Wir bauen Deutschland

40 Entscheider der Stadtentwicklung im Porträt

Bearbeitet von Daniel Arnold, Albrecht Fuchs

1. Auflage 2013. Buch. 272 S. Gebunden ISBN 978 3 86859 181 1 Format (B x L): 22,7 x 28,7 cm Gewicht: 1503 g

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Rostock 226

Hamburg 142

Bremen 58

Münster 220 Magdeburg 208 Bielefeld 46 Berlin 34

Wittenberg 262 Gelsenkirchen 136 Essen 100

Halle (Saale) 160 Dortmund 70

Düsseldorf 82 Köln 190

Leipzig 196 Dresden 76

Bonn 52 Frankfurt/Main 106

Wiesbaden 250

Hanau 166

Kelsterbach 184 Mainz 202 Erlangen 94

Darmstadt 64

Eppelheim 88 Fürth 130

Karlsruhe 178

Stuttgart 232

Freiburg 244 im Breisgau 124

München 214 6 Wir bauen Deutschland | Inhalt Inhalt | Wir bauen Deutschland 7

Übersichtskarte 5 Berlin München Bürgermeister und Senator Michael Müller 34 Bürgermeister Martin Haag 124 Stadtbaurätin Elisabeth Merk 214 Was nach dem Bauen kommt Staatssekretär Ephraim Gothe 40 und was vor dem Bauen kommt Fürth Münster Daniel Arnold 8 Bielefeld Oberbürgermeister Thomas Jung 130 Stadtdirektor und Beigeordneter Beigeordneter und Baudezernent Gregor Moss 46 Hartwig Schultheiß 220 Bauen in Deutschland Gelsenkirchen Wer baut was und wo und wie — Bonn Stadtdirektor Michael von der Mühlen 136 Rostock und wer baut mit? Stadtbaurat und Beigeordneter Senator Holger Matthäus 226 Peter Conradi 10 Werner Wingenfeld 52 Hamburg Senatorin Jutta Blankau 142 Verantwortlich für Baukultur Bremen Staatsrat Michael Sachs 148 Oberbürgermeister a. D. Wolfgang Schuster 232 Werner Durth 12 Senator Joachim Lohse 58 Senatsdirektor Thomas Schuster 154 Stadtdirektor Detlef Kron 238

Die Stadt der Zukunft Darmstadt Halle an der Saale Ulm Peter Götz 24 Stadträtin Brigitte Lindscheid 64 Beigeordneter Uwe Stäglin 160 Bürgermeister Alexander Wetzig 244

Sie bauen Deutschland um: Dortmund Hanau Wiesbaden Politiker und Planer, die für Vorsitzende des Gestaltungsbeirats Oberbürgermeister Claus Kaminsky 166 Amtsleiter Thomas Metz 250 die Gestaltung unsere Städte Christa Reicher 70 Leiter Stadtentwicklung Martin Bieberle 172 Stadträtin und Dezernentin Sigrid Möricke 256 für das Jahr 2030 verantwortlich sind Jeremy Gaines und Stefan Jäger 28 Dresden Karlsruhe Wittenberg Amtsleiter Stefan Szuggat 76 Bürgermeister Michael Obert 178 Oberbürgermeister Eckhard Naumann 262 Wir bauen Deutschland Fotografien von Albrecht Fuchs Düsseldorf Kelsterbach Interviews von Jeremy Gaines Beigeordneter Gregor Bonin 82 Bürgermeister Manfred Ockel 184 Die Autoren 269 und Stefan Jäger 32 Eppelheim Köln Bürgermeister Dieter Mörlein 88 Amtsleiterin Anne-Luise Müller 190

Erlangen Leipzig Stadtrat Josef Weber 94 Bürgermeister Martin zur Nedden & Amtsleiter Karsten Gerkens & Essen Amtsleiter Jochem Lunebach 196 Stadtdirektor Hans Jürgen Best 100 Mainz Frankfurt am Main Beigeordnete und Dezernentin Marianne Grosse 202 Bürgermeister Olaf Cunitz 106 Amtsleiter Dieter von Lüpke 112 Magdeburg Amtsleiterin Gabriele Dehmer 118 Beigeordneter Dieter Scheidemann 208 8 Was nach dem Bauen kommt und was vor dem Bauen kommt | Daniel Arnold Daniel Arnold | Was nach dem Bauen kommt und was vor dem Bauen kommt 9

Daniel Arnold Wenn es um Bauen und Städte geht, konzentriert sich der Fotografen Stan Engelbrecht, der Lieblingsrezepte von Familien Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit meist auf zwei Bereiche: als Vehikel zu nutzen verstand, um die mit ihnen verbundenen Was nach dem Bauen kommt und zum einen ist es eine solitäre Architektur, zum anderen sind Familiengeschichten zu erfahren — veröffentlicht in einem was vor dem Bauen kommt es offensichtliche Defizite. Zwischen diesen Polen liegt das weiteren Buch 2011. ­un­endlich weite Feld der alltäglichen Gestaltung unserer Städte. Es wird außerhalb der engen Fachzirkel kaum beach­­­ ­tet — von Das sind Beispiele für unsere Auseinandersetzung mit der einer kontinuierlich, differenzierend und sachlich geführten Frage, was wir durch unser Tagesgeschäft eigentlich erzeugen: Debatte ganz zu schweigen. Was kommt, wenn die Gebäude errichtet, verkauft und bezogen sind, wenn sich neues Leben auf dem bebauten Grundstück Im Zerrbild der medial vermittelten Wahrnehmung wird entfaltet? Nun wollen wir uns von der anderen Seite nähern: dieses Feld von grauen Mäusen bevölkert: von Beamten und Was geschieht eigentlich, bevor überhaupt gebaut werden Angestellten des öffentlichen Dienstes, von Lokalpolitikern kann? und Ausschussvorsitzenden. Mit Lokalpolitik und Bauämtern sind populistische Klischees verbunden: »Die Politik« denke Aus unserer täglichen Zusammenarbeit mit den Akteuren, die nicht über die nächste Wahl hinaus, und die Stuben und Flure die Rahmenbedingungen von Stadtentwicklung maßgeblich »vom Amt« seien von faulen Verhinderern und Blockierern verhandeln und beeinflussen, stellte sich ein Déjà-vu ein: bevölkert. So farblos und monoton die Fassaden der tech- Es existiert ein Konglomerat scharf überzeichneter Klischees, nischen Rathäuser, so einfallslos die dort Tätigen. Trutzburgen die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen. der strukturellen Inkompetenz, der Vergeudung von Steuer­ geldern und des wuchernden bürokratischen Irrsinns. In Keine Stadt ist fertig, überall wird weitergebaut. Die handeln- klei­­nen Amtsstuben, so der Trugschluss, sei kein Platz für den Personen sind oft wenig sichtbar und die Komplexität große Gedanken. ihrer Arbeit veranschaulicht sich kaum. Wer seine Bequemlich­ keitszone verlässt und sich aufmacht, die Menschen hinter ihrer Dieses Auseinanderklaffen von Vorurteil und Wirklichkeit Amtsbezeichnung kennenzulernen, erlebt durchweg Fachleute, ­kennen wir aus eigener Erfahrung auch von einem anderen die sich ihrer Verantwortung bewusst sind: Sie treffen Ent­ Thema. Über die Bewohner von Reihenhäusern hat sich scheidungen, deren Folgen jahrzehntelang viele Menschen ­ebenfalls ein Bild in den Köpfen festgesetzt, das durch den unmittelbar betreffen. Es sind Fachleute, die einen hohen Grad seiner Verzerrung surreal anmutet. Vor einigen Jahren Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit richten und die sich wollten wir die Lehmschicht der fest gebackenen Vorurteile mit viel Idealismus für die Entwicklung ihrer — respektive: durch­bohren und genau wissen, wer die von uns gebauten unserer — Städte engagieren. ­Reihenhäuser kauft und darin lebt. Wir wollten uns ein Bild von den Menschen machen, denen unterstellt wird, dass es Spießer sein müssen: so schlicht die Fassaden, so kleinkariert ihre ­Bewohner. Deshalb baten wir den Fotografen Albrecht Fuchs und die Journalistin Inken Herzig darum, die Bewohner von 50 Reihenhäusern in Wort und Bild zu porträtieren. Ihre Mischung aus soziolgischer Studie und Bilderbogen wurde 2008 als Buch veröffentlicht. Aus diesen Ergebnissen ­ergaben sich neue Fragen von zentraler Bedeutung. Zum Beispiel: Wenn Reihenhäuser eine spezifische Form der Nachbarschaft erzeugen — was bedeutet dann heute Nachbarschaft überhaupt? Dieser Frage gingen wir mit der Hilfe des Fotografen Andreas Herzau nach. Die Bilder aus seiner teilnehmenden Beobachtung veröffentlichten wir 2009 als Bildband. Weil Reihenhäuser oft von Familien bewohnt werden, drängte sich noch eine andere Frage auf: Was bedeutet Familie heute? Der Theologe Friedhelm Mennekes erklärte uns, dass sich Familie nicht im Bett, ­sondern am Tisch konstitutiert. So gelangten wir zum 10 Bauen in Deutschland: Wer baut was und wo und wie — und wer baut mit? | Peter Conradi Peter Conradi | Bauen in Deutschland: Wer baut was und wo und wie — und wer baut mit? 11

Peter Conradi für uns sozial, ökologisch und ästhetisch eher ein Schreckensbild mit dem Geld kanadischer Feuerwehrfonds oder australischer ersetzt werden. Es geht vielmehr darum, die Akzeptanz und die als ein Vorbild. Was wäre Hamburg ohne die Planung des Senats, Rentenfonds gebaut wird, aber die eigene Stadtbevölkerung nicht Legitimität der repräsentativen Demokratie durch Einfügen von Bauen in Deutschland Darmstadt ohne den Großherzog, München ohne die Wittelsba- in Maßnahmen investieren kann, von denen sie dann profitiert. Instrumenten direkter Demokratie zu stärken. Damit ergeben sich Wer baut was und wo und wie — cher, Köln ohne den Oberbürgermeister Konrad Adenauer? Der neue Möglichkeiten des Abwägens und Ver­handelns. Gäbe es bei Bund, die Länder und Gemeinden sind nicht nur für die Gesetze Ein weiteres wichtiges Thema ist die Verkehrsplanung, das heißt uns auch Instrumente direkter Demokratie, zum Beispiel in der und wer baut mit? verantwortlich, sondern auch für die Qualität unserer gebauten die Sicherung der Mobilität von Menschen und Gütern bei mög- Stadtplanung und bei Grossprojekten, dann müssten Legislative Umwelt, und wir tun (nicht zuletzt nach der Finanzkrise) gut daran, lichst niedrigem Energieaufwand. Die Stadt der kurzen Wege, der und Exekutive mit Volksentscheiden über ihre Vorhaben rech- die neoliberale Parole „Privat vor Staat“ durch das Prinzip „So viel Vorrang der Fußgänger vor den Radfahrern und des Radverkehrs nen. Damit kämen neue Akteure hinzu und es könnte eine neue Beim Bauen denken wir zuerst an den Bauherrn (die weibliche privat wie möglich, so viel Staat wie nötig“ zu ersetzen. vor dem Autoverkehr, des Schienenverkehrs vor dem Straßen- und Verfahrenskultur entstehen, die weniger vom obrigkeitsstaatlichen Form ist im Folgenden stets mitgedacht), dann an den Architekten, Luftverkehr — das alles erfordert eine Bereitschaft zum Umdenken Denken als vom Bemühen um Ab­wägung und Ausgleich unter- an die Baufirmen und Handwerker und natürlich an die Bau­ Was steht beim Bauen in den nächsten Jahren an? Vorrangig ist die und öffentliche wie private Investitionen in neue Entwicklungen. schiedlicher Interessen geprägt ist. kosten, die Bautermine und den Pfusch am Bau. Doch ob gebaut Energiewende von den fossilen hin zu den erneuerbaren Energie- Das Auto steht dabei nicht mehr an erster Stelle. wird, wie viel und was gebaut wird, wo und wie gebaut wird, das trägern. Etwa 40 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfallen auf Inzwischen beginnen die Vorstände großer Unternehmen zu bestimmen auf vielfältige Weise der Staat — Bund, Länder, Land- Gebäude. Ohne eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz Die Altersentwicklung unserer Gesellschaft muss ebenfalls beim begreifen, dass ihre Großprojekte nicht mehr ohne die betroffene kreise, Gemeinden — und zunehmend auch die Europäische Union. und eine Senkung des Energieverbrauchs beim Bauen und in den Bauen berücksichtigt werden. Was muss baulich geschehen, damit Bevölkerung, sondern nur noch mit offener Information und brei­ Gebäuden wird die Wende nicht gelingen. Bei den Baustoffen, bei die Geburtenrate nicht weiter absinkt? Krippen, Kindergärten, ter gesellschaftlicher Beteiligung realisiert werden können. Das gilt Die EU beispielsweise erlässt für (zu) viele Planungs- und Bau­ der Herstellung von Bauteilen, beim Transport und auf der Baustel- Kindertagesheime und die Bedürfnisse von Familien müssen bei beispielsweise für Bahnprojekte oder Fernleitungen zur Energiever- fragen europaweite Verordnungen und RichtlinienWenig sinnvolle le kann viel Energie eingespart werden. Viel zu viel Energie wird Planung und Bau stärker eine Rolle spielen. Auch die wachsende sorgung. Statt über schnellere Planungsverfahren nachzudenken, ist zum Beispiel die EU-Vorgabe, dass innerhalb eines Kreisver- noch immer bei der Nutzung von Gebäuden, beim Heizen, Lüften Zahl alter Menschen wird die Planung, den Bau und Umbau alters- sollten Parlamente und Regierungen bessere Informations- und kehrs weder Bäume noch Kunstwerke stehen dürfen, weil sie ein und Kühlen verbraucht. Und wenn es um den Abriss von Gebäu- gerechter Wohnungen beschleunigen und neue Modelle für Pflege Beteiligungsrechte für die Bürger schaffen. Die Behauptung, Risiko für die Verkehrsteilnehmer bedeuten. Kaum ein anderer den geht, sind die beim Bau in das Gebäude eingebrachte Energie und Betreuung schaffen. Großprojekte seien dann nicht mehr plan- und baubar, weil eine Wirtschaftsbereich wie die Bauwirtschaft ist so abhängig vom und der Energieaufwand für Abriss und Neubau zu berücksichti- verlässliche zeitliche Planung nicht mehr möglich sei, wird durch Staat. Für den Laien ist es unmöglich, für die Fachleute schwer gen, denn manchmal sind Erhalt, Sanierung und Modernisierung Bislang wird in Deutschland in aller Regel „top-down“ geplant, das die Erfahrung mit Großprojekten nicht bestätigt. Der Berliner festzustellen, wer welche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien eines Hauses energiewirtschaftlich vernünftiger als Abriss und heißt obrigkeitsstaatlich. Weithin gilt noch der alte Beamtenspruch Flughafen, die Elbphilharmonie und haben sich nicht zum Bauen beschlossen hat. Die Klage über die Vorschriftenflut Neubau. Hier gilt es, sozialverträgliche Lösungen zu finden, damit „Die höhere Behörde hat die höhere Einsicht“. Alternativen sind durch den Widerstand aus der Bevölkerung verzögert, sondern ist verständlich, die Proteste der Bevölkerung auch, wenn zum auch Menschen mit einem niedrigen Einkommen in den sanierten wenig gefragt, die Kommunikation und die Bemühungen um einen durch planerische Inkompetenz, geschönte Kostenberechnungen Beispiel Bäume in Kreisverkehren gefällt werden sollen. Aber Wohnbauten leben können. Ob die Energiewende gelingt, wird am Ausgleich unterschiedlicher Interessen sind oft unzureichend. Doch und durch Streit zwischen Bauherren, Planern und Bauunterneh- wer die Energiewende will, die Bändigung des Autoverkehrs, den Ende weniger vom Neubau abhängen als davon, was energetisch angesichts von Planungsdesastern wie bei dem Projekt Stuttgart men. Umgekehrt gilt: Wer sorgfältig und transparent plant und Lärmschutz, den Schutz der Luft, der Natur, des Wassers und die im Baubestand geschieht. 21, dem Kölner U-Bahn-Bau, der Hamburger Elbphilharmonie und die betroffene Bürgerschaft einbezieht, reduziert die Risiken von Rücksicht auf Alte, auf Kinder und Behinderte, der muss wissen, dem Berliner Flughafen wächst in der Bevölkerung inzwischen das Fehlplanung und Kostenexplosion. dass das alles ohne Gesetze nicht zu haben ist. Die Städte in Deutschland sind in einer unterschiedlichen Lage: Unbehagen. Dazu tragen die mangelnde, manchmal falsche, oft zu Einige Städte im Westen können sich über einen kontinuierlichen späte Information und nicht eingehaltene Versprechungen der Pla- Wir bauen Deutschland, wir — das sind nicht nur die direkt an Auf dem Feld des Bauens geht es allerdings immer auch um Zuwachs der Einwohnerschaft freuen. Sie stehen vor den Fragen ner bei. Die repräsentative Demokratie, bei der die Politik für Stad- Planung und Bau Beteiligten, denn die geplante und gebaute wirtschaftliche und rechtliche Interessen, und da kommen die der Nachverdichtung und der Schaffung von neuem Wohnraum. In tentwicklung, Bauwesen und Verkehr von den politischen Parteien Umwelt betrifft die gesamte Gesellschaft. Wie wir Deutschland Interessenverbände ins Spiel, die Industrie- und Handelskammern, anderen Städten stehen hingegen zwar genügend Wohnungen zu und ihren vom Volk gewählten Repräsentanten im Parlament, also bauen, das ist die Frage danach, wie wir zukünftig leben, wohnen die Bauwirtschaft, die Bausparkassen und Banken, die Haus- und erschwinglichen Mieten zur Verfügung, aber wegen der fehlenden im Gemeinderat, im Kreistag, im Landtag und im Bundestag und und arbeiten wollen. Es geht um Baukultur, und Baukultur ist weit Grundbesitzervereine, die Investoren und die Energieversorger. In Arbeitsplätze schwinden die Einwohnerzahlen, und für eine von der jeweiligen Exekutive beraten und entschieden wird, hat mehr als gute Architektur. Baukultur schafft die Voraussetzungen, den letzten Jahren ist der Grundsatz unseres Planungsrechts, nach funktionierende Infrastruktur fehlen die Einnahmen. Was tun? in den letzten Jahren an Zustimmung verloren. Vielen Menschen unter denen geplant und gebaut wird, unter denen gute Architek- dem die öffentlichen und die privaten Interessen gegeneinander Bund und Länder sollten ihren gesetzlichen Spielraum nutzen, um genügt es nicht mehr, alle vier oder fünf Jahre bei Wahlen ihren tur entstehen kann und Gebäude sinnvoll genutzt werden können. und untereinander gerecht abzuwägen sind, zunehmend unter den den Städten zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu erschließen. Stimmzettel abzugeben; die Forderung nach mehr und direkter Baukultur entwickelt sich im öffentlichen Gespräch über die Ideen Druck von Investoren geraten. Doch im Gegensatz zu den Städten Es gibt bislang zum Beispiel keine vernünftige Bodenbesteuerung. Beteiligung auch zwischen den Wahlen nimmt zu. Dazu trägt das und Werte unseres Zusammenlebens, die in der Architektur, im in den USA und in manchen asiatischen Staaten sind unsere Städ- Die Grundsteuern sind in der Regel niedrig, aber der Wertzuwachs, durch die erfolgreiche Schul- und Hochschulpolitik der vergange- Ingenieurbau, in der Stadtplanung, in der Verkehrsplanung und in te noch immer vom Zusammenwirken des Öffentlichen und des den die Grundstücke durch die Stadtplanung erfahren, wird ebenso nen Jahrzehnte gestiegen Bildungsniveau bei, ebenso wie die neue der Landschaftsarchitektur deutlich werden. Baukultur zeigt sich Privaten geprägt. Der Rat und die Bürger, Adel und Kirche, Handel wie ihr Vermögenswert nicht besteuert. Eine andere Möglichkeit Informationstechnologie, die schnelle Wege der Information und im Reden und Handeln von Bauherren und Architekten, von Inve- und Gewerbe haben jahrhundertelang geplant und gebaut, und könnte darin bestehen, städtische Immobilienfonds — offen, aber Kommunikation ermöglicht. storen und Bauunternehmern, von Politik und Verwaltung, nicht die soziale und ästhetische Qualität unserer Städte ist das Ergebnis auf die Stadt beschränkt — anzubieten, bei denen jeder Bürger sein zuletzt in der Anteilnahme der Bürgerschaft an ihrer gebauten dieses Zusammenspiels. Die fast ausschließlich von privatem Kapi- Geld anlegen kann, um ein Projekt zu fördern und gleichzeitig eine Bei der Diskussion über Instrumente der direkten Demokratie soll Umwelt. Wir alle bauen Deutschland — ob es gut wird, das hängt tal geplanten und gebauten Städte, zum Beispiel in den USA, sind Rendite zu erhalten. Es ist nicht zu verstehen, warum hierzulande die repräsentative Demokratie nicht durch eine direkte Demokratie von uns ab. 12 Verantwortlich für Baukultur | Werner Durth Werner Durth | Verantwortlich für Baukultur 13

Abb. 1 Im ersten großen Kongress zur Zukunft der Städte nach den Abb. 3 Architekturbiennale Werner Durth Architekturbiennale Venedig Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sprach der Philosoph Martin Venedig 2012. Hinweis 2012. Deutscher Pavillon mit auf den Eingang zum Verantwortlich für Baukultur Heidegger 1951 unter dem Titel Bauen, Wohnen, Denken über dem Motto der Ausstellung Deutschen Pavillon die Bedeutung des Bauens in jenen Jahren der Not. Aus der „Reduce.Reuse.Recycle.“ etymologischen Wurzel des Wortes bauen leitete er die Gene- „Wir bauen Deutschland“: Welch ein anmaßender Titel für ein rationen übergreifende Verpflichtung der Menschen auf den Buch, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Ausbildung, pfleglichen Umgang mit der ihnen anvertrauten Welt ab. Durch Position und Profession porträtiert werden. Menschen, die nur seine Überlegungen bildete Heidegger zugleich die Brücke zum eines verbindet: Sie sind im öffentlichen Dienst beschäftigt und Begriff der Kultur, der in ähnlichem Sinne — vom Lateinischen in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld, in diversen Ämtern der Politik colere her — ebenfalls auf Pflege, Bebauung und Veredelung der und Verwaltung, an der Gestaltung unserer räumlichen Umwelt Umwelt verweist, auf die Gestaltung menschlichen Lebensraums beteiligt. Auf den ersten Blick erscheint die Auswahl zufällig. Und auf Dauer, über den Wechsel der Generationen hinweg. Damit ist doch weckt diese Sammlung gerade durch die Unterschiedlich- beide Male eine Dimension angesprochen, die angesichts wach- keit der Personen, ihrer Ämter und Ambitionen unsere Neugier. sender ökologischer und demografischer Herausforderungen Abb. 4 Der zweite Blick auf die Liste lässt beim Blättern im Buch die heute erneut unter dem Schlagwort der Nachhaltigkeit von hoher Ausstellungshalle mit Text Absicht erkennen, mit den hier vorgestellten Persönlichkeiten Aktualität ist. „Bauen heißt ursprünglich wohnen“, erklärte Hei- und Illustration zum Konzept ein möglichst breites Spektrum unterschiedlicher Aufgaben zu degger aus der Herkunft des Worts, um dessen Sinn gegenüber eröffnen, die in einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft dem alltäglichen Sprachgebrauch deutlich zu erweitern: „Das auf vielfältige Weise miteinander verbunden und aufeinander alte Wort bauen, zu dem das ‚bin‘ gehört, antwortet ‚ich bin‘, angewiesen sind, sich ergänzen und bisweilen auch in Konflikt ‚du bist‘, besagt: ich wohne, du wohnst.“ 1 Bauen heißt wohnen, geraten. und wohnen heißt bleiben: Das Wohnen ist die Weise, wie die Sterblichen auf der Erde sind. Ihre Aufgabe sei es, das Bauen als Die scheinbare Zufälligkeit der Auswahl hat Methode, ist exem- Wohnen zu entfalten und dadurch die Erde vor ihrer Zerstörung plarisch im Konzept. Die Liste könnte um viele andere Namen zu retten. von Menschen erweitert werden, die an anderen Orten auf je eigene Weise öffentlich Verantwortung tragen für die räumlichen In solchem Verständnis der Worte hat die schlichte Aussage Voraussetzungen der Lebensqualität in unserem Land. Es ist „Wir bauen“ zugleich normativen Charakter, meint Pflege und also kein kollektives Wir, keine abgegrenzte Gruppe mit einem Weiterentwicklung der Welt, wobei jede und jeder dazu einen Abb. 2 Luftbild im Blick auf gemeinsamen Verständnis ihrer Arbeit und ihrer Aufgaben. eigenen Beitrag zu leisten hat, alle Sterblichen in ihrer Zeit, auch Frankfurt am Main, 2002 Dennoch sind der Baudezernent und der Oberbürgermeister, die in Verantwortung für künftige Generationen. In der Verbindung Abb. 5 Stadtbaurätin und der Chef des Immobilienmanagements, sind zweier Begriffe mit gleichem Sinngehalt wird im Wort Baukultur Saalfolge mit groß­formatigen Architekten, Ingenieure, Juristen, Ökonomen, Soziologen — sind die Gestaltung der Umwelt als ein gesellschaftlich organisierter Abbildungen beispielhafter alle hier Genannten jeweils Teil eines größeren Ganzen, Knoten Prozess begriffen, in dem die Entstehung, die Form und der Projekte zum Umgang mit dem Bestand im Netz von Entscheidungsprozessen und Handlungsabläufen, Gebrauch von Bauten und Räumen unserer alltäglichen Wirk- die den stetigen Wandel unserer Umwelt bewirken, die sich im lichkeit mit allen Wechselwirkungen gleichzeitig gültige Themen Bauen von Häusern, Straßen und Brücken, durch die Gestaltung sind. Dabei erfordern die Planungs- und Entscheidungsprozesse von Gärten, Parkanlagen und Landschaften vor unseren Augen die gleiche Aufmerksamkeit wie die Suche nach angemessener sichtbar verändert. Gestalt des Gebauten und der verantwortliche Umgang damit. 2

Selbst wenn die hier präsentierten Personen wohl nur selten Auch das dritte Wort des Titels provoziert Fragen. „Wir bauen unmittelbar selbst Hand anlegen auf den Baustellen in diesem — welches Deutschland?“ Jede Umschau in unseren Städten, Land, sind sie im Dienst der Öffentlichkeit doch in besonderer Gemeinden und Landschaften lässt erkennen: Deutschland ist Weise zuständig für die Qualität der Baukultur, auch wenn ihnen bereits gebaut, stabil sowohl in seinen institutionellen Strukturen dies nicht immer bewusst sein mag. Anders als privatwirtschaft- in Staat und Gesellschaft als auch in der materiellen Substanz. lich tätige Bauherren, Investoren und Unternehmer sind sie als „Der Umgang mit dem Bestand ist entscheidend für unsere Treuhänder des Gemeinwohls tätig und damit dem Bauen in Zukunft“, so lautete die Botschaft des deutschen Beitrags zur welt­- einem tieferen Sinne des Wortes verpflichtet. Denn mit „Bauen“ weit beachteten Biennale in Venedig 2012: „Das Neubauvolumen ist mehr gemeint als der Wandel der sichtbaren Welt. macht jährlich nur ca. 1 Prozent des Gebäudebestands aus.“ 3 18 Verantwortlich für Baukultur | Werner Durth Werner Durth | Verantwortlich für Baukultur 19

Abb. 17 Der Hoffnung auf eine künftig international gültige, vom tech- Ver- und Entsorgungssysteme. Lebensgrundlage im Wiederaufbau Abb. 19 Gartenstadt Hohnerkamp, Schemadarstellungen zur nischen Fortschritt industrieller Produktionsmethoden geprägte blieben vielerorts die weitgehend unzerstörten Netze der Kana- Umwandlung Berlins in Hamburg 1998. Gebaut nach Architektur stellten konservative Baumeister die an Handwerk lisation, Gas- und Elektroleitungen, die fortan als das unterir- eine Gartenstadt nach Zer­ Planung von Hans Bernhard 19 störung der Miets­kasernen und Landschaft gebundene Tradition regionaler Bauweisen dische Kapital der Städte hoch geschätzt wurden — großenteils Reichow ab 1953 bei Nutzung der unterir- gegenüber. Geschickt wussten die Propagandisten des National- robustes Erbe aus dem 19. Jahrhundert, aus der Pionierzeit der dischen Infra­struktur im sozialismus die Krise zu nutzen, um das Neue Bauen insgesamt Verstädterung, zumeist bis heute noch im Gebrauch, doch trotz alten Stadtgrundriss. Abbildungen aus der Studie als „Kulturbolschewismus“ zu diffamieren und den exponierten knapper Kassen sorgsamer Pflege und Reparatur bedürftig. „Berlin im Aufbau“ von Vertretern in ihrer Praxis als freie Architekten ebenso wie jenen Max Taut, Berlin 1946 im öffentlichen Dienst die Arbeitsgrundlage zu entziehen. Mit der Während im Westen Deutschlands nach dem Ende des tota- Machtübergabe an Adolf Hitler und das Regime der NSDAP im litären Staats und der Stärkung kommunaler Autonomie der Januar 1933 konnten durch die „Gleichschaltung“ aller Fachver- Wiederaufbau mit Verweis auf die kulturellen Traditionen der bände in offener Willkür Berufsverbote wirksam werden, ebenso Weimarer Republik im Sinne einer moderaten Moderne erfolgte wurden durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeam- und — je nach lokalpolitischer Konstellation — unter dem verbin- Abb. 20 tentums nach Belieben der neuen Machthaber Entlassungen aus denden Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt die Wohnhaus an der Karl-Marx- öffentlichen Ämtern möglich. Betroffen waren auch zahlreiche zukunftweisenden Entscheidungen im Rat der Stadt getroffen Allee, ehemals Stalinallee, Kommunalpolitiker und -beamte, selbst international renom- wurden, folgte der Aufbau im Osten ab 1950 der Kulturdoktrin Berlin 2005. Gebaut nach 17 Entwurf von Richard Paulick mierte Oberbürgermeister wie Adenauer oder Landmann. des Sozialistischen Realismus. Nach Josef W. Stalins Weisung ab 1953 sollte die Wiederbelebung nationaler Bautraditionen durch Mit dem „Führerprinzip“ von Befehl und Gehorsam wurde eine monumentale Architektur im historischen Stilkleid das Bild der Ära der Demokratisierung der Planung beendet, die fortan dem Städte prägen. Unter der Kontrolle von Staat und Einheitspartei Diktat Hitlers und seiner Kumpanen, namentlich der mäch- entstanden große Ensembles wie die Berliner Stalinallee oder tigen Gauleiter, unterstellt war. Im Blick auf eine monumentale die Bebauung am Altmarkt in Dresden, jeweils in Rückgriff auf Neugestaltung deutscher Städte zwecks Darstellung der Macht regionale Traditionen. Die Berliner Bauten erweisen dem Klassi- Hitlers im „Wort aus Stein“ wurden überkommene Verwaltungs- zismus in der Prägung Schinkels ihre Referenz. Am Altmarkt ist strukturen und eingespielte Kooperationen zerschlagen. Auf der Bezug zum Dresdner Barock zu erkennen, in Hansestädten Weisung der vom „Führer“ direkt beauftragten Architekten seines wie Rostock die norddeutsche Backsteingotik. 20 Abb. 21 Vertrauens wurden für Großprojekte gleichsam Parallelbehörden Eröffnung der Inter­natio­ gegenüber den herkömmlichen Ämtern geschaffen. Doch anstelle So wurde mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 nalen Bauausstellung Berlin der Neugestaltung folgte den Planungen für die „Zeit nach dem Deutschland nicht nur territorial, sondern auch baukulturell „Interbau 1957“ Kriege“ die Zerstörung der Städte. 18 geteilt. Im Westen blieb das Erbe der Reformbewegungen der Weimarer Zeit virulent, bis hin zu den Konzepten internationaler Zerstörung als Chance Architektur, die in den 1950er-Jahren nicht zuletzt durch den 1945 lag Deutschland in Trümmern, in Besatzungszonen zerteilt. Einfluss deutscher Emigranten wie Gropius und Ludwig Mies van Angesichts der ausgebrannten Ruinen und vom Krieg verwü- der Rohe weltweite Resonanz fanden. Im Osten hingegen wurden steten Landschaften waren sich die Fachleute im Planen und die im Westen verpönten Konzepte monumentalen Städtebaus Bauen weitgehend darin einig, dass die Zerstörung der Städte als mit regional differenzierter Architektur aufgenommen, doch Chance für eine grundlegende Erneuerung genutzt werden sollte. setzte nach Stalins Tod und dem radikalen Kurswechsel unter In vielen Städten entstanden Pläne für einen Neubau über den Nikita Chruschtschow ab 1955 unter dem Motto „Besser, billiger, Abb. 18 Gärten auf Trümmern, Trümmern, in dem über niedergelegten Ruinen weiträumig Grün- schneller bauen“ eine durchgreifende Industrialisierung des Häuser im Straßenraum. züge und Parkanlagen geschaffen werden sollten, mit Reihenhäu- Bauwesens ein, jetzt unter Verzicht auf historisierendes Baude­- Skizze von Max Taut zur sern und Hochhausscheiben zum Wohnen im Grünen, in aufge- kor, im Übergang zur später allgegenwärtigen Plattenbauweise. Studie „Berlin im Aufbau“, Berlin 1946 lockerter Bauweise mit Hinweis auf die Tradition der Gartenstadt Während in der DDR durch industrielle Massenproduktion nach und die Siedlungsbauten der 1920er-Jahre. Viele dieser oft bis in Vorgaben anonymer Kombinate und Planungsbüros neue Groß- die Wohngrundrisse ausgearbeiteten Pläne radikaler Modernisie- siedlungen in wachsendem Maßstab aus dem Boden gestampft rung scheiterten jedoch nicht nur an den überkommenden Eigen- und dem gegenüber die Altbausubstanz in den Städten dem Ver- tumsverhältnissen, sondern auch am Mangel finanzieller Mittel fall preisgegeben wurde, war in der Bundesrepublik die gleiche für technische Infrastrukturen gemäß der geplanten Verwandlung Tendenz massenhafter Bauproduktion ab Mitte der 1960er-Jahre von Stadtgrundrissen mitsamt der dazugehörigen Erschließung, bereits wachsender öffentlicher Kritik ausgesetzt. 24 Die Stadt der Zukunft | Peter Götz Peter Götz | Die Stadt der Zukunft 25

Peter Götz Entwicklung der Städte ist. Auch dem berechtigten Wunsch nach Schuldenbremse begrenzt die finanziellen Handlungsspiel­ einer besseren Integration bestimmter Bevölkerungsgruppen und räume der Stadt. Neue Kooperationsformen und Partnerschaften Die Stadt der Zukunft dem neuen Selbstverständnis der Bürgerinnen und Bürger müs- zwischen Kommunen und privaten Investoren wie die Öffentlich sen die Kommunen gerecht werden. Die Menschen in unserem Private Partnerschaft (ÖPP) oder Public Private Partnership (PPP) Land wollen beteiligt werden — zumindest dann, wenn sie von können unter bestimmten Voraussetzungen zu einer Problemlö- Planungen unmittelbar betroffen sind oder sich betroffen fühlen. sung beitragen und kommunale Haushalte entlasten, vor allem Die Energiewende und der demografische Wandel bedeuten für Dies gilt nicht nur für Großprojekte, sondern für öffentliche und die im ländlichen Raum, die von der demografischen Entwick- die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland grundlegend neue private Bauvorhaben gleichermaßen. Und die Bedeutung bür- lung besonders betroffen sind. Herausforderungen. Diese Herkulesaufgaben können nur von gerschaftlichen Engagements nimmt weiter zu. Es ist daher klug, Städten und Gemeinden bewältigt werden. Es sind neue Ideen Stadtentwicklungspläne mit einem gewissen Maß an Flexibilität Die Städtebauförderung löst im Verhältnis zu den eingesetzten gefragt, damit auch in Zukunft alle Einwohner gerne dort leben, auszustatten, sodass sie bei sich verändernden Rahmenbedin- Mitteln in der Regel das Acht- bis Zehnfache an privaten Investi­ wo sie sich wohlfühlen. Die Kommunen können die künfti- gungen angepasst werden können. tionen aus. Sie ist daher oft der Investitionsmotor einer Stadt gen Aufgaben allerdings nicht mehr alleine meistern, sondern und damit eine wichtige Stütze mittelständischer Unternehmen ­müssen zusammen mit anderen öffentlichen und privaten Stadtentwicklungspläne oder Konzepte, die nur einzelne Stadt- der Region. Zu Recht wird die Städtebauförderung auf hohem Akteuren gemeinsam Strategien erarbeiten, um dem Wandel teile umfassen, sind gute Möglichkeiten, um Ziele zu konkreti- Niveau weiterentwickelt und in Kombination mit anderen natio- gerecht zu werden. sieren. Sie sind jedoch unverbindlich. Dies gilt in gleicher Weise nalen und europäischen Förderprogrammen auf die Bedürfnisse für Fachpläne in den Bereichen Verkehr, Kultur, Wirtschafts- und vor Ort zugeschnitten. Dies gilt vor allem für die Stadtumbau­ Stadtentwicklungspolitik ist schon lange mehr als „nur“ Städte­ Wohnungsentwicklung, Klimaschutz, Jugendhilfe — um nur einige programme und das Programm „Soziale Stadt“. bau. Stadtentwicklung ist ein dynamischer Prozess, der in zu nennen — und natürlich ebenso für die lokale Nachhaltigkeits- Deutsch­land unterschiedlich ausgeprägt ist. „Schrumpfenden“ strategie. Gleichwohl sind sie notwendig, weil sie eine Grundlage Um die ehrgeizigen energiepolitischen Ziele in Deutschland zu Städten stehen wachsende Kommunen gegenüber. Wohnungs- für den das Gemeindegebiet umfassenden Flächennutzungsplan erreichen, muss der Sanierungsprozess auf eine breitere städte- leerstand und Wohnungsnot werden in einem Atemzug genannt darstellen, aus dem rechtsverbindliche Bebauungspläne oder bauliche Grundlage gestellt werden. Das neue Förderprogramm — sowohl im Osten wie im Westen Deutschlands. So hat sich Vorhaben- und Erschließungspläne entwickelt werden. des Bundes „Energetische Stadtsanierung“ soll hier wichtige auch die Verkehrspolitik geändert: Haben sich in den 1960er- Impulse für innovative, effiziente Konzepte zur Sanierung des Jahren noch nahezu alle Planungsvorhaben den Bedürfnissen des Planungsprozesse für die Stadt erfordert Zeit, viel Zeit. Von der Gebäudebestandes setzen. Ganzheitliche Konzepte eignen sich Autoverkehrs untergeordnet, so werden diese Konzepte heute zu ersten Diskussion einer Idee über eine Reihe von Rahmenent- nicht nur für die Gestaltung von Großsiedlungen, auch Reihen­ Recht als verfehlt kritisiert. Großzügig dem Autoverkehr geopferte wicklungen bis zum fertigen Plan und seiner Umsetzung können haussiedlungen oder Altbaubestände, die oft unter einem Flächen haben vielerorts gewachsene Stadtstrukturen zerstört. Jahrzehnte vergehen. Allein die Realisierung des Planungsrechts erheblichen Modernisierungsstau leiden, können auf diese Weise Städte mit überwiegend engen Straßen und Gassen, die oft Jahr- und die anschließende Sicherstellung der Finanzierung können modernisiert werden. So kann es zum Beispiel in dicht bebauten hunderte vor der Erfindung des Autos angelegt worden waren, ohne Weiteres eine Dauer von zehn Jahren beanspruchen. Es Innenstadtlagen vorteilhafter sein, eine Wärmeversorgung über wurden an die modernen Mobilitätsbedürfnisse angepasst. Die wäre gut, für Projekte größeren Stils einen Weg zu finden, wie eine Kraft-Wärme-Koppelung zu verwirklichen, anstatt bei jedem Folge war eine Verödung der Innenstädte, stattdessen vollzog direkt nach dem rechtskräftigen Abschluss der Planung auch einzelnen Gebäude die Heizungsanlage auszutauschen. sich das Wachstum an der Peripherie. In den „Speckgürteln“ der die Finanzierung des Projekts sichergestellt werden kann. Wenn Großstädte entstanden sogenannte Wohnmaschinen, die zu einer ­dieser Zeitlauf deutlich reduziert wird, könnten die veranschlag- Die Energiewende muss allerdings auch in den Köpfen der Trennung von Wohnen und Arbeiten führten. Diese wiederum ten Budgets auch besser eingehalten werden. Bevölkerung stattfinden, ohne deren Akzeptanz sie nicht gelingen bewirkte ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und damit eine ver- kann. Nachdem sie sich erfolgreich gegen die Atomenergie auf­ stärkte Belastung der Umwelt. Seit einigen Jahren wird anhand In den vergangenen 40 Jahren hat die Städtebauförderungspolitik gelehnt und alternative Energiequellen gefordert hat, muss sie von kommunalen Luftreinhalteplänen, Feinstaubplaketten und von Bund, Ländern und Gemeinden viele Kommunen unterstützt, nun auch die daraus resultierenden Maßnahmen akzeptieren. Fahrverbotszonen der Versuch unternommen, die Folgen dieser um städtebauliche Missstände zu beseitigen, gute Bausubstanz Es geschieht nicht selten, dass sich zum Beispiel anlässlich der Negativplanung zu mildern und gegenwärtigen Bedürfnissen zu erhalten und die Stadtquartiere in ihren Funktionen zu Errichtung von Hochspannungsleitungen oder von Speicherkraft- anzupassen. ­stärken. Die verschiedenen Förderprogramme, die Anfang der werken, die zur Energiespeicherung notwendig sind, jedes Mal 1970er-Jahre auf den Weg gebracht worden waren, haben sich vor Ort Widerstand formiert. Oftmals handelt es sich um die Kommunen stehen in einem zunehmenden Wettbewerb zuein­ als ausgezeichnete nachhaltige Instrumentarien bewährt. Sie gleichen Menschen, die zuvor gegen die Atomenergie protestiert ander. Im Wettstreit um Unternehmensansiedlungen, Arbeits- fördern die Innenentwicklung, helfen Kommunen bei der Bewäl- haben. Diese widersprüchliche Haltung sollte überdacht werden. plätze oder touristische Attraktivität müssen sich deutsche tigung des Strukturwandels und erhöhen die Lebensqualität in Großstädte und Metropolregionen heute mit anderen europä- und außerhalb der Sanierungsgebiete. Doch inzwischen reichen Kaum ein Begriff des Bauens wird derzeit so unterschiedlich ischen Metropolen messen lassen. Außerdem wird mehr denn die öffentlichen Mittel häufig nicht aus, um städtebauliche Ent- interpretiert wie die „Energieeffizienz“. Darunter ist mehr zu je erkannt, wie wichtig eine nachhaltige, Ressourcen sparende wicklungskonzepte umzusetzen. Die im Grundgesetz verankerte ver­stehen als nur die Minimierung des Energieverbrauchs. Bei 32 Sie bauen Deutschland um | Jeremy Gaines 33

Wir bauen Deutschland

Fotografien von Albrecht Fuchs Interviews von Jeremy Gaines und Stefan Jäger 40 41 Hauptstadt Berlin

Ephraim Gothe Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 42 Wir bauen Deutschland | Ephraim Gothe, Berlin Ephraim Gothe, Berlin | Wir bauen Deutschland 43

Sind Sie eigentlich Planer oder Politiker? Bei einem solchen Stadtentwicklungskonzept stehen zwei Ziele Ich habe mich trotz meines politischen Engagements immer in im Vordergrund. Das ist zum einen die Selbstverständigung nach erster Linie als Planer begriffen. Es ist wichtig, ein Standbein als innen — die Machbarkeit bzw. Durchsetzbarkeit von Vorhaben. Fachmann und ein Spielbein als Politiker zu haben. Man wird als Gibt es einen Konsens in der Stadtgesellschaft, der besagt, ja, es Politiker akzeptiert, ist jedoch erstrangig Stadtplaner. Im Idealfall ist richtig, dass wir auf Tourismus setzen? Zum anderen hat ein ist dies auch überhaupt kein Gegensatz, sondern beide Bereiche Masterplan aber auch eine „außenpolitische“ Funktion, nämlich passen wunderbar zusammen, obwohl es in der Planung um die Selbstdarstellung nach außen. Wie sieht sich Berlin eigent- Prozesse geht, die viel länger laufen als eine Wahlperiode. lich im Konzert der deutschen Metropolen oder im Vergleich zu Ein politisch versierter Stadtplaner kann der Politik jedoch anderen großen Städten in Europa? Hier geht es unter anderem immer die Notwendigkeit des langen Zeithorizonts näherbrin- darum, die besonderen Charaktermerkmale herauszudestillieren, gen. Ein Beispiel ist der Leipziger Platz: Die Entscheidung dafür mit denen wir erfolgreich sein können. fiel 1993, und nach nunmehr 20 Jahren ist er immer noch nicht fertig. Das heißt, selbst ein Projekt, das unter günstigsten Um- Planen Sie jetzt für eine Hauptstadt oder für eine ständen beginnt, kann je nach Zielstellung sehr viel Zeit bis zur Landes­hauptstadt? Realisierung benötigen. Man kann das auch anders angehen: Als Beides, denn wir haben Orte der Bundesrepublik, wie beispiels- ich in Berlin-Mitte als Stadtbaurat anfing, habe ich mich gefragt, weise das Humboldtforum und das Regierungsviertel, neben was ich innerhalb von fünf Jahren sinnvoll würde verwirklichen Orten des Landes. Es ist auch immer eine spannende Heraus- können — obgleich immer mit einer langfristigen Perspektive. forderung zu entscheiden: Ist es ein Bundesort, über den ich Ein aktuelles Beispiel: Wir beginnen gerade mit der Ent- hier spreche? Oder ist es ein gesamtstädtischer Ort? Oder ein wicklung eines Stadtentwicklungskonzeptes für Berlin 2030 und Stück Kiez? Das muss man immer abwägen, genauso wie das definieren hierfür die großen Herausforderungen. Angesichts der einmalige Erbe der Stadt eine besondere Herangehensweise er- Langfristigkeit binden wir das Ganze in einen großen partizi- fordert. Man kann sich das anhand des Großen Tiergartens, dem patorischen Prozess mit verschiedenen Stakeholdern ein, der wichtigsten Park in Berlin, bildlich vorstellen. Würde man diesen voraussichtlich eineinhalb Jahre dauern wird. Das hat aber den Park auf eine einzige Schicht reduzieren, würde man seiner Vorteil, dass die Ergebnisse tragfähig sind. vielfältigen Architektur absolut nicht gerecht. Es gibt noch Teile, die aus der Barockzeit stammen, von Knobelsdorff. Dann gibt es Ist es überhaupt möglich, alle Interessengruppen, die die große landesplanerische Geste von Lenné. Nach dem Zweiten zum Teil gegensätzliche Ziele verfolgen, sinnvoll am Weltkrieg folgte die Wiederaufbauplanung durch Gartendirektor Planungsprozess zu beteiligen? Alverdes. Sie alle sind in unterschiedlichen Bereichen vertreten Das muss man differenziert sehen. Die Landespolitik will ganz und haben deutliche Spuren hinterlassen. Die große Aufgabe klar Partizipation, was allerdings auf der Landesebene bzw. der besteht darin, all diese Schichten so zusammenzudenken, als gesamtstädtischen Ebene ein abstrakter und somit viel schwie- würden sie eine Collage bilden und die geschichtliche Entwick- riger zu gestaltender Prozess ist. Wenn man zu Gesprächen lung dieses Parks nachvollziehbar werden lassen. Genauso In Bezug auf Aspekte der Nachhaltigkeit und des Klimawandels über Wohnungsbauprojekte im gesamtstädtischen Rahmen verhält es sich mit bei der Planung für einen Stadtkörper: Die hat Berlin ein vorbildliches Verkehrssystem. Das Thema Fahrrad- einlädt, dann kommen selten Menschen aus einer bestimmen guten Bestandteile jeder Epoche muss man respektieren und verkehr ist als letztes Element hinzugekommen und wird stark Betroffenheit. Setzt man den Fokus allerdings auf das Wohnen damit sinnvoll umgehen. unterstützt, indem viele neue Fahrradfahrangebote zur Verfügung in der Spandauer Vorstadt, ergibt das einen Sinn. Denn dann gestellt werden. Außerdem hat Berlin von der Bundesregierung hat man eine Quartiersbevölkerung mit konkreten Anliegen, wie Hat die Planung in Berlin zurzeit eine Vorbildfunktion? den Zuschlag bekommen, als Schaufenster der E-Mobilität zum Beispiel die Anzahl der Spiel- oder Schulplätze, die man Es gibt einen gesellschaftlichen Konsens in der Stadt, und zu agieren und wird deswegen durch Elektrosteckdosen im gezielt bearbeiten und umsetzen kann. Partizipation ist also als auch in der Politik, dass die gemischte, kompakte, gut durch öffentlichen Raum und das Ausweisen von Parkplätzen nur für Generalansatz sehr gut, aber richtig funktionieren kann sie nur den öffentlichen Verkehr erschlossene Stadt ein vorbildliches Elektroautos diese Idee zu fördern versuchen. kleinteilig vor Ort. Erfolgsmodell ist. Das ist besser als das, was in Dubai gemacht Aber bei den größeren Wohnungsbauprojekten schauen wir Bei der Entwicklung eines Masterplans ist die Vorgehens- wird oder was in Schanghai passiert. Meines Erachtens hat Berlin nach Hamburg und dem dortigen „Vertrag für Hamburg“. Wir versu- weise eine andere, denn da geht es eher um Expertengremien, in den letzten 20 Jahren sehr gut nachgewiesen, dass eine mög- chen, dieses Vorhaben jetzt auf Berlin zu übertragen. Es hat ein Jahr um Diskussionen mit Spitzenvertretern aus Kultur, Wirtschaft lichst kleinteilige Nutzungsmischung tatsächlich ein Erfolgsrezept gedauert, bis wir das Hamburger Modell als Vision für Berlin mit und Wissenschaft. Daraus entwickeln sich, so die Hoffnung, sein kann, also „small is beautiful“. Kleine Parzellen, kleinteilige allen wichtigen Akteuren diskutiert hatten. Es setzt sich jetzt gerade stimmigere und konzentriertere Meinungen, aus denen bessere Eigentümerstrukturen, vielfältige Architektur, keine großen Rie- zum Beispiel in Lichtenberg und Kreuzberg durch. Und das wollen Zielbilder abgeleitet werden können. senapparate — das ist eine Philosophie, die trägt. wir eigentlich in allen zwölf Bezirken so angewendet wissen. 44 Wir bauen Deutschland | Ephraim Gothe, Berlin Ephraim Gothe, Berlin | Wir bauen Deutschland 45

Das Hamburger Modell beruht aber auch auf einem Förderpro- Haus gebaut wird, dann wird das Ganze eine nachhaltige gramm, das den Investoren aktiv angeboten wird. Das kann man Lösung sein. anhand von Bebauungsplänen machen, indem man sagt: Hier muss jeder unser Förderprogramm in Anspruch nehmen, mit Kre- Welche sind die hauptsächlichen Herausforderungen in Berlin? diten zu zinslosen Bedingungen. Im Gegenzug muss der Investor Die Weiterentwicklung der historischen Mitte ist ein sehr wich- aber für 15 Jahre eine Belegungsbindung akzeptieren und, wenn tiges Thema und es wird ihr eine ganz hohe Priorität eingeräumt. das Haus fertig ist, den Wohnraum mit sechs Euro Miete kalt an- Ein weiteres großes Thema ist die Wohnungsknappheit, die bieten, die er dann alle zwei Jahre um 20 Cent anheben darf. So steigenden Mieten. Hier muss man mit einem ganz anderen ist die Idee aus Hamburg, die wir in Berlin übernehmen wollen. Instrumentarium und Maßstab herangehen, gerade, wenn man an die Gesamtstadt denkt. Man muss sich überlegen, was die Besteht ein Gegensatz zwischen kurzfristigen Investoren­ städtischen Wohnungsbaugesellschaften leisten können und interessen und langfristiger Planung? entscheiden, ob ein Förderprogramm für sozialen Wohnungsbau Das ist oft der Fall. Man kann bei Investoren sehr viel bewegen, im Parlament durchsetzbar ist. Man muss bedenken, dass es in wenn man als Gegenleistung den Baugenehmigungsprozess einem solchen Zusammenhang wichtig ist, dass alle zwölf Bezirke beschleunigt. Mit neuen Projektentwicklern habe ich oft die eine einheitliche Linie fahren. Genauso muss man sich darüber Erfahrung gemacht, dass man aufeinander zugehen muss, um im Klaren ein, dass wir von Investoren verlangen, dass sie ein im Vorfeld die potenziellen Hürden zu verstehen: Es kann bei- Drittel der neu gebauten Wohnungen zu sozial verträglichen Mie- spielsweise sein, dass der Denkmalschutz wichtig ist, bei einer ten anbieten müssen. Es handelt sich also um einen dreistufigen Umbaumaßnahme muss man möglicherweise einen Wettbewerb übergeordneten Prozess: die Strategieentwicklung, die Implemen- ausloben. Wenn man sich gemeinsam auf solche Parameter im tierung und die Konsensbildung. Sobald man einen stadtpoli- Vorfeld einigt, kann ein Projekt viel schneller umgesetzt werden. tischen Konsens über die richtige Strategie herbeigeführt hat, wird In so manchem Gespräch wird die Gegenseite stutzig, weil sie die Arbeit wieder projektbezogener, denn dann geht es um die erhebliche Zugeständnisse an mögliche Renditeerwartungen Umsetzung, um interessante Standorte für den Wohnungsbau. erhält. Dabei geht es um eine kaufmännische Abwägung: Ent­weder man stimmt den Parametern zu, und damit wird das Erwarten Sie bei solchen Themen einen Konsens? Projekt viel schneller realisiert, oder man lehnt sie ab. Dann Einen Konsens erreicht man durch Kommunikation auf verschie- kann man sich jedoch nicht sicher sein, ob das Projekt über- denen Ebenen. Sehr viel Kommunikation läuft natürlich über die haupt durch­gesetzt wird. Medien: Man kann das Ganze fördern, indem man öffentliche Veranstaltungen organisiert und Vertreter aus Hamburg und Köln Ist es nicht prinzipiell ein Problem bei der Planung, dass einlädt. Ein solcher Vergleich ist oft hilfreich, denn so erfährt die man das Risiko eingehen muss, man könnte falsch liegen? Öffentlichkeit, wie die Wohnungspolitik der letzten zehn Jahre Dieses Bewusstsein muss ein Stadtplaner haben. Er braucht so andernorts ausgesehen hat. Und das erleichtert eine Übertragung eine Art Kompass im Kopf, der ihm die richtige Richtung weist. von Ideen auf Berlin. Ich halte einen regelmäßigen Jour fixe Ephraim Gothe So wird das Risiko, auf der falschen Fährte zu sein, stark vermin- mit allen großen Akteuren der Wohnungswirtschaft in Berlin, 1984—1990 Studium Bauingenieurwesen an der TU München und im dert. Ein außerordentlich überzeugendes Modell zur Minimie- inklusive der Mieterverbände und der stadtpolitischen Sprecher Nebenstudium Kunstgeschichte und Architektur, Abschluss: Diplom. rung von Risiken besteht meines Erachtens darin, eine gemischte und Fraktionsabgeordneten, für sehr wichtig. Es handelt sich um 1991—1993 Referendariat Fachrichtung Stadtbauwesen beim Senat Stadt mit einer vielschichtigen Nutzung zu fördern. Es soll nicht ein Gremium aus ungefähr 25 Personen, das sich sehr bewährt von Berlin. 1994—1999 Tätigkeit als Stadtplaner im Hauptstadtreferat nur alles räumlich nah beieinander liegen, sondern im Idealfall hat, weil hier ein konzentrierter Meinungsaustausch stattfindet. der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen. 2000—2006 in einem Haus, in dem verschiedene Nutzungen untergebracht So kann man schnell feststellen, wo ein Konsens besteht und wo Persönlicher Referent des Senatsbaudirektors von Berlin. 2005—2006 sind. Zum Beispiel: Im Erdgeschoss ist ein Geschäft, darüber eine ein Dissens. Den Konsens kann man quasi schon mal festhal- Leitung der Architekturwerkstatt der Senatsverwaltung für Stadtent­ Arztpraxis, und dann folgen noch zwei Etagen mit Wohnungen. ten. Am Dissens muss man weiterarbeiten und Kompromisse wicklung. 2006—2011 Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Bezirk Mitte Dieses Modell ist in den Gründerzeitvierteln Berlins stark vor- ausloten. Auf einer anderen Ebene findet auch eine Runde mit von Berlin. Seit 2012 Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadt­ herrschend und wird von den Bewohnern dort sehr geschätzt. den Spitzenvertretern der Bauwirtschaft und dem Senator statt, entwicklung und Umwelt. Allerdings stellt sich die Immobilienbranche, die jetzt neu baut, die darüber debattiert, ob und wie man die Berliner Bauordnung diesem Konzept entgegen. Wenn jedoch die Chance besteht, verändern muss, um den Wohnungsbau preiswerter machen diese Philosophie an einem bestimmten Ort durchsetzen, dann zu können. Mit anderen Worten: Man muss auf verschiedenen ist es aus Nachhaltigkeitsüberlegungen wichtig, die Investoren Ebenen versuchen, durch Kommunikation die konsensfähige zu überzeugen. Denn wenn am Ende so ein gemischt genutztes Position auszuloten. 76 77 Landeshauptstadt Dresden

Stefan Szuggat Amtsleiter des Stadtplanungsamts 78 Wir bauen Deutschland | Stefan Szuggat, Dresden Stefan Szuggat, Dresden | Wir bauen Deutschland 79

Hat sich im Zuge Ihrer Ausbildung so etwas wie ein Wesentlich ist, dass auch in den nächsten Jahren unter Einspa- Leitbild herauskristallisiert? rung fossiler Primärenergie bezahlbare Wärme und bezahlbarer Mein Ziel ist eigentlich immer gleich geblieben — nämlich die Strom erzeugt und angeboten werden können. Da sind kom- Zukunft, die Lebensumwelt von allen Bürgern in der Stadt mit plexe, intelligente Lösungen gefragt. zu prägen, neu zu gestalten und an die Veränderungen, die sich Geplant ist, den weiteren Ausbau und die technologische im Alltag ergeben, anzupassen. Das hat sich für meine alltägliche Ertüchtigung des Fernwärmesystems einschließlich der Her­ Arbeit als Leitmotiv herausgestellt. stellung von Wärmespeichern zu forcieren, Biomasse-Heizkraft- werke zu bauen und die energetische Optimierung bestehender Mit welchem Planungshorizont gehen Sie an die Arbeit? Heizungs­anlagen bei den Verbrauchern anzuregen. Bei der Aktuell reicht unser Planungshorizont bis ins Jahr 2025. Wir Stromversorgung stehen die Wirkungsverbesserung von Kraft- orientieren uns an der Bevölkerungsstatistik: Im Moment leben Wärme-Koppelung, neue Fotovoltaik-Großanlagen, aber auch ­ in Dresden 530 000 Einwohner. Die Stadt wird bis 2025 auf der­ Import von Anteilen erneuerbarer Energien im Vordergrund. rund 560 000 Einwohner anwachsen. Die­ stadteigenen Immobilien sollen in den nächsten Jahren ebenfalls energetisch optimiert werden. Der Nachholbedarf bei Wie wird man diesem Wachstum nach einer Schrumpfungs­ Wohngebäuden fällt im Vergleich zu anderen Städten geringer phase gerecht? aus. Zwei Drittel aller Wohngebäude in Dresden besitzen schon Wir haben in Dresden die Phase der Schrumpfung hinter uns. eine zusätzliche Außendämmung. Alles in allem entsteht mit Wie in vielen ostdeutschen Städten sind Infrastrukturen zurück- dem Konzept ein enormer Investitionsbedarf, der den Konzern gebaut worden, teilweise wurden Schulen verkauft. Im Bil- Stadt, aber auch die Verbraucher betrifft. dungssektor besteht, insbesondere beim Schulbau, ein enormer Nachholbedarf. Die Anzahl der schulpflichtigen Kinder nimmt Werden die Stadtwerke Dresden sich daran beteiligen? über alle Altersgruppen betrachtet mit drei Prozent bis 2025 am Die Stadtwerke Dresden, die DREWAG, arbeitet an diesem stärksten zu. Das ist schon eine Herausforderung, vor allem, weil Prozess mit. Sie sind natürlich sehr daran interessiert, dass sie es schnell gehen muss. die Energie günstig an den Bürger verkaufen kann. Das eigene Gasturbinenkraftwerk erzeugt 60 Prozent des Strombedarfs der Welche sind derzeit die hauptsächlichen Herausforderungen Stadt. Da der Markt hart umkämpft ist, muss jede Investitions- in Ihrer stadtplanerischen Arbeit? strategie sorgfältig überlegt sein. Welche Zukunftstechnologie Wir haben drei Themen, die wir zurzeit intensiv bearbeiten: Erfolg versprechend sein wird, kann bei den sich ändernden Erstens das Thema Integriertes Stadtentwicklungskonzept, in Rahmenbedingungen schwer vorhergesagt werden. Das Energie- dem wir uns mit den Wachstumsprozessen auseinandersetzen und Klimaschutzkonzept bietet ein breites Spektrum an Hand- und das wir bis zum Jahr 2025 fortschreiben. Zweitens erarbeitet lungsalternativen. das Stadtplanungsamt gerade einen Verkehrsentwicklungsplan auf den Zeitpunkt 2025 hin. Und drittens unsere Klimaschutz­ Wie reagieren Sie in einer wachsenden Stadt auf das strategie. Die Stadt Dresden legt derzeit das Energie- und Klima- steigende Bedürfnis nach Mobilität? schutzkonzept 2030 auf. Das individuelle Verkehrsverhalten versuchen wir über Angebote zu steuern. Es gibt bereits ein sehr ausgereiftes Straßenbahnnetz, Wie sehen diese Klimaziele aus? das wir bis 2020 weiter ausbauen wollen. Entscheidend bleibt Wir sind, wie viele große Städte, 1994 dem Klimabündnis auch in diesem Fall: Der öffentliche Personennahverkehr muss beigetreten. Dort sind Reduktionszyklen festgelegt: Alle fünf im Wettbewerb besser sein als das Auto. Und da kommt es

Jahre minus zehn Prozent CO2-Ausstoß auf Basis des Jahres 2005. darauf an, dass wir als Stadt zukünftig in der Lage sind, günstige

Daraus ergibt sich ein Zielwert von 4,2 t/EW/a CO2-Ausstoß pro Tarife anzubieten. Das ist momentan der Fall. Die Fahrgastzahlen Einwohner im Jahr 2030. Das wollen wir erreichen, indem wir steigen. energieeffizient handeln und unsere Maßnahmenvorschläge auf die Effizienzsteigerung der Energieumwandlung, Übertragung und Werden bei Ihnen noch Straßen neu gebaut oder beschränkt Anwendung konzentrieren. Das schließt natürlich unsere eigenen man sich ausschließlich auf den Erhalt? Stadtwerke in ihren Handlungsweisen mit ein. Die steigenden Wir werden uns nicht nur auf den Erhalt beschränken, es wird Energiepreise geben diesen Weg der Effizienzsteigerung für alle immer auch Neubaumaßnahmen geben. Dresden ist eine sehr am Prozess beteiligten Akteure ganz selbstverständlich vor. große Stadt, die viertgrößte Deutschlands. Die bauliche Unter­ 80 Wir bauen Deutschland | Stefan Szuggat, Dresden Stefan Szuggat, Dresden | Wir bauen Deutschland 81

haltung von Straßen und Brücken stellt aber in dem neuen Ver- mit dem Wiederaufbau des Neumarktes und der Sanierung der Stadt ist die Interpretation des Standorts und der Perspektive kehrsentwicklungsplan eine wichtige Zielstellung für die Dresdner historischen Substanz die Rückgewinnung der architektonischen herauszufordern. Verkehrsstrategie dar. Die klassische komplexe und erschlie- Qualitäten und des Stadtkörpers vollzogen. Der wiedergewon- ßungsintensive Stadterweiterung der 1960er- und 1970er-Jahre nene Stadtkern hinter dem Elbpanorama wird als sehr touristisch Wie kann man in Zeiten des boomenden Onlinehandels dafür nach altem Muster ist abgelöst von Entwicklungen in der Stadt. erlebt. Anfragen für kommerzielle Nutzungen auf den Plätzen und sorgen, dass eine Stadt einen attraktiven Einzelhandel behält? Flächen an existierender Infrastruktur mit eindeutigen Lagequali- vor den Häusern gibt es fortwährend. Die Stadt hat ein Regulari- Sind Einkaufszentren der Weisheit letzter Schluss? täten werden nachgefragt. Hinzu kommt: Trotz unseres Bevölke- um entwickelt, das die Übernutzung der öffentlichen Flächen vor Wir haben in den letzten Jahren sehr viel dafür getan, dass in der rungswachstums ist die Verkehrsbelastung nicht gestiegen. Das Werbung und Kleinverkaufsständen schützt. Seit 1998 begleitet Innenstadt der Einzelhandel erstarkt. Global Player wie ECE sind heißt, eine Entkopplung von Kfz-Verkehr und Bevölkerungs- und die Gestaltungskommission zum kulturhistorischen Zentrum sicherlich auch Motoren, die mit ihren Shoppingcentern in der Wirtschaftswachstum hat in Dresden bereits stattgefunden. Die die Entwicklung der Bauflächen und der öffentlichen Räume. Innenstadt — auch in Dresden — zu deren Attraktivität beitragen. Erklärung ist, dass der Autobesitz bei den Menschen heute nicht Als Beraterin mit Qualitätsanspruch vermittelt sie erfolgreich Ich denke, dass der Onlinehandel sich nicht weiter ausdehnen mehr so im Vordergrund steht wie vor 20 Jahren. zwischen den Nutzern, Architekten und der Stadtverwaltung. wird. Wir sehen heute, dass nach zehn Jahren Onlinehandel der Marktanteil nicht mehr als zehn Prozent übersteigt. Das war Wie schlägt sich das in den Planungen nieder? Ist dieses reiche kulturelle Erbe nicht auch eine Bremse? ziemlich genau die Prognose, die vor zehn Jahren von den Ein- Wir haben in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme des Können Sie hier Neues schaffen? zelhandelsverbänden verbreitet wurde. Aber: Der Handel ist in Radverkehrs zu verzeichnen. Mobil zu sein, drückt sich heute Es ist mit Sicherheit keine Bremse. Es herrscht ein sehr reges Bewegung, und er erneuert sich ständig. Der Wechsel von Stand- in Fahrradfahren aus. Das Hauptverkehrsnetz wird in Dresden Baugeschehen. In vielen westdeutschen Städten ist das Baug­ orten wird von der Stadt eng begleitet, um Fehlentwicklungen zu Schritt für Schritt mit Radfahrstreifen ergänzt. Im Planungspro- eschehen nicht so aktiv. Das liegt daran, dass in Dresden Flächen erkennen. Zukünftig wird das Zentrum — die Altstadt — weiterhin zess bedeutet das: verhandeln zwischen den Angeboten des zum Bauen zur Verfügung stehen. Die Kriegswunden, die in der seine starke Stellung behaupten. Schienenverkehrs in der Straße, den reinen Fahrspuren und den Zeit des Sozialismus ebenfalls nicht geschlossen wurden, versu- Geh- und Radwegen. Kategorische Priorisierungen gibt es nicht, chen wir jetzt mit Maßnahmen der Stadtreparatur zu schließen. Alle Investitionen in die Infrastruktur, alle Leistungen, Ihre Stadt stattdessen mehr Einzellösungen bezogen auf den konkreten, Ich erlebe den Alltag nicht nur als Herausforderung, sondern weiterhin attraktiv zu halten — ist das überhaupt finanzierbar? verfügbaren Straßenraum. auch mit Spannung und Freude. Die Stadt Dresden ist schuldenfrei — und damit auch handlungs- fähig. Unsere Handlungsfähigkeit hängt nicht von der Genehmi- Boomtown Dresden. Wie adressieren Sie die Probleme Was muss in Dresden ein funktionierender öffentlicher gungsfähigkeit übergeordneter Behörden ab. Das bedeutet sehr eines enger werdenden Wohnungsmarkts ohne eigene Raum bieten? viel Freiheit. Ziel muss es sein, die Standortfaktoren — weiche Wohnungsbaugesellschaft? Er muss zuerst stadträumliche Qualitäten bieten. Er muss für die ebenso wie infrastrukturelle — weiter zu stärken. Unternehmens- Beim Verkauf unserer Wohnungsgesellschaft wurde mit dem Bewohner annehmbar und erlebbar sein. Neben der Alltagstaug- erfolg, Arbeitsplätze und ein auskömmliches Einkommen werden Erwerber eine Mietpreisbindung vereinbart. Wir haben für lichkeit unterstütze ich bei der Planung und Realisierung von öf- auch für die Zukunft die Handlungsfähigkeit sicher­stellen. ungefähr 8000 Wohnungen eine Sozialcharta hinterlegt. Insofern fentlichen Räumen den positiven Wirkungserfolg auf die Nutzung Aus Sicht des Planungsamts können wir feststellen, dass die gibt es in den nächsten Jahren bis 2021 noch einen Sockel von und das Image der Umgebung. Es gibt Flächen, die als verlassene Privatwirtschaft in den letzten 20 Jahren sehr viel an Planungs­ relativ günstig am Markt angebotenen Wohnungen. Das wirk- Orte erscheinen, für Quartiere aber eine Schlüsselstellung bedeu- leistungen übernommen hat. Insofern gilt die Handlungsfähigkeit samste Mittel, um Wohnungsengpässe und daraus resultierende ten. In den zahlreichen Sanierungs- und Aufwertungsgebieten, ebenso für die Planungsverwaltung selbst. Stefan Szuggat Mietpreissteigerungen auf dem Markt zu vermeiden, liegt in der die wir in Dresden aufgelegt haben, hat die Aufwertungsstrategie 1988—1994 Studium der Raumplanung an der TU Dortmund, Neubautätigkeit. Deshalb versucht die Stadt, die Neubautätigkeit dieser Orte die Inwertsetzung ganzer Quartiere beschleunigt. Welche Rolle spielen Elemente der Bürgerbeteiligung in Dresden? Abschluss: Diplom-Ingenieur. 1995—1997 tätig im Städtebaulichen über Baulandaktivierung anzuregen. Zurzeit befinden sich zirka Sie spielen eine sehr große Rolle. Unsere Planungen werden ­Referendariat bei der Bezirksregierung Münster im Planungsamt 40 Bebauungspläne in der Entwicklung, die Flächen für den Welchen Stellenwert hat moderne Architektur in Dresden? immer in der Bürgerschaft vorgestellt, vor Ort über Ortsbeiräte der Stadt Gelsenkirchen. 1998—2000 tätig bei der IHK Ostwestfalen Wohnungsbau vorbereiten. Wir als öffentliche Hand bauen zeitgemäß. Private Bauherren natürlich auch in den entsprechenden Gremien. Für übergreifen- zu ­Bielefeld. 2000—2004 ­Projektleiter Städtebauliche Entwicklungs­ planen überwiegend standortgerecht. Wir haben in Dresden de Themen und besonders sensible Fragen in der Stadtplanung maßnahme Neuss-Aller­heiligen im Planungsamt in Neuss. Dresden ist eine Stadt mit einem reichen kulturellen und exzellente Beispiele von moderner Architektur, ich denke nur mal haben wir ein neues Beteiligungsformat entwickelt, die Dresdner 2005—2010 Amtsleiter Planen, Bauen und Verkehr in Hemer, dort architektonischen Erbe. Wie vermitteln Sie zwischen kommer­ an das Militärhistorische Museum von Daniel Libeskind oder die Debatte. Über vier Wochen werden Offline- und Onlinebetei- u. a. Vor­be­reitung und Durchführung der Landesgartenschau 2010. ziellen Interessen und denen des öffentlichen Raums? Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek von Ortner und ligungen veranstaltet und am Ende zusammengeführt. Dazu Seit 2011 Leiter des Stadtplanungsamts in Dresden. Die Zerstörung des Stadtzentrums in den letzten Tagen des Ortner. Die Frage ist, ob Architektur mitunter schreien sollte? gehört, dass wir mit einem Container vor Ort stehen und die Zweiten Weltkriegs, eine Vernachlässigung der gründerzeitlichen Ich meine, nein. Eine modische Architektur ist keine zeitlose Bürger vier Wochen lang einladen, mit uns über eine Planung zu Bausubstanz und der Wiederaufbau im Stil der sozialistischen Erscheinung. Die Qualität liegt in der Kontextbezogenheit. Die diskutieren. Das repräsentative Entscheidungssystem wird nicht Moderne verhinderten jahrzehntelang die Erneuerung des Lösung der heutigen Bauaufgaben sollte sich an der Identität des durchbrochen. Die Beteiligung ansonsten eher zurückhaltender kulturellen Erbes. Die Innenstadt galt als herausragendes Zeugnis Orts orientieren. An den Schnittstellen zwischen den verschie- Bevölkerungsgruppen nimmt dadurch zu. Vielleicht trägt diese europäischer Stadtbaukunst. Wir haben in den letzten Jahren denen Schichten der Architektur und des Städtebaus in einer Methode zur Verringerung von Politikverdrossenheit bei. 190 191 Stadt Köln

Anne-Luise Müller Leiterin Stadtplanungsamt 192 Wir bauen Deutschland | Anne-Luise Müller, Köln Anne-Luise Müller, Köln | Wir bauen Deutschland 193

Warum haben Sie Bauen und Stadtplanung zu Ihrem man muss einfach sehen, dass ein Planungsprozess eine gewisse Beruf gemacht? Zeit braucht von der Idee, die in dem Masterplan steckt, bis zur Ich habe bereits als Kind gedacht, dass ich gerne etwas Schönes Umsetzung, das heißt auch Finanzierung. gestalten möchte. Wenn ich in Parks oder Schlössern war, fand ich das Ambiente immer sehr beeindruckend, eine wahrhaft Was hat jetzt aktuell Priorität? sozialromantische Vorstellung! So kam der Wunsch, mich Im Moment ist das absolut prioritäre Projekt die Domumgebung, ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Zunächst bin ich über und zwar vor dem Hintergrund, dass die Stadt dafür Fördermittel die Kunstgeschichte gekommen. Danach habe ich mich mit dem aus dem Investitionsprogramm der nationalen UNESCO-Welt­ Thema Baugeschichte befasst und dann in der Folge Architektur erbestätten hat. Nach der Schaffung der Nordseite mit der großen studiert. Meine Wurzeln sind in der klassischen Architektur, Treppenanlage der Architekten Schaller/Theodor haben wir jetzt dem Hochbau. Ich habe auch in Architekturbüros gearbeitet und auf der Südseite den Zugang zum Südturm mit der von Architekt mein Handwerk richtig von der Pike auf gelernt. Dann ergab es Kaspar Kraemer entworfenen Anlage, sodass auch die Ostseite von sich, dass ich in die Stadtsanierung gekommen bin. Ich fand es Allmann Sattler Wappner mit dem Domchor, dem Baptisterium hochinteressant, mich mit der Stadt, mit Stadtbaukunst, mit Pla- und den beiden Ebenen der Stadt, der 0-Ebene und der +1-Ebene, nung zu beschäftigen. Ich habe in Erlangen, einer mittelkleinen einen guten, würdevollen öffentlichen Raum ergeben wird. Großstadt, mit der Stadt­sanierung begonnen. Wo setzt man da die Prioritäten? Gibt es für Sie Leitbegriffe, auch völlig unabhängig von Die Ausschüsse des Rats und der Rat stellen die Weichen und der ­Funktion, die Sie jetzt begleiten? geben uns die Aufgaben und auch die Prioritäten vor. Deswegen Man will nicht nur die schöne Stadt bauen, sondern es geht auch haben wir natürlich auf der einen Seite die Planungsaufforderung um eine Haltung zur Stadt: Wie soll die Stadt organisiert sein für und Planungsnotwendigkeit, wie jetzt in Bezug auf die Dom­ alle Bedarfe, für alle Nutzerinnen und Nutzer, Bürgerinnen und umgebung, die Voraussetzungen für die Umsetzung zu schaffen. Bürger, für Fremde, für Investoren? Die Organisation der Stadt ist Damit hat dann der Rat die Mittel, die über die Förderung hinaus etwas sehr Bedeutsames. notwendig sind, bereitgestellt. Das geht nicht immer Hand in Hand und muss natürlich verzahnt sein. Auf der anderen Seite Welche langfristige Vision verfolgen Sie für die Stadt, müssen wir konzeptionelle Vorschläge erarbeiten für Baugebiete für die Kommune Köln? oder Transformationen von Flächen, die brach gefallen sind. Es Wir haben in Köln ja dieses große Gemeinschaftswerk des sind keine Einzelmaßnahmen, wie bei der Straßenplanung, die ­städtebaulichen Masterplans geschaffen. Das ist ein auf breiter im Vorhinein geplant werden. Ebene getragener Konsens der Stadtöffentlichkeit, der Politik, der Fachöffentlichkeit und gleichzeitig ein öffentlich-privates Partner- Wer prägt eine Stadt mehr: die Politik mit ihren Vorgaben schaftsmodell gewesen. Wir haben zusammen mit Albert Speer oder die Verwaltung, die die Pläne umsetzt? & Partner ein Handlungsleitbild, ein Regiebuch für die Kölner­ Da gibt es sicherlich die unterschiedlichsten Wahrnehmungen. Innenstadt entwickelt, und es ist natürlich ein Geschenk im Es ist klar, dass die Politik die Entscheidung über den Mittel­ doppelten Sinne des Wortes, dass wir diese Arbeit mit dem Büro einsatz vornimmt und damit auch die Prioritäten setzt. Dann zusammen machen konnten, und dass der Masterplan aufgrund versuchen die Planenden und Ausführenden natürlich das, dieses großen, breiten Beteiligungsprozesses und Konsenses in was an Vor­stellungen und Zielen durch die Politik gegeben ist, der Stadtgesellschaft so verankert ist, dass man ihn weiterent­ umzusetzen, also Gebiete und Flächen zu entwickeln, die wir in wickeln und auch umsetzen möchte. Eine sehr große Aufgabe. der bestmöglichen gestalterischen, also stadtplanerischen und stadtentwicklungs­politischen, Form umsetzen. Und das läuft auch ... Das läuft. Sicherlich immer vor dem Hintergrund der Planung, Welche Rolle spielen Elemente von Bürgerbeteiligung Finanzierung und Umsetzung. So haben wir Prioritäten gesetzt. bei Ihrer Stadtplanung? Auf der einen Seite durch die Politik und auf der anderen durch Die spielen in der Tat eine große Rolle, selbst wenn man dies die Lenkungsgruppe, die den Masterplan auch begleitet, hat die nicht immer wahrnimmt. Am Masterplan konnte man eine Stadt wirklich die Möglichkeit, die Schwerpunktsetzung immer erfolgreiche Beteiligung sehen. Wir veranstalten ein, zwei Mal nochmals zu hinterfragen und klarzustellen, wo man gerade im Jahr Innenstadtforen, in denen wir aktuelle Projekte, zum steht. Wir würden natürlich gerne viel, viel weiter sein. Aber Beispiel die Werkstatt für die Kölner Ringstraßen, vorstellen. Dort 194 Wir bauen Deutschland | Anne-Luise Müller, Köln Anne-Luise Müller, Köln | Wir bauen Deutschland 195

können Verbesserungsvorschläge gemacht werden, die die Planer Was haben Sie für Möglichkeiten, um den öffentlichen Raum sind das chirurgische Aufgaben. Man muss sich dieser Herausforde- wiederum überprüfen müssen. So wurde beispielsweise ein zu schützen und der Allgemeinheit zurückzugeben? rung schichtweise annähern, um die Stadt weiterzubauen. Pro­zess für das Leitbild der Kölner Ringstraßen mitorganisiert. Es Da sind die Interessenlagen auch wieder unterschiedlich. Die ist jedoch sehr schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden, ein Festivalisierung des öffentlichen Raums ist seit Jahren ein Thema. Wie forciert man trotzdem den Anspruch an eine gut proportio­ Beteiligungsverfahren durchzuführen und in Kommunikation mit Wenn der öffentliche Raum nicht kommerzialisiert werden darf, nierte und gut gestaltete Architektur? der Bürgerschaft zu treten. Im Moment wird daher der Versuch darf man natürlich keine Sondernutzung erteilen. Die einen Indem man mit Investoren, Entwicklern, Architekten und auch unternommen, auf ganz unterschiedlichen Ebenen zu klären, wie sagen, das gehöre zur Stadt, das sei lebendig, das sei bunt, das privaten Bauherren sehr intensiv über die Konzepte und Planung man das intelligenter, frühzeitiger und geschickter machen kann. müsse man haben. Es gibt aber auch die Stimmen, zu denen ich spricht und sie berät. Jeder möchte natürlich sein eigenes Thema gehöre, dass man vielleicht einen öffentlichen Raum braucht, der verwirklichen, daraus entstehen oft große Diskussionen. Als Sehen Sie heute Dinge, die sich später als Fehler nicht kommerzialisiert ist und für alle zugänglich ist. Planer haben wir jedoch ein durchaus hilfreiches Instrument: den herausstellen könnten? Seitens der Investoren gibt es interessanterweise tatsäch- Gestaltungsbeirat. Der kommt von außen dazu und berät uns, gibt Ob etwas gelungen ist oder nicht, kann man natürlich immer nur lich zum Teil die Vorstellung, sich zurückhaltender nach außen uns mit, was gut wäre. Hier geht es um städtebaulich bedeutsame aus der Rückschau beurteilen. Ich würde keinem der Planer­ zu verhalten. Ich denke gerade an das Gerling-Quartier, das wir Orte, an denen neue Baumaßnahmen entstehen, die beurteilt kollegen unterstellen wollen, dass sie sich nicht ernsthaft mit aus einer „verschlossenen“ bzw. „verbotenen“ Stadt entwickeln werden sollen und müssen. Der Gestaltungsbeirat hat für uns den Themen ihrer Zeit auseinandersetzten. Die Situation ist aber konnten — zu einem Bereich, der sich jetzt wieder in zur Stadt hin durchaus eine Wirkung, weil die Projekte noch einmal verbessert heute vielschichtiger und komplexer, weil die Interessenlagen öffnet und vernetzt. Hier hat der Projektentwickler sehr deutlich werden können. sehr viel unterschiedlicher sind. Es gibt viele eigenbezogene das Thema des öffentlichen Raums mit dem Gerling-Platz in sein Interessen­lagen, die nicht für die Gesamtstadt wichtig sind, gesamtes Konzept einbezogen, der genau nicht so ein festivali- Gibt der Gestaltungsbeirat nur Anregungen oder sind sie dann sondern vor Ort. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, dass sierter Ort werden soll. Die Anwohner werden diesen ruhigen auch bindend? man den Bürgerwunsch nur aufsaugt und versucht umzuset- Raum sicherlich auch schätzen. Der Beirat hat selbstverständlich nur eine beratende Funktion, zen, sondern es braucht eine Gesamtauffassung von dem, was aber er wird durchaus gehört. Viele Bauherren sind sehr angetan, ­städtebauliche Ordnung, was Stadtbaukunst, was die Stadt in Stichwort Verkehr. Was gibt der Masterplan als Leitlinie weil sie die unterschiedlichen Lösungen vorher nicht erkannt ihrer Gesamtheit auch mit dem öffentlichen Raum ist. für die kommunale Verkehrspolitik vor? haben. Bei großen Vorhaben versuchen wir natürlich, den Entwick- Mit den Kölner Ringstraßen hat man einen der großen Interven- lern, Investoren und Bauherren durchaus klarzumachen, dass ein Gibt es genügend Wohnraum in Köln? tionsräume aus dem Masterplan aufgegriffen und in der Folge Qualifizierungsverfahren die Wahl der Bearbeitung ist, und dass Es fehlen im Jahr etwa 3000 Wohneinheiten. Es gibt nicht zu ein Werkstattverfahren mit drei interdisziplinär besetzten Büros sie mit fünf, sechs, sieben Architekten ein konkurrenzierendes ­wenig Wohnungen, sondern zu wenig bezahlbaren Wohnraum. gemacht, um ein Leitbild für die Ringe zu entwickeln. An diesen Verfahren machen sollten, damit man die beste Lösung findet. Das Das ist unser großes Thema: Wie kann man mehr Flächen Ringstraßen gibt es große Verkehrsplätze wie den Barbarossaplatz. führt nicht immer zur großen Akzeptanz, aber es hat in den letzten ent­wickeln, um ein Spektrum für bezahlbaren Wohnraum zu In den neun Monaten des Werkstattverfahrens identifizierte man Jahren, auch weil es politisch stark unterstützt wird, eine sehr viel schaffen? Wir haben im Moment eine Diskussion — wie sie in tatsächlich, an welchen Stellen man wie verfahren muss, um die- stärkere Akzeptanz gefunden. Da funktioniert das Zusammenspiel anderen ­Städten längst vorbildhaft entwickelt worden ist —, um sen Plätzen eine Identität zu geben, dass man den Verkehrsraum zwischen Politik und Verwaltung eigentlich sehr gut. die Entwicklung eines Baulandmodells, nach dem der öffentlich neu definieren muss, indem man dem Aufenthalt für Fußgänger, geförderte Wohnungsbau auch von privaten Investoren mitgebaut für Flaneure und auch der Gastronomie größeren Raum zumisst. Woraus saugen Sie jeden Tag für sich persönlich den Honig und Anne-Luise Müller oder zumindest zur Verfügung gestellt werden muss. Köln braucht Das heißt, die Boulevards von der Außenkante der Gebäude her sagen sich: Das war der richtige Weg, den du eingeschlagen hast? 1971—1978 Architekturstudium an der TU Berlin und der TU Darmstadt, eine ganz unterschiedliche Vielfalt von Wohnformen. Die inner- als Freiräume zu entwickeln und auszubauen und dennoch weiter- Ich bin jetzt seit elf Jahren in Köln, und es ist für mich noch immer Abschluss: Diplom-Ingenieur. 1978—1988 Städtebauarchitektin in städtischen Flächen werden natürlich am meisten nachgefragt. hin eine funktionsfähige Verkehrserschließung zu gewährleisten. ganz wunderbar, in dieser Stadt zu arbeiten. Die Problematik Archi­tektur­büros in Hamburg und Nürnberg. 1988—1993 Übernahme Hier bleibt fast nur die Möglichkeit, entweder in den bestehenden von klammen Kassen oder Verrechtlichung zu bewältigen, ist der Geschäftsstelle für Stadtsanierung und Städtebauförderung der Gebieten nachzuverdichten oder Brachflächen zu transformieren. Kann man auch heutzutage als Planerin noch Spuren hinterlassen? insgesamt für mich nach wie vor nicht nur eine Herausforderung, Stadt Erlangen. 1990—2002 Lehraufträge für städtebauliches Ent­ ­werfen Wir haben inzwischen sehr dichte Viertel wie den Waid- Warum sollte man immer Spuren hinterlassen wollen? Es ist sondern ich bin davon einfach vollauf begeistert, nicht zuletzt des- an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule und am Institut für City- markt, wobei manche behaupten, die Bebauung sei viel zu eng, ja nicht so, als würde man auf freiem Feld arbeiten und große halb, weil ich die Unterstützung vieler engagierter Mitarbeiterinnen und ­Regionalmanagement e. V. Ingolstadt. 1993—2001 Leitung des zu dicht, zu hoch. Gleichzeitig sehen wir, dass dort die Woh- Fußstapfen einpassen müssen. Ich bin der Meinung, das Wichtigste und Mitarbeiter habe. Natürlich gibt es unendliche Hürden auch ­Stadt­planungsamts in Ingolstadt. Seit 2001 Leiterin des Stadtplanungs­ nungen nur mit einer geringen Personenzahl belegt sind. Das ist ist, dass man die Stadt, die ja tatsächlich gebaut ist, behutsam innerhalb der Abstimmungsprozesse. Vieles dauert zu lange, aber amts in Köln. eine permanente Herausforderung: gemischt genutzten Wohnraum weiterentwickelt und das Wesentliche mit einer anständigen, guten das sind die großen Stadtorganismen. Das ist genauso wie in groß- mit einer genügenden Anzahl von Personen zu schaffen, der trotz- und auch dem Stadtorganismus angepassten Architektur und Pla- en Betrieben. Man muss damit umgehen, man muss versuchen, dem ausreichend Freiflächen lässt. Ich glaube, das Wesentlichste nung hervorhebt. Das heißt, keine Fokussierung auf Highlights und Prozesse zu beschleunigen, auch durch Vermittlung und Kommuni- in der Stadtplanung ist, Freiräume zu sichern, die nicht bebaut Leuchttürme, sondern stattdessen die Betonung auf eine Zurück- kation. Eine Planung wie die der Domumgebung ist natürlich eine werden können, sondern frei gestaltet sind und von allen genutzt wandlung der vielen Brüche der Stadt, der vielen nicht bewältigten tägliche Herausforderung. Sie soll gut werden, man will rechtzeitig werden können. Die muss man zum Teil sehr hart verteidigen. Ergebnisse aus früheren Planungen und Entscheidungen. Im Prinzip liefern und bemüht sich, mit allen auf einer Linie zu sein. 46 47 Stadt Bielefeld

Gregor Moss Beigeordneter Baudezernent und Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft 64 65 Wissenschaftsstadt Darmstadt

Brigitte Lindscheid Stadträtin Dezernat III — Planen, Bauen, Umwelt, Verkehr und Abfallwirtschaft 82 83 Landeshauptstadt Düsseldorf

Gregor Bonin Beigeordneter für Planen und Bauen 94 95 Stadt Erlangen

Josef Weber Stadtrat Referent für Planen und Bauen 124 125 Stadt Freiburg im Breisgau

Martin Haag Bürgermeister Dezernat V — Stadtentwicklung und Bauen, Tiefbau mit Verkehrsplanung, Stadtgrün, Gebäudemanagement 142 143 Freie und Hansestadt Hamburg

Jutta Blankau Senatorin Präses der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt 196 197 Stadt Leipzig

Karsten Gerkens Amtsleiter für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung Martin zur Nedden Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau Jochem Lunebach Leiter des Stadtplanungsamts 214 215 Landeshauptstadt München

Elisabeth Merk Stadtbaurätin Dezernat für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr

226 227 Hansestadt Rostock

Holger Matthäus Senator für Bau und Umwelt 238 239 Landeshauptstadt Stuttgart

Detlef Kron Stadtdirektor Amtsleiter für Stadtplanung und Stadterneuerung 262 263 Lutherstadt Wittenberg

Eckhard Naumann Oberbürgermeister 270 Wir bauen Deutschland | Die Autoren Die Autoren | Wir bauen Deutschland 271

Dr.-Ing. Daniel Arnold Bundesarchitektenkammer. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Werner Durth Peter Götz Albrecht Fuchs Jahrgang 1974. Studium Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwer- punkt Unternehmensplanung an der Universität Karlsruhe (TH). Jahrgang 1949. Studium Architektur und Stadtplanung an der Jahrgang 1947. Dipl.-Verwaltungswirt (FH), Bürgermeister a. D., Geboren 1964 in Bielefeld. Lebt und arbeitet als Fotograf in Köln. Master of Business Administration, University of New Brunswick, TH Darmstadt sowie der Soziologie und Philosophie an der seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit 1998 Vor­ Studium der Fotografie an der Folkwangschule in Essen. 1989 Saint John, Kanada. Promotion an der Universität Kassel, Institut Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Nach der Promotion sitzender der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik und kom­ Aufenthalt in New York. 1995 Entstehung von Porträts des für Bauwirtschaft, über Innovationsprozesse im Wohnungsbau. zum Dr.-Ing. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für munalpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Künstlers Martin Kippenberger und Dokumentation seines Berufseinstieg 1999 als Mitarbeiter für Unternehmensstrategie Soziologie an der TH Darmstadt. 1981 Professor für Umwelt­ seit 1997 Bundesvorsitzender der Kommunalpolitischen Ver- Projekts „Metro Net“ in Dawson City, Kanada. 2004—2005 Lehr­ bei O2, München. 2000 Gründung der Deutsche Reihenhaus gestaltung an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, einigung der CDU und CSU Deutschlands (KPV) und Mitglied aufträge an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg AG und seitdem ihr Vorstandsvorsitzender, Köln. Seit 2010 ab 1993 Professor für Grundlagen moderner Architektur und im Bundesvorstand der CDU Deutschlands. Ferner Mitglied im und 2006—2008 an der Kunstakademie Düsseldorf. 2005 Auf­ Regionalbeauftragter des ZIA — Zentraler Immobilien Ausschuss Entwerfen an der Universität Stuttgart, seit 1998 Professor für Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung des Deutschen enthalt in Kuala Lumpur für ein Projekt des Goethe-Instituts. e. V. für Nordrhein-Westfalen. Dozent an der EBS Universität für Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Darmstadt. Bundestages und Beauftragter für Bau und Stadtentwicklung Wirtschaft und Recht im Studiengang für Nachhaltige Projekt- 1992 Schelling-Preis für Architekturtheorie, 2004 Fritz-Schumacher- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, stellvertretendes Mitglied Veröffentlichungen: „M.K. 95“, Köln 2007. „Albrecht Fuchs entwicklung, Wiesbaden. Referent auf Immobilienkongressen. Preis für Stadtforschung. Seit 1987 Mitglied der Deutschen im Innenausschuss, Finanzausschuss und im Ausschuss für Portraits“, Köln 2007. „darstellung vorstellung“, Köln 2007. Förderung des Diskurses über den gesellschaftlichen Kontext von Akademie für Städtebau und Landesplanung, 1989 Akademie wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen „Portraits“, Stuttgart 2001. „contemporary german photography“, Stadtentwicklung u. a. durch die Herausgabe mehrerer Bücher der Künste, Berlin, 2001 Sächsische Akademie der Künste, Bundestages, Mitglied der deutschen Delegation der Interparla- Köln 1997. „Wirklich. 7 Positionen zeitgenössischer Fotografie in und die Unterstützung von Ausstellungen. Dresden, 2005 Ukrainische Akademie der Architektur, Kiew. mentarischen Union (IPU). 1996—2008 Europäischer Präsident Deutschland“, München 1997. der Global Parliamentarians on Habitat. Seit 2008 Weltpräsident Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Architektur des Board of Directors der Global Parliamentarians on Habitat. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen (zuletzt u. a. in und Stadtplanung, tätig als Architekt und Stadtplaner, Mitwir- New York, Berlin, Köln, Kuala Lumpur, Sydney, München, Amster- Dipl.-Ing. Peter Conradi kung in zahlreichen Preisgerichten. dam, Zürich, Düsseldorf, Basel). Seine Arbeiten sind Bestandteil Stefan Jäger der Sammlungen mehrerer internationaler Museen, u. a. des Jahrgang 1932. 1952—1953 Fulbright-Stipendium Springfield Museum Ludwig in Köln und des Museum of Contemporary Art ­College, USA. Architekturstudium an der TH Stuttgart. 1961 Dr. Jeremy Gaines Jahrgang 1971. Freier Journalist mit Wohn- und Arbeitsort in in Los Angeles. Abschluss als Diplom-Ingenieur. 1963 Regierungsbaumeister. Frankfurt am Main. Seit 1999 vor allem für die Wirtschafts­ 1963—1967 Assistent am Lehrstuhl Professor Horst Linde, Jahrgang 1958, aufgewachsen in Thailand und der Türkei. redaktion (Fernsehen) beim Hessischen Rundfunk tätig, unter TH Stuttgart. 1967—1969 Hochbauverwaltung Baden-Württemberg. Lebt seit 1982 in Frankfurt am Main. 1985 Promotion zur anderem als Autor für das ARD-Magazin PLUSMINUS sowie 1969—1972 Leiter des Staatlichen Hochbauamts 1 Stuttgart. politischen Ästhetik. 1986 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des als Reporter für die ARD-Tagesschau. 2009 Veröffentlichung 1958—1960 Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS). Uwe-Johnson-Archivs der Goethe-Universität in Frankfurt am (zusammen mit Jeremy Gaines) des Buchs „Ein Manifest für 1959 Eintritt in die SPD. 1972—1974 SPD-Kommission Boden­ Main. 1992 Deutsche Bundesbank. 1993 freier Publizist und nachhaltige Stadtplanung — Think Local, Act Global“. Am Beispiel rechtsreform. 1972—1998 Mitglied des Bundestags (SPD), Übersetzer in den Bereichen Architektur, Design, Kunst und der Arbeiten des Architektur- und Planungsbüros Albert Speer Themen unter anderem: Wohnungs- und Städtebau, Philosophie. 1994 erste Reise nach Nigeria. Seit 2003 regel­ & Partner formulieren die beiden Autoren hier ein zukunftswei- Parlamentsbauten in Bonn und Berlin, Radikalenerlass/ mäßige Reisen nach Westafrika, vor allem nach Nigeria. sendes Konzept für den umweltverträglichen Städtebau, das für Berufsverbote, Filmförderung, Denkmalschutz, Abgeordneten- Aufgrund dieser Reisen sind verschiedene Bücher entstanden, alle Architekten Vorbildcharakter haben sollte. Auszeichnungen: recht, Offenlegung von Einkünften. 1999—2004 Präsident der darunter 2006 die Geschichte Abujas, 2010 die einzige illustrierte 2000, Ernst Schneider Preis. 2006, Das Blaue Z (Interessen- Geschichte Nigerias seit der Unabhängigkeit sowie 2011 Studien verband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen), 2007, Deutscher zu Nigerias Wirtschaftspotenzialen und zur Megacity Lagos. Journalistenpreis — Börse, Finanzen. 2012, Friedrich Vogel-Preis ­ Seit 2008 Koordinator der deutsch-nigerianischen Energie­ für Wirtschaftsjournalistik. partnerschaft: Er berät das Auswärtige Amt der Bundesregierung und die nigerianische Regierung im Sinne einer Förderung der bilateralen Beziehungen.