Zukunft braucht Herkunft

Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht vom 17. bis 20. Oktober 2013

Mit freundlicher Unterstützung Zukunft braucht Herkunft – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht vom 17. bis 20. Oktober 2013 der Völkerschlacht vom 17. Zukunft braucht Herkunft – Rückblick auf den 200. Jahrestag

www.sparkasse-.de 2 200 Jahre Völkerschlacht – Ein Rückblick Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Zum 200. Mal jährte sich im Oktober 2013 die Völker- in Europa gerade auch in der heutigen Zeit europäischer schlacht bei Leipzig. Das Ereignis vom 16. bis 19. Oktober Finanz-, Wirtschafts- und Identitätskrisen. 1813 war die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege im Kampf der alliierten Österreicher, Preußen, Russen und Die Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Schweden gegen die Truppen Napoleon Bonapartes – und Leipzig unterstützt seit vielen Jahren das Gedenken an die eine der wichtigsten Weichenstellungen für die Entwicklung Völkerschlacht. Die Stiftung ist Partner zahlreicher Projektträ- Europas im 19. Jahrhundert, die die Region Leipzig ins ger im Leipziger Umland und förderte mit über 250.000 Euro Zentrum der Weltgeschichte rückte. Vier Tage lang waren – der größten Themenförderung in ihrer Geschichte – Aktivi- bis zu 600.000 Soldaten an der Schlacht um die Vorherr- täten im ehemaligen Landkreis Leipziger Land im Gedenkjahr schaft in Europa beteiligt. 100.000 getötete und verwun- 2013. Für das Gedenktreffen an die Völkerschlacht in Leipzig dete Menschen zeigen die Härte der damaligen Kämpfe. und Rötha übernahm die Stiftung selbst gemeinsam mit Nach der Niederlage in Leipzig musste sich der französi- dem Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. die sche Kaiser nach Westen über den Rhein zurückziehen, der Gastgeberrolle. Weg war frei für die Neuordnung der europäischen Macht- verhältnisse auf dem Wiener Kongress. Mit der vorliegenden Broschüre geben wir Ihnen einen Überblick nicht nur über unsere Gedenkveranstaltungen Zahlreiche Gemeinden, Vereine und Institutionen aus dem zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig. Wir Südraum Leipzigs arbeiteten zum Teil mehrere Jahre inten- haben auch die offiziellen Grußworte und Reden aufgenom- siv und mit sehr viel Engagement daran, den 200. Jahres- men, die zum Festakt der Stadt Leipzig und des Freistaates tag der Völkerschlacht angemessen zu würdigen: Mehrere Sachsen am 18. Oktober im Völkerschlachtdenkmal gehal- Ausstellungen verwiesen auf die historische Dimension ten wurden, um das Gesamtbild des Gedenkens zu vervoll- des Ereignisses. Entscheidende Schauplätze wurden ständigen. Aus den Reden ergibt sich ein facettenreiches aufwändig restauriert.­ Tausende Menschen beteiligten sich Bild unterschiedlicher Sichtweisen auf das Ereignis, so wie an einer historischen Nachstellung der Schlacht (Reenact­ es unterschiedliche Sichtweisen auf sein großes Mahnmal, ment, siehe Seite 113) oder einzelnen Facetten wie den das Völkerschlachtdenkmal, gibt. Gemeinsamer Nenner ist „Patrouillenritten“ zwischen den Truppenteilen und ihren die Erinnerung an das unermessliche Leid der Menschen, Quartieren. Ein Gedenktreffen in Leipzig und Rötha, 1813 ihrer würdevoll zu gedenken, und die Erkenntnis, kraftvoll das Hauptquartier der gegen Napoleon verbündeten Heere, an einem freien, geeinten und friedvollen Europa weiterzu- war einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten­ im Oktober: bauen. Wir verstehen diese Publikation gleichermaßen als Nachkommen der 1813 maßgeblich in die Geschehnisse einen Teil der Erinnerungsarbeit wie auch als Anregung für involvierten Fürstenhäuser folgten der Einladung der Kultur- Sie, Geschichte zu bewahren. und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig und des Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V., um am historischen Ort gemeinsam der Gefallenen der Völkerschlacht zu gedenken (siehe Seite 32). Das Tref- Gabriele Greiner fen hielt die Erinnerung an das Jahr 1813 – jedoch ebenso Vorsitzende des Vorstandes der Kultur- und Umweltstiftung an das Jahr 1913, den Vorabend des I. Weltkrieges – wach. Leipziger Land der Sparkasse Leipzig Es gemahnte uns an die Zerbrechlichkeit des Friedens 1 Zum Geleit Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht „Nur wer um die Schrecken von Chaos und Krieg weiß, erkennt den Wert von Frieden und Freiheit.“

Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig lowitsch Großfürst von Russland, herzlich willkommen, und Honorarkonsul der Französischen Republik, zur Bedeutung der Georg Erzherzog von Österreich und seine Gemahlin, auch Völkerschlacht für die Geschichte Europas und zum Engagement Heinrich Prinz von Hannover und seine Gemahlin, herzlich der Kultur- und Umweltstiftung und der Sparkasse Leipzig für das willkommen! Völkerschlachtgedenken.* Und ich begrüße – wenn man so will, als Heimspiel – die Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tillich, es ist uns eine Nachkommen des Großherzogtums Warschau und des große Ehre, dass Sie heute Abend hier sind. Wir bedanken sächsischen Königshauses, herzlich willkommen Alexander uns sehr, zumal wir wissen und gemeinsam erlebt haben, Prinz von Sachsen und seine Gemahlin. dass Sie gestern Abend schon in Leipzig waren. Wir bedan- ken uns, dass Sie uns die Ehre geben und nachher auch zu Wir begrüßen des Weiteren als Nachkommen der Ober- uns sprechen werden. Herzlich willkommen, Herr Minister- häupter der Rheinbundstaaten die Familienoberhäupter präsident. und Familienmitglieder der ehemaligen Fürstentümer Lippe, Reuß, Sachsen-Weimar-Eisenach und Schaum- Meine Damen und Herren, ich begrüße die Mitglieder des burg-Lippe, die Nachkommen des Vizekönigs von Italien, Landtages und der Kommunalparlamente. Ich begrüße Nicolaus Herzog von Leuchtenberg de Beauharnais und die Mitglieder des konsularischen Corps. Es ist mir eine Frau Carla Michel, die Nachkommen der ehemals reichs- besondere Freude, den Ehrenbürger unserer Stadt und unmittelbaren Territorialstaaten Sayn-Wittgenstein-Sayn, früheren „ersten Bürger“ dieser Stadt, Herrn Dr. Hinrich Croy und Solms-Laubach und die Nachkommen der Lehmann-Grube mit seiner Gattin begrüßen zu dürfen, Generale Blücher, Bennigsen und Miloradovich und – herzlich willkommen. Und ich begrüße auch sehr herzlich nochmals an dieser Stelle – Sayn-Wittgenstein-Sayn. Und, den Präsidenten der Verbandsversammlung des Ostdeut- last but not least, begrüße ich die Generale der Bundes- schen Sparkassenverbandes und Landrat des Landkreises wehr, die heute hier vertreten sind, stellvertretend Herrn Nordsachsen, Herrn Michael Czupalla mit seiner Gattin – General Kammerer. Herzlich willkommen. Meine Damen auch Ihnen ein herzliches Willkommen. und Herren, die Sie heute Abend hier im Mediencampus der Villa Ida sind, Ihnen allen: Herzlich willkommen in Ich begrüße, meine Damen und Herren, aufs Herzlichste Leipzig. unsere Gäste aus den ehemals regierenden Häusern, aus den Fürstenhäusern, im Besonderen die Nachkommen der Dass heute hier so viele Repräsentanten des europäischen Monarchen von Russland und Österreich, Georgi Michai- Hochadels zusammentreffen, ist schon etwas ganz Beson- deres. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie unserer Einladung nach Leipzig gefolgt sind und auch weite Wege auf sich * Das Geleitwort hielt Dr. Harald Langenfeld als Begrüßungsrede während genommen haben, um des 200. Jahrestages der Völker- des Banketts auf dem „Mediencampus Villa Ida“ am 19. Oktober 2013. schlacht zu gedenken. 2 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig, während der Gedenkveranstaltung in Rötha am 19. Oktober 2013

Ein Ereignis, meine Damen und Herren, das für die Zeitzeu- Napoleon wurde schließlich bezwungen, der Wiener Kon- gen sicherlich das erschütterndste Ereignis ihres Lebens gress ordnete Europa neu. Die Idee eines Kräfteausgleiches war. Und das uns – trotz der tiefen Verwerfungen und zwischen den Großmächten Preußen, Österreich, Russland, Verwundungen, die vor allem das 20. Jahrhundert noch Großbritannien und Frankreich wurde geboren. Und der mit sich bringen sollte – bis heute beschäftigt und bewegt. aus dem Wiener Kongress hervorgehende Bund brachte für Vor 200 Jahren waren die Vorfahren vieler unserer heutigen viele Jahrzehnte die ersehnte Stabilität und den Frieden. Gäste auch hier in Leipzig vereint. Oder richtiger: Sie trafen Dennoch: Der Bund war keine Ordnung der Freiheit und hier in Leipzig aufeinander – auf der Seite der verbündeten keine Ordnung der nationalen Einheit. Und gerade deshalb Mächte Russland, Österreich, Preußen und Schweden oder ist er die Basis der beiden deutschen Revolutionen gewe- eben auf der Seite Napoleons. sen, zumindest der von 1848. Die Völkerschlacht war mithin also ein bedeutender Wendepunkt in der europäischen Die Völkerschlacht, meine Damen und Herren, war ein Geschichte. Ereignis, das den Weg bereitete für eine grundlegende Neu- ordnung der europäischen Machtverhältnisse. Wir haben Sie war jedoch auch eine Katastrophe, die unglaubliches Leid davon in den letzten beiden Tagen viel gehört. Aber die für Soldaten und Zivilbevölkerung bedeutete. Wenn wir uns Völkerschlacht beendete die Befreiungskriege noch nicht. heute daran erinnern, dann denken wir an ein Ereignis, das Bis Waterloo sollte es noch zwei weitere Jahre dauern. bis zum I. Weltkrieg als die größte Schlacht überhaupt in die 3 Geschichtsbücher einging: Nahezu 100.000 Soldaten verlo- gerade auch für die junge Generation, die zumindest hier- ren auf den Schlachtfeldern ihr Leben oder wurden schwer zulande in Europa den Luxus genießt, in demokratischen Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht verletzt. Aber auch das entsetzliche Leid und Elend der und friedlichen Verhältnissen aufzuwachsen. Denn nur wer Zivilbevölkerung gehört zur Tragik dieser Historie. Die völlige um die Schrecken von Chaos und Krieg weiß, erkennt den Ausplünderung einer ganzen Region, eine große Hungersnot Wert von Frieden und Freiheit. Und das ist, meine Damen und eine verheerende Typhus-Epidemie, der Teile der Bevöl- und Herren, aus heutiger Sicht die Mahnung der Völker- kerung zum Opfer fielen, müssen hier erwähnt werden. Das schlacht für uns Europäer. Erinnern daran würdigt und erkennt das Leid der Gefallenen, ihrer Hinterbliebenen und der Zivilbevölkerung an. Aber: Das Projekt Europa muss immer wieder neu mit Leben erfüllt werden. Wir müssen uns darüber klar werden, Doch, meine Damen und Herren, Erinnerungen können wie wir Europa auf Basis gemeinsamer Werte gestalten und mehr: Sie sind für uns auch Mahnung! Denn aus den furcht- unsere Verantwortung zusammen wahrnehmen wollen. Nur baren Schicksalen der Gefallenen und Verletzten muss so und nur dann kann Europa seine Anziehungskraft für die Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft abgeleitet jüngere Generation und zukünftige Generationen entfalten. werden. Wenn wir heute auf die Völkerschlacht blicken In diesem Sinne, meine Damen und Herren, wollen wir und Bilanz ziehen, so lässt sich mit Fug und Recht sagen, diesen Abend gemeinsam begehen. dass wir Europäer die Lehren aus unserer gemeinsamen Geschichte gezogen haben. Spät, aber dann doch immer- Bevor wir aber – nachher – gemeinsam das Glas erheben, hin nachhaltig: Ein Krieg im Zentrum Europas ist heute möchte ich danken. Mein Dank geht an die vielen Kame- nach menschlichem Ermessen ziemlich unwahrscheinlich. raden der Bundeswehr, die uns unterstützt haben, es ist Und wir hoffen und beten, dass das auch für zukünftige vorhin draußen schon gesagt worden, stellvertretend dem Generationen gelten möge. Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, Oberst Knop. Mein Dank geht auch an die vielen Adjutanten Aber all das ist kein Grund, meine Damen und Herren, sich unserer Gäste, seien sie aus der Bundeswehr oder seien zufrieden zurückzulehnen. Unsere Gedanken gehen zu sie außerhalb der Bundeswehr tätig, für die hervorragende den politischen Konflikten vor der Haustür Europas, zum Betreuung unserer Gäste sei ihnen herzlich gedankt. Und Beispiel in Syrien und Ägypten, mit all den Grausamkeiten, mein Dank geht zum Schluss an einen Mann, der, das muss die Gewalt und Kampf auf allen Seiten mit sich bringen. man wirklich sagen, der Motor dieser drei Tage gewe- Und noch vor wenigen Jahren waren es die Konflikte, war sen ist, der sich unermüdlich eingesetzt hat und dem ich es der Krieg im früheren Jugoslawien, der uns in grausamer mit seinem Team aus den Stiftungen ganz herzlich dan- Deutlichkeit zeigte, wie verletzbar dieser Frieden ist. Men- ken möchte: der Direktor unserer Stiftungen, Oberst der schen waren zu allen Zeiten – und sind es auch heute – zu Reserve Seeger. Lieber Herr Seeger, vielen herzlichen Dank unvorstellbaren Grausamkeiten fähig. Im Namen politischer und Ihnen einen besonderen Applaus. Ideen und religiöser Überzeugungen, aus politischem oder wirtschaftlichem Machtstreben. Gerade deswegen Ich wünsche uns, ich wünsche Ihnen einen wunderbaren brauchen wir immer wieder den Blick zurück auf unsere Abend mit vielen guten Gesprächen. Danke für Ihre Auf- Geschichte. merksamkeit!

Ziel muss es sein, nicht nur die Bedeutung der damaligen Ereignisse zu vermitteln, sondern vor allem Orientierung für unser aller Handeln in der Gegenwart zu geben. Und das 4 Inhalt Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Vorwort: 200 Jahre Völkerschlacht – Ein Rückblick (Gabriele Greiner)

Zum Geleit (Dr. Harald Langenfeld) Seite 1

200 Jahre Völkerschlacht – Das Programm Seite 6

Gedanken anlässlich der 200sten Wiederkehr der Tage der Völkerschlacht bei Leipzig (Heinrich Freiherr von Friesen) Seite 8

Das befriedete Europa bewahren (Volker Tzschucke) Seite 16

„Die Geschichte war immer anders, als wir Enkel uns das denken“ (Karel Schwarzenberg) Seite 18

„Die Völkerschlacht hatte keinen Sieger“ (Burkhard Jung) Seite 22

„Heute werden nicht mehr Generäle und Soldaten in Kriegen zu Helden, sondern freie Bürger, die Mauern einreißen“ (Stanislaw Tillich) Seite 25

„Wir sind hier nicht nur an einem deutschen, sondern auch an einem europäischen Erinnerungsort versammelt“ (Martin Schulz) Seite 27

In Vielfalt geeint (Stephan Seeger) Seite 32

Der Tag in Rötha (Walter Christian Steinbach) Seite 38

„Dem Frieden dient die Erinnerung an die Kriege und an die Schrecken, die sie über die Menschen, die vor uns waren, brachten“ (Bischof Jochen Bohl) Seite 42

„Beten wir, dass wir in Frieden und Eintracht unsere gemeinsamen Probleme lösen können, ohne Kriege zu führen“ (Erzbischof Longin von Klin) Seite 45

„Es gibt Jesus nur mit den Christen, mit uns“ (Pfarrer Dr. Dietrich Oettler) Seite 46

„An diesem geschichtsträchtigen Ort“ (Ditmar Haym) Seite 48

„Tisch der Versöhnung“ (Walter Christian Steinbach) Seite 50 5 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

„Rötha war mein Paradies“ (Heinrich Freiherr von Friesen) Seite 53

Der Große Zapfenstreich – Historie und Bedeutung (Stephan Seeger) Seite 57

Die Fürstenhäuser als Kulturträger Europas (Nikolaus Faulstroh, Maximilian Graf zu Solms-Laubach) Seite 63

Gedenktreffen der Fürstenhäuser vom 17. bis 19. Oktober 2013 – Kommuniqué der Fürstenhäuser Seite 65

Damals und heute – Die Repräsentanten der Fürstenhäuser im Portrait (Nikolaus Faulstroh, Thomas Mayer, Volker Tzschucke) Seite 68

Die Nachfahren der Heerführer (Thomas Mayer) Seite 96

Koordination fürstliche Häuser, Protokoll und Organisationsleitung Seite 99

Portraits der Kommandeure Seite 101

„Vertreter aller Seiten sind gemeinsam unterwegs, um sich zu erinnern und zu gedenken“ (Stanislaw Tillich) Seite 105

„Ein wirklicher Einblick in die Essenz der Völkerschlacht“ (Georg Erzherzog von Österreich) Seite 108

”Alliances among states and nations today and in the future should only serve the cause of peace” (Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland) Seite 112

Erlebnis Geschichte: Das Reenactment zur Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 2013 (Michél Kothe) Seite 113

Teil einer Epoche – Erlebnis 200-Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig (Ingo Landleiter) Seite 116

Danksagung Seite 118

Zum Tode von Dr. h.c. mult. Erich Loest (Stephan Seeger, Werner Schulz) Seite 122

Anhang: Die Förderprojekte im Überblick 2001 – 2014 Seite 129

Impressum Seite 141 6 200 Jahre Völkerschlacht – Das Programm Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Donnerstag, 17. Oktober 2013:

Begrüßungsabend in der „Villa Ida“, Sitz der Stiftungen der Sparkasse Leipzig

Freitag, 18. Oktober 2013:

Andacht in der Nikolaikirche

Festakt der Stadt Leipzig und des Freistaates Sachsen im Völkerschlachtdenkmal Festrede S.E. Karel Schwarzenberg, Minister für auswärtige Angelegenheiten a. D. der Tschechischen Republik Grußwort von Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Grußwort von Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Rede von Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes

Samstag, 19. Oktober 2013:

Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Georgenkirche zu Rötha Predigt von Landesbischof Jochen Bohl, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Grußwort von S.E. Erzbischof Longin von Klin, Leiter der ständigen Vertretung der Russisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland und Europa Grußwort von Dr. Dietrich Oettler, Pfarrer der katholischen Gemeinde „St. Joseph“ Borna

7 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Gedenken am ehemaligen Schloss Rötha, Hauptquartier der Alliierten während der Völkerschlacht Grußwort von Ditmar Haym, Bürgermeister der Stadt Rötha Grußwort von Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident a. D. und Vorsitzender des Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Grußwort von Heinrich Freiherr von Friesen

Empfang des Oberbürgermeisters im Neuen Rathaus zu Leipzig

Empfang, Großer Zapfenstreich und Bankett im „Mediencampus Villa Ida“ zu Leipzig Tischrede von Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Grußwort von Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig und Honorarkonsul der Französischen Republik Grußwort von S.K.H. Georg Erzherzog von Österreich Grußwort von S.K.H. Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland

Sonntag, 20. Oktober 2013

Gefechtsdarstellung auf der Weinteichsenke bei Markkleeberg mit rund 6.000 historisch uniformierten Teilnehmern 8 Gedanken zu den Gedenkfeierlichkeiten anlässlich der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht 200sten Wiederkehr der Tage der Völkerschlacht bei Leipzig vom 17. bis 20. Oktober 2013

von Heinrich Freiherr von Friesen

Die diesjährigen Gedenkfeierlich- 2. Fangen wir mit Russland und der erst herbeigeführt hatte, um seinen keiten in Leipzig und Rötha standen Wiedervereinigung an. Was hier im Einfluss entscheidend nach Westen zu unter einem guten Stern! Das hing letzten Vierteljahrhundert passiert erweitern. Seinen Ursprung nahm das nicht damit zusammen, dass es sich ist, grenzt an ein riesiges Wunder, Ganze ausgerechnet in Leipzig in der diesmal um ein Jahrhundertereignis welches sich aus vielen „Teilwun- Nikolaikirche. Denn auch hier geschah handelte, welches wohl der größ- dern“ zusammensetzt. Zunächst fand ein Wunder: Dem Rufe von 10.000den ten offenen Feldschlacht der Welt- als erstes Wunder tatsächlich eine von Demonstranten „Wir sind das geschichte seinen Respekt zollte, Übereinkunft zwischen den Super- Volk“ hatte ein ideologisch ausge- sondern es war das politische Umfeld, mächten USA und UdSSR statt, die höhltes Regime nur noch die Erstar- welches erstmalig in der 200-jährigen erstmalig nach dem II. Weltkrieg rung entgegenzusetzen. Wer von Geschichte des Gedenkens an diese konkrete Abrüstungen beinhaltete, den Demonstranten hätte es wagen Schlacht gestattete, die Feiern so weil sie der Einsicht folgte, dass das dürfen, davon überzeugt zu sein, zu gestalten, dass sie plötzlich ganz gegenseitige Wettrüsten eines Tages dass er den Abend der Demonstration normale, fast möchte man sagen nur in einer Katastrophe enden kann. überlebt und nicht in einem Kugelha- zwischenmenschliche Züge annah- Und die Fälle, wo die Verhinderung gel der Volksarmee liegenbleibt? Ihre men. Völlig unerwartet war, dass diese eines Atomkrieges an einem seidenen 10.000fache Entschlossenheit und ihr Züge ohne jegliches Pathos auf ganze Faden hing, traten bereits in einer Mut sind für alle Zeiten zu bewundern! Völker projiziert werden durften, ohne Reihe von Malen auf. dadurch geistig, moralisch oder gar Mit dem Segen der westlichen politisch dem Odium der „Schwäche“ Ein weiteres Wunder fand statt, indem Verbündeten, Amerika, England, von Anhängern alles „Starken“ oder der Präsident der Union der Sozialisti- Frankreich und Italien hat Deutsch- schlimmer noch „Nationalistischen“ schen Sowjetrepubliken, Michail Gor- land eine Wiedervereinigung erlebt, ausgesetzt zu sein. Was war gesche- batschow, dem Kanzler der Bundes- die vollkommen unblutig verlief. Und hen? republik Deutschland, Helmut Kohl, hier geschah ein weiteres Wunder. das Permit zur Wiedervereinigung in Denn als am Abend des 9. Novem- 1. Wir haben ein Europa, und wir Frieden und Freiheit gab. Er gestattete ber 1989 jugendliche Enthusiasten haben ein wiedervereintes Deutsch- freie und unabhängige Wahlen nach aus Ost und West die Berliner Mauer land, und wir haben eine Aussöhnung dem Selbstbestimmungsrecht der am Todesstreifen in Berlin bestiegen mit Russland, jenem Land, welches Völker! Welch eine schier unglaubliche und sich glückselig in die Arme fielen im II. Weltkrieg von allen Ländern mit Wendung nach 45 Jahren der Teilung und gemeinsam begannen, diese Abstand den höchsten Blutzoll zu einer Nation ausgerechnet mit Zustim- Schandmauer abzureißen, drohte die entrichten hatte. Und wir haben eine mung des Landes, das in Jalta und völlige Einmaligkeit dieser Situation in Aussöhnung mit Frankreich. Charlottenburg 1945 diese Teilung ihrer Spontaneität, ihrem Jubel über 9 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

das Zusammenbrechen der DDR Verbündeten und im Einklang mit mehr zu denken gewesen! Sie wurde auch angesichts der großen Anzahl Russland zuzuführen. Bismarck hat buchstäblich wie vom Schneesturm von Vopos zu eskalieren. Und es ist 1871 bei der Einigung Deutschlands über Winternacht von der weltpoli- kein Märchen: Michail Gorbatschow in ein Kaiserreich die Worte gesagt, tischen Agenda hinweggefegt und hat angesichts der Hochspannung dass er mit aller Kraft versucht habe, zugeschüttet. dieser Situation Helmut Kohl über „den Saum in seinen Händen fest- den so genannten „heißen Draht“ von zuhalten“, wenn der „Mantel des Und was hat das alles mit der Moskau angerufen und ihn gefragt, Schicksals an ihm vorüberrauschte“. 200-Jahr-Feier der Völkerschlacht zu ob es nicht besser sei, die russischen Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn tun? Unendlich viel! Denn es bedurfte Panzer aus den Kasernen in und um man heute sagt, dass Helmut Kohl einer Wiedervereinigung in Freiheit, Ostberlin an den Brennpunkten auf- – auf dem Fundament einer Vielzahl um den Menschen im Osten allmäh- fahren zu lassen? Und Helmut Kohl bedeutender aussöhnender und ver- lich wieder ihre Identität zurückzuge- erinnerte sich sofort an die verhee- trauensbildender Maßnahmen seines ben. Nehmen wir als ganz winziges rende moralische Wirkung der Panzer Vorvorgängers Willy Brandt, der dafür Beispiel Rötha. Mit der Sprengung vom 17. Juni 1953 in Berlin und bat den Friedensnobelpreis erhielt – es des Schlosses 1969 hat Rötha seinen Michail Gorbatschow, dies nicht zu ebenso vollführt hat. 1990 war die geistigen und kulturellen Mittelpunkt tun. Und er versprach ihm persönlich, Wiedervereinigung durch Einigungs- verloren und damit seine Identität. dass die allgemeine Ausgelassen- vertrag vollzogen. Es bestand besonders in Sachsen heit friedlich verlaufen werde. Und die Rückbesinnungsmöglichkeit auf das Wunder geschah: Der Präsident Oder ist irgendjemand in der Lage, zu kulturelle Werte, gerade in Leipzig der UdSSR hat dem Versprechen glauben, dass im Februar 1991, als und Dresden, die heute – endlich des Kanzlers der Bundesrepublik Saddam Hussein in Kuwait mit seinen wieder – Weltgeltung besitzen, also Deutschland vertraut. Panzern einfiel, um den Staat aus- denjenigen Stellenwert, der ihnen zulöschen und sich in den Besitz der zukommt! Erinnern wir uns an die Es kann nicht der geringste Zweifel Ölfelder zu bringen, eine Wiederver- Rede des sächsischen Ministerpräsi- daran bestehen, dass Helmut Kohl einigung auch nur im Ansatz möglich denten Stanislaw Tillich anlässlich des eine weltpolitische Schönwetterlage gewesen wäre? Noch im Januar 1991 Festbanketts der Kultur- und Umwelt- von lediglich einem guten Jahr zur prangte Helmut Kohls Konterfei auf stiftung der Sparkasse Leipzig am Verfügung stand, um gemeinsam mit der Titelseite des TIME Magazin als 19. Oktober 2013. Er sagte am Ende: Außenminister Hans-Dietrich Gen- „Mann des Jahres“ in ganz Amerika! „Wir Sachsen können stolz sein, denn scher Deutschland einer Wiederverei- Vier Wochen später waren die Zeitun- wir bauen wieder die besten Autos nigung im Einklang mit seinen west- gen der Welt voll vom Irak-Konflikt. und stellen die besten Uhren her, und europäischen und transatlantischen An eine Wiedervereinigung wäre nicht wir haben die höchste Geburtenrate 10 Fotos: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Aufstellung der Fahnenabordnungen vor der Panorama der Gefechtsdarstellung 2013 bei Markkleeberg Röthaer Georgenkirche

in ganz Deutschland“. Mit seiner direkter Brückenschlag zum Beginn Evangelisch-Lutherischen Landes- Rede spiegelte er mit entwaffnender der unblutigen Revolution von 1989, kirche Sachsens, Jürgen Bohl, von Selbstverständlichkeit das Selbst- mit einer Festrede S.E. des ehema- Pfarrer Dr. Dietrich Oettler aus Borna wertgefühl in Sachsen wieder, denn ligen Außenministers der Tschechi- in Vertretung von S.E. Bischof Dr. Hei- all die unendlich vielen Formen der schen Republik, dem direkten Nach- ner Koch, des Bischofs des Bistums Selbstfindung sind die Voraussetzun- fahren des Oberkommandierenden Dresden-Meißen, und dem Vertreter gen gewesen, um die Erinnerung an Generals der verbündeten Armeen der russisch-orthodoxen Kirche in das Geschichtsgeschehen einer der von 1813 Karl Fürst zu Schwarzen- Deutschland, S.E. Erzbischof Longin entsetzlichsten Schlachten in ihrer berg ganz im europäischen Sinne am von Klin, in Gedenken an das Haupt- grausamen Widersprüchlichkeit mit gleichen Abend mit anschließender quartier der Verbündeten in Schloss Gelassenheit zu begehen und Vergan- Übergabe des vollständig restaurier- Rötha mit anschließender Fahnen- genheit und Zukunft mit tiefem Ernst ten Völkerschlachtdenkmals an die weihe, einer Vielzahl von Abordnun- glaubhaft in Einklang zu bringen. Öffentlichkeit. Mit einem feierlichen gen von zahlreichen Traditionsverei- ökumenischen Gottesdienst in der nen und Begrüßungsreden im großen Das verrät schon der Feierlichkeiten-­ Georgenkirche in Rötha mit dem Festzelt auf der ehemaligen Schloss- Ablauf. Mit einer Andacht in der Niko- Thomaner-Chor am 19. Oktober freiheit. Mit einem großen Zapfen­ laikirche in Leipzig am 18. Oktober als unter Beisein des Landesbischofs der streich von Traditionsvereinen aus 11 Soldaten, die die Furchtbarkeit des “, wurde wieder zum Maß aller

Krieges erleben mussten. Auch unser Dinge. Die Welt kam aus dem Staunen Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Verständnis für die schweren und über dieses Wirtschaftswunder nicht schwersten physischen und psy- mehr heraus, und Ludwig Erhard wurde chischen Schäden unserer Bundes- eine Symbolfigur. Und etwas Weiteres, wehr-Soldaten in Afghanistan gehören schier Unglaubliches geschah: Die DM hierher! wurde neben dem US-Dollar zur Leit- währung in der Welt, weil Deutschland 3. Auch das Entstehen der Bundes- im Laufe der Jahre zu einer der führen­ republik Deutschland im Jahre 1949 den Wirtschaftsnationen aufstieg. gehört unbedingt dazu. Nach einem Deutschland hatte endlich wieder Geld. verheerenden Ende des II. Welt­krieges Und Konrad Adenauer benutzte es, um haben wir in Westdeutschland unglaub- die Grauen des Holocaust wenigstens lich viel Glück gehabt. Wichtig ist auch, zu lindern, indem nicht nur dem gerade dass in keinem anderen Land in West- erst neu gegründeten Staat Israel europa die Hilfe zur Selbsthilfe in Form unter Ben Gurion direkt, sondern auch der Marschallplangelder aus Amerika Millionen von ins Ausland geflohenen so grandios in ein „Wirtschaftswunder“ jüdischen Mitmenschen und deren umgesetzt wurden wie in Westdeutsch- Angehörigen oder Erben weit über land, nachdem hier 1948 geradezu einhundert Milliarden Deutsche Mark sensationell geschickt eine Währungs- bezahlt werden konnten. Damit konnte Panorama der Gefechtsdarstellung 2013 bei Markkleeberg reform von Prof. Ludwig Erhard durch- sich Westdeutschland wieder Achtung geführt wurde mit Aufhebung jeglicher in der Welt verschaffen, weil es seinen Warenbewirtschaftung von einem Tag ernsten Willen zur Wiedergutmachung Villingen im Schwarzwald ebenfalls in auf den anderen. Und es geschah ein bewies. Leipzig und mit dem beschriebenen weiteres Wunder. Die Menschen in Festbankett am gleichen Abend sowie Westdeutschland vertrauten der neuen Aber auch etwas anderes, ebenso mit den militärischen Darstellungen DM, weil sie ihren eigenen Wieder- Wichtiges geschah in dieser Zeit, südlich von Markkleeberg mit über aufbauwillen und ihrer Fähigkeit dazu und die jungen Menschen in ganz 6.000 Darstellern in historischen vertrauten. Und was sich durch den Deutschland sollten in den Schulen Uniformen, fast 300 Reitern und fast Abbau noch verbliebener Industrien dazu angehalten werden, den für die 30 Kanonen am 20. Oktober. Gerade als Reparation besonders für Eng- neueste Zeitgeschichte wichtigsten dieses Schauspiel und der brüllende land und Frankreich als Fluch erwies, Ort der Bundesrepublik Deutschland Lärm von Kanonendonner und ganzen wandelte sich sehr bald in Segen um. wenigstens einmal im Leben besucht Platzpatronensalven aus Tausenden Denn Westdeutschland baute mit zu haben. Er liegt zudem noch bil- von Gewehren, mit denen sich die den Geldern des Marschallplanes die derbuchhaft schön auf einer Insel in Gegner höchst realistisch gegenseitig nach damaligem technischen Wissen Südbayern: Herrenchiemsee. Was angingen, ließen einem kalte Schauer modernste Industrie der Welt auf und weiß unsere Jugend davon? Was weiß über den Rücken laufen beim Geden- wurde innerhalb kurzer Zeit zur expor- sie, dass hier 1948 länger als über ken an die Wirklichkeit, verbunden tierenden Nation Nr. 1 auf der Welt. ein halbes Jahr die konstituierende mit dem großen Mitgefühl für alle Deutsche Wertarbeit, das „Made in Versammlung für das Grundgesetz im 12 „alten Schloss“, einem ehemaligen Foto Geuther, Rötha 2011

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Augustiner Chorherrenstift aus dem 12. Jahrhundert, tagte, um die zukünf- tige Verfassung Deutschlands, „das Grundgesetz“, vorzubereiten? 1949 wurde es vom parlamentarischen Rat angenommen und von den westlichen Alliierten genehmigt. Die Bundesre- publik Deutschland war im Entstehen! Und ihr erster Kanzler wurde Konrad Adenauer.

Aber das große Glück war auch hier, dass an dieser Versammlung eine große Anzahl hoch gebildeter, erfah- rener Herren teilnahm, die die Schwä- chen und Unzulänglichkeiten der Weimarer Verfassung von 1919 noch selbst miterlebt hatten und daher ver- mieden, dass die Fehler noch einmal gemacht wurden. Die Hauptmerkmale des Grundgesetzes sind: ein föderaler Staat, Stärkung des Parlaments und des Parlamentarismus, Stärkung der Schloss Rötha (Repro eines Gemäldes von Roland Schwenke) Stabilität der jeweiligen Regierung durch Einführung des so genannten Verfassungen der Welt und die beste mit dem Wiedervereinigungsvertrag in „Konstruktiven Misstrauensvotums“ Verfassung der deutschen Geschichte. den Geltungsbereich des Grundgeset- gem. Art. 67 GG. Das bedeutet, ein Noch unglaublicher ist, dass das GG, zes der Bundesrepublik Deutschland Kanzler der Bundesrepublik Deutsch- welches ursprünglich nur als Provi- aufzunehmen. Wenn man bedenkt, land kann nur abgelöst werden, wenn sorium eingerichtet war, nun schon dass die Schöpfer des GG schon 1949 ein anderer Kandidat im Zuge einer seit 1949, d.h. fast 65 Jahre besteht, an eine Wiedervereinigung in Frieden derartigen Vertrauensabstimmung die länger als irgendeine andere Verfas- und Freiheit gedacht hatten, so kann Mehrheit der Abgeordneten des Bun- sung, von der multinationalen Verfas- man vielleicht die Wichtigkeit dieser destages auf sich vereinen kann. Kann sung des Heiligen Römischen Reiches Bestimmungen und die Geschlossen­ er dies nicht, bleibt der bisherige Bun- Deutscher Nation abgesehen, deren heit der geistigen Intention der Väter deskanzler im Amt. Erstmalig beinhal- Wirkung Otto von Habsburg in seinem des Grundgesetzes ermessen! tet die Verfassung die sogenannten Buch „Die Reichsidee“ so einmalig „Grundrechte“ seiner Bürger, ein umfassend beschrieben hat. Und es Damit steht aber auch fest, dass ohne wahrlich epochaler Schritt. Mit dem ist ebenso ein glückliches Phänomen, die Geltung dieser Verfassung die Grundgesetz hat die Bundesrepublik dass es im Zuge der Wiedervereini- freiheitliche Gestaltung eines solchen Deutschland eine der freiheitlichsten gung möglich war, die ehemalige DDR Gedenkereignisses – wie die Völker- 13 schlacht bei Leipzig – in einer frei- lands und Frankreichs war die hatten schulfrei, es wurden in ganz heitlich geprägten und selbstverant- stumme Handreichung der beiden Deutschland Dankgottesdienste abge- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht wortlichen Gesellschaft nicht möglich nebeneinander stehenden Staats- halten und große Reden geschwun- gewesen wäre. Ohne sie wären die männer Helmut Kohl und François gen. Für uns heute nicht mehr fassbar. Feiern genau wie alle vorherigen im Mitterand vor dem Ehrenmal des Genau in diesem Gemütskanon war Tal von machtpolitischen Gegensät- Schlachtfeldes von Verdun. Genauso das Völkerschlachtdenkmal 1913 zen nationalistisch geprägter Gesell- symbolhaft für diese Gestik im Westen errichtet worden mit einem Konvolut schaften versunken. war der Kniefall Willy Brandts vor dem heroischer Gestalten. Ein massives Ehrenmal im ehemaligen Jüdischen Monument aus Granit, das den Bom- 4. Konrad Adenauer hat nach 1949 Ghetto in Warschau zum Zeichen der ben der Alliierten Kampfgeschwader seine ganze Politik zielstrebig auf Bitte um Vergebung und dem tiefsten im II. Weltkrieg bestens widerstand eine Aussöhnung mit dem „Erbfeind“ Willen zur Aussöhnung mit Polen. und von der Bevölkerung dankbar als Frankreich ausgerichtet. Und er fand „Luftschutzbunker“ benutzt wurde. in Charles de Gaulles, dem ersten Und es kann gar kein Zweifel darü- Staatspräsidenten in Frankreich nach ber bestehen, dass der europäische Sollten wir es denn wegen eines dem Krieg, einen geeigneten, hochan- Gedanke einen so festen politischen Baustiles, der uns heute nicht mehr gesehenen Partner. Mit ihm ließ sich Überbau gerade für Leipzig bildete, als zeitgemäß erscheint, abreißen eine konsequente Politik der Aussöh- dass wir alle in der Lage waren, oder verrotten lassen? Niemals! nung betreiben, welche sich zunächst an Gedenkfeierlichkeiten zu einer Denn wir Deutschen müssen lernen, wirtschaftlich in der Montanunion im Völkerschlacht teilzunehmen, die in auch mit unserer eigenen Geschichte Zusammenhang mit dem „Schuman- der 200-jährigen Geschichte dieses realistisch umzugehen. Das Abreißen plan“ manifestierte. Es würde zu weit Gedenkens erstmals im Zeichen der von Gebäuden lässt die Geschichte führen, die einzelnen Werdegänge der Versöhnung standen. Keine Feierlich- nicht ungeschehen werden. Auch Entstehung der Europäischen Union keit zur Völkerschlacht bei Leipzig war wenn das viele heute noch glauben. hier darzulegen, aber wir können es jemals so ideologisch „unverzerrt“ Deshalb ist die Übergabe des reno- erneut als glückliche Fügung ansehen, verlaufen wie diese. vierten Denkmals an die Öffentlichkeit dass sich gerade die Staatsmän- am 18. Oktober 2013 ein wichtiges ner der beiden wichtigsten Länder 1913 fand die Feier noch ganz im Zei- Symbol unseres Eingeständnisses entweder persönlich gut verstanden chen der „Erbfeindschaft“ zu Frank- der Unvollkommenheit und vielleicht oder sogar miteinander befreundet reich statt. Kaiser Wilhelm I. hoch zu auch der Anfang eines gesunden waren, selbst wenn sie zum Teil eine Ross am Deutschen Eck in Koblenz. Nationalbewusstseins wie in allen verschiedenartige politische „Couleur“ Die Feste Ehrenbreitstein, das Motto anderen Völkern auch. Nach fast hatten. Ich meine hier zunächst Kon- war vollkommen klar, Deutschland 70 Jahren des Endes des Hitlerregi- rad Adenauer und Charles de Gaulles, hält die „Wacht am Rhein“ und „lieb mes ist es gerade die Bundesrepublik danach waren es Helmut Schmidt Vaterland magst ruhig sein“. Man Deutschland gewesen, welche zu und Valéry Giscard d‘Estaing und stelle sich vor: von 1871 – 1918 wurde einem der wesentlichsten Kräfte für schließlich Helmut Kohl und François der Sedan-Tag, d.h. das Gewinnen den Erhalt des europäischen – und Mitterand. einer einzigen Schlacht (nämlich der damit auch des Weltfriedens gewor- Schlacht von Sedan 1870) als höchs- den ist. Unsere Zuverlässigkeit und Das für die ganze Welt sichtbarste ter deutscher Feiertag zelebriert, die unsere Berechenbarkeit sind inzwi- Zeichen der Aussöhnung Deutsch- Kinder im ganzen Deutschen Reich schen weltweit bekannt. Dann sollten 14 Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Maximilian Graf zu Solms- Laubach im Kreise der drei Monarchen Alexander I. von Russland (Hans-Joachim Keil), Friedrich Wilhelm III. von Preußen (Detlef Wallasch) und Franz I. von Österreich (Matthias Heise) (v.l.n.r.)

wir auch wieder ein gesundes Natio- wie unsere Jugend ist noch nie eine der vorderen Parkwiese neben dem nalgefühl entwickeln können, frei von Generation auf seine Nachbar-Jugend Schloss, und es wurden schneidige jeder rechtsradikalen Verkrampfung. zugegangen wie die heutige. Das Reden auf Adolf Hitler gehalten. Das Prinzip der Gegenseitigkeit hat sich Schloss wurde nachts illuminiert. Und wir wissen es alle, ganz beson- plötzlich in ganz Europa verbreitet. 1963 zur 150- wie auch 1988 zur ders unsere Jugend weiß es: Nati- 175-Jahr-Feier versammelte man sich onalismus ist die Liebe zum eige- Die anderen Feierlichkeiten sind am Völkerschlachtdenkmal in Leip- nen Vaterland und die Verachtung schnell abgehandelt. 1938, also die zig. Es wurden große Reden auf den aller Nachbarn und anderer Völker. 125-Jahr-Feier stand ganz im Zei- Sozialismus gehalten. Schloss Rötha Gesundes Nationalbewusstsein ist die chen der Nazis. Schloss Rötha und war schon seit 1969 verschwunden – Liebe zum eigenen Vaterland und die der von Frau Dr. Schneider so brillant gesprengt. Und natürlich standen die Achtung aller anderen Völker und der beschriebene Speisesaal dokumen- Feiern im Zeichen der russisch-preu- möglichst freundschaftliche Umgang tierten erstmalig die Rolle Schloss ßisch-deutschen Waffenbrüderschaft, mit seinen Nachbarn. Wir sollten Röthas als Hauptquartier. Es war sogar die den „Französischen Imperialismus uns alle ein Bespiel an der Jugend eine Abordnung mit über 1.000 Mann napoleonischer Prägung“ besiegt nehmen. So unvoreingenommen des Kreuzers „Leipzig“ in Rötha auf hatte. Warum hat man dann Schloss 15 Rötha überhaupt beseitigt, wenn Partner und Freunde geworden Mit eindrucksvoller Unterstützung der genau dort der Sieg über diesen sind. Und wenn wir aufgrund unse- Sparkassenstiftung und ihres „Koordi- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Imperialismus geistig und strategisch rer Wirtschaftskraft die mit Abstand nators Fürstliche Häuser“, Graf Solms, vorbereitet wurde und der Vater des höchsten Beiträge in die Europäische wurde daraus ein Treffen von siebzehn Verfassers wegen seiner kritischen Union einbezahlen, so ist dies im europäischen Fürsten­häusern. Erst- Haltung gegenüber dem Naziregime Sinne des Friedenserhaltes in Europa malig waren die Nachfahren fast aller von der Gestapo 1943 verhaftet und vollkommen unverzichtbar, zumal wir an der Schlacht beteiligten Kaiser-, vom Sondergericht Leipzig verurteilt wirtschaftlich aufgrund unserer hohen Königs-, Herzog- und Fürstenhäu- wurde und er es nur großen Glücks- Exportüberschüsse davon profitieren. ser eingeladen und tatsächlich nach fällen zu verdanken hatte, dass er Leipzig gekommen, ob Freund oder seine Courage nicht mit seinem Leben Durch unsere Aussöhnung mit Ost und ehemaliger Feind. Um die wichtigsten bezahlte? West, durch unsere wirtschaftliche zu nennen: das Haus Leuchtenberg und politische Einbindung in Europa de Beauharnais – Frankreich, das 5. Wir sehen, wie ungeheuer wichtig und durch die Einbringung unseres Haus Habsburg – Österreich, das für uns alle Europa geworden ist. Und wirtschaftlichen Gewichtes in eine Frie- Haus Romanow – Russland, das Haus ich glaube, es ist gerade angesichts denspolitik haben wir es alle gemein- Hohenzollern – Preußen, das Haus der Feierlichkeiten zur Völkerschlacht sam erreicht, dass wir nunmehr an der Wettin – Sachsen, das Haus Hannover auch und besonders wichtig, sich des Schwelle zum 70. Jahrestag des Frie- – England. Hinzu kamen die hohen europäischen Teiles früherer Reden dens nach dem II. Weltkrieg stehen. Generalitäten aus einer Mehrzahl von von Bundeskanzler Helmut Schmidt Wir sollten uns dessen immer wieder Fürstenhäusern. Im Laufe des viertä- zu erinnern. Denn gerade Helmut gewahr werden, denn wir können gigen Zusammenseins aller Vertreter Schmidt hat immer wieder – vor allem zurückrechnen bis zum 30-jährigen untereinander entwickelte sich eine auch international – darauf hingewie- Krieg 1614 – 1648, wir finden nirgends freundschaftliche Atmosphäre, die sen, dass es kein anderes Land auf eine nur annähernd vergleichbar lange einmalig war, verbunden auch mit viel der ganzen Erde gibt, welches so viele Friedenszeit in Westeuropa. Heiterkeit, aber stets getragen von – zumeist kleine – Nachbarn hat wie dem tiefen Ernst des Anlasses. Da ich Deutschland. Wenn wir von Norden Der Friede ist eine göttliche Gnade, in als Vertreter der früheren Besitzer des im Uhrzeigersinn auf der Landkarte der wir leben. Aber er ist keinesfalls Schlosses Rötha an allen Zusammen- herumgehen, so kommen wir auf nicht selbstverständlich. Wir müssen stets künften teilhatte, war ich in der Lage, weniger als neun Nachbarstaaten. wachsam sein und das Richtige und in diesen vier Tagen ein Fluidum der Und es gehört zu einer der vielen Notwendige dazu tun. Lassen wir Herzlichkeit und des vollkommenen furchtbaren Hinterlassenschaften der uns niemals provozieren, sondern gegenseitigen auf einander Zugehens Nazis, dass sie alle vor uns, dem „Teu- versuchen wir, Konflikte auszuglei- mitzuerleben, wie man es in dieser tonischen Koloss“, Angst haben. Wir chen. Und das Wichtigste: Bleiben wir Form vielleicht gar nicht für möglich werden plötzlich gewahr, wie essentiell verlässliche Partner wie bisher, das ist gehalten hätte. In der Tat, im Jahre wichtig für uns eine feste Einbindung unser größtes politisches Kapital. 2013 wurde eine Versöhnung nicht nur in Europa ist. So dürfen wir ebenso in einem gemeinsamen Kommuniqué stolz und froh sein auf die Tatsache, 6. Es war die Idee des Fördervereins dokumentiert, sondern ihr Ergebnis, dass im Laufe der Jahrzehnte rings Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. die Freundschaft, wurde – fast wie in um uns herum aus verängstigten, die Nachkommen der drei in Rötha einer Sternstunde – von allen Beteilig- ja zum Teil hasserfüllten Nachbarn weilenden Monarchen einzuladen. ten gemeinsam gelebt. 16 Das befriedete Europa bewahren Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Der 18. Oktober 2013: Andacht in der Nikolaikirche und gemeinsamer Festakt der Stadt Leipzig und des Freistaates Sachsen

Die Erinnerung an Leipzig als Ort der 1813 und 1989 stellte Walter Christian nigt. Die Thomaskirche wurde seit 1806 Völkerschlacht 1813, aber auch als Ort Steinbach, Vorstand des Förderver- von Napoleon genutzt, um Munition zu der friedlichen Revolution von 1989 eins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. deponieren, berichtete Taddiken. Ab stand im Mittelpunkt des ersten Tages e. V., her. Er, selbst ein Protagonist im dem Sommer 1813 nutzte man den des Gedenktreffens der Fürstenhäuser Rahmen der von Leipzig ausgehenden Ort, an dem Johann Sebastian Bach am 18. Oktober 2013. Den Auftakt Proteste der DDR-Bürger gegen das als Kantor gewirkt hatte, als Lazarett, bildete eine gemeinsame Andacht der SED-Regime, erinnerte an St. Nikolai erst 1814 konnten hier wieder Gottes- Gäste des Treffens in der Nikolai­kirche als die „zentrale Kirche der friedlichen dienste stattfinden. Dem Besuch der in Leipzig. Superintendent Martin Revolution“. Das Freiheitsstreben der Thomaskirche schloss sich ein gemein- Henker erinnerte daran, dass man Deutschen verbinde die Jahre 1813 sames Mittagessen mit den Repräsen- gemeinsam gedenken dürfe „in einem und 1989. tanten der Fürstenhäuser­ und geist­ Europa, in dessen Mitte seit 60 Jahren lichen Würdenträgern aus ganz Europa die Waffen schweigen“, gemahnte Der Andacht folgte ein Besuch der im historischen Auerbachs Keller an. aber zugleich: „Wir wissen um unsere Gäste in der Thomaskirche. Pfarrerin Gefährdung als Menschen, dass unser Britta Taddiken führte durch den Der Abend des 18. Oktober 2013 stand Leben nicht ausgerichtet ist auf Gottes geschichtsträchtigen Ort, der 800 im Zeichen des gemeinsamen Festakts Wort.“ Den Zusammenhang zwischen Jahre „glauben – singen – beten“ verei- der Stadt Leipzig und des Freistaates Fotos: Michael Gonsior Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum

Blick in die Nikolaikirche während der Andacht Besuch der Thomaskirche mit Erläuterungen von Jugendliche aus ganz Europa bei der Verlesung am 18. Oktober mit Superintendent Martin Frau Pastorin Britta Taddiken der Friedensbotschaft (mit Martin Schulz, Präsi- Henker dent des Europaparlamentes) 17 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Sachsen im 100 Jahre alten, jüngst für zenberg, Oberbefehlshaber der gegen Fürstenhäusern, der ehemaligen und 120 Millionen Euro sanierten Völker- Napoleon alliierten Streitkräfte während aktiven Leipziger Kommandeure und schlachtdenkmal. Grußworte von Ober- der Völkerschlacht, erinnerte er an des diplomatischen Korps – ganz im bürgermeister Burkhard Jung, Minister- die Zwiespältigkeit Napoleons, der Zeichen der europäischen Versöhnung. präsident Stanislaw Tillich und Martin einerseits ein verkrustetes politisches Jugendliche aus Estland, Schweden, Schulz, Präsident des Europäischen System in Europa aufgebrochen und Großbritannien, Frankreich, Italien, Parlaments, erinnerten an die Opfer der bürgerliche Rechte ebenso wie infra- den Niederlanden, Österreich, Polen, Völkerschlacht, setzten sich aber auch strukturelle Maßnahmen durchgesetzt Russland und Deutschland verlasen mit der nachträglichen Verklärung der habe, andererseits aber mit seinem gemeinsam eine Friedensbotschaft, Schlacht zum deutschen Gründungs- Feldzug durch Europa auch unermess- in der sie ihre Wünsche an die euro- mythos auseinander, die sich auch im liches Leid über die europäischen päische Zivilgesellschaft, aber auch monumentalen Völkerschlachtdenkmal Völker brachte (die vollständigen Gruß- ihre Ängste vor neuem Revanchis- zeige. Die Festrede hielt Seine Exzel- worte und Festreden des Festaktes mus und Nationalismus formulierten. lenz Karel Schwarzenberg, Minister finden Sie auf den folgenden Seiten). Seinen Abschluss fand der Festakt in a. D. für Auswärtige Angelegenheiten Der Festakt stand – nicht nur durch die der Lichtinszenierung­ „Cosmogole“ der Tschechischen Republik. Als Nach- Teilnahme von Martin Schulz und der des französischen Künstlers Philippe fahre von Karl Philipp Fürst zu Schwar- Vertreter aus zahlreichen europäischen Morvan. Foto: Olivier Colin Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum

Dr. Volker Rodekamp, Prof. Dr. Christine Langen- „Cosmogole“ vor dem Völkerschlachtdenkmal feld und Dr. Harald Langenfeld (v.l.n.r.) 18 „Die Geschichte war immer anders, Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht als wir Enkel uns das denken“

Festrede S. E. Karel Schwarzenberg, Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik a. D., anlässlich des Festaktes im Völkerschlachtdenkmal am 18. Oktober 2013* Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum Herr Präsident des Europäischen ein großes Gesetzeswerk, den Code Parlamentes, Herr Ministerpräsident, Napoleon, der manchen deutschen Herr Oberbürgermeister, Exzellenzen, Ländern für Jahrzehnte diente. Die meine sehr verehrten Damen und er auch aufbaute. Man würde heut Herren. sagen: die Infrastruktur. In Frankreich, aber auch in Ländern, die er kurzfristig Wir sind hier versammelt, um der unterworfen hat: Die Straßen, die Brü- großen Schlacht vor 200 Jahren zu cken bis im fernen Dalmatien hielten für gedenken. Es wurde hier schon viel Jahrzehnte. Er war ein Faszinosum sei- gesprochen, welch unendliches Leid ner Zeit. Er war der letzte Mensch, der diese Schlacht gebracht hat. Es ist eigentlich einen eigenen Stil geprägt – tatsächlich erfasst – jeder vierte hat. Das alles in einer relativ sehr Mann, der an dieser Schlacht teilge- kurzen Zeit. Wenn wir die Zeit zwischen nommen hat, gefallen. Und es war Der Festredner und frühere Außenminister der dem ersten Konsulat und Waterloo natürlich eine Schlacht, wie wir sie Tschechischen Republik, Karel Schwarzenberg sehen, sind es fast 20 Jahre – und da uns heute nicht vorstellen können. wurde die Welt verändert. Denn es war zum großen Teil nicht wie Kaiser von Österreich, von Russland heute, wo wir auf 1.000 Kilometer Ent- und der König von Preußen, und auch Das alles müssen wir wissen, um zu fernung mit Raketen umbringen, son- der Kronprinz von Schweden. Sie alle verstehen, warum dieses Ringen so dern da focht man richtig mit Bajonett sind am Schlachtfeld anwesend, und entsetzlich war: Hier fochten tatsäch- und Säbel gegeneinander. Es war eine in einer gewissen Entfernung kann lich noch Prinzipien gegeneinander. wirkliche Schlacht im alten Sinne. man in die Schlacht dann eingreifen. Napoleon war einerseits die Verkör- perung der Revolution, der Verän- Und dennoch, wie richtig bemerkt Ich habe mich immer geärgert, wenn derung Europas. Und umgekehrt: wurde, fing irgendwie eine neue Zeit in manchen Historiografien, die in Er war es, der die Revolution, die in an. Sie hat die Elemente der alten den letzten Jahren erschienen sind, Anarchie auszuarten drohte, zähmte Zeit: Die Monarchen sind noch alle am Napoleon den Diktatoren des 20. Jahr- und Frankreich wieder eingliederte in Schlachtfeld, sowohl Napoleon selber, hunderts gleichgestellt wurde. Er war das europäische System. Allerdings der sein Heer persönlich anführt, wie es nicht. Er war tatsächlich ein Genie. verändert. Er wollte Europa vereini- die drei führenden Monarchen, die Er war, wie Hegel schrieb, der „Welt- gen, und ja: unter seiner Herrschaft. geist zu Pferde“. Und er verwandelte Er war der erste, wo es sogar einige * Abschrift der Festrede S.E. Karel Schwarzen- tatsächlich nicht nur Frankreich, son- Zeit wahrscheinlich schien, dass es bergs während des Festaktes im Völkerschlacht- dern ganz Europa. Er war nicht nur ein ihm tatsächlich gelingen würde, dass denkmal vom 18. Oktober 2013 großer militärischer Führer, er hinterließ er Kontinentaleuropa vereinigt. 19

Und wir sollten nicht vergessen, dass Reproduktion: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig seine Herrschaft auch sehr viel Fort- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht schritt brachte in manchen Ländern, die ja noch teilweise tief im 18. oder in früheren Jahrhunderten in ihren Lebensformen, in ihren Regierungs- formen verfangen waren. Das alles sollten wir sehen. Es gab ja auch in Deutschland viele, die auf die Napo- leonische Herrschaft später eigentlich ganz günstig zurückblickten als auf eine Herrschaft, die eine neue Gesetz- gebung brachte, die sie von mittelal- terlichen Regierungsformen befreite und tatsächlich in manchen Dingen die erste Moderne brachte.

Umgekehrt, sicher, war er auch – heute sagen wir „Diktator“ – ein „Tyrann“. So wurde er auch von Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg meldet den verbündeten Monarchen den Sieg in der Völker- seinen Zeitgenossen bezeichnet. Er schlacht bei Leipzig - Gemälde von Johann Peter Krafft steht bis heute einzigartig in der Welt- geschichte da. Und Frankreich war nach Napoleon wahrlich ein anderes ja ihre Interessen noch durchaus Hilfscorps für Napoleon zu stellen. Im Land, als es vorher war. Auch Europa. gemischt: dass ihnen auch ein franzö- Herbst 1812 ist der Feldmarschall Niemand veränderte Europa so wie er sisches Regime in manchem ent- Schwarzenberg, der ein loyaler Mann in dieser kurzen Zeit. sprechen würde. Manche haben sich war, zu Napoleon gekommen und ganz entgegengestellt. Die Meinungen warnte ihn und sagte, er kenne Russ- Die Monarchen bemerkten das erst waren nicht eindeutig. Und wer will land, er wisse, was der russische später. „Als alle alle riefen, kam end- schon in eine große Auseinanderset- Winter sei, und er empfehle ihm, dass lich auch der König“, hieß es damals zung gehen. die Franzosen so schnell wie möglich in Berlin. Und nicht anders war es in Winterquartiere einnehmen – und anderen deutschen Städten. Etwas Die Kunst war deshalb, diese Allianz dann, im Frühjahr, werde man wei- Neues machte sich wirklich bemerk- zu schmieden. Nun war der Feld- tersehen. Napoleon glaubte aber an bar – der Wille des Volkes machte die marschall Schwarzenberg zunächst seine Stärke und seine Feldherren­ Monarchen zu Gegnern Napoleons einmal österreichischer kaiserlicher kunst und wollte Moskau erobern. bei der Schlacht von Leipzig. Offizier und Diplomat, und das Das ist ihm, im Unterschied zu ande- prädestinierte ihn eigentlich für die ren später, gelungen. Allein: Moskau Die Allianz gegen Napoleon zustande große Aufgabe. Österreich war – wie wurde von Rostoptschin angezündet, bringen, das war sozusagen die große andere Königreiche und Fürstentümer und es erfolgte der schauerliche Frage dieser Zeit. Weil: Manche sahen – zunächst einmal gezwungen, ein Rückzug der Großen Armee. Wie 20 schrieb der große russische Dichter Schwarzenberg selber hatte außer der Menschen seiner Zeit überragt hat,

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Lermontov: „Sag, Onkel, es war doch Aufgabe des Feldherrn eine viel unan- besiegbar ist, wenn auf der andern nicht umsonst, dass das verbrannte genehmere Aufgabe: die Alliierten bei- Seite jemand seine Grenzen kennt, Moskau von den Franzosen überge- einander zu halten und zu einer sinn- seiner Aufgabe gewiss ist und mit ben wurde.“ Es war nicht umsonst. vollen Aufgabe zu bringen. Denn man diesem Glauben in den Kampf geht. Moskau war verbrannt, aber Napo- darf nicht vergessen: Auch Monarchen Das war die Situation vor der Schlacht leon hatte kein Winterquartier, und es sind Menschen, auch Feldherren sind von Leipzig. blieb nichts anderes als der Rückzug. Menschen – und auf einem so großen Und es folgte Beresina. Feldzug spielt die persönliche Eitelkeit Nachher: Napoleon wurde besiegt. Er eine ungeheure Rolle. Wie diese bunte hat noch die Bayern geschlagen bei Napoleon, der auch die Niederlagen Gesellschaft verschiedener Monarch­ en­ Hanau, die versuchten, ihm den Rück- ziemlich hart nahm, traf den Feldmar- und verschiedener Generäle, oberster zug abzuschneiden. Und er blieb das schall nur noch einmal in Warschau, Befehlshaber, ihre jeweiligen Armeen Genie. Alle militärischen Fachleute drehte sich um, blickte ihn an und und so weiter zu einer Kooperation sind sich einig, dass die Campagne sagte nur: „Sie haben recht gehabt.“ bringen und zwingen? – Das war de France, der Rückzug Napoleons Dieses „recht gehabt“ kostete aber das diplomatische Kunststück, das bis Paris, eine der glänzendsten unzählige Leben. Der Feldmarschall, Schwarzenberg zu vollbringen hatte, militärischen Leistungen der Militärge- da er Botschafter in Paris war, in manchem nicht unähnlich zu der schichte ist. Da hat er wahrlich noch wusste, dass Napoleon ein Genie Aufgabe Eisenhowers im II. Weltkrieg. Bewundernswertes gezeigt. Nachher war, wusste, dass Napoleon wahrlich Und wie er selber sagte: Kein Gegner wurde, wie gesagt, eine Friedens- der überlegene Feldherr gegen- war ihm so gefährlich und so mühsam ordnung geschaffen beim Wiener über ihm war und er zwar ein guter wie die verbündeten Monarchen, mit Kongress. Und die Monarchen fanden und erfahrener Militär war, aber bei denen er Tag zu Tag zu tun gehabt hat tatsächlich – nach Hin und Her, vielen Weitem nicht die Fähigkeiten­ seines und die glaubten, sie müssten eigent- Verzögerungen und Eigeninteressen – großen Gegners habe. Er schrieb lich den Feldzugplan bestimmen. Und eine gemeinsame Lösung. deswegen ein paar Tage vor der er wusste aber, welche Nöte die Sol- Schlacht an seine geliebte Frau: „Ich daten hatten, weil nach den 20 Jah- Aber vielleicht, wenn wir an die habe alle meine Vorbereitungen nach ren ununterbrochener Kriege deren Völkerschlacht denken als eine bestem Wissen und Ge­wissen Ausrüstung wirklich miserabel war. Er Schlacht gegen die Franzosen, so getroffen, habe Napoleon allein als schreibt am Ende des Jahres: „Alle sollten wir nicht vergessen, dass die eine Armee von 10.000 Mann in fordern mich auf, ich soll doch noch Verhandlungssprache, die Sprache, meine Berechnungen eingesetzt.“ Er vor Neujahr in Frankreich einmarschie- die allen damals gemeinsam war, den wusste, dass der andere das Genie ren. Aber wie soll ich einmarschieren, Monarchen und Staatsmännern, die ist. Er nicht. Und er suchte sich auch wenn meine Soldaten keine Schuhe alle miteinander gesprochen haben, einen Generalstabschef aus, von haben.“ Um das ging es auch damals. gerade das Französische war. Das war dem er wusste, dass er tatsächlich die einzige Sprache, in der der Zar das militärische Können beherrschte. Vielleicht war es eben diese Beschei- von Russland, der Kaiser von Öster- Das war der spätere Feldmarschall denheit, die es ihm ermöglichte, den reich, der Kronprinz von Schweden, Radetzky, der noch 40 Jahre später Sieg zu erringen. Und vielleicht ist der übrigens selber ein Franzose war, ein erfolgreicher Feldherr war. Und das auch eine Lehre für uns alle: Dass miteinander verhandeln und reden dieser entwarf die Pläne. auch ein Genie, auch einer, der alle konnten. Alle Feldherren, alle Diplo- 21 maten, alle Monarchen hat damals die Auch Johann Wolfgang von Goethe „Jeder gegen Jeden“ stattfinden französische Kultur verbunden und die war bekanntlich fasziniert von Napo- würde. Sind wir so sicher, dass wir Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht französische Sprache. Dies war eine leon. Man kann nicht sagen, dass er davor gefeit sind? Ich glaube, für selbstverständliche Voraussetzung, damals geradezu zum Widerstand unsere Generation: sicher. Für drei etwas, das wir uns in diesem Ausmaße gegen Napoleon gehetzt hat. Generationen nach dem II. Weltkrieg nicht vorstellen können: Wie bestim- sind wir wahrscheinlich immun. Aber mend die französische Kultur war. Und Die Geschichte war immer anders, als wie der Präsident bereits bemerkt hat: tatsächlich, auch da ist ein Buch mit wir Enkel uns das denken. Auch das Es sind die andern Geister auch noch der Schlacht vor Leipzig geschlossen sollten wir in Erinnerung bringen – bei lebend, und sie sind eigentlich wieder worden: In der Zeit versuchen manche aller Bewunderung vor den ungeheu- mehr erstarkt. Und wer schließt aus, sozusagen, sich von dieser Dominanz ren Opfern, die damals auf beiden dass wir nicht wieder fähig sein wer- der französischen Kultur zu befreien. Seiten gebracht wurden, und für die den, einem allgemeinen menschlichen Auch sein Gegner, der Feldherr Feststellung, dass tatsächlich das Instinkt folgend uns mit Freude unter Schwarzenberg, interessanterweise, erste Mal die europäischen Monar- irgendeinem Vorwand umzubringen. schreibt noch lange Jahrzehnte seiner chen und Völker sich im Kampf um die Diesen Vorwand zu finden, war die Frau die Briefe selbstverständlich fran- Freiheit vereint haben. Da sollten wir Menschheit immer noch fähig. zösisch. Weil: Das war die Sprache auch hier versuchen, objektiv zu sein, der kultivierten Gesellschaft, und so und auch die andere Seite versuchen Auch das sollten wir, insbesondere redete und schrieb man einander. Und zu respektieren, so wie wir heute auch als Politiker, stets im Gedächtnis erst unter dem Eindruck der Befrei- versuchen müssen, in Europa die behalten. Es war nie der letzte Krieg, ungskriege plötzlich schreiben sie andere Seite zu verstehen. Es ist nicht es wird nie der ewige Frieden sein. dann auch mal auf Deutsch einander. immer ganz leicht und wenn wir es Wir können nur versuchen, Tag für heute als unvorstellbar sehen, dass wir Tag, Jahr für Jahr versuchen, diese Auch das muss man sehen, welch einen Krieg hätten unter europäischen Gefahr einzudämmen und unsere großer Bruch es war und wie domi- Völkern. Ich hoffe, dieser Zustand eigenen Instinkte zu bekämpfen. Denn nant Frankreich damals für Europa dauert an. Aber sind wir dessen so gestehen wir es uns zu: Wenn ich das war. Vieles, auch Positives ist von sicher, dass es nicht nach ein paar 20. Jahrhundert betrachte, mit Aus- dieser Zeit geblieben. Und manchmal Generationen wieder ganz anders sein nahme der Isländer, die weit abgele- erlaube ich mir die ketzerische Frage: wird? Wenn im Jahre 1900 jemand gen waren, gibt es keine europäische Wie hätte sich Europa entwickelt, gesagt hätte: „Es wird Krieg sein“. Ja, Nation, die nicht ihre Verbrechen im wenn Napoleon gewonnen hätte? man hat angenommen, irgendwann 20. Jahrhundert begangen hat. An Wenn der Code Napoleon und dies wird ein europäischer Krieg sein. ihren Nachbarn, an ihren Minderhei- alles in ganz Europa bereits Anfang Aber niemand ahnte, dass die ganze ten, an wer immer gerade greifbar des 19. Jahrhunderts eingeführt europäische Welt zusammenbrechen war. Sind wir überzeugt, dass wir und worden wäre? Wenn das Strafgesetz- würde. Ich kann mich erinnern, ich unsere Kinder so viel besser sind als buch modernisiert worden wäre nach war in den 60er, 70er Jahren sehr oft unsere Großväter, Urgroßväter? Ich französischem Muster? Manchmal in Jugoslawien, wo die Leute aus allen bin es nicht. Es kann immer wieder sollten wir daran glauben, dass beide Regionen und den jugoslawischen passieren, dass wir damit anfangen. Parteien damals ihr Raison d‘être Nationen friedlich beieinander gelebt hatten und durchaus Argumente für haben. Niemand ahnte, dass 20 Jahre Danke vielmals für die die Zukunft vorzubringen wussten. später ein allgemeines Schlachten Aufmerksamkeit. 22 „Die Völkerschlacht hatte keinen Sieger“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Grußwort von Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, anlässlich Festaktes im Völkerschlachtdenkmal am 18. Oktober 2013*

Meine sehr verehrten Damen und Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum und gestalten. Ich begrüße die Reprä- Herren, herzlich willkommen. Danke, sentanten der Bundeswehr, des Kon- dass Sie gekommen sind. Ich darf Sie sularischen Korps und, nicht zuletzt, auch im Namen des Ministerpräsi- begrüße ich alle internationalen Gäste. denten Stanislaw Tillich ganz herzlich begrüßen. Der Freistaat Sachsen und Sehr geehrte hohe Festversammlung, die Stadt Leipzig und, fast möchte die Leipziger erinnern sich noch, wie man es etwas pathetisch sagen, es aussah, dieses Denkmal. Wir stan- alle sind gekommen. Ganz herzli- den in den 90er Jahren vor der Frage: chen Dank! Ich begrüße zuerst und Was machen wir damit? So schwarz, sehr sehr herzlich den Präsidenten durchnässt und unansehnlich. Und des Europäischen Parlamentes und ich gestehe es unumwunden, ein unseren Schirmherrn für diese Tage wenig stolz bin ich schon, dass es hier in Leipzig. Lieber Martin Schulz, uns in den letzten elf Jahren gelungen schön, dass Du da bist. Mit ihm alle ist, das Denkmal vom Scheitel bis Europaabgeordneten. Ich grüße ganz zur Sohle zu restaurieren. Und noch herzlich den Außenminister a. D., schöner ist es, dass wir alle heute Festredner Karel von Schwarzen- hier aus unterschiedlichsten Ländern, Burkhard Jung begrüßt die Gäste des Festaktes berg, herzlichen Dank, dass Sie hier im Völkerschlachtdenkmal mit unterschiedlicher Herkunft und sind. Für die Bundesregierung freue unterschiedlicher Religion, gemein- ich mich begrüßen zu dürfen: Herrn sam versammelt sind und dass wir Minister de Maizière. Danke, dass Sie Mein Gruß geht an die große Mos- 2013, nach fast 70 Jahren Frieden in gekommen sind, herzlich willkommen. kauer Delegation, an der Spitze mein Europa, diesen Tag hier miteinander Meine Damen und Herren, ich Freund Minister Alexander Kibowsky, erleben können. Das ist wahrlich begrüße die Botschafter Frankreichs, herzlich willkommen. Sehr geehrte wundervoll. der Russischen Föderation, der Abgeordnete des Bundestages, des Tschechischen Republik, der Repu- Landtages. Den Sächsischen Land- In den Oktobertagen jenes Jahres blik Polen, der Republik Österreich, tag vertritt Dr. Rößler und mit ihm 1813 kam in und um Leipzig ein des Königreiches Schweden und des alle Abgeordneten, die Stadträtinnen Feldzug zum Stehen, der seinesglei- Fürstentums Liechtenstein. Herzlich und Stadträte, die Repräsentanten chen suchte. Leipzig wurde zu einem willkommen auch allen mit Ihnen der Kirchen, der evangelischen, der Symbol des Niedergangs eines Erobe- angereisten Delegationen der Länder. katholischen, der russisch-orthodo- rungszuges, der seit dem Staats- xen, der anderen Kirchen, ich darf Sie streich Napoleons 1799 unterwegs * Abschrift des Grußwortes von Burkhard Jung alle umfassend einschließen. Ihnen war. Fortan überzog er ganz Europa während des Festaktes im Völkerschlachtdenk- allen ein herzliches Dankeschön, dass mit Krieg und Eroberung – und auch mal vom 18. Oktober 2013 Sie mit uns diese Festtage vorbereiten das Jahr 1813 war durchweg geprägt 23 Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Festakt am 18. Oktober 2013: Blick in die Krypta des Völkerschlachtdenkmals von Kriegshandlungen, nicht nur von vorzustellen: Nach vier Tagen Kampf- Sinnbild des Grauens und der völligen der Völkerschlacht. Wie sehr schon handlungen mit 500.000 Soldaten Überforderung einer Stadt zu nennen. dieses Ereignis in der Wahrnehmung blieben fast 100.000 Tote und schwer der Zeitgenossen alles bisher Dage- Verwundete in der Umgebung einer Die Stadt war von Napoleons Solda- wesene in der Stadt, in Sachsen, Stadt zurück, die damals nur 35.000 ten zu einer Festung ausgebaut wor- in Deutschland, ja in Europa in den Einwohner zählte. In den Dörfern um den, und am Ende war sie „das größte Schatten gestellt hatte, verdeutlichen Leipzig und in der Stadt Leipzig kam Lazarett der Welt“ (A. Platthaus). die traurigen Fakten, die nach dieser es zu unvorstellbarem Leid durch Tod, Nach diesen Tagen im Oktober war Schlacht zu konstatieren waren. „Ich Verwüstungen, Plünderungen, Krank- von der einst so blühenden Handels-, habe das Morden zum Überdruss heit und Seuchen. Hunger und Elend, Universitäts- und Messestadt kaum satt.“ Das war das erschütternde provisorische Lazarette an allen Orten, noch etwas übrig. Kein Einwohner, der Bekenntnis des alten Blüchers zum Verwundete und Verstümmelte auf sich in irgendeiner Form der Euphorie Ende des Jahres 1813. den Straßen und Wegen verendend, befand, angesichts des Sieges über Schlachtfelder voller Toter, Wimmern Napoleon, niemand in der Stadt, Meine Damen und Herren, bitte und Schreien, unerträglicher Gestank der dieser Schlacht Sinn zugeordnet versuchen wir es uns noch einmal – so ist diese Völkerschlacht ein hätte. Es gab in diesem „Lazarett“ 24 nur das Chaos zu bewältigen und die einnahmungen im geteilten Deutsch- klagend, so steht dieser Steinkoloss

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Hoffnung, ein Menschenalter könne land, in der geteilten Welt, haben das hier, nicht als Bedrohung einer Nation ausreichen, die gravierendsten Schä- Ihre dazu beigetragen, die wahrhaften an die anderen. Und wir müssen den zu beseitigen und die Wunden an Erinnerungen von 1813 verblassen zu Gemeinschaft lernen, Vernunft regie- Leib und Seele zu schließen. lassen. Fragen Sie Schülerinnen und ren lassen. Für alle in Europa war und Schüler in Deutschland heute: Kaum ist das ein langer und schwieriger Und hätte es nicht Helden wie Kom- jemand weiß etwas davon. Ganz Prozess. Und es brauchte noch zwei mandant Prendel gegeben, die alle anders die Erinnerung in Russland, in Weltkriege und die Shoa, bis dieser Kräfte und die ganze Umsicht daran Frankreich. Gedanke Allgemeingut wurde. setzten, das Wichtigste und Nötigste für diese Stadt in Angriff zu nehmen, Die Instrumentalisierungen waren Das sind die Botschaften, die aus wäre auch diese Hoffnung zerstoben. vielfältig und reichen bis in die jüngste dem Nachdenken und Erinnern, aus Die Verklärung dieser Schlacht in den Zeit. Glühenden Nationalismus, der Empathie und der Vergegenwär- wirkmächtigen nationalen Mythen und völkisch und fremdenfeindlich, haben tigung der Geschichte der Völker- zum Volkskrieg ging schnell. Die Idea- wir in den neunziger Jahren bis in die schlacht und ihres Erinnerns daran, lisierung durch die Nationalgesinnten jüngste Vergangenheit erlebt: Neona- auch mit diesem Denkmal, heute gel- als eine reine patriotisch motivierte Tat zis wollten diesen Ort wieder für sich ten. Auch die Hoffnung, gemeinsam von Deutschen, die nicht mehr gegen erobern, okkupieren und instrumenta- etwas aufzubauen, gehört dazu. Und Deutsche kämpfen wollten, gelang. lisieren. Doch die Leipzigerinnen und so ist es richtig und gut, dieses Tref- Und so teilte sich die Erinnerung an Leipziger haben „Nein“ gesagt und fen in Freundschaft mit allen Nationen die Schlacht: Die einen verherrlichten dem widerstanden. – auch und besonders mit denen, die sie als Geburtsstunde der deutschen damals verwickelt waren – zu bege- Nation, als Volksbewegung für Einheit Eine Lehre ist vielleicht: Die Völker- hen, um das Leben, den Fortschritt und Freiheit. Und die anderen feierten schlacht hatte keinen Sieger. Die und die Gnade eines friedlichen Euro- sie als Sieg über die Herrschaft wichtigsten Erinnerungen sind die an pas miteinander zu feiern. Napoleons und die Revolution auf elendes Kriegsgeschehen, an poli- deutschem Boden. Und kaum etwas tische Ränkespiele und menschen- Wir kommen heute in Frieden und davon stimmt. Dass die Blütenträume verachtende Opferung von Soldaten. großer Dankbarkeit darüber zusam- revolutionärer und sich nach natio- Gedenken sollten und müssen wir men. Im Oktober 2013, 200 Jahre naler Einheit sehnender Völker gar allezeit den Opfern, so wie wir ihrer nach der Völkerschlacht, 100 Jahre nicht reiften, wurde mit dem Wiener Geschichten habhaft werden und sie nach Errichtung des Denkmals und Kongress 1815 besiegelt: die terri- nachvollziehen können. fast 25 Jahre nach der Friedlichen toriale Neuordnung und die wieder- Revolution. Herzlich willkommen. hergestellte monarchische Ordnung Lernen müssen wir alle an diesem Europas. Ereignis. Deshalb verstehen wir in Leipzig dieses Denkmal als Woran erinnern wir uns heute? ein Mahnmal. Immer noch das Wessen gedenken wir? Welchen Weg größte dieser Art in Europa, vielleicht zur Gegenwart und welche Pfade in nicht von schönster Gestalt – und die Zukunft hat uns dieses Ereignis vielleicht gerade deshalb so fordernd. beschert? Die unterschiedlichen Ver- Erinnerung, Empathie fordernd, weh- 25 „Heute werden nicht mehr Generäle und Soldaten in Kriegen zu Helden, sondern freie Bürger, die Mauern Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht einreißen“

Grußwort von Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, anlässlich Festaktes im Völkerschlacht- denkmal am 18. Oktober 2013* Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum Sehr geehrter Herr Oberbürgermeis- die Soldaten, für die dieses Denkmal ter, sehr geehrter Herr Präsident des vor 100 Jahren errichtet wurde. Europäischen Parlamentes, lieber Martin Schulz, sehr geehrter Herr Wenn wir heute auf die vergange- Außenminister a. D., lieber Karel von nen 100 Jahre zurückblicken, kann Schwarzenberg, Herr Bundesminister, man sich fragen: Hat der Bau dieses lieber Thomas, sehr geehrter Herr Denkmals etwas bewirkt? Hat er so Minister Kibowsky, meine Herren Bot- etwas Grausames wie Krieg und Tod schafter, sehr geehrte Bischöfe und eindämmen oder gar verhindern kön- Vertreter der Kirchen, liebe Kollegin- nen? Leider – so müssen wir diese nen und Kollegen aus der Politik, sehr Frage beantworten – ist das nicht verehrte Ehrengäste und Gäste. der Fall gewesen. Bereits ein Jahr nach der Einweihung des Völker- „Leipzig, Leipzig! arger Boden / schlachtdenkmals brach im Herzen Schmach für Unbill schafftest du, / Europas der I. Weltkrieg aus. Er Freiheit! hieß es, vorwärts, vorwärts! / brachte bis dato unvorstellbares Leid Trankst mein rotes Blut, wozu?“ Diese und ungekannte Opferzahlen und

Zeilen schrieb Adelbert von Chamisso Stanislaw Tillich, Ministerpräsident die enttäuschte Hoffnung der Völ- 1827, 14 Jahre nach der Völker- des Freistaates Sachsen ker, dass solch ein Gemetzel wie die schlacht. Welche Verzweiflung, wel- Völkerschlacht nicht mehr passieren che Verbitterung sprechen aus diesen könnte. 1913 / 1914 hat das Völker- Worten und drücken gleichzeitig damit wurden verwundet. Das Leid derje- schlachtdenkmal also nicht bewirken die Dramatik der Völkerschlacht und nigen, die an der Schlacht gar nicht können, die Erinnerung an die Schre- ihrer Folgen aus. In der seit der Antike beteiligt waren – die Menschen, die cken des Krieges wach zu halten wohl größten Schlacht kämpften in Leipzig und den Dörfern rund um oder daran zu mahnen, wie schnell mehr als eine halbe Million Soldaten die Stadt lebten – ist damit noch gar Frieden zerbrechen kann. Gerade gegeneinander. Gut 100.000 wurden nicht umschrieben. Sie wurden von dieser Punkt nun ist die Aufgabe getötet und mehr noch darüber hinaus durchziehenden Heeren rücksichts- unserer Generationen, die wir seit los geplündert, von den Seuchen sechs Jahrzehnten mitten in Europa * Abschrift des Grußwortes von Stanislaw Tillich heimgesucht, die nach der Schlacht und ohne Krieg, in einem Europa des während des Festaktes im Völkerschlachtdenk- ausbrachen. Sie waren somit genauso Friedens leben dürfen. Denn wer sich mal vom 18. Oktober 2013 Leidtragende der Völkerschlacht wie nicht an die Vergangenheit erinnern 26 kann, ist dazu verdammt, sie zu heit und Einheit unseres Landes. Krieg ist, das Völkerschlachtdenkmals für

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht wiederholen. So hat es ein amerika- und Gewalt bringen Zerstörung. Das künftige Generationen zu erhalten. nischer Philosoph zu Beginn des 20. besondere des Herbstes 1989 war, Jahrhunderts formuliert. Für mich ist dass die Menschen hier die Freiheit Ich verbinde damit aber auch die das wie eine Aufforderung, wie ein an ohne die Anwendung von Gewalt Hoffnung, dass unsere heutige uns adressierter Auftrag, aus unserer erlangt haben. Leipzig darf deshalb Deutung eben auch die maßgebliche Geschichte zu lernen, uns die Hülle stolz sein auf den Titel „Helden- für die nachfolgenden Generationen des Völkerschlachtdenkmals mit Sinn stadt“. Denn heute werden nicht mehr ist: Frieden und Freiheit zu bewahren zu erfüllen. Generäle und Soldaten in Kriegen zu und nicht zu vergessen, welche Opfer Helden, sondern vielmehr freie Bürger, es kostete, diese zu erlangen, und Meine Damen und Herren, Leipzig und die Mauern einreißen, Diktaturen stür- welches Leid es bringt, diese wieder die Völkerschlacht von 1813 stehen zen und sich für Frieden und Gemein- zu verlieren. Vielen Dank! gewissermaßen auch für das Ende schaft einsetzen. Das Völkerschlacht- der alten Welt. Das bezieht sich nicht denkmal erinnert uns heute daran, nur auf die Art und Weise, wie Krieg nicht mehr gegeneinander Kriege zu geführt wurde. Vielmehr war diese Zeit führen, sondern gemeinsam am Haus geprägt von Hoffnungen auf Freiheit Europa zu bauen. und das Ende vielerlei Repressionen. Diese wurden damals enttäuscht, Übrigens macht auch die Bauge- Adelbert von Chamisso hat das im schichte des Denkmals deutlich, was eingangs von mir zitierten Gedicht eine freiheitliche Gesellschaft aus- ausgedrückt. Im Falle Deutschlands macht: das Engagement der Bürger, bedeutete dies eine lange Wartezeit die sie begründen. Denn das Denkmal auf wirkliche Freiheit und Demokratie. ist vor 100 Jahren weitgehend aus Erst 1918 sollte es dazu kommen. privaten Mitteln finanziert worden. In Auch diese Zeit aber währte nicht der Tradition eines solchen bürger- lange und ging im Terror des Dritten schaftlichen Engagements war es Reiches und der Katastrophe des deshalb nur konsequent, dass sich II. Weltkrieges unter. Leipzig und hier in Leipzig ein sehr engagierter Ostdeutschland erlebten dann eine Förderverein gegründet hat. Seine weitere, vier Jahrzehnte andauernde Mitstreiter sind sozusagen die Erben Phase von Repression und Dikta- der Urheber des Völkerschlacht- tur. Erst 1989 konnten sich hier die denkmals, der Bürger Leipzigs und Hoffnungen auf Freiheit, deren Saat Deutschlands. In langjähriger Arbeit ja in den Befreiungskriegen gelegt haben sie gut 1,6 Millionen Euro wurde, Bahn brechen. Von manchen an Spenden gesammelt – und ich Historikern wird der Krieg als Schule möchte an dieser Stelle allen danken, der Nation bezeichnet. Die Friedliche die sich seit mehr als 15 Jahren für Revolution dagegen, die maßgeblich die Sanierung des Völkerschlacht- von Sachsen und eben von Leipzig denkmals eingesetzt haben. Denn ich ausging, ist die Schöpferin von Frei- bin davon überzeugt, dass es wichtig 27 „Wir sind hier nicht nur an einem deutschen, sondern auch an einem europäischen Erinnerungsort Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht versammelt“

Rede von Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes, anlässlich des Festaktes im Völkerschlachtdenkmal am 18. Oktober 2013* Foto: LTM/Stefan Hoyer, Punctum Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Vor den Toren Leipzigs tobt der Krieg. sehr geehrter Herr Schwarzenberg, Mehr als 90.000 Soldaten sterben Exzellenzen, meine Damen und elendig auf den Schlachtfeldern. Tau- Herren, sende mehr erliegen später grässli- chen Verletzungen und grassierenden wir stehen in einem beklemmenden Seuchen. Nie, auch später nicht, hat Denkmal; einem gigantischen Denk- es in Deutschland in so kurzer Zeit, mal, 90 Meter hoch, dreihunderttau- in nur vier Tagen, so viele Kriegstote send Tonnen schwer; einem monströ- gegeben. sen Denkmal, dessen Bildersprache und martialische Wächterfiguren uns Die stolze Handelsstadt Leipzig ist nicht nur fremd geworden, sondern von Bombardements und Bränden Ausdruck einer ultranationalistischen schwer beschädigt. In ihren Straßen Geisteshaltung sind, die wir in Europa spielen sich entsetzliche Szenen ab: glücklicherweise überwunden haben. Verwundete, Sterbende und Leichen Ein Denkmal, das uns dennoch auch liegen auf den Wegen, Fußgänger heute mahnt: steigen einfach über sie hinweg. Pfer-

Martin Schulz, Präsident des Europäischen dekadaver verwesen. Bettlaken und Wir stehen in einer Totengedenk- Parlamentes Kleider sind zu Verbänden zerrissen. stätte. Notlazarette, in Kirchen, Schulen und An diesem Ort fanden die blutigs- Scheunen eingerichtet, werden zu ten Kämpfe der Leipziger Völker- Am hundertsten Jahrestag der Völker- Massengräben, verbreiten Gestank schlacht statt. schlacht, am 18.Oktober 1913, weihte und Typhus. Mehr als ein Zehntel der An diesem Ort verloren die meisten Kaiser Wilhelm II. dieses Denkmal 38.000 Leipziger fällt der Seuche zum Soldaten ihr Leben. ein. Am Vorabend des I. Weltkrieges. Opfer. Die Menschen hungern. Die An diesem Ort wurden die Gefalle- Im Rückblick lässt sich die Völker- Vorräte sind aufgebraucht. Die Ernte nen verscharrt. schlacht von 1813 fast als Vorzeichen zerstört. Das Vieh geschlachtet. Wir stehen auf einem Massengrab. der Zerstörungen hundert Jahre später lesen. Mit 600.000 Soldaten Damals, im Jahr 1813, verbanden die * Abschrift der Rede von Martin Schulz während aus über einem Dutzend Nationen war Menschen mit diesen enormen Opfern des Festaktes im Völkerschlachtdenkmal vom die Völkerschlacht bis zum I. Welt- noch eine große Hoffnung: die Hoff- 18. Oktober 2013 krieg die größte Schlacht der Neuzeit. nung auf Befreiung und auf Einheit. 28 Die Befreiung von der Tyrannei. Die Gesetz und keine Leibeigenschaft en masse“ eingeführt, die Wehrpflicht,

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Einheit Deutschlands. Heimlich, hinter mehr. Dafür wurde Napoleon bewun- die ab 1813 auch in Preußen gilt. Man dem Rücken der Zensoren, wurden dert, verehrt, von manchen geradezu kämpft und stirbt jetzt für das Vater- patriotische Flugblätter und natio- verherrlicht. Doch Kontinentalsperre land. Das ist eine neue Idee. Nationa- nalistische Gedichte verlegt. Damals und Kontributionszahlungen brachten lismus wird zum wirkungsmächtigen war der aufkommende Nationalismus Not. Besatzung und Bevormundung Instrument der Mobilisierung, zur vielfach eine progressiv-libertäre weckten Widerstand. Zensur und Aushebung von Truppen in zuvor Kraft, die Menschen für Freiheit, Zwangsrekrutierungen heizten die unvorstellbaren Größenordnungen. Selbstbestimmung und Demokratie Stimmung an. Nach dem verheeren- Junge Männer ziehen begeistert, entflammte. den Russlandfeldzug 1812 schlug die Lieder singend in den Kampf – und in vormalige Bewunderung für Napoleon den Tod. Denn damals wussten sie noch nicht geradezu um in Hass. Damit war aber um die Janus-Köpfigkeit des Nationa­ auch die Chance für den Befreiungs- Sichtbar wird, dass die Masse der lismus.­ Nationalismus im Sinne von krieg gekommen. Ganz sicher aber, Soldaten, die man in die Schlacht Nationalstolz entfaltet nach innen eine sehr geehrte Damen und Herren, darf schickt – die schiere Masse – zum ungemein einigende Kraft, schafft man sich über eines nicht täuschen. taktischen Element der Kriegsfüh- Solidarität zwischen Menschen, die Die Kräfte, die sich hier erheben rung wird. Später wird kaltblütig von sich nie von Angesicht zu Angesicht gegen den Parvenü, den selbstge- „Menschenmaterial“ gesprochen. gegenüber stehen werden, und stiftet krönten Kaiser, sind die Kräfte der Ein Denken, das keinen Unterschied Identität. Nationalismus als Ideologie alten Ordnung. macht zwischen dem Leben eines der Überlegenheit gegenüber anderen jungen Mannes und dem Wert von gebiert aber auch ungeheuer zerstöre- Schauen wir uns die Protagonisten an: Waffenmaterial. Dieses Denken wird rische Kräfte; Kräfte, die entscheidend Kaiser Franz I. von Österreich, 1792 zum ersten Mal in der Leipziger Völ- zu den Katastrophen des 20. Jahr- als Franz II. zum deutschen Kaiser kerschlacht sichtbar. Ganze Genera- hunderts beitrugen. Kräfte, die erst gekrönt, schließt sich dem Bünd- tionen von jungen Männern werden in 150 Jahre später mit der europäischen nis von König Friedrich Wilhelm III. späteren Kriegen ausgelöscht. Einigung gebändigt werden sollten. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland an. Der Kronprinz von In den Schützengräben von Verdun. Sehr geehrte Damen und Herren, Schweden, Karl Johann, wird mit Auf den Feldern an der Marne und die Leipziger Völkerschlacht ist ein seinen Truppen dazustoßen. Es sind Somme. Schlüsselereignis der deutschen Monarchen, die ihre Legitimation zum und europäischen Geschichte. Es Teil noch immer auf dem Gottesg- Sehr geehrte Damen und Herren, die ist häufig unterschätzt worden, wie nadentum begründen. Die Leipziger Völkerschlacht in Leipzig ist auch auf nachhaltig die Wucht der Ereignisse Völkerschlacht wird „die letzte Königs- andere Weise ein Vorzeichen für Kom- in Leipzig das nachfolgende Jahrhun- schlacht“ und „die erste kriegeri- mendes. Der Nationalismus zeigt auch dert beeinflusste. Gehen wir zurück sche Auseinandersetzung mit den sein zweites, sein hässliches Gesicht. in das Jahr 1813. Der Soldatenkaiser strategischen Mitteln der Moderne“, So schreibt Ernst Moritz Arndt 1813 Napoleon hatte Europa mit Krieg wie Andreas Platthaus in seinem nicht nur von der „angeborenen überzogen – aber auch modernisiert. epochalen Werk „1813“ schreibt. Die Reinheit“ der Deutschen, die „nicht In einigen deutschen Königreichen Völkerschlacht ist eine Zeitenwende. durch fremde Völker verbastartet“ gab es jetzt Gleichheit vor dem Frankreich hat bereits 1793 die “levée (…) und zu „Mischlinge(n) geworden 29 sind“. Sondern er schreibt auch: „Ich übersehen. Wir alle müssen einschrei- allen Mitteln, manchmal auch mit will den Hass gegen die Franzosen, ten gegen die Rückkehr von Denkwei- Krieg. Dass durch Kooperation alle Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn sen, die immer nur Unglück über die gewinnen können, auch diese Idee für lange Zeit, ich will ihn für immer.“ Völker Europas gebracht haben. wird sich erst in der zweiten Hälfte Es ist dieser Wahn von einer Erb- des 20. Jahrhunderts in Europa feindschaft zwischen Franzosen und Sehr geehrte Damen und Herren, durchsetzen. Ja, die Hoffnungen Deutschen, die unsere beiden Länder der Freiheitskämpfer auf die Einheit in drei selbstzerstörerische Kriege für die Königshäuser ist der Sieg über Deutschlands, auf Selbstbestimmung, stürzen wird. Es sind diese Dämonen Napoleon auch ein Sieg über die auf Freiheitsrechte werden vom Wie- des Hasses, der Intoleranz, des Ras- Ideen der französischen Revolution. ner Kongress nicht erfüllt. Der Wiener senwahnes, die Europa im 20. Jahr- Die Uhr soll zurückgedreht, die alte Kongress stellt die Unabhängigkeit hundert zwei Mal in Schutt und Asche Ordnung nach innen wie nach außen der deutschen Kleinstaaten wieder legen werden. Mit der europäischen wiederhergestellt und der „Krater der her, aber es bleibt bei einem lockeren Integration wurden diese Dämonen Revolution“ ein für alle Mal geschlos- Staatenbund. Preußen und Sachsen gebannt. Aber täuschen wir uns nicht: sen werden. Der Wiener Kongress erhalten im Gegensatz zu Bayern, Die Dämonen existieren auch heute im Palais im Ballhaus will eine Baden und Württemberg keine Verfas- noch; hin und wieder zeigen sie auch Nachkriegsordnung aushandeln, die sung. Und 1819 folgen die Zensurbe- im Europa des Jahres 2013 ihre häss- zwischenstaatliche Kriege in Zukunft stimmungen von Karlsbad. liche Fratze. verhindern soll. Das funktioniert zunächst, wird aber nicht von Dauer Doch einmal in die Welt gesetzt, Mit großer Sorge beobachte ich, wie sein. Denn noch fehlt die Erkenntnis, sind Ideen wie Freiheit, Einigkeit sich in Europa wieder eine Renatio- dass ein unverbindliches Mächte­ und Demokratie nicht mehr aus nalisierung ausbreitet. Die Krise droht gleichgewicht zur Friedenssicherung der Welt zu schaffen. Immer wie- uns Europäer auseinanderzutreiben, nicht ausreichend ist. Marschall der werden Deutsche, oft unter der anstatt uns enger aneinanderzubin- Blücher beschreibt die Verhandlungen schwarz-rot-goldenen Fahne, Volks- den. Längst überwunden geglaubte in Wien farbig: „Der Kongress gleicht souveränität, freie Wahlen, Meinungs- Vorurteile über andere Völker oder einem Jahrmarkt in einer kleinen freiheit, Gleichberechtigung und gar Feindbilder sind wieder auf dem Stadt, wo jeder sein Vieh hintreibt, es Demokratie fordern. Vormarsch. Ich bin empört, dass zu verkaufen und zu vertauschen.“ deutsche Politiker in griechischen Hinter verschlossenen Türen werden 1817 auf dem Wartburgfest Zeitungen in Nazi-Uniform abgebildet Grenzen neu gezogen. Gebiete abge- 1832 auf dem Hambacher Fest werden. Ich bin aber auch empört, treten. Jeder ist auf seine Sonderin- 1848 in der Paulskirche dass deutsche Politiker besserwisse- teressen bedacht und strebt nach der 1918 bei der Novemberrevolution risch über andere Völker sprechen. Maximierung seines Eigenwohls. Die 1989 auf den Leipziger Montags- Von „faulen Griechen“ ist da die Rede, Idee eines Gemeinwohls, die gibt es demos. denen man „mal wieder eine Lektion nicht. erteilen müsse“. Ich bin entsetzt, dass Sehr geehrte Damen und Herren, es wieder möglich ist, Minderheiten Wir sind im Null-Summen-Spiel des die Leipziger Völkerschlacht mar- auszugrenzen; nicht nur gegen Roma modernen Staatensystems angelangt, kiert auch auf andere Weise den wird gehetzt, ein latenter Antisemi- in dem jeder Staat seine nationalen Beginn einer neuen Epoche. Wie tismus ist in vielen Ländern nicht zu Interessen durchzusetzen sucht – mit Andreas Platthaus schreibt: „Die 30 totalen Kriege, die Napoleon vorge- Foto: Olivier Colin hielten 1913 einen „großen Krieg“

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht dacht hatte, begründeten ein neues wegen der wirtschaftlichen Verflech- Zeitalter (…) „Die erste Hälfte des tung für unmöglich. Die deutsche 20. Jahrhunderts wurde zum Zeitalter Wirtschaft würde Kaiser Wilhelm in des totalen Krieges. Der I. Weltkrieg: die Armee fallen, so dachte man. Sieben Millionen tote Zivilisten, zehn Und ging dann doch wie Christopher Millionen tote Soldaten. Eine ganze Clarke schreibt „schlafwandlerisch“ in Generation junger Männer, erzogen im die erste Katastrophe des 20. Jahr- Exerzierregiment von 1870, glaubend hunderts. an Treue, Ritterlichkeit und Ehre auf dem Schlachtfeld, gehetzt in die kalte 1914 herrschte in Europa der totale Militärtechnik des 20. Jahrhunderts, Krieg. Zurück blieb ein zerstörter, ein sterben elendig auf den Schlachtfel- traumatisierter Kontinent. Erst nach dern. Zurück bleibt ein traumatisierter der Katastrophe der beiden Welt- Kontinent. Das Ergebnis: Versailles kriege setzte sich die Einsicht durch, 1918. Mit der Botschaft an Deutsch- dass der Frieden in Europa nur durch land, „auf die Knie, an den Pranger, eine Einigung der Völker und die ihr seid schuld“. Den Feind ein für Schaffung transnationaler Institutio- alle Mal niederzuringen, dass sollte nen zu wahren ist. Europa diesmal den Frieden bringen. Es folgten die Weimarer Republik, der Das Friedensprojekt Europa wurde Faschismus, der II. Weltkrieg mit 55 in der dunkelsten Stunde unseres Millionen Toten und 6 Millionen ermor- Kontinents geboren. Die Bilder bluti- deten Juden. ger Schlachtfelder waren noch nicht Symbolische Übergabe des restaurierten verblasst, die Wunden noch nicht Heute ist wieder die Rede davon, Völkerschlachtdenkmals vernarbt, die zerstörten Häuser noch dass wirtschaftliche Verflechtungen nicht wieder aufgebaut, da kamen der beste Schutz gegen Krieg seien. I. Weltkrieg. In dem großartigen Buch mutige Männer und Frauen auf eine Dass alleine deshalb in Europa heute, von Florian Illies „1913“ habe ich ein brillante Idee. Unter dem Schwur auch wenn es die EU nicht gebe, ein Zitat gefunden, dass mich nachdenk- „Nie wieder Krieg“ vereint, schlugen Krieg völlig ausgeschlossen sei. Enge lich gestimmt hat. In seinem Weltbest- sie vor, dem Erzfeind die Hand zur Verbindungen, wechselseitige Abhän- seller legte Norman Angell 1911 dar, Versöhnung zu reichen, die Täter gigkeiten mögen einen Krieg weniger „dass das Zeitalter der Globalisierung in die Gemeinschaft zu integrieren, wahrscheinlich machen – aber sie Weltkriege unmöglich mache, da die Mauern niederzureißen und die machen nicht immun gegen Krieg. alle Länder längst wirtschaftlich zu kriegswichtigen Industrien zu verge- eng miteinander verknüpft seien (…), meinschaften. Weil sie fühlten, dass Wir, die wir im Zeitalter der Globali- neben den wirtschaftlichen Netzwer- wir in Europa unsere Interessen gar sierung leben, vergessen oft, dass ken (machen) auch die internationalen nicht mehr von den Interessen unserer es schon einmal eine Welt gab, die Verbindungen in der Kommunikation Nachbarn trennen können. Weil sie ähnlich interdependent war, wie die und vor allem in der Finanzwelt einen fühlten, dass wir gemeinsam stärker unsere es ist: das Europa vor dem Krieg sinnlos (…).“ Viele Zeitgenossen sind als allein. 31 Die Gründungsmütter und dieses so verstörende Völkerschlacht- Russland, Schweden und Deutsch-

Gründungsväter­ haben Europa ein denkmal in einen neuen Zusammen­ land werden heute Abend an diesem Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Immunsystem gegen den Krieg hang zu stellen, ist ein guter, ein Mahnmal gemeinsam eine Friedens- geschenkt. Und das besteht eben mutiger Schritt. Dazu möchte ich botschaft verlesen. Diese jungen nicht, wie frühere Staatenlenker Ihnen gratulieren. Damit knüpfen Sie Menschen sind im gleichen Alter wie dachten, in Machtgleichgewichten, an libertär-progressive Traditionen viele der hier 1813 gefallenen Solda- wirtschaftlichen Verflechtungen oder an, die schon zu Zeiten der Völker- ten. Das Mahnmal soll uns deshalb darin, den Feind zu erniedrigen und schlacht bestanden. Und auch 1913 daran erinnern, dass wir heute in zu schwächen. Das Immunsystem – existierten. Als Kaiser Wilhelm hier besseren Zeiten leben. Besonders in und das ist wirklich eine geniale Idee seine nationalchauvinistische Einwei- Deutschland hat es lange gedauert, – besteht darin, dass wir uns gemein- hungsfeier zelebrierte, bedauerte auf bis sich die freiheitlichen und demo- same Institutionen gegeben, in denen einer Gegenveranstaltung vor dem kratischen Strömungen des Nationa- nach der Gemeinschaftsmethode Reichstag in Berlin der Sozialdemo- lismus, die unter der schwarz-rot-gol- verfahren wird. krat Georg Ledebour: „die Entartung denen Fahne versammelte Bewegung, des nationalen Gedankens (…)“, durchsetzen konnten. Die Gemeinschaftsmethode ist die „der geboren wurde als ein Kind der Seele der Europäischen Union. Freiheitsbestrebungen“. Es ist diese Ich gehöre zur ersten Generation von Gemeinschaftsmethode heißt: Kon- Tradition, in die wir uns heute stellen Deutschen, die von der Wiege bis zur flikte durch Dialog und Konsens lösen. wollen. Bahre keinen Krieg erleben werden. Anstelle des Rechts des Stärkeren Ich möchte, dass meine Kinder und Solidarität und Demokratie setzen. Wir sind hier nicht nur an einem Kindeskinder zeitlebens keinen Krieg Den Interessenausgleich zwischen deutschen, sondern auch an einem erleben müssen. Dass wir die begrün- kleinen und großen Staaten, zwischen europäischen Erinnerungsort versam- dete Hoffnung haben, dass sie in Nord und Süd, Ost und West bewälti- melt. Aus ganz Europa sind heute Friedenszeiten leben werden, verdan- gen und das Wohl aller über Partiku- Menschen auf den Schlachtfeldern ken wir nicht dem Geist dieses Denk- larinteressen stellen. Manchmal mag von damals zusammenkommen, um mals, das verdanken wir dem Geist das mühsam sein, manchmal mag über unsere gemeinsame Zukunft zu der europäischen Einigung. Wer die das nerven – aber wenn man heute sprechen. Heute begreifen wir die Begeisterung und die Zuversicht der auf den Schlachtfeldern von damals Kriege der Vergangenheit nicht länger heute hier versammelten jungen Men- steht, auf Massengräbern, in denen als heroische Nationalmythen, die schen erlebt, dem ist um die Zukunft ungezählte junge Männer beerdigt allzu oft instrumentalisiert wurden, unseres Kontinents nicht bange. wurden – dann weiß man, warum wir um Menschen für die Großmachtfan- qualvolle Marathonverhandlungen in tasien ihrer Herrscher elendig ster- Ich danke Ihnen für Ihre Brüssel mit Freude auf uns nehmen ben zu lassen. Heute erkennen wir, Aufmerksamkeit. sollten. dass Kriege immer unendliches Leid über die Menschen auf allen Seiten Sehr geehrte Damen und Herren, dass brachten. Wir haben aus den Fehlern die Stadt Leipzig mit ihrer engagier- der Vergangenheit gelernt. Junge ten Bürgerschaft, die maßgeblich Menschen aus Estland, Schweden, die friedliche Revolution von 1989 Großbritannien, Frankreich, Italien, vorangebracht hat, den Mut aufbringt, den Niederlanden, Österreich, Polen, 32 In Vielfalt geeint – Gedenktreffen zum 200. Jahrestag Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht der Völkerschlacht vom 17. bis 19. Oktober 2013 in Leipzig und Rötha

von Stephan Seeger – Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig Foto: Olivier Colin Vertreter von 17 deutschen und europäischen Fürstenhäusern, deren Vorfahren in die Völkerschlacht bei Leipzig involviert waren, sowie fünf ehemalige Kommandeure der bis zu ihrer Auflösung 2013 in Leipzig stationierten 13. Panzergrenadier­ division, die Kommandeure des neu aufgestellten Ausbildungskommandos und des Landeskommandos Sachsen beteiligten sich als Ehrengäste neben zahlreichen Bürgern in Rötha und 200 geladenen Gästen am Gedenktreffen, zu dem die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig und der Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. anlässlich des 200. Jahrestages der Schlacht vom 17. bis 19. Oktober nach Leipzig und Rötha eingeladen hatten. Im Mittel- Stephan Seeger, Georg Erzherzog von Österreich, Alexander Prinz von Sachsen und Georgi punkt stand das gemeinsame Geden- Michailowitsch Großfürst von Russland in Rötha (v.l.n.r.) ken an die ungezählten militärischen und zivilen Opfer der Völkerschlacht, treffens vor allem zwei Ziele: Sie entwickelten die Sparkassenstiftung bei der sich 1813 die Heere Napoleons wollten einerseits den Nachfahren der und der Förderverein mit nachhalti- und der künftigen, als Ergebnis von einstigen Entscheidungsträger Gele- ger Unterstützung durch Maximilian Befreiungskriegen und Wiener Kon- genheit zu einem gemeinsamen Graf zu Solms-Laubach und Nikolaus gress 1815 gegründeten „Heiligen Alli- Gedenken an die Hunderttausend Faulstroh ein weiter gefasstes, den anz“ aus russischem Zar, preußischem Opfer der Völkerschlacht am histori- historischen Gegebenheiten folgendes König und österreichischem Kaiser bei schen Ort geben. Aus der ursprüng- Einladungsprotokoll. Leipzig gegenüber gestanden hatten. lichen Idee des Fördervereins Rötha, die Nachkommen der drei im So wurden die Nachfahren der eins- 200 Jahre nach der Völkerschlacht Hauptquartier in Rötha 1813 ver- tigen napoleonischen Seite ebenso verfolgten die Gastgeber des Gedenk- sammelten Monarchen einzuladen, eingeladen wie die Familienmitglieder 33 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Generalleutnant Reinhard Kammerer und Colonel Jean- Emmanuel Bruneau in Rötha der damaligen Koalition. „In Vielfalt häuser in Leipzig – das Gedenktreffen verstanden werden. Ein Zeichen aus geeint“: Das Motto der Europäischen sollte als Zeichen der Nachfahren der Leipzig, das nicht nur während der Union wurde so auch zu einem Motto Entscheidungsträger von einst sowie Völkerschlacht, sondern immer wieder des Gedenktreffens, dem es durch die der ehemaligen und aktiven Leipziger in seiner Geschichte – zuletzt 1989 – anwesenden Gäste, vor allem aber und Dresdner Kommandeure für europäische Geschichte mitgeschrie- durch die Teilnahme der europäischen ein friedvolles Zusammenleben und ben hat. Fürstenhäuser gerecht wurde. Russ- weiteres Zusammenwachsen der land, Österreich, Preußen, Hannover, Völker Europas, für die Fortsetzung Am 17. Oktober, dem Vorabend Sachsen, Sachsen-Weimar-Eisenach des Europäischen Integrationsprozes- der offiziellen Gedenkfeiern, hatte und zahlreiche weitere in die Ereig- ses gerade auch in Zeiten, in denen die Stiftung zu einem zwanglo- nisse von 1813 involvierte Fürsten- Europa erneut durch Krisen geht, sen Begrüßungsabend in die Villa 34 Ida, den Stiftungssitz, geladen. In Foto: Olivier Colin

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht unverkrampfter, gelöster und offener Gesprächsatmosphäre wurde der Abend zu einem gelungenen Einstieg für die folgenden Tage.

Eine Andacht in der Leipziger Nikolai­ kirche eröffnete am 18. Oktober 2013 das gemeinsame Gedenken der Fürstenhäuser der einst verfeindeten Seiten. Superintendent Martin Henker mahnte: „Wir wissen um unsere Gefährdung, nicht in der Ausrichtung auf Gottes Wort und unsere Nächsten zu leben. […] Im Extremfall führt das zu solchen grauenvollen Kriegskatas­ trophen wie der Völkerschlacht.“ Walter Christian Steinbach, Vorsit- zender des Fördervereins Rötha, erinnerte in seinen Worten während der Andacht an die Friedliche Revo- Heinrich Freiherr von Friesen begrüßt die Gäste der Gedenkveranstaltung auf dem ehemaligen lution 1989, die in der Nikolaikirche Schlossareal in Rötha einen ihrer wesentlichen Ausgangs- und Kulminationspunkte fand. Auf in den Fokus des Gedenktreffens. erung des Schlossparks Rötha und einen Besuch der Thomaskirche Das Schloss wurde 1969 in einem in der Begleitung eines Architektur- mit interessanten Erläuterungen geschichtsvergessenen Akt der wettbewerbs zur Errichtung eines durch Frau Pastorin Taddiken folgte DDR-Politik gesprengt, die Erinne- Gedenk- und Erinnerungsortes in ein gemeinsames Mittagessen mit rung an Rötha als einen der wichtigs- Rötha. Bischöfen und hochrangigen euro- ten Entscheidungsorte während der päischen Kirchenrepräsentanten in Völkerschlacht weitestgehend getilgt. Ein Ökumenischer Gottesdienst „Auerbachs Keller“. Die Teilnahme Es ist ein langfristiges Anliegen des unter Mitwirkung des Thomanercho- am gemeinsamen Festakt der Stadt Fördervereins Rötha, die Historie der res Leipzig bildete den Auftakt am Leipzig und des Freistaates Sachsen Stadt der Vergessenheit zu entreißen 19. Oktober 2014 in Rötha. Jochen im Völkerschlachtdenkmal beschloss und ihr wieder angemessen Raum Bohl, Landesbischof der Evange- den ersten Tag des Gedenktreffens. zu geben. Dies spiegelt sich in der lisch-lutherischen Landeskirche Unterzeichnung eines Vertrages über Sachsens, sprach in seiner Predigt Die Kleinstadt Rötha, deren Schloss die Leihgabe von Kunstschätzen des zunächst die „menschliche Katas- der Freiherrn von Friesen während einstigen Schlosses aus der Hand der trophe“ an, die die Völkerschlacht der Völkerschlacht das Hauptquar- Familie von Friesen wider. Dies zeigt zuallererst bedeutete, und schlug tier der Koalitionstruppen beher- sich ebenso in den durch die Stiftung anschließend einen Bogen von der bergte, rückte am 19. Oktober 2013 geförderten Projekten zur Restauri- Mythisierung der Schlacht in Deutsch- 35 Foto: Olivier Colin Kartentisch daran, aus allen Tischen

der Welt Tische der Begegnung Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht und Versöhnung zu machen. Hein- rich Freiherr von Friesen, letzter auf Schloss Rötha geborener Nachfahre der Familie von Friesen, erinnerte in bewegenden Worten an seine Kindheit im Schloss. Eine Fahnen- band-Übergabe gab Raum für die Begegnung der Fürstenhäuser mit den historisch-uniformierten Mitglie- dern der Darstellungsgruppen und Vereine. Zurückgekehrt nach Leipzig begrüßte Oberbürgermeister Burkhard Jung die Gäste zu einer Kaffeetafel im Neuen Rathaus zu Leipzig, für dessen Einladung Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt in einem nachdenklichen Grußwort im Namen aller dankte.

Blick in den Großen Schillersaal des Mediencampus während des Banketts „In Vielfalt geeint“: Das Leitmotiv des Gedenktreffens wurde auch am Abend des 19. Oktober sichtbar, in land als nationalen Freiheitsakt über seien in den vergangenen 200 Jahren dessen Mittelpunkt ein historischer die Jahre des I. und II. Weltkrieges eine Konstante in sich wandelnden Zapfenstreich im „Mediencampus bis in unsere Zeit. In Vertretung des politischen Landkarten und stünden Villa Ida“ stand. Die 180 Mitwirkenden wegen der Trauerfeier für Weihbi- seit Jahrzehnten in einem engen der Historischen Bürgerwehr Villingen schof Georg Weinhold verhinderten Dialog, der zu Friede und Eintracht unter dem Kommando ihres Komman- katholischen Bischofs der Diözese zwischen den Völkern beitrage. danten Hans-Joachim Böhm und der Dresden-Meißen, Bischof Dr. Heiner Stadtmusik Villingen unter Leitung von Koch, plädierte der Bornaer Pfarrer Dr. Am Standort des ehemaligen Schlos- Stadtmusikdirektor Markus Färber Dietrich Oettler dafür, „die Seligprei- ses Rötha wurde das Gedenktreffen spannten in einem musikalisch und sungen in unserem Leben wahr wer- bei „Kaiserwetter“ fortgesetzt: Hier formal perfekt dargebotenen Auf- den zu lassen, sie umzusetzen an den weihten die Gäste ein von der Stiftung tritt einen musikalischen Bogen von Armen, den Trauernden, den Dürs- gefördertes Denkmal ein, dass an „Großer Gott wir loben dich“ bis hin tenden“. Der russisch-orthodoxe Erz- das Schloss und seine Rolle während zu Beethovens „Ode an die Freude“, bischof Longin von Klin überbrachte der Völkerschlacht, zugleich aber der heutigen Europa-Hymne. In einem der Gottesdienstgemeinde Grüße und auch an das Gedenktreffen und seine gemeinsamen Kommuniqué, das nach Segenswünsche des Patriarchen Kyrill Teilnehmer erinnert. In seiner Mitte dem Zapfenstreich unterzeichnet I. von Moskau und der ganzen Rus. mahnt ein symbolischer, während der wurde (siehe Seite 65), betonten die Die westlichen und östlichen Kirchen Einweihung mit Blumen geschmückter Repräsentanten der Fürstenhäuser: 36 „Wir haben in Leipzig erlebt, wie die Foto: Olivier Colin

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Kämpfe unserer Vorväter Erfüllung finden, indem die Feindschaft erlischt. Wir wünschten, dass Entscheidungs- träger in Politik und Gesellschaft, in Wirtschaft und Medien ihr Handeln, den Bürgern und Gästen Leipzigs folgend, darauf ausrichteten, das gemeinsame Haus Europa in seinem Umfeld zu befrieden und in seinen Fundamenten zu stärken.“

Dieser Wunsch bildete zugleich den Grundton der Reden beim abschlie- ßenden Bankett: Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, erklärte im Angesicht der Teilnehmer des Gedenktreffens und zahlreicher Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben: „Hier gedenken nicht Sieger Feldwebel d. R. Dirk Trampenau und Stabsunteroffizier d. R. Uwe Schaumburg: zwei der zahlreichen oder Besiegte, hier gedenken alle Gästebetreuer gemeinsam.“ Europa und seine Insti- tutionen bewegten sich nicht immer lich der Sache des Friedens dienen.“ professionellen und ehrenamtlichen in der gewünschten Geschwindigkeit, Dr. Harald Langenfeld, Vorstands- Mitarbeitern, Reservisten und aktiven aber Gespräche und Verhandlungen vorsitzender der Sparkasse Leipzig, Soldaten, Fahrern, Gästebetreuern, seien besser als die Grausamkeit fasste zum Völkerschlacht-Gedenken Unterstützern, Mitgliedern des Förder- einer Schlacht, wie sie vor 200 Jahren zusammen: „Ziel muss es sein, nicht vereins Rötha, Partnern, Institutionen in Leipzig stattfand. Dies unterstützte nur die Bedeutung der damaligen und Firmen für ihre Unterstützung und Georg Erzherzog von Österreich in Ereignisse zu vermitteln, sondern vor Begleitung. Stellvertretend für alle seinem Grußwort: „Die Europäische allem Orientierung für unser aller Han- seien hier das Engagement unse- Union steht für Sicherheit und Stabi- deln in der Gegenwart zu geben. Nur res „Chef des Stabes“, Hauptmann lität, sie steht nicht für Banken- und wer um die Schrecken von Chaos und Michael Rollberg, und seiner Kamera- Wirtschaftskrisen.“ Den Blick und die Krieg weiß, erkennt den Wert von Frie- den Hauptfeldwebel Alexander Lindau Verständigung über Ländergrenzen den und Freiheit. Das ist aus heutiger und Stabsunteroffizier René Grycner, hinweg forderte auch Georgi Michai- Sicht die Mahnung der Völkerschlacht die Unterstützung von Maximilian lowitsch Großfürst von Russland: „Wir für uns Europäer.“ Graf zu Solms-Laubach, Nikolaus müssen alles in unserer Macht ste- Faulstroh, Hans-Henning Freiherr von hende dafür unternehmen, dass Alli- Das Team der Kultur- und Umwelt- Bischoffshausen, Andrey Golubev anzen zwischen Staaten und Nationen stiftung Leipziger Land der Spar- und Yuri Myshonkov als Koordina- heute und in der Zukunft ausschließ- kasse Leipzig dankt den zahlreichen toren, Protokollberater und Kontakt-­ 37 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

„Die Einladung der Fürstenhäuser in das Geschehen war perfekt geplant und ausgeführt, zu unserer großen Freude und sicher auch zur Bereicherung der Gedenkfeiern.“ - Alexander und Gabriela Fürst und Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn vor der Röthaer Georgenkirche

Wegbereiter zu den fürstlichen einem unvergesslichen Erlebnis für ereignisreichen Tagen mit? II.KK. Häusern, unseres Pressechefs Volker alle haben werden lassen. Gefreut HH. Georg und Eilika, Erzherzog und Tzschucke und die historisch-fachli- haben mein Team und ich uns insbe- Erzherzogin von Österreich schrieben che Beratung durch Ingo Landleiter, sondere auch über die zahlreichen uns in Ihrer Nachbetrachtung unter Frank Hübler und Eugen Lisewski anerkennenden Reaktionen in Wort anderem: „… Wir sollen aber unter hervorgehoben. und Schrift, die uns nach den ereig- keinen Umständen die Menschen von nisreichen Tagen zuteil wurden und für damals verurteilen, denn wir haben Ein besonderer Dank gilt den Reprä- die wir von Herzen danken. Persönlich nicht alle Detailkenntnisse, und wir sentanten der europäischen Fürsten- danke ich I.K.H. Großfürstin Maria sind auch keineswegs bessere Men- häuser, den ehemaligen und aktiven Wladimirowna für die Auszeichnung schen geworden. …“ Leipziger Kommandeuren sowie dem mit dem St. Anna-Orden, den ich Kommandeur des unterstützenden auch als Anerkennung für mein Team Das ist sicher wahr. Es ist an uns, den Landeskommandos Sachsen, Oberst und aller an der Planung und Durch- nachfolgenden Generationen Zeugnis Michael Knop, die durch ihre Teil- führung Beteiligten verstehe. davon abzulegen, ob wir im Umgang nahme, das Abschluss-Kommuniqué mit unserer Geschichte und den aus der europäischen Fürstenhäuser „Zukunft braucht Herkunft“ lautet der ihr zu ziehenden Lehren im Guten wie und durch zahlreiche inspirierende beziehungsreiche Titel unserer Pub- im Schlechten wenigstens weisere Gespräche das Gedenktreffen zu likation. Was nehmen wir aus diesen Menschen geworden sind. 38 Der Tag in Rötha: „Gedenktreffen“ am 19. Oktober 2013 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht von Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident a. D. und Vorsitzender des Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V.

Die umfassende Gestaltung des Foto: Architekturbüro Ilg, Friebe und Nauber Gedenkens an 200 Jahre Völker- schlacht hat den Förderverein Rötha - Gestern. Heute. Morgen. e. V. etwa zwei Jahre lang beschäftigt.

Unsere Bemühungen hatten mehrere Schwerpunkte:

Zum einen sollte das völlig in Verges- senheit geratene Hauptquartier der Verbündeten der Schlacht 1813 im Schloss Rötha wieder in den Blick- punkt der Öffentlichkeit gerückt wer- den, zum anderen war uns in diesem Zusammenhang wichtig, die städte- bauliche Situation vor Ort (Sprengung des Schlosses 1969, Umfeld und Schlosspark in schlechtem Zustand) entscheidend zu verbessern, ja, auch den manchmal mutlosen Einwohnern unserer Stadt mit diesen Offerten und Sieger des Architektur-Wettbewerbs: Der Entwurf des Architekturbüros Ilg, Friebe und Nauber Aktivitäten zu zeigen, dass eine reiche Vergangenheit auch die Verpflichtung von Dr. Schneider&Küster, Büro für Städtebaulichen Wettbewerb wurde zeitigt, daran mit Würde zu erinnern Denkmalpflege Leipzig, hervorragend die schwierige Situation des ehemali- und die historischen Orte zu bewahren. gestaltete Ausstellung mit Unikaten, gen Schlossareals im Zusammenhang die Heinrich Freiherr von Friesen uns mit einem möglichen Bauwerk für Als Vorbereitung der Gedenkfeier­ leihweise überließ, geht so ganz auf Kunstwerke und Erinnerungen aus lichkeiten im Oktober 2013 und in die Rolle des Schlosses 1813 ein. Für dem ehemaligen Schloss betrachtet Umsetzung der beschriebenen Ziel- die Stadt Rötha insofern eine große und ein 1. Preisträger gefunden. setzung konnte der Förderverein Sache, als das sogenannte „Verbün- bereits im September 2013 eine detenzimmer“ (zum Teil Originalmöbel Auch mit der Veröffentlichung eines Kabinettausstellung in der zu diesem von 1813, wertvolle Porzellane und Bildbandes führt der Förderverein Zweck neu gestalteten Patronats- Gläser der Original-Ausstattung) seit Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. loge der Herren von Friesen in der 1969 erstmals wieder in den Mauern Interessierten die erwähnenswerte Marienkirche Rötha eröffnen. Diese der Stadt anzuschauen ist. Mit einem Geschichte Röthas vor Augen. 39 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Foto: Michael Gonsior

„Die Radeberger”: eine von drei Kapellen, die den Gedenktag in Rötha musikalisch umrahmten

Die Idee des Fördervereins, die siebzehn europäische und deutsche ist für ihr weitreichendes finanzielles Nachfahren der 1813 im Schloss Fürstenhäuser als Ehrengäste. und personelles Engagement sehr Rötha versammelten Monarchen herzlich zu danken, das sowohl den und Heerführer zum Gedenktag Erfreulicherweise war das „Gedenk- Tag selbst, als auch die Umsetzung einzuladen, sollte sich zu einem treffen“ dank frühzeitiger Konsul- der erwähnten Projekte (Sanierung Höhepunkt der Feierlichkeiten und tationen mit der Staatskanzlei des Schlosspark Rötha, Städtebaulicher der jüngeren Geschichte der Stadt Freistaates Sachsen und der Stadt Wettbewerb, Bildband, Röthaer Denk- entwickeln. Sie sollten an diesem Leipzig integraler Bestandteil der offi- mal) überhaupt ermöglichte. geschichtsträchtigen und authenti- ziellen Gedenkfeierlichkeiten der Stadt schen Ort zusammenkommen, zur Leipzig und des Freistaates Sachsen. So konnte am 19. Oktober 2013 in Mahnung und zur Erinnerung – ver- Rötha ein festlicher Tag mit einem bunden mit dem festen Willen zum Der Kultur- und Umweltstiftung ökumenischem Gedenkgottesdienst Frieden. Der Einladung folgten dann Leipziger Land der Sparkasse Leipzig unter Mitwirkung des Thomaner­chores 40 Foto: Olivier Colin Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Alexander I. von Russland (Hans-Joachim Keil), Friedrich Wilhelm III. von „Es war eine sehr gut organisierte und würdige Veranstaltung, die dem Preußen (Detlef Wallasch), Franz I. von Österreich (Matthias Heise) mit Zora Andenken der über 100.000 gefallenen Soldaten und zivilen Opfern gerecht und Roxana, den Töchtern des „Denkmal-Schöpfers” Uwe Herrmann, wei- geworden ist … Hoffen wir, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen ist, sondern hen das Denkmal in Rötha ein. die Saatkörner sind, aus denen Frieden und Völkerverständigung entste- hen.“ – Rudolf und Alexandra Herzog und Herzogin von Croy in Rötha

Leipzig, in dem Landesbischof Bohl Herrmann, einem Mitglied unseres tisch nieder – verbunden mit dem die Predigt hielt, beginnen. Für den Fördervereins. Inmitten eines offenen Wunsch, dass Schlachtfelder wieder Förderverein war es der wichtigste Kubus mit Inschriften zum Gedenken zu Wiesen und Äckern und dass Teil des Gedenkens. Die Vielfalt des an die Schlacht, an das Hauptquartier, Kartentische künftig zum friedlichen Glaubens bezeugte die Anwesenheit an die widerrechtliche Sprengung des Meinungsaustausch genutzt und katholischer und orthodoxer Würden- Schlosses und an das Gedenktreffen somit Orte der Versöhnung werden. träger. Anschließend begaben sich die mit den Namen der Fürstenhäuser Heinrich Freiherr von Friesen betonte Ehrengäste, viele Gottesdienstbesu- steht ein Kartentisch. in seiner Ansprache noch einmal sein cher und Gäste aus nah und fern unter Vorhaben, alle das Schloss und das Glockengeläut, festlicher Blasmusik, Der Tisch erinnert an den Karten- „Verbündetenzimmer“ betreffende zahlreichen Fahnenabordnungen und tisch im Hauptquartier des Röthaer Kunst- und Einrichtungsgegenstände bei herrlichem Sommerwetter in das Schlosses, und die aufliegende Karte wieder in Rötha konzentrieren zu Gedenkzelt, das die Stadt Rötha auf zeigt eindrücklich das militärische wollen. dem ehemaligen Schlossareal für etwa Geschehen der Völkerschlacht. Die 800 Gäste aufgestellt hatte. Einweihung des Denkmals gestaltete Viele der angereisten fürstlichen sich dann zu einem wahren „Familien­ Familien bedankten sich ausdrücklich Der berührende Mittelpunkt des treffen“: Die sichtlich bewegten für die herzliche Aufnahme und die Gedenkens war die Enthüllung des Mitglieder der alten Familien legten tiefgründige Symbolik des Treffens in Röthaer Denkmals, von Architekt Uwe gemeinsam Blumen auf dem Karten­ Rötha. 41 Foto: Uwe Herrmann Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Das anlässlich der Gedenkveranstaltungen am 19. Oktober eingeweihte Denkmal im Schlosspark zu Rötha nebst den eingravierten Texten.

An diesem Ort stand bis Während der Völkerschlacht Am 19. Oktober 2013 Der „Förderverein Rötha – zu seiner Zerstörung 1969 bei Leipzig war das Schloss gedachten an diesem Ort Gestern. Heute. Morgen e. das Schloss zu Rötha. Das zu Rötha das Hauptquar- Repräsentanten der Häuser V.“ hat aufgrund der Rolle frühere Rittergut und 1669 tier der gegen Napoleon Hohenzollern, Romanow, Röthas als Hauptquartier zum Schloss umgebaute alliierten Heere. Alexander Habsburg, Welfen, Leuch- zur Völkerschlacht das Areal war von 1592 bis I. Zar von Russland, Franz tenberg, Wettin, Lippe, Projekt „Zukunft durch 1945 Wohnsitz der Familie I. Kaiser von Österreich und Schaumburg-Lippe, Erinnerung“ entwickelt, von Friesen, deren Vertreter Friedrich Wilhelm III. König Bennigsen, Reuß, Blücher, das von der Kultur- und als Reichsgrafen, Minister von Preußen versammel- Sayn-Wittgenstein-Sayn Umweltstiftung Leipziger und Konsistorialpräsidenten ten sich vom 16. bis 19. und Friesen, deren Vorfah- Land der Sparkasse Leipzig die sächsische Geschichte Oktober 1813 täglich im ren maßgeblich in die Völ- maßgeblich unterstützt wird mitgestalteten und das Schloss zu Rötha, um mit kerschlacht 1813 involviert und gemeinsam mit Hein- Schloss mit wichtigen ihren Heerführern die stra- waren, gemeinsam mit der rich Freiherr von Friesen Kunstgegenständen und tegischen Entscheidungen Röthaer Bevölkerung des viele der geretteten Kunst- einer eindrucksvollen Park- für die siegreiche Schlacht 200. Jahrestags der Völker- gegenstände wieder am anlage ausstatteten. zu treffen. schlacht und der 100.000 historischen Ort bewahren Opfer der Kämpfe. möchte. 42 „Dem Frieden dient die Erinnerung an die Kriege und an Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht die Schrecken, die sie über die Menschen, die vor uns waren, brachten“

Predigt von Jochen Bohl, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, anlässlich des Ökumenischen Gedenkgottesdienstes in Rötha am 19. Oktober 2013* Foto: Olivier Colin zu Micha 4,3 alle Glieder gejagt und die Haare empor gesträubt haben würden“. Die 3 Er wird unter großen Völkern Völkerschlacht war zuallererst eine richten und viele Heiden zurechtwei- menschliche Katastrophe, wie man sen in fernen Landen. Sie werden sie bis dahin nicht gekannt hatte. Das ihre Schwerter zu Pflugscharen und arme Leipzig – 35.000 Einwohner und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es 100.000 Leichen; die letzten wurden wird kein Volk wider das andere das im Mai des nächsten Jahres beerdigt. Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu Die Besetzung deutscher Länder führen. durch das napoleonische Frankreich hatte Widerstand und Aufbegehren Liebe Gemeinde, hervorgerufen, und damit kam etwas 200 Jahre sind eine lange Zeit; Neues in das Zusammenleben der die napoleonischen Kriege sind europäischen Völker. Der Patrio- im Bewusstsein der allermeisten tismus, den es in den deutschen vergessen, und ihre Schrecken wohl Landen seit jeher gab, auch in Gestalt auch. Die Zeit heilt Wunden, möchte gefühlsmäßiger Bindungen an die man sagen und das ist ja auch gut regierenden Häuser, wandelte sich so. Denn es waren tiefe, lang schwä- unter dem Einfluss des erwachenden rende Wunden, die die europäischen Nationalgedankens. Man begann, in Völker einander zufügten; furchtbar Frankreich den Erbfeind zu sehen, viel Menschen wurden in der Völ- mit dem ein Leben in Frieden aus- kerschlacht dahingemordet. Ein geschlossen sei. Auf die Frage „Was Zeitzeuge sprach davon, man habe ist des deutschen Vaterland“ gab „Scheußlichkeiten sehen können, die der Dichter Ernst Moritz Arndt eine selbst dem gefühllosesten Kanniba- Antwort, der über sehr lange Zei- len einen eiskalten Schauer durch ten hinweg viele zustimmten: „wo jeder Franzmann heißet Feind“. Die * Abschrift der Predigt von Landesbischof Völkerschlacht wurde im Nachhinein Jochen Bohl während des Gedenkgottesdienstes zu einem nationalen Geburtsmythos Landesbischof Jochen Bohl in der in Rötha vom 19. Oktober 2013 von Opferbereitschaft und Helden- St. Georgenkirche zu Rötha 43 verehrung verklärt. Davon kündet Foto: Olivier Colin gegeben hat. Er lehrte die Men- das Völkerschlachtdenkmal, das am schen, den Weg der Versöhnung Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Vorabend des I. Weltkrieges errich- zu gehen, der Gewalt abzusagen, tet wurde. Die Begeisterung, mit der erlittenes Leid nicht durch weiteres die Deutschen im nächsten Sommer Leiden zu verschärfen, nicht Glei- in den Krieg zogen, kam aus einem ches mit Gleichem zu vergelten, Ungeist, der Aggression in sich trug sondern gewaltlos zu leben, um und Unheil aus sich heraus gebar. des Friedens willen noch die andere Von den Verirrungen des Nationa- Backe hinzuhalten. „Krieg soll nach lismus geht im Rückblick auf das Gottes Willen nicht sein“; das ist 20. Jahrhundert bis heute ein Schau- gewisslich wahr. der aus; denn in diesen Teil unserer Geschichte gehören auch die beiden Aber wie kann das gelten in einer Weltkriege. Die Jahreszahl 1918 gewalttätigen Welt? Wie können wir bezeichnet ja nicht das Ende des durch unser Handeln Christus ins Schreckens; die Waffen legte man Recht setzen – und wissen doch, nur aus Erschöpfung nieder. Wenig dass Böses geschieht, dass Gewalt später schon begannen die Nazis eine Wirklichkeit ist und Menschen mit der Vorbereitung ihres Krieges. Generalmajor a. D. Michael von Scotti und einander mit furchtbaren Verbrechen Eingedenk all dessen, mahne ich alle, Liselott von Scotti in Rötha überziehen? Es gibt doch die Gewalt, dass die Erinnerung an das Hinmor- der man entgegentreten muss; es den so vieler nach angemessenen hafte Zustand erhalten bleibt. Dem gibt doch Situationen, in denen man Formen verlangt. Frieden dient die Erinnerung an die nicht untätig zuschauen darf! Es ist Schrecken des Krieges und was sie eine Spannung zwischen dem Wort 200, 100 Jahre sind vergangen, aber heraufbeschwören. Christi und der Welt, in der wir es die damaligen Ereignisse sind nicht bezeugen sollen und wollen. Diese ohne Bedeutung für das Heute, in Liebe Gemeinde, Spannung haben Christenmenschen dem die Völker Europas gemein- „Krieg soll nach Gottes Willen nicht zu allen Zeiten empfunden. Auflösen sam ihre Zukunft gestalten. Wer sein“ – das ist eine Einsicht, die aus können wir sie nicht. Denn wir sind sich erinnert, dem steht ja zugleich Glauben kommt, aus Glauben an verpflichtet, dem Bösen zu wehren; die Gegenwart vor Augen; und so den Friedensfürsten. „Selig sind die und zugleich mit allen unseren Kräf- öffnet sich die Möglichkeit, aus dem Friedfertigen; denn sie werden Got- ten dem Frieden zu dienen. Vergangenen zu lernen. Wir leben im tes Kinder heißen“, sagt Jesus in der Frieden, seit 68 Jahren nun schon, Bergpredigt, und von allem Anfang Liebe Gemeinde, es ist Friedenszeit, länger als jemals an haben die Menschen sich an dem helfen kann uns in dieser Spannung zuvor; und je vertrauter einem die Anspruch gerieben, der darin liegt; das Wort des Propheten Micha: Geschichte unseres Landes ist, auch und gerade die Gläubigen, die desto dankbarer wird man dafür Christus vertrauensvoll nachfolgen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflug- sein und sich verpflichtet wissen, Denn das Wort ist klar und wird scharen und ihre Spieße zu Sicheln mit den eigenen Möglichkeiten dazu unmissverständlich durch Beispiele machen. Es wird kein Volk wider das beizutragen, dass uns dieser glück- und Gleichnisse, die der Herr uns andere das Schwert erheben, und 44 Foto: Olivier Colin sie werden hinfort nicht mehr lernen, In einer Erinnerungswoche wie dieser

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Krieg zu führen. ist es wohl angebracht, daran zu erinnern, dass jeder Krieg, welcher Diese Worte haben in der Geschichte Gestalt auch immer, seine eigene unserer Kirche große Bedeutung Dynamik entfaltet und Verlauf wie gewonnen in einer Zeit, die bestimmt Folgen niemals absehbar sind. Zu war von dem Geist und der Logik des allen Zeiten galt und gilt, dass der Hochrüstens; feindselig standen sich Krieg Menschen verändert; und mit die beiden Militärblöcke gegenüber. Da ihnen das Menschenleben – nicht begannen Christen auf beiden Seiten, zum Guten. die anderen nicht länger als Feinde zu sehen, sondern als Menschen, als 200 Jahre sind vergangen seit dem Kinder Gottes, die nach seinem Bild Grauen der Völkerschlacht; 100 Jahre geschaffen sind. Vor allem junge Chris- steht nun das monumentale Denkmal, ten riefen zum Frieden. Es gehörte Mut und wir erinnern uns in Demut und in dazu, die Aufnäher mit dem Prophe- der Hoffnung, dass uns der Frieden tenwort zu tragen, denn nur zu gut war erhalten bleiben möge. abzusehen, wie der diktatorische Staat darauf reagieren würde, dass seine Darum vergewissern wir uns: Am Politik in Frage gestellt wurde. Wir Kreuz starb Christus für uns, der leben im Frieden, gottlob. Aber damals Auferstandene. Wer auf ihn sieht, wie heute sind wir ständig gefährdet, erkennt den Versöhnungswillen abhängig zu werden von den Zwän- Gottes und wird sich rufen lassen, gen der Welt, die uns umgeben. Es dem Frieden zu dienen und mit den geht von ihnen eine Macht aus, die anderen zu leben in versöhnter Ver- niemand unterschätzen sollte – wir schiedenheit. So gibt es Hoffnung für sind, wie Fürst Schwarzenberg gestern diese Welt; sie kommt von dem, der Abend sagte, nicht bessere Menschen uns hoffen lässt, dass aus Schwer- als jene, die vor uns waren. Manche tern Pflugscharen werden: von dem sagen, der Krieg kehre zurück, wenn gnädigen Gott. auch in veränderter Form, werde geführt an fernen Orten, von wenigen Amen. Michael und Dagmar Prinz und Prinzessin von Spezialisten und darum im Abseits des Sachsen-Weimar-Eisenach auf dem Weg zum ehemaligen Röthaer Schloss Interesses. Bundeswehrsoldaten ste- hen in aller Welt, in Afghanistan, in Mali und der Türkei, am Horn von Afrika, auf dem Balkan. 45 „Beten wir, dass wir in Frieden und Eintracht unsere gemeinsamen Probleme lösen können, ohne Kriege zu Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht führen“

Grußwort S.E. Erzbischof Longin von Klin, Leiter der Ständigen Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland und der Europäischen Union, anlässlich des Ökumenischen Gedenkgottesdienstes in Rötha am 19. Oktober 2013* Foto: Olivier Colin Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Seit 50 Jahren bestehen intensive Brüder und Schwestern, theologische Gespräche zwischen als Vertreter Seiner Heiligkeit, des Hei- unserer Kirche und den Kirchen ligsten Patriarchen Kyrill von Moskau in Deutschland wie auch mit den und der ganzen Rus‘, habe ich heute Kirchen in anderen Ländern der Welt, eine angenehme Möglichkeit, Ihnen was zweifellos zur Entspannung der seine beste Grüße und Segenswün- internationalen Situation beigetragen sche zu überbringen. Wir alle, die sich hat. Durch unsere Dialogbereitschaft heute hier vom Norden und Süden, kennen wir uns und verstehen uns vom Osten und Westen versammel- besser, was sehr wichtig ist. Wir ten, haben zu unserem Himmlischen sehen das Bild Gottes in unserem Vater gebetet, nicht nur für die Men- Gesprächspartner, der auch wie wir schen, die vor 200 Jahren ihre Leben von Gott geschaffen ist. für die Heimat geopfert haben oder auf Befehl ihrer Herrscher an diesem Beten wir, liebe Brüder und Schwes- sinnlosen Krieg teilnehmen mussten, tern, dass wir in Frieden und Eintracht sondern auch für die, die heute nicht unsere gemeinsamen Probleme lösen nur in Europa, sondern in der ganzen Landesbischof Jochen Bohl und Erzbischof­ können, ohne Kriege zu führen. Welt leben. Longin von Klin beim Auszug aus der St. Georgen­kirche zu Rötha (v.l.n.r.) Gott, stehe uns dabei und segne uns! Im Laufe dieser 200 Jahre änderte sich die politische Karte Europas das Russische Kaiserreich, später die mehrmals. Seit den letzten 68 Jahren, Sowjetunion, teilte sich in mehrere Gott sei Dank, dürfen wir in Westeu- selbstständige Staaten. Nur die Kir- ropa in Frieden miteinander leben. che Gottes existiert wie damals, vor Der westliche Teil Europas vereinigte 200 Jahren, auch heute und sendet sich zur Europäischen Union, und ihre Gebete zum Himmlischen Vater.

* Abschrift des Grußwortes S.E. Longin von Klin während des Gedenkgottesdienstes in Rötha vom 19. Oktober 2013 46 „Es gibt Jesus nur mit den Christen, mit uns“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Grußwort von Dr. Dietrich Oettler, Pfarrer der katholischen Gemeinde „St. Joseph“ Borna, anlässlich des Ökumenischen Gedenkgottesdienstes in Rötha am 19. Oktober 2013*

Sehr geehrter Landesbischof, lieber Foto: Olivier Colin Herr Erzbischof, liebe Schwestern und Brüder,

gestatten Sie zu Beginn eine Vorbe- merkung, weshalb ich an dieser Stelle stehe und nicht Bischof Rainer Koch. Es ist nun so, dass wir in unserem Bistum seit über 40 Jahren einen Weihbischof hatten, Weihbischof Weinhold, der vergangenen Donners- tag gestorben ist. Bischof Koch hält nun bei der Trauerfeier das Requiem für ihn an dieser Stelle. Ich sage das ganz bewusst, weil dieser Gottes- dienst unserem Bischof sehr am Her- zen liegt – nun aber ist dieser Grund Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Röthaer Georgenkirche eingetreten. Deshalb bittet er mich, an seiner Stelle zu Ihnen zu sprechen. Eindruck bekommen, Jesus vertröstet Oder zu den Jüngern, die hinzutreten? Wenn wir uns die Seligpreisungen, vielleicht die Leute, redet schön. Und Das kann jeder einmal für sich überle- die wir eben gehört haben, einmal schnell kommt es einem in den Sinn, gen: Wo würde ich stehen? Sicher, die auf der Zunge zergehen lassen, fällt was Marx gesagt hat: Religion also Bergpredigt gilt allen Menschen, aber mir als Erstes auf, was das für ein doch Opium des Volkes einmal mehr. es ist auch so, dass wir uns, dass gefährlicher Text ist. Denn schnell, Ist das so gemeint? Ich denke, wenn ich mich entscheiden muss: „Gilt die wenn man oberflächlich und mit wir uns den Text so merken, wenn wir denn auch für mich?“ einem halben Ohr zuhört, kann man uns dem Text so nähern, merken wir, den Eindruck bekommen, die Armen, dass es mehrere Schichten geben Ich glaube, an der Stelle wird schon die Traurigen, all jene, die bedürftig muss. Und wenn wir dann am Beginn deutlich, dass man diesen Text nicht sind, ja, die sind selig, das ist doch des Evangeliums schauen, dann ist nur mit einem halbem Ohr, sondern alles nicht so schlimm. Wenn man es so, dass Jesus viele Menschen mit ganzem Herzen hören sollte. Ich oberflächlich zuhört, könnte man den sieht. Er setzt sich auf den Berg, und plädiere, um es mal mit einem großen die Jünger treten zu ihm. Für mich Wort zu sagen, für eine sakramentale * Abschrift des Grußwortes von Pfarrer Dr. entsteht die spannende Frage: „Wo Auslegung dieses Textes. Das heißt, Dietrich Oettler während des Gedenkgottes- würde ich mich hinstellen?“ Zu den ich wäre dafür, dass wir alle zu Jesus dienstes in Rötha vom 19. Oktober 2013 vielen Menschen, die weitab stehen? hinzutreten, so wie die Jünger damals 47 – und zwar zeichenhaft und wirksam, komme aus Borna, einer Kleinstadt wohl Geschichtsinteresse da. Und so dass das, was Jesus damals gesagt hier in der Nähe, die nicht zum Speck- gebe es Gott, dass heute Abend Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht hat, uns allen heute und hier gesagt gürtel der Großstadt Leipzig zählt, aus zwischen den Darstellern am Lager- ist. Und dass es unsere Aufgabe ist, einer alternden und schrumpfenden feuer Verbrüderungen geschehen, so Stadt und einer alternden und wie man es sich vorgenommen hat. Foto: Michael Gonsior schrumpfenden Gemeinde. Nein, meine Bedenken sind größerer Und gerade da merke ich, Natur: Dass wir den Glauben verloren wenn ich versuche, den Glau- haben, dass das eigene kleine private ben und Jesus zu verkünden, Glück, das man erwerben kann für dass Jesus schon lange da 35 Euro auf der Tribüne, dass es das ist. Bei vielen Gesprächen im auch groß gibt im Weltmaßstab. Oder Krankenhaus, auch auf der um es mit den Worten der Schrift zu Straße, mit Bekannten und sagen, dass Jesus der Herr ist über Freunden. Ich spüre ganz die ganze Welt, dass er der Welten- oft, dass es eine Wachsam- retter ist. Oder wie wir es hier im keit gibt nach dem Sinn des Altarraum sehen: dass Jesus als der Lebens, nach dem, was nach Gekreuzigte erhöht ist über die ganze dem Tod kommt, dass Krieg Welt und nicht nur über mein kleines nicht alles sein kann, dass privates Glück und dass er mich mit es Gerechtigkeit und Frieden seinem Heil überrascht. Das ist das braucht. Diese Sehnsucht arti- Zweite, was ich sagen möchte. Gedenkveranstaltung in Rötha: Generalleutnant Reinhard kuliert sich nicht immer kirch- Kammerer, Generalmajor a. D. Michael von Scotti, Christoph lich, nicht immer in Worten der Und das Dritte, das möchte ich schon von Berg und Generalmajor a. D. Ekkehard Richter (v.l.n.r.) Heiligen Schrift, aber sie ist daran anschließen. Ich glaube heute, die Seligpreisungen in unserem Leben da. Das macht mich staunen. Das ist an diesem Ort, in dieser Zeit, wo wir wahr werden zu lassen, umzusetzen das Erste, was ich sagen möchte. 200 Jahre der Völkerschlacht geden- an den Armen, den Trauernden, den ken, kann es hilfreich sein, Jesus nach Gerechtigkeit Dürstenden, denen Das Zweite ist, das macht mich Christus zu verkünden als den, der die Seligkeit zu verschaffen. Es gibt Jesus weniger Staunen, sondern das macht Weltengeschicke in den Händen hält. nur mit den Christen, mit uns. Wir sind mir eher das Herz schwer: Wenn die Dass er größer ist, als jeder General, sein Leib, die von ihm Gerufenen. Menschen das Heil suchen, dann jeder militärische Befehlshaber, größer suchen sie es oft im Kleinen, im ist auch als jeder Diktator und dass Liebe Schwestern und Brüder, was Planbaren, im eigenen begrenzten er das letzte Wort spricht über unsere kann uns nun helfen, diesen zuge- Leben. Für mich ist auch ein Indiz: die Weltgeschichte. Das möge uns ein gebenermaßen ganz schön hohen Nachstellungen der Schlacht, die an Trost sein und möge uns die Kraft Anspruch umzusetzen? Was kann uns diesen Tagen geschehen. Ich habe geben, in dem Lebensumfeld, aus dem helfen? Dazu möchte ich ihnen drei eigentlich recht wenige moralische wir herkommen und zu dem wir dann kurze Wahrnehmungen schildern. Das Bedenken. Ich glaube, den meisten nach dieser Feierstunde zurückgehen, erste ist, ich habe den Eindruck, dass Beteiligten ist dabei klar, dass es die Seligpreisungen wahr werden zu unserer Gesellschaft religiös wachsa- keine Kriegsnachstellungen sind, die lassen. Dazu stärke und dazu behüte mer ist, als wir manchmal meinen. Ich den Krieg verherrlichen, und es ist uns der allmächtige Gott. Amen. 48 „An diesem geschichtsträchtigen Ort“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Grußwort von Ditmar Haym, Bürgermeister der Stadt Rötha, anlässlich des Gedenktreffens in Rötha am 19. Oktober 2013*

Hohe Geistlichkeit, hoch verehrte Foto: Olivier Colin Gäste aus den Europäischen Fürs- tenhäusern, verehrte anwesende Nachkommen der Generalität der Völkerschlacht, verehrte Ehrengäste der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig, sehr geehrter Herr Seeger, liebes Ehepaar Steinbach, liebe Mitglieder des Fördervereines, liebe Röthaer, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Es ist mir als Bürgermeister von Rötha eine ganz besonders große Freude und Ehre, Sie, liebe Ehrengäste, an diesem geschichtsträchtigen Ort, am Platz des ehemaligen Hauptquartiers der Alliierten, begrüßen zu dürfen. Ditmar Haym, Bürgermeister von Rötha, begrüßt die Gäste der Gedenkveranstaltung auf dem ehema- Zunächst begrüße ich aufs Herz- ligen Schlossareal lichste den Pfarrer der Kirchgemeinde Rötha, Herrn Krebs, sowie unsere Dr. Koch, Herrn Pfarrer Oettler. Die von Hannover, Prinz von Großbri- Ehrengäste aus den drei christlichen Geistlichen haben in unserer Kirche tannien und Irland und Herzog zu Kirchen, den Vertreter der Orthodo- einen eindrucksvollen Gottesdienst Braunschweig und Lüneburg nebst xen Kirche und Leiter der Ständigen gestaltet, für dessen Ausrichtung ich Gemahlin. Als Nachkommen des Vertretung der russisch-orthodoxen mich bedanke. Großherzogs von Warschau und des Kirche in Deutschland und bei der Sächsischen Königshauses begrüße Europäischen Union, Seine Exzellenz Ich begrüße aufs Herzlichste aus ich aufs Herzlichste Seine Königliche Erzbischof Longin von Klin, Herrn den Fürstenhäusern die Nachkom- Hoheit Alexander Prinz von Sach- Landesbischof Bohl von der evange- men der Monarchen von Russland, sen, des Weiteren Seine Königliche lisch-lutherischen Landeskirche und in Österreich und Großbritannien, Seine Hoheit Michael Prinz von Sach- Vertretung des Katholischen Bischofs Kaiserliche Hoheit Georgi Michailo- sen-Weimar-Eisenach. Des Weiteren witsch Großfürst von Russland, Seine Nachkommen der Oberhäupter der * Abschrift des Grußwortes von Ditmar Haym Kaiserliche Hoheit Georg Erzherzog Rheinbundstaaten, die Familienober- während der Gedenkveranstaltung in Rötha vom von Österreich nebst Gemahlin, Seine häupter und Familienmitglieder aus 19. Oktober 2013 Königliche Hoheit Heinrich Prinz den Fürstenhäusern Lippe, Reuß, 49 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Fotos: Michael Gonsior Schlosses, da ist dieses Zelt aufgebaut und wir führen heute den zweiten Teil unseres Gedenkens hier in diesem Zelt durch – den letzten „Schlossherren“, Freiherr von Friesen, nebst Lebenskame- radin zu begrüßen.

Meine Damen und Herren, mein beson- derer Gruß gilt natürlich den Röthaer Bürgern und den Bür- gern der umliegen- Bürgermeister Ditmar Haym hat die Sympathien Historische Uniformen in Rötha: im Vordergrund eine russische den Gemeinden. Ich auf seiner Seite Fahnenabordnung glaube, sagen zu dür- fen: Ich möchte ganz Schaumburg-Lippe, den Nachkom- gilt Dr. Langenfeld, dem Vorstands- ganz herzlich danken dem Förderver- men des Vizekönigs von Italien, vorsitzenden der Sparkasse Leip- ein und vor allem der Sparkassenstif- Nicolaus Herzog von Leuchtenberg de zig, nebst Gemahlin, Frau Gabriele tung, die es uns ermöglicht haben, Beauharnais, die Nachkommen der Greiner, Vorstandsvorsitzende der heute diesen Tag, diesen Gedenktag ehemals reichsunmittelbaren Territo- Kultur- und Umweltstiftung Leipziger zur Völkerschlacht gemeinsam zu rialstaaten aus den Fürstenhäusern Land der Sparkasse Leipzig, nebst begehen. Meine Damen und Herren, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Croy und Gemahl. Ich begrüße Sie alle auf seien Sie noch einmal alle recht herz- Solms-Laubach und die Nachkom- das Herzlichste hier – ebenso wie lich hier in Rötha willkommen, und ich men der Generäle Blücher, Bennigsen unsere Gäste aus der Partnerstadt wünsche mir einen schönen Vormit- und Miloradovich. Murrhardt. tag weiter in diesem Festzelt mit all den Höhepunkten, die jetzt kommen Ich möchte natürlich auch die anwe- Es ist mir eine besondere Freude, werden. senden Generäle und zahlreichen auf dem Territorium des ehemaligen Helfer der Bundeswehr ganz herzlich Schlosses – wir befinden uns auf den begrüßen. Mein besonderer Dank Grundmauern des 1969 gesprengten 50 „Tisch der Versöhnung“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Grußwort von Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident a. D. und Vorsitzender des Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V., anlässlich des Gedenktreffens in Rötha am 19. Oktober 2013*

Mein lieber Bürgermeister, du hast Foto: Privat authentische Ort des Hauptquartiers, uns ja auf das Herzlichste und erhei- an dem Kaiser Franz, Zar Alexander ternd begrüßt, ich möchte mich dem und König Friedrich Wilhelm vor anschließen. Meine hochverehrten genau 200 Jahren die entscheiden- Damen und sehr geehrte Herren, ich den Beschlüsse gefasst haben, die begrüße mit großer Herzlichkeit die schließlich und endlich dazu geführt Vertreter der fürstlichen Häuser. Wir haben, dass eine Tür geöffnet wurde haben gestern einen wunderbaren Tag zur nationalstaatlichen Entwicklung miteinander erlebt. Ich danke Ihnen und Neuordnung Europas. Ohne das für die vielen Gespräche, ich habe viel Opfer der vielen tausend Gefallenen, von Ihnen gelernt. Ich begrüße mit Verstümmelten, Verhungerten und ebensolcher Herzlichkeit alle Vertreter Geschändeten, aber auch nicht ohne des politischen Lebens, die gewählten die Friedliche Revolution von 1989 – Amtsträger unserer Region: die Bun- an der ja Rötha durch das Christliche destagsabgeordneten, die Abgeord- Umweltseminar nicht völlig unbeteiligt neten des Sächsischen Landtages, war – wären wir heute nicht hier, um die Abgeordneten der kommunalen in Dankbarkeit an die Freiheit und Parlamente und viele Bürgermeis- an die Einheit unseres Vaterlandes Walter Christian Steinbach, Vorsitzender des För- und Europas zu denken. Europa mit ter. Es zeigt die Verbindung unserer dervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Region, die wir brauchen. Vielen Dank seiner Kultur der Aufklärung ist das für Ihr Kommen. Beste und das Größte, was wir für die Und ich begrüße vor allen Dingen Zukunft haben. Ich begrüße mit großer Freude alle Mitwirkenden. Sie haben sich und Dankbarkeit unsere verehrten unglaubliche Mühe gegeben für Einer der verwegenen Reiter der Völ- Bischöfe und Pfarrer. Sie haben mit diesen Empfang und für die Musik. kerschlacht war Graf István Széche- dem Gottesdienst dem Tag die rich- Haben Sie ganz herzlichen Dank, nyi, der in einem Ritt – ich weiß nicht, tige Richtung gegeben. Vielen Dank. das war wunderbar. Ich begrüße die wie viele Pferde er gebraucht hat – Ich begrüße alle Freunde aus nah und Vertreter der Presse. Sie haben uns in das gesamte Schlachtfeld umritt, um fern, Exzellenzen, Eminenzen, viele den letzten Wochen und Monaten auf die Befehle an alle Quartiere zu über- Freunde aus Amerika, aus Dänemark, das Allerfreundlichste begleitet und bringen. Seine Ur-Enkelinnen können aus vielen Ländern Europas. unterstützt und uns sozusagen Flügel heute aus Altersgründen nicht hier verliehen. Vielen Dank. sein. Aber sie schreiben an uns: „Zur 200-Jahrfeier der Völkerschlacht bei * Abschrift des Grußwortes von Walter Christian Meine sehr geehrten Damen und Leipzig am 19. Oktober 2013 in Rötha Steinbach während der Gedenkveranstaltung in Herren, dies ist der durch kommunisti- schicken wir als Ur-Enkelinnen unsere Rötha vom 19. Oktober 2013 sche Willkür 1969 verwüstete, aber herzlichen Grüße, Alexandra Freifrau 51 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Die Repräsentanten der fürstlichen Häuser weihen das Denkmal am ehemaligen Schloss Rötha ein von Wrede-Széchenyi und Beatrix haben mit einer kleinen, aber sehr am authentischen Ort, in dem das Gräfin von Schönburg-Szécheny.“ feinen Kabinettausstellung „Schloss Verbündetenzimmer, die Adelsbiblio- Das ist doch herrlich! Rötha – Hauptquartier der Alliierten“ thek, die Familiengalerie und wert- einen ersten Schritt zur Wiederge- volle Plafonds wieder gezeigt werden Meine sehr verehrten Damen und winnung des authentischen Ortes können. Als Symbol auf diesem Herren, die Tradition des Hauptquar- getan. Gemeinsam mit Heinrich Wege werden wir jetzt ein Denkmal tiers ist in den letzten 100 Jahren Freiherr von Friesen beabsichtigen enthüllen, das Architekt Uwe Herr- weitgehend vergessen worden. Wir wir eine museale Rekonstruktion mann entworfen, die Schlosserei 52 Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Walter Christian Steinbach, Heinrich Freiherr von Friesen und Stephan Seeger während der Gedenk- veranstaltung am ehemaligen Röthaer Schloss (v.l.n.r.)

Klaus Rostalski gebaut, die Kultur- Die Töchter von Uwe Herrmann legen Sie zum Denkmal und legen Sie eine und Umweltstiftung finanziert und jetzt mit ihrem Vater Blumen auf die- Blume auf das Schlachtfeld. So wird das Ehepaar Barnstedt aus Rötha ses Schlachtfeld. Es ist die eigentli- der Kartentisch zum Tisch der Versöh- mit einer Riesenspende verhindert che Einweihung des Denkmals. Wir nung – vor dem Essen das schönste hat, dass wir auf der Strecke fast denken dabei an die Gefallenen und Tischgebet, das wir uns vorstellen verhungert wären. Ganz herzlichen bitten, dass alle Kartentische dieser können. Dank für diese wunderbare Spende. Welt Tische der Versöhnung werden, Das Denkmal erinnert mit seinen wie es im Gottesdienst gesagt worden Meine sehr verehrten Damen und Her- vier Inschriften an die Schlacht, an ist. Tische, an denen Menschen Frie- ren, wenn unsere geistigen Kräfte es die Gefallenen, an die fürstlichen den machen, Versöhnung feiern, wo erlauben, wollen wir 2017 einen realen Häuser, an Sie alle, die Sie heute hier Schwerter zu Pflugscharen werden. Erinnerungsbau einweihen. Dazu lade sind, und an unsere Zukunft. In der Uniformen zu bunten Kleidern und ich Sie heute schon sehr herzlich Mitte steht nämlich ein Tisch, der aus Elend neues Leben entsteht. ein – so Gott will und wir leben – am Kartentisch des ehemaligen Haupt- 20. Oktober 2017. Bis dahin auf Wie- quartiers. Er steht für alle Karten- Wenn Sie, meine hochverehrten dersehen. tische dieser Welt, an denen Krieg Damen und Herren der fürstlichen und Vernichtung geplant werden und Häuser, nachher die Fahnenbänder Landschaften zu Schlachtfeldern überreicht haben, machen Sie es verkommen. bitte wie die kleinen Mädchen: Gehen Foto: Olivier Colin 53 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Heinrich Freiherr von Friesen und Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland vor einem Gemälde des ehemaligen Röthaer Schlosses

„Rötha war mein Paradies“ Grußwort von Heinrich Freiherr von Friesen anlässlich der Gedenkveranstaltung am ehemaligen Röthaer Schloss am 19. Oktober 2013*

Eminenzen und geistliche Würden- Ehrengäste, liebe Röthaer, liebe Abordnungen schreiten zu können, die träger, Kaiserliche und Königliche Freunde, sehr verehrte Damen und uns in leuchtenden Farben an diejeni- Hoheiten. Durchlauchten und Erlauch- Herren, gen Ereignisse erinnern, deren Jubi- ten, sehr verehrter Herr Bürgermeister läum wir heute zum 200. Mal begehen. Haym, sehr verehrter Herr Seeger, auf Ihrem Weg von der Georgenkirche Allen Mitwirkenden möchte ich auch sehr verehrte Frau Dr. Schneider, hierher werden Sie festgestellt haben, von mir aus – und ich gehe wohl nicht lieber Herr Steinbach, sehr verehrte dass sowohl auf dem ehemaligen fehl in der Annahme – auch in Ihrer Ritterguts- wie auch auf dem früheren aller Namen meinen herzlichen Dank Schlossareal so gut wie nichts mehr und Anerkennung auszusprechen. * Abschrift des Grußwortes Heinrich Freiherr von steht. Umso beziehungsreicher und Friesens während der Gedenkveranstaltung in schöner war es, wenigstens durch Die Zerstörung dieses einst wun- Rötha vom 19. Oktober 2013 ein Fahnenspalier und eine Reihe von derschönen Gesamtareals und die 54 Foto: Bildarchiv Heinrich Freiherr von Friesen, München Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Schloss Rötha, Speisesaal nach Süden, 1938

Vernichtung einer Unzahl von Kunst- Ministern diejenige Strategie entwi- eine große Anzahl von Soldaten zu und Kulturgegenständen, die gerade ckeln konnten, die Europa im Ergebnis verpflegen, die sich auf dem Ritter- an diesem Ort seit Jahrhunderten veränderte und drei Jahrzehnte später gut und in ganz Rötha aufhielten. So eine besondere Dichte erfahren hatte, erstmalig in ihrer Geschichte in der waren ganze Truppenteile in Rötha kann nicht darüber hinwegtäuschen, Paulskirche in Frankfurt eine Deutsche anwesend, Wachregimenter, um auch dass hier einmal etwas gestanden Nation entstehen ließ. das Schloss und seine Umgebung hat, welches für das Bedeutende, was zu sichern. Ganze Fourage-Trupps sich hier zutrug, als geeignet erschien. Man benötigte also ein 70 Zimmer waren täglich auf den Vorwerken des Denn in Schloss Rötha logierten 1813 Schloss und ein Rittergut mit einer Rittergutes in Geschwitz, Podschütz, mehrere Tage und Nächte zwei Kaiser, sehr starken Ökonomie, um nicht nur Espenhain, Kreudnitz und Tache- und ein König kam täglich herüber- drei Monarchen mit einer Vielzahl von nau und anderen Orten unterwegs, geritten, damit alle drei Monarchen zum Teil höchsten Chargen bekös- nur, um für die Heranschaffung der gemeinsam mit ihren Marschällen und tigen zu können, sondern um auch notwendigen Naturalien zu sorgen. 55 Ein unbeschreibliches Durcheinander wir, dass in Meißen auch ein Friesen- zarter Junge von nicht einmal zehn muss sich hier – nur einer größe- Service hergestellt wurde. Alle Gebäu- Jahren – haben sich tief in meine Seele Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht ren Ordnung folgend – zugetragen delichkeiten waren mit wunderschön eingegraben. Und bis heute noch ist haben. Es wurden Verwundete barock-gewalmten Dächern versehen mir genau erinnerlich, mit welch tiefer herbeigeschafft und in der Halle im sowie auch ein schönes, ebenfalls Ehrfurcht wir als Kinder den großen Schloss operiert. Es war ein ständiges barock gestaltetes sogenanntes „klei- Speisesaal betraten mit seiner Unzahl Heranpreschen und Abgaloppieren nes Schloss“ direkt an der Auffahrt von Porzellanen an den Wänden und berittener Ordonanzen zu sehen, die mit einem geschwungenen Mittel­ seinem unnachahmlichen Spiel der Meldung zu erstatten und Befehle an risalit und doppelt gewalmten Dach. hellen Farben. Denn man hatte uns die Kommandeure der Truppen zu Es steht noch hier, aber man erkennt eingeprägt, dass hier einmal Weltge- überbringen hatten. Reit- und Zug- es nicht mehr wieder, weil es bis zur schichte gemacht worden sei, was pferde mit Transportwagen mussten Unkenntlichkeit verunstaltet wurde. immer das auch für uns Kinder bedeu- bereitgestellt werden, und eine Unzahl ten mochte. Es war überall so viel von Stellmachern, Sattlern, Schmie- Als letzter noch lebender im Schloss Schönes, welches einen umgab, und den, Zimmerleuten und sonstigen Rötha geborener Friesen habe ich als auch im kleinen Schloss gab es beim Handwerkern war fieberhaft damit Kind die einstige Pracht und Herr- Hereinschauen von meiner Großmutter beschäftigt, diesen riesigen Betrieb lichkeit dieses Schlosses, seines weit stets eine kleine süße Köstlichkeit, so technisch auf dem Laufenden zu geschwungenen englischen Parks, dass wir Kinder sie alle liebevoll „Omi halten. des für mich riesigen Rittergutes, des Biene“ nannten. Fürwahr, man konnte wunderschönen Gartens und der aus- keine schönere Kindheit haben als ich. Nur so können Sie sich vor Ihrem gedehnten Schlosswiesen bis hin zur Und ich empfand ein unbeschreibli- geistigen Auge ein Areal in einem großen Pleiße erlebt. Die bezaubernde ches Glücksgefühl darüber, denn eines ausgedehnten Geviert vorstellen, auf Atmosphäre, die von allem ausging, verspürte ich schon als Kind ganz dem sich große Scheunen, weitläu- die unendlich vielen Gerüche in den deutlich: Rötha war mein Paradies. fige Pferde-, Rinder-, Schweine- und Scheunen und Ställen des Gutshofes, Schafställe aneinanderreihten bzw. auch im Schlossgarten und Park, die Umso dankbarer bin ich für jede im Karree gegenüber standen. Alle man in sich aufnahm, der Alkoholdunst Anstrengung, die unternommen wird, Gebäude stammten aus dem Anfang in der großen Brennerei, der unnach- um das ehemalige Schlossareal des 18. Jahrhunderts von einem der ahmliche Wohlgeruch gepflegter wenigstens etwas wieder zu ver- bekanntesten Vorfahren meiner Fami- Pferde im großen Pferdestall, meinem schönern. Einen Meilenstein in dieser lie: Otto Heinrich von Friesen, dem Zufluchtsort, in welchen ich mich zu Richtung bildet zum Beispiel die Chef der Staatskanzlei unter August Füßen eines der vielen Pferde im tiefen Wiederherrichtung des Parks in seine dem Starken. Ihm verdanken wir Stroh versteckte und mich vollkom- ursprüngliche Form, mit seiner neuen auch, freilich im Auftrag seines Lan- men sicher fühlte vor Strafe – meist Parkbrücke über die kleine Pleiße in desherrn, die Gründung der Meißner Schelte, wenn ich etwas ausgefressen ihrer alten schönen Form inklusive Porzellanmanufaktur 1710, worüber hatte. Das Gefühl der unbedingten des wieder gepflegten Schlossteiches noch die Fundationsurkunde mit Geborgen­heit in all dieser wunderbaren mit seiner kleinen Insel, an welche ich seiner Unterschrift und seinem Siegel Umgebung unter der liebevollen Obhut auch noch so viele Erinnerungen habe. vorliegt, und aus den Eintragungen meiner Mutter und aller Schlossbe- Johann Joachim Kändlers in die diensteten, vor allem meiner Kinder- Hierzu gehört auch die vollkommene Werkbücher der Manufaktur ersehen schwester – war ich doch ein ganz Restaurierung der Marienkirche mit 56 ihrer zweiten Silbermannorgel, die gleichbleibenden freundlichen Höflich- nur als ungemein wohltuend empfin-

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Errichtung eines kleinen Museums keit, die einmalig ist. den, mit welch großer Behutsamkeit in der Patronatsloge, in der man „in Sie bei allem zu Werke gegangen parte“ erleben kann, wie früher der Und als Leiter der Stiftung bitten wir sind. ehemalige Speisesaal im Schloss Sie, der Sparkasse Leipzig unseren ausgesehen haben mag. ganz besonderen Dank auszuspre- Er gilt auch Ihnen, sehr verehrter Herr chen, denn ihr Beitrag hat uns den Bürgermeister Haym, der sich im Rah- Ich bin in der Lage, eine weitere Stif- Aufenthalt in Leipzig angenehm men der Stadtverwaltung durch viel- tung zu vollziehen, weil der größte Teil gestaltet und wesentlich zum Gelin- fältige administrative Unterstützung der Einrichtung dieses Speisesaales gen der Feierlichkeiten geführt. der Projekte verdient gemacht hat. inklusive der wertvollen Chinesischen und Meißner Porzellane, darunter zwei Mein Dank gilt Ihnen, lieber Herr Mein großer Dank gilt aber auch und Meißner Prunkvasen, noch erhalten Steinbach, als Vorsitzender des ganz besonders den vielen freiwilligen ist. So planen wir genau an der Stelle, Fördervereins Rötha – Gestern. Helfern, den Fahnenabordnungen, an der wir uns jetzt befinden, d. h. Heute. Morgen. e. V. dessen gera- den Darstellern und Musikkapellen, am ehemaligen Schlossstandort ein dezu phänomenale Bemühungen um die sich bei den zahlreichen Einzelvor- Museum zu errichten, in welchem der die Koordination und vor allem auch haben immer wieder unermüdlich in ehemalige Speisesaal im Maßstab die Beschaffung der Mittel für alle den Dienst der Sache gestellt haben 1:1 wieder in altem Glanz erstrahlen Vorhaben wir ausschließlich Ihnen und stellen. wird. Vieles für unmöglich Gehaltene zu verdanken haben und der – wem ist inzwischen vollbracht. Mein Dank sage ich es – als ehemaliger Regie- Gemessen an der geschichtlichen gilt fünf Personen, die sich um diesen rungspräsident von Leipzig auch die Bedeutung dieses Ortes habe ich Ort in hervorragender Weise verdient notwendigen Kontakte bis hin zur mich heute Ihnen allen gegenüber gemacht haben. Staatsregierung hergestellt hat. mehr oder weniger nur mit dem „Mik- rokosmos“ befasst. Ich hoffe, dass Er gilt Ihnen, sehr verehrter Herr Er gilt Ihnen, sehr verehrter Herr Sie mir dies nicht als Unterlassung Seeger, als Leiter der Kultur- und Rechtsanwalt Eichhorn, dessen Name ansehen, zumal die geschichtlichen Umweltstiftung Leipziger Land der mit der Gründung des „Fördervereins Zusammenhänge der Völkerschlacht Sparkasse Leipzig, ohne den wir für die Restaurierung der Marienkirche auch im Kontext zu unserer Gegen- den neu erstandenen Schlosspark Rötha und ihrer Silbermannorgel e. V.“, wart in diesen Tagen aus berufenem inklusive Brücke nicht bewundern mit deren Restauration in Sonderheit Munde ausführlich behandelt wurden. könnten, und wir uns alle hier in Rötha auch des Zuganges zum Museum in So darf ich abschließend meiner und Leipzig keinesfalls hätten treffen der ehemaligen Patronatsloge und der Hoffnung Ausdruck verleihen, ja, zum können. Und als Oberst der Bundes- vielen wunderbaren Konzertveranstal- Herrgott beten, dass diesem Ort, wehr – und auch hier bin ich sicher, in tungen untrennbar verbunden ist. an dem einmal buchstäblich alles Ihrer aller Namen zu sprechen – bitte kaputt gemacht wurde, was kaputt zu ich Sie, den Soldaten der Bundeswehr Er gilt Ihnen, liebe Frau Dr. Schneider, machen war, wenigstens schrittweise unseren herzlichen Dank auszurichten denn ohne Sie wäre die künstlerische seine Würde wieder zurückgege- für eine Betreuung, die ihresgleichen und historische Wiederherstellung der ben wird und das Ansehen, das ihm sucht, und eine Hilfsbereitschaft und Kirche inklusive des Museums nicht gebührt, und vielleicht auch wieder Zuvorkommenheit sowie einer stets denkbar. Und jeder Besucher kann es ein Hauch seiner früheren Poesie. 57 Der Große Zapfenstreich – Historie und Bedeutung Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht von Stephan Seeger Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig Foto: Olivier Colin Im Jahre 2013 blickten wir nicht nur zurück auf die Ereignisse der Völker- schlacht im Oktober 1813. Wir erin- nerten uns auch des 100. Jahrestages 1913, diesem letzten Friedensjahr vor der Urkatastrophe des I. Weltkrieges, in dem das alte Europa unterging und an dessen Ende die Saat für eine noch größere Katastrophe bereits gelegt wurde.

Dieses Jahr 1913, in dem die Erinne- rung an die bis dahin größte Massen- schlacht der Menschheitsgeschichte noch näher war als uns heute und die deshalb Ausdrucksformen des Gedenkens im monumentalen Stil der Zeit schuf: das Völkerschlacht- Historischer Zapfenstreich vor der Villa Ida denkmal, die Russische „St. Alexej“ Gedächtniskirche, die zahlreichen sequent, denn mit der Einführung der militärische Zeremonie, die heute in kleineren Denkmale, unter anderem allgemeinen Wehrpflicht in Preußen in der Bundeswehr höchster protokolla- die des Militär-Maria-Theresia-Ordens den Jahren 1813/1814 verschwammen rischer Ausdruck einer Ehrung ist. mit ihren beeindruckenden bronzenen die Standesunterschiede im Militär. Doppeladlern. Wille des Königs als Stifter war, dass Ursprünglich hatte der „Zapfen­ die später „EK“ genannte Auszeich- streich“ eine disziplinierende Auf- Wir erinnerten uns auch der Stiftung nung nur im Kampf gegen Napoleon gabe. Wenn die Landsknechte zur des „Eisernen Kreuzes“ durch König verliehen werden sollte. Das „Eiserne festgesetzten Abendstunde in das Friedrich Wilhelm III. am 10. März Kreuz“ wurde in der Folgezeit jedoch Lager zurückkehren sollten, ging ein 1813. Diese militärische Auszeichnung, mehrfach erneuert und ist heute Offizier, begleitet von einem Pfeifer in Erinnerung an Königin Luise gestif- Hoheitszeichen der Bundeswehr. oder Trommler, durch die Gaststuben tet, ihr posthum als erster Trägerin und schlug mit seinem Stock auf den verliehen und von Schinkel ausge- Neben der Einführung der allgemeinen Zapfen des Fasses. Danach durfte der führt, sollte erstmals ohne Ansehen Wehrpflicht in Preußen und der Stif- Wirt keine Getränke mehr ausgeben von Herkunft, Rang und Stand des tung des „Eisernen Kreuzes“ entstand und die Soldaten mussten in die Zelte. Auszuzeichnenden für hervorragende etwa zur selben Zeit unter dem Begriff Diesen musikalischen Befehl nannten Taten vergeben werden. Dies war kon- „Großer Zapfenstreich“ auch eine die Landsknechte „Zapfenstreich“. 58 König Friedrich Wilhelm III. befahl für Dass die Wachen von jetzt an, wenn die Wachen aus dem Gewehr treten

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht seine Truppen die Einführung eines Reveille oder Zapfenstreich geschla- und die Kompanien usw. auseinander Gebetes nach dem Zapfenstreich, gen wird, ins Gewehr treten, sodann gehen. nachdem er diesen Brauch im Lager das Gewehr präsentieren, wieder der verbündeten Russen bei Groß- schultern und abnehmen, hierauf Ich trage Ihnen auf, diesen Befehl den görschen im Mai 1813 kennenge- den Czako usw. mit der linken Hand unter Ihrem Kommando stehenden lernt hatte. Der Erlass stammt vom abnehmen und, ihn mit beiden Hän- Truppen wörtlich bekanntzumachen, 10. August 1813 und hat folgenden den vor dem Gesicht haltend, ein stil- und auf dessen Befolgung strenge zu Wortlaut: les Gebet, etwa ein Vaterunser lang, halten.“ verrichten sollen. Die Mannschaft „Da bei allen Armeen der jetzt mit uns nimmt mit dem kommandierenden Neudorf, den 10. August 1813 verbündeten Mächte, und nament- Offizier, Unteroffizier usw. zugleich Friedrich Wilhelm lich bei den Russen, Österreichern den Czako ab und setzt ihn ebenso und Schweden der Gebrauch statt- wieder auf. Die Zusammenfassung von einigen findet, des morgens nach beendig- Zapfenstreichstücken der Fußtruppen ter Reveille, und des abends nach In den Feldlägern sollen die vor den und der berittenen Truppen mit dem beendetem Zapfenstreich ein Gebet Fahnen usw. versammelten Trom- Gebet führte dann zu der heute noch zu verrichten und es mein Wille ist, peter oder Hoboisten gleich nach gebräuchlichen Form des Großen dass meine Truppen auch in Hinsicht beendigtem Zapfenstreich ein kurzes Zapfenstreichs. Auf der Grundlinie der Gottesverehrung keinen ande- Abendlied blasen, nach welchem die „Locken – Zapfenstreich – Gebet“ ist ren nachstehen sollen, und dass vordem ohne Gewehr in Jacken oder von Wilhelm Wieprecht, dem Direktor überhaupt bei denselben dem so Mänteln herangetretenen Eskadro- sämtlicher Musikkorps des Preußi- notwendigen religiösen Sinn immer nen oder Kompanien zugleich mit schen Gardekorps, die Spielfolge des mehr Raum gegeben und jedes Mittel den Waffen das Haupt zum Gebet Großen Zapfenstreichs zusammenge- zur Belebung desselben angewendet entblössen, nach dessen Ende auf ein stellt worden. werden möge, so befehle ich hiermit: Signal mit der Trompete oder Trommel 59 Ausführung des „Großen Zapfenstreichs“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Der Große Zapfenstreich wird ausgeführt von Spielleuten und Musikkorps, die von zwei Zügen unter Gewehr und Fackelträgern begleitet werden. Führer des Großen Zapfenstreichs ist ein Truppenoffizier, der mindestens im Rang eines Stabsoffiziers steht und die für den Großen Zapfenstreich angeordneten Kom- mandos gibt. Die musikalische Leitung hat der Chef des Musikkorps oder, bei Ausführung in größerem Rahmen, der dienstälteste Musikchef.

Der Große Zapfenstreich marschiert unter den Klängen eines Armeemarsches auf den befohlenen Platz. Nach dem Halten wird eine Linkswendung durchge- führt, der ein kurzes Ausrichten folgt. Auf ein weiteres Kommando treten die Fackelträger, der Chef des Musikkorps, der Tambourmajor, der Schellenbaumträ- ger und eventuell der Kesselpauker an ihre Plätze. Sodann erfolgt die Meldung des Großen Zapfenstreichs.

Nach weiteren Kommandos beginnt nun üblicherweise eine Serenade in Form von einigen geeigneten Musikstücken nach Wahl des zu Ehrenden bzw. für den entsprechenden Anlass. Nach Beendigung der Serenade beginnt auf das Kommando des Truppenoffiziers sodann der Große Zapfenstreich in der oben verzeichneten Spielfolge.

Vor dem Gebet erhalten die Waffenzüge das Kommando zum Abnehmen, nach dem Gebet das Kommando zum Aufsetzen des Helms. Der Große Zapfenstreich wird nach dem Spielen der Nationalhymne durch den Truppenoffizier abgemel- det.

Das Gebet

Der Dichter des Liedes „Ich bete an die Macht der Liebe“ ist der deutsche Mys- tiker Gerhard Tersteegen (1697-1769). Der Komponist ist Dimitri Stepanowitsch Bonnianski (1751-1825), dessen 160 liturgische Gesänge (Gesamtausgabe spä- ter durch Tschaikowsky) von Friedrich Wilhelm III. eingeführt wurden. Ob dieses Lied 1813 schon komponiert war, ist nicht sicher. In den Gesangsbüchern der deutschen Landeskirchen und in dem neuen evangelischen Gesang- und Gebet- buch für Soldaten steht bei der Melodie des Liedes die Jahreszahl 1822. 60 Der „Große Zapfenstreich“ am 19. Oktober 2013 auf dem „Mediencampus Villa Ida“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Foto: Michael Gonsior Der „Große Zapfenstreich“ kam auf- grund der räumlichen Gegebenheiten auf dem „Mediencampus Villa Ida“ am 19. Oktober als „Historischer Zap- fenstreich“ in symphonischer Form zu Gehör, da das Gelände Marschforma- tionen nicht zuließ.

Mit diesem Zeremoniell ehrten wir die Gefallenen und Opfer der Völker- schlacht bei Leipzig und richteten unter dem Europamotto „In Vielfalt geeint“ zugleich eine Botschaft an die in Verantwortung für das Gemein- wohl Stehenden, den europäischen Integrationsprozess mit aller Kraft Stephan Seeger nimmt die Meldung von Major Hans-Joachim Böhm, fortzusetzen. Kommandant der Historischen Bürgerwehr Villingen, entgegen

Das musikalische Programm am 19. Oktober 2013

Einmarsch • Preußischer Zapfenstreichmarsch beteiligten Ausführenden halten dazu Marsch des Yorck’schen Korps/Ludwig • Retraite mit drei Posten (Fanfarenrufe); den Helm mit der linken Hand vor die van Beethoven (1770-1827) die drei Posten unterscheiden sich Brust; anwesende Soldaten in Uniform durch eine zunehmende Getragenheit nehmen formlos ihre Kopfbedeckung Serenade und Melancholie und rufen symbolisch ab. 1. Hoch Habsburg/Johann Nepomuk Král nacheinander die Versprengten und • Das Kommando „Helm auf!“, Abschla- (1839-1896) die Verwundeten nach der Schlacht gen nach dem Gebet und Ruf nach 2. Le régiment de sambre et meuse/ zurück, die dritte und letzte Fanfare ist dem Gebet Robert Planquette (1848-1903), Arr.: ein musikalischer Gruß an die Toten, • Nach dem Kommando „Achtung, prä- Louis- Philippe Laurendeau die nicht mehr zurückkehren sentiert!“ folgen die 3. Marsch des Soldaten Robert Bruce/ • Ruf zum Gebet durch den Spielmanns- Melodie aus Schottland, Arr.: Bernd zug Hymnen Classen • Nach dem Kommando „Helm ab zum Deutsche Nationalhymne nach Joseph 4. Großer Gott, wir loben dich/Arr.: Kurt Gebet!“ das musikalische Gebet, die Haydn (1732-1809) Gäble von Dimitri Stepanowitsch Bonni- Europahymne nach Ludwig van anski komponierte Choralstrophe, die Beethoven (1770-1827) Großer Zapfenstreich später mit dem Text „Ich bete an die • „Locken“ zum Großen Zapfenstreich Macht der Liebe“ unterlegt wurde. Die durch den Spielmannszug 61 Mit den zum Zeremoniell des Zap- Veranstaltungsprogramms: das Gefal- Wir danken der Historischen Bürger- fenstreiches obligatorischen sowie lenengedenken. Seinen musikalischen wehr Villingen unter Ihrem Komman- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht den für die Serenade ausgewähl- Höhepunkt fand dieses Gedenken danten Herrn Major Hans-Joachim ten Musikstücken aus Preußen im Choral „Ich bete an die Macht der Böhm und der Stadt- und Bürgerwehr- (Yorck’scher Marsch), Österreich Liebe“. musik Villingen unter Leitung von Herrn (Hoch Habsburg), Frankreich (Le Stadtmusikdirektor Markus Färber régiment de sambre et meuse) und Die zweite zentrale Botschaft, aus den sowie allen Mitwirkenden für die Aus- Russland (Ich bete an die Macht der Erfahrungen der Geschichte Lehren führung des „Großen Zapfenstreiches“ Liebe) wurde der Bezug auf die eins- zu ziehen und den europäischen Inte- anlässlich des 200. Jahrestages der tigen Verbündeten und Kriegsgegner grationsprozess trotz aller Hindernisse Völkerschlacht bei Leipzig. hergestellt. und aktuellen Verwerfungen fortzu- setzen, fand im – ansonsten für den Quellen: Der „Marsch des Soldaten Robert Großen Zapfenstreich unüblichen – Stephan, Wilhelm: Der Grosse Zapfenstreich; Bruce“ und der die Serenade Abspielen der Europahymne ein sym- Skizze über Herkunft, Entwicklung und Aus- abschließende Choral „Großer Gott bolisches Ausrufezeichen am Schluss führung; Sonderpublikation wir loben Dich“, unterstrichen eine und sollte zugleich eine musikalische Wikipedia der beiden Kern-Botschaften unseres Aufforderung an uns alle sein.

Stadt und Bürgerwehrmusik und Historische Bürgerwehr Villingen zelebrierten zum Gedenken an die Völkerschlacht 1813 den Großen Zapfenstreich in Leipzig von Hans-Joachim Böhm Kommandant und 1. Vorstand der Historischen Bürgerwehr und Trachtengruppe Villingen e. V.

Unvergessliche Eindrücke sammel- „Mediencampus Villa Ida“ und zum Politik und Wirtschaft, insbesondere ten die Mitglieder der Historischen Abschluss der Feierlichkeiten auf aber den Nachfahren der Fürstenhäu- Bürgerwehr und Trachtengruppe dem Marktplatz in Leipzig. Dass den ser, deren Vorfahren vor 200 Jahren e. V. sowie die Stadt- und Bürger- Villingern diese Ehre zu teil wurde, ist maßgeblich an den Geschehnissen wehrmusik Villingen, die vom 18. bis der „Union Europäischen Wehrhistori- um die Völkerschlacht beteiligt waren, 21. Oktober 2013 bei den Gedenkfei- schen Gruppen“ und den guten Kon- zelebrierte die Stadt- und Bürger- erlichkeiten „200 Jahre Völkerschlacht takten des heutigen Villinger Ehren- wehrmusik mit Spielmannszug und zu Leipzig, 100 Jahre Völkerschlacht- kommandanten Manfred Riegger zu den militärischen Abteilungen den denkmal“ zu Gast waren. verdanken. Zapfenstreich unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Markus Färber Anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten Ausgesprochen feierlich war die „in Perfektion“. Führer des Großen hatten sie die Ehre, den „Großen Atmosphäre am Samstagabend vor Zapfenstreiches war der Komman- Zapfenstreich“ gleich zweimal aufzu- der Kulisse der „Villa Ida“, dem Sitz dant der Historischen Bürgerwehr führen. Einmal vor Vertretern euro- der Stiftungen der Sparkasse Leipzig. Villingen e. V., Major Hajo Böhm. päischer Fürstenhäuser im Leipziger Vor hochrangigem Publikum aus „Glücklich die Stadt, die eine sol- 62 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Die „Villinger” vor der „Villa Ida“

che Bürgerwehr und Stadtmusik als schen Kleidern und perfekter Kulisse fassen“, schwärmte Kommandant Botschafter auftreten lassen kann“, nach. In unmittelbarer Nähe, gleich Major Hans-Joachim Böhm. betonte anschließend Stephan See- neben einem historischen Biwak mit ger, Direktor Stiftungen der Sparkasse unzähligen Soldaten, wurden auf 175 Mitwirkende, darunter 25 Feu- Leipzig, die den Auftritt der beiden dem „Schlachtfeld“ zivile und militä- erwehrleute und 70 Mitglieder der Villinger wehrhistorischen Gruppen rische Nachstellungen gezeigt. Die Bürgerwehr, umfasste die Villinger arrangiert hatte. Kavallerie und die Trachtengruppe Delegation. Allen Abteilungen wird Villingen waren in dieses Spektakel dieses Ereignis sicher noch lange im Die Gedenkfeierlichkeiten am Samstagnachmittag mit einge- Gedächtnis bleiben. beschränkten sich allerdings nicht bunden. nur auf die Stadt Leipzig. Liebert- wolkwitz, ein Dorf vor den Toren „Als wir am Sonntag Schlag 18:13 Leipzigs, erinnerte an die Zeit anno Uhr zum 2. ‚Großen Zapfenstreich‘ 1813 und verwandelte das komplette auf den Leipziger Marktplatz mar- kleine Dorf in lebendige Geschichte. schiert sind, gab es frenetischen Der ganze Ort, alle Bewohner stellten Applaus von den rund 2.500 Besu- das das Leben von damals in histori- chern. Das kann man kaum in Worte 63 Die Fürstenhäuser als Kulturträger Europas Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht von Nikolaus Faulstroh und Maximilian Graf zu Solms-Laubach

In Leipzig kamen 17 Vertreter der starke Wirkung auf die Menschen in Foto: Michael Gonsior ehemals regierenden Fürstenhäuser Europa? zusammen, um anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht bei „Das Bündnis zwischen Russland, Leipzig, die als erste der Entschei- Österreich und Preußen, das auch dungsschlachten gegen Napoleon als ‚Heilige Allianz‘ bezeichnet wurde, Bonapartes gilt, zu gedenken. Sie war eine strategische Allianz der erinnerten an die rund 100.000 Gefal- drei christlichen Dynastien, deren lenen und Opfer unter der Zivilbevöl- Zusammenschluss für den Ausgang kerung, der bis dahin größten Feld- der Völkerschlacht entscheidend war. schlacht der Menschheitsgeschichte. Der österreichische Kaiser spielte Das Gedenken an die Gefallenen der als Schutzherr des Papstes und der Völkerschlacht ist auch ein tragen- Katholischen Kirche eine maßgebliche des Bewusstsein der historischen Rolle, der russische Zar als Garant der Verantwortung ihrer Vorfahren, die Orthodoxie und der preußische König als regierende Fürsten und Gene- als der führende protestantische räle entscheidend agierten. 200 Monarch Europas und Schutzherr der Jahre nach der Völkerschlacht und deutschen Protestanten. fast 100 Jahre nach Absetzung der Europäischen Monarchien in Deutsch- Die Monarchen agierten wie jeher als „Sie haben es verstanden, das Gedenken mit land, Österreich und Russland wurde Schutzherren ihrer Kirchen und des einem Ausblick in die Zukunft zu verknüpfen. Sie haben mit der Einladung an die ehemals es mit Unterstützung der Kultur- und christlichen Abendlandes. agierenden Fürstenhäuser und Befehlshaber sich Umweltstiftung Leipziger Land der dafür eingesetzt, im Gedenken an die Gefallenen Sparkasse Leipzig möglich, ein Treffen Die Verteidigung christlicher Werte die ‚Heilige Allianz‘ von damals in Erinnerung zu dieser Art ins Leben zu rufen. und Traditionen ist bis heute durch rufen … Gemeinsam im Hier und heute ist es Ihnen so gelungen den Bogen aus der Vergan- das Engagement der Familien bei den genheit in die Zukunft zu spannen.“ – Maximilian Europas Fürstenfamilien, das Heilige über 800 Jahre bestehenden Ritter- Graf Solms zu Laubach (Georg Erzherzog von Römische Reich Deutscher Nation, die und Hospitalsorden der Malteser Österreich überreicht Graf Solms ein Fahnen- band als Dank für sein Engagement) Mediatisierung geistlicher und weltli- und Johanniter deutlich zu erkennen. cher Territorien mit dem bei Historikern In diesen Orden setzen sich beson- besonders beliebten Zungenbrecher ders die Fürstenfamilien Europas für Dr. Erich Prinz von Lobkowicz und „Reichsdeputationshauptschluss“ sind humane und soziale christliche Werte der Vorstandsvorsitzende des Mal- Schlagworte, die eine Epoche darstel- ein und übernehmen eine maßgeb- teser Hilfsdienst e. V. in Deutschland len, die längst vergangen scheint. liche Rolle. Sie tragen noch heute Karl Prinz zu Löwenstein. eine große Verantwortung. So ist der Wieso entfalten aber gerade die derzeitige Präsident der Deutschen Die Fürsten übernehmen bis heute Ereignisse im 19. Jahrhundert eine so Assoziation des Malteserordens zahlreiche Ehrenämter. Es ist ihnen 64 quasi in die Wiege gelegt, das Foto: Michael Gonsior

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht weiterzugeben, was sie über Gene- rationen verbindet, sich für ihr Land im geschichtlichen Bewusstsein, verantwortungsvoll einzusetzen. Sie sind Kulturträger europäischer Güter und des Leitgedankens, der die Völker miteinander verbindet. Um dieses Kul- turgut für nachfolgende Generationen zu schützen und zu erhalten.

Im gemeinsamen Kommuniqué der Fürstenhäuser zum Abschluss der Gedenkfeiern im Oktober 2013 heißt es in diesem Sinne: „Aus diesem historischen Bewusstsein heraus erwächst uns die Verantwortung und Pflicht, familiäre Traditionen, kulturelle Schätze und christliche Werte zu wah- „Es war ein wohl wirklich einmaliges Erlebnis …Wir hoffen sehr, dass auch für Sie nicht nur die großen ren und sie an nachfolgende Generati- Mühen in Erinnerung bleiben, sondern doch ein wirklich würdiges Begehen eines großen historischen onen weiterzugeben.“ Ereig­nisses.“ – Dr. Harald Langenfeld, Johanna und Heinrich XIV., Fürstin und Fürst Reuß in Rötha (v.l.n.r.) Foto: Kultur- und Umweltstiftung Die hohe Präsenz der Familien und Während der Gedenkfeierlichkeiten zur die gelungenen Gedenkfeierlichkeiten Völkerschlacht bei Leipzig waren die Autoren zur Völkerschlacht bei Leipzig sind verantwortlich in der Position als Koordinator ein Indiz dafür, dass in den Familien der fürstlichen Häuser und als Protokollchef der das Bewusstsein erhalten geblieben Veranstaltung der Kultur- und Umweltstiftung der ist, für die Geschichte, Politik und Sparkasse Leipzig. Sie stehen für die Nachhaltig- Kultur Europas Verantwortung zu keit traditioneller und christlich-abendländischer tragen. Sofern man die Fürstenhäu- Werte als Bindeglied zwischen Kirche, Politik und ser wahrhaftig bittet, setzen sie sich Gesellschaft. Die Kulturträgerschaft der histo- gern mit ihrer Erfahrung als Vermittler risch gewachsenen alten Familien soll gepflegt und Bewahrer europäischer Werte und bewahrt werden.* Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und öffentlich ein. www.fürstenhäuser-kulturträger.eu Nikolaus Faulstroh

* Die Urheberrechte sind zu wahren. Nach Kontakt: schriftlicher Freigabe durch die Autoren Maximilian Solms Nikolaus Faulstroh können auch Auszüge mit Quellenangabe Dölitzer Straße 12 Mühlerweg 1a verwendet werden. 04416 Leipzig-Markkleeberg 81243 München E-Mail: mail@fürstenhäuser-kulturträger.eu E-Mail: mail@fürstenhäuser-kulturträger.eu 65 Gedenktreffen der Fürstenhäuser vom 17. bis 19. Oktober 2013 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Kommuniqué der Fürstenhäuser Foto: Olivier Colin 200 Jahre nach der Völkerschlacht haben wir uns in Leipzig eingefunden, um der unvorstellbar großen Zahl von Opfern der bis dato größten Feld- schlacht der Menschheitsgeschichte in Achtung zu gedenken. Wir rufen uns die Toten ebenso wie die Verwundeten, die gefallenen Soldaten aller Nationen und Länder und die unter Krieg und Zerstörung leidende Zivilbevölkerung in mahnende Erinnerung.

Die historischen Wirkungsstätten unserer Vorfahren müssen wir kennen- lernen. Europas Fürstenhäuser, das Gruppenfoto der Repräsentanten der Fürstenhäuser vor der Villa Ida Heilige Römische Reich Deutscher Nation, die Mediatisierung durch den Würde und im Wortsinne „In Vielfalt Leipzig, den 19. Oktober 2013 Reichsdeputationshauptschluss und geeint“ das historische Ereignis reflek- Georg Erzherzog von Österreich die Völkerschlacht sind Begriffe einer tieren! Wir sind dankbar, dass 23 Jahre Georgi Michailowitsch Großfürst Epoche, die längst vergangen scheint Demokratie in Sachsen nach Jahren von Russland und die doch bis in die heutige Zeit der Diktatur die Geschichtslosigkeit in Heinrich Prinz von Hannover Herzog zu eine starke Wirkung auf die Menschen diesem Teil unserer Heimat überwun- Braunschweig und Lüneburg in Europa entfaltet. Aus diesem histo- den haben. Michael-Benedikt Prinz von Sachsen- rischen Bewusstsein heraus erwächst Weimar-Eisenach uns die Verantwortung und Pflicht, Wir haben in Leipzig erlebt, wie die Alexander Prinz von Sachsen familiäre Traditionen, kulturelle Schätze Kämpfe unserer Vorväter Erfüllung fin- Heinrich XIV. Fürst Reuß und christliche Werte zu wahren und den, indem die Feindschaft erlischt. Wir Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe sie an nachfolgende Generationen wünschten, dass Entscheidungsträger Dr. Georg Prinz zur Lippe-Weißenfeld weiterzugeben. in Politik und Gesellschaft, in Wirt- Rudolf Herzog von Croy schaft und Medien ihr Handeln, den Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn Wir sind nach Leipzig gekommen aus Bürgern und Gästen Leipzigs folgend, Maximilian Graf zu Solms-Laubach geschichtlicher Neugier und wir haben darauf ausrichteten, das gemeinsame Nicolaus Herzog von Leuchtenberg de europäische Gegenwart und Zukunft Haus Europa in seinem Umfeld zu Beauharnais getroffen – in einer Stadt der Freiheit, in befrieden und in seinen Fundamenten Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt der unzählige Nationen in Frieden und zu stärken. Lukas Graf Blücher von Wahlstatt Pierre Graf von Bennigsen Heinrich Freiherr von Friesen 66 Commemorative meeting of the Princely Houses Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht from 17th to 19th of October 2013

Communiqué of the Princely Houses Foto: Olivier Colin 200 years after the Battle of the Nations we have gathered in Leipzig to respectfully remember the vast amount of victims of the biggest open battle in human history until then. We recall the dead and the wounded, the soldiers killed in action of all nations and countries and the civil society that suffered from war and devasta- tion as a warning sign.

We must get to know this historic place of action of our forefathers. The Princely Houses of Europe, the Holy Roman Empire of the German Nation, Georg Erzherzog von Österreich bei der Unterzeichnung des Kommuniqués the mediatization following the Prin- cipal Decree of the Imperial Deputa- overcome the absence of history after Leipzig, 19th of October 2013 tion and the Battle of the Nations are years of dictatorship in this part of our Georg Archduke of Austria concepts of a seemingly bygone era home country. Georgi Mikhailovich Grand Duke of Russia that nevertheless has a strong effect Heinrich Prince of Hanover, on the people in Europe until today. In Leipzig we have experienced how Duke of Brunswick and Luneburg, Prince of This historical consciousness is the enmity disappears and therefore bring Great Britain and Ireland basis of our commitment and duty the battles of our forefathers to fulfill- Michael-Benedikt Prince of Saxe- to preserve family traditions, cultural ment. We wish that decision makers Weimar-Eisenach treasures and Christian values and to in politics and society, in business Alexander Prince of pass them on to future generations. and media will follow the example Heinrich XIV. Prince of Reuss of Leipzig‘s citizens and guests and Alexander Prince of Schaumburg-Lippe We have come to Leipzig looking for focus their actions on bringing peace Dr. Georg Prince of Lippe-Weißenfeld history and encountered European to the environment of our common Rudolf Duke of Croy presence and future – in a city of house of Europe and strengthening its Alexander Prince of Sayn- freedom where innumerable nations foundations. Wittgenstein-Sayn reflect the historic event in peace and Maximilian Count of Solms-Laubach dignity and literally „united in diver- Nicolaus Duke of Leuchtenberg sity“! We are grateful that 23 years of de Beauharnais democracy in Saxony have helped to Nikolaus Prince Blücher von Wahlstatt Lukas Count Blücher von Wahlstatt Pierre Count of Bennigsen Heinrich Baron of Friesen 67 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Kommuniqué der Fürstenhäuser anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht

Foto: Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig 68 Damals und heute – Die Repräsentanten der anwesenden

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Fürstenhäuser im Portrait

S.K.H. Georg Erzherzog von Österreich * 16. Dezember 1964 Foto: Paneuropabewegung Österreich Der Enkel des letzten österreichischen Er ist seit 1997 mit Eilika Kaisers Karl I. und Sohn des Europa­ Erzherzogin von Öster- abgeordneten Otto von Habsburg lebt reich verheiratet und hat seit 1993 in Ungarn und übernahm ab drei Kinder. Erzherzogin 1995 leitende Funktionen bei Fern- Eilika, geborene Herzo- sehproduktionen und TV-Anstalten in gin von Oldenburg, ist die Ungarn. Ur-Ur-Ur-Enkelin von Paul Friedrich August Erbgroß- Seit 1996 fungiert er als Sonderbot- herzog von Oldenburg, ein schafter im Amt des ungarischen General im Dienste des Ministerpräsidenten für europäische russischen Zaren, der unter Angelegenheiten und wurde im Jahre anderem in der Schlacht 2004 Präsident des Ungarischen bei Borodino kämpfte. Roten Kreuzes.

Georg und Eilika Erzherzog und Erzherzogin von Österreich

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Franz I. Kaiser von Österreich (1768-1835) Napoleons Expansion in Europa ver- tung verloren, bevor es 1806 aufgelöst Peter Leopold von Toskana – ab 1790 anlasste Franz, seit 1792 als Franz II. wurde. Ab 1438 hatten Franz‘ Vorfah- Kaiser Leopold II. – und Maria Ludo- erwählter Römischer Kaiser, 1804 zur ren fast ununterbrochen als deutsche vica Infantin von Spanien in Florenz Einführung des Titels eines österreichi- Könige und römisch-deutsche Kaiser geboren. schen Kaisers. Das Heilige Römische regiert. Franz entstammte dem Haus Reich Deutscher Nation hatte zu die- Habsburg-Lothringen. Er wurde 1768 Bereits Franz‘ Krönung zum Römi- ser Zeit schon viel an einstiger Bedeu- als ältester Sohn von Großherzog schen Kaiser 1792 war durch eine 69 Kriegserklärung Frankreichs über- Foto: habsburger.net schattet, die in den 1. Koalitionskrieg Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht mündete. In den folgenden Jahrzehn- ten spaltete das Spannungsverhält- nis zwischen dem Hause Habsburg und Frankreich Europa. 1805 wurde Wien durch napoleonische Truppen eingenommen. 1809 gelang es Öster- reich, dem bis dahin als unbesiegbar geltenden Napoleon im 5. Koaliti- onskrieg bei Aspern eine Niederlage beizubringen, auch wenn der Krieg schlussendlich verloren ging. Durch die nachfolgende Heirat seiner Tochter Marie-Louise Erz­herzogin von Österreich mit Kaiser Napoleon, war Franz I. ab 1810 familiär an Frankreich gebunden. Nach den Frühjahrsfeld- zügen 1813 fungierte Österreich zunächst in einer Mittlerrolle zwischen Frankreich und der antinapoleoni- schen Koalition, bevor es sich dieser nach gescheiterten Friedensverhand- lungen anschloss. Die böhmische Koalitionsarmee erhielt mit Befehls- haber Karl Philipp Fürst zu Schwar- zenberg und Generalstabschef Josef Graf Radetzky ein österreichisches Kommando, Österreich stellte mit 127.000 Soldaten ein bedeutendes Truppenkontingent. Franz I. Kaiser von Österreich

Kaiser Franz zog mit der böhmischen stillstandsangebotes, das Napoleon Diplomaten Metternich noch auf Armee gen Leipzig. Während der am zweiten Tag der Schlacht seinem Schloss Rötha in den Fürstenstand zu Völkerschlacht quartierte er sich im Schwiegervater Franz übermitteln ließ. erheben. Zum Wiener Kongress über Schloss Rötha ein, dem Hauptquartier Stattdessen besiegten die Alliierten die Neuordnung Europas 1814/15 der Koalitionstruppen. Täglich trafen Napoleon bei Leipzig, über 14.000 rückten Franz I. und Metternich in die hier die Monarchen mit ihren Heerfüh- österreichische Soldaten zahlten dafür Gastgeberrolle. rern zusammen, um strategische Ent- mit ihrem Leben oder wurden verwun- scheidungen zu treffen. Dazu gehörte det. Die erfolgreiche Völkerschlacht www.habsburger.net auch die Ablehnung eines Waffen- veranlasste Franz, seinen führenden 70 S.K.H. Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 13. März 1981 Foto: Kanzlei des Russischen Kaiserlichen Hauses Georgi Michailowitsch Großfürst von konzentrierte sich auf Russland wurde am 13. März 1981 Fragen der Kernenergie und in Madrid als Sohn von Maria Wladi- Sicherheit der nuklearen mirowna Großfürstin von Russland Technologien. und Franz Wilhelm Prinz von Preußen in Madrid geboren. Seine Kindheit Seit 2008 wirkt Georgi verbrachte er in Frankreich. Von 1985 Michailowitsch bei dem bis 1999 lebte Georgi Michailowitsch weltweit größten Nickel- in Madrid. Russland besuchte er zum produzenten, der „GMK ersten Mal im April 1992. Norilsk Nickel“ AG, mit. Er engagiert sich für wohltä- Nach dem Studium in Oxford hat er tige Zwecke, indem er die beim Europaparlament gearbeitet, um Stiftung für Krebsforschung die die Entwicklung Europas bestim- „Russian Imperial Founda- menden Prozesse kennenzulernen. tion for Cancer Research“ Anschließend war er für die Vize-Prä- gründete.

sidentin der Eurokommission für Ver- Der offizielle Titel des Großfürsten kehr und Energie, Loyola de Palacio, lautet: Его Императорское in Brüssel tätig. Высочество наследник цесаревич и великий князь Георгий Später setzte der Großfürst seine Михайлович Российский: Seine Kaiserliche Hoheit Thronfolger Tätigkeit in der Europäischen Kom- Zarewitsch und Großfürst von mission in Luxemburg fort und Russland Georgi Michailowitsch Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Alexander I. Zar von Russland (1777-1825) 1613, nach der Überwindung der herrschte, am nächsten verwandt der I. war Sohn von Zar Paul I. und Zeit der großen Wirren, bestieg war. Alexander I. Zar von Russland dessen zweiter Frau Maria Fjodo- erstmals ein Romanow den Thron, entstammte der Linie Holstein-Got- rowna, geborene Prinzessin Sophie Zar Michail I. Fjodorowitsch, der von torp des Hauses Romanow, die Dorothee von Württemberg. den Volksvertretern gewählt wurde, Peter III. (1728-1762), der leibliche da er mit der ersten russischen Enkel mütterlicherseits von Peter I., Außenpolitisch schloss Alexander I. Rurikiden-Dynastie, die 862 – 1598 dem Großen, begründete. Alexan- 1802 einen Freundschaftsbund 71 mit König Friedrich Wilhelm III. von an den strategischen Foto: academic.ru

Preußen und war zunächst auch Beratungen der Alliier- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht darum bemüht, Europa im Verbund ten auf Schloss Rötha mit Napoleon Bonaparte neu zu teil. Nach dem Sieg zog ordnen. Dies änderte sich 1811 – er gemeinsam mit den sowohl Russland als auch Frankreich anderen Monarchen in bereiteten sich auf einen Krieg vor. Leipzig ein. Alexander I. Dies mündete 1812 in Napoleons Zar von Russland wird Russlandfeldzug, in dessen Verlauf während des gesamten er Moskau besetzte, das bald von Herbstfeldzugs eine einem verheerenden Brand zerstört besonders prägende wurde. Aufgrund der schlechten Rolle zugesprochen: Versorgungslage und der Weigerung Seiner offensiven Hal- Alexanders I. Verhandlungen auf- tung gegen die franzö- zunehmen, musste sich Napoleons sische Besatzung ist es Armee unter großen Verlusten aus zu verdanken, dass sich Russland zurückziehen, die rus- auch die deutschen sische Armee setzte nach. Nach Länder schrittweise wechselhaftem Kriegsverlauf, in dem gegen Napoleon erho- zunächst Preußen, später Österreich ben. So galt er seinen und zahlreiche Rheinbund-Staaten Zeitgenossen als „Ret- auf der Seite Russlands in den Krieg ter Europas“, dem auf eintraten, führte Alexander I. sein Heer dem Wiener Kongress in die Herbstfeldzüge 1813: Gemäß 1815 das sogenannte dem gemeinsam mit König Friedrich „Kongress-Polen“ Wilhelm III. und Kronprinz Bernadotte zugesprochen wurde. von Schweden im Juli 1813 beschlos- Gemeinsam mit Preu- Alexander I. Zar von Russland senen Trachenberg-Plan stellte ßen und Österreich Russland 82.000 Soldaten für die bildete Russland im gleichen Jahr die Den Festlichkeiten anlässlich des böhmische Armee unter General Fürst „Heilige Allianz“ der Herrscher und 200. Jahrestages der Völkerschlacht Schwarzenberg bereit, weitere 66.000 Völker. wohnt der Urenkel von Kyrill Wladi- für die schlesische Armee unter mirowitsch Großfürst von Russland, General Blücher und 29.000 für die 1913, als der 100. Jahrestag der S.K.H. Georgi Michailowitsch Thron- schwedischen Armee unter Kronprinz Völkerschlacht bei Leipzig feierlich folger und Großfürst von Russland, als Bernadotte. begangen wurde, stand an der Spitze Ehrengast bei. der russischen Delegation der Cousin Während der Völkerschlacht bei des Zaren Nikolaus II., Kyrill Wladi- www.imperialhouse.ru Leipzig, in der die russischen Truppen mirowitsch Großfürst von Russland, www.charitychoice.co.uk/the-russian-imperi- etwa 22.000 Tote und Verwundete zu der später, nach der Revolution von al-foundation-for-cancer-research-228245 beklagen hatten, begleitete Alexan- 1917, zum Oberhaupt des Russischen der I. die böhmische Armee und nahm Kaiserlichen Hauses im Exil wurde. 72 S.K.H. Georg Friedrich Prinz von Preußen

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 10. Juni 1976 Foto: Haus Hohenzollern Nach dem Tod seines Großvaters Baden-Württemberg gehört, Louis Ferdinand folgte ihm Georg und ist Vorstandsvorsitzen- Friedrich Prinz von Preußen 1994 als der der Prinzessin Kira von Chef des Hauses Hohenzollern. Der Preußen-Stiftung, die sich Major der Reserve ist ein Ur-Ur-En- um sozial benachteiligte kel des letzten deutschen Kaisers Kinder kümmert. Wilhelm II. Seit 2011 ist er mit Sophie Georg Friedrich Prinz von Preußen Prinzessin von Preußen, lebt in Berlin, wo er als Unterneh- geborene Prinzessin von mens- und Existenzgründungsberater Isenburg, verheiratet. Das mit wissenschaftlichen Einrichtungen Paar bekam im Jahre 2013 an der Verwertung von Hochschulin- Zwillingssöhne. novationen arbeitet. Er verwaltet das Familienvermögen, zu dem auch zu zwei Dritteln die Burg Hohenzollern in Georg Friedrich und Sophie Prinz und Prinzessin von Preußen

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Friedrich Wilhelm III. König von Preußen (1770-1840) Das ursprünglich aus dem süddeut- Thron. Zu Beginn seiner Regent- der Folge der Grande Armée 20.000 schen Raum stammende Geschlecht schaft verfolgte er die französischen Soldaten für den Russland-Feldzug der Hohenzollern stellte ab 1417 die Expansionsbestrebungen abwartend, 1812 zur Verfügung stellen. Erst nach Kurfürsten von Brandenburg, seit außenpolitisch isoliert musste er dem verheerenden Ende des Feldzugs 1701 die preußischen Könige und Napoleons Führungsrolle auf deut- wagte Friedrich Wilhelm, getrieben nach 1871 zugleich die deutschen schem Gebiet nach dessen Siegen vom teils eigenmächtigen Handeln Kaiser. Der nachmalige Friedrich in der Schlacht von Austerlitz (1805) seiner Generalität, im Februar 1813 Wilhelm III. wurde 1770 in Potsdam und bei Jena und Auerstedt (1806) den Bruch mit Napoleon und den als Sohn Friedrich Wilhelms II. und anerkennen: im Oktober 1806 besetz- Schulterschluss mit Russland. Im der Friederike von Hessen-Darmstadt ten die Franzosen Berlin. Trotz eines März erklärte er Frankreich den Krieg, geboren. 1797 betrat er als Nachfol- Freundschaftsbundes mit Zar Alexan- den er mit einem Aufruf „An mein ger seines Vaters den preußischen der I. musste Friedrich Wilhelm III. in Volk“ zum patriotischen Freiheitskrieg 73 erklärte. Vor allem im Frühjahrsfeldzug den Lagebesprechungen Foto: SPSG

1813 wird den preußischen Soldaten nach Rötha. Gemeinsam Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht ein überdurchschnittlicher Kampfgeist mit dem russischen Zaren, zugesprochen, den die Truppen auch dem österreichischen der Führungskraft des „Marschall Kaiser und ihren Stäben Vorwärts“, dem preußischen General verfolgte er am 18. Oktober Gebhard Leberecht von Blücher, ver- die Kampfhandlungen vom dankten. Ihm wurde im Sommer 1813 „Monarchenhügel“ bei Lie- die schlesische Armee der Koalition- bertwolkwitz. Hier nahmen struppen unterstellt, der 38.000 preu- die drei Monarchen auch ßische Soldaten angehörten. Weitere die Siegesbotschaft des 45.000 preußische Soldaten gehörten Oberbefehlshabers Fürst zur böhmischen Armee, 73.000 Preu- Schwarzenberg am Abend ßen unterstanden dem schwedischen entgegen. Für Preußen Kronprinzen Bernadotte in dessen brachte der Sieg über Nordarmee. Napoleon eine Aufwertung im europäischen Machtge- König Friedrich Wilhelm III. zog mit füge – beim Wiener Kon- der böhmischen Armee, quartierte gress wurde Preußen vor sich – anders als Alexander I. und allem um die rheinischen Franz I. – jedoch nicht in Rötha, Gebiete erweitert. sondern im benachbarten Gruna bei König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (Gemälde von E. P. Magdeborn ein und ritt täglich zu www.preußen.de Gebauer nach F. Baron Gérard)

S.K.H. Heinrich Prinz von Hannover, Herzog Foto: Privat zu Braunschweig und Lüneburg, Prinz von Großbritannien und Irland * 29. April 1961

Heinrich Prinz von Hannover ist der Er ist Gründer und Inhaber jüngere Bruder des Welfenchefs Ernst der Internetpräsenz des August und Verleger des MatrixMedia Welfenhauses. Verlages. Seit 1999 ist er mit Thyra Prinzessin von Hannover, www.welfen.de. Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg verheiratet. Das Paar hat 3 Kinder und lebt in Göttingen.

Heinrich und Thyra Prinz und Prinzessin von Hannover 74 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht George III. König von Großbritannien und Irland, König von Hannover (1738-1820)

George III. William Frederick war der Trafalgar 1805 brachten. Foto: bildgalerie-diepholz.de dritte britische Monarch aus dem Letztere sorgte für eine Hause Hannover – der erste, der in langjährige Vorherrschaft England geboren wurde und englisch- der britischen Flotte auf sprachig aufwuchs. Er entstammt den Weltmeeren und dem ursprünglich fränkischen Adels- verhinderte eine Expan- geschlecht der Welfen, das seit dem sion Napoleons auf die 9. Jahrhundert urkundlich bekannt britischen Inseln. Napo- ist und bereits im 12. Jahrhundert – leon reagierte mit der durch Persönlichkeiten wie Heinrich Kontinentalsperre gegen dem Löwen und Kaiser Otto IV. – zu Großbritannien, die fortan den führenden Geschlechtern im regelmäßig Anlass für Heiligen Römischen Reich Deutscher weitere Auseinander- Nation gehörte. Im Jahr 1235 ent- setzungen und neue stand das in der Folge wiederholt Allianzen bot. geteilte und wieder zusammenge- führte welfische Herzogtum und 1813 schloss sich spätere Kurfürstentum Braunschweig-­ George III. der anti-napo- Lüneburg, deren Linie George III. leonischen Koalition an. entstammte. Geboren wurde er am Dies manifestierte sich 4. Juni 1738 als Enkel König Geor- zwar nicht im persön- ges II. und Sohn von Friedrich Ludwig lichen Kriegseinsatz von Hannover und Augusta von Georges III., jedoch in Sachsen-Gotha.­ Sein Vater starb, der Bereitstellung von bevor er die Thronfolge antreten Truppenkontingenten konnte. Daher übernahm George für den Frühjahrs- und III. 1760 die Regentschaft als König Herbstfeldzug, die George III. König von Großbritannien und Hannover von Großbritannien und Kurfürst von überwiegend aus dem Braunschweig-Lüneburg. Kurfürstentum Braun- schweig-Lüneburg rekrutiert wurden. Lüneburg-Braunschweig zum deut- Ab 1793 befand sich Großbritannien Die 1803 begründete „King’s German lich größeren Königreich Hannover für mehr als zwei Jahrzehnte fast kon- Legion“ stellte 1813 etwa 9.000 Sol- ausbauen konnte, dessen erster tinuierlich in Kriegen mit Frankreich, daten. Belohnt wurde dieser Einsatz König George III. wurde. die beispielsweise die Niederlagen bei mit einer deutlichen Stärkung des der Schlacht von Austerlitz, aber auch Hauses Hannover auf dem Wiener www.welfen.de den Sieg bei der Seeschlacht von Kongress, das das Kurfürstentum 75 S.K.H. Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach

* 15. November 1946 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Foto: Kultur- und Umweltstiftung Als einziger Sohn des Erbgroßherzogs gütlichen Einigung mit dem Carl-August von Sachsen-Weimar-Ei- Land Thüringen 2004 übertrug senach und Enkel des letzten regieren- er alle Ansprüche auf Rück- den Großherzogs Wilhelm Ernst, ist er gabe von Nachlasswerten an seit 1988 Oberhaupt des Hauses Sach- das Haus Sachsen-Weimar auf sen-Weimar-Eisenach und zugleich den Freistaat Thüringen. Seniorchef des Gesamthauses Wettin. Er wuchs unter anderem in Weikers- Michael Prinz von Sachsen-­ heim, Tübingen und Stuttgart auf und Weimar-Eisenach ist aktiver studierte Jura in Freiburg und Kiel. Stiftungsrat bei der Klas- sik-Stiftung Weimar und Anfang der 1990er Jahre beantragte begleitet seit 1990 die Wart- Prinz Michael die Rückübertragung burg Wirtschaftsbetriebe als der Vermögenswerte, die seinem Stiftungsrat und Beiratsvor- Vater in der Sowjetischen Besat- sitzender. Seit 1980 ist er zungszone 1948 nach der Aberken- mit Dagmar Prinzessin von nung der bürgerlichen Rechte durch Sachsen-Weimar-Eisenach­ die Thüringische Landesregierung verheiratet. Das Paar hat eine enteignet worden waren. Nach einer Tochter und lebt in Mannheim. Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Carl August Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828) Carl August Herzog von Sachsen-­ Erziehung von Carl August in ver- Freundschaft verband. Dieser stellte Weimar-Eisenach war seit 1758 schiedenen Händen, zuletzt auch in seine Lebenserfahrung ganz in den Herzog, regierte jedoch bis 1775 unter denen des Dichters Christoph Martin Dienst des Herzogs, der ihm hohe der Vormundschaft seiner Mutter Wieland. Wieland unterrichtete ihn Regierungsämter übertrug und 1782 Herzogin Anna Amalia. Die Herzogin sehr breitgefächert im Sinne der seine Erhebung in den Adelsstand war als Mäzenin bekannt und galt Aufklärung und erweckte in ihm ein erwirkte. Die wirtschaftliche Stabili- als große Förderin der herzoglichen Interesse für die Literatur. tät des Herzogtums wurde durch die Bibliothek in Weimar, die heute ihren Reformen Carl Augusts und eine lange Namen trägt: Herzogin Anna-Amalia Nach seiner Volljährigkeit und dem Friedensperiode erreicht. Weimar ent- Bibliothek. Unter der Vormundschaft Beginn seiner Regentschaft holte wickelte sich in den folgenden Jahren seiner klugen, aufgeschlossenen er Johann Wolfgang von Goethe von einem bedeutungslosen Städtchen und kunstsinnigen Mutter, lag die nach Weimar, zu dem ihn eine enge zum literarischen Zentrum Europas. 76 Mit seinem Regiment beteiligte sich Eintritt in den Rheinbund Foto: wikipedia.org

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Karl August 1792-1793 am Feldzug entging er nur knapp gegen Frankreich und erhielt 1794 seiner Absetzung durch den Rang eines Generalleutnants, Napoleon. schied jedoch später aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Fried- 1813 nahm Herzog Carl rich Wilhelm II. aus der Armee aus. August an der Völker- Mit dem Regierungsantritt Friedrich schlacht bei Leipzig teil. Wilhelms III. kehrte Carl August in Sein Oberstleutnant und preußische Dienste zurück und wurde Generaladjutant war der im Jahre 1802 zum General der Kaval- später als Landschaftsar- lerie befördert. chitekt berühmt gewor- dene Graf Hermann von Während des 4. Koalitionskrieges Pückler-Muskau, der in kommandierte er 1806 die Vorhut den folgenden Feldzügen des preußischen Hauptheeres. Nach gegen Napoleon als der verheerenden Niederlage in der Verbindungsoffizier zum Schlacht von Jena und Auerstedt kam russischen Zaren Alexan- es zur Plünderung Weimars durch der I. fungierte. französische Truppen. Mit der Nieder- Carl August Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach legung seines Kommandos und dem

Alexander Prinz von Sachsen * 12. Februar 1953 Als Sohn der Maria Anna Prinzessin Prinz Alexander fungierte Foto: zimbio.com von Sachsen wurde Alexander Prinz von 2003 bis 2008 als von Sachsen per Adoption durch Berater des sächsischen seinen Onkel Maria Emanuel Markgraf Ministerpräsidenten. von Meißen, dem Familienoberhaupt Heute lebt er mit seiner des sächsischen Königshauses, als Familie überwiegend in Nachfolger designiert. Mexiko, wo er sich als Unternehmer betätigt. Seit 1987 ist Alexander Prinz von Sachsen mit Gisela Prinzessin von Sachsen verheiratet. Sie ist eine geborene Prinzessin von Bayern und Nichte des Herzogs von Bayern. Das Paar hat vier Kinder. Alexander und Gisela Prinz und Prinzessin von Sachsen 77 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Friedrich August I. König von Sachsen, Herzog von Warschau (1750-1827) Foto: wikipedia.org Friedrich August I. König von Sachsen 1812 waren 115.000 Solda- und Herzog von Warschau wurde ten unter polnischer Fahne 1750 in Dresden als Sohn des eingebunden. Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen und dessen Gemahlin Maria Große Teile der Befreiungs- Antonia von Bayern ins Geschlecht kriege ab 1813 spielten sich der Wettiner geboren. Das Haus auf sächsischem Boden ab, Wettin gilt als eines der ältesten was Friedrich August I. in deutschen Adelsgeschlechter, dessen eine schwierige Situation Wurzeln bis in die zweite Hälfte des brachte: Auf zwei Millionen 10. Jahrhunderts zurückverfolgt Sachsen kamen eine Mil- werden können. Friedrich August I. lion Soldaten, die versorgt gehörte zur Albertinischen Linie des werden mussten. Napoleon Hauses, die mit der Leipziger Teilung drohte, Sachsen als Feindes- 1485 entstanden war. 1763 wurde land zu betrachten, sollte das er, zunächst durch Mutter und Onkel Land die Seiten wechseln. vertreten, Kurfürst von Sachsen, 1768 So bekämpfte Sachsen in der übernahm er die Regentschaft. Schlacht bei Großgörschen im Mai 1813 die preußisch-­ Außenpolitisch agierte Friedrich russischen Truppen. Im August zurückhaltend: So lehnte er Sommer war Dresden Mittel- beispielsweise 1791 die polnische punkt der Bewegungen der Königskrone ab. Ähnlich abwartend französischen Armee. In die verhielt er sich auf dem Reichsde- Völkerschlacht zogen sächsi- putationshauptschluss 1803 und bei sche und polnische Truppen der Gründung des von Napoleon ini- noch an der Seite Napoleons. Friedrich August I. König von Sachsen, Herzog von Warschau tiierten Rheinbundes 1806, dem Jahr, Die polnische Armee wurde in dem es auch eine schwere Nieder- fast vollständig vernich- lage für die sächsischen und preu- tet, Teile der sächsischen Armee Interesse. Sachsen blieb besetzt und ßischen Truppen in der Schlacht bei wechselten während der Schlacht Friedrich August bis Februar 1815 Jena und Auerstedt zu verzeichnen in das Lager der Alliierten. Friedrich preußischer Gefangener. Sachsen ver- gab. Anschließend trat Sachsen dem August I. wurde in Leipzig festge- lor in der Nachkriegsordnung 57 Pro- Rheinbund bei, 1807 wurde Friedrich setzt. An einem Beitritt Sachsens zur zent seines Territoriums. Gleichwohl August I. auf Betreiben Napoleons antinapoleonischen Koalition hatten wurde der König von seinen Lands- zum Herzog von Warschau erhoben. Preußen und Russland aufgrund leuten nach seiner Freilassung begeis- In den Russlandfeldzug Napoleons eigener Expansionsbestrebungen kein tert empfangen. 78 S.D. Heinrich XIV. Fürst Reuß

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 14. Juli 1955 Foto: gera.otz.de Heinrich XIV. Fürst Reuß ist der Sohn ringen zurück und besitzt von Heinrich IV. Fürst Reuß und Marie heute einen land- und forst- Luise Prinzessin zu Salm-Horstmar. wirtschaftlichen Betrieb in Seit dem Tode seines Vaters im Jahre Gera und Bad Lobenstein. 2012 ist er Familienoberhaupt des ehemals regierenden Fürstenhauses Seit 1995 ist Heinrich XIV. Reuß. Er verwaltet das Familienver- Fürst Reuß mit Johanna mögen des Hauses Reuß und lebt auf Fürstin Reuß, geborene Schloss Ernstbrunn in Österreich. Baronesse Raitz von Frentz, verheiratet. Das Paar hat Nach der Wende erwarb das Fürsten- vier Kinder. haus auch Vermögenswerte in Thü- Heinrich XIV. Fürst Reuß

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Heinrich XIII. Fürst Reuß zu Greiz (ältere Linie) (1747-1817)

Heinrich XIII. wurde 1747 als Sohn des Am 18. April 1807 Foto: wikipedia.org Fürsten Heinrich XI. Reuß zu Greiz und trat das Fürsten- dessen Gemahlin Gräfin Conradine tum – gemeinsam mit Reuß zu Köstritz geboren. Das den anderen Linien Fürstentum Reuß zu Greiz, im heuti- Reuß-Ebersdorf, Reuß- gen Landkreis Greiz im Bundesland Schleiz und Reuss- Thüringen, erhielt 1778 Fürstenstatus. Lobenstein­ – dem Rhein- Heinrich XIII. folgte seinem Vater im bund bei und gehörte Jahre 1800 als regierender Fürst. ihm bis zu dessen Zerfall an. Während der Völker­ Nachdem ein Feuer die Stadt im Jahre schlacht spielte das Fürs- 1802 verwüstet hatte, errichtete er tentum ob seiner Größe die Stadt im neoklassischen Stil neu naturgemäß nur eine und verlegte seine Residenz in das untergeordnete Rolle: wieder aufgebaute Untere Schloss. Die zahlreichen kleinen Heinrich XIII. stand als Feldmarschall Rheinbundstaaten hatten in österreichischen Diensten und galt insgesamt ein Truppen- als einer der besten Freunde Kaiser kontingent von 4.000 Josephs II. Soldaten zu stellen, im Heinrich XIII. Fürst Reuß zu Greiz 79 Akzessionsvertrag von 1807 wurden zwischen Connewitz und Probstheida gress sogar geringfügig vergrößert. den vier Reußischen Fürstentümern am 18. Oktober belegt. Nach Napo- Das war der Person des Fürsten zu Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht für den Kriegsfall insgesamt 450 leons Niederlage schlossen sich die verdanken, der in seinen Diensten als Infanteristen unter der Führung des Fürstentümer der Koalition an und Vertreter des österreichischen Kaisers Fürstentums Reuß-Greiz abverlangt. verdoppelten für die kommenden in Frankfurt am Main und im Konflikt Sie nahmen unter anderem am Russ- Frankreichfeldzüge ihre Truppen auf Bayern-Tirol vieles geleistet hatte. landfeldzug teil. 900 Mann. Das der Kleinstaat Reuß ältere Linie in der Völkerschlacht auf der Seite Zur Völkerschlacht mussten die Wegen der guten Beziehungen Hein- der gegnerischen Koalition gestanden Reußischen Fürstentümer erneut richs XIII. zum Kaiserhaus in Wien hatte, fiel beim Kongress nicht mehr 450 Mann in drei Regimentern stellen, wurde das Mini-Fürstentum, obwohl ins Gewicht. ihr Einsatz ist beispielsweise für es an der Seite Sachsens in Leipzig Infanteriegefechte an den Teichen verloren hatte, beim Wiener Kon- www.haus-reuß.de

S.D. Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe * 25. Dezember 1958 Foto: netzzeitung.de Alexander Fürst zu Schaumburg Lippe Fürst Alexander ist der zweite Sohn von Philipp-Ernst hat aus seiner ers- Fürst zu Schaumburg-Lippe und ten Ehe mit Marie Eva-Benita Baronesse von Tiele-Win- Louise Prinzessin ckler. Der ältere Sohn und Erbe Prinz zu Sayn-Wittgen- Georg-Wilhelm starb 1983 bei einem stein-Berleburg Motorradunfall. einen Sohn und aus seiner 2007 Nachdem er sein Jura-Studium an geschlossenen der Universität Göttingen erfolgreich zweiten Ehe mit abgeschlossen hatte, wurde er bereits der Münchner 1993 durch seinen Vater als Gene- Rechtsanwältin ralbevollmächtigter der Fürstlichen Nadja Fürstin Hofkammer Bückeburg eingesetzt. zu Schaum- Seit dem Tode seines Vaters im Jahre burg-Lippe zwei 2003 ist Fürst Alexander Familien- Töchter. oberhaupt des ehemals regierenden Fürstenhauses und residiert auf Schloss Bückeburg in Niedersachsen. Alexander und Nadja Fürst und Fürstin zu Schaumburg-Lippe 80 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Georg Wilhelm Fürst zu Schaumburg-Lippe (1784-1860) Foto: wikipedia.org Georg Wilhelm Fürst zu Schaum- burg-Lippe war der Sohn von Graf Philipp II. und dessen zweiter Ehe- frau Prinzessin Juliane von Hessen- Philippstal.­ Schaumburg-Lippe, im heutigen Niedersachsen gelegen, entstand 1647 durch die Aufteilung der Grafschaft Schaumburg, nachdem deren letzter Erbe 1640 verstorben war. Graf Georg Wilhelm übernahm die Regentschaft 1807, im gleichen Jahr trat er – nach Besetzung seines Landes durch holländische Trup- pen – dem Rheinbund bei, wurde zum Fürsten erhoben und sicherte so den Erhalt des Landes. Gemein- sam mit dem gleichzeitig beigetre- tenen Fürstentum Lippe-Detmold, hatte Schaumburg-Lippe im Falle eines Krieges der napoleonischen Armee 650 Infanteristen bereitzu- stellen, wobei Schaumburg-Lippe den deutlich geringeren Anteil (150 Soldaten) zu tragen hatte. Für den Russland-Feldzug wurde das Georg Wilhelm Fürst zu Schaumburg-Lippe schaumburg-lippische Kontingent auf 280 Mann erhöht, ein ähnliches Gebiet des Fürstentums begeistert Sachverstand gelang es ihm jedoch Kontingent war für die Frühjahrs- und empfangen. Die Bataillone Georg Wil- in der Folgezeit, Schaumburg-Lippe Herbstschlachten zu stellen. helms wurden den Truppen des Her- rund um Schloss Bückeburg zu einem zogs von Sachsen-Coburg zugeord- prosperierenden Fürstentum im Deut- Mit Napoleons Niederlage bei Leipzig net und marschierten gen Paris. Auf schen Bund zu entwickeln. stiegen auch in Schaumburg-Lippe dem Wiener Kongress konnte Georg die patriotischen Tendenzen, sodass Wilhelm die Souveränität seines www.schloss-bückeburg.de das Fürstentum im November 1813 Fürstentums bewahren, wenn auch dem alliierten Bündnis beitrat. Das ohne die angestrebten Gebietsvergrö- Heer um Blücher wurde auf dem ßerungen. Mit hohem wirtschaftlichen 81 S.D. Stephan Leopold Prinz zur Lippe

* 24. Mai 1959 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Foto: gala.de Als Sohn von Dr. Armin Prinz zur Solms-Laubach Lippe, Familienoberhaupt des ehe- verheiratet. Sie ist mals regierenden Fürstenhauses Tochter des Gra- Lippe, ist Stephan Leopold Prinz zur fen Otto, Herrn Lippe seit einigen Jahren in enger der ehemaligen Zusammenarbeit mit seinem Vater Standesherrschaft Verwalter des Fürstlichen Erbes. Laubach in Hes- sen. Das Paar hat Prinz Lippe ist Rechtsanwalt und fünf Kinder. Steuerberater und lebt auf Schloss Detmold. Er ist seit 1994 mit Maria Prinzessin zur Lippe, geborene Gräfin

Stephan Leopold und Maria Prinz und Prinzessin zur Lippe

S.D. Dr. Georg Prinz zur Lippe-Weißenfeld * 25. Juni 1957 Foto: dresdenfan.de Dr. Georg Prinz zur Lippe wurde am Prinz Lippe ist 25. Juni 1957 als jüngstes von sieben seit 1995 mit der Kindern der Familie in Schweinfurt Rundfunk-Jour- geboren. Er gehört der erbherrlichen nalistin Alexandra Linie Lippe-Weißenfeld an, d. h. nicht Prinzessin zur der bis 1918 regierenden Linie dieses Lippe, geb. Ger- alten deutschen Fürstenhauses. In lach, verheiratet. den 1990er Jahren erwarb Prinz zur 2003 wurde Sohn Lippe das 1945 enteignete elterliche Georg-Moritz Schloss Proschwitz bei Meißen mit geboren. den umliegenden Weinbergen und sanierte es vollständig.

Dr. Georg Prinz zur Lippe 82 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Pauline Fürstin zur Lippe, geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg, Regentin des Fürstentums Lippe (1769-1820)

Pauline Fürstin zur Lippe, 1769 in Foto: harzinfo.de Ballenstedt geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg, wurde 1802 durch den Tod ihres Ehemannes Leopold I., der Lippe 1789 durch Einlösung des Fürstenbriefs zum Fürstentum gemacht hatte, als Vormund ihres erst sechsjährigen Sohnes Paul Alexander Leopold II. zur Regentin des circa 70.000 Einwohner zählenden Klein- staates, der auf dem Gebiet des heutigen nordrhein-westfälischen Landkreises Lippe angesiedelt war.

Als Regentin war sie darum bemüht, die formelle Souveränität des Fürs- tentums, das zwischen den Gebieten der Konfliktparteien Preußen, Hessen und Frankreich lag, zu erhalten. 1807 trat das Fürstentum als Fürsten- tum Lippe-Detmold gemeinsam mit Schaumburg-Lippe dem Rheinbund bei und hatte den napoleonischen Pauline Fürstin zur Lippe Truppen fortan 500 der von beiden Ländern 650 geforderten Infanteris- zug 1812 an, was immer wieder zu bund. Im Fürstentum bildete sich ten bereitzustellen. Die Fürsten von Unruhen im Fürstentum und einem darauf hin ein Freiwilligenkorps, das Lippe-Detmold hatten die Direktion hohen Anteil desertierender Solda- sich den antinapoleonischen Truppen und Inspektion über das gesamte ten führte. Nach Napoleons Nieder- anschloss. Das Fürstentum konnte auf Kontingent. Pauline galt als Bewun- lage bei der Völkerschlacht galt das dem Wiener Kongress seine Eigen- derin Napoleons, den sie im Rahmen Fürstentum den Koalitionären als ständigkeit bewahren. der Beitrittsverhandlungen 1807 auch feindliches Land, das zunächst von persönlich kennengelernt hatte. Die preußischen Truppen besetzt wurde. www.lippelaw.de Bewunderung hielt auch noch nach Im November 1813 erklärte Fürstin www.schloss-proschwitz.de dessen gescheiterten Russlandfeld- Pauline den Austritt aus dem Rhein- 83 S.D. Rudolf Herzog von Croy und I.D. Alexandra Herzogin von Croy, geb. Gräfin Miloradovich Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 8. Juli 1955 / * 7. Juli 1960 Foto: vebidoo.de Alexandra Herzogin von Croy wurde Römischen Reich. als Alexandra Gräfin Miloradovich, Tochter des Serafim Nicolajevich Graf Das Paar hat Miloradovich und der Agnes Freiin sechs Kinder von Hoenning O’Carroll geboren. Ihr und lebt auf Gut Vater ist Nachkomme des russischen Merfeld in Nord- Generals Mikhail Andreyevich Graf rhein-Westfalen. Miloradovich (1771-1825). Ihnen gehört das Seit 1987 ist sie mit Rudolf Herzog Wildpferdereser- von Croy verheiratet. Die Familie ihres vat mit 400 Pfer- Ehemanns gehörte zu den reichs- den im Merfelder unmittelbaren Familien im Heiligen Bruch.

Rudolf und Alexandra Herzog und Herzogin von Croy Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Mikhail Andreyevich Graf Miloradovich (1771-1825) Foto: wikipedia.org Mikhail Andreyevich Graf Miloradovich die Franzosen in trat in russische Militärdienste und der Schlacht bei nahm an den Kriegen gegen die Tür- Tarutino. ken 1787 und gegen Polen 1794 teil. Durch seine In den folgenden Jahren zeichnete Erfolge bei er sich bei Dürnstein und Austerlitz Warschau, bei gegen die Franzosen aus und gewann der Schlacht gegen die Türken. bei Großgrö- schen und als Im Jahr 1810 wurde Miloradovich Kommandant General der Infanterie. der russischen Arrieregarde bei Er kämpfte in der Schlacht von Boro- den Gefechten bei dino 1812 und schlug im selben Jahr Rochlitz, Dresden, gemeinsam mit General Bennigsen Bischofswerda Mikhail Andreyevich Graf Miloradovich 84 und am Kapellenberg wurde er 1813 Durch seine Reputation als kühner Miloradovich hatte auch den Ruf eines

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht zum Grafen erhoben. Kommandeur auf dem Schlachtfeld Glücksritters, der in fünf Schlachten wurde er auch als der “russische an vorderster Front kämpfte und nie- Im Jahre 1813 nahm er als russischer Murat” bezeichnet. mals verwundet wurde. General an der Völkerschlacht bei Leipzig teil.

S.D. Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn * 22. November 1943 Foto: wikipedia.org Alexander Konrad Friedrich Heinrich Alexander Fürst zu Sayn-Wittgen­ Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, stein-Sayn der Ehrenpräsident geboren am 22. November 1943 der DBV sowie Vorsitzender der in Salzburg, ist als ältester Sohn DBV-Stiftung. von Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgen- stein-Sayn seit 1962 Chef seines Seit 1969 ist er mit Gabriela Fürstin zu Hauses. Er ist Unternehmer, Vizeprä- zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geborene sident des europäischen Denkmal- Gräfin von Schönborn-Wiesentheid, schutz-Verbundes „Europa Nostra“ verheiratet. Das Paar hat sieben und Vorsitzender dessen deutschen Kinder und lebt auf Schloss Sayn in Zweiges. Von 1968 bis April 2013 Bendorf bei Koblenz. war er Präsident der Deutschen Burgenvereinigung (DBV). Heute ist

Alexander und Gabriela Fürst und Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Ludwig Adolf Graf von Sayn-Wittgenstein (1769 – 1843) Ludwig Adolf Graf von Sayn-Wittgen­ Sayn bei Bendorf (heutiges Rhein- Diesen Weg schlug auch Ludwig Adolf stein-Berleburg-Ludwigsburg wurde land-Pfalz), das seit 1605 in drei Linien ein, der 1781 zunächst seinen Dienst am 6. Januar 1769 in Negine (Nizhyn/ und zahlreiche Äste aufgeteilt ist. in der Leibgarde des Zaren antrat, Nezhin) bei Kiew geboren. Die Ludwig Adolfs Vater, Christian Ludwig wo er in Referenz zu seinem Dienst­ Sayn-Wittgenstein sind ein Adelsge- siedelte nach Russland über und wurde herren den Vornamen Peter annahm. schlecht mit Stammsitz auf der Burg 1752 Mitglied der russischen Armee. Während der Schlacht bei Austerlitz 85 1805 befehligte er einen Vorposten, beide Seiten ohne Foto: wikipedia.org

1807 wurde er Generalleutnant und Gebietsgewinne. Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Chef des Leibgardehusarenregiments. Die französische In dieser Funktion 1812 kämpfte er Kavallerie wurde im Russlandfeldzug gegen Napo- jedoch erheblich leons Invasionsheer. Mit dem ersten dezimiert. Am Sieg eines russischen Heeresteils in 16. Oktober sollte der Schlacht bei Kljasticy konnte er Wittgenstein, den Vorstoß der Franzosen auf St. der inzwischen Petersburg abwenden. Beim Rückzug den Oberbefehl der Franzosen gelang es Wittgenstein über die Trup- nicht Napoleon an der Beresina den penverbände Weg zu verlegen, er bezeichnete die der böhmischen dortige Kapitulation einer französi- Armee rechts der schen Division, die erste im Feldzug, Pleiße innehatte, aber als seinen größten Erfolg. gegen Leipzig vordringen. Zwei Sayn-Wittgensteins Truppen zogen Tage später stieß am 7. März 1813 – zusammen mit er unter dem denen Yorcks – in Berlin ein. Nach Kommando von Kutusows Tod hatte er vorübergehend Barclay de Tolly den Oberbefehl über die russischen erneut – und und preußischen Truppen, rückte diesmal sieg- nach den Niederlagen bei Großgör- reich – gegen schen und Bautzen aber ins zweite Wachau und Glied zurück. Liebertwolkwitz vor. Am 19. Okto- Am 14. Oktober 1813 befehligte ber erstürmten General Wittgenstein das Aufklä- seine Truppen Ludwig Adolf Graf von Sayn-Wittgenstein rungsunternehmen, bei dem 3.000 gemeinsam mit russische Kavalleristen und weitere denen von Kleists Anerkennung seiner Dienste erhob russische und preußische Infanterie- die Quandtsche Tabaksmühle, die am ihn der preußische König 1834 zum und Kavalleriekorps die Stellungen Tag zuvor Befehlsstand Napoleons Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Ber- der napoleonischen Truppen südlich gewesen war, sowie das Windmühlen- leburg-Ludwigsburg (ab 1861 Fürsten von Leipzig erkunden sollten. Das tor in Leipzig. zu Sayn-Wittgenstein-Sayn). Unternehmen wuchs sich zu Kämp- fen mit etwa 60.000 Soldaten auf Nach der Völkerschlacht nahm Gene- www.sayn.de beiden Seiten aus. Die als Reiter- ral Wittgenstein am Frankreichfeldzug schlacht bei Wachau und Gefecht in führender Position teil, 1814 kehrte bei Liebertwolkwitz in die Geschichte er nach Russland zurück und wurde eingegangenen Gefechte endeten für 1826 zum Feldmarschall ernannt. In 86 S.E. Maximilian Graf zu Solms-Laubach

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 27. September 1962 Foto: Privat Maximilian Graf zu Solms-Laubach Während der Gedenkfei- stammt als Standesherr aus der vor- erlichkeiten zur Völker- mals reichsunmittelbaren Familie der schlacht bei Leipzig war Grafen Solms aus Laubach in Ober- Graf Solms ehrenamtlich hessen. Nach seiner Ausbildung als verantwortlich in der Kaufmann in der Immobilienwirtschaft Position als Koordinator in Frankfurt am Main und anschließen- der fürstlichen Häuser. Als der Tätigkeit als Unternehmensberater Autor der Publikationen in München lebt er seit März 1990 als Fürstenhäuser | Kulturträger Kaufmann in Leipzig. Die von ihm hier setzt er sich für die Bewah- gegründete SOLMS CONSULTING rung und Pflege der Kultur- berät bundesweit Unternehmen zu trägerschaft der historisch strategischen und betrieblichen Fra- gewachsenen alten Fami- gen der Entwicklung, Optimierung und lien, für die Nachhaltigkeit Vermarktung von Gewerbeimmobilien. traditioneller und christli- Maximilian und Ursula Graf und Gräfin zu Solms-Laubach cher-abendländischer Werte Seit 1993 ist Graf Solms verheiratet als Bindeglied zwischen Kirche, www.solms.eu mit Ursula Gräfin zu Solms-Laubach. Politik und Gesellschaft ein. www.fürstenhäuser-kulturträger.eu Das Paar hat fünf Kinder.

Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Friedrich Ludwig Graf zu Solms-Laubach (1769 – 1822) Friedrich Ludwig Graf zu Solms-Lau- Nach einem Studium der Rechtswis- Nach seiner Heirat mit Henriette Grä- bach wurde 1769 in Laubach geboren senschaften erhielt er seine juristische fin von Degenfeld-Schonburg 1797, und war der Sohn des Grafen Georg Ausbildung beim Reichskammerge- kümmerte er sich in den folgenden August zu Solms-Laubach, Mitglied richt, dem höchsten Gericht des Heili- Jahren um seine Ländereien. Im des Reichsfürstenrates im Heiligen gen Römischen Reiches. Als Vertreter Zusammenhang mit dem Ende des Römischen Reich deutscher Nation, der Wetterauer Stände im Reich, Heiligen Römischen Reiches und der und von Elisabeth Charlotte Gräfin zu nahm er in den Jahren 1789/1790 am Bildung des Rheinbundes 1806, verlor Isenburg und Büdingen in Birstein. Reichstag in Regensburg und 1790 an Laubach seine Souveränität an das Nach dem Tode seines Vaters 1784 der Wahl Leopolds von Habsburg zum Großherzogtum Hessen. trat er im Alter von 15 Jahren die römisch-deutschen Kaiser in Frankfurt Nachfolge als regierender Graf unter am Main teil und war danach Reichs- 1813 war er an maßgeblicher Stelle im der Vormundschaft seiner Mutter an. hofrat in Wien. Zentralverwaltungsdepartment für die 87 besetzten Gebiete beschäftigt, das wurde. Sie besteht bis heute als inter- Foto: europeana.eu durch den Freiherrn vom Stein geleitet nationale Organisation und hat unter Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht wurde. Er war zuständig für das dem Namen Commission Centrale Kreditwesen, die Rheinschiffahrtsokt- pour la Navigation du Rhin ihren Sitz rois und die Zentralhospizverwaltung. in Straßburg. Graf Friedrich war auch Beauftragter an den Höfen der Rheinbundstaaten Auf dem Wiener Kongress von Hessen-Darmstadt und Nassau zur 1814/1815 war er der Berater des Überwachung von deren Verbindlich- Freiherrn vom Stein und des Fürsten keiten für die gemeinsamen Militär- Hardenberg. 1816 wurde er zum kosten für die Völkerschlacht bei Oberpräsidenten der Provinz Jülich- Leipzig 1813. Cleve-Berg und 1. Regierungspräsi- denten von Köln ernannt. Er beteiligte Nach dem Sieg gegen Napoleon sich in dieser Position aktiv an der wurde das Zentralverwaltungsdepart- Neugestaltung der Provinz. Infolge ment aufgelöst, er behielt weiterhin der Mediatisierung erhielt Graf Solms die Rheinschiffahrtsverwaltung, an als Standesherr qua Verfassung deren Errichtung er maßgeblich mit- einen Sitz in der ersten Kammer der gewirkt hatte bis diese 1817 von der hessischen Landstände und wurde zu Rheinschiffahrtskommission abgelöst deren Präsidenten ernannt. Friedrich Ludwig Graf zu Solms-Laubach

S.D. Nicolaus Herzog von Leuchtenberg de Beauharnais * 12. Oktober 1933 Foto: Vasily Bratanyuk Als Nachkomme von Eugène de wurden alle militärisch erzogen und Beauharnais, Herzog von Leuch- standen somit in russischen Diens- tenberg, dem Stiefsohn von Kaiser ten. Die Familie wurde während der Napoleon I. von Frankreich, fun- Revolution in Russland enteignet. giert er als Familienoberhaupt des Nicolaus Herzog von Leuchtenberg Hauses Leuchtenberg. Eugène de hat einen Sohn und lebt heute mit Beauharnais’ Sohn Maximilian, der seiner Lebensgefährtin in St. Augustin Ur-Ur-Großvater von Nicolaus Herzog nahe Bonn. von Leuchtenberg, war mit Maria, der Tochter Zar Nikolaus I., verheiratet. Maximilian erhielt vom Zaren zusätz- lich den Titel Fürst Romanowsky und ergänzte das Familienwappen um den russischen Doppeladler mit Andreas- Nicolaus Herzog von Leuchtenberg orden. Die Nachkommen Maximilians de Beauharnais und Carla Michel 88 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Eugène de Beauharnais Vizekönig von Italien, Herzog von Leuchtenberg (1781-1824) Eugène de Beauharnais, geboren Foto: wikipedia.org 1781, entstammte der ersten Ehe von Napoleons Gattin Joséphine. Sein Vater Alexandre Vicomte de Beauharnais starb 1794 in den Nach- wehen der Französischen Revolution unter der Guillotine, seine Mutter heiratete zwei Jahre später den General Napoleon Bonaparte. 1805 ernannte Napoleon seinen Stiefsohn zum Prinzen und Staatserzkanzler von Frankreich sowie zum Vize-König von Italien. 1806 wurde Eugène de Beauharnais offiziell von Napoleon adoptiert und heiratete die Tochter des ersten bayerischen Königs Maxi- milian I. Joseph, Auguste Amalie von Bayern. 1810 erhob Napoleon seinen Stief- und Adoptivsohn zum Großher- zog von Frankfurt. Eugène de Beauharnais Vizekönig von Italien, Herzog von Leuchtenberg De Beauharnais war von 1797 an als Offizier und Feldherr ständiger Beglei- ter Napoleons. So nahm er 1812 auch Anschließend wurde er als Oberbe- seinem Schwiegervater König Maximi- als Befehlshaber eines Truppenteils fehlshaber nach Italien beordert, um lian I. Joseph wurde ihm im November am Russlandfeldzug teil. Nach dem von dort Österreich zu bekämpfen. 1817 der Titel eines Herzogs von Rückzug erhielt er das Oberkom- Nach Napoleons Niederlage in der Leuchtenberg verliehen, das die im mando über die Überreste der Grande Völkerschlacht führte er die Kampf- 17. Jahrhundert ausgestorbene Linie Armée in Deutschland und führte sie, handlungen fort, erst mit Napoleons derer zu Leuchtenberg neu begrün- gemeinsam mit seinem Adoptivvater, Sturz 1814 beendete auch Eugène de dete. Noch im gleichen Jahr erhielt im Mai 1813 zum, allerdings ver- Beauharnais den Konflikt und zog sich er auch den Titel Fürst von Eichstätt lustreichen, Sieg bei Großgörschen. aus Italien nach München zurück. Von nebst dazugehörigem Besitz. 89 S.D. Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt

* 25. Juli 1932 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht „Die Seelen der Gefallenen sind mir wichtiger als die Siege“ Der Ur-Ur-Ur-Blücher - Beim Nachfahren eines legendären Generals in den Graubündener Alpen* von Thomas Mayer Chefreporter der Leipziger Volkszeitung a. D.

Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt cher, Nachkomme zweier Foto: Thomas Mayer hat einiges von seinem berühmten großer deutscher Familien Vorfahren. Er sieht aus wie einer, der – auf der Vaterseite der was aushält, ein Naturbursche mithin. General, der Haudegen So schnell wirft so einen bekanntlich in Zeiten der Befreiungs- nichts um. Erst vor wenigen Tagen kriege, auf der Seite der nach einer Lungenembolie aus der Mutter die Familie von Sie- Klinik entlassen, will der 81 Jahre mens. Sohn Nikolaus hat alte Ur-Ur-Ur-Enkel von „Marschall mithin genügend erlebt, Vorwärts“, wie Gebhard Leberecht war wohl behütet, ist gut von Blücher, der legendäre Held der situiert. Sein Arbeitsleben Kriege gegen die Napoleonische verbrachte er bei Siemens, Fremdherrschaft von seinen Soldaten erst als Volontär, später als voller Verehrung genannt wurde, raus Direktor. Im Alter haben er an die Luft. Die ist in Graubünden und seine Frau den Wohn- in der Schweiz und konkret auf den sitz nahe München an Bergen oberhalb von Chur natürlich Sohn Lukas weitergegeben bestens. und sich in den Schweizer Bergen um Flims/Laax Blücher gibt Gas. Er sitzt hinterm niedergelassen. Steuer seines geländegängigen Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt vor der Kulisse der Grau- Wagens, fährt erst durch herrlichen Nikolaus von Blücher ist es bündener Alpen Wald, bald vorbei an Almen, Kurve nicht fremd, zu Gedenkfei- folgt auf Kurve, es geht weit nach ern für die Kriege aus Napoleonischer päischen Verständigung. Nach nichts oben. Dort schreitet er aus über Stock Zeit geladen zu werden. In Waterloo anderem stand und steht doch auch und Stein und atmet durch. „Wie herr- war er zu Gast. Da sei es erwünscht mir der Sinn, leider machten früher die lich kann doch die Welt sein“, so Blü- gewesen, dass sich die Nachkom- Franzosen dabei meist nicht mit. Sie men von Napoleon, Wellington und sagen stattdessen: Wir feiern doch Blücher die Hand geben. Nikolaus unsere Niederlage nicht. Das bedau- * Erschienen in der Leipziger Volkszeitung Blücher: „Eine ausgezeichnete Idee, erte ich sehr.“ Also gab von Blücher vom 6. September 2013 noch dazu unterm Siegel der euro- selbst mal ein Beispiel: Er ging in 90 den 1990er-Jahren nach Jena und Foto: wikipedia.org ben. Blücher sagte damals: „Ich bin

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Auerstädt, wo 1806 die Franzosen froh, dass das Morden zu Ende ist.“ gesiegt hatten und hatte dort gar kein Diese Worte rechnet der Nachfahre Problem, gerade mit den Siegern von dem General besonders hoch an. einst das Gedenken zu pflegen. Ja, Es ist keine Heldenverehrung, die Blücher ergriff sogar das Wort und Nikolaus von Blücher an den Urah- sagte: „Wir sollten unsere Vorfahren nen denken lässt. Stolz sei er aber und ihre Leistungen nicht verleugnen. schon auf so einen „sehr besonderen Wir sollten aber vor allem wissen, Menschen“. dass diese Art und Weise und diese Zeit, sich gegenseitig umzubringen, Mit über 70 Jahren ritt Blücher in hoffentlich für immer vorbei ist.“ Auch die Völkerschlacht. Was ihn damals in Leipzig will Blücher etwas sagen. bewegte, hatte er mit einem Aufruf am Ihn drängt es hier zu verkünden: „Die 23. März 1813, verfasst mit Fürst zu Seelen der Gefallenen sind mir wichti- Sayn-Wittgenstein, den Einwohnern ger als die Siege.“ Sachsens kund getan: „Wir ziehen, wo der Finger der Vorsehung uns zei- Der Blücher von heute kennt diese get, um zu kämpfen für die Sicherheit und jene Seite „seines“ Generals. der alten Throne, und unsere Natio- Der war berühmt für manch ureigene nal-Unabhängigkeit … Wir bringen Geschichte. Als er in der Schlacht Euch die Morgenröthe eines neuen von Waterloo, mittlerweile schon Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt Tages. Die Zeit ist endlich gekommen, 73, vom Pferd fiel und unter ihm wie ein verhasstes Joch abzuwerfen, das begraben lag, wurde er doch noch auf und küsste Gneisenau auf die uns seit Jahren furchtbar drückte gerettet und zur Heilung am ganzen Glatze.“ … Den Freund deutscher Unab- Körper mit Knoblauch eingerie- hängigkeit werden wir als unseren ben. Als er dann aus Freude einen Sieg oder Niederlage – Blücher, so Bruder betrachten, den irregeleiteten verletzten Offizier, der einen Arm glaubt der Ur-Ur-Ur-Enkel, sei es Schwachsinnigen mit Milde auf die verloren hatte, ungestüm umarmte, ziemlich egal gewesen, ob er gewon- rechte Bahn leiten.“ sagte der Feldherr: „Achtung, ich nen oder verloren habe: „Er stand stinke!“ Blücher, so dessen Erbe, auf und kämpfte weiter, was selbst Blücher wurde zu einer Hauptfigur war ein Original, vor allem aber ein Napoleon imponiert haben muss. der Völkerschlacht. Es war Sonn- Kämpfer mit Führungsqualitäten, für Denn der Kaiser besuchte ihn sogar abend, der 16. Oktober. Im Norden die militärische Strategie war indes in der Gefangenschaft. Als Blücher Leipzigs tobten die Kämpfe. Blücher General von Gneisenau, Stabschef nach der Völkerschlacht bis nach befehligte die Schlesische Armee mit der Schlesischen Armee, zuständig. Paris gekommen war, hatten diese den Truppen des Generals Yorck. Die Fürst Nikolaus kennt auch dazu eine beiden Exponenten des Krieges Schlacht von Möckern gestaltete sich Episode: „Blücher saß inmitten der nahezu gleichzeitig Nervenzusam- für die Franzosen wie für die Preußen Offiziere und fragt: Wer von euch menbrüche und Wahnideen. Der verlustreich. Erst die hereinbrechende kann seinen eigenen Kopf küs- Krieg hatte sie wohl an die Grenze Nacht beendete das Gemetzel. Blücher sen? Ratlose Blicke. Blücher stand ihrer mentalen Belastbarkeit getrie- verbrachte die Nacht im Pfarrhaus 91 von Großwiederitzsch. Zufrieden soll nung des Friedens zu werben. Jüngst „Es werde Nacht, oder die Preußen er gewesen sein, sein Hauptverdienst war er in Kanada, nächste Reisen kommen“, hoffte bekanntlich der bri- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht war es, um Möckern jene Truppen nach Indien, dem Ursprungsland tische General. Die Preußen, Blücher Napoleons gebunden zu haben, die dieser Art anders zu denken, stehen kam und sorgte mit seiner Truppe für in Wachau für den Sieg des Kaisers auch auf dem Programm. Zunächst die Niederlage Napoleons. hätten sorgen können. Blücher und Co. besucht Blücher aber Sachsen, um erbeuteten einen kaiserlichen Adler, damit auch seinen Vorfahren zu ehren. Und, nicht zu vergessen: Technik-­ zwei Fahnen, 40 Kanonen und 200 Der sorgte letztlich dafür, dass der Pionier George Stevenson nannte eine Munitionswagen und machten 2000 Name Blücher auch fast 200 Jahre seiner Lokomotiven – „Blücher“. Fürst Gefangene. Wie Steffen Poser, Direktor nach dem Tod des Generals allge- Nikolaus lächelt: „Vorwärts, immer der Gedenkstätte und des Museums genwärtig ist. Der Spruch „Ran wie vorwärts …“ Genauso wie der alte Völkerschlachtdenkmal weiß, schlief Blücher“ bezieht sich auf den Sieg Herr bei seinen Touren in den Alpen. Blücher gut in jener Nacht. über die Franzosen im August 1813 Der Enzian fasziniert ihn an diesem an der Katzbach in Schlesien. Es gibt Tag besonders. So schön habe er sich Bevor nun der Junior nach Leip- deutschlandweit nach ihm benannte noch nie gezeigt. Sagt’s, zückt den zig kommt, ist er erneut in der Welt Straßen und Plätze, für die Verdienste Fotoapparat und steuert bald darauf unterwegs. Als engagierter Botschaf- für den Sieg über Napoleon hängt den Geländewagen über die Serpenti- ter und Lehrer der Transzendentalen im Waterloo-Saal auf Windsor Castle nen ins Tal. Dort ist Brotzeit angesagt. Meditation wird er nicht müde, für neben Wellingtons Porträt das von So ein Ur-Ur-Ur-Enkel ruht eben in Glück auf Erden und für die Weltord- Blücher – und das aus gutem Grund: sich selbst.

Lukas Graf Blücher von Wahlstatt * 29. Mai 1956 Foto: Olivier Colin Sein Sohn und Nachfolger, Lukas Graf Blücher von Wahlstatt, gebo- ren am 29.05.1956 in Kiel, ist stu- dierter Elektroingenieur und agiert heute als Business-Angel für junge Technologie­unternehmen. Er ist seit 1996 mit Patricia Gräfin Blücher von Wahlstatt, geborene Baronesse von Fircks verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.

Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (links) und Lukas Graf Blücher von Wahlstatt (rechts) mit Blücherdarsteller Klaus Beckert 92 Pierre Graf von Bennigsen

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 20. Juli 1950 „Erst Feinde und heute Bürger einer Weltgemeinschaft“ Der Ur-Ur-Ur-Ur-Bennigsen - Beim letzten Nachfahren eines deutsch-russischen Generals in Brüssel*

von Thomas Mayer Chefreporter der Leipziger Volkszeitung a. D.

Der Brüsseler Stadtteil Uccle ist keine weiteren männlichen Foto: Thomas Mayer nicht das, was man ein Armendomizil Erben gibt, wird diese Linie nennt. Stattliche Anwesen gibt es, irgendwann aussterben. prächtige Villen, Parks und Gärten, Der Graf, gerade 63 Jahre die meist verdeckt hinter Mauern und alte geworden, bedauert Hecken. Hier hat man was oder ist das und versucht, die man was. Viel Wert auf den Stamm- Erinnerungen an einen baum ihrer Familie legen Graf Pierre bemerkenswerten Vorfah- und Gräfin Anastasia von Bennigsen, ren hochzuhalten. So freut gründet sich der doch auf ein jahrhun- er sich auf Leipzig. Gerade dertealtes niedersächsisches Adels- mit der Kenntnis des 200. geschlecht. Der berühmteste Vertreter Jahrestages der Völker- hieß Levin August von Bennigsen, schlacht ist bei ihm die geboren 1745 in Braunschweig. Er eigene, manchmal schon war, als Napoleon Europa zu beherr- vergessene Familien­ schen suchte, ein begeisterter Militär, geschichte wieder sehr stand zunächst in kurfürstlich-hanno- präsent geworden. verschen Diensten und wurde später General der russischen Armee. Als Der alte Bennigsen war ein solcher nahm er an der Völkerschlacht Haudegen. Dass Deutsche bei Leipzig teil. in Russland dienten, war Pierre Graf von Bennigsen vor dem Portrait seines berühmten vor 200 Jahren gar keine Vorfahren „Ich bin der Letzte“, sagt Pierre von Seltenheit, die Deut- Bennigsen. Er meint die „Thronfolge“ schen, so weiß Pierre von in seiner Familie. Der Ur-Ur-Ur-Ur- Bennigsen, waren „sehr beliebt, nicht berufen. Bennigsen führte 1813 die Enkel stammt in direkter männlicher zuletzt wegen der deutschstämmigen Truppe in Eilmärschen nach Leipzig. Linie vom einstigen General ab. Da es Zarin Katharina II.“. So war also dieser Es heißt: Nur das rechtzeitige Ein- General bei den Kämpfen um Leipzig treffen sicherte ab dem 17. Oktober präsent. Zar Alexander I. hatte ihn den Sieg der Verbündeten. General * Erschienen in der Leipziger Volkszeitung zum Oberbefehlshaber seiner Reser- von Bennigsen nahm persönlich die vom 6. September 2013 vearmee, die in Polen stationiert war, Kapitulation des Königs von Sachsen, 93 Friedrich August I., entgegen. Noch ist für ihn aber selbstverständlich. Foto: wikipedia.org in Leipzig wurde der Deutsche in Die Wohnung zieren diverse Erinne- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Diensten des Zaren in den russischen rungsstücke, so gibt es die Kopie Grafenstand erhoben, was laut der eines Gemäldes, die den Großvater Geschichtsbücher am 18. Oktober hoch zu Ross im I. Weltkrieg unter geschah. „Bennigsen hatte die besten dem Befehlshaber General Wrangel Eigenschaften eines Kavallerieoffi- zeigt. Da stehen originale Stücke ziers, als die galten: Feuer, Kühn- aus Afrika im Regal, die darauf heit, Schnelligkeit“, weiß Pierre von verweisen, das ein von Bennigsen Bennigsen. auch mal Gouverneur fürs deutsche Kaiserreich in Ostafrika war. Und wie Ganz so unbescholten liest sich in einem Schrein hängt das Porträt die Vita seines Vorfahren aber dann des berühmtesten von Bennigsen. doch nicht. Der hatte eine besondere Im Bücherregal steht die dreibändige Leidenschaft fürs schöne Geschlecht. Autobiografie des Generals. Er selbst Vier Mal war er verheiratet, die letzte schaut dem heutigen Grafen-Ehepaar Frau die Verlobte des eigenen Soh- beim Speisen auf den Tisch. Gut nes! Auch war der General 1801 in gegessen wird hier in Brüssel. Und die Verschwörung gegen Zar Paul I. getrunken ebenso. verstrickt, wobei ihm die nicht unbe- deutenden Geschichtsschreiber Karl „Hoch lebe unser Bennigsen“, sagt Marx und Friedrich Engels attes- Pierre. Er ist stolz auf diesen Vor- Levin August Graf von Bennigsen tierten, selbst die schwere silberne fahren, insbesondere auf dessen Schnupftabakdose geschwungen zu Leistungen bei der Völkerschlacht. Pierre und Anastasia leben in Brüssel haben. Graf Pierre lächelt: „Ich war Der Generals-Nachfahre ist heute und sind Europäer. Die Vereinigung doch nicht dabei …“. Nach einem Franzose, ist es da nicht schwierig, der Länder und Menschen sei die „sehr kampfreichen und abwechs- sich über Napoleons Niederlage Grundlage allen künftigen Fort- lungsreichen Leben“ habe sich der zu freuen? – „Warum? So ist doch schritts. Nur müsse endlich die Krise Vorfahre auf sein Gut Banteln im unsere Geschichte, und ich bin ein Teil der Politik ein Ende haben. Pierre ist Hannoverschen zurück gezogen, wo von ihr. Schauen Sie: Mein berühm- deutsch-russischer Herkunft, wurde in er 1826 im Alter von 81 Jahren starb – ter Vorfahre ritt in der Völkerschlacht Paris geboren. Er hat die französische und wie Marx/Engels auch zu wissen gegen die Franzosen in den Kampf. Staatsbürgerschaft ebenso wie die glauben: „…nachdem er den größten Mein Großvater Adam von Bennigsen belgische. Er spricht mehrere Spra- Teil seines Vermögens verschwendet hat im I. Weltkrieg als Russe gegen chen. Nicht anders seine Frau. Anas- und seine Kinder arm in russischen die Deutschen gekämpft. Mein Vater tasia hat polnisch-litauische Wurzeln Diensten zurück gelassen hatte.“ Alexander von Bennigsen kämpfte als und kam in Kolumbien zur Welt, wohin Franzose im II. Weltkrieg gegen die ihre Eltern ausgewandert waren. Sie Der definitiv letzte Graf Bennigsen Deutschen. Und heute? Wir vertragen wuchs in Argentinien auf, ging in geht gelassen mit dieser wie mit uns. Ist das nicht wunderbar? Ich Deutschland zu Schule, machte hier anderer Familiengeschichte um. freue mich auf Leipzig, wo wir uns alle das Abitur, lebte in Frankreich und ist Die Altvorderen in Ehren zu halten, treffen.“ seit Jahren mit Pierre in Brüssel zu 94 Hause. Das Paar hat zwei Töchter. ihren Sitz hat. Der Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel für die Grande Nation absolvierte er

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht „Wir kennen schon lange keine Gren- des Generals in Diensten des Zaren: ohne Begeisterung. Haudegen Levin zen mehr, erst Feinde, sind wir heute „Die Beziehung unserer Familie zu August, ein Held der „Battle of the Bürger einer Weltgemeinschaft“, sagt diesem Land ist seit Jahrhunderten Nations“, wie der Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel der Graf. Fast nebenbei erwähnt eng. Mit dem heutigen Russland habe das die Welt verändernde Leipziger Gräfin Anastasia, dass ja auch die ich aber nichts zu tun. Je älter ich Ereignis nennt, dürfte ihm auch das Familie, aus der sie stammt, etwas mit werde, umso weniger fühle ich mich verzeihen. der Völkerschlacht zu tun hatte: „Einer als Russe.“ Und als Deutscher? – meiner Vorfahren hieß Alexander „Dafür bin ich schon zu lang weg von Der Alte, für Pierre ein „action man“, Jurgenjew. Wie ich recherchiert habe, Deutschland.“ Der Graf, der als Com- blickt auf den Tisch, wo Graf Pierre gehörte er zu jenen 20.000 russischen puter-Ingenieur sein Geld verdient, den trefflichen Rotwein ausschenkt. Soldaten, die in der Völkerschlacht freut sich auf seinen Ruhestand. Der Man lebt gut in Uccle. Frau Anastasia, zu Tode kamen. Vielleicht finde ich ja dürfte aber mehr in Unruhe stattfin- eigentlich die treibende Kraft der Auf- eine Spur von ihm in Leipzig.“ den. In Paris will der Senior noch mal arbeitung der Familien-Geschichte, durchstarten und Theologie studieren. betrachtet den General, gerahmt an Bei aller Weltläufigkeit ist ein trefflicher Das Fach fasziniert ihn mehr als die der Wand, und ihren Mann: „Wie ähn- Zufall, dass unweit von Pierre von Militärgeschichte, die ihm eigentlich lich sie sich sind. Echte Bennigsens!“ Bennigsens Zuhause mit einem rie- bei seiner Familiengeschichte näher sigen Areal die Botschaft Russlands liegen müsste. Auch den Militärdienst

Heinrich Freiherr von Friesen * 21. Juli 1935 Foto: Michael Gonsior Heinrich Freiherr von Friesen ist der Kulturbereich.­ Als Folge der letzte noch lebende in Schloss Rötha Wiedervereinigung gründete geborene Friesen. 1945 musste er die „Heinrich Freiherr von die Familie innerhalb kürzester Zeit Friesen – Rötha“ Stiftung, fliehen, um der Verhaftung durch die in die er die Ahnengalerie russische Armee zu entgehen. Sie seiner Familie mit fast 100 gelangten über Leipzig und Berlin in Gemälden zum Teil bedeu- die Gegend von Wesel am Nieder- tender Maler einbrachte. rhein. Nach Abitur und Jura-Studium gründete Freiherr von Friesen 1960 die Firma von Friesen & Lang Immo- bilien-Verwaltungen GmbH. Da er sich zeitlebens mit der Kunst befasst hat, betätigte er sich nach dem Verkauf seiner Firma im Jahre 2001 fast ausschließlich im Kunst- und Heinrich Freiherr von Friesen 95 Historische Persönlichkeit aus der Zeit der Völkerschlacht: Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Johann Georg Friedrich Freiherr von Friesen (1757 – 1824)

Johann Georg Friedrich Freiherr von der alliierten Monarchen gegen Napo- Foto: wikipedia.org Friesen wurde am 28. April 1757 als leon während der Völkerschlacht bei erster Sohn des Herrn auf Rötha, Leipzig auserkoren. War es wohl auch Rammelburg und Königsbrück Johann durch seine Lage insbesondere seine Friedrich Ernst Freiherr von Friesen Größe und den Wirtschaftsumfang und seiner Ehefrau Christine Jakobine des Rittergutes unter den Herrensit- geb. Gräfin von Werthern geboren. zen der Umgebung am besten hierfür Nach sorgfältiger Unterweisung durch geeignet. Privatlehrer besuchte er die Universi- täten in Wittenberg und Leipzig, wo Hier trafen sich Zar Alexander I. von er Rechtswissenschaften studierte. Russland, Kaiser Franz I. von Öster- Nach Abschluss des Studiums vollzog reich und König Friedrich Wilhelm Johann Georg Friedrich Freiherr von III. von Preußen zu den Lagebe- Friesen eine beeindruckende Karriere sprechungen mit ihren militärischen am Sächsischen Hof König Friedrich Befehlshabern. Für diese strategi- August III. und bekleidete Positionen schen Beratungen wurde u. a. auch zunächst als Kammerjunker, dann der Speisesaal benutzt. Der russische Kammerherr, Geheimer Rat, Erbmar- und österreichische Monarch wohnten schall-Amtsverweser und ab 1812 während der Kriegstage im Schloss. Oberkammerherr. Als der König in Freiherr von Friesen hielt sich wäh- Folge der Zuspitzung der politischen rend der Völkerschlacht nicht in Rötha Lage 1813 den Hof in Dresden verließ, auf sondern weilte gemeinsam mit Johann Georg Friedrich Freiherr von Friesen wurde Freiherr von Friesen zum Mit- seiner Frau Juliane Caroline geb. glied ernannt der vom König für seine Gräfin von der Schulenburg-Wolfsburg Abwesenheit eingesetzten Imme- auf seiner Besitzung Schloss Ram- diat-Kommission. Aufgrund seiner melburg im Harz. Nach der Niederlage außerordentlichen diplomatischen Napoleons kehrte er im Dezember Fähigkeiten wurde er mehrmals Kaiser 1813 an den Hof nach Dresden Napoleon insbesondere während des- zurück. Er starb am 18. Januar 1824. sen Aufenthaltes im Marcolini-Palais in Dresden zur persönlichen Betreu- Außer dem Beitrag zum Hause Romanow sowie ung beigegeben. Trotz des hohen den beiden Artikeln von Thomas Mayer, verfass- Ansehens, welches Freiherr von ten Nikolaus Faulstroh und Volker Tzschucke die Friesen auch bei den Verbündeten Portraits. gegen Napoleon besaß, wurde sein Schloss in Rötha zum Hauptquartier 96 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

„Ich danke der Sparkasse Leipzig, dass ich mit meiner Frau Thyra im Sommer 2013 den 200. Jahrestag der Völkerschlacht in Leipzig gedenken durfte … Wir dürfen nie die Sinnlosigkeit eines Krieges aus den Augen verlieren. Krieg war und ist sinnlos, das sollte das Credo eines Menschen sein!“ - Heinrich Prinz von Hannover während der Fahnenbandübergabe am 19. Oktober in Rötha

Die Nachfahren der Heerführer von Thomas Mayer* Chefreporter der Leipziger Volkszeitung a. D.

Die Völkerschlacht war ein großer Generals Gebhard Leberecht Blü- nien und Irland, „haben einst auch Krieg mit mehr als 100.000 Toten. cher, gesagt. Fürst von Blücher ist die Unseren gezahlt.“ Etwa 9.000 Zum Feiern dürfe keinem zumute somit „bei den Seelen der Toten“ Soldaten vor allem aus Braunschweig sein, hatte jüngst Fürst Nikolaus Blü- und wird dies auf dem Treffen in und Lüneburg waren beteiligt an den cher von Wahlstatt, seines Zeichens Sachsen kundtun. Kämpfen um Leipzig, viele kamen zu der Ur-Ur-Ur-Enkel des legendären Tode. Der Chef des Fürstenhauses der „Einen Blutzoll“, so Heinrich Prinz von Welfen hieß damals George III. König * Erschienen in der Leipziger Volkszeitung vom Hannover, Herzog zu Braunschweig von Großbritannien und Irland, König 12. Oktober 2013 und Lüneburg, Prinz von Großbritan- von Hannover. Er lebte von 1783 bis 97 1820, war der dritte britische Monarch Auf Titel legt der mitten im Leben ist seit 2008 für die Aktiengesellschaft aus dem Hause Hannover und der stehende Unternehmer, der in Göt- „GMK Norilsk Nickel“ tätig. Sein Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht erste, der in England geboren wurde tingen einen Verlag betreibt und pro mehrfacher Ur-Vorfahre Alexander I. und englischsprachig aufwuchs. Mit Jahr etwa zehn vor allem historische Zar von Russland war einer der Heer- Frankreich befand sich Großbritannien Themen behandelnde Titel herausgibt, führer und großen Strategen zu Zeiten seit 1793 für mehr als zwei Jahrzehnte gar keinen Wert: „Sagen Sie bitte ein- der Befreiungskriege. Während der fast kontinuierlich in Kriegen, in Aus- fach Heinrich Hannover zu mir.“ Völkerschlacht, in der die russischen terlitz wurde verloren, die Seeschlacht Truppen 22.000 Tote und Verwundete von Trafalgar wurde gewonnen. Zu den illustren Gästen des Treffens zu beklagen hatten, nahm Zar Alexan- 1813 schloss sich King George der in Leipzig und Rötha wird Georg der an den strategischen Beratungen anti-napoleonischen Allianz an. Seine Erzherzog von Österreich gehören. der Alliierten auf Schloss Rötha teil. Truppen, vor allem bei der Entschei- Er ist ein Enkel des letzten österrei- dungsschlacht von Waterloo mit chischen Kaisers Karl I. und Sohn Das Haus Hohenzollern wird von des- 25.000 Hannoveranern im Zentrum von Otto von Habsburg, der auch sen heutigem Chef Georg Friedrich der Kämpfe, sorgten dafür, dass die als EU-Parlamentarier für ein geein- Prinz von Preußen (37) vertreten. Der Welfen auf dem Wiener Kongress eine tes Europa eintrat. Beider Vorfahre Ur-Ur-Enkel des letzten deutschen deutliche Stärkung ihrer Macht erfah- Franz I. von Österreich (1768-1835) Kaisers Wilhelm II. lebt in Berlin, wo er ren konnten. war einer der Heerführer der Koalition unter anderem als Unternehmensbe- gegen Napoleon, mit seiner böhmi- rater tätig ist. An der Völkerschlacht Heinrich von Hannover (52) beurteilt schen Armee nahm er während der nahm Vorfahre Friedrich Wilhelm III. die Geschehnisse von einst heute Völkerschlacht Quartier im Schloss König von Preußen (1770-1840) teil. mit Gelassenheit und eben mit dem Rötha. Zum Wiener Kongress über Gemeinsam mit dem russischen Abstand von 200 Jahren. Er weiß die Neuordnung Europas hatte Kaiser Zaren, dem österreichischen Kaiser dabei von der Debatte gerade auch Franz die Rolle des Gastgebers inne. und ihren Stäben verfolgte er am um das „Leipziger Schlachtjubiläum“, Erzherzog Georg (49) lebt seit 1993 in 18. Oktober die Kampfhandlungen so ganz möchte er sich dieser Diktion Ungarn und fungiert heute im Amt des vom sogenannten Monarchenhügel aber dann doch nicht verschließen, ungarischen Ministerpräsidenten als bei Liebertwolkwitz. Hier nahmen am schließlich habe es sich ja um „Befrei- Sonderbotschafter für Europa-Angele- Abend dieses Tages die drei Monar- ungskriege“ gehandelt – „und auf so genheiten. chen auch die Siegesbotschaft des was dürfe man schon stolz sein.“ Und Oberbefehlshabers Fürst Schwarzen- auch mit Napoleon sei das so eine Sein Kommen zugesagt hat Georgi berg entgegen. Sache, „erst ein glühender Verfechter Michailowitsch Großfürst von Russ- der Freiheit, dann ein Eroberer, der die land. Er wurde als Sohn des Ober- Mit Nicolaus Herzog von Leuchten- von ihm besetzten Länder ausbluten hauptes des Hauses Romanow, berg de Beauharnais (79), der in St. ließ.“ Marija Wladimirowna Großfürstin von Augustin bei Bonn zu Hause ist, wird Russland und Franz Wilhelm Prinz von der Nachkomme des Stiefsohns von Die aktuelle Bedeutung der Fürsten- Preußen 1981 in Madrid geboren. Er Napoleon Bonaparte in Sachsen zu häuser sieht der Welfen-Prinz vor studierte in Oxford, arbeitete bei der Gast sein. Eugène de Beauharnais allem in ihrer Aufgabe, Geschichte zu Europäischen Union in Luxemburg zu (1781-1824), Vizekönig von Italien, transportieren und lebendig zu vermit- Fragen der Kernenergie und Sicher- später auch Fürst von Eichstätt und teln sowie Kulturgüter zu bewahren. heit von nuklearen Technologien und Herzog von Leuchtenberg, kann auf 98 Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

„Es waren ereignisreiche Tage … Einen Besuch Leipzigs haben wir für 2014 schon vorgesehen. Es gibt wahrhaftig noch sehr viel zu sehen und zu entdecken!“ - Nicolaus Herzog von Leuchten- berg de Beauharnais während der Fahnenband­ übergabe in Rötha

eine bizarre Vita verweisen. Sein Vater soll an die große Zahl der Gefallenen, Weitere Fürstenhäuser, die 1813 in starb in den Nachwehen der Französi- sowohl auf der Seite der Franzosen, die Völkerschlacht involviert waren, schen Revolution unter der Guillotine, als auch auf Seiten der Alliierten werden 200 Jahre später mit ihren die Mutter heiratete zwei Jahre später erinnern.“ Für den ihm nahe stehen- Repräsentanten in Leipzig und Rötha General Napoleon Bonaparte. De den Napoleon fordert der Herzog eine vertreten sein. Zu den Gästen des Beauharnais war von 1797 als Offizier angemessene Beurteilung ein: „Er Gedenkens gehören ebenso Alexan- ständiger Begleiter des Imperators. wollte ein vereinigtes Europa mit einer der Prinz von Sachsen, Heinrich XIV. Auch am Russlandfeldzug 1812 nahm einheitlichen Währung, mit einheitli- Prinz Reuß, Alexander Fürst zu er teil, und als Oberbefehlshaber chen Maßen und einheitlicher Spra- Schaumburg-Lippe, Stephan Leopold führte er die arg dezimierte Grande che. Napoleon hat zwei Juristen den Prinz zur Lippe, Dr. Georg Prinz zur Armée im Mai 1813 sogar zum Sieg Code Civil verfasst, der zum Teil noch Lippe-Weißenfeld, Alexander Fürst zu bei Großgörschen. heute in Frankreich Gültigkeit besitzt.“ Sayn-Wittgenstein-Sayn, Pierre Graf Fürstenhäuser sind laut dem Herzog von Bennigsen, Heinrich Freiherr von Für Nicolaus Herzog von Leuch- der Geschichte ihres Hauses ver- Friesen. tenberg steht eins vor allem fest. pflichtet, die Verdienste der Vorfahren „Die Gedenkfeier anlässlich der zu bewahren, zu dokumentieren und 200. Wiederkehr­ der Völkerschlacht lebendig zu halten. 99 Koordination fürstliche Häuser, Protokoll und Organisationsleitung Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig und der Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Mor- gen. e. V. danken für ihre Unterstützung und ihren Rat bei der Vorbereitung und Durchführung der Gedenkveranstaltungen zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht:

Koordinator fürstliche Häuser S.E. Maximilian Graf zu Solms-Laubach * 27. September 1962

Nach seiner Ausbildung als Kaufmann SOLMS CONSULTING berät bundes- „Damals und heute Foto: M.Kaliske in der Immobilienwirtschaft in Frank- weit Unternehmen zu strategischen – Die Repräsentan- furt am Main und anschließender und betrieblichen Fragen der Entwick- ten der anwesen- Tätigkeit als Unternehmensberater lung, Optimierung und Vermarktung den Fürstenhäuser in München lebt er seit März 1990 in von Gewerbeimmobilien. Ergänzen- im Portrait“ Leipzig. Die von ihm hier gegründete des siehe vorhergehendes Kapitel Seite 86.

Protokoll Maximilian Graf zu Solms-Laubach Nikolaus Faulstroh * 24. Oktober 1978

Nach einer Ausbildung zum Hotelkauf- Fundraising und protokollarische Auf- Kulturträgerschaft Foto: Privat mann absolvierte Nikolaus Faulstroh gaben verantwortlich war. der historisch ein Studium der Politikwissenschaft gewachsenen und Geschichte an den Universitäten Derzeit promoviert er am Lehrstuhl für alten Familien, für Wien und Eichstätt, das er 2008 mit Mittel- und Osteuropäische Zeitge- die Nachhaltigkeit dem Magister Artium abschloss. schichte der Katholischen Universität traditioneller und Eichstätt über die Politik der Europäi- christlicher-abend- Nach Praktika im In- und Ausland schen Großmächte in den Balkankon- ländischer Werte als arbeitete Nikolaus Faulstroh für meh- flikten. Bindeglied zwischen Nikolaus Faulstroh rere Jahre als Marketingleiter bei den Kirche, Politik und renommierten Passauer Festspielen, Als Autor der Publikationen Fürs- Gesellschaft ein. wo er als persönlicher Referent des tenhäuser | Kulturträger setzt er sich Intendanten unter anderem für das für die Bewahrung und Pflege der www.fürstenhäuser-kulturträger.eu 100 Organisationsleiter Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Michael Rollberg * 21. August 1981

Michael Rollberg trat im Jahr 2000 als auf dem Gebiet der Ausbildungs- und Zivil Militärische Foto: Privat Offiziersanwärter in die Bundeswehr Veranstaltungsplanung inne. Zwischen Zusammenarbeit im ein. Nach einer Offiziersausbildung Oktober 2009 und März 2010 war er Landeskommando begann er ein Studium der Wirt- darüber hinaus Leiter eines „Liaison Sachsen in Dres- schafts- und Organisationswissen- and Monitoring Team” während des den im Rang eines schaften an der Universität der Bun- Kosovo-Einsatzes der Bundeswehr. Hauptmanns. deswehr in München, welches er 2007 abschloss. Von 2007 bis 2010 hatte Seit August 2010 ist Michael Rollberg er Führungspositionen in verschie- Offizier für Ausbildung, Territoriale Hauptmann Michael denen Dienststellen der Bundeswehr Aufgaben und Verbindungsoffizier für Rollberg

Unterstützung Koordination fürstliche Häuser Andrey Golubev * 10. Oktober 1959

Andrey Golubev wurde 1959 als Sohn bis 1991 war Andrey Golubev der Andrey Golubev ist Foto: Privat eines russischen Marineoffiziers in letzte offizielle Handelsvertreter der verheiratet mit Irina Moskau geboren. Nach seiner Schul- UdSSR in Leipzig. Derzeit ist er Gene- Golubeva. Das Paar ausbildung absolvierte er ein Studium ralbevollmächtigter und Vice President hat 2 Kinder. am Moskauer Institut für internatio- des IC Solev aus Moskau. nale Beziehungen MGIMO. Von 1988

Irina Golubeva und Hans-Henning Freiherr von Bischoffshausen Andrey Golubev Foto: Privat * 5. September 1958 Die Familie von Bischoffshausen BHF-BANK in Frankfurt am Main absol- Seit 1995 ist Frei- stammt ursprünglich aus Nordhessen. viert. 1990 war er tätig für die BHF- herr von Bischoffs- Freiherr von Bischoffshausen lebte BANK in New York; danach bis 1995 hausen verheiratet bis 1976 im Elternhaus in Wentorf bei in Hamburg und anschließend für das mit Birthe Freifrau Hamburg. Von Juli 1979 bis Juli 1981 Privatkundengeschäft in Leipzig. 2005 von Bischoffshau- war er Zeitsoldat der Bundeswehr (Pan- wechselte er als Abteilungsdirektor zur sen. Das Paar hat zertruppe). 1981 bis 1983 wurde eine Commerzbank AG, Filiale Leipzig. sechs Kinder. Hans-Henning Frei- Ausbildung zum Bankkaufmann bei der herr von Bischoffs- hausen 101 Portraits der anwesenden Kommandeure und Kommandeure a. D. Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Reinhard Kammerer Generalleutnant * 2. Dezember 1951

Foto: Privat Reinhard Kam- Seine militärische Laufbahn führte ihn amt Köln sowie auf verschiedene merer trat 1970 anschließend als Artillerieoffizier nach Kommandeursposten. Ab 2006 in den Dienst bei Idar-Oberstein und Lüneburg. Ab war er Kommandeur der 13. Pan- der Bundeswehr 1985 absolvierte er die Generalstabs­ zergrenadierdivision in Leipzig, ab ein, wo er eine ausbildung an der Führungsakademie 2010 stellvertretender Befehlshaber Ausbildung zum der Bundeswehr in Hamburg sowie des Heeresführungskommandos in Offizier absol- 1989 die Generalstabsausbildung am Koblenz, das er ab 2012 in das neue vierte. Ab 1976 U.S. Armed Forces Staff College in Kommando Heer überführte. Seit Generalleutnant schloss er ein Norfolk/Virginia. Weitere Stationen in Oktober 2012 ist Reinhard Kammerer Reinhard Kammerer Studium an der der militärischen Laufbahn führten als Kommandeur Einsatz und Stellver- Technischen Uni- Reinhard Kammerer als Referats- treter des Inspekteurs des Heeres im versität München und der Universität leiter ins Bundesministerium der Kommando Heer für die Einsatzbereit- Hamburg zum Diplom-Physiker an. Verteidigung in Bonn, ins Heeres­ schaft des Feldheeres verantwortlich. Walter Spindler Generalmajor * 4. Mai 1954

Foto: Privat Walter Spindler schloss er die Generalstabsausbil- schen Brigade in Mühlheim, zwischen begann seine dung an der Führungsakademie der 2005 und 2007 Stellvertretender Chef militärische Bundeswehr in Hamburg, 1988 die des Stabes Operation des Eurokorps Laufbahn 1973. französische Generalstabsausbildung in Straßburg, anschließend bis 2011 Von 1974 bis an der Ecole Supérieure de Guerre in Abteilungsleiter II im Heeresamt und 1978 absolvierte Paris ab. Es folgten unter anderem General für Ausbildung im Heer. Bis er ein Studium an Posten als Kommandeur des Panzer­ 2013 war Spindler dann stellvertre- der Universität grenadierbataillons ins Hamburg, tender Kommandierender General Generalmajor Walter der Bundeswehr als Referent im Führungsstab der des Eurokorps, seit 28. Juni 2013 ist Spindler in München, um Streitkräfte und als Referatsleiter im er Kommandeur des neu aufgestell- anschließend Bundesministerium der Verteidigung. ten Ausbildungskommandos Heer in Verwendung als Zugführer, S2-Offizier Zwischen 2003 und 2005 war Spindler Leipzig. Generalmajor Walter Spindler und Kompaniechef zu finden. 1986 Kommandeur der Deutsch-Französi- ist verheiratet und hat vier Kinder. 102 Roland Kather

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Generalleutnant a. D. * 17. Mai 1949

Foto: Privat Roland Kather 1984 war Kather Referent im Bun- Kosovo, bevor Kather 2001 Chef des startete seine mili- desministerium der Verteidigung, ab Stabes Heeresführungskommando in tärische Laufbahn 1987 Planungsstabsoffizier Supreme Koblenz und ab 2003 für vier Jahre 1968 in der Aus- Headquarters Allied Powers Europe Kommandeur der 13. Panzergrena- bildungskompanie im belgischen Mons. Aufgaben als dierdivision in Leipzig wurde. 2006/07 11/6 mit einer Kommandeur, Generalstabsoffizier war er erneut KFOR-Kommandeur im Ausbildung zum beim Chef des Führungsstabes der Kosovo. Zwischen August 2010 und Offizier im Pan- Streitkräfte im Verteidigungsministe- Oktober 2011 war Kather deutscher Generalleutnant a. D. zeraufklärungsba- rium sowie als stellvertretender Leiter Militärischer Vertreter in den Militär­ Roland Kather taillon 6 in Eutin, des Führungszentrums der Bundes- ausschüssen von Nato und EU. wo er anschlie- wehr schlossen sich an. Auslandsein- 2011 wurde er im Dienstgrad eines ßend bis 1979 tätig war. 1979 nahm sätze führten ihn 1996 als Chef des Generalleutnants mit einem Großen er am Lehrgang zur Generalstabs-/ Stabes des deutschen Heereskontin- Zapfenstreich in den Ruhestand ver- Admiralsausbildung an der Führungs- gents nach Sarajewo und 1999/2000 abschiedet. akademie der Bundeswehr teil. Ab als KFOR-Kommandeur in den Wolf-Dieter Löser Generalleutnant a. D. * 15. August 1949

Foto: Privat Wolf-Dieter Löser mie der Bundeswehr in Hamburg. als Befehlshaber im Wehrbereich VII/ trat 1968 in die Anschließend wurde er in diversen Kommandeur der 13. Panzergrena- Bundeswehr Stabsverwendungen beim stellvertre- dierdivision in Leipzig. 2004 wechselte ein. Es folgte die tenden Oberbefehlshaber der NATO er als Stellvertretender Kommandie- Offizierausbildung in Europa (SHAPE) und im Bundesmi- render General zum Eurokorps nach an der Offizier- nisterium der Verteidigung sowie als Straßburg, diese Aufgabe führte ihn schule des Heeres Adjutant beim Generalinspekteur der 2004/05 als Deputy Commander Ope- in München mit Bundeswehr eingesetzt. Nach einem rations der ISAF-Schutztruppe nach Generalleutnant a. D. anschließenden Studium an der National Defense Afghanistan. Von 2005 bis 2008 war Wolf-Dieter Löser Verwendungen University in Washington D.C. wurden Löser Kommandeur der Führungs- als Zugführer, Löser mehrere Kommandeurverwen- akademie der Bundeswehr, von 2008 Jugendoffizier und Kompaniechef dungen übertragen, zunächst als bis 2011 als Generalleutnant Kom- in Bayern. Zwischen 1972 und 1976 Kommandeur der Gebirgsjägerbri- mandant am NATO Defence College absolvierte Löser ein Abendstudium gade 23 in Bad Reichenhall, dann als in Rom und schied im Range eines zum Dipl. sc. pol. Von 1979 bis 1981 General der Infanterie/Kommandeur Generalleutnants aus dem aktiven absolvierte er die Generalstabsoffizier­ der Infanterieschule in Hammelburg Dienst aus. Wolf-Dieter Löser ist ver- ausbildung an der Führungsakade- und schließlich von 2001 bis 2004 heiratet und hat zwei Kinder. 103 Ekkehard G. Richter

Generalmajor a. D. Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht * 13. Februar 1937

Foto: Privat Ekkehard G. Rich- planung im Bundesministerium der der Bundeswehr zur NVA der DDR ter wurde 1937 in Verteidigung, Bataillonskommandeur in Straußberg. Ab 1990 war General­ Berlin geboren. und Adjutant des Stellvertreters des major Ekkehard G. Richter Befehls- Er legte 1958 sein Generalinspekteurs der Bundes- haber des Wehrbezirkskommandos Abitur in Kassel wehr. 1980/81 studierte er am NATO VII und Kommandeur der 13. Panzer­ ab und trat Defence College in Rom. Anschlie- grenadierdivision in Leipzig. Von 1996 anschließend als ßend übernahm Richter Aufgaben als bis 2011 übernahm er den Vorsitz des Offiziersanwärter Referatsleiter für Konzeptionen im „Beirats für Reservistenangelegen- Generalmajor a. D. in die Bundes- Führungsstab des Heeres im Vertei- heiten“, seit 2007 ist er Präsident des Ekkehard G. Richter wehr ein. 1969/70 digungsministerium, als Brigadekom- „Freundeskreises der Artillerietruppe“. absolvierte er mandeur der Panzergrenadierbrigade Richter schied im Rang eines General­ die Generalstabsausbildung an der Schwanewede sowie als Beauftragter majors aus dem aktiven Dienst aus. Er Führungsakademie der Bundeswehr für Erziehung und Ausbildung des ist verheiratet und hat zwei Kinder. in Hamburg und war anschließend Generalinspekteurs der Bundeswehr. unter anderem Referent für Heeres- 1990 leitete er die Verbindungsgruppe Michael von Scotti Generalmajor a. D. * 31. Mai 1941

Foto: Privat Michael von in Mönchengladbach. 1976/77 nahm im Wehrbereich VII und Kommandeur Scotti trat 1960 in er an einem Lehrgang der amerika- der 13. Panzergrenadierdivision in die Bundeswehr nischen Generalstabsakademie des Leipzig, bevor er 1998 Beauftragter ein. Zwischen Heeres in Fort Leavenworth, Kansas Multinationales Korps Nordost im 1972 und 1974 teil. Positionen als Generalstabsoffi- Bundesministerium der Verteidigung absolvierte er die zier, Kommandeur eines Panzerartil- in Bonn sowie 1999 Amtschef des Generalstabsaus- leriebataillons, Referent und Referats- Personalamtes der Bundeswehr in bildung an der leiter Personal im Führungsstab der Köln wurde. Im Oktober 2001 schied Generalmajor a. D. Führungsakade- Streitkräfte in Bonn und als Chef des Michael von Scotti im Dienstgrad Michael von Scotti mie der Bundes- Stabs bzw. stellvertretender komman- eines Generalmajors aus der Bundes­ wehr in Hamburg dierender General und Kommandeur wehr aus und lebt seitdem in Neu- und war anschließend Stabsoffizier der Korpstruppen in Ulm folgten. Von magen-Dhron an der Mosel. Er ist im NATO-Hauptquartier NORTHAG 1995 an war von Scotti Befehlshaber verheiratet und hat zwei Kinder. 104 Harald Fugger

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Brigadegeneral a. D. * 23. Dezember 1947

Foto: Privat Harald Fugger als Abteilungsleiter für Operation, Kommandeur aktiv, darüber hinaus begann seine mili- Planung, Ausbildung und Infrastruk- war er Einsatzleiter unter anderem tärische Laufbahn tur in verschiedenen nationalen beim Elbhochwasser 2002. Seit 2004 im Jahr 1965. Bis Kommandobehörden,­ bei der NATO war er stellvertretender Komman- 2009 arbeitete er sowie im Verteidigungsministerium. deur der 13. Panzergrenadierdivision in 24 verschiede- Begleitend absolvierte Harald Fugger in Leipzig. Am 31. Dezember 2009 nen Funktionen, Studienaufenthalte am NATO Defence schied Harald Fugger mit dem Dienst- darunter als College in Rom sowie im US-Army grad des Brigadegenerals aus dem Brigadegeneral a. D. Kompaniechef, War College in Carlisle/Pennsylvania. militärischen Dienst aus. Er ist verhei- Harald Fugger Bataillonskom- In zwei Auslands-Einsätzen in Bosnien ratet und lebt heute in Leipzig. mandeur sowie 2006 und im Kosovo 2008 war er als Michael Knop Oberst * 7. Februar 1955

Foto: Privat Michael Knop trat dene Aufgaben im Personalamt der Kommandeur des Landeskommandos 1974 in die Bun- Bundeswehr im Bundesministerium Sachsen in Dresden. Oberst Michael deswehr ein, 1982 der Verteidigung, zwischen 2005 und Knop ist verheiratet und hat zwei wurde er Kom- 2008 war Knop Leiter des Presse- Kinder. paniechef einer und Informationszentrums im Einsatz- Panzerkompanie führungskommando der Bundeswehr. Dem Landeskommando Sachsen und im Panzerbataillon Als Chief Operations Civil Military seinem Kommandeur, Herrn Oberst 513 in Flensburg. Cooperation im Hauptquartier der Knop, gilt ein besonderer Dank der Oberst Michael Knop Zwischen 1996 SFOR-Truppen in Sarajevo im Jahr Veranstalter für ihre herausragende und 1998 nahm 2000, als Chief Press Information Unterstützung. er am Lehrgang Officer EU Operations im Haupt- Generalstabs-/Admiralstabsdienst quartier des EUFOR-Einsatzes in mit internationaler Beteiligung an der Republik Kongo 2006/07 und als der Führungsakademie der Bundes- Chief Press Information Officer beim wehr in Hamburg teil, 1998 wurde er KFOR-Einsatz in Pristina 2007 fand Kommandeur des Panzerbataillons Knop Verwendung in internationalen 64 in Wolfhagen. Es folgten verschie- Einsätzen. Seit 2013 ist Michael Knop 105 „Vertreter aller Seiten sind gemeinsam unterwegs, um sich zu erinnern und zu gedenken“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Tischrede von Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, anlässlich des Banketts im „Mediencampus Villa Ida“ am 19. Oktober 2013*

Verehrte Gäste, meine sehr geehr- Foto: Olivier Colin lands mehr als 300.000 russische ten Damen und Herren! Die letzten Soldaten, bis an die Zähne bewaffnet. zwei Tage dieses Gedenkens an die Und auf der anderen Seite standen Völker­schlacht haben mir eines deut- ebenso Soldaten und Raketen waren lich gemacht: Es hat eine umfangrei- stationiert. Alles sollte eigentlich dazu che Vorbereitung der Leipziger und dienen, den Gegner – zumindest von der Menschen um Leipzig herum der russischen Seite her – zu bedro- gegeben, um diese Völkerschlacht hen und auf der Seite des Westens nicht als kriegerisches Schauspiel dafür gerüstet zu sein, einen solchen noch mal aufleben zu lassen, sondern militärischen Schlag auch parieren um deutlich werden zu lassen, was zu können. Ich will damit gesagt damals vor 200 Jahren hier in Leipzig haben: Auch wenn wir uns im Westen passiert ist: Etwas Grausames, wo Europas über 65 Jahre Frieden freuen, Menschen ihr Leben gelassen haben hier in diesem Teil Europas gibt es erst – wo so viele junge Menschen wie nie seit 23 Jahren die Freiheit von Diktatur wieder an einer Stelle und in so kur- und damit auch zum ersten Mal die zer Zeit ums Leben gekommen sind. Ministerpräsident Stanislaw Tillich auf dem Ban- Möglichkeit, in Freiheit gemeinsam in kett im „Mediencampus Villa Ida“ Europa zu leben. Das ist für uns hier in Sachsen und für die Leipziger ein Anlass, an die nicht despektierlich – von mehr als Und deswegen ist die Idee der Stadt Völkerschlacht zu erinnern, weil es im 65 Jahren, die wir in Europa Frieden Leipzig, dem Präsidenten des Euro- Nachhinein eine Vielzahl an Anlässen haben, die Rede. Denn nicht das päischen Parlamentes nicht nur die gegeben hat, die uns eigentlich einla- ganze Europa lebte in Frieden und Schirmherrschaft anzutragen, sondern den, uns auch gelegentlich zwingen, Freiheit. Gestern Abend wurde beim ihn auch einzuladen, genauso wie uns noch mal in das zu versetzen, was Festakt im Völkerschlachtdenkmal Sie alle, die Sie Nachfahren und vor 200 Jahren und später in vielen zu Recht daran erinnert, dass es erst gleichzeitig auch die Repräsentanten Kriegen geschehen ist. seit 23 Jahren ein wiedervereinigtes der europäischen Adelshäuser sind, Deutschland gibt und damit auch Ausdruck einer Entwicklung, die wir Ich denke, gestern war vielleicht ein wiedervereinigtes Europa – und alle miteinander täglich erleben. etwas voreilig – ich meine das jetzt dass damit auch ein Konflikt zu Ende gegangen ist: Man spricht ja gelegentlich, wenn * Abschrift der Tischrede von Stanislaw Tillich man uns so sieht, wie wir hier zusam- während des Banketts im „Mediencampus Villa Meine Herren Generäle, damals – 1989 mensitzen, von einer europäischen Ida“ vom 19. Oktober 2013 – standen hier in diesem Teil Deutsch- Familie. Und wenn man von Familie 106 Fotos: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Dr. Harald Langenfeld begrüßte die Gäste des „Es war einfach wunderbar … Geschichte ‚live‘ zu erleben. Sie haben ein neues Kapitel in der Darstel- Banketts am Abend des 19. Oktober 2013 lung der Geschichte aufgeschlagen!“ - Alexander und Gisela Prinz und Prinzessin von Sachsen

spricht, dann gibt es die ideale und manchmal nur millimeterweise. Aber Während des Hochwassers im dann gibt es die normale Familie. Und ich glaube, es ist allemal besser als Sommer 2013 haben es Landrat in der normalen Familie gibt es gele- das, was damals vor 200 Jahren hier Czupalla und ich selber miterlebt: An gentlich auch einen Konflikt, eine Aus- in Leipzig passiert ist. einem Deich, welcher gebrochen war, einandersetzung, dann gibt es Streit, standen deutsche Soldaten neben entweder direkt in der Familie oder Meine Damen und Herren, ich glaube, französischen Soldaten – es waren mit nahen Verwandten. So ähnlich ist das Schöne an diesem Abend und Mitglieder der deutschfranzösischen­ es gelegentlich auch in Europa. Der nicht nur an diesem Abend, sondern Brigade – und haben versucht, dieses eine oder andere weiß es. Ich war jetzt in diesen Tagen ist, dass heute hier Loch im Deich zu stopfen. An anderen gerade in einer Sondierung zwischen nicht die Sieger und Besiegten feiern, Stellen waren Soldaten der niederlän- Union und Sozialdemokraten. Und die sondern hier sind heute Vertreter aller dischen Streitkräfte unterwegs. Meine Kanzlerin hat da zwei, drei Mal immer Seiten gemeinsam unterwegs, um an Damen und Herren, das ist heute wieder gesagt bei diesen Anlässen: den historischen Stätten sich noch Europa und das ist auch ein ganz „Das ist schon besser, dass wir ein mal zu erinnern und zu gedenken. Ich anderes Sinnbild von Armeen. Sie bisschen länger miteinander reden, glaube, das ist auch Ausdruck dieses sind dazu da, um Frieden und Freiheit als dass wir uns die Köpfe einschla- neuen Europas. Dass man eben ein und Demokratie zu verteidigen. gen“. Und wenn Sie an die Brüsseler Stück der europäischen Geschichte Ratsgipfel denken und an das, was gemeinsam begeht. Dass es heute Und ich glaube, dass Sie mit mir die manchmal rauskommt – es scheint selbstverständlich ist, so wie wir Ungewissheit teilen: Stellen wir uns ja nicht so viel. Europa bewegt sich Sachsen es gerade erlebt haben. vor, wenn sich die NATO-Streitkräfte 107 Foto: Michael Gonsior auch Böses.“ Eine Schiller schon einer war, der nicht

Schülerin, die so nur Sachsen einte, sondern eben Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht etwas ausdrückt, auch mit seiner Ode an die Freude hat, glaube ich, viel mehr erreichen wollte. Er schrieb: nicht nur uns alle „Alle Menschen werden Brüder“. In zum Nachdenken der Vertonung von Beethoven ist angeregt, sondern es unsere europäische Hymne. Ein aus ihren Worten Traum seit Menschengedenken: „Alle spricht auch tiefes Menschen werden Brüder“. „Selbstnachden- ken“ über die Dieses Jahr haben wir wieder den Gegenwart, in 17. Juni 1953 gefeiert. Das erste Mal der die Jugend nach dem Ende des II. Weltkrieges jetzt lebt und wie begehrten in einem Teil Europas, einem sie sich eben die Teil Deutschlands Menschen auf gegen Gegenwart, aber die Unterdrückung durch die damals auch ihre Zukunft allmächtige Sowjetunion. Danach vorstellt. folgten die Ungarn, es folgten die Maximilian Graf zu Solms-Laubach im Gespräch mit Bundespolizeipräsident Tschechen, es folgten die Polen und a. D. Matthias Seeger während des Banketts im „Mediencampus“ Meine Damen und am Ende waren es die Menschen in Herren, wenige Plauen, in Dresden und vor allem hier aus Afghanistan zurückziehen, was Straßenecken von hier entfernt hat in Leipzig, die die Mauer von dieser, dann in Afghanistan sein wird. Ich Schiller – jetzt muss ich, weil ich der östlichen Seite her zum Einsturz mag es nicht beantworten und ich aus der Dresdner Gegend komme, brachten und damit den Weg ebne- kann es auch nicht beantworten, zumindest den Anfang richtig sagen: ten zur Einheit Deutschlands und zur aber ich glaube, dass zumindest in In Loschwitz in Dresden hat Schiller Einheit Europas. den letzten Wochen und Monaten angefangen, die Ode an die Freude vielen deutlich geworden ist, dass zu schreiben, und hier in Leipzig hat Von daher bin ich überzeugt, dass wir diese Streitkräfte, die gemeinsam dort er sie zu Ende gebracht. Das war heute dem Traum, den Schiller damals versuchen, Menschlichkeit in dieses auch vor 200 Jahren. Ja, es gibt – für ausgedrückt hat, ein wesentliches Land zu bringen, bisher nur einen Teil die Auswärtigen unter uns sage ich Stück näher gekommen sind. Und wir dieses Auftrages erfüllt haben. das – eine innige „Liebe“ zwischen Sachsen haben seit 23 Jahren ver- den Sachsen, nämlich zwischen den sucht – und ich hoffe, dass alle, die Deswegen, meine Damen und Herren, Leipzigern und den Dresdnern – so hierher als Gäste gekommen sind, sich ist das, was gestern Fürst zu Schwar- ähnlich wie zwischen den Kölnern und davon überzeugen konnten –, diese zenberg gesagt hat, in der Tat richtig: den Düsseldorfern und den Mainzern Chance der Freiheit für uns zu nutzen. „Es ist weiß Gott nicht selbstverständ- und den Wiesbadenern oder den So zu nutzen, dass die Menschen sich lich, dass wir Frieden haben.“ Und Franken und den Bayern. nicht nur hier wohlfühlen, sondern eine der Schülerinnen sagte in dem dass sie verstehen, dass diese Chance Zusammenhang, ich glaube, es war Also, langer Rede kurzer Sinn: Des- ihre Chance ist, das Beste aus ihrem eine Italienerin: „Wo Gutes ist, da ist wegen war es wichtig, dass damals Leben, aus ihrem Land zu machen. 108 „Ein wirklicher Einblick in die Essenz der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Völkerschlacht“

Rede S.K.H. Georg Erzherzog von Österreich anlässlich des Banketts im „Mediencampus Villa Ida“ am 19. Oktober 2013*

Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Die Völkerschlacht von Leipzig ist Einblick in die Essenz dieser Völker- dass ich das rege Treiben noch einmal bestimmt kein einfaches Thema. Aber schlacht zu bekommen. Und das ist unterbreche. Herr Ministerpräsident, ich glaube es ist ihnen gelungen, in heutzutage besonders wichtig. Herr Altbürgermeister und Ehren­ einer Vielfalt von Veranstaltungen, bürger von Leipzig, Herr Dr. Langen- in einer Vielfalt von Reden, in einer Warum? Ich merke es sehr, nachdem feld, Oberst Seeger, liebe Verwandte, Vielfalt von, ja, da fällt mir das engli- ich sehr viele Veranstaltungen halte meine sehr verehrten Damen und sche Wort Events ein, die aus diesem an Schulen und Universitäten, und Herren. Anlass gemacht worden sind, eine bedauerlicherweise merke ich es sehr Art Blumenstrauß zu schaffen, dass oft, dass die Leute sich viel zu wenig Ich möchte gern diese Gelegenheit es einem gelingt, einen wirklichen mit der Geschichte, mit den Lehren nutzen, um mich im Namen der vielen Foto: Michael Gonsior Repräsentanten, die hier vertreten sind, ganz besonders herzlich bei der Medienstiftung für ihre Einladung und für ihre Gastfreundschaft zu bedan- ken.

Nun mag das etwas komisch klingen aus dem Munde einer Person, die zum ersten Mal in ihrem Leben nach Leipzig gekommen ist. Aber ich muss sagen, was ich in den letzten drei Tagen hier erleben durfte, würde ich als eine Art „Crashkurs in Leipzig“ bezeichnen. Und ich habe so viel Positives, Schönes, Beeindruckendes und für mich persönlich Wichtiges erlebt in den letzten Tagen, dass ich Ihnen gar nicht sagen kann, wie dank- bar ich Ihnen bin.

* Abschrift der Rede S.K.H. Georg Erzherzog von „Sie haben die Geschichte von damals gewürdigt und nicht verurteilt aus heutiger Sicht, sondern An- Österreich während des Banketts im „Medien- stoß zum Nachdenken gegeben … Wir hoffen, dass unsere Präsenz gezeigt hat, dass Geschichte lebt und wir aus der Geschichte lernen sollen.“ – Georg und Eilika Erzherzog und Erzherzogin von Österreich campus Villa Ida“ vom 19. Oktober 2013 109 der Geschichte und mit der Auswir- die Medien, wir sind ja hier bei einer Wiener Kongress, 25 Jahre Fall der kung der Geschichte auf die heutige Medienstiftung, durch die Medien Mauer, und für meine Familie viel- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Zeit befassen. Und das ist eine große und durch das alles, was jetzt in den leicht besonders wichtig: Zehn Jahre Gefahr. Mein Vater, viele von Ihnen letzten Tage passierte, sich mit der Seligsprechung meines Großvaters. haben ihn persönlich getroffen und Geschichte auseinanderzusetzen und Es sind sehr viele schöne Momente, kennen- und schätzen gelernt, hat in mit den Lehren, die diese Geschichte aber auch Feiern, die uns Anlass zum sehr vielen Reden gesagt: „Wer nicht hat. Und deswegen haben Sie, Nachdenken geben. Ich glaube, dass weiß, woher er kommt, weiß nicht, glaube ich, hier ein besonders gutes hier wirklich ein besonders gutes wohin er geht, weil er nicht weiß, Beispiel gesetzt mit den 200 Jahren Beispiel gegeben wurde, dass hier wer er ist.“ Und es ist sehr wichtig, der Völkerschlacht in Leipzig, die uns die Latte sehr hoch gelegt worden ist, dass wir uns hier damit befassen: vielleicht etwas Richtungsweisendes wie man so etwas begehen kann. Und Wo kommen wir her? Da haben wir zeigen, was nächstes Jahr auf uns ich habe mich sehr gefreut, dass wir vielleicht hier einen etwas speziel- zukommen wird. jeden Tag einen Gottesdienst gehabt leren Zugang, weil wir uns automa- haben, einen ökumenischen Gottes- tisch sehr viel mehr mit Geschichte Nächstes Jahr werden sehr viele sehr dienst, weil das, glaube ich, eines der auseinandersetzen. Aber für sehr viel wichtige Tage sein. Hundert Jahre wichtigsten Elemente ist, womit wir andere gibt es die Möglichkeit durch Beginn des I. Weltkrieges, 200 Jahre auch einen speziellen Bezug zu dem finden können, worüber wir nach- Foto: Michael Gonsior denken und worauf wir uns besinnen sollten, weil wir uns bedauerlicher- weise heutzutage viel zu wenig mit der Religion und der Bedeutung der Religion und den Lehren, die uns die Religion gibt, auseinandersetzen.

Wenn ich über die Vielfarbigkeit der Veranstaltungen, die hier abgehalten wurden, rede, dann ist mir auch etwas klargeworden, das es in vielen Punk- ten eine Diskussion darüber gegeben hat. Morgen werden wir die Schlacht- darstellung mit 5.000 Teilnehmern und, wie ich jetzt schon gehört habe, 65.000 Zuschauern haben. Wie sieht man das Ganze? Ist das gut, ist das notwendig?

Wir hatten ja ein Treffen in der Martin Fiedler, Cordula Gonsior und Hauptmann Michael Rollberg während des Banketts Nikolaikirche, einen ökumenischen im „Mediencampus“ Gottesdienst, wo auch der Superin- tendent das Thema aufgegriffen hat 110 und gesagt hat: „Da gibt es Leute

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht die mit dem Kopf gewackelt haben, und die anderen, die auch genickt haben.“ Ich war unter denjenigen, die genickt haben, weil ich es gut finde, dass auch dies ein Teil der Feier ist – aus einem ganz speziellen Grund: Ich hatte am Anfang erwähnt, dass ich so besorgt darüber bin, dass wir die Geschichte vergessen. So eine Darstellung der Schlacht gibt vielen Leuten auf eine sehr anschauliche Art und Weise die Möglichkeit, sich mit der damaligen Völkerschlacht auseinanderzusetzen, weil sie etwas greifbar macht: Das sind nicht nur die 5.000, die morgen daran teilnehmen werden in ihren alten Uniformen, wo vielleicht die ganze Familie mitgehol- fen hat, damit diese Uniformen ent- stehen. Die sich sehr intensiv mit der damaligen Zeit und auch den Lehren der damaligen Zeit auseinanderge- setzt haben. Es sind die vielen zigtau- send Zuschauer, die morgen kommen werden, die wahrscheinlich nicht an einer Historikerkonferenz teilgenom- diese Schlacht bedeutet hat. Darüber heute in den Zeitungen oft lesen: men hätten, an der sich sicherlich nachzudenken, was ein Krieg bedeu- „Die Europäische Union ist in Gefahr! sehr würdige Universitätsprofessoren tet. Darüber nachzudenken, was Wo geht es hin mit der Europäi- über Zahlen unterhalten, aber was Verwundete, Opfer des Krieges, was schen Union? Wird die Europäische sicherlich etwas trockener geworden gefallene Soldaten dieses Krieges Union zerfallen, hat sie weiteren wäre, als das, was morgen sehr sicht- bedeuten – dann werden sie viel- Bestand?“ – weil ich merke, dass die bar dargestellt werden wird. Auch die leicht etwas dankbarer sein, dass wir Leute einfach die Grundlagen dieser Medien werden sich sehr viel mehr heute in Frieden leben, und darüber Europäischen Union nicht verstan- darauf stürzen. Und wenn es hilft, nachdenken, wem wir diesen Frieden den haben. Die Europäische Union dass dadurch, was morgen pas- verdanken. steht für Sicherheit und Stabilität, siert, jeder Zehnte oder auch jeder die Europäische Union steht nicht Zwanzigste, der daran teilnimmt, die Ich freue mich sehr, dass wir in den für Bankenkrisen und Wirtschaftskri- Möglichkeit wahrnimmt, sich mit dem letzten Tagen auch den Bezug zur sen. Und die Idee der Europäischen auseinanderzusetzen, was er morgen Europäischen Union gesehen haben. Union ist das, was uns in den letzten sieht. Darüber nachzudenken, was Ich finde es extrem traurig, wenn wir fast 70 Jahren Frieden beschert hat. 111 Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

„Es ist der Sparkassenstiftung gelungen, eine einfache menschliche Brücke zu schlagen zwischen den aus historischen Gründen geladenen traditio- nellen Gästen der adeligen Häuser und den heute politisch Verantwortlichen.“ - Nikolaus Fürst Blücher von Wahlstatt und Gästebetreuer Oberleutnant d. R. Martin Zabel bei der Fahnenbandübergabe in Rötha

Und wie der Herr Ministerpräsident diese Feier nähergebracht werden bisschen sichtbarer wurde und diese sagte – und ich bin ihm sehr dank- durch das, was man gestern Abend Feier einen ganz speziellen „Touch“ bar dafür, dass er das erwähnt hat in Tagesthemen und Tagesschau in bekommen hat. – was das in den letzten 25 Jahren ganz Deutschland gesehen hat und auch für den Osten Deutschlands was wir hoffentlich auch morgen Deswegen möchte ich mich von und speziell Leipzig und Sachsen Abend in Tagesthemen und Tages- ganzen Herzen bei den Organisatoren bedeutet hat. Und dafür bin ich ihm schau sehen werden, dann haben wir bedanken, bei den Motoren bedan- auch besonders dankbar, denn ich damit etwas Unglaubliches erreicht, ken, die das Ganze möglich gemacht glaube, wir sollten wirklich erkennen, und ich bin dankbar – möchte ich haben, bei den unzähligen Helfern, die was für eine Bedeutung dieser Frie- noch einmal sagen und ich glaube uns mit Rat und Tat und Vorbereitung den für uns alle hat und was für eine auch im Namen aller Repräsentan- und Unterstützung und allem zur Seite Bedeutung die Europäische Union ten hier zu sprechen – dass wir ein gestanden sind, tausend Dank, es ist hat, dass wir uns diesen Frieden kleiner Teil dieser Feier sein durften eine Freude hier zu sein und sie gehen garantieren. Und wenn nur ein paar und dass wir damit helfen konnten, den richtigen Weg für Europa in die dieser Gedanken den Leuten durch dass diese Feier vielleicht noch ein Zukunft. Vielen herzlichen Dank. 112 “Alliances among states and nations today and in the Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht future should only serve the cause of peace”

Rede S.K.H. Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland anlässlich des Banketts im „Mediencampus Villa Ida“ am 19. Oktober 2013* Foto: Michael Gonsior Ladies and Gentlemen,

We have gathered here to honor the memory of the soldiers, officers, and generals of the allied armies, who fought at the Battle of the Nations here in Leipzig for the independence of their countries, for the freedom of Europe, and for traditional European values.

Two hundred years ago, the allied armies of Russia, Austria, Prussia, Great Britain, Spain, Portugal, Swe- den, and a number of German states, put an end to the French wars of conquest. Thanks to the victory won here by these allies, the balance of Alexander Korolev-Pereleshin (stellv. Vorstand der Russischen Adelsversammlung), Kai-Uwe Döhler power was restored in Europe. But (Geschäftsführer COCO Touristik GmbH), Georgi Michailowitsch Großfürst von Russland, Irina Golu- beva, Andrey Golubev (Vice President IC Solev) und Jury Myschonkow (Hauptberater des Russischen in praising the victors, we should not Kaiserlichen Hauses für Kultur und Bildung) forget the courage of the French sol- diers. Napoleon Bonaparte’s aggres- battles, even as we praise the feats of Battle of the Nations, the Russian sive wars brought suffering to many our ancestors, we must also do eve- delegation was led by my great- nations, including France itself, but rything in our power to assure that the grandfather, Grand Duke Kyrill of Rus- the valor and devotion to duty of the alliances among states and nations sia. I am very pleased that, a century soldiers of the French army are none- today and in the future serves only the later, the honor has fallen upon me to theless worthy of our respect. cause of peace. The recent success pay tribute in person to the heroes of of Russian diplomacy in resolving the the Battle of the Nations on behalf of Even as we commemorate the Battle Syrian problem persuasively dem- the Russian Imperial House. I express of the Nations and other glorious onstrates that any dispute can be my gratitude, and that of my mother, resolved through negotiations and we Grand Duchess Maria of Russia, to all * Abschrift der Rede S.K.H. Georgi need not resort to violence and war. the organizers of this celebration and Michailowitsch Großfürst von Russland während to all its participants. des Banketts im „Mediencampus Villa Ida“ vom One hundred years ago, on the occa- 19. Oktober 2013 sion of the 100th anniversary of the Thank you very much! 113 Foto: Hans-Peter Günnel Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Die Gefechtsdarstellung 2013

Erlebnis Geschichte: Das Reenactment zur Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 2013 von Michél Kothe M. A. Vorsitzender des „Verbandes Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V.“

Der 200. Jahrestag der Völkerschlacht Unter dem Dach des „Verbandes Landkreis Leipzig, das Kommunale bei Leipzig ist nun selbst wieder Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig Jobcenter des Landkreises Leipzig, Geschichte. Es war die größte Veran- 1813 e. V.“ leisteten Dutzende En­­ die Stadt Markkleeberg und nicht staltung lebendiger Geschichtsdar- thusiasten Woche für Woche unzäh- zuletzt die Kultur- und Umweltstiftung stellung, die in der Leipziger Region lige Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Leipziger Land der Sparkasse Leipzig jemals stattgefunden hat. Bereits Diesen Weg begleiteten zahlreiche zu nennen sind. Denn ohne Unterstüt- Ende 2009 begannen die Vorbereitun- Partner, von denen hier insbesondere zung kommt auch das Ehrenamt nicht gen der historischen Darstellungen. der Kulturraum Leipziger Raum, der aus … 114 Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Reitergefecht während der Schlacht

Bereits am 14. Oktober reisten die daten beider Seiten einquartiert und Der 19. Oktober stand im Zeichen ersten Teilnehmer an. Tag für Tag auch rund um diesen Ort biwakierten des Exerzierens. Um ein möglichst füllten sich die Biwakplätze. Bis zum die historischen Darsteller. Erst in den authentisches Bild auf dem Gefechts- Abend des 18. Oktober hatten ca. Nachmittagsstunden des 21. Oktober feld zeigen zu können, war es notwen- 1.500 Zelte und hunderte Biwakfeuer brachen die letzten Teilnehmer ihre dig, die verschiedenen Gruppen in den gesamten AGRA Park Leipzig-­ Zelte ab und begaben sich auf die Großformationen zu mindestens 100 Markkleeberg in ein Heerlager anno Heimreise. Mann zusammenzufassen. Darsteller 1813 verwandelt. Rund um die Tor- aus unterschiedlichen Ländern übten häuser Dölitz und Markkleeberg lager- Viele Veranstaltungen fanden im direk- gemeinsam den ganzen Tag – nicht ten die Darsteller der napoleonischen ten Umfeld der Biwaks statt. Darüber zuletzt um für alle eine sichere Veran- Seite, im AGRA Park die Russen und hinaus bleibt die Eröffnungsveran- staltung zu gewährleisten. Fahnen­ am Festanger in Markkleeberg befand staltung am 16. Oktober vor und in abordnungen unterstützten während- sich das große Biwak der Verbünde- Auerbachs Keller im Herzen Leipzigs dessen das Treffen der europäischen ten. Nicht zu vergessen das Lager unvergesslich. Dort wurde symbolisch Fürstenhäuser in Rötha. der Kavallerie an der Möncherei in das Friedensfeuer entzündet und von Markkleeberg. Zudem hatten sich im Sächsischen Husaren in die Biwaks Zur großen historischen Gefechts- Ortskern von Liebertwolkwitz Sol- gebracht. darstellung versammelten sich am 115 Foto: Hans-Peter Günnel Den Teilnehmern ging es um die Erin-

nerung an die blutigen Ereignisse der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Oktobertage des Jahres 1813. In den historischen Biwaks wurde das Ver- anstaltungsmotto „Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013“ lebendig. An den Lagerfeuern saßen die Nachfahren derer, die vor 200 Jahren aufeinander schossen, friedlich zusammen. An all den Tagen herrschte eine ebenso andächtige wie feierlich-fröhliche Stimmung. Keine Spur von Feind- schaft, im Gegenteil: Freundschaften über Ländergrenzen hinweg wurden gepflegt und neu geschlossen. Der Dank gilt letztlich allen Reenactors, die durch ihre Teilnahme ein wichtiges Stück europäischer Geschichte leben- dig werden ließen.

Doch nicht nur in diesen Tagen waren Die „Völkerschlacht” anno 2013 die Reenactors aktiv. Weitere Pro- jekte wurden durch sie maßgeblich mitgetragen. Dazu zählen u. a. das 20. Oktober alle Teilnehmer in der Welt in die Leipziger Region auf den Asisi-Panorama „Leipzig 1813 – In Markkleeberger Weinteichsenke, Weg gemacht – darunter Darsteller den Wirren der Völkerschlacht“ oder einem Originalschauplatz der Völ- aus Baschkortostan, Australien und das Romanprojekt „1813 Kriegsfeuer“ kerschlacht. In ihrer Dimension eine Kanada. 2013 stand deren Aufein- von Sabine Ebert. Es bleibt zu hoffen, unvergessliche Veranstaltung für andertreffen jedoch unter anderen dass die Erinnerung an die Zeit der Teilnehmer und Besucher. Wohl aber Vorzeichen als vor 200 Jahren. Es Völkerschlacht mit dem 200. Jahres- auch für jene Besucher, die keine ging nicht um Sieg oder Niederlage, tag nicht beendet ist. Die lebendige Karte bekommen hatten oder auf- Macht und Einfluss. Aller Pulver- Darstellung von Geschichte jedenfalls grund des ungeheuren Interesses erst dampf und Lärm der Gefechtsdar- gab es vor 2013 und wird es auch gar nicht bis an das Gelände heran- stellung am 20. Oktober diente einzig danach geben…100.000 Besucher kamen. Dies war mehr als ärgerlich. dazu, zu zeigen, wie vor 200 Jah- allein zu diesen Veranstaltungen Die gemachten Erfahrungen werden in ren eine Schlacht ablief, was für zeigen das große Interesse an jener den kommenden Jahren konsequent ungeheure Menschenmassen ohne Form der Geschichtsvermittlung. Berücksichtigung finden. Deckung auf engem Raum aufein- ander trafen und wieso das Donnern Letztlich hatten sich über 5.000 der Kanonen und Gewehrsalven Reenactors aus 28 Ländern der kilometerweit zu hören war. 116 Teil einer Epoche – Erlebnis 200-Jahrfeier Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Völkerschlacht bei Leipzig

von Ingo Landleiter

Als ich 1990 am Kulturamt des es eine meiner Aufgaben, die Jahrfei- und bei Leipzig in Zusammenhang Landkreises Leipzig mit der Aufgabe ern mit Hilfe der historischen Vereine, brachten. betraut wurde, die Tourismusent- vor allem dem „Interessenverein wicklung im Landkreis voranzutrei- Völkerschlacht bei Leipzig 1813“ Schon in dieser Zeit hatten wir den ben, geriet schnell auch das Thema e. V., zu organisieren. Mein diesbe- 200. Jahrestag der Völkerschlacht im „Völkerschlacht bei Leipzig 1813“ in zügliches Engagement wurde auch Jahr 2013 im Visier: In den Verei- mein Blickfeld: Ich sah dieses Thema von denen gewürdigt, die sich seit nen träumten wir von einem großen als ein touristisches Event, das es Längerem mit dem Thema befass- „Erlebnis 200 Jahre Völkerschlacht“. auszubauen lohnte. Mit viel Mühe ten: Schnell ernannten sie mich zum Unsere regelmäßigen Jahrfeiern wurde der Zweckverband „Südliches Obristen Victor von Prendel – es war fanden zunehmend Akzeptanz in der Schlachtfeld Völkerschlacht bei Leip- eine große Ehre für mich, dass sie Region, in ganz Deutschland und im zig 1813“ aufgebaut. Als Geschäfts- mich mit diesem wahren Helden der Ausland. Dazu trug bei, dass wir die stellenleiter des Zweckverbandes war schlimmen Zeit nach der Schlacht in Völkerschlacht und „unsere“ Erinne- Foto: Michael Gonsior

Pulverdampf und Kanonendonner auf der Markkleeberger Weinteichsenke 117 rung daran nicht singulär betrachte- der Verband aufgelöst. Nach einigem den Nachfahren der großen Militärs ten, sondern als Teil einer Epoche. Hin und Her gründeten die histori- aus der Zeit der Befreiungskriege Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht So nahmen wir an Gedenkveranstal- schen Vereine den „Verband Jahrfeier sowie die abendliche Abschlussveran- tungen und Gefechtsdarstellungen Völkerschlacht bei Leipzig 1813“ e. V., staltung des Gedenktreffens der Fürs- auf vielen ehemaligen europäischen um eine organisatorische Grundlage tenhäuser im „Mediencampus Villa Schlachtfeldern teil: Aktivitäten in zur Weiterführung der Jahrfeiern zu Ida“ mit dem Großen Zapfenstreich Waterloo, Borodino, Jena, Großbee- installieren. Noch heute, und ganz der hervorragenden Musiker aus Vil- ren oder Katzbach und vielen anderen besonders im Zuge des 200. Jahres- lingen die unumstrittenen emotionalen Orten standen in den vergangenen tages, ist der Verband der Veranstalter Höhepunkte! Jahren wiederkehrend in unserem vieler Ereignisse rund um die Völker- Kalender. So sammelten wir Inspi- schlacht bei Leipzig 1813, insbeson- Die große Gefechtsdarstellung am ration für unsere eigenen Veranstal- dere der Gefechtsdarstellung. Dane- 20. Oktober konnte ich mit der Kay- tungen und knüpften ein dichtes ben entstanden im Verband jedoch serlich-Russisch-Deutschen-Legion Netzwerk an gleichgesinnten Veran- viele weitere Aktivitäten zum Geden- direkt und als einer von 6.500 Teilneh- staltern, Vereinen und Freunden. ken an die furchtbaren Tage im Okto- mern aus aller Welt mit gestalten. Ich ber 1813 wie beispielsweise „Ein Dorf habe, wie oben geschildert, schon Durch die Eingemeindung von Liebert- im Jahre 1813“: Halb Liebertwolkwitz viele solche Ereignisse erlebt – diese wolkwitz, dem Sitz des Zweckverban- beteiligte sich an dieser herausragen- auf der Flur von Markkleeberg war des, nach Leipzig im Jahr 1999 wurde den, so echt wie nur irgend möglichen unumstritten das größte! Der sehr Veranstaltung. Hier wird das zivile gut organisierte und durchgeführte Foto: Michael Gonsior und militärische Leben der Zeit der Ablauf des Gefechts war für Kenner Völkerschlacht wahrhaftig nachge- ein absolutes Highlight und für mich stellt. Weitere Aktivitäten die im Laufe wie für viele andere Darsteller fühlte der vergangenen 20 Jahre begleitet es sich manchmal wie „echt“ an – die wurden, sind der 1998 gegründete Empfindungswellen schlugen hoch. Förderverein Völkerschlachtdenkmal, Ich werde immer wieder von Freun- die Entstehung und Neu-Ausrichtung den aus allen Ländern und sogar aus des Sanitäts- und Lazarettmuseums Deutschland angesprochen, dass die- Seifertshain oder die Aktivitäten im ses Event das größte und beste bisher Torhaus Markkleeberg. Viele kleinere war. Es wird kaum so zu wiederholen Gedenkveranstaltungen runden das sein. Dies trifft auch für die logistische Bild ab. Organisation mit Tribünen, Absper- rung usw. zu, die für meine Begriffe Die Veranstaltungen zum 200. Jah- und meine Erfahrungen hervorragend restag der Völkerschlacht wurden zu waren. Großer Dank gilt allen, die Tag einem Großereignis, das von einigen und Nacht daran gearbeitet haben, der Organisatoren seit vielen Jahren ihre Familien teilweise vernachlässigt vorbereitet und in aller Welt eupho- und mit ihrer Gesundheit gespielt risch anerkannt wurde. Für mich haben. waren der Gottesdienst in Rötha mit Eine britische Fahnenabordnung in Rötha den Vertretern der Fürstenhäuser und 118 Foto: Michael Gonsior Foto: Olivier Colin Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Hauptmann Michael Rollberg, Organisationsleiter während der Gedenkver- Stellvertretend für alle Soldaten: drei Betreuer aus den Reihen von Heer, anstaltungen, im ehemaligen Schlosspark Rötha Marine und Luftwaffe: Oberstleutnant d. R. Klaus-Dieter Kaack, Fregattenka- pitän d. R. Harald Küsel und Hauptmann d. R. Jörg Matheis

Danksagung Für ihre persönliche Unterstützung zum Gedenken an den 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig danken wir

den ehrenamtlichen Helfern

Tobias Adam, Peter Arnold, René Beinecke, Oberstleutnant d. R. Hans-Henning von Bischoffshausen,

Anja Buerke, Leutnant d. R. André Dahl, Nikolaus Faulstroh,

Sandy Feustel, David Fischer, Maximilian Graf zu Solms-Laubach,

Oberstarzt d. R. Dr. Jörg Hammer, Oberstleutnant d. R. Klaus-Dieter Kaack,

Sophia Kappus, Alexander Kolano, Major d. R. Michael Krawczyk,

Fregattenkapitän d. R. Harald Küsel, Hauptmann d. R. Jörg Matheis, Jürgen Matuschek, Falk Müller, René Richter,

Jörg Schneider, Tyll Schultz, Cedric Solms, Celina Solms, Fionna Solms, Stabsunteroffizier d. R. Uwe Schaumburg, 119 Foto: Claudia Stein Foto: Michael Gonsior Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

René Richter und David Fischer: zwei der insgesamt acht Fahrer mit zwei Gästebetreuer Hauptmann d. R. Daniel Zschuckelt (mit Hélène und Marie der von der Audi Leipzig GmbH zur Verfügung gestellten Fahrzeugen Bennigsen)

Oberleutnant d. R. Martin Seller, Feldwebel d. R. Dirk Trampenau,

Hauptmann d. R. Kevin Trupke, Alexander Warnke, Katarina Werneburg,

Martin Wiedmann, Oberleutnant d. R. Martin Zabel, Konstantin Zech,

Hauptmann d. R. Andre Zschuckelt, Hauptmann d. R. Daniel Zschuckelt

sowie

Frank Hübler, Ingo Landleiter,

Hauptmann Michael Rollberg, Hauptfeldwebel Alexander Lindau,

Stabsunteroffizier René Grycner 120 und Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Dem Dem Verband der Landeskommando Reservisten der Sachsen Deutschen Bundes- wehr e. V. - Landes- gruppe Sachsen

Standort Süd, Richard-Lehmann- Straße 124, 04277 Leipzig Standort Nord, Maximilianallee 25, 04129 Leipzig

Wir danken der Bürgerwehr Villingen unter ihrem Kommandanten Herrn Major Hans-Joachim Böhm und der Stadtmusik Villingen unter Leitung von Herrn Stadtmusikdirektor Markus Färber sowie allen Mitwirkenden herzlich für die Ausführung des „Großen Zapfenstreiches“ anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig.

Das Team der Kultur- und Umweltstiftung:

Mandy Deparade, Martin Fiedler, Armin Knie, Katja Koch, Gerd Marczinzik, Joachim Mölle, Cathrin Neufeldt, Stephan Seeger, Claudia Stein 121 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht 122 Zum Tode von Dr. h.c. mult. Erich Loest Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht von Stephan Seeger Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig

Die Aufnahme der Rede zur Foto: Stephan Seeger der einstige Bautzenhäftling und Trauerfeier für Dr. Erich Loest erbitterte Gegner alles Totalitä- in eine Broschüre des Rück- ren die amerikanische Histori- blicks auf das 200. Jahresge- kerin Barbara Tuchman, als er denken an die Völkerschlacht die aus seiner Sicht empörende im Oktober vergangenen Jah- Verklärung der DDR-Wirklichkeit res mag auf den ersten Blick angriff und verurteilte. Erich thematisch ungewöhnlich Loest, Freund und Mäzen der erscheinen, hat aber seinen Leipziger Sparkassenstiftungen, tieferen Sinn. war zweifellos ein großer deut- scher Patriot im besten Sinne. Erich Loest, ein bedeutender gesamtdeutscher Autor, hat Gut vier Wochen vor der zent- sich über Jahrzehnte immer ralen Gedenkveranstaltung von wieder mit diesem Thema Stiftung und Förderverein, an befasst. In seinem Roman der teilzunehmen – hier sei dem „Völkerschlachtdenkmal“ Redner Werner Schulz freund- und dessen Erweiterung lich widersprochen – er sich „Löwenstadt“ gibt er ihm fest vorgenommen hatte, starb lebendige Gestalt. In zahlrei- Erich Loest und mit ihm seine chen Gesprächen beteiligte nun schmerzlich vermisste sich der Schriftsteller und mahnende Stimme – bärbei- Ehrenbürger Leipzigs an den ßig, hintergründig, humorvoll Vorbereitungen der Sparkas- und schonungslos direkt. senstiftungen zu den Gedenk- Ebenso schonungslos direkt im veranstaltungen. So entstand Umgang mit der DDR-Historie nach gemeinsamer Ausfahrt ist der als brillanter Redner zu den wichtigsten Stätten Dr. h.c. mult. Erich Loest (1926 – 2013) bekannte Werner Schulz, des Geschehens seine Erzäh- Mitglied des Europäischen lung „Sechs Eichen bei Rötha“, in der er den Leser in das Parlamentes. Niemand wäre besser geeignet gewesen, in Jahr 1813 und die Ereignisse im und um das Hauptquartier einer bemerkenswerten Rede auf das Leben und Wirken der Alliierten mitnimmt. „Geschichte qualmt noch“, zitierte eines Unbeugsamen zurückzublicken, als er. 123 „Wir haben mit Erich Loest einen großartigen Schriftsteller, einen aufrichtigen, unbestechlichen und Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht unbeugsamen Menschen verloren“

Zum Tode Erich Loests: Trauerrede von Werner Schulz, Mitglied des Europäischen Parlaments, am 20. September 2013 in der Nikolaikirche zu Leipzig* Foto: Erich-Loest-Archiv Liebe Angehörige, liebe Trauergäste, lichen Braten zubereitet. Dazu gab es liebe Freunde von Erich Loest, Wein aus dem Elsass. Ich erwähne das so ausführlich, weil es Erich dabei sein Leben war geprägt von den richtig gut ging. Und gutes Essen bei großen Malaisen, Kämpfen und Ereig- seinem ramponierten Magen einen nissen der Geschichte, die er erlitten, hohen Stellenwert besaß. Wie bei durchgestanden und beschrieben hat. vielen, die einmal aus dem Blechnapf fraßen. Mit Erkenntnisgewinn für uns alle. Zur Veranstaltung vor dem Unter- Freitag der 13. Ein hässlicher, grauer, suchungsgefängnis wollte er nicht regennasser Tag in Brüssel. Da mel- kommen, weil er nicht mehr so lange dete Info-Radio plötzlich den Tod von stehen konnte. Aber am Abend war er Erich Loest. Der Tag war gelaufen. hier in der Nikolaikirche, zum Gedenk- Wie weggeblasen waren alle Arbeits- gottesdienst. Das ließ er sich nicht absichten. Meine Gedanken kreisten nehmen. nur noch um den Verstorbenen. Erich Loest während des Lehrganges Gegen- Kennengelernt habe ich ihn vor gut Erst vor Kurzem, am 17. Juni, dem wartsliteratur, Leipzig 1956 40 Jahren. Bei einer Lesung. Da saß Gedenktag an den ostdeutschen er und hatte die breite Stirn, in einem Volksaufstand, um dessen wahre Die Bestätigung des Wortspiels: Erich Meer von Propagandalügen die Geschichte er sich so verdient währt am längsten. Dabei war er gefährliche Wahrheit auszusprechen: gemacht hat, hatte ich ihn in Leipzig schon 87 und kokettierte damit keine Die Niederschlagung des Prager in seiner Wohnung besucht. 80 mehr zu sein. Frühlings sei ein Verbrechen gewe- sen und habe auf lange Sicht, wenn Trotz seiner Gebrechen und nachlas- Dennoch: Ein klarer Kopf, der nach nicht überhaupt, die Chance auf einen senden Kräfte machte er einen vitalen wie vor überzeugend argumentieren, demokratischen Sozialismus zerstört. Eindruck. Als wäre er unverwüstlich. aufmerksam zuhören und das Gespräch mit seinem trockenen Das wirkte für mich, der mit ähnlichen sächsischen Humor würzen konnte. Äußerungen an der Uni in Konflikt * Abschrift der Trauerede von Werner Schulz in Ich war zum Essen eingeladen. Seine geraten und verstummt war, wie ein der Nikolaikirche vom 20. September 2013 Linde hatte frischen Spargel und köst- moralisches Aufputschmittel. Kaum 124 einer sprach darüber noch so offen Foto: Erich-Loest-Archiv nisch war es schon im Titel an den

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht und klar. Die meisten zogen die Slogan angelehnt: „Es geht seinen Köpfe ein oder hatten sich an die sozialistischen Gang“. Der meist mit Zustände, die vermeintlich nicht zu fatalistischer Ironie gebraucht wurde, ändern waren, gewöhnt. Von einem, wenn eigentlich gar nichts mehr ging. der wegen seiner politischen Über- Glücklich schätzte sich, wer eines der zeugung im Knast saß und eher wenigen Exemplare ergattert hatte. vorsichtig sein musste, nicht wieder Es zirkulierten sogar auf Schreibma- dahin zu geraten, war das schon gar schine abgetippte Kopien. Mielke nicht zu erwarten. Doch Erich Loest ließ das Buch verbieten und Reich-­ hat das verkörpert, was Václav Havel Ranicki hat es verkannt. Dabei ist es so treffend mit „Dem Versuch, in der das beste Buch über das Leben in der Wahrheit zu leben“ beschrieben hat DDR. Wer wirklich wissen will, wie der und Bloch den „aufrechten Gang“ normale Alltag zwischen Anpassung, nannte. Menschen wie ihm, die es Resignation und Aufruhr in Leipzig, wagten der SED-Ideologie zu wider- Dresden oder Karl-Marx-Stadt verlief, sprechen und widerständig lebten und sollte es lesen. Diese „wunderbaren für diese Haltung ihre Freiheit riskier- Jahre“, als uns die Beatmusik, Jeans ten, verdanken auch wir unsere spät und langen Haare verboten wurden. gewonnene Freiheit. Was blieb war der Blues in Wittstock, statt Woodstock. Und „Swallow, mein Damals kannte ich nur ein Buch von wackerer Mustang“, wenn man sich ihm: „Jungen die übrig blieben“. Wir Erich Loest 1975 der Bevormundung des Staates ent- hatten es in der Jungen Gemeinde ziehen wollte, der uns sogar Karl-May ergänzend zum Film „Die Brücke“ vorenthielt. von Bernhard Wicki gelesen. Es ist ihn der Schuldirektor und das Schick- eines der besten Antikriegsbücher. sal davor bewahrt. Bis zuletzt haben Die Zensur seiner Bücher und perfide Im gleichen Alter wie die Protagonis- ihn dieses Thema und die Ursachen Stasi-Methoden haben Erich Loest ten ist uns die schlimme Verführung blinder Gefolgschaft beschäftigt. mit seiner gesamten Familie aus dem eines totalitären Systems und seiner Land getrieben. Er war einer der vie- uniformierten, hurrapatriotischen Später habe ich erfahren, dass ich len, die sich gezwungen sahen, in den Erziehung bewusst geworden. Viele nicht nur dieses Buch, sondern mehr Westen zu gehen und einer der weni- von uns haben später den Dienst mit von ihm kannte. Einige Krimis, die er gen, die sich auch dort mit der DDR der Waffe verweigert. unter Pseudonym und zum Broter- beschäftigt haben. Von da erreichte werb nach seinem Schreibverbot und mich über Umwege seine Autobiogra- Erich Loest ist nicht erst beim Schälen Bewährungsauflagen in der Reihe phie „Durch die Erde ein Riss“. Diese der Zwiebel seine Vergangenheit ins „Blaulicht“ veröffentlicht hatte. leidenschaftliche Auseinandersetzung Auge gestochen. Er hat nie einen Hehl mit zwei aufeinander folgenden Dik- aus seiner fanatischen Verblendung Dann kam das Kultbuch meiner taturen. Wie seine Hoffnung auf einen gemacht, sich für Führer, Volk und Generation: „Es geht seinen Gang besseren und wahren Sozialismus Vaterland aufzuopfern. Zum Glück hat oder Mühen in unserer Ebene“. Lako- nach Stalins Tod in bittere Enttäu- 125 Foto: Erich-Loest-Archiv die Fehler und Versäumnisse seiner

Vorgänger brachte. Obwohl schon Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht ergraut, gehörte er wieder einmal zu den „Jungs, die übrig blieben“.

Egal ob in Osnabrück oder Bonn, Erich Loest blieb durch und durch Sachse. Bei seinen ersten Lesungen im Westen gab er sich größte Mühe, akkurates Hochdeutsch zu sprechen. Doch was schrieben die Zeitungen: Gut, dass er seinen sächsischen Dia- lekt nicht verleugnet.

Die Wiedervereinigung ermöglichte ihm die Rückkehr nach Leipzig. In die Stadt, die er liebte und mit der er haderte bis zu Letzt. Es war für ihn „Einmal Exil und zurück“ und zugleich die Erkenntnis, dass die Rückkehr in seine ersehnte Heimat nicht unbe- dingt die Heimkehr in ein stabiles Erich Loest im Leipziger Osten, 1975 Glück einschließt.

Sie haben es erwähnt, Herr Oberbür- schung umschlug. Ein Buch, in dem Trotz seiner Skepsis gegenüber dem germeister, die Stadt und ihr Ehren- er sich die Illusion und das Zuchthaus Literaturbetrieb und dem gele- bürger haben es sich gegenseitig von der Seele schrieb. gentlichen Ohnmachtsgefühl, dass nicht leicht gemacht. Er verstand die Schriftsteller von der gleichen seine Ehrenbürgerwürde nicht als Neben Uwe Johnson war er einer brüllenden Wirkungslosigkeit wie Schmuckstück in der Pleißenburg, der wenigen, der über die deutsche der Bund der Steuerzahler sind, hat sondern im besten bürgerbewegten Teilung schrieb und daran litt. Der er sich eingemischt. Blieb sogar im Sinn als Einmischung in die eigenen denen entgegentrat, die sich die DDR westdeutschen Schriftstellerverband, Angelegenheiten. So hat er leiden- schön malten und die nationale Frage als etliche Kollegen aus Protest schaftlich öffentliche Debatten ange- abgehakt hatten. Er erkundete die gegen die blamable Haltung zur stoßen und für seine Überzeugungen westdeutsche Provinz und fand so polnischen Gewerkschaft „Solidar- gekämpft. Ich hoffe er war nicht der viele amüsant vertraute Spießigkeiten. ność“ austraten. Später wurde er zum letzte Streiter in der Löwenstadt. Mit In seinem „Heute kommt Westbe- Vorsitzenden gewählt und erlebte den Tücken der Stadt vertraut, habe such“ hat er in zugespitzter Form das die Genugtuung, dass seine Initiative ich ihm gute Ratgeber gewünscht, vermaledeite Ossi-Wessi-Verhältnis zur deutsch-polnischen Aussöhnung damit er seine Widersacher umgarnt aufgespießt. ein Stück Wiedergutmachung für und rüberzieht anstatt zu verprellen. 126 Doch das entsprach nicht seinem Foto: WDR/Kohl, Erich-Loest-Archiv

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Naturell. Erich Loest war ein Kämp- fer, kein Diplomat. Er stand für klare Kante und nicht fürs Einlullen und faule Kompromisse.

Dabei waren seine Anliegen und Einwände meist berechtigt. Deswegen sollte man in der Stadt noch mal über die eine oder andere Entscheidung nachdenken. Denn nichts ist schlim- mer in der Politik als die Kontinuität im Irrtum.

Mein Gott, was ist nur los in Leipzig, dass man bisher nicht in der Lage oder Willens war, das von Loest in Auftrag gegebene Minkewitz-Bild in der Leipziger Uni aufzuhängen. Mein gelobtes Leipzig war doch ein Klein-Paris und keine Stadt von Kleinkrämern. Frau Prof. Schücking, Herr Oberbürgermeister, ich appel- Erich Loest und Fritz Pleitgen, 1995 liere herzlichst an Sie, wenigstens postum sollte der letzte Wunsch von Erich Loest verwirklicht werden. Erich Loest war kein Bilderstürmer, der Qualm in den beschwichtigen- sondern ein Bilderstifter. Erregt hat den Nebel übergeht, dass nicht alles Noch dazu, wo jetzt das Bild der auf- ihn nur die erneute Huldigung von schlecht und vieles sogar besser rechten und verfolgten Studenten Machwerken des sozialistischen Rea- gewesen sei. Doch wohlgemerkt und Professoren der Leipziger Uni lismus im öffentlichen Raum. Denn es entscheidet sich unsere Zukunft auch auch Herbert Belter zeigen soll. ist keine Frage von Kunst, sondern im Kampf um die Vergangenheit. Und Der so wie die Geschwister Scholl von Geschichtsvergessenheit, wenn dem ist Erich Loest nicht ausgewi- Flugblätter verteilt hat. Gegen die ein Mann wie der langjährige SED-Be- chen. erste und gleich zu Beginn gezinkte zirkssekretär Paul Fröhlich, der Volkskammerwahl und deswegen in Sprengmeister der Paulinerkirche, der Dabei hat er manches mit Humor Moskau hingerichtet wurde. Es wird den Schießbefehl am 17. Juni erteilt ertragen und Verständnis für die höchste Zeit, dass sein Schicksal hat, am Ort der größter Schmach, Einwohner von Karl-Chemnitz auf- und sein Opfermut in Leipzig ange- weiter präsentiert werden sollte. Die gebracht, dass sie den „Nischel“ im messen gewürdigt und über die Geschichte qualmt noch, hat Erich Stadtzentrum behalten wollen. In Gera Grenzen der Stadt hinaus bekannt Loest gesagt. Und er hatte ein feines hat er mal einen kleinen bronzenen werden. Sensorium dafür, wo es stinkt, wo Lenin entdeckt, der sah so traurig aus, 127 Foto: Kultur- und Umweltstiftung faschistischen Putschversuch wider-

legt und die geistig verwirrte „Prah- Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht lerin“ Erna Dorn rehabilitiert. Denn Kohorten von Schulklassen wurden mit der Novelle von Stephan Hermlin „Die Kommandeuse“ und dieser Lüge indoktriniert.

Doch Erich war auch ein begeisterter Fußballfan. Das lässt sich im „Elften Mann“ nachlesen. Er konnte mit seinem phänomenalen Erinnerungs- vermögen zu weit zurückliegenden Spielen die Mannschaftsaufstellun- gen und den Torverlauf rekapitulieren. Von ihm habe ich die Story erfahren, dass die SED-Sportfunktionäre Mitte der 50er Jahre zur Umverteilung in der Oberliga in einer Nacht und Nebelaktion einen ganzen Fußball- verein aus dem Erzgebirge nach Rostock verfrachteten, obwohl die Erich Loest während der Feier zu seinem 85. Geburtstag im Mediencampus (mit Bernd Bauchspieß) Fans stundenlang die Gleise blockier- ten. So sah der sozialistische Transfer aus. Mit erzwungenen Einverständ- als ob er sagen wollte: „Ich will noch Realist erkennbar. Allergisch hat er nis, ohne die heute exorbitanten mal in die Schweiz, zurück auf Los, allerdings auf ostalgische V-Laute Ablösesummen. um alles anders zu machen“. Doch reagiert. Das Vertuschen, Verklären, solche Irrwege und Irrtümer wollte Verharmlosen und Verantwortungsver- Sein Roman „Nikolaikirche“, dieses Erich Loest künftigen Generationen weigern konnte er nicht verknusen. So Gruppenbild mit Stasi, ist eine Hom- ersparen. unnachgiebig er auch war, er war kein mage an Leipzig, seine couragierten Rechthaber – die Geschichte hat ihm Bewohner und ihre ausschlagge- Darum hat er die Mühen der Ebene recht gegeben. bende Rolle bei der friedlichen und Aufarbeitung nie gescheut und Revolution. Ein bleibender Beitrag zur trotz seines Alters und der damit Große Verdienste hat sich Erich kollektiven Erinnerungskultur. Letzt- verbundenen Strapazen bereit Loest um die Geschichtsaufarbei- lich aber auch eine Retourkutsche für gestanden, wenn er als Zeitzeuge tung des 17. Juni erworben. Sein die Sprengung der Universitätskirche. gefragt war. In Podiumsdiskussionen Roman „Sommergewitter“ ist der Denn als sich damals der Staub über blühte er richtig auf. Doch hinter dem erste authentische Roman über den ihren Trümmern verzog, wurde wie Duktus des scharfen Polemikers war gescheiterten Volksaufstand. Darin ein Vorzeichen des Kommenden der auch ein humaner und nachsichtiger hat er vor allem die Legende vom Turm von St. Nikolai sichtbar. Das 128 Buch hat solch dichte und lebendige schen Werk von Erich Loest nicht Wir haben mit Erich Loest einen

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Dialoge, dass man nur noch einen vorbei. Mit über 70 Büchern war er großartigen Schriftsteller, einen versierten Regisseur wie Frank Beyer einer der produktivsten Schriftsteller, aufrichtigen, unbestechlichen und brauchte und hervorragende Schau- obwohl ihm sieben Jahre gestoh- unbeugsamen Menschen verloren. spieler wie Ulrich Mühe, Otto Sander len wurden. Bei dem oft beklagten Seine Stimme wird uns fehlen. Die und Rolf Ludwig, um die zu nennen, Mangel an Geschichtswissen sollten Erinnerung an ihn, sein Mut, seine die auch nicht mehr unter uns sind, seine Romane Pflichtlektüre im Wahrheitsliebe und Charakterstärke um daraus einen beeindruckenden Deutsch­unterricht werden. Sie sind sollten uns moralische Orientierung und weithin beachteten Film zu ein Impfstoff gegen passiven Gehor- sein. machen. sam und stärken das innere Abwehr- verhalten. Mit „Völkerschlachtdenkmal“ und „Löwenstadt“ hat er die wechselvolle Ich wollte und konnte hier nur über sächsische Geschichte aufgegriffen den öffentlichen und mir vertrauten und dass wir Sachsen oft auf der Erich Loest sprechen. Den Autor und falschen Seite standen. Er wollte die väterlichen Freund. Hier sitzen viele, anstehenden Feiern nicht besuchen, die ihn aus anderen Zusammenhän- aber hat uns mit der erst kürzlich gen kennen, schätzen und erlebt erschienenen Erzählung „Sechs haben und weitere Facetten hinzufü- Eichen bei Rötha“ ein kleines Präsent gen können. Jeder trauert auch um hinterlassen. seinen Erich Loest.

Erich Loest war ein brillanter Erzähler Den Lebensgefährten, den Vater, und deutsch-deutscher Chronist. Er Schwiegervater, Großvater, Mitge- gehört für mich in die große BGL- fangenen, Ehrenbürger, Kollegen und Reihe. Und das ist nicht die Betriebs- Kontrahenten. gewerkschaftsleitung, sondern sind die Jahrhundertchronisten Böll, Er wollte es am Ende noch mal richtig Grass und Loest – die verbunden krachen lassen. mit den Städten Köln, Danzig und Leipzig das Narrativ unserer Nach- Mit Jo Sachses explosiver Jazz-Gi- kriegsgeschichte geschaffen haben. tarre und Schampus beim Begräb- Erich Loest hat uns in bester Tradi- nis. Ob sein selbstbestimmter und tion des „Kleiner Mann, was nun?“ eigenwillig letzter Schritt dazugehörte, die Geschichte durch Geschichten hat er uns verschwiegen. Er, der erzählt. Sein Grundsatz war: Eine so viel geschrieben, hat uns keine Geschichte, die nicht geschrieben Erklärung hinterlassen. Doch für alle, wurde, geht verloren. Letzten Endes die es gelernt haben, zwischen den ist sie dann gar nicht geschehen. Zeilen zu lesen, finden sich genügend Wer unsere Geschichte kennen und Anhaltspunkte: Er war zu stark, um verstehen will, kommt am literari- sich Schwäche zu leisten. 129 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Anhang: Die Förderprojekte im Überblick

2001 – 2014 130 2001 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Rathendorf Sanierung der Orgel in der Kirche Rathendorf 12.782,30 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Großstädteln- Rekonstruktion des Stallgebäudes der Kirchgemeinde Großstädteln 12.782,30 Großdeuben Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Thierbach Orgel Thierbacher Kirche 4.090,34 Förderverein Espenhain e. V. neuer Internet-Auftritt Campus Espenhain 7.700,00 Katholische Pfarrei St. Peter und Paul Markkleeberg neues Glockengeläut für die Kirche St. Peter und Paul 15.492,14 Landratsamt Leipziger Land Nutzungskonzept für das Kulturhaus Böhlen 25.000,00 Landratsamt Leipziger Land Errichtung von Erlebnisstätten für Gebäude bewohnende Arten 3.600,00 Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Rekultivierung der Kulkwitzer Lachen 5.112,92 Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Förderung der „Pflegestation“ 6.135,50 Borna-Birkenhain e. V. Stadtverwaltung Förderung des Gebäude bewohnender Artenschutzes im Schloss 2.556,46 Frohburg Stadtverwaltung Groitzsch Einrichtung eines Naturlehrpfades im Naturschutzgebiet Pfarrholz / 5.112,92 Groitzsch Stadtverwaltung Kohren-Sahlis Restaurierung des Schwindpavillons in Rüdigsdorf 5.112,92 Fördersumme 2001: 105.477,80

2002

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Förderverein - Kirche im Dorf – Güldengossa e. V. Restaurierung der Kirche in Güldengossa 10.000,00 Freunde der Kunst Großpösna e. V. Durchführung eines Sommerworkshops 5.000,00 Katholische Pfarrei St. Joseph Borna Glockenturm 5.000,00 Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2002 10.000,00 Rötha e. V. Landratsamt Leipziger Land Einrichtung von Lebensstätten für Gebäude besiedelnde Arten in der 3.600,00 Paul-Günther-Schule in Geithain Landratsamt Leipziger Land Forschungsprojekt / Analyse Tagebau 10.000,00 Musikverein Geithain e. V. Uniformen für die Steuben-Parade in New York 19.000,00 131 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Erlebnis Tagebau / Exkursion 5.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Paul-Günther-Schule Geithain Anschaffung von Stopfpräparaten 1.170,25 Stadtverwaltung Kohren-Sahlis Restaurierung des Schwindpavillons in Rüdigsdorf 2.500,00 Stadtverwaltung Zwenkau Wiedererrichtung der künstlichen Ruine Trianon 25.000,00 Verein zur Förderung der Musikschule „Ottmar Anschaffung einer Bassklarinette 5.000,00 Gerstner“ e. V. Borna Fördersumme 2002: 101.270,25

2003

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Leipzig e. V. Förderung einer Exkursion (Flutopfer) 2.000,00 Bibliotheken im Landkreis Literatur für öffentliche Bibliotheken 4.227,39 Förderverein „Historisches Torhaus zu Markkleeberg Errichtung des Apelsteins Nr. 49 3.000,00 1813“ e. V. Jugendfeuerwehr Rathendorf Förderung einer Klassenfahrt (Flutopfer) 2.000,00 KuHstall e. V. Großpösna Patrouillenritt zur Jahrfeier der Völkerschlacht 7.500,00 KuHstall e. V. Großpösna Förderung Kuss-Award / Sommercamp 2.000,00 Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2003 10.000,00 Rötha e. V. Landratsamt Leipziger Land Forschungsprojekt / Analyse Tagebau 10.000,00 Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Reinigung und Reparatur von Nistkästen für Turmfalken 1.973,10 Pestalozzi Gymnasium Borna Anschaffung Chinesischer Wörterbücher 300,00 Pro Regio e. V. Deutzen Energieerlebnispark / Errichtung des visuellen und virtuellen Umwelt- 7.500,00 Kabinetts Stadtverwaltung Geithain Sanierung des Laubenganghauses in Geithain 5.000,00 Stadtverwaltung Markkleeberg Installation einer Photovoltaikanlage an der Rudolf-Hildebrand-Schule 6.600,00 Fördersumme 2003: 62.100,49 132

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht 2004

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 1. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 1.000,00 Verlagsbuchhandlung Förderverein Tierpark Geithain e. V. Einrichtung eines Lehrpfads 500,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Mölbis neue Prospektpfeifen für die Orgel Mölbis 2.500,00 KuHstall e. V. Großpösna Patrouillenritt zur Jahrfeier der Völkerschlacht 1.000,00 Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2004 10.000,00 Rötha e. V. Landratsamt Leipziger Land Forschungsprojekt / Analyse Tagebau 10.000,00 Musikverein Geithain e. V. Anschaffung neuer Uniformen 2.500,00 Musikverein Neukieritzsch-Regis e. V. Anschaffung neuer Uniformen 2.200,00 Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Sanierung des Trafohäuschens Niederfrankenhain 8.000,00 Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Förderung der Naturstation 10.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Paul-Günther-Schule Geithain Anschaffung von Stopfpräparaten 700,00 Stadtverwaltung Kohren-Sahlis Sanierung des Töpferbrunnens 12.000,00 Stadtverwaltung Markranstädt Sanierung der Außenfassade des Altranstädter Schlosses 28.000,00 Wiprecht-Gymnasium Groitzsch Einrichtung eines Natur-Lehrpfads 500,00 Fördersumme 2004: 88.900,00

2005

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Dr. Ulrich Stötzner Unterstützung der Publikation „Mein Borna“ 6.000,00 Förder- und Freundeskreis der Grundschule Borna e. V. Einrichtung eines „Grünen Klassenzimmers“ 2.000,00 Förderverein St. Marienkirche e. V. Geithain-Wickershain Innensanierung der St. Marienkirche 1.500,00 Gemeindeverwaltung Eulatal Sanierung des Bauernrathauses 5.000,00 GRÜNE LIGA Kohrener Land e. V. Unterstützung des Projektes „Schutz der Rauchschwalbe im Kohrener 3.000,00 Land“ 133 Grundschule Kohren-Sahlis Förderung des Projektunterrichts „Schutz und Pflege von 2.270,00 Streuobstwiesen“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Heimatverein des Bornaer Landes e. V. Schillerfestspiele „Begegnungen Kahnsdorf“ 2005 2.500,00 Pegauer Karnevals-Klub e. V. Förderung der Jugendarbeit 5.000,00 KuHstall e. V. Großpösna Patrouillenritt zur Jahrfeier der Völkerschlacht 1.000,00 KuHstall e. V. Großpösna Errichtung eines Apelsteins 1.500,00 KuHstall e. V. Großpösna Lazarettmuseum Seiferthain 2.000,00 KuHstall e. V. Großpösna Einrichtung von Liedertafeln im Oberholz 2.030,00 Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2005 7.500,00 Rötha e. V. Kulturinitiative Zwenkau e. V. Anschaffung einer Kinoleinwand für das KulturKino 5.000,00 Kulturraumorchester Leipziger Raum gGmbH Anschaffung von Notenmaterial 5.000,00 Kulturraumorchester Leipziger Raum gGmbH Anschaffung von 2 Trompeten 5.000,00 Landratsamt Leipziger Land Förderung eines Maskottchens für das Neuseenland 775,87 Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 2. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 1.000,00 Verlagsbuchhandlung Musik- und Kunstschule „Ottmar Gerster“ Borna Unterstützung der musikalischen Umrahmung des LVZ-Pressefestes 4.500,00 Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Verbesserung der ökologischen Struktur der Kulkwitzer Lachen 10.000,00 Orgelverein St. Nikolai Geithain e. V. Restaurierung der Orgel in der Kirche St. Nikolai 5.000,00 Berufliches Schulungszentrum Markkleeberg Förderung von Schulprojekttagen: „Ökologische und soziale 500,00 Probleme der Umwelt- und Agrarentwicklung“ Stadtverwaltung Borna Förderung der „Hans-am-Ende“ Ausstellung 2.500,00 Stadtverwaltung Borna Restaurierung der „Alten Wache“ 40.000,00 Stadtverwaltung Markranstädt Errichtung eines Schwalbenturms 5.400,00 Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Förderung von Projektunterricht 4.000,00 Dreiskau-Muckern Fördersumme 2005: 129.975,87

2006

Fördermittelempfänger Projekt Fördersumme [EUR] Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Frohburg Ersatz der Schlagzeugausstattung 2.000,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Gatzen Außensanierung der Kirche Gatzen 5.000,00 134 Förder- und Freundeskreis der Grundschule Borna e. V. Umgestaltung des Schulhofs 2.000,00

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Förderverein für die Restaurierung der Marienkirche Sanierung der Barockkanzel 10.000,00 Rötha und ihrer Silbermannorgel e. V. Gartensparte „Frischer Wind“ e. V. Geithain Förderung der Jugendarbeit 1.500,00 Groitzscher Carnevalclub von 1965 e. V. Vereinsunterstützung 3.000,00 Grundschule Kohren-Sahlis Einrichtung eines „Grünen Klassenzimmers“ 4.000,00 Gymnasium „Am breiten Teich“ Borna Unterstützung des Theaterprojekts „Mini Mimiker“ 1.500,00 Pegauer Karnevals-Klub e. V. Förderung der Jugendarbeit 5.000,00 Kreissportbund Leipziger Land e. V. Unterstützung des Projektes „Begegnung der Generationen durch 4.000,00 Bewegung, Musik und Tanz“ Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2006 7.500,00 Rötha e. V. Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 3. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 1.000,00 Verlagsbuchhandlung Männerchor Eula e. V. Förderung der Jubiläumsfeierlichkeit 2.000,00 Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Verbesserung der ökologischen Struktur der Kulkwitzer Lachen 10.000,00 Stadtverwaltung Kohren-Sahlis Restaurierung von Wandbildern im Schwindpavillon in Rüdigsdorf 5.000,00 Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Unterstützung des „Feriencamps“ für bedürftige Kinder 2.000,00 Dreiskau-Muckern Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Förderung der Projektarbeit 3.000,00 Dreiskau-Muckern Wiprecht Gymnasium Groitzsch Förderung des Theaterprojekts „Hamlet“ 1.500,00 Fördersumme 2006: 70.000,00

2007

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Verbesserung der ökologischen Struktur der Kulkwitzer Lachen 10.000,00 Förder- und Freundeskreis der Grundschule Borna e. V. Umgestaltung des Schulhofs / Einrichtung eines Verkehrsgartens 3.000,00 Kulturinitiative Zwenkau e. V. Restaurierung der Saaldecke im KulturKino 10.000,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Markranstädter Sanierung des Flügelaltars in der Stadtkirche St. Laurentius 15.000,00 Land Stadtbibliothek Kohren-Sahlis Neuanschaffung verschiedener Medien 1.300,00 135 Regine Möbius Unterstützung der Publikation „Wortmacht und Machtwort. Der 8.000,00 politische Loest“ Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Evangelisch-Lutherische St. Marien Kirchgemeinde Turmsanierung der St. Marienkirche in Borna 5.000,00 Borna Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 4. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 2.500,00 Verlagsbuchhandlung Tourismusverband Leipziger Land e. V. Errichtung von Informationsterminals im Neuseenland 4.000,00 Landratsamt Leipziger Land Preisgeld zum Förderwettbewerb „Familienfreundlicher Landkreis“ 5.000,00 Stadtverwaltung Frohburg Sanierung des Kellergewölbes im Westflügel des Schlosses Frohburg 5.000,00 Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Unterstützung des „Feriencamps“ für bedürftige Kinder 4.000,00 Dreiskau-Muckern Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Förderung der Projektarbeit – Kleines Ökotopia 2.500,00 Dreiskau-Muckern Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Förderung der Umweltbildung: „Mit Kindern in den Wald“ 2.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Förderverein für die Restaurierung der Marienkirche Sanierung der Betstühle 10.000,00 Rötha und ihrer Silbermannorgel e. V. Kulturbüro Espenhain / Christliches Umweltseminar Bornaer Musiksommer 2007 7.500,00 Rötha e. V. Pegauer Karnevals-Klub e. V. Unterstützung der Jugendarbeit 5.000,00 Gemeinde Großpösna VINETA 8.000,00 Fördersumme 2007: 107.800,00

2008

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Gemeindeverwaltung Großpösna Projektförderung: Aufbau der Bühne des Rittergutes, Leipziger 20.000,00 LandTag 2008 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Markranstädter Sanierung des Flügelaltars in der Stadtkirche St. Laurentius 15.000,00 Land Stadtverwaltung Zwenkau Errichtung einer Sole/Wasser-Wärme-pumpenanlage für die 10.000,00 Kindertagesstätte „Am Kap Zwenkau“ Heimatverein des Bornaer Landes e. V. Schillerfestspiele „Begegnungen Kahnsdorf“ 2008 2.500,00 Stadtverwaltung Markkleeberg Sanierung eines Gedenksteins am „Erdgeschichtlichen Zeitpfad“ 4.600,00 Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Förderung des Projektes „Micha – Ernährungsprojekt für 2.300,00 Dreiskau-Muckern übergewichtige Kinder“ 136 Förder- und Freundeskreis der Neuseenland Aufbau einer Wetterstation 1.500,00 Grundschule e. V. Borna Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 5. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 1.000,00 Verlagsbuchhandlung Christliches Umweltseminar Rötha e. V. Förderung der Ausstellung zum 25. Jahrestag des 2.500,00 Umweltgottesdienstes in Mölbis Sattelhofverein Zwenkau e. V. Wiederaufbau der Heuersdorfer Scheune 10.000,00 Landratsamt Leipziger Land Auslobung des Förderpreises „Familie und Zukunft Neuseenland“ 5.000,00 Amt für Wirtschaftsförderung Leipzig Unterstützung des Energiekongresses Leipziger Land 1.000,00 Musikverein Geithain e. V. Erneuerung und Erweiterung des Instrumentenbestandes 5.000,00 Geithainer Carneval Club e. V. Anschaffung neuer Gardekostüme 4.500,00 Landratsamt Landkreis Leipzig Schule zur Lernförderung Elstertrebnitz: Unterstützung des UNICEF 500,00 Projekts Kinderbuch Fördersumme 2008: 85.400,00

2009

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Werben Restaurierung von Altar- und Apostelbildern in der Kirche Werben 12.856,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Werben Sanierung von Innenraum und Fassade der Kirche Werben 14.141,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Mölbis Sanierung der Häcker-Orgel in der Kirche Dreiskau-Muckern 12.000,00 Pegauer Karnevals-Klub e. V. Förderung der Kinder- und Jugendarbeit 5.000,00 Schola Oecologica Sozio-Ökologisches Zentrum e. V. Unterstützung des Brunnenbauprojektes „Wenn alle Brünnlein 1.200,00 Dreiskau-Muckern fließen ...“ Tourismusverein Leipziger Neuseenland e. V. Errichtung eines Infoterminals Neuseenland im Rittergut Großpösna 4.000,00 Förderverein St. Marienkirche e. V. Geithain-Wickershain Förderung von Instandsetzungsmaßnahmen an der Kirchschule 12.000,00 Wickershain KuHstall e. V. Großpösna Ankauf von Bänden des medizinischen Grundlagenwerks von Jean 1.540,00 Dominique Larrey Lebenswelt Schule e. V. Zwenkau Anschaffung von Montessorimaterial für die zweite Klassengruppe 6.000,00 Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungsförderung 2009 10.000,00 Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer zusätzliche Förderung des 5. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 800,00 Verlagsbuchhandlung Stadtverwaltung Borna Projektförderung: „KulTOURsprünge 2009 Sächsische Landschaften“ 1.340,00 137 Plöttner Verlag Leipzig Erwerb von 300 Exemplaren der Publikation „Wortmacht und 5.000,86 Machtwort. Der politische Loest“ von Regine Möbius (u. a. zur Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Weitergabe an Regionalbibliotheken) Fördersumme 2009: 85.877,86

2010

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Lobstädt- Restaurierung der Orgel in der Kirche Kieritzsch 3.500,00 Neukieritzsch Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel Kohrener Land Innensanierung der Kirche Gnandstein 5.475,00 Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Werben Fortführung der Sanierung von Innenraum und Außenfassade der 3.000,00 Kirche Werben Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Projektförderung: „Was haben Wald und Klima miteinander zu tun?“ 1.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Heimatverein des Bornaer Landes e. V. Schillerfestspiele „Begegnungen Kahnsdorf“ 2010 2.500,00 Mittelschule „Maxim Gorki“ Frohburg Projektförderung: „Kunst unterm Dach“, Einrichtung eines 4.000,00 Kunstateliers Naturschutzbund NABU – Landesverband Sachsen e. V. Sanierung des Trafohaus Saasdorf (Quartiere für Gebäude 4.000,00 bewohnende Tierarten) Stadtverwaltung Markkleeberg Errichtung einer Informationsstele für den erdgeschichtlichen Zeitpfad 5.557,30 am Markkleeberger-Störmthaler See Landratsamt Landkreis Leipzig / Gemeinde Wiederherstellung des Sgraffitos am Giebel der Förderschule 6.000,00 Elstertrebnitz Elstertrebnitz Lebenswelt Schule e. V. Zwenkau Anschaffung von Montessori-Material für die 3. Klassengruppe 2.000,00 Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. Erstellung eines Museums-Wegweisers zur Völkerschlacht 5.500,00 Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungsförderung 10.000,00 Kooperationsprojekt Universität Leipzig / Kultur- und Publikationsvorhaben „Das Ortsnamenbuch des Leipziger Landes“ 15.000,00 Umweltstiftung Universitätsverlag, Herausgeber: KUS) Pegauer Karnevals-Klub e. V. Förderung der Jugendarbeit 500,00 Fördersumme 2010: 68.032,30 138

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht 2011

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Förderverein Rittergut Benndorf e. V. Ausstattung des Schlossparks mit allwettertauglichen Bänken und 729,96 Beschilderungen Förderverein Rittergut Benndorf e. V. Sanierung des Schlossbrunnens 4.341,36 Förderverein Rittergut Benndorf e. V. Markierung der Gebäudeeckpunkte des ehemaligen Schlosses mit 1.511,90 Granitpfeilern Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Unterstützung der Umweltbildungs- und Erziehungsarbeit: „In welcher 2.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Symbiose stehen Wald und Gesundheit“ Heimatverein des Bornaer Landes e. V. Schillerfestspiele „Begegnungen Kahnsdorf“ 2011 2.500,00 Wiprecht Gymnasium Groitzsch Förderung des Schulprojekts „Bildhauerei“: Schaffung einer Wiprecht- 4.000,00 Büste Förderverein für die Restaurierung der Marienkirche Totalrekonstruktion des Schalldeckels der Kanzel 12.000,00 Rötha und ihrer Silbermannorgel e. V. Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel Regis-Breitingen Reparatur der Urban Kreutzbach Orgel in der Regiser Stadtkirche 10.000,00 Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel Kohrener Land Restaurierung von Epitaphen der Dorfkirche Gnandstein 4.300,00 Universität Leipzig / Institut für KMW / Projektunterstützung: Digitales Leipziger Verlagsmuseum / 6.000,00 Buchwissenschaft Digitalisierung des Loest-Archivs Heimatverein des Bornaer Landes e. V. Restaurierung des Tatarengrabes in Kleinbeucha 2.500,00 Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Suchgrabung am ehemaligen Schloss Rötha 5.300,00 Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. Förderung eines neuen Museumskonzeptes für das Sanitäts- und 7.500,00 Lazarettmuseums in Seifertshain Stadtverwaltung Geithain Aufarbeitung von 2 kursächsischen Postmeilensäulen 7.800,00 Lene-Voigt-Gesellschaft e. V. / Connewitzer Herausgabe des 6. Bandes der Lene-Voigt-Werkausgabe 1.800,00 Verlagsbuchhandlung Pegauer Karnevals-Klub e. V. Förderung der Jugendarbeit 880,00 Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungsförderung 10.000,00 Fördersumme 2011: 83.163,22 139

2012 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Schwerpunktförderung Projekt Rötha 2013: 2012: Schlosspark und 50.000,00 Architekturwettbewerb Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungsförderung 8.000,00 Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. Förderung eines neuen Museumskonzeptes für das Sanitäts- und 7.500,00 Lazarettmuseum in Seifertshain Förderverein „Historisches Torhaus zu Markkleeberg Förderung der Sonderausstellung „Russland 1812“ 2.000,00 1813“ e. V. Stadtbibliothek Kohren-Sahlis Neuanschaffung von Büchern, Lernsoftware, Hörbüchern, DVDs, CDs 1.000,00 Förderverein des Gymnasiums Markranstädt e. V. Unterstützung des Projektes Bläserklasse – Anschaffung von 3.000,00 Instrumenten Pegauer Karnevals-Klub e. V. Anschaffung neuer Kostüme für Funkengarde und gemischte Garde 3.000,00 Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Unterstützung des Projektes "Geheimnisvolle Tierwelt", 2.500,00 Borna-Birkenhain e. V. Waldspielgruppe Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Martin-Luther Sanierung der Fahrradkirche Zöbigker 5.000,00 Kirche Markkleeberg-West Förderverein Rittergut Benndorf e. V. Projektförderung: Be- und Entwässerung des Schlossbrunnens 5.000,00 Universität Leipzig / Institut für KMW / Projektunterstützung: Digitales Leipziger Verlagsmuseum / 6.000,00 Buchwissenschaft Digitalisierung des Loest-Archivs Fördersumme 2012: 93.000,00

2013

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Förderverein "Historisches Torhaus Markkleeberg Große Ausstellung im Schloss Markkleeberg – Die Österreicher bei 7.000,00 1813" e. V. Leipzig Stadt- und Heimatverein Rötha e. V. Gedenktag in Rötha am 12. Oktober 2013 3.500,00 Stadt- und Heimatverein Rötha e. V. Patrouillenritt zur 200-Jahrfeier der Völkerschlacht 5.000,00 Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. Versorgung der Teilnehmer an den historischen Darstellungen zur 10.000,00 Völkerschlacht Stadtverwaltung Borna, Fachdienst Kultur und Sonderausstellung: „1813 eine Bilanz. Leipzigs Süden im Jahr der 7.500,00 Veranstaltung / Museum Völkerschlacht“ 140 Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungen 7.000,00

Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Schwerpunktförderung Projekt Rötha 2013: Gedenktreffen Zukunft 80.000,00 durch Erinnerung, Schlosspark Universität Leipzig / Institut für KMW / Projektunterstützung: Digitales Leipziger Verlagsmuseum / 2.000,00 Buchwissenschaft Digitalisierung des Loest-Archivs Fördersumme 2013: 122.000,00

2014

Fördermittelempfänger Projekt Förderung [EUR] Stadtverwaltung Frohburg Anschaffung zweier Wandleuchten und eines Kronleuchters für die 4.000,00 Neugestaltung der klassizistischen Ausstellungsräume Schloss Frohburg Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel Regis-Breitingen / Restaurierung des Geläuts und des Glockenturmgestühls der Kirche 10.000,00 Kirchgemeinde Hohendorf Hohendorf PRO AGRA Park e. V. Leipziger Gartenprogramm - Park des Jahres 2014 - AGRA Park, 5.000,00 Markkleeberg Naturfreunde und Heimatverein Groitzsch e. V. Unterstützung bei der Herstellung des "Heimatbuches - 800 Jahre 5.000,00 Stadtrechtverleihung Groitzsch" (AT) Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Nutzbarmachung des Trafohauses an der ökologischen Station 5.000,00 Borna-Birkenhain e. V. Borna-Birkenhain Pegauer Karnevals-Klub e. V. Unterstützung für Ausstattung der "Mini-Tanzgruppe" (4-8 Jährige) 3.000,00 Förderverein Rittergut Benndorf e. V. Sanierung und Ertüchtigung der Brücke im Schlosspark 2.237,20 Heimatverein des Bornaer Landes e. V. 8. Schillerfestspiele, Kahnsdorf 2.500,00 Förderverein Kirche Großpötzschau e. V. Restaurierung und Wiederaufbau der historischen Poppe-Orgel zum 5.000,00 200. Jahrestag ihrer Erbauung / Sanierung des Spieltisches Stadtverwaltung Borna / Kulturhaus Mitteldeutsches Lutherfest 2014 5.000,00 Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. Ausstattung mit Eigenmitteln für die Planung des 2. Bauabschnittes 2.205,00 Schlosspark Rötha Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart Veranstaltungen 5.000,00 Fördersumme 2014: 53.942,20

Gesamtsumme der Förderungen seit 2001: 1.256.939,99 Euro 141 Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht

Impressum

V. i. S. d. P.: Stephan Seeger M. A. Konzeption: Martin Fiedler Redaktion: Martin Fiedler, Volker Tzschucke, Nikolaus Faulstroh Layout: Andreas Lamm Umschlag: die superpixel Druck: Lausitzer Druckhaus GmbH

Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land Menckestraße 27 | 04155 Leipzig Tel.: (+49) 0341 - 562 96 61 Fax: (+49) 0341 - 562 96 63 E-Mail: [email protected] Internet: www.kultur-und-umweltstiftung.de

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Zukunft braucht Herkunft

Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht vom 17. bis 20. Oktober 2013

Mit freundlicher Unterstützung Zukunft braucht Herkunft – Rückblick auf den 200. Jahrestag der Völkerschlacht vom 17. bis 20. Oktober 2013 der Völkerschlacht vom 17. Zukunft braucht Herkunft – Rückblick auf den 200. Jahrestag

www.sparkasse-leipzig.de