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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt

Jahr/Year: 1991

Band/Volume: 134

Autor(en)/Author(s): Ertel Thomas, Loeschke Jörg

Artikel/Article: Zur Geologie und Geochemie von Metavulkaniten der Murauer Decke am Nordhang des Kreuzecks (Teufenbach-, Steiermark) 647-656 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

Jb. Geol. B.-A. ISSN 0016-7800 Band 134 Heft 4 S. 647-656 Wien, Dezember 1991

Zur Geologie und Geochemie von Metavulkaniten der Murauer Decke am Nordhang des Kreuzecks (Teufenbach-Scheifling, Steiermark)

Von THOMAS ERTEL & JORG LOESCHKE*)

Mit 7 Abbildungen und 2 Tabellen

Steiermark Murauer Decke Metavu/kanite Stratigraphie Österreichische Kartei: 50.000 Petrographie 8/all 160 Geochemie

Inhalt

Zusammenfassung 647 Abstract 647 1. Einleitung 649 2. Stratigraphie 651 3. Petrographie 651 3.1. Teufenbach-Serie 651 3.1.1. Grünsteine (Prasinite) 651 3.1.2. Albitfelse 651 3.2. Steinberg-Serie 652 3.2.1. Metadiabase 652 3.2.2. Grünschiefer 652 3.2.3. Phyllite 652 4. Metamorphose und Deformation 653 4.1. Glimmerschieferserie 653 4.2. Neumarkter Serie 653 5. Geochemie 653 6. Vergleiche mit der Phyllitgruppe der südlichen Saualpe 655 Dank 656 Literatur 656

Zusammenfassung

Die untere Gurktaler Decke (Murauer Decke) südlich von Teufenbach/Scheifling (Steiermark) besteht aus verschiedenen Me- tavulkaniten (Grünsteine und Albit-Felse der Teufenbach-Serie, Metadiabase und Grünschiefer der Steinberg-Serie). Diese Me- tavulkanite liegen unter den devonischen Karbonaten des Adelsberges und gehören somit wahrscheinlich in das Ober-Ordoviz/ Silur. Geochemische Analysen zeigen, daß es sich hierbei um metamorph überprägte Alkali-Basalte und deren intermediäre Differentiate (Trachyandesite, Trachyte) handelt, die im Intraplatten-Bereich (passiver Kontinentrand, kontinentale Grabenbrü- che) gefördert worden sind. Sie haben Ähnlichkeiten mit Metavulkaniten der Phyllit-Gruppe der südlichen Saualpe und zeigen Dehnungsprozesse während des Ober-Ordoviz/Silurs in den Ostalpen an.

On the Geology and Geochemistry of Metavolcanic Rocks of the Murau Nappe (Kreuzeck, Teufenbach-Scheifling/Steiermark, ) Abstract South of Teufenbach/Scheifling () the lower Gurktal Nappe (Murau Nappe) consists of various metavolcanic rock types (greenstones and albitites of the Teufenbach Series, metadiabases and greenschists of the Steinberg Series). These metavol- canic rocks lie below the Devonian carbonates of the Adelsberg and are probably of upper Ordovician/Silurian age. Geochemi- cal analyses reveal that they are metamorphosed alkali-basalts and their differentiation products (trachyandesites, trachytes) which erupted in an intraplate environment (passive continental margin, continental rifts). They are similar to metavolcanic rocks of the Phyllite Group of the southern Saualpe and indicate rifting processes in the Eastern Alps during upper Ordovician/ Silurian time.

*) Anschrift der Verfasser: Dipl-Geol. THOMASERTEL,Univ.-Prof. Dr. JÖRGLOESCHKE,Institut für Geologie und Paläontologie, Uni- versität Tübingen, Sigwartstraße 10, D-74 Tübingen.

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1. Einleitung Die in dieser Arbeit vorgelegten Untersuchungen in Im Rahmen der Neu-Untersuchungen von paläozoi- der Gurktaler Decke wurden durchgeführt, da dort über schen Metavulkaniten der Ostalpen (GIESE, 1988; Glimmerschiefern, Granatamphiboliten und Pegmatiten LOESCHKE,1988; LOESCHKE,1989a,b; SCHNEPF,1989; des mittelostalpinen Kristallins ein relativ großer Be- LOESCHKEet aI., 1990; KERNER& LOESCHKE,1991) wur- reich bisher geochemisch unbearbeiteter basischer und den Gesteine schwachmetamorpher Bereiche der intermediärer Metavulkanite auttritt, deren Charakteri- Gurktaler Decke und der Norischen Decke bearbeitet, sierung das bisher erarbeitete Bild ergänzen sollte. deren stratigraphische Stellung entweder bekannt war Das Untersuchungsgebiet liegt südlich des Murtales oder einigermaßen sicher abgeschätzt werden konnte. zwischen Teufenbach und Scheifling in Steiermark Es stellte sich dabei heraus, daß mit Ausnahme des (Abb. 1 und 2). Bisherige Arbeiten erfaßten die Petro- Blasseneck-Porphyroids, der eine rhyolithische bis da- graphie und die Lagerungsverhältnisse der Gesteine zitische Zusammensetzung besitzt und wahrscheinlich sowie die stratigraphische Einstufung der dort vorkom- auf ein post-kollisionales anatektisches Ereignis zu- menden Karbonate des Adelsberges (THURNER,1970; rückzuführen ist, die meisten anderen Metavulkanite THURNER& VANHUSEN,1978; NEUBAUER,1979; THURNER eine alkali-basaltische Zusammensetzung haben. Die et aI., 1980; von GOSEN,1982; von GOSENet aI., 1985). Förderung dieser Alkali-Basalte läßt auf ein vom Ober- Diese Untersuchungen sollen hiermit durch geochemi- Ordovizium bis zum Devon reichendes Dehnungsregi- sche Daten ergänzt werden. Die Gesteine gehören zum me in den Ostalpen schließen, das mit der Ausbildung tieferen und stärker metamorphen Teil der Gurktaler von absinkenden Trögen an passiven Kontinenträndern Decke ( = Murauer Decke) und zur Neumarkter Serie im oder in intrakontinentalen Ritt-Bereichen einhergeht. Sinne von GOSEN'S(1982).

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I Scheifling I @I

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Murauer Decke

Adelsberg Komplex

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Karbonat QuarZite ~ Granatglimmerschiefer g SteH'lbergserie ~ Gr.n.t.mphibolit

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Abb.2. Geologische Karte des Gebietes zwischen Teufenbach und Scheifling (Steiermark) nach ERTEL (1988).

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NNE ssw Steinschlon Adelsberg 1200

1000

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Abb.3. Geologisches Profil durch die Murauer Decke südlich des Murtales bei Teufenbach/Scheifling (Steiermark) nach ERTEL(1988).

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~ 'V '" "'" ,....., ,...." ~ I --x,"'!graphittührender Granatphyllit "" "'" rv,..., "-' "" rv rv 1\ 1\ 1\ I""I Metadiabas-Lagergang Cl) \J\ V\ V'\. "" \A "" ... Teutenbachserie Cl) v V V V V Cf)...... Cl) VV~ ~ massiger Grünstein _Cl) enCl) V V V V V .:::t:,. ... 1===1 Albitfels ... Cl) V V V V V Eca -.~ V V V V V Teufenbachserie :J'c V V V V V MO-Alpines Kristallin Cl) U V V V V V Z ~ Glimmerschieterserie .:J..... v~t~vvVVV CD VVVVV ~ Granatglimmerschieter V V V I~ \j' I Granatamphibolit ~ -@)- L:..:.:.::.J ~erizitquarzit @] Pegmatit -~- - - --~- Glimmerschieferserie

--@ Abb.4. Schematisiertes, stratigraphisches Profil durch die Murauer Decke südlich des Murtales bei Teufenbach/Scheifling (Steiermark) nach ERTEL(1988). Einteilung nach v. GOSEN.

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2. Stratigraphie Neb eng e men 9 t eil e: Calcit, aktinolithische Hornblende, Serizit in Plagioklas - Einsprenglingen. Abb. 2 zeigt die geologische Karte des Untersu- A k z e s s 0 r i en: Apatit, Zirkon, Titanit, Leukoxen, Erz. chungsgebietes, Abb. 3 das dazugehörige tektonische Das nematoblastische Gefüge der massigen Grün- Profil und Abb. 4 ein versuchsweise aufgestelltes stra- steine wird durch eine schwache Hauptschieferung tigraphisches Profil. Wie aus diesen Abbildungen zu er- leicht geregelt. Gelegentlich ist eine zweite Krenula- sehen ist, können die Gesteine nördlich des Kreuzecks tions-Schieferung zu erkennen, die die erste Schiefe- und im Bereich Steinschloß in zwei Serien untergliedert rung im rechten Winkel schneidet. werden. Eine untere Serie, die aus massigen Grünstei- Albit liegt in Form kleiner unregelmäßiger Körner vor. nen (Prasiniten) und untergeordnet aus Albit-Felsen be- Bisweilen treten auch bis zu 0,7 mm große Reste von steht, wird als Teufenbach-Serie bezeichnet, und eine Albit-Einsprenglingen in den feinkörnigen Gesteinen obere Serie, die aus Phylliten, Meta-Diabas-Lagergän- auf. Die Albite in der Grundmasse sind generell frisch. gen und Grünschiefern besteht, wird als Steinberg-Se- Die Einsprenglinge sind schwach serizitisiert. Verzwil- rie bezeichnet. Angaben über die stratigraphischen Iingung kommt vor. Meist sind die Plagioklase jedoch Mächtigkeiten dieser Serien können wegen einer star- unverzwillingt. ken isoklinalen Verfaltung nicht gemacht werden. Beide Barroisitische Hornblenden erreichen Größen von Serien liegen in einer Mulde unter den unterdevoni- 0,8 mm. Aktinolithische Hornblenden durchspießen in schen Karbonaten des Adelsberges. Der Kontakt zwi- Form feiner Nädelchen die Albite. Es treten demnach 2 schen den Karbonaten des Adelsberges und den Grün- Hornblende-Generationen auf. Insbesondere die inten- schiefern und Phylliten der Steinberg-Serie wird von siv blau gefärbten barroisitischen Hornblenden zeigen uns als stratigraphisch angesehen, weil es für eine tek- oftmals randliche Umwandlungen zu Biotit und Chlorit, tonische Grenze im Sinne einer weitreichenden Über- außerdem führen sie Epidot-Einschlüsse. Gut ausge- schiebung an dieser Stelle keine Anhaltspunkte gibt. prägt sind diese Umwandlungen an den KnickstelIen Die Metavulkanite der Teufenbach- und Steinberg-Se- der geknickten Minerale. Daher sind die Umwandlungs- rie werden demnach als prädevonisch angesehen und minerale syndeformativ gesproßt. gehören somit wahrscheinlich in den Zeitbereich Ordo- Epidot liegt meist in Form xenomorpher Körner vor. viz/Silur. Unter der Teufenbach- bzw. der Steinberg- Der inverse Zonarbau mit Fe-reichem Kern und Fe-ar- Serie liegt das mittelostalpine Kristallin. Die Basis- mer Randzone könnte nach RAITH(1976) als Zeichen Überschiebung der Murauer Decke schneidet dabei die progressiven Metamorphoseverlaufes während der Epi- ~eiden genannten Serien schräg ab (Abb. 2). E;ine dotbildung gedeutet werden. Die Vergesellschaftung Ubergangs-Serie, die zwischen dem mittelostalpinen von Epidot mit Leukoxen und Titanit-Körnchen legt den Kristallin und den darüberliegenden Grünsteinen der Schluß nahe, daß sich Epidot auf Kosten mafischer Pri- Teufenbach-Serie bzw. den Grünschiefern und Phylli- mär-Minerale gebildet hat, deren Ti-Gehalt nicht in Epi- ten der Steinberg-Serie liegen soll (von GOSEN,1982), dot eingebaut werden konnte. wurde von uns nicht beobachtet und als solche auch Mineralbestand und chemische Zusammensetzung nicht kartiert. (Kap. 5) weisen auf vulkanogenes Ausgangsmaterial hin. Da jedoch bis auf wenige Plagioklas-Einsprenglin- ge sämtliche primär-magmatischen Gefüge durch die Metamorphose ausgelöscht wurden, kann nicht geklärt 3. Petrographie werden, ob es sich um ehemalige Laven oder Tuffe handelt. Hinweise auf epiklastische Beimengungen feh- Da die mineralogische Zusammensetzung der Meta- len. vulkanite dieses Gebietes bisher recht kurz abgehan- delt wurde (THURNERet aI., 1980), erfolgt hier eine et- was eingehendere Beschreibung. 3.1.2. Albitfelse Die Albitfelse sind helle bis graue, dichte, plattig spaltende Gesteine, die leicht grünlich glänzende 3.1. Teufenbach-Serie Schieferungsflächen aufweisen. Im Querbruch erkennt man eine feine Lamination, die durch eine lagige An- Die Teufenbach-Serie besteht ganz überwiegend aus ordnung von Erzkörnchen und Feldspat-Einsprenglin- massigen Grünsteinen. Hinzu kommen an einigen SteI- gen hervorgerufen wird. len bis zu 40 cm dicke, helle Bänder von Albitfelsen. Gute Aufschlüsse liegen an der Bahnlinie nach Scheif- Mineralbestand ling und an der Straße südlich Teufenbach. Hauptgemengteile: Albit, Erz. Neb eng e men 9 t eil e: Biotit, Serizit, Chlorit, Calcit, Quarz, Epidot. A k z e s s 0 r jen: Titanit, Zirkon, Apatit. 3.1.1 Grünsteine Das Gefüge ist granoblastisch, enthält aber Lagen (Praslnlte) von Albit-Einsprenglingen und Erzkörnchen. Albit, aus Die Grünsteine sind massig, selten leicht geschiefert. dem dieses Gestein zu etwa 75 % besteht, kommt in Ihre Farbe reicht von dunkelgrün bis dunkelgrau. In den Form von maximal 0,1 mm großen Körnchen in der Grünsteinen sind mesoskopisch meist keine Minerale Grundmasse und bis zu 0,8 mm großen Einsprenglin- erkennbar. Lediglich direkt über der Basis-Überschie- gen vor. Die meist unverzwillingten Albite der Grund- bung der Murauer Decke sind in geschieferten Varietä- masse sind stets klar. Im Gegensatz dazu zeichnen ten Hornblendestengel und Biotitblättchen mit freiem Viellingsstreifung und Einschlüsse von Kalzit und Seri- Auge sichtbar. zit die Einsprenglinge aus, die metastabile, primär- Mineralbestand magmatische Relikte darstellen. Karbonatbutzen in den Hau pt gem eng t eil e: Albit, barroisitische Hornblende Chlorit Bio- Albit-Einsprenglingen repräsentieren die bei der Albiti- tit, Epidot. ' , sierung frei gewordene An-Komponente der Plagiokla-

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se. Das mikroskopische Erscheinungsbild und die che- tion bildet zusammen mit Chlorit die Grundmasse. Da mische Zusammensetzung (Kap. 5) lassen darauf diese Plagioklase durchwegs frisch und meist unver- schließen, daß es sich hierbei um Meta-Trachyte bis zwillingt sind, unterscheiden sie sich nicht nur durch Meta-Trachyandesite handelt. die Korngröße von den Einsprenglingen. Meist liegen die Karbonatgehalte bei unter 5 %. Nur in zwei Fällen übersteigen sie 10 % bei ebenfalls erhöhtem Quarzge- 3.2. Steinberg-Serie halt. Der erhöhte Kalzit-Gehalt ist auf eine sekundäre Karbonatisierung zurückzuführen, der Quarzgehalt auf Die Steinberg-Serie besteht im Unterschied zur Teu- die bei der Chloritisierung von Pyroxenen freiwerdende fenbach-Serie überwiegend aus Phylliten und Grün- Kieselsäure. Deutliche Hellglimmeranteile und klasti- schiefern, in die einige Metadiabas-Lagergänge einge- sche Turmaline wie in den Grünschiefern und Phylliten schaltet sind. fehlen jedoch ganz. Mineralbestand und Gefüge sprechen für eine Inter- 3.2.1. Metadiabase pretation als Metadiabas. Übergänge zwischen massi- gem und geschiefertem Typ sind nur selten zu beob- Die Metadiabase bilden 1 bis 1Oerm mächtige La- achten. Die geochemischen Daten (Kap. 5) legen eine gergänge, die entweder massig oder schiefrig ausge- Einordnung beider Typen in eine Differentiationsreihe bildet sind. Diese beiden Variationen unterscheiden nahe. sich petrographisch und geochemisch deutlich vonein- ander. Die Bezeichnung "Metadiabas" wird der interna- tional üblichen Bezeichnung "Metadolerit" hier vorge- 3.2.2. Grünschiefer zogen, weil sie ein in Mittel-Europa durchaus gängiger Begriff ist. Unter dem Begriff "Grünschiefer" werden hier licht- bis dunkelgrüne, feinkörnig bis dichte, schiefrige Ge- Die massigen Metadiabase sind kräftig grün gefärbt und zeigen hellgrüne bis gelbliche Epidotbutzen. steine zusammengefaßt. Die Schieferung ist unter- schiedlich stark, meist jedoch deutlich ausgeprägt. Nur dm-dicke Randpartien dieser Lagergänge sind ge- schiefert. Besonders in den liegenden Anteilen lassen Schieferungsflächen glänzen matt oder sind von brau- nen Verwitterungskrusten bedeckt. Eine zweite Krenu- sich mit freiem Auge Feldspattafeln und größere Erzkri- lationsschieferung ist öfters zu erkennen. Im Auf- stalle erkennen. schlußbild sind die Grünschiefer meist stark deformiert. Mineralbestand Hau pt 9 a man 9 t a i I a: Plagioklas, Chlorit, Epidot. Es treten offene, enge und auch isoklinale Falten auf. Nab a n 9 a man 9 t eil e: Kalzit, Leukoxen, Ilmenit, Titanomagnetit. In karbonatreichen Varietäten ist das Karbonat in La- Akzessorien: Apatit, Zirkon, Titanit. gen oder Linsen angereichert. Nördlich der Ruine Die Gesteine zeigen Reste eines intersertalen Gefü- Steinschloß kommt ein Grünschiefer vor, der idiomor- ges, das metamorph überprägt worden ist. Vom lie- phe bis zu 1.5 mm große Magnetitkristalle führt. genden zum Hangenden nimmt im Lagergang bei der Mineralbestand Ruine Steinschloß (Abb. 2) die Korngröße der Plagio- Hau pt 9 a men 9 t eil a: Albit, Chlorit, Hellglimmer. klase ab. Auch der Gehalt an Erz geht leicht zurück. Nab eng e men 9 t eil e: Kalzit, Quarz, Aktinolith, Epidot, Chloritoid. Akzessorien: Apatit, Erz, Titanit, Zirkon, Turmalin. Die Plagioklase erreichen Korngrößen bis zu 1,5 mm. Auf der Basis des mikroskopischen Mineralbestandes Sie sind stark saussuritisiert. Mineralgemenge aus lassen sich nach FRITSCHet al. (1967) folgende Ge- Chlorit und Epidot könnten ehemalige Glasanteile oder steinstypen unterscheiden: Chlorit-Albit-Schiefer, Albit- tektonisch deformierte Pseudomorphosen nach Pyro- Chlorit-Schiefer, Grünschiefer, Chloritschiefer, Chlorit- xen darstellen. phyllit und Chloritoidphyllit. Es bestehen alle Übergän- Die geschieferten Metadiabase haben ebenfalls eine ge, und der Farbeindruck variiert im Verhältnis von grüne Farbe und fallen durch bis zu 3 mm große Pla- Helllimmer zu Chlorit. Eine Abgrenzung dieser ver- gioklas-Einsprenglinge auf. Sie zeigen ein gut entwik- schiedenen Typen im Gelände ist bei der Kartierung keltes S-Flächengefüge. nicht durchführbar. Mineralbestand Hau ptgem angtei Ie: Plagioklas, Chlorit. Der Mineralbestand und geochemische Analysen Neb a n 9 a man 9 t a i Ie: Epidot, Biotit, Kalzit, etwas Quarz und Hall- (Kap. 5) lassen auf tuffitische Ablagerungen mit wech- glimmer. selnden Anteilen epiklastischer Beimengungen schlie- Akzessorien: Apatit, Zirkon, Laukoxan, Erz. ßen. Das vereinzelte Vorkommen von klastischen Tur- Die Anordnung der Minerale läßt auf ein deformier- malinen und von Chloritoid sowie die meist deutlichen tes, ehemals porphyrisches Gefüge schließen, wobei Anteile von Hellglimmern sind eindeutige Anzeichen für die Grundmasse völlig rekristallisiert ist. Plagioklas die Beimengung epiklastischen Materials. Jedoch kom- liegt in zwei Generationen vor. Einerseits liegt Plagio- men auch Lagen vor, in denen diese Minerale weitge- klas in Form von Einsprenglingen vOJ,die durch Seri- hend fehlen und Aktinolith und Epidot mehr in den Vor- zit-, Chlorit- und Kalzit-Einschlüsse getrübt sind. Auch dergrund rücken. Deren Edukte könnten dann reine ba- vom Rand her und entlang von Rissen werden diese saltische Tuffe sein.' Einsprenglinge von derartigen Umwandlungen ange- griffen. Gebogene und kataklastisch geknickte Exem- plare kommen vor. An den KnickstelIen und an tekto- 3.2.3. Phyllite nisch stark beanspruchten Bereichen der Kornränder Die Phyllite führen in abnehmender Häufigkeit Hell- der Plagioklase ist eine beginnende Rekristallisation zu glimmer, Quarz, Plagioklas, Chloritoid, Zoisit, Zirkon, beobachten. Hierfür gibt VOLL(1983a,b) eine Tempera- Apatit, Turmalin und Erz. Die Gefügemerkmale gleichen tur von ca. 500°C an. Er räumt jedoch ein, daß derarti- denen der Grünschiefer. Auch hier überlagern sich 2 ge Erscheinungen in seltenen Fällen auch schon bei Schieferungen unter annähernd rechtem Winkel. Sten- 400°C auftreten können. Die zweite Plagioklas-Genera- gelig ausgebildeter Chloritoid ist in S1-Richtung einge-

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regelt, demnach prä- bis syn-S, gesproßt und in Tabelle 1. S2-Richtung gebogen oder leicht geknickt. Metamorphe Mineralparagenesen der untersuchten Ge- Selten tritt ein graphitischer Granatphyllit auf, so z.B. steinsserien bei Teufenbach/Scheifling (Steiermark) und ihre nördlich des Adelsberges (Abb. 2), der zusätzlich Gra- versuchsweise Zuordnung zur alpidischen und variskischen (?altalpidischen) Metamorphose. nat, Biotit und Graphit führt. Reliktische Interngefüge in rotierten, bis 1.5 mm großen Granatporphyroblasten Alpidische Variskische (?Altalpidische) Metamorphose f1etamorpho6e bezeugen bezüglich der Hauptschieferung prä-defor- Glimmerschiefer- Biotit-Muskowit grüne Horn- matives Wachstum der Granate. Entlang von Rissen serie. blende-Granat- Plagioklas- und am Rand zeigen die Granate Umwandlungen in (An 20-281 Chlorit. Neumarkter Serie: Teufenbachserie Aktinol i th- barrosi t. Epidot/Zoisit- Hornblende- Biotit-Chlorit- Albit Albit

Neumarkter Serie: 4. Metamorphose und Deformation Steinbergserie Aktinolith- Granat- Epidot/Zoisit- 8ioti t- Chlorit-Albit, Muskowit- Die Abschätzung der Metamorphosebedingungen be- Biotit-Muskowit- Chlorit- Al bi t-Quarz Quarz ruht auf Beobachtungen von Mineralparagenesen in Fazieseintei- Grünschiefer- Epidot- Amphibolit- Dünnschliffen. Deren Bezug zur Hauptschieferung S, lung nach Fazies Amphibolit- Fazies ist für die Rekonstruktion der Metamorphosegeschichte Miyashiro (1975) Fazies und eine etwaige Alterseinstufung der Ereignisse von Metamorphose- grade nach niedriggradige Metamorphose mittelQradige besonderer Bedeutung. Winkler (1979) Metamorphose

EpidotlZoisit in den Metadiabasen der Steinbergserie 4.1 Glimmerschieferserie charakteristisch für die niedriggradige Metamorphose . Hierbei weisen Rekristallisationserscheinungen an Die Granatglimmerschiefer zeigen in S, zerrissene Feldspäten auf Temperaturen von mindestens 400°C und in Bezug zu S, rotierte Granate, die demgemäß hin. prä-S, entstanden sind. Als typisch für die Amphibolit- Aus diesen Beobachtungen läßt sich wie schon für fazies bezeichnet MIYASHIRO(1973) die Paragenese die Glimmerschieferserie ein mindestens zweiphasiger grüne Hornblende plus Plagioklas (An 20-30 %) plus Metamorphoseablauf ableiten. Tabelle 1 gibt eine Zu- Granat wie sie im Granatamphibolit auftritt. Daraus ist sammenfassung des Metamorphosegeschehens. Eine abzuleiten, daß beim Metamorphosehöhepunkt die Alterseinstufung der Metamorphoseereignisse kann Grenze zur mittelgradigen Metamorphose (WINKLER nicht mit letzter Sicherheit vorgenommen werden. In 1979) erreicht wurde. Bezug auf die Gliederung tektonischer Ereignisse nach Eine zweite, syn- bis post-S, abgelaufene Metamor- Von GOSEN(1982) kommt der als S, bezeichneten phose verlief unter Bedingungen des oberen Bereiches Hauptschieferung ein altalpidisches Alter zu. Den prä- der niedriggradigen Metamorphose. Dies dokumentie- S, durchschrittenen Metamorphosehöhepunkt als va- ren Umwandlungen der Granate der Glimmerschiefer riskisch einzustufen ist daher naheliegend. Da aber zu Chlorit randlich und entlang von Rissen sowie die maximale Metamorphose und prägende Deformation randlich chloritisierten Hornblenden des Amphibolits. eines Ereignisses nicht gleichzeitig ablaufen müssen, Basisparallel mit Muskowit verwachsener Biotit kommt kann ein altalpidisches Alter des Metamorphosehöhe- in den Glimmerschiefern als Querglimmer vor. Die Aus- punktes nicht ganz ausgeschlossen werden. bildung der Quarze der Serizit-Quarzite belegen, daß die Schwellentemperatur für die Rekristallisation des Quarzes bei abklingender Deformation überschritten wurde. 5. Geochemie

Aus dem Untersuchungsgebiet wurden, 28 Proben 4.2. Neumarkter Serie von Metavulkaniten auf Haupt- und Spurenelemente mit der Röntgenfluoreszenz nach den Methoden von Die Granat-Chlorit-Biotit- Muskowit-Quarz-Paragene- NORRISH& CHAPPEL(1977) analysiert. Die einzelnen se der Phyllite der Neumarkter Serie ist typisch für die Analysenwerte können der Diplomarbeit von ERTEL Granat-Zone (WINKLER,1979) der niedriggradigen Me- (1988) entnommen werden. Hier werden in Tabelle 2 tamorphose. Anhand ihres reliktischen Interngefüges sechs repräsentative Analysen von Grünsteinen und AI- belegen rotierte Granate ihre Entstehung prä-S,. Nach bitfelsen der Teufenbach-Serie und von Metadiabasen MIYASHIRO(1973) ist die Paragenese barroisitische und Grünschiefern der Steinberg-Serie wiedergegeben. Hornblende - Chlorit - Epidot - Biotit - Albit der Aus dieser Tabelle kann man übersichtsmäßig folgen- Grünsteine der Teufenbachserie der Epidot-Amphibolit- des ableiten: Die Grünsteine der Teufenbach-Serie sind Fazies zuzuordnen. Da die barroisitischen Hornblenden Meta-Alkalibasalte (Probe E10) und Meta-Trachyande- durch S, geknickt oder gebogen sind, muß ihre Entste- site (E11), die sich durch hohe Ti-, P-, Nb- und Zr-Ge- hung prä-S, angenommen werden. Randlich und ent- halte auszeichnen. Na überwiegt gegenüber K, was auf lang von Rissen zeigen sie Umwandlungen zu Biotit eine Spilitisierung schließen läßt. Die Albitfelse (Probe und Chlorit. E2) ähneln Meta-Trachyten mit hohen Na-, P-, Nb- und Kleine Aktinolith-Nädelchen liegen zusammen mit Zr-Gehalten. Die massigen Metadiabase der Steinberg- Chlorit regellos in Albitpflastern und bilden die 2. Horn- Serie (Probe E26) sind außerordentlich Ti-reich. Auch blende-Generation der Grünsteine. Weiterhin ist das sie führen außerdem hohe Na-, P-, Nb- und Zr-Werte. gemeinsame Auftreten von Albit - Chlorit - Biotit - Die geschieferten Metadiabase der Steinberg-Serie

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,, Tabelle 2. C+f3a • p Ausgewählte chemische Analysen von Metavulkaniten der .• Murauer Decke bei Teufenbach/Scheifling (Steiermark). '. E2 = Albitfels der Teufenbach-Serie; E10 = Basischer Grün- ". stein (Prasinit) der Teufenbach-Serie; E11 = Intermediärer ". Grünstein der Teufenbach-Serie; EH = Geschieferter Meta- """" diabas-Lagergang der Steinberg-Serie; E23 = Grünschiefer ". der Steinberg-Serie; E26 = Massiger Metadiabas-Lagergang '. der Steinberg-Serie. 0,1 u.N. = Unter der Nachweisgrenze (Nachweisgrenze von CaO AOtO T = 0,35 %, K20 = 0,13 %, Cr = 100 ppm, Ni ;" 39 ppm, Rb = 7 ppm).

Probe Nr. E 2 E 10 E 11 E 17 E 23 E 26 Zr/Ti02 A 5iD2 'l. 58.3 48.3 53.4 44.0 50.8 43.3 TiD2 1.8 3.4 1.8 '3.0 1.1, 4.5 AI2D3 14.2 14.1 16.8 13.2 26.8 14.4 0,01 Fe2D3 8.7 6.2 4.8 4.1 1.7 6.9 Saualpe FeD 4.2 5.6 4.8 7.9 6.1 8.4 MnD 0.04 0.20 0.13 0.22 0.06 0.18 MgD 0.32 4.6 2.9 3.2 2.1 4.6 CaD 3.0 7.7 3.5 8.1 u.N. 8.3 AB B+N Na2D 8.0 4.1 6.6 4.5 1.6 3.5 K2D 0.26 1.8 2.5 1.1 4.5 u.N. P2D5 0.75 0.60 0.57 0.37 0.09 0.58 SUb-AB H2D+ 0.36 1.5 0.82 2.3 3.9 3.2 CO2 0.34 1.2 0.52 8.0 1.1 1.2 0,001 Summe 100.27 99.30 99.14 99.99 99.85 99.06 0,1 1 10

8a ppm 113 490 783 510 618 167 Nb/Y Cr u.N. 125 u.N. u.N. 101 u.N. Abb.5. Nb 46 46 62 24 23 48 Ni u.N. 47 u.N. u.N. 75 u.N. Zr/Ti02-Nb/Y -Diagramm nach WINCHESTER& FLOYD (1977) für Metavulkanite Rb u.N. 39 47 43 226 u.N. der Teufenbach- und Steinberg-Serie. Sr 160 459 409 277 245 542 = Basische Metavulkanite der Teufenbach-Serie; /::; = Intermediäre Meta- Y 48 31 43 37 62 25 o Zr 500 330 547 230 125 345 vulkanite der Teufenbach-Serie; D = Massige Metadiabase der Steinberg-Se- rle; • = Geschieferte Metadiabase der Steinberg-Serie. Feld gestrichelter Linie: Vergleichsanalysen von Metavulkaniten aus der Phyl- (Probe E 17) enthalten etwas weniger Ti als die massi- lit-Gruppe der südlichen Saualpe (LOESCHKE,1988). gen Metadiabase, dafür aber mehr CO2, was auf eine Sub-Ab = Sub-Alkalibasalte; AB = Alkali-Basalte; B + N = Basanite und Ne- sekundäre Karbonatisierung schließen läßt. Auch hier phelinite; A = Andesite; Ta = Trachyandesite; RD + D = Rhyodazite und Dazi- te; T = Trachyte; R = Rhyolithe; C + Pa = Comendite und Pantellerite; P = überwiegt Na gegenüber K. Beide Metadiabas- Typen Phonolithe. sind von Alkali-Basalten abzuleiten. Die Grünschiefer (Probe E23) stellen meist keine reinen basaltischen Vulkanit-Assoziation vor, die ganz überwiegend basi- Vulkanite dar. Es sind Tuffite, die stark mit epiklasti- sche bis intermediäre Alkali-Gesteine umfaßt. Die schen, tonigen Beimengungen vermischt sind. Dies läßt Streubreite ließe sich durch eine gravitative Kristallisa- sich aus den hohen AI- und K-Gehalten schließen, die tions-Differentiation von Olivin, Klinopyroxen und Pla- für eine große Beteiligung tonigen Materials sprechen, gioklas in einer Magmakammer erklären, die die Förde- was in dem hohen Serizit-Gehalt zum Ausdruck kommt. rung von Alkali-Basalten und Trachyandesiten (Hawaii- In der CIPW-Norm, die hier nicht wiedergegeben ist, te, Mugearite) erlaubt. enthalten die Grünschiefer viel Corund, der den rech- In Abb. 6, die das Ti02-Zr-Diagramm von PEARCEet nerischen Überschuß von AI darstellt. Die Grünschiefer al. (1981) wiedergibt, wird der Versuch unternommen, werden deshalb hier bei der Auswertung nicht weiter den ehemaligen geotektonischen Bildungsraum dieser berücksichtigt. Metavulkanite zu rekonstruieren. Es können darin mit- Wichtig für die Klassifikation und die Zuordnung zu telozeanische Rücken-Basalte (MORB) von Inselbogen- bestimmten geotektonischen Bereichen sind immobile Laven und Intraplatten-Laven unterschieden werden. Spurenelemente wie Ti, Zr, Nb, Y und P, deren Gehalte Die Analysen der Teufenbach- und Steinberg-Serie fal- sich während einer Spilitisierung und Metamorphose len ausschließlich in das Feld der Intraplattenlaven. nicht verändern und somit dem primär-magmatischen Auch hier ist eine gewisse Differentiation zu erkennen. Stoffbestand entsprechen (WINCHESTER& FLOYD, 1977; Die meisten Analysen liegen oberhalb der schräg von PEARCEet aI., 1981; PEARCE1982). Eine gewisse Eintei- links unten nach rechts oben verlaufenden Linie, die lung kann man auch mit Hilfe des Si02-Gehaltes die Basalte (oben) von intermediären Vulkaniten (unten) durchführen, der eine grobe Einteilung in basische trennt. Einige Analysen liegen unterhalb dieser Linie, (43,0-51,9 % Si02) und intermediäre (52,0-62,9 % was auf einen abnehmenden Ti-Gehalt zurückzuführen Si02) Metavulkanite erlaubt. ist. Darin kommt die beginnende Auskristallisation von In Abbildung 5 sind die Analysen der Teufenbach- Titano-Magnetit zum Ausdruck, die sich mit zunehmen- und Stein berg-Serie in das ZrfTi02-Nb/Y -Diagramm der Differentiation bei zunehmenden Si02-Gehalten von WINCHESTER& FLOYD (1977) eingetragen, mit des- einstellt. Intraplattenlaven sind solche Laven, die fern- sen Hilfe man metamorphe Vulkanite klassifizieren ab von Plattengrenzen gefördert werden. Dazu gehören kann. Daraus geht hervor, daß die basischen und inter- Laven ozeanischer Inseln und intrakontinentaler Grä- mediären Glieder der Teufenbach-Serie in das Feld der ben. Auch manche Laven aus "Back-Arc"-Bereichen Alkali-Basalte und Trachy-Andesite fallen. Die massi- haben solche Zusammensetzungen wie z.B. die Laven, gen Metadiabase der Steinberg-Serie fallen in das Feld die auf einigen Inseln im Japanischen Meer gefördert der Alkali-Basalte und die geschieferten Metadiabase werden (NAKAMURAet aI., 1985). Generell kann man sa- der Steinberg-Serie liegen an der Grenze der Alkali- gen, daß Alkali-Vulkanite in den meisten Fällen in Deh- und Subalkali-Basalt-Felder. Es liegt hier demnach eine nungszonen auftreten (WILSON 1989).

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10

[%]

Ti02 1

Abb.6. Ti02-Zr-Diagramm nach PEARCEet al. (1981) für Metavulkanite der Teufenbach- und 0.1 Steinberg-Serie. 10 100 1000 MORB = Mitlelozeanische Rücken-Basalte. Zr [PPM] Symbole siehe Legende Abb. 5, Abschließend sei noch auf Abb. 7 hingewiesen, in nite der Teufenbach- und Steinberg-Serie Alkali-Basal- welcher die Sr-, K20-, Rb-, Ba-, Nb-, P20S-' Zr-, te und deren intermediäre Differentiationsprodukte Ti02- und V-Gehalte der basischen Metavulkanite der sind. . Teufenbach- und Steinberg-Serie mit den entprechen- Der ehemalige geotektonische Bildungsraum ist ein den Gehalten von Basalten mittelozeanischer Rücken Dehnungsfeld gewesen, dessen genaue Natur nicht nä- nach PEARCE(1982) normiert worden sind. Wie die Ver- her charakterisiert werden kann, der aber wahrschein- teilungskurve zeigt, streuen die Sr-, K20-, Rb- und Ba- lich einem intrakontinentalen Rift-Bereich oder einem Gehalte stark, weil diese Elemente während sekundärer passiven Kontinentrand glich. Da Hinweise auf die Exi- Überprägungen mobil sind. Dagegen zeigen die Nb-, stenz ozeanischer Kruste im Untersuchungsgebiet feh- P20S-' Zr-, Ti02- und V-Werte eine wesentlich ge- len, kommen ozeanische Inseln und "Back-Arc"-Berei- ringere Streuung. Charakteristisch ist deshalb der Kur- ehe mit ozeanischer Krustenunterlage für die Interpre- venverlauf von Nb ab nach rechts. Er stimmt überein tation nicht in Betracht. Die untersuchten Gesteine mit dem Kurvenverlauf von Alkali-Intraplatten-Basalten. ähneln geochemisch sehr stark den Alkali-Basalten und Es kann deshalb kein Zweifel sein, daß die Metavulka- Trachyandesiten (Hawaiite, Mugearite) auch anderer Bereiche der Gurktaler Decke (Magdalensberg-Serie, Saualpe, Turracher Höhe, Murauer Paläozoikum, GIESE, 1988; LOESCHKE,1988, 1989a,b; SCHNEPF,1989). Die Metavulkanite der Teufenbach- und Steinberg-Serie fü- gen sich deshalb gut in das Bild eines geotektonischen Dehnungsbereiches ein, das auch aus anderen Berei- Rock chen der Ostalpen zur Zeit des oberen Ordoviz/Silurs rekonstruiert werden konnte (LOESCHKE,1989a). MORB

6. Vergleiche mit der Phyllit-Gruppe 0,1 Ba Nb P20S Ti02 y der südlichen Saualpe Elemente Alkali - WPB Ganz ähnliche Gesteine wie in der Teufenbach- und ~~ Gesteine der Teufenbach - Steinberg-Serie treten in der Phyllit-Gruppe der südli- ~~ und Steinbergserie chen Saualpe auf (KLEINSCHMIDTet aI., 1975; LOESCHKE, Abb.7. 1988). Auch von dort sind Grünsteine (Epidot-Amphi- Sr-, K20-, Rb-, Ba-, Nb-, p20S-. Zr-, Ti02- und V-Werte von basischen Me- bolite), Albitfelse (Meta-Trachyte), Grünschiefer und tavulkaniten der Teufenbach- und Steinberg-Serie normiert mit entspre- Phyllite bekannt. Der Metamorphosegrad der Phyllit- chenden Werten mittelozeanischer Rücken-Basalte nach PEARCE(1982). Gruppe entspricht demjenigen der Teufenbach- und WPB = Intraplatlenbasalte ("Within Plate Basalt"). Steinberg-Serie. Auch wird die Phvllit-Gruppe der Sau-

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alpe zur Murauer Decke gerechnet (NEUBAUER& PISTOT- NAKAMURA,E., CAMPBELL,I. & SUN, S.: The influence of sub- NIK, 1984). Wie aus Abb. 5 und 6 hervorgeht, überlap- duction processes on the geochemistry of Japanese alkali- pen sich die beiden Gesteinsgruppen in ihrer chemi- ne basalts. - Nature, 316, 55-58, London 1985. schen Zusammensetzung. Allerdings führt die Phyllit- NEUBAUER,F.: Zum Alter von Dolomiten auf der Stolzalpe bei gruppe der südlichen Saualpe zusätzlich noch helle Murau und am Adelsberg bei Neumarkt (Stmk.). - Anz. Österr. Akad. Wiss., math.-naturw. KI., 1979, 116-119, Metavulkanite rhyolithischer Zusammensetzung mit ho- Wien 1979. hen Zr- und Nb-Gehalten, die in der Teufenbach- und NEUBAUER,F. & PISTOTNIK,J.: Das Altpaläozoikum und Unter- Steinberg-Serie nicht auftreten. Insofern könnten die karbon des Gurktaler Deckensystems (Ostalpen) und ihre Bildungsorte beider Gebiete zwar ähnlich, aber nicht paläogeographischen Beziehungen. - Geol. 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