MOTORSPORTGESCHICHTE ÖSTERREICH FRANZ ALBERTS

Im Formel 1 auf Österreichs Bergen unterwegs

Max Müller kauft sich Lewis Hamiltons Weltmeister-Boliden, den Mercedes F1 W08 ­Hybrid, aus dem Jahre 2017 und bestreitet damit die komplette österreichische Berg- meisterschaft des Jahres 2019. Eine Schlag- zeile dieser Art ist in der Motorsportwelt des 21. Jahrhunderts nicht mehr möglich, aber so ähnlich hat sich eine Geschichte im Jahre 1969 zugetragen. Text & Photos: Christian Sandler

Franz Albert (1931–2017), genannt auch 24 Stunden von Le Mans an den Start ging. Der „Nocken­franz“, kaufte sich jenen Formel 1-Renn- erste war Gotfrid Köchert 1957. Die fahrbaren wagen, der zum Weltmeister­titel Untersätze des charismatischen Tirolers wurden 1967 verhalf. immer stärker und schneller und er konstruierte Der Held unserer Geschichte war ein bunter sogar einen eigenen Prototyp – Albert RS. Ein- Hund in der Historie des Motorsports. Albert gesetzt wurde der offene Bolide, der sehr stark war nicht nur ein begnadeter Konstrukteur und an den Lotus 23 erinnerte, von Albert selbst und Techniker, seine „scharfen“ Nockenwellen durf- vielen anderen Rennfahrern wie Klaus Sterzinger ten in keinem Rennwagen oder Sportwagen feh- oder Dieter Quester. Für die Saison 1968 legte len, sondern auch ein echter Racer. Begonnen sich Albert einen Ford GT40 von der Scuderia hat er Anfang der 50er-Jahre mit Motorrädern Brescia Corse um 8.000 Dollar zu, der RS wurde und fuhr damit nicht nur Straßenrennen und an Klaus Sterzinger verkauft. Dieses damals ak- Bergrennen, meistens auf staubigen Pisten, tuelle PS-Monster setzte der Wörgler ziemlich sondern auch Eisrennen und Sandbahnrennen erfolgreich am Berg und auf Flugplatzrennen in ganz Österreich und Bayern. Anno 1958 ein. In engen Kurven war Albert das Ungetüm stieg Albert dann auf vier Räder um. Sein ers- aber etwas zu behäbig und der Wagen wurde am ter Rennwagen war für die damaligen Verhält- Ende der Saison nach München verkauft. nisse eine echte Waffe. Er kaufte sich von Ernst Vor nunmehr 50 Jahren, anno 1969, setzte Franz Vogel den Porsche 550-Spyder, jenes Fahrzeug Xaver Albert dem ganzen Wettrüsten um die mit dem Vogel von 1955–1957 österreichischer heißumkämpfte Österreichische Bergmeister- Meister wurde. Internationale Flugplatzrennen schaft dann die Krone auf, indem er sich einen und Bergrennen waren ab jetzt die motorsport- reinrassigen Formel 1-Boliden zulegte. Wie an- liche Heimat des umtriebigen Tirolers mit dem fangs erwähnt, kaufte sich Albert vom Schweizer markanten Schnauzbart aus Wörgl. 1962 gab Charles Vögele, um 370.000 Schilling, den zwei es ein kurzes Intermezzo auf dem Wasser, wo er Jahre alten Brabham BT20 F1 ( sich mit Quester und Zeppel um die Motorboot- F1-2-66), den der Weltmeister des Jahres 1967, Staatsmeisterschaft duellierte. Albert war auch Denny Hulme aus Neuseeland, in den ersten der erst zweite Österreicher, der jemals bei den drei Saisonrennen fuhr. Denny Hulme fuhr mit

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exakt diesem Fahrzeug beim ersten Rennen in 16. März 1969 trotz Kälte, Schnee und Regen Kyalami auf Platz vier und gewann anschließend nach Bad Mühllacken, wo den 50 angetretenen damit den GP von Monaco, es war jenes Rennen, Fahrzeugen und deren mutigen Fahrern aller in dem Lorenzo Bandini tödlich verunglückte. Klassen Gewaltiges abverlangt wurde. Promi- In Zandvoort belegte er Rang drei und stieg nente Zuseher waren u.a. Niki Lauda, Wolfgang dann auf das Nachfolgemodell Brabham BT24 Stumpf und Gerhard Krammer. Leider musste um. Der Wagen wurde Mitte des Jahres 1967 das Rennen nach dem ersten Durchgang abge- an Guy Ligier verkauft, der damit den Rest der brochen werden, da undisziplinierte Zuschauer Saison bestritt, bestes Ergebnis war ein sechster sich nicht von der Piste vertreiben ließen. Trotz Platz beim GP von Deutschland. Mit Jahres­ dieser schlechten Verhältnisse wurde wie erwar- ende veräußerte der Franzose den Wagen an den tet Franz Albert Tagessieger auf seinem Formel 1- Textilhändler Charles Vögele aus der Schweiz. Boliden, der aber auf der rutschigen Straße mit Vögele setzte den Wagen für seinen Landsmann dem übermotorisierten Gefährt seine Probleme bei zwei Grand Prix-Rennen ein, hatte. Er gewann mit einer Zeit von 1:47,2 min, Platz fünf überraschenderweise in Zandvoort Durchschnittsgeschwindigkeit war immerhin und nicht gewertet in Brands Hatch. Dann kam 124,2 km/h. Den zweiten Platz mit 9 Sekunden Franz Albert ins Spiel. Rückstand teilten sich Klaus Reisch im Alfa Ro- Albert setzte diesen Boliden insgesamt bei 13 meo GTA, prächtig präpariert von Alfa Ascher, Bergrennen in Österreich ein. Bestehend aus den ex aequo mit dem Linzer Lokalmatador Richard sieben Läufen, die zur österreichischen Berg- Moser im Austro V. Vierter wurde Heinz Derf- meisterschaft (ÖBM) zählten: Engelhartszell, linger, ebenfalls Austro V. Eine gewaltige Leis- Weerberg, Dobratsch, Alpl, Tauplitz, Stainz und tung boten auch Helmut Schachner auf Porsche Gaisberg. Weitere Bergrennen, die zum golde- 911 S und der Linzer Wolfgang Kowarik auf Lo- nen Band der OSK zählten waren: Bad Mühlla- tus Elan, die sogar schneller waren als einerseits cken, Wildbichl, Aldrans, Behamberg, Wörgl- Sigi Pust auf dem Ex-Greger Porsche 906 und Wildschönau und Walding. Insgesamt stand andererseits Peter Prinzhorn auf dem von Gerold 1969 16 Mal am Ende des Rennens ein Berg. Pankl ausgeliehenen Porsche 906. Helmut Koi- 6.000 Fans pilgerten zum Saisonbeginn am nigg legte auf dem Ex-Baumgartner-, Ex-Lauda-

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und Ex-Stuppacher-Mini seine Talentprobe ab 13.000 begeisterten Zuschauern, feiern. Zweiter und fuhr bei seinem ersten Rennen auf Rang 10. wurde der Italiener Giampiero Biscaldi, eben- Albert blieb Oberösterreich treu, am 13. April falls Abarth. Rang drei und vier erkämpften sich 1969 erfolgte auf der „Sauwaldstraße“ in Engel- Gerin und Krammer. Da aber die beiden Erst- hartszell der erste Lauf zur ÖBM, veranstaltet klassierten nicht für die ÖBM registriert waren, von ÖAMTC. Einige der Sieganwärter, nicht heimste Gerin die volle Punktezahl ein. nur hier für Engelhartszell, sondern auch für die Am 11. Mai 1969 übersiedelte der ganze ÖBM- ÖBM, wie Richard Gerin oder Gerhard Kram- Tross in Peter Roseggers Waldheimat, das Alpl- mer, blieben wegen des Asperner Flugplatzren- Bergrennen stand am Programm. Eine Woche nens der Veranstaltung fern. Gestartet wurde davor fand in Barcelona der Formel 1 GP im in unmittelbarer Nähe des Trappistenklosters Montjuïc-Park statt, wo Rindt und Hill bei Engelszell. Ziel war nach 4,5 km die Ortschaft Höchstgeschwindigkeit ihre filigranen Flügel- St. Ägidi. Wie nicht anders zu erwarten, fuhr konstruktionen einknickten und es dadurch zu Albert die schnellste Zeit im Training, wo die gewaltigen Abflügen führte. Da Albert auf sei- Wetterkapriolen noch so halbwegs brauch- nem Boliden selbiges Flügelwerk verwendet, bar waren. Im Rennen allerdings erreichte das werden wir uns an späterer Stelle noch mit dieser Wetter den Status „Sauwetter“. Hagel, Regen, Thematik auseinandersetzen. Das vom STAMK Schnee und Sturmböen wechselten sich einan- Mürztal, wie immer perfekt organisierte Ren- der ab und forderten die Teilnehmer aufs äu- nen, war bestens besetzt und lockte etwa 6.000 ßerste. Diese fast illegalen Verhältnisse wurden Fans an den Streckenrand. Alles freute sich auf auch unserem Formel 1-Piloten schon im ersten den Dreikampf Albert-Gerin-Krammer, doch Durchgang zum Verhängnis. Albert drehte sich es sollte anders kommen. Alberts Brabham zog ausgangs der Haarnadel, am Ende der langen sich einen Reifenschaden zu und schied schon in Geraden und beschädigte dabei die Vorderrad- Lauf 1 aus. Alles lief auf das Duell Gerin-Kram- aufhängung, sodass an ein Weiterfahren nicht mer hinaus, das schlussendlich überraschender- mehr zu denken war. Den Sieg holte sich Sigi weise Krammer für sich entschied; 3:04,27 min Pust vor Peter Prinzhorn, beide Porsche 906, vor in beiden Läufen konnte sich sehen lassen. Mit Helmut Schachner im Porsche 911 S. 3 Sekunden Rückstand belegte Gerin Rang 2, Schon eine Woche später traf sich die schnelle der nach eigenen Angaben keinen Fehler mach- Truppe am Weerberg, in unmittelbarer Nähe te, aber das ganze etwas verhalten anging. Eine von Alberts Heimat Wörgl, wo am 20. April Superleistung lieferte auch Bernd Brodner ab, 1969 der zweite Lauf zur ÖBM stattfand. Mit der sich von Peter Prinzhorn den Porsche 906 dabei auch die beiden Favoriten Richard Gerin, kaufte und bei seinem ersten Rennen auf Anhieb im neu erworbenen Porsche 910 von Rudi Lins dritter wurde. Auf den vierten Platz fuhr Klaus und Gerhard Krammer im Formel 2 Brabham- Sterzinger mit dem immer noch schnellen Al- Alfa. Krammers Bolide war ursprünglich ein bert RS. Formel 3 und gehörte ironischerweise davor Die fleißigen Bergsteiger zogen nun wieder nach Franz Albert, aber der schlaue Sollenauer pflanz- Tirol, wo am 18. Mai 1969 in der Nähe von te dem Rennwagen einen von Autodelta getun- Kufstein das Wildbichl-Bergrennen stattfand. ten 2 Liter -Motor ein. Das Wetter Dieses Rennen zählte nicht zur ÖBM, trotzdem war passabel, die Strecke trocken, aber im oberen waren sämtliche Asse am Start. Leider legte Ge- Abschnitt lag teilweise ein halber Meter Schnee rin seinen 910er im zweiten Lauf, angespornt neben der Piste. Gewonnen hat nach zwei span- durch Alberts Bestzeit im ersten Durchgang, nenden Durchgängen mit einer Gesamtzeit von kurz vorm Ziel aufs Dach. Gerin war nicht an- 3:39,46 min Richard Gerin, knapp vor Franz geschnallt und zog sich dadurch eine Wirbel- Albert, 3:40,26 min. Gerhard Krammer landete verletzung zu. Albert fuhr mit seinem mitter- auf Platz 3, 10 Sekunden dahinter. Albert war nachtsblauen Boliden, auf nasser Strecke, einen zuversichtlich, konnte er doch mit den schnells- verdienten Sieg entgegen. Mit 11 Sekunden ten seiner Zunft auf Österreichs Bergen mit- Rückstand wurde Klaus Sterzinger zweiter. Die halten oder manche sogar schlagen wie in Bad wohl beachtenswerteste Leistung erbrachte aber Mühllacken. Markus Meisinger aus Innsbruck, der mit einem Wiederum eine Woche später, am 27. April höllisch lauten NSU TT (Klasse bis 1300 ccm) 1969, stand der dritte Lauf zur ÖBM am Pro- Rang drei erreichte – 9 Sekunden hinter dem gramm. Gefahren wurde auf der Dobratsch- zweiten. Das Siegespodest war also fest in Tiroler Hochalpenstraße, den Hausberg der Villacher. Händen. Alberts größter Rivale um die ÖBM, Allerdings wurde die Strecke auf 6,6 km ver- Gerhard Krammer, wurde mit einer halben Mi- kürzt. Für Albert war der Weg nach Kärnten nute Rückstand fünfter. leider umsonst, sein australischer Repco Motor Die Berg-Elite blieb in Tirol und zog am 29. Juni machte schon am Morgen beim Aufwärmen Zi- 1969 nach Aldrans, in der Nähe von Innsbruck, cken, sodass einer Teilnahme am Training und zum Mittelgebirgsrennen weiter. Die Strecke ergo beim Rennen nicht zu denken war. Das war 4 km lang und führte von Aldrans über Rennen stand unter dem Zeichen des Skorpions, Lans in Richtung Patscherkofel, Endpunkt war als Sieger ließ sich Lokalmatador Johannes Ort- beim Zielbereich der Olympia Bobbahn. Eine ner im neuen Werks-Abarth 3000 Prototyp, vor Hochgeschwindigkeitsstrecke, mit Ausnahme

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Sieg beim ersten Einsatz in Bad Mühllacken.

Auf der „Sauwaldstraße“ vom Stift Engelszell nach St. Ägidi. Unten: Sitzprobe einer jungen Dame im Brabham Repco BT20.

Albert wärmt seinen V8 auf und fährt kurz darauf (Bild unten) auf Platz 2 am winterlichen Weerberg.

Links: Ausgangs des endlos langen Waldstückes in Walding.

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Letzter Einsatz von Alberts Formel 1-Abenteuer in Walding mit „gestutztem“ Heckflügel.

Oben und rechts: Erster Auftritt eines Formel 1- Rennwagens in Bad Mühl- der Ortsdurchfahrt von Lans, ideal also für Al- lacken, noch mit originaler Flügelkonstruktion. bert und seinen Brabham. Obwohl das Rennen nicht zur ÖBM zählte, konnte sich das interna- tionale Starterfeld sehen lassen. Krammer und Gerin waren nicht am Start. Albert wurde seiner Favoritenrolle gerecht und siegte nach zwei ein- drucksvollen Läufen mit einer Gesamtzeit von 3:02,1 min vor dem Deutschen Dieter Schmid, BMW RS, 5 Sekunden dahinter. Weitere 3 Se- kunden zurück ordnete sich Sigi Pust ein, der mit dem Porsche 906 immer besser zurechtkam. Klaus Sterzinger im Albert RS wurde fünfter. Ein einziges Mal bot sich auch in Niederöster- Auch damals war das Thema Gewicht schon reich die Möglichkeit, am Berg einen reinrassi- eine Herausforderung. Michael Mitterer, ein gen Formel 1 zu bewundern und zwar am 6. Juli pfeilschneller Mann aus Hopfgarten, der heute 1969 beim Bergrennen Behamberg, zwischen noch sauschnell in der Szene unterwegs ist, zapf- Steyr und Amstetten. Das Rennen stand leider te auf Grund des geringen Rückstandes im Lauf unter keinem guten Stern. Ursprünglich war die 1 auf seinen größten Konkurrenten noch etwas Veranstaltung auf den 31. Mai angesetzt, wurde Sprit ab, um dadurch den nötigen Rückstand im aber wegen Paratyphus abgesagt und dann auf zweiten Durchgang noch aufholen zu können. Juli verschoben. Beim Training kam es leider Leider war der Puch zu durstig und Mitterer zu einem tragischen Zwischenfall, bei dem ein stoppte nach der Ortsdurchfahrt Lans. neun Jahre alter Bub tödlich verletzt wurde.

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Daraufhin gerieten die Renn-Kommissare et- in einen tiefen Graben, die „schöne Lola“ hat- was in Panik­ und verlangten plötzlich bei den te danach nur noch Schrottwert. Am Renntag Rennreifen eine Profiltiefe von 3 mm. Obwohl hatte David Piper im P4 einen kapitalen Motor- die Fahrzeuge schon eine positive technische schaden. Somit hatten sich zwei Siegkandidaten Abnahme am Morgen bestanden hatten. Die selbst aus dem Rennen genommen. Dies war lei- Folge waren Chaos und endlose Verzögerungen, der das letzte Bergrennen auf die Tauplitz, dort die Albert aber egal waren, da er sowieso Reifen wo 1968 Kary Seitz tödlich verunglückte. mit 5 mm Profiltiefe verwendete. Albert musste In Stainz, bei Deutschlandsberg, stand am allerdings seinen Heckflügel, selbe Konstrukti- 24. August 1969 der nächste Lauf zur ÖBM onsart wie bei den von Rindt und Hill statt. Die Strecke war 5,6 km lang, hatte etwa beim Spanien GP, abmontieren. Diese filigranen 40 Kurven und führte von Stainz, 370 m See- „Alberts Brabham Auswüchse wurden ab nun von der FIA gewaltig höhe, durch die Engelweingärten hinauf nach hatte erstmals in Höhe und Größe reglementiert. Albert spiel- Hohenfeld auf 780 m Seehöhe. Im Jahr davor te aber gekonnt seine PS-Überlegenheit aus und pulverisierte Rindt mit seinem Formel 2 sämt- einen von ihm holte sich mit zwei Traumläufen und einer Ge- liche Rekorde in Stainz und lockte damals etwa selbst konstruier- samtzeit von 3:04,2 min den Sieg. Ergibt einen 20.000 begeisterte Fans an den Streckenrand. ten ,gestutzten‘ Schnitt von 178,5 km/h. Sigi Pust trieb seinen Diesmal war Rindt nur Zaungast, hatte aber Ja- Carrera 6 mit 3:08,8 min auf den zweiten Ge- ckie Stewart als Ehrengast mit im Gepäck. Die silbernen Heck- samtrang. Erstmals seit dem Crash in Wildbichl größten Chancen auf die 50.000 Schilling Prä- flügel mit der griff auch Richard Gerin wieder ins Renngesche- mie, die für die Unterbietung von Rindts Re- Aufschrift ,Team hen ein und belegte, eine Sekunde hinter Pust, kord, 3:01,90 min, aus dem Vorjahr ausgesetzt Albert‘ montiert. Rang drei. Somit gewann Albert drei Rennen en wurde, rechnete sich Dieter Quester aus. Die suite, zählten aber allesamt nicht zur ÖBM. Münchner BMW-Mannen brachten für Quester Der Berg war steil Zwei Wochen nach der ersten Mondlandung eigens den neuesten Formel 2-Renner in Rindts und hatte auf den und eine Woche nach dem Eröffnungsrennen Wahlheimat. Quester brach leider auf der Fahrt 9,8 km immer- vom Österreichring in Zeltweg, stand am 3. Au- zur Tagesbestzeit der Schaltknüppel, er rutschte gust 1969 das 4. Tauplitzalm-Bergrennen in Bad dadurch in die Wiese – aus der Traum. Selbstver- hin 97 Kurven zu Mitterndorf am Programm. Dieses Rennen zähl- ständlich waren Albert und seine größten Geg- bieten.“ te nicht nur zur ÖBM, sondern war auch ein Lauf ner in Sachen ÖBM in die Steiermark gereist. zur Berg-EM. Dementsprechend sensationell Der Renntag war leider etwas verregnet und war auch die Teilnehmerliste. David Piper reiste trotzdem pilgerten 8.000 Begeisterte zur Stre- mit seinem typisch in grün lackierten Ferrari P4 cke, um einen Überraschungssieger zu erleben. in die Steiermark, der Münchner Willy König Diesmal schlug Klaus Sterzinger zu, der den besorgte sich aus dem Nachlass von John Woolfe ehemaligen Albert RS, mittlerweile mit einem einen bulligen Lola T70. Woolfe war im Juni bei 2 Liter BMW-Motor, in einer Zeit von 3:28,46 den 24 Stunden von Le Mans in seinem privaten min hinaufjagte. Albert belegte mit 5 Sekunden Porsche 917 tödlich verunglückt. Der Schweizer Rückstand Platz 2. Der eigentliche Sensations- Peter Boner nahm den Berg mit einem Formel mann war wieder einmal Markus Meisinger, er 5000 McLaren – Oldsmobile in Angriff und landete mit dem sehr drehfreudigen NSU TT der Australier Roy Johnson trug sich mit einem auf den dritten Platz, nur zweieinhalb Sekunden Chevron B8 in die Startliste ein. Man sah also hinter Albert im Formel 1! Gerhard Krammer sehr viele Piloten im Gebirge, die sich ansonsten fuhr laut eigenen Angaben etwas verhalten und nur auf der Rundstrecke austobten. Auch die ös- belegte den achten Platz, 15 Sekunden dahinter. terreichische Elite mit Krammer, Pust, Stumpf, Nächste Station unserer Gipfelstürmer war am 7. Brodner, Miedaner und natürlich Albert stellten September 1969 am Gaisberg, wo die Finalren- sich der Herausforderung. Alberts Brabham hat- nen zur ÖBM und gleichzeitig zur EBM statt- te erstmals einen von ihm selbst konstruierten fanden. Dies war auch der Tag, an dem in Monza „gestutzten“ silbernen Heckflügel mit der Auf- beim Formel 1-Lauf eines der spannendsten GP- schrift „Team Albert“ montiert. Der Berg war Finale stattfand. Dort siegte Stewart vor Rindt, steil und hatte auf den 9,8 km immerhin 97 Beltoise und McLaren, nur durch 19 Hunderts- Kurven zu bieten. Das samstägliche, bei trocke- tel getrennt. Es war der 13. Große Bergpreis von nen Bedingungen, durchgeführte Training war Österreich auf dieser schwierigen und 8,6 km ein offener Schlagabtausch zwischen Krammer langen Strecke. Der Schweizer Peter Schetty auf und Albert, den schließlich Krammer mit 0,6 dem ultraleichten Ferrari Bergspyder war zwar Sekunden Vorsprung für sich entschied. Am offiziell gemeldet, trat aber die Reise nach Salz- Sonntag beim Rennen, bei teilweiser nasser Stre- burg nicht mehr an, da er den Europameisterti- cke, wurde aber Albert seiner Favoritenrolle ge- tel schon in der Tasche hatte. Der Trainingstag recht und siegte in eindrucksvoller Manier mit war nebelig-regnerisch und ließ die Fahrer et- einer Zeit von 6:02,6 min, zwölf Sekunden vor was verhalten an die Sache rangehen. Trotz die- Titelrivalen Krammer. Wolfi Stumpf konnte die ser Bedingungen kristallisierten sich die beiden beiden Carrera 6 von Sigi Pust und Bernd Brod- Abarth-Werkspiloten Toni Pelizzoni und Arturo ner hinter sich halten und belegt mit dem Lotus- Merzario als Favoriten heraus. Am Renntag zeig- BMW Rang drei. Willy König köpfelte seinen te sich der Wettergott gnädig und es sollte ein eben erworbenen Lola T 70 schon im Training spannender Renntag werden. Während ­Merzario

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im ersten Durchgang mit 3:54,27 min eine neue USA gewonnen; es war Jochens erster Sieg. Etwa Bestzeit aufstellte, prallte der hinter ihm gestar- 8.000 Zuschauer zog es bei typischem Herbst- tete Toni Pelizzoni unterhalb der Judenburgalm wetter an den Streckenrand. Es war das dritte mit seinem Werks-Abarth 2000 gegen einen Bergrennen, das der einheimische MSC Rotten- Felsen. Der 22-jährige, äußerst attraktive, net- egg auf dieser 6 km langen Strecke veranstaltete. te und pfeilschnelle Südtiroler starb wenig spä- Wie schon zuvor in der Wildschönau waren auch ter im Salzburger Unfallkrankenhaus. Triumph hier alle Verdächtigen in Sachen Bergrennsport und Tragödie liegen wie so oft im Motorsport vertreten. Das Ergebnis nach zwei Durchgängen eng beieinander. Sieger nach zwei gefahrenen könnte ein Drehbuchautor nicht besser inszenie- Durchgängen wurde mit einer Gesamtzeit von ren. Albert und Krammer wurden mit exakt der 7:55,97 min der kleine Italiener Arturo Merza- gleichen Zeit gestoppt, 3:04,0 min war die offi- rio vor dem Offenbacher Michael Weber im Alfa zielle Siegerzeit. Hatten die beiden sich das gan- Tipo 33, 12 Sekunden zurück. Altmeister Sepp ze Jahr einen offenen Schlagabtausch geliefert, Greger, damals 54 Jahre alt zeigte es nochmals kam es also beim Showdown zu einem ex aequo den Jungen und fuhr mit seinem Porsche 910 Ergebnis. Platz drei ging auch an einen alten Be- auf den dritten Platz. Die ersten drei Plätze ge- kannten, Klaus Sterzinger im Albert Eigenbau hörten somit den Sportwagen und Prototypen. mit 6 Sekunden Rückstand. Dahinter folgte eine Vierter wurde der erste Monoposto und somit Armada von Porsche 906 – Pust, Rieder­ und bester Österreicher Gerhard Krammer; er trieb Convalexius belegten die Plätze 4 bis 6. seinen Brabham Alfa in einer Zeit von 8:14,23 Albert beendete mit seinem reinrassigen Formel min zum Sender hinauf. Albert steuerte seinen 1-Renner das Kapitel Bergrennen. Zu Buche Brabham-Repco, 4 Sekunden dahinter, auf Platz standen bei den sieben Läufen zur ÖBM ein Sieg, 5. Die Würfel sind hiermit auch bei der ÖBM drei zweite Plätze aber leider auch drei Ausfälle gefallen. Krammer holte sich verdient den be- und wie schon erwähnt Rang 2 in der Meister- gehrten Titel mit 78 Punkten, Albert landete schaft. Die restlichen Ergebnisse bei den Rennen auf den zweiten Platz mit 63 Punkten. Drei zum goldenen Band der OSK waren immerhin Ausfälle mit technischen Defekten waren ge- fünf Siege und ein zweiter Platz. gen den konstant fahrenden Sollenauer einfach Franz Albert mit seinem Brabham Repco hat- zu viel. Gerin hatte auf Grund seines Unfalles te aber noch nicht genug von der Rennerei. in Wildbichl mit der Titelentscheidung nichts Eine Woche nach dem Rennen in Walding, am „Am 19. Okto- mehr zu tun. Es sollte das letzte Rennen auf den 26. Oktober 1969, fand in Neubiberg bei Mün- ber 1969 schloss Hausberg der Salzburger sein, gleichzeitig war chen das Finale der FIA Formel 2-Meisterschaft es auch das einzige Gaisbergrennen mit einem statt. Albert war zwar gemeldet, ging aber nicht sich der Kreis Formel 1-Boliden am Start. an den Start und wird in den offiziellen Listen der Berg­rennen Die Würfel sind zwar gefallen, aber am 28. Sep- unter „DNS“ geführt. Wahrscheinliche Erklä- im oberösterrei- tember 1969 stand das Bergrennen von Wörgl rung meinerseits: Keine Starterlaubnis für ein 3- in die Wildschönau am Programm. Das Rennen Liter-Auto in der Formel 2. chischen Mühl­ zählte zum „Goldenen Band der OSK“ und war Interessierte Besucher hatten im November noch viertel, wo er am nicht nur für Albert, quasi als Hausherr, eine zweimal die Gelegenheit, das Fahrzeug in Öster- 16. März 1969 Ehrensache, sondern auch für Gerin und Kram- reich zu bewundern. Bei einer Rennwagenaus- begonnen hat- mer. Die Strecke war nur 1,7 km lang, darum stellung in Salzburg und bei der - wurde in drei Durchgängen gefahren. Auf die- Show in Wien. Bei letzterer kaufte Jo Siffert den te. Von Walding sen genau genommenen „1680 m“ fanden sich Wagen und fuhr damit 1970 in der Schweiz ein nach Gramastet- bei bestem Bergwetter immerhin 6.000 Zu- Bergrennen. Dies war der letzte Renneinsatz ten hieß die De- schauer ein. Albert peitschte im Training sein von F1-2-66 und der Wagen wechselte anschlie- Gerät mit 1:00,8 min bergwärts und entzückte ßend mehrmals den Besitzer. Zuerst ging die vise, 10 km west- dabei natürlich die Einheimischen. Das Rennen Reise nach Frankreich in ein kleines Museum. lich von Linz und war dann ein offener Schlagabtausch unserer Weitere Stationen waren: England, USA, Italien ,gleich ums Eck‘ drei Helden. Lauf eins gehörte Albert, vor Gerin und nochmals USA. Schließlich kaufte der Grie- und Krammer. Den zweiten und dritten Durch- che Joannis Inglessis den Rennwagen und ließ von Bad Mühl­ gang sicherte sich jeweils Gerin vor Albert und diesen in Deutschland aufwändig restaurieren. lacken.“ Krammer. Schlussendlich gewann Gerin das Der Wagen wurde dabei im Aussehen auf den Sprintduell im Porsche 910 mit einer Gesamt- Stand des Jahres 1967 zurückgesetzt, also wie in zeit von 3:09,2 min vor Albert mit 3:10,6 min. ­Hulme auf dem Weg zu seinem WM-Titel ein- Krammer belegte mit drei Sekunden Rückstand setzte. Der V8-Bolide verschwand dann für ein auf Albert Rang 3. paar Jahre von der Bildfläche und wurde dann Am 19. Oktober 1969 schloss sich der Kreis der im Mai 2014 bei einer Auktion in Monaco um Bergrennen im oberösterreichischen Mühlvier- sagenhafte 1.092.000 Euro versteigert. Der Ort tel, wo er am 16. März 1969 begonnen hatte. Von war perfekt inszeniert, hatte doch Hulme 47 Walding nach Gramastetten hieß die Devise, 10 Jahre zuvor im Fürstentum gewonnen. Derzeit km westlich von Linz und „gleich ums Eck“ von ist der Wagen wieder verwahrt, um in ein paar Bad Mühllacken. Automobil Motorsport war Jahren bei einer namhaften Versteigerung wie- gerade en vogue, hatte doch unser Jochen Rindt der aufzutauchen und sich einen neuen Besitzer zwei Wochen vor dem Bergfinale den GP der zu suchen.

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