13. Internationales Forum Des Jungen Films Berlin 19.2
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33. internationale filmfestspiele berlin 13. internationales berlin forum 19.2.-1.3. des jungen films 1983 BORZY Uraufführung 1. 12. 1936, Moskau KÄMPFER Deutsche Erstaufführung 27. 2. 1963, Deutscher Fernsehfunk (DDR) Land UdSSR 1936 Produktion Rot-Front, Moskau Format 35 mm, schwarz-weiß, Ton Länge 2550 m 93 Min. Regie, Buch Gustav von Wangenheim Idee Alfred Kurclla Inhalt Kamera Boris Monastyrski Deutschland im Jahre 1933. Der Faschismus strebt zur Macht. Musik Hans Hauska Eines der Opfer der Nazis ist der deutsche Arbeiter Hans Lem• ke, der von Schlägertrupps im Folterkeller zu Tode gequält wird. Bauten Teo Otto, Heinrich Vogeler Zorn flammt in den Herzen der Arbeiter, den Genossen von Ton Kirill Nikitin, Henri Aisner Hans, auf. Mutter Lemke führt der Tod des Sohnes auf den Weg des revolutionären Kampfes der deutschen Frauen. Nur der Bru• Regieassistenz N. Werchowski, L. Woitowitsch der des Verstorbenen, Fritz, hält sich nach wie vor abseits von Schnitt Gustav von Wangenheim der Politik. Er ist Torwart der Fußballmannschaft des Werkes, und seine Interessen sind allein darauf gerichtet. Die politische Blindheit von Fritz führt dazu, daß die Faschisten versuchen, Darsteller ihn für ihre Ziele auszunützen. Auf den Rat eines Provokateurs Georgi Dimitroff Alexander Granach hin bereitet Fritz im Werk eine Brandstiftung vor. Die Wachsam• Fritz Lemke Bruno Schmidtsdorf (Fritzdorf) keit der kommunistischen Arbeiter vereitelt jedoch die Pläne der Mutter Lemke Lotte Loebinger Hitlerleute. Die provokatorische Brandstiftung der Faschisten Peters Gregor Gog wird jedoch auf Regierungsebene verwirklicht - in Berlin zündet Anna Ingeborg Franke (Inge von Wangenheim) man den Reichstag an. Die ganze Welt verfolgt erregt den Fort• Eickhoff, gang des Leipziger Prozesses, in dem Georgi Dimitroff vor das Strumbannführer Heinrich Greif faschistische Gericht tritt. Mächtige Protestdemonstrationen Otto-Otto Robert Trösch gegen die faschistische Provokation werden auf den Straßen der Dr. Hillstedt Dr. Lothar Wolf Hauptstädte zahlreicher Länder unter der Losung 'Freiheit für Rabenkampf Alexander Timontajew Dimitroff veranstaltet. Einen aktiven Kampf zur Entlarvung von Heyse Nikolaj Akimow der provokatorischen Pläne der faschistischen Clique leisten auch Gauleiter Pawel Paschkow die deutschen Kommunisten. Unter ihnen sehen wir Mutter Lem• Amtsrichter Siewert Emst Busch ke, den Leiter der Kommunisten in der Fabrik, Peters, das tapfe• Dirigent Klebersbusch Alexander Heiroth re Mädchen Anna und endlich auch Fritz Lemke, der mit Hilfe seine Frau Eugenie Mesenzowa der Genossen das wahre Gesicht der faschistischen Mörder er• ihre Tochter Ludmilla Glasowa kannt hat. Peters' Gruppe verteilt Flugblätter, Plakate und Zei• Journalist Rovelli Alexander Granach tungen mit den Reden Dimitroffs. Peters, Anna und Fritz kom• Generaldirektor men ins Konzentrationslager. Jedoch keine Folter und keine Steinschneider Curt Trepte Verhöhnung vermögen den Mut der deutschen Kommunisten KZ-Häftling Emst Mansfeld zu brechen. Zu ihnen gelangt die Nachricht über den Sieg: Dimi• Kalfaktor Helmut Damerius troff wird befreit und befindet sich auf dem Weg in die Sowjet• Gefängnisaufseher Fritz Erpenbeck union. Die Faschisten toben. Durch Deutschland rollt eine neue gefolterter Häftling Erich Mateblowski Welle von Verhaftungen und Mordanschlägen. Auch Mutter Lem• Nachbarin Else Wolf ke ist im Gefängnis. Aber ihr Sohn Fritz und seine Braut, die Heinz Konrad Wolf Kommunistin Anna sind in Freiheit. Im Konzentrationslager KZ-Barackenältester Hermann Dreith organisiert Peters eine Widerstandsgruppe. SS-Mann Fritz Voss Sowjetskije chudoshcstwennyje filmy. Annotirowannyj katalog. Türsteher im Reichs• Tom 2. Moskwa 1961, S. 85 gericht Hans Klering femer: Anna Nehls, Trudc Steier, Rudolf Margies, Kurt Arendt, Ein wiederentdecktes Werk Walter Rauschenbach, Rudolf Nehls, Hedda Zinner Der Film KÄMPFER wurde 1962 von Mitarbeitern des Staadi- Synchronsprecher Erwin Geschonneck, Hedda Zinner, chen Filmarchivs der DDR in Moskau wiederaufgefunden. So• Hanni Rodenberg u.a. wohl die Geschichte der Rettung des Films als auch die der Ent• stehung von KÄMPFER sind lebendige Beispiele echter deutsch• sowjetischer Freundschaft. Sowjetische Genossen ermöglichten deutschen Emigranten, den Film zu drehen; sowjetische Men• in unserer nationalen Filmgeschichte und der Entwicklung schen erhielten und restaurierten dieses Werk. einer sozialistischen Nationalkultur ein. Das Auftreten Dimitroffs im Reichstagsbrandprozeß in Leipzig Wolfgang Klaue, in: Filmblätter des Staatlichen Filmarchivs gab den deutschen Antifaschisten ein heroisches,begeisterndes der DDR, Berlin 1964 Beispiel des erfolgreichen Kampfes gegen den Faschismus. Nach• dem Dimitroff in die Sowjetunion gekommen war und er seine persönlichen Erlebnisse von Deutschland schilderte, entstand Zur Geschichte dieses Films der Plan, darüber einen Film herzustellen. Alfred Kurella war Von Gustav von Wangenheim der Initiator dieses Vorhabens. Der Mangel an authentischem Die Idee, einen Film über das große geschichtliche Ereignis des dokumentarischen Material führte zur Verarbeitung des Stoffes Reichstagsbrandprozesses zu machen, ging von Alfred Kurella in einer Spielfilmhandlung, die von Gustav von Wangenheim ent• aus, der damals Sekretär Dimitroffs war und als erster die vor• wickelt wurde. Joris Ivens schied aus dem Filmvorhaben aus, als handenen Dokumente geordnet und veröffentlicht hatte.1 zu übersehen war, daß kein Dokumentarfilm Zustandekommen Die geschichtlichen Tatsachen waren uns schon damals, wäh• würde. Die Regie wurde Gustav von Wangenheim anvertraut, der rend und nach dem Prozeß, bekannt. Alles andere - insbeson• auch das Drehbuch schrieb: die Geschichte vom jungen Arbeits• dere das Leben der deutschen Arbeiterjugend — kannten wir losen Fritz Lemke, der sich unter dem Einfluß des Dimitroff- aus eigener Anschauung und Erfahrung. Kurellas Idee, einen Prozesses vom Abseitsstehenden zum bewußten Kämpfer für die Film herzustellen, zielte erst auf einen Dokumentarfilm. Der Sache des Proletariats wandelt. bekannte holländische Dokumentarfilmregisseur Joris Ivens KÄMPFER ist eine Kollektivarbeit deutscher, sowjetischer, fran• befand sich damals in der Sowjetunion. Es gab auch noch einen zösischer, englischer, bulgarischer Antifaschisten. Er ist auch die besonderen Anlaß, erst einmal an einen Dokumentarfilm zu Kollektivarbeit der deutschen Emigranten in der Sowjetunion. denken. Es ist ein Film, der mit einem anderen Maß als ein unter gewöhn• Genossen hatten illegal ein paar Meter Film-Dokument aus lichen Bedingungen entstandener Spielfilm gemessen werden muß. Deutschland herausgebracht; das wurde dann in der Sowjet• Die meisten Mitwirkenden hatten noch nie vor einer Filmkamera union Dimitroff übergeben. Da sieht man das Reichsgerichts• gestanden. Nur wenige waren ausgebildete Schauspieler. Die mei• gebäude, den dicht gefüllten Verhandlungsraum mit dem Hin sten waren Mitglieder aus Agitpropgruppen, die in die Sowjet• und Her der Juristen und Nichtjuristen, und schließlich ist das union emigriert waren. Viele waren absolute Laien, die nie eine Hereinkommen der Angeklagten filmisch festgehalten worden: Beziehung zur schöpferischen Arbeit beim Film hatten. Als das Zuerst, von Polizisten geführt, Marinus van der Lübbe, ein jun• Drehbuch fertig war, wandten sich die Schöpfer des Films auf ger Bursche mit aufgedunsenem Gesicht in Gefangenenkleidung. Empfehlung Dimitroffs an Maxim Gorki. Es kam zu einer Unter• Er scheint nicht ganz bei Besinnung zu sein. (Es wurde bald redung bei Gorki mit Alfred Kurella und Gustav von Wangen• aufgedeckt, warum: Die Nazis hatten nämlich, um seiner ganz heim. Und Gorki äußerte sich zu dem Filmvorhaben: ,,Das ist sicher zu sein, ihn mit dem Gift Scopolamin noch unzurechnungs• eine sehr starke, sehr aufregende Sache. Ich kann nur gratulieren! fähiger gemacht, als er — während langer Arbeitslosigkeit ver• Das ist eine große Sache, die eine große Rolle spielen kann. Von lumpt und durch seine anarchistischen und faschistischen Be• allen Manuskripten, die ich gelesen habe, ich lese in letzter Zeit kanntschaften korrumpiert und verwirrt — schon war.) sehr viele, ist dies das erste, das mich wirklich gepackt hat. Das ist nicht wegen der geschichtlichen Fakten — die kenne ich, Dimi• Dimitroff ist in diesem Dokumentarstreifen nur für den kur• troff hat mir selbst einige Male erzählt —, sondern wegen seiner zen Augenblick sichtbar, wie er auf seinen Platz in der Anklage• Gestalten, wegen seiner Künstlerschaft. Eine sehr große Sache. bank zugeht. Ein paar Meter nur, das ist alles. Darauf konnte Sie ist ein Beispiel — ein Vorbild." man in Moskau keinen Dokumentarfilm aufbauen. Ja, vielleicht wäre es möglich gewesen, im Moskauer Filmgelände ein Modell 27 Jahre nach seiner Entstehung, im Frühjahr 1963, erlebte des Reichsgerichts aufzubauen. Das war möglich, aber sehr KÄMPFER seine Premiere in unserer Republik. Man wußte von schwierig, kostspielig und letzten Endes auch recht unergiebig. anderen Filmen, die deutsche Emigranten im Ausland über Das Resultat wäre ein Kurzfilm gewesen, der das eigentliche — Deutschland gedreht hatten: Das siebte Kreuz nach Anna Seghers, das heroische Auftreten Dimitroffs auf dem Prozeß und Dimi• Professor Mamiock nach Friedrich Wolf, Hangmen Also Die von troffs aufrüttelnde Wirkung in Deutschland und in der Welt — Fritz Lang, To Be or Not to Be von Emst Lubitsch. Alle diese nicht gezeigt hätte. Völlig unmöglich aber schien es uns, den Filme entstanden nach KÄMPFER. Keiner erreichte die ideelle Prozeß selbst mit Schauspielern