01 März 2020

So einzigartig wie der Mensch Am 12. März feiert die MedUni Wien ihren Gründungstag: Mit Rückblicken, aktuellen Erfolgsmeldungen und einem Ausblick auf die personalisierte Medizin der Zukunft. 06

Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung Genetiker mit Vision: Ein Herz für Kinder: Markus Hengstschläger über die Bei der Behandlung angeborener 25 Jahre vfwf: Zukunft der Präzisionsmedizin Herzfehler führend in Europa Christine Radtke und Klaus 04 22 Markstaller im Gespräch 24 Menschen und Medizin im AKH Wien und an der MedUni Wien 02

EDITORIAL

Tag der Medizinischen Universität Wien

Als medizinische Fakultät der Universität Wien war die MedUni Wien Gründungsmitglied der 1365 gegründeten Alma Mater Rudolphina und schon im Mittelalter eine weithin anerkannte Instanz für Gesundheits­fragen. Als Gründungstag wird der 12. März 1365 geführt. Nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr feiern wir nun zum zweiten Mal den „Tag der Medizinischen ­Universität Wien“.

Gemeinsam wollen wir die außergewöhnlichen Markus Müller, ­Leistungen an unserer Universität, die nur durch Rektor der MedUni Wien das gemeinsame Engagement aller Beteiligten – ­MitarbeiterInnen wie Studierende, AbsolventInnen, IMPRESSUM aber auch Freunde und Unterstützer sowie Partner der MedUni Wien – möglich sind, gebührend feiern Medieninhaber/Herausgeber: und würdigen. Medizinische Universität Wien (juristische Person des öffentlichen Rechts), vertreten durch den Rektor Dazu haben wir zahlreiche festliche Highlights Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, zusammengestellt: Schon am Vortag, dem Spitalgasse 23, 1090 Wien, www.meduniwien.ac.at 11. März, startet das vielfältige Programm mit einer in Kooperation mit dem VFWF – Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus Verein zur Förderung von Wissen- beim „Mahnmal gegen das Vergessen“ vor dem schaft und Forschung in den neuen Universitätskliniken am Allgemei- Rektoratsgebäude. Am 12. März stehen dann nen Krankenhaus der Stadt Wien, wissenschaftliche Beiträge, Podiumsgespräche, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien,­ www.vfwf.at persönliche Ehrungen, ein Konzert der Reihe „Sounds Chefredaktion: Abteilung für and Science“ im Zusammenhang mit der Musik ­Kommunikation und Öffentlich­­ Ludwig van Beethovens und dessen Erkrankungen keits­­arbeit, Mag. Johannes ­Angerer, Kerstin Kohl, MA, sowie abschließend die MedUni Wien-Party in der Mag. Thorsten Medwedeff ­Universitätszahnklinik auf dem Programm. Auflage: 15.000 Stück Corporate Publishing: Egger & Lerch, 1030 Wien, In der Universitätsvorlesung spricht Markus www.egger-lerch.at, ­Hengstschläger über neueste Ansätze, um geneti- Redaktion: Greta Lun, Maya McKechneay, Josef Puschitz, sche Erkrankungen zu verstehen. Er erklärt dabei, ­Renate Süß; Gestaltung und warum die medizinische Genetik eine Basis für Layout: ­Elisabeth Ockermüller; ­Bild­bearbeitung: Matthias die Präzisionsmedizin,­ den wichtigsten Trend der ­Dorninger; Korrektorat: Iris Erber, ­Medizin im 21. Jahrhundert, darstellt und warum die Ewald Schreiber Druck: Bösmüller, 2000 Stockerau ­künstliche Intelligenz bei der personalisierten ­Medizin Coverillustration: eine immer größere Rolle spielt. Ein Interview mit ihm shutterstock/H Art/Egger & Lerch sowie alle anderen wichtigen Fakten und Informatio- Sie können Ihr kostenloses nen zu unserem Festtag finden Sie hier im aktuellen MedUnique-people-Abo MedUnique-people. jederzeit per Mail unter [email protected] abbestellen. 03

TERMINE Inhalt

WANN & WO

8. Mai 2020: Lange Nacht der Forschung an der MedUni Wien Medizin im Mondschein 16 Eine Operation als Live-Übertragung miterleben, WissenschafterInnen beim Mikroskopieren über die 22 Schulter schauen oder mit SpitzenmedizinerInnen diskutieren? Und all das gemütlich nach der Arbeit? Kein Problem: Am Freitag, 8. Mai, von 17 bis 23 Uhr, öffnet die MedUni Wien im Rahmen der „Langen Nacht der Forschung“ wieder ihre Tore für interessierte Laien. Auf der „Medizinischen Forschungsmeile“ können BesucherInnen bei diversen Mitmach-Stationen und Workshops selbst Hand anlegen, sich durch die Labors führen lassen und Vorträge anhören.

Die Medizinische Forschungsmeile ist der Beitrag der 04 AKUT MedUni Wien zur Langen Nacht der Forschung, dem mitt- Genetiker mit Vision: lerweile größten Event für Wissenschaft und Forschung Markus Hengstschläger 20 im deutschsprachigen Raum. Seit 2005 macht diese im Interview Veranstaltung alle zwei Jahre öster reichweit innovative Erkenntnisse und bahnbrechende Technologien für ein 05 KLUGE KÖPFE breites Publikum zugänglich. Sie bietet sich auch für junge Menschen & Karrieren Menschen in der Ausbildung an: Als Schnupperparcours, auf dem sich medizinische Entwicklungen und Technolo- 06 IM FOKUS gien spielerisch ausprobieren lassen. Vielleicht lernt ja der Tag der Medizinischen eine oder die andere beim Flanieren zwischen den Statio- Universität Wien: 24 VFWF nen die eigene zukünftige Arbeitsstätte kennen. So einzigartig wie der Interview zum Mensch 25. Jubiläum/EU-Training Ab Mitte März finden Sie das detaillierte für den Brandfall Programm im Netz: 16 A L U M N I www.meduniwien.ac.at/lnf IM PORTRÄT 28 IM DIALOG Immunologin Martha Schritt für Schritt zum Eibl & (Bio-)Chemiker rauchfreien Campus: Hans Tuppy 3 Fragen an Markus Zeit- linger & Daniela Kitzmantl 19 ALUMNI TERMINE Kommende Highlights 30 CURRICULUM Berufsübergreifende 20 FAKTENSPLITTER Lehrgänge: Raumplanung Teddybär-Krankenhaus & Schlafforschung und Comic-Kunst 31 RESEARCHERS OF 22 DIE MEDUNI WIEN THE MONTH STELLT SICH VOR Jänner, Februar

Fotos: MedUni Wien/Matern (Markus Müller, Daniel Zimpfer/S. 22), Matthias Dorninger (Martha Eibl/S.16), MedUni Wien/Hörmandinger (Teddy-Krankenhaus/S. 20, Lange Nacht der Forschung) Nacht Lange 20, (Teddy-Krankenhaus/S. MedUni Wien/Hörmandinger (Martha Dorninger Matthias Eibl/S.16), 22), Zimpfer/S. Daniel Müller, (Markus MedUni Wien/Matern Fotos: Kinderherzchirurgie und März 2020

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AKUT

„Den individuellen genetischen Hintergrund berücksichtigen“ Der Genetiker Markus Hengstschläger über die Zukunft der Präzisionsmedizin­ und die zunehmende ­Bedeutung von Dateninterpretation und individueller Zur Person Beratung für ­Patientinnen und Patienten. Markus Hengstschläger ist Leiter des Instituts für Medizinische Genetik und des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik an der MedUni Wien. Er ist u. a. Herr Hengstschläger, Sie selbst haben Rahmenbedingungen für Medizin­ und ­stellvertretender Vorsitzender des Genetik studiert zu einer Zeit, als ­Forschung in Österreich? österreichischen Rats für For- schung und Technologieentwick- ­dieses Fach noch nicht solch eine breite Ich glaube, diese beiden Gesetze sind gute lung sowie der öster­reichischen ­Anwendung und Bedeutung auch etwa in Beispiele für klare Regelungen gesetzli- Bioethikkommission und Mitglied der Humanmedizin hatte. Was würden Sie cher Rahmenbedingungen für diese Berei- des Universitätsrats der Johannes Kepler Universität Linz. heutigen Studien­anfängerInnen mit auf che der ­Forschung und Betreuung von den Weg geben? Patientinnen und Patienten. Zum Beispiel Am 12. März, dem Tag der Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man ist die Anwendung der Präimplantations­ ­Medizinischen Universität Wien, sich wirklich für etwas begeistern kann diagnostik monogener seltener Erkrankun- wird er über Genetik in der ­Medizin sprechen. und auch bereit ist, dafür „extra miles“ zu gen, die wir für Patientinnen und Patienten gehen. aus ganz Österreich durchführen, jetzt klar geregelt. Der Rat für Forschung und Technologie­ entwicklung, dem Sie angehören, hat Wie greifen Medizinische Genetik und die erneut darauf hingewiesen, dass Öster­ Präzisionsmedizin­ ineinander? wir heute bereits in der täglichen Praxis reich kein führendes Innovationsland ist. Die Medizinische Genetik bildet eine Basis an unserem Institut eine starke Zunahme Was muss getan werden? für die Präzisionsmedizin. Es geht dabei der Sequenzierung des ­gesamten Genoms Es ist in den letzten Jahren viel Positives­ darum, den individuellen genetischen Hin- von Patientinnen und Patienten­ über für den Wissenschaftsstandort getan tergrund einer Patientin, eines Patienten Next-Generation-Sequencing-Ansätze.­ In worden. Trotzdem ist noch immer Luft gemeinsam mit vielen anderen medizini- ­diesem Zusammenhang wird die Bedeu- nach oben. Österreich gibt in Summe viel schen Befunden bei der Entwicklung­ neuer, tung der Dateninterpretation und der Geld für Forschung aus. Es muss aber noch stärker personalisierter Konzepte in ­Beratung von Patientinnen und Patienten auch sichergestellt werden, dass es rich- Bereichen wie Diagnostik und ­Therapie zu in Zukunft noch stark zunehmen. tig ankommt. Sehr wichtig sind hier zum berücksichtigen. Dabei wird zukünftig auch ­Beispiel die kompetitiv vergebenen Mittel künstliche Intelligenz eine immer größere­ Was sind die aktuellen Forschungs­ für Grundlagenforschung. Rolle spielen. schwerpunkte des von Ihnen geleiteten Instituts für Medizinische Genetik an der Sie waren auch immer wieder beratend Welche großen Veränderungen sehen MedUni Wien? an der Weiterentwicklung österreichi­ Sie in Zukunft für das Fach Medizinische Die verschiedenen Forschungsgruppen scher Gesetze­ beteiligt, wie etwa dem Genetik? unseres Instituts beschäftigen sich mit Fortpflanzungs­medizingesetz oder dem Neben der in Zukunft zunehmenden neuen Ansätzen, um genetisch bedingte Gentechnikgesetz. Wie ­bewerten Sie die Bedeutung künstlicher Intelligenz sehen Erkrankungen besser zu verstehen. 05

KLUGE KÖPFE

Für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen wurden diese MitarbeiterInnen der MedUni Wien ausgezeichnet.

Gabriele Fischer Die Suchtexpertin und Leiterin der Suchtambulanz an der Uni- versitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien wurde erneut in ein wichti- ges Beratungs gremium gewählt: Verena Paulitschke Der aus zwölf EU-Wissenschaf- Herausragende experimentelle terInnen bestehende Beirat der Forschungsprojekte zur Bekämp- Europäischen Beratungsstelle fung von Hautkrebs werden jedes für Drogen und Drogensucht Jahr durch den Fleur-Hiege- Markus Hengstschläger hat neben (EMCDDA) berät die EU in stra- Gedächtnispreis anerkannt. Junge zahlreichen Fachartikeln auch drei Bestseller zum Thema Genetik tegischen Fragen der Sucht- NachwuchswissenschafterInnen, geschrieben. erkrankung. Gabriele Fischer deren Arbeit in einer hochrangi- widmet sich seit 1994 der Sucht- gen Fachzeitschrift veröffentlicht forschung und berät die Weltge- wurden, werden damit ausge- In diesem Zusammenhang betreiben sundheitsbehörde (WHO) ebenso zeichnet. Dieses Jahr erhielt wir unter anderem Stammzellforschung wie das Büro der Vereinten Nati- Verena Paulitschke von der Uni- und verwenden Organoid-Modelle, die onen für Drogen- und Verbre- versitätsklinik für Dermatologie es ermöglichen, im Labor organähnliche chensbekämpfung (UNODC). der MedUni Wien den Preis für Strukturen zu studieren. eine Studie, die Resistenzmecha- nismen beim metastasierenden Als Genetiker und Mitglied der öster­ Melanom untersucht, um mögli- reichischen Bioethikkommission: Welche che Marker zu identifizieren. Die Erwartungen, Hoffnungen oder vielleicht offizielle Preisverleihung erfolgte auch Bedenken haben Sie, wenn Sie ins im Rahmen einer feierlichen kommende Jahrzehnt blicken? Festveranstaltung in Hamburg. Aktuell gilt es jetzt, aus ethischen Gesichtspunkten, die Auswirkungen der digitalen Transformation in der Medizin im Allgemeinen und die Anwendung künst- licher Intelligenz im Speziellen zu disku- tieren. Wir müssen uns mit Fragen der Walter Berger und Petra Heffeter digitalen Ethik bzw. eines digitalen Huma- Die KrebsforscherInnen wurden im zial und deutlich verminderten nismus beschäftigen. Nur so können wir Rahmen des Neujahrsempfangs Nebenwirkungen bei der Krebs- die großen Chancen dieser Transformation der MedUni Wien als „Inventors behandlung. Für die klinische auch zum Wohle der Menschen nutzbar of the Year 2019“ ausgezeichnet: Weiterentwicklung gründeten sie machen. Große Hoffnungen verbinde ich Gemeinsam mit WissenschafterIn- im Frühjahr 2019 das Spin-off- außerdem mit zukünftigen Entwicklungen nen der Universität Wien entwickel- Unternehmen P4 Therapeutics neuer Stammzelltherapien und somati- ten sie eine neue Platinverbindung (P4T), das rasch eine Pharmafirma Fotos: Bundeskanzleramt-Bioethikkommission (Markus Hengstschläger), Rafaela Pröll (Gabriele Fischer), Fischer), (Gabriele Pröll Rafaela Hengstschläger), (Markus Bundeskanzleramt-Bioethikkommission Fotos: privat (Verena Paulitschke), MedUni Wien/Matern (Walter Berger und Petra Heffeter) und Petra Berger (Walter MedUni Wien/Matern Paulitschke), (Verena privat scher Gentherapien. („Albuplatin“) mit großem Poten- als Partner gewinnen konnte.

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IM FOKUS Illustration: shutterstock/H Art/Egger & Lerch einzigartig einzigartig Erfolge undnach zublicken vorn zufeiern Am 12.MärzAm begehtdieMedUni Wien den eine lange Traditioneine lange zuwürdigen, aktuelle 01 I2020 Tag ihrer Gründung: Seit655Jahren wird in Wien Medizin gelehrt. Grund genug, Grund genug, Wienin gelehrt. Medizin Mensch auf diezunehmendpersonalisierte auf wie der Medizin derZukunft.Medizin So entstehen. am MedUniCampusAKH Präzisionsmedizin (ZPM) soll dasneue Zentrum für In denkommenden Jahren MedUni Wiengibt ihr Raum: Die Präzisionsmedizin. Alle reden von der medizinische Innovation der Spitzenklasse. der Innovation medizinische für die Voraussetzung alle Sie schaffen nengasse. Marian- Campus MedUni Projekt das wie ebenso 11), Seite auf dazu (mehr entstehen AKH Campus MedUni des Gelände dem die auf nologietransfer, Tech- sowie Translationale Therapien und Medizin Präzisionsmedizin, für die Zentren gehören Dazu werden. getätigt Wien MedUni der Geschichte der menden Jahren sollen die größten Investitionen in geben, den sie morgen brauchen. In den kom- Raum zu den Lehre und in Forschung wicklungen Ent- um zukünftigen voraus, Wien die MedUni denkt Heute lässt: bauen gut sich das auf ment, ein Funda- jedenfalls sind Erfahrung Jahre 655 rief? Leben ins Wien Teil als Fakultät Universität nische der am12. er als 1365voraussah, März die medizi- Laufbahn glanzvolle diese Österreich von Ob Bereich. biomedizinischen IV. Rudolf Herzog im Europas Spitzenforschungsinstitutionen ten bedeutends- den zu auch sie zählt Laboratorien hochspezialisierten zahlreichen und Zentren 12 Instituten, medizintheoretischen klinischen beiterInnen, 26 Universitäts kliniken und zwei Mitar- Raum: 5.500 Mit deutschsprachigen zinische Ausbildungsstätte im im Ausbildungsstätte zinische ie MedUni Wien ist eine der der eine ist Wien MedUni ie den ist sie die größte medi- die sie größte ist den traditionsreichsten medizi- Mit rund 8.000 Studieren- nischen Ausbildungs- und und Ausbildungs- nischen pas. Und nicht nur das. das. nur nicht Und pas. Euro- Forschungsstätten IM FOKUS 07 08

IM FOKUS

„Studierende gegenüber Esoterik in der Medizin sensibilisieren“

Das bis Oktober 2018 an der MedUni Wien angebotene Wahlfach „Homöopathie“ wurde im Sommersemester 2019 durch das Wahlfach „Komplementärmedizin: Esoterik und Evidenz“ ersetzt. Hier sollen Studierende alternative Heilmethoden wie TCM oder Homöopathie kritisch durchleuchten. Warum das wichtig ist, erklärt der Pharmakologe Harald Sitte.

Akupunktur, Akupressur, Homöopathie, Artikelserie für die Wiener Klinische Wochen- Bachblüten, Kneippmedizin oder Traditionelle schrift: „Wir wollen hier als MedUni Wien auch in Chinesische Medizin (TCM): Alternative Heil- der Öffentlichkeit Position beziehen. Die Ergeb- methoden boomen und „sind eine Realität, die nisse unserer Arbeit werden Open Access, also Medizinerinnen und Mediziner in der freien Wild- für alle zugänglich, publiziert“, so Sitte. bahn einfach betrifft“, sagt Harald Sitte. Schon deshalb müssten sich angehende MedizinerIn- Untersucht wurden von den Wahlfachstudieren- nen mit diesen auseinandersetzen. den folgende Themen: Phytotherapie, Ayurveda, orthomolekulare Medizin, manuelle Therapie, Als im Herbst 2018 das Wahlfach Homöopathie Traditionelle Chinesische Medizin, Homöopa- nach zahlreichen Beschwerden Studieren- thie, begleitende Krebstherapien, aber auch der vom Lehrplan der MedUni Wien gestrichen Impfskepsis sowie Placebo- und Nocebowir- wurde, habe er sich deshalb gemeinsam mit kung (negative Nebenwirkungen, die subjektiv einer Gruppe von Professorinnen und Professo- wahrgenommen werden, obwohl ein Präparat ren für ein neues Wahlfach eingesetzt, das die wirkungslos ist). Eine Umfrage zur Verbreitung Komplementärmedizin kritisch hinterfrage. Im alternativer Heilmethoden in Österreich, die Sommersemester 2019 wurde dieses unter dem ebenfalls im Rahmen des Projekts durchgeführt Harald Sitte, Professor für Pharmakologie, Titel „Komplementärmedizin: Esoterik und Evi- wurde, weise darauf hin, dass „Impfskepsis und Präsident des Alumni denz“ erstmals angeboten. Mit regem Zuspruch: Homöopathieglaube in der Bevölkerung oft mit- Clubs und Initiator des Wahlfachs Rund 80 Studierende nahmen teil, weshalb das einander verbunden und gerade in der bildungs- „Komplementär medizin: neue Fach im Wintersemester gleich wieder auf nahen Schicht weit verbreitet“ seien. Esoterik und Evidenz“. dem Lehrplan stand. „Die Studierenden sind wirklich sehr engagiert. Ich finde es wichtig, sie Wichtiges Statement am Tag der gegenüber Esoterik zu sensibilisieren und zur Medizinischen Universität Wien Frage anzuleiten: Was gibt es an Evidenz und wo Den anhaltenden Zulauf zur Komplementär- ist es nur noch ein Geschäftsmodell?“ medizin sieht er übrigens nicht nur im Wunder-

Impfskepsis und Homöopathieglaube weit verbreitet „Was gibt es an Beim Tag der Medizinischen Universität Wien, am 12. März 2020, präsentieren mehrere Evidenz und wo ist es nur Studierende im Namen ihrer Wahlfachgruppen ihre Ergebnisse. Parallel dazu arbeiteten die ein Geschäftsmodell?“ Gruppen des Sommersemesters 2019 an einer Harald Sitte 09

IM FOKUS

Impfstoffe werden auf ihre Wirksamkeit getestet, für homöopathische Mittel gibt es hingegen keine wissenschaftlichen Belege.

glauben der Bevölkerung begründet, sondern auch im privilegierten Status, den der Markt Herstellern homöopathischer Mittel einräume: „Die Gewinnmarge für Präparate ohne wirksame Inhaltsstoffe ist naturgemäß hoch. Als Hersteller muss ich keine Kosten für Forschung und auf- wendige klinische Studien einplanen und brau- Präzise Diagnostik und Therapie che mich nicht mit einer langwierigen Zulassung Wo es um zukünftige Entwicklungen im medi- auseinanderzusetzen. Ich kann das Produkt zinischen Bereich geht, fällt bald das Wort einfach verkaufen und brauche kaum Angst zu „Präzisionsmedizin“. Es steht für moderne haben, dass es jemandem durch unsachgemäße Diagnosen, die in ihrer Individualität mit einem Anwendung schadet. Bei konventionellen Medi- Fingerabdruck vergleichbar sind, und maß- kamenten liegt die Gewinnmarge viel niedriger. geschneiderte Therapien. Einer, der in die- Das macht die Homöopathie und andere kom- sem Bereich in erster Reihe Zukunft gestaltet, plementärmedizinische Mittel für Unternehmen ist der Genetiker Markus Hengstschläger, der so reizvoll.“ Auch deshalb hält es Sitte „für ein das Institut für Medizinische Genetik und das wichtiges Signal, unser Wahlfach am Tag der Zentrum für Pathobiochemie und Genetik an Medizinischen Universität Wien prominent zu der MedUni Wien leitet. präsentieren“. „Die Medizinische Genetik bildet eine Basis für die Präzisionsmedizin“, erklärt Hengstschläger. „Es geht darum, den individuellen genetischen Hintergrund einer Patientin, eines Patienten TAG DER MEDIZINISCHEN gemeinsam mit vielen anderen medizinischen UNIVERSITÄT WIEN Befunden bei der Entwicklung neuer, noch stärker personalisierter Konzepte in Bereichen Ergebnispräsentation wie Diagnostik und Therapie zu berücksichti- aus dem Wahlfach gen.“ In Zukunft werde hierbei auch künstliche „Komplementärmedizin: Intelligenz eine immer größere Rolle spielen. Esoterik und Evidenz“ Unter dem Titel „Medizinische Genetik – neu- este Ansätze, um genetische Erkrankungen zu 12. März 2020, 11–12:30 Uhr verstehen“ wird er am Tag der Medizinischen Hörsaalzentrum Universität Wien über Stammzellenforschung,

Fotos: MedUni Wien/Matern (Harald Sitte), shutterstock/Arturs Budkevics (Impfung), shutterstock/Vronivis (Globuli) shutterstock/Vronivis (Impfung), Budkevics shutterstock/Arturs Sitte), (Harald MedUni Wien/Matern Fotos: Organoide, diagnostische Genomsequenzierung und Bioethik sprechen. Ein ausführliches Inter- view mit dem Forscher lesen Sie auf Seite 4.

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IM FOKUS

„Wir analysieren, wo es Nachschärfungs bedarf gibt.“ Michael Aigner, Referatsleitung Personalentwicklung

Gesundheit und Fortbildung „Aufbauarbeit für langfristige Karrieren“ 655 Jahre Geschichte bedeuten für die MedUni „Unser Motto ist: Service für unsere Mitar- Wien aber nicht nur im Forschungsbereich beiterInnen“, sagt Eva Kriegler. „Unser wis- einen ständigen Erneuerungsprozess. Auch senschaftliches Personal wird zunehmend als Arbeitgeberin justiert die Medizinische internationaler – das ist von unserer Seite auch Universität Wien immer wieder nach: Im Jahr gewünscht.“ Um SpitzenwissenschafterInnen 2020 beschäftigt sie rund 6.000 Angestellte, den Wechsel nach Wien zu erleichtern, wur- für deren Wohlergehen sie unter anderem mit den Programme wie Dual Career entwickelt: Eva Kriegler ist Leiterin einer betrieblichen Gesundheitsförderung und Sie helfen (akademischen) PartnerInnen neuer der Abteilung Personal – ab 1. Juli 2020 – einem rauchfreien Campus MedUni-Wien-MitarbeiterInnen bei der Suche und Personalentwick- lung der MedUni Wien. sorgt (siehe Seite 28). Eva Kriegler leitet die einer passenden Stelle. Zugleich fördere man Personalabteilung der MedUni Wien, ihr Mit- seit einigen Jahren gezielt Wissenschaftskar- arbeiter Michael Aigner ist für die Agenden der rieren im eigenen Haus. „Aufbauarbeit“ sei Personalentwicklung zuständig. ein wichtiges Stichwort: „Unser internes Kar- rieremodell zielt auf eine langfristige Zusam- „Wir analysieren regelmäßig, wo es Nach- menarbeit mit unseren Mitarbeiterinnen und schärfungsbedarf gibt“, erklärt Aigner. „Bei Mitarbeitern ab“, so Aigner. „In den vergangenen der Weiterbildung liegt unser Fokus derzeit acht bis zehn Jahren konnten wir rund 500 Ange- bei den Führungskräften, denen wir Angebote stellte in dieses Karriereschema überführen und im Bereich des Organisationsmanagements einen Großteil von ihnen an unserer Universität machen“, so Aigner, denn nicht jede fachlich halten“, freut sich Kriegler. exzellente Wissenschaftskraft habe automa- tisch auch Führungskompetenzen. Diese könne man jedoch erlernen. Und auch AssistentIn- nen von Führungskräften würden im kommen- den Jahr verstärkt weitergebildet, etwa mit Zeitmanagement-Seminaren, die es ihnen im „Unser wissenschaftliches Idealfall ermöglichen, ihr Team noch besser von administrativen Aufgaben zu entlasten. Personal wird zunehmend 1.946 MitarbeiterInnen der MedUni Wien mach- ten im vergangenen Jahr 2019 von internen internationaler.“

Weiterbildungsangeboten Gebrauch. Eva Kriegler, Leiterin der Personalabteilung der MedUni Wien Consult (Rendering) Architects/Architektur Delugan Meissl Associated Kriegler), (Eva MedUni Wien/Matern (Neujahrsempfang), MedUni Wien/feelimage Fotos: 11

IM FOKUS

Beim traditionellen Neujahrsempfang Zentrum für Präzisionsmedizin zeichneten Rektor Markus Müller und die Vizerektorin für Forschung und Innovation, Michaela Fritz, MitarbeiterInnen der MedUni Geplante Errichtung: ab 2022 Wien für ihre herausragenden Leistungen aus: darunter die KrebsforscherInnen Kosten: rund 60 Millionen Euro Petra Heffeter und Walter Berger als Inventors of the Year 2019. Geehrt wurden Finanzierung: Drittmittel, private Spenden 2 auch die Internistin Suzanne Rödler Brutto-Geschoßfl äche: 7.800 m und Siegfried Grobmann, Mitarbeiter der Abteilung für Kommunikation und Am MedUni Campus AKH entstehen in den kommenden Öffentlichkeitsarbeit, für ihre besonderen Jahren drei Zentren, in denen die Medizin des Leistungen beim Fundraising für das 21. Jahrhunderts gestaltet wird: Das Zentrum für Zentrum für Präzisionsmedizin. Hans-Peter Präzisionsmedizin (ZPM), das Zentrum für Translationale Hutter, Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, wurde für seine besondere Medizin und Therapien sowie das Zentrum für wissenschaftliche Leistung im Dialog mit der Technologietransfer. Der Fokus des neuen ZPM liegt Öffentlichkeit gewürdigt. insbesondere auf biomedizinischer Forschung, klinischen Studien, Genom-Technologie, Bioinformatik und IT.

Fundraising mit Marcel Hirscher Auch zahlreiche Prominente machen sich stark für Schlagwort „TRIPLE TRACK“: das ZPM. Darunter Ex-Skirennläufer Marcel Hirscher, Forschung, Lehre und Klinik sind die der seinen Olympia-Rennanzug für eine Charity- Kernaufgaben der Universität Versteigerung stiftete. Diese und andere Aktionen finden Sie regelmäßig auf der Facebook-Seite des ZPM: www.facebook.com/zpmwien

PATIENTINNEN- Sie können uns aber auch direkt unterstützen. Bedside Translationale VERSORGUNG Ihre Spende trägt zur Errichtung des neuen Teaching Forschung Forschungszentrums bei: Spendenkonto Erste Bank TRIPLE MedUni Wien ZPM TRACK IBAN AT46 2011 1404 1007 0714 BIC: GIBAATWWXXX LEHRE FORSCHUNG

Modernes Curriculum

Die Präzisionsmedizin soll individuellere Diagnosen und Therapien ermöglichen.

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IM FOKUS

„Wir könnten ihn von seinen Schmerzen befreien“ Petra Munda ist Magen-Darm- und Leberspezialistin. Im Rahmen des Projekts „Sounds and Science“ der MedUni Wien hat sie Beethovens Ein Blick in die Vergangenheit der MedUni Wien chronische Leiden untersucht und sich zeigt, dass die Bedingungen in Forschung und gefragt, ob die moderne Medizin den Lehre nicht immer so gut waren wie heute: Am Tag der Medizinischen Universität Wien wer- Komponisten retten könnte. den im Alumni-Format „Lebenswege“ heuer zwei verdiente ForscherInnen der MedUni Wien, die Immunologin Martha Eibl und der Chemiker Frau Munda, Sie sind Ärztin – woher kommt Hans Tuppy, unter anderem vom intellektuellen Ihre Liebe zur klassischen Musik? „Aderlass“ (Tuppy), den die Universität während Ich bin in einem sehr musikalischen Haushalt der Kriegsjahre erlitten hat, und den schwieri- aufgewachsen und schon früh mit klassischer gen Wiederaufbaujahren berichten. „Die Ent- Musik in Berührung gekommen. Als ich das wicklung, die Österreich seither genommen hat, Projekt „Sounds and Science“ an der MedUni ist sehr gut. Heute ist es möglich, Kolleginnen Wien entdeckt habe, war das für mich ein und Kollegen aus dem Ausland zu berufen. Das Aha- Erlebnis. hat lange gedauert. 1945 liegt genau 75 Jahre zurück“, resümiert Tuppy, der maßgeblich an der Im Rahmen dieses Projekts haben Sie sich mit Internationalisierung Wiener Universitäten betei- Beethovens chronischen Magen­Darm­Proble­ ligt war, im Gespräch mit der MedUnique-people men beschäftigt. Was weiß man darüber? (siehe Seite 18 ). Laut historischen Quellen war Beethoven schon mit Anfang, Mitte zwanzig immer wieder wegen Späte Diagnose für Beethoven Bauchkoliken und Durchfall ans Bett gefesselt. Noch weiter zurück in die Vergangenheit blickt Diese Episoden ziehen sich durch sein ganzes die Gastroenterologin Petra Munda, die im Leben. In solchen Phasen war er funktionsun- Rahmen der Veranstaltungsserie „Sounds and tüchtig. Er könnte einen Reizdarm gehabt haben. Science“ beim Tag der Medizinischen Univer- Doch dafür klingen die Symptome zu heftig. sität Wien Einblicke in die Krankenakte Ludwig van Beethovens gewährt. 2020 jährt sich der Was ist Ihre Vermutung? Geburtstag des Komponisten zum 250. Mal. Von der Krankheit Morbus Crohn wissen wir, Klassikliebhaberin Munda hat sich aus diesem dass sie schubartig verläuft. Es ist natürlich nur Anlass nicht mit dem bekanntermaßen geschä- eine Vermutung, wir wissen nicht einmal, ob es digten Gehör des Komponisten, sondern mit des- diese Krankheit in der westlichen Welt damals sen kaum erforschter Magen-Darm-Erkrankung schon gegeben hat. Aber die Symptome würden befasst, Tagebücher, Briefe und den zeitgenös- passen: Fieber und Schwäche könnten auf eine sischen Autopsiebericht von 1827 gelesen – und Engstelle im Darm hinweisen. zieht eine überraschende Diagnose in Betracht (mehr dazu im Kasten rechts). 13

IM FOKUS

Kupferstich einer his- torischen Operation: Wasser wird aus der 2020 feiert die Welt den Bauchhöhle eines 250. Geburtstag Ludwig Patienten abgelassen. van Beethovens.

Gestorben ist er aber an einem anderen Leiden? eine Computertomographie, um Engstellen Als Todesursache steht die Leberzirrhose fest. und Entzündungen zu suchen, und würde sein Um deren Entstehung ranken sich viele Mythen. Blut analysieren lassen, um zu sehen, ob die Wahr ist: Beethoven war dem Alkohol nicht abge- Entzündungswerte erhöht sind. Dann eine neigt. Aber er war kein Alkoholiker. Stuhlprobe auf Keime und Entzündungen unter- suchen. Die Calprotectin-Konzentration kann

Wie hängen beide Krankheiten zusammen? hier Auskunft geben. Gastroenterologin Das ist auch nur eine Vermutung, aber es gibt Petra Munda liebt eine Lebererkrankung, die mit Morbus Crohn Könnte man Beethoven heute helfen? klassische Musik. einhergeht und zur Leberzirrhose führen kann: Man hat damals schon etwas gemacht, was Die primär sklerosierende Cholangitis. Die histo- heute Routine ist. Viermal hat man zwischen rischen Schilderungen würden hier ebenso gut Dezember 1826 und Februar 1827 seinen TAG DER MEDIZINISCHEN passen wie die zeitgenössische Beschreibung gewölbten Bauch angestochen und ihm – bei ihm UNIVERSITÄT WIEN von Beethovens Leber bei der Autopsie: Klein, daheim im Bett, unter schlechten hygienischen hart, geschrumpft. Bedingungen – Wasser aus der Bauchhöhle abgelassen. Heute wird so ein Eingriff bei „Sounds and Beethoven litt außerdem unter fortschreiten­ Leberzirrhose-Patientinnen und -Patienten Science“, Ludwig dem Gehörverlust, der in Taubheit mündete. ambulant und mit einer sterilen Nadel durch- van Beethoven Gibt es hier einen Zusammenhang? geführt. Mittlerweile hätten wir auch andere 12. März 2020, 19–20:30 Uhr All diese Zustände scheinen sich parallel zu Möglichkeiten, etwa einen TIPS, also eine Musik: Silke Avenhaus, Rémy verschlechtern. Ein Zusammenhang ist unwahr- künstliche Verbindung zwischen Pfortader Ballot und Maximilian Hornung. scheinlich, aber möglich. Gewisse Infektions- und Lebervene, zu legen. Um es jedoch kurz zu Petra Munda, Manfred Hecking und Wolf-Dieter Baumgartner krankheiten wie Bauchtyphus können sich aufs machen: Wir könnten Beethoven heute zumin- analysieren Beethovens Krank- Gehör schlagen. dest von seinen Schmerzen befreien. heiten, die Gespräche führt Clemens Hellsberg. Wie würden Sie Beethoven heute untersuchen? www.soundsandscience.com Van Swieten Saal Van-Swieten-Gasse 1a Ich würde eine Dickdarm- und Magenspiege- 1090 Wien lung anordnen, eine Dünndarmuntersuchung, Fotos: shutterstock/Everett Historical (Beethoven), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Kupferstich), privat (Petra Munda) (Petra privat (Kupferstich), Nürnberg Nationalmuseum Germanisches (Beethoven), Historical shutterstock/Everett Fotos:

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IM FOKUS

Umbau des Josephinums

Das 1785 als militärchirurgische Akademie erbaute Josephinum, das die Sammlungen der MedUni Wien beherbergt, wird von der Bundes- immobiliengesellschaft (BIG) saniert: Im Herbst 2019 starteten die Bauarbeiten am denkmalgeschützten Gebäude in der Währinger Straße. Entstehen soll ein modernes Museum in historischem Ambiente. Dabei wird auch der Originalzustand des ehemaligen Hörsaals wiederhergestellt. „Das Josephinum und die einzigartigen medizinhistorischen Sammlungen der Medizinischen Universität Wien gehören zum weltweiten Kulturerbe. Neben den spektakulären Wachsmodellen der menschlichen Anatomie sowie den historischen Instrumenten, Büchern, Archivalien und anderen Objekten ist es das Gebäude selbst, das in seiner möglichst ursprüngli- chen Form ein Zeugnis der Geschichte ist“, sagt Markus Müller, Rektor der MedUni Wien. Die Fertigstellung ist für Frühsommer 2021 geplant. Fotos: ÖNB Bildarchiv und Grafi ksammlung/Karl Schütz/Signatur: Pb 207586-F.Por. Tafel 15, Josephinum 15, Tafel Pb 207586-F.Por. ksammlung/Karl Schütz/Signatur: und Grafi ÖNB Bildarchiv Fotos:

Das Josephinum eröffnete Die weltberühmten am 7. November 1785 Wachsmodelle wurden in als „Josephinische Florenz gefertigt und 1786 militärisch-chirurgische auf Maultieren über die Akademie“. Alpen nach Wien gebracht.

Diagnose- und Behandlungsmethoden ver- ändern sich mit dem Stand des Wissens und der Technik. Beethovens Arzt belastete den Zustand seines Patienten trotz bester Absich- ten zusätzlich, indem er ihm eine bleihaltige Arznei verabreichte. Vieles, was gestern galt, wird heute hinterfragt. Sich ihrer jahrhunder- telangen Geschichte bewusst, arbeitet die MedUni Wien als eine der größten medizini- schen Universitäten Europas stetig daran, die besten Köpfe zu gewinnen, um die medizinische Forschung voranzutreiben, zukunftsweisen- des Wissen zu lehren und die bestmögliche und fortschrittlichste Behandlung für PatientInnen zu gewährleisten. 15

IM FOKUS ARBEIT, BEFÖRDERUNG, RHEUMA, WELTREISE.

Schwere Krankheiten sind nicht mehr das Ende. zpm. zentrum für Nur mit Ihrer Hilfe kann das Zentrum für präzisions- Präzisionsmedizin in Wien errichtet werden, medizin damit Unheilbares heilbar wird. Infos und Spenden auf zpm.at 01 I 2020 16

ALUMNI IM PORTRÄT

„Wissen, um zu helfen“ Ruhestand ist ein Fremdwort für Martha Eibl. Die tägliche Arbeit mit anderen ForscherInnen, manche davon im Alter ihrer Enkelkinder, empfi ndet die Immunologin als Bereicherung. Auch in die Behandlung von PatientInnen mit seltenen und schweren Erkrankungen bringt sie ihr langjähriges Spezialwissen gerne ein.

Immunologische Erkrankungen waren lange die Das Geheimnis einer glücklichen Ehe großen Unbekannten der Medizin. Kinder star- Auf Long Island heiratete sie Hans Eibl, einen ben, oft ohne dass man die genaue Krankheit in der Plasmaforschung tätigen Chemiker, der diagnostizieren, geschweige denn therapieren später unter anderem Geschäftsführer einer der hätte können. In den vergangenen Jahrzehn- führenden Pharmafirmen Österreichs wurde. Das ten klassifizierte man über 350 verschiedene Geheimnis ihrer glücklichen Ehe: „Man spricht Immunschwächen. Dass man sie heute oft über interessante wissenschaftliche Entwicklun- bereits früh erkennen und individuell behandeln gen, aber die beruflichen Tätigkeiten sind strikt kann, ist der Arbeit einer ExpertInnengruppe der getrennt! Mein Mann hat mich seit unserer Stu- Weltgesundheitsorganisation zu verdanken, der dienzeit immer ermutigt, meine eigenen Ziele zu Martha Eibl 20 Jahre lang angehörte. verfolgen.“ Das Paar bekam vier Kinder. „Familie und Beruf zu vereinen war eine große Herausfor- Ärztin aus Leidenschaft derung und ist es immer noch“, sagt Martha Eibl. 1931 kam Martha Eibl in Ungarn zur Welt und Auch heute sei die Zeit mit den Enkel- und Ur- wuchs auch dort auf. Zuhause ist sie aller- enkelkindern oft knapp. „Aber gerade dann weiß dings in Wien. Trotz ihrer Matura mit Best- man gemeinsame Stunden besonders zu schät- noten wurde sie nämlich in der Übergangsphase zen. Und perfekt zu sein, ist ohnehin eine Illusion, zum kommunistischen Regime der späten auch wenn man sich noch so sehr bemüht.“ 1940er-Jahre nicht für das Medizinstudium, sondern stattdessen für ein Chemiestudium Forschung und Praxis vereinen zugelassen. „Seit meinem 14. Lebensjahr wollte Von 1960 bis 1970 war Martha Eibl an der II. Medi- ich Ärztin werden“, begründet sie, warum sie sich zinischen Universitätsklinik in Wien tätig und nach Österreich aufmachte, sich ein Stipendium schloss dort 1965 ihre Ausbildung zur Fachärztin erkämpfte und Medizin studierte. für Innere Medizin ab. „Ich hatte das Glück, dass mein Professor, Karl Fellinger, ein guter Lehrer Von Wien nach New York war, der Talente erkannte und förderte“, erin- Ihre zweite Heimat ist New York. Dorthin ging die nert sie sich. „Er unterstützte mein Bestreben, hochbegabte junge Frau bereits ein Jahr nach mich der klinischen Immunologie zuzuwenden.“ Abschluss des Medizinstudiums, um eine Spe- Also trat sie als Assistenzärztin in das Institut für zialausbildung zu erhalten. Durch einen glück- Immunologie ein (wo sie später Oberärztin wurde). lichen Zufall kam sie in das Labor des jungen Damals hatte dieses Klinikstatus. Gerne hätte Pathologen Baruj Benacerraf, der später Pro- sie ein Department für dieses Fachgebiet nach fessor an der Harvard University wurde und 1980 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Bei ihm arbeitete sie zwei Jahre lang als Fellow an der New York University of Medicine. Die dort „Ich bin als strenge geknüpften persönlichen, aber vor allem auch medizinischen Kontakte hielt sie über viele Jahre Lehrerin bekannt.“ hinweg aufrecht. Martha Eibl, Immunologin 17

ALUMNI IM PORTRÄT

Auch mit 89 Jahren geht Martha Eibl regelmäßig ihrer Arbeit nach. amerikanischem Vorbild auch in Wien etabliert. Wissenschaft und Humanität oder die Ehren- Doch dieses Vorhaben scheiterte aus struktu- medaille der Masaryk-Universität Brünn. Die rellen Gründen, also suchte Martha Eibl einen Aner kennungen machen Martha Eibl stolz, sie anderen Weg, Forschung und klinische Arbeit sind eine Bestätigung für ihren oft schwierigen mit den PatientInnen zu koppeln. Sie wurde und kompromisslosen Weg „des Wissens, um zu zusätzlich Konsiliarärztin und war in zehn Kin- helfen“, wie sie ihre Motivation beschreibt. derspitälern unterwegs, um gemeinsam mit den jeweiligen Primarärzten Therapien gegen Wie viele Stunden hat ein Tag? Immunerkrankungen zu entwickeln. Ihr Wissen und ihre große Erfahrung gibt sie auch gern weiter. Sie hält nach wie vor Seminare an Wissen, um zu helfen der MedUni Wien. „Ich bin als strenge Lehrerin Bis Mitte der Neunzigerjahre arbeitete sie an bekannt, aber ich glaube, dass ich Leuten, die der Anwendung von Immunglobulinen und ist wirklich etwas lernen wollen, einiges vermitteln nach wie vor Mitglied des einschlägigen euro- kann“, sagt sie. Wer denkt, Martha Eibl schaue TAG DER päischen ExpertInnenkomitees. Bis Ende der mit 89 Jahren auf ihr erfülltes Leben zurück und MEDIZINISCHEN 1990er-Jahre trug sie maßgeblich zur Aids-Impf- genieße den Ruhestand, irrt. Sie steht voll im UNIVERSITÄT WIEN stoffforschung bei, mit dem Ziel, die Ausbrei- Berufsleben, forscht, ist international bestens tung dieser Infektion einzudämmen. Eibls großes vernetzt, arbeitet an Fragestellungen von Pati- Lebenswege: Interesse gilt nach wie vor dem Gebiet der Infek- entInnen mit seltenen Erkrankungen und findet Martha Eibl tionsprävention. Derzeit arbeitet sie an Maßnah- daneben auch noch Zeit für Theater und Musik. men zur Masernvorbeugung bei PatientInnen Und wenn sie sagt: „Mein großer Fehler ist, dass 12. März 2020, 14:30 Uhr mit Immunschwäche. Von Bundespräsident ich viel Schlaf brauche!“, dann fragt man sich, Rektoratssaal, Rudolf Kirchschläger bekam Martha Eibl 1980 wann sie diesem Fehler je nachgibt oder wie Rektoratsgebäude, 1. Stock Spitalgasse 23 den Arbeitstitel Ao. Professor an der medizini- viele Stunden der Tag der Martha Eibl wohl hat. Eine Veranstaltung des Alumni schen Fakultät der Universität Wien verliehen. Jung hält sie „die Freude, am Leben junger Leute Clubs der MedUni Wien. Außerdem erhielt sie über die Jahre viele Aus- teilzuhaben, mit ihnen über neue Methoden Das Gespräch führt Rektor zeichnungen, unter anderem das Österreichi- und Erkenntnisse zu diskutieren. Ich brauche Markus Müller. sche Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst das Gefühl, immer noch von jenen Menschen zu

Fotos: Matthias Dorninger Matthias Fotos: erster Klasse, die Rote Lilie von Florenz für lernen, die Sachen besser können als ich!“

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ALUMNI IM PORTRÄT

„Die Schöpfung weiterentwickeln“ Von der Ära des Wiederaufb aus bis heute prägte Hans Tuppy Forschung und Lehre in Österreich: Als vielseitiger (Bio-)Chemiker, als Dozent und Mentor mehrerer Generationen, als Dekan, Rektor und nicht zuletzt als Wissenschaftsminister, der im Kabinett Vranitzky die Internationalisierung der Universitäten vorantrieb.

Ein unerwarteter Gewaltakt überschattete Hans Tuppy lebt mit seiner Frau, einer Schulzeit und Studium des 1924 gebo- studierten Theologin, renen Wieners Hans Tuppy: „Mein Vater in Wien-Döbling. wurde 1938 verhaftet und ein Jahr spä- ter im Konzentrationslager ermordet. Ich musste in der Zeit des Nationalsozialis- mus lernen, auf meine Worte zu achten, was meinem Naturell nicht entsprochen hat.“ Zugleich habe das erlittene Unrecht Es seien die Studierenden gewesen, kom- der Aufklärung des Insulins arbeitete. 1958 seinen Charakter geformt. Tuppy wurde zu munistische, bürgerliche und sozialde- wurde er, 34 Jahre jung, zum Professor für einem politisch handelnden Menschen, zu mokratische, die damals gemeinsam die Biochemie an der medizinischen Fakul- einem, der sich stark macht für die Gesell- ersten Schritte zur Wiedereröffnung der tät berufen: „Die Möglichkeiten damals schaft. Eine Armverletzung bewahrte den Universität Wien gesetzt hätten. Tuppys waren bescheiden. Ausländische Hilfe war Maturanten vor der Front. Schon 1942 Freund und Mitstreiter, der Judaist Kurt entscheidend. Viele Geräte wurden von konnte er das Chemie- und später auch ein Schubert, traf Vorbereitungen, um den Stiftungen, wie der Rockefeller Founda- Medizinstudium beginnen. Betrieb möglichst bald wieder aufzuneh- tion, bezahlt. Unser Institut zog viele junge men. Das Hakenkreuz habe Schubert Österreicher an, später auch ausländische Frühes Engagement in der eigenhändig aus dem Rektoratsstem- Gäste.“ Hochschulpolitik pel geschnitten, um diesen auf offiziellen Bald schon engagierte sich Tuppy in der Schriftstücken verwenden zu können, erin- Tuppy setzte sich in den Folgejahren in Hochschulpolitik. Die Universität hatte im nert sich Tuppy. Dann habe man gemein- verschiedenen Funktionen für eine Stär- Dritten Reich einen „doppelten Aderlass sam einen Rektor gesucht und gefunden. kung und Internationalisierung der öster- erlitten“: „Im Jahr 1938 hat es die jüdi- reichischen Wissenschaft ein. Von 1970 schen und nicht-nationalsozialistischen Internationalisierung und bis 1972 war er Dekan der medizinischen Professoren und Studenten getroffen, in ausländische Hilfe Fakultät der Universität Wien, von 1974 den Folgejahren die im Krieg Verheizten Auf Empfehlung des emigrierten Chemi- bis 1982 Präsident des Fonds zur Förde- und Gefallenen“, erinnert sich Tuppy. kers ging Tuppy 1949 nach rung der wissenschaftlichen Forschung, 1945 lag das Hauptgebäude teilweise Cambridge, wo er gemeinsam mit dem 1983 Rektor der Universität Wien, ab 1985 in Trümmern. „Ich war damals wesent- späteren Nobelpreisträger Fred Sanger an Präsident der ÖAW. Und als Vranitzky ihn lich beteiligt an der Gründung der Freien Österreichischen Studentenschaft, einer christlich-demokratischen Bewegung, „Der Mensch muss versuchen, die im Gegensatz zu den Korporierten auch die Studentinnen einbezogen hat“, sich geistig zu entwickeln.“ erinnert sich Tuppy. Hans Tuppy, (Bio-)Chemiker und ehemaliger Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Wien 19

ALUMNI TERMINE

Events des 1987 als Wissenschaftsminister in sein Alumni Clubs Kabinett berief, initiierte er unter anderem eine Verfassungsänderung, der zufolge Dienstag, 17. März 2020, 17:30 Uhr an den Universitäten auch in Fremdspra- Lounge Gespräch: Researcher of the Month chen unterrichtet werden durfte. Bis dahin Roman Reindl und Barbara Thaler stellen ihre mussten Vorlesungen auf Deutsch gehal- Forschung vor und stehen für Fragen zur Verfügung. ten werden. „Das ist eine Kleinigkeit – aber Alumni Lounge, Eingangsbereich AKH Wien signifikant“, freut sich Tuppy noch heute. Hans Tuppy 1948, während der Wieder- Montag, 23. März 2020, 17:30 Uhr „Lehrende sollen Fantasie anregen“ aufbau-Phase der Lounge Gespräch: Das Mentoring­Programm Universität Mit Ausnahme seines Intermezzos als der ASciNA – Austrian Scientists and Scholars Minister hat Tuppy übrigens immer – und in North America immer gerne – Vorlesungen in Chemie Erfahrungsbericht von Mentee Thomas Zelniker und und Biochemie gehalten. Auf die Frage, Präsentation des vom Alumni Club unterstützten was in seinen Augen eine gute Dozentin Mentoring-Programms. oder einen guten Dozenten ausmache, Alumni Lounge, Eingangsbereich AKH Wien antwortet er ohne zu zögern: „Dass diese Person nicht nur das Wissen vermehrt, Mittwoch, 29. April 2020, 18:30 Uhr sondern die Fantasie anregt. Dass sie Alumni Treffpunkt: Führung durch die geistig lebendig ist, anregend, stimulie- Arik Brauer Privatsammlung rend, nicht fad.“ Stolz ist Tuppy auf viele In einer exklusiven Führung können Alumni Club Mit- wissenschaftliche Karrieren, die er selbst glieder in das Lebenswerk des Künstlers eintauchen. als Dozent und Mentor begleitete. Namen könne er im In- und Ausland viele nennen: Dienstag, 5. Mai 2020, 17:00 Uhr „Einer meiner bedeutendsten Mitarbeiter Hans Tuppy 1984, als Rektor Alumni Training_Students: Röntgenbilder der Universität Wien war , der in Amerika an den befunden mit Franz Kainberger Influenza- Viren forscht. Oder der (mitt- Holzknecht-Seminarraum, Ebene 8, AKH Wien lerweile verstorbene, Anm.) Biochemiker , der an der Entdeckung Donnerstag, 28. Mai 2020, 18:30 Uhr der mitochondrialen DNA beteiligt war und Alumni Treffpunkt: Wiener Festwochen in der Schweiz wirkte.“ Vergünstigte Karten für Alumni-Club-Mitglieder für Sektempfang und Werkeinführung zur Festwochen- Eine Frage an Hans Tuppy drängt sich premiere von Tiago Rodrigues’ „Catarina e a beleza zuletzt noch auf. Wie hält er es als gläu- de matar fascistas“ im Burgtheater Wien. biger Christ mit der Genetik? Schließlich war er einer der Wegbereiter des IMP, des Infos zu allen Veranstaltungen unter: Forschungsinstituts für Molekulare Patho- www.alumni-club.meduniwien.ac.at logie am Biocenter, an dem heute Anmeldung zu allen Veranstaltungen unter: [email protected] auch Stammzellenforschung betrieben TAG DER wird. Wie weit darf der Mensch in seinem MEDIZINISCHEN Forschungsdrang gehen? UNIVERSITÄT WIEN

Hans Tuppy denkt einen Moment nach: Lebenswege: Eine starke Community „Die Entwicklung der Schöpfung halte ich Hans Tuppy Der Alumni Club ist die Wissens-, Dialog- und für positiv. Nicht ihre Übernahme“, sagt Karriereplattform für alle Studierenden, er dann. Das sei ein wesentlicher Unter- 12. März 2020, 15:15 Uhr AbsolventInnen und MitarbeiterInnen der schied. „Der medizinische Fortschritt ist Rektoratssaal, Medizinischen Universität Wien. Jetzt Mitglied Rektoratsgebäude, 1. Stock zweifellos eine solche Fortentwicklung. werden unter www.alumni-club.meduniwien.ac.at Spitalgasse 23 und viele Vorteile genießen. Hier kann und soll man weiterarbeiten. Der Eine Veranstaltung des Alumni Mensch muss versuchen, sich geistig zu Clubs der MedUni Wien. Das Gespräch führt Rektor entwickeln, und darf sich dabei die Wis- Markus Müller. Jetzt noch besser vernetzt senschaft zu eigen machen … das ist die Die neue Facebook-Gruppe des Alumni Club bietet

Fotos: Maya Mckechneay (Porträtfoto), privat (Porträtfoto), Mckechneay Maya Fotos: Aufgabe, die uns gestellt ist.“ Gelegenheit zum Austausch untereinander, Veranstal- tungstipps und vieles mehr. Treten Sie jetzt bei und bleiben Sie noch besser vernetzt. www.facebook.com/groups/alumniclubmeduniwien 01 I 2020 20

FAKTENSPLITTER

Der belgische Gast­ redner Johan van Eldere sprach über die Erfah- rungen des UZ Leuven mit der „Klinik-Rotation von ÄrztInnen während der Assistenzzeit“.

Keine Angst im Teddy-Krankenhaus Studierende der MedUni Wien machten Kinder spielerisch mit dem Krankenhausalltag vertraut.

Hunderte Kinder besuchten vom 16. bis Das bereits zum 19. Mal veranstaltete Event ist 18. Dezember 2019 mit ihren Teddybären, eine Kooperation zwischen der MedUni Wien, der ­Schmusetieren und Puppen das temporäre Austrian Medical Students’ Association (AMSA), Teddybär-Krankenhaus Wien. Untersucht, der Wiener Ärztekammer, den Johannitern und behandelt und sogar operiert wurden die dem akademischen Fachverein österreichischer kleinen Spielgefährten von 50 ­Teddy-Docs, PharmazeutInnen. ­allesamt Medizinstudierende der MedUni Wien. Auch Ärztekammerpräsident Thomas­ ­Szekeres und Anita Rieder, die für Lehre zuständige Vizerektorin der MedUni Wien, halfen beim Röntgen und anderen ­Untersuchungen. Um den Krankenhausbesuch ­möglichst realitätsnah zu simulieren, wur- den in der Ärzte­kammer in der Wiener Weih- Gemeinsam Röntgen- burggasse eigens eine Aufnahmestation, eine bilder begutachten, Spritzen geben, verbin- ­Notfall­ambulanz, eine Zahnklinik und sogar den und versorgen: Im OP-Säle für ­Puppen und Plüschtiere eingerich- Teddy-Krankenhaus legten Groß und Klein tet. Vom EKG bis zur Computertomo­graphie Hand an. war dort auch moderne Technik im Einsatz, die die Kinder­ als Assistenz­ärztInnen bedienen ­durften.

„Spitalsbesuch nicht mehr fremd und furchteinflößend“ „Das Teddybär-Krankenhaus ist ein großar- tiges und mittlerweile bereits traditionelles Projekt, das wir an der Medizinischen Univer- sität Wien für sehr wichtig halten und gerne ­unterstützen. Wir freuen uns, dass es durch das hohe persönliche Engagement unse- rer Studierenden­ getragen wird“, sagt Anita Rieder. „Die Kinder lernen spielerisch die oft ­komplexen Abläufe in einem Krankenhaus kennen. Sie sollen bei einem echten Besuch im Spital oder beim Arztbesuch nicht mehr alles als fremd und möglicherweise furcht- einflößend empfinden, sondern dann auf die ­positiven Erfahrungen­ im Teddybär-Kranken- haus zurückgreifen können.“ 21

Die beste Ausbildung der Zukunft

Auch die beste Ausbildung braucht hin und wieder Richard Crevenna: ein Update: Dieses soll die gemeinsame „Task Gesund bleiben – Force ÄrztInnenausbildung“ der MedUni Wien und Strategien für des AKH Wien in die Wege leiten: Am 23. Jänner Alltag und Freizeit 2020 veranstaltete sie im Hörsaalzentrum der MANZ MedUni Wien im AKH Wien ein Symposium 162 Seiten EUR 23,90 unter dem Motto „Die besten ÄrztInnen für die ISBN 978-3-214-04367-4 Zukunft“. Im Zuge von Impulsvorträgen wurden mögliche zukünftige Entwicklungen vorgestellt, etwa im Bereich Simulationstraining, um diese abschließend in hochkarätig besetzter Runde zu diskutieren. Mit dabei: Peter Hacker, amts- führender Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, Karen Pierer vom Zentrum für Ärztliche Ausbildung, Tirol Kliniken, Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, und Rektor Markus Müller, MedUni Wien.

Länger leben und gesund bleiben Für ihre Auseinandersetzung mit medizinischen Comics ausgezeichnet: Die StudentInnen der MedUni Wien Elisabeth Jäger, Lena Roth, Matthias Schwarz Jedes zweite heute geborene Kind (v. l. n. r., jeweils mit Buch in der Hand). In der Jury: Andrea Praschinger (Teaching wird das Alter von 100 Jahren errei- Center, Curriculum-Management, links), Künstlerin Renate Bertlmann (Zweite von chen. Wie wir dieses lange Leben rechts) sowie Eva Katharina Masel (Innere Medizin I, Palliative Care, ganz rechts). gesund verbringen können, beschreibt Richard Crevenna, Leiter der Universi- tätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin der MedUni Wien in diesem Band. Unter anderem erklärt er, wie sich Prävention und Lebensstil auf die Gesundheit auswirken, wie man einer Reihe von Zivilisationskrankheiten vorbeugen kann und wie sich Sport und eine positive Grundeinstellung wohltuend auf den gesamten Orga- nismus auswirken. Neben Crevenna selbst kommen in diesem Band auch zahlreiche Top-WissenschafterInnen verschiedener Bereiche zu Wort.

Gewinnspiel: Diagnose mit Sprechblasen Machen Sie mit

Wie wäre es, komplexe Diagnosen so zu ver- und gewinnen packen, dass alle sie verstehen: In klaren Sie eines von drei Bildfolgen, farbig und mit Sprechblasen? Die Exemplaren des Ausstellung „Medical Comics“ präsentierte bis 31. Jänner 2020 an mehreren Mitmach-Stationen vorgestellten im Hörsaalzentrum der MedUni Wien im AKH Schicken Sie Buchs! Wien medizinische Comics, die genau das versu- der Redaktion chen. Bei kostenlosem Eintritt nutzten zahlrei- eine E­Mail! che AusstellungsbesucherInnen das Angebot, die gezeichneten Szenen aktiv mitzugestalten. Dabei Die ersten drei EinsenderInnen konnten sie einen ganz neuen Blick auf den erhalten ein Exemplar von „Gesund bleiben – Strategien Alltag eines Krankenhauses werfen. Mit Veran- für Alltag und Freizeit“ staltungen wie dieser rückt die MedUni Wien die E-Mail: [email protected] „Medical Humanities“ ins Zentrum, also jenen Betreff: „Gewinnspiel“ Forschungszweig, der die Medizin in Bezug zu anderen Wissenschaften setzt. Bilder sagen oft mehr als Worte. Einsendeschluss:

Fotos: MedUni Wien/Hörmandinger (Teddy-Krankenhaus), MedUni Wien/Matern (Johan van Eldere), Florian Simon Linke (medizinische Comics) (medizinische Simon Linke Florian (Johan van Eldere), MedUni Wien/Matern (Teddy-Krankenhaus), MedUni Wien/Hörmandinger Fotos: 20.04.2020

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DIE MEDUNI WIEN STELLT SICH VOR

Kinderherzchirurgie

Ein Herz für Kinder Bei der Behandlung angeborener Herzfehler ist die MedUni Wien unter den führenden Zentren Europas. Die neu geschaffene Professur stärkt diesen wichtigen Fachbereich weiter.

Daniel Zimpfer leitet seit Im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenige Bemerkenswerter Fortschritt 2014 die Chirurgie bei herzchirurgische Zentren, die auf angeborene „In keinem anderen Gebiet der ­Herzmedizin angeborenen Herzfehlern an der Klinischen Abteilung Herzfehler spezialisiert sind. Eines der größten wurde über die letzten Jahrzehnte ein so für Herzchirurgie. Im betreibt die Klinische Abteilung für Herz­chirurgie ­eindrucksvoller Fortschritt erzielt wie in der September 2019 übernahm er die neue Professur für der MedUni Wien. Die ­KinderherzchirurgInnen Versorgung angeborener Herzfehler“, sagt Kinderherzchirurgie. behandeln hier rund 150 unterschiedliche Ina Michel-Behnke, Leiterin der Klinischen Krankheitsbilder und operieren etwa 400 Pati- Abteilung für Pädiatrische Kardiologie. „­Vieles entInnen pro Jahr. „Das Spektrum ist breit: von verdanken wir Kinderherzchirurgen und häufigen Eingriffen bis zu seltenen, äußerst -­chirurginnen, die nicht nur operieren, sondern komplexen Fehlbildungen“, berichtet Daniel auch spezialisierte Einheiten und neue For- Zimpfer, seit September 2019 Professor für schungsschwerpunkte entwickeln. Die Beset- Kinderherzchirurgie.­ zung der Professur für Kinderherzchirurgie an der MedUni Wien ist ein wichtiger Schritt, um Die Kinderherzchirurgie unterscheidet sich eine hochwertige chirurgische Versorgung an­ge- deutlich von der Herzchirurgie an Erwachsenen borener Herzfehler in Wien zu gewährleisten.“ und erfordert einen hohen Spezialisierungs- grad. Alle herzchirurgischen Eingriffe bei ange- Bei der Entwicklung und Therapie mechani- borenen Herzfehlern werden hier behandelt, scher Kreislaufpumpen hat die MedUni Wien vom Neugeborenen- bis ins Erwachsenenalter. ­weltweit eine Vorreiterrolle. Richtungswei- Da die Diagnose heute oft schon vor der Geburt send sieht Zimpfer auch die Fortschritte in der erfolgt, betreffen rund 60 Prozent der Operati- ­bioregenerativen Medizin: „Eine künstliche onen Babys unter einem Jahr. Operiert werden Herzklappe, die mit der Zeit in körpereigenes etwa Einkammerherzen und Fehlbildungen der Gewebe umgewandelt wird, bedeutet, dass ein großen Gefäße. Schon Neugeborene erhalten Kind es sich erspart, alle paar Jahre operiert Kunstherztherapien und Transplantationen. zu werden.“

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DIE MEDUNI WIEN STELLT SICH VOR

Weitere neue ProfessorInnen an der MedUni Wien

Ein umfassendes Netzwerk Die Kinderherzchirurgie ist in das Kinderherz- zentrum Wien der MedUni Wien und des AKH Wien integriert. Wie in der Spitzenmedizin uner- lässlich, wird der Erfolg von der Zusammen- arbeit verschiedener Disziplinen getragen. Ein Team aus Herzchirurgie, pädiatrischer Kardio- logie, Radiologie, Anästhesie, Intensivmedizin Daniel Aletaha Daniela und Gynäkologie versorgt die PatientInnen. Sel- ist seit 1. Juli 2019 Professor Gompelmann tene Fälle diskutieren die MedizinerInnen mit für Rheumatologie und Leiter wechselte mit 15. Februar von anderen nationalen und internationalen Zent- der Klinischen Abteilung für der Universität Heidelberg ren. Forschungskooperationen laufen weltweit, Rheumatologie an der Univer- an die MedUni Wien, um die sitätsklinik für Innere Medizin Professur für Interventionelle unter anderem mit den USA. III der MedUni Wien/AKH Wien. Bronchiologie zu übernehmen.

Kinderherzchirurgische Zentren werden extern auditiert – in kaum einem Fach ist die Ergebnis- qualität so gut dokumentiert. „In den vergange- nen zehn Jahren waren wir europaweit immer im Spitzenfeld“, freut sich Daniel Zimpfer. „Als eines der großen Zentren behandeln wir die schwierigsten Fälle und haben gleichzeitig die niedrigste Sterblichkeit.“

Die Lehre ist ihm ein großes Anliegen, denn durch sie sichere man die Versorgung der Alwin Köhler Bertrand Lell Betroffenen. Manche sehr seltene Herzfehler Der Forschungsgruppenlei- übernahm mit 1. Mai 2019 die ter an den Max Perutz Labs kämen nur ein bis zwei Mal im Jahr vor. „Für sol- Professur für Tropenmedizin an übernahm am 1. Februar die der MedUni Wien. Sein Ein- che Fälle müssen wir uns Ausbildungskonzepte Professur für Molecular Bio- satzort bleibt Gabun, wo er das überlegen, etwa das Training an Modellen“, so logy an der Medizinischen „Centre de Recherches Médica- der Kinderherzchirurg. „In Zukunft produzieren Universität Wien. les de Lambaréné“ leitet. wir hoffentlich Modelle im 3-D-Drucker und las- sen die Chirurginnen und Chirurgen die Eingriffe am Simulationstrainer üben.“

„In der Therapie mit herzunterstützenden

Pumpen spielt unsere Karl Rössler Maxim Zaitsev hat seit 1. Juli 2019 an übernahm Anfang November Universität weltweit der MedUni Wien die 2019 die Professur für Professur für Neuro- Magnetresonanzphysik an der eine Vorreiterrolle.“ chirurgie und die Leitung MedUni Wien. Der MR-Physiker der Universitätsklinik für kommt vom Universitätsklinikum

Fotos: MedUni Wien/Matern (Daniel Zimpfer, Daniel Aletaha, Alwin Köhler, Karl Rössler, Maxim Zaitsev), Universität Tübingen/Eberhard Karls (Bertrand Lell), privat (Daniela Gompelmann) (Daniela privat (Bertrand Lell), Karls Tübingen/Eberhard Universität Zaitsev), Maxim Rössler, Karl Köhler, Alwin Daniel Aletaha, Zimpfer, (Daniel MedUni Wien/Matern Fotos: Daniel Zimpfer, Klinische Abteilung für Herzchirurgie Neurochirurgie der MedUni Freiburg an das Exzellenzzentrum Wien/AKH Wien inne. für Hochfeld MR nach Wien.

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Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung

„Wir treten aus dem Hintergrund heraus“ 2020 feiert der Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (vfwf) sein 25-jähriges Bestehen. Die Vorstände, Präsidentin Christine Radtke und Vizepräsident Klaus Markstaller, sprechen über Erreichtes und Zukunftspläne.

Frau Radtke, Herr Markstaller, der vfwf wurde ­Universität Wien trägt sicher dazu bei, dass 1995 gegründet. Damals standen gemeinnüt­ unsere Arbeit zunehmend beachtet wird: Der zige, ausschließlich wissenschaftliche Zwecke vfwf tritt damit aus dem Hintergrund­ heraus. im Fokus. Wie ist das heute? CHRISTINE RADTKE: Wir fördern Mitglieder und Wie will der vfwf diese neu gewonnene Studierende mittlerweile in vielen unterschied- Sichtbarkeit­ einsetzen? lichen Bereichen. Aktuell haben wir gemeinsam RADTKE: Ein großes Anliegen ist uns, die interdis- mit der MedUni Wien die Universitätsvorle- ziplinäre Kommunikation, Zusammenarbeit und vfwf-Präsidentin sung am Tag der Medizinischen Universität Forschung voranzutreiben. Das haben wir schon Christine Radtke leitet seit 2016 die Klinische Wien gestaltet. Wir vergeben aber auch Preise bisher mit der Unterstützung unterschiedlicher Abteilung für Plastische für Dissertationen und Habilitationen, um aus- Symposien erreicht. Aktuell haben wir mehrere und Rekonstruktive Chirurgie. gezeichnete Forschung hervorzuheben und zu hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen ver- unterstützen. Alleine letztes Jahr ist bei uns eine anstaltet, die gut besucht waren und ein positi- hohe Zahl ausgezeichneter Bewerbungen einge- ves Echo in den Medien gefunden haben. Unsere langt, die es uns wirklich schwer gemacht hat, Notarzttage haben zum Beispiel viele fruchtbare die besten herauszufiltern. Diskussionen angeregt. Solche und ähnliche Sym- KLAUS MARKSTALLER: Mit den Preisverleihun- posien möchten wir auch zukünftig ausrichten. gen wollen wir vor allem junge Forscherinnen MARKSTALLER: Auch unseren Schwerpunkt zur und Forscher motivieren. Wir vergeben aber Sicherheit von Patientinnen und Patienten möch- auch ­Stipendien und unterstützen kleinere ten wir fortführen. Hier ist uns wichtig, das Thema ­Projekte mit einer Startfinanzierung. Die Anzahl fächerübergreifend zu beleuchten. Das Bewusst- vfwf-Vizepräsident Klaus Markstaller ist Leiter der an Bewerberinnen und Bewerbern hat sich seit sein in diese Richtung wächst an der MedUni Wien Universitätsklinik für unserer Gründung nahezu verdoppelt – was und am AKH Wien, wozu sicher auch wir einen Anästhesie, Allgemeine auch ein Zeichen dafür ist, dass die Sichtbar- ­Beitrag leisten konnten. Intensivmedizin und Schmerztherapie. keit des vfwf in den letzten Jahren zugenommen hat. Unser Auftreten am Tag der Medizinischen Wie möchte sich der vfwf in Zukunft ­positionieren? RADTKE: Die Sicherheit der Patientinnen und Pati- enten wird auch zukünftig ein wichtiges Thema sein – besonders in Hinblick auf Digitalisierung Sie möchten etwas beitragen? und künstliche Intelligenz. Auch die Kommunika- Der vfwf freut sich über Ihre Spende. tion zwischen den Berufsgruppen könnte inten- siver gestaltet werden. Außerdem wollen wir den Bank: BANK vfwf modernisieren und sein Aufgabenspektrum Kontowortlaut: noch klarer definieren. „Ver. z. Förd. v. Wissenschaft u. Forschung Univkl. a. AKH“ IBAN: AT75 1200 0004 6603 9203 MARKSTALLER: Wir verfügen über ein weit BIC: BKAUATWW ­ver­zweigtes Netzwerk, mit Verbindungen zu ­Universitäten, Forschungseinrichtungen und zur Ihre Spende ist steuerbegünstigt. Spenden aus dem Betriebsvermögen Industrie. Auch dieses wird in Zukunft an Bedeu- sind bis maximal 10 Prozent des Jahresgewinns als Betriebsausgaben abzugsfähig, private Spenden sind bis maximal 10 Prozent des tung gewinnen,­ wenn es um die Förderung von Jahreseinkommens als Sonderausgaben abzugsfähig. Nachwuchstalenten­ geht. 25

Serie: Die vfwf- PreisträgerInnen Das Risiko einer Frühgeburt senken Etwa sieben Prozent aller Babys kommen in Österreich zu früh auf die Welt – ein seit den Achtzigern relativ konstanter Wert. Welche Rolle dabei Infektionen während der Frühschwangerschaft spielen, hat vfwf-Preisträger Alex Farr in seiner Habilitation analysiert.

Herr Farr, worum geht es in Ihrer Arbeit? Gab es auch überraschende Ergebnisse? Wir haben untersucht, wie sich Infektionen der Ja, etwa zur Rolle des Hefepilzes Candida Vaginalflora im ersten Trimester der Schwan- ­albicans, die in diesem Zusammenhang wenig gerschaft auf das Frühgeburts­risiko auswirken. erforscht war. Schwangere, die während der Dafür wurden Abstrichdaten von über 20.000 ­ersten Wochen immer wieder damit konfron- Schwangeren ausgewertet, die zehn Jahre lang tiert waren, hatten ein höheres Frühgeburts­ erhoben wurden. Wir konnten­ zeigen, dass schon risiko. Wir nehmen an, dass dies auf die ständige ein routinemäßiges Screening in der frühen ­Entzündungsreaktion zurückzu­führen ist. Das Phase ausreicht, um das Risiko einer Frühgeburt war eine neue Erkenntnis, die viel Resonanz klar zu ­reduzieren. ­hervorgerufen hat.

Wie kommt es zu Infektionen und wie relevant sind sie im Vergleich zu anderen Faktoren? „Infektionen bewirken Das Ökosystem in der Scheide der Frau ist sehr divers und enthält eine Vielzahl von Mikroben. rund 40 Prozent der Kippt das Gleichgewicht, können Infektionen entstehen. Sie machen etwa 40 Prozent der Frühgeburten.“ Alex Farr, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Ursachen für eine Frühgeburt aus. Wir konn- ten zeigen, dass manche Frauen von Haus aus ein erhöhtes Risiko für Infektionen haben, zum Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Beispiel Raucherinnen, Frauen, die eine Drogen­ Dass Infektionen und Frühgeburten ersatztherapie machen, oder Diabetikerinnen, ­zu­sammenhängen, war bereits aus einer 2004 da ihr Immunsystem häufig verändert ist. Diese von ­Herbert Kiss publizierten Studie bekannt. Risikogruppen haben wir in mehreren Studien Dafür wurden im niedergelassenen Bereich über genauer untersucht. In unseren Auswertungen 4.000 Schwangere gescreent. 2005 haben wir an sieht man klar, dass sie öfter eine Frühgeburt unserer Klinik dann die Folgestudie gestartet. erleiden. Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte für Alex Farr, Facharzt für ­weitere Forschung? Frauenheilkunde und Aktuell arbeiten wir an mehreren Studien Geburtshilfe an der Universitätsklinik für im Bereich Mikrobiom, die in den nächsten Frauenheilkunde der ­Jahren laufen sollen. Die Millionen Keime, die MedUni Wien, forscht weiter das ­vaginale Ökosystem bilden, lassen sich daran, die Frühgeburten- Prävention zu verbessern. heute ­mittels DNA-Analysen klassifizieren und noch detaillierter erforschen.

Was bedeutet Ihnen dieser Preis? Die Auszeichnung ist natürlich eine große Freude – eine Wertschätzung der Arbeit, in die ich viel ­Ausdauer, Idealismus und Zeit investiert habe.

Fotos: MedUni Wien/Matern (Christine Radtke, Klaus Markstaller, Alex Farr) Alex Markstaller, Klaus Radtke, (Christine MedUni Wien/Matern Fotos: Sie motiviert mich jedenfalls, weiterzuforschen. 26

Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung

Fire Service College – Trainieren für den Großbrand Bereits seit drei Jahren arbeitet die Europäische Kommission gemeinsam mit der European Burns Association (EBA) und ExpertInnen des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens (UCPM) an einem europaweiten Brand-Hilfsprogramm: Nun reiste ein ExpertInnen-Team der MedUni Wien zu einem Pilottraining nach Großbritannien.

Brände mit einer großen Zahl Schwerverletz- an das Gesundheitspersonal und die örtlichen ter stellen Einsatzorganisationen weltweit vor Gesundheitseinrichtungen stellen. Speziali- enorme Herausforderungen. Die Verbrennungs- sierte BATs müssen daher gut aufgestellt sein, versorgung kann von Land zu Land, je nach um die Kapazität und Leistungsfähigkeit der auf finanzieller Situation, ganz unterschiedliche Brandverletzungen spezialisierten Hilfskräfte Kapazität haben – und genau hier soll nachge- vor Ort zu unterstützen. Um die europäischen bessert werden. Die Europäische Kommission hat Länder besser auf den Ernstfall eines Großbran- dazu detaillierte Richtlinien entwickelt: So sollen des vorzubereiten, hat die Kommission einen betroffene Länder im Katastrophenfall rasch die Pilot-Trainingskurs für ausgewählte nationale Hilfe sogenannter Burn Assessment Teams (BATs) BATs organisiert. anfordern können und Unterstützung bei der ­Evakuierung sowie Zugang zu Brandverletzten- Training in Moreton-in-Marsh zentren in anderen Staaten erhalten. Die Einladung zu einem solchen Pilotkurs erging an alle Zivilschutz-Behörden der EU. Sie wurden Jüngste Massenunfälle mit mehrfach verbrann- aufgefordert, ein nationales Team, bestehend ten PatientInnen (Stichwort: Grenfell Tower) aus drei ausgewiesenen ­BrandspezialistInnen haben gezeigt, welche hohen Anforderungen sie und einem/r KoordinatorIn, zu nominieren.­

Trainieren für den Ernstfall: Das österreichische Die Rettungskette prägt sich besser ein, wenn man sie in Team absolvierte eine spezielle Schulung für die Bilder überträgt (v. l. n. r.): Bruno ­Schäfer, Pavol Macho und Versorgung von Brandopfern. Elisabeth Bulant, im Hintergrund Erika Wichro. 27

Großbrände, wie der des Londoner Grenfell Towers 2017, fordern die Einsatzkräfte auf besondere Weise.

Aus dem Schwerbrandverletztenzentrum für Beraterin für Welt gesundheit und Notfälle, Erika Erwachsene der MedUni Wien zusammen mit Wichro. Die weiteren Mitglieder des klinischen dem AKH Wien wurde von Christine Radtke, Teams führten die klinischen Aufgaben durch. Leiterin der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, ein Team zusam- Teambuilding und Notfallsimulation mengestellt und für den Pilotkurs nominiert. Während einer praktischen Notfallsimulation Mit dabei: Pavol Macho, plastischer Chirurg, wurden zuletzt verschiedene Szenarien durch- Bruno Schäfer, Intensivmediziner, und Elisabeth gespielt und Fragen beantwortet: Wie formiere Bulant, Leiterin der Pflege auf der Intensivsta- ich im Ernstfall mein Team? Wie koordiniere ich tion für Brandverletzte. Ergänzt wurde es durch verschiedene Schauplätze? Wie reagiere ich auf Erika Wichro, eine Expertin, nominiert vom Bun- anwesende Medien? Wie kommuniziere ich mit desministerium für Inneres. hochrangigen Behörden? „Das Pilottraining war ein großer Erfolg. Im Blended-Learning-Modell, Erfolgreiche Qualifikation des bestehend aus E-Learning vor dem Kurs, Unter- österreichischen Teams richt, Workshop und praktischer Simulation, Nach der erfolgreichen Qualifizierung im Aus- konnten alle ihre außergewöhnlichen Fähigkei- wahlverfahren reiste das Team vom 20. bis ten unter Beweis stellen“, sagt Christine Radtke. 22. Jänner 2020 zum Trainingskurs am Als vfwf-Präsidentin will sie in Zukunft weitere Fire Service College in Moreton-in-Marsh, internationale Austauschprojekte, wie jenes mit Gloucestershire, Großbritannien, wo es auf vier dem Fire Service College, fördern. weitere Teams aus Frankreich, den Nieder- landen, Island/Norwegen und Spanien traf. Alle TeilnehmerInnen des BAT wurden während der Schulung mit ihren vordefinierten Rollen ver- „In Zukunft wollen wir traut gemacht: Die KoordinatorInnen übten als TeamleiterInnen ausschließlich nicht-klinische weitere internationale Aufgaben aus, wie die sektorübergreifende Kommunikation. Diese Aufgabe übernahm im Austauschprojekte fördern.“

Fotos: Interburns/UK (Training), Getty Images/Hollie Adams (Grenfell Tower) (Grenfell Adams Images/Hollie Getty (Training), Interburns/UK Fotos: österreichischen Team die international tätige Christine Radtke, Präsidentin des vfwf

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IM DIALOG

Ab Juli 2020 soll der Campus der MedUni Wien konsequent rauchfrei sein.

Unter dem Motto „Tschau Tschick“ machen die MedUni Wien und das AKH Wien ab 12. März 2020 mit einer gemeinsamen Kampagne auf das Rauchverbot aufmerksam. Besonderes Highlight sind Fotoboxen: An insgesamt drei Standorten (Eingangshalle AKH Wien, Betriebsrestaurant AKH Wien, Teaching Center MedUni Wien) kann man sein Tschau-Tschick-Foto machen und sich aktiv an der Kampagne beteiligen. Mehr Informationen unter: www.tschau-tschick.at

Schritt für Schritt zum Für MitarbeiterInnen der MedUni Wien und rauchfreien Campus des AKH Wien sowie für Studierende gibt es Im Juli ist es so weit: Wie reagieren unterstützende Angebote: PatientInnen auf das bevorstehende Rauchverbot an der MedUni Wien?

5­Wochen­Beratungsprogramm für RaucherInnen Bei vielen PatientInnen des AKH Stopp – etwa nach einer Erkrankung Individuelle Begleitung in fünf Wien scheint noch vor dem offi- oder Operation. Soll die Entwöhnung aufbauenden Terminen zu je circa 30 Minuten: Das nächste Programm ziellen Rauchverbot ein Umden- langsamer stattfinden, können findet von 24. März bis 21. April immer ken einzusetzen: „Vom Gefühl her verschiedene verhaltenstherapeu- dienstags statt. rauchen heute weniger als zu der tische Maßnahmen die Rückfallrate Ort: Hörsaalzentrum der MedUni Wien im AKH Wien – der Raum und die Zeit, als ich in Ausbildung war“, deutlich senken. genaue Beratungszeit werden nach der stellt etwa Markus Zeitlinger von Anmeldung bekannt gegeben. der Universi tätsklinik für Klinische Die MitarbeiterInnen der MedUni Anmeldung bis 18. März 2020 per Pharmakologie fest. Dennoch seien Wien und des AKH Wien nehmen E-Mail an: [email protected] rund ein Drittel der PatientInnen, die „begleitenden Maßnahmen“ die die Ambulanz der Universitäts- zum rauchfreien Campus übrigens Beratungsstelle zum klinik für Klinische Pharmakologie schon seit einiger Zeit gerne an: „Wir Thema Rauchen aufsuchen, RaucherInnen. Diesen konnten bisher alle Interessierten Jeden Mittwoch von 13 bis 15 Uhr können sich interessierte kann konkret geholfen werden: Die betreuen, niemand musste auf der MitarbeiterInnen und Studierende zum Nikotinersatztherapie ist nur eine Warteliste auf kommende Termine Thema Tabakkonsum informieren und von vielen begleitenden Maßnah- warten“, freut sich Gerda Bernhard ihre Abhängigkeit testen lassen. Eine men, die PatientInnen das Aufhören von der Abteilung für Sozial- und Anmeldung ist nicht nötig. Ort: AKH Wien, Ebene 5, Physikalische erleichtern. Angewendet wird sie vor Präventivmedizin am Zentrum für Medizin (5L) – der Beschilderung folgen. allem bei einem abrupten Rauch- Public Health der MedUni Wien. 29

IM DIALOG

3 FRAGEN AN … 3 FRAGEN AN … Markus Zeitlinger, Daniela Kitzmantl, Universitätsklinik für Referentin Öffentlichkeits arbeit Klinische Pharmakologie der ÖH Med Wien

Ab 1. Juli 2020 gilt das Rauchverbot am Campus. Ab 1. Juli 2020 gilt das Rauchverbot am Campus. Wie beurteilen Sie diesen Schritt? Wie beurteilen Sie diesen Schritt? Der war medizinisch, moralisch und aus Rück- Ich finde, das ist ein wichtiger Schritt in Rich- sicht auf Passivrauchende längst überfällig: Wir tung einer rauchfreien Uni. Je weniger Menschen sind ein öffentliches Gebäude. In vielen öffentli- rauchen, desto besser: für die Menschen, die chen Gebäuden Österreichs ist das Rauchverbot Umwelt und unser Gesundheitssystem. längst Usus. Wir sind als Krankenanstalt das sensibelste öffentliche Gebäude, das man sich Gibt es überhaupt noch viele RaucherInnen vorstellen kann: Hier sollten Patientinnen und Markus Zeitlinger unter den Studierenden? leitet seit 2015 die Patienten einfach nicht rauchen. Universitätsklinik für Das ist schwierig zu beantworten, weil wir hier Klinische Pharma- leider keine Daten haben. Aber von meinem kologie. Wie unterstützt die Universitätsklinik Gefühl her rauchen noch viele. Generell fällt mir für Klinische Pharmakologie das immer wieder auf, dass es gerade im Gesund- RaucherInnen­Entwöhnprogramm? heitssektor noch auffallend viele Rauchende Wir entwickeln ein Standardverfahren, das die gibt, was mich persönlich schockiert. Entwöhnung begleitet. Personen, die aufhören zu rauchen, können in die Ambulanz für Rati- Gibt es aus Ihrer Sicht Maßnahmen, die onale Arzneimitteltherapie und Arzneimittel- zusätzlich dafür sorgen könnten, dass das interaktionen kommen, die wir gemeinsam mit Rauchverbot von den Studierenden gut den klinischen Pharmazeutinnen und Pharma- angenommen wird? zeuten betreiben. Hier kann festgestellt werden, Das ist eine gute Frage, weil ich denke, mit ob bestimmte Medikamente wie Blutdrucksen- Aufklärungsmaßnahmen wird man unter ker oder psychi atrische Medikamente durch Medizinstudierenden nicht viel erreichen. Ich den Rauchentzug und die damit einhergehende sehe kein Potenzial in diese Richtung, weil Veränderung gewisser Leberenzyme stärker gerade wir bestens über mögliche Folgen wirken. Anschließend kann die Dosierung ange- Bescheid wissen und diesen sogar im klinischen passt werden. Außerdem unterstützen wir in Alltag begegnen. Vielleicht könnte man statt- der Entzugsphase mit einer Nikotinersatzthe- dessen Maßnahmen setzen, um den Stress bei rapie. Wenn ein Patient beispielsweise nach Prüfungen und im klinischen Alltag zu redu- einem Herzinfarkt aufhören muss zu rauchen, zieren. Auf jeden Fall sollten die Studierenden kann man durch eine begleitende Nikotinersatz- umfassend über die Maßnahmen des Rauch- Daniela Kitzmantl therapie den harten körperlichen Entzug, der engagiert sich in der verbots und mögliche Konsequenzen bei einem zusätzlich stresst, vermeiden. ÖH Med Wien. Verstoß informiert werden.

Können E­Zigaretten ein sinnvoller Zwischen­ schritt bei der Rauchentwöhnung sein? Nein. Das ist kein sinnvoller Zwischenschritt und wird von Lungenfachärztinnen und -ärzten abge- „E-Zigaretten sind kein lehnt. Über die Wirkung von E-Zigaretten weiß man noch vergleichsweise wenig. Viele der flüs- sinnvoller Zwischenschritt.“ sigen Mischungen sind nicht standardisiert. Das Markus Zeitlinger, Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie Risiko beim Rauchen und Passivrauchen ist um nichts geringer als bei der klassischen Zigarette. Und: Viele steigern ihren Nikotinkonsum durch

Fotos: MedUni Wien/Houdek (Gebäude), MedUni Wien/Matern (Markus Zeitlinger), privat (Daniela Kitzmantl) privat Zeitlinger), (Markus MedUni Wien/Matern MedUni Wien/Houdek (Gebäude), Fotos: den Umstieg sogar noch.

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CURRICULUM

Berufsübergreifende Weiterbildung Interprofessionell zu lehren bedeutet an der MedUni Wien, das Spezialwissen verschiedener Berufsgruppen zum Wohle der PatientInnen zusammenzuführen. Ein berufsübergreifender Universitätslehrgang befasst sich mit der Gestaltung einer effizienten, ansprechenden PatientInnenumgebung, ein weiterer mit dem Problem der Schlaflosigkeit.

Interprofessionell Vom Suchen und planen und gestalten Finden des Schlafs

Der Universitätslehrgang „Healthcare Facilities“, eine Der Zertifikatskurs „Schlafcoaching“ hilft Angehörigen Kooperation der Medizinischen Universität Wien mit der verschiedener Berufsgruppen, Schlafstörungen zu Technischen Universität Wien, richtet sich insbesondere an erkennen und zu beheben. Personen an den Schaltstellen des Gesundheitswesens. Rund ein Drittel unseres Lebens ­soziale ­Kompetenz“, so Brigitte Wer ­Gesundheitseinrichtungen mit Verweis auf die Koopera- verbringen wir mit Schlaf. Und ­Holzinger und Gerhard Klösch, planen und gestalten will, tion der MedUni Wien mit der das ist gut so. Denn nur wer die den Lehrgang leiten. braucht vielfältiges Spezial­ ­Technischen Universität Wien genügend schläft, ist den Auf- Dauer: wissen. Gefragt ist unter bei diesem Lehrgang. gaben des Tages gewachsen. 3 Semester, berufsbegleitend anderem das Know-how von Rund die Hälfte der Österrei- Abschluss: Dauer: ArchitektInnen, IngenieurInnen, cherInnen hat (laut einer Studie Zertifizierter Schlafcoach 4 Semester, berufsbegleitend Infos und Anmeldung: ÄrztInnen, Personen aus dem Abschluss: der MedUni Wien aus dem Jahr www.meduniwien.ac.at/ Master of Science – MSc Pflegebereich oder Gesund- 2018) jedoch Schwierigkeiten zk-schlafcoaching heitsmanagerInnen ebenso wie Infos und Anmeldung: beim Ein- und Durchschlafen. www.meduniwien.ac.at/ die Expertise von PhysikerIn- healthcarefacilities Hier können Schlafcoaches nen und InformatikerInnen. An helfen. Der dreisemestrige diese Berufsgruppen richtet postgraduelle Kurs „Schlaf­ sich der ­Universitätslehrgang coaching“ richtet sich an „Healthcare Facilities“ als ein- ­ÄrztInnen, nicht-medizinisches zigartiges interdisziplinäres Personal sowie PsychologIn- Weiterbildungsangebot. Das nen, PsychotherapeutInnen englischsprachige Master-­ und ­VertreterInnen ande- Programm fokussiert auf Kon- rer helfender Berufe. In den Brigitte Holzinger leitet zeption, Planung, Bau, Betrieb ­verschiedenen Modulen wer- das Wiener Institut für Jörg Hiesmayr ist und Management von Gesund- den Schlafstörungen unter Bewusstseins- und ­Anästhesist und Sohn Traumforschung. heitseinrichtungen im Dienste eines Architekten. anderem aus neurologischer, der PatientInnen. Vermittelt psychologischer und soma- werden diese Inhalte in berufs- tischer Sicht beleuchtet. Die begleitenden Präsenzphasen, ­Teilnehmenden werden auch praxisorientierten Labs und mit Techniken der Hypnose­ Exkursionen. „Die Studierenden therapie vertraut gemacht. profitieren vom Know-how, dem „Der Lehrgang vermittelt zudem Netzwerk und den Erfahrungen die Grundlagen für eine res- in der Weiterbildung der beiden pektvolle Kommunikation­ renommierten Universitäten“, Christian Kühn ist und den ethisch korrekten Gerhard Klösch ist Schlaf- Studiendekan für und Traumforscher an sagen die Lehrgangsleiter Jörg Architektur an der Umgang mit Patientinnen und der Universitätsklinik für Hiesmayr und Christian Kühn TU Wien. Patienten – und: Er schult die Neurologie in Wien. 31

RESEARCHERS OF THE MONTH

Mit dem „Researcher of the Month“ zeichnet die MedUni Wien jeden Monat herausragende NachwuchswissenschafterInnen aus. MedUnique­people stellt in jeder Ausgabe die PreisträgerInnen des Quartals vor.

Roman Reindl-Schwaig- Barbara Thaler arbei- Selma Osmanagic- hofer absolviert das tete während eines Myers kooperierte bei Doktoratsstudium der Forschungs aufenthalts ihrem FWF-geförderten Angewandten Medizini- im Department of Projekt unter anderem schen Wissenschaft im Molecular Medicine mit den Max Perutz „Programme for Organ- am Scripps Research Labs, der BOKU und failure, Replacement and Institute in La Jolla, dem schwedischen Transplantation“. USA, an der Studie. Karolinska Institut.

JÄNNER FEBRUAR MÄRZ

Roman Barbara Selma Reindl­Schwaighofer Thaler Osmanagic­Myers

Universitätsklinik für Innere Medizin III Universitätsklinik für Innere Medizin II Institut für Medizinische Chemie und Pathobiochemie

Dass unser Immunsystem zwischen Plasmin ist ein Enzym, das an vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören „Selbst“ und „Nicht-Selbst“ unter- (patho-)physiologischen Prozessen in unserer alternden Gesellschaft scheidet, ist grundlegend für unser mitwirkt, wo Eiweiße gespalten oder zu den häufigsten Todesursachen. Überleben, bei Transplantationen abgebaut werden. Viele Zelltypen Osmanagic-Myers’ fächerüber- aber eine Hürde. Derzeit wird anhand verfügen über spezifische Rezeptoren, greifende Studie untersucht den von sechs Merkmalen bestimmt, ob an denen das inaktive Plasmino- Zusammenhang zwischen diesen ein Spenderorgan für die jeweilige gen andockt und zu aktivem Plasmin Erkrankungen und den altersbeding- Person geeignet ist. Die vorliegende wird. Barbara Thalers Arbeit konnte ten Veränderungen des Endothels, Arbeit zeigt erstmals, dass auch zeigen, dass entzündliche Subsets einer Zellschicht, die die Blutgefäße Unterschiede im gesamten Erbgut, der Zellen über deutlich mehr vom auskleidet. Dabei konnten erstmals die zu Veränderungen an verschie- Plasminogen rezeptor Plg-RKT verfü- ein wichtiger molekularer Mechanis- densten Oberflächenstrukturen von gen als nicht-entzündliche. Sie belegt, mus der Blutgefäßalterung entschlüs- Zellen führen, ähnlich bedeutend dass Immunzellen, konkret entzündli- selt und neue Therapiemöglichkeiten sind. Etwa 20 Millionen genetische che Monozyten und Makrophagen, bei aufgezeigt werden. Methodisch stützt Varianten wurden untersucht und ihrer Wanderung auf diesen Rezeptor sich die Studie auf einen Versuch mit im Schnitt circa 2.000 Unterschiede angewiesen sind. Diese Erkenntnisse Mäusen, deren Blutgefäße durch die zwischen jedem Spender- und Emp- sind für die weitere Forschung zu Alterungskrankheit Hutchinson- Gilford fängerpaar gefunden. Die Daten Entzündungserkrankungen relevant. Progeria Syndrom (HGPS) die typi- können eine bessere Risikoabschät- schen altersbedingten Verhärtungen zung nach einer Transplantation aufwiesen. Durch eine Unter drückung ermöglichen. des genregulatorischen Proteins MRTFA konnte hier eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Publikation: Reindl-Schwaighofer R, et al. Contribution of non-HLA Publikation: Publikation: incompatibility between donor and recipient to kidney allograft Thaler B, Baik N, Hohensinner PJ, et al. Differential expression Osmanagic-Myers S, et al. Endothelial progerin expression causes survival: genome-wide analysis in a prospective cohort. Lancet, of Plg-R(KT) and its effects on migration of proinfl ammatory cardiovascular pathology through an impaired mechanoresponse 2019 (IF=59.102). monocyte and macrophage subsets. Blood. 2019;134(6):561-567. 2019 J Clin Invest 129, 531-545.

Fotos: MedUni Wien/Matern (Jörg Hiesmayr, Gerhard Klösch), Cochic Photography (Brigitte Holzinger), architektur.aktuellMedUni Wien (Romanhofer), Reindl-Schwaig (Christian Heiner Thaler Kühn), (Barbara Thaler), Gert Zimmermann (Selma Osmanagic-Myers) Weitere Infos zu den Researchers of the Month unter www.meduniwien.ac.at/rom

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