Das Selbstverständnis Des Bayerischen Landtags
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EIN HALBES JAHRHUNDERT BAYERISCHER PARLAMENTARISMUS 1946-2003 GESPIEGELT IN DEN GRUNDSATZREDEN DER LANDTAGSPRÄSIDENTEN Eingeleitet und bearbeitet von Dirk Götschmann 2 Bibliographische Angaben: Dirk Götschmann: Ein halbes Jahrhundert Bayerischer Parlamentaris- mus 1946-2003. Gespiegelt in den Grundsatzreden der Landtagspräsi- denten. Universität Würzburg 2012. [urn:nbn:de:bvb:20-opus-71424] Dieses Dokument wird bereitgestellt durch den Online-Publikationsservice der Universität Würzburg. 3 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 6 Einleitung 10 Vorbemerkung 17 1. Die unmittelbare Nachkriegszeit a) Der Landtag von 1946-1950 18 Vorgeschichte 18 Verlauf und Ergebnisse 22 Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Georg Stücklen 27 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Michael Horlacher 30 Rede Horlachers anlässlich der 100. Plenarsitzung 33 Rede Horlachers anlässlich des Jahrestages der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner 36 Rede Horlachers anlässlich seines Ausscheidens aus dem Landtag 38 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Georg Stang 49 b) Der Landtag von 1950-1954 55 Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Georg Stang 58 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Georg Stang 59 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Alois Hundhammer 63 c) Der Landtag von 1954-1958 66 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Hans Ehard 69 Rede Hans Ehards anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 3.12.1956 70 Dankrede Hans Ehards für die Würdigung anlässlich seines 70. Geburtstages 96 d) Der Landtag von 1958-1962 101 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Hans Ehard 105 Rede Ehards anlässlich seines Wechsels vom Amt des Landtagspräsidenten in das des Ministerpräsidenten 109 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer 112 Rede Hans Ehards anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt des Landtagspräsidenten 115 Rede Hanauers anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 1.12.1961 118 4 2. Die Ära Goppel a) Der Landtag von 1962 bis 1966 139 Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Helmerich 141 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer 142 b) Der Landtag von 1966-1970 146 Eröffnungsrede des Alterspräsidenten Wilhelm Hoegner 150 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer 154 Rede Rudolf Hanauers anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 7.12.1966 158 c) Der Landtag von 1970-1974 167 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer 171 Rede Rudolf Hanauers anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 1.12.1971 174 d) Der Landtag von 1974-1978 182 Eröffnungsrede des Alterspräsidenten von Feury 186 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer 189 Rede Rudolf Hanauers anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 1.12.1976 194 3. Die Ära Strauß a) Der Landtag von 1978-1982 199 Eröffnungsrede des Alterspräsidenten Alfred Seidl 203 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Franz Heubl 207 Rede Franz Heubls anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 1.12.1981 211 b) Der Landtag von 1982-1986 218 Eröffnungsrede des Alterspräsidenten Alfred Seidl 221 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Franz Heubl 226 c) Der Landtag von 1986-1990 231 Eröffnungsrede des Alterspräsidenten Heiler 235 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Franz Heubl 237 5 4. Der Ausgang des 20. Jahrhunderts a) Der Landtag von 1990-1994 242 Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Josef Feneberg 246 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Wilhelm Vorndran 248 Rede Wilhelm Vorndrans anlässlich des 45-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 2.12.1991 254 b) Der Landtag von 1994-1998 257 Eröffnungsansprache der Alterspräsidentin Anneliese Fischer 261 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Johann Böhm 263 Rede Johann Böhms anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 1.12.1996 269 c) Der Landtag von 1998-2003 276 Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Herbert Kempfler 280 Antrittsrede des Landtagspräsidenten Johann Böhm 282 Rede Johann Böhms anlässlich des 55-jährigen Bestehens der Bayerischen Verfassung am 3.12.2001 288 Verzeichnis der zitierten Quellen und der Literatur 293 6 Vorwort Am 12. Dezember 1946 hielt Michael Horlacher als erster bayerischer Landtagspräsident der Nachkriegszeit seine Antrittsrede, womit er eine bis heute fortgeführte parlamentari- sche Tradition begründet hat. Denn seither haben alle Präsidenten nach ihrer Wahl in programmatischen Reden ihre Auffassung von der Stellung und den Aufgaben des bayeri- schen Parlaments und seines Präsidenten dargelegt. Diese Reden waren und sind immer auch an die Öffentlichkeit gerichtet. Denn anlässlich seiner Konstituierung, die nach einer Neuwahl und somit in großen Zeitabständen stattfindet, genießt der Landtag eine Medi- enaufmerksamkeit, wie sie sonst nur die Staatsregierung kennt, auf die sich die Berichter- stattung der Medien üblicherweise konzentriert. Das Parlament und sein Präsident sind somit geradezu gezwungen, diese seltenen Gelegenheiten zu nutzen, um eine größere Zahl von Staatsbürgern ansprechen zu können. Zumindest zu Beginn einer jeden Legisla- turperiode besteht so die Möglichkeit, nicht nur Politikern und Parlamentariern, sondern auch den Bürgern und Wählern ins Gedächtnis zu rufen, dass es der Landtag ist, der den Eckstein des Staatsgebäudes einer parlamentarischen Demokratie bildet. Diese Tatsache in Erinnerung zu rufen war und ist alles andere als überflüssig. Denn die Kenntnisse der Bürger über die Funktionsweise einer parlamentarischen Demokratie und die darin vorgesehene Aufgaben- und Kompetenzverteilung, vor allem die zwischen Land- tag und Staatsregierung, sind vielfach dürftiger als sie füglich sein sollten. Dabei sind diese Kenntnisse Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten. Dass diese Einsicht aber nicht bei allen Staatsbürgern im notweni- gen Maße vorhanden ist und eher ab- als zunimmt, belegt die geringe und in den letzten Jahrzehnten tendenziell abnehmende Beteiligung an den Wahlen gerade auf Landesebe- ne. 7 Zu den Erfahrungen, welche die Politiker der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt ha- ben, zählte die Missachtung, die den Parlamenten und Parlamentariern zur Zeit der Wei- marer Republik aus weiten Kreisen der Bevölkerung entgegen schlug. Damals mussten die Demokraten in den Parlamenten mit ohnmächtiger Wut mit ansehen, wie die erklärten Feinde der Demokratie Reichstag und Landtage als Bühnen für ihre Propaganda miss- brauchten und ihre parlamentarischen Mandate dazu nutzten, um die Demokratie zu ver- nichten. Auch im bayerischen Landtag haben gewählte Volksvertreter diesen Missbrauch betrieben, die Fürsprecher der Demokratie in infamer Weise angegriffen und verächtlich gemacht. Es war daher die gemeinsame Überzeugung aller Demokraten, die nach dem Zusammen- bruch der Nazi-Diktatur 1945 am Aufbau des neuen demokratischen Bayern mitwirkten, dass die Demokratie breiten Schichten der Bevölkerung nahegebracht werden müsse, damit sie feste Wurzeln schlagen könne. Nicht zuletzt diesem breiten Konsens aller De- mokraten ist auch die starke Verankerung des Landtags in der bayerischen Verfassung zu verdanken. Schon die erste konstituierende Sitzung im Jahr 1946 und dann alle weiteren, aber auch Jubiläen und wichtige Ereignisse hat der bayerische Landtag daher stets zum Anlass ge- nommen, um an die Begründung des demokratischen Bayern zu erinnern und auf die Leh- ren zu verweisen, die man aus der Geschichte zu ziehen habe. Der Öffentlichkeit wurde so von Zeit zu Zeit ins Bewusstsein gerufen, was die wichtigste Voraussetzung für die positi- ve Entwicklung bildet, die Bayerns Staat und Gesellschaft in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg genommen haben. Bei diesen Gelegenheiten wurden be- merkenswerte Grundsatzreden gehalten, die wegen der oftmals sehr persönlichen Erfah- rungen, die sie widerspiegeln, auch interessante und wichtige Beiträge zur Zeitgeschichte darstellen. Darüber hinaus lassen diese Reden höchst aufschlussreiche Einblicke in die politischen Verhältnisse und Ereignisse jener Jahre zu, in denen sie gehalten wurden. In den letzten Jahrzehnten allerdings ließ der bayerische Landtag manche der Gelegenhei- ten, bei denen er früher in dieser Weise aktiv wurde, ungenutzt. Das Nachlassen dieser Aktivität ist wohl nur zum Teil auf Terminschwierigkeiten zurückzuführen. Die eigentliche Ursache dürfte im wachsenden Abstand zur Zeit des Nationalsozialismus und zu dessen katastrophalen Folgen zu suchen sein. Nicht nur die Bürger, auch die Politiker und Parla- 8 mentarier neigen offenbar dazu, die Existenz einer funktionsfähigen parlamentarischen Demokratie als selbstverständlich zu betrachten. Dies muss nachdenklich stimmen. Denn auch eine demokratische Gesellschaft – und vielleicht gerade sie – muss sich ihrer Traditi- onen bewusst sein. Nur so kann sie die integrative Kraft entwickeln, ohne die kein Ge- meinwesen auf Dauer bestehen kann. Auch und gerade eine demokratische Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass sich ihre Mitglieder mit dem Staat identifizieren und für ihn engagieren. Das Gedenken, welche die Gemeinschaft jenen Menschen widmet, die sich oft unter großen persönlichen Opfern und Gefahren für die Demokratie einsetzten, und die dann unter schwierigsten Verhältnissen die Grundlagen eines bis heute voll funktions- fähiges demokratisches Staatswesen geschaffen und gefestigt haben, kommt so letztlich ihr selbst zugute. Aus diesem Grund sollte der Bayerische Landtag, dessen Geschichte eng mit der des Lan- des und seiner Menschen verbunden