V. Die Reformgesetzgebung, 1970-1978
V. Die Reformgesetzgebung, 1970-1978 Aufgrund der wehrpolitischen Brisanz, den der Politikbereich besaß, nahm das Bundeskanzleramt die Reform des Zivildienstes bereits Ende 1969 in die Prioritä- tenliste der Inneren Reformen der Regierung Brandt/Scheel auf.1 Entsprechend sah der selbst gesteckte Zeitplan aus: Bereits im Januar 1971 sollte der Gesetzgeber den Kern des Reformwerkes, das sog. Zivildienstgesetz verabschieden.2 Aufgrund des umfassenden Regelungsbedarfes ließen sich nämlich nicht alle vorgesehenen Reformpunkte innerhalb eines einzigen Gesetzes realisieren. Die Reform des Zivildienstes war vielmehr ein umfassendes Projekt, das sich aus vier separaten Gesetzesvorhaben zusammensetzte: aus dem sog. Artikelgesetz, das die Dauer des Dienstes neu festlegte, dem Wehrdisziplinargesetz, das die disziplinarrechtlichen Fragen regelte, der schon erwähnten dritten Novellierung des bisherigen Ersatz- dienstgesetzes, dem Zivildienstgesetz, und schließlich aus der sog. Postkarten- novelle, die im Juli 1977 das bestehende Prüfungsverfahren aussetzte. 1. Das von 1972 die zeitliche „Artikelgesetz" - Verlängerung des Zivildienstes Als der frisch ernannte Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Hans Iven, im Herbst des Jahres 1970 während einer Pressekonferenz auf die Frage, um wie viel länger der Zivildienst künftig dauern werde, „bis zu drei Monate" antwortete, da glaubte ihn sein direkter Dienstvorgesetzter, Bundesarbeitsminister Walter Arendt, umgehend korrigieren zu müssen. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-An- zeigers" gab Arendt bekannt, es
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