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B. PUGLIANO / GAMMA STUDIO X VW-Chef Piëch: „Wir versuchen, mit dem dritten Drei-Liter-Auto auf dem Markt zu sein, bevor die anderen ihr erstes haben“

SPIEGEL-GESPRÄCH „Immer auf Vollgas“ VW-Vorsitzender Ferdinand Piëch über seinen Führungsstil, das Fusionsfieber in der Automobilindustrie und die Probleme des Konzerns mit dem Werk Wolfsburg

SPIEGEL: Herr Piëch, Sie sind gut bekannt neuen Modellen müssen das ausgleichen, Auf Wachstumskurs mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, der so daß der Kunde auch in Zukunft preis- Der Volkswagenkonzern seit Amtsantritt lange Ihr Aufsichtsrat war. Er will der Wirt- wert fährt.Wir werden jedenfalls nach dem von Ferdinand Piëch schaft mit Steuer- und Gesetzesplänen ei- VW-Lupo und einem -Modell noch ein 130,2* niges zumuten. Wie beurteilen Sie die er- weiteres Drei-Liter-Auto aus unserem Kon- UMSATZ in Milliarden Mark 113,2 100,1 sten 100 Tage des Kanzlers? zern vorstellen. Wir versuchen, mit dem 88,1 Piëch: Ich habe mich früher aus der Politik dritten Drei-Liter-Auto auf dem Markt zu 76,6 80,0 herausgehalten, ich halte mich auch jetzt sein, bevor die anderen ihr erstes haben. raus. Als Österreicher bin ich hier Gast- Dafür fusionieren wir nicht so aufgeregt. arbeiter und habe vor, es noch länger zu SPIEGEL: Die großen Fusionen geschehen bleiben. ohne VW-Beteiligung. Daimler fusionierte 298 SPIEGEL: Eine Ausweisung müssen Sie wohl mit Chrysler, Ford kauft Volvo. Haben Sie kaum fürchten. etwas verpaßt? MITARBEITER 275 Piëch: Eines kann ich sagen: Herr Schröder Piëch: Ja, wir haben etwas verpaßt, aber in Tausend 261 hat bislang nichts anbrennen lassen. gewollt. Es genügt mir, in meinem Leben 257 2,45* SPIEGEL: Der Kanzler bezeichnet sich selbst Seat, koda und die anderen neuen Mar- 253 238 als einen Automann. Doch jetzt läßt er die ken auf einen erfolgreichen Weg zu führen. Mineralölsteuer um sechs Pfennig erhöhen. Wir werden in den nächsten fünf Jahren 1,36 Finden Sie das richtig? rund 60 Milliarden Mark investieren. Das 0,15 0,34 0,68 Piëch: Nur soweit, wie wir damit leben kön- dient dem Wachstum des Konzerns. Das nen. Die Benzineinsparungen bei unseren Eingliedern einer weiteren Marke, die sich GEWINN/VERLUST heute schwertut am Markt, kostet sicher –1,94 in Milliarden Mark nach Steuern *geschätzt Das Gespräch führten die Redakteure Dietmar Hawra- doppelt soviel wie die Erweiterung der vor- nek und Richard Rickelmann. handenen Marken. 1993 94 95 96 97 98

der spiegel 6/1999 91 Wirtschaft „Das ist der GAU“ Schwere Schlappe für den BMW-Aufsichtsratsvorsitzenden : Den neuen Konzernchef kürten die Arbeitnehmer.

o eine Sitzung gab es im BMW- kam. Entwicklungschef Reitzle, der ein Die Arbeitnehmervertreter bei Aufsichtsrat noch nie. Am Freitag Sanierungsprogramm für die Tochter BMW aber wollen von harter Sanie- Svergangener Woche stritten die ausgearbeitet hatte, sollte an die Kon- rung nichts wissen: „Wir können doch Kontrolleure über sieben Stunden lang zernspitze rücken. nicht das Werk Longbridge schließen“, erbittert um die Besetzung der Kon- So hatten es die Anteilseigner seit sagt Betriebsrat Schoch. zernspitze. Es ging um die Frage, ob Wochen vereinbart. Doch Pischetsrie- Pischetsrieder spürte in der Auf- Bernd Pischetsrieder weiter Vorstands- der, der noch im Januar in einem SPIE- sichtsratssitzung, daß die Hilfe der Be- chef bleiben kann oder durch Wolfgang GEL-Gespräch sagte, „ich habe keine triebsräte ihn auch nicht mehr retten Reitzle ersetzt wird. Es ging um die Zu- Sekunde an Rücktritt gedacht“, wollte kann.Weil die Kapitalvertreter ihm die kunft von Rover und die des gesamten das Feld nicht freiwillig räumen. Lösung der Probleme nicht zutrauten, Konzerns. Und am Ende stand ein De- Der Mann mit dem Kinnbart nahm bot er seinen Rücktritt an. saster, das in der deutschen Industrie- den Kampf gegen seinen Aufsichtsrats- Bei der anschließenden Debatte um geschichte seinesgleichen sucht. chef und die größten Anteilseigner auf Pischetsrieders Nachfolge lehnten die Beide, Pischetsrieder und Reitzle, – ein Kraftakt. Pischetsrieder nutzte Arbeitnehmervertreter hartnäckig die werden den Konzern verlassen. BMW seine blendenden Kontakte zum Be- Ernennung Reitzles ab. Aufsichtsrats- soll in der schwierigsten Phase seiner triebsratsvorsitzenden Manfred Schoch chef Kuenheim hätte bei Stimmen- jüngeren Geschichte von einem Mann und anderen Arbeitnehmervertretern. gleichheit zwischen Arbeitnehmer- und geführt werden, der im Konzern und in Bei ihnen steht er in gutem Ruf, weil Kapitalvertretern zwar von seinem Doppelstimmrecht Gebrauch machen und Reitzle durchsetzen können. Doch er wollte in einer so kritischen Phase nicht einen von den Arbeitnehmern an- gefeindeten Vorstandschef. So kam Kompromißkandidat Mil- berg ins Gespräch, und Reitzle, der zu- vor schon signalisiert hatte, daß er nicht unter einem anderen Konzernchef ar- beiten würde, erklärte seinen Rücktritt. Der Mann, der für viele „Mister BMW“ war, wird schnell einen neuen Job finden. Für BMW aber ist Reitzle, der die Marke BMW zu Rekordgewin- nen führte, kaum zu ersetzen. W. V. BRAUCHITSCH V. W. M. TINNEFELD / PEOPLE MAGAZINE „Das ist der GAU“, sagte nach der Aufsichtsrat Kuenheim, Manager Pischetsrieder, Reitzle: Chaos in München Sitzung ein Kontrolleur, dessen ganze Enttäuschung sich auf den Aufsichts- der Branche allenfalls durch Unauffäl- der BMW-Chef bei Rover anfangs sogar ratsvorsitzenden richtet. Kuenheim hat- ligkeit auffiel: Joachim Milberg, bislang knapp 7000 neue Stellen schuf und die te BMW in seinen 23 Jahren als Vor- Produktionsvorstand. Krise jetzt vor allem mit neuen Milliar- standschef auf Erfolgskurs gebracht. Am Ende der Sitzung waren alle rat- deninvestitionen bekämpfen wollte. Auch als Aufsichtsratsvorsitzender los, vor allem Aufsichtsratsvorsitzen- Reitzle dagegen hatte schon nach wollte er Zeichen setzen. der Eberhard von Kuenheim und die dem Rover-Kauf gesagt, die Tochter sei Für Bankiers, die nebenbei einen Quandt-Erben, Susanne Klatten und „ein Sanierungsfall“. BMW solle nur Aufsichtsrat anführen, hatte Kuenheim Stefan Quandt, die über knapp 50 Pro- die Modelle und die Gelände- nur Spott übrig. Die würden Fehlent- zent der Aktien verfügen. wagen Landrover übernehmen und wicklungen erst merken, wenn es zu Dieses Ergebnis hatte wohl niemand die Pkw-Modelle auslaufen lassen. Fol- spät sei. Einem Mann wie ihm, der 40 gewollt – es ist die Folge einer schlech- ge: Die Münchner hätten das Werk Stunden in der Woche im Konzern sei, ten Vorbereitung durch den Aufsichts- Longbridge mit 14 000 Beschäftigten könne das nicht passieren. ratschef, eines rücksichtslosen Macht- schließen müssen. Doch Kuenheim wurde vom Rover- kampfs und starrer Arbeitnehmerver- Die Krise bei Rover mit einem er- Desaster überrascht wie ein Außenste- treter, die den Ernst der Lage offenbar warteten Verlust von 1,6 Milliarden hender, und er hat den Münchner Kon- nicht erkennen. Mark gab Reitzle nachträglich recht. zern durch die Chaossitzung vom Frei- Aufsichtsratschef Kuenheim und die Und die Verkaufszahlen für Rover-Pkw tag erst richtig in die Krise geführt. Ein Quandt-Erben wollten Pischetsrieder im Januar 1999 zeigen, daß sich die BMW-Aufsichtsrat fassungslos: Kuen- ersetzen, weil er das Milliarden-De- Schwierigkeiten zuspitzen: Der Absatz heim „hat sträflich versagt“. saster bei Rover nicht in den Griff be- ging um über 40 Prozent zurück. Dietmar Hawranek

92 der spiegel 6/1999 SPIEGEL: Hatten Sie nicht auch druck, daß wir deshalb sehr Interesse an Volvo? beunruhigt sind? Also, schau- Piëch: Ford hat von Volvo nur en wir mal.Ankündigen kann die Pkw-Sparte gekauft. Das man viel, doch letztlich zählt war nicht unser Ziel. Wir wa- nur, was unter dem Strich da- ren an dem nichtverkäufli- bei rauskommt. chen Teil, den Lkw, interes- SPIEGEL: Wie bei Rolls-Royce, siert und hätten bei stimmi- als Sie 1,4 Milliarden Mark gem Preis auch Volvo kom- zahlten: VW muß die Marke plett übernommen. Das war in einigen Jahren an BMW ab- nicht möglich, also haben wir geben und behält nur die es gelassen. zweite Marke und SPIEGEL: VW ist seit längerem eine kleine Fabrik. Das „Ma- auf der Suche nach einem nager Magazin“ schrieb: „Ein Partner für die Nutzfahrzeu- Waterloo, wie es ein deut- ge. Sie hatten neben Volvo scher Unternehmenschef sel- auch Interesse an Scania und ten, wenn überhaupt jemals MAN. Warum kamen Sie bei erlebt hat“. keinem zum Zuge? Piëch: Aus der Feder stammen Piëch: Denen geht es im Mo- noch andere Fehlurteile. Im ment allen sehr gut, und sie Unternehmen wird dies ganz sind uns deshalb zu teuer. anders beurteilt. Ich wollte Doch wir leben in einer Welt nur die eine Marke und hatte der Zyklen. In der nächsten dies dem Aufsichtsrat auch so Krise werden die Preise sin- vorgetragen. Ich hatte damals ken. Große Zusammenschlüs- ja zusätzlich schon die Mar- se, die zu erwarten sind, wer- kenrechte für an der den andere Hersteller irgend- Angel. Und in wenigen Jah- wann in eine gewisse Not ren werden auch Außenste- bringen. Und diese Zeit kön- hende sehen, daß wir mit nen wir abwarten. Bentley, Bugatti und Lam- SPIEGEL: Ihr Wunschpartner borghini in der höchsten Klas- BMW ist durch die Rover-Pro- se einen ganzen Strauß schö- bleme stark angeschlagen. ner Modelle anbieten werden. Rechnen Sie sich jetzt Chan- SPIEGEL: Solche Marken brin- cen aus, bei BMW einsteigen gen vielleicht Image.Aber we- zu können? gen der geringen Stückzahlen Piëch: Ich möchte dazu lieber ist mit ihnen kaum Geld zu

nichts sagen, damit nicht noch FRISCHMUTH / ARGUS P. gewinnen. mehr Unruhe in das Thema VW-Werk Wolfsburg: „Das in den Griff zu bekommen ist schwer“ Piëch: Das war bislang der kommt. Die Kollegen in Mün- Fall. Aber wenn wir sie mit chen sollen sich voll auf ihre Arbeit kon- und Volvo hatten eine solche Fu- Baukastenteilen aus unserem Konzern be- zentrieren können. sion versucht, als beide gut verdienten. Da stücken, bringen sie auch ordentliche Ge- SPIEGEL: Sie wollten den VW-Konzern zum kam nach der Verlobung und der Heirat so- winne. Nur ein Beispiel: Die Zuganker in drittgrößten Autohersteller der Welt ma- gleich die Scheidung. Ich wünsche Herrn einem -Motor für Bentley kosten chen. VW ist nun, nach den jüngsten Fu- Schrempp alles Gute, daß es bei ihm bes- 360 Mark, die fast gleichartigen eines Audi sionen, beim Umsatz nur die Nummer fünf, ser klappt. A8 nur 60 Mark. Unser Einkaufschef hat gemessen an der Rendite noch nicht einmal SPIEGEL: Trotzdem wird es auf dem Markt festgestellt, daß er bei einem Motor insge- unter den ersten zehn. Fällt Ihr Konzern jetzt enger. samt mehrere tausend Mark sparen kann, zurück? Piëch: Wir strengen uns ja auch an. Ende wenn wir solche Möglichkeiten konsequent Piëch: Wir diskutieren gerade mit Toyota, vergangenen Jahres haben wir 47 Prozent nutzen. wer von uns, gemessen an der Zahl der unserer Modelle auf den neuen Plattfor- SPIEGEL: Sie entwickeln für viel Geld einen produzierten Fahrzeuge, die Nummer drei 18-Zylinder-Motor für Bugatti. Welchen in der Welt ist – je nachdem, welche „Wenn ein, zwei Stunden Sinn macht diese automobile Kraftprot- Kleinstbeteiligungen man mitzählt oder die Fabrik steht, zerei? nicht. Und bei der Rendite liegen wir nicht Piëch: Wir nehmen auch hier den Bauka- so schlecht, wie Sie annehmen.Warten Sie ist das wie ein Erdbeben“ sten. Deshalb ist das auch von der Kosten- mal unsere nächsten Bilanzen ab. seite her vertretbar. Unser modernster Mo- SPIEGEL: Daimler-Chrysler will durch ge- men hergestellt. Ende 2000 werden es tor mit Benzindirekteinspritzung ist ein meinsamen Einkauf in den nächsten Jahren 90 Prozent sein. Das ergibt enorme Ein- Drei-Zylinder.Wenn Sie den mit sechs mul- Milliarden einsparen. Wie will VW einen sparungen. Die neue Golf-Plattform bei- tiplizieren, kommt man auf 18 Zylinder. Es solchen Kostenvorsprung ausgleichen? spielsweise ist ziemlich genau kostengleich gab zwar schon 18-Zylinder-Motoren. Ein Piëch: Wir schauen interessiert, aber sehr mit der heutigen Polo-Plattform, jetzt wer- italienischer Hersteller für Sturmboote und gelassen zu. Die Integration eines Unter- den wir an die Polo-Plattform herangehen. Zeppelin-Motoren baut einen.Aber im Au- nehmens mit einem hohen Verlust in ei- SPIEGEL: Der neue Riesenkonzern Daim- tomobilbau wurde noch nie ein 18-Zylin- nen gesunden Betrieb geht normalerweise ler-Chrysler will Sie jetzt in der Kompakt- der-Motor eingesetzt. schnell, weil da die Machtverhältnisse klar klasse angreifen. Beunruhigt Sie das nicht? SPIEGEL: Wollen Sie der Konkurrenz zeigen, sind. Für die Fusion von zwei gleichwerti- Piëch: Das versuchten die ja schon mit daß Sie immer noch einen draufsetzen gen Firmen gibt es noch kein Beispiel. A-Klasse und Smart. Haben Sie den Ein- können?

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Piëch: Ein Wettbewerber, der an einem 16- 300 Mark Reserven eingeplant, von denen stimmt nicht, und mitunter muß ein fertiges Zylinder-Motor gearbeitet hatte, war nicht wir anfangs 200 Mark für die Nachbesse- Auto 100 Stunden auf dem Gelände gesucht erfreut, als er von unserem Projekt erfuhr. rung an den Säulen verwendet haben. Das werden. Ist Wolfsburg nicht zu steuern? Die zwei Zylinder mehr bringen natürlich wurde zuerst per Hand erledigt. Jetzt ge- Piëch: Das Werk ist so groß, da muß man auch einen Marketingeffekt. 18 Zylinder schieht das automatisch, die Kosten dafür andere Bewertungsmaßstäbe anlegen. Es sind mehr als 16 oder 12, so einfach tickt die konnten wir auf ein Zehntel senken. wurde als Monokultur geplant, es ist das Welt. SPIEGEL: Sie haben Qualität zu einem der Erbe der Käfer-Zeit. Man baut heute keine SPIEGEL: Daimler-Chrysler-Vorstand Jürgen obersten Konzernziele erhoben. Dennoch so große Fabrik mehr, in der über 3000 Au- Hubbert gibt VW wenig Chancen in der beschweren sich VW-Kunden, daß beim tos am Tag vom Band laufen. Es gibt hier Luxusklasse. Das Image könne man nicht, neuen Golf beispielsweise „Motorhaube allein elf Kilometer Kettenförderer, die an so Hubbert, durch „den Zukauf von Mar- und Scheinwerfer schief eingebaut sind“, der Decke laufen. Wenn die reißen und wenn hier ein, zwei Stunden am Tag die Fa- brik steht, ist das wie ein Erdbeben. Dies in den Griff zu bekommen ist sehr schwer. Ich habe mal einen Techniker, den ich für uns gewinnen wollte, hier durchgeführt. Nachdem ich ihm die Halle 54 mit der au- tomatischen Montage gezeigt habe, wollte er eigentlich nicht mehr kommen. Da ste- hen zwei Anlagen, wo nur eine benötigt wird. Die zweite dient nur als Ersatz, weil die andere 50 Prozent der Zeit steht. SPIEGEL: Wie wollen Sie das Werk Wolfs- burg in den Griff bekommen? Piëch: Wir investieren massiv in die Er- neuerung vieler Anlagen. Vor allem aber wollen wir das Werk jetzt in fünf Unter- werke aufteilen, in denen wir fünf ver- schiedene Modelle fertigen: den Golf, den

PANDIS Bora, zwei Variant-Typen und ein weiteres Bugatti-Modell: „18 Zylinder sind mehr als 16 oder 12, so einfach tickt die Welt“ Auto, das ich heute noch nicht beschreiben möchte. Das alles wird in den nächsten ken oder eine Vervielfachung der Zylin- beim Passat „der Kofferraumdeckel schief Jahren umgesetzt. der-Zahl erreichen“. eingepaßt“ und der „Fahrersitz lose“ ist. SPIEGEL: Ihr Vertrag läuft noch bis 2003. Piëch: Man hat uns vor einiger Zeit auch Piëch: Wenn Zeitschriften ihre Leser fra- Was wollen Sie bis dahin erreichen, und einen Audi A8 nicht zugetraut. Inzwischen gen, ob sie Probleme mit einem Auto wollen Sie anschließend an die Spitze des ist er voll in der Oberklasse etabliert. Audi haben, melden sich natürlich nur die Un- Aufsichtsrats wechseln? hat im Marktanteil in Deutschland und zufriedenen. Dadurch entsteht dann ein Piëch: Ich will den Konzern gern spätestens Europa BMW überholt. Vor fünf Jahren verzerrtes Bild. Aber wir setzen alles dar- Ende 2001 so auf Kurs haben, daß eine Pro- fuhr BMW noch an Daimler vorbei. Die an, auch Einzelfehler abzustellen. Das ist duktion von sechs Millionen Autos und Zeiten ändern sich. Wer gerade am mei- sicher noch etwas, wo wir im Konzern wei- eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent in sten Gas gibt, ist vorn. Wir stehen immer terarbeiten müssen. Die Qualität ist noch Sicht ist. Über den Rest zerbreche ich mir auf Vollgas. nicht auf dem Niveau, das ich mir wün- heute noch nicht den Kopf. SPIEGEL: Sie haben hochfliegende Pläne für sche. Aber wir sind deutlich besser gewor- SPIEGEL: Dann haben Sie auch noch nicht die Luxusklasse. Aber im Stammgeschäft den. Das sehen wir auch daran, daß sich die an einen Nachfolger für sich gedacht? gibt es massive Probleme: bei Produk- Kosten für Garantieleistungen pro Auto im Piëch: Ja. Aber nicht ich entscheide das. Es tionsanläufen, bei der Qualität und bei der gibt mehrere Möglichkeiten intern und we- Entwicklung. Sie mußten den neuen Golf „Es gibt heftige Diskussionen, nige Möglichkeiten extern. zweimal nachbessern, erst die B-Säule, aber die müssen wir nicht SPIEGEL: Kann ein Manager im Konzern dann die A-Säule verstärken. vor der Öffentlichkeit austragen“ überhaupt eigenes Profil entwickeln? Es Piëch: Mußten wir keineswegs. Das Auto traut sich doch niemand, Ihnen zu wider- erfüllte von vornherein alle gesetzlichen sprechen, nachdem Sie mehr als ein Dut- Sicherheitsanforderungen. Aber wir woll- Schnitt der Konzernautos etwa halbiert zend Führungskräfte entlassen haben. ten anders als der Wettbewerb nur grüne haben, seitdem ich hier angetreten bin. Piëch: Nicht entlassen, die sind frühpen- Männchen bei allen Crashtests haben. Grü- SPIEGEL: Dennoch schneidet VW auch im sioniert. Denen geht es, höre ich, gut. Und ne Männchen heißt: Die Belastung der Pas- TÜV-Report schlecht ab. Bei den bis zu drei natürlich gibt es bei uns heftige Diskussio- sagiere ist nur ein Drittel so hoch wie nach Jahre alten Autos liegt der Polo auf Rang 12, nen. Aber die müssen wir ja nicht vor den den gesetzlichen Anforderungen zulässig. der Audi A 4 auf Rang 24 und Golf und Augen der Öffentlichkeit austragen. Dafür haben wir nachgebessert. Passat gemeinsam auf Platz 31 in der Liste SPIEGEL: Sie gelten als ein Mann, der kei- SPIEGEL: Solche späten Änderungen sind der Autos mit den wenigsten Mängeln. nem Krach aus dem Wege geht. Sie haben sehr teuer. Konnten Sie dies nicht in der Piëch: Da trügt die Statistik. Denken Sie sich mit General Motors und der EU-Kom- Entwicklung vorher berücksichtigen? daran, daß unsere Autos eine überdurch- mission angelegt. Für „Business Week“ Piëch: Der Golf ist das erste Auto dieses schnittliche Kilometerleistung haben. Das sind Sie der „streitsüchtige Straßenkämp- Konzerns, das am Tag des Anlaufs die Ziel- koreanische oder japanische Auto ist zu fer“ und für die „Financial Times“ der rendite erreicht hat. Ich habe extra Ah- diesem Zeitpunkt nur einen Bruchteil so- „Rottweiler der Motorwelt“. nenforschung betrieben. Das ist bei VW in viel gefahren worden. Piëch: Das ist alles Vergangenheit. Heute all den 60 Jahren noch nie der Fall gewe- SPIEGEL: Im Werk Wolfsburg, der größten bin ich ein zahnloses Schoßhündchen. sen. Beim Passat kamen wir nach drei, vier Autofabrik der Welt, herrscht oft das Cha- SPIEGEL: Herr Piëch, wir danken Ihnen für Monaten ans Ziel. Beim Golf hatten wir os.Viele Anlagen sind veraltet, die Logistik dieses Gespräch.

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