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Marc Kayser / Marc Limpach Überlegungen zur „Putschaffäre“ und zur luxemburgischen „Nachkriegsmalaise“

Am frühen Morgen des 2. August 1946, Untersuchungsrichters eine Ordon- über den vermeintlichen „Putschisten“ verhaften Beamte des Öffentlichen nance d’interdiction de communiquer und zumindest das Prinzip der Verhältnis- Sicherheitsdienstes, der Sûreté, die Wingert wird insgesamt neun Tage mäßigkeit verletzte, scheint evident. Offiziere, ehemaligen Resistenzler und in Isolationshaft verbringen. Nach Wie es zu den haltlosen Anschuldigun- Kämpfer in den alliierten Streitkräf- fast dreimonatiger Untersuchung wird gen kam, kann hier nicht im Detail erör- ten, Robert Winter, Emile Krieps, Rudy das Verfahren schließlich auch gegen tert werden.4 Fest steht aber, dass der Ensch und Jean Juttel, die man anschlie- Wingert eingestellt. Mangels stichhalti- Unteradjudant der Sûreté, Jean Wictor, ßend an unterschiedlichen Orten in ger Beweise ergeht am 30. Oktober 1946 der während der Besatzungszeit seinen Gewahrsam hält.1 Wegen der Haltlosig- Dienst als Polizist weiter verrichtet keit der Anschuldigungen werden die hatte,5 abenteuerliche Berichte über vier Offiziere noch am gleichen Tag aus Es ist nicht auszuschließen, die „umstürzlerischen“ Aussagen und der Haft entlassen. Auch der Lehrer und dass sowohl die Berichte Aktivitäten des „Vorzeigeresistenzlers“ ehemalige Resistenzler Albert Wingert Wingert, und wohl auch über dessen wird um 5 Uhr morgens in seiner Woh- der Sûreté als auch eventuelle Begegnungen mit Rudy Ensch, ver- nung in Schifflingen durch die Sûreté Anweisungen von Bech die fasst hatte.6 Wictor sieht sich gerne im verhaftet. „Attentat und Komplott Verdachtsmomente Dunstkreis der Resistenz, doch wird er gegen die Staatsform, innere Gefähr- der Staatsanwaltschaft hier, sehr zu seinem Ärger, nicht akzep- dung der Staatssicherheit“: so lauten ausgelöst haben. tiert. Auch suchte Wictor die Nähe des die Beschuldigungen, die gegen Albert umstrittenen Resistenzlers und ehe- Wingert am 1. August 1946 seitens der maligen Chefs der Sûreté „Monsieur Staatsanwaltschaft erhoben wurden. eine Ordonnance de non-lieu in Sachen Pierre“7. Ein abschließendes Urteil über Nach einer überhasteten Hausdurchsu- Wingert und somit kommt es nie zu einem Wictor, der – ob zu Recht oder Unrecht chung wird Wingert sofort ins Grund- Prozess um die Putsch-Anschuldigungen. – von einigen ehemaligen Resistenz- gefängnis gebracht.2 Noch am gleichen Die Zeitung L’Indépendant stellt am lern immer wieder persönlich angegrif- Tag ergeht seitens des zuständigen 14. November 1946 wenig elegant fest: fen wird, lässt sich nicht fällen. Es ist „Ein Putsch ist futsch.“ Doch was Emile jedoch sehr bedenklich, dass ein solch Krieps später in eigener Sache bemerkt, umstrittener wie auch persönlich invol- Marc Kayser hat Geschichte und Philosophie an der Universität zu Köln studiert. gilt auch für Wingert und die anderen vierter und dadurch befangener Poli- Marc Limpach hat ein Studium der Rechtswissen­ „Putschisten“: der persönliche Schaden zeibeamter politische Ermittlungen im schaften an den Universitäten Strasbourg, Köln, der durch diesen Rufmord entstand, Widerstandsmilieu ausführt.8 Man kann Paris I und Cambridge (UK) absolviert. war nicht wieder gut zu machen.3 Dass mit einiger Sicherheit behaupten, dass Von beiden Autoren erschienen: die vehemente und überstürzte Reak- Wictors Berichte ein Grund für die Ent- Wir glauben an die Demokratie – Albert Wingert, Resistenzler, Éd. d’Lëtzebuerger Land, Luxemburg tion der öffentlichen Instanzen auf die stehung des Putschverdachts, zumin- 2004. unbegründeten Verdächtigungen gegen- dest gegen Wingert und Ensch, sind.9 November 2005 Putsch 1946 37

Des Weiteren ist es wohl kein Zufall, zeit wieder zum Alltag übergehen. Dass dominieren in der Wirtschaft, sie führen dass drei der Offiziere – vor allem eine kleine Minderheit von anscheinend auch im Staat, der darauf verzichtet hat, Krieps, aber auch Juttel und Winter – im unverbesserlichen Resistenzlern einfach das menschliche und nationale Kriegs­ so genannten „Gomandprozess“ alle- nicht begreifen will, dass man die Kriegs- ethos im Frieden zu übernehmen. Er samt als „Kronzeugen“ gegen die drei als geschehnisse endlich hinter sich lassen ist ein Verwaltungsstaat, herzlos, kalt Zivilparteien implizierten Mitglieder der soll, stößt bei den meisten Luxembur- unfreundlich. In der politischen Demo- Londoner Exilregierung (Bech, Dupong gern eher auf Unverständnis. Viele ehe- kratie ist die Mehrheit ausschlaggebend. und Bodson) aussagten. Im Wider- maligen Resistenzler und KZler, die vor Die KZ’ler sind aber keine Mehrheit. standsmilieu beklagt man daneben oft kurzem noch überall als Helden gefeiert (...) gibt es Werte, die nur für schwere die politische Bedeutungslosigkeit der wurden, sind damit nicht einverstan- Zeiten gelten, und gibt es für die besse- Resistenz und man äußert in Gasthäu- den. Daneben üben vor allem auch die ren eine andere Moral? Oder überhaupt sern und auf unzähligen Versammlun- Zwangsrekrutierten, die noch bis Mitte keine?“12 gen der verschiedenen Vereinigungen oder Ende 1945 in der Sowjetunion als und Gruppierungen oft harsche Kritik Kriegsgefangene festgehalten wurden, *** an der innenpolitischen Entwicklung. politischen Druck aus. Für viele Luxem- Nach der Befreiung Luxemburgs am Vor allem Wingert übt weiterhin scho- burger bilden die Besatzungsjahre jedoch 10. September 1944 – und einem kur- nungslose, wenn auch an manchen Stel- zem Interregnum in dem die Unio’n vun len überzogen persönliche Kritik an den den Letzeburger Freihètsorganisatio’nen Luxemburger Nachkriegsverhältnissen. Im Widerstandsmilieu beklagt (kurz Unio’n)13 zwischenzeitlich für Insbesondere der „alte Klientelismus“ man [...] oft die politische „Ruhe und Ordnung“ sorgte indem sie und die „Vetternwirtschaft der Parteien“, eine Vielzahl von Kollaborateuren ver- die offizielle Verwässerung des Resis­ Bedeutungslosigkeit der Resistenz und man äußert in haftete und die Versorgung der Zivilbe- tenzbegriffs, demzufolge nun fast alle völkerung mit Lebensmitteln gewährleis­ Luxemburger aktiven Widerstand geleis­ Gasthäusern und auf unzähligen tete – hatte die aus dem Londoner Exil tet hätten, die Durchführung der Epura- Versammlungen der verschiedenen zurückgekehrte Regierung die Amts- tion, die zeitweiligen Desannexionsab- Vereinigungen und Gruppierungen geschäfte am 23. September 1944 wie- sichten der Luxemburger Regierung und oft harsche Kritik an der der übernommen. Die Regierung unter der sterile „Hyperpatriotismus“ von Tei- innenpolitischen Entwicklung. wurde von der Unio’n, len der Resistenz in der Nachkriegszeit einem Zusammenschluss der vorwie- werden von ihm vielfach kritisiert. In gend patriotischen und nationalen Resis­ den Siebzigerjahren erklärte der ehema- tenz, heftig kritisiert. Die in der Unio’n lige Justizminister dem nur eine Klammer des Schreckens und regruppierten Widerstandsbewegungen Historiker John Blaschette dann auch man will vielerorts wieder an die rück- wollten vor allem stärker in der Politik bei den Recherchen zu dessen Arbeit blickend gesehen friedliche Zeit der mitarbeiten und auch in der Regierung über die unmittelbare Nachkriegszeit, Vorkriegsjahre anknüpfen. Der nach repräsentiert sein. Die Kritik beruhigte die ganze Geschichte des Putsches hätte den Parlamentswahlen vom Oktober sich dann auch einigermaßen, als die auf „dummem Geschwätz“ beruht und 1945 langsam einsetzende Normalisie- Regierung sich durch die Aufnahme von der damalige Außenminister Joseph rungsprozess des öffentlichen Lebens Politikern, die der Unio’n nahestanden, Bech hätte daraufhin in einem Brief und die einsetzende Restauration der geöffnet hatte.14 Die kritischen Stim- Anweisung gegeben, die „Putschisten“ gesellschaftlichen Verhältnisse ist eini- men sollten jedoch wenig später wieder 10 zu verhaften. Die Existenz eines sol- gen Resistenzlern und KZlern, die sich an Intensität gewinnen. Eine Tribüne für chen Briefs von Bech – der dann jedoch unmittelbar nach Kriegsende einen diese Stimmen bot die im Februar 1945 nicht (mehr?) in den Dossiers auftaucht Neuanfang erhofft hatten, ein Dorn im gegründete – und ab März 1945 tagende – wird anscheinend durch Winter sowie Auge. Die „Putschaffäre“ ist somit auch – so genannte Assemblée consultative. den Anwalt von Emile Krieps bestä- der Endpunkt einer vor allem in Resis­ tigt.11 Es ist nicht auszuschließen, dass tenzkreisen verspürten „Malaise“, die Die offizielle Begründung für die Kon- sowohl die Berichte der Sûreté als auch ab Mitte des Jahres 1945 (d.h. zum Zeit- stituierung der Assemblée consultative eventuelle Anweisungen von Bech die punkt der Rückkehr vieler Resistenzler lautet wie folgt: « Considérant que Verdachtsmomente der Staatsanwalt- aus dem KZ) bis September 1946 öfters la Chambre des Députés n’est pas en schaft ausgelöst haben. in der luxemburgischen Presse thema- mesure pour le moment de remplir ses tisiert wird. So versucht der Journalist fonctions constitutionnelles ; Considé- Die falschen Putschanschuldigungen und Präsident der Arbeiterpartei Michel rant qu’il est nécessaire cependant de und die anschließenden Verhaftungen Rasquin am 7. August 1946 – fünf Tage donner à l’opinion publique un organe ändern sicherlich nicht den Verlauf der nach der Verhaftung der angeblichen pour présenter ses suggestions et reven- luxemburgischen Geschichte und wer- „Putschisten“ – im Tageblatt die Gründe dications d’une part et ses doléances et den von der Presse und Öffentlichkeit der Unzufriedenheit der, wie er meint, critiques d’autre part en ce qui concerne auch eher als fait divers um einige Heiß- „besten unserer Resistenzler“ zu ergrün- l’administration du pays ; Considérant sporne dargestellt und aufgenommen. den: „Unser Staat hat aus Angst, aus qu’il est nécessaire aussi que le Gou- Man schüttelt meist den Kopf über die Opportunität, aus politischen Motiven vernement puisse s’expliquer avec les angeblichen „Putschisten“ – der Groß- den Geist der Resistenz außerhalb der représentants de l’opinion publique sur teil der Bevölkerung möchte nach den eigenen Struktur gestellt: den Opportu- sa politique générale et les mesures qu’il schlimmen Erfahrungen der Besatzungs- nisten geht es bei uns nicht schlecht. Sie est appelé à prendre dans l’intérêt du 38 Dossier forum 251

pays ; Considérant qu’il est indiqué de Abgeordnete Jean Fohrmann bereits in son prestige auprès des Nations alliées, répondre à ces besoins par l’institution der Assemblée consultative, dass nur die si nous ne nous arrachons pas de force d’une Assemblée consultative, en atten- „kleinen“ Mitläufer verurteilt werden à ce complexe paralysant de la VdB qui dant que les membres de la Chambre und die auf ihren Posten verbliebenen empoisonne nos esprits et nos cœurs. » des Députés dont le mandat a été pro- höheren Beamten, Verwaltungschefs Im Allgemeinen sind viele Resistenzler rogé par arrêté grand-ducal du 7 juillet und Wirtschaftsführer jedoch in den jedoch mit der vermeintlichen Milde 1944, puissent siéger régulièrement ou meisten Fällen an sich unbehelligt blei- gegenüber den luxemburgischen Kolla- qu’il puisse être procédé par des élec- ben: „De Beurdélongsmâsstab fir eis borateuren, und somit im Ergebnis mit tions générales au renouvellement de Minsteren, Staatsbeamten an Wirt- dem bisherigen Verlauf der Epuration, la Chambre. »15 Die Regierung wollte schaftsführer muss en aneren sin we’ dé nicht einverstanden. So meint auch demnach der „öffentlichen Meinung“ fir d’Arbechter an d’kleng Geschäftsleit, Michel Rasquin noch im März 1946 im ein Forum bieten, welches sie auch eben we’nt dem gro’ssen Önnerschêd Tageblatt: „Die politische Säuberung ist hauptsächlich nutzen konnte, um ihre an der Verantwortong. (...) De’ Leit, bei uns misslungen. (…) Sie wird enden politischen Maßnahmen bis zur nächs­ de’ gefélt hun, musse we’negstens aus in einer Säuberung mit umgekehrten ten regulären Kammerwahl zu recht- Vorzeichen, wobei die Epurierten zu fertigen und zum Teil legitimieren zu Epurateuren werden. Wo die Kazettler können. Auch wenn die Ergebnisse Nach Ansicht einiger Resistenzler betteln gehen zu den Opportunisten, der dort erfolgten Diskussionen nicht wo der Maquisard und der Refraktär sehr ergiebig waren, so scheint es aus sind vor allem die ehemaligen bemerken, dass sie Verspätung haben, heutiger Sicht doch interessant, die Minister der Exilregierung wo die Umgesiedelten umsiedeln, weil dort oft angesprochenen Sachverhalte – mit Ausnahme des wenig andere sich breitmachen. Wo der arm thematisch hervorzuheben.16 Diese kritisierten Arbeitsministers Gewordene leihen geht bei den Kriegs- Themen betreffen Finanz- und Wäh- Pierre Krier – moralisch nicht gewinnler, wo der Mutige den Feigen rungsfragen, allgemeine Versorgungs- oder sogenannten Realisten dient, wo fragen, den Wiederaufbau, die Kriegs- legitimiert, das leidgeprüfte Parteigenossen, waschechte Stiefelpreu- schäden, den Finanzhaushalt 1944/45, Luxemburger Volk zu regieren. ßen, in unseren Straßen herumspazieren das Schulwesen, die Außenpolitik und und die patriotischen Idioten belächeln. vor allem auch die Frage der politischen Man wird die Verzeihung predigen und Säuberungen.17 Die Frage nach der Aus- dem Rampelicht erausgeholl gin, genau Güte und die große Nächstenliebe, führung der Epuration ist jedoch ver- eso’ we’ verschidde Rîchter net me’ damit diejenigen, die man die Verirrten ständlicherweise der am umstrittenste siége’eren durfen, well se collabore’ert nennt, wieder heimfinden in den Schoß Diskussionspunkt. hun. Ministeren, de’ z.B. an der VdB der armen Heimat, damit es wieder ein waren, sin net me’ op hirer richteger Die Prozesse gegen die der Kollaboration Schafstall werde und ein Hirt. Oder ein Plâtz.“ Somit wird auch allgemein der angeklagten Luxemburger begannen am Ochsenstall.“20 Zeitpunkt der Mitgliedschaft in der 9. April 1945. Bis zum 26. Juni 1945 Volksdeutschen Bewegung vielfach dis- Wenn einerseits die Ausführung und wurden 116 Urteile gefällt. Die luxem- kutiert. In diesem Zusammenhang sollte das Resultat der Epuration von vie- burgischen Gerichtsinstanzen führten man jedoch mit Nachdruck unterstrei- len Resistenzlern kritisiert werden, so insgesamt 9 546 strafrechtliche Unter- chen, dass sich 1941 viele Beamte, um muss man andererseits feststellen, dass suchen durch. In 5 242 Fällen erging ein ihre materielle Existenz zu sichern, dem man von offizieller Seite aus bemüht ist Urteil, wobei es zu 2 275 Verurteilungen Druck der Zivilverwaltung beugten und das ganze Luxemburger Volk als eine kam (23,83% aller untersuchten Fälle). den Antrag zur Aufnahme in die VdB Einheit von Resistenzlern darzustellen Bereits am 30. November 1944 hatte stellten. Die Zahl der VdB-Anwärter – was natürlich die Rolle der aktiven die Regierung aber auch politische Säu- war bereits bis Ende des Monats Okto- Widerstandskämpfer minimisiert. So berungsaktionen (enquête administra- ber 1940 auf das vielfache in die Höhe meint Premierminister Pierre Dupong tive) gegen Beamte angeordnet. Diese geschnellt. Aus den anfänglich 600 Mit- bereits sinngemäß in der Sitzung der Aktion wurde bis Ende des Jahres 1945 gliedern im August 1940 werden, nach Assemblée consultative vom 5. April 1945, auf andere Berufsgruppen ausgedehnt. Angaben des Chefs der Zivilverwaltung es sei doch wohl davon auszugehen, Bis Mitte September 1946 waren fast Gustav Simon, dann im September dass 95% der Luxemburger Resistenz- 25 000 Dossiers zusammengestellt wor- 1941 bereits 69 045. Der deutsche SD ler gewesen seien. Weiter führt er aus: den, und die zuständigen Kommissio- (Sicherheitsdienst) ließ sich durch die- « J’ai toujours défendu la thèse que le nen hatten bis zu diesem Zeitpunkt sen Zulauf nicht täuschen und urteilte, peuple luxembourgeois a résisté dans sa 22 144 Dossiers abschließend bearbeitet. dass die Mitgliedschaft zur VdB oft presque totalité, les uns de cette façon, In 870 Fällen (3,99%) kam es zu Bean- aus Angst oder vielleicht Opportunis- les autres d’une autre façon, les uns standungen, dabei wurden unter ande- mus und keinesfalls aus Überzeugung par des actes d’héroïsme, les autres par rem Geldstrafen verhängt, ein Tadel erfolge.19 So meint denn auch der neue les actes de résistance passive, et tous ausgesprochen, die betroffenen Beam- Epurationsminister Robert Als am ceux-ci ont le droit de se réclamer de ten wurden zurückgestuft oder – wie in 14. Juni 1945 vor der Assemblée consul- la Résistance. » Auch wenn das natio- 231 Fällen (1,3% der Beamten) gesche- tative: « Messieurs, j’ai la douloureuse nalsozialistische Regime in Luxemburg hen – aus dem Amt entlassen.18 impression que nous nous perdrons zweifelsohne bei der übergroßen Mehr- In diesem Zusammenhang bemängelt dans des discussions stériles, hautement heit der Bevölkerung auf Ablehnung jedoch zum Beispiel der Sozialistische préjudiciables à l’intérêt du pays, et à stieß, so scheint es ungerechtfertigt die November 2005 Putsch 1946 39

Definition des Widerstandsbegriffs so weit auszudehnen, um den Begriff der „Resistenz“ zur völligen Unschärfe zu entkräften. So unterstreicht der ehe- malige Dachau-Häftling und spätere Politiker Robert Krieps im Vergleich des allgemeinen Begriffs des Naziopfers mit dem eines Resistenzlers: « (...) la victime ne sera résistant que dans la mesure où elle aura posé un acte volontaire s’opposant à la volonté de l’oppresseur et impliquant une volonté de changer la situation créée par l’occupation nazie. »21 Die verallgemeinernde und vereinfachende – hier von Pierre Dupong vertretene – Position wird massiv (so­ wohl vor als auch noch nach der Rück- kehr der luxemburgischen KZler im Mai/Juni 1945) verbreitet und man kann vermuten, dass dann kurz darauf auch die bevorstehenden Kammerwahlen bereits ihren Schatten voraus werfen. Die aktiven und in Widerstandsgruppen organisierten Resistenzler waren auch in Luxemburg eine Minderheit, und der Großteil der luxemburgischen Bevölke- rung (und damit auch der luxembur- gischen Wähler in der Nachkriegszeit) – der den Nazis zwar in den Besatzungs- jahren negativ entgegenstand, ohne jedoch wirklich aktiven Widerstand geleistet zu haben – nimmt diese offizi- ellen Einschätzungen wohl eher wohl- wollend zur Kenntnis.

Diese bewusst versöhnlichen Ansichten fordern natürlich auch einige beson- ders kritische Stimmen heraus. So fin- den „Aufklärungsversammlungen“ der Luxemburger Batterie22 über angebliche Versäumnisse der Luxemburger Regie- rung während ihres Exils in London statt, in denen man deren sofortigen Rücktritt fordert. Die erste Versamm- Wegen den Vorwürfen, die auf den Aufklärungsversammlungen gegen die Exilregierung erhoben wurden, lung organisiert man am 4. Juli 1945 erstattete die Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Verleumdung. in Luxemburg-Stadt, danach finden weitere Kundgebungen am 8. Juli in (Schifflange) und schließlich Josy Goerres quorum nécessaire pour reprendre leurs Esch, am 15. Juli in Diekirch und am für die Resistenzgruppe der Pi-Men25 fonctions comme Chambre légalement 16. Juli in Differdingen statt. Die Ver- und Albert Wingert für die Resistenz- élue, a perdu la confiance de la popula- sammlung in Esch verabschiedet eine gruppe ALWERAJE (groupe de Résistance tion et ne saurait plus, par conséquent, Resolution, die auch von den Vertretern Alweraje). Der Text der Resolution wird s’ériger en mandataire de celle-ci. Elle anderer Organisationen mitgetragen anschließend in gedruckter Form ver- déplore que le Gouvernement actuel wird. Diese Resolution wird von allen öffentlicht. Darin heißt es unter ande- n’ait rien fait pour faire perdre au public Anwesenden einstimmig angenommen rem: « (...) L’Assemblée constate que le l’arrière-goût de dictature qui est attaché und von folgenden Personen, im Namen Gouvernement Luxembourgeois, qui, au à tous ses actes et rappelle étrangement ihrer jeweiligen Organisation, unter- contraire de tous les autres Gouverne- au peuple les machinations fascistes schrieben: Thoss für die Ancienne Batte- ments Alliés, voir même neutres, n’a pas du Gouvernement en 1937. Cette poli- rie Démobilisée, Simon für die Association encore présenté sa démission à la Sou- tique a trop handicapé nos relations des Luxembourgeois en Grande-Bretagne,23 veraine et qui n’a jamais fait le moindre normales avec un État Allié d’où nous Schroeder für Ons Jongen,24 Nati für effort pour rendre des comptes détaillés aimerions voir revenir nos fils prison- den Vorstand der L.P.P.D. (Differdange) devant les Représentants du peuple qui niers26 plutôt que de voir coller à leurs sowie Jéng Kayser für die Groupe K-Z se trouvent actuellement avoir atteint le sièges nos Ministres. (…) Brochant sur 40 Dossier forum 251

fen der ehemaligen Resistenzler wird hierüber diskutiert und man äußert in Gasthäusern und auf öffentlichen Ver- sammlungen unverhohlen vehemente Kritik an den politischen Verhältnissen. Diese Unzufriedenheit mit der Regie- rung der „Nationalen Union“ findet jedoch kaum Niederschlag in der Abge- ordnetenkammer. Dazu der Historiker Emile Krier: „Die Entscheidung für ein Kabinett der nationalen Union hatte zur Folge, dass die Regierung nun auf breiteste Unterstützung bei und aus der Bevölkerung zählen konnte, aller- dings gab es nun keine parlamentarische Opposition zur Regierungspolitik mehr. Deshalb artikulierten sich Kritik, Unzu- friedenheit und Widerstand vor allem im außerparlamentarischen Raume. Und die Regierung reagierte äußerst sensi- bel und gereizt auf Beanstandungen, Beschwerden und öffentlich geäußerten Aufhebung des Verfahrens gegen Albert Wingert Missmut.“29 In diesem Zusammenhang le tout, le Gouvernement s’est permis il seine Ausführungen und Beschuldigun- steht auch die unverhältnismäßige Reak- y a peu de jours un acte arbitraire, (…) gen beweisen sollen. Gomand wird am tion einiger Minister und der ihnen zum en poursuivant un éditeur pour avoir 29. März 1947 zu einer Geldstrafe Teil unterstellten Behörden in Bezug auf dit des vérités politiques incontestables. wegen einiger seiner Äußerungen verur- die falschen Putschanschuldigungen. Les locaux du journal l’ ‹ INDEPEN- teilt werden.28 DANT ›, qui s’est vu refuser du papier- Marcel Engel bilanziert seinerseits die journal depuis près de six mois, ont Putsch-Affäre und die Atmosphäre der été fermés, soi-disant pour manque Auch wenn es nach dem Krieg so Jahre 1945 und 1946 wie folgt: „Les len- d’autorisation de commerce, après une demains qui chantent. Das war in tiefer manche offiziellen patriotischen Not die Hoffnung der von Hitler Drang- perquisition des lieux qui n’était pas Feiern gibt, so sind die einzelnen dans les termes de la loi. L’assemblée salierten gewesen. In einem kleinen dénonce formellement cette nouvelle Naziopfer und Widerständler überschaubaren Land hätte ein vortreff- violation flagrante de notre Législa- für viele Verwaltungsstellen nur lich demokratisches Gemeinwesen auf- tion de Presse, ancrée par ailleurs dans ein Dossier, das es den amtlichen gebaut werden können. Alle warteten l’article 24 de la Constitution. (...) »27 Verordnungen gemäß zu auf frischen Wind und große Fahrt. Doch keine Flut kam, immer nur Ebbe. Kein Die neue Luxemburger Zeitung L’Indé­ bearbeiten gilt. feuriger Geist fiel vom Himmel. Stickige pendant war von Norbert Gomand unter Bodenluft breitete sich aus. (...) Gegen Mitarbeit von Charles Gordian Troeller jedwede Erwartung errang das Gespann gegründet worden. Beide hatten wäh- Am 7. Oktober 1945 finden in Luxem- Dupong/Bech in den Kammerwahlen rend des Krieges Luxemburger Flücht- burg Kommunalwahlen statt. Kurz vom 21. Oktober 1945 einen beachtli- lingen, die in Franco-Spanien festsaßen, nach den Kommunalwahlen beginnt chen Wahlerfolg. Die klerikale Wahl- geholfen, England zu erreichen. In die- dann auch bereits die Wahlkampagne maschine, nach 13monatigen Gefällig- sem Zusammenhang richten beide in für die ersten freien Wahlen für die keitsdiensten, war gut geölt. Die Partei ihrer Zeitung schwere Vorwürfe an die Abgeordnetenkammer am 21. Oktober hatte wohlweislich angesehene Männer Exilregierung, welche ihrer Meinung 1945. Aus den Wahlen vom 21. Oktober des Widerstands auf ihre Listen genom- nach diese Flüchtlinge nicht genug 1945 geht ein Kabinett der „Nationalen men. Die Bürger, des politischen Geran- unterstützt hatte. Auf Grund der auf die- Union“ hervor, das auf die größtmögli- gels müde, hatten sich in die solange sen Versammlungen gehaltenen Reden che Unterstützung im Parlament zählen entbehrte Privatsphäre zurückgezogen. leitet die Staatsanwaltschaft am 30. kann. Trotzdem macht sich, hauptsäch- Da doch nichts Besseres kommt, sagten August 1945 ein Strafverfahren gegen lich unter den ehemaligen Resistenzlern sie sich mit altluxemburgischer Skepsis, Thoss, Dupont und Gomand wegen und Kriegsopfern, eine gewisse Unzu- bleiben wir notgedrungen beim leid- Verleumdung ein. Als Zivilparteien friedenheit bemerkbar. Nach Ansicht lich Alten. Die Union der patriotischen fungieren die angegriffenen Minister einiger Resistenzler sind vor allem die Verbände, nach ersten guten Anläufen, Dupong, Bech und Bodson. Der Prozess, ehemaligen Minister der Exilregierung hatte versagt. Wenig Ideengut. Vages in dem schließlich nur Norbert Gomand – mit Ausnahme des wenig kritisierten zu Thron und Altar. Abgestanden Hei- als Hauptangeklagter zurückbleibt, Arbeitsministers Pierre Krier – mora- matbündlerisches, beängstigend Korpo- wird sich bis Ende März 1947 hinzie- lisch nicht legitimiert, das leidgeprüfte ratives. Ein bisschen bürgerlich Libera- hen. Gomand benennt 114 Zeugen, die Luxemburger Volk zu regieren. Auf Tref- les mit einer sozialreformerischen Prise November 2005 Putsch 1946 41

schlecht gewürzt. Allgemein die unmög- Naziopfer und Widerständler für viele zerstrittene Minderheit, die Führung liche Sehnsucht nach dem Damals der Verwaltungsstellen nur ein Dossier, das der Unio’n ist rückwärtsgewandt und nationalen Jahrhundertfeier 1939, also es den amtlichen Verordnungen gemäß verbreitet zum Teil korporatistisches restauratives Wunschdenken. Die bunt- zu bearbeiten gilt. Die Resistenz spielt Gedankengut31 – zudem finden sich in gemischte Union aus Vereinen, Bünden, im politischen Machtkalkül nach den – ihren Reihen einige Mitglieder, die erst Ligen. Komitees, Statuten, Palaber, für Leute wie Albert Wingert sicherlich relativ spät zum Widerstand gestoßen Umzüge, Resolutionen, unleserliche enttäuschenden – Wahlen von 1945 keine sind. Auch die L.P.P.D. – die anfänglich Zeitung, keine resolute Aktionslinie. wirkliche Rolle mehr. Im Vordergrund als Organisation der wahren Resistenz- Wackere Leute mit arglosen Kinderher- stehen der wirtschaftliche Wiederauf- ler gesehen wird32 – kann sich nicht zen. So aufrecht im Krieg, so krumm- bau Luxemburgs und die für Luxemburg auf eine einheitliche Position einigen. beinig im Frieden. Bei den Wahlen lie- wichtigen außenpolitischen Fragen. Der Viele Unstimmigkeiten zwischen ehe- ßen sie sich als Vorspann gebrauchen Großteil der Luxemburger zieht sich ins maligen KZlern sind politischer Natur, von Leuten, die nicht mehr mit eigener Privatleben zurück. Die Parteipresse ist einige Streitpunkte betreffen aber auch Parteifahne auftreten wollten. Es ist vor allem an der guten Darstellung ihrer das Verhalten der ehemaligen Resistenz­ ungerecht, dass die Sozialisten eine Nie- Leute in der Öffentlichkeit interessiert kameraden im KZ und insbesondere derlage erlitten, zum Vorteil der Kom- und der eher reißerische und skandal- den vermeintlichen „Verrat“ im Gestapo­ munisten, denen der russische Kriegs- interessierte L’Indépendant von Norbert verhör. Die daneben früh einsetzenden ruhm zugute kam. Dass die Sozialisten Gomand kann – angesichts des anhal- Streitereien zwischen Resistenzlern dennoch sich beschwatzen ließen, an der tenden Presseprozesses – nicht wirklich und Zwangsrekrutierten – vor allem Regierung teilzunehmen, statt herzhaft als objektiv und unabhängig gelten. um Kriegsentschädigungen – tragen ihr Opposition zu leisten, ist dumm gewe- Die Resistenzler und KZler sind eine Übriges zur Spaltung der Naziopfer bei. sen. (...) Aus der kurzen Konstellation einer Union nationale ergibt sich auch die Protestplakat gegen die Verhaftung von Albert Wingert. Lehre, dass die demokratische Ordnung ohne parlamentarische Opposition stets in Gefahr ist. Jede Regierung will mög- lichst viel Autorität. (...) Im Jahre 1946 griffen die Regierungsherren freie Bür- ger an, die nicht devot mitmachten, wie Wingert, der kein Blatt vor den Mund nahm, und wie diese Offiziere, denen politische Trauer im Gesicht geschrie- ben stand. (Das herrliche Bild der Hei- mat, das sie in den Kämpfen gegen die Hitlerheere im Herzen trugen, war im Muff der Nachkriegspolitik vermodert. Aus dem Grab der schönen Täuschung wuchs bittere Enttäuschung.)“30

*** Bei Überlegungen zur Geschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit muss man sich somit die allgemeine politi- sche Atmosphäre jener Zeit vergegen- wärtigen. Ob die Versäumnisse, die man den Ministern der Exilregierung vor- wirft, nun zum Teil gerechtfertigt sind oder jeder Grundlage entbehren – sei es in Bezug auf die in Spanien festsitzen- den Luxemburger Flüchtlinge, die Rück- führung der KZler nach Luxemburg oder das Problem der kriegsgefangenen Zwangsrekrutierten in der Sowjetunion – die Betroffenen meinen jedenfalls teil- weise politisches Kalkül und zumindest eine gewisse Kaltherzigkeit bei den verantwortlichen Ministern feststellen zu können, die ihre Unzufriedenheit natürlich verstärkt. Auch wenn es nach dem Krieg so manche offiziellen patrio- tischen Feiern gibt, so sind die einzelnen 42 Dossier forum 251

Eine einheitliche Demonstration der gängen der Polizisten in Deutschland „soviel Resistenz des affaires culturelles (Hrsg.), Lëtzebuerg 40 Joër gemacht wurde, dass viele, die heute hier großtun, fräi, Luxemburg 1985, 38. Vgl. auch P. Dostert, Kriegsgeschädigten, wie Albert Win- davor erröten müssten“, vgl. Bericht vom 9. August 33 Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler gert sie für August 1946 plante, hätte 1946, ANLux FD 094:24. Trotzdem verlangt eine Selbstaufgabe: die deutsche Besatzungspolitik und wohl nicht zustande kommen können. Gruppe sozialistischer Abgeordneter unter Führung die Volksdeutsche Bewegung 1940-1945, Luxemburg Zudem hätten diese Gruppen – nicht von J. Fohrmann in der Kammersitzung vom 1985, 235 ff. 13. August: « c) donner ordre que les agents de la 20 M. Rasquin (Präsident der Arbeiterpartei 1945 nur angesichts ihrer Zersplitterung, gendarmerie, de la police et de la police secrète, dont bis 1951), Entweder-Oder, Escher Tageblatt, l’attitude patriotique durant la guerre a donnée lieu à tiefen Zerstrittenheit und politischen 5. März 1946. des critiques et fut sanctionnée par une réprimande, Unerfahrenheit – keine politische Füh- 21 ne soient pas chargés d’enquêtes politiques. » R. Krieps, Respecter la vérité historique, Rappel rungsrolle einnehmen können. Jedoch 1-3/1985, 7. 6 H. Koch-Kent, März 1980, 22 und H. Koch-Kent, auch die generell abwehrende Haltung Putsch à ?, Luxemburg (Januar) 1980, 55. 22 Im März 1944 waren rund 70 Luxemburger Freiwillige der belgischen Groupe d’Artillerie der 1re der Regierung in Bezug auf die Forde- 7 Vgl. M. Limpach/M. Kayser, 2004, 293 ff. Brigade belge „Libération“ (Brigade Piron) zugewie- rungen der Resistenz, ihr übertriebenes 8 Des Weiteren gilt zu bedenken, dass die Sûreté sen worden. Im Rahmen dieser Gruppe entstand die Misstrauen gegenüber einigen verdienst- den zuständigen Ministerien untersteht. Bodson ist Luxembourg Battery . Die Soldaten der Luxembourg vollen Resistenzlern und die damit ein- sich dieser Problematik bewusst und am 8. August Battery sind vor allem Flüchtlinge aus Luxemburg, oft 1946 schreibt er an Staatsminister Dupong: « Les Refraktäre, welche meist über Frankreich und Spanien hergehende Überwachung durch die évènements des derniers jours m’ont permis de penser nach England gelangten. sérieusement à la réorganisation de la Sûreté. Je vous Sûreté, die Verweigerung eines offenen 23 Die Association des Luxembourgeois en Grande- avais soumis dès 1944 une proposition tendant – à und transparenten Dialoges mit den Bretagne war am 10. Mai 1944 von Henri Koch-Kent l’instar des dispositions légales belges – à attacher und Armand Schleich im Londoner Exil gegründet Resistenzorganisationen (vor allem nach la Sûreté au Parquet général. Je crois que c’est le worden. Man versuchte den Zusammenhalt der in moment de penser sérieusement à la réalisation de den Wahlen vom Oktober 1945) und die Großbritannien weilenden Luxemburger zu gewähr- ces projets. » ANLux FD 094:24. restaurative Tendenz in der Nachkriegs- leisten. Die Vereinigung war gegenüber der Exil­ zeit, tragen wesentlich zur Verstärkung 9 Bereits in der Kammersitzung vom 13. August 1946 regierung kritisch eingestellt, der man „Interesselosig- hatte Bodson auf die Berichte der Sûreté als eine der keit am Schicksal ihrer Landsleute“ vorwarf. der „Malaise“ in Resistenzkreisen bei. In Quellen der Anschuldigungen verwiesen. Vgl. H. Koch-Kent, Der parteilose Einzelgänger – diesem Kontext muss man dann auch 10 Vgl. J. Blaschette, La relance de la vie politique Henri Koch-Kent im Blickfeld seiner Zeitgenossen, die panikartige und unverhältnismäßige au Grand-Duché de Luxembourg après la Deuxième Luxemburg 1990, 35 ff. Reaktion einiger Regierungsmitglieder guerre mondiale, Luxemburg 1976, 156 ff., vor allem 24 Zu der Vereinigung der Zwangsrekrutierten, die 161, 162 und 163. Vgl. auch L’Indépendant, seit Dezember 1944 die Zeitschrift Ons Jongen her- in Bezug auf die unbegründeten Verdäch- 19. September 1946. ausgibt, vgl. allg. F. Lorang, Ons Jongen: das Ver- tigungen gegenüber den vermeintlichen 11 H. Koch-Kent, März 1980, 34. mächtnis einer Jugend, Rümelinger Zwangsrekrutierte (Hrsg.), Luxemburg 1982, zitiert bei P. Dostert 1996, „Putschisten“ sehen. Die „Putschaffäre“ 12 Vgl. M. Rasquin, Die Tragödie der Resistenz, 50; vgl. auch M. Schoentgen, Zwischen Erinnern und Escher Tageblatt, 7. August 1946. war somit sicherlich kein Lehrstück in Vergessen, in: Le Luxembourg des années 50, Luxem- Sachen Demokratie, Transparenz und 13 Zur Unio’n, vgl. P. Dostert, La Résistance luxem- burg 1999, 281 und E. Krier, 1997, 74. bourgeoise pendant la seconde guerre mondiale et la Rechtsstaat. Dagegen wären jedoch eine 25 Vgl. J. Dollar, Josy Goerres et les PI-MEN dans la reprise politique de 1944/45, in: M. Polfer (Hrsg.), Résistance, Luxemburg 1986. Vgl. auch allg. größere demokratische Öffentlichkeit Les années trente, Luxemburg 1996, 44 ff. und M. G. Meyers, La Résistance luxembourgeoise et le Schoentgen, Die Resistenzorganisationen in Luxem- und Streitkultur in der unmittelbaren renseignement de 1940 à 1944, (Mémoire de burg nach dem 2. Weltkrieg, in: Les courants poli­ Nachkriegszeit sicherlich wünschens- maîtrise), Paris IV 1999, 75 ff. tiques et la Résistance: continuités ou ruptures?, Actes wert gewesen. du colloque international, Esch-sur-Alzette, avril 2002, 26 Vgl. allg. J. Feider, Les enrôlés de force luxembour- Grand-Duché du Luxembourg, Archives Nationales, geois dans les camps soviétiques, Mémoire de Luxemburg 2003, 537 ff. maîtrise Paris IV, 2001. 14 27 1 am 23. November 1944, Robert Plakat der Resolution, vgl. M. Limpach/M. Kayser, Vgl. zu den zahlreichen Aktivitäten von Emile Krieps 2004, 268 ff. im Widerstand auch Relevé sommaire de l’activité du Als und Guillaume Konsbrück am 23. Februar 1945; 28 Capitaine Krieps pendant la guerre 1939-45 ANLux vgl. E. Krier, Luxemburg am Ende der Besatzungszeit Zum „Gomand-Prozess“, vgl. H. Koch-Kent, Halte FD094:158. Unter Verdacht stehen anfänglich wohl und der Neuanfang, in: Kriegsende und Neubeginn: à la falsification de l’histoire – Le Procès Gomand auch Leutnant Dominique, der im belgischen Maquis Westdeutschland und Luxemburg zwischen 1944 und (1945-1947): 114 témoins contre le gouvernement eine Gruppe von Luxemburgern befehligt hatte, und 1947 . (Geschichtliche Landeskunde, Bd. 46) Stuttgart luxembourgeois en exil, Luxembourg 1988 und das L.P.P.D.-Vorstandsmitglied Harles. 1997. R. Roemen, Aus Liebe zur Freiheit, 150 Jahre Libera­ Vgl. Rappel 3/46, 3. Leutnant Dominique wird 15 Arrêté grand-ducal du 22 février 1945 ayant pour lismus in Luxemburg, Luxemburg 1995, 220. auch in der Kammersitzung vom 13. August von objet l´institution d´une Assemblée consultative. 29 Vgl. allg. E. Krier 1997, 76. Für die Nachkriegs- J. Fohrmann namentlich erwähnt und verteidigt; Mémorial, 22. Februar 1945. situation in Belgien, Holland und Frankreich, vgl. Compte rendu des séances de la chambre des dépu- 16 Vgl. allg. Compte rendu des séances de auch allg. P. Lagrou, The Legacy of Nazi Occupation, tés du Grand-Duché du Luxembourg, Mardi 13 août l’Assemblée consultative du Grand-Duché de Luxem- Cambridge 2000. 1946 (39e séance), 1473. Der Indépendant erwähnt bourg, Session de 1945 (du 20 mars au 16 août 30 M. Engel, Als die Regierung putschte, Lëtzeburger auch noch den Namen von Ferd. Rischbach als einem 1945), Volume unique, Luxemburg 1945. Land, 23. November 1979. weiteren möglichen Verdächtigen. L’Indépendant, 17 8. August 1946, 3. Vgl. allg. P. Cerf, De l’épuration au Grand-Duché 31 Vgl. Albert Wingerts Kritik dazu in Ons Zeidong de Luxembourg après la deuxième guerre mondiale, 2 Nr. 33. Vgl. H. Koch-Kent, Putsch in Luxemburg? Ein Schild- Luxembourg, 1980. bürgerstreich, Luxemburg (März) 1980, 12. Auch 32 Vgl. P. Dostert 1996, 49 ff. 18 Nic Molling zufolge soll Wingert sofort ins Grundge- Für die angeführten Statistiken, vgl. E. Krier 1997, 33 Wingert hatte versucht, eine große Demonstration fängnis gebracht worden sein. Vgl. ders., Unruhiges 88 ff. aller Resistenzler im Verein mit den Zwangsrekrutier- Luxemburg, Escher Tageblatt, 3. August 1946, 2. 19 So schreibt E. Krier: „Nach Errichtung der Zivilver- ten auf die Beine zu bringen, welche die Demission 3 H. Koch-Kent, März 1980, 35. waltung wurde die VdB von Gauleiter Simon gefördert der Regierung verlangen sollte. N. Molling, Die Affäre und konnte dank des Drucks und der Drohungen des Albert Wingert, Escher Tageblatt, 5. August 1946: 4 Vgl. M. Limpach/M. Kayser, Wir glauben an die Chefs der Zivilverwaltung (CdZ) einen beachtlichen „Wir haben in der Affaire Wingert einiges Neue in Demokratie – Albert Wingert, Resistenzler, Luxemburg zahlenmäßigen Anstieg ihres Mitgliederstandes ver- Erfahrung gebracht. Es stellt sich heraus, dass wir 2004 (Kapitel 9). merken, von circa 600 Anhängern im August 1940 Recht hatten, am Samstag das Wort „Putschplan“ in 5 Als sich Protest erhebt, dass Polizisten, die für die auf circa 20 000 Anfang November 1940 und auf Anführungszeichen zu bringen. Wingert arbeitete seit deutsche Kriminalpolizei arbeiteten, die Untersuchung 83 429 im August 1942. (...) Der SD warnte bereits einigen Monaten daran, eine große Manifestation über den „Putsch“ leiten, wird Wictor gebeten, im Dezember 1940, dass ‚90% aller eingeschriebe- auf die Beine zu bringen, welche die Demission der diesbezüglich Stellung zu nehmen. In seinem Bericht nen Mitglieder (...) (der VdB) nur aus Gründen der jetzigen Regierung verlangen sollte. Dies ist in unse- vom 9. August 1946 erklärt er, stets als guter Patriot Furcht und des Nutznießertums’ angehörten.” rem freiheitlich-demokratischen Staat schließlich sein gehandelt zu haben und dass in den Schulungslehr- E. Krier, Widerstand und Kollaboration, in: Ministère gutes Recht.“