Ludwig Rosenberg
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Ludwig Rosenberg Der Bürger als Gewerkschafter Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie in der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Frank Ahland Witten 2002 Dann ziehet ein in öden, wüsten Hallen Des Lebens tiefster Sinn und höchstes Gut. Ludwig Rosenberg (1931) Das Leben hat den Sinn, den man ihm gibt. Ludwig Rosenberg (1972) Veröffentlicht mit Genehmigung der Fakultät für Geschichts- wissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Referent Prof. Dr. Klaus Tenfelde Korreferent Prof. Dr. Wilhelm Bleek Tag der mündlichen Prüfung 17. Juli 2002 Inhalt 1 Der Biedermann und der Weltbürger...................................................... 5 2 Zur Biografie eines Gewerkschafters .....................................................11 Auf dem Glatteis der Biografik............................................................................. 15 Bürgerlichkeit als Habitus ....................................................................................18 Sozialisation und Generation ...............................................................................23 Der Biograf als Archäologe.................................................................................. 27 3 Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte ..........................................37 Posener Juden zwischen Tradition und Moderne................................................ 38 Drei jüdische Familien auf dem Weg nach Berlin ...............................................51 Neue Heimat am Wilhelmsplatz.......................................................................... 58 Am Rande der Berliner Konfektion ......................................................................67 Der Aufstieg ins Bildungsbürgertum.................................................................... 72 Unklare Herkunft – der väterliche Zweig der Familie.......................................... 83 Die Entstehung einer neuen jüdischen Identität................................................... 89 4 Zwischen Kunst und Kommerz, 1903 bis 1928 .................................101 Ein bürgerliches Elternhaus................................................................................ 102 Schulzeit im Weltkrieg .......................................................................................115 Jugend im Zeichen des Kriegs........................................................................... 123 Der Verlust des Vaters .......................................................................................140 Politische Prägung im Kampf um die Republik.................................................. 151 Das Krisenjahr 1923/1924.................................................................................. 168 5 Verhinderter Aufstieg, 1928 bis 1940 ...................................................175 Anfänge der Gewerkschaftsarbeit...................................................................... 175 Flucht aus Deutschland ......................................................................................195 Fuß fassen im Londoner Exil .............................................................................207 Interniert auf der Isle of Man.............................................................................. 229 6Im inneren Kreis, 1941 bis 1946 ..............................................................253 Arbeit gegen den Endsieg ..................................................................................254 Politik im Heute ..................................................................................................260 Propaganda und Research Work ........................................................................277 Für ein neues Deutschland................................................................................. 288 Entschieden zur Rückkehr................................................................................... 302 7 Aufwärts, seit 1946..................... ................................................................317 Ein Stellenangebot aus Bielefeld .......................................................................318 Der schönste Tag meines Lebens ......................................................................330 Im Dienste der Gewerkschaften......................................................................... 336 Aktenstudium in einem Berliner Archiv ............................................................355 Als Emigrant in Deutschland.............................................................................. 376 Mit leeren Händen zurückgekehrt? ....................................................................386 8 Ein verlorener Sohn des Bürgertums? ................................................403 Anhang ....................................................................................................................423 I Stammbaum Ludwig Rosenbergs........................................................ 423 II Abbildungsnachweis........... ......................................................................424 III Systematik des Nachlasses Ludwig Rosenberg............................... 425 III.1 Teilnachlass im DGB-Archiv im AdsD, Bonn ....................................................425 III.2 Teilnachlass im AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.................................. 425 IV Quellen und Literatur........... .....................................................................429 IV.1 Ungedruckte Quellen.......................................................................................... 429 1.1 Archivalische und behördliche Unterlagen................................................. 429 1.2 Benutzte Rundfunk-, Fernseh- und sonstige Interviews mit und Porträts von Ludwig Rosenberg ..................................................................430 1.3 Benutzte Vorträge Ludwig Rosenbergs....................................................... 430 IV.2 Gedruckte Quellen.............................................................................................. 431 2.1 Benutzte Schriften Ludwig Rosenbergs ......................................................431 2.2 Zeitgenössische Periodika ...........................................................................431 2.3 Zeitgenössisches Schrifttum........................................................................ 432 2.4 Biografien, Memoiren, Erinnerungen, Porträts, literarische Verar- beitungen..................................................................................................... 434 2.5 Darstellungen und Abhandlungen ..............................................................437 1 Der Biedermann und der Weltbürger Ludwig Rosenberg war „in mancher Hinsicht ein Außenseiter“,1 der „unorthodoxeste aller bisherigen Gewerkschaftsvorsitzenden“, der „Halbjude“, der sich „seinem Naturell entsprechend […] an die Klage- mauer [stellte], statt durch eine forcierte Pression wenigstens einen Teil seiner Forderungen durchzusetzen“, der „schlanke, stets korrekt geklei- dete Gewerkschaftsführer“, mit dem „Wortgeklingel als Ideologieer- satz“, die „liebenswürdige Galionsfigur“, die „den harten Broterwerb des gewerkschaftlichen Systematikers [verabscheute]“.2 Diese Zitate sind den wenigen veröffentlichten Lebensbeschreibungen des Mannes entnommen, der als fünfter Vorsitzender des Deutschen Gewerk- schaftsbundes immerhin sieben Jahre und damit länger als jeder seiner Vorgänger der größten (west-) deutschen Arbeitnehmerorganisation vorstand. In der Tat schien Ludwig Rosenberg nicht prädestiniert, in seinem siebten Lebensjahrzehnt den Gewerkschaftsdachverband zu führen. Allzu vieles sprach dagegen: seine bürgerliche Herkunft, seine Hirsch-Duncker´sche Organisationsvergangenheit, sein Angestelltenbe- ruf, sein Exulantenschicksal, wohl auch sein jüdisches Elternhaus. Ihm fehlte jener in der Arbeiterbewegung so sehr geschätzte Stallgeruch, den allein ein proletarischer Lebenslauf verleiht. Ludwig Rosenberg, der fünfte Vorsitzende des Deutschen Gewerk- schaftsbundes, scheint inzwischen, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, in der Öffentlichkeit, ja selbst in den Gewerkschaften, der Verges- senheit anheimgefallen zu sein. So trifft auch vieles von dem, was die Biografin Brigitte Seebacher-Brandt in Bezug auf Erich Ollenhauer, den früheren Vorsitzenden der SPD, feststellen konnte, auf Rosenberg zu: „Nichts an ihm sticht hervor, nichts Außerordentliches und nichts Be- sonderes.“3 Dazu mögen Rosenbergs stets korrekte und elegante Er- scheinung und sein ausgleichendes Wesen beigetragen haben. Neben 1 Beier, G. (1983b) 152.– Kursive Eintragungen in den Anmerkungen verweisen auf das Quellen- und Literaturverzeichnis im Anhang. Alle Zitate sind in der Schreibweise des Originals wiedergegeben. 2 Lutz 85, 87, 89 f. – Die wiederholt anzutreffende, hier auch von Lutz verwendete Bezeichnung Rosenbergs als „Halbjude“ ist in jeder Hinsicht falsch, da beide El- ternteile und alle vier Großeltern jüdischen Glaubens waren. Sie resultiert ver- mutlich aus einer Fehlannahme aufgrund der Tatsache, dass ein Elternteil, die Mutter, in Auschwitz ermordet wurde, ignoriert jedoch den frühen Tod des gleichfalls jüdischen Vaters 1923. Rosenbergs Austritt aus der jüdischen Ge- meinde, noch zur Zeit der Weimarer Republik, wird dabei ebenfalls außer Acht gelassen. Rosenberg galt demzufolge nach den Nürnberger Rassegesetzen als so genannter „Volljude“ und nach Maßgabe des bürgerlichen Rechts bis 1923 als Jude und seither als konfessionslos.