Q Ualitätsreport 2018
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Die Qualität in den Tamedia-Medien Qualitätsreport 2018 Autor Res Strehle Autor Res Strehle Projektleiter Qualitätsmonitoring Tamedia Mitarbeit Tim Nonner/Paola Valli Tamedia Data Analysis Ignaz Staub/Daniel Cornu Ombudsmänner Unternehmenskommunikation Tamedia Impressum Tamedia Qualitätsreport 2018 Herausgeber Tamedia AG, Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich Gestaltung MADE Identity AG, Zürich Druck Galledia Print AG, Flawil Der Bund/Tages-Anzeiger/SonntagsZeitung Einleitung Prof. Mark Eisenegger/Dr. Linards Udris, IKMZ und Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft an der Universität Zürich (Fög) 2018 wurden alle Tamedia-Redaktionen mit Ausnahme des neu aufgestellten Newsportals lematin.ch und der neu zur Tamedia-Redaktion Deutschschweiz Diego Yanez, Gruppe gestossenen Basler Zeitung einem vertieften Monito- Direktor der Schweizer Journalistenschule MAZ, Luzern ring unterzogen. Diese beiden Redaktionen sollen 2019 erst- mals einbezogen werden. Aus Gründen der Machbarkeit wurde Finanz und Wirtschaft Prof. Vincent Kaufmann, das Monitoring auf eine Tiefenbohrung im journalistischen Direktor MCM, Universität St. Gallen Angebot einzelner Stichtage beschränkt, ergänzt um eine Datenanalyse an diesen Tagen. Le Matin Dimanche Prof. Annik Dubied/ Prof. Nathalie Pignard-Cheynel, Académie du Erneut wurden die Stichtage von Expert/innen und dem Pro- Journalisme et des Médias (AJM), Université de jektleiter Qualitätsmonitoring festgelegt, ohne dass sie der Neuchâtel Chefredaktion im Voraus bekannt waren (was zu einem Son- dereffort hätte verleiten können). Ausgeschlossen wurden Schweizer Familie Dr. Colin Porlezza, IKMZ Zürich der Montag mit meist schwacher Aktualität und der Samstag mit hoher Aktualität und oft zusätzlichem Lesestoff. 24 heures/Tribune de Genève Alain Campiotti, Journalist/ Publizist, Lausanne Für jedes Medium bzw. jede Gruppe (Tamedia-Redaktion, Tages-Anzeiger/Der Bund/SonntagsZeitung, 20 Minuten/ Zürcher Regionalzeitungen Prof. Vinzenz Wyss, Zürcher 20 Minutes, 24 heures/Tribune de Genève, Le Matin Dimanche, Hochschule für angewandte Wissenschaft, Winterthur BZ Berner Zeitung, Zürcher Regionalzeitungen) wurde ein/e eigene/r Experte/in in Absprache mit der Chefredaktion ge- Das Monitoring orientierte sich erneut am Handbuch «Qua- 3 wählt. Voraussetzung war die persönliche und institutionelle lität in den Medien». Es wurde in der praktischen Umsetzung Unabhängigkeit dieser/s Expertin/en gegenüber der Redaktion. weiterentwickelt. In der französischen Neuauflage wurde der Umgang mit anonymen Quellen neu gefasst: Zulässig dort, wo sie Fakten betreffen (die doppelt zu checken sind); Folgende Expert/innen waren 2018 am Monitoring unzulässig, wenn sie Wertungen und Meinungen transpor- der einzelnen Medien beteiligt tieren. Das Handbuch wurde in diesem Jahr erstmals auch 20 Minuten Prof. Matthias Künzler, Forschungsleiter, an Hochschulen abgegeben (ZHAW Winterthur, Fachhoch- Institut für Multimedia Production an der Hochschule schule Bern). für Technik und Wirtschaft, Chur Annabelle Sylvia Egli von Matt, ehemalige Direktorin Schweizer Journalistenschule MAZ, Luzern, Eidgenössische Medienkommission (EMEK) BZ Berner Zeitung (inkl. Berner Oberländer, Thuner Tagblatt) Dr. Stephanie Grubenmann, Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement (MCM), Universität St. Gallen Bilan Prof. Patrick-Yves Badillo, Medi@lab, Universität Genf Das Magazin Prof. Otfried Jarren, Institut für Kommunika- tionswissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich (IKMZ) 1 auch für nicht konsequent gehandhabte transparente Korrektur Handwerkliche sprechen kann. Ein Fall von Faktenwidrigkeit ausserhalb der Stichtage betraf eine Reisereportage aus der SonntagsZeitung Regeln (18.3.), die zwei Tage später auch auf den Websites einzelner Bezahlmedien aufgeschaltet wurde (20.3.): Der Reiseredaktor mischte in die Reportage eines Kollegen über eine Bali-Reise Das Monitoring 2018 ergab, dass die handwerklichen Regeln im Herbst 2017 eigene Eindrücke von früheren Bali-Reisen (die von den Tamedia-Redaktionen insgesamt gut befolgt werden. jahrelang zurückliegen), ohne sich als Co-Autor zu nennen Bei den einzelnen Punkten gemäss Handbuch Qualität ergab und darauf hinzuweisen, dass einzelne der beschriebenen sich folgendes Bild: Ereignisse nicht diese Reise betrafen. Die Figur und Zitate einer balinesischen Reiseleiterin wurden dazu frei erfunden. Der Beitrag wurde gelöscht und der zuständige Redaktor ent- 11 Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung schuldigte sich beim Autor in aller Form. Wie in der Medienbranche insgesamt und aktualisiert durch die neuen Werbeformate ist die Trennung zwischen frei gewähltem Die Zeitschriften haben mehrheitlich das Fact Checking an und unabhängigem redaktionellen Inhalt und Werbung bzw. das Korrektorat delegiert. Im Newsbereich fehlt dafür aber kommerziell veranlassten oder verfassten Inhalten für Leser oft die Zeit. Angesichts des entscheidenden Qualitätsmerk- und Nutzer noch nicht jederzeit klar erkennbar. Diese beiden mals Faktentreue der publizistischen Medien wird das Fact Inhaltsformen sollen gemäss Tamedia-Standard durch eindeu- Checking künftig noch an Bedeutung gewinnen und in den tige Kennzeichnung und/oder eine andere grafische Form Redaktionen ausgebaut werden müssen. Fehlerfreiheit, kor- abgegrenzt werden; entscheidend ist, dass die Unterscheidung rekte Fakten und das Streben nach Wahrhaftigkeit gehören zur auch für den flüchtigen Leser jederzeit klar erkennbar ist. Basis des journalistischen Handwerks. Für die Journalist/innen werden Redlichkeit und Transparenz noch stärker ins Zent- Folgende Wünsche nach konsequenter und einheitlicher Umset- rum ihrer Berufsvoraussetzungen rücken. Für die Kolleg/innen 4 zung aller Medientitel bleiben aktuell: auf der Redaktion wird die Rolle als Gegenleser wichtiger. Erscheint ihnen ein Faktum als unglaubwürdig, so sollen sie • Nicht konsequent deklariert werden von einzelnen nachfragen, im andauernden Zweifel sich selber bei der Quelle Medien nach wie vor die Medienpartnerschaften. Das er- vergewissern dürfen. Alarmlämpchen sind dann angebracht, scheint uns wichtig, weil die Redaktionen bei Medien- wenn die Recherche weit entfernt vom Leserkreis in einem partnerschaften ihrer Verlage in der Berichterstattung anderen Sprachraum erfolgt, Fakten als besonders spekta- zwar frei bleiben, die Wahrscheinlichkeit einer wohl- kulär erscheinen, perfekt massgeschneidert sind, um Aufmerk- wollenden Berichterstattung aber erhöht wird. samkeit zu schaffen, und die Quellen diffus bleiben. • Transparent zu deklarieren sind auch Beilagen und Korrektorate werden ihre Tätigkeit nach Möglichkeit über die Sonderhefte, die in Partnerschaft mit Verlagskunden Korrektur von Verständlichkeit, Orthografie und Sprache hin- entstehen. aus auf die Überprüfung wichtiger Fakten ausweiten müssen. Bei Zeitschriften und Magazinen ist dieser Prozess schon im • Auch Eigenanzeigen sind unterschiedlich zu redak- Gang, im Newsjournalismus wird er dann zur Normalität tionellen Inhalten aufzumachen. werden, wenn lernfähige Korrekturprogramme auch unter hohem Zeitdruck den Raum dafür schaffen. • Test für die redaktionelle Unabhängigkeit und Glaub- Best Practice Schweizer Familie, Das Magazin würdigkeit ist die Existenz kritischer Bemerkungen auf werberelevanten Themenseiten oder in den ent- sprechenden Rubriken. 13 Fairness Die Fairness gegenüber Akteur/innen und Institutionen ist im Allgemeinen hoch. Einzelne Medien praktizieren bewusst einen 12 Fehlerfreiheit/Wahrheit (im positiven Sinne) wohlwollenden Journalismus, dort finden Insgesamt wurden an den Stichtagen nur sehr wenige Fehler sich als Folge kaum Ansatzpunkte für eine Stakeholder-Befra- gefunden, was für ein sorgfältiges Gegenlesen und Korrekto- gung. Auf Stakeholder-Befragungen wurde dieses Jahr verzich- rat spricht. Wo es erhebliche Fehler gab, sollen sie laut Zusi- tet, weil sich an den Stichtagen kaum Ansatzpunkte für allfällige cherung der Chefredaktionen umgehend korrigiert worden Beanstandungen ergaben und das Instrument vorab in der sein. Wir fanden an den Stichtagen allerdings kaum Korrektu- Westschweiz wenig Akzeptanz hat. Der kritisierten Seite wurde ren, was für einen sehr sorgfältigen Umgang mit Fakten, aber in aller Regel genügend Raum für Gegenargumente eingeräumt, ihre Positionen wurden wiedergegeben. Schwachstellen blei- 16 Sprache ben vereinzelt noch die Vermischung von Fakten und Meinun- Es wurden deutlich weniger Sprachklischees gefunden als gen in Beiträgen ohne Kennzeichnung als Autor/innentexte erwartet, auch in der Wirtschaftsberichterstattung wurden (siehe Punkt 15), der teils noch zu niederschwellige Gebrauch Klischeewendungen («grünes Licht geben», «das Handtuch anonymer Quellen sowie die unterschwellige Disqualifizierung werfen», «den Hut nehmen», «Urgestein») deutlich seltener von Einwänden der Gegenseite mit der Wendung «streitet ab». verwendet als noch im Vorjahr. Gegen Fehler im allgemeinen Sprachtrend (Dativ statt Genitiv, 14 Transparenz und kritische Distanz zu den Quellen Verschwinden oder falsche Verwendung der Vorvergangen- Die Transparenz und die kritische Distanz zu den Quellen er- heit) ist der Journalismus nicht immun; hier sind die Korrekto- wiesen sich in nahezu allen untersuchten Beiträgen als gege- rate vermehrt gefordert. Auch die saloppe Sprache fliesst als ben. Ausnahmen bleiben Konsum- und Veranstaltungshinweise Sprachtrend mehr und mehr in den Journalismus ein. Aus ohne erkennbare redaktionelle Eigenleistung. Traditionell Qualitäts- und Reputationssicht empfiehlt sich hier Zurück- wenig