewsbury – 1882 Downe) war ein britischer Naturforscher und Evolutionstheoretiker, dessen Hauptgrundsatz auf dem Selektionsprinzip der natürlichen Auslese bei der Entstehung und Entwicklung von Lebewesen basiert. Darwin, Francis: Darwin, Charles Robert, in: Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 14, S. 72-84. 660 Tochter Maria (1945), welche in Montbéliard als Erzieherin gearbeitet hat. Sie war verlobt mit cand. Theol. Weber aus Burg bei Magdeburg. [Brief Nr. S 55 vom 01. November 1865].

181 S 63) Erlangen, den 21. September 1867

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [209-212], Nr. S 63, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Ich halte es für eine Pflicht Ihnen einige Zeilen zu senden, weil Sie vielleicht mich selbst erwartet haben. Hatte ich ja doch im vorigen Jahre mir selbst die angenehme Hoffnung gemacht Sie auf Ihrem friedlichen Landsitze661 wieder zu sehen. Auch war es bisher mein bestimmter Vorsatz, allein es kamen Ereignisse dazwischen die mir leider auch heuer nicht diese Freude gestatteten. - Hören Sie einige meiner letzten Lebensereignisse und bedenken Sie die vorgerückte Jahreszeit so wird sich dieß selbst erklären.

Anfangs der Ferien, ja schon bei den Schlußprüfungen befand ich mich sehr unwohl. Eine ungekannte Schwäche besonders in den Füssen machte mich zu jedem Spaziergang unfähig und ein eigentümlicher Blutandrang verursachte mir Schwindel so daß ich nichts lesen durfte, noch weniger die vorgehabten Untersuchungen wozu Mikroscop gehört erlaubte.662 Als ich mich besser befand trathen mehrere dringende Anlässe zu arbeiten heran, ich mußte einen kleinen Ausflug nach Cherbach machen, u[nd] endlich war es nach mancher Berathung nicht anders thunlich als die Hochzeit meiner Tochter Maria auf den 18. d. M[onats] anzuberaumen, wo sie auch statt fand: da gab es dann vorher u[nd] nachher Arbeiten, Gäste u[nd] Störungen aller Art, u[nd] ich konnte, auch aus finanziellen Gründen, weder an den Congres in Paris noch an die Naturforscherversammlung in Frankfurt denken. Auch die Versammlung der Apotheker in Nürnberg,663 welche in Corpore [in Gesamtheit] hierher kam, die Institute zu besehen, machte mir

661 Schlehdorf, s. Fn. 382 /591. 662 Schnizleins Krankheit zeichnete sich bereits 1867 ab. Er starb am 24. Oktober 1868. Eine Randnotiz eines Lesers bestätigte die Befürchtung einer ernsthaften Erkrankung. [„Armer Mann das ist kein gut Zeichen“]. 663 Anhang: Kap. 12.2. Intelligenzblatt für Mittelfranken, Nr. 74, 15. September 1847 Schnizlein wurde in der Generalversammlung des Apotheker-Gremiums von Mittelfranken zum Vorstand des Gremiums gewählt und hatte diese Position noch 1867 inne.

182 mancherlei Arbeit, wie Sie aus beiliegendem Bruchstück sehen können.664

Nun ist leider der Tag so kurz und kühl, daß eine Reise an den Fuß der Alpen kaum ausführbar scheint. Ich muß daher Gott vertrauen, und Sie erst im nächsten Jahre, wenn auch vielleicht in München wiederzusehen, worauf ich mich so sehr gefreut hatte.

Meine Frau läßt sich Ihnen u[nd] den verehrten Ihrigen bestens empfehlen, was auch ich ergebenst thue, und wünsche es möchten Sie diese Zeilen in bestem Wohlsein treffen.

In Hochachtung u[nd] Freundschaft

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 64) Erlangen, den 01. Februar 1868

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [213-219], Nr. S 64, 7 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre Zeilen haben mich wirklich recht sehr erfreut, denn ich habe so lange nichts mehr von Ihnen vernommen, und war doch so oft in Gedanken bei Ihnen. Ich war auch in der That im Begriff einige Worte des Grußes an Sie zu richten und habe keineswegs auf Nachricht von Ihnen zuerst gewartet.

Es ist neuerlich wieder so Manches geschehen was mich bewegt hat, und mir die Vereitlung meines Wunsches Sie in Schlehdorf665 zu sehen wiederholt mit Bedauern erfüllte. Der schnelle Hingang des Bipontinus666 und Schimpers667 hat mich ebenfalls

664 Beiligend Druck: „Präparate zur wissenschaftlichen anatomischen Pharmakognosie“. Heinz Röhrich berichtet, dass 1851 im Erdgeschoss des Wohnhauses im Botanischen Garten ein Zimmer für ein späteres Museum eingerichtet wurde mit Platz für eine botanische Bibliothek, Herbarien, Pflanzenpräparate in Alkohol und Holzessig und mikroskopische Präparate. Röhrich: Bot. Garten der FAU / Erlanger Bausteine, 1964. S. 49. / S. auch F. N. 141 / Brief [U 11] vom 18. Oktober 1853. 665 s. Fn. 382/591. 666 s. Fn. 419/642.

183 daran erinnert, daß man gewisse Dinge ausführen soll ehe es zu spät ist. Ersteren wollte ich meinen Entwurf der Klassification der Compositae668 vorlegen u[nd] mittheilen den ich in meiner Iconographie bringen will, auch lag schon lange ein Pak Hieracien669 des hiesigen bot[anischen] Gartens da, um deren Benamung ich ihn bitten wollte. Und Schimper hoffte ich auch noch einmal zu besuchen. Der Nekrolog den ihm Hofmeister670 in der bot[anischen] Zeitung gewidmet hat, ist ganz hübsch, wenn auch etwas mager. Ich halte es für die Wissenschaft von Vortheil, daß Hofm[eister] öfters mit Sch[imper] zusammentraf, denn das bleibt doch wahr, dass Sch[imper] Allem was in der Natur sich zeigte eine Seite abgewinnen konnte die einen weiteren Gesichtskreis umfaßte als es bei Andren der Fall ist. Ich weiß die Einzelheiten nicht mehr genau, über die Hypothese der Eiszeit, allein ich glaube, daß ihm hierin die Priorität gebührt, u[nd] deßhalb ist es mir sehr leid, daß Heer671 in seiner „Urwalt“ ihn gar nicht ernst sondern nur Charpentier672 das Verdienst

667 Schimper, Karl Friedrich (15. Februar 1803 Mannheim – 21. Dezember 1867 Schwetzingen) war ein deutscher Naturwissenschaftler, Botaniker, Geologe und Privatgelehrter. Er entstammte einer berühmten Botaniker-Familie. 1822 studierte er Theologie, ab 1826 Medizin an den Universitäten Heidelberg und München. Die Ergebnisse seiner geologischen Forschungen zur Eiszeit und zum Faltenbau der Alpen hat er nicht veröffentlicht. 1834 publizierte Alexander Braun die “Schimper- Braunsche Blattstellungslehre“. 1840 erforschte Schimper den geologischen Aufbau der Alpen und kam zu der bahnbrechenden Schlussfolgerung, dass die Alpen „nicht durch eine plötzliche Erhebung von unten her entstanden sein konnten, sondern durch einen Horizontaldruck, welcher die schrumpfende Erde zu Falten aufstauchte.“ Wegen der unzureichenden Begründung wurde Schimpers These verworfen, jedoch 35 Jahre später wurden seine Erkenntnisse durch Eduard Sues bestätigt. Schimper selbst setzte seine Forschungen fort und verdiente sich als Privatgelehrter in Mannheim seinen Lebensunterhalt mit einer finanziellen Unterstützung des Großherzogs Leopold von Baden. Jahn, Ilse: Schimper, Carl, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 22, Berlin 2005, S. 783. 668 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. compositae II,120, 120a, 120b, 120c. d. Farnmyrte. In: Zander, ebd. S. 1320. 669 Hieracium: Habichtskraut. Dietrich, Friedrich G.: Vollständiges Lexicon der Gärtnerei und Botanik Bd. 4, S. 433. 670 Hofmeister [s. Fn. 646] hat als enger Botanikkollege den Nachruf auf Schimper gehalten. 671 s. Fn. 273. 672 Charpentier, Johann von (1786 Freiberg / Kursachsen - 1855 Bex / Kanton Waadt) war ein deutsch-schweizerischer Geologe, Gletscherforscher, Botaniker und Zoologe. Er studierte Bergbau, wie sein Vater, der berühmte Bergbauingenieur Johann F. von Charpentier, und arbeitete in den Kupferminen der Pyrenäen. 1813 wurde er zum Salinendirektor in Bex ernannt. Darüber hinaus war er wissenschaftlich an der Akademie von Lausanne tätig. Er hielt Vorlesungen über Geologie und publizierte 1823 eine geologische Karte der Pyrenäen. 1818 gab es durch den Dammbruch eines Gletschersees viele Tote und Charpentier wandte sich der Gletscherkunde zu. 1841 veröffentlichte er zusammen mit Ignaz Venetz (1788-1859) das wissenschaftliche Standardwerk „Essais sur les Glaciers“. Ihre Theorie bezüglich der früheren Vergletscherung der Schweiz und deren nachfolgenden Moränenaufschüttung fand allgemeine Anerkennung. Im Gegensatz zu Karl Friedrich Schimper (1803-1867) vertrat Charpentier die Ansicht, dass die Vergletscherung erst nach der Hebung der Alpen erfolgt sei. Als Botaniker und Zoologe verfügte er über eine große Sammlung von Pflanzen und Insekten, die er der Universität Lausanne überließ. Gümbel, Wilhelm von: Charpentier, Johann von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 4, Leipzig 1876, S. 107f.

184 zuspricht. Ich war ja gerade zu jener Zeit 10 Tage lang bei Charp[entier] mit Sch[imper] im Hause, u[nd] kannte Venez, den Ingenieur673 u[nd] eigentlichen Finder der verschütteten Moränen. Allein schon vorher in München 1836 hat Sch[imper] über die erratischen674 Blöcke am Würmsee uns etwas gesagt, was den Gedanken von Transport durch Eisfelder wenigstens involvirte.

Schenk’s675 Abgang hat mich freilich auch sehr in Staunen gesetzt, und glaube fast daß Al[exander] Braun’s Einfluß hier mitgespielt hat, denn durch seine fossilen Pfl[anzen] ist Sch[imper] öfters mit Br[aun] in Berührung gekommen, und auch durch einige Algenarbeiten. Sch[imper] erzählte mir wie wohl ihm Berl[in] gefallen u[nd] so denke ich ist er eo ipso676 ein Neupreuße erster Qualität! Wer wird ihn aber wohl ersetzen? Er selbst wird wohl nur ganz besondere Namen dazu für würdig finden, und wer eine hübsche Firma z.b. „mechanische Botanik“ od[er] so etwas führt, wird dazu taugen und den Würzburger Gewalthabern677 willkommen sein dürfen.

Nach langer Unterbrechung u[nd] mancher verdrußreichen Correspondenz, wird nun doch wohl meine Iconographie zu Euch kommen. Ich arbeite an der letzten Tafel, zu der zufällig die Connaraceae678 geworden sind. Aber gerade hier fehlt mir noch einiges. Ich habe mir schon durch Naegeli679 etwas aus dem Herb[arium] Monas[terium] [Kloster-Herbar] erbeten, allein es hat nicht alles gegeben. Ebenso war vergeblich eine Bitte an HassKarl680 um reife Frucht von Cnestis681. Sollten Sie diese Pfl[anze]haben, so bitte ich dringend darum, denn es gibt keine ordentliche

673 Ein Ingenieur Venez ist biographisch nicht nachweisbar. 674 (lat.) erratio: das Umherirren, schweifen. [verstreuten Blöcke]. 675 s. Fn. 83. Er war bis 1868 ordentlicher Professor für Botanik an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. 676 (lat.) eo ipso: gerade dadurch. 677 s. Fn. 83, Schenk, August J. (1815–1891). Schnizlein zählt Schenk offensichtlich zu den „Würzburger Gewalthabern“. 678 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, III. Connaraceae IV, 247. 679 Nägeli Carl Wilhelm von (1817-1891), s. Fn. 274. 680 Haßkarl, Justus Karl, (1811 Kassel – 1894 Kleve) war Gärtner und Botaniker. Er widmete sich vornehmlich der ostindischen Flora. 1852/53 unternahm er im Auftrag der holländischen Regierung Botanische Exkursionen nach Lima und Peru. Er siedelte den Chinarindenbaum (Cinchona) in Java an. Kräusel, Richard: Haßkarl, Justus Karl, in Neue Deutsche Biograhie Bd.8, Berlin 1969, S. 50. 681 Cnestis:Spaltfrucht. Dietrich, Lexicon, 1834. Neu entdeckte Pflanzen, Bd. 3, S. 38/39.

185 Darstellung hievon u[nd] ist doch wichtig weil sie eine senten albuminosum 682 haben soll, Connarey683, Ronrea684 etc. aber nicht. Die Frucht von Chailletia685 welche mir Näg[elie] schickte war auch innerlich unentwickelt u[nd] so muß ich die alte Figur von Turpin686 copiren. Sehr wünschenswerth wäre mir für den Text der Pap Legumiscosae687 gewesen, wenn Bentham688 in der Flora Brasil 689 schon damit ganz hervorgetreten wäre oder wenn, wie ich vermuthe von Ihrer Feder eine morphologische, oder geographische oder applicative Abhandlung vorhanden und gegeben wäre, und als Anhaltspunkt zu benützen gewesen wäre. Ich muß mich nun mit manchem veralteten Material behelfen.

Nun erst komme ich dazu für die gütige Rücksicht auf mich und den bot[anischen] Garten, d.h. für die Farnsporen zu danken.690 Hoffen darf ich nicht viel, denn bisher waren Ihre und auch Mittheilungen andrer Freunde bei Ansaaten von selten günstigem Erfolg. Jene hübsche Rutacea691 aus Australien ist auch nicht aufgebracht worden. Ich habe freilich die Samen dem Franke692 bestens empfohlen, u[nd] würde fleißig dernach sehen.

Bei Herrn Junge693 war ich mit Ihrem Briefe und habe ihn tüchtig hineinschauen lassen, was auch seine phlegmatische Natur etwas angegriffen hat. Er versicherte

682 (lat.) sentis: Dornstrauch, sentus: dornig; / albus: weiß. / Weiße Dornen. 683 s. Fn. 678. Connaraceae / Connareae: Früchte giftig. Afrika- Hartwich, Carl: Die Neuen Arzneidrogen aus dem Pflanzenreiche, Heidelberg 1897, S. 288/289. 684 Ronrea: Familie der Connareae. Wurzel und Samen, giftig, (Gegen Hautkrankheiten). Mexiko. Hartwich, Arzneidrogen, 1897, S. 288/289. 685 Chailletia: Familie der Kätzbäume. Dietrich: Lexicon, 1834, Neu entdeckte Pflanzen, Bd. 2, S. 484. 686 Turpin war nicht zu recherchieren. 687 s. Fn. 266. George Bentham (1800– 1884) hat die Familie der Papilionaceae für die Flora Brasiliensis von Carl von Martius bearbeitet. Die Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae; früher Papilionaceae), auch Leguminosen genannt gehören zu den Schmetterlingsblütenartigen (Fabales). Aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes (Legumin) sind die Früchte und Samen der Hülsenfrüchtler (Erbsen, Bohnen, Sojabohnen, Linsen) wichtig für die Ernährung. 688 ebd. 689 Schnizlein ist mit den führenden Botanik-Kollegen vernetzt. Durch die Zusammenarbeit an der Flora Brasiliensis hat sich eine weitere enge wissenschaftliche Verbindung ergeben. 690 Schnizlein und Martius unterstützten sich gegenseitig mit Pflanzenmaterial für ihre Botanischen Gärten. Schnizlein profitierte in besonderem Maße, da der Botanische Garten in München hinsichtlich verschiedener Farnkulturen besser ausgestattet war als der Garten in Erlangen. 691 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, X. Rutaceae IV, 252. d. Raute. In: Zander, ebd. S. 1709. 692 s. Fn. 246. 693 s. Fn. 75.

186 schon alles aufgeboten zu haben so viele Exemplare als möglich abzuliefern, er habe auch die von Ihnen zuletzt erhaltenen Defect bogen, dem Buchbinder gegeben, welche dieser für die Ex[emplare] verwendet habe. Allein er entschuldigt den Defect, dem er aber uns zu 10-12 Exempl[are] zugab, damit, daß es eben unvermeidlich sei, wenn hier mehr als sonst verdorben wurde, weil sich die Herstellung durch mehrere Jahre hinzog u[nd] verschiedene Lokalveränderungen der Sache nicht wohlthun konnten. Ich hielt ihm allerdings entgegen, daß der Drucker stets einen Zuschuß geben müsse allein es war nichts weiter zu machen, als daß er mir versprach alle noch vorhandenen Bogen Ihnen zusenden zu wollen.

Die Polygaleae694 erwarte ich und werde mich so bald als möglich mit deren Bearbeitung befassen, besonders wenn ich weiß, was ich von jeher gesagt habe, daß nach Ablieferung der Arbeit von meiner Seite, deren Publikation auch wirklich bevorsteht, und sie nicht im Pult liegen bleibt oder veraltet.

Es ist nun schon ein wenig spät in der Nacht und ich kann unmöglich, wie ich es wollte noch an H[er]rn Dr. Eichler695 schreiben. Ich bitte daher Sie ihm unter bestem Gruß meinen Dank zu sagen für die schöne Abhandlung über die Balanophoren696 welche ich mit Vergnügen gelesen habe.

Und nun sage ich Ihnen im Geiste „Gute Nacht“ in der Hoffnung bald wieder etwas von Ihrer Hand zu erhalten.

Hochachtungsvoll

Schnizlein

P.S.

Als so theilnehmenden Freund erlaube ich mir die Familiennachricht, daß bald nach Abgang meiner ältesten Tochter, auch die 2te einen Bewerber gefunden hat dem wir das Jawort geben konnten, er ist Dr. Mediz[in] so daß ich wiederum 2 Bräute im Hause habe.697 Hochachtungsvollsten Gruß an die Damen des Hauses!

694 Polygaleae:.Kreuzblümchen, s. Bild, Kap. 7.6.2. 695 Eichler, August Wilhelm (1839 – 1887), s. Fn. 482. 696 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie, II. Balanophoreae I, 39. In seinen Monographien zur Flora Brasiliensis übernahm Eichler die Bearbeitung von 24 Pflanzenfamilien, unter anderen die Cruciferen und die Balaphoraceen. Befreundete Botanikkollegen - so auch Schnizlein – erhielten Separatdrucke der Einzelbeiträge. 697 Es handelt sich um die zweitälteste Tochter – Emma (geb. 1847). Der Name des Bräutigams ist nicht bekannt.

187 S 65 Erlangen, den 14. Februar 1868

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [223], Nr. S 65, 1 S.

Hochverehrtester Freund!

Die Gelegenheit einer Rücksendung von Pflanzen an das Herbar der Akademie,698 benütze ich zu einer kleinen Frage, deren baldige kurze Beantwortung mir allerdings sehr lieb wäre, weil eine Lücke im Texte meiner Iconographie dadurch ausgefüllt werden könnte. Ich lese in Lennus Synopis von Phaseolus699 Decasus, Schrank,700 daß dessen Samen als „schwarze berhen“ eine wahre Nationalspeise Brasiliens sei. – da ich nur ein unvollständiges Exemplar von Schrank’s Hort[us] monae [monasterium],701 [Klostergarten] habe, kann ich mich darüber nicht näher unterrichten, vermuthe aber, daß die Angabe von Ihnen herrühren dürfte. Nun finde ich aber in Bentham’s Abhandlung702 in der Flora brasil diese Species gar nicht aufgeführt. Ich bitte daher um Aufklärung darüber.

Hochachtungsvollst

Ihr ergebenster

Schnizlein.

Hat Junge703 das mir gegebene und Ihnen letzthin gemeldete Versprechen704 erfüllt?

698 Martius hatte Zugang zu dem Herbar der Akademie und konnte Schnizlein mit der Leihgabe von Pflanzen unterstützen. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek: Karl Friedrich Philipp Martius, Botaniker. Berlin 2002, S. 3. 699 Register der Familien und Gattungen zu allen 4 Bänden der Iconographie,VIII. Phaseolaceae IV, 275, 275a, 275b. d. Bohne. In: Zander, ebd. S. 1619. 700 Schrank, Franz de Paula von (1747 Vornbach (Neuburg am Inn) – 1835 München) war ein deutscher Botaniker und Insektenforscher. Er war Mitglied des Jesuitenordens und promovierte 1776 zum Dr. theol. in Wien. 1776 wurde er zum Professor für Physik und Mathematik am Lyzeum in Amberg ernannt. 1784 war er Professor für Landwirtschaft, Bergbau, Botanik und Zoologie an der Universität Ingolstadt. 1800 lehrte er Botanik an der Universität Landshut. 1809-1832 war Schrank erster Konservator und Direktor des Botanischen Gartens. Sein Hauptwerk die „Baiersche Flora“ 2 Bde., 1789 war die erste „Gesamtflora“ Bayerns. Sperling, Thomas: Schrank, Franz de Paula von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 23, Berlin 2007, S. 518f. 701 Schrank, Franz de Paula: Flora Monacensis, 4 Bände in Großfolio von 1811-1818. 702 s. Fn. 687. Bentham’s Beitrag über die Hülsenfrüchtler. 703 s. Fn. 75.

188 S 66) Erlangen, den 18. März 1868

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [224-227], Nr. S 66, 4 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre werthen Zeilen v[om] 9’t hätte ich gewiß noch früher beantwortet wenn nicht der Pharmazeut705 den ich Ihnen empfehlen wollte mich ohne bestimmte Antwort gelassen hätte. Hornstein706, so ist sein Name, hat das Examen mit der 1t Note bestanden u[nd] hat auch im Winter meinen mikroskopischen Cursus707 durchgemacht. Er war früher hier in der Lehre und hat durch Lösung einer für solche jungen Leute bestimmt gewesenen Preisaufgabe, bei der ich ihm an die Hand ging, die erste tiefere Theilnahme an der Botanik gewonnen. Er ist aus Schongau, d.h. es lebt dort seine Mutter, Witwe des ohnlängst verstorbenen Gerichtsarztes708 in Günzburg. Erst nach seiner Rückkehr nach Sch[ongau] wird er sich entscheiden können nach München zu kommen u[nd] wird sich erlauben Ihnen vorzustellen. Einen andern konnte ich nicht für passend erklären.

Wegen der Polygalea gebe ich Ihnen gerne die gewünschte Versicherung, daß ich sobald ich das vollständige Material in Händen habe und einmal anfangen kann, nichts anderes dazwischen beginnen will. Dagegen erlaube auch ich mir die Bitte zu wiederholen, daß höchstens 1 Jahr nach Ablieferung des Msc [Manuscriptes] u[nd] der Zeichnungen, deren Publikation beginne. Dann auch, um keine Mißverständnisse hervorzurufen, bemerke ich, daß ich entweder noch vorher oder

704 Vgl. Brief S 64 vom 01. Februar 1868. Junge hatte versprochen, alle vorhandenen Bögen an Carl von Martius zu senden. 705 Vgl. Brief Nr. S 60 vom 07. Februar 1867. 706 Der Pharmazeut Hornstein ist biographisch dem Landgerichtsarzt Dr. David J. Hornstein als Sohn zuzuordnen. [Vielleicht handelt es sich auch um einen Vorfahren von Otto Paul Hornstein (1926 München - 2018 Uttenreuth), der 1967-1995 als ordentlicher Professor für Dermatologie an der Universität Erlangen-Nürnberg lehrte und langjähriger Direktor der Hautklinik war.] 707 Kap. 12.5: Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen, WS 1867/68, 2.) mikroskopische Uebungen in der Pharmakognosie, privatissime, zweistündig. 708 Dr. David Joseph Hornstein, (1810- 1868 s. Briefdatum / „ohnlängst verstorben“). wohnhaft in Günzburg, verh., praktischer Arzt, kgl. Landgericht Lindau, Promotion 1833, Proberelation 1835, Staatsconcurs 1835, Praxislizenz. Civil-Ärzte im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg im Jahr 1860. Civil-Ärzte im Landgerichtsbezirk Günzburg. Extra-Beilage zum Kreis-Amtsblatte von Schwaben und Neuburg, Nro. 5 vom 17. Januar 1860.

189 vollends die Arbeit über die ich Ihnen schon vor 2 Jahren Einiges mitgetheilt habe, die kritische Untersuchung der europäischen Pfl[anzen] Gattungen, zum Abschluß bringen möchte. -An Coll[egen] Kegel709 werde ich sofort schreiben, und ihn ersuchen das betreffende Material mir zu schicken. HassKarl hat in Miquel’s Museum Leyd[den] bot[anique] mehrere brasilianische Polygaleae publizirt;710 Werden sich diese in den von Ihnen zu erwartenden Sammlungen befinden?

Die Herstellung der Tafeln wird große Schwierigkeit haben denn, meine Augen kann ich nicht mehr anders zu den Analysen verwenden, weil das gebückte Sitzen mir empfindlich wehe thut u[nd]. Congestionen [Bauchkrämpfe] macht. Coll[ege] H[er]r. Pfaff711 habe ich bei jeder Begegnung an seine Zusage erinnert, so erst vorgestern, u[nd]. er hat mir bestimmt versichert die Notizen über Staudt712 zum Abschluß zu bringen und Ihnen zu schicken. Mit dem Wunsche für Ihr bestes Wohlbefinden drückt Ihnen herzlich die Hand

Ihr ergebenster

Schnizlein.

S 67) Erlangen, den 24. April 1868

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [228-229], Nr. S 67, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre werthe Nachricht von der Einpackung der Polygaleae Ihres Herbars habe ich erhalten, und kann darauf nur erwiedern, daß ich deren Empfang erwarte, aber eben doch dann noch nicht unmittelbar sondern nur vorläufig an die Arbeit gehen kann, weil die anderen Sammlungen zu vergleichen sind und nicht zu viele

709 Kegel, Hermann Aribert Heinrich (1819 Gerbstadt/Eisleben-1856 Halle/Saale) war ein Gärtner in Halle und sammelte 1844-1846 im Auftrag der Firma van Houtte (Gent) Pflanzen und Moose in Surinam. Zuletzt war er als Gärtner am Botanischen Garten der Universität in Halle tätig. Frahm, Jan- Peter, Eggers Jens: Lexikon deutschsprachiger Bryologen, Bd. 1, S. 233. 710 Haßkarl, Justus Karl (1811-1894), s. Fn. 680. Die Publikation war nicht zu eruieren. 711 s. Fn. 187. 712 s. Fn. 223.

190 Umarbeitungen veranlaßt werden dürfen. Ich hatte gewiß die Sache in dem Sinne auch wie Sie es aussprechen, d.h. nicht kleinlich. Nach Petersburg habe ich bereits geschrieben; Nach Berlin noch nicht, weil ich nicht wußte ob Sie dort schon etwas in dieser Sache gethan haben. Sollten dann von Wien auch Beiträge zu erwarten sein? Das Herbeischaffen aus so verschiedenen Orten verzögert allerdings derartiges Arbeiten sehr.713

Die Aussicht daß mein Hr [Herr] Francke714 nach München reist, und mehrere Briefe besorgt, war allerdings Anlaß daß ich diese Zeilen länger anstehen ließ als ich sollte, weßhalb ich um gütige Entschuldigung und Nachsicht bitte.

Die Regensburger Flora leidet unter der jetzigen Redaction715 offenbar an Schwindsucht wie mir der Anblick der kürzlich gebundenen Jahrgänge zeigt, die gegen die früheren gar schmal dastehen; und auch der Inhalt u[nd] Druck ist sehr locker und leer.

Ihrer verehrten Familie bitte ich mich bestens zu empfehlen.

Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster Schnizlein.

S 68) Erlangen, den 13. Juli 1868, B[eantwortet] 16. Juli

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert, (II), [230-231], Nr. S 68, 2 S.

713 Aufgrund von übernationalen Fachtagungen und botanischen Zeitschriften hatte sich ein Netzwerk von europäischen Botanikern gefestigt, wobei die wissenschaftliche Kooperation durch die teils große geographische Entfernung erschwert war. 714 s. Fn. 246. 715 s. Fn. 70. / Vgl. Brief Nr. S 39 vom 12. Mai 1860. Schnizlein gab der Zeitschrift Flora nach dem Tod von August E. Fürnrohr [s. Fn. 84] aufgrund der Vereinsstatuten, wonach der Direktor der Gesellschaft und Herausgeber der Zeitschrift Residenzpflicht in Regensburg hat, wenig Chancen für ein Fortbestehen. „Ich glaube daher, dass die Forterhaltung der Zeitschrift Flora nicht möglich ist u[nd] höchstens dieses Jahr vollendet werden kann“. Er hat stattdessen die Herausgabe von „guten Jahresberichten“ vorgeschlagen. Vgl. auch Brief Nr. S 47 vom 22. April 1864. Schnizlein hat seinen Vorschlag wiederholt und seine Mitarbeit angeboten. Ein möglicher „Jahresbericht“ sollte ähnlich „stark“ sein wie die Flora, die damals „48 Bogen“ umfasste.

191 Hochverehrtester Herr und Freund!

Es ist höchste Zeit mich an Sie brieflich zu wenden, nachdem ich schon so lange auf die bereits Ende April zur Absendung an mich bereit stehenden brasilianischen Polygaleae warte. Es wäre diese Anfrage schon vor drei Wochen erfolgt, wenn mich nicht seit dieser Zeit eine schmerzhafte Unterleibsentzündung an das Bett gebunden hätte. Ich muß mich daher heute meiner kleinen Secretärin716 bedienen, da ich fürchte, daß Ihre Übersiedlung nach Schlehdorf717 vielleicht allzunahe bevorsteht. Es wäre doch für die Sache förderlich, wenn ich einstweilen in Ihrer Sammlung mich orientiren könnte.

Hoffentlich werde ich bis zum Beginn der Ferien wieder ganz hergestellt sein, und dann tritt der Wunsch vor mich, Sie doch heuer in Schlehdorf begrüßen, und einige Tage Ihres verehrten Umganges theilhaft werden zu können. Ich erlaube mir daher die Anfrage, zu welcher Zeit Ihnen mein Besuch am besten gelegen sein würde. Es hat diese Bestimmung Einfluß auf einige andere kleine Reisepläne. Ich bitte mich Ihrer verehrungswürdigen Frau Gemahlin und werthen übrigen Familie bestens zu empfehlen. Hochachtungsvollst in alter Liebe und Verehrung

Ihr ergebenster

Schnizlein

P.S.

Könnte ich durch Ihre Güte Hrn [Herrn] Voits718 jüngste Rede über den Ernährungsprozeß erhalten?

716 Schnizlein diktierte den Brief vermutlich einer seiner Töchter vom Krankenbett aus. 717 s. Fn. 382/591. 718 Voit, Carl von (1831 Amberg – 1908 München) war ein deutscher Physiologe und Ernährungswissenschaftler. 1854-1857 studierte er Medizin an den Universitäten München und Würzburg. 1857 habilitierte er sich an der Universität München und unterrichtete ab 1860 als außerordentlicher Professor. 1863 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Er gilt als der Begründer der modernen Ernährungslehre. Seine Schriften z.B. „Gesetze der Ernährung des Fleischfressers“, Leipzig 1860; „Über die Wirkung des Kochsalzes, des Kaffees und der Muskelbewegung auf den Stoffwechsel“, München 1860, machten seine ‚Münchner Schule’ weltweit bekannt. Heischkel-Artelt: Carl von Voit als Begründer der modernen Ernährungslehre, in: Ernährungs-Umschau 10, 1963, S. 232f.

192 S 69) Erlangen, den 26. August 1868, B[eantwortet] 30 Aug[ust]

Adalbert Schnizlein, Erlangen, an Carl von Martius, München

H BSM Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (II), [232-233], Nr. S 69, 2 S.

Hochverehrtester Freund!

Ihre werthen Zeilen, welche ich gestern erhielt, muß ich, wie Sie sehen abermals durch eine andere Hand beantworten. Noch immer, und zwar nunmehr in der zehnten Woche muß ich zu Bette liegen. Weil die Aufsaugung eines Exsudates [Gewebeflüssigkeit] so sehr langsam vorschreitet. Unter diesen Umständen habe ich keine Aussicht, Erlangen zu verlassen, ja es ist schon ein großer Wunsch von mir, nur noch an einigen Tagen des Herbstes wieder einmal die freie Natur zu begrüßen. Wie schmerzlich mir der Verlust so mancher Hoffnungen auf Erholungen dieses Herbstes fällt, können Sie sich wohl denken. Noch manches hängt damit zusammen, wie die völlige Arbeitsunfähigkeit und die vielen peinlichen Stunden meines Lagers. Im Kopfe bin ich übrigens ganz frei von Beschwerden, und nehme Antheil an allen Ereignissen. Ich sage Ihnen hiermit Lebewohl, und hoffe, daß wir dennoch ein anderes Mal die Angelegenheiten besprechen719 können auf welche Sie hingedeutet haben. Unter besten Empfehlungen an die sämmtlichen werthen Ihrigen

Ihr ergebenster Schnizlein.

P.S.

Zugleich lege ich hier endlich einmal wieder eine Fortsetzung meiner Iconographie bei, und bitte, sie nachsichtig aufzunehmen. Mit dem nächsten Heft ist die Sache beendigt.

719 Für vertrauliche Inhalte bevorzugte Schnizlein das persönliche Gespräch. Durch die besseren Transport- und Verkehrsmöglichkeiten hat sich die mündliche Kommunikation verstärkt. [Vgl. auch Brief Nr. S 46 vom 22. April 1864].

193 10. Literaturverzeichnis und Quellen

10.1 Ungedruckte Quellen

Archiv der Kirchgemeinde Feuchtwangen / (LKA) Nürnberg

Taufregister v. 1814-1853, KB 9.5.0001 – 40 – 9, Taufe 1814 / 53.

Archiv der Universität Erlangen [UAE]

Sign. A 2/1 Nr. S 27 Personalakte Sign. C 4/3b Nr. 282 Promotionsakte Sign. C 4/4 Nr. 20 Habilitationsakte

Bayerische Staatsbibliothek [BSM]

Abteilung für Handschriften und Alte Drucke, München

Sign. Martiusiana II. A. 1. Schnizlein, Adalbert: 4 Briefe: C. v. Martius an Schnizlein. Sign. Martiusiana II. A. 2. Schnizlein, Adalbert: 68 Briefe an C. v. Martius.

10.2 Gedruckte Quellen

Stadtarchiv Erlangen (StAE)

Sign. III.58. Sch(nizlein) 1. Barth, Fr. Karl, Adalbert Schnizlein, der Botaniker, In: Erlanger Tagblatt, Nr. 87/15. April 1914; Nr.92/21.April 1914; Nr.97/27. April 1914;

194 (Mikrofilm) Nr. 3757 Der Magistrat der königlichen Universitäts-Stadt

Erlangen, 14. Dezember 1843. (110)

Ansäßigmachung: Apotheker, Dr. A. Schnizlein

Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg (UBE)

Handschriftenabteilung/ Graphische Sammlung:

- Sign. H60/D 1428 bb

- Vorlesungsverzeichnisse der Universität Erlangen im Universitätsarchiv

(UAE) Philosophische Fakultät: SS 1846 – SS 1868.

(Privatdozent Dr. Schnizlein SS 1846 – SS 1850.)

(WS. 1850/51 – SS. 1868: außerordentlicher Prof. Dr. Schnizlein).

Stadtbibliothek Nürnberg – Abteilung Handschriften

Familienanzeigen, [Todesanzeige] Blatt 2413, „Korrespondent“ 1868 f. 2413 (75 Korrespondent 1868, 10, 2413. Jpg.)

Bayerische Staatsbibliothek (BSM)

Abteilung für Handschriften und Alte Drucke, München.

Sign. 4 Bavar. 2140, VIII, 29 m Thomasius, Gottfried,

Rede am Grabe des Herrn Adalbert Schnizlein, weiland Doktors der Philosoph. und k[öniglich] außerordentlichen Professors der Botanik an der Universität Erlangen, gehalten am 26. Oktober 1868.

Auf Anordnung des k[öniglichen] akademischen Senates gedruckt.

195 10.2.1 Schriftenverzeichnis: Adalbert Carl Friedrich Hellwig Schnizlein

Monografien:

1. Iconographia familiarum naturalium regni vegetabilis. Bonn [Henry u. Cohen] 1843-1868. 2. Die natürliche Pflanzenfamilie der Typhaceen. Nördlingen [Beck] 1845. 3. Encyclopädie der Naturwissenschaften als Hilfslehren der Pharmazie. Erlangen [Palm] 1846. 4. Flora von Bayern nebst den angränzenden Gegenden von Hessen, Thüringen, Böhmen, Oesterreich und Tyrol, sowie von ganz Württemberg und Baden. Erlangen [Heyder] 1847. 5. Verzeichnis der phanerogamen und kryptogamen f. g. Gefäß - Pflanzen in der Umgegend von Nürnberg und Erlangen, von J.W. Sturm und Dr. Schnizlein – 2. gänzlich umgearbeitete Auflage. Nürnberg [Schmid] 1847 / 1860. 6. Vegetationsverhältnisse der Jura- und Keuperformation in den Flußgebieten der Wörnitz und Altmühl von Dr. Schnizlein und Frickhinger. Nördlingen [Beck] 1848. 7. Die Pflanzenwelt in der fränkischen Schweiz. Erlangen 1856. 8. Analysen zu den natürlichen Ordnungen und deren sämmtlichen Familien in Europa. Erlangen [Palm und Enke] 1858. 9. Genera plantarum florae Germanicae iconibus et descriptionibus illustrata (begonnen von Nees von Esenbeck, fortgesetzt von Schnizlein u. Andern). Bonn [Henry u. Cohen] 1859. 10. Uebersichten zum Studium der systematischen und angewandten, besonders der medizinisch-pharmazeutsichen Botanik. Erlangen [Palm und Enke] 1860. 11. Vegetationsverhältnisse in den fränkischen Kreisen Bayerns. (in der Bavaria) 1863 –1865. 12. Botanik als Gegenstand der allgemeinen Bildung. Erlangen [Besold] 1868. 13. Lacistemmeae (in Martius Flora Brasiliensis).

196 Veröffentlichungen in Periodika

14. Podianthus ein neues Genus. (Botanische Zeitung) 1843. 15. Musée botanique de M. Delessert. (Flora) 1845. 16. Zusammenstellung der in Koch’s Synopsis aufgeführten Arten (Flora) 1847. 17. Zebrina pendula eine eigene Gattung (Botanische Zeitung) 1849. 18. Über den Blüthenstand von Typha (Botanische Zeitung) 1849. 19. Die Pflanzen in Mittelfranken (Flora, Nr. 9 und 10) 1850. 20. Gespaltene Staubfäden und einfächerige Beutel (Botanische Zeitung) 1851. 21. Morphologische Miscellen (Botanische Zeitung) 1852. 22. Zur heraldischen Botanik (Botanische Zeitung) 1853. 23. Die Farnpflanzen der Gewächshäuser. (Besonderer Abdruck aus: E. Berger, die Bestimmung der Gartenpflanzen auf systematischem Weg. Erlangen [Palm u. Enke] 1854. 24. Ueber den Hut der Pilze (Verhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg) 1854. 25. Das Honigorgan der Linde (Verhandlungen des naturhistorischen Vereins in Augsburg) 1857. 26. Das Ranenholz mikroskopisch untersucht (in den wissenschaftlichen Mittheilungen der physikalisch-medizinischen Societät zu Erlangen 1. Heft). Erlangen [Bläsing] 1859. 27. Ueber verkieselte Zellen bei dicotylen Gewächsen (in den wissenschaftlichen Mittheilungen der physikalischen-medizinischen Societät zu Erlangen. 1. Band, 2. Heft) Erlangen [Bläsing] 1859. 28. Merkwürdige Formen der Ovula. (Flora) 1860. 29. Das Herbarium (in Buchners neuem Repertorium für Pharmacie) 1866. 30. Flore exotique qu’il convient de cultiver dans les serres d’un jardin botanique. [Gand Annvot-Braeckmann] 1867.

197 10.2.2 Literaturverzeichnis:

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115. Ritter, Marco: Isidor Rosenthal (1836-1915) Forscher – Arzt – Politiker. Ein bedeutender Physiologe zwischen Emanzipation und Antisemitismus im 19. Jh. Diss. med. Erlangen-Nürnberg 2005.

116. Röhrich, Heinz: Der Botanische Garten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (1743-1965), Fortsetzung und Schluß zu Erlanger Bausteine der fränkischen Heimatforschung (1965), S. 43-54.

117. Ruegg, Walter ( Hrsg.): Geschichte der Universität in Europa Band 3: Vom 19. Jh. zum Zweiten Weltkrieg (1800 - 1945), München 2004.

118. Sachs, Julius: Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860, in: Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit Bd. 15, München 1875.

119. Schieder, Theodor: Vom Deutschen Bund zum Deutschen Reich 1815 – 1871. Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte Bd. 15, dtv Wissenschaftliche Reihe, München 1975.

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122. Schnappauf, Werner, MdL., Bayer. Staatsminister für Umwelt, Gesundheit u. Verbraucherschutz: in: http://www.gsf.de.

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126. Shurtleff, William / Akiko Aoyagi: History of Soybeans and Soyfoods in Germany, (1712-2016), 2. Ausgabe, S. 45 / Nr. 42.

127. Stein, Friedrich: Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland, Leipzig 1891.

128. Stowasser, J., M. Petschenig, und F. Skutsch, Lateinisch – deutsches Schulwörterbuch, München 1998.

129. Stuber, Martin (Hrsg.) Stefan Hächler, Lienhard Luc: Studia Halleriana IX. Hallers Netz. Ein Gelehrtenbriefwechsel zur Zeit der Aufklärung, Basel 2005.

130. Szolvik, Beatrix: Adalbert Schnizlein, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 23, 2007, S. 339-340.

131. Vogel, E. und G. Endriß: 200 Jahre Universität Erlangen. Beiträge zur Geschichte der Universität, ihrer Lehrer und Forschungsstätten, sowie der Studentenschaft, Erlangen 1943.

132. Volksbanken-Raiffeisenbanken/GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit: Der „Carl Friedrich von Martius Umweltpreis“, in: Die Helmholtz- Gemeinschaft, München 1994.

133. Vellusig, Robert: Schriftliche Gespräche. Briefkultur im 18. Jahrhundert – Literatur und Leben Bd. 54, Wien 2000.

134. Wachter, Clemens. (Astrid Ley, Josef Mayr): Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1743–1960. Teil 3: Philosophische Fakultät. (Erlanger Forschungen, Sonderreihe Bd. 13), Erlangen 2009.

135. Wagenitz, Gerhard: Wörterbuch der Botanik: Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Heidelberg, Berlin 2003.

136. Wendehorst, Alfred: Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg, München 1993.

137. Wesche, Markus, Kostial Michaela: Die Bayerische Akademie der Wissenschaften und ihre Mitglieder im Spiegel von Medaillen und Plaketten, München 1997, S. 26.

208 138. Wormer, Eberhard J.: Ringseis, Johann Nepomuk von, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 21, Berlin 2003, S. 636 f.

139. Wunschmann, Ernst: Bartling, Friedrich Georg, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 46, Leipzig 1902, S. 224 f.

140. Wunschmann, Ernst: Bary, Anton de, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 46, Leipzig 1902, S. 225-228.

141. Wunschmann, Ernst: Braun, Alexander, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 47, Leipzig 1903, S. 186-193.

142. Wunschmann, Ernst: Döll, Johann Christoph, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 47, Leipzig 1903, S. 740.

143. Wunschmann, Ernst: Eichler, August Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 48, Leipzig 1904, S. 295-298.

144. Wunschmann, Ernst: Fenzl, Eduard, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 48, Leipzig 1904, S. 520f.

145. Wunschmann, Ernst: Grisebach, August, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 49, Leipzig 1904, S. 551-554.

146. Wunschmann, Ernst: Hoffmann, Hermann, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 50, Leipzig 1905, S. 412-416.

147. Wunschmann, Ernst: Hofmeister, Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 12, Leipzig 1880, S. 644-648.

148. Wunschmann, Ernst: Koch, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 395-398.

149. Wunschmann, Ernst: Koch, Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 402-405.

150. Wunschmann, Ernst: Klotzsch, Johann Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, Leipzig 1882, S. 233-235.

151. Wunschmann, Ernst: Kützing, Friedrich Traugott, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 51, Leipzig 1906, S. 460.

152. Wunschmann, Ernst: Martius, Carl Ritter von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 20, Leipzig 1884, S. 517-527.

209 153. Wunschmann, Ernst: Meissner, Carl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 21, Leipzig 1885, S. 246-248.

154. Wunschmann, Ernst: Presl, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 26, Leipzig 1888, S. 569-572.

155. Wunschmann, Ernst: Rabenhorst, Ludwig, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 27, Leipzig 1888, S. 89-92.

156. Wunschmann, Ernst: Sachs, Julius von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, Leipzig 1907, S. 682-685.

157. Wunschmann, Ernst: Schacht, Hermann, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 30, Leipzig 1890, S. 482-486.

158. Wunschmann, Ernst: Schenk, August, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, Leipzig 1907, S. 749-751.

159. Wunschmann, Ernst: Schimper, Carl, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 31, Leipzig 1890, S. 274-277.

160. Wunschmann, Ernst: Schnizlein, Adalbert, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, Leipzig 1891, S. 177 – 179.

161. Wunschmann, Ernst: Schreber, Johann Christian Daniel Edler von, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, Leipzig 1891, S. 465.

162. Wunschmann, Ernst: Schultz, Karl Heinrich Bipontinus, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, Leipzig 1891, S. 722.

163. Wunschmann, Ernst: Seemann, Berthold, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 33, Leipzig 1891, S. 581-584.

164. Wunschmann, Ernst: Sendtner,Otto, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 34, Leipzig 1892, S. 7.

165. Wunschmann, Ernst: Sturm, Jakob, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 37, Leipzig 1894, S. 20.

166. Wunschmann, Ernst: Treviranus, Ludolph Christian, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, Leipzig 1894, S. 588-591.

167. Wunschmann, Ernst: Vogel, Theodor, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 40, Leipzig 1896, S. 125.

210 168. Wunschmann, Ernst: Willkomm, Moritz, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 43, Leipzig 1898, S. 298.

169. Wunschmann, Ernst: Zuccarini, Joseph Gerhard, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 45, Leipzig 1900, S. 472-474.

170. Zander, Robert (Hrsg.) Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold: Handwörterbuch der Pflanzennamen 13. Auflage, Stuttgart 1984.

171. Wurzbach, Constantin von: Zöller, Philipp, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 60, Wien 1891, S. 230f.

172. Zechlin, Egmont: Die deutsche Einheitsbewegung, in: Hubatsch, Walther (Hrsg.): Deutsche Geschichte, Ereignisse und Probleme, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1973.

173. Ziegenspeck, Hermann: Caspary, Johann Xaver, Robert, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3, Berlin 1957, S. 165.

174. Ziegenspeck, Hermann: Cohn, Ferdinand Julius, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 3, Berlin 1957, S. 313.

211 11. Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

ADB. Allgemeine Deutsche Biographie akad. akademisch

Allg. allgemein

Anh. Anhang

Anm. Anmerkung a. o. Prof. außerordentlicher Professor

Aufl. Auflage

Bayr. bayerisch

Bd./Bde. Band/Bände

Bot./bot. Botanik/Botaniker/botanisch,[Botany/Botanist/botanical]

[BSM] Bayerische Staatsbibliothek München bzw. beziehungsweise

Diss. Dissertation

Dr. Doktor

Ebd./ebd. ebenda evang. evangelisch

Erl. Erlangen

Fl./fl. Gulden

Fl.bras. Flora Brasiliensis [Carl v. Martius]

Fak. Fakultät

Geh. Geheimen [Hofrath] geb. geboren

Hrsg./hrsg. Herausgeber/-in / herausgegeben

[13.] h.m. huius mensis [dieses Monats]

212 Icon. / Ic. Iconographia [Familiarum naturalium Regni Vegetabilis]

Jg. Jahrgang

Kap. Kapitel kgl. Königlich

LKA Landeskirchliches Archiv der Evangelisch Lutherischen Kirche

Lat./lat. Latein/lateinisch lit. Literarisch med. medicinae, medizinisch(e)

Mart. Martius

Ms./Mss./Mskr. Manuskript(e)

ND. Neuer Druck

Neuverz. Neuverzeichnet

Nr. Nummer o. Prof. ordentlicher Professor

Op. Opus [Werk]

Prof. Professor

Sen. Senat s.g. sogenannt[en]

Sign. Signatur

SS / WS Sommersemester / Wintersemester

StAEr Stadtarchiv Erlangen

[UAE] Universitätsarchiv Erlangen

Univ.-Bibl./UB Universitätsbibliothek

Verf. Verfasser/in

Vgl./vgl. vergleiche

Vorl.-Verz. Vorlesungsverzeichnis

213 12. Anhang

12.1 „Ansäßigmachung“ in Erlangen Apotheker, Dr. Adalbert Schnizlein, Ansbach

[StAEr] Erlangen, den 14. Dez. 1843. „Der Magistrat der Kgl. Univ. Stadt, Erlangen, an das Collegium der Herren Gemeinde Bevollmächtigten. Wir haben im heutigen Pleno die Ansäßigmachungen nachbenannter Personen entschieden und zwar a) willfährig für den Apotheker Dr. Adalbert Schnitzlein aus Ansbach,“ […].

214 12.2 Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für Mittelfranken.

Nro. 74. Ansbach. Mittwoch, den 15. September 1847.

[StAEr] Adalbert Schnizlein wird zum Vorstand des Apotheker-Gremiums von Mittelfranken gewählt.

215 12.3 Schwanen-Apotheke

Hauptstraße 77

Fotos, um 1950 und 1990

Stadtarchiv Erlangen und Bernd Nürmberger

Die Bildfolge zeigt die Umgestaltungen der Fassade.

216 12.4 „Iconographia“ – „Flora Brasiliensis“

Thema der Korrespondenz (1842-1868) Adalbert Schnizlein, Erlangen an Carl von Martius, München. [BSM], Martiusiana II, A. 2, Schnizlein, Adalbert (I / II).

1. [10-11], 10. Dezember 1843, „ Anbei habe ich das Vergnügen Ihnen das 2t Heft meiner Ic. zu überreichen, mit der Bitte um Ihre gütige Nachsicht in der Beurteilung seines Inhaltes und dem Wunsche, daß es Ihres Beifalls nicht ganz ermangeln möge.“

2. [12-13], 08. April 1845, „Beifolgend übergebe ich Ihnen das 3 ½t Heft meiner Ic. mit der wiederholten Bitte um Ihre freundliche Aufnahme und gütige Nachsicht. Das 4. Heft wird bald folgen und da mir Hr. Prof. Schleiden eine höchstschätzbare große Menge von Untersuchungen zur Verfügung stellte so wird wie ich hoffe dieses Heft und auch die folgenden stets an Werth zunehmen und sowohl die Allgemeine als Ihre besondere schätzbare Theilnahme erwerben.

3. [15-17], 20. März 1846, „Hiemit überreiche ich Ihnen das 4t Heft meiner Ic. mit der Bitte, das Werk wie bisher mit gütiger Nachsicht aufzunehmen und meiner durch Mittheilungen welche dessen Förderung befördern und seinen Werth erhöhen möchten zu gedenken.

4. [26-30], 12. November 1850, „Es wäre schicklich gewesen umgehend diesen Dank auszusprechen, bitte mich aber damit zu entschuldigen, daß mir das beiliegende 7t Heft meiner Ic. angekündigt war, es aber bis jetzt nicht erhalten hatte u. ich es doch gleich beilegen wollte.

5. [40-43], 12. Januar 1852, „Doch was die Hauptsache, die brasilianische Flora betrifft, so bleibe ich bei meinem schon mündlich ausgesprochenen Versprechen. Sobald ich Aussicht auf Beendigung meiner Ic. habe, etwa vom 15t Heft ab, bin ich bereit Ihnen zu helfen.“

6. [56-57], 08 Februar 1854, „Zunächst muß ich also die Ic. vorwärtstreiben u. dann steht mir wegen einer Auflage der Flora von Bayern eine neue Arbeit bevor, deren Umfang ich noch nicht schätzen kann.“

7. [67-70], 20. Dezember 1854, „Da nun ein gütiges Anerbieten Ihrer Frau Mutter mir Gelegenheit gibt Ihnen das 9t. Heft meiner Ic. zu überschicken, so will ich auch nicht mehr länger es aufschieben um zu schreiben.“

217 8. [71-74], 30. September 1855, „Gute Neuigkeiten kann ich allerdings nicht melden, denn weder ist, was mich betrifft eine bessere Situation eingetreten, noch kann ich Ihnen mein Versprechen bezüglich der Flora brasil[iensis] als der Erfüllung nahe, melden. Was diese Arbeit betrifft, so war es mir in diesen Ferien unmöglich sie zu fördern, denn zu Anfang mußte ich dringend einige Schritte weiter mit meiner Ic. tun, den September aber bestimmte ich, der mir ebenfalls sehr nöthigen Erfreuung.“

9. [75-76], 26. Dezember 1855, „Sie beschämen mich ungemein durch den Dank für die Fortsetzung der Ic. während ich für die gütige Zusendung des neuen Artikels der flora brasiliensis noch nicht meinen ergebensten Dank abgetragen habe.“

10. [93-94], 05. Juli 1858, „Ich habe zuvorderst Ihnen meinen ergebensten Dank zu sagen für die gütige Zusendung des neuesten Heftes der brasil[ianischen] Flora, mit der Arbeit von Grisebach. […] Ich muß nun noch einen tüchtigen Schuß an meiner Ic. thun u. werde dann, wie ich Ihnen schon wiederholt erklärt habe mit Nachdruck meine Aufgaben gegen Sie lösen.“

11. [111-114], 17. August 1859, „Für die gütige Mittheilung der beiden neuen Lieferungen der flora brasil, nemlich Sturm’s und Pay’s Arbeit, danke ich Ihnen verbindlichst! […]. In diesen Ferien habe ich nur kleine Ausflüge vor, u. außerdem wünsche ich Text zur Ic. zu schreiben, um den Tafeln nachzukommen davon etwa 50 voraus fertig sind. Die Hitze dieses Sommers u. Krankheit meines Zeichners haben mich sehr wenig vorwärts kommen lassen.“

12. [116-120], 19. Januar 1860, „[…]. Beiliegend erlaube [ich] mir Ihnen das letzthin erschienene Heft meiner Ic. zu übergeben und bitte um gütige Aufnahme für dasselbe.“

13. [136-139], 04. Oktober 1863, „[…] Überdies hat meine Ic. seit 1 ½ Jahren eine Stockung erlitten, weil der Besitzer der Buchhandlung gewechselt u. eine große Unordnung im Geschäft zurückgelassen hat, und so muß ich mit allem Fleiß an die Vollendung dieser Arbeit mich machen.“

14. [161-164], 27. Mai 1864, „Nehmen Sie beifolgendes 16t Heft der Ic. freundlich auf.“

218 15. [192-194], 31. März 1866, „Ferner bin ich Ihnen persönlich zu großem Dank verpflichtet durch gütige Mittheilung des neuen Heftes der Flora brasiliensis und spreche diesen hiemit ergebenst aus.“

16. [202-205], 11. April 1867, „Ich selbst habe wenig produktiv gearbeitet. Ich bin theils verstimmt durch die Stockung in meiner Ic. welche vom Buchhändler ausgeht, theils etwas müde u. muß die Augen schonen.“

17. [206-208], 28. Mai 1867, „Was die Mitbearbeitung des letzteren Werkes betrifft, so habe ich ein anders als ernstlich die Sache betrachtet, und nur früher wegen Fortsetzung meines eigenen umfangreichen Werkes [Ic.] mir einigen Spielraum gewünscht. Wenn aber nun von Seite der brasilianischen Regierung die Fortsetzung gesichert sein wird, so werde ich bestimmt als Theilnehmer an der Förderung eintreten, besonders in der Voraussetzung daß gelieferte Arbeiten vor Ablauf von 2 Jahren wirklich erscheinen und honorirt werden. Ich schätze es mir zur Ehre in der Reihe anderer Collegen zu stehen und hoffe zu Gott daß er mir auch die Kräfte dazu geben werde, vielmehr mir sie erhalten wolle.“

18. [213-219], 01. Februar 1868, „Nach langer Unterbrechung u. mancher verdrußreichen Correspondenz, wird nun doch wohl meine Ic. zu Euch kommen. Ich arbeite an der letzten Tafel, zu der zufällig die Connaraceae geworden sind. Aber gerade hier fehlt noch einiges. Ich habe mir schon durch Naegeli etwas aus dem Herb[arium] Monas[terium], [Kloster Herbar] erbeten, allein es hat nicht alles gegeben. Ebenso war vergeblich eine Bitte an Herr Karl um reife Frucht von Cnestis. Sollten Sie diese Pfl[anze] haben, so bitte ich dringend darum, denn es gibt keine ordentliche Darstellung hievon u. ist doch wichtig […].“

19. [223], 14. Februar 1868, „Die Gelegenheit einer Rücksendung von Pflanzen an das Herbar der Akademie, benütze ich zu einer kleinen Frage, deren baldige kurze Beantwortung mir allerdings sehr lieb wäre, weil eine Lücke im Texte meiner Ic. dadurch ausgefüllt werden könnte.“

20. [232-233], 26. August 1868, „P.s. Zugleich lege ich hier endlich wieder eine Fortsetzung meiner Ic. bei, und bitte, sie nachsichtig aufzunehmen. Mit dem nächsten Heft ist die Sache beendigt.“

219 12.5 Vorlesungsverzeichnis der Universität Erlangen: SS 1846-SS 1868

Vorlesungen

welche an der Königlichen Bayrischen

Friedrich-Alexander-Universität zu Erlangen

im Sommer-Semester / Winter-Semester gehalten werden sollen

Erlangen

(J.J. Barfus’sche Universitäts-Buchdruckerei) (C.H.Kunstmann’schen Universitäts - Buchdruckerei) (C.L. Eglan Universitäts - Buchdruckerei)

(Adolph Ernst Junge‘schen Universitäts - Buchdruckerei)

Philosophische Fakultät

SS 1846 (20. April 1846) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Charakteristik der natürlichen Pflanzen-Familien und ihrer in der Medicin, Technologie und Landwirtschaft angewendeten Arten, wöchentlich viermal; 2.) Praktische Anleitung zur Untersuchung und Bestimmung der Pflanzen mit Excursionen, wöchentlich einmal.

WS 1846/47 (19. October 1846) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Pflanzen-Geographie in Verbindung mit den Grundzügen der Geologie, wöchentlich zweimal; 2.) Repetitorium aus den gesamten Naturwissenschaften für Mediciner und Pharmaceuten, wöchentlich zweimal.

220 SS 1847 (12. April 1847) Privatdozent Dr. Schnizlein trägt vor:

1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik nebst Charakteristik aller natürlichen Pflanzenfamilien, wöchentlich viermal, 2.) praktische Übungen im Untersuchen und der Bestimmung der Pflanzen, nebst Excursionen, wöchentlich zweimal

WS 1847/48 (19. October) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik, nebst Charakteristik der natürlichen Pflanzenfamilien, wöchentlich viermal, 2.) Pflanzengeographie, publice, in 12 Vorträgen, wöchentlich zweimal.

SS 1848 (1.Mai1848) Privatdozent Dr. Schnizlein trägt vor:

1.) allgemeine Botanik, viermal wöchentlich von 8-9 Uhr; 2.) praktische Übungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die medicinischen und ökonomischen Arten der Landesflora, Mittwoch von 3-5 Uhr, nebst Excursionen, sonnabends.

WS 1848/49 (19. October1848) Privatdozent Dr. Schnizlein wird lesen:

1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik, in Verbindung mit Charakteristik der natürlichen Pflanzenfamilien, wöchentlich viermal, 2.) Pflanzengeographie, publice, in 12 Vorträgen, wöchentlich zweimal.

SS 1849 (16. April 1849) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Allgemeine Botanik: Organographie, Morphonomie und Physiologie der Phanerogamen und Cryptogamen, viermal wöchentlich von 8-9 Uhr.

2.) praktische Übungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die ökonomischen und medicinischen Pflanzen der Landesflora, nebst Excursionen, zweistündig, einmal wöchentlich von 2-4 Uhr, und Sonnabends Excursionen.

221 WS 1849/50 (19. October 1849) Privatdozent Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik mit Charakteristik der natürlichen Pflanzenfamilien, wöchentlich vierstündig; 2.) Kryptogamenkunde, als Einleitung in deren specielle Systematik, nebst Excursionen, zweimal wöchentlich; 3.) Pflanzen-Geographie, publice, wöchentlich einmal.

SS 1850 (8. April 1850) Privatdozent Dr. Schnizlein wird lesen:

1.) allgemeineBotanikOrganographie,MorphonomieundPhysiologieder Phanerogamen und Kryptogamen, wöchentlich fünfmal, privatim; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die medicinischen und ökonomischen Arten der Landesflora, privatim, wöchentlich einmal, zweistündig, nebst Exkursionen Sonnabends; 3.) Geschichte der Botanik, publice, einmal wöchentlich.

WS 1850/51 (15. October 1850) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen: 1.) Medicinisch-pharmaceutische Botanik in Verbindung mit Erläuterung der natürlichenFamilien und deren Systematik; 2.) Cryptogamenkunde.

SS 1851 (28. April 1851) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) allgemeine Botanik als Morphologie, Morphonomie und Physiologie der Gewächse, wöchentlich fünfmal, 8-9 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal zweistündig und Excursionen jeden Sonnabend.

222 WS 1851/52 (15. October 1851) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) Elemente der Botanik als: Organographie, Anatomie und systematische Morphologie, wöchentlich viermal von 8-9 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal zweistündig und Excursionen jeden Sonnabend. 3.) mikroskopischer Cursus, privatissime, wöchentlich zweimal.

SS 1852 –

WS 1852/53 (29. October 1852) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) medicinisch-pharmaceutische Botanik nebst Charakteristikder natürlichen Pflanzenfamilien, privatim, wöchentlich vierstündig, 10-11 Uhr; 2.) Morphonomie und Physiologie der Gewächse, als Fortsetzung des Sommercursus, publice, zweimal wöchentlich, 3-4 Uhr; 3.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweimal wöchentlich, 11-12 Uhr.

SS 1853 (12. April 1853) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) ElementederBotanikals:Organographie,Anatomie und systematische Morphologie, wöchentlich viermal, 7-8 Uhr; 2.) Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal, zweistündig, und Excursionen jeden Sonnabend. 3.) Mikroskopischer Cursus, privatissime, wöchentlich zweimal.

WS 1853/54 (31. October 1853) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) Medicinisch-pharmaceutische Botanik, wöchentlich in vier Stunden, 8-9 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, privatissime, wöchentlich in zwei Stunden, 11-12 Uhr.

223 SS 1854 (2. Mai 1854) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Elemente der Botanik, als Organographie, Histologie und systematische Morphologie der Gewächse, wöchentlich fünfmal von 7-8 Uhr; 2.) Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, nebst Excursionen; erstere wöchentlich zweimal je zweistündig, von 3-5 Uhr, letztere jeden Sonnabend Nachmittags; 3.) Mikroskopische Untersuchungen, privatissime, wöchentlich einmal, zweistündig.

WS 1854/55 (31. October 1854) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Medicinische und pharmaceutische Botanik nebst Charakteristik sämmtlicher natürlicher Familien des Pflanzenreichs, wöchentlich vierstündig von 8-9 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, privatissime, wöchentlich in zwei Stunden von 11-12 Uhr

SS 1855 (24. April 1855) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Botanik, zweite Hälfte oder specieller Theil, als Systematik und angewandte, insbesondere medicinische, fünfstündig 7-8 Uhr Morgens; 2.) praktische Uebungen in der Untersuchung und Bestimmung der Pflanzen, zweimal wöchentlich, 3-5 Uhr, oder auch viermal , 4-5 Uhr; 3.) wird er Excursionen zur Kenntnis der Flora der Umgegend leiten, wöchentlich einmal Sonnabends Nachmittag.

WS 1855/56 (30. October 1855) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik II.Theil oder wissenschaftliche Pflanzenkunde, als Anatomie, Morphonomie und Biologie der Gewächse, dreimal wöchentlich; 2.) Medicinische und pharmaceutische Botanik, viermal wöchentlich; 3.) Kryptogamenkunde, zweimal wöchentlich.

224 SS 1856 (7. April 1856) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik 1. Theil als Organographie und Systematik der Gewächse, wöchentlich fünfmal von 7-8 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich zweimal von 4-5 Uhr; 3.) Excursionen mit Demonstrationen zur Kentniss der Pflanzen der Umgegend, wöchentlich Sonnabends nachmittags, publice.

WS 1856/57 (29. October 1856) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird Vorlesungen halten über:

1.) Botanik, 2.Hälfte, als Anatomie und Physioilogie der Gewächse, nebst Repetition der Organographie, dreimal wöchentlich; 2.) medicinische und pharmaceutische Botanik, viermal wöchentlich; 3.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweimal wöchentlich;

SS 1857 (28. April 1857) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik, 1.Theil, als Organographie und systematische Morphologie, fünfmal wöchentlich von 7-8 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen der Pflanzen, zweistündig, Mittwoch von 2-4 Uhr; 3.) Demonstrationen der heimatlichen Flora, publice, wöchentlich einmal, mit Excursionen.

WS 1857/58 (29. October 1857) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Botanik, 2.Theil, als Anatomie und Physiologie der Gewächse, dreistündig von 8-9 Uhr; 2.) medicinische und pharmaceutische Botanik mit Charakteristik der Pflanzenfamilien, vierstündig von 8-9 Uhr; 3.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweistündig.

225 SS 1858 (20. April 1858) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird vortragen:

1.) Botanik 1.Theil, als Organographie und systematische Morphologie, fünfmal wöchentlich von 7-8-Uhr; 2.) Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweimal wöchentlich; 3.) Demonstrationen der heimatlichen Flora, publice.

WS 1858/59 (29. October 1858) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik 2. Theil, als Anatomie und Physiologie der Gewächse; wöchentlich dreimal; 2.) medicinische – pharmaceutische Botanik, wöchentlich viermal; 3.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweistündig.

SS 1859 (10. Mai 1859) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik 1. Theil, als Organographie und systematische Morphologie der Gewächse, fünfstündig von 7-8 Uhr; 2.) Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweimal von 910 Uhr und von 2-4 Uhr; 3.) Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, Samstag Nachmittag , publice.

WS 1859/60 (29. October 1859) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) Botanik 2. Theil, als Anatomie und Physiologie der Gewächse, wöchentlich in drei Stunden von 8-9 Uhr; 2.) medicinische und pharmaceutische Botanik, wöchentlich viermal; 3.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweistündig; 4.) Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Arzneiwaaren, privatissime, einstündig.

226 SS 1860 (24. April 1860) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt folgende Vorträge zu halten:

1.) Botanik, 1. Theil, als Organographie und systematische Morphologie der Pflanzen, fünfstündig von 7-8 Uhr; 2.) Praktische Uebungen im Untersuchen der Pflanzen, zweistündig; 3.) Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, einmal wöchentlich nachmittags.

WS 1860/61 (29. October1860) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematisch-medicinische Botanik, dreistündig; 2. ) pharmaceutische Botanik, vierstündig; 3.) einen mikroskopischen Cursus über vegetabilische Arzneistoffe, zweistündig; 4.) Kryptogamenkunde, zweistündig.

SS 1861 (15. April 1861) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein wird lesen:

1.) medicinische Botanik, vierstündig von 8-9 Uhr ; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweistündig; 3.) Demonstrationen der Flora der Umgegend von Erlangen, einmal wöchentlich;

WS 1861/62 (29. October 1861) Ausserordentlicher Professor Dr.Schnizlein gedenkt folgende Vorlesungen zu halten:

1.) Allgemeine Botanik, als Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, täglich von 8-9 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, zweistündig von 11-12 Uhr; 3.) Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig, in später zu bestimmenden Stunden;

227 SS 1862 (05. Mai 1862) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematische und medicinisch-pharmaceutische Botanik, privatim, wöchentlich fünfmal von 7-8 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, privatim, zweistündig; 3.) Mikroskopie vegetabilischer Arzneikörper, privatissime; 4.) Demonstrationen der heimatlichen Flora; publice, einmal wöchentlich mit Excursionen.

WS 1862/63 (29. October 1862) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt folgende Vorträge zu halten:

1.) allgemeine Botanik als Organographie, Anatomie und Physiologie der Gewächse, täglich von 8-9 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, zweistündig von 11-12 Uhr; 3.) Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig, in noch zu bestimmenden Stunden.

SS 1863 (21. April 1863) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematisch-medicinische Botanik, wöchentlich fünfmal von 7-8 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweistündig; 3.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweistündig; 4.) Demonstrationen der Flora von Erlangen mit Excursionen, einmal wöchentlich.

WS 1863/64 (29. October 1863) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) allgemeine Botanik, als Organographie, Anatomie und Physiologie der Gewächse, täglich von 8-9 Uhr; 2.) Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig.

228 SS 1864 (12. April 1864) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematisch-medicinische Botanik, wöchentlich fünfmal von 7-8 Uhr; 2.) praktische Übungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich zweimal; 3.) mikroskopischer Cursus, privatissime, einmal wöchentlich; 4.) Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, publice, einmal wöchentlich.

WS 1864/65 (29. October1864) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen: 1.) allgemeine Botanik, als Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, wöchentlich fünfmal; 2.) Kryptogamenkunde, privatissime, zweimal wöchentlich; 3.) Mikroskopischer Cursus für Arzneikörper des Pflanzenreiches, zweimal wöchentlich, privatissime.

SS 1865 (2. Mai 1865) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) systematisch-medicinische Botanik, fünfstündig, von 8-9 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweimal wöchentlich; 3.) Demonstrationen der Flora von Erlangen, publice.

WS 1865/66 (29. October 1865) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt zu lesen:

1.) allgemeine Botanik, als Morphologie, Anatomie und Physiologie der Gewächse, wöchentlich fünfmal von 8-9 Uhr; 2.) Kryptogamenkunde, zweimal wöchentlich, privatissime; 3.) anatomische Demonstrationen aus der Pharmakognosie des Pflanzenreiches, einmal wöchentlich, privatissime.

229 SS 1866 (18. April 1866) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematische und medicinische Botanik, wöchentlich vierstündig, privatim, von 7-8 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweistündig, privatim, von 3-4 Uhr; 3.) mikroskopischer Cursus, zweistündig, privatissime; 4.) Demonstrationen der heimatlichen Flora.

WS 1866/67 (29. October 1866) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt folgende Vorlesungen zu halten: 1.) allgemeine Botanik, als Morphologie, Anatomie und Physiologie der Gewächse, fünfstündig von 8-9 Uhr; 2.) mikroskopische Pharmakognosie, wöchentlich zweimal, privatissime; 3.) Kryptogamenkunde, wöchentlich, zweimal, privatissime .

SS 1867 (7. Mai 1867) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt folgende Vorlesungen zu halten:

1.) systematische und medicinische Botanik, fünfmal in der Woche, von 7-8 Uhr, privatim; 2.) populäre Botanik, insbesondere für Theologie Studierende, zweimal wöchentlich, von 5-6 Uhr Nachmittags, privatim; 3.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweimal wöchentlich, privatim; 4.) Demonstrationen der Flora der Umgebungen Erlangens, einmal wöchentlich, Sonnabends, publice.

WS 1867/68 (29. October 1867) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt folgende Vorträge zu halten:

1.) allgemeine Botanik, wöchentlich fünfstündig von 8-9 Uhr; 2.) mikroskopische Uebungen in der Pharmakognosie, privatissime, zweistündig.

230 SS 1868 (15. April 1868) Ausserordentlicher Professor Dr. Schnizlein gedenkt vorzutragen:

1.) systematische und medicinisch-pharmceutische Botanik, vierstündig von 7-8 Uhr; 2.) praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, zweistündig, von 4-5 Uhr; 3.) Demonstrationen der Flora der Umgegend, auf Excursionen, einmal wöchentlich, publice;

WS 1868/69 (Professor Dr. Schnizlein: verstorben am 24. Oktober 1868)

231 12.5.1 Excursionen, Mikroskopischer Kursus. Excursionen: SS 1846 – SS 1868

SS 46 Praktische Anleitung zur Untersuchung und Bestimmung der Pflanzen mit Excursionen, wöchentlich einmal.

SS 47 Praktische Uebungen im Untersuchen und der Bestimmung der Pflanzen nebst Excursionen, wöchentlich zweimal.

SS 48 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die medicinischen und ökonomischen Arten der Landesflora, Mittwoch von 3-5 Uhr, nebst Excursionen, Sonnabends.

SS 49 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die ökonomischen und medicinischen Pflanzen der Landesflora, nebst Excursionen, zweistündig, einmal wöchentlich von 2-4 Uhr und sonnabends Excursionen.

WS 49/50 Kryptogamenkunde, als Einleitung in deren specielle Systematik, nebst Excursionen, zweimal wöchentlich.

SS 50 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf die medicinischen und ökonomischen Arten der Landesflora, privatim, wöchentlich einmal, zweistündig, nebst Exkursionen Sonnabends.

SS 51 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal zweistündig und Excursionen jeden Sonnabend. WS 51/52 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal zweistündig, und Excursionen jeden Sonnabend. SS 53 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, wöchentlich einmal, zweistündig, und Excursionen jeden Sonnabend. SS 54 Praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen, nebst Excursionen; erstere wöchentlich zweimal je zweistündig von 3-5 Uhr, letztere jeden Sonnabend nachmittags. SS 55 wird er Excursionen zur Kenntnis der Flora der Umgegend leiten, wöchentlich einmal Sonnabends Nachmittag.

232 SS 56 Excursionen mit Demonstrationen zur Kenntnis der Pflanzen der Umgegend, wöchentlich Sonnabends Nachmittags, publice. SS 57 Demonstrationen der heimatlichen Flora, publice, wöchentlich einmal mit Excursionen. SS 58 Demonstrationen der heimatlichen Flora, publice. SS 59 Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, Samstag Nachmittag, publice. SS 60 Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, einmal wöchentlich Nachmittags. SS 61 Demonstrationen der Flora der Umgegend von Erlangen, einmal wöchentlich. SS 62 Demonstrationen der heimatlichen Flora; publice, einmal wöchentlich mit Excursionen. SS 63 Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, einmal wöchentlich. SS 64 Demonstrationen der Flora von Erlangen, mit Excursionen, publice, einmal wöchentlich. SS 65 Demonstrationen der Flora von Erlangen, publice. SS 66 Demonstrationen der heimatlichen Flora. SS 67 Demonstrationen der Flora der Umgebungen Erlangens, einmal wöchentlich, Sonnabends, publice. SS 68 Demonstrationen der Flora der Umgegend, auf Excursionen, einmal wöchentlich, publice. [Adalbert Schnizlein war seit Ende Juni 1868 erkrankt].

233 Mikroskopischer Cursus: WS 1851/52 – WS 1868/69

WS 51/52 Mikroskopischer Cursus, privatissime, wöchentlich zweimal. SS 54 Mikroskopische Untersuchungen, privatissime, wöchentlich einmal, zweistündig. (Brief Nr. 28 vom 05. Juli 1858). WS 59/60 Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Arzneiwaaren, privatissime, einstündig. (Brief Nr. 35 vom 19. Januar 1860). WS 60/61 Mikroskopischer Cursus über vegetabilische Arzneistoffe, zweistündig. WS 61/62 Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig, in später zu bestimmenden Stunden. SS 62 Mikroskopie vegetabilischer Arzneikörper, privatissime. WS 62/63 Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig, in noch zu bestimmenden Stunden. WS 63/64 Mikroskopie der vegetabilischen Arzneikörper, privatissime, zweistündig. SS 64 Mikroskopischer Cursus, privatissime, einmal wöchentlich WS 64/65 Mikroskopischer Cursus für Arzneikörper des Pflanzenreiches, zweimal wöchentlich, privatissime. (Brief Nr. 55 vom 31. Dezember 1865). SS 66 Mikroskopischer Cursus, zweistündig, privatissime. WS 66/67 Mikroskopische Pharmakognosie, wöchentlich zweimal, privatissime. WS 67/68 Mikroskopische Uebungen in der Pharmakognosie, privatissime, zweistündig. (Brief Nr. 62 vom 21. September 1867; Brief Nr.65 vom 18. März 1868). WS 1868/69 Mikroskopischer Cursus vegetabilischer Arzneikörper, zweistündig. (Außerordentlicher Professor Dr. Schnizlein, verstorben am 24. Oktober 1868).

234 13. Personenregister

In das folgende Personenregister wurden nahezu alle Personen aufgenommen, die im amtlichen und privaten Schriftverkehr von Adalbert Schnizlein Erwähnung finden. Das Kürzel FAU zeigt die Zugehörigkeit zur Friedrich-Alexander-Universität Erlangen an. Desgleichen werden die Herkunftsländer von ausländischen Botanikern in ihrer offiziellen Abkürzung angemerkt. Seitenzahlen, die auf eine Kurzbiographie der jeweiligen Personen hinweisen, erscheinen im Fettdruck.

Agardh, Jacob Georg, SW: 117

Anderson, Thomas, GB: 159

Arnott, George Arnott Walker, GB: 127

Balfour, John Hutton, GB: 127

Bartling, Friedrich Gottlieb: 46

Bary, Heinrich Anton de: 178

Bauer, Ferdinand, A: 22

Beetz, Friedrich, FAU: 147

Bennett, John, GB: 102

Bentham, George, GB: 86, 126, 186, 188

Biarowsky, Wilhelm, FAU: 106

Böttiger, Carl Wilhelm, FAU: 19, 33, 56, 77

Bogenhard, Carl Friedrich: 59

Bornet, Jean-Baptiste, F: 175

Botanische Garten Erlangen: 163,172

Braun, Alexander: 54, 89, 93, 105, 110, 156

Brown, Robert, GB: 84, 102

Candolle, Alphonse Pyrame de, CH: 80, 88

Carruthers, William, GB: 126

Caspary, Johann Xaver Robert: 105, 110, 156, 158

235 Charpentier, Johann von, CH: 185

Chatin, Gaspard Adolphe, F: 159

Cohn, Ferdinand Julius: 89, 158

Crüger, Herrmann: 75

Decaisne, Joseph, F: 101

Delessert, Jules Paul Benjamin, F: 20

Döderlein, Ludwig, FAU: 19, 68,78

Döll, Johann Christoph: 79, 109, 145

Eichler, August Wilhelm: 136, 153, 170, 187

Endlicher, Stephan Ladislaus, A: 22, 97, 116, 117

Erdl, Michael: 38

Ettinghausen, Constantin: 88

Falconer, Hugh GB: 114

Fée, Antoine, F: 159, 160, 175

Fenzl, Eduard A: 72, 89, 158

Fischer, Karl Philipp, FAU: 56

Franke (Gärtner) FAU: 65, 80, 104, 114, 187

Frickhinger, Albert: 33, 58, 128, 137

Fürnrohr, August Emanuel: 39, 89, 116

Göppert, Heinrich: 89, 158

Gorup-Besánez, Eugen Franz Frh. v. FAU: 141, 147, 168

Greville, Robert, GB: 45

Griffith, William, GB: 46

Grisebach, Heinrich: 71, 97, 159

Haidinger, Wilhelm, FAU: 134, 155

Harl, Johann Paul FAU: 19

236 Harnack, Theodosius, FAU: 143, 145

Haßkarl, Justus: 186, 190

Heer, Oswald, CH: 87,

Hegel, Karl Friedrich, FAU: 141, 147

Henke, Adolph, FAU: 61 (Fn. 156)

Heyder, Carl Ludwig, FAU: 77, 78, 129, 141, 147

Heyfelder, Johann, FAU: 62

Heyfelder, Oscar, FAU: 62

Hoffmann, Heinrich: 159

Hofmeister, Friedrich Wilhelm: 178, 184

Hooker, (jun.) Dalton Joseph, GB: 101, 113, 126, 164

Hooker, (sen.) William Jackson GB: 126, 130

Hornstein, David: 189

Humboldt, Friedrich W. H. Alexander von: 46

Junge, Adolph-Ernst, FAU: 37, 93, 100, 105, 121, 168, 176, 187, 189

Jussieu, Adrien Henri Laurent de, F: 101

Karsten, Hermann: 156, 158

Kastner, Karl Wilhelm, FAU: 19, 56, 68, 77

Kegel, Hermann, FAU: 190

Keil, Heinrich, FAU: 142, 147

Kew Gardens: 112, 126

Klotzsch, Johann: 120

Koch, Karl Heinrich: 80, 158

Koch, Wilhelm Daniel, FAU: 30, 48, 93

Köppen, Friedrich, FAU: 19

Körner, Hans: 60, 66

237 Kolde, Theodor: 155, 157, 163, 166

Kützing, Friedrich: 74

Kurr, Johann: 165

Liebig, Justus von: 104, 130, 135

Lecoq, Henri, F: 159

Lindley, John, GB: 20, 126

Lorentz, Paul Günther: 96

Martius, Carl Friedrich Ph. von: Akademie: 48, 172 Orden: 60, 66, 102. Medaillendiskussion: 132, 136, 137.

Martius, Carl Alexander (Sohn): 99

Martius, Regina (Mutter): 73, 86, 125

Martius, Theodor (Bruder), FAU: 32, 65, 92, 98, 99, 128

Mehmel, Gottlieb, FAU: 18

Meissner, Carl: 36, 158, 160

Mettenius, Georg: 48, 54, 110, 164

Miers, John GB: 117

Miquel, Friedrich, NL: 70, 153, 160

Mohl, Hugo von: 57, 84, 87, 133

Müller, Johann, FAU: 175

Müller, Iwan, FAU: 157

Münter, Julius: 158

Nägeli, Carl Wilhelm von: 80, 84, 92, 100, 104, 110, 133,185

Nägelsbach, Karl, FAU: 62

Nees von Esenbeck, Christian: 102

Paletschek, Sylvia: 32, 40

Pappenheim, Carl von: 36, 74

238 Payer, Jean-Baptiste, F: 75

Petermann, Wilhelm: 48, 73

Pfaff, Fritz, FAU: 68, 103, 141, 147, 163, 167, 176, 190

Pfistermeister, Franz: 107, 171

Pfordten, Ludwig, von: 173

Planchon, Emile, F: 117

Pohl, Johann: 120

Presl, Karl: 109

Rabenhorst, Gottlob: 57

Radlkofer, Ludwig Adolph: 110, 130, 134, 135

Raumer, Karl Ludwig von (sen.), FAU: 77, 78

Raumer, Rudolf von (jun.), FAU: 56, 77, 78, 141, 144, 147, 148, 156

Regensburg, Bot. Gesellschaft: 34, 84, 102, 118, 140

Reichenbach, Heinrich: 159

Reinsch: 96, 103

Ringseis, Johann: 131, 136

Röper, Johannes: 109

Rosenmüller, Feodor, FAU: 95

Sachs, Julius: 179

Schacht, Hermann: 64, 74

Schaden, August FAU: 61

Schenk, August: 39, 131, 134, 136, 185

Schimper, Karl Friedrich: 184

Schlagintweit, (Gebrüder): 112, 113

Schlechtendal, Diederich: 57

Schlehdorf (Landsitz): 86, 98, 99, 111, 161, 182, 192

239 Schleiden, Matthias: 21, 42, 71, 74, 84

Schleswig-Holstein: 155

Schmidt, Johann: 37

Schmidtlein, Eduard, FAU: 107

Schnizlein, Adalbert, FAU: Iconographie / Flora Brasiliensis: 217ff. / Kinder: 82, 138, 179 / Gesellschaften: 24 / Absage, o. Professur: 142 / (lat.) Gedicht, Wortspiele: 139, 145

Schnizlein, Karl Friedrich Christoph (Vater): 66

Schnizlein, Dorothea (Mutter): 79, 99

Schrank, Franz de Paula von: 188

Schreber, Johann, Christian, FAU: 174

Schultz, C.H. Bipontinus: 119, 154, 177

Schwendener, Simon, CH: 140, 181

Seemann, Berthold Carl: 93, 117

Sendtner, Otto: 65, 66, 74, 79, 100, 103, 106

Spring, Friedrich: 127

Staudt, Karl G. Chr., FAU: 76, 78, 147, 176,190

Sternberg, Kaspar: 153

Sturm, Johann Wilhelm: 58, 91, 95, 100, 106,163

Thiersch, Heinrich Wilhelm, FAU: 92, 104, 143, 150

Thurmann, Jules, CH: 59, 81

Treviranus, Ludolf: 127, 130

Trinius, Carl: 122

Tulasne, Edmond: 85

Unger, Franz Joseph, A: 58, 87

Voit, Carl von: 193

Wagner, Johann: 123

240 Weinkauff (Obergärtner): 44, 67, 80

Weiss, Christian: 90

Wendehorst, Alfred: 32

Wettstein, Karl von: 75

Wight, Robert, GB: 94, 114, 135, 143, 151, 154

Will, Johann: 86

Willdenow, Carl: 109

Willkomm, Heinrich: 64

Zöller, Philipp, A, FAU: 156, 165, 166, 168

Zollinger, Heinrich: 111

Zuccarini, Joseph Gerhard: 25, 38, 87

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