Neuanfang Setzt Realismus Und Augenmaß Voraus Interview Mit Olaf Von Wrangel, Vorsitzender Des Innerdeutschen Ausschusses Des Bundestages Etwas Unterkühlter Sommer

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Neuanfang Setzt Realismus Und Augenmaß Voraus Interview Mit Olaf Von Wrangel, Vorsitzender Des Innerdeutschen Ausschusses Des Bundestages Etwas Unterkühlter Sommer &teute zu Wxons Wloskau-Heise: ^Atlantische Sotgen und ein tfräühent UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 25 — Folge 27 2 Hamburg 13, Parkallee 86 / 6. Juli 1974 C 5524 C Neuanfang setzt Realismus und Augenmaß voraus Interview mit Olaf von Wrangel, Vorsitzender des Innerdeutschen Ausschusses des Bundestages Etwas unterkühlter Sommer H. WELLEMS Der deutschland- und ostpolitische Sommer ließ sich an wie das Wetter — Sonnenschein Hamburg — über Meldungen und und Regen, leicht gemischt, leicht unterkühlt. Kommentare zum politischen Zeitge• Prognose: Kein anhaltendes Hoch in Sicht! schehen hinaus haben wir uns stets be• Sonne, strahlend gute Laune brachte Däne• müht, unseren Lesern „Politik aus erster marks schöne Königin ins Haus. Sie kam, gibt's Hand" zu bieten und hierbei diejenigen das noch, um nichts zu suchen, nichts zu holen, unmittelbar zu Wort kommen zu lassen, einfach „nur so", um zu lächeln, rechts- wie links- die an Brennpunkten des Geschehens hin deutschen Nachbarn zuzulächeln. Auch gab es keine Probleme, Grenz- und Minderheiten• stehen. Heute bringen wir ein Inter• fragen, zu erörtern. Alles ist, da es rechtens view mit dem Vorsitzenden des Inner• geregelt ist, auch in dieser Hinsicht zwischen deutschen Ausschusses des Deutschen Deutschen und Dänen in Ordnung. Eine kleine Bungestages, dem Bundestagsabgeord• Unterlassung deutscherseits wäre allenfalls an• zumerken. Wäre es nicht angebracht gewesen, neten Olaf von Wrangel: dem dänischen Staatsoberhaupt anläßlich seines ersten Nachkriegsbesuches mit einem Wort da• Beginnt neue Ära? für zu danken, daß dieses Land in schwerster „Herr von Wrangel, in Bonn hat der ständige Zeit, in größter seelischer und materieller Be• drängnis Tausenden von Flüchtlingen aus Ost- Vertreter der ,DDR', Kohl, seine Tätigkeit aut• und Westpreußen Zuflucht gegeben hat, daß die genommen. In der entmilitarisierten Stadt Ber• vertriebenen Deutschen ungestört seit Jahr und lin, genauer im Ostteil, für den aber ebenialls Tag die Gräber ihrer Angehörigen in Däne• diese interalliierten Bestimmungen gelten, wurde mark aufsuchen und pflegen dürfen? Herr Gaus als Vertreter der Bundesrepublik Derart zwanglose „Grenzüberschreitung" ist, Deutschland mit militärischem Zeremoniell emp- das brachte ein anderes Ereignis, die Akkredi• langen. Hat eine neue Ära in den Beziehungen tierung der „Botschafter der deutschen Teilung" der beiden Teile Deutschlands begonnen und was in diesen Tagen wieder hart in Erinnerung, zwi• könnte zu der Annahme berechtigen, daß hierbei schen deutsch-deutschen Ländern trotz der „Er• etwas Positives herauskommen könnte? Hat sich rungenschaften" des Grundvertrages immer noch die seit Monaten beobachtete Abgrenzung des nicht möglich. ,DDR'-Regimes gelockert?" Um so harmonischer, besser gesagt verkrampf• v. Wrangel: „Ich habe bei der Akkreditie• ter, hatte man sich über Protokollarisches ge• rung von Herrn Gaus mit Nachdruck darauf einigt. Salut oder nicht Salut, Bier oder Sekt, hingewiesen, daß die Bundesrepublik Cut oder Anzug, diese Probleme wurden spielend Deutschland zum erstenmal der Sowjet• zwischen beiden Teilen bewältigt. Für sonnige union eine indirekte Hilfestellung für ihre Entspannungsgemüler gab es jedoch auch hier eine kalte Dusche: Die Menschenrechtsresolution Politik gegen Berlin gewährt hat. der Opposition in Sachen der Mitteldeutschen Selbstverständlich, und dies steht auch im wurde von der Koalition resolut abgelehnt. Mehr Vier-Mächte-Abkommen, ist ganz Berlin noch, um der Erwärmung der Gefühle fürein• einem Vier-Mächte-Status unterworfen. ander zu dienen, riskierte ein Sprecher der SPD Durch die Politik des Faustrechts hat die ein „heißes Wort": Die Mauer, das hat er nun Sowjetunion mit Hilfe der ,DDR' diesen endlich begriffen, mußte gebaut werden, um den „Alpdruck" der Flüchtlinge von den Mauer• Vier-Mächte-Status zu zerstören versucht. Eigentlich ein trauriger Anlaß: Bundespräsident Heinemann nimmt das Beglaubi• Damit, ich meine jetzt mit der militärischen bauern zu nehmen! Dazu Hupka im „Deutsdi- gungsschreiben des Vertreters der „DDR", Kohl (Ii) entgegen. Damit findet die von Ost- land-Unionsdienst": Vielleicht folgt bald auch Schaustellung, wird die Politik der west• Berlin seit Jahren mit Beharrlichkeit betriebene Zweitstaatlichkeit Deutschlands offi• noch, aus gleichen Gründen, eine Rechtfertigung lichen Verbündeten in Berlin behindert. Sie zielle Anerkennung. Inzwischen ist Heine mann in den Ruhestand getreten des Schießbefehls. können künftig nicht mehr mit derselben FotO AP Glaubwürdigkeit gegen die Verletzung des Mit der Ratifizierung des Prager Vertrages Vier-Mächte-Status protestieren. soll sich, wenn es nach den Intentionen der Koa• könnte und was erblicken Sie als eine Voraus• kannt, bei dem wieder ein Deutscher von den lition geht, nun endlich auch die Sonne der Was den zweiten Teil Ihrer Frage angehl: setzung dafür, daß die Union die Bundesregie• Grenzorganen der ,DDR' erschossen worden sein Beziehungen zwischen den Deutschen und den Die ,DDR' befindet sich nicht nur auf einem rung unterstützen könnte?" soll. Kann Bonn hierzu schweigen, oder konkre• Tschechoslowaken wenden, soll der „Schlußstein Kurs der Abgrenzung, sondern auf einem ter: erwarten Sie, daß der ständige Vertreter der in das Gewölbe der Aussöhnung und des Frie• Kurs der Konfrontation. Insofern sind posi• v. Wrangel: „Gemeinsamkeit in Fragen Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin gegen dens eingefügt" werden. Für die Sudetendeut• tive Aspekte mit der Ständigen Vertretung der nationalen Existenz gehört in den angel• solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit pro• schen allerdings war dieser Akt ein vehementer einstweilen nicht verbunden." sächsischen Demokratien zu den Grundlagen testiert? Und halten Sie es für richtig, daß auch Stein des Anstoßes. Was sie betrifft, war von der politischen Zusammenarbeit. Bundesre• Herr Kohl in Bonn im gleichen Sinne angespro• Aussöhnung, von Vertreibung und Wiedergut• Nochmals Guillaume gierung und Koalition haben geglaubt, sie chen wird?" machung bei diesem Anlaß nicht die Rede. Und könnten auf diese Gemeinsamkeit verzich• v. Wrangel: „Sie werden wissen, daß das das humane Ansinnen der Familienzusammen• „In Bonn hat der führung war trotz der trüben Erfahrungen beim ten. Sie haben die Opposition immer nur Verhalten des Herrn Kohl anmaßend gewe• Guillaume-Ausschuß Warschauer Vertrag auch hier nur an den Rand seine Tätigkeit aufge• dann angesprochen, wenn es ihr um Schau• sen ist und daß er damit der Öffentlichkeit des Vertrages, war sozusagen in den Schorn• nommen. Belastet der stellungen ging. In der Sache wurde die Op• demonstrierte, daß die Ständigen Vertretun• stein geschrieben. Selbstbestimmung — Mit• Fall des Spions im position, um mit Herbert Wehner zu spre• gen den Menschen und der Normalisierung bestimmung auch für Deutsche? Am gleichen Tag Kanzleramt die inner• chen, nicht gebraucht. Die Bundesregierung nicht dienen. Die Ständige Vertretung der wurde sie bei der ersten Lesung des Mitbestim• deutschen Beziehun• und die Koalition haben damit der Bundes• Bundesrepublik in Ost-Berlin befindet sich mungsgesetzes im Bundestag, vor nahezu leerem gen? Hat Bonn aus der republik im Ganzen geschadet und den Frie• in einer Isolierung. Sie kann zu den Men• Hause zwar, aber um so lauter für die Gruppe Tatsache, daß der den in diesem Lande gestört. schen, die in Bedrängnis sind, keine Verbin• der Arbeitnehmer gefordert. Aber über die Mit• Nachrichtendienst der dung aufnehmen. Insofern ergibt sich aus bestimmung auch für Sudetendeutsche, wenn es ,DDR' einen Agenten Wenn Sie von der Möglichkeit einer Un• um ihre eigene, schicksalssdiwere Sache geht, der neuen Einrichtung in der Sache selbst in unmittelbarer Nähe terstützung durch die Opposition sprechen, wurde im parlamentarischen Regierunaslager keine Änderung." des Kanzlers postie• so kann ein neuer Anfang nur dann gemacht kühl hinweggeredet. Armer Wenzel Jaksch, ren konnte, Konse• werden, wenn die Regierung ihr Wolken• wenn er das noch erlebt hätte, so hätte er mit quenzen gezogen? Man Olaf von Wrangel kuckucksheim verläßt und auf den Boden Was ist geblieben? Sicherheit, diesmal aber endgültig, der SPD sein kann sicherlich davon „Blenden wir zurück an die Begegnungen zwi• Parteibuch zurückgegeben! ausgehen, daß Guillaume seinen Aultraggebern der traurigen Tatsachen zurückkehrt. Dies schen Willy Brandt und Willi Stoph. Erinnern Hinweg ging die Regierung, gingen alle Par• vor allem berichten sollte, wie die Bundesregie• setzt Realismus und Augenmaß voraus. Bei• des ist in der Deutschlandpolitik nicht zu er• wir an die Szene vor dem Erfurter Hotel, wo teien, ging auch die Öffentlichkeit über das rung gegenüber der ,DDR', ihren Forderungen die Menschen dem Gast aus Bonn zujubelten. kennen." Schicksal der Jugoslawiendeutschen, das anläß• und Vorstellungen, taktieren wollte. Was sollte Vermutlich, weil sie Erwartungen daran knüpf• lich des Besuches des Marschallpräsidenten Tito die Bundesregierung hier an Konsequenzen ten. Haben sich diese Erwartungen erfüllt? zumindest neben den vielerörterten Kriegsschick• ziehen?" Hoffnung auf Schmidt? Erinnern wir uns an Kassel, an die Begeg• salen der jugoslawischen Völker hätte erinnert v. Wrangel: „Die Bundesregierung muß „Mit Schmidt wird alles anders!" Ist das tat• nung von Brandt und Stoph, bei der 20 Punkte werden sollen. Aber wer weiß denn noch, wer davon ausgehen, daß Einzelheiten ihrer Ver- sächlich so oder ist das nur eine Flüsterpropa• ins Spiel gebracht wurden, die der damalige will denn noch daran erinnern, daß vor dem uindlungsposition der
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