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01/2015

E--Editoren Software Ticket to write Bitparade

56 Immer mehr Autoren veröffentlichen ihre Werke unabhängig von Verlagen. Auf Self-Publishing-Plattformen kann jeder kostenfrei oder für wenig Geld die eigenen Texte in E-Book-Formate konvertieren und verkaufen.

Vier Programme erstellen und bearbeiten elektronische Bücher auf dem -Desktop. Heike Jurzik www.linux-magazin.de

Plan. Alle Komponenten sind kostenlos und stehen unter der GPLv2. Die Tester schauten sich Version 2.8.6 vom 24. September 2014 an, sie steht dank der »‑l10n«-Pakete in rund 30 Sprachen zur Verfügung. Calligra Author öffnet Open-Document-, MS-Word-, RTF-, Applix-Words- und Wordperfect-Dateien. Importmöglichkeiten für HTML oder Epub fehlen. Seitenumbrüche und Ab‑ satzformatierungen aus einem Libre-Of‑ fice-Writer-Dokument erkannte das Tool zwar beim Einlesen, wusste mit ihnen aber nichts anzufangen. Eine Funktion zum manuellen Unterteilen der Doku‑ mente fehlt ebenfalls. Die KDE-Anwen‑ dung speichert im Open-Document- und Textformat, erzeugt HTML-, Epub- sowie -Dateien. © Andriy Kravchenko, 123RF © Andriy Kravchenko, Eine Quelltextansicht auf die Dokumente fehlt, Benutzer arbeiten grundsätzlich Wer E- unabhängig von Verlagen Quelltextansicht mit Syntax Highlighting im Wysiwyg-Modus. Das Interface ist und Self-Publishing-Plattformen anbieten bietet, Zugriff auf die Metadaten gestat‑ schlank und funktional. Über »Einstel‑ möchte, muss seine Werke zunächst ins tet und Funktionen zum Erzeugen von lungen | Andockbare Dialoge« gelangen richtige Format bringen, damit andere Inhaltsverzeichnissen enthält oder dies Werkzeugsammlungen in den rechten sie auf Readern oder mit entsprechender gar automatisiert. Die fertigen E-Books Fensterbereich. In der Voreinstellung be‑ Software auf PCs, Tablets und Smartpho‑ speicherten die Tester im Epub- und Mo‑ finden sich dort Icons zum Platzieren von nes lesen können. Neben Textverarbei‑ bipocket-Format und luden sie zur Kon‑ Text- und Bilddateien sowie Funktionen tungs-Plugins und Kommandozeilentools trolle auf einen Kindle Paperwhite und zum Formatieren. gibt es auch GUI-Anwendungen für den einen Tolino Shine. Um eine Grafik ins Dokument einzufü‑ Linux-Desktop, die E-Books erzeugen, gen, klicken Anwender rechts im Dialog zum Beispiel Calligra Author [1], Jutoh E Calligra Author »Objekt hinzufügen« auf das Symbol mit [2], [3] und [4]. dem Bild, ziehen dann mit der Maus ei‑ Als Testumgebung diente ein Rechner mit Der erste Testkandidat [1] gehört zur Cal‑ nen Rahmen im Dokument links auf und Ubuntu 14.10 (64 Bit). Texte und Bilder ligra-Suite, die 2010 die Nachfolge von wählen eine Datei im folgenden Dialog für das eigene E-Book stammen aus der Koffice angetreten hat. Das freie Office‑ aus. Calligra Author unterstützt alle gän‑ digitalen Bibliothek von Project Guten‑ paket enthält unter anderem die Text‑ gigen Bildformate. Text fließt grundsätz‑ berg [5]. Die Tester schauten sich an, verarbeitung Words, die Tabellenkalkula‑ lich um die Grafik herum; ein Rechtsklick welche Dateitypen die Programme im- tion Sheets, das Präsentationsprogramm öffnet einen Dialog, um die Objekteigen‑ und exportieren. Außerdem prüften sie, Stage, das Flussdiagramm-Programm schaften an eigene Vorstellungen anzu‑ wie komfortabel das Interface und der Flow, das Vektorgrafik-Programm Kar‑ passen (siehe Abbildung 1). enthaltene Editor sind, welche Bildfor‑ bon, das Mal- und Bildbearbeitungspro‑ Ein echter Metadateneditor ist nicht mate die Software unterstützt, ob sie eine gramm Krita sowie die Projektverwaltung dabei, es ist daher nicht möglich, den 01/2015 Software rund 71 Euro zu Buche, unterstützt ei‑ gene Skripte und HTML-Templates und richtet sich damit eher an Profis, die ihre E-Book-Produktion automatisieren und

individualisieren möchten. Die Webseite Bitparade bietet eine kostenlose Demoversion an, die sich auf 20 Dokumente beschränkt, am Anfang des Kapitels den Text »CREA‑ 57 TED BY JUTOH« druckt und ab und zu zum Registrieren auffordert. Jutoh steht für Windows, OS X, Free BSD

sowie Linux zum Download bereit. Die www.linux-magazin.de Tester installierten Version 2.25 vom 29. Oktober 2014, die neben Englisch, Nie‑ derländisch und Französisch auch ein deutsches Interface bietet. Ein Assistent Abbildung 1: Calligra Author arbeitet genau wie die Textverarbeitung Words rahmenbasiert. Den Textfluss um begleitet den Benutzer beim ersten Start eine eingefügte Grafik bestimmen Nutzer in den Objekteigenschaften. durch die Einrichtung, lädt auf Wunsch externe Helferprogramme herunter und Titel oder die Sprache festzulegen. Den Validierungs- und Codecleaner-Funktio‑ spielt sie ein. Auch beim Anlegen eines Autor können Benutzer über das Menü nen fehlen. Die Tester kontrollierten das neuen Buchprojekts steht ein Assistent »Einstellungen« und ein vorher angeleg‑ mit Calligra Author erzeugte E-Book da‑ hilfreich zur Seite. In mehreren Dialo‑ tes »Autorprofil« hinzufügen. Komplette her im Epub-Validator des International gen tragen Anwender die Metadaten ein, Fehlanzeige herrscht beim Coverbild und Digital Publishing Forum [6], der zwei wählen einen Speicherort und die spä‑ beim Erzeugen eines Inhaltsverzeichnis‑ Warnungen über leere Elemente, aber teren E-Book-Formate aus, gestalten die ses. Auch wenn Überschriften korrekt keine echten Fehler anzeigte. Die mit Titelseite und importieren Texte. formatiert sind, gibt es keine Möglichkeit, dem KDE-Programm gespeicherte Mobi‑ Die Software liest ganze Verzeichnisse aus diesen ein Register zu erstellen. pocket-Datei öffneten sie in [7]. oder einzelne Dateien ein und öffnet Nach dem Speichern der Epub-Datei un‑ Die fehlenden Metadaten verursachten Text-, DOCX-, ODT-, HTML- und Epub- terteilte der E-Book-Reader das Buch aber keine allzu großen Probleme, doch waren Dateien. Der Assistent bietet an, Doku‑ selbstständig und zeigte ein Cover mit Bilder und Überschriften etwas willkür‑ mente selbstständig aufzuteilen. Dazu dem als »Title« formatierten Titel sowie lich formatiert, und in Calligra Author nutzt er entweder bestehende Forma‑ mehrere Kapitel, die die Tester mit »Hea‑ erstellte Kommentare tauchten mitten im tierungen (etwa »Titel«, »Überschrift 1« ding 1« ausgezeichnet hatten. Bei der von E-Book auf (Abbildung 2). und so weiter), bestimmte Zeichenket‑ Calligra Author erzeugten Mobipocket- Ein abschließender Test auf den beiden ten (»Kapitel«, »Chapter« oder Ähnliches) Datei klappte das hingegen nicht. Readern Kindle Paperwhite und Tolino oder Zeilenumbrüche. Eine Vorschau Shine bestätigte den eher bescheidenen zeigt die geplante Struktur an (siehe Ab- Sparflämmchen Eindruck: Vom KDE- Programm erzeugte E- Enttäuschung machte sich bei den Tes‑ Books sind Kraut und tern erneut beim Arbeiten mit der Su‑ Rüben, es gibt noch chen-und-Ersetzen-Funktion breit. Zwar viel für die Entwickler blendet die Suchzeile am unteren Rand zu tun. die Anzahl der gefundenen Treffer ein, die Navigation über »Weiter« und »Zu‑ E Jutoh rück« klappte jedoch nicht immer, Calli‑ gra Author sprang nur nach dem Zufalls­ Der zweite Kandi‑ prinzip zu den Begriffen. dat stammt von der Etwas besser schlug sich die Rechtschreib‑ schottischen Firma prüfung, die Aspell-Wörterbücher nutzt. Anthemion Software Über »Einstellungen | Rechtschreibprü‑ Ltd. Jutoh [2] steht fung | Rechtschreibprüfung einrichten« unter einer proprietä‑ legen Benutzer die Standardsprache fest ren Lizenz und kommt und entscheiden, ob das Programm au‑ in zwei Varianten. Die tomatisch kontrolliert. In diesem Dialog Standardausgabe kos‑ erzeugen sie auch eine Liste mit Wörtern, tet rund 36 Euro. Ju‑ Abbildung 2: Die mit Calligra Author erzeugte Mobipocket-Datei zeigt ein die der Spellchecker ignoriert. toh Plus schlägt mit ziemliches Durcheinander und die Kommentare des Autors an. 01/2015 Software bildung 3). Wer später feststellt, dass Quelltext ins E-Book zu bringen. Um das In den Projekteigenschaften unter »Kon‑ er mit der Aufteilung nicht einverstan‑ CSS anzupassen, öffnen Anwender die figurationen« ist in der Voreinstellung für den ist, stößt das Einlesen über »Datei | Projekteigenschaften, wenden sich der alle Formate die Option »Erzeuge Inhalts‑ Projekt neu importieren« erneut an und Abteilung »Formate« zu und bearbeiten verzeichnis« aktiviert, die eine Extraseite

Bitparade wählt andere Kriterien. eines der mitgelieferten Stylesheets. Nach mit dem Register anlegt. Diese erscheint Nach dem Importieren zeigt Jutoh in der dem Aktivieren der Checkbox »Benutzer‑ im Buch, ist aber im Jutoh-Projekt selbst linken Seitenleiste die geöffneten Pro‑ definiertes CSS verwenden« können sie nicht sichtbar. 58 jekte und ihren Dateien. Ein Klick auf eigenen Code ins Feld eingeben. Die Software unterstützt eine weitere Me‑ einen Abschnitt öffnet ihn auf einem Tab Bereits beim Anlegen eines neuen Buch‑ thode zum Anlegen solcher Verzeichnisse im Editor in der Mitte. Über den linken projekts erfragt Jutoh einige Metadaten. und gibt dem Nutzer die volle Kontrolle Reiter erreichen Anwender den Jutoh- Die verändern oder ergänzen Anwender darüber, was dort auftaucht. Dabei sind

www.linux-magazin.de Desktop, der Shortcuts zu den zuletzt über »Buch | Projekteigenschaften«. Per auch mehrere Ebenen möglich, also Un‑ geöffneten Projekten, zur Anleitung, zu Klick auf die Icons mit den drei Punkten terkapitel und Absätze. Anwender besu‑ externen Wörterbüchern, Tipps und an‑ öffnen sie einen Dialog, der neue Felder chen dazu die Projekteigenschaften und deren Features enthält. und Werte erfasst. Über »Formatieren | den Bereich »Verzeichnisse« oder rufen Am linken Rand steht ebenfalls das Con‑ Einfügen | Bild« wandern Grafiken ins einen weiteren Assistenten über »Buch trol Panel, etwas holprig mit »Bedienfeld« Dokument. | Inhaltsverzeichnis erstellen« auf den übersetzt. Es enthält Schaltflächen, um Jutoh importiert PNG-, JPG-, Gif- und Plan. Dessen Ergebnisse zeigen anschlie‑ E-Books ins ausgewählte Format zu über‑ Tiff-Dateien und wandelt sie ins JPG- ßend auch die Projekteigenschaften an, setzen, sie zu überprüfen (nur Epub) und Format um, wenn Benutzer das E-Book Benutzer können dort Feinabstimmungen sie in einem externen Betrachter anzuzei‑ erstellen. Ein Klick auf ein Bild öffnet ei‑ vornehmen, falls gewünscht. gen. Ganz rechts ordnet Jutoh die Palette nen Dialog zum Feinjustieren (siehe Ab- mit den Formatierungsoptionen an. bildung 4). Ähnlich flexibel zeigt sich die Aufgeräumt Software beim Gestalten des Buchcovers,­ Ansichtssache das Nutzer entweder im Assistenten zu Nach dem Schreiben und Formatieren er‑ Beginn oder über die Projekteigenschaf‑ folgt das Kompilieren. Anwender wählen Jutoh beschränkt sich auf den Wysiwyg- ten erzeugen. dazu links im »Bedienfeld« unter »Erzeu‑ Editor. Ein direkter Zugriff auf HTML- Die Suchfunktion integriert sich nicht ins gen« das gewünschte Format und klicken und CSS-Quelltext ist laut Handbuch Interface, sie öffnet einen eigenen Dialog, auf »Übersetzen«. Wer Bücher im Mo‑ nicht vorgesehen, denn die Anwendung der per Klick auf »Mehr« ausklappt, um bipocket-Format erstellen möchte, sollte konvertiert die Bücher nur in eine Rich‑ zusätzliche Optionen einzustellen. Auch vorher Amazons Kindlegen [8] installiert tung und nicht zurück ins Originalfor‑ Jutoh unterstützt die Suche mit regulären haben. Dieses Tool ist auch erforderlich, mat. Über die Palette am rechten Rand Ausdrücken. Ein interner Spellchecker um Mobipocket-Dateien zu überprüfen. können Benutzer ein » object« mit kontrolliert die Rechtschreibung nach Zum Validieren von Epub-Dateien greift eigenem Code einfügen. Außerdem gibt Anforderung. Eine Option, ihn bereits Jutoh auf Epubcheck [9] zurück und es bei den Formatvorlagen eine HTML- während der Eingabe auf den Plan zu installiert den Helfer gleich mit. Zeichen- und eine ‑Absatzvorlage, um rufen, konnten die Tester ebenso wenig Einen Codecleaner gibt es nicht, Jutoh finden wie die Wort‑ bietet aber im Menü »Buch« eine »Doku‑ listen, die sie selbst mentenbereinigung« an. Per Klick in die erstellt hatten. Checkboxen entfernt die Funktion fehler‑ Jutoh enthält Wörter‑ hafte Zeichen und Umbrüche, ersetzt An‑ bücher für Deutsch, führungszeichen und einiges mehr. Der Englisch und Fran‑ Dialog weist darauf hin, dass Anwender zösisch und impor‑ vor den Aufräumarbeiten am besten ein tiert weitere Listen Backup anlegen. im -Format. Jutoh unterstützt bereits einige Features Es empfiehlt sich, in des neuen Epub-3-Standards. Dazu ge‑ den Einstellungen un‑ hören das neue Inhaltsverzeichnis (»toc. ter »Rechtschreibung« «), Metadaten nach der Epub- das automatische Er‑ 3-Syntax und ein korrekter Vorspann für setzen zu prüfen. In XHTML-Dateien. Anwender beeinflussen der Voreinstellung die Epub-3-Konfiguration in den Projekt‑ wechselt der Editor eigenschaften. Die von den Testern mit einige Sonderzeichen, Jutoh angelegten Epub- und Mobipocket- Gedankenstriche und Bücher machten auf den Readern weitge‑ Abbildung 3: Ein Assistent greift Jutoh-Anwendern beim Anlegen neuer Anführungszeichen au­ hend eine gute Figur. Die als präforma‑ Buchprojekte unter die Arme und teilt Dateien selbstständig auf. tomatisch aus. tierter Text ausgezeichneten Abschnitte 01/2015 Software enthielten allerdings falsche respektive gar keine Zeilenumbrüche.

E Scrivener Bitparade Der dritte Kandidat fällt ein bisschen aus der Reihe: Scrivener [3] von der Firma Literature & Latte ist eine vollwertige 59 Textverarbeitung in Kombination mit ei‑ ner Projektverwaltung, die Autoren beim Planen und Organisieren ihrer Werke

hilft. Sie arbeitet mit virtuellen Kartei‑ www.linux-magazin.de karten, strukturiert große Buchprojekte mit Texten, Orten und Recherche-Materi‑ alien, generiert Namen für Romancharak‑ tere und vergleicht Versionen. Abbildung 4: Ein Klick auf ein Bild öffnet in Jutoh einen Dialog, in dem Nutzer bestimmen, wo dieses im Buch Das kommerzielle Programm steht unter in welcher Größe erscheint, ob es einen Rahmen hat, ob es sich in den Textfluss integriert und vieles mehr. einer proprietären Lizenz und ist für Win‑ dows, OS X und Linux erhältlich. Eine gabe ist allerdings unvollständig und teil‑ Über »Datei | New Project« entsteht zu‑ reguläre Mac-Lizenz kostet rund 47 Euro, weise holprig übersetzt. nächst ein neues Projekt. Scrivener ‑ eine Studentenlizenz 40 Euro. Windows- tet mit Vorlagen für Belletristik, Sachbü‑ Anwender zahlen andere Preise: regulär Entwicklungsstadium cher, Drehbücher und mehr auf. Für ein rund 42 Euro, Kunden aus dem Bildungs‑ E-Book empfiehlt sich »Novel«. Abhängig bereich zirka 37 Euro. Der Hersteller ge‑ Auf der linken Seite verwaltet der Binder vom Template gestaltet das Programm währt Mengenrabatte und Nachlass auf alle Schreibprojekte. In mehreren Ordnern anschließend den Binder respektive die ein Mac-Windows-Bundle (73 statt 89 sortiert die Software den Entwurf, Recher‑ dort gezeigte Struktur auf der linken Euro). Eine 30-Tage-Testversion ist auf che-Material und nicht mehr benötigte Seite. »Datei | Import« fügt lokale Dateien der Homepage verfügbar. Daten (Trash). Nutzer können in jeder in verschiedenen Formaten und Websei‑ Im Scrivener-Forum [10] ist ganz oben Kategorie weitere Ordner und Unterord‑ ten zu einem Projekt hinzu. ein Artikel mit Downloadlinks zur Linux- ner anlegen. Den größten Teil des Fensters Die Linux-Betaversion hakt noch an eini‑ Betaversion angeheftet. Bei Redaktions‑ nimmt der Editorbereich ein. gen Stellen, im Test gelang es auch nicht, schluss war Version 1.7.2.3 vom 22. Juli Neben der Textansicht gibt es bei Scri‑ ein ODT-Dokument oder einen Online- 2014 aktuell und als Debian-Paket sowie vener noch weitere Anzeigemodi für Do‑ Artikel per URL einzulesen. Reiner Text als .gz-Archiv (32 und 64 Bit) ver‑ kumente. Über die drei Symbole in der (den Scrivener beim Importieren ins RTF- fügbar. Die Linux-Variante meldet beim Mitte der Werkzeugleiste stellen Nutzer Format konvertiert) war hingegen kein Start, dass sie als Beta noch bis Januar die Texte fortlaufend, als Karteikarten auf Problem. Über »Dokumente | Teilen | at 2016 gültig ist – Anwender haben also der Pinnwand (Abbildung 5) oder als selection« teilen Nutzer ein langes Doku‑ noch etwa ein Jahr Zeit für ausgiebige Gliederung . Außerdem ist es mög‑ ment in mehrere Abschnitte auf. Tests. Scriveners Interface ist in rund 20 lich, den Editorbereich horizontal oder Bilder wandern über »Bearbeiten | Ein‑ Sprachen verfügbar, die deutsche Aus‑ vertikal zu teilen. fügen | Image From File« ins Dokument. 01/2015 Software machten Angaben sind als Platzhalter in den entsprechenden Feldern vorhanden (siehe Abbildung 6). Ein Protokoll über das Konvertieren oder

Bitparade Fehlermeldungen und Warnungen haben keinen Platz im Interface. Validator und Codecleaner fehlen ebenfalls. Anwender 60 greifen dazu auf externe Werkzeuge zu‑ rück. Die entstandenen Epub- und Mobi‑ pocket-Dateien waren auf beiden E-Book- Readern einwandfrei lesbar. www.linux-magazin.de E Sigil

Der letzte Kandidat ist kostenlos und steht unter der GPLv3. Im Februar die‑ Abbildung 5: Scrivener bietet unterschiedliche Sichtweisen auf Ordner und Dokumente. Die Pinnwand zeigt ses Jahres kündigte der Verantwortliche alle Kapitel als Karteikarten an, ein Rechtsklick auf ein Element offenbart weitere Funktionen. John Schember an, dass er Sigil [4] nicht länger weiterentwickeln wolle [11]. Es ist Scrivener unterstützt zahlreiche Formate, Funktion für Großbuchstaben, Anfüh‑ wohl vor allem dem Engagement des Pro‑ darunter BMP, Gif, Ico, JPG, PNG und rungszeichen und Bindestriche regeln. grammierers Kevin Hendricks zu verdan‑ SVG. Eine Vorschau gibt es nicht für den Im Bereich »Wörterbücher« ist in der ken, dass im September 2014 dennoch die Auswahldialog. Auch die restlichen Be‑ Voreinstellung »German (Germany)« zu neue Version 0.8.0 des freien E-Book-Edi‑ arbeitungsfunktionen für Grafiken sind sehen. Ein Klick auf »Auswählen« ändert tors erschienen ist. Die aktuelle Release spärlich. Ein Rechtsklick auf ein Bild und die Sprache; neue Wörterbücher laden enthält Fehlerkorrekturen und Verbesse‑ »Edit Image« erlaubt lediglich, die Größe Benutzer über den ganz rechten Button rungen sowie ein neues Plugin-System. anzupassen. Ein Coverbild wandert über herunter. Die Liste enthält viele Spra‑ Sigil ist in rund 40 Sprachen übersetzt, den Binder ins Projekt. Anwender wech‑ chen, darunter auch exotische. Ein eng‑ darunter auch Deutsch. seln in die Abteilung »Front Matter«, lisches Wörterbuch konnten die Tester Sigil liest neben reinen Textdateien nur klappen »E‑Book« aus, löschen den Ein‑ allerdings nicht finden. HTML- und Epub-Files ein. Wer Office- trag »Cover«, ziehen aus dem Dateimana‑ Dokumente importieren möchte, konver‑ ger per Drag & Drop ein Bild dorthin und Im Wandel tiert diese zunächst mit einem externen nennen dieses dann »Cover«. Programm ins Epub- oder HTML-Format Genau wie Jutoh ist es bei Scrivener nicht Ein Inhaltsverzeichnis erzeugt Scrivener und entfernt gegebenenfalls überflüssige vorgesehen, den Quellcode oder das CSS- beim Generieren von Epub- und Mo‑ Tags aus dem Quelltext. Textdateien soll‑ Stylesheet zu bearbeiten. Das Programm bipocket-Dateien automatisch. Im Test ten eine Leerzeile zwischen den Absät‑ bietet nur den Wysiwyg-Modus und er‑ klappte das gut und die Reader kamen zen haben, damit Sigil sie beim Einlesen zeugt später eines oder mehrere Ausgabe‑ damit zurecht. Um ein Verzeichnis von korrekt aufteilen kann. Die Funktion »Be‑ formate. Neben E-Books sind hier etliche Hand zu erstellen, markieren Anwender arbeiten | Teilung am Cursor« splittet eine Dokumenttypen im Angebot, darunter zunächst im Binder alle Kapitel, wählen Datei an der Eingabemarke auf. Plaintext, PDF, Postscript, Word, Open dann »Bearbeiten | Kopieren speziell | Der Editor speichert ausschließlich im Document, HTML und Latex. Wer Mobi‑ Copy Documents as ToC«, erzeugen ein Epub-Format; die Entwickler empfehlen, pocket-Dateien erzeugen möchte, muss leeres Dokument und fügen den Inhalt direkt nach dem Laden einer Datei und als externen Helfer Amazons Kindlegen der Zwischenablage ein. auch zwischendurch immer mal wieder [8] installieren. Der Pfad zur ausführ‑ Einige wenige Metadaten gelangen über zu speichern. Abstürze passierten im Test baren Programmdatei ist nicht etwa in »Projekt | Meta‑Data‑Settings« ins Buch. allerdings nicht, Sigil zeigte sich perfor‑ den Programmeinstellungen zu hinter‑ Im folgenden Dialog tragen Nutzer auf mant und stabil. legen, sondern erst beim Kompilieren dem Reiter »Projekt‑Eigenschaften« den Am oberen Rand stehen zwei Symbol­ und nach dem Auswählen des Formats Titel, einen Kurztitel und Angaben zum leisten, die schnellen Zugriff auf die »Kindle(Mobi) Book«. Autor ein – mehr bietet Scrivener an die‑ wichtigsten Werkzeuge bieten. Mittig In den Einstellungen aktivieren Anwen‑ ser Stelle nicht an. Stattdessen fügen An‑ ordnet der Editor geöffnete Dateien auf der unter »Korrekturen«, dass Scrivener wender die Sprache, den Verlagsnamen Reitern an. Über das Menü »Ansicht« oder die Rechtschreibung während der Ein‑ und das Datum hinzu, wenn sie das Buch die Taste [F2] schalten Nutzer zwischen gabe kontrolliert und falsch geschriebene über »Datei | Compile« erstellen. Dazu Quelltext- und Buchansicht (Wysiwyg) Begriffe optional direkt korrigiert. Darun‑ klappen sie den Dialog über den Pfeil am um. Auf der linken Seite blendet Sigil ter befinden sich mehrere Checkboxen, rechten Rand aus und wenden sich der den Buch-Browser ein, Anwender haben über die Benutzer die Autokorrektur- Kategorie »Meta‑Data« zu. Die vorher ge‑ hierüber schnellen Zugriff auf ihren Text, 01/2015 Software die Stylesheets, Schriftarten, Bilder, Au‑ dio- und Videodateien. Ebenfalls links befindet sich ein Menü für die Clips. Dabei handelt es sich um

fertige Textbausteine und Tags, die per Bitparade Mausklick in die Dokumente wandern. Mit dem Clip-Editor aus dem Menü »Werkzeuge« erzeugen Nutzer eigene 61 Einträge. Das Vorschaufenster hilft bei der Orientierung, wenn sie im Quelltext arbeiten. Gute Dienste leistet das Syntax

Highlighting, das HTML- und CSS-Code www.linux-magazin.de einfärbt (Abbildung 7). Sofern Anwender ihre Überschriften korrekt formatiert haben, erstellt »Werk‑ zeuge | Inhaltsverzeichnis« automatisch ein Register, und Sigil zeigt im rechten Abbildung 6: Ausführliche Metadaten tragen Scrivener-Benutzer ein, bevor sie das E-Book kompilieren. Dazu Bereich eine Vorschau an. Obwohl die klappen sie den Dialog über den Pfeil rechts oben aus. Sprache des Testbuchs in den Metadaten auf Englisch gesetzt war, erschien als Be‑ diese zurzeit noch nicht an. Bei den Bild‑ formatiert den Code so, dass er besser schriftung »Inhaltsverzeichnis«. Die für formaten orientiert sich Sigil an Epub 2: lesbar und vor allem valide ist. Dazu englische Werke korrekte Bezeichnung Der Editor liest JPG-, Gif-, PNG- und SVG- gehört auch, dass das Tool geöffnete Tags »Table of Contents« tauchte erst auf, als Dateien ein. Eine Vorschau ist erst dann automatisch schließt. In den Programm‑ die Tester die Sprache für das GUI auf vorhanden, wenn diese einmal ins Pro‑ einstellungen unter »Quelltext säubern« Englisch umstellten. jekt importiert sind – im Datei-Auswahl‑ bestimmen Nutzer, dass HTML Tidy den Optional fügt der Editor ein Inhaltsver‑ dialog selbst stehen keine Thumbnails Code aufräumt. Das Werkzeug konver‑ zeichnis ein, wie es im Epub-3- zur Verfügung. tiert dann einige Tags und Formatanga‑ üblich ist. Der Menü-Eintrag »Werkzeuge Wer Grafiken im E-Book besonders aus‑ ben und verpackt diese sogar in interne | Inhaltsverzeichnis | Erstelle HTML In‑ richten möchte, muss ein eigenes CSS- Stylesheets. Wer diese Automatismen haltsverzeichnis« fertigt aus den Über‑ Stylesheet schreiben und über »Datei | nicht mag, deaktiviert alle Optionen im schriften die Datei »toc.xhtml« an und Hinzufügen« einbinden. Der Versuch, die Konfigurationsdialog. platziert sie am Anfang des Buchs. »«-Tags mit »align«-Attributen zu Sigil überprüft E-Books auf formale Feh‑ versehen, brachte zwar das gewünschte ler hin und arbeitet dafür mit Flight Crew Schreibwerkstatt Ergebnis in der Buchansicht, verursachte [13] zusammen. Über »Werkzeuge | Vali‑ aber einen Fehler im Epub-Validator. diere EPUB mit FlightCrew« stellen Nut‑ Im Menü »Werkzeuge« befindet sich auch Die Suchfunktion arbeitet Case-sensitiv zer sicher, dass ihr Werk den Epub-Stan‑ der Metadateneditor, der einen Dialog und versteht reguläre Ausdrücke. Benut‑ dards entspricht. Warnungen, beispiels‑ präsentiert, um Autor und Titel sowie die zer bestimmen per Auswahlmenü, ob sie weise Hinweise auf ungenutzte externe Sprache des Buches zu hinterlegen. Wäh‑ alle, die aktuelle oder bestimmte Dateien Dateien, erscheinen in Gelb am unteren rend diese drei Angaben obligatorisch für durchforsten möchten. Sigil kontrolliert Fensterrand. Fehler unterlegt Sigil rot. Ein das Epub-Format sind, wandern über die auf Wunsch die Rechtschreibung und Doppelklick auf einen Eintrag öffnet die beiden Schaltflächen »Basis‑Infos hinzu‑ wechselt dazu in die Quellcode-Ansicht. entsprechende Stelle im Quelltexteditor. fügen« und »Rolle hinzufügen« optionale In den Programmeinstellungen wählen Wer die Stylesheets kontrollieren möchte, Metadaten ins Buch hinein. »Werkzeuge Anwender ein Wörterbuch aus dem findet im Menü »Werkzeuge« einen Ein‑ | Buchdeckel hinzufügen« öffnet ein Di‑ Dropdown-Menü und aktivieren optio‑ trag dazu. Sigil schickt die Daten zum alogfenster, das Zugriff auf alle bereits nal, dass der Editor falsch Geschriebenes CSS Validation Service des W3C [14] importierten Bilder sowie Audio- und hervorhebt. Eigene Wörterbücher fügen (siehe Abbildung 8). Videodateien bietet. »Andere Dateien« Benutzer im Hunspell-Format über die Sigil speichert ausschließlich Epub-Da‑ öffnet einen Auswahldialog, um ein al‑ Einstellungen hinzu. Sigil unterstützt teien, der Export ins Mobipocket-Format ternatives Coverbild auszusuchen. Sigil zudem das Anlegen eigener Wortlisten. ist im Programm nicht vorgesehen. Die speichert den Buchdeckel in der Datei Epub-Files folgen dem 2er Standard. »cover.xhtml«. Alles sauber? Der Editor unterstützt allerdings bereits Bilder, Video- und Audiodateien gelan‑ Audio- und Videodateien aus der neuen gen über »Einfügen | Datei« ins Buch. In der Voreinstellung kümmert sich Si‑ Version Epub 3. Das mit Sigil erzeugte Die letzten beiden Dateiformate gehö‑ gil beim Öffnen und beim Speichern um Testbuch machte sowohl auf dem Kindle ren allerdings schon zum neuen Epub- den Quelltext der Bücher und integriert Paperwhite als auch auf dem Tolino Shine 3-Standard, die meisten Reader zeigen dazu die Software HTML Tidy [12]. Diese eine gute Figur. Ein kleines Problem 01/2015 Software Wer Scrivener auf dem Mac oder unter Windows nutzt, sollte der Linux-Betaver‑ sion eine Chance geben und die Entwick‑ ler gegebenenfalls mit Rückmeldungen

Bitparade unterstützen. Anwender, die Wert auf Automatismen und Assistenten legen, greifen am besten zu Jutoh. Alle, die ei‑ 62 nen reinen E-Book-Editor mit schnellem Zugriff auf den Quelltext brauchen, sind mit Sigil bestens bedient. n www.linux-magazin.de Infos [1] Calligra Author: [http://​­calligra.​­org] [2] Jutoh: [http://​­www.​­jutoh.​­com] [3] Scrivener: [http://​­www.​­literatureandlatte.​ Abbildung 7: In der Quelltextansicht färbt Sigil HTML- und CSS-Code ein und hebt die aktuelle Zeile hervor. ­com/​­scrivener.​­php] Wie sich Änderungen auf das Dokument auswirken, zeigt die Vorschau auf der rechten Seite an. [4] Sigil: [https://​­github.​­com/​­user‑none/​­Sigil] [5] : tauchte lediglich bei den Metadaten auf, darin zurechtfinden und nicht umlernen [http://​­www.​­gutenberg.​­org] und der Tolino erkannte die eingestellte möchten. Unter OS X ist das Schreibpro‑ [6] IDPF-Epub-Validator: Sprache nicht, was aber nur Auswirkun‑ gramm mit Projektverwaltung ein echter [http://​­validator.idpf.​­ ​­org] gen auf die Benutzung des Wörterbuchs Klassiker – das Erzeugen von E-Books ist [7] Calibre: [http://​­calibre‑ebook.​­com] im Reader hatte. allerdings nicht die Hauptaufgabe, son‑ [8] Kindlegen: [http://​­www.​­amazon.​­com/​ dern nur ein Zusatzfeature. Das merkt ­kindlepublishing] Ausgelesen man dem Programm an, vieles könnte [9] Epubcheck: etwas intuitiver sein. [https://​­github.​­com/​­IDPF/​­epubcheck] Mit Ausnahme von Calligra Author er‑ Sigil erlaubt als einziger Testkandidat [10] Scrivener-Forum: zeugen alle Kandidaten E-Books, die auf das direkte Arbeiten im Quelltext des E- [https://​­www.​­literatureandlatte.​­com/​ den Readern und in alternativen Betrach‑ Books – kein Anwender wird allerdings ­forum/​­viewforum.php?​­ ​­f=33] terprogrammen eine gute Figur machen. dazu gezwungen, denn der Wysiwyg- [11] News zum Sigil-Ende: Das KDE-Tool steht erst am Anfang seiner Editor und das Umschalten zwischen [http://​­www.​­linux‑community.​­de/​­Internal/​ Entwicklung – und das merkt man an al‑ Buch- und Code-Ansicht funktionieren ­Nachrichten/​­Sigil‑eingestellt] len Ecken und Kanten. Abgesehen davon, gut. Das Interface ist übersichtlich und [12] HTML Tidy: [http://​­tidy.sourceforge.​­ ​­net] dass Calligra Author auf dem Testrechner nicht zu überladen. Dass die Software [13] Flight Crew: in schöner Regelmäßigkeit abstürzte, feh‑ nur Epub- und keine Mobipocket-Dateien [https://​­code.​­google.​­com/​­p/​­flightcrew] len bisher zahlreiche wichtige Features, speichert, ist zu verschmerzen, schließ‑ [14] CSS-Validator vom W3C: die einen guten E-Book-Editor ausma‑ lich gibt es genug Konvertierungstools. [http://​­jigsaw.​­w3.​­org/​­css‑validator] chen, darunter eine Metadaten- und eine Coververwaltung. Jutoh ist eine eierlegende Wollmilch‑ sau und bietet so viele Funktionen und Features, dass Nutzer einige Stunden Einarbeitungszeit für die Software einpla‑ nen sollten. Beim Lernen und Ausprobie‑ ren hilft die sehr gute englischsprachige Dokumentation, die keine Fragen offen lässt. Pluspunkte gibt es ebenfalls für die mitgelieferten Beispiele. Nicht besonders intuitiv fanden die Tester die Anordnung der Menüs und ihrer Einträge – dass die deutschen Übersetzungen nicht durch‑ gängig gelungen sind, hilft auch nicht bei der Orientierung. Scrivener eignet sich vor allem für Auto‑ ren, die das Programm schon unter OS X Abbildung 8: Sigil überprüft den Quellcode des E-Books auf Fehler (links). Zur Kontrolle der CSS-Stylesheets oder unter Windows nutzen, sich gut nutzt das Programm den externen W3C-Service (rechts).