ZVR-Zahl 310685827 41. Ausgabe / Mai 2019

Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Windegg im Schwertberger Kulturring

AUS DEM INHALT

Die Bewohner und Handwerker des Marktes im ausgehenden Spätmittel- alter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts II. Teil Eine wirtschafts- geschichtliche Abhandlung von Leopold Josef Mayböck

Vorwort von Obmann Mag. Kurt Gaßner, Tätigkeitsbericht, Spenderliste, Rückblick auf Veranstaltungen, Stundenübersicht, Mitgliederinfos, Besucher und Führungen, Galerie im Turm, Vorschau auf Veranstaltungen 2019

Wichtige Erhaltungsarbeiten Mauerbewuchs entfernen

Foto: Hubert Klug

www.schwertberg.at www.ooegeschichte.at www.museumsland.at Die Bewohner und Handwerker des Marktes Schwertberg im ausgehenden Spätmittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts

Eine wirtschaftsgeschichtliche Abhandlung von Leopold Josef Mayböck II. Teil

Der Autor dieser heimatkundlichen Abhandlung möchte als Einstieg zuerst über die alten Fluren be- richten, welche Jahrhunderte lang innerhalb des Schwertberger Burgrechtsbezirkes für die damaligen Bewohner gebräuchlich waren. In diesen fünf Hauptfluren befanden sich die verschiedenen und eigens benannten unterschiedlichen Flurgrundstücke, welche vor allem von den Marktbürgern genutzt (bewirtschaftet) wurden. Die meisten Bewohner im Markt übten ein Hand- Hüttner seinen Lusthaus im Garten und Haus Point werk aus, aber je nach Grundbesitz waren viele auch (umfriedetes Grundstück). Weiter dem Gießgraben als Ackerbürger landwirtschaftlich tätig. Neben Gemü- hinauf zum Spital, von dort rechts hinüber zum Purg- se, Obst und Getreide wurde auch Vieh wie Pferde, bauer, Satzenhofer und Puchreiter seinen Hausgarten Ochsen, Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe und diverses bis zur Hausmühle, zur dazugehörigen Aistwiesel beim Federvieh gehalten. Geschlossenen Grundbesitz gab es Mühlstöckl. Von dort nach der Aist hinunter bis zum nicht, die einzelnen Flurgrundstücke lagen rund um Angerl, vom Schmiedgarten weiter zum Fahrtweg und den Markt Schwertberg. Manche Bewohner besaßen rechts hinauf zum Schneider Wirts seinem Garteneck. nur einen Hausgarten, andere wiederum verfügten über Von der Pfarrhof Wiesen bis an die Kottgassen, dieser mehrere Felder, Äcker, Hausgärten, Obstgärten, Wie- fort und danach rechts hinauf bis zum Eck des Schell- sen u. a. Manche Bürgerfamilie besaß auch ein Wald- haus Garten, nach demselben hinauf bis zur Pflanzlei- grundstück. Diese Holzparzellen befanden sich aus- ten bei der Pfarrkirchen zum Anfang der Flur. nahmslos außerhalb des Burgrechtsbezirkes im Raum Innerhalb dieser Flur werden 177 Grundstücke er- Winden, Lina, Windegg und im Aisttal. wähnt, die sich im Besitz von Marktbürgern befanden. Dabei handelte es sich um Hausgärten, Hafnergärten, Würzgärten, Krautgärten, Wiesen, Äcker, Grasanger, Sandgärten, Bleichanger. von der Pfarre Schwertberg erhielten 36 Bürger gegen eine jährliche Pacht in der Pflanzleiten bei der Kirchen Hofmauer, ein kleines Wiesengrundstück. Flur Markt Wiesen: Diese Flur nimmt ihren Anfang in der Pfarrhofwie- sen bei der Hausgstetten, beim Bäcker und am Platz bis zum Anger, dem Fahrtweg hinunter bis zur Ehbruckmühle (Fries). Rechts der Aist entlang bis zum Bleicher Steg bei der Mühle untern Berg, von dort zurück bis zum Bleicherhäusel untern Berg. Den Was- sersteig herauf bis zu dem Fahrtweg bei den Krautgär-

ten, danach weiter zum Schulfeld und herauf zur Kott-

gassen. Nach dieser weiter zu der Pfarrhofwiesen und zum Bäcker Garteneck im Markt wo der Anfang ge- macht wurde. Als Flurnamen werden genannt: Pfarrhofwiesen, Schwertberg, 1826. Urmappe, OÖLA. Doris. vier Kottwiesen, Schwertberger Wies, Kürschner

Im Josephinischen Lagebuch von 1786 wurden die Wies, Pointacker, Mitterand Flur, Wiese untern Berg, Fluren wie folgt beschrieben: Krautwiesel, Koglwiesen, Stadelwiesen, Stubenwie- Flur Ortsplatz Markt Schwertberg: sen, Haltwiesen, Pregartwies, Zupfer Wies, Tagwerk- Von der Pfarrkirche Schwertberg nach der Fried- wies, Aistinger Wies, Krautacker, Langwiesen, Bre- hofmauer zum Wögerbauer und Hafner Garten zu, chelstuben Wies, Grandanger, Froschlackenwies, weiter zum Wölfel Gatter, den Zaun hinab zur Grasanger, Ödlandwiesen, Hauswiesen u.a . Schwertberger Straße am Schuss. Von dort gerade Flur Schulfeld: hinüber zum Schussgraben, links hinauf zu dem Gat- Diese Flur beginnt bei dem Schulhaus Gatter, geht ter des Schusters am Berg, diesen Gehaag (Einfrie- rechts hinab bis zur Kottgassen, weiter abwärts zur dung, Zaun) nach auf die Grießler Eben und dem Bergschneise in Richtung Mühlberg zum Bleichhäusel 2 an der Aist. Von dort zum Fahrtweg außerhalb des dem Wintner Gatter nächst der Klausmühle an der Bleichgarten, hinaus bis zum Feld des Mayr von Aist, wo sich der Marchstein Nr. 1 befindet, weiter Aisthofen. Wo sich auch die Schwertberger Burgfried- dem Aistfluß hinunter bis zur Hausmühle, der Aist grenze befindet, danach weiter bis zur Braiten und entlang bis zu einem weiteren Gatter in der Nähe des weiter hinauf zum Großen Acker am Berg. Marktes Schwertberg. Als Flurnamen werden genannt: Schulluß, Wegluß, Krautgarten Acker, Dukaten Landl, Dachsberg Luß, Teichgarten, Rehlüssel, Grasanger, Poitacker, Leiten- luß, Dachsberg Acker, Trischgarten Luß, Grabenluß, Schusterwiesen, Oberer Sattel, Berg Kalvari Luß, Grasanger, Kottwiesel, u. a. Flur Berg Kalvarienfeld: Fängt an zwischen der Kalvariberg Station neben der Pfarrbreiten, links neben dem Berg hinaus zur Breiten und zum Traunmüller Sattl Luß. Von dort nach dem Feldzaun hinauf, dem Holz nach bis zum Mühl- berg Grabenluß, hinunter zu dem Feldberg bis zum Hafnergattern. Montage eines Gatters an den Lochstein mit einem Als Flurnamen werden genannt: Hafner Luß, Brei- dem Weg gegenüber stehendem Stein, an dem das tenacker, Breiten Luß, Brandstatt Luß, Wegluß Acker, Gatter verriegelt war. Abb. Konsulent Konrad Hofer, Karlluß, Kreuzlüssel, Kalt Luß, Berg Kalvari Luß. Kleindenkmale Altenberg, 1989 Flur Hafnerfeld: Diese fängt an beim Hafner Gatter, wo der Weg zur Die Berufsfischerei auf der Aist Aiser hinaufführt, nach dem Feldzaun und Holz rechts Da der Aistfluss in früheren Zeiten sehr fischreich hinüber zum Schmied Grabenluß, hinunter auf die war und von der Donau her viele Fische zum Laichen Feldstraße und weiter zum eingangs erwähnten Hafner flussaufwärts kamen, verpachtete die vereinigte Herr- Gatter. schaft Windegg / Schwertberg verschiedene Fischwas- Flur Aiser: ser-Abschnitte auf der Aist an Personen, die die Fi- Von dem so genannten Aisersteig den Zaun hinauf, scherei als ihre Haupttätigkeit ausübten. Die Vergabe beim Hafnerfeld vorbei bis zum Bauer am Berg seiner erfolgte vom jeweiligen herrschaftlichen Hoffischer. Holzstatt, zu der Stelle, wo der Marchstein Nr. 7 Jeder Pächter musste neben dem Pachtgeld auch ge- (Grenzstein) steht, hinunter zum Eck und weiter zu fangene Fische abliefern, die er aber bezahlt bekam. dem der Herrschaft gehörigen March, auf der Aisa Erwähnt wurden: Georg Ruhans, Philipp Khühas von hindurch bis zum Viehgatter und weiter zu dem Gatter Seebarn, Hans Resch, Hans Lettner u. a. beim Bachfeld, wo man wieder zum Aisa Steig kommt. In der Donau und den Nebenflüssen gab es 56

Fischarten und Krebse, vor allem Nöslinge, Brachsen,

Eiteln, Karpfen, Forellen und Hechte. In den Herr-

schaftsakten wurden von 1623-1785 Pächter und ihre

Fischfangerträge aufgelistet. So wurden 1638 in der

Aist 6.560 Nöslinge (Nasen) gefangen. Davon bekam Gattersäule und die Herrschaft Schwertberg 3.280 Fische, per Stück Marterl um je 6 Kreuzer (82 Gulden). 1643 wurden 3.704 Stück gefangen; dazu kamen noch 180 Krebse. Im Stegfeld – Jahre 1650 waren es nur 1.320 Stück Nasen, Eiteln und Aiser Hechte. 1654 gab es ein großes Hochwasser; der Fischbestand ging Flur Badfeld: drastisch zurück.

Fängt an beim Schauer Gatter am so genannten Schuß, danach rechts den Feldzaun entlang zum Zeisel Nase (Nösling) (Feldmüller) Fahrtweg, hinunter bis zur Grundgrenze, Es wurden nur 272 Fische gefangen. 1663 waren es wo sich der Marchstein Nr. 5. befindet. Weiter zum wieder 2.359 Stück Nasen, Brachsen, Eiteln, Karpfen, Hüttner seinen Pointfeld und hinein zu den Hofstätten. Schleien, Forellen, u. a. 1666 gab es wieder ein großes Flur Hofstätten: Hochwasser. Der Fischbestand nahm drastisch ab, nur Fängt an beim Spital Mauereck und führt hinauf 55 Nöslinge waren die Ausbeute. Doch in den darauf zwischen den Hofstätten Baufeld bis zur Pasthuber folgenden Jahren nahm der Fischbestand wieder stark Point. Von dort zwischen der Schwertberger und Win- zu. 1669 waren es wieder 3.441 Stück verschiedener degger Gemeindegrenze dem Gehag nach bis zur Ed- Fische, darunter 6 Hechte. In den folgenden Jahren bauer Holzstatt, von da rechts im Einschlag herab zu wurden jährlich zwischen 350 bis 3.000 Stück gefan- 3 gen. In den Jahren 1726 und 1758 gab es wieder fürch- eigene Lederzurichter. Durch Falzen, Glätten, Schwär- terliche Hochwässer auf der Aist, was sich auf den zen u.Walken wurde das Produkt wasserdicht gemacht. Fischfang vorübergehend negativ auswirkte. 1785 wurden Fische im Wert von 48 Gulden 50 Kreuzer gefangen. Wieweit die jeweiligen Bestandsfischer die tatsächliche Anzahl der gefangenen Fische auch anga- ben, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Für den eigenen Verzehr und Verkauf dürfte schon eine größe- re Anzahl abgezweigt worden sein. Auch gibt es

Nachweise über unbefugte Schwarzfischer. OÖLA., Schwertberger Regesten, Abschrift 1946 Georg Grüll. Miniatur der Lederer, 16. Jahrhundert So gab es im Jahre 1744 auf der Aist einen verbo- tenen Fischfang mit Reusen. Der Täter konnte aller- Die ledererzeugenden Werkstätten lagen meistens we- dings nicht ausgeforscht werden. Erwischt wurde die gen des üblen Geruches an den Ortsrändern, möglichst Wiesingerin, eine Witwe und ihre Kinder beim Fi- in Wassernähe, da man zur Herstellung des Leders viel schen in der Aist. Zu diesem Zweck verwendeten sie Wasser benötigte. In der Regel bestand eine Werkstatt ein Mittel, das „Tuba bacciferus“ oder „Indirisch aus mehreren Bottichen, mechanisch bewegten Walk- Nutzlein“ bezeichnet wurde, ein Mittel gegen Läuse. trommeln und einem großen Tisch. Im Obergeschoß Diese Substanz wurde zerstoßen, mit Mehl vermengt befand sich oftmals die Zurichterstube, ein Trocken- und zu einem Teig geknetet. Danach wurden Kügel- ofen. Das so getrocknete Leder wurde in der Trethorde chen gedreht und damit die Fische gefüttert. Diese weich getreten, danach auf Stangen aufgehängt. wurden davon ganz toll und schwammen mit dem Die drei traditionellen Gerbverfahren unterschieden Bauch nach oben. Sie konnten daher leicht aus dem sich durch die verwendeten Gerbmittel. Bei der Loh- Wasser gefischt werden. Die Wiesingerin wurde vom gerbung verwendete man pflanzliche Gerbmittel, wie Pfleger und Marktrichter vernommen; ein paar Kügel- gestampfte Rinde von Eichen und Fichten. Die Weiß- chen „loceuli die Lewante“ lagen als Beweis bei. Die oder Alaungerbung setzte als Gerbmittel minerali- Kinder sollten vom hiesigen Schulmeister abgestraft sche Stoffe ein. Bei der Sämischgerbung, wo ein wei- werden, die Witwe musste drei Tage im Kotter ches Leder mit gelblichem Ton erzeugt wurde, wurden verbringen und 1 Schilling Strafe zahlen. die Häute mit bestimmten Fetten und Ölen behandelt. Schlossarchiv Schwertberg, Abschrift Georg Grüll 1943. Ursprünglich übten die Gerber und Lederer ihr Handwerk nach althergebrachter Gewohnheit aus. Im Über die jeweiligen Handwerker-Familien kann März 1662 erhielten die Lederer und Gerber eine kai- nur in einer verkürzten Version berichtet werden, serliche Handwerksordnung. Eine Gerberzunft befand da dies sonst den zur Verfügung stehenden Rah- sich in Freistadt, Enns und . Tischzeichen und men bei weitem übersteigen würde! Zunftkrüge waren üblich. Familie Prem: Das Gerber (Lederer) Handwerk: 1650: Johann Prem, (ein Sohn von Thomas und Re- Bereits im Wallseer Urbar von 1449 wurde im gina Prem, Hofwirt in Obenberg, Pfarre Ried), Gerber Markt Schwertberg ein Hans Lederer genannt. Er war im Markt Schwertberg, heiratet Katharina Drosseldor- Inhaber eines Burgrechtshauses und bezahlte einen fer aus Schwertberg. Sohn Thomas übernahm die Le- jährlichen Dienst von 30 Pfennigen. dererwerkstatt. Im Schwertberger Herrschaftsurbar von Urbar Windegg f. 10. 1680 wurde Thomas Prem als Lederer und Inhaber Im Schwertberger Urbar 1597 wurden bereits zwei eines bürgerlichen Hauses erwähnt. Zum Haus gehör- Lederermeister erwähnt: Mathias Weyland diente von ten 4,5 Tagwerk Grund, der Dienst, die Landsteuer, seinem Burgrechtshaus jährlich 1 Schilling. Georg das Jäger- und Briefgeld, das Fürlaggeld und Rüstgeld Weyland besaß zwei Burgrechtshäuser, für die er jähr- (machte im Jahr 5 Gulden, 57 Kreuzer und 2 Pfennige lich 2 Schillinge bezahlte. aus). Im Jahr 1882 heiratete Thomas Prem eine Eva Im Mühlviertel wurde seit jeher Viehwirtschaft be- Regina Tröls. Die Eheleute hatten vier Kinder: Eva trieben und in vielen Orten gab es eigene Viehmärkte. Maria, Maria Susanna, Hans Adam und Anna Kathari- Das war der Grund, warum auch in diesem Raum die na. Die Lederermeisterin Eva Regina starb im Juni Häute verarbeitenden Gewerbe sehr verbreitet waren. 1693 mit 30 Jahren. Wie lange der Witwer noch lebte, Die jeweiligen Arbeitsmethoden unterschieden sich ist nicht bekannt. Die Ledererwerkstätte am Anger nach den erzeugten Lederwaren; es gab auch eigene dürfte verkauft oder übernommen worden sein. Rotgerber, sowie Weiß- und Sämischgerber. Wichtige Familie Pert: Mittel zum Gerben waren Eichenrinde, Fichtenrinde, Diese Lederer-Familie dürfte schon im ersten Drittel Knoppern, Alaun, Salze u. a. In eigenen Lohstampfen des 17. Jahrhunderts im Markt Schwertberg eine Le- und Knoppern-Mühlen wurde Leder behandelt (Schuh- dererwerkstatt betrieben haben. Im Jänner 1631 wurde leder, Sohlenleder, Riemenleder, Gürtelleder, Hand- Melchior, der Sohn von Sebastian und Sabina Pert, schuhleder u.a.). Die Weiterbehandlung geschah durch getauft. Es folgten noch die Kinder Mathias Sarah und 4 Stefan. 1657 starb der Lederer und Ratsbürger Sebasti- wen = zerstreuen.) Deutsches Namenlexikon S. 494 an mit 77 Jahren. Die Witwe Sabina wurde 92 Jahre alt Familie Zeiller: und starb im Mai 1673. Die Brüder Mathias und Stefan Um das Jahr 1630 scheint im Markt Schwertberg ein hatten inzwischen die Ledererwerkstatt übernommen. Jakob und Maria Zeiller als Bürger, Lederer und Mathias war in erster Ehe mit einer Ursula verheiratet. Marktrichter auf. Die Eheleute hatten einige Kinder. Nach ihrem Tod 1657 heiratete der Witwer 1658 Eva Jakob starb mit 48 Jahren im Jahre 1650, die Witwe Zeiller. Aus beiden Ehen gingen Kinder hervor. Maria vermählte sich 1651 mit Albert Lachner. Wolf- Mathias Pert war Ratsbürger und bekleidete das gang und Maria Zeiller übten weiterhin das Lederer- Marktrichteramt im Markt Schwertberg. Das Urbar Handwerk aus. Tochter Eva heiratete 1658 den Lede- von 1680 berichtet, dass der Lederer Mathias Pert ein rermeister und Witwer Mathias Zeiller. Tochter Su- Burgrechtshaus mit 4,5 Tagwerk Gründen besaß, e- sanne vermählte sich 1669 mit dem Gerbermeister benso Felder, Äcker, Wiesen, Hausgarten und ein Johann Wolfgang Praun aus Vohenstrauss in der Holz. Der jährliche Dienst an die Grundherrschaft Oberpfalz. 1665 starb Wolfgang mit 70 Jahren; die betrug 5 Gulden 15 Kreuzer 2 Pfennige. Witwe verstarb im Jahre 1667 mit 64 Jahren. (OÖLA. Urbar Schwertberg HS.16) Ein alter Lederer Spruch lautet: „Die Heuwe die 1681 starb Mathias Pert mit 63 Jahren; die Witwe Eva henck ich in den Bach / Werff sie in den Escher dar- verschied im Februar 1694 mit 61 Jahren. Sohn und nach / Dergleich die Kalbfel auch also / Darnach wirff Lederer Stefan Pert war in erster Ehe mit Regina, geb. ich sie in das Loh / Dasie ir ruhe ein Zeit erlangn/ Moser, verheiratet. Nach ihrem Tod im Jahr 1684 hei- Darnach henck ichs auff die Stangn / Wüsch darnach ratete der Witwer eine Pax Elisabeth. Mit der ersten ab mit eim Harwüsch / Und habs seyl auff dem Leder Frau Regina hatte Stefan 7 Kinder. Er war sehr religiös Tisch.“ und übte jahrelang die Tätigkeit eines Mesners aus. Familie Dichtl: Familie Faber: Im Jahre 1631 wurde im Markt In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird in den Schwertberg die bürgerliche Lederer-Familie Nikolaus Schwertberger Pfarrmatrikeln die Weißgerber-Familie und Agathe Faber erwähnt. Als Nachkommen wurden Dichtl erwähnt. 1696 starb die bürgerliche Weißgerbe- vier Töchter (Elisabeth, Barbara, Regina, Susanne) und rin Barbara Dichtl mit 59 Jahren. Der Witwer Andreas Sohn Johann genannt. Letzterer starb ledig mit 36 Jah- Dichtl ehelichte noch im gleichen Jahr Elisabeth ren im Jahre 1655. Er war nicht mehr als Lederer tätig, Schauer aus Freistadt. 1713 heiratete Maria, Tochter sondern übte das Schneiderhandwerk aus. von Andreas und Barbara Dichtl, den bürgerlichen Familienname: Hafner Simon Hausreiter aus Schwertberg. (Faber Humanisten Name, faba = Bohne Bohnenpflan- Familienname: (Dichtl = mhd. „tichter“ einer der zer, Naumann Familiennamen 2008, S. 106) etwas schriftlich abfasst, ersinnt, dichtet.) Deutsches Familie Schmeckenwürfel: Namenlexikon S. 97 1694: Der Lederermeister und Bürger Johann Karl Familie Stoll: Schmeckenwürfel heiratete Gertrude Huber. Als Nach- Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts scheint die bür- kommen wurden erwähnt: Magdalena, Josef, Johann gerliche Weißgerber-Familie Georg und Elisabeth Georg, Johanna, Sebastian und Karl Andreas. 1719 Stoll als Bewohner des Marktes Schwertberg auf. starb der Ratsbürger Johann Karl Schmeckenwürfel. Sohn Franz heiratete 1744 eine Maria Magdalena. Die Witwe Gertrude vermählte sich 1720 mit Thomas Zwischen 1745 und 1756 ge- Ratgeb. Im Jahre 1744 wurde noch eine ledige Anna bar die Ehefrau 8 Kinder, von Maria Schmeckenwürfel genannt. Sie gebar Tochter denen vier im Kindesalter ver- Elisabeth; als Vater gab sie Johann Aumacher an. starben. Die Weißgerberin Familienname: ( Schmecker = ein Schmeichler, Wür- Maria Magdalena starb 1772, fel = ein Würfelmacher oder Spieler.) Deutsches Na- Franz starb einige Jahre später menlexikon S. 560 mit 72 Jahren. Die Werkstatt Familie Strebl (Ströbl): übernahm der 1747 geborene 1706 heiratete der aus Regensburg stammende 49 Jah- Sohn Josef Stoll. Er heiratete re alte Lederermeister Peter Ströbl die 56jährige Wit- im Jahr 1773 Katharina Leh- we Susanna Mayerhofer aus Schwertberg. Sie wurde ner aus Mauthausen, welche 91 Jahre alt; starb 1741. Der Witwer Peter Ströbl, Bür- Miniatur Gerber, 16. Jh. ger und Lederer, vermählte sich mit Maria Scherrer ihm fünf Kinder gebar. Vier verstarben im Kindesalter, aus Tragwein. Im Jahre 1755 starb der Lederermeister nur Sohn Jakob erreichte das Erwachsenenalter. Am hochbetagt mit 98 Jahren. Die Witwe Maria starb mit 12. Februar 1790 starb Katharina Stoll mit 38 Jahren 73 Jahren im Jahre 1770. Im Josephinischen Lagebuch an einem „Frieslausschlag“. Josef Stoll verstarb im von 1786 wurde ein Josef Strobl als bürgerlicher Jahre 1797. Die Weißgerberei im Markt Nr. 58 über- Weißgerber im Markt Schwertberg Nr. 37 erwähnt. nahmen Josef und Anna Maria Stoll. Der 22jährige Zum Haus gehörte ein Grundbesitz von 3 Joch 15/64, Anton Stoll heiratete am 11. Mai 1819 die 32jährige 21 Klafter. Katharina Dolz, Köchin bei der Frau Oberpfleger Familienname: (Ströbl, Strebl, Sträubel, mhd. ströu= Schmid, im herrschaftlichen Rentamt des Schlosses 5 Schwertberg. Franz Stoll, 30 Jahre alter bürgerlicher Kürmayr betreiben bis heute ein Schuh- und Lederwa- Weißgerber, heiratete die 44jährige Anna Kasche, rengeschäft im Markt Schwertberg. Fleischhauertochter aus Böhmen. Familienname: (Stoll = Stoll(e) mhd. „stolle“ Gestell, Stütze, Pfosten. Im übertragenen Sinn auch Bezeichnung für einen steifen, stämmigen Menschen. (DNL. S. 492)

Familie Wögerbauer: Im Josephinischen Lagebuch von 1785 scheint ein Franz Wögerbauer, Weißgerber und Hausbesitzer im Markt Nr. 17 in Schwertberg, auf. Zu diesem Bürger- haus gehörten 8,5 Joch ackerbare Felder und 4 Joch Wiesen. Franz Wögerbauer starb im Dezember 1787 mit 54 Jahren an Faulfieber, seine Ehefrau Anna Ma- ria verschied im Jahre 1803 mit 84 Jahren an Alters- schwäche. Sohn Franz heiratete im Mai 1788 Magda- lena Traunmüller, Bauerntochter aus Obenberg bei Das alte Gerberhaus am Platz nach 1900, ein Haus mit Ried. Die Eheleute hatten einige Kinder; drei starben einem Spitzdach. Am Vorplatz der alten Gerberei breitete im Kindesalter. Dem Franz Wögerbauer war kein lan- der Hauthändler Kürmayr die Rinde für die Gerberlohe zum ges Leben beschieden. Er starb im März 1799 mit 36 Trocknen aus. Jahren an einer Lungenentzündung. Familie Marko: Im Jahre 1806 wurde als Inhaber des Hauses Nr. 38 im Markt Schwertberg der 39 Jahre alte Lederermeister und Witwer Thomas Marko erwähnt. Er heiratete die 41jährige Witwe Rosalia Baumgartner, geb. Ozels- berger. Sie wohnte bei ihrem Bruder, dem Braumeister Ozelsberger. Trauzeugen: Johann Gründlinger, zur Zeit Pfleger der Herrschaft Schwertberg und Michael Schopf, Bürgermeister von Schwertberg. Familie Dirnhofer: 15. September 1800: Anton Dirnhofer, 23 Jahre alter Ansichtskarte von 1927, zeigt die Veränderung der Häuser. Lederermeister im Markt Schwertberg Nr.55, heirate- Das Gerberhaus am linken Rand wurde umgebaut und das te die 28jährige Cäcilia Mayrhofer. Nachfolger: Haus erhielt ein neues Dach. Sohn Mathias und Theresia Dirnhofer. Ihr Sohn (Otmar Wandl: Schwertberg in alten Ansichten 1983, Anton heiratete im Alter von 23 Jahren die 17jährige Abb. 8. und 9.) Familienname: Kürmayr ein durch Wahl (Kür) be- Franziska Schmied, Bäckermeister-Tochter am Sand. stimmter Oberbauer. Maria Hornung: Lexikon österrei- Im August 1850 vermählte sich der 28 Jahre alte Josef chischer Familiennamen 1989. S.89 Dirnhofer mit der 18jährigen Rosina Nithringer aus Schwertberg. Ihre Eltern Johann und Rosina Nithrin- Die Glasbildermalerei (Hinterglasmalerei) ger, geb. Schickermüller, besaßen das Haus Nr. 38 und in Schwertberg von 1813 bis 1860 waren ebenfalls als Lederer tätig. Schon ihre Großel- tern Valentin und Rosina Nithringer übten das Lede- Um das Jahr 1760 kamen die ersten Glasbilderma- rermeister-Handwerk aus. ler aus Buchers in Südböhmen nach Sandl um hier mit Familie Kürmayr: der von der Bevölkerung beliebten Erzeugung von Im Jahre 1849 heiratete der 33 Jahre alte bürgerliche, Hinterglasbildern zu beginnen. Um 1813 zog der angehende Lederermeister Anton Kürmayr aus Eg- Glasbildermaler Johann Schmidt mit Familie nach genfelden in Bayern gebürtig die 26 jährige Franziska Schwertberg und begann hier mit der Herstellung von Furlerlüsser, eine Nichte des bürgerlichen Lederer- Glasbildern, um diese bei der Bevölkerung sehr belieb- meisters Anton Diernhofer, Inhaber des Hauses am ten, bunt bemalten und erschwinglichen Objekte vor Platz Nr. 55 (Marktplatz Nr. 5). Im Oktober 1902 starb Ort im Machländer Raum und in den Nachbarregionen Anton Kürmayr, Witwer, Gerber, Leder- und Schuh- verkaufen zu können. Diese farbenfrohen Glasbilder händler, Inhaber des Hauses Nr. 55 am Platz mit 86 hatten den Vorteil, dass man sie im Gegensatz zu be- Jahren an Verkalkung der Blutgefäße. malten Bildern auf der vorderen Glasfläche abwischen September 1880: August Kürmayr, 26 Jahre alter Le- konnte und dadurch keinerlei Farbverlust einbüßte. derermeister, heiratete die 28jährige Rosina Wallner, (Bilder wurden in den meist verrauchten Stuben, durch eine Gastwirtstochter aus der Rotte Gleis, in der Pfarre offenes Feuer, Kienspan, Öllampen u. a. sehr rasch Allhartsberg in NÖ. August Kürmayr starb im Oktober rußig.) Buchers in Böhmen, Sandl im Nordwald und 1935 mit 81 Jahren. Die Nachkommen der Familie Schwertberg im Machland waren die Hauptzentren der 6 Glasbildermalerei. Nach dem Aufkommen der weitaus Hausgewerbe. billigeren Farbdrucke in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Hinterglasmalerei stark zurück. Ganz verschwand sie nicht; es gibt noch immer Lieb- haber dieser alten Kunst der Malerei auf Glas. Die Nationalgalerie für das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO in Wien hat am 26. September 2012 die Hinterglasmalerei in Sandl in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Österreich aufge- nommen. Die Gemeinde Sandl ist damit der erste Glashütte im Nordwald Top. Windhaagiana 1672

Mühlviertler Ort, dem diese Anerkennung als Kultur- Neben den Tätigkeiten als Glasmaler, Glasschneider u. erbe zuerkannt wurde. Da auch in Schwertberg einige Glasvergolder wurden auch Bilderrahmen angefertigt. Jahrzehnte dieses Kunsthandwerk von einigen Famili- Die fertigen Produkte vertrieben Händler u. Hausierer en ausgeübt wurde, möchte der Autor dieses Beitrages, in den gesamten Kronländern der Donaumonarchie der sich selbst einige Jahre intensiv mit der Hinter- und darüber hinaus bis in die Ukraine, Bukowina, glasmalerei beschäftigte, einen Aufsatz über diese Slawonien, Kroatien, Tirol u. a. Wie produktiv die ca. vergessene Zunft der Glasmaler wiedergeben. Es gibt 20 Werkstätten im Sandler Raum waren, zeigt das zahlreiche Publikationen zu diesem Thema, z. B. von Geschäftsbüchlein des Händlers Vinzenz Köck aus Robert Staininger 1936; Knaipp Friedrich 1948; Dr. Sandl, wo in einem Zeitraum von 12 Jahren 385.000 Gustav Brachmann 1950; Prof. Georg Grüll 1956; Hinterglasbilder angefertigt wurden, welche von 50 Fritz Fellner, Kustos im Schlossmuseum Freistadt Abnehmern zum Weiterhandeln gekauft wurden. Zu- 2003; Magister Aigner Hermine 1989 und 1992; Jo- nehmend wurden die relativ günstigen Bilder hinter hann Pum 2012. Auch der Künstler Mag. Peter Laher Glas wegen ihrer Buntheit und bevorzugten religiösen aus Schwertberg hat sich mit dieser Art der volkstüm- Motiven auch von der bäuerlichen Bevölkerung gerne lichen Malerei beschäftigt und Kontakte mit dem Hin- gekauft. Der Preis betrug in der Regel zwischen 12 terglasmuseum in Sandl und mit böhmischen Volks- und 30 Kreuzer. Bald befanden sich in jedem Herr- kundlern aufgenommen. Leopold Josef Mayböck stell- gottswinkel ein oder zwei Hinterglasbilder. Die Bil- te ebenfalls Materialien zur „vergessenen“ Hinter- derhändler Josef Thury aus Freistadt und Peter Petrie glasmaler-Tradition in Schwertberg zur Verfügung. (1819-1830) bezeichnete man auch als Bilderkrämer.

Eine Zusammenfassung über die Geschichte Die Sandler und Schwert- der Hinterglasmalerei berger Bilder galten als Schon in der Antike wurden Medaillons aus Glas mit moralisch unbedenklich, da gefärbter Oberfläche oder mit Blattgold beklebten sie ausschließlich religiöse Scheiben mit ausgekratzten Motiven angefertigt. Im Motive hatten, während an- 14. Jahrhundert griff man in Venedig diese alte Tech- derswo auch obszöne Bilder nik wieder auf und begann mit der Herstellung von bei Jahrmärkten unterm Ver- farbigen Glasbildern. Abnehmer waren vor allem kaufsladen angeboten wur- Klöster, Kirchen, Adelige und reiche Bürger. Die nor- den. Nur wer einen Hausie- male Landbevölkerung konnte sich diese nicht leisten. rerpass besaß, war zum Han- In Augsburg gab es bereits im 16. Jh. eine zunftgebun- del von Glas- und Spiegel- dene Werkstatt für Hinterglasmalerei. Durch die ratio- bildern berechtigt Neben nellere Erzeugung von Flachglas in den zahlreichen Sandler Hinterglasbild um 1840

Glashütten im 18. Jh. und der gesteigerten barocken einfachen Fuhrwerken, wie z. B. Schubkarren, gab es Volksfrömmigkeit begann man in Nordböhmen mit auch Personen, welche die Bilder in Glaskraxen auf der Glasmalerei. Die Winter in den Jahren 1770 bis dem Rücken bis zu den Abnehmern (Händlern) trugen. 1772 waren sehr schneereich und bitterkalt. Die übrige Zeit war sehr nass und die Sonne zeigte sich nur we- Die Herstellung und Arbeitsgänge: nig. Die Folge waren schlechte Ernten und Hungersnö- Um auf der glänzenden Fläche der zugerichteten te. Man begann mit der Suche nach zusätzlichen Ver- Glastafel zu arbeiten, musste die Reihenfolge des dienstmöglichkeiten. Da sich in der Gegend zahlreiche handwerklichen Arbeitsvorganges (der Malprozess) Glashütten befanden, begannen einige Leute mit ein- umgekehrt werden. Der Maler musste damit beginnen, schlägiger Erfahrung mit der Herstellung von farbigen auf die gereinigte Glastafel die Konturen und Umrisse Glasbildern. Da sich auch im südböhmischen Raum u. der Zeichnung (Rissvorlage) mit wasserlöslicher Farbe im Nordwald zahlreiche Glashütten befanden, wander- aufzumalen. Dann erfolgte das Ausmalen der Figuren ten einige Glasmalerfamilien in den Raum Buchers und danach die Auftragung des Hintergrundes mit und in der Folge in die Holzfällersiedlung Sandl im Ölfarben. Als letzter Schritt wurde das fertige Bild mit Nordwald ab. Hier und in der Umgebung befanden einem meist gerußten Holzrahmen eingerahmt. In der sich einige Glashütten, wo man Glastafeln erwerben Regel wurden sechs Farben verwendet: rot, blau, konnte. Sehr rasch entwickelte sich ein aufblühendes schwarz, gelb, grün und weiß. Diese wurden nach alten 7 Rezepten vom Maler selbst erzeugt, auf einer Platte Schwertberg. Am 9. Juni 1818 vermählte sich der mit einem Stößel zerstoßen, zerrieben und mit ver- 53jährige Witwer Johann I. Berger, Glasbildmaler schiedenen Substanzen wie Gummiwasser oder Leinöl in Schwertberg, mit der 22jährigen Elisabeth Weber, (Terpentinöl) malerisch vermischt. Tochter des Schiffmanns Georg Weber aus Poneggen. Seine junge Frau gebar noch einige Kinder: Sohn Leo- Der volkstümliche Wortschatz d. Sandlbildermaler. pold und die Töchter Elisabeth, Ludowika und Elisa- Im Laufe der Zeit bildete sich eine Art Berufssprache beth. Johann I. Berger starb am 22. Mai 1845 mit 82 heraus. Jahren an Altersschwäche im Markt Schwertberg Nr. Geräte und Zubehör: 74. Wie lange die Witwe Elisabeth noch lebte, ist nicht Malertafferl = nach den üblichen Maßen der betref- bekannt. fenden Glashütte zugeschnittenes Tafelglas, meist Johann II. Berger besaß das Schwertberger Bür- schlieriges, so genanntes „Bundglas“. gerhaus Nr. 49. Am 5. August 1817 heiratete der 26 Rippleisten = vom Rahmenmacher oder Dorftischler Jahre alte Glasbildmaler die 25jährige Theresia Hai- mittels Profilhobel roh geschnittene Weichholzleiste dinger, Maurertochter aus dem Markt Mauthausen. zur Rahmenerzeugung. Seine Ehefrau gebar acht Kinder, aber nur Tochter Kuschwati = angeblich zuerst in Kuschwarda, später Anna erreichte das Erwachsenenalter. 1844 starb The- bei Pierbach, erzeugte etwa 0,5 mm starke Spanbrett- resia Berger an Gebärmutterkrebs. Johann Berger er- chen zum Schutze der Bildrückenseite. trank im November 1856 mit 67 Jahren in der Aist. Er Riss = mit Tusche oder Bleistift nach dem Vorbild war Inwohner im Haus Nr. 11, war nicht mehr als gezeichnete, vereinfachte Vorlage. Glasbildmaler tätig, sondern arbeitete als Steinbrecher. Zoachstab = zum Durchzeichnen der unter die Glasta- Josef Berger, ein Bruder von Johann I., heiratete 1824 fel gelegten Vorlage benutztes Holzstäbchen. Anna Strauß, eine Zimmermannstochter aus Lang- Einzelheiten und Bildteile: fierling, Pfarre St. Leonhard. Beide waren als Glasbil- Leibstrich = Gesichts- und Körperkonturen. dermaler tätig und lebten und arbeiteten im Schloss Leibfarbe = Gesichts- und Körperfarbe, Inkarnat. Poneggen. Von den drei Kindern verstarben zwei im Kartusche = ornamentale Umrahmung der Bildmitte, Kindesalter. Medaillon = die runde, ovale, rechteckige oder barock Leopold Berger, 32 Jahre alter Glasbildmaler, wohn- geformte Bildmitte mit dem Bildgegenstand. haft im Haus Nr. 74, heiratete am 10. September 1850 Sockel = in Rückerinnerung an Predella, auf etwa die 25jährige Tischlermeistertochter Maria Brückler Dreifingerbreite angelegte Zone unterhalb der Bilddar- aus der Pfarre Windhaag bei . Im Jahre 1854 starb stellung, anfangs meist ornamentiert, später als Schrift- der Inwohner und Steinbrecher Georg Berger mit 57 band benutzt. Jahren an Auszehrung im Haus Nr. 59. In den darauf- Zauberknoten / Liebesknoten = zur Verzierung der folgenden Jahren wurden in den Schwertberger Pfarr- Sockelzone oft neben die Bildinschrift gesetztes Or- matrikeln noch einige Angehörige der Berger-Sippe er- nament von vergessener Bedeutung. wähnt, allerdings nicht mehr als Glasbildermaler, son- Himmelsluck´n = Mandoria, Strahlenkranz, Wolken- dern als Tag- kranz, Gloria der Hl. Geist – Taube usw. löhner, Steinar- Stadt Jerusalem = im Hintergrund von Kruzifixbil- beiter dern, missverstandene Darstellung von Kirche und und Schuster. Synagoge als den Symbolen für Heiden- und Juden- Eine Klara christentum. Berger verstarb Es folgten noch technische Bildertypen, Bildermaße, 1899 mit 77 Jah- Bildmotive und Bezeichnung für die Hausierer und ren als Gemein- Bilderträger wie Ausgeher; Umgeher, Kraner aus dearme im Spi- Krain; Gottscheberer aus Gottschee; Throler aus Südti- tal Nr. 73. rol; Stachaken aus Stachau und allgemeine Kraxen- Das ehemalige Grafenspital in Schwertberg männer. in der Friedeggstraße, Foto L. Mayböck (Friedrich Knaipp; OÖ. Heimatblätter1948) Familie Landgraf: Die Schwertberger Glasmaler: Josef und Barbara Landgraf, Glasbildermaler, Familie Berger: verkauften um 1830 ihren Besitz in Sandl und zogen Der Glasmaler Johann I. Berger kam mit seiner nach Schwertberg zu den verwandten Familien Berger Familie von Buchers nach Sandl. Er war vermögend und Pautsch. Die ersten Jahre wohnten und arbeiteten und erwarb in Sandl ein Haus, zudem baute er noch ein sie im Schloss Poneggen. Nach drei Jahren erwarben zweites, erwarb einen Bauernhof und kaufte um 1816 sie im Markt Schwertberg das Haus Nr. 70 in der Hin- das Haus Nr. 49 im Markt Schwertberg. Er übersie- tergassen. Die Landgrafs beschäftigten einige Personen delte mit einigen Familienmitgliedern in den Aistmarkt in ihrer Werkstätte. Josef war aber auch als bürgerli- und errichtete hier eine Glasbildermaler-Werkstätte, in cher Seifensieder tätig. Als Nachkommen wurden der 7 Personen arbeiteten. Seine Frau Susanna starb zwei Söhne und eine Tochter erwähnt: Sohn Johann am 22. Dezember 1816 an Brustwassersucht in starb im August 1843 mit 20 Jahren an einem Lungen- 8 blutsturz. Finanziell dürfte es mit den Landgrafs berg- Johann Franz, Josefa und Franziska. Sie erwarben um ab gegangen sein. Josef starb als armer Keuschler und 1820 den alten Sitz Poneggen bei Schwertberg, in dem Bildermaler im April 1851 mit 54 Jahren an einer vorher eine Seidenraupenzucht und danach eine Brustfellentzündung im Haus Nr.70. Seine Ehefrau Strumpfwarenfabrik untergebracht war. Barbara verstarb im Juni 1859 mit 61 Jahren an Lun- genentzündung als Inwohnerin. Im Jahre 1901 wurde Hier fand man ein Emmerich Landgraf als Brauknecht in der herr- genügend schaftlichen Brauerei am Sand erwähnt. Weitere An- Platz, um eine gehörige der Familie Landgraf lebten bis in die Ge- gewerbsmä- genwart im Markt Schwertberg. ßige Erzeu- Familie Schmied: gungsstätte für Diese Glasbildermaler-Familie stammte aus Obero- Glasmalerei- chitz in Nordböhmen und siedelte sich um 1801 in Bilder Buchers im Bezirk Kaplitz an. Nach einigen Jahren gewährleisten verlegten sie ihren Wohnsitz in die benachbarte Ort- zu können. schaft Sandl im Freiwald und erwarben dort drei Häu- Poneggen Stock: Foto L. Mayböck 2018 ser, in denen sie ihre Glasbilder-Erzeugungsstätten Alle Familienangehörigen waren in der Glasmalerei errichteten. Wann genau Josef Schmied seinen Wohn- tätig. Sie gehörten zu jenen Personen, welche die Hin- sitz nach Schwertberg verlegte, ist nicht mehr bekannt. terglasmalerei besonders prägten. In ihrer Werkstatt Bekannt ist, dass er vorübergehend als Glasbildmaler arbeiteten um die 8 bis 11 Personen. Die Glastafeln für Josef Landgraf in Schwertberg arbeitete. Josef bezog man über den ortsansässigen Glasermeister Ro- Schmied erwarb das Haus Nr. 8 am Sand und begann dinger, die Holzrahmen fertigte Johann Frühwirth, eigenständig mit der Produktion von färbigen Glasbil- wohnhaft hinter den Hofstätten im Markt Schwertberg. dern. 20. Juli 1829: Susanna, 22 Jahre alte Tochter von Franz und Susanna Pautsch, heiratete den 26jährigen Am 13. Glasermeister Leonhard Rodinger von Schwertberg, März Haus Nr. 52, am Schuss gelegen. Als Trauzeugen betä- 1833 tigten sich der Glasbildmaler Johann Berger und der heiratete Schnitzer Georg Gesner aus Poneggen. Franz Pautsch der 28 betätigte sich zwischen 1829 und 1840 wiederholt als Jahre alte Trauzeuge. Am 20. Februar 1841 starb die Glasbild- Josef malerin Susanne Pautsch mit 67 Jahren an Lungen- Schmied lähmung im Stock Poneggen. Der Witwer Franz die 32 Pautsch verstarb im gleichen Jahr am 27. April mit 60 jährige Jahren an Nervenfieber. ehemaliges Hammerhäusel am Sand Wenzel und Josefa Pautsch sowie seine Brüder Jo- Foto L. Mayböck, 1989 hann und Josef betrieben die Glasbildermalerei noch Glasmalerin Maria Anna Bauer, die mit der Familie eine Zeit lang weiter. Wenzel war aber auch als Landgraf von Sandl nach Schwertberg kam. 1835 kam Schneider tätig. Wie lange er Sohn Franz Georg auf die Welt. Es folgte eine Maria, und seine Frau Josefa noch am die aber als Kind verstarb. Das Häusel am Sand wurde Leben blieben, ist nicht be- zu klein; die Schmieds erwarben das Haus Nr. 20 kannt. 1871 starb Josef (Tankstelle König). Zwischen 1840 und 1842 wurden Pautsch, sein lediger Bruder noch die Kinder Theresia, Anna und Josef geboren. Johann verstarb im Alter von Josef Schmied starb im Jahre 1851 an Brustwasser- 65 Jahren als Armenpfründler. sucht. Er war bis kurz vor seinem Tod noch als Glas- Die ledige Josefa Pautsch bildermaler tätig. 1856 verstarb die Witwe Anna Maria verschied 1879 mit 62 Jahren an Altersschwäche. Ihre Nachkommen übten noch eine im Markt Schwertberg Nr. 78 Zeit lang das Handwerk der Glasbildmalerei aus, an Lungenlähmung. mussten sich aber nach 1860 beruflich verändern. Die Herz Maria Hinterglasbild Hinterglasmalerei fand damals ihr Ende. (vermutlich aus Schwertberg, Mitte 19. Jahrhundert) Familie Pautsch: Familie Rodinger: Ein Franz I. und eine Theresia Pautsch betrieben in Am 10. September 1827 heiratete Johann Rodinger, Langenau in Nordböhmen die Glasmalerei. Sie hatten 27 Jahre alter Glasermeister und Glasschneider, die mehrere Kinder und wurden um 1780 in Buchers an- 22jährige Theresia, Tochter von Franz und Susanna sässig. Ein Teil der Familie wanderte nach Weitra im Pautsch, Glasbildermacher und Hausbesitzer in Po- Waldviertel ab, ein zweiter Zweig wurde in Sandl neggen Nr. 1. Der Bräutigam war ein Sohn von Josef sesshaft: Franz II. Pautsch, verheiratet mit Susanna und Petronella Rodinger, ehemalige Glasmacher in (geb. Berger); ihre Kinder: Susanna, Wenzel, Theresia, der Glashütte Paulina Nr.26, in Buchers im Königreich 9 Böhmen, Glasermeister und Hausbesitzer im Markt Schwertberg Nr. 52. Die Eheleute hatten sechs Kinder; Hinterglasbild nach fünf verstarben im Kindesalter, nur Johann blieb am einem Original Leben. Am 14. März 1843 starb der Glasschneider Kupferstich von Matth. Merian, 1649 Johann Rodinger mit 44 Jahren an Luftröhren- Schwindsucht in seinem Haus Nr. 52. Sohn Johann, von Anita Aistleitner, Glasermeister, verstarb mit 45 Jahren an Lungentuber- Schwertberg kulose. Die 40jährige Witwe Theresia Rodinger, Inha- berin der bürgerlichen Glaserbehausung, heiratet den L. Mayböck 47 Jahre alten bürgerlichen Schuhmachermeister Ge- nach einer org Beyrl aus dem Markt Schwertberg. schwarz-weiß Der 26 Jahre alte bürgerliche Glasermeister und Glas- Vorlage von schleifer Leonhard Rodinger, ein Bruder von Johann, Hieronymus Bosch: heiratete am 20. Juli 1829 die 22jährige Susanna (1450-1516) Pautsch. Kinder: Karl und Susanna. Im Frühjahr 1858 (Niederlän- starb Leonhard Rodinger. Witwe Susanna heiratete discher Maler) den 51 Jahre alten Hutmacher Jakob Wudna aus der Steiermark. Sohn Karl starb mit 29 Jahren, Tochter Susanna verstarb im Oktober 1878 als ledige Köchin Windegg mit 45 Jahren, im Markt Schwertberg Nr. 78. Hinterglasbild

Leopold Josef Mayböck 1982

Gastgeb, Gastwirte im Markt Schwertberg

In den Urbaren von 1449 und 1597 wurde noch kein Gastgeb im Markt Schwertberg erwähnt. Als Gastgeb wurde einer bezeichnet, der neben der Aus- Ansichtskarte von Schwertberg um 1920, auf der linken schank von Bier und Wein auch verkochte und kalte Seite das vierte Haus (gelb), dort waren die Rodinger, aber Speisen anbieten durfte. Nahezu jede Herrschaft besaß auch die Berger eine Zeit lang ansässig. eine Taverne. Durch den so genannten Tavernenzwang waren die Untertanen verpflichtet, Hochzeitsfeiern und Familie Frühwirt: Totenmahle (Zehrung) in der herrschaftlichen Taverne In der Hintern Hofstatt in der Nähe der Hausmühle abzuhalten. Dort wurde meistens auch selbst gebrautes lebten und arbeiteten die Bilderrahmenmacher Johann Bier ausgeschenkt. Zur Herrschaft Windegg gehörte und Anna Frühwirt. Am 4. Jänner 1827 wurde ihr die Taverne am Fuße des Burgberges (ehemaliges Sohn Johann Nepomuk geboren. Nachdem die Glas- Gasthaus Hochreiter). Auch im Markt Schwertberg bildmalerei weitgehend ihr Ende fand und keine Bil- wurde im herrschaftlichen Markthaus (Schacherberg- derrahmen mehr benötigt wurden, arbeitete Johann als straße Nr. 2) zeitweise eine Schänke betrieben. Der Steinarbeiter in den hiesigen Steinbrüchen. Hofwirt am Sand (ehemaliges Gasthaus Weiss) gehör- Am 15. August 1869 ertrank Johann Frühwirt mit te ursprünglich zur Herrschaft Schwertberg. Dort wur- 57 Jahren in der Aist; seine Frau Anna verstarb im de auch Bier von der Schlossbrauerei ausgeschenkt. Dezember 1877 an einem Gehirnschlag als Inwohnerin Auch beim Schloss Poneggen befand sich ursprünglich im Haus Nr. 70. Ein Michael Frühwirt, verheiratet eine Schlosstaverne (ehemaliges Gasthaus Vismara). mit Elisabeth, starb im Jahre 1879 mit 59 Jahren. Sei- Seit jeher sind Tavernen, Gast- und Raststätten, Wirts- ne Frau Elisabeth war bereits 1877 verstorben. Nach- häuser und Schänken Orte der Kommunikation, wo kommen dieser Familie leben bis dato in der Gemein- man sich unterhielt, debattierte und stritt, gemeinsam de Schwertberg. Die Hinterglasmalerei wird bis in die aß, trank und feierte, spielte und tanzte, so manch re- Gegenwart betrieben und findet noch immer bei man- volutionäre Idee geboren wurde und wo Kauf- und chen Leuten Gefallen. Handelsleute, Krämer, Fuhrleute, Komödianten, Musi- So war in Schwertberg u. a. Frau Anita Aistleitner kanten und sonstige fahrende Leute rasten, übernach- eine jahrelang aktive Vertreterin dieser volkskundli- ten und sich stärken konnten. chen Tätigkeit. Aber auch der Autor dieses Beitrages, Die Schankgerechtigkeit, mancherorts auch Krug- Leopold Josef Mayböck, war in den frühen 80er Jahren recht genannt, wurde in der Regel vom Marktrichter in der Hinterglasmalerei tätig und fertigte zahlreiche mit Zustimmung der Ratsherren ausgegeben. Bilder an. 10 ler; 1783 Johann und Franziska Enzendorfer, Gastgeb und Handelsmann; 1836 Georg Enzendorfer, 28 Jah- re alter Gastwirt, heiratete die 24jährige Elisabeth Lettner vom Weisganghof bei . Georg war kein langes Leben beschieden; er starb 1837 mit 29 Jahren. Witwe Elisabeth heiratete Johann, Sohn von Ignaz und Maria Klinger vom Ehemaliges Windegger Markthaus Mayrhof, Schacherbergstraße Nr.2,links neben Kriechbaum Nr. 1, dem Eingang ein Reiterstein zum Pfarre Tragwein. Auf- und Absteigen vom Pferd. Renaissance Arkadengang Gasthaus, Da für diese Tätigkeit kein Befähigungsnachweis er- das dritte Haus forderlich war, zählte dies zu den freien Gewerben. Als Familie Klinger: Abgabe musste die Tax (Getränkesteuer) bezahlt wer- Johann und Elisabeth Klinger hatten Nachkom- den. Am meisten wurde Bier ausgeschenkt, das oft- men. 1876: Der 25jährige Gastwirtssohn Anton Klin- mals von der herrschaftlichen Brauerei bezogen wurde. ger heiratete die 25jährige Gastwirtstochter Maria Es gab aber auch Bürger, die eine Braugerechtigkeit Angermayr aus Mauthausen. Er bekleidete längere Zeit besaßen. Ein aufgehängter Krug oder ein grünes Gers- das Schwertberger Bürgermeisteramt und leistete bis tenbündel verwies auf die Ausschank von Bier. 1900 die Vororganisation zur Aistregulierung. Maria Wein wurde von Klinger starb im Jahre 1890. Der Altbürgermeister der Bevölkerung Anton Klinger verkaufte 1908 das Gasthaus an Hans eher selten ge- Dallinger. Dieser ließ es großzügig umbauen, und trunken. Der war sogar ein Weinstüberl wurde eingerichtet. dem Klerus, dem Auch Fremdenzimmer und Adel und den ein Veranstaltungssaal bot reichen Bürgern Platz für größere Gesell- vorbehalten. Es schaften. Im Dallinger gab auch eigene Gasthaus verkehrten viele Weinschänken u. Sommerfrischler aus den mancherorts eine Städten Linz, Wien u. a. Branntwein- Man reiste überwiegend schänke mit der Bahn an. 1926 (Schnaps). kaufte der 27 Jahre alte Spätmittelalterliche Wirtshausstube - Hochzeitsgelage Benedikt Fröch aus Gmun- Das Brautpaar hinten links den den Gasthof. Zusam- men mit seiner Frau Maria, Wirts- und Gasthäuser im Markt Schwertberg geb. Lischka, führte er das und ihre Inhaber: Gasthaus weiter. Im 17./18. Jahrhundert werden nur vier Gasthäuser Hotel Dallinger in den frühen 20iger Jahren erwähnt: am Platz das Gasthaus und Brauerei am Platz, Otmar Wandl: Schwertberg in alten Ansichten (Guschlbauer Marktplatz Nr.10). Die Familie Sieg- mund und Eva Haagen, bürgerliche Gastgebfamilie, Der Witwer Anton Klinger starb 1937 mit 88 Jahren Herr von Haagen, (Herr von Haagen war auch kaiserli- im Gemeindearmenhaus Nr. 100. In der Zeit des Nati- cher Hauptmann und starb 1674 mit 64 Jahren), 1786 onalsozialismus 1938-1945, wurde das Gasthaus gerne der Wirt Georg Enzendorfer und der Wirt Michael von SS Offizieren vom KZ Mauthausen besucht. Spä- Schneider. Im 19. Jh. kamen mit dem Aufblühen der ter hießen die Wirte Hochmair, Lughofer u. Thern. Steinindustrie und der Entwicklung einiger früher In- Familie Kampf errichtete ein Möbelhaus, dann folgten: dustriebetriebe sowie der Errichtung der Eisenbahnli- ein Konsum-Geschäft, und ein Spar-Markt. Heute be- nien: (1872 St. Valentin – Gaisbach –Wartberg – findet sich ein Fitness Center darin.

Budweis und der Donauuferbahn Mauthausen – Das Haus Nr. 60, Gasthaus zum Schwarzen Rössl. Schwertberg, Perg bis Krems) einige Gasthäuser dazu. (Ing. Schmiedl Str. Nr.6, Hotel Restaurant Tinschert) All das bewirkte nicht nur einen wirtschaftlichen Auf- Familie Hildebrand: 1814: Paul und Viktoria Hilde- schwung, sondern auch die Sommerfrische wurde be- brand, Gastwirt im Markt Schwertberg. Die Eheleute sonders für die Städter immer beliebter. Schwertberg hatten drei Kinder, welche alle im Kindesalter verstar- wurde als Meran des Mühlviertels bezeichnet und auch ben. hier nahm die Zahl an Gaststätten deutlich zu. Familie Gatterbauer: Haus Nr. 37, am Platz (Marktplatz Nr. 1) 1829: Johann und Theresia Gatterbauer, Gastgeb und Familie Enzendorfer: Krämer im Markt Schwertberg Nr. 60. Angehörige dieser Ratsbürger Familie waren Bäcker, Familie Aigner: Zeughändler und Gastgeb im Markt Schwertberg am Die ersten Angehörigen dieser Familie schienen be- Platz Nr.37, (Marktplatz Nr. 1). 1775 Johann Georg reits um die Mitte des 17. Jahrhunderts im Markt und Eva Maria Enzendorfer, Gastgeb und Zeughänd- Schwertberg als Bürger (Weber) auf. Um 1830 besa- 11 ßen Leopold und Theresia Aigner das Haus Nr. 60. In der Gaststube befand sich der Stammsitz der Neben einer Krämerei betrieben sie auch eine Gast- „Bettschoner“. Hier ging es manchmal recht feucht- wirtschaft. Sohn Ludwig heiratete mit 34 Jahren im fröhlich zu. Jahre 1857 die 25jährige Lederermeistertochter Cäcilia Spruch von Johann Wolfgang von Goethe: Wurz. Ludwig Aigner starb 1864 mit 41 Jahren an „Bestaubt sind unsere Bücher, der Bierkrug macht Lungenlähmung, die Witwe Cäcilia verschied 1868 uns klüger. Das Bier schafft uns Genuss, die Bücher mit 36 Jahren an Tuberkulose. nur Verdruss“. Familie Lasch: Nach dem Tod des Alois Derntl heiratete dessen 1880: Franz Lasch, 31 Jahre, aus Steyregg gebürtig Witwe Magdalena („Leni-Tant“) Norbert Geyrhofer. angehender Besitzer des Gasthauses Nr.60, heiratete Seit 1965 führt Familie Geirhofer (zuerst Sepp und die 30jährige Viktoria, eine Tochter von Anton und Helga und seit 1991 Christian und Anita) den Betrieb. Viktoria Hayböck vom Haus Nr. 22. Neben dem Gast- hausbetrieb wurde auch eine Sodawassererzeugung Haus Nr. 63, ehemaliges Gasthaus Palmetshofer in betrieben. Den Eheleuten wurden zwei Kinder gebo- der Hintergassen. (Hauptstraße Nr. 7) ren: beide verstarben im Kindesalter. Viktoria Lasch Familie Gründlinger: starb mit 33 Jahren im Februar 1883 an einer Lungen- Wann genau diese Gaststätte errichtet wurde, ist entzündung. Witwer Franz vermählte sich mit einer nicht bekannt. Um 1784 waren Mathias und Magda- Maria aus dem Markt Zell stammend. Er betrieb die lena Gründlinger Inhaber. Im Jahre 1811 starb der Sodawassererzeugung im Haus Nr. 90. Franz Lasch Ratsbürger und Gastgeb Mathias Gründlinger mit 60 verstarb im März 1898 mit 50 Jahren im Haus Nr. 90. Jahren. 1823 heiratete ein Johann Gründlinger die Die Witwe Maria Lasch verschied im November 1913 20jährige Lederermeistertochter Klara Marko aus im Alter von 63 Jahren. Schwertberg. Im März 1834 starb die Gastwirtin Klara 1884: Anton Lasch (Bruder), 26 Jahre, Gastwirt und Gründlinger mit 32 Jahren. Der Witwer Johann Gründ- Hausbesitzer Nr.60, heiratete die 36jährige Anna Bau- linger verstarb im Dezember 1834 im Alter von 51 erngruber aus Kufstein in Tirol. Jahren. Neue Gasthausinhaber wurde die Familie Im Gasthaus zum Schwarzen Rössl galt der Spruch: Franz und Eva Zigmayr. 1841 verstarb der Wirt „Gemütlichkeit wird da gefunden, wo Bier, Durst Franz; die Witwe Eva verschied im Jahre 1842 im und Humor verbunden“. Alter von 59 Jahren. Tochter Elisabeth übernahm den Es folgten als Gastwirte die Familie Langwieser Gasthausbetrieb. Ein Jahr später heiratete Elisabeth (2 Generationen) und seit 1952 die Familie Tinschert Zigmayr den Witwer Wenzel Hölzel, einen bürgerli- in dritter Generation (Christine Tinschert, Martin Tin- chen Schneidermeister aus Schwertberg. Die Wirtin schert sen. und Martin Tinschert jun.) verstarb mit 54 Jahren, ihr Ehemann und Witwer ver- starb im Jahre 1876 mit 76 Jahren. Danach fehlen eini- Haus Nr. 67, Gasthaus Rosenleitner: ge Zeit die Inhaber des Wirtshauses. Um 1919 betrieb (Geirhofer Mühlviertler Hof, Hauptstraße Nr. 10). eine Familie Latzelsberger das Gasthaus. Im Jahr 1937 Dieses Gasthaus in der ehemaligen Hintergassen war starb der Gastgeb Rudolf Czerny mit 56 Jahren. Er war um 1870 im Besitz des Alois und der Franziska Ro- verheiratet mit einer Maria Bitzen aus Wien. senleitner, Bauernsohn aus der Ortschaft Windegg. Die Wirtin starb mit 36 Jahren im Jahr 1885. Der 38 Nächster Jahre alte Witwer Alois Rosenleitner heiratete die 24 Inhaber Jahre alte Anna Bergmayr vom Schwertberger wurde Ortsteil Sand. 1898: Franz Rosenleitner, Sohn aus Anton erster Ehe, Gastwirt, 27 Jahre alt, heiratete die Palmetshofer. 26jährige Anna Stegfellner, eine Bauerntochter aus der Ortschaft Marreith Nr. 3, Pfarre Gutau. Die Ehe- leute hatten einige Kinder, darunter Sohn Franz. Der Senior Franz Rosenleitner verstarb im Februar 1930 Foto aus „Schwertberger Biertradition“ im Alter von 65 Jahren. Junior Franz Rosenleitner, 29 Jahre, Gastwirt und Realitätenbesitzer, heiratete 1929 Haus Nr. 8, Gasthaus am Anger: (Parkstraße Nr. 10) die Gastwirtstochter Klothilde Knoll aus Erdleiten Nr. Wann dieses Wirtshaus am Anger seinen Betrieb auf- 3, Pfarre Zell. Witwe Anna Rosenleitner verstarb als nahm, ist nicht bekannt. Private im Haus Nr. 3, im Jahre 1936. Das Traditionsgasthaus wechselte inzwischen den Als erste Betreiberfamilie Besitzer. Ein Alois Derntl, 37 Jahre alter Gastwirt in wurde ein Josef Burg- Schwertberg Nr. 67, aus Naarn gebürtig, heiratete im staller erwähnt. Er starb als Jahre 1937 die 29jährige Magdalena Froschauer aus bürgerlicher Gastgeb im Naarn. Jahre 1808 im Alter von 58 Jahren. Es folgte eine Familie Alois und Theresia Mayr. Sohn Foto aus der Franz Mayr übernahm das Broschüre Gasthaus. Er starb mit 33 „Schwertberger Jahren im Jahre 1840. Biertradition“ Foto aus: „Schwertberger Biertradition“ 12 Nächste Inhaberfamilie wurde Johann und Christina Distlberger. Der Gastwirt verstarb 1847 mit 52 Jah- ren. Es folgte eine Familie Kühhas. Sohn Michael Bahnwirt, und seine Frau Juliana, geb. Katzenschläger aus Ho- Schwertberg fing bei Schönau, übernahmen den Gasthausbetrieb. Im Jahre 1880 starb der Wirt Michael Kühhas mit 32 Jahren. Die 31jährige Witwe Juliana heiratete den 25 Jahre alten Bauernsohn Johann Frühwirt aus Albern, Pfarre Mauthausen. Als nächster Inhaber wird ein Jo- hann Schönleitner genannt, ein Gastwirtssohn aus der Stadt Weitra im Waldviertel. Er heiratete 1892 die 23jährige Maria, Tochter von Ignaz und Anna Hehen- berger, Gastwirte im Markt Schwertberg Nr. 8. Nach der Gasthaus Familie Schön- zur Almhütte leitner folgte Korner noch eine Zeit am Kogelberg lang die Familie Alois Deuschl.

Das Haus in der Mitte, das Gasthaus ehemalige Gasthaus Alois Deuschl. Waldschnepfe Josefstal, Haus Nr. 50, Gasthaus am Schuss: (Ehemaliges lag gegen- Gasthaus Glinsner in der Schacherbergstraße). über der ehe- Familie Grubhofer: maligen Kunst- 1860: Franz und Theresia Grubhofer, Inhaber der mühle des Gastwirtschaft Nr. 50 am Schuss. Er war auch Schnei- Karl Berger. dermeister und hatte zwei Töchter: Rosina und Josefa. 1867 wird ein Josef Grubhofer als Gastgeb erwähnt. Spruch: „Wer nicht liebt das braune Bier, der lebt als 1894 heiratete Rosina Grubhofer, 34jährige Gast- armer Schlucker hier, denn der edle Gerstensaft ist´s, wirtstochter, den 35 Jahre alten Anton Schern, k. k. der frohe Menschen schafft.“ Gendarmerie Postenkommandant in Schwertberg Nr. Fotos: Alle 3 Fotos aus „Schwertberger Biertradition“ 36, gebürtig aus Rohrbach. Das Gasthaus dürfte da- mals den Besitzer gewechselt haben, denn 1895 schie- Alle drei Gasthäuser gibt es nicht mehr. nen Mathias und Juliana Hager als Gastwirte auf. Die Eheleute hatten zwei Söhne, Josef und Johann, In den Schwertberger Pfarrmatrikeln werden noch sowie die Töchter Julia (verstarb als Kleinkind) und erwähnt: Stephanie. Als Gastwirtschaftsbetreiber folgten Mi- Nr. 90: 1898, die 25jährige Gastwirtstocher Cäcilia chael und Rosina Hofstätter. Im Jahre 1912 starb die Hochedlinger aus Schwertberg heiratete den 30 Jahre Gastwirtin Rosina Hofstätter mit 42 Jahren. alten Volksschullehrer Johann Flier. Nächster Inhaber des Gasthauses wurde die Nr. 136: 1916, Brawinkler Sebastian, 62 Jahre alter Familie Glinsner. Karl Glinsner: Gastwirtschaft mit Gastwirt in Schwertberg, aus Pierbach gebürtig, heira- Saal und einem Gastgarten. tete die 47jähr. Theresia, Witwe nach Sebastian Hackl. Im Sterbebuch: Nr. 62: 1875, Feischl Johann und Maria, Wirtsleute, ihnen verstarben zwei Kinder. Das Gasthaus befand Foto aus der sich am Eck Parkstraße – Ing. Schmiedl Straße. (Egger Broschüre Tapezierermeister) „Schwert- Nr. 63: 1884 starb die Gastwirtsgattin Juliana Friedl berger mit 35 Jahren. Ihr Ehemann Johann verstarb 1886 mit Biertradition“ 30 Jahren. Das Gasthaus befand sich am Eck der Hauptstraße – Parkstraße. Nr. 99: 1900, Anton und Maria Langwieser, Gastwir- Spruch: te, im Dezember starben 10 Tage nach der Geburt die „Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, dem Menschen Zwillinge Theresia und Rosina. Bier und Rebensaft, drum danke Gott als guter Christ, Nr. 60: 1903, Johann und Magdalena Langwieser, dass du kein Ochs geworden bist.“ Inhaber einer Gastwirtschaft. Die einzige Tochter Ber- tha verstarb als Kind. Johann starb 1904, die Witwe Im Markt Schwertberg gab es noch den Bahnwirt, das Magdalena Langwieser verstarb 1938 als Private. Gasthaus zur Almhütte Korner am Kogelberg und das Nr. 107: 1902, Schneidhofer Johann und Anna aus Gasthaus Waldschnepfe im Josefstal. Diese Gastwirt- Fischbach (Bez. Weiz, Steiermark) gebürtig. Hausbe- schaft mit Kegelbahn und Gastgarten war ein beliebtes sitzer und Gastwirt im Markt Schwertberg. Sohn Alois Ausflugsziel der Schwertberger. starb mit 3 Monaten. 13 Nr. 112: 1922, Leopoldine Seyr starb mit 61 Jahren, einer Rauferei, wobei auch einige Einrichtungsgegens- Witwe nach Josef Seyr, Gastwirt im Markt Schwert- tände zu Bruch gingen. Der Wirt Johann Klinger berg, aus Pregarten gebürtig. schritt ein. Mit einem Stock schlug er auf die betrun- Nr. 154: 1937, Dorninger Johann, Gastwirt, starb mit kenen Raufbolde ein, bekam aber auch selbst einiges 66 Jahren. Er war verheiratet mit Katharina, geborene ab. Neben Prellungen hatte er auch zwei gebrochene Michalowitsch. Rippen. Dem inzwischen herbeigeeilten Marktge- richtsdiener und einem Helfer gelang es den Raufhan- Aiserwirt, O. Aiser Nr. 1 (Greindl Karl) del zu beenden. Die besoffenen Kartenspieler wurden Dieses Gasthaus wurde als Steinbrecherkantine und zur Ausnüchterung in den Gemeindekotter gesperrt. Schlafherberge für Steinbrecher im letzten Drittel des Als Strafe erhielten sie drei Tage Arrest bei Wasser 19. Jahrhunderts errichtet. Als erste Kantinenbetreiber und Brot. Zudem mussten sie die Gerichtskosten, den wurden erwähnt: 1871: Palaero Venanz, 35 Jahre alt, angerichteten Schaden und dem verletzten Wirt ein aus Levicio in Südtirol gebürtig, Steinbrecher auf der Schmerzensgeld von 6 Gulden bezahlen. Aiser, heiratete die 38 jährige Witwe Jakobe Narzt, (OÖLA. Herrschaftsakten Bd.1. Sch. 2224) geborene Deon. 1880: Der 26 Jahre alte ledige Stein- brecher auf der Aiser Palaero Quirin, heiratete die Die Hafner im Markt Schwertberg 21jährige Anna Maier, in Dienst auf der Aiser, aus Hörschlag (Bez. Kaplitz in Böhmen) gebürtig. 1883: Die Geschichte der Herstellung von Tonwaren Im Jänner starb auf der Aiser Nr. 1 der Steinbruch- reicht bis in die Zeit des Paläolithikums zurück. Den pächter Josef Niedl mit 42 Jahren. 1884: Die ersten Höhepunkt erreichte sie in der Zeit des Früh- 26jährige Rosina Hirsch, auf der Aiser in Dienst, hei- neolithikums, wo verschiedene europäische Volks- ratete den 25 Jahre alten Steinarbeiter auf der Aiser gruppen eigene Keramiktypen erzeugten, wie Linear- Josef Hirtl. 1884: Der 26 Jahre alte Michael Bruckner, bandkeramik, Schnurkeramik, Mondseer-Keramik, Steinbrecher, wohnhaft auf der Aiser Nr. 1, aus der Kammerkeramik, Trinkbecher- und Glockenbecher- Pfarre Alberndorf gebürtig, heiratete die 24jährige Kultur u.a. In der Zeit der Antike bis in das Mittelalter Theresia Pilz, Dienstmagd in Windegg Nr. 16. 1887: hinein wurden die Keramikerzeugnisse stetig verbes- Herr Silvester Stifter, Kantinenbetreiber auf der Aiser sert und zu einem gefragten Massenartikel, der in kei- Nr. 1, 36 Jahre alt, heiratete die 36jährige Bauerntoch- nem Haushalt fehlte. Auch im Unteren Mühlviertel, ter Magdalena Hindl aus Katzbach, Pfarre Magdalena besonders im Machland, war die Hafnerei stark ver- bei Linz. breitet. Nahezu in jeder Ortschaft weisen Flurnamen wie Hafnerluss, Hafnerhäusel, Hafnerstraße, Tachet- luss u.a. darauf hin. Auch in Schwertberg erzeugten einige Hafnerwerk- stätten Töpfe, Häfen, Reinen, Trögel, Krüge, Becher, Aiserwirt Schüsseln, Teller, Häferl, Kacheln u. a. Zudem befan- den sich in Schwertberg und Umgebung gute Tonla- gerstätten (Tachetgründe), wo dieser Rohstoff abge- Foto: baut wurde. Am Hafnerluss, am nordöstlichen Orts- Leopold rand von Schwertberg, gab es dunkelbraunen und Mayböck, grauen Ton von guter Qualität. 2018 Eine zweite Tonabbaustelle befand sich beim Bauernhaus 1884: Der 23jährige Steinbrecherschmied auf der Windpasser in der Ortschaft Aiser Nr. 1, Janko Johann, heiratete die 20jährige An- Doppl. In dieser Abbaustätte na Leinzinger, Dienstmagd im Markt Schwertberg Nr. war Ton in mehreren Schich- 72. 1912: Johann und Anna Hofko Kantinenbetreiber ten gelagert. und Steinarbeiter auf der Aiser Nr.1. Am 3. Juni 1919 (vor 100 Jahren) erhielt Ludwig Im Areal der Tonabbaustelle Wagner die Konzession für die Gastwirtschaft auf der befindet sich auch ein Teich. Aiser Nr. 1. Die nächste Wirtin und Konzessionsinha- berin war Paula Greindl. Ihr folgte ihr Sohn Karl Foto: L. Mayböck, 2018 Greindl, der bis heute „Aiser-Wirt“ ist. In den Wirtshäusern kam es manchmal zu verbalen Es gab rötliche, gelbliche, bläuliche und graue Toner- und handgreiflichen Auseinandersetzungen, wobei die de. Letztere wurde von den Ofensetzern zur Kacheler- Streitenden auch vor einer wüsten Rauferei nicht zu- zeugung verwendet. Der graue Ton war auch der beste rückschreckten. Es gab neben leichten Blessuren auch und brauchte nicht viel gemagert werden. Bis 1960 schwere Verletzungen. Zudem ging so manche Wirts- wurde beim Windpasser Tonerde abgebaut und zu hauseinrichtung zu Bruche. Hafnern und Ofensetzern nach Enns, Steyr, und Auch die Schwertberger Landgerichtsakten berich- Pöchlarn transportiert. ten von solchen Vorfällen. So kam es am 20. Septem- Wann genau in Schwertberg mit der Erzeugung von ber 1838 in einem Wirtshaus am Marktplatz zu einer Keramikprodukten begonnen wurde, ist nicht mehr Auseinandersetzung zwischen einigen Handwerkerge- eruierbar, mit Sicherheit aber schon im Mittelalter. Vor sellen, nachdem man beim Kartenspielen in Streit ge- einigen Jahren wurde beim Umbau der Fleischhauerei raten war. Zuvor hatte man neben einigen Bieren auch Stifter in der Ing. Schmiedl Straße im Boden ein klei- zahlreiche Gläser Branntwein getrunken. Es kam zu nes, beschädigtes Töpfchen geborgen. 14 Frau Andrea Stifter gab dieses Relikt Dieser Handel hat aber durch die herumwandernden dem Herrn Anton Wagner. Dieser böhmischen Geschirrverkäufer gelitten.“ überließ mir dankenswerterweise B. Pillwein, Mühlviertler Distrikte, Nr. 30, 1826. den Fund zur Bearbeitung und Be- stimmung. Das Fundobjekt dürfte Auch eine Warenstempelstation gab es in Schwertberg, um die Mitte des 14. Jh. verfertigt wo auch Hafner von Perg, Karlingberg und Ried ver- worden sein, was auch von der treten waren. Dieses Amt gehörte zum K.K. Commer- Keramikexpertin, Frau Professor Dr. Alice Kaltenber- zialstempelamt in Linz. J. Strnadt, Schwertberg, Österreichische Geschichte, Bd.17, 1856. ger aus Wien, bestätigt wurde. Meistens dienten diese Tongefäße zum Verbergen von Geldstücken (Vorläu- Die Schwertberger Hafner: fer des Tresors). Besonders in unruhigen Zeiten war Als Erster scheint 1603 ein Konrad Öler als bür- diese Art von Versteck üblich. gerlicher Hafner auf. Er diente von seiner Behausung Erst mit der Einführung der Töpferscheibe und be- jährlich einen Schilling Geld. Recht lukrativ war diese dingt durch die Zunahme der Bevölkerung wurde all- Tätigkeit nicht; für keramische mählich die Hafnerei ein richtiger Berufszweig, der Erzeugnisse bekam man nicht sich auch in Zünften und Zechen organisierte. Im Land viel Geld. Besonders die Töpfe, ob der Enns erfolgte 1542 die erste Verordnung. Im die zum Kochen ins offene Jahre 1651 erließ Kaiser Ferdinand III. eine umfassen- Feuer gestellt wurden, zer- de Handwerksordnung. Das Einkaufsgeld für eine sprangen häufig. Zudem gab es Lade betrug 1-2 Gulden. der Jahrtag fand am Sonntag sehr viele Hafner im Lande, die nach Jakobi statt. Bei jeder Landeslade waren vier ihre Waren anboten und da- Viertelmeister, von denen ein jeder einen Schlüssel zur durch auch die Preise drückten. Lade verwahrte. Zudem gab es noch die Gäumeister. Die Laden befanden sich in den sieben landesfürstli- Miniatur: Ein Mönch kocht mit chen Städten. Tontöpfen auf offenem Feuer. Bei den Jahrestagen musste die Handwerksordnung öffentlich und Familie Fellner: deutlich verlesen werden. Danach 1640: Georg und Elisabeth Fellner, bürgerlicher Haf- wurde das Meistermahl abgehal- ner. Die Eheleute hatten einige Kinder. Sohn Georg, ten; getrunken wurde aus den ehelichte im Jahr 1667 Barbara Jäger. Die Hafnerin Zunftkrügen. gebar vier Kinder; drei verstarben im Kindesalter. Ge- Hafner Zunftkrug, 1706 org Fellner, Hafner am Sand, besaß auch einen Haus- garten. Er zahlte einen jährlichen Dienst von 3 Kreu- Georg Grüll: Handwerkszünfte im zern, 3 Pfennigen; Landsteuer 18 Kr. 25 Pf.; Jäger- Jahre 1655 und Briefgeld 10 Kr.; Fürlaggeld 50 Kr.,Rüstgeld 36 Die Hafner mussten ihre Hafnerwerkstätten und Kr. 3 Pf. Georg starb im Jahr 1684, die Witwe Barbara Brennöfen immer außerhalb des Ortskerns errichten, folgte 1685 nach. Als Hafner wurde noch ein Michael da die Brandgefahr sehr hoch war. Es kam immer wie- Fellner genannt, verheiratet mit einer Katharina. Mi- der zu Bränden, wobei manchmal ganze Ortsteile ein chael starb im Jahre 1685, die Witwe Katharina heira- Raub der Flammen wurden. Auch in Schwertberg be- tete den Martin Kapellmüller. fanden sich Hafnerhäuser am nordöstlichen Ortsrand. Familie Gruber: Die Bezeichnung Hafnerstraße erinnert noch heute an 1681 kaufte der Hafner Thomas Gruber ein neues Haus diesen Berufszweig. Beim Haus Nr.2 in der Schacher- am Aistanger. Er war in zweiter Ehe mit der Eva Ka- bergstraße, wo die Hafnerstraße ihren Anfang nimmt, peller verheiratet. Angehörige der Familie Gruber wurden 1970 bei Erdaushubarbeiten eine steinerne scheinen auch als Bauern, Maurer, Schuster und Töpferscheibe und eine Menge Tonscherben gefunden. Schneider in den Schwertberger Pfarrmatrikeln auf. Auch am Anger und im Sand waren zeitweise Hafner Familie Wöckinger: ansässig. 1685: Georg Wöckinger, Bürger und Hafner in Miniatur einer Hafner- Schwertberg, heiratete Magdalena, Witwe nach Jakob werkstatt 16 Jh. Messner. Sie hatten zwei Söhne: Mathias und Hans Leopold Mayböck: Hafner- Jakob. Wie lange die Wöckingers die Hafnerei betrie- werkstätten im Unteren Mühl- ben, ist nicht bekannt. Sie dürften ihren Wohnort ge- viertel, Mitteilungen der wechselt haben, da sie nicht mehr in den Pfarrmatri- Kommission für Burgenfor- keln aufscheinen. schung und Mittelalter- Familie Hausrucker: Archäologie Nr. 34. Verlag 1690: Simon und Sophia Hausrucker, Bürger und der österreichischen Akademie Hafner in Schwertberg. Den Eheleuten wurden sieben der Wissenschaften Wien 1984. Kinder geboren: Philipp (starb 1692), Anton (starb 1695), Mathias, Magdalena (starb 1712 als Bettel- Benedikt Pillwein schreibt 1826: „Sehr beträchtlich mensch), Martin, Anna Maria und Andreas. 1712 starb war einst auch der Handel mit den Koch- und Trinkge- die Hafnerin Sophia. Der Witwer Simon Hausrucker, schirren der hiesigen drei Hafner von Schwertberg, ein Kleinhäusler, heiratete 1713 Maria Christina wie auch jener von Ried und Karlingberg, die gemein- Dichtl. Seine zweite Frau verstarb im Februar 1717. sam bis Wien und Ungarn ihre Produkte verkauften. Simon Hausrucker starb als armer Bürger im Oktober 1719. Sein Bruder Michael Hausrucker war ebenfalls 15 Hafner. Er war verheiratet mit einer Katharina. Die dienten ihren Lebensunterhalt großteils mit anderen Eheleute hatten vier Kinder: Magdalena, Johann Tätigkeiten. Adam, Mathias und Eva Maria. Die Hafnerfamilie Familie Hann: Hausrucker dürfte mit ihren 1780: Georg und Anna Hann, Hafner im Markt erzeugten Keramikwaren nicht Schwertberg Nr.10, ein kleines Häusel am Anger in recht erfolgreich gewesen sein. der Nähe der Aist (Seilerstraße). 1789 starb Anna mit Sie führten ein eher kümmer- 44 Jahren. Der 51 jährige Witwer Georg heiratete im liches Dasein. Im Jahre 1750 März 1790 die 36jährige Maria Anna Haslinger. verstarb als letzte Angehörige Georg Hann starb im Oktober 1801. Die Witwe Maria die Hausruckerin Maria mit 59 Anna vermählte sich mit dem Hafner Peter Nauheimer. Jahren als arme Inwohnerin. Die 38jährige Hafnerin wurde zusehends geistig ver- Bild: wirrter (melancholisch). Am 16. April 1802 hatte sie Ein Hafner bietet seine Ware an. wieder einen schweren Anfall. Völlig geistig verwirrt Familie Loos: stürzte sie sich in den Hausbrunnen und ertrank. Wann diese Familie in Schwertberg ansässig wurde, ist Vermerkt im Sterbebuch: „hat sich selbst ersäuffet“ nicht bekannt. Die Loos kamen aus Ulmerfeld in Nie- derösterreich. Im Jahre 1705 heiratete der Witwer Jo- sef Loos die Hafnertochter Magdalena Hausrucker. Der ehemalige Der Bürger und Hafner Josef Loos starb 1711. Die Anger Witwe Magdalena heiratete noch im gleichen Jahr einen Mathias Prenner, Nachkommen gab es keine Foto: Leopold mehr. Mayböck, Familie Prenner: 2017 Im März 1699 starb die Hafnerwitwe Rosina Prenner mit 72 Jahren. Mit wem sie verheiratet war, ist nicht Familie Nauheimer: bekannt. Als nächster Angehöriger dieser Familie Inhaber der Häuser Nr. 10 und 12 am Anger. scheint 1711 ein Mathias Prenner auf. Er heiratete In dieser Hafnerfamilie waren mehrere Familienmit- die Hafnerwitwe Magdalena Loos. Im Juni 1721 starb glieder mit der Erzeugung von Keramiken beschäftigt. der Bürger und Hafner Mathias Prenner; die Witwe 1802: Peter und Maria Nauheimer, Hafner. Nach Magdalena verstarb im Juli 1753. Es werden noch dem tragischen Tod seiner Frau heiratete der 32 Jahre Angehörige der Familie Prenner bis zum Jahr 1779 alte Witwer die 27jährige Magdalena Schauer. erwähnt, allerdings nicht mehr als Hafner. Die Eheleute hatten einige Kinder. Drei verstarben im Familie Reiter: Kindesalter, nur Ferdinand und Magdalena überlebten. Zu Beginn des 18. Jh. wurde die Hafnerfamilie Mi- Die Nauheimer verkauften ihre beiden Häuser am chael und Regina Reiter aus Hummelberg, Pfarre Anger und erwar- Arbing, in Schwertberg ansässig. Sohn Paul, ebenfalls ben das Haus Nr. 45 ein Hafner, heiratete 1721 Rosina Theresia Perger. im Hafnerluss. 1841 Zwischen 1723 und 1733 wurden fünf Kinder geboren. starb Magdalena, Josef (verstarb als Kleinkind), Eva Elisabeth, Franz, über Peter fehlt eine Anton (verstarb früh) und Elisabeth (starb mit 6 Mona- Eintragung. ten). Rosina Theresia verschied mit 38 Jahren im Jän- ner 1738. Noch im selben Jahr heiratete der Witwer Hafner- Paul, Bürger und Hafner in Schwertberg, eine Anna Werkstattbild 18. Jh. Maria Stadler. Die Eheleute hatten noch einen Sohn: Im Juni 1838 heiratete der 34jährige Hafnermeister Johann Georg. Er verstarb als Kleinkind; Paul Reiter Ferdinand Nauheimer die 38jährige Bäckermeister- verstarb im Jahre 1762. tochter Anna Maria Wölzel. Nachkommen: Sohn Leo- In den Schwertberger Pfarrmatrikeln wurden noch pold. Er wurde ebenfalls Hafnermeister und heiratete erwähnt: im November 1876 Maria Therle aus Schwertberg. Hochzeiten: Am 16. März 1884 starb der 44 Jahre alte Leopold 1749: Theresia, Tochter von Christoph und Maria Nauheimer. Sein Vater Ferdinand starb im Jahre 1871 Magdalena Reiter, heiratet den Ignaz Kranewitter. im Alter von 67 Jahren. 1752: Sibilla, Tochter von Philipp und Elisabeth Als Hafner wurden im Markt Schwertberg noch Reiter, heiratet Peter Wöhrl. erwähnt: 1769: Maria Anna Reiter, Witwe, heiratet den Haf- 1847 der Hafnergeselle Franz Troll; 1850: Martin Bin- ner Johann Georg Haan aus Schwertberg. der, 33 Jahre alter Hafnergeselle, heiratete die 1784: Jakob und Barbara Reiter, Tagwerker in 25jährige Johanna Baubart, Maurertochter vom Anger Schwertberg; Geburt der Tochter Franziska. Nr. 16. 1858: Der 29 Jahre alte Hafnergeselle Johann Sterbefälle: Georg Schilling heiratete die 37jährige Glasbilderma- 1742 April: Johann Georg Reiter, 38 Jahre; 1768 Feb- lerwitwe Elisabeth Berger. 1891 starb der Hafnermeis- ruar: Mathias Reiter, 66 Jahre; 1768 Mai: Franz Reiter ter Oswald Bibl mit 44 Jahren im Hafnerhaus Nr. 42; 39 Jahre; 1777 Jänner: Elisabeth Reiter, Inwohnerin, seine Frau Josefa verstarb im Dezember 1894 mit 45 73 Jahre; 1777 Jänner: Sibilla Reiter, 66 Jahre, Magd Jahren. Die Erzeugung von Keramiken endete in in Schwertberg. Die Reiters dürften im letzten Drittel Schwertberg gegen Ende des 19. Jh. Die alten kleinen des 18. Jh. die Hafnerei aufgegeben haben und ver- Hafnerwerkstätten hatten ausgedient; Keramikfabriken erzeugten billige Massenware. 16 Aber dennoch gibt es auch jetzt in Die Eier werden von spezi- der Gegend Personen, die sich mit der ellen Zuchttieren des Sei- Kunst der Töpferei beschäftigen, denspinners gewonnen. wie zum Beispiel Das Gewicht der frisch Frau Margit Keplinger (geb. Grübl) aus geschlüpften Raupen be- Oberzirking. trägt nicht mehr als 0,45 mg. Aufgrund ihrer enor-

Ehemalige Hafnerhäuser in Schwertberg men Gewichtszunahme um das 10.000fache muss die Bild links: chitinisierte Körperdecke Röblreiter viermal abgeworfen und Schacherbergstraße erneuert werden. Foto: L. Mayböck, ehemaliges Schloss Poneggen Nr. 22 Die Zeitperiode zwischen dem Schlüpfen der Raupe bis zur ersten Häutung bzw. zwischen den einzelnen Häutungen wird als Instar (Larvenstadium) bezeichnet. Mit dem Ende des fünften Instars macht die gefüllte Seidendrüse etwa 40 % des Gesamtkörpergewichts aus; die Raupe ist nun spinnreif. Spinnen des Kokons: Bild rechts: In zwei Drüsen am Unter- Küllinger kiefer der Raupe wird das Kalvarienbergstraße 2 Protein Fibroin gebildet. Diese beiden Fibroinstränge (Filamente, engl. „brin“) werden durch Serizin (Sei- Bild links: denleim) verbunden, Wagner welches von zwei Drüsen Kalvarienberg- am Unterkiefer gebildet straße 4 wird.

Alle 3 Fotos Maulbeerallee – Sommerhaus, Foto: L. Mayböck L. Mayböck, 2017 Anschließend wird der Seidenfaden (Doppelfilament, Frühe industrielle Betriebe engl. „bave“) aus der Spinndrüse am Ende des Kopfes herausgedrückt. Der Durchmesser eines Seidenfadens im Raum Schwertberg („bave“) beträgt etwa 12-24 um, der von Wildseide 40- 70 um. Der Durchmesser eines einzelnen Filaments Die Seidenraupenzucht im Schlösschen Poneggen in (brin) beträgt etwa 5-10 um. Mit diesem fortlaufenden der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Faden bildet die Raupe dann einen Kokon, indem sie

Bereits vor 5.000 Jahren wurde in China Seide er- ihren Kopf von Seite zu Seite bewegt. Der Kokon er- zeugt. Über die berühmte Seidenstraße wurden lange härtet, wenn das Serizin in der Luft reagiert. Der Bau Zeit die begehrten Seidengarne und Stoffe nach Euro- eines Kokons dauert 3-4 Tage; anschließend findet die pa exportiert. In Österreich waren es Kaiserin Maria Verpuppung statt. Theresia und ihr Sohn Josef II., die die Herstellung Gewinnung der Rohseide: Die Gewinnung der Roh- von Seidenerzeugnissen sehr förderten und Maulbeer- seide setzt sich aus verschiedenen Arbeitsgängen, wie bäume in großem Stil pflanzen ließen. Auch in dem Ernten der Kokons, dem Abtöten der Puppen Schwertberg griff Graf Gundaker von Thürheim diese durch Hitze, dem Trocknen, Entflocken, Sortieren und Idee auf und begann im Schlösschen Poneggen eine Kochen zum Aufweichen des Serizins und dem Ab- Seidenraupenzucht einzurichten. Zu diesem Zwecke haspeln (Aufwickeln der Seidenfäden) zusammen. Es musste er hunderte Maulbeerbäume pflanzen, vorwie- werden jeweils acht bis zehn Kokonfilamente zusam- gend auf der Anhöhe Sommerhaus (Gloriette), wo sich mengehaspelt, die anschließend einen einzigen Seiden- noch heute eine Allee befindet. Der Maulbeerbaum ist faden bilden. Einzelne Kokonfilamente weisen eine ein Laubholzbaum, dessen Blätter den Seidenraupen Länge von etwa 800 m auf. Für die Produktion von als Futter dienen. Bevorzugt fressen sie die Blätter mit einem Kilo Rohseide werden durchschnittlich 10-11kg weißer und rötlicher Frucht, weniger das Laub mit Kokons benötigt. schwarzen Beeren. Zudem liefert der Saft der weißen Thomas Hofmann: heimische Seidenzucht: vielfach ver- sucht, vielfach gescheitert. Seidenbau –Wikipedia 4 Seiten. Maulbeere guten Sirup und einen sehr gesunden Essig. Entwicklung: Die Seidenraupe (Seidenspinner) gehört Die Erzeugung von Seide erforderte ein hohes zur Insektengruppe mit vollständiger Metamorphose. Fachwissen; zudem war eine beachtliche Anzahl von Der Lebenszyklus des Seidenspinners je nach Rasse Arbeitsvorgängen notwendig. Graf von Thürheim hol- und dem Einfluss von Umweltfaktoren dauert ungefähr te einige Spezialisten aus Italien und den Niederlan- sechs bis acht Wochen und weist vier verschiedene den. Die Errichtung dieser Seidenraupenzucht ver- Stadien auf: Ei, Larve (Raupe), Puppe und Imago. schlang sehr viel Geld; zudem gründete der Graf noch 17 eine Strumpffabrik in Poneggen sowie je eine Holz- Es war Josef Gundaker Graf Thürheim (1709 – schwemme auf der Aist und am Sarmingbach. 1798), der dieses Tal öffnete und einen Weg entlang des Flusses anlegen ließ. Die alten Mühlenwege führ- ten stets von der Höhe ins Tal. Der Graf wollte in die- ser Zeit der aufkommenden Industriebetriebe auch die Wasserkraft nutzen und eine Drahtfabrik gründen so- wie eine Holzschwemme auf der Aist errichten. Das Aisttal beim Schloss Schwertberg beginnend bis zur Einmündung des Kettenbaches bei Hohensteg in die Aist, wurde von nun an als Josefstal bezeichnet.

Josef Gundaker Thürheim Maria Dominika Thürheim

Im Jahre 1783 zog es der völlig überschuldete Josef Gundaker Thürheim vor, sich außer Landes zu bege- ben, um den Gläubigern zu entkommen. Er zog sich in seine Schlösser Huy und Orbeck in Bel- gien zurück. Seine Gemahlin Maria Dominika geb. Freiin Hager von Allentsteig, blieb in Schwertberg Schloss Schwertberg am rechten Aistufer Ölgemälde-Original im Schloss Auhof bei Perg zurück. Sie war eine überaus geschäftstüchtige Frau und brachte die Finanzen wieder in Ordnung. Im Jahre Die ehemalige Schönaumühle an der Aist: 1793 kehrte der Graf zusammen mit seinem Sohn Diese lag am linken Ufer der Wenzel wieder nach Schwertberg zurück. Aist in einem kleinen talför- Die Nachfrage nach Seide stieg besonders bei der migen Becken, welches als Oberschicht stark, daher gab es auch in Oberösterreich schöne Au bezeichnet an verschiedenen Standorten die Seidenraupenzucht, u. wurde. Erstmals wurde im a. in Enns, wo im Jahre 1765 an die 2.000 Maulbeer- Urbar Windegg im Jahre bäume gepflanzt wurden. Besonders das Klima im 1449 ein „Peters in der Donauraum erwies sich als günstig. Im Land gab es Schöners“ erwähnt. Es bereits 8 Seidenweber und einige Seidenfärber, die folgten die Familien Gruber, schöne Festtagsstoffe, Tücher, Bänder, Strümpfe u. a. Rottenmoser, Hoffmann, herstellten. In der Strumpffabrik Poneggen wurden vor Schickermüller und allem „Hamburger“ und Sommerstrümpfe, aber auch Lugmayr. Seidenstrümpfe hergestellt. Neben reinseidenen wur- Indikationsskizze 1826 den auch halbseidene sowie auch viertelseidene Pro- 1871 Ortschaft Haarland Nr. 26, ab 1880 Oberjosefstal dukte hergestellt. Es gab auch so genannte „Pfaidler“, Nr. 8. Das Hochwasser im Jahre 1888 verursachte Hemdenmacher, und Störschneider“, die von Haus zu große Schäden am Mühlengebäude, zudem wurde auch Haus zogen und ihre Dienste vor Ort anboten. Die die Schönaumüller-Wehr weggerissen. Die Mühle kam Seidenproduktion erlebte um 1870 einen Rückgang. über Gottlieb Teller im Jahre 1907 an Otto Eduard Der Börsenkrach von 1783 tat sein Übriges und all- Merckens. mählich gingen die kleineren Seidenwebereien ein. Steinbruchschmiede: Früher Haarland Nr. 30, ab Nur die großen industriellen Betriebe überlebten. Her- 1880 Oberjosefstal Nr. 7. Das ursprüngliche Kleinhäu- bert Kneifl aus Enns schrieb 1987 einen Aufsatz über sel kauften im Jahre 1856 Alois und Anna Bachinger die Maulbeerpflanzungen und die Seidenraupenzucht, aus der Ortschaft Windegg und errichteten eine Stein- wobei er sich auch auf Spurensuche begab, wo noch bruchschmiede und ein Gasthaus für die vielen in den Maulbeerbäume zu finden sind. Josefstaler Steinbrüchen arbeitenden Steinarbeiter. Einige stehen noch in Aschach an der Donau, einige in 1888 wurde die Schmiede vom Hochwasser stark be- Enns, Linz, Maut- schädigt. 1889 kauften Albin Frenzel und Gottlieb hausen, Sierning, Reinhold Teller das Gebäude.1907 erwarb Otto Mer- Steyr und Weyer. ckens das Gebäude und gliederte es dem Betriebsge- Schwertberg lände der Pappenfabrik ein. erwähnt er nicht, Hammerwerk, Nagelschmied und Drahtzug im obwohl hier am Josefstal: Sommerhausge- Wie schon er- lände noch sehr wähnt, wollte viele stehen. Maulbeerbaum-Zeile auf der Josef Gundaker Sommerhaushöhe, Foto L. Mayböck Graf Thürheim

Die ehemalige Schönaumühle, die Hammerschmie- die ausbaufähige de und Drahtfabrik im Josefstal: Wasserkraft Das Aisttal gehörte ursprünglich weitgehend zur industriell nützen. Herrschaft Schwertberg / Windegg. Außer der Klaus- mühle, der Grabenmühle und der Schönaumühle gab es nur einige kleine Häusel im verträumten Aisttal. Hammerwerk des Franz Hueber im Jahr 1868 18 Er begann in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mit der Er- Im Jahre 1775 gab es im Lande ob der Enns 154 Na- richtung eines Hammerwerkes und eines Drahtzuges gelschmieden; im Mühlviertel waren es nur sieben. an der Aist unterhalb der Schönaumühle. Sein Nach- Die ältere Form der Erzeugung waren die handgearbei- komme Josef Wenzel (1748-1808) und dessen Sohn teten Nägel. Man unterschied zwischen schwarzeiser- Ferdinand Graf Thürheim (1794 -1832) bauten den nen und den kleinen, weißen, verzinkten Nägeln. Gute Betrieb weiter aus. Da der wirtschaftliche Erfolg aber Nagelschmiedewaren waren begehrt, aber es mangelte ausblieb, wurde der Betrieb an den erfahrenen Fabri- an gutem einheimischem Eisen. Das Importeisen aus kanten Franz Hueber verkauft. Dieser Industrielle Belgien und Frankreich war von schlechter Qualität. war auch Mitglied in der Gewerbekammer ob der Im Juni 1855 heiratete Martin Kleedorfer, 27 Jahre Enns. Es wurde vorwiegend steirisches Eisen zu ver- alter Nagelschmied, wohnhaft im Markt Schwertberg schiedenen Drähten, Nägeln, Drahtsieben und Angel- Nr.57, die 21jährige Klara Riener, Webertochter aus Wartberg. Nach d. frühen Tod seiner Frau heiratete der haken verarbeitet. Damals gewann die Erzeugung von Witwer Martin Kleedorfer im Juli 1857 die 25 jährige Metalldrähten und Nägeln stetig an Bedeutung; das Hammerschmiedetochter Maria Schuh aus Pregarten. Geschäft florierte. 1863 wurden 100 Zentner Messing- In den Schwertberger Pfarrmatrikeln werden draht, 11.270 Zentner Drahteisen und 9.650 Zentner zahlreiche Drahtzieher erwähnt: Eisendraht erzeugt. Im Werk arbeiteten 71 Personen. 1841 Familie Eckhart, wohnhaft: Schwertberg Nr. 25. Der durchschnittliche Jahreslohn betrug 1.600 Gulden. 1847 starb im Mai der Drahtzieher Josef Payrhofer mit Im Jahre 1868 erhielt der Fabrikant für seine ausge- 39 Jahren an Schlagfluß, als Inwohner im Haus Nr. 28. stellten Drahtprodukte bei der Pariser Weltausstel- 1850 Familie Johann und Theresia Maurer, Inwohner lung eine ehrenvolle Erwähnung. in Schwertberg Nr. 28. 1850 Familie Franz Pichler (Summarischer Bericht: Industrie-Handel-Verkehr in OÖ. Drahtzieher, wohnhaft im Haus Nr. 70. Zwischen 1850 1968/69/70) bis 1860 Familie Frühwirt, wohnhaft im Markt Das Hochwasser vom Jahre 1888 richtete enorme Schwertberg Nr. 58,82,84. 1851 starb die Drahtziehe- Schäden an. Die Produktion von Metalldrähten wurde rin Maria Reichinger als Inwohnerin im Haus Nr. 26. eingestellt. Im Jahre 1890 verkaufte Herr Franz Hueber 1851 November Josef Birafellner 33 Jahre alter Draht- das Betriebsareal an Carl Johann Merckens, der all- ziehergeselle im Josefstal, wohnhaft im Markt mählich das Areal des ehemaligen Drahtzuges in das Schwertberg Nr. 72, heiratet die 21jährige Schuhma- Betriebsgelände seiner Pappenfabrik einverleibte. chertochter Barbara Mörwald. Die Eltern des Bräuti- gams: Johann und Anna Birafellner, Drahtzieher im Graben Nr. 4, Pfarre Freistadt. 1852 eine Familie Mayrhofer, wohnhaft im Haus Nr. 72. 1854 Familie Lamer, wohnhaft: im Haus Nr. 30. Im März 1858 starb mit 44 Jahren Magdalena Mayrhofer an Brustkrebs, der Witwer Johann Mayrhofer, 47 Jahre alter Draht- zieher, heiratet die 40jährige Witwe Maria Berger. 1857 starb Jakob Friedberger mit 46 Jahren an Lun- gensucht. 1870 werden Josef und Barbara Birafellner als Drahtzieher und Hausbesitzer hinter der Hausmühle erwähnt. 1877 Leopold und Barbara Rieder, wohnhaft Firma Merckens 2017 im Haus Nr. 57. 1878 Drahtzieher Reichinger Alois Aisttal (Josefstal) und Anna, wohnhaft im Haus Nr. 43. 1880 starb der Ansichtskarte um 1900 Drahtzieher Philipp Rametmüller mit 57 Jahren. 1885 Johann und Katharina Staudinger Drahtzieher, wohn- haft im Haus Nr. 26. Dieser Aufsatz erhebt keinen Anspruch auf Vollständig- Betriebsareal keit. Er soll nur in einem kleinen Querschnitt über die Merckens ehemalige Tätigkeit der Fischer, über die Gerber (Lede- 1960 rer), Glasmaler, Gastwirte, Hafner, zudem über die Sei- denraupenzucht, die Schönaumühle, die Hammer- Kurze Geschichte über die Drahtzieherei und die schmiede und den Drahtzug im Josefstal berichten. Der Nagelschmieden: Autor möchte mit dieser Arbeit im Windegger Gesche- Golddraht wurde schon in der Antike hergestellt. In hen den Lesern und heimatkundlich Interessierten wie- der Zeit des Früh- und Hochmittelalters wurden Eisen- der einmal ein Stück Schwertberger Geschichte näher drähte mit Hilfe von Zieheisen und dazwischen Glühen bringen. in Form gebracht. Besonders die Ritter schützten sich Konsulent, Leopold Josef Mayböck mit dem Kettenhemd bei Kampfhandlungen vor Ver- Archivkurator, Lina Nr. 34, 4311 Schwertberg letzungen. Im 15. Jh. kamen die vollmechanischen und www.ooegeschichte.at halbautomatischen Drahtziehmaschinen auf. Im 18. Jh. Verwendete Literatur: wurde die Drahtproduktion erweitert. Im 19. Jh. führte Schwertberger Kirchenbücher 1630-1780; Josef Heider Wien 1968, OÖLA.Linz. Schwertberger Pfarrmatrikel, OÖ. man die Windscheiben-Grobzüge ein, wodurch das Matricula Online.cu. Bernd Wurlitzer: Historische Werkstät- Drahtziehen enorm gesteigert werden konnte. ten, 1989. Leopold Schmidt: Zunftzeichen, Hugendubel Im Jahre 1775 gab es drei Drahtzüge in Freistadt 1982. Otmar Wandl: Schwertberg in alten Ansichten, Bd. 1 und einen in Mondsee. Im Jahre 1806 befanden sich und 2., Schwertberger Biertradition, Broschüre. Festschrift: bereits vier Werkstätten im Traunviertel, vier im 100 Jahre Pappen- und Preßspanfabrik Carl Johann Mer- Mühlviertel, wo sich auch zwei Fabriksbetriebe befan- ckens, 1970. Gesammelte Daten und Fakten im Privatarchiv den, und eine Werkstätte im Hausruckviertel. von Leopold und Helga Mayböck, Schwertberg. Redigiert (Hofmann: Wirtschaftsgeschichte OÖ. Linz 1952, S. 361) von SR Elfriede Gaßner und Anneliese Grübl, Schwertberg. 19