SPD – 02. WP Fraktionssitzung: 13. 10. 1954

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13. Oktober 1954: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 2. WP, 2, Ord. 25. 5. 1954 – 23. 2. 1955. Überschrift: »Protokoll über die Fraktionssitzung v. 13. 10. 1954, 10.00 Uhr«.

1. Die Fraktion ist mit den Vorschlägen zur Abwicklung der Tagesordnungen der Ple- narsitzungen v. 14. und 15.௔10. einverstanden. 2. Das Ergebnis der Vorstandswahl ergibt sich aus der anliegenden Liste.1 Wahlzettel für die Wahl der Vorsitzenden 125 Wilhelm Mellies 97 Erwin Schoettle 106 130 abgegebene Stimmen, 5 ungültige Stimmen Wahlzettel für die Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder 1. 69 18. Helmut Kalbitzer 41 2. Siegfried Bärsch 30 19. Lisa Korspeter 11 3. 70 20. Heinz Kühn 61 4. Paul Bleiß 86 21. Gertrud Lockmann 16 5. Hans Böhm 53 22. Gerhard Lütkens 72 6. 77 23. Franz Marx 38 7. 17 24. Ludwig Metzger 82 8. Clara Döhring 40 25. Karl Mommer 71 9. 112 26. Franz Neumann 75 10. O.H. Greve 39 27. Willy Odenthal 54 11. Wilhelm Gülich 79 28. Carlo Schmid 101 12. 59 29. Joachim Schöne 38 13. Rudolf Heiland 49 30. Käte Strobel 70 14. Elinor Hubert 19 31. 110 15. Werner Jacobi 31 32. Erwin Welke 71 16. Peter Jacobs 25 33. Fritz Wenzel 50 17. 47 34. Karl Wittrock 40 3. Der Antrag hinsichtlich der Londoner Schlußakte wird zurückgestellt bis nach der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses.2

1 Zu der vorhergehenden Wahl des Fraktionsvorstandes am 18. 9. 1953 vgl. Nr. 183. 2 Vgl. Nr. 213. Die Schlußakte der Londoner Konferenz vom 3. 10. 1954 ist abgedr., in: AdG 1954, S. 4765-4770. Ein Antrag betr. »Londoner Schlußakte« wurde nicht eingebracht. In der Parteiausschuß- sitzung am 16. 10. 1954 berichtete Ollenhauer, daß in der kurz zuvor stattgefundenen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses Adenauer vor allem die Saarfrage angesprochen habe. Erst dann sei man dazu gekommen, die Punkte 1 und 2 des Antrages der SPD zur Londoner Konferenz (BT Anl. 31, Drs. II/863) zu diskutieren, wobei Ollenhauer konstatierte, daß die Koalitionspartner der Bundesre- gierung bereit gewesen seien, die politische Linie des SPD-Antrages zu unterstützen. Wortprotokoll der Rede Ollenhauers, in: PV-Bestand Ollenhauer 95, AdsD. Die SPD-Fraktion hatte in ihrem An-

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4. Für die Arbeitsweise des Bundestages wünscht die Fraktion folgende Abänderungen3: a) Der Montag muß völlig sitzungsfrei bleiben.4 b) Am Donnerstag soll die Plenarsitzung möglichst um 19.00 Uhr enden.5 c) Schluß der Freitagsitzung soll für 14.00 Uhr festgesetzt werden.6 d) eine zusätzliche halbe Plenarsitzung in der 2. Arbeitswoche7 e) Streichung der Vereinbarung darüber, daß in der 1. Lesung grundsätzlich nicht debattiert werden soll. f) Streichung der Bestimmung, daß keine schriftliche Begründung zulässig ist.8 g) Streichung der Bestimmung, daß der Präsident zuzustimmen habe, wenn an Ta- gen, die für die Fraktionen festgelegt sind, Ausschuß-Sitzungen stattfinden sollen. h) Streichung der Bestimmung über die Beschränkung der Redezeiten.9 5. Die Fraktion ist damit einverstanden, daß anliegender Wahlvorschlag für den Rich- terwahlausschuß gemacht wird.10 6. Die Fraktion ist mit der Benennung des Genossen Greve als Vorsitzenden des Un- tersuchungsausschusses John und folgender Stellvertreter: Baur, Hansing, Mommer, Schröter und Pusch einverstanden.11 7. Die Fraktion ist mit der Einreichung des Antrages betr. Errichtung eines Zentralju- gendinstituts einverstanden.12 8. Die Fraktion ist damit einverstanden, wenn die Angelegenheit Schulze an den Partei- vorstand geht.13

trag vom 7. 10. die Bundesregierung ersucht, zusammen mit den drei westlichen Besatzungsmächten eine gemeinsame politische Linie für Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands auszuarbeiten. 3 Bezieht sich auf die Beschlüsse einer interfraktionellen Besprechung über die Arbeitsweise des Bun- destages am 5. 10. 1954, an der für die SPD-Fraktion Schmid und Menzel teilgenommen hatten. Anl. zum Protokoll der Fraktionssitzung am 13. 10. 1954. 4 In dem Beschlußprotokoll der Besprechung war vorgeschlagen worden, den Montag für Fraktions- sitzungen freizuhalten. Vgl. ebd. 5 Die Teilnehmer der Besprechung hatten sich darauf geeinigt, donnerstags Plenarsitzungen von 9-22 Uhr abzuhalten. Vgl. ebd. 6 Hier war 18 Uhr vorgeschlagen gewesen. Vgl. ebd. 7 Für die zweite Arbeitswoche waren nur Fraktions- und Ausschußsitzungen vorgesehen gewesen. Vgl. ebd. 8 Gemeint sind schriftliche Begründungen zu Initiativgesetzentwürfen. Vgl. ebd. 9 Die Redezeit sollte beschränkt werden, soweit es sich nicht um Grundsatzdebatten z. B. Regierungs- erklärungen handelte. Vgl. ebd. Zum Fortgang vgl. Nr. 215. 10 Vgl. Nr. 186. Wahlvorschlag liegt nicht bei. Am 19. 10. 1954 reichte die SPD-Fraktion folgenden Vorschlag im ein: Greve, Böhm, Wagner, Meyer-Laule, Hansen. Stellvertreter: Meyer- Laule, Hansen, Schröter, Nadig, Eschmann, Seuffert. BT Anl. 31, Drs. II/900. In der Plenarsitzung am 21. 10. 1954 wurden gewählt: Greve, Böhm, Wagner, als Stellvertreter: Meyer-Laule, Hansen und Schröter. BT Sten. Ber. 21, S. 2514. 11 Vgl. Nr. 210 b, Anm. 16. Als ordentliche Mitglieder des Untersuchungsausschusses betr. »John«, der in der Plenarsitzung am 17. 9. eingesetzt worden war, waren am 25. 9. 1954 bereits entsandt worden: Greve, Meitmann, Metzger, Rehs und Schoettle. Vgl. Übersicht über die Bundestagsausschüsse und ihre Veränderungen, 2. WP, Parl. Arch. 12 Vgl. Nr. 211. Antrag vom 13. 10. 1954 betr. »Errichtung eines Instituts für Jugendfragen« zur »Zu- sammenfassung und Auswertung der Erkenntnisse über die Situation und Haltung der jungen Gene- ration«. BT Anl. 21, Drs. II/883. Der Antrag wurde von Wienand in der Plenarsitzung am 20. 10. 1954 begründet. BT Sten. Ber. 21, S. 2465-2468.

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9. Die Fraktion ist damit einverstanden, daß der Genosse Matzner nach London auf Einladung des Speakers geht.14 10. Die Fraktion ist ebenfalls mit der Zusammensetzung der Delegation der Interpar- lamentarischen Union nach Belgrad (Mellies, Lütkens und Kurlbaum) einverstanden.15 Menzel

13 Alfred Schulze hatte sich in mehreren Rundschreiben an die Fraktion und den Parteivorstand gegen die Weiterbeschäftigung des seit 1950 als federführender Redakteur bei PPP beschäftigten Eckert ge- wandt, der als Mitglied der NSDAP, wie der vom Parteivorstand am 15. 10. 1954 eingesetzte Unter- suchungsausschuß zum Fall Schulze feststellte, in den vierziger Jahren Artikel geschrieben hatte, die zu den »krassesten Äußerungen in bezug auf Antisemitismus, Durchhaltepolitik und NS- Propaganda gehören, die im 3. Reich geschrieben wurden«. Von Mellies und Heine war die Entlas- sung Eckerts abgelehnt worden. Mellies hatte Schulze wegen seines Verhaltens im Falle Eckert von den Informationskonferenzen der Fraktion ausgeschlossen, wogegen Schulze in Briefen an die Frak- tion Protest einlegte. Am 16. 12. 1955 beschloß der Parteivorstand die Weiterbeschäftigung Eckerts bei PPP. Zahlreiches Material zum Fall Schulze, in: Sammlung Personalia Alfred Schulze, AdsD. 14 In der Ältestenratssitzung am 5. 10. 1954 hatte Bundestagspräsident Ehlers bekanntgegeben, daß der Speaker des House of Commons eine Delegation von 6 Mitgliedern des Bundestages und des Bundesra- tes zu einer Informationsreise über die Arbeitsweise des britischen Unterhauses vom 2.–11. 12.1954 ein- geladen habe. Vgl. Kurzprotokoll der Ältestenratssitzung, Parl. Arch. 15 Von der jugoslawischen Sektion der Interparlamentarischen Union waren 11 Bundestagsabgeordnete vom 8.–18. 11.1954 nach Belgrad eingeladen worden. Vgl. PPP vom 13. 10. 1954.

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